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Artikel als pdf-Datei - animaliter - Tiere in der Literatur des Mittelalters

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4 <strong>Tiere</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Literatur</strong> <strong>des</strong> <strong>Mittelalters</strong>. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Lexikonprojekt – Probeartikel »Flusspferd«E. Germanische <strong>Literatur</strong>en[…]E.4 Deutsche <strong>Literatur</strong>I. Term<strong>in</strong>ologischesDas Flusspferd ist im Mittel- und Frühneuhochdeutschen term<strong>in</strong>ologisch schwer zu fassen, denn das late<strong>in</strong>ische Worthippopotamus wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel bis zur Unkenntlichkeit entstellt: ipomites heißen die <strong>Tiere</strong> bei Ulrich von Etzenbach,ypocani <strong>in</strong> Seifrits Alexan<strong>der</strong> und yppodani bei Johannes Hartlieb, <strong>der</strong> merkwürdigerweise – obgleich <strong>der</strong> griechischeUrsprung <strong>des</strong> Wortes nicht mehr erkennbar se<strong>in</strong> kann – wie<strong>der</strong> die Erläuterung merross h<strong>in</strong>zufügt. Bei Konrad vonMegenberg f<strong>in</strong>det sich – <strong>in</strong> relativ direkter Übersetzung zu lat. equus fluvialis/flum<strong>in</strong>is – die Bezeichnung wazzerpfärt,die sich sonst aber im Mittelhochdeutschen nicht f<strong>in</strong>det. Der philologisch versierte Conrad Gesner kennt nicht nur wie<strong>der</strong>den korrekten griechisch-late<strong>in</strong>ischen Namen <strong>des</strong> <strong>Tiere</strong>s, son<strong>der</strong>n nennt auch gleich noch drei deutschsprachigeBezeichnungen für das Tier: waſſerroſs (<strong>als</strong> Übersetzung zu Hippopotamus) sowie die wahrsche<strong>in</strong>lich ursprünglichenägyptischen Bezeichnungen waſſerochs und waſſerſchwyn (HA 4, 496).Lit.: S. OBERMAIER: Antike Irrtümer und ihre mittelalterlichen Folgen: Das Flusspferd, <strong>in</strong>: Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption 21 (2011),135-179, hier 147 und 173; A. BEHRMANN, Das Nilpferd <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorstellungswelt <strong>der</strong> Alten Ägypter, 1996, 25 und 60.Sab<strong>in</strong>e Obermaier[...]II. Tierallegorese und Tierkunde1. Physiologus, BestiarienAuch <strong>in</strong> den deutschsprachigen Bearbeitungen <strong>des</strong> Physiologus ist das Flusspferd nicht aufgenommen.2. Tierkunde, EnzyklopädikSab<strong>in</strong>e ObermaierKonrad von Megenberg ordnet das wazzerpfärd – wie schon se<strong>in</strong>e Vorlage Thomas III, <strong>der</strong> aus Thomas von Cantimprénur noch den Abschnitt De equo flum<strong>in</strong>is übernimmt ( C.II.2) – unter den merwun<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> (BdN III.C.10). Se<strong>in</strong>eBeschreibung, die sich eng an se<strong>in</strong>e late<strong>in</strong>ische Vorlage anschließt, erwähnt die amphibische Lebensweise, die Pferdehaare,die wie beim R<strong>in</strong>d zweigespaltenen Klauen, den Schwe<strong>in</strong>eschwanz, das Pferdegewieher, die Undurchdr<strong>in</strong>glichkeit<strong>der</strong> Haut, die pferdeähnlichen E<strong>in</strong>geweide und die e<strong>in</strong>em Esel entsprechende Größe. Neu dürfte am Ende <strong>der</strong> ratloseZusatz se<strong>in</strong>: Da mach auz, waz du welleſt (ebd., 263, 9). Es zeugt von <strong>der</strong> Schwierigkeit <strong>des</strong> Predigers, e<strong>in</strong> Tier auszulegen,<strong>des</strong>sen Identität nicht e<strong>in</strong>deutig ist und für das es ke<strong>in</strong>e christliche Auslegungstradition gibt.Noch bei Conrad Gesner hat das Flusspferd se<strong>in</strong>en Platz im Fischbuch, aber es ist dort e<strong>in</strong>geordnet im fünften Teil, <strong>der</strong>den Thieren So auff erden vnd im waſſer ſ<strong>in</strong>d (fol. CC r ), <strong>als</strong>o den amphibisch lebenden Säugetieren, gewidmet ist. Nachdrücklichwird bei Gesner die Nähe zum Pferd relativiert: In den Vor<strong>der</strong>grund rückt nunmehr die – nach heutigen Maßstäbenbiologisch korrektere – Nähe zum Schwe<strong>in</strong>. Dennoch f<strong>in</strong>den sich auch bei Gesner noch die alten ‚Irrtümer‘, z.B.die Ansiedelung <strong>des</strong> Flusspfer<strong>des</strong> an Ganges und Nil, das Festhalten am zweigespaltenen Huf (gegen Augenzeugenberichte!).Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit schenkt Gesner den Zähnen <strong>des</strong> <strong>Tiere</strong>s. Anlass bietet e<strong>in</strong> Fundstück, dennochbleibt Gesner skeptisch, ob es sich dabei wirklich um e<strong>in</strong>en Flusspferdzahn handelt (HA 4, 497).[…]Ausg.: Konrad von Megenberg: Das ›Buch <strong>der</strong> Natur‹, ed. R. LUFF/G. STEER, 2003; Thomas von Cantimpré: Liber de naturis rerum. Redaktion III(Thomas III), ed. Projektgruppe B2 <strong>des</strong> SFB 226 Würzburg-Eichstätt unter Leitung von B. K. VOLLMANN, [1992, masch.]; Conrad Gesner: Fischbuch,Zürich: Christoph Froschauer d.Ä. 1563 (Microfiche-Ausgabe 1994).Lit.: S. OBERMAIER: Antike Irrtümer und ihre mittelalterlichen Folgen: Das Flusspferd, <strong>in</strong>: Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption 21 (2011),135-179, hier 142f. und 171-175.[...]Sab<strong>in</strong>e ObermaierIII. Tierdichtung1. FabelDas Flusspferd gehört nicht zu den Protagonisten <strong>der</strong> äsopischen und nicht-äsopischen Fabeltradition.2. <strong>Tiere</strong>posDas Flusspferd gehört nicht zu den Protagonisten <strong>der</strong> mittelalterlichen <strong>Tiere</strong>pik.Sab<strong>in</strong>e ObermaierSab<strong>in</strong>e Obermaier

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