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Bericht der luxemburgischen Krankenschwester Tessy ... - RTL.lu

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30. August 2013Pressemittei<strong>lu</strong>ng<strong>Bericht</strong> <strong>der</strong> <strong><strong>lu</strong>xemburgischen</strong> <strong>Krankenschwester</strong> <strong>Tessy</strong>Fautsch, gerade zurück von einer MSF-Masern-Impfkampagnein <strong>der</strong> Demokratischen Republik KongoDie <strong>lu</strong>xemburgische <strong>Krankenschwester</strong> <strong>Tessy</strong> Fautsch war als medizinischeLeiterin einer MSF-Impfkampagne gegen Masern zwei Monate lang (Juni bisAugust) in <strong>der</strong> Demokratischen Republik Kongo. Schon seit 2010 wird dasLand von einer Masern-Epidemie gebeutelt: 200.000 Menschen haben sichangesteckt, 4.500 sind gestorben, in <strong>der</strong> Mehrheitwaren es Kin<strong>der</strong>. In denletzten 2 Jahren konnten 4 Millionen Menschen dank des Einsatzes von MSFund <strong>der</strong> guten Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden geimpftwerden.Das Impfprojekt, an dem <strong>Tessy</strong> beteiligt war, wurde in <strong>der</strong> Provinz Orientale und in<strong>der</strong> Provinz Äquator umgesetzt, den beiden Nordprovinzen <strong>der</strong> DemokratischenRepublik Kongo, die am meisten von <strong>der</strong> Masernepidemie betroffen waren. "Manmuss sich immer bewusst sein, dass die Masern eine Erkrankung mit potentielltödlichem Verlauf und extremer Ansteckungsgefahr sind. Wenn die Ausbreitungeiner solchen Epidemie in einem Gebiet festgestellt wird, müssen so viele Kin<strong>der</strong> wiemöglich geimpft werden, auch wenn das betreffende Gebiet schwer zugänglich ist.Die Bevölkerung dort zu versorgen, wo sie lebt, ist von vorrangiger Bedeutung, wenneine Impfkampagne Erfolg haben soll. Die beiden Nordprovinzen <strong>der</strong>Demokratischen Republik Kongo sind jedoch nur schwer zugänglich. In diesenRegionen gibt es nur sehr wenige Straßen, denn die äquatorialen Wäl<strong>der</strong> sind dichtund die vorhandenen Straßen sind nicht unterhalten und in einem äußerstschlechten Zustand. Vor <strong>der</strong> Regenzeit brauchten wir zwei Tage für 450 km vonKisangani bis Wamba, auf <strong>der</strong> Rückfahrt war es noch viel komplizierter, denn Autosund Lkws blieben zeitweise im Schlamm stecken."Man braucht manchmal eine Woche, um bestimmte Orte zu erreichen, in denen dieImpfungen stattfinden sollen. "In diesen eingeschlossenen Regionen ist eineflächendeckende Impfung schwierig, und viele Kin<strong>der</strong> unter 5 Jahren sterbenaufgund <strong>der</strong> Masern. Zusätzlich treten aber auch viele Erkrankungsfälle beiJugendlichen und Erwachsenen auf. Wir haben uns daher entschieden, Kin<strong>der</strong> abeinem Alter von 6 Monaten bis 15 Jahre und sogar bestimmte Erwachsene zuimpfen, um somit die Ansteckungsgefahr zu verringern. Durch Impfung vonmindestens 95 % <strong>der</strong> Zielbevölkerung wird die Verbreitung des Virus begrenzt unddadurch die Gefahr für die ungeschützte Bevölkerung reduziert."<strong>Tessy</strong> reiste mit zwei weiteren Freiwilligen des Brüsseler Nothilfeteams, einerKoordinatorin und einem Logistiker, zu ihrem Einsatz. Gemeinsam koordinierten sieein dreißigköpfiges Team. "Als medizinische Leiterin oblag mir die Festlegung <strong>der</strong>Impfstrategie, die Verwaltung <strong>der</strong> Bestel<strong>lu</strong>ngen sowie die Einstel<strong>lu</strong>ng desmedizinischen Personals vor Ort. Ich managte außerdem die Beziehungen zu denlokalen Behörden, damit wir überhaupt in die Gebiete reisen durften, in denen dieImpfungen stattfinden sollten. Das heißt zusammenfassend, dass ich sämtlichemedizinischen Aktivitäten in Verbindung mit dieser Kampagne zu überwachen hatte."Dieses neue Projekt dient MSF dazu, innovative Strategien zu erproben, die von <strong>der</strong>kongolesischen Regierung übernommen werden könnten. "Der Gedanke ist <strong>der</strong>,dass in unzugänglichen Gebieten so viele Kin<strong>der</strong> wie möglich mit möglichst


