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2013-11-05 Hans Harter - Hans Thoma in Schiltach - Geschichte ...

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„Der Aufenthalt am Hohenste<strong>in</strong> ist mir wie e<strong>in</strong>schöner Traum <strong>in</strong> der Seele“Der Maler <strong>Hans</strong> <strong>Thoma</strong> <strong>in</strong> <strong>Schiltach</strong>Von <strong>Hans</strong> <strong>Harter</strong>Das Frankfurter „Städel-Museum“ zeigt derzeit (Herbst <strong>2013</strong>) e<strong>in</strong>e Ausstellung, die demberühmten, aus dem Schwarzwälder Bernau stammenden Künstler <strong>Hans</strong> <strong>Thoma</strong> (1839-1924)gewidmet ist. Bereits zu Lebzeiten der „Liebl<strong>in</strong>gsmaler des deutschen Volkes“, ist wenigbekannt, dass auch für ihn der Weg zum Erfolg lang und ste<strong>in</strong>ig war – und noch weniger,dass dieser Weg auch über <strong>Schiltach</strong> führte.Der anfänglich verkannte und auch f<strong>in</strong>anziell unter Druck stehende junge Maler fand jedochimmer wieder Förderer, so 1868, als er von „außerordentlich liebenswürdigen Leuten“ nach<strong>Schiltach</strong> e<strong>in</strong>geladen wurde. Es waren Gustav Wucherer (1819-1891), Direktor der Sp<strong>in</strong>nereiund Weberei am Hohenste<strong>in</strong>, und se<strong>in</strong>e Frau Susanne, von der <strong>Thoma</strong> sagt, dass sie „sehrviel Kunsts<strong>in</strong>n hatte.“ Sie hörte von ihm <strong>in</strong> Karlsruhe, wo er studierte, und bot ihm e<strong>in</strong>enAufenthalt <strong>in</strong> der Villa am Hohenste<strong>in</strong> an. Von hier schrieb er an Mutter und Schwester, dasser „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em prächtig möblierten Zimmer“ wohnte, „ausgezeichnet“ aß und trank und für dreiZeichnungen von Haus und Fabrik mit 50 Gulden fürstlich entlohnt wurde: „So seht Ihr, dassich nun doch auch wieder Glück habe.“<strong>Hans</strong> <strong>Thoma</strong> um 1875: Vorlage Städel, Frankfurt1


Es entstand e<strong>in</strong>e „schöne Freundschaft“, besonders mit S. Wucherer, die <strong>Thoma</strong> „e<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>er besten Freud<strong>in</strong>nen“ nennt. Als er 1870 wiederkam, war ihm, als käme er „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>eliebe Heimat.“ Im Tal lag „<strong>Schiltach</strong> mit se<strong>in</strong>em hohen Kirchturm“, „unter dem Fenster derGarten mit Spr<strong>in</strong>gbrunnen und blühenden Apfelbäumen.“ Es war Sonntagmorgen, „ich geheh<strong>in</strong>aus und will mich freuen und Gott danken, dass er mich so gute Menschen f<strong>in</strong>den lässt.“Er blieb 14 Tage, um „die prächtigsten Sachen zu machen.“ So bemalte er die Läden desGartenhäuschens mit e<strong>in</strong>em Hochzeitszug, „aus dem Stegreif, e<strong>in</strong>e gar leichts<strong>in</strong>nige Arbeit“,wie er später schrieb. E<strong>in</strong> Blumenbild kaufte ihm G. Wucherer ab. Sie g<strong>in</strong>gen öfters <strong>in</strong>s„malerische <strong>Schiltach</strong>“, wo sie <strong>in</strong> der „Krone“ zechten und sich „eifrig am Kegelspielbetätigten.“ Hier lernte <strong>Thoma</strong> auch den jungen Zeichner He<strong>in</strong>rich Eyth kennen undfreundete sich mit ihm an. Der Aufenthalt erschien ihm „wie e<strong>in</strong> schöner Traum <strong>in</strong> derSeele“. Nach „Spott und Mitleid“ und gescheiterten künstlerischen Hoffnungen half er, „Ruheund Seligkeit“ zu f<strong>in</strong>den: „Frau Wucherer hat mir <strong>in</strong> dieser Art sehr viel genützt.“Ende 1870 zog er nach München, wo er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis junger Maler endlich Bestätigungfand. In diesen Jahren (bis 1873) entfaltete er e<strong>in</strong> reiches künstlerisches Schaffen und schufMeisterwerke wie den „K<strong>in</strong>derreigen“. Doch riss der Kontakt mit Wucherers nicht ab. ImOktober 1873 kam er wieder (mit „der Post“, die Bahn war noch nicht gebaut), und wolltee<strong>in</strong>ige Tage bleiben: „Es ist so schön hier, ich b<strong>in</strong> recht munter und freudig undhoffnungsvoll, die Reise stärkt mich.“Tafelausschnitt „Musikanten“ Repro: <strong>Hans</strong> <strong>Harter</strong>Um 1900 übergab Fabrikant Gustav Karl<strong>in</strong> das auch mit Versen verzierte Gartenhäuschendem <strong>Schiltach</strong>er Verschönerungsvere<strong>in</strong>, der aber e<strong>in</strong>e Reparatur versäumte, so dass eszugrunde g<strong>in</strong>g. Erhalten blieben fünf Holzläden mit dem Hochzeitszug. 1926 kamen sie <strong>in</strong>sneue „Städtische Altertumsmuseum“, wo man stolz darauf verwies: „E<strong>in</strong>e Tafel desAltmeisters <strong>Thoma</strong> stellt e<strong>in</strong>en bäuerlichen Brautzug dar - die s<strong>in</strong>nige Fröhlichkeit derglückhaften Stunde ist uns für immer bewahrt.“ Bei der Gestaltung des Museums am Markt2


1986 wurden zwei der verwitterten Tafeln nicht mehr ausgestellt, die drei besseren zeigenlustige Musikanten, das Brautpaar (sie mit Schäppel), e<strong>in</strong> weiteres Trachtenpaar sowieHochzeitstänzer. Das Motiv hatte <strong>Thoma</strong> bereits 1869 als Gemälde ausgearbeitet und nahmes hier wieder auf. Leider passten die Tafeln nicht <strong>in</strong> die kürzliche Neuaufstellung desMuseums und kamen <strong>in</strong>s Depot. Von dort sollten sie e<strong>in</strong>es Tages zurückf<strong>in</strong>den, etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eSonderausstellung, zumal <strong>Hans</strong> <strong>Thoma</strong> derzeit e<strong>in</strong>e kunstgeschichtliche Neubewertungerfährt und se<strong>in</strong>e Bilder auch <strong>in</strong>ternational gesucht s<strong>in</strong>d.Erstmals erschienen am 27.09.<strong>2013</strong> im „Schwarzwälder Bote“3

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