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Artikel als pdf-Datei - animaliter - Tiere in der Literatur des Mittelalters

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2 <strong>Tiere</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Literatur</strong> <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Lexikonprojekt – Probeartikel »Flusspferd«B.2 Bibel und BibelexegeseSab<strong>in</strong>e ObermaierDas Flusspferd kommt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibel nicht vor. Im Hexaemeron <strong>des</strong> Ambrosius werden aber die equi fluviales quoshippopotamos vocant (5,1,7) geme<strong>in</strong>sam mit den Seehunden (phocae) und den Krokodilen (crocodili) <strong>als</strong> Beispielefür Amphibien genannt, die am fünften Tag erschaffen werden. Auf diese Stelle rekurriert auch Petrus Abaelardus <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er Expositio <strong>in</strong> Hexaemeron (PL 178, Sp. 756Af.). An an<strong>der</strong>er Stelle erwähnt Walahfridus Strabo zur näheren Erläuterung<strong>des</strong> griechischen Wortes ποταμὸς das Flusspferd <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Genesis-Kommentar: h<strong>in</strong>c hippopotamus id est,fluvialis equus (PL 113, Sp. 145D), im gleichen Kontext auch bei Remigius von Auxerre (PL 131, Sp. 101A). Die IdentifizierungBehemoths (Job, 40, 15-24) mit dem Flusspferd f<strong>in</strong>det sich erst 1663 <strong>in</strong> Samuel Bochorts Hierozoicon sivebipartitum opus de animalibus sacrae scripturae.Ausg.: Ambrosius Mediolanensis: Hexaemeron, ed. C. Schenkl, CSEL 32,1; Petrus Abaelardus: Expositio <strong>in</strong> Hexaemeron, ed. M. Romig, D.E. Luscombe,C.. Burnett, CCCM 15; Walahfridus Strabo: Liber Genesis, PL 113, ed. Migne; Remigius von Auxerre: Commentarius <strong>in</strong> Genesim, ed. E. VanName, CCCM 136; Samuel Bochort: Hierozoicon sive bipartitum opus de animalibus sacrae scripturae, 1663.Lit.: E. RUPRECHT: Das Nilpferd im Hiobbuch, Vetus Testamentum 21 (1971), 209-231; C. STEEL: Animaux de la bible et animaux d’Aristote. Thomasd’Aqu<strong>in</strong> sur Béhémoth l’éléphant, <strong>in</strong>: Aristotle’s anim<strong>als</strong> <strong>in</strong> the Middle Ages and Renaissance, Leuven 1999, 11-30.C. Late<strong>in</strong>ische <strong>Literatur</strong>I. Term<strong>in</strong>ologischesSab<strong>in</strong>e ObermaierDer aus dem Griechischen übernommene late<strong>in</strong>ische Name hippopotam(i)us ersche<strong>in</strong>t bei den Enzyklopädisten <strong>des</strong><strong>Mittelalters</strong> – wie bereits <strong>in</strong> late<strong>in</strong>ischer <strong>Literatur</strong> – <strong>in</strong> verkürzter und schließlich verballhornter Form: yppotami (HM,8,5), hippotamus (AN 2,30), Ipothamus (TC 6,28), Hippotamus (VB 17,136), irrtümlich auch Ipodromus (AM 24,61).Mit <strong>der</strong> Verballhornung <strong>des</strong> griechischen Namens geht auch teilweise e<strong>in</strong>e Trennung <strong>des</strong> Namens von se<strong>in</strong>er Umschreibung<strong>als</strong> equus fluvialis bzw. equus Nili e<strong>in</strong>her, was für die Identifizierung <strong>des</strong> <strong>Tiere</strong>s weitreichende Folgen hat.Lit.: S. OBERMAIER: Antike Irrtümer und ihre mittelalterlichen Folgen: Das Flusspferd, <strong>in</strong>: Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption 21 (2011),135-179, hier 140.II. Tierallegorese und Tierkunde1. Physiologus, BestiarienSab<strong>in</strong>e ObermaierDas Flusspferd gehört nicht zum Repertoire <strong>der</strong> Physiologus-<strong>Tiere</strong>. Auch <strong>in</strong> die late<strong>in</strong>ischen Bestiarien wird es – imGegensatz zum Krokodil – nicht aufgenommen.2. Tierkunde, EnzyklopädikSab<strong>in</strong>e