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Die Geschichte von Boele und Hagen

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

<strong>Die</strong> älteste bekannte Ansichtskarte <strong>von</strong> <strong>Boele</strong>, aufgenommen zwischen 1887 <strong>und</strong> 1909<br />

Um das 11. <strong>und</strong> 12. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde im damaligen Bole eine hölzerne Dorfkirche gebaut. In dem<br />

Libellus quadrupli cathedratici (Liste der Viertelsteuer) <strong>von</strong> 1180 wird <strong>Boele</strong> als eine der Pfarrkirchen im<br />

Bezirk <strong>Hagen</strong> aufgeführt. Eine Urk<strong>und</strong>e aus dem Jahr 1186 bescheinigt die Erhebung der Kapelle in<br />

Bole zur Pfarrkirche durch den Kölner Erzbischof Sigewin <strong>von</strong> Are im Jahr 1080. Zu dieser Pfarrkirche<br />

gehörten außerdem die Ortschaften Helfe (Parva Bole), Bathey (Bateige), Hengstey (Hemstede), <strong>und</strong><br />

Fley (Vlie).<br />

In einer Urk<strong>und</strong>e vom 13. Juli 1240 wird der Verkauf eines Hofes <strong>von</strong> der Äbtissin des Stiftes Herdecke<br />

beurk<strong>und</strong>et. Als Zeugen erscheinen u.a. die Brüder Otto <strong>und</strong> Gerhard zu Bule. <strong>Die</strong>se Brüder waren Ritter<br />

eines <strong>Boele</strong>r Adelsgeschlechts, das in dieser Zeit wahrscheinlich auf dem Vriehoff (1971 abgerissener<br />

Grave-Hof) in Helfe (Doirboyle op deme Helweghe) ansässig war. Es siedelte im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert nach<br />

Wetter um, wo es um das Jahr 1500 ausgestorben ist.<br />

Bis zum Ende des 14. Jahrh<strong>und</strong>ert unterstand <strong>Boele</strong> den Herren <strong>von</strong> Volmestein (Volmarstein), die wiederum<br />

dem Kölner Erzbischof unterstanden. Dessen Gegner waren die märkische Grafen, die 1288 unter<br />

Eberhard I. <strong>von</strong> der Mark die Burg Volmarstein einnahmen (siehe auch Schlacht <strong>von</strong> Worringen). Mit<br />

der Zerstörung der Burg gelang <strong>Boele</strong> schließlich 1324 unter märkischen Besitz. Das Kirchspiel <strong>Boele</strong><br />

wurde gegen Ende des 14. Jahrh<strong>und</strong>ert märkisch.<br />

Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert wurde die Holzdecke der Pfarrkirche durch steinerne Kreuzgewölbe ersetzt.<br />

Zwischen 1808 <strong>und</strong> 1813 stand <strong>Boele</strong> unter französische Besetzung.<br />

Es wurde eine neue Gemeindeverwaltung eingerichtet, der auch die Ortschaften Eckesey, Fley, Halden,<br />

Herbeck <strong>und</strong> Holthausen unterstanden. Das als Am Garnier bezeichnete Verwaltungsgebäude befand<br />

sich an der Ecke <strong>Hagen</strong>er-/Overbergstraße <strong>und</strong> verblieb an dieser Stelle bis 1829. <strong>Die</strong> während der<br />

französische Besetzung unter Napoléon Bonaparte durchgeführte Gebietsreform führte 1809 zur Bildung<br />

einer Munizipalität <strong>Boele</strong> im Kanton <strong>und</strong> Arrondissement <strong>Hagen</strong>. 1815 wurde das Amt <strong>Boele</strong> anlässlich<br />

der preußischen Gebietsneugliederung ein Teil im Kreis <strong>Hagen</strong>.<br />

Am 20. Juli 1847 wurde die evangelische Kirchengemeinde <strong>Boele</strong> gegründet. Bis zu diesem Jahr waren<br />

alle kirchlichen Handlungen <strong>von</strong> dem katholischen Pfarrer wahrgenommen worden. Eine eigene evangelische<br />

Kirche <strong>und</strong> Schule wurden zwischen 1870 <strong>und</strong> 1873 erbaut.<br />

Nach einer Cholera-Epidemie holte der damalige katholische Pastor Wilhelm Hecking 1867 zwei Franziskanerinnen<br />

zur Betreuung der Kranken nach <strong>Boele</strong>. Sie wirkten in der Versorgung <strong>von</strong> Kranken <strong>und</strong><br />

Weisen ab 1869 in einem Fachwerkhaus. Mit dem Bau eines dreistöckigen Ziegelbaus wurde die Urzelle<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

des St. Josef Hospitals (seit 1930: St. Johannes Hospital) erbaut, dem 1879 eine Kapelle 1888 ein Anbau<br />

nach Osten, 1902 ein Anbau nach Süden <strong>und</strong> 1912 ein Operationssaal <strong>und</strong> eine Isolierstation angegliedert<br />

wurde.<br />

Der Gr<strong>und</strong>stein der heutigen katholischen St. Johannes Baptist Kirche wurde 1877 im Chorraum gelegt.<br />

Der Bau der im neuromanischen Stil erbauten Kirche fand abschnittsweise mit dem stufenweisen Abriss<br />

der altromanischen Dorfkirche statt. So waren im August 1882 noch die Hälfte der alten aber auch schon<br />

die Hälfte der neuen Kirche vorhanden. Der für den Bau verwendete Sandstein wurde <strong>von</strong> einem lokalen<br />

Steinbruch auf der Höhe zwischen Bathey <strong>und</strong> Hengstey bezogen. 1887 wurde die westliche Turmseite<br />

fertig gestellt, 1892 fand die Konsekration statt. <strong>Die</strong> Kirchengemeinde besitzt seit 1820 das Recht, ihren<br />

