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Mechanisierte Holzernte in Steil- und Gebirgslagen - WSL

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FORSTTECHNIKKurse <strong>und</strong> Vorführungen <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald/BE<strong>Mechanisierte</strong> <strong>Holzernte</strong><strong>in</strong> <strong>Steil</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gebirgslagen</strong>Vom 20. bis 24. Oktober 2003führte das Amt für Wald desKantons Bern Kurse zum Thema«Mechanisierung <strong>in</strong> <strong>Steil</strong>- <strong>und</strong><strong>Gebirgslagen</strong>» durch. Das BildungszentrumWald <strong>in</strong> Lyss <strong>und</strong>die Eidg. Forschungsanstalt <strong>WSL</strong><strong>in</strong> Birmensdorf unterstütztendieses Vorhaben. In engerZusammenarbeit mit sechs spezialisiertenForstunternehmernentstand e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Kursprogramm.An fünf Kurstagen konnten zirka550 Teilnehmer <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald begrüsstwerden. Die ersten drei Kurstage warenfür den Forstdienst des Kantons Bernreserviert. Sämtliche Förster <strong>und</strong> Forst-Von Roman Weber, Fritz Frutig<strong>und</strong> Michael Gloor*<strong>in</strong>genieure des Kantons wurden für e<strong>in</strong>enKurstag aufgeboten. Aus den KantonenObwalden <strong>und</strong> Nidwalden nahmen ebenfallsalle Förster teil. R<strong>und</strong> 120 Forstwartlehrl<strong>in</strong>gebesichtigten zusammen mitihren Lehrern die Arbeitsverfahren.Für die beiden öffentlichen Tagemeldeten sich <strong>in</strong>sgesamt 330 <strong>in</strong>teressiertePersonen an, vorwiegend Waldbesitzer,Mitglieder von Forstkommissionen, Geme<strong>in</strong>deräte,Forstbetriebe <strong>und</strong> Forstunternehmer.Fritz Frutig von der AbteilungWaldnutzung der <strong>WSL</strong> gab an denersten drei Kurstagen zu Beg<strong>in</strong>n jeweilse<strong>in</strong>en Überblick über die E<strong>in</strong>satzschwerpunkteder heutigen hochmechanisierten<strong>Holzernte</strong>verfahren fürsteiles Gelände <strong>und</strong> zeigte auf, warumder Verfahrenswahl heute e<strong>in</strong>e grosseBedeutung zukommt, welche Faktorene<strong>in</strong> Bestverfahren bestimmen <strong>und</strong>wie man bei der Verfahrenswahl konkretvorgehen kann.Holzschlag Nr. 1, Bergschaft Holzmatten. Mobilseilkran <strong>und</strong> Baggerprozessor: Riebli Forst AG,6072 Sachseln. Lkw-Strasse bergseitig, Hangneigung zirka 65%, Br<strong>in</strong>gungsdistanzzirka 300 m, zwei Seill<strong>in</strong>ien, Br<strong>in</strong>gungsrichtung bergauf, mittleres-starkes Baumholz,Fichte 100%, Holzmenge zirka 1200 m 3 .Holzschlag E<strong>in</strong>gesetzte Masch<strong>in</strong>en Systemkosten Produktivität(CHF/Std.)(m 3 /Tag)1 Mobilseilkran mit Baggerprozessor, 490.– 80–100Traktor mit Kran <strong>und</strong> Rückeanhänger2 Kombiseilgerät (Lkw, Seilkran, Kran- 500.– 70–140prozessor), Lkw mit Kran3 Radharvester 280–350.– 80–300Forwarder 160–180.– 80–1004 Schreitharvester Menzi Muck 300–340.– 100–150Mobilseilkran (<strong>in</strong>kl. Montage <strong>und</strong> Lagern) 280–350.– 60–901 <strong>und</strong> 2 Lkw mit Astbündler 320.– 20–30 Stck./StdTabelle 1: E<strong>in</strong>ige Kennzahlen zur e<strong>in</strong>gesetzten <strong>Holzernte</strong>technik.