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Soziale Ungleichheit – Kein Schnee von gestern! - Zeithistorische ...

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Heike Solga, Justin Powell, Peter A. Berger {Hg.)<strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong>Klassische Texte zur SozialstrukturanalyseHeike Solga ist Direktorin der Abteilung »Ausbildung und Arbeitsmarkt« amWissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) sowie des SoziologischenForschungsinstituts Göttingen (SOFI) und Professorin an der Freien UniversitätBerlin.Justin Powell ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung »Ausbildung undArbeitsmarkt« am WZB.Peter A. Bergerist Professor für Makrosoziologie an der Universität Rostock undSprecher der Sektion »<strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> und Sozialstrukturanalyse« der DeutschenGesellschaft für Soziologie.Campus VerlagFrankfurt/New York


InhaltVorwort ...............•....•...............<strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong>- <strong>Kein</strong> <strong>Schnee</strong> <strong>von</strong> <strong>gestern</strong>! Eine EinführungHeike So/ga, Peter A. Bergerund Justin Powell9IIBibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Datensind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.ISBN 978-3-593·38847·2Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechdich geschützt.Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das giltinsbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungenund die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Copyright© 1009 Campus Verlag GmbH, Frankfurt/MainSatz: Fotosatz L. Huhn, LinsengerichtDruck und Bindung:Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier.Printed in GermanyBesuchen Sie uns im Internet: www.campus.deI. Klassische Theorien - <strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> alsStrukturmerkmal <strong>von</strong> Gesellschaft . . . . . . . . .LI Funktionalistische Schichttheorie- Ist soziale <strong>Ungleichheit</strong>notwendig? . . . . . • . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Einige Prinzipien der sozialen Schichtung .Kingsley Davis und Wilbert E. MooreKritische Bemerkungen zur funktionalistischen SchichtungstheorieRenate MayntzMeritokratie - die moderne Legitimation ungleicher Bildungschancen .HeikeSolgal.:z. Klassentheorien in der Tradition <strong>von</strong> Marx und Weber-Kritische Analyse sozialer <strong>Ungleichheit</strong>Das (Neo-)Marxistische KlassenparadigmaManifest der kommunistischen ParteiKarl Marx und Friedrich EngelsWo liegt die Mitte der Mittelklasse?Erik Olin Wright474749577375ss


6 SOZIALE UNGLEICHHEITINHALT7Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital .Pierre BourdieuII1<strong>Ungleichheit</strong> in den Verhältnissen <strong>von</strong> Klasse, Rasse und GeschlechtCornelia KlingerDas Weberianische KlassenparadigmaStände und KlassenMax Weber127III. Neuere Theorien sozialer <strong>Ungleichheit</strong>- Mehrwert und Grenzeneiner beschreibenden <strong>Ungleichheit</strong>sforschung . . . . . . . . . . . . 279Machtverteilung innerhalb der Gemeinschaft: Klassen, Stände, Parteien . 133MaxWeberDimensionen vertikaler <strong>Ungleichheit</strong> heute. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143Reinhard KreckelStrategien sozialer Schließung und KlassenbildungFrank ParkinDie Konstruktion des Klassenschemas nach Erikson, Goldthorpeund Portocarero (EGP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167Hildegard Brauns, Susanne Steinmann und Dietmar HaunTrends in Class Mobility: The Post-War European ExperienceRobert Erikson and john H. Goldthorpeli. Debatten um das Ende <strong>von</strong> Klasse und Schicht -Leben wir noch in einer Klassengesellschaft? ..... . 199Die Bedeutung des Schichtungsbegriffes für die Analyse der gegenwärtigendeutschen Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.01Helmut SchelskyGibt es noch Klassen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.07RalfDahrendorfJenseits <strong>von</strong> Stand und Klasse? .Ulrich Beck<strong>Kein</strong> Abschied <strong>von</strong> Klasse und Schicht. Ideologische Gefahrender deutschen Sozialstrukturanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239Rainer GeißlerGlobalisierung und soziale Klasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249]ohn H. Goldthorpe155221Lagen und Milieus: Sozialstrukturanalyse in einer fortgeschrittenenGesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281Stejan Hradil<strong>Soziale</strong> Milieus im ÜberblickMichael Vester••••••• •••••••••••••• • • •• ••• 0Lebensstile. Ein neues Paradigma der Differenzierungs- und<strong>Ungleichheit</strong>sforschung? .... .. .............. . ..... · . . . . . 331Hans-Peter MüllerHat die Lebensstilforschung eine Zukunft? ....... . .. · · · · · · · · · · · 345GunnarOtteKlassen und Klassifikationen. Zur » neuen Unübersichtlichkeit«in der soziologischen <strong>Ungleichheit</strong>sdiskussion .... . ..... · · · · · · · · · 359Peter A. BergerDie Innen-Außen-Spaltung der Gesellschaft. Eine Verteidigungdes Exklusionsbegriffs gegen seinen mystifizierenden Gebrauch. . . . . . . . . 375Martin KronauerIV. Dynamische Ansätze der Sozialstrukturanalyse -Herstellung und Reproduktion sozialer <strong>Ungleichheit</strong>im und durch den Lebens(ver)lauf .... .. ....... .Die lnstitutionalisierung des Lebenslaufs. Historische Befundeund theoretische Argumente . . .... . . . .......... . ... · . . . . . 387Martin KohliLebensverlauf . .Kar! Ulrich Mayer. .. .. . .......... .. ... .... .... · · .. · · · 4IILebensverläufe im Wohlfahrtsstaat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427Kar! Ulrich Mayer und Walter Müller


8 SOZIALE UNGLEICHHEITProzessuale <strong>Ungleichheit</strong>. Geschlecht und Institutionenverknüpfungenim Lebenslauf . . .. . . . .. . . . . .. . . ........... . ... . . .. 447Helga KrügerVorwortKurzbiografien der Amorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 63Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 5Als mich im Sommer 2007 der Campus Verlag fragte, ob ich nicht Lust hätte, einLehrbuch zur Sozialstrukturanalyse zu schreiben, war ich zunächst zögerlich. Eswar weniger die fehlende Lust, als vielmehr die Tatsache, dass es schon sehr vieleLehrbücher zur Sozialstrukturanalyse gibt. Daran fehlte es meines Erachtensnicht. Was jedoch auf dem deutschen Lehrbuchmarkt fehlt, ist etwas wie der unterOS-amerikanischen Studierenden sehr bekannte Band »Social Stratification:Class, Race, and Gender in Sociological Perspective« , der <strong>von</strong> David B. Gruskyerstmals 1994 (und in der dritten überarbeiteten Auflage 2008) herausgegebenwurde. Mit seinen mehr als x.ooo Seiten ist dieses Buch ein reicher Fundus an (gekürzten)Originaltexten zur Sozialstrukturanalyse und zu sozialer <strong>Ungleichheit</strong>.Gleichwohl ist er für den Einstieg in die Sozialstruktur- und <strong>Ungleichheit</strong>sforschungfür deutsche Studierende und Interessierte nicht geeignet. Dies liegtweniger daran, dass die Texte in diesem Band in englischer Sprache verfasst sind,als vielmehr daran, dass er die deutschen Klassiker der Sozialstrukturanalyse, abgesehen<strong>von</strong> Marx, Weber und Dahrendorf, sowie die deutschen Debatten zur Entwicklungsozialer <strong>Ungleichheit</strong> nicht berücksichtigt. So entstand die Idee, anstarreines klassischen Lehrbuchs einen »Reader« zur Sozialstrukturanalyse herauszugeben- das Ergebnis sehen Sie hier.In diesem Reader sprechen nach einer Einleitung, in der zentrale Begriffe undKonzepte der Analyse sozialer <strong>Ungleichheit</strong> dargestellt werden, die Originaltexteihre eigene Sprache. Es handelt sich dabei um die Texte, die nach Ansicht der Herausgeberinund der beiden Herausgeber jede und jeder gelesen haben muss, der soziale<strong>Ungleichheit</strong> verstehen und erklären möchte. Diese Texte haben wir auf ihrezentralen Aussagen hin gekürzt. Gründe dafür waren zum einen, dass die zur Verfügungstehende Lese-Zeit für das Kennenlernen unterschiedlicher Perspektivenin der <strong>Ungleichheit</strong>sforschung genutzt und dieser Reader auch als Grundlage fürVorlesungen, Übungen und Seminare in den ersten Semestern verwendet werdenkann. Zum anderen diente die Kürzung der Texte auch deren besserem Verständnis,da mit Blick auf den unkundigen Leser bzw. die unkundige Leserin » Nebengleisebzw. -schauplätze« in der Argumentation sowie mehr zur Verwirrung denn zumVerständnis beitragende Literaturverweise gestrichen wurden.


10 SOZIALE UNGLEICHHEITDie vorliegende Zusammenstellung <strong>von</strong> klassischen Texten zur Sozialstrukturanalyseund <strong>Ungleichheit</strong>sforschung versammelt sowohl deutsche als auch internationaleOriginaltexte. Die Auswahl der Texte basiert zum einen auf den Erfahrungender Herausgeberirr und der beiden Herausgeber als Lehrende im Bereichder Sozialstrukturanalyse. Zum anderen haben wir auch unsere Kolleginnen undKollegen der Sektion »Sozialstrukturanalyse und soziale <strong>Ungleichheit</strong>« der DeutschenGesellschaft für Soziologie (DGS) befragt, welche Texte sie denn als »klassischeTexte« und als ein »Muss« beim Studium sozialer <strong>Ungleichheit</strong> bezeichnenwürden. Das Feedback auf diese Anfrage war überraschend zahlreich und häufigmit dem ermutigenden Kommentar versehen, dass ein derartiger Reader für Lehrveranstaltungenund das Selbststudium in Deutschland längst überfällig sei. Dafürsei allen an dieser Stelle gedankt. Zahlreiche Texte wurden immer wieder genanntund können daher wohl als » Klassiker« gelten. Gleichwohl konnten wir nicht alldiese Texte aufnehmen. Die Auswahl der Texte liegt- wie es so schön heißt- in derVerantwortung der Herausgeberin und der Herausgeber und stellt insofern unsere»Story« der <strong>Ungleichheit</strong>sforschung dar - eine kritische Auseinandersetzung istjedoch durch die Lektüre der Originaltexte unmittelbar möglich.Abschließend sei meinerseits dem Campus Verlag dafür gedankt, dass er sichmit diesem neuen Lehrbuchformat des Readers auf den hart umkämpften Marktder Lehrbücher wagt. Bedanken möchte ich mich auch bei den Verfasserinnen undVerfassern der hier versammelten Texte für deren Zustimmung, ihre Texte gekürztin den Reader aufnehmen zu können. Danken möchte ich ferner meinen beidenMitherausgebern- Peter A. Bergerund Justin Powell- für die hervorragende Zusammenarbeitund die interessanten Diskussionen beim Entstehen dieses Buches.Tatkräftig unterstützt wurden wir durch unsere studentischen MitarbeiterinnenViviana Profi: und Lisa Carstensen.Eine besondere Ehre ist es für mich, den Reader mit einem Text <strong>von</strong> HelgaKrüger zu beenden - einer national und international anerkannten SozialstrukturundGeschlechterforscherin der ersten Stunde, die leider viel zu früh, bereitswährend der Entstehung dieses Bandes, verstorben ist.November 2ooSHeikeSolga<strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong>- <strong>Kein</strong> <strong>Schnee</strong> <strong>von</strong> <strong>gestern</strong>!Eine EinführungHeike Solga, Peter A. Berger und Justin PowellWas ist soziale <strong>Ungleichheit</strong> und welche Erklärungen gibt es dafür? Das ist daszentrale - in Öffentlichkeit, Medien und im Privaten immer wieder heiß diskutierte- Thema dieses Readers. Es berührt Fragen wie: Warum verdienenManager deutlich mehr als die Beschäftigten des Unternehmens? Warum benötigtman als Ingenieur einen Hochschulabschluss? Warum gibt es so wenige Frauenin Führungspositionen? Und warum gehen Kinder aus Akademikerfamilien eherauf das Gymnasium und die Hochschule als Kinder aus Arbeiterfamilien? Füralldiese Fragen scheint es im Alltag schnelle Antworten zu geben: Manager habeneine höhere Verantwortung für das Unternehmen als die Beschäftigten. Ingenieuremüssen sich als Grundlage ihrer Berufstätigkeit zahlreiche Kompetenzen auf einerHochschule aneignen. Frauen wollen wegen ihrer Kinder nicht in Führungsposition.Oder Kinder aus Akademikerfamilien wissen mehr und erhalten deshalbbessere Noten als Arbeiterkinder. Diese Antworten scheinen plausibel - und siekönnen für Einzelpersonen auch durchaus richtig sein. Dennoch greifen sie viel zukurz: Sind es Antworten, die für alle oder die meisten Angehörigen der jeweiligensozialen Gruppe, also regelhafi: zutreffen? Was ist mit verantwortungslosenManagern, hoch kompetenten Do-ir-yourself-» Ingenieuren«, kinderlosen Frauenoder Akademikerkindern, die andere Stärken haben als wissenschaftliche?Um hier und bei anderen Sachverhalten zu fundierten Antworten zu kommen,müssen wir uns mit drei grundlegenden Fragen beschäftigen: (1) Warum gibt essystematische Unterschiede zwischen sozialen Gruppen? (2.) Sind diese Unterschiederegelmäßig mit Vor- und Nachteilen, das heißt mit »sozialer <strong>Ungleichheit</strong>«(siehe Definition unten), verbunden? Und (3) warum sind diese Vor- und Nachteiledauerhaft auffindbar? Dabei ist es nicht einerlei, welche Antworten wir finden. Erstwenn wir verstehen, wodurch soziale <strong>Ungleichheit</strong>en in unserer Gesellschaft hergestelltwerden, können wir auch darüber befinden, was getan werden müsste, um siezu verringern. Diese Überlegung geht <strong>von</strong> der Annahme aus, dass soziale <strong>Ungleichheit</strong>engesellschafi:lich produziert und damit auch gesellschaftlich gestalt- bzw. veränderbarsind. Dies ist keinesfalls selbstverständlich, sondern geht auf]ean-JacquesRousseau (1712.-1778) zurück, den man daher auch als den ersten Theoretiker dermodernen <strong>Ungleichheit</strong>sforschung bezeichnet. In seiner » Abhandlung vom Ur-


