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2,3 Wirkungsabsichten - Was will das Theater? 2,3 ...

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2,3 <strong>Wirkungsabsichten</strong> - <strong>Was</strong> <strong>will</strong> <strong>das</strong> <strong>Theater</strong>?<br />

/""'<br />

.otthold Ephraim Lessing: Brief an Friedrich Nicolai über <strong>das</strong> Trauerspiel (1756)<br />

Wenn es also wahr ist, <strong>das</strong>s die ganze Kunst des<br />

tragischen Dichters auf die sichere Erregung<br />

und Dauer des einzigen Mitleidens geht, so sage<br />

ich nunmehr, die Bestimmung der Tragödie<br />

5 ist diese: Sie soll<br />

len, erweitern. Sie soll uns nicht bloß lehren,<br />

.gegen diesen oder jenen Unglücklichen Mitleid<br />

zu fühlen, sondern sie soll uns so weit fühlbar<br />

machen, <strong>das</strong>s uns der Unglückliche zu allen<br />

10 Zeiten und unter allen Gestalten rühren und<br />

für sich einnehmen muss. Und nun berufe ich<br />

mich auf einen Satz, den Ihnen Herr Moses1<br />

vorläufig demonstrieren mag, wenn Sie, Ihrem<br />

eignen Gefühl zum Trotz, daran zweifeln wollen.<br />

ist beste<br />

zu allen gesellschaftlichen Tugenden, zu allen<br />

Arten der Großmut der aufgelegteste. Wer uns<br />

also mitleidig macht, macht uns besser und tugendhafter,<br />

und <strong>das</strong> Trauerspiel, <strong>das</strong> jenes tut,<br />

tut auch dieses, oder - es tut jenes, um dieses<br />

tun zu können. Bitten Sie es dem Aristoteles ab,<br />

oder widerlegen Sie mich. (••.5.285)<br />

1 Moses Mendelssohn (1729-1786): Publizist und Philosoph; gilt<br />

als Wegbereiter der jüdischen Aufklärung<br />

2,3 <strong>Wirkungsabsichten</strong> -<strong>Was</strong> \4\(111 <strong>das</strong> <strong>Theater</strong>?<br />

'otthold Ephraim Lessing: Brief an Friedrich Nicolai über <strong>das</strong> Trauerspiel (1756)<br />

Wenn es also wahr ist, <strong>das</strong>s die ganze Kunst des<br />

tragischen Dichters auf die sichere Erregung<br />

und Dauer des einzigen Mitleidens geht, so sage<br />

ich nunmehr, die Bestimmung der Tragödie<br />

5 ist diese: Sie soll -<br />

10<br />

len, erweitern. Sie soll uns nicht bloß lehren,<br />

gegen diesen oder jenen Unglücklichen Mitleid<br />

zu fühlen, sondern sie soll uns so weit fühlbar<br />

machen, <strong>das</strong>s uns der Unglückliche zu allen<br />

Zeiten und unter allen Gestalten rühren und<br />

für sich einnehmen muss. Und nun berufe ich<br />

mich auf einen Satz, den Ihnen Herr Moses 1<br />

,-......<br />

vorläufig demonstrieren mag, wenn Sie, Ihrem<br />

eignen Gefühl zum Trotz, daran zweifeln wollen.<br />

ist beste<br />

zu allen gesellschaftlichen Tugenden, zu allen<br />

Arten der Großmut der aufgelegteste. Wer uns<br />

also mitleidig macht, macht uns besser und tugendhafter,<br />

und <strong>das</strong> Trauerspiel, <strong>das</strong> jenes tut,<br />

tut auch dieses, oder - es tut jenes, um dieses<br />

tun zu können. Bitten Sie es dem Aristoteles ab,<br />

oder widerlegen Sie mich. (••.5.285)<br />

1 Moses Mendelssohn (1729-1786): Publizist und Philosoph; gilt<br />

als Wegbereiter der jüdischen Aufklärung I<br />

-<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I<br />

I


Beispiel: Während in Goethes Drama [... ] zum Ausdruck kommt, so zeigt sich bei Büchner [... ],<br />

was nach Lessing darauf hinweist, [... ].<br />

und<br />

die ...<br />

4. Fazit<br />

• Rückbezug auf den Schwerpunkt Ihrer Untersuchung<br />

Beispiel: Der Vergleich der beiden Dramen bezogen auf Lessings Dramentheorie ergab, <strong>das</strong>s [... ],<br />

weswegen geschlossen werden kann, <strong>das</strong>s [... ].<br />

• Bezug zum Unterricht oder zu anderem Wissen!<br />

I Beispiel: Allerdings besagen andere Dramentheoretiker wie [... ], <strong>das</strong>s [... ]<br />