egrenzten Mitteln geimpft werden können, damit später auch die nationalenBehörden in <strong>der</strong> Lage sind, solche „Light“-Maßnahmen weiterhin durchzuführen".Um die Sterblichkeit in Verbindung mit einer Maserninfektion zu verringern, wurdeeine zweiphasige Strategie verfolgt: "Zunächst haben wir unsere Mittel auf die ammeisten betroffenen Gebiete konzentriert, um die größte Not zu lin<strong>der</strong>n. Dabeikümmern wir uns um die gemeldeten Fälle, indem wir das zuständige Krankenhausund die Krankenstationen des betreffenden Gebiets unterstützen und dieBevölkerung impfen, um die Ansteckung zu verhin<strong>der</strong>n. Diese erste Phase dauerte 3bis 4 Tage und ermöglichte die Impfung von 400 bis 500 Kin<strong>der</strong>n pro 24 Stunden inden ländlichen Gebieten. In einer zweiten Phase deckten wir die gesamte Region ab.Ziel ist <strong>der</strong> sparsame Umgang mit unseren Mitteln und ein vorrangiger Einsatz anden Orten, an denen Erkrankungen erkannt wurden, um die Epidemie gezielt soschnell wie möglich zu bekämpfen. Wir haben unser Vorgehen auf <strong>der</strong> Grundlage<strong>der</strong> verfügbaren Daten angepasst, auch wenn dadurch die ursprünglichenImpfvorgaben geän<strong>der</strong>t werden mussten. Die Dauer einer Impfkampagne muss sokurz wie möglich sein, um die Ausbreitung <strong>der</strong> Krankheit tatsächlich verhin<strong>der</strong>n zukönnen.""In technischer Hinsicht besteht eine <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen einer <strong>der</strong>artigenImpfkampagne in einer ununterbrochenen Kühlkette, die eine einwandfreieKonservierung <strong>der</strong> Impfstoffe gewährleistet. Uns stand daher eine zentralisierteKühlkette zur Verfügung, um die Impfseren bei einer Temperatur zwischen 2 und 8°C aufbewahren zu können. Bei den Impfkampagnen in schwer zugänglichenGebieten brauchten wir keinen Strom vor Ort, weil unsere Kühlboxen bis zu 5 Tagekühl blieben. Wir haben somit versucht, so weit wie möglich ohne Kühlschrankauszukommen, um zu zeigen, dass sich Impfkampagnen mit begrenzten Mitteln undin den unzugänglichsten Gebieten durchführen lassen. Durch die Verwendung vonKühlboxen für den Transport <strong>der</strong> Impfstoffe vom Lagerort bis zu den Impfortenkonnten wir in die entlegensten Gebiete vordringen."Es war jedoch häufig äußerst schwierig, die Kühlboxen bis zum Bestimmungsort zutransportieren. "Wir mussten zum Beispiel einen F<strong>lu</strong>ss ohne Brücke o<strong>der</strong> Fähreüberqueren. Daher mussten wir die Autos zurücklassen und Einbäume und späterMotorrä<strong>der</strong> benutzen. Manchmal mussten wir stundenlang warten, da Fahrzeuge imSchlamm stecken geblieben waren. Dann heißt es Geduld bewahren, selbst bei demGedanken, dass man eigentlich so schnell wie möglich handeln müsste, um so vieleKin<strong>der</strong> wie möglich zu impfen und die Ausbreitung des Virus zu begrenzen."In diesen zwei Monaten waren die Tage von <strong>Tessy</strong> komplett ausgefüllt. "Ich standum 5 Uhr morgens auf und besprach das Tagesprogramm mit dem kongolesischenArzt im Krankenhaus. Danach kamen die an<strong>der</strong>en Mitarbeiter, um das Material fürdie Impfstationen abzuholen. Ab 7 Uhr kamen die ersten Mütter mit ihren Kin<strong>der</strong>nzum Impfen, das dauerte bis 17 Uhr. Einmal kam eine Frau mit sieben Kin<strong>der</strong>n,davon zwei Zwillingspärchen, die ganze Familie war zwei Stunden lang gelaufen, umsich impfen zu lassen! Abends musste ich noch mit allen in <strong>der</strong> gesamten Regionverstreuten Mitarbeitern telefonieren, um die Impfzahlen zu erfahren, da wir festeZielsetzungen hatten, die erreicht werden sollten. Gegen 22 Uhr, nach einer letztenBesprechung mit dem Personal, konnte ich endlich schlafen gehen!"Die täglichen Lebensbedingungen sind natürlich äußerst bescheiden. "Das war wieCamping: Latrinen im Hof, ein Wassereimer zum Duschen... Wir schliefen in einerSchule, einem Bambusbau, auf dem Boden aus fest gestampfter Erde, mit einemBlechdach, was gar nicht so schlecht war. Wir haben noch Plastikplanen daraufgelegt, um uns gegen den Regen zu schützen. Wir schliefen auf Matratzen auf demBoden und hatten Moskitonetze. Da es Regenzeit war, waren die Klei<strong>der</strong> nie wirklichtrocken, auch die Sachen in unseren Taschen waren immer etwas feucht. Das Essenwar nicht gerade abwechs<strong>lu</strong>ngsreich: Maniokteig, Maniokblätter, Reis, Ziegen- o<strong>der</strong>


Rindfleisch, aber glücklicher Weise gab es zu dieser Zeit auch Ananas undErdnüsse!"Auch wenn <strong>der</strong> Komfort sehr rudimentär war, ist <strong>Tessy</strong> bereit, wie<strong>der</strong> hinzufahren."Vor Ort entdeckt man immer wie<strong>der</strong> etwas Neues. Ich war zum 4. Mal in <strong>der</strong>Demokratischen Republik Kongo und ich konnte positive Entwick<strong>lu</strong>ngen feststellen.Außerdem sind die Motivation <strong>der</strong> Menschen und <strong>der</strong> Empfang unvergesslich, manmerkt, dass man wirklich willkommen ist, und trotz <strong>der</strong> begrenzten Mittel versuchensie, ihre Situation zu verbessern!"Pressekontakt: Christophe HebtingCommunication & Press Managerchristophe.hebting@<strong>lu</strong>xembourg.msf.orgTel.: +352 33 25 15 302/Mobil: 691 23 91 14

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