Pfarrer zu wählen.<br />

Aus dem Kreis <strong>Hagen</strong> ging im Rahmen einer Aufteilung 1887 ein Stadtkreis <strong>Hagen</strong> <strong>und</strong> ein Landkreis<br />

Schwelm <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong> hervor. Zum letzteren mit Sitz in der Eckeyeyer Straße gehörte auch das Amt<br />

<strong>Boele</strong>. Schließlich wurde 1901 das Amt <strong>Boele</strong> im Landkreis <strong>Hagen</strong> aufgelöst <strong>und</strong> als selbstständiges<br />

Amt neugegründet. Zu diesem Amt mit 7500 Einwohnern gehörten auch Fley, Halden, Herbeck, Holthausen<br />

<strong>und</strong> Vorhalle, welches zwischen 1920 <strong>und</strong> 1929 ebenfalls ein selbstständiges Amt darstellte.<br />

Für das neue Amt wurde 1901 das <strong>Boele</strong>r Amtshaus errichtet, das 1912 durch einen Anbau nach Osten<br />

erweitert wurde.<br />

Ebenfalls 1901 wurde eine katholische Schule (Goetheschule) errichtet, der 1910 ein Anbau hinzugefügt<br />

wurde. Im selben Jahr fand auch die Zusammenlegung des Kirchspiels <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> den Bauernschaften<br />

<strong>Boele</strong>rheide, Helfe, Bathey, Hengstey <strong>und</strong> Kabel zu einer politischen Gemeinde statt. Dem Amtsbezirk<br />

gehörten noch Fley, Halden, Herbeck, Holthausen <strong>und</strong> Vorhalle an. Letzteres wurde 1920 ein selbständiger<br />

Amtsbezirk. 1905 erfolgte die Anlegung des <strong>Boele</strong>r Marktplatzes, der sich über einer Fläche <strong>von</strong><br />

1,63 ha erstreckt. Neben dem Krankenhaus wurde 1925 eine Badeanstalt auf Bestreben des damaligen<br />

Pfarrers <strong>von</strong> der Kirchengemeinde errichtet, der eine Wäscherei angegliedert war. Mit dem 1. August<br />

1929 wurden die Gemeinden <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> Vorhalle in die Stadt <strong>Hagen</strong> eingegliedert.<br />

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wurden am 15. März 1945 die evangelische Kirche sowie<br />

das Schul-, Gemeinde- <strong>und</strong> Pfarrhaus <strong>von</strong> bei einem Bombenangriff zerstört. Der Wiederaufbau der<br />

Philipp-Nikolai-Kirche wurde erst 1973, 100 Jahre nach ihrer Weihe, beendet. <strong>Die</strong> Besetzung durch amerikanische<br />

Truppen erfolgte am 15. April 1945.<br />

Im Zuge einer Aufteilung der Stadt <strong>Hagen</strong> in 5 Stadtbezirke im Jahr 1975 wurde <strong>Boele</strong> (bestehend aus<br />

<strong>Boele</strong>, <strong>Boele</strong>rheide, Hengstey, Bathey, Kabel <strong>und</strong> Helfe) mit Vorhalle, Fley <strong>und</strong> Garenfeld zum Stadtbezirk<br />

Nord, in dem 1976 r<strong>und</strong> 46.000 Einwohner lebten. Am 29. Mai 1976 fand die letzte Fahrt der 1902<br />

eröffneten Straßenbahnlinie 7 (im <strong>Hagen</strong>er Volksm<strong>und</strong> „schwarze Sieben“ <strong>und</strong> „Vatikanexpress“ genannt<br />

- aufgr<strong>und</strong> der überwiegend katholischen Einwohner <strong>Boele</strong>s im Gegensatz zu den übrigen Stadtteilen<br />

<strong>Hagen</strong>s) statt, die <strong>Hagen</strong> über <strong>Boele</strong> mit Kabel verband. <strong>Die</strong>se berühmte Linie existierte bin ins neue<br />

Jahrtausend hinein als Buslinie 7 (später als 507) weiter - sie wurde allerdings dann aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Neugliederung des öffentlichen Nahverkehrs in <strong>Hagen</strong> abgeschafft.<br />

Zwischen dem 5. <strong>und</strong> 8. September 2002 beging <strong>Boele</strong> die 750 Jahrfeier.<br />

Ortsname<br />

Der Ortsname <strong>Boele</strong> entwickelte sich <strong>von</strong> Bule über Bole zur heutigen Schreibweise. Bule wiederum<br />

entspricht dem altgermanischen Wort Buhil, welches einen Hügel bezeichnet.<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

• Haus Ruhreck, eine <strong>von</strong> Villa im neugotischen Stil aus Sandsteinquadern (Bauherr: Casper <strong>Die</strong>drich<br />

Killing, Waggonfabrikant). Das 2-geschossige Gebäude umfasst zwei unterschiedlich hohe Türme.<br />

• Katholische Pfarrkirche St. Johannes-Baptist, erbaut <strong>von</strong> 1877 bis 1889 im neuromanischen Stil. <strong>Die</strong><br />

umliegende Bebauung wurde nach 1877 unter Wahrung der mittelalterlichen Platzform weitgehend<br />

im Stil des Historismus errichtet.<br />

• Haus Elisabeth, gelegen auf dem Hilgenland mit Vorderseite zum Marktplatz. Das Haus Elisabeth erfuhr<br />

im Laufe der Zeit vielfältige Nutzungen: Das frühe Gebäude wurde 1881 <strong>von</strong> der katholische Kirchengemeinde<br />

erworben <strong>und</strong> zu einem Waisenheim für r<strong>und</strong> 30 Kinder hergerichtet. Ab 1914 diente<br />

es nach einer Vergrößerung als Militärknabenschule für männliche Kadetten im Alter <strong>von</strong> 10 bis 14<br />

