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Predigt zu Lukas 8, 4-15 - Gottfried Cramer

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KanzelgrußGnade sei mit Euch von Gott, dem Vater, dem Sohn unddem Heiligen Geist<strong>Predigt</strong> <strong>zu</strong>m 2. Sonntag vor der Passionszeit. Vom Sämann<strong>Lukas</strong> 8, 4-<strong>15</strong>: 4 Als nun eine große Menge beieinanderwar und sie aus den Städten <strong>zu</strong> ihm eilten, redete erin einem Gleichnis: 5 Es ging ein Sämann aus <strong>zu</strong> säen seinenSamen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg undwurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen'sauf. 6 Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrtees, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7 Und einigesfiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit aufund erstickten's. 8 Und einiges fiel auf gutes Land; und esging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, riefer! Wer Ohren hat <strong>zu</strong> hören, der höre.11 Das Gleichnisaber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes. 12 Dieaber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danachkommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen,damit sie nicht glauben und selig werden. 13 Die aber aufdem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wortmit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeitlang glauben sie und <strong>zu</strong> der Zeit der Anfechtung fallen sieab. 14 Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hörenund gehen hin und ersticken unter den Sorgen, demReichtum und den Freuden des Lebens und bringen keineFrucht. <strong>15</strong> Das aber auf dem guten Land sind die, die dasWort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen undbringen Frucht in Geduld.Liebe Gemeinde,4-fach ist das Ackerfeld, Mensch wie ist Dein Herz bestellt.Dieses Gleichnis spricht für sich. Wir kennen es alle unddoch will es heute wieder <strong>zu</strong> uns sprechen. Wer Ohren hat<strong>zu</strong> hören, der höre! Zwei grundlegende Festsstellungen <strong>zu</strong>Beginn.Erste Feststellung: Gott liebt werbend!Doch da ist <strong>zu</strong>nächst eine Mut machende Feststellung. DasGleichnis geht davon aus, dass Gott die Welt beschenkt! Sieist wunderschön, überall können wir seine Schöpfungswunderentdecken. Ihm ist diese Welt nicht egal. Und überallkönnen wir im miteinander der Menschen Liebe, Trost undBarmherzigkeit entdecken. Es gibt sie, die Menschen, dielieben. Dort wirkt Gott. Er ist kein Uhrmacher-Gott, der dieWelt aufdreht, laufen lässt und aus der Distanz beobachte.Nein, er mischt sich und kommt mit seinem guten Wort, derLiebe, der Barmherzigkeit, der Umkehr. Er wirbt um uns.Zweite Feststellung: Gottes Liebe ist nicht immer da!Das Gleichnis geht aber auch davon aus, dass dieses Geschenk(Liebe, Trost, Geduld, Hoffnung) nicht immer ankommt,dass es nicht die Wirkung entfalten kann, die gutist, die hilfreich ist, die der Welt einen Sinn und den MenschenHoffnung verschafft.Warum?Kommt Gott nicht immer an? Es sind die klassischen Fragendes Lebens. Warum? Wo ist der Sinn? Wohin? Fragen,die alle Menschen aller Generationen kennen. Diese FragenGottesdienst am Sonntag, d. <strong>15</strong>.02.2009 in Großen-Linden, <strong>Gottfried</strong> <strong>Cramer</strong>1