ObermaierIsidor von Sevilla und ihm folgend Hrabanus Maurus ordnen das Flusspferd unter die ‚Fische‘ (De piscibus, geme<strong>in</strong>teher: Wassertiere) e<strong>in</strong> und zählen sie – wie schon Ambrosius <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachfolge <strong>des</strong> Aristoteles – zusammen mit Seehundenund Krokodilen zu den Amphibien (IS 12,6,3; HM 8,5). Noch für Honorius Augustodunensis (PL 172,136A),Bartholomaeus Anglicus (13,26) und Albertus Magnus (24,61) gehören die Flusspferde zu den <strong>Tiere</strong>n <strong>des</strong> Wassers.Thomas von Cantimpré nimmt das Tier unter drei verschiedenen Namen auf, wor<strong>in</strong> ihm Albertus Magnus und V<strong>in</strong>zenzvon Beauvais folgen: Es gibt jeweils e<strong>in</strong> Kapitel De ipothamo nach Pl<strong>in</strong>ius (TC 6,28, AM 24,61, VB 13,136f.), e<strong>in</strong>Kapitel De equo flum<strong>in</strong>is nach Aristoteles (TC 6,20, AM 24,45, VB 13,115) und e<strong>in</strong> Kapitel De equo Nili flum<strong>in</strong>is ausunbekannter Quelle, angeblich nach Michael Scotus (TC 6,19, AM 24,44, VB 13,115). Alle drei <strong>Tiere</strong> ordnet Thomasim Buch De monstris mar<strong>in</strong>is e<strong>in</strong> (so auch die Redaktion Thomas III). V<strong>in</strong>zenz von Beauvais und Alexan<strong>der</strong> Neckambesprechen das Flusspferd ebenfalls unter den Meerwun<strong>der</strong>n, die hier wie<strong>der</strong>um ihren Platz unter den ‚Fischen‘ (Depiscibus) haben (VB 13,115 und 17,136f., AN 2,30). Noch bei Conrad Gesner hat das Flusspferd se<strong>in</strong>en Platz im AbschnittDe Aquatilibus animalium quorum nom<strong>in</strong>a <strong>in</strong>itio aspirantur H (HA 4,484ff.); doch <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1556 erschienenenlate<strong>in</strong>ischen Ausgabe De piscibus et aqvatilibvs omnibvs libelli III novi (Zürich: Andreas Gesner 1556) wird das Flusspferd– neben dem Krokodil – immerh<strong>in</strong> unter <strong>der</strong> Rubrik BELVAE ALIAE / Communes, mari, terrae, amni, (Nilopeculiares,) <strong>als</strong>o unter den Meeressäugetieren, aufgeführt.Die mittelalterlichen Enzyklopädisten beschreiben das Tier mit den üblichen Attributen aus <strong>der</strong> aristotelischpl<strong>in</strong>ianischenTradition: Regelmäßig erwähnt werden die Ähnlichkeit <strong>des</strong> <strong>Tiere</strong>s mit dem Pferd <strong>in</strong> Mähne, Rücken undStimme (IS 12,6,21, HM, AN, BA; ipothamus: TC, VB, AM – dagegen hat <strong>der</strong> menschenfressende equonilus eher Ähnlichkeitmit dem Krokodil), die zweigespaltenen Klauen (AN; ipothamus/equus flum<strong>in</strong>is: TC, VB, AM), die scharfenHauer (IS, HM, AN; ipothamus: TC, VB, AM), das Schwe<strong>in</strong>eschwänzchen (IS, HM, AN; ipothamus/equus flum<strong>in</strong>is:TC, AM) sowie die nur <strong>in</strong> feuchtem Zustand zu durchdr<strong>in</strong>gende dicke Haut (ipothamus/equonilus: TC, VB, AM). E<strong>in</strong>gang<strong>in</strong> die mittelalterlichen Enzyklopädien f<strong>in</strong>den z.T. auch die bei Pl<strong>in</strong>ius erwähnten H<strong>in</strong>weise auf die Spurlist bei <strong>der</strong>nächtlichen Zerstörung <strong>der</strong> Saaten (IS, HM und BA: ohne List!, AN, ipothamus: TC, VB, AM), die A<strong>der</strong>lass-Technikbei Überfressen (AN, ipothamus: TC, VB, AM) und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>des</strong> <strong>Tiere</strong>s bei römischen Spielen (ipothamus: TC, AM).Zur Größe <strong>des</strong> <strong>Tiere</strong>s gibt es verschiedene Angaben: Der ipothamus soll größer <strong>als</strong> e<strong>in</strong> Elefant se<strong>in</strong> (TC 6,28,3, VB

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