Jahren, 1920 nach Übernahme durch den Franziskanerorden <strong>von</strong> Salzkotten als Wohnraum für Seniorinnen<br />

<strong>und</strong> als Mädchenpensionat, in dem r<strong>und</strong> 60 junge Menschen in den Arbeitsbereichen Küche,<br />

Haushalt <strong>und</strong> Garten ausgebildet wurden. Im Jahr 1950 erfolgte ein Rückkauf durch die katholische<br />

Gemeinde, die ab 1954 das Haus Elisabeth als Heim zur Pflege geistig <strong>und</strong> körperlich behinderter<br />

Kinder durch Nonnen nutzte. Doch bereits in den 1960er Jahren erfolgte die Verpachtung des<br />

Haupthauses an die Stadt <strong>Hagen</strong>, die es für schulische Zwecke nutzte. In dieser Zeit begannen die<br />

<strong>Boele</strong>r Vereine das Haus <strong>und</strong> die Außenanlagen für diverse Feste zu nutzen. Nachdem die Vereine<br />

<strong>und</strong> Schulen das Gebäude aufgr<strong>und</strong> altersbedingter Mängel verließen <strong>und</strong> ihre Veranstaltungen fortan<br />

in Neubauten (z.B. Aula der Gesamtschule Fritz-Steinhoff oder Begegnungszentrum hinter der<br />

<strong>Boele</strong>r Badeanstalt) abhielten, folgte über mehrere Jahre ein Leerstand. Um den Verfall vorzubeugen<br />

<strong>und</strong> das Haus Elisabeth zu reaktivieren erwarb der Architekt Karlheinz Meier 1991 das Gebäude. Es<br />

folgte eine gr<strong>und</strong>legende Renovierung <strong>und</strong> Erweiterung um einen mehrstöckigen Neubau anstelle<br />

der vorherigen Aula. Seitdem dient das Gebäude als Wohn- <strong>und</strong> Bürohaus. Der dahinter gelegene<br />

Festplatz Hilgenland ist im Eigentum der kath. Kirchengemeinde <strong>und</strong> wird regelmäßig als Austragungsort<br />

<strong>von</strong> Festen genutzt.<br />

• Amtshaus, 1901 errichtetes <strong>und</strong> <strong>von</strong> 1912 bis 1914 erweitertes Verwaltungsgebäude. Nach Übertragung<br />

<strong>von</strong> Leitung <strong>und</strong> Beaufsichtigung der Bauarbeiten an den Architekten P. Wiehl am 10. April<br />

1901 konnte das Gebäude bereits am 15. Oktober desselben Jahres bezogen werden. An der rasch<br />

vollzogenen Fertigstellung waren vier Betriebe aus <strong>Boele</strong> beteiligt.<br />

• Ehrenmal, erbaut 1927 zu Ehren der 296 im Ersten Weltkrieg aus der Gemeinde <strong>Boele</strong> gefallenen<br />

Männer. Das nach einem Entwurf des Bildhauers Hans Dammann realisierte Kriegerdenkmal in heimischen<br />

Ruhrsandstein besteht aus vier Fackeln stilisierenden Säulen, an denen Tafel mit den Namen<br />

der Gefallenen angebracht sind. In deren Mitte steht ein Soldat in trauernde Pose. 1956 wurde<br />

eine Tafel mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs am Sockel der Statue hinzugefügt.<br />

Das Ehrenmal befindet sich auf dem Hammerstein, mit 153 m über NN der höchste Geländepunkt<br />

<strong>Boele</strong>s.<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

Vereinsbaum im Ortszentrum<br />

mit Gedenkstein<br />

zur 750-Jahrfeier <strong>und</strong><br />

dem <strong>Boele</strong>r Wappen<br />

Bekannteste <strong>Boele</strong>r<br />

Sportvereine sind der der<br />

Fußballverein SV <strong>Boele</strong>-<br />

Kabel <strong>von</strong> 1882 e. V. sowie<br />

Basketball <strong>Boele</strong>-<br />

Kabel. Außerdem besteht<br />

der Schützenverein <strong>Boele</strong><br />

<strong>und</strong> die Abteilung <strong>Hagen</strong>-<br />

<strong>Boele</strong> im<br />

Sauerländischen Gebirgsverein.<br />

Ein 1927 eröffnetes<br />

Hallenbad mit<br />

denkmalgeschützten<br />

Fassade <strong>und</strong> prunkvollem<br />

Mosaik im Eingangsbereich<br />

beherbergt ein ca.<br />

22 Meter langes Becken<br />

als Kombination aus<br />

Schwimmer- <strong>und</strong> Nichtschwimmerbecken.Daneben<br />

befindet sich im<br />

angrenzenden Stadtteil<br />

Hengstey das Familienbad<br />

Hengstey.<br />

Vereine<br />

Neben den bereits oben<br />

aufgeführten Sportvereinen<br />

existieren in <strong>Boele</strong><br />

weitere Vereine mit einem<br />

aktiven Vereinsleben.<br />

<strong>Die</strong> Loßröcke <strong>Boele</strong> e. V. bezeichnet sich selbst als Verein zur Pflege alter Sitten <strong>und</strong> Bräuche <strong>und</strong> ist<br />

ein Heimatverein. In <strong>Boele</strong> sind die beiden Gesangsvereine MGV „Cäcillia 1886“ <strong>Hagen</strong>-<strong>Boele</strong> <strong>und</strong> MGV<br />

