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einer Institution übernehmen. Wir schlagen<br />

daher Folgendes vor:<br />

Der Berater gilt zunächst als Spezialist für<br />

<strong>Fremdsprache</strong>nlernen und steht als Ansprech -<br />

partner sowohl für <strong>Fremdsprache</strong>nlehrer als<br />

auch für Schüler zur Verfügung, wenn konkrete<br />

Fälle mit vermeintlichen Sprachlern pro -<br />

blemen auftauchen (vgl. Kasten: Beispiele).<br />

Der Sprachlernberater bietet allen Fremd -<br />

sprachenlehrern gemeinsam von Zeit zu Zeit<br />

eine Gesprächsrunde an, in der ausgewählte<br />

Fälle mit möglichen Interpretationen und<br />

Lösungsvorschlägen besprochen werden. Er<br />

steht als Moderator zur Verfügung.<br />

Bei einzelnen Schülern kann sicherlich auch<br />

das Angebot einer freiwilligen individuellen<br />

Beratung fruchtbar sein. Dabei muss es sich<br />

nicht unbedingt um Schüler mit konkreten<br />

Problemen handeln. Auch ‚gute‘ Fremd -<br />

sprachenlerner nehmen vielleicht sogar von<br />

sich aus gerne eine Sprachlernberatung in<br />

Anspruch, in der sie sich einfach nur Be -<br />

stätigung etwa für den Einsatz von bestimmten<br />

Lernstrategien erwarten und dementsprechend<br />

Selbstwirksamkeit erleben können, was<br />

sich u. U. wiederum positiv auf ihre weitere<br />

Motivation auswirkt.<br />

Kleppin (2003) gibt einen umfassenden Überblick<br />

darüber, was potenzielle Sprachlernberater<br />

können und wissen müssen und beschreibt verschiedene<br />

Möglichkeiten der Ausbildung künftiger<br />

Beratender. Bisher gibt es nur wenige Universitäten,<br />

die eine Beraterausbildung z.B. im Rahmen<br />

einer Zusatzqualifikation anbieten. Als Beispiel<br />

sei die Universität Bochum genannt, wo im<br />

Masterstudiengang Sprachlehrforschung ein<br />

gesamtes Wahlpflichtmodul (insgsamt 10 CP) zur<br />

Sprachlernberatung angeboten wird (s. unter<br />

http://www.rub.de/slf). Zwar erhalten die meisten<br />

Beratenden ihre Ausbildung immer noch „on<br />

the job“, jedoch ist Sprachlernberatung in den<br />

letzten Jahren zunehmend ein wichtiges Thema<br />

von Fortbildungsveranstaltungen geworden und<br />

gute Praxisbeispiele werden daher stark nachgefragt<br />

(vgl. die Beiträge in Mehlhorn und Kleppin<br />

2006).<br />

Checklisten mit Beratungsstrategien können<br />

vor allem angehenden Beratenden helfen, ihre<br />

Beratungssitzungen im Nachhinein selbst zu<br />

evaluieren bzw. sich von Kollegen evaluieren zu<br />

lassen. Im Folgenden handelt es sich um einen<br />

Ausschnitt aus einer solchen Checkliste (vgl. ausführlicher:<br />

Mehlhorn et al. 2005, 206-209):<br />

Sprachlernberatung im schulischen Kontext 51<br />

Ziele setzen: Die Beraterin …<br />

● ... hat den Schüler gebeten, die Bedingungen zu beschreiben, unter denen<br />

bestimmte Schwierigkeiten auftreten („Wann fühlst du dich ...?“).<br />

● ... hat den Schüler gebeten, einige Konsequenzen, die aus seinem Verhalten resultieren,<br />

zu beschreiben („Was geschieht, wenn du ...?“).<br />

● ... hat den Schüler gefragt, wie er sein Verhalten ändern möchte („Wie möchtest du<br />

sein?“).<br />

● ... hat mit dem Schüler gemeinsam die Beratungsziele entwickelt.<br />

● ... hat dafür gesorgt, dass die gesteckten Ziele spezifisch, konkret und operationalisiert<br />

formuliert werden.<br />

● ... hat den Schüler um eine mündliche Verpflichtung gebeten, sich für das Erreichen<br />

der Ziele auch wirklich zu engagieren.<br />

● ... hat den Schüler darauf angesprochen, wenn er sich widerstrebend verhielt oder sich<br />

am Erreichen der Veränderungen nur wenig interessiert zeigte.<br />

● ...<br />

Gesprächstechniken: Die Beraterin …<br />

● ... hat ihre Antworten in der Regel direkt auf die jeweils wichtigste Komponente einer<br />

jeden Äußerung des Schülers bezogen.<br />

● ... ist in ihren Ausführungen dem Schüler gefolgt, indem sie jeweils auf die wichtigsten<br />

kognitiven bzw. affektiven Inhalte, die vom Schüler eingeführt wurden, eingegangen ist.<br />

● ... hat die Gefühle des Schülers erkannt und ist darauf eingegangen.<br />

● ... hat nonverbale Hinweise des Schülers auf seine Gefühle aufgegriffen.<br />

● ... hat den Schüler ermutigt, über seine Gefühle zu sprechen.<br />

● ... hat den Schüler ermuntert, seine eigenen relevanten Verhaltensweisen zu erkennen<br />

und einzuschätzen.<br />

● ... hat den Schüler davon abgehalten, ständig nach Ausreden, Entschuldigungen oder<br />

Rationalisierungen für seine Verhaltensweisen zu suchen.<br />

● ... hat dem Schüler offene Fragen gestellt („Wie, was, wann, inwiefern, ...?“).<br />

● ...<br />

Es empfiehlt sich, mit einer solchen Liste in verschiedenen<br />

Stadien der Beraterausbildung zu<br />

arbeiten, um Veränderungen im eigenen Strategien-Repertoire<br />

erfassen zu können.<br />

Die Implementierung von Sprachlernberatung<br />

in den schulischen Kontext ist unserer Meinung<br />

nach machbar, wenn auch nicht in dem<br />

Maße durchführbar wie es an Universitäten und<br />

Sprachenzentren oder bei privaten Anbietern<br />

möglich ist. Wir können hier nur einige Anregungen<br />

liefern, die Umsetzung und Weiterentwicklung<br />

in der Praxis muss sich natürlich am einzelnen<br />

Schüler und dem jeweiligen Lernkontext orientieren.<br />

Literatur<br />

� Mehr Literatur zu diesem Thema s. S. 61.<br />

Anmerkungen<br />

1 Als Selbstwirksamkeit bezeichnet man in der Psychologie<br />

die Fähigkeit, aufgrund eigener Kompetenzen Handlungen<br />

ausführen zu können, die zu den gewünschten<br />

Zielen führen. Die Überzeugungen eines Lernenden<br />

bezüglich dieser Fähigkeiten beeinflussen seine Wahrnehmung,<br />

seine Motivation und seine Leistungen in<br />

Bezug auf das <strong>Fremdsprache</strong>nlernen.<br />

<strong>Fremdsprache</strong> <strong>Deutsch</strong> Heft 38/2008 – Sprechen lernen – Theorien und Modelle, ISBN 978-3-19-709183-9, © Hueber Verlag 2008

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