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Vortrag [PDF] - Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

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Seite 8Vertriebene aus unterschiedlichen Gegenden der DDR, die hier die Chance einesNeubeginns suchten, bieten sich ebenfalls für eine eingehendere Darstellung an.Ziel der Fallstudien ist es jeweils, nicht nur das Ereignis selbst, sondern auch seinehistorischen Hintergründe zu schildern und gegebenenfalls seine spätere Deutungmit einzubeziehen.Eines dieser Fallbeispiele sei ausführlicher geschildert, um das Vorgehen und dasAnliegen zu verdeutlichen: Für das vierte Kapitel bietet sich etwa die Stadt Lodzwährend des Zweiten Weltkrieges als Exempel an. Sie wird während der nationalsozialistischenBesatzungsherrschaft zur Schaltstelle einer rassistisch motiviertenUmsiedlungs-, Deportations- und Vernichtungsmaschinerie: Nach der Annexionwurde in Lodz 1940 das einzige „reichsdeutsche“ Großghetto errichtet, in demnicht nur die Lodzer Juden ghettoisiert wurden, sondern das ab Oktober 1941 auchdas Ziel von Massendeportationen der jüdischen Bevölkerung aus Großstädten wieWien, Prag, Frankfurt am Main, Berlin und Hamburg war. Das Lodzer Ghetto dienteder nationalsozialistischen Vernichtungspolitik nicht nur als Arbeitsghetto für Judenund Sinti und Roma, sondern auch als Zwischenstation für Transporte in dieVernichtungslager Kulmhof und Auschwitz. Zur gleichen Zeit war Lodz die zentraleDurchgangsstation für ausgesiedelte „Volksdeutsche“ aus Bessarabien, der Bukowinaund dem Baltikum. Der dort ansässigen „Einwandererzentralstelle“ oblag die„rassische“ bzw. „erbbiologische“ Eignungsprüfung, die Einbürgerung und dieZuweisung des künftigen Ansiedlungsortes der „volksdeutschen“ Familien. In Lodzentstanden dazu Umsiedlerlager, in denen Zehntausende „Volksdeutsche“ auf einenBescheid für ihre Ansiedlung warteten. Voraussetzung dieser Ansiedlungsmaßnahmenwar die vorangegangene brutale <strong>Vertreibung</strong> von Teilen der polnischen Zivilbevölkerung,die von der ebenfalls in Lodz ansässigen „Umwandererzentralstelle“durchgeführt wurden.Anhand dieser knappen Aufzählung der in Lodz fast gleichzeitig stattfindenden Prozessewird der ursächliche Zusammenhang von NS-Ideologie, militärischer Aggression,bevölkerungspolitischen Maßnahmen und Vernichtung deutlich. Ob wir später

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