Vereinigte Sänger ansässig. Ferner existiert der CVJM-Posaunenchor <strong>Boele</strong>-Kabel. Zur katholischen<br />

Gemeinde St. Johannes Baptist gehört die Katholische Frauengemeinschaft St. Johannes (vgl. Katholische<br />

Frauengemeinschaft Deutschlands), der Kirchenchor St. Johannes, der Pfadfinderstamm <strong>Boele</strong>-<br />

Helfe der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) <strong>und</strong> die Kolpingsfamilie <strong>Hagen</strong>-<strong>Boele</strong> <strong>und</strong> Umgebung,<br />

der wiederum ein Chor mit dem Namen Kolpingchor 1990 angeschloßen ist. <strong>Die</strong> politische Parteien<br />

CDU <strong>und</strong> SPD sind jeweils mit einer Ortsunion bzw. Ortsverein in <strong>Boele</strong> vertreten. Weitere Vereine<br />

sind der Aktivkreis <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> die Siedlergemeinschaft <strong>Boele</strong>.<br />

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Wirtschaft <strong>und</strong> Infrastruktur<br />

Wirtschaft<br />

<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

Im Stadtteil <strong>Boele</strong> befinden sich überwiegend Einzelhandelsgeschäfte <strong>und</strong> <strong>Die</strong>nstleistungsanbieter. In<br />

den benachbarten Stadtteilen Kabel <strong>und</strong> Bathey sind hingegen zahlreiche kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen<br />

sowie vereinzelt auch Großunternehmen (z.B. Douglas Holding in Bathey <strong>und</strong> Stora Enso in Kabel)<br />

aus dem sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> tertiären Wirtschaftssektor ansässig. <strong>Die</strong> Außenbezirke <strong>Boele</strong>s sind auch geprägt<br />

<strong>von</strong> Landwirtschaft.<br />

Öffentliche Einrichtungen<br />

In <strong>Boele</strong> befindet sich das St.-Johannes-Hospital, dessen <strong>Geschichte</strong> bis ins Jahr 1867 zurückgeht.<br />

1998 erfolgte die Fusion mit den beiden <strong>Hagen</strong>er Krankenhäusern St.-Josef-Hospital <strong>und</strong> St.-Marien-<br />

Hospital, die bereits seit 1990 unter gemeinsamen Gesellschaftsdach (Katholisches Krankenhaus <strong>Hagen</strong><br />

gem. GmbH) firmieren.<br />

Bildung<br />

Neben der Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule Vinckeschule <strong>und</strong> der Katholischen Gr<strong>und</strong>schule Goethe befindet<br />

sich in <strong>Boele</strong> die Gesamtschule „Fritz Steinhoff“. Weitere weiterführende Schulen befinden sich im angrenzenden<br />

Stadtteil <strong>Boele</strong>rheide. Dort befindet sich die Realschule „Heinrich Heine“, die Hauptschule<br />

„Geschwister Scholl“ sowie die Förderschule „Fritz Reuter“. Weiterhin gab es die ehemalige Hauptschule<br />

<strong>Boele</strong>.<br />

Literatur<br />

• Festkomitee 750 Jahre <strong>Boele</strong> e.V. (Hrsg.): 750 Jahre <strong>Boele</strong>. 1252-2002. Heimatgeschichtliche Skizzen.<br />

Paßmann, <strong>Hagen</strong> 2002<br />

• Peter <strong>Die</strong>derich Frommann: Aus der <strong>Geschichte</strong> der Gemeinde <strong>Boele</strong>. Wiesemann, <strong>Hagen</strong> 1948<br />

• Fritz Lammert, Alfons Rehkopp: <strong>Die</strong> Gemeinde <strong>Boele</strong>. Schröder, <strong>Hagen</strong> 1976<br />

• Stadt <strong>Hagen</strong> (Hrsg.): Architekturführer <strong>Hagen</strong>. ardenkuverlag, <strong>Hagen</strong> 2005<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

<strong>Geschichte</strong> – politisch <strong>und</strong> historisch<br />

<strong>Geschichte</strong> der Stadt <strong>Hagen</strong><br />

<strong>Hagen</strong> ist eine kreisfreie Großstadt an der Schwelle vom Sauerland zum östlichen Ruhrgebiet,<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Ur- <strong>und</strong> Frühgeschichte<br />

Seit der Eiszeit wird der Raum <strong>Hagen</strong> <strong>von</strong> Menschen bewohnt. Zahlreiche archäologische F<strong>und</strong>e belegen<br />

eine „Besiedlung“ seit der mittleren Altsteinzeit, der Kulturstufe des Neandertalers. In Höhlen <strong>und</strong><br />

auf den Flußterrassen <strong>von</strong> Ruhr, Lenne, Ennepe <strong>und</strong> Volme finden sich zahlreiche überregional wichtige<br />

Bodenf<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Siedlungsspuren <strong>von</strong> der Altsteinzeit über die Mittelsteinzeit <strong>und</strong> Jungsteinzeit bis zur<br />

Bronzezeit, Eisenzeit <strong>und</strong> Völkerwanderungszeit.<br />

In einem Seitental der Lenne bei <strong>Hagen</strong>-Holthausen wurden in der „Blätterhöhle“ sehr bedeutende Knochenf<strong>und</strong>e<br />

<strong>von</strong> steinzeitlichen Menschen gemacht, darunter auch die Skelettreste <strong>von</strong> mindestens zwei<br />

der frühesten anatomisch modernen Menschen in Westfalen <strong>und</strong> im Ruhrgebiet. <strong>Die</strong>se menschlichen<br />

Überreste sind nach C-14-Untersuchungen an den Universitäten in Kiel <strong>und</strong> Oxford über 10.700 Jahre<br />

alt <strong>und</strong> stammen aus dem frühen Mesolithikum des älteren Holozän. In Europa gehören sie zu den wenigen<br />