• Bezug zu der Epoche<br />

Beispiel: Berücksichtigt man jedoch, <strong>das</strong>s Lessing selbst der klassischen aufklärerischen Epoche<br />

zugeordnet wird, so ergibt sich für die Gegenüberstellung der Dramen der neue Gesichtspunkt,<br />

<strong>das</strong>s [... ] ODER<br />

Unter Berücksichtigung der Zeit und damit der verschiedenen literarischen und auch<br />

dramentheoretischen Strömungen, lässt sich sagen, <strong>das</strong>s [... ]<br />

• Ihre Stellungnahme, Ihre Aufassung zur Theorie bezogen auf die Dramen und<br />

eventuell weiteren Dramen oder mit Bezug auf heutiges <strong>Theater</strong>, heutige<br />

Inszenierungen der benannten Dramen und was sich verändert hat.<br />

----------------------~


\<br />

W;tJ)O ~<br />

I I I I<br />

Sachtexterschließung durch Visualisierung<br />

Gedankliche Zusammenhänge in Sachtexten lassen Flussdiagram stellen anders als Strukturdiasich<br />

durch eine Visualisierung häufig besser ver- gramme nie t in erster Linie die Zusammenhänge<br />

stehen und veranschaulichen. Geeignete Formen eines Sachverhalts oder eines Textes dar, sondern<br />

sind neben der Mind-Map vor allem <strong>das</strong> Struktur- visualisieren einen linearen Ablauf. Es empfiehlt<br />

diaqramm und <strong>das</strong> Flussdiagramm. sich, die aufgezeigten Strukturen in den Struktur-<br />

DaG"trukturdiagram3- stellt die innere Logik und Flussdiagrammen zusätzlich farbig und mit<br />

\!!!.g..StJ;.uktw;..e.i,nes..S.a&lJy.er.halts. in verzweigter entsprechenden Symbolen zu kennzeichne<br />

Struktur dar. Bei der Textanalyse hilft <strong>das</strong> Struktu .••• ru ur- un F ussdiagramme erleichtern nicht<br />

diagramm dementsprechend, den gedanklichen nur die Erschließung von Sachtexten, sondern<br />

Aufbau bzw. die Argumentationsstruktur eines können auch bei der Textproduktion (z. B. bei der<br />

Textes zu erschließen. Gliederung) heranzezozen.werden.<br />

~, I~<br />

'I -----"=--'1 ;-1"":::::>---------'1<br />

l"t~ l"t~<br />

DDDDDD<br />

Strukturdiagramm<br />

D~O:§s:D-D~D<br />

Flussdiagramm<br />

INFO<br />

J


Vergleich zweier Tragödien aus der Zeit des Epochenumbruchs vom 18. zum 19. Jahrhundert<br />

Vergleichsaspekte "Iphigenie auf Tauris" "Woyzeck"<br />

Aufbau - Gliederung<br />

Handlungsführung -<br />

Spannungsaufbau<br />

Gestaltung von Anfang bis<br />

Schluss<br />

Ort und Zeit - zeitliche<br />

Zusammenhänge<br />

Figuren (Herkunft, Stand,<br />

Lebensumstände,<br />

Handlungsmotive, Eigenschaften)<br />

Figurenkonstellation<br />

a) Zeichnen Sie zur besseren Veranschaulichung eine Verlaufsübersicht zur .Jphigenie" und zum "Woyzeck" mit den wesentlichen<br />

Handlungsmomenten.<br />

b) Ergänzen Sie die Tabelle um Angaben zur Struktur und zum Inhalt der beiden Dramen, markieren Sie auffällige Unterschiede.<br />

c) Erläutern Sie, welche mögliche Wirkung auf <strong>das</strong> Publikum oder welcher Spielraum für eine Inszenierung durch die spezifische Struktur gegeben<br />

. ist.


