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Texte über Kunst und Kultur - Kunst & Wort

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Cristian Popescu, Andrei Bodiu, Robert Şerban, MihailGălăţanu), <strong>und</strong> eine ichbezogene, die zwar diese Realitätnicht ignoriert, die allerdings auf die Parodie als Stilmittelverzichtet (hier möchte ich Mariana Marin, Marta Petreu,Ion Mureşan, Ioan Moldovan, Ion Stratan, Ioana Ieronim,Nora Iuga, Simona Popescu, Iustin Panţa, Ioan Es. Pop,Liviu Ioan Stoiciu, Angela Marinescu, Ioana Nicolaie, DoinaIoanid erwähnen). Gedichte von Mariana Marin <strong>und</strong> SimonaPopescu haben eine bedeutungsvolle zusätzliche Dimension,indem sie sich gegen die Repressionen des totalitärenRegimes stellten, welche die persönliche Identität <strong>und</strong> denpoetischen Ausdruck verstümmelten. Sie alle erzählen inihren Gedichten Geschichten, was ja ein Resultat desnarrativen Elements solcher Poesie ist, jedoch hat jedervon ihnen eine eigene, unverwechselbare Stimme.Und dann gibt es die „Büchernarren“, die intertextuell mitder Sprache spielen: Şerban Foarţă, Emil Brumaru,Octavian Soviany. Sie benutzen <strong>Texte</strong> anderer, erfindenneue Wörter <strong>und</strong> fordern kreativ die Sprache heraus. GelluNaum, einer der letzten europäischen Surrealisten, ist erstvor wenigen Jahren, 2001, gestorben <strong>und</strong> hinterließ einigeSchüler (wie Dan Stanciu, Iulian Tănase). Erwähnen mussman noch die jüngste Generation der Lyriker, die um dieJahrtausendwende auf der literarischen Bühne erschien,die vehement mit jeglicher lyrischer Tradition bricht <strong>und</strong>eine Wiedergeburt der Poesie proklamiert. Dazu gehören u.a. Marius Ianuş, Claudiu Komartin, Razvan Ţupa, RuxandraNovac, Elena Vlădăreanu, Andra Rotaru.Aus dem Vollen schöpfen: kulturelle PresseWir neigen heute dazu, uns über das nachlassendeInteresse des Publikums an der <strong>Kultur</strong> zu beklagen.Trotzdem nimmt die kulturelle Kritik in Rumänien einenwichtigen Platz, da fast jede wichtige Zeitung mindestenseine <strong>Kultur</strong>seite hat. Manche geben einmal in der Wocheein kulturelles Supplement aus: Cotidianul, ein sehrlebendiges, auf Themen der Medien <strong>und</strong> der <strong>Kultur</strong>fokussiertes Blatt, oder Adevarul, das sich auf dieWechselbeziehung der Religion, <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Humanwissenschaftenkonzentriert.Die rumänischen <strong>Kultur</strong>zeitschriften sind sehr verschieden.Romania literara (mit Nicolae Manolescu als Herausgeber)ist die älteste <strong>und</strong> hat ein literarisches Profil <strong>und</strong> einzeitloses Erscheinungsbild. Dilema veche ist ein sehrdynamisches, facettenreiches Magazin mit vielen kurzenArtikeln, das sich mit politischen, sozialen, kulturellen <strong>und</strong>mit Bildung betreffenden Themen befasst. Dilema vechewurde von Andrei Pleşu gegründet <strong>und</strong> zählt einige derbekanntesten Intellektuellen des Landes zu ihren Autoren(Chefredakteur ist Mircea Vasilescu) <strong>und</strong> wurde zum Forumfür einige der interessantesten kulturellen Debatten derletzten zehn Jahre (wie beispielsweise „Intellektuelle <strong>und</strong>die Tatenlosigkeit“ oder „Warum die rumänischenIntellektuellen streiten?“). Seit dem letzten Jahr gibtdieselbe Redaktion zusätzlich das monatlich erscheinendePeriodikum Dilemateca heraus, nach dem Vorbild desfranzösischen Literaturmagazins Lire. Dilemateca publiziertliterarische Kritiken <strong>und</strong> kommentiert die gesamteVerlagsproduktion des Landes.Ein etwas anderes Profil hat Revista 22, ein Organ derGruppe des Sozialen Dialogs, einer seit 1990 existierendenunabhängigen Organisation (der Titel spielt auf den22.Dezember 1989 an, als Ceauşescu aus Bukarest floh).Es ist ein vor allem politisches <strong>und</strong> soziales Magazin mitvielen