überlieferten Menschenresten aus diesem Zeitabschnitt. Da die Forschungen noch nicht abgeschlossen<br />

sind <strong>und</strong> die Ausgrabungen in der mit zahlreichen weiteren Skelettresten <strong>und</strong> weiteren F<strong>und</strong>en<br />

gefüllten Höhle erst beginnen, ist in Zukunft mit weiteren Überraschungen zu rechnen.<br />

In der „Blätterhöhle“ wurden auch zahlreiche Skelettreste <strong>von</strong> Menschen der Michelsberger Kultur entdeckt,<br />

darunter das fast vollständige Skelett einer jungen Frau im Alter <strong>von</strong> 17 bis 22 Jahre. Untersuchungen<br />

ergaben ein Alter <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 5600 Jahren; die F<strong>und</strong>e datieren also in die Zeit um 3600 v.Chr.<br />

<strong>Die</strong>se jungsteinzeitlichen Menschenreste, die vermutlich zu Bestattungen gehören, zählen in Europa zu<br />

den seltenen archäologischen Relikten.<br />

<strong>Die</strong> F<strong>und</strong>e in der „Blätterhöhle“ werden seit 2004 <strong>von</strong> einem internationalen Wissenschaftlerteam erforscht<br />

<strong>und</strong> sind anhand <strong>von</strong> ausgewählten Objekten im Museum für Ur- <strong>und</strong> Frühgeschichte im Wasserschloss<br />

Werdringen zu sehen, zusammen mit anderen wichtigen archäologischen F<strong>und</strong>en der Region.<br />

Mittelalter<br />

Im Jahre 775 wurde die nahe der <strong>Hagen</strong>er Stadtgrenze zu Dortm<strong>und</strong> über der Ruhr-Lennemündung gelegene<br />

„sächsische“ Hohensyburg (Sigiburg) durch Truppen Kaiser Karls des Großen erobert. Mit der<br />

Überlieferung dieser Eroberung in den „Annales Laureshamenses“ (Lorscher Annalen) tritt der Raum<br />

<strong>Hagen</strong> in die Geschichtsschreibung.<br />

Erste Schriftquellen, die sich direkt auf <strong>Hagen</strong> beziehen, datieren in das 12. Jahrh<strong>und</strong>ert, als <strong>Hagen</strong> kurkölnischer<br />

Besitz <strong>und</strong> ein Kirchspiel in der Herrschaft Volmarstein war.<br />

<strong>Die</strong> Johanniskirche (Stadtzentrum) wird häufig mit der (historisch falschen) Vorstellung <strong>von</strong> einer karolingischen<br />

„Urpfarre“ der Christianisierung im 8. Jahrh<strong>und</strong>ert in Verbindung gebracht. Hier soll sich die<br />

„Urkirche“ der Region bef<strong>und</strong>en haben. Tatsächlich lässt sich die Kirche anhand <strong>von</strong> Schriftquellen <strong>und</strong><br />

archäologischen Bef<strong>und</strong>en frühestens in das 12. Jahrh<strong>und</strong>ert datieren. Ein System <strong>von</strong> „Urpfarren“ hat<br />

es wohl nicht gegeben; die These beruht auf posthum veröffentlichten Arbeitshypothesen des westfälischen<br />

Landeshistorikers Albert K. Hömberg.<br />

Bis 1288 sicherte die Raffenburg bei <strong>Hagen</strong>-Holthausen die Grenze des kurkölnischen Territoriums zur<br />

Grafschaft Limburg <strong>und</strong> zur Grafschaft Mark. Im Frühjahr 1288 wurde die Raffenburg durch Truppen des<br />

Grafen Eberhard II. <strong>von</strong> der Mark erobert <strong>und</strong> später teilweise geschleift.<br />

Nach der Eroberung der Burg Volmarstein im Jahr 1324 wurde <strong>Hagen</strong> ein Teil der Grafschaft <strong>von</strong> der<br />

Mark, die Anfang des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts den Herzögen <strong>von</strong> Kleve-Mark gehörte.<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

Im Mittelalter war das Dorf <strong>und</strong> Kirchspiel <strong>Hagen</strong> relativ unbedeutend <strong>und</strong> stand politisch, wirtschaftlich<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlich unwichtig dar im Vergleich zu den märkischen Stadtgründungen im Umland sowie<br />

zu der benachbarten Grafschaft Limburg.<br />

Frühe Neuzeit<br />

1609/66 kamen Gericht <strong>und</strong> Kirchspiel <strong>Hagen</strong> durch Erbfolge zu Brandenburg-Preußen. Im Dreißigjährigen<br />

Krieg erfolgten zahlreiche Plünderungen sowie 1636 eine große Pestepidemie, der allein im Kirchspiel<br />

<strong>und</strong> Gericht <strong>Hagen</strong> Tausende <strong>von</strong> Menschen zum Opfer fielen.<br />

Durch die Gründung einer Klingenschmiede in <strong>Hagen</strong>-Eilpe 1661 mit Genehmigung des Kurfürsten<br />

Friedrich Wilhelm <strong>von</strong> Brandenburg wurde die wirtschaftliche, gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Entwicklung<br />

gefördert.<br />

Seit dem 15./16. Jahrh<strong>und</strong>ert entstanden im Ennepetal zwischen Wehringhausen, Haspe <strong>und</strong> Gevelsberg<br />

sowie im Volmetal zwischen Eilpe <strong>und</strong> Dahl mehrere mit Wasserkraft betriebene Hammerwerke<br />