12 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 13sprungeder <strong>Ungleichheit</strong> unter den Menschen, und worauf sie sich gründe« ausdem Jahr 1755 schreibt er: » [ ... ] so wird man finden, daß der Unterschied zwischenMensch und Mensch, in dem Stande der Natur weit geringer seyn müsse, als indem Stande des gesellschaftlichen Lebens, und daß die beydem menschlichen Geschlechteeingeführte <strong>Ungleichheit</strong>, die natürliche um ein Großes vermehrt habenmüsse« (Hervorhebung durch Herausgeber). Andere Intellektuelle seiner Zeitwaren hingegen noch dem Absolutismus verhaftet und behandelten <strong>Ungleichheit</strong>wie die meisten früheren Denker als etwas Natur- oder Gottgegebenes.Ziel des vorliegenden Readers ist es, Grundwissen für die Analyse sozialer <strong>Ungleichheit</strong>zu vermitteln. Behandelt werden zentrale Grundbegriffe sowie Ursachenund Reproduktionsmechanismen sozialer <strong>Ungleichheit</strong>. Im Unterschied zu anderenLehrbüchern geschieht dies jedoch nicht durch eine Darstellung aus zweiter Handseitens der Herausgebeein und der Herausgeber dieses Bandes. Vielmehr sollen sichdie Leserinnen und Leser selbst mit Originaltexten auseinandersetzen. Hierfür versammeltder Reader zentrale theoretische Texte zu sozialer <strong>Ungleichheit</strong>, die jederStudierende der Sozialwissenschaften gelesen haben sollte. Nach der Einleitung,in der die wichtigsten Grundbegriffe vorgestellt und die ausgewählten Texte kurzcharakterisiert werden, folgen Schriften zu den sogenannten klassischen Theoriensozialer <strong>Ungleichheit</strong> (zum Beispiel <strong>von</strong> Davis und Moore, Marx, Weber, Bourdieu,Erikson und Goldthorpe). Danach zeichnen Arbeiten <strong>von</strong> Schelsky, Dahrendorf,Beck und anderen die Debatten um das » Ende <strong>von</strong> Klasse und Schicht« nach.Anschließend folgen Beiträge zu neueren Theorien sozialer <strong>Ungleichheit</strong> (unter anderem<strong>von</strong> Vester, Hradil und Kronauer) sowie zu Lebens(ver)laufsansätzen in derSozialstrukturanalyse (<strong>von</strong> Kohli, Mayer und Krüger).Zahlreiche Bereiche der <strong>Ungleichheit</strong>sforschung werden in diesem Readernicht gesondert behandelt - so zum Beispiel <strong>Ungleichheit</strong>en auf dem Arbeitsmarkt,Armut, Migration und Ethnizität, Gesundheit oder Bildungsungleichheiten(obwohl die Bedeutung <strong>von</strong> Bildung für die Legitimation sozialer <strong>Ungleichheit</strong>durchaus thematisiert wird, --7 Solga). Auch konnten nicht alle Theoretiker der<strong>Ungleichheit</strong>sforschung in den Reader aufgenommen werden. Es handelt sichum einen Band für den Einstieg in die <strong>Ungleichheit</strong>sforschung und nicht um einKompendium. Nach Lektüre der hier versammelten Texte sollte es jedoch leichtermöglich sein, weiterführende Schriften und andere theoretische Perspektiven zuverstehen.Die aufgenommenen Beiträge sind - aus Platz-, Zeit- aber auch Verständnisgründen- auf zentrale Passagen und Kernaussagen gekürzt. Diese Kürzungen sindin den Texten durch [ ... ] kenntlich gemacht. Gekürzt wurden aus diesem Grundauch die Fußnoten und teilweise die Literaturverzeichnisse. Bei Fußnoten handeltes sich häufig um zusätzliche Erläuterungen, die für das Verstehen der Hauptargumentationslinienicht zentral sind. Ihre Streichung wird mit [*) gekennzeichnet.Literaturverzeichnisse mussten vor allem wegen des Gesamtumfangs gestrichenwerden; die in den Texten angeführte Literatur ist in einem Literaturverzeichnisarn Ende dieses Bandes zusammengefasst. Zum Teil beziehen sich Texte auf andereBeiträge im Reader. Um diese Bezugnahmen deutlich zu machen, wird in den entsprechendenTexten ein Querverweis mit (--7 Name) aufgenommen.Was ist soziale <strong>Ungleichheit</strong>?<strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> ist ein zentrales Phänomen der Sozialstruktur. Bevor wir unsmit sozialer <strong>Ungleichheit</strong> beschäftigen, ist daher zu klären, was mit der Sozialstruktureiner Gesellschaft gerneint ist. Dazu ist es sinnvoll, die beiden Bestandteiledes Begriffs Sozialstruktur zunächst getrennt zu betrachten. Kommen wir als Ersteszum Bestandteil » sozial« . Ein zentraler Gegenstand der Soziologie sind sozialeBeziehungen. Im Unterschied zur Psychologie, die das menschliche Verhalteneinzelner Individuen ins Zentrum stellt, geht es in der Soziologie um Menschen alsAngehörige sozialer Kategorien oder Gruppen 1 (zum Beispiel Geschlecht, ethnischeZugehörigkeit, Alter, Bildungs- oder Berufsgruppen) und um die Beziehungen, diezwischen diesen sozialen Gruppen bzw. Menschen als Angehörige dieser Gruppenbestehen. Von einer » Struktur« wird in der Soziologie dann gesprochen, wennes sich bei diesen sozialen Beziehungen um regelhafte und relativ dauerhafte Beziehungenhandelt. Diese Regelmäßigkeit und Dauerhaftigkeit kann zum Beispielüber soziale Normen und Werte im gesellschaftlichen Konsens hergestellt,über Herrschafts- und Autoritätsbeziehungen durchgesetzt oder durch Rourinen,Rituale und Gesetze, deren Befolgung belohnt und deren Verletzung sanktioniertwird, erzeugt werden. Wieder zusammengesetzt, bedeutet »Sozialstruktur« dahernichts anderes als das relativ stabile System sozialer Beziehungen in einer Gesellschaft.Ziel der Sozialstrukturanalyse ist damit zunächst ganz allgernein - und unabhängig<strong>von</strong> der jeweiligen theoretischen Perspektive- die Untersuchung relativdauerhafter Wechselbeziehungen zwischen sozialen Gruppen sowie deren Veränderungenals Formen des sozialen Wandels.Die Sozialstrukturanalyse ist eine Form der Gesellschaftsanalyse, bei der vorallem Fragen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> im Mittelpunkt stehen. Wieso? Eine wichtigeGrundlage für die Regelmäßigkeit und Dauerhaftigkeit <strong>von</strong> sozialen Beziehungenist die Verteilung gesellschaftlich wichtiger Ressourcen, wie zum Beispiel Kapital,Wenn im Folgenden <strong>von</strong> »sozi aler Gruppe« die Rede ist, dann ist damit eine Gruppe <strong>von</strong> Men·sehen gemeinr, die ein sozial relevanres Merkmal gemeinsam haben, also einer sozialen Katego riezugehörig sind. Diese Personen müssen nicht eine soziale Gruppe im engeren Sinne bilden, dasheißt persönliche Komakte haben und/oder Interessen und Ziele teilen.