~ Zusatzmaterial<br />

Heilung durch die Götter<br />

~<br />

Wir kehren zu unserer Frage zurück: Hat Iphigenie<br />

den Orest geheilt? Davon kann keine Rede sein. Hat<br />

der Erschöpfungsschlaf die Heilung bewirkt? Das<br />

wäre doch eine äußerliche, fade Motivierung. Wir<br />

5 dürfen übrigens annehmen, <strong>das</strong>s Orest sich nicht<br />

zum ersten Mal bis zur Erschöpfung ausgetobt habe,<br />

doch ohne <strong>das</strong>s daraus eine Heilung hervorgegangen<br />

wäre.<br />

Wo liegt denn die Ursache der Heilung? Die Ant-<br />

10 wort ist sehr einfach: Die Götter haben ihn geheilt.<br />

Dass Goethe so verstanden sein möchte, deutet er<br />

durch <strong>das</strong> Gebet Iphigeniens an die himmlischen<br />

Geschwister an. In dem Augenblick, da Iphigenie<br />

betet, ist aber Orest schon geheilt, und zwar durch<br />

15 Intervention 1 der Götter, die damit ihre feierlich gegebene<br />

Zusage erfüllen. Apoll hat dem Orest <strong>das</strong><br />

Orakel gegeben:<br />

"Bringst du die Schwester, die an Tauris' Ufer<br />

Im Heiligtume wider Willen bleibt,<br />

20 Nach Griechenland, so löset sich der Fluch" (V. 6)<br />

[...]<br />

Orest, vom Freunde angetrieben, hat sich, wenn<br />

auch ohne Zuversicht, auf den Weg gemacht. Nun<br />

steht er im Heiligtume der Schwester gegenüber.<br />

25 Die gegenseitige Erkennung hat stattgefunden.<br />

Jetzt muss der Fluch sich lösen, gemäß der göttlichen<br />

Zusage. Und er löst sich auch. Iphigenie ist<br />

dabei gar nicht im Spiel. Die Heilung Orests hat keinen<br />

psychologischen oder psychiatrischen Hinter-<br />

Heilung<br />

grund. Nicht einmal <strong>das</strong> Gebet der Iphigenie ist die 30<br />

Ursache der Heilung, denn Orest war geheilt, als sie<br />

betete. Die transzendente Schuld und Strafe des<br />

Orest wird behoben durch transzendente Erlösung.<br />

Diese ist Göttergabe. Einem antiken Publikum wäre<br />

dieses Verständnis ganz selbstverständlich ge- 35<br />

wesen.<br />

Dass die Heilung des Orest gleich nach der Erkennungsszene<br />

geschieht, hat natürlich seine Bedeutung.<br />

Dadurch interpretiert der Gott die Meinung<br />

des Orakels: Dies ist die Schwester, von der der 40<br />

Gott redet.<br />

Aber Goethe konnte doch nicht an ein antikes Publikum<br />

.denken. Er schrieb für heutige Leser (Zuschauer).<br />

Die antike Form verstehen wir als Travestie?<br />

modemen Erlebens. Danach ist für uns die 45<br />

Furienbesessenheit Orests eine Metapher für<br />

schwere Gemütszerrüttung oder temporären Wahnsinn.<br />

[... ] Bedingt solche laufende Umdeutung des<br />

Dramas durch den modemen Zuschauer nicht auch<br />

eine veränderte Motivation? [... ] Möchte Goethe 50<br />

[... ] die Heilung als eine Gottesgabe verstanden<br />

wissen? Dies ist es, was wir allerdings glauben ...<br />

1 Intervention = Vermittlung, Einmischung<br />

2 Travestie = Umkleidung, Umbildung<br />

Werner Hodler: Zur Erklärung von Goethes "Iphigenie" . In: Gerrnanisch-romanische<br />

Monatsschrift (10) 1960, S. 159f.