* Roman Weber: Mitarbeiter Zentrale Dienste Amtfür Wald des Kantons Bern, Fritz Frutig: MitarbeiterAbteilung Waldnutzung <strong>WSL</strong> <strong>in</strong> Birmensdorf,Michael Gloor: Revierförster Gr<strong>in</strong>delwaldtal Waldabteilung1 Oberland Ost.Der zuständige Revierförster MichaelGloor konnte dank <strong>in</strong>tensiven Vorarbeitenverschiedene Privatwaldbesitzer(Bergschaften Holzmatten, Bach, Wärgistal<strong>und</strong> Itramen) überzeugen, dass auchheute unter erschwerten Rahmenbed<strong>in</strong>gungene<strong>in</strong>e kostendeckende Holznutzungim Gebirgswald möglich ist.WALD UND HOLZ 2/04 33


FORSTTECHNIKBodentragfähigkeit, Bodenrauhigkeit <strong>und</strong>Hangneigung.Falls die Bodentragfähigkeit schlecht istoder die Hangneigung mehr als zirka 60%beträgt, bef<strong>in</strong>den wir uns im nicht befahrbarensteilen Gelände (Abbildung 4).Hier kommen nur noch seilkrangestützteArbeitsverfahren oder der Helikopter zumE<strong>in</strong>satz. Auf der l<strong>in</strong>ken Seite des Rastersist der Holzanfall <strong>in</strong> m 3 pro Laufmeter Seill<strong>in</strong>ieangegeben, oben die Hanglänge(E<strong>in</strong>satzdistanz) <strong>und</strong> die Transportrichtung.In den e<strong>in</strong>gezeichneten «Schwerpunktfeldern»ist zusätzlich vermerkt, ob essich um e<strong>in</strong> Vollbaum- oder e<strong>in</strong> Sortimentsverfahrenhandelt.Schaffung bessererRahmenbed<strong>in</strong>gungen fürdie HolzproduktionDas heutige Umfeld für die Holznutzungim Gebirgswald ist aufgr<strong>und</strong> steigenderLohnkosten, tiefer Holzpreise <strong>und</strong> e<strong>in</strong>emmit billigem Käferholz übersättigten Holzmarktungünstig. Für die nähere Zukunftzeichnet sich ke<strong>in</strong>e deutlicheVerbesserung dieser Rahmenbed<strong>in</strong>gungenab. Mit den herkömmlichen <strong>Holzernte</strong>verfahrenkönnen Holzschläge vielerortsnicht mehr kostendeckend ausgeführtwerden. Somit bleibt das Holz stehen, dieSchutzwälder überaltern (oder s<strong>in</strong>d schonlängst überaltert) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e nachhaltigeVerjüngung fehlt. Wichtige Schutzwäldernehmen <strong>in</strong> ihrer Leistungsfähigkeit ab;ihre Funktionstauglichkeit ist mittelfristig<strong>in</strong> Frage gestellt. Um dieser schlechtenEntwicklung entgegenzuwirken, müssendie Gebirgswälder wieder vermehrtgenutzt werden. Da die Holzpreise <strong>in</strong>absehbarer Zeit kaum ansteigen, mussversucht werden, die übrigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungenzu optimieren:Abbildung 3: E<strong>in</strong>satzschwerpunkte mechanisierter <strong>Holzernte</strong>verfahren für das befahrbaresteile Gelände. Die Ziffern 3 <strong>und</strong> 4 zeigen, wo die Holzschläge der Bergschaften Wärgistal<strong>und</strong> Itramen liegen.• Bestverfahren: Auswahl des <strong>in</strong> jederBeziehung rationellsten Arbeitsverfahrensohne Rücksicht auf eigeneRessourcen. Nur so kann die Wirtschaftlichkeitwirklich festgestellt werden.