14 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 15Macht, Bildung, Einkommen. Die Verteilung dieser Ressourcen bestimmt einerseits,welche Unterschiede im Ressourcenbesitz zwischen sozialen Gruppen bestehen,und andererseits, ob daraus Vor- und Nachteile - sprich soziale <strong>Ungleichheit</strong>en- erwachsen. Ist diese Ressourcenverteilung relativ stabil ungleich, dann sindauch die daraufbegründeten sozialen Beziehungen dauerhaft ungleich. Zudem verleihtsie diesen Beziehungen auch eine gewisse Regelmäßigkeit, da die Teilhabe anRessourcen nicht <strong>von</strong> Situation zu Situation oder Zeitpunkt zu Zeitpunkt fluktuiertund auf diese Weise typische Handlungsbedingungen v~n Individuen (immer verstandenals Angehörige sozialer Gruppen) innerhalb <strong>von</strong> Gelegenheitsstrukturendefiniert. Freilich gibt es nicht nur eine Erklärung dafür, wie Ressourcen in einerGesellschaft verteilt sind und warum daraus Vor- und Nachteile für soziale Gruppenentstehen, sondern es existieren zahlreiche Erklärungen- und genau das ist es, waswir zunächst sehr allgemein als Theorien sozialer <strong>Ungleichheit</strong> bezeichnen: Siewollen Auskunft darüber oder Begründungen dafür geben, warum die Produktionund Reproduktion <strong>von</strong> <strong>Ungleichheit</strong>en systematisch und dauerhaft erfolgen.Als Angehörige sozialer Gruppen nehmen Menschen soziale Positionen imGefüge sozialer Beziehungen ein. Dabei handelt es sich um »soziale Plätze« inunterschiedlichen Institutionen einer Gesellschaft (wie etwa Arbeitsmarkt, Bildungssystem,Familie, Religion, Staat), denen Aufgaben und Erwartungen (Rollenmuster)und bestimmte Ressourcen (zum Beispiel Einkommen, Autorität) zugeordnetsind. Das heißt, die Aufgaben und Ressourcen existieren relativ unabhängig<strong>von</strong> den jeweiligen Personen, die diese sozialen Positionen besetzen. Beispiele fürsoziale Positionen sind Beschäftigte und Unternehmer, Kinder und Eltern, Lehrerund Schüler, Mann und Frau (im Sinne <strong>von</strong>gender, siehe unten), Berufspositionen,aber auch Arbeiterklasse und Bourgeoisie, Schichten, Lebensstile und soziale Milieus.Für Personen, die diese Positionen bzw. sozialen Plätze einnehmen, sind bestimmteHandlungserwartungen und-bedingungensowie Gelegenheitsstrukturendefiniert- und zwar unabhängig <strong>von</strong> ihren individuellen (Persönlichkeits-)Eigenschaften.Dies schließt freilich nicht aus, dass Personen in Abhängigkeit <strong>von</strong> ihrenindividuellen Eigenschaften die durch die Position zur Verfügung gestellten Handlungsspielräumeunterschiedlich nutzen können.Sozialstrukturanalyse und <strong>Ungleichheit</strong>sforschung wollen nun untersuchenund erklären, inwieweit diese Handlungsspielräume nicht nur unterschiedlich,sondern auch ungleich sind, das heißt, systematisch (regel- und dauerhaft) mitbestimmten Vor- oder Nachteilen in Abhängigkeit <strong>von</strong> eingenommenen sozialenPositionen verbunden sind. Ein einfaches Beispiel dafür ist der Vergleich desSchlossers und des Ingenieurs: Hier umerscheiden sich nicht nur die Arbeitsaufgabender Personen, die als Schlosser oder Ingenieur beschäftigt sind, sondern auchdie Arbeitsbedingungen, das Einkommen, das soziale Ansehen oder die Beschäftigungsrisiken- und dies relativ unabhängig da<strong>von</strong>, wie gut oder schlecht diesebeiden Berufe jeweils ausgeübt werden. So verdienen Personen, die als Schlosserbeschäftigt sind, in der Regel weniger als Personen, die als Ingenieure beschäftigtsind - und dies auch dann, wenn der Schlosser ein Virtuose seines Berufes und derIngenieur nur mittelmäßig ist.Wir sprechen immer dann <strong>von</strong> sozialer <strong>Ungleichheit</strong>, wenn Menschen (immerverstanden als Zugehärige sozialer Kategorien) einen ungleichen Zugang zu sozialenPositionen haben und diese sozialen Positionen systematisch mit vorteilhaften odernachteiligen Handlungs- und Lebensbedingungen verbunden sind. Es geht also umgesellschaftlich verankerte, mithin, wie schon betont, um regelmäßige und dauerhafteFormen der Begünstigung und Benachteiligung - und nicht um den zufälligenLottogewinn, der jemanden zum Millionär macht. Es geht auch nicht einfachnur um Verschiedenartigkeit (zum Beispiel im Musikgeschmack, in der Religion,der Kleidungsvorlieben oder zwischen Jungen und Alten, Eltern und Kindern,zwischen Berufspositionen der gleichen Ebene, wie Schlosser und Klempner, oderum regionale Besonderheiten), sondern um Unterschiede im Zugang zu knappenRessourcen, die die Menschen schlechter oder besser stellen. Es handelt sich alsoum überindividuelle <strong>Ungleichheit</strong>en in der Verteilung <strong>von</strong> Handlungsressourcensozialer Gruppen, die durch das Verhalten und Denken des Einzelnen nicht kurzfristigbeeinflusst werden können.Diese Definition <strong>von</strong> sozialer <strong>Ungleichheit</strong> enthält keine Vorentscheidung darüber,wie gerecht oder ungerecht, und damit, wie legitim soziale <strong>Ungleichheit</strong> ist.Dies ist eine normative Frage, deren Antwort bei den einzelnen Forscherinnen undForschern liegt. Während beispielsweise~ Davis und Moore soziale <strong>Ungleichheit</strong>als notwendige Bedingung <strong>von</strong> Arbeitsteilung und gesellschaftlichem Wohlstanddefinieren, so dass letztlich »nur« die Formen und das Ausmaß an <strong>Ungleichheit</strong>zu gestalten seien, kritisieren ~ Marx und Engels oder ~ Bourdieu soziale <strong>Ungleichheit</strong>generell und treten für ihre vollständige oder weitestgehende Beseitigungein. Lebensstilforscherinnen und -forscher hingegen äußern sich dazu meist überhauptnicht - warum dies so ist, wird weiter unten deutlich werden.In Abgrenzung zu sozialer <strong>Ungleichheit</strong> bezeichnen wir als soziale Differenzierunggesellschaftlichverankerte (also gleichfalls überindividuelle) Unterschiede, dienicht (notwendigerweise) mit Vor- und Nachteilen und somit nicht mit Asymmetrienin den Handlungsbedingungen verbunden sind. <strong>Soziale</strong> Differenzierungen könnenin manchen Gesellschaften und bestimmten historischen Kontexten zur Grundlagefür soziale Benachteiligungen werden, indem sie unter diesen Bedingungen danndoch asymmetrische, mit ungleichen Handlungsressourcen verbundene sozialeBeziehungen begründen. In dem Moment wird dann aus sozialer Differenzierungsoziale <strong>Ungleichheit</strong>. Wir sehen daran auch, dass die Beseitigung sozialer <strong>Ungleichheit</strong>nicht Gleichförmigkeit bedeuten muss, sondern auf Gleichheit im Sinne<strong>von</strong> Gleichberechtigung zielt. <strong>Soziale</strong> Differenzierungen wird es wohl immer


16 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG17geben - und damit auch unterschiedliche soziale Positionen und Kategorien. DieFrage ist allerdings, inwieweit damit zugleich Vorteile und Benachteiligungen einhergehen.Aus Ingenieuren werden bei Beseitigung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> nichteinfach Schlosser und umgekehrt. Ob aber mit unterschiedlichen Berufspositionenauch Unterschiede im Einkommen und im sozialen Ansehen verbunden sind, isteine »vom Menschen eingeführte <strong>Ungleichheit</strong>« . In ähnlicher Weise werden nachder Beseitigung <strong>von</strong> Geschlechterungleichheit aus Frauen nicht Männer. Warumjedoch Frauen weniger verdienen als Männer (selbst bei Berufstätigkeiten auf dergleichen Ebene und mit gleicher Arbeitszeit) und deutlich seltener Führungspositionenbesetzen, ist keine Frage der Biologie oder der »Natur« , sondern Resultatder gesellschaftlichen Verhältnisse und des sozialen Handelns.Schließlich sei noch auf die Unterscheidung zu bloßer Verschiedenartigkeit hingewiesen.Nicht alle Unterschiede zwischen Menschen werden zu sozialen Differenzierungenoder gar zu sozialer <strong>Ungleichheit</strong>. Es gibt kleinere und größere Menschen,Menschen mit blauen und braunen Augen, Menschen mit kurzen und langenoder vielen und wenigen Haaren, es gibt Menschen mit und ohne Brille, Menschen,deren Lieblingsfarbe Grün oder Rot ist usw. Erst wenn diese Verschiedenartigkeitenim Sinne einer systematischen Strukturierung sozialer Beziehungen sozial relevantwerden, sind sie auch soziologisch als Phänomen sozialer Differenzierung oder sozialer<strong>Ungleichheit</strong> bedeutsam. Gegenwärtig dürfte sich beispielsweise eine solcheTransformation <strong>von</strong> Verschiedenartigkeit zu sozialer <strong>Ungleichheit</strong> in Bezug auf dasKörpergewicht vollziehen: Es scheint nicht mehr egal zu sein, wie viel man wiegt. Mitstarkem Übergewicht verbinden sich heute beispielsweise zunehmend auch systematischeNachteile beim Zugang zu Beschäftigung- sei es mit der Begründung einerfehlenden Attraktivität in Berufen mit direktem Kundenbezug, eines höheren Risikos<strong>von</strong> Ausfällen durch Krankheit oder aufgrund einer Stigmatisierung durch dieUnterstellung mangelnder Fähigkeiten zur Selbstkomrolle (wobei die Definition, wasdenn eigendich Über- bzw. Untergewichtigkeit ist, keinesfalls eindeutig ist, sonderneine ständigem Wandel unterliegende soziale Konstruktion darstellt, die sich, medizinischlegitimiert, am »Typischen« oder » Durchschnittlichen« orientiert).Für die Bestimmung und Erklärung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> ist es sinnvoll zwischenvier Strukturebenen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> zu unterscheiden (vgl. dazu auchHradil 2008: 213 ff.): (r) Determinanten, (2) Dimensionen, (3) Ursachen und (4)Auswirkungen (siehe unsere Abbildung r).(I) Determinanten sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sind soziale Merkmale <strong>von</strong> Personen (wiezum Beispiel das Geschlecht, das Bildungsniveau, die soziale Herkunft), die Zugehörigkeitenzu sozialen Gruppen definieren, die wiederum Grundlage für VoroderNachteile in bestimmten Handlungs- und Lebensbedingungen darstellen.Bei diesen Merkmalen- auch » Sozialkategorien« benannt- wird zwischen zu-Abb. I: Strukturebenen sozialer <strong>Ungleichheit</strong>Determinanten (Input)Ursache (Mechanismus/Prozess)Dimensionen (Output)ItAuswirknngengeschriebenen (ascribed) und erworbenen (achieved) Merkmalen unterschieden.Während zugeschriebene Merkmale bzw. Determinanten sozialer <strong>Ungleichheit</strong>vom Einzelnen nicht oder kaum beeinflusst werden können (wie etwa Geschlecht,soziale oder regionale Herkunft, Alter, Behinderung), sind erworbene Merkmale<strong>von</strong> Personen durch ihr eigenes Zutun entstanden und daher prinzipiell veränderbar(zum Beispiel Bildung, Beruf. Familienstand).Bei beiden Typen <strong>von</strong> Determinanten handelt es sich trotz ihres teilweise biologischenAnscheins um <strong>von</strong> »Menschen gemachte« Merkmale - das heißt umsoziale Konstruktionen:(a) Es werden nicht alle biologischen Unterschiede zwischen Menschen sozialoder gar ungleichheitsrelevant. Es bedarf also eines sozialen Prozesses, der bestimmtebiologische Merkmale in » soziale Positionen ~~ (bzw. Kategorien) transferiert.Ein Beispiel dafür ist das Geschlecht: Für alle scheint klar und eindeutig zusein, dass es genau zwei Geschlechter, nämlichMännerund Frauen »gibt« . Dochwas ist mit Personen, die ihr Geschlecht verändert haben (Transgender), oder dencirca wo.ooo in Deutschland lebenden Intersexuellen (Hermaphroditen oderZwittern)? Die soziale Konstruiertheit <strong>von</strong> Geschlecht zeigt sich darüber hinausauch darin, dass die Unterschiede innerhalb der Gruppe der Frauen (zum Beispielin der Körpergröße, dem Gewicht, der Kraft) größer sind als die durchschnittlichenUnterschiede zwischen Frauen und Männern. Gleiches gilt für Unterschiede zwischenMännern: Es gibt etliche Männer, die deutlich kleiner sind oder die wenigerKraft haben als viele Frauen. Gleichwohl werden biologische Merkmale - nämlichdie Geschlechtsorgane (im Sinne <strong>von</strong> sex als biologischer Kategorie) - verwendet,um Differenzen zwischen Mann und Frau, die in ihren Konsequenzen weit überdiesen einen Unterschied hinausgehen, zu definieren. Um die Auswahl dieseseinen Kriteriums zu begründen, wird meist die Fortpflanzungsfähigkeit ins Feldgeführt. Aber warum bezeichnen wir dann Frauen, die keine Kinder gebärenkönnen, und Männer, die keine Kinder zeugen können, dennoch als » Frauen«und » Männer ~< ?(b) Darüber hinaus handelt es sich bei diesen zugeschriebenen Merkmalen umsoziale Konstruktionen, da die Relevanz biologischerUnterschiede vom gesellschaft-