~<br />

Erlösung durch reine Menschlichkeit<br />

Hein -Otto<br />

[...] Indem Orest allmählich begreift, wen er vor<br />

sich hat, erscheint ihm die Tatsache, <strong>das</strong>s nun die<br />

Schwester den Bruder am Altar wird opfern müssen,<br />

als "letzte, grässlichste" Auswirkung des Göt-<br />

5 terzorns. Mit Iphigenie jedoch fühlt er plötzlich tiefes<br />

Mitleid:<br />

Weine nicht! Du hast nicht Schuld.<br />

Seit meinen ersten Jahren hab' ich nichts<br />

Geliebt, wie ich dich lieben konnte, Schwester.<br />

10 Eine ganz neue Innigkeit bricht in diesen Worten<br />

auf. Danach heißt es von Orest: "Er sinkt in Ermattung."<br />

(Ende des zweiten Auftritts). "Aus seiner<br />

Betäubung erwachend" hat er einen Wachtraum,<br />

eine Halluzination. Er sieht im Hades alle<br />

15 seine Ahnen friedlich und freudig vereint, und auch<br />

ihn selbst, den Mörder Klyteirnnestras, heißen sie<br />

<strong>will</strong>kommen. Die Wut der Rache ist erloschen. Nur<br />

Tantalus bleiben "grausame Qualen ... fest angeschmiedet"<br />

.<br />

20 Im dritten Auftritt findet dann Orest zur Tageswelt,<br />

zu Iphigenie und Pylades zurück [...]<br />

Die Eumeniden, die Furien, die Geister der Rache<br />

haben ihre Macht über Orest verloren.<br />

Ausdrücklich nennt dieser im vierten Aufzug Iphi-<br />

25 genie seine Retterin (V. 1545) und sagt noch im<br />

. fünften (V. 2119f.);<br />

... Von dir berührt<br />

War ich geheilt, in deinen Armen fasste<br />

Das Übel mich mit allen seinen Klauen<br />

30 Zum letzten Mal und schüttelte <strong>das</strong> Mark<br />

Entsetzlich mir zusammen; dann entfloh's<br />

Wie eine Schlange zu der Höhle.<br />

Goethe nimmt <strong>das</strong>, den Sinn abstrahierend, wieder<br />

auf mit seiner Versformel, <strong>das</strong>s "Alle menschliche<br />

35 Gebrechen/Sühnet reine Menschlichkeit." Durch<br />

<strong>das</strong> Bild der Schlange und <strong>das</strong> Wort "sühnet"<br />

schimmert fern und wie verwischt noch immer etwas<br />

vom Hintergrund biblischer Theologie. Im Vordergrund<br />

steht, die Szene, <strong>das</strong> Geschehen bestimmend,<br />

Iphigenies reine Menschlichkeit. 40<br />

So hat es Goethe ohne Zweifel gemeint. So ist es<br />

aber auch Wirklichkeit im Drama. Orest, den Furien<br />

ausgeliefert, lebt unter dem Bann seiner furchtbaren<br />

Schuld. Alles, was ihm begegnet, wird, psychologisch<br />

gesprochen, in seinen Schuldkomplex 45<br />

und Verfolgungswahn einbezogen, bis er die<br />

Schwester sieht, mit den Augen des Herzens. Da<br />

empfindet er tiefes Mitleid. Liebe, wie er sie nie gekannt,<br />

liegt als Möglichkeit in diesem Mitleid beschlossen.<br />

Eine neue Hoffnung und Gewissheit er- 50<br />

greift von seiner Seele Besitz, der Glaube an die<br />

Macht solcher Liebe. Sie söhnt die Menschen miteinander<br />

aus und heilt die Qualen des Schuldgefühls.<br />

Das wird durch die Hadesvision veranschaulicht<br />

und mit den Worten Orests bestätigt: "Es löset 55<br />

sich der Fluch, mir sagt's <strong>das</strong> Herz ...",<br />

Der Vorgang scheint mir, wie gesagt, sowohl ein<br />

Höhepunkt in der Evokation reiner Menschlichkeit<br />

als auch ein sinnvolles Glied im ideellen Nexus des<br />

Dramas zu sein, geistig nachvollziehbar und von 50<br />

starker Überzeugungskraft. Unversehens hat sich<br />

uns freilich der Aspekt der Interpretation vom Mythologischen<br />

und Theologischen zum Psychologischen<br />

hinüber verschoben. Weist <strong>das</strong> auf eine Willkür<br />

der Interpretation oder hat der Wechsel im 65<br />

Wesen der Goethe'schen Dichtung seinen Grund?<br />

Ich möchte Letzteres meinen. Denn während sich<br />

in der Darstellung von Orests Schuld als Erbschuld<br />

die Dimension transzendenter Wahrheit auftut, wird<br />

die Befreiung Orests von den Furien, die Lösung 70<br />

des Schuldgefühls, als innerseelisches Ereignis vorgeführt<br />

[...]<br />

Heinz-Otte Burger: Zur Interpretation von Goethes Iphigenie. In: Germanisch-romanische<br />