• Holzmenge: Je grösser die anfallendeHolzmenge, umso rationeller <strong>und</strong>kostengünstiger ist die Nutzung. DasUmsetzen der <strong>Holzernte</strong>masch<strong>in</strong>en istteuer (Transportkosten <strong>und</strong> vor allemAusfall produktiver St<strong>und</strong>en) <strong>und</strong> belastetden tiefen Holzerlös für den Waldbesitzerzusätzlich. Daher ist e<strong>in</strong>e Bündelungder Angebote anzustreben(grössere Holzmenge pro Holzschlag,mehr Holzschläge pro Region). E<strong>in</strong>egrössere Holzmenge bietet auch e<strong>in</strong>ebessere Verhandlungsbasis beim Holzverkauf.Beide Massnahmen s<strong>in</strong>dAbbildung 4: E<strong>in</strong>satzschwerpunkte mechanisierter <strong>Holzernte</strong>verfahren für das nichtbefahrbare steile Gelände. Die Ziffern 1 <strong>und</strong> 2 zeigen, wo die Holzschläge der BergschaftenHolzmatten <strong>und</strong> Bach liegen.kostensenkend <strong>und</strong> daher im Interessedes Waldbesitzers.• Waldbau: Die E<strong>in</strong>griffe müssen, wo esdie Schutzfunktion erlaubt, grosszügigmit Schlitzen oder gar mit Saumschlägengemacht werden. Nur so kann derWald e<strong>in</strong>erseits genügend verjüngt<strong>und</strong> andererseits wirtschaftlich genutztwerden. In Beständen, welcheüber Jahrzehnte nicht gepflegt wurden,gefährdet e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelbaumweiseNutzung meist ohneh<strong>in</strong> die Bestandesstabilität.Im Interesse e<strong>in</strong>er kostendeckendenHolznutzung <strong>und</strong> Waldverjüngungwird man <strong>in</strong> Zukunft nichtWALD UND HOLZ 2/04 35


FORSTTECHNIKHolzschlag Nr. 2, Bergschaft Bach. Gebirgsharvester (Kombiseilgerät):Abächerli Forstunternehmen AG, 6072 Giswil.Lkw-Strasse berg- <strong>und</strong> talseitig, Hangneigung zirka 65%,Br<strong>in</strong>gungsdistanz 800 m, zwei Seill<strong>in</strong>ien, Br<strong>in</strong>gungsrichtungbergauf, mittleres-starkes Baumholz, Fichte 100%,Holzmenge zirka 1500 m 3 .Holzschlag Nr. 3, Bergschaft Wärgistal.Radvollernter: B. Hofstetter <strong>und</strong> Sohn,2556 Schwadernau, Forwarder: Studer &Müller AG, 3818 Gr<strong>in</strong>delwald. Lkw-Strassebergseitig, Hangneigung zirka 25%,befahrbar, grosse Bodenrauheit, schwaches-(mittleres)Baumholz, Fichte 100%,Holzmenge zirka 900 m 3 .Holzschlag Nr. 4, Bergschaft Itramen.Schreitvollernter Menzi Muck: GebrüderStraumann, 4632 Trimbach, Mobilseilkran:Studer <strong>und</strong> Müller AG, 3818 Gr<strong>in</strong>delwald.Lkw-Strasse bergseitig, Hangneigungzirka 40%, teilweise befahrbar, mittleresstarkesBaumholz (teilweise Vorfällen mitMotorsäge), Fichte 100%, Holzmengezirka 1 000 m 3 .36 WALD UND HOLZ 2/04


FORSTTECHNIKumh<strong>in</strong> kommen, die waldbaulichenVorstellungen fallweise den verändertenGegebenheiten anzupassen.Neue Bündelungstechnik für Ast- <strong>und</strong> Kronenmaterial• Überbetriebliche Zusammenarbeit:Durch e<strong>in</strong>e räumliche <strong>und</strong> zeitlicheKoord<strong>in</strong>ation der E<strong>in</strong>sätze kann derUnternehmere<strong>in</strong>satz optimiert werden,was sich letztlich für den Unternehmer<strong>und</strong> den Waldbesitzer auszahlt.• Überzeugungsarbeit /Information:Die Waldbesitzer müssen genau überdie heute möglichen <strong>Holzernte</strong>verfahren<strong>und</strong> waldbaulichen E<strong>in</strong>griffe<strong>in</strong>formiert werden. Nur so können sieüberzeugt <strong>und</strong> kann das brach liegendePotenzial genutzt werden.