18 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 19liehen Kontext abhängig ist und nicht in der »Natur der Sache« liegt. Nehmen wirhier das Beispiel der sozialen Konstruktion <strong>von</strong> Behinderung. Stellen wir uns einenBrillenträger vor, der ohne seine Brille nichts sehen kann. In früheren Zeiten, indenen Brillen nicht oder deutlich weniger verbreitet waren, galt er als-»Blinder« , inheutigen Zeiten ist er das nicht mehr. In beiden Fällen könnte die Einschränkungder individuellen Sehkraft gleich sein; die darauf bezogenen, sozial konstruiertenPositionen als » Blinder« oder » Sehender« unterscheiden sich aber fundamental.Bei erworbenen Merkmalen ist ferner zu beachten, dass auch dann, wenn dieseMerkmale durch individuelle Leistungen bzw. durch individuelles H andeln » erworben«werden, dies in einem sozial strukturierten Prozess, zum Beispiel imSchul- oder Ausbildungssystem, geschieht. Bildung kann nur dann zum erworbenenMerkmal werden, wenn es dafür gesellschaftliche Prozeduren des Bildungsnachweises(» Zertifizierung« ) gibt (---1 Bourdieu). Denn sonst hätten wir keineMöglichkeit, Personen in Bildungsgruppen einzuteilen. Gleiches gilt für die Berufszugehörigkeit.Hier benötigen wir entweder eine Klassifikation <strong>von</strong> Ausbildungsberufenoder eine Klassifikation <strong>von</strong> Arbeitsplätzen. Erst wenn mindestens eines<strong>von</strong> beidem vorhanden ist, können Personen » Berufe erwerben« und ausüben.Ansonsten hätten sie nur einen »Job« , bei dem in jedem Einzelfall detailliert beschriebenwerden müsste, was zu tun ist.Unabhängig da<strong>von</strong>, ob es sich um sogenannte zugeschriebene oder erworbeneMerkmale <strong>von</strong> Personen handelt, als » Determinanten« sozialer <strong>Ungleichheit</strong>bezeichnen wir Merkmale <strong>von</strong> Personen erst dann, wenn es sich um Sozialkategorienhandelt, das heißt um Merkmale, die eine Zuweisung zu sozialen Positionenin einer Gesellschaft bewirken. Da beide Typen <strong>von</strong> Merkmalen durch sozialesHandeln (wenn auch nicht immer bewusstes oder absichtsvolles) hergestelltwerden, können auch beide vorn Menschen durch veränderte Verhaltensweisen,andersartige soziale Beziehungen oder durch sozial wirksame Um- bzw. Neudefinitionenaußer Kraft gesetzt werden.(2) Dimensionen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sind die wichtigsten Arten <strong>von</strong> Vor- undNachteilen. Zentrale oder Grunddimensionen stellen Einkommen, materiellerWohlstand, Macht, Prestige und heute auch Bildung dar. Weitere Dimensionensind Wohnbedingungen, Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse, Gesundheitsbedingungenund andere zentrale Lebensbedingungen.Eine Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong> kann dabei auch zu einer Determinantefür eine andere <strong>Ungleichheit</strong> werden. So kann soziale Herkunft zu Bildungsungleichheiten(Dimension) führen und diese können dann zur Determinante <strong>von</strong>Einkommensungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt werden (siehe Tabelle 1). Diesist allerdings nur für erworbene Merkmale möglich; zugeschriebene Merkmalekönnen nie Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sein. So kann aus Geschlecht (als De-terminante) <strong>Ungleichheit</strong> resultieren, aber Geschlecht selbst ist keine <strong>Ungleichheit</strong>(Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong>); oder Eltern und damit eine soziale Herkunft(als Determinante) hat man mit der Geburt, Eltern selbst können jedoch nicht eineDimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sein. Anders ist es, wenn wir die <strong>Ungleichheit</strong> inder erreichten bzw. » erworbenen« beruflichen Stellung <strong>von</strong> Erwachsenen (als Dimension)betrachten, aus der dann - wenn diese Erwachsenen Eltern werden - diesoziale Herkunft der nachfolgenden Generation <strong>von</strong> Kindern (als zugeschriebenesMerkmal) zur Determinante sozialer <strong>Ungleichheit</strong> wird, wenn aus sozialer Herkunftbeispielsweise wiederum Bildungsungleichheiten (Dimension) resultieren.(3) Ursachen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sind die sozialen Prozesse oder sozialen M e­chanismen, durch die die Zugehörigkeit zu bestimmten Sozialkategorien in einerArt und Weise sozial relevant wird, dass dies zu Vor- und Nachteilen in anderenLebensbereichen (Dimensionen) führt. Durch diese Prozesse entstehen also erstsoziale <strong>Ungleichheit</strong>en- und durch sie werden sie reproduziert. Wird der Mechanismusnicht benannt, dann handelt es sich lediglich um Korrelationen zwischenzwei Merkmalen, die auch Schein-Zusammenhänge darstellen könnten. 2Beispiele für Ursachen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sind Ausbeurungsverhältnisse, sozialeVorurteile oder Diskriminierung. Dies bedeutet, dass Merkmale <strong>von</strong> Personen(wie Ausbildung, Geschlecht, Alter, Beruf, ethnische Zugehörigkeit) erst dann zuDeterminanten sozialer <strong>Ungleichheit</strong> werden, wenn sie über soziale Mechanismenvermittelt systematisch mit Vor- und Nachteilen (als Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong>)verbunden werden.Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Es ist nicht an sich mit einem Vorteil verbunden,ein Mann zu sein, oder mit einem Nachteil, eine Frau zu sein. Es bedarf sozialerProzesse oder Mechanismen, die asymmetrische Beziehungen zwischen denbeiden Geschlechtern herstellen. Ein Beispiel für einen solchen Mechanismus ist diesogenannte statistische Diskriminierung. Dass Frauen seltener Führungspositioneneinnehmen, ist unter anderem dadurch verursacht, dass sie <strong>von</strong> Arbeitgebern als wenigerzeitlich flexibel angesehen werden. Als Begründung für diese Annahme werdenVerpflichtungen in Bezug auf Haushaltsführung und Kindererziehung genannt. DieseVerhaltensannahme wird nun jedoch nicht der individuellen Frau, sondern » den«2 So zeigt sich beispielswei se in allen westlichen Ländern ein starker Zusammenhang zwischen Körpergrößeund Einkommen. D och handelt es sich dabei wirklich um soziale <strong>Ungleichheit</strong> in derDimension Einkommen, basierend auf der Determinante Körpergröße? Was wäre der zugrundeliegende soziale Mechanismus? Wenn man dies genauer untersucht, kommt man schnell zu derErklärung, dass hinter dieser Korrelation eigendich die Determinante Geschlecht steckt. Wieso?Frauen sind im Durchschnitt kleiner als Männerund Frauen verdienen im Durchschnitt wenigerals Männer. Wird dies nicht berücksichtigt, dann entsteht daraus die Schlussfolgerung: KleinerePersonen verdienen im Durchschnitt weniger als größere - anstarr: Frauen verdienen im Durchschnittweniger als Männer.


20 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 21Frauen (als Angehörige einer Sozialkategorie) unterstellt - und zwar unabhängigda<strong>von</strong>, ob sie überhaupt Kinder haben, haben wollen oder bekommen können, undauch unabhängig da<strong>von</strong>, ob sie nur sich selbst zu versorgen haben (wie ein allein lebenderMann, bei dem eben keine Einschränkungen wegen der Haushaltsführung angenommenwerden), oder ob sie einen Mann haben, der beides übernimmt. Von statistischerDiskriminierung wird also allgemein dann gesprochen, wenn Entscheidungenüber das einzelne Individuum auf der Grundlage <strong>von</strong> Verhaltensannahmen bezüglichganzer sozialer Gruppen getroffen werden. Mit »statistisch« wird angezeigt, dass dieseEntscheidungen auf alltäglichen statistischen Verteilungsannahmen (auch im Sinne<strong>von</strong> Alltags»theorien« oder Erfahrungswissen) zum » typischen« Verhalten der verschiedenenGruppen basieren. Der Begriff »Diskriminierung« bezeichnet dann dieUnterschiede in den (vermeintlichen) Verhaltensweisen sozialer Gruppen.(4) Auswirkungen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> stellen schließlich die Konsequenzen dersozial strukturierten Vor- und Nachteile dar. Es handelt sich dabei um möglicheweitere <strong>Ungleichheit</strong>en in den Lebensbedingungen (wie beispielsweise sozialeNetzwerke, Gesundheitsrisiken), aber auch um soziale Differenzierungen in Mentalitäten,um alltägliche Verhaltensweisen oder »Lebensstile«, die sich aus der jeweilsbetrachteten Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong> ergeben. Ob etwas Dimensionoder Auswirkung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> ist, hängt dabei <strong>von</strong> der jeweiligen Analyseperspektiveder Forscherirr oder des Forschers ab. So können beispielsweise Einkommensungleichheitenim Fokus einer Analyse stehen (Dimension); sie könnenaber auch als Konsequenzen (Auswirkungen) <strong>von</strong> <strong>Ungleichheit</strong>en im Zugang zuBildung oder beruflichen Positionen untersucht werden.Einige Beispiele für die Unterscheidung und den analytischen Zusammenhangder vier Strukturebenen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sind hier dargestellt (siehe Tabelle 1).Theorien und Formen sozialer <strong>Ungleichheit</strong>Theorien sozialer <strong>Ungleichheit</strong> definieren - erstens -, zwischen welcher Determinanteund Dimension ein Zusammenhang besteht. Essentieller Bestandteileiner <strong>Ungleichheit</strong>stheorie ist- zweitens -die Bestimmung des jeweils relevantenMechanismus, durch den soziale <strong>Ungleichheit</strong> hergestellt wird. Nur wenn beidesgegeben ist, liefert die Theorie eine Erklärung sozialer <strong>Ungleichheit</strong>. Ist nur Ersteresgegeben, ist lediglich eine Beschreibung <strong>von</strong> Phänomenen sozialer <strong>Ungleichheit</strong>möglich. Zur Erfassung des Ausmaßes an sozialer<strong>Ungleichheit</strong>und ihrer Erklärungbedarf es dann einerseits geeigneter »sozialer Indikatoren« zur Abbildung bzw.Messung der Determinanten wie Dimensionen sozialer <strong>Ungleichheit</strong>, andererseitssind empirische Spezifizierungen des Wirkungsprozesses erforderlich.Tab. I : Beispiele für soziale <strong>Ungleichheit</strong>en und deren StrukturebenenDeterminanteZugeschriebeneMerkmaleGeschlechtKlassenlage<strong>Soziale</strong> HerkunftErworbeneMerkmaleBildungsungleichheitenErlernter BerufBeispiele fürMechanismenStatistischeDiskriminierungAusbeutung(~ Marx/ Engels)Kulturelles Kapital(~ Bourdieu)Kopplung des Zugangszu Arbeitsplätzenan BildungsabschlüsseMonopolisierung<strong>von</strong> Marktsegmentenund-chancen (~Weber;~ Parkin)DimensionUngleicher Zugang zuFührungspositionenEinkommensungleichheiteilBildungsungleichheiteilUngleicheEinkommenAuswirkung/euUngleiche Ar bei tslosigkeitsrisikenEinkommensungleichheitenLebensführungund -stileUngleiche ArbeitslosigkeitsrisikenUngleicheArmuts- undGesundheitsrisikenUngleicheArmuts- undGesundheitsrisikenBevor wir uns - einführend in die Texte des Readers - mit unterschiedlichenTheorien sozialer <strong>Ungleichheit</strong> beschäftigen, sei abschließend noch auf zwei unterschiedlicheFormen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> hingewiesen: Chancen- und Ergebnisungleichheit.Unter Chancenungleichheit verstehen wir ungleiche Chancen <strong>von</strong>sozialen Gruppen beim Zugang zu sozialen Positionen oder Handlungsressourcen(zum Beispiel zu Bildungs-, Arbeitsmarkt- oder Einkommenspositionen) aufgrundzugeschriebener Merkmale (wie etwa soziale Herkunft, Geschlecht oder Ethnie). 3Unter Ergebnis- bzw. Verteilungsungleichheit verstehen wir hingegen Vor- und3 <strong>Ungleichheit</strong>en auf Basis <strong>von</strong> erworbenen Merkmalen werden nicht als Chancenungleichheitenbezeichnet. Würde der Zugang zu vorteilhaften und nachteiligen Positionen weder durch zugeschriebenenoch erworbene Merkmale strukturiert sein, so bliebe nur noch das Lotterieprinzipbzw. der reine Zufall als Erklärung dafür, wer welche Position innehat. Eine Beseitigung <strong>von</strong> <strong>Ungleichheit</strong>basierend auf erworbenen Merkmalen setzt daher de facro Ergebnisgleichheit voraus(siehe oben). Das heißt, wenn Bildungsunterschiede nicht mehr zu ungleichen beruflichen Stellungenoder Berufe nicht mehr zu ungleichen Einkommenspositionen führen sollen, dann gehtdies nur, wenn diese Positionen nicht mehr ungleich sind.