<strong>und</strong> Schmieden.<br />

Im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden sich auf der so genannten Ennepestraße zwischen Gevelsberg <strong>und</strong> Wehringhausen<br />

zahlreiche Sensenschmieden gegründet, die bis in das 19. Jahrh<strong>und</strong>ert ein bestimmender<br />

Gewerbezweig blieben. <strong>Die</strong> Sensenschmiede waren zur Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts genau wie die Klingenschmiede<br />

in Eilpe aus dem bergischen Land eingewandert.<br />

1699 vernichtete ein Großfeuer zahlreiche Häuser in <strong>Hagen</strong>, das in einer Quelle, die heute in der Dauerausstellung<br />

des Historischen Centrums <strong>Hagen</strong> zu sehen ist, aus dem Jahre 1697 <strong>von</strong> den „Vorstehern“<br />

<strong>und</strong> „Eingesessenen“ noch als Dorf bezeichnet wurde.<br />

Neuzeit<br />

Um 1705 war <strong>Hagen</strong> ein Flecken im Gericht <strong>Hagen</strong>, Amt Wetter. Ein Brand zerstörte 1724 einen Großteil<br />

der Gebäude. Daraufhin erfolgte der Wiederaufbau, der <strong>von</strong> der preußischen Regierung unterstützt <strong>und</strong><br />

gefördert wurde.<br />

1717, damals zählte der Flecken 675 Einwohner, erhielt <strong>Hagen</strong> eine Akzise, 1731 ein „Rathäusliches<br />

Reglement“. <strong>Hagen</strong> besitzt seit dem 3. September 1746 aufgr<strong>und</strong> eines <strong>von</strong> König Friedrich II. <strong>von</strong><br />

Preußen bestätigten Reskripts Stadtrechte.<br />

Seit Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts erfolgte eine wirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Fortentwicklung, die<br />

durch Kriegsfolgen, wie 1756–1762 im Siebenjähriger Krieg, gestört wurde.<br />

Von 1807 bis 1813 war <strong>Hagen</strong> in der Zeit der französischen Herrschaft als Hauptstadt des Arrondissements<br />

<strong>Hagen</strong> dem Ruhrdepartement im Großherzogtum Berg angegliedert. Sie hatte den Rang einer<br />

Munizipalität bzw. Unterpräfektur.<br />

Nach dem endgültigen Übergang an Preußen wurde <strong>Hagen</strong> 1817 Sitz eines Amtes <strong>und</strong> eines Kreises<br />

innerhalb des Regierungsbezirks Arnsberg. 1837 wurde die revidierte Städteordnung <strong>und</strong> ein Magistrat<br />

eingeführt.<br />

Während der Revolution 1848/49 beteiligten sich Revolutionäre aus <strong>Hagen</strong> maßgeblich am Aufstand in<br />

Iserlohn im Mai 1849. Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes durch preußische Truppen<br />

flüchteten sich viele Revolutionäre, wie z.B. Caspar Butz, in das Ausland.<br />

Neueste <strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong> Zeitgeschichte<br />

Im Jahr 1887 schied <strong>Hagen</strong> verwaltungsrechtlich aus dem Kreis <strong>Hagen</strong> aus, wurde eine kreisfreie Stadt.<br />

<strong>Die</strong> Einwohnerzahl der Stadt überschritt am 13. Februar 1928 die 100.000-Grenze <strong>und</strong> machte <strong>Hagen</strong><br />

zur Großstadt.<br />

Während der Kaiserzeit 1871–1914 erlebte <strong>Hagen</strong> eine Blütezeit. Durch die Urbanisierung <strong>und</strong> Industrialisierung<br />

entwickelte sich die Stadt zum Oberzentrum für die gesamte Region. Der Erste Weltkrieg be-<br />

Dateiname: 1070-00 Seite: 7 <strong>von</strong>: 10


<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

endete diese Entwicklung. In der Weimarer Republik konnte <strong>Hagen</strong> an die Situation vor 1918 nicht mehr<br />

anknüpfen.<br />

Während des Kapp-Putsches 1920 war <strong>Hagen</strong> das Hauptquartier der „Roten Ruhr-Armee“. Seit 1922<br />

machten sich rechts- <strong>und</strong> linksextreme Strömungen <strong>und</strong> Parteien immer mehr bemerkbar. Führende Nationalsozialisten,<br />

wie Adolf Hitler, Josef Goebbels <strong>und</strong> Rudolf Hess, besuchten seit 1925 mehrfach <strong>Hagen</strong>.<br />

Hitler <strong>und</strong> Heß wohnten dabei im Haus Busch, einem Adelssitz bei <strong>Hagen</strong>-Kabel, der bis 1928 vom<br />

späteren Obersten SA-Führer Pfeffer <strong>von</strong> Salomon bewohnt wurde.<br />

Der Nationalsozialismus 1933–1945 führte auch in <strong>Hagen</strong> zur Verfolgung sowie Deportation der Juden.<br />

Der <strong>Hagen</strong>er Oberbürgermeister Heinrich Vetter (1) war seit 1936 auch Stellvertretender Gauleiter in<br />

Westfalen-Süd. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde in der „Battle of the Ruhr“ die <strong>Hagen</strong>er Innenstadt<br />

total zerstört.<br />

Zwischen 1943 <strong>und</strong> 1945 betrieb die Gestapo-<strong>Die</strong>nststelle in <strong>Hagen</strong> eigene Haftstätten <strong>und</strong> Lager, in<br />

denen ausländische Zwangsarbeiter, Juden <strong>und</strong> „jüdische Mischlinge“ sowie deutsche Regimegegner<br />

inhaftiert <strong>und</strong> misshandelt wurden. Nur wenige St<strong>und</strong>en vor dem Einmarsch der US-Truppen im April<br />