sind uralt. Und der <strong>Predigt</strong>text stellt uns diese Fragen ganzaktuell, zeitlos. Und so entdecke ich hinter unserem <strong>Predigt</strong>textfragenden Stimmen.Die erste Stimme spricht:Warum vergisst Gott mich! Warum lässt er <strong>zu</strong>, dassmir Böses geschieht. Denn, es kommt ja der Teufel undnimmt das Wort aus ihrem Herzen.Der Teufel wird in der Bibel als der Böse von Anfang anbeschrieben. All die Bosheit und all das Böse erklären sichaus dieser finsteren Quelle. Und Jesus? Er beschreibt dieseBosheit aktiv eingreifend in das Leben der Menschen undIhnen den Glauben wegnehmend. Der Teufel kommt undgreift zerstörend in das Leben von Menschen ein.Wissen Sie es gab da im letzten Jahr eine Diskussion in derchristlichen Presselandschaft, ob es den Teufel als Personnun gäbe oder nicht. Eine uralte Debatte, die immer wiederaufflammt. Nun, was mich betrifft, wer bin ich denn, dassich entgegen der biblischen Schriften und des reformatorischenBekenntnisses so wissend sein könnte, dies mit„Nein“ <strong>zu</strong> beantworten?Und mehr noch, ich halte es auch für eine zweitrangige Diskussion.Denn Fakt ist doch, dass die Kraft und Macht böserMenschen, böser Strukturen böser Taten wirkt. Egal wiehilflos, wir sie uns erklären. Und auch wir kennen diesedunklen Anfechtungen in uns selbst.Ich erspare uns an diesem Sonntag auf<strong>zu</strong>zählen, was anSchrecklichem und Boshaftem wir tagtäglich in Presse undMedien serviert bekommen. Wir wissen es: Teuflische Bosheitist real. Und fragen sie Menschen, die das wirklich Bösein Folter, Mordversuch und Erniedrigung überlebt haben,sie denken mit Grauen daran <strong>zu</strong>rück. Ihnen können sie nichtkommen mit abgehobenen theoretischen Reflexionen überdas Wesen des Bösen. Sie haben es erlebt. Diese Menschenhaben in Angst <strong>zu</strong> ihren Peinigern geschrieen: „Geh weg DuSatan!“ Unsere Psyche scheint das Böse fast reflexhaft tatsächlich<strong>zu</strong> personifizieren.Es ist leider wahr, Bosheit ist mitten unter uns, und wirmüssen damit leben, auch wenn es uns erwischt.„Zu denen aber, die auf dem Weg sind kommt der Teufelund nimmt, damit sie nicht glauben und selig werden.“Und von daher entdecke ich in den Worten Jesu den Einstigin einen tieferen Gedanken Ich sehe einen Hinweis darauf,wie wir damit umgehen, wenn uns Böses geschieht. Was ist,wenn uns Hoffnung, Gesundheit, Erfolg, Würde genommenwerden? Wie das Wort des Lebens aus unserem Herzen?Vielleicht nicht nur einmal?Als Betroffene haben Wir zwei Möglichkeiten. Entwederwir schwören Gott ab und verbittern. Oder wir überwindendas Böse indem wir am Glauben festhalten. Trotzdem!Gottesdienst am Sonntag, d. <strong>15</strong>.02.2009 in Großen-Linden, <strong>Gottfried</strong> <strong>Cramer</strong>2


Ja, ich sehe Menschen, die Opfer von mehr oder wenigerteuflischer Bosheit und Ungerechtigkeit geworden sind undder Liebe Gottes nicht mehr glauben wollen. Sie bleiben ihrLeben nach einer Katastrophe passiv in einer Opfer-Rolleund lassen sich neben Leib und Gut nun auch ihren Glaubennehmen. Sie verbittern.Wie sagt Jesus an anderer Stelle: „Und fürchtet euch nichtvor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht tötenkönnen; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib undSeele verderben kann. Vor dem, der uns das Wort Gottesaus dem herzen nehmen will.“Natürlich bagatellisiert Jesus hier kein Leid und keine Bosheit.Aber wir kennen es aus der Traumatherapie und derSeelsorge. Menschen die vom Bösen geschlagen wurdenleben in der Gefahr, dass der Wunsch nach Rache und dasgedankliche Festhalten auf das Geschehene eine neue Wundeschafft. Verbitterung und Hass kommen <strong>zu</strong>m schon Erlittenenhin<strong>zu</strong> und zerfressen die Seele. Eine doppelte Katastrophe!noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;denn das Erste ist vergangen.“Die zweite Stimme sprichtWarum gönnt mir Gott denn nichts? Im Gegenteil, ermutet mir was <strong>zu</strong> und hat Ansprüche! „Die aber auf demFels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mitFreuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeit langglauben sie und <strong>zu</strong> der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.“.Jesus beschreibt die auf dem Felsen als oberflächliche undkurzsichtige Menschen. Quasi wie gekränkte unreife Kinderdie beim leckeren Mittagessen kräftig und fröhlich <strong>zu</strong>schlagenund dann wenn es ums Aufräumen und Spülen gehtlauthals meckern und einen Abgang machen:Da hilft nur Eines „Ortswechsel“. Runter vom hohen Rossund <strong>zu</strong> lernen mit beiden Beinen auf der Erde <strong>zu</strong> stehen.Runter von den Versorgungsphantasien, dass andere Menschen,Staat und Gesellschaft dafür <strong>zu</strong>ständig sind, dass ichmich freuen kann.Davor warnt uns Jesus: Lieber Mensch, damals und heute!Lass Dir - trotz aller erfahrenen Bosheit und Ungerechtigkeit- das Wort Gottes nicht aus Deinem Herzen nehmen.Das Wort Gottes so z.B. aus der Offenbarung des Johannessteht fest, „denn das Lamm wird sie leiten <strong>zu</strong> den Quellendes lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränenvon ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein,Es geht darum, dass wir uns Menschen im echten Lebenverwurzeln. Dieses Leben annehmen müssen/können/sollenin Freude und Leid, in Schweiß und Tränen. Gott ist dochkeine Glücksfee mit drei Wünschen für uns, und das Lebenist auch kein Schlaraffenland.Es geht darum, dass Christenmenschen sich dem Leben stellen,ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten treu bleiben.3Gottesdienst am Sonntag, d. <strong>15</strong>.02.2009 in Großen-Linden, <strong>Gottfried</strong> <strong>Cramer</strong>