22 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 23Nachteile, die sich durch den Besitz wertvoller Güter oder durch den Zugang zu erstrebenswertenPositionen ergeben (zum Beispiel ungleiche Einkommen, Arbeitsbedingungen,Lebensstandards, etc.). Hier geht es also um die ungleiche Verteilung<strong>von</strong> Lebensbedingungen und Handlungsressourcen. Eine wichtige Instanz zur Verringerung<strong>von</strong> Ergebnisungleichheit in den materiellen Lebensbedingungen sindin modernen Gesellschaften die Systeme der sozialen Sicherung. Durch sie können<strong>Ungleichheit</strong>en in den Markteinkommen über Umverteilungen <strong>von</strong> oben nachunten (zum Beispiel durch eine progressive Einkommensbesteuerung oder Transferzahlungen,etwa Kindergeld oder Wohngeld) und damit <strong>Ungleichheit</strong>en dertatsächlich verfügbaren Haushalrs(netto)einkommen und der Lebensbedingungenreduziert werden.Zentrale theoretische Perspektiven-Einführungen in die klassischen Texte sozialer <strong>Ungleichheit</strong>Im Folgenden werden die im Reader versammelten Texte - insbesondere in ihremgegenseitigen Bezug zueinander- einführend kurz dargestellt.Funktionalistische Schichttheorie -Ist soziale <strong>Ungleichheit</strong> notwendig?Die ersten drei Texte (Abschnitt L1) beschäftigen sich mit der funktionalistischenBegründung einer Notwendigkeit sozialer <strong>Ungleichheit</strong>, die auch heute noch dasDenken in modernen Gesellschaften dominiert. Wir alle meinen nämlich fastselbstverständlich Chancengleichheit, wenn wir <strong>von</strong> Gleichheit reden. So ist inVerfassungen vieler westlicher Gesellschaften (zum Beispiel auch im Grundgesetzder Bundesrepublik Deutschland) nicht die Beseitigung <strong>von</strong> Ergebnisungleichheit,sondern die Erreichung <strong>von</strong> Chancengleichheit als Ziel formuliert (-7 Solga). Dasheißt, es geht um einen »fairen« Wettbewerb (Mechanismus) um gesellschaftlichattraktive und knappe Positionen (Dimension), der nicht durch soziale Herkunftoder andere zugeschriebene Gruppenzugehörigkeiren (Determinanten) beeinflusstwerden darf Mir der Forderung nach Chancengleichheit bei der Bildung wirdbeispielsweise selten gefordert, dass alle Gesellschaftsmirglieder einen höherenSekundarschulabschluss erwerben sollten oder deshalb Sonder- oder Hauptschulenabzuschaffen sind. Vielmehr bedeutet diese Forderung nur, dass, wenn es SonderundHauptschulen gibt, diese auch <strong>von</strong> Akademikerkindern entsprechend ihremBevölkerungsanteil besucht werden sollten. Wäre eine Verringerung<strong>von</strong> Ergebnisungleichheitin der Bildung das Ziel, dann müsste der Abbau bzw. die Beseitigung<strong>von</strong> »Bildungsarmut« (Allmendinger 1999) gefordert werden. Bildungsarmutmeint dabei ein Bildungsniveau, das unterhalb des gesellschaftlich notwendigenStandards für eine gleichberechtigte soziale Teilhabe liegt (vgl. Solga und Powellwo6). Und wenn Sonder- und Hauptschule eine Wissensvermittlung auf diesemNiveau nicht (mehr) gewährleisten, dann wären sie im Sinne der Forderung nachAbbau <strong>von</strong> (Ergebnis-)<strong>Ungleichheit</strong> abzuschaffen. Warum sind jedoch Forderungennach Chancengleichheit gegenüber Forderungen nach Ergebnisgleichheit heute(noch) so dominant?Paradigmatisch ist die Forderung nach Chancengleichheit bei gleichzeitiger- und zwar notwendiger - Aufrechterhaltung <strong>von</strong> Ergebnisungleichheit inder liberalen Denktradition angesiedelt. In ihrem klassischen Aufsatz begründen-7 Kingsley Davis und Wilbert E. Moore die Notwendigkeit sozialer <strong>Ungleichheit</strong>mit den Ergebnissen (Belohnungen) für gesellschaftlichen Fortschritt. Ihre zentraleThese lautet: Ohne Ergebnisungleichheit gibt es keinen gesellschaftlichen Wohlstandund keinen Fortschritt. Dafür führen sie zwei zentrale Gründe an: (1) Gesellschaftenmüssen daran interessiert sein, dass die fähigsten Personen bestimmtesoziale Positionen einnehmen. Angesichts der Knappheit an geeignetem Personalfür »funktional« bedeutsame, für die Gesellschaft wichtige Positionen bedarf esbesonderer Anreize, da diese Personen sonst weder bereit wären, in den Erwerb<strong>von</strong> (zusätzlichen) Qualifikationen für diese Positionen zu investieren, noch sichgenügend anstrengen würden, um die positionsspezifischen Aufgaben bestmöglichzu erfüllen. Daher müssen Belohnungssysteme (Einkommen, Prestige, Arbeitsbedingungenim weitesten Sinne) <strong>von</strong> Gesellschaften immer <strong>Ungleichheit</strong> erzeugen.Zudem seien (2) ungleiche Belohnungen den sozialen Positionen inhärent, da dieseeine unterschiedliche Wichtigkeit für die Gesellschaft besitzen, zugleich Rechtebzw. Pflichten und somit auch Vorrechte definieren. Da nicht alle Personen diegleichen Positionen besetzen können, wird es auch deshalb immer Ergebnisungleichheitgeben. Welche Positionen jeweils funktional besonders wichtig sind, undwelche Art des Personals knapp ist, variiert dabei - so Davis und Moore - entsprechenddes jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsgrades und der vorherrschendenSozialordnung.Diese funktionalistische Begründung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> durch Davis undMoore wird <strong>von</strong> -7 Renate Mayntz kritisch hinterfragt: Genügt sie überhaupt denAnforderungen an eine funktionalistische Analyse? In ihrem Beitrag begründenDavis und Moore vor allem die »Funktionalität« vertikaler Differenzierung<strong>von</strong> Positionen und setzen dabei notwendig den freien Wettbewerb um sozialePositionen voraus. Denn nur dann wäre gewährleistet, dass die jeweils fähigstenPersonen auch in »wichtige« Positionen gelangen (können). In dieser Argumentationvernachlässigen sie jedoch - so Mayntz - einen zweiten wichtigen Aspektsozialer Schichtung, nämlich den der Vererbung, und damit die »Zuschreibung«


24 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG25<strong>von</strong> Status über die soziale Herkunft. Diese schränkt allerdings den freien Wettbewerbzumindest ein, wenn sie ihn nicht, wie beispielsweise in Kasten- oder Feudalgesellschafi:en,sogar ganz verhindert. Von daher sei die Argumentation <strong>von</strong>~Davis und Moore, wenn überhaupt, nur auf marktwirtschaftliche Gesellschafrenanwendbar (~ Solga). Unklar bleibt aber auch dann noch, ob diese vertikaleDifferenzierung sozialer Positionen überhaupt »funktional« , das heißt positiv,für die Gesellschaft ist. Es können ja auch die » falschen« Positionen in der vertikaldifferenzierten Bedeutungshierarchie oben stehen, oder Belohnungen bzw.Belohnungshierarchien können nicht » angemessen« sein - beides wäre danneher » dysfunktional« , weil falsche Anreize gesetzt würden. Zudem wird ofi:<strong>von</strong> einer ungleichen Belohnung auf ungleiche Bedeutung geschlossen; insofernwerden Ursache und Wirkung vertauscht. Es wäre daher notwendig, Maßstäbezur Beurteilung <strong>von</strong> Tätigkeiten unabhängig <strong>von</strong> ihrer Belohnung und zugleichKriterien für die Angemessenheit der jeweiligen Belohnungshöhe zu benennen.Beides fehlt - so Mayntz - bei Davis und Moore und ist ohne den Einbezug gesellschaftlicherWirklichkeit nicht möglich.In marktwirtschaftlich organisierten Gesellschafren wird die Notwendigkeit<strong>von</strong> Ergebnisungleichheit mit der Notwendigkeit <strong>von</strong> Chancengleichheit gekoppelt.Der ökonomische Imperativ des Marktes verlange, dass den » fähigsten«Personen - definiert als besser und entsprechend der Position gebildet - derZugang zu den höheren Positionen vorbehalten bleibe. Das setze jedoch voraus,dass lediglich die Bildung als Entwicklung <strong>von</strong> » Begabungen« , und zwar ohne» Ansehen der Person« (im Sinne <strong>von</strong> sozialer Herkunft, Geschlecht oder anderenzugeschriebenen Merkmalen), Determinante für soziale <strong>Ungleichheit</strong>en in Einkommen,Prestige und Autorität/ Macht (Dimensionen) sein dürfe. Der Zusammenhangzwischen Bildung und eingenommener (ungleicher) Position wird dannüber den legitimen Marktmechanismus hergestellt. Gesellschaften, die diesemIdeal folgen, nennt man » Meritokratien« oder Leistungsgesellschafi:en. ~ HeikeSolga zeigt in kritischer Auseinandersetzung mit dieser funktionalistischen Leistungs»theorie« , dass es sich dabei vor allem um eine Legitimation und wenigerum eine Erklärung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> handelt. Vorhandene <strong>Ungleichheit</strong>enwerden heute durch Leistungsunterschiede gerechtfertigt, ohne dass Chancengleichheitwirklich existiert. Zudem zeigt sie, dass selbst bei einer Verwirklichungdes meritokratischen Ideals soziale <strong>Ungleichheit</strong> letzdich nicht auf (erworbenen)» Leisrungen