1945 ermordeten Mitarbeiter der Gestapo in <strong>Hagen</strong> noch zahlreiche Menschen.<br />

<strong>Die</strong> durch den raschen Wiederaufbau entstandenen „Bausünden“ wurden seit den 1990er Jahren unter<br />

anderem durch die Volmegalerie, die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes <strong>und</strong> den gegen im Vergleich<br />

zur überwiegenden Mehrheit geringen Bürgerproteste in einem lokalen Volksentscheid durchgesetzten<br />

Neubauteil des Rathauses behoben.<br />

Aktuelle Entwicklung<br />

<strong>Hagen</strong> zählt heute knapp 200.000 Einwohner. Im März des Jahres 2004 erhielt <strong>Hagen</strong> b<strong>und</strong>esweite Medien-Aufmerksamkeit<br />

durch die spektakulär aufgezogene Sprengung des Sparkassen-Hochhauses<br />

„Langer Oskar“. Seit September 2004 berichteten deutschsprachige <strong>und</strong> internationale Medien mehrfach<br />

über die bisher einzigartigen archäologischen F<strong>und</strong>e <strong>von</strong> r<strong>und</strong> 10.700 Jahre alten menschlichen Skelettresten,<br />

die als „älteste Westfalen“ gelten bzw. die ältesten F<strong>und</strong>e <strong>von</strong> anatomisch modernen Menschen<br />

in Westfalen <strong>und</strong> im Ruhrgebiet darstellen, in einer Karsthöhle bei <strong>Hagen</strong>.<br />

Eingemeindungen<br />

Im Laufe der <strong>Geschichte</strong> wuchs die Stadt <strong>Hagen</strong> durch mehrere Eingemeindungen. <strong>Die</strong>se sind im Einzelnen:<br />

• 1876 Wehringhausen <strong>und</strong> Eilpe<br />

• 1901 Delstern, Eckesey <strong>und</strong> Eppenhausen<br />

• 1929 Haspe, <strong>Boele</strong>, Fley, Halden, Herbeck, Holthausen <strong>und</strong> Vorhalle<br />

• 1970 Waldbauer (Eingemeindung aufgr<strong>und</strong> Gerichtsurteil nichtig, 1975 in die Stadt Breckerfeld eingemeindet)<br />

• 1975 Hohenlimburg, Berchum, Garenfeld, Dahl, Priorei <strong>und</strong> Rummenohl<br />

Einwohnerentwicklung<br />

Siehe auch: Einwohnerentwicklung <strong>von</strong> <strong>Hagen</strong><br />

1900 hatte <strong>Hagen</strong> mehr als 50.000 Einwohner. 1928 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die Grenze<br />

<strong>von</strong> 100.000 Einwohnern, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1964 verdoppelte sich diese Zahl auf<br />

200.000. Am 1. Januar 1975 erreichte die Bevölkerungszahl <strong>von</strong> <strong>Hagen</strong> nach der Eingemeindung <strong>von</strong><br />

Hohenlimburg (27.244 Einwohner 1974) <strong>und</strong> weiterer Orte mit 231.840 ihren historischen Höchststand.<br />

Am 31. Dezember 2006 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für <strong>Hagen</strong> nach Fortschreibung des Landesamtes<br />

für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik Nordrhein-Westfalen 195.671 (nur Hauptwohnsitze <strong>und</strong><br />

nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).<br />

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Wirtschaftsgeschichte<br />

<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

Historische Entwicklung der Wirtschaft in <strong>Hagen</strong><br />

<strong>Die</strong> intensive Nutzung der Wasserkraft an Ruhr, Lenne, Volme <strong>und</strong> Ennepe im <strong>Hagen</strong>er Raum förderte<br />

bereits vor dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert eine bedeutende Ansiedlung <strong>von</strong> Betrieben der Metallverarbeitung. Seit<br />

dem 17./18. Jahrh<strong>und</strong>ert folgten Textil- <strong>und</strong> Stahlindustrie sowie die Papierherstellung. Solinger Klingenschmiede<br />

ließen sich in Eilpe nieder (Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsgebäude „Lange Riege“ in <strong>Hagen</strong>-Eilpe <strong>von</strong><br />

1665).<br />

Friedrich Harkort gründete 1828 mit einigen anderen Aktionären die Silscheder Kohlenbahn um die<br />

Kohleversorgerung der Eisen- <strong>und</strong> Stahlverarbeitenden Industrie durch die nahen Steinkohlezechen in<br />

Silschede sicherzustellen. 1836/38 wurde mit dem „Markaner“, einer der ersten industriell betriebenen<br />

größeren Hochöfen zur Eisen- <strong>und</strong> Stahlerzeugung, gegründet. Im Zuge der Industrialisierung wurde<br />

<strong>Hagen</strong> 1848 an das Bergisch-Märkische Eisenbahnnetz angeschlossen <strong>und</strong> entwickelte sich zu einem<br />

wichtigen Eisenbahnknotenpunkt. Ein Jahr später gründete sich die Hasper Andreas-Brauerei; 1877<br />

folgte die heute noch bestehende Vormann Brauerei in Dahl. In der Zwischenzeit bildeten sich aus den<br />

Fabrikbetrieben große Eisen- <strong>und</strong> Stahlwerke. In Wehringhausen entstand 1887 die Akkumulatoren Fabrik<br />

(AFA) (ab 1962 VARTA Batterie AG), die sich innerhalb <strong>von</strong> 120 Jahren zu einem der weltweit größten<br />

Batterienhersteller entwickelt hat. Eine weitere Erfolgsstory begann 1912: <strong>Die</strong>s war das Geburtsjahr<br />

des Brandt-Zwiebacks in Haspe – wobei das Unternehmen seit 2003 wegen hoher Neuansiedlungssubventionen<br />

nur noch in Ohrdruf in Thüringen produziert. Der Firmensitz blieb in <strong>Hagen</strong>.<br />