Monatsschrift 9 (1959), S. 269ff.<br />

97


• Friedrich Schiller (1759-1805)<br />

Ankündigung<br />

Die Horen", eine Monatsschrift, von einer Gesellschaft<br />

verfasst und herausgegeben von Schiller 2<br />

Zu einer Zeit, wo <strong>das</strong> nahe Geräusch des Lesers, den der Anblick der Zeitbegebenhei-<br />

Kriegs 3 <strong>das</strong> Vaterland ängstiget, wo der ten bald entrüstet, bald niederschlägt, eine<br />

Kampf politischer Meinungen und Interessen fröhliche Zerstreuung gewähren. Mitten in 35<br />

diesen Krieg beinahe in jedem Zirkel erneuert diesem politischen Tumult soll sie für Musen-<br />

5 und nur allzu oft Musen und Grazien daraus und Charitinnen" einen vertraulichen Zirkel<br />

verscheucht, wo weder in Gesprächen noch schließen, aus welchem alles verbannt sein<br />

in den Schriften des Tages vor diesem allver- wird, was mit einem unreinen Parteigeist gefolgenden<br />

Dämon der Staatskritik Rettung ist, stempelt ist. Aber indem sie sich alle Bezie- 40<br />

möchte es ebenso gewagt als verdienstlich hungen auf den jetzigen Weltlauf und auf die<br />

10 sein, den so sehr zerstreuten Leser zu einer nächsten Erwartungen der Menschheit ver-<br />

Unterhaltung von ganz entgegengesetzter Art bietet, wird sie über die vergangene Welt die<br />

einzuladen. In der Tat scheinen die Zerturn- Geschichte und über die kommende die Phistände<br />

einer Schrift wenig Glück zu verspre- losophie befragen, wird sie zu dem Ideale ver- 45<br />

ehen, die sich über <strong>das</strong> Lieblingsthema des edelter Menschheit, welches durch die Ver-<br />

15 Tages ein strenges Stillschweigen auferlegen nunft aufgegeben, in der Erfahrung aber so<br />

und ihren Ruhm darin suchen wird, durch et- leicht aus den Augen gerückt wird, einzelne<br />

was anders zu gefallen, als wodurch allesjetzt Züge sammeln und an dem stillen Bau bessgefällt.<br />

Aber je mehr <strong>das</strong> beschränkte Inte- rer Begriffe, reinerer Grundsätze und edlerer 50<br />

resse der Gegenwart die Gemüter in Span- Sitten, von dem zuletzt alle wahre Verbesse-<br />

20 nung setzt, einengt und unterjocht, desto rung des gesellschaftlichen Zustandes abdringender<br />

wird <strong>das</strong> Bedürfnis, durch ein all- hängt, nach Vermögen geschäftigt sein. Sogemeines<br />

und höheres Interesse an dem, was wohl spielend als ernsthaft wird man im<br />

rein menschlich und über allen Einfluss der Fortgange dieser Schrift dieses einige Ziel 55<br />

Zeit erhaben ist, sie wieder in Freiheit zu set- verfolgen, und so verschieden auch die We-<br />

.25 zen und die politisch geteilte Welt unter der ge sein mögen, die man dazu einschlagen<br />

Fahne der Wahrheit und Schönheit wieder zu wird, so werden doch alle, näher oder entvereinigen.<br />

ternter, dahin gerichtet sein, wahre Humanität<br />

Dies ist der Gesichtspunkt, aus welchem die zu befördern. Man wird streben, die Schön- 60<br />

Verfasser dieser Zeitschrift dieselbe betrach- heit zur Vermittlerin der Wahrheit zu machen<br />

30 tet wissen möchten. Einer heitern und lei- und durch die Wahrheit der Schönheit ein<br />

denschaftfreien Unterhaltung soll sie gewid- daurendes Fundament und eine höhere Würmet<br />

sein, und dem Geist und Herzen des de zu geben.<br />

D Arbeiten Sie aus dem ersten Abschnitt heraus, mit welchen Themen sich die neu gegründete<br />