26 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 27Abb. 2: Unterschied zwischen Klassen und SchichtenSchichtenMitteUntenKlassenHerrschafts- oderAusbeutungsbeziehungensich Klassentheorien gerade dadurch aus, dass sie nicht nur mit Klassen die Determinantesozialer <strong>Ungleichheit</strong> benennen, sondern zugleich - wenn auch je nachTheorie unterschiedlich- einen Mechanismus angeben, durch den aus der Klassenzugehörigkeiteine ungleiche Verteilung in unterschiedlichen Dimensionen sozialer<strong>Ungleichheit</strong> folgt.Die oben genannte Klassendefinition ist die allgemeinste - sozusagen derkleinste gemeinsame Nenner. Es gibt sehr unterschiedliche Klassentheorien.Zentraler Unterschied dieser Theorien ist der jeweils benannte Mechanismussozialer <strong>Ungleichheit</strong>, aus dem dann auch Unterschiede in den Definitionsmerkmalen<strong>von</strong> Klassen sowie Unterschiede in den Dimensionen resultieren. Es gibtzwei zentrale Traditionen <strong>von</strong> Klassentheorien: Die marxistische Perspektive,begründet durch Karl Marx (r8r8-r883) -in Zusammenarbeit mit FriedrichEngels (r820-r895) -, und die weberianische Perspektive, zurückgehend aufMax Weber (r864-1920) und seine Auseinandersetzung mit Marx. Für marxistischeKlassentheorien ist zentral, dass sie das Definitionskriterium für Klassenin der Eigentumsordnung an Produktionsmitteln und der dadurch strukturellbedingten Stellung <strong>von</strong> Personengruppen im Produktionsprozess sehen. ZentralerMechanismus der <strong>Ungleichheit</strong>sproduktion ist die Ausbeutung. Im Unter-schied dazu definieren weberianische Klassentheorien Klassen zunächst durchihre Stellung im Distributionsprozess, nämlich als Positionen auf dem Markt:» Erwerbsklasse soll eine Klasse insoweit heißen, als die Chancen der Marktverwertung<strong>von</strong> Gütern oder Leistungen die Klassenlage primär bestimmen« (~Weber, S. 127). Deutlich wird damit ein weiterer Unterschied: Während n achWeber eine Strukturierung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> nach Klassen nur in Marktwirtschaftenvorhanden ist (» Es sind nach dieser Terminologie eindeutig ökonomischeInteressen, und zwar an die Existenz des >Markts< gebundene, welche die>Klassen< schaffen « ;~ Weber, S. 134 f.), wird <strong>Ungleichheit</strong> in der marxistischenTradition in jeder Gesellschaft, in der es privaten Besitz an Produktionsmittelngibt, entlang <strong>von</strong> Klassen strukturiert: » Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaftist die Geschichte <strong>von</strong> Klassenkämpfen« (~ Marx/Engels, S. 7 5).Beginnen wir mit einer kurzen Einführung zu den Texten des Readers, diedem marxistischen Klassenparadigma angehören. Im » Kommunistischen Manifest«( erstveröffentlicht r848) definieren ~ Karl Marx und Friedrich Engelsihr analytisches KlassenmodelL Anliegen ist hier nicht, eine Beschreibung derGesellschaft ihrer Zeit - oder vergangener Zeiten - sowie der Entstehungsprozessebestimmter Klassen zu liefern. Diese nimmt zum Beispiel Marx im IS.Brumaire des Louis Bonaparte (r8s 2) vor. Ihr Ziel ist es hier vielmehr, allgemeineGesetze der Entwicklung<strong>von</strong> Gesellschaften zu bestimmen. Als zentrales Gesetzgesellschaftlicher Entwicklung sehen sie revolutionäre Umwälzungenaufgrund<strong>von</strong> Konflikten zwischen sogenannten antagonistischen Klassen. Klassenantagonismusbezeichnet dabei einen unversöhnlichen Gegensatz zwischen Klassen,der nur durch eine Auf- bzw. Ablösung der jeweils bestehenden Gesellschaftsformation» gelöst« werden kann. Von daher entwickeln sie - als Abstraktion<strong>von</strong> der Realität -ein dichotomes Zwei-Klassenmodell, bei dem die beidenHauptklassen einer Gesellschaftsformation über den Ausbeutungsmechanismusin einer antagonistischen Beziehung zueinander stehen. Die ausbeutendeKlasse - in welcher Gesellschaftsformation auch immer - hat aufgrund ihres Besitzesan Produktionsmitteln die Möglichkeit, sich aufKosten der ausgebeutetenKlasse einen Teil des erwirtschafteten Mehrwerts anzueignen. Ausgebeuteteund ausbeutende Klassen bedingen sich dabei (d. h., sie sind relational), denn derBesitz an Produktionsmitteln erbringt nur dann einen (Mehr-)Wert, wenn dieseauch produktiv durch Arbeitskräfte zum Einsatz gebracht werden; umgekehrtkönnen die Besitzlosen nur dann überleben, wenn ihnen Produktionsmittel fürdie Verausgabung ihrer Arbeitskraft zur Verfügung gestellt werden. Ausbeutungist dabei zunächst kein moralischer, sondern ein ökonomischer bzw. strukturellerBegriff. Die drei wesentlichen Definitionskriterien für Ausbeutung sind ( ~Wright):


28 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 29(1) Die materielle Wohlfahrt der einen Klasse hängt kausal <strong>von</strong> der materiellen Benachteiligungder anderen Klasse ab.(2) Diese Kausalität ist durch den asymmetrischen Ausschluss der ausgebeutetenKlasse <strong>von</strong> bestimmten Produktionsressourcen verursacht.(3) Dieser Ausschluss erlaubt die Aneignung <strong>von</strong> Arbeit der Ausgebeuteten durchdie Ausbeutenden. Vereinfacht gesagt: Die ausgebeutete Klasse würde ohne dieausbeutende Klasse besser dastehen.Aus dieser strukturell ungleichen ökonomischen Klassenlage folgt dann nach Marxund Engels deterministisch - zwangsläufig- die Ableitung sozial ähnlicher Lebenslagenund Verhaltensweisen <strong>von</strong> Klassen sowie ungleicher und antagonistischerKlasseninteressen (Profitmaximierung versus Befreiung aus dem Ausbeutungsverhältnis).Aus der objektiv bestimmbaren »Klasse an sich« (als Zusammenfassung<strong>von</strong> Menschen mit gleicher Stellung im Produktionsprozess) wird mit Zuspitzungdes Klassenantagonismus auch die subjektiv wahrgenommene »Klasse für sich«(als eine sich bewusst für ihre gemeinsamen Interessen einsetzende Klasse).Diese Zuspitzung sei insbesondere durch eine zunehmende Verelendung der ausgebeutetenKlasse - das heißt ihren immer deutlicheren Ausschluss vom erwirtschaftetenReichtum- verursacht. Ferner behandelte Marx die Mittelklassen (wiedas Beamtentum, das Kleinbürgertum und andere) als Übergangsklassen. Ihm zufolgewürden sie wegen des Profitsrrebens im für ihn unvermeidlichen Prozess derKapitalkonzentration entweder in die ausbeutende, besitzende Klasse aufsteigenoder aber - früher oder später - in die ausgebeutete, besitzlose Klasse absteigen.Insofern würde spätestens in revolutionären Zeiten sehr wohl das ZweiklassenmodellWirklichkeit werden.An dem ZweiklassenmodelL der deterministischen Ableitung <strong>von</strong> Klassenlageund Verhaltensweisen sowie der subjektiven Bewusstwerdung der Klassenzugehörigkeitim Zuge einer <strong>von</strong> Marx prognostizierten »Verelendung« wurde häufigKritik geübt - unter anderem auch <strong>von</strong> Max Weber (siehe unten). Auch innerhalbdes marxistischen Paradigmas wurden die Schwierigkeiten des Marx'schen Klassenmodellserkannt, und die Klassentheorie wurde als sogenannte neomarxistischeTheorie weiterentwickelt. Neo steht dabei für die Einsicht, dass die ökonomischeStellung nicht allein durch die Stellung zu den Produktionsmitteln bestimmt ist;marxistisch sind sie, da ökonomische Verhältnisse weiterhin als entscheidende Determinantenangesehen werden und das Ausbeutungsverhältnis den zentralen ungleichheitsgenerierendenMechanismus darstellt. Nicht alle »Lösungs«ansätzeinnerhalb des neomarxistischen Paradigmas konnten in den Reader aufgenommenwerden. Wir haben für den Reader zwei zentrale Ansätze ausgewählt, die in derSozialstrukturanalyse besonders verbreitet sind: das Konzept <strong>von</strong> --7 Wright unddas <strong>von</strong> --7 Bourdieu.Das Klassenkonzept des amerikanischen Soziologen --7 Erik Olin Wright reagiertauf das Problem, dass Mittelklassen weder in revolutionären Zeiten frühererGesellschaftsepochen noch heute »verschwunden«, sondern integraler Bestandteilkapitalistischer Gesellschaften geblieben sind. Grundlage seiner Klassendefinitionsind Eigentumsrechte. Neben (a) dem physischen Besitz <strong>von</strong> Produktionsmittelngibt es weitere privilegierende Eigentumsrechte-nämlich (b) den Besitz an Organisationsrechten(die de facto eine Entscheidung über die Verwendung<strong>von</strong> Produktionsmittelnerlauben) sowie (c) Eigenrumsrechte basierend aufbestimmten Fähigkeitenbzw. (knappen) Qualifikationen - und dem gegenüber steht jene Klasse, dienur ihre eigene Arbeitskraft besitzt. Aus diesen Eigentumsrechten leitet er reine undwidersprüchliche Klassenlagen ab - definiert über die damit begründeten Ausbeutungsverhältnisse:Reine Klassenlagen sind eindeutig durch den Besitz oder Nicht­Besitz an Produktionsmitteln bestimmt, während widersprüchliche Klassenlageneine widersprüchliche Stellung innerhalb des Ausbeutungsverhältnisses - nämlichausbeutend und zugleich ausgebeutet - einnehmen. Im empirischen Teil seinesAufsatzes versucht Wright dann zu zeigen, dass diese Stellung im Produktionsprozesseinerseits mit ungleichen Einkommenslagen (als Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong>)einhergeht und andererseits auch mit unterschiedlichen »Klasseneinstellungen«-als Indikator für Klasseninteressen -verbunden ist.Die Klassentheorie des französischen Soziologen --7 Pierre Bourdieu widmetsich einem anderen Problem der (marxistischen) Klassentheorie, nämlich demZusammenhang <strong>von</strong> objektiver Klassenlage und alltäglicher Lebensführung.Er erweitert den bei --7 Marx/Engels wie auch --7 Wright ausschließlich ökonomischdefinierten Kapitalbegriff, indem er weitere Kapitalsorten einbezieht(siehe Abbildung 3).Kapital ist dabei - entsprechend der marxistischen Lehre - »akkumulierteArbeit« (--7 Bourdieu, S. m), und das ökonomische Kapital ist die grundlegendeRessource für die Aneignung der anderen Kapitalsorten. So benötigt die Akkumulation<strong>von</strong> kulturellem Kapital unter anderem Lebenszeit für Bildung, die - wenngesellschaftlich keine anderen materiellen Ressourcen für den Lebensunterhalt zurVerfügung gestellt werden - über das ökonomische Kapital der Herkunftsfamilieoder das eigene ökonomische Kapital ermöglicht bzw. finanziert werden muss. DerAufbau sowie das Aufrechterhalten <strong>von</strong> nützlichen Netzwerken (soziales Kapital)benötigen gleichfalls Zeit und materielle Ressourcen -denn »die universelle Wertgrundlage,das Maß aller Äquivalenzen, ist dabei nichts anderes als die Arbeitszeitim weitesten Sinne des Wortes. Das durch alle Kapitalumwandlungen hindurchwirkende Prinzip der Erhaltung sozialer Energie läßt sich verifizieren, wenn manfür jeden gegebenen Fall sowohl die in Form <strong>von</strong> Kapital akkumulierte Arbeit alsauch die Arbeit in Rechnung stellt, die für die Umwandlung <strong>von</strong> einer Kapitalart ineine andere notwendig ist« ( --7 Bourdieu, S. 123). Und entsprechend dieses Prinzips


30 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG31Abb. 3: Das Kapitalkonzept <strong>von</strong> BourdieuAbb. 4: Die Klassentheorie <strong>von</strong> BourdieuIKapital= »geronnene Arbeit/verwendete Zeit