Treue im Kleinen wie im Großen. Darin werden wir entdecken,dass Gott uns Menschen durchträgt. „Denn es istwahr: Ps 119,105 Dein Wort ist meines Fußes Leuchte undein Licht auf meinem Lebens-Wege.“Die dritte Stimme sprichtWarum hilft mir Gott denn nicht? Im Gegenteil, er lässtmich allein mit meinen Sorgen und Ängsten. “Was aberunter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hinund ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und denFreuden des Lebens und bringen keine Frucht“.Ich glaube nicht, dass es Jesus darum geht, dass wir unsnicht sorgen und freuen dürften oder nichts besitzen sollten.Es geht ihm aber wohl darum, ob wir den alltäglichen Dingendes Lebens, im Kleinen wie im Großen, mehr Machteinräumen als ihm selbst.Lassen wir uns also von Jesus fragen, was erstickt unsererGlauben? Was sind die Dornen in unserem Leben. Wo habenwir uns verstrickt? Was macht dadurch unser Lebeneng? Denn die Enge ist das Problem:• nicht der Reichtum an sich ,• nicht die Vorsorge und Prävention gegen die Unbilldes Lebens an sich• nicht der Lebensgenuss und die Freude am Sein ansichDie Enge ist das Problem:Gottesdienst am Sonntag, d. <strong>15</strong>.02.2009 in Großen-Linden, <strong>Gottfried</strong> <strong>Cramer</strong>• Und die Enge des Reichtums ist der Geiz, der nichtteilen will!• Und die Enge des Sorgens ist die gedankliche Fixierungauf die Katastrophe. Gottes großes Trotzdemwird ignoriert.• Und die Enge der Lebensfreude beginnt da, wo ichmein Leben auf Kosten anderer gestalte.Die Enge tötet den Glauben, sagt Jesus. Reißen wir dieDornen raus aus unserem Leben. Schaffen wir Raum <strong>zu</strong>mAtmen für uns und die, die um uns sind. Und wenn wir esselbst nicht können. Bitten wir doch den Herrn selbst, dasser es für uns tut.Denn schon der Psalmist sagt von Gott: „Du stellst unsereFüße auf weitem Raum.“Gottes Weite ist Teilen und Schenken, Hoffen und <strong>zu</strong>versichtlichglauben – trotzdem – und sich am Leben Freuennicht egoistisch, sondern gemeinsam.Drei Stimmen haben wir gehört. Jetzt geht es doch nur umdas große Ja von uns Menschen:Das ist die vierte Stimme in unserem Gleichnis.Es ist keine Frage mehr, sondern eine klare Aussage: „Gott,hier bin ich!“ Das aber auf dem guten Land sind die, diedas Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzenund bringen Frucht in Geduld4


Es ist wahr, im Glauben an das Wirken des guten WortesGottes in uns, sind wir fruchtbares Land.1. Die Bitteren überlassen Ihre Rache Gott, dem gerechtenRichter allein und vor allem sind sie eingeladenihre Verlet<strong>zu</strong>ngen Jesus dem Arzt <strong>zu</strong> zeigen undsich von ihm heilen <strong>zu</strong> lassen.2. Die oberflächigen und leichtfertigen Menschen stellensich dem echten Leben und entdecken darin dieKraft und Treue Gottes, der durchträgt.3. Den sorgen- und angstvollen Menschen sagt Jesus:Habt keine Angst, fürchtet Euch nicht, denn ich binbei Euch alle Tage bis <strong>zu</strong>r Weltzeit Ende!Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunftbewahre unsere Sinne und Herzen in Jesus Christus. Amen!Gottesdienst am Sonntag, d. <strong>15</strong>.02.2009 in Großen-Linden, <strong>Gottfried</strong> <strong>Cramer</strong>5

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