Wichtige Arbeitgeber sind heute eine der größten Papierfabriken der Welt, die Stora Enso in HA-Kabel,<br />

das Druckzentrum der WAZ-Zeitungsverlagsgruppe in HA-Bathey <strong>und</strong> die Hochschulen (FernUniversität<br />

in <strong>Hagen</strong>, Fachhochschule Südwestfalen, Standort <strong>Hagen</strong>).<br />

Bergbau- <strong>und</strong> Stahlgeschichte<br />

Wie viele andere Ruhrgebietsstädte hat auch <strong>Hagen</strong> eine entsprechende Bergbaugeschichte vorzuweisen:<br />

Im Ruhrtal treten die ältesten Kohlenflöze (Flöz Sengsbank) des Ruhrgebiet zu Tage, beispielsweise am<br />

Kaisberg in <strong>Hagen</strong>-Vorhalle <strong>und</strong> an der Hohensyburg. Seit der Frühen Neuzeit sind im Norden <strong>von</strong> <strong>Hagen</strong><br />

kleine Bergwerke belegt, die im Stollen- <strong>und</strong> Pingenbau die Gewinnung <strong>von</strong> Steinkohle betrieben.<br />

Neben Steinkohlezechen existierten Bergwerke für Eisenerz, Kupfererz, Zinkerz, Bleierz, Alaunschiefer<br />

<strong>und</strong> Schwefelkies. <strong>Die</strong> Fördermengen <strong>und</strong> die Qualität dieser zahlreichen Montanbetriebe war jedoch im<br />

Vergleich zu anderen Städten eher gering. Eine genauere Auflistung ist auf der Liste der ehemaligen<br />

Zechen in <strong>Hagen</strong> zu finden.<br />

Von 1766 bis 1780 war in <strong>Hagen</strong> das „Westfälische Bergamt“ angesiedelt, bis es anschließend nach<br />

Wetter verlegt wurde. Dort war unter anderem Friedrich Karl vom Stein als Bergrat tätig.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Wanderung des Steinkohlebergbaus nach Norden kombiniert mit der geringen Abbauwürdigkeit<br />

der nur gering vorkommenden Steinkohleflöze, wurde der Abbau allerdings, im Gegensatz zu anderen<br />

Revierstädten, relativ früh eingestellt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aufgr<strong>und</strong> des akuten<br />

Rohstoffmangels damit begonnen, wieder Steinkohle zu fördern, allerdings nur für wenige Monate.<br />

Zeitweise weitaus bedeutender als Papier-, Akkumulatoren <strong>und</strong> Zwiebackindustrie ist in der <strong>Hagen</strong>er Industriegeschichte<br />

die über 130 Jahre währende Erzeugung <strong>von</strong> Stahl gewesen. Beispielhaft sind hier die<br />

1982 stillgelegten Klöckner Werke <strong>Hagen</strong>, vor Ort bekannt als Hasper Hütte, zu nennen, wo an fünf<br />

Hochöfen zeitweise über 7000 Menschen arbeiteten. Bedingt durch die hohe Dichte <strong>von</strong> Ansiedelungen<br />

der Unternehmungen in der Stahl- <strong>und</strong> Eisenindustrie wurde <strong>Hagen</strong> seit den 1830er Jahren zu einem<br />

bedeutendem Industriestandort im Ruhrgebiet. Hieraus erklärt sich auch der sprunghafte Anstieg der<br />

Bevölkerung <strong>von</strong> 10.000 E im Jahre 1865 über 100.000 E (1928) bis hin zu einer über 200.000 Einwohner<br />

zählenden Großstadt in den frühen 1960er Jahren.<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>von</strong> <strong>Boele</strong> <strong>und</strong> <strong>Hagen</strong><br />

Noch heute gehört die ehemalige „Stahlstadt“ <strong>Hagen</strong> in der Bandstahlerzeugung zu den führenden<br />

Standorten in Europa.<br />

Am Niedergang der Schwerindustrie im Zuge der „Stahlkrise“ mit der Schließung der Hasper Hütte <strong>und</strong><br />

anderer großer Industrieniederlassungen leidet die Finanzkraft der Stadt <strong>Hagen</strong> allerdings noch heute.<br />

Durch die Sanierung des ehemaligen Hüttengeländes <strong>und</strong> die Ausweitung neuer Gewerbeflächen im<br />

Lennetal ist seit den 1970er Jahren Platz für die Ansiedlung <strong>von</strong> neuen Unternehmen geschaffen worden.<br />

Allerdings sind trotz Stahlkrise <strong>und</strong> Strukturwandel im Ruhrgebiets-Vergleich noch immer die meisten<br />

Metallfacharbeiter in <strong>Hagen</strong> (neben Gelsenkirchen) beschäftigt.<br />

Literatur<br />

Gr<strong>und</strong>legende Literatur zur <strong>Hagen</strong>er Stadtgeschichte<br />

• Ralf Blank / Stephanie Marra / Gerhard E. Sollbach: <strong>Hagen</strong>. <strong>Geschichte</strong> einer Großstadt <strong>und</strong> ihrer<br />

Region, Essen: Klartext Verlag, 2008, ISBN 978-3-89861-893-9<br />

• Walter K. B. Holz: Ein Jahrtausend Raum <strong>Hagen</strong>, <strong>Hagen</strong> 1947 (ohne ISBN)<br />

Eine ausführliche Bibliographie zur Stadt- <strong>und</strong> Regionalgeschichte findet sich auf den Seiten des Historischen<br />

Centrums <strong>Hagen</strong><br />

• zur Bibliographie<br />

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