32 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 33nicht individuenbezogen sind, sondern sich auf den gesamten Haushalt beziehen.Das heißt, die Mitglieder einer Familie gehören einer gemeinsamen Klassenlagean (sie müssen es, da sie sonst eine unterschiedliche Lebensführung praktizierenmüssten).Kommen wir zurück zu~ Max Weber, der in der Auseinandersetzung mit demMarx'schen Klassenmodell nicht den Weg der Weiterentwicklung gegangen ist,sondern ein neues Klassenkonzept eingeführt hat. Ausgangspunkt seiner Kritikist, dass weder die Verschärfung des Klassenkonflikts noch eine Verelendungoder das »Verschwinden« der Mittelklassen beobachtbar seien. Zudem gäbe eseine klare Trennung zwischen Klassenlage und Lebensführung, wobei Letzterenicht einfach ökonomisch bestimmt sei. Wichtig für das Verständnis seines Umgangsmit Marx (~ Marx/Engels) sowie für die Klassenkonzeption <strong>von</strong> Weberist dabei, dass er vor allem erklären möchte, wie Gesellschaften als Klassengesellschaftenfunktionieren und wie Klassenbildung erfolgt - in unserem Kontext: wie<strong>Ungleichheit</strong> reproduziert wird-, während Marx eher daran interessiert war, wieund warum Gesellschaften sich verändern - in unserem Kontext also: wie mansoziale <strong>Ungleichheit</strong> verändern kann. Während Marx' Antwort darauf war: nurdurch revolutionäre Veränderungen der Produktionsverhältnisse, lautet WebersAntwort: durch Reformen in der Marktgesellschaft. Dabei ist einschränkend zugleichhervorzuheben, dass es bei Weber Klassen im engeren Sinne - er sprichtdaher auch <strong>von</strong> » Erwerbsklassen« (siehe unten) - nur in Marktgesellschaftengibt, denn andere bzw. frühere Gesellschafts- bzw. Wirtschaftsordnungen sind fürihn durch Stände strukturiert: »Im Gegensatz zur rein ökonomisch bestimmten>Klassenlage< wollen wir als >ständische< Lage bezeichnen jede typische Komponentedes Lebensschicksals <strong>von</strong> Menschen, welche durch eine spezifische, positiveoder negative, soziale Einschätzung der Ehre bedingt ist, die sich an irgendeinegemeinsame Eigenschaft vieler knüpft« (~ Weber, S. 136). Zudem könnenStände - neben Klassen - als zweite Determinante sozialer <strong>Ungleichheit</strong> auchin Marktgesellschaften (weiter-)existieren. Im Text <strong>von</strong> ~ Reinhard Kreckel isthierzu eine für das Verständnis der Unterschiede <strong>von</strong> Marx und Weber sehr hilfreicheDarstellung zu finden.Was sind nun Klassen bei Weber? Er unterscheidet drei Typen <strong>von</strong> Klassen:Besitz-, Erwerbs- und soziale Klassen. Während Besitz- und Erwerbsklassen dieobjektiven Klassenlagen (quasi »Klassenlagen an sich«) definieren, bezeichnetWeber mit sozialen Klassen eher die » Klassen für sich«. Erstere sind - wie beiMarx - durch ökonomische Merkmale gekennzeichnet, soziale Klassen hingegendadurch, dass sie wenigstens in Ansätzen soziale Gemeinschaften der Zugehörigkeitund der Nichtzugehörigkeit (des Ein- und Ausschlusses) darstellen.In Webers Worten heißt das: »Klasse soll jede in einer gleichen Klassenlage befindlicheGruppe <strong>von</strong> Menschen heißen. a) Besitzklasse soll eine Klasse insoweitheißen, als Besitzunterschiede die Klassenlage primär bestimmen. b) Erwerbsklassesoll eine Klasse insoweit heißen, als die Chancen der Marktverwertung<strong>von</strong> Gütern oder Leistungen die Klassenlage primär bestimmen. c) <strong>Soziale</strong> Klassesoll die Gesamtheit derjenigen Klassenlagen heißen, zwischen denen ein Wechsela. persönlich, ß. in der Generationenfolge leicht möglich ist und typisch stattzufindenpflegt« (~Weber, S. 127). Besitz- und Erwerbsklassen (als Determinanten)führen über die gesellschaftliche Arbeitsteilung und den Marktwettbewerb (Mechanismus)zu ungleichen Markteinkommen (Dimension). Da nur die Markteinkommenals Dimension behandelt werden, können die Lebenschancen in anderenDimensionen innerhalb der Besitz- und Erwerbsklassen durchaus verschieden sein.<strong>Soziale</strong> Klassen (Determinante) sind hingegen über den Mechanismus der sozialenSchließung(~ Parkin) -basierend auf Herrschaftsverhältnissen- mit <strong>Ungleichheit</strong>enin der Lebensführung verbunden. Nur wenn Besitz- und Erwerbsklassen zusozialen Klassen werden, können sie Klassensubjekte mit Klasseninteressen, alsokollektive Akteure werden. Besitz- und Erwerbsklassen müssen aber nicht zwangsläufigsoziale Klassen werden, und die Anzahl der Besitz- und Erwerbsklassenmuss damit nicht der Anzahl vorhandener sozialer Klassen entsprechen. Dies istein wesentlicher Unterschied zum ökonomischen Determinismus (neo)marxistischerKlassentheorien. Wenn zwischen zwei oder mehreren Erwerbsklassen beispielsweiseein Wechselleicht möglich ist (zum Beispiel zwischen Facharbeiternund mittleren Angestellten), das heißt, hier keine Zugangsbeschränkungen oderMobilitätsbarrieren existieren, aber der Zugang für Mitglieder anderer Besitz- oderErwerbsklassen (wie etwa Bauern) eher unwahrscheinlich oder gar nicht möglichist, dann bilden Erstere - in Abgrenzung zu Letzteren - gemeinsam eine sozialeKlasse.Die gemeinsamen Untersuchungen zu sozialer Mobilität des schwedischenSoziologen ~ Robert Erikson und des britischen Soziologen john H. Goldthorpesetzen genau hier an. Sie definieren Besitz- und Erwerbsklassen über den Besitz anProduktionsmitteln (Besitzklassen) und die Art der Beschäftigungsverhältnisse(Erwerbsklassen) und gelangen so zu dem in der international vergleichendenKlassenstruktur- und Mobilitätsforschung besonders verbreiteten, sogenannten»Erikson-Goldthorpe-Portocarero-Schema« (EGP-Klassenschema). Der Text <strong>von</strong>~ Hildegard Brauns, Susanne Steinmann und Dietmar Haun liefert eine kurzedeutschsprachige Darstellung dieses Klassenschemas. In internationalen und historischenVergleichen untersuchen ~ Erikson und Goldthorpe, ob zwischen diesenKlassen soziale Mobilität oder lmmobilität besteht. Sie fragen, wie hoch die Wahrscheinlichkeitist, dass Kinder sich als Erwachsene in der gleichen Besitz- oder Erwerbsklassebefinden wie ihre Eltern. Wenig Mobilität - also eine geringe Wahrscheinlichkeitfür einen Klassenwechsel - spricht dafür, dass diese Besitz- oderErwerbsklassen auch soziale Klassen darstellen; eine hohe Wahrscheinlichkeit des


34 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 35Wechsels hingegen bedeutet, dass sich keine klaren sozialen Klassengrenzen ausbilden.Wenig soziale Mobilität wird dabei zugleich als Indikator für die relativeStabilität der Zugehörigkeit zu Klassenlagen (über die Generationen hinweg) begriffen-eine Stabilität, die eine Ausprägung gemeinsamer sozialer Verhaltens- undDenkweisen im Sinne der sozialen Klassen <strong>von</strong>~ Max Weber oder eines » Klassenhabitus«im Sinne <strong>von</strong> ~ Pierre Bourdieu begünstigt. Das heißt, je offenereine Gesellschaft ist - sprich: Je mehr Mobilität zwischen Besitz- und Erwerbsklassenmöglich ist - , desto weniger geschlossene bzw. homogene soziale Klassengibt es und desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich manifeste Klasseninteressenetablieren und organisieren. Umgekehrt, je geschlossener oder immobiler eine Gesellschaftist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich ein Klassenbewusstsein herausbildetund Klasseninteressen sich organisieren. Die Analysen <strong>von</strong> ~ Erikson undGoldthorpe zeigen, dass es aufgrund wirtschaftsstruktureller Veränderungen, einhergehendmit einem anteilsmäßigen Schrumpfen oder Wachsen <strong>von</strong> Besitz- undErwerbsklassenlagen, durchaus Mobilität geben kann. Beispielsweise kann es sein,dass eine bestimmte Anzahl <strong>von</strong> Bauernkindern selbst nicht mehr Bauer werdenkann, weil die Erwerbsklasse der Bauern inzwischen aufgrundder wirtschaftlichenEntwicklung geschrumpft ist. Diese gewissermaßen <strong>von</strong> außen erzwungene Mobilitätwird in absoluten Mobilitätsraten abgebildet. Sie sind der prozentuale Anteilder Kindergeneration, die nicht mehr die gleiche Klassenlage innehaben wie ihreEltern. Für die Frage nach sozialen Klassen sind hingegen die relativen Mobilitätsrateninteressant (vgl. Berger wOI), weil sie ausdrücken, ob - bei gleicher Verteilungder Klassenlagen in der Eltern- und Kindergeneration-eineMobilität zwischenKlassen leicht und auch typischerweise stattfindet. Sie berechnen sich als dieWahrscheinlichkeit, dass Kinder mit Eltern der Klasse X selbst der Klasse X undnicht einer anderen Klasse angehören, im Vergleich zur Wahrscheinlichkeit, dassKinder mit Eltern der Klasse Y ebenfalls der Klasse X angehören und nicht eineranderen Klasse. Eine offene Gesellschaft wäre also dann gegeben, wenn Kinder derHerkunftsklasse X und Y die gleiche Chance haben, als Erwachsene der Klasse Xanzugehören (oder wenn es keine Klassen mehr gäbe). Dies verdeutlicht zugleich,dass sich auch im weberianischen Klassenparadigma Klassen nicht auflndividuen,sondern auf Familien bzw. Haushalte beziehen.Dem Mechanismus der sozialen Schließungwidmet sich der Text des britischenSoziologen~ Frank Parkin. Im Unterschied zur Arbeitsteilung oder Ausbeutung,die gerade einen Einschluss bzw. eine Teilhabe der beherrschten oder ausgebeutetenKlassen im wirtschaftlichen Prozess beinhalten, bezieht sich soz iale Schließung aufPraktiken, die privilegierte Klassen verwenden, um andere Klassen am Zugangzu sozialen Positionen und Privilegien zu hindern (zum Beispiel über Monopolisierung<strong>von</strong> Bildungszertifikaten, ~ Parkin, S. 160 f.). Ausgeschlossene Klassenhaben dann, sofern sie sich als soziale Klassen organisieren, nur über solidarischesVerhalten die Möglichkeit, diesen Schließungstendenzen privilegierter Klassen entgegenzuwirken.Darüber hinaus führt Parkin die Unterscheidung zwischen Normierungs-und Reproduktionsklassen ein. Erstere sind Gruppenzugehörigkeitenaufgrunderworbener Merkmale, die er als » individuelle«, nicht durch die Geburtgegebene Eigenschaften bezeichnet (wie etwa berufliche Stellung, Elitepositionen);letztere hingegen basieren auf zugeschriebenen Merkmalen, die für ihn sogenannte» Gruppenmerkmale«, wie Abstammung, Hautfarbe, Religion, Sprache und Ähnlichesdarstellen. Im Vokabular Max Webers entsprechen Normierungsklassen den» Besitz- und Erwerbsklassen« und Reproduktionsklassen den » Ständen« . Inwiefernbeide mit dem Ausschluss <strong>von</strong> sozialen Ressourcen und unterschiedlichenLebenschancen oder sozialen Klassenzugehörigkeiten einhergehen, ist auch fürParkin eine empirische Frage, die <strong>von</strong> der Wirksamkeit der jeweils praktiziertenSchließungstendenzen abhängt.Leben wir noch in einer Klassengesellschaft?Klassenkonzepte (neo)marxistischer wie weberianischer Provenienz, aber auchSchichtkonzepte sind in Deutschland durch ~ Helmut Schelsky in den 195oerJahren und- nach der 2. Rezession der Nachkriegszeit <strong>von</strong> 1972/73 bis Anfang der198oer- seit Mitte der 198oer insbesondere durch~ Ulrich Beck massiv kritisiertworden. Zu dieser Debatte gibt es wichtige Texte in Abschnitt !I des Readers. Hauptthesedieser Soziologen ist, dass sich Klassen und Schichten auflösen (~ Schelsky)oder dass sie keine zentralen Determinanten sozialer<strong>Ungleichheit</strong>mehr beschreiben( ~ Beck), da die breite Masse der Gesellschaft einen Lebensstandard auf Mittelklassenniveauerreicht hätte, so dass Leitbilder und das soziale Selbstverständnis zwarnoch unterschiedlich und vielfältig, jedoch nicht mehr an Klassen- oder Schichtungleichheitenausgerichtet seien. Klassen und Schichten seien daher auch keine erlebbarenEinheiten mehr. Verursacht würde dies vor allem dadurch, dass neben demgestiegenen Massenwohlstand auch die soziale Mobilität zugenommen habe - einSachverhalt, für den Beck (1986: 122) die Metapher des » Fahrstuhl-Effekts« verwendet(dem gemäß die gesamte Klassenstruktur eine Etage nach oben gefahrensei). In diesem Zusammenhang spricht ~ Schelsky (S. 202) <strong>von</strong> der »nivelliertenMittelstandgesellschaft« und ~ Beck <strong>von</strong> einer zunehmenden Individualisierung»jenseits <strong>von</strong> Stand und Klasse(?)« (so der Titel seines Beitrags, der einige Zeitspäter dann ohne das Fragezeichen erneut erschien ist; vgl. Beck 1986).Während~ RaifDahrendorf die kritische Auseinandersetzung mit~ Schelskyführt, argumentieren ~ Rainer Geißler und ~ ]ohn Goldthorpe vor allem gegenBeck. Ausgangspunkt der Kritik <strong>von</strong> Ralf Dahrendorf ist die unscharfe Verwendungder Begriffiichkeiten Klasse und Schicht. Mit begriffiicher Unschärfe