• Unternehmerwahl: Vor e<strong>in</strong>er Arbeitsvergabes<strong>in</strong>d Referenzen e<strong>in</strong>zuholen.Es gibt heute bestens ausgerüstete<strong>und</strong> ausgebildete Unternehmer, diequalitativ e<strong>in</strong>wandfreie Arbeit leisten.Davon konnten sich die Teilnehmer <strong>in</strong>allen vier Holzschlägen <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwaldüberzeugen. Wichtig ist e<strong>in</strong> entsprechenderVertrag mit e<strong>in</strong>er geregeltenHolzschlagabnahme, der für beideSeiten (Unternehmer <strong>und</strong> Waldbesitzer)stimmt. Er verh<strong>in</strong>dert spätereProbleme <strong>und</strong> Unstimmigkeiten.Mit diesen Massnahmen ist es auchheute noch möglich, den Gebirgswaldvielerorts kostendeckend oder gargew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zu nutzen. Die vierWaldbesitzer <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald konnten ihreHolzschläge mehr oder weniger gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gendausführen. Sie lösten im Verkaufab Stock, je nach Sortiment durchschnittlichFr. 1.– bis Fr. 10.– pro m 3 .Energieholzbündler von Atzigen Holzschnitzel, 6055 AlpnachBei der modernen <strong>Holzernte</strong> im Gebirgswald wird das Holz häufig im Baumverfahrenmit dem Seilkran an die Waldstrasse gerückt <strong>und</strong> dort aufgearbeitet. Dabei fallengrosse Ast- <strong>und</strong> Restholzmengen an. Mit e<strong>in</strong>er neuen Bündeltechnik aus Skand<strong>in</strong>avienkann dieses Material nun für den Transport aufbereitet <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Folge energetischgenutzt werden. Weitere E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten für den Energieholzbündler f<strong>in</strong>densich <strong>in</strong> der Landschaftspflege (Strassenböschungen, Auslichten von Uferzonen,Unterhalt Wildbäche, Baumschnitt). Das Bündleraggregat ist wegen des häufigenUmsetzens <strong>und</strong> den teilweise grossen Distanzen zwischen den E<strong>in</strong>satzorten aufe<strong>in</strong>em Lastwagen aufgebaut.Astmaterial gepresst Ø 70cmu3mB<strong>und</strong>volumen gepresst ~ 1,15 m 3Schnitzelvolumen pro Bündel~ 1,60 Sm 3Energie<strong>in</strong>halt pro Bündel ~ 1 MWh = 1000 kWh = ~ 160 l HeizölGewicht pro Bündel 500–700 kgB<strong>in</strong>demittelHanf- oder PolypropylenschnüreWas ist e<strong>in</strong> Energieholzbündel?Vorteile der Energieholzbündel• Das bei der Nutzholzaufrüstung mit Baggerprozessoren <strong>und</strong> Gebirgsharvesternanfallende Astmaterial kann <strong>in</strong> idealer Form der energetischen Nutzung zugeführtwerden.• Energieholzbündel verkle<strong>in</strong>ern das Transportvolumen von Astmaterial <strong>und</strong> können mitden herkömmlichen R<strong>und</strong>holztransportmitteln transportiert werden.• Durch die Lagerung der Bündel wird e<strong>in</strong>e Trocknung bis zu 40 % Restfeuchtigkeiterreicht.• Masch<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Energieholzkette werden kosten- <strong>und</strong> ressourcenoptimierte<strong>in</strong>gesetzt.• Mühsame Schlagräumungsarbeiten entfallen.• Das Problem der grossen Ast- <strong>und</strong> Reisigmengen am Aufarbeitungsplatz ist gelöst.• Die Bündeltechnologie hilft, den e<strong>in</strong>heimischen Energieträger Holz vermehrt zuverwenden.WALD UND HOLZ 2/04 37

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