13.07.2015 Aufrufe

Händels Opern und Oratorien in Bearbeitungen für Flöteninstrumente*

Händels Opern und Oratorien in Bearbeitungen für Flöteninstrumente*

Händels Opern und Oratorien in Bearbeitungen für Flöteninstrumente*

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

da capo wurde zur drucktechnischen Vere<strong>in</strong>fachung fast immer durch e<strong>in</strong> normales da capoersetzt. Und natürlich waren immer wieder (<strong>in</strong>sbesondere bei der Übertragung vonViol<strong>in</strong>passagen) gravierende Stimmknicke notwendig. Die harmonisch-kontrapunktische Strukturder Sätze wurde meist auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Generalbaßbegleitung (häufig mit falschenBezifferungen) reduziert. Und die Tonarten wurden natürlich zur besseren Spielbarkeit dengebräuchlichen Tonarten der betreffenden Blas<strong>in</strong>strumente an gepaßt (Blockflöte: F-Dur / B-Dur/ C-Dur; Traversflöte: G-Dur / D-Dur usw.).Die Melodiestimme enthielt sowohl die Orchesterritornelle als auch die Gesangspartien (meistmit Sym. bzw. Song bezeichnet), ohne daß dabei auf e<strong>in</strong>e organische <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvolle Ablösungvon Tutti <strong>und</strong> Solo viel Rücksicht genommen wurde.Äußerst skurril wirkt es, wenn die Orchesterritornelle beim E<strong>in</strong>satz der S<strong>in</strong>gstimme abruptunterbrochen werden, auch wenn sie von Händel melodisch weitergeführt waren. Aber offen bargenügte das den Flötenspielern jener Zeit <strong>für</strong> ihre privaten Aufführungen.Musiksoziologisch <strong>in</strong>teressant ist natürlich die aus den jeweiligen Werken vom Verlegergetroffene Auswahl, die sich ja wohl unmittelbar an der Vorliebe <strong>und</strong> Nachfrage derInteressenten orientiert. So fehlt z.B. <strong>in</strong> allen <strong>Bearbeitungen</strong> der Oper Xerxes die Arie „Ombramai fu“, das heute so beliebte <strong>und</strong> ebenfalls <strong>für</strong> fast alle Instrumente bearbeitete „Largo“ (nachdem Orig<strong>in</strong>al eigentlich Larghetto).Oper <strong>und</strong> Oratorium waren die beherrschen den musikalischen Kunstformen des 18.Jahrh<strong>und</strong>erts, <strong>und</strong> gerade bei Händel zeigt sich, daß se<strong>in</strong>e Instrumentalmusik <strong>in</strong> sehr starkemMaße davon abhängig bzw. darauf bezogen ist. Se<strong>in</strong>e Sonaten <strong>und</strong> Suiten s<strong>in</strong>d entweder„Abfallprodukte“ oder „Materialsammlungen“ <strong>für</strong> die <strong>Opern</strong>produktion. So enthalten z.B. allesechs Blockflötensonaten Sätze, die - <strong>in</strong> z.T. Ieicht abgewandelter Form - <strong>in</strong> den <strong>Opern</strong> wiederkehren. So f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Ouvertüre zur Oper Scipio der zweite Satz der C-Dur Sonate <strong>und</strong>der erste Satz der B-Dur Sonate (Corrente) wieder.Als die zwar ke<strong>in</strong>esfalls lautere, aber ausdrucksstärkere Traversflöte etwa um das Jahr 1720 diebis dah<strong>in</strong> bevorzugte Blockflöte zu verdrängen begann, reagierte der Verleger John Walsh 5sofort auf diese veränderte Situation auf dem Instrumentenmarkt <strong>und</strong> ließ nun verstärkt<strong>Bearbeitungen</strong> <strong>für</strong> die neu aufkommende Traversflöte („German Flute“) anfertigen. So er schienetwa ab 1725 <strong>in</strong> entsprechenden Abständen e<strong>in</strong>e große siebenbändige Sammlung Sonatas orChamber Aires for a German Flute, Viol<strong>in</strong> or Harpsichord Be<strong>in</strong>g the most Celebrated Songs &Ariets Collected out of the late Operas Compos’d by Mr. Handel.In e<strong>in</strong>zelnen, meist etwa 25 Druckseiten umfassenden Heften wurden z. B. 1733 die wichtigstenArien aus Acis <strong>und</strong> Galatea <strong>und</strong> 1738 e<strong>in</strong>e Auswahl aus der Oper Tolomeo veröffentlicht. 6Duettsammlungen wie etwa Select Aires or Duets for two German Flutes... enthalten e<strong>in</strong>zelneArien aus verschiedenen <strong>Opern</strong>, wobei die zweite Stimme zumeist die orig<strong>in</strong>ale Baßstimme (hierauch oft mit zahlreichen Fehlern) imitiert.<strong>Händels</strong> geniale Musik strahlte von England auch auf den Kont<strong>in</strong>ent aus. „Gewisse Melodienaus Scipione, Ottone, Arianna, Berenice <strong>und</strong> anderen <strong>Opern</strong> waren nicht nur <strong>in</strong> ganz Englandverbreitet <strong>und</strong> zu Geme<strong>in</strong>plätzen geworden, sondern auch im Ausland, sogar <strong>in</strong> dem fremdeE<strong>in</strong>flüsse abwehrenden Frank reich... Händel war <strong>in</strong> Paris immerh<strong>in</strong> so bekannt, daß man 1739sogar se<strong>in</strong> Bild verkaufte...“ 7 So übernahm auch der französische Flötenvirtuose Michel Blavet(1700-1768) elf <strong>Bearbeitungen</strong> aus <strong>Händels</strong>chen <strong>Opern</strong> <strong>und</strong> Instrumentalwerken <strong>in</strong> se<strong>in</strong>edreibändige Sammlung Recueils de Pieces, petit Airs; Brunettes, Menuets, etc. avec desdoubles et variations... erschienen <strong>in</strong> Paris zwischen 1744 <strong>und</strong> 1751. 8Unter diesen Duetten f<strong>in</strong>det sich auch e<strong>in</strong>e Bearbeitung der berühmten Grobschmiedvariationenaus der E-Dur Suite <strong>und</strong> die Gavotte aus der Ouvertüre zur Oper Ottone. Diese verziert Blavetnach französischer Manier <strong>und</strong> fügt dann noch drei eigene Variationen h<strong>in</strong>zu. Die Premiere derOper Ottone fand am 12. Januar 1723 statt: Jedermann sprach von Mr. Hendels neuer Oper <strong>und</strong>das Schlußstück der schönen Ouverture... erklang <strong>in</strong> jedem Wohnzimmer, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Cembalostand, ja es wurde sogar, wie Burney sagte, auf jedem erdenklichen Instrumente gespielt. 9Die <strong>Bearbeitungen</strong> von Blavet zeigen noch e<strong>in</strong>en anderen Aspekt. Die ganze Sammlung istoffensichtlich auch unter pädagogischen Gesichtspunkten zusammengestellt worden. Dar aufdeuten nicht nur e<strong>in</strong>e Reihe von sehr leichten Stücken h<strong>in</strong>, sondern auch e<strong>in</strong>getrageneAtemzäsuren. J. J. Quantz, der Flötenlehrer Friedrichs des Großen, schreibt 1759 im Vorberichtse<strong>in</strong>er „Sei Duetti a due traversi“: ... haben die Duette gewisse, ihnen eigene Vorzüge, <strong>und</strong> ihrenbesonderen Nutzen. Es können sich nicht alle<strong>in</strong> zween Liebhaber, wenn sie ke<strong>in</strong>e zahlreiche

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!