Zeitschrift nicht beschäftigen soll.<br />

D Stellen Sie aus dem zweiten Abschnitt heraus, welche Ziele die Zeitschrift Schiller zufolge<br />

verfolgen <strong>will</strong>.<br />

1 Die Horen: Griechische Göttinnen des Wachsens, Blühens und Reifens<br />

2 Textquelle: Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Fünfter Band. München: Carl Hanser Verlag, 1975, S. 870<br />

3 Gemeint ist der sogenannte 1. Koalitionskrieg, den Preußen und Österreich von 1792 bis 1797 gegen <strong>das</strong> revolutionäre<br />

Frankreich führten, um eine weitere Ausbreitung der Revolution zu verhindern.<br />

4 Musen: In der griechischen Mythologie Schutzgöttinnen der Künste und Wissenschaften<br />

5 Charitinnen (Singular: Charis): göttliche Dienerinnen, besonders Aphrodites und Apollons<br />

85


Linear in sich abgeschlossen sprunghaft, mit Aussparungen mehrsträngig<br />

Relative Eigenständigkeit einzelner Episoden ohne Sprunge oder Lücken<br />

logisch verknüpfte, psychologisch konsequente Abfolge (nicht austauschbar)<br />

Gliederung in Akte + Szenen, die sich zusammen fügen<br />

lose Folge von Bildern oder Stationen Reihung<br />

Szenen bilden eigenen Schwerpunkt Komposition Szenen funktional für den Zusammenhang<br />

große zeitliche Ausdehnung geringe Ausdehnung große zeitliche Distanz möglich<br />

Szenen schließen zeitlich aneinander an<br />

Viele Orte eingeschränkter bzw. gar kein Wechsel uneingeschränkte Wechsel Wenige Orte<br />

Einheitlich hoher gesellschaftlicher Stand der Protagonisten<br />

.Keine ständischen oder sozialen Beschränkungen bei den Handlungsträgem<br />

Motive der Figuren im Geistigen oder abgeklärt Seelischen<br />

Motive für die Figuren häufig im Kreatürlichen (Kreatur: geschaffenes, erdachtes, unschönes<br />

Wesen), Unbewussten oder Sozialen<br />

Vielfalt der Sprechweise (Alltagssprache, Dialekte) einheitliche, rhetorisch geformte Sprache<br />

Vorherrschen des aktionistischen Dialogs, der die Handlung vorantreibt<br />

häufig in Versform (Blankvers)<br />

verschiedene Gesprächsformen<br />

sprunghafte, stockende, zerfaserte Gespräche und Geplauder<br />

diese te den jede u<br />

soll.<br />

b) die in .<br />

c) die noch<br />

diese<br />

d) Und die in einen und die


Herrn DGK<br />

Dramentheorie zu Woyzeck und Iphigenie auf Tauris<br />

24.11.2010<br />

AUFGABE:.Überprüfen Sie Lessings Dramentheorie an<br />

den Dramen "W." und ,,1. a. T.".<br />

2~'"<br />

A. Alle lesen zunächst Lessings Brief mit dem Ziel, die Aufgabenstellung pot Text zu<br />

verstehen.<br />

B. Innerhalb der Gruppe wird überlegt, wer welche Teilaufgabe erfüllen kann. Legen Sie<br />

auch bereits jetzt fest, wer welche Gruppenaufgabe übernimmt: Zeitnehmer,<br />

Protokollant, Materialbeschaffer (falls nötig), Leiter, etc.<br />

C. Erstellen Sie aus den Teilaufgaben ein Ergebnisplakat hinsichtlich der<br />

AufgabensteIlung. ~ Zu diesem Zweck tauschen Sie sich aus und diskutieren Sie<br />

darüber, welche Ansicht zum <strong>Theater</strong> vertritt Lessing in seinem Brief<br />