Kommentaren <strong>und</strong> Interviews, aber auch mitFeuilletons <strong>und</strong> theoretischen Synthesen über Politik. Esbildete lange Zeit eine Plattform für die Opposition zu dersozialdemokratischen Regierung. (Nach dem Abgang vonGabriela Adameşteanu, die seit zwei Jahren ein kulturellesSupplement Bucurestiul cultural ausgibt, hat Rodica Paladedie Verantwortung für Revista 22 übernommen.)Eine neue Publikation ist Idei in dialog (unter der Leitungvon Horia Roman Patapievici). Sie hat die Struktur <strong>und</strong> dasErscheinungsbild des The New York Review of Books.Essays über Politik, Anthropologie, Geschichte, klassischeLiteratur <strong>und</strong> Übersetzungen stellen den Kern der dortgedruckten Artikel dar. Dazu kommt noch eine Rubrik überdie wichtigsten Ereignisse der <strong>Kultur</strong>szene, nationale wieinternationale, die von Dan C. Mihăilescu geschrieben wird,einem der bekanntesten Literaturkritiker in Rumänien,populär durch seine kurze TV-Show „Der Mann, der dieBücher bringt”.Und zum Schluss möchte ich noch die von mirherausgegebene Wochenzeitschrift Observator culturalnennen. Seit Februar 2000 beschäftigen wir uns mitInformationen <strong>und</strong> Analysen zu verschiedenen kulturellenThemen. Observator cultural öffnet ihre Spalten auch fürausländische Autoren, wie Michel Crépu, Luiza Palanciuc(Frankreich/Israel), Jean Harris (USA), Richard Wagner(Deutschland), Alexandru Hancu (Großbritannien), EmiliaDavid Drogoreanu, Monica Joita (Italien). Mit ihrer sehrflexiblen Struktur kommentiert Observator culturaleinerseits die interessantesten Bücher, Theaterstücke,<strong>Kunst</strong>ausstellungen, Filme <strong>und</strong> Konzerte, andererseitsbeschäftigt sie sich auch mit Politik, Bildung, urbanerGestaltung <strong>und</strong> Architektur. Ihr Ziel ist, eine Diskussionüber rumänische <strong>Kultur</strong> zu führen <strong>und</strong> sie in den Kontextdes europäischen <strong>und</strong> nordamerikanischen <strong>Kultur</strong>lebens zustellen. Dabei berichtet Observator cultural über diekulturellen Ereignisse im Ausland zeitnah, indem dieherausragenden Persönlichkeiten der Literatur, <strong>Kunst</strong>,Politik <strong>und</strong> der Medien interviewt werden.Zusätzlich erscheinen auch viele kulturelle Zeitschriftenaußerhalb der Hauptstadt: in Cluj (Apostroph, Echinox,Steaua), in Iasi (Timpul, Convorbiri literare), in TarguMures (Vatra), in Sibiu (Euphorion) <strong>und</strong> in Craiova(Mozaicul). Die meisten von ihnen können sich auf einelange Tradition berufen, auch wenn nur wenige von ihnenlandesweit vertrieben werden.<strong>Kultur</strong>elle Institutionen <strong>und</strong> die Rolle derIntellektuellen<strong>Kultur</strong>elle Rezensionen <strong>und</strong> die Literaturkritik imBesonderen sind also im kulturellen Leben sehr präsent.Und obwohl die Literaturkritik heute ohne der Aura <strong>und</strong>Autorität, die sie während des kommunistischen Regimeshatte, auskommen muss, ist ihre Rolle immer noch wichtig.Paul Cernat, Luminiţa Marcu, Marius Chivu, Simona Sora,Bianca Burţa, Florina Pîrjol, Daniel Cristea Enache, AndreiTerian, Bogdan Creţu <strong>und</strong> die Verfasserin dieses Artikelssind die heute am meisten sichtbaren Kritiker. Viele vonihnen unterrichten gleichzeitig auf Universitäten, was denAustausch zwischen der kulturellen Presse <strong>und</strong> derakademischen Welt fördert <strong>und</strong> für Kontinuität in denkulturellen Debatten sorgt.Obwohl sich die rumänische <strong>Kultur</strong> sehr dynamisch <strong>und</strong>modern präsentiert, fehlen ihr noch die Instrumente, diefür das Verständnis ihrer Evolution <strong>und</strong> ihres Profilsnotwendig wären, wie Lexika <strong>und</strong> Anthologien. Aus diesem<strong>Kunst</strong> & <strong>Wort</strong>, Frühling2007 8

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