36 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 37ist notwendigerweise immer auch eine unzureichende Kennzeichnung dessen verbunden,was mit diesen Begriffen bezeichnet werden soll und welche - theoretischunterfütterten- Hypothesen als » Anleitung« empirischer Untersuchungen darausabgeleitet werden können. In den Ausführungen <strong>von</strong> Dahrendorf wird deutlich,dass sich die » Schichtung« (als Gesellschaftsbeschreibung) durchaus veränderthaben kann, der Anstieg oder die Angleichung <strong>von</strong> Einkommen jedoch zum Beispielnoch keinerlei Auskunft darüber gibt, ob und welche Klassenkonflikte (eineder zentralen Fragestellungen <strong>von</strong> Klassentheorien) bestehen, oder ob etwa sozialeMobilität wirklich uneingeschränkt möglich ist. Wir mögen beispielsweise in einerimmer weniger durch Einkommens- und Prestigeunterschiede geprägten Gesellschaftleben, aber dass wir auch in einer klassenlosen Gesellschaft leben, ist damitweder strukturell (objektiv) noch hinsichtlich verteilungspolitischer SpannungsoderKonfliktlinien belegt, sondern eine empirisch offene Frage (--7 Dahrendorf,S. 218; vgl. auch --7 Berger).In seiner Auseinandersetzung mit Beck untersucht daher --7 Rainer Geißler mitHilfe <strong>von</strong> Sekundäranalysen beispielsweise, ob und inwieweit Klassenlagen immernoch » vererbt« werden, das heißt - in Anlehnung an Weber - wie mobil oderoffen die deutsche Gesellschaft wirklich ist. Als Indikator dafür dienen ihm dieBildungschancen. Weiter fragt er danach, ob Konfliktlinien - wie <strong>von</strong> Beck angenommen- wirklich nicht mehr entlang <strong>von</strong> Klassengrenzen verlaufen. Als Indikatorverwendet er hier politische Teilhabechancen (wie beispielsweise Parteimitgliedschaftund die Sozialstruktur der Parlamentarier), die Auskunft darüber gebensollen, wessen Interessen in und über Politik vertreten werden. In seinem Beitragträgt er vielfaltige empirische Befunde dafür zusammen, dass die Klassenlagewichtige Barrieren in diesen Chancenstrukturen setzt, bei ihm in Anlehnung anTheodor Geiger (1932) als » Schicht« bezeichnet, jedoch, da auf der beruflichenStellung und damit Beschäftigungsverhältnissen beruhend, eigentlich der Weber'schenDefinition <strong>von</strong> Erwerbsklassen folgt.Die Kritik <strong>von</strong> --7 ]ohn H Goldthorpe richtet sich gegen » Globalisierungstheorien«(darunter auch Beck) und die darin ebenfalls häufig vertretene These,dass soziale Klassen keine alltagsweltlich erfahrbaren Einheiten mehr seien,unter anderem auch weil die Vererbung der Klassenzugehörigkeit <strong>von</strong> den Elternauf die Kinder abnähme und die Unsicherheit in allen Gesellschaftsgruppen zunähme(siehe dazu auch die sehr gute Darstellung des Erklärungsziels <strong>von</strong> Untersuchungensozialer Mobilität bei --7 Goldthorpe, S. 256 f. und 26o). Im Zusammenspiel<strong>von</strong> Theorie und Empirie präsentiert er zahlreiche Befunde, die gegen die <strong>von</strong>zahlreichen Globalisierungskritikern behauptete schwindende Relevanz <strong>von</strong> nationalenKlassenlagen in einer » globalisierten« Welt sprechen. Das heißt, er setzt sichmit der These auseinander, dass angesichtszunehmender weltweiter ökonomischerVerflechtungen soziale <strong>Ungleichheit</strong> nicht mehr als nationales bzw. national ver-ursachtes Phänomen begreifbar sei und zudem der Nationalstaat immer wenigerregulierend eingreifen könne. Stattdessen zeigt er, dass solche Behauptungen zumeisttheoretisch und empirisch nicht ausreichend fundiert sind.Im Unterschied zu den gerade behandelten Texten richtet sich die Kritik<strong>von</strong> --7 Cornelia Klinger nicht gegen die These einer »Auflösung <strong>von</strong> Klasse undSchicht« . Ihre Kritik an Klassentheorien kommt vielmehr aus der Geschlechterforschungund thematisiert insbesondere die » Geschlechterblindheit« <strong>von</strong> Klassenkonzepten,da sie zum einen nur den produktiven Bereich berücksichtigen,Arbeiten im Reproduktionsbereich (zum Beispiel in der Familie) jedoch außenvor lassen. Zum anderen kritisiert sie, dass Klassentheorien die geschlechtstypischeOrganisation <strong>von</strong> Arbeit im produktiven Bereich, etwa die Trennung zwischenfrauentypischen und männertypischen Berufen, übersehen. Zur Frage, inwieweitKlassenlagen mit Klassenidentität und -bewusstsein einhergehen, zeigt Klinger,dass Überschneidungen in Zugehörigkeiten zu Sozialkategorien wie Klasse, Geschlechtund - wie sie es in kritischer Absicht nennt (siehe dazu ihre Anmerkungam Ende des Textes, S. 276)- » Rasse« auch dazu führen, dass nicht automatisch<strong>von</strong> einer Klassenidentität ausgegangen werden kann. Klassenübergreifend könntebeispielsweise die Geschlechteridentität (» Frau- oder Mann-Sein«) eine deutlichstärkere Präsenz besitzen. Das wechselseitige Konkurrenzverhältnis zwischendiesen Strukturkategorien (wie ebenfalls Behinderung) und deren Verflechtungwird als Intersektionalität bezeichnet.Neuere Theorien sozialer <strong>Ungleichheit</strong>- Mehrwert und Grenzen einerbeschreibenden <strong>Ungleichheit</strong>sforschungNeben solchen Argurnenren gerieten Klassen- und Schiehrkonzepte in der Soziaistrukturforschungnoch in anderer Hinsicht in die Kritik- wie unter anderem dieTexte in Abschnitt 111 verdeutlichen:(1) Sie seien zu stark ökonomisch ausgerichtet.(2) Die subjektive Einschätzung der Klassenlage durch die Klassenangehörigenspiele eine zu geringe Rolle (ein Vorwurf, der für Webers soziale Klassen und inweiten Teilen auch --7 Bourdieus Klassenkonzept nicht haltbar ist).(3) Sie können aufgrund ihrer Erwerbszentriertheit nicht alle Gesellschaftsmitgliedereinschließen und somit ihren umfassenden Anspruch nicht einlösen.(Dies ist wohl richtig, wenn Klassenlagen nur als Individual- und nicht alsHaushaltsmerkmal verstanden werden).(4) Sie seien zu statisch, das heißt, sie können Reproduktion, aber nicht Wandelerklären (für eine Kritik an diesem Argument siehe --7 Dahrendorf, S. 211).


38 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 39(s) Sie behandeln nur »vertikale« <strong>Ungleichheit</strong> und lassen »horizontale« <strong>Ungleichheit</strong>en(zum Beispielaufgrund <strong>von</strong> Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit,Religion), die in heurigen Gesellschaften immer bedeutsamer und daher auchals »neue« soziale <strong>Ungleichheit</strong>en bezeichnet werden, unberücksichrigr. 4(6) Sie unterstellen - zumindest in der (neo)marxistischen Tradition - eine einseitigeKausalität, bei der aus äußeren Lebensumständen (den Klassenlagen)alltägliches Handeln folgt.Im Kontext dieser Kritik haben drei neue Konzepte seit den 198oer Jahren in derdeutschen Sozialstrukturanalyse eine erhöhte Relevanz erhalten: <strong>Soziale</strong> Lagen,Lebensstile und soziale Milieus. Sie vertreten meist einen umfassenden Anspruch,denn sie wollen die Gesamtheit der Lebenswelt (das Alltagshandeln) aller Gesellschaftsmitglieder(auch der auf dem Arbeitsmarkt nicht aktiven) erfassen - und .dies zugleich mehrdimensionalund nicht nur eindimensional ökonomisch.Lagenkonzepte haben - wie es im Text <strong>von</strong> --7 Stefan Hradil heißt - das Ziel,durch eine Verbindung <strong>von</strong> ökonomischen und nicht-ökonomischen Determinantenund Dimensionen sozialer <strong>Ungleichheit</strong> der Mehrdimensionalität <strong>von</strong><strong>Ungleichheit</strong>sstrukturen in heutigen westlichen Gesellschaften besser gerecht zuwerden. Das Konzept der sozialen Lagen <strong>von</strong> Hradil erfasst dabei - wie Klassenund Schichten - die objektiven Strukturen der Handlungsbedingungen und-ressourcen (Determinanten). Mit diesem Konzept werden gleichwohl nicht dieUrsachen (Mechanismen) der Nutzung dieser Ressourcen, die zu ungleichen Resultatenhinsichtlich der Erreichung <strong>von</strong> Lebenszielen (das heißt der vorhandenenLebensbedingungen als Dimensionen sozialer <strong>Ungleichheit</strong>) führen, benannt.<strong>Soziale</strong> Lagen sind vielmehr »typische Kontexte <strong>von</strong> Handlungsbedingungen,die vergleichsweise gute oder schlechte Bedingungen zur Befriedigung allgemeinanerkannter Bedürfnisse gewähren« (--7 Hradil, S. 295). 5 Wie dann aus sozialen4 Um Irritationen in Bezug auf den fünften Kritikpunkt zu vermeiden: Vertikal und horizontalbezieht sich hier nicht auf die Dimensionen sozialer <strong>Ungleichheit</strong>. Diese sind immer >>Ve rtikal«,denn es geht um Vor- oder Nachteile, ein Mehroder Weniger, ein Höher oder Tiefer. Gemeint sindhier vielmehr Determinanten sozialer <strong>Ungleichheit</strong>. Es gehralso darum, ob eine bestimmte Determinantebereits selbst eine <strong>Ungleichheit</strong> bzw. Asymmetrie definiert (wie Klassen und Schichten),oder ob es sich um eine Determinante handelt, die selbst nicht asymmetrisch isr oder sein muss.5 Im Text verwendet Hradil nur den Begriff der Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong>, in Bezug auf dieoben definierten Strukturelemente sozialer <strong>Ungleichheit</strong> sind jedoch teilweise Determinantensozialer <strong>Ungleichheit</strong> gemeint. Von Determinante wäre bei >>sozialen Lagen« (und deren definierendenSozialkaregorien, hier als primäre und sekundäre » Dimensionen« bezeichnet) alsobjektive Handlungsbedingungen zu sprechen. Sie definieren den » Input> Dimensionen« sozialer <strong>Ungleichheit</strong> hingegenDeterminanten(~ Hradil, S. 290).Lagen eine <strong>Ungleichheit</strong> in der Befriedigung<strong>von</strong