Folgende Teilaufgaben gilt es zu verteilen:<br />

I. Anfertigung eines Strukturdiagramms zu dem Brief, was die Argumentationsstruktur<br />

darlegen soll (Thesen, Argumente, Beispiele, etc.)<br />

2. Zusammenfassung des Dramas "W.": <strong>Was</strong> passiert in dem Drama?<br />

3. Darlegung der Struktur von "W.": Visualisierung des Aufbaus, der Anordnung der<br />

Szenen. _<br />

4. Zusammenfassung des Dramas ,,1 a. T.": <strong>Was</strong> passiert in dem Drama?<br />

5. Darlegung der Struktur von ,,1 a. T.": Visualisierung des Aufbaus, der Anordnung der<br />

Szenen.<br />

Schließen Sie dieses Ergebnis bis zur nächsten Stunden (max. 10 min der nächsten Stunde)<br />

ab. (Damit sind die Teilergebnisse für <strong>das</strong> Gesamtergebnis als HA zu erledigen, wenn Sie <strong>das</strong><br />

nicht in der V-Stunde fertig stellen.)


--------------~----------.--------<br />

Überprüfen Sie Lessings Dramentheorie an dem Drama" Woyzeck" I<br />

von Büchner sowie an dem Drama "Iphigenie auf Tauris" von Goethe.<br />

~<br />

1. Einleitung zum Text von Lessing wie üblich.<br />

• Kurze inhaltliche u. formale Zusammenfassung bis zu drei Sätzen<br />

• eine Herleitung zum Arbeitsauftrag, was in Form einer Deutungshypothese<br />

2.<br />

formuliert werden kann.<br />

Dann wird der Text analysiert.<br />

~j<br />

• Hauptaussage benennen<br />

• Argumente u. Beispiele anführen<br />

• Die FORM der Darstellung benennen und entsprechende<br />

als Stilmittel!<br />

auswerten. Bspl. Ironie<br />

Beispiel: Die These Lessings wird durch die Verwendung eines eloquenten Wortschatzes und des<br />

Nominalstils unterstützt, wodurch der Eindruck vermittelt wird, <strong>das</strong>s [der Inhalt] durch ein<br />

umfangreiches Wissen fundiert ist. [... ]<br />

VOM Umfang her ist dieser Teil deutlich kürzer als Sie es von den l Ier Klausuren gewohnt<br />

ind!!!<br />

J<br />

•<br />

3. Anwendung der Theorie auf die beiden Dramen:<br />

• Überleitung zu den Dramen formulieren.<br />

Beispiel: Die Theorie Lessings lässt sich exemplarisch an den Dramen" W." und "I."<br />

[nachvollziehen, prüfen, beweisen, veranschaulichen, verstehen, aufzeigen, verdeutlichen,<br />

widerlegen, entkräften ... ]<br />

n die denn<br />

.<br />

• Einbindung der Dramen in den Kontext<br />

Beispiel: Bei den Dramen handelt es sich um die klassisch autklärerische Tragödie .Lv. T." von J.<br />

v. W. v. Goethe und um <strong>das</strong> offene Drama "W." von G. Büchner.<br />

Inhaltlich thematisiert Goethes Tragödie den antiken Mythos der Tantaliden. expliziert hier die<br />

Auflösung des Tantalosfluchs durch die friedliche Rettung I. von der Insel Tauris durch ihren<br />

Bruder Orest und dessen Freund Pylades. Dazu kontrastiv steht in Büchners Sozialdrama ein<br />

Mann aus dem Volk namens W. im Mittelpunkt, der stellvertretend die gesellscbaftlichen<br />

Strukturen damaliger Verhältnisse widerspiegelt. Zu dem Protagonisten gibt es entgegen<br />

bisheriger Dramen eine historische Vorlage und eine historische Begebenheit, die Büchner<br />

recherchiert hatte.<br />

• Aspektierung des Themas: <strong>Was</strong> genau wird hier womit wie verglichen?<br />

Beispiel: Der Schwerpunkt dieser Untersuchung bildet die [formale Struktw, <strong>das</strong> Thema, die<br />

Herangehensweise des gleichen Themas, die unterschiedliche Deutung des gleichen Themas, <strong>das</strong><br />

dargestellte Frauenbild, die dargestellte Gesellschaftsstruktur, die epochenspezifischen Merkmale,<br />

die epochenspezifischen Unterschiede, etc.] der Dramen, bezogen auf Lessings These, <strong>das</strong>s [... ]<br />

• Vergleich, Darstellung und Argumente für die eigene Stellungnahme<br />

sich ob die die is (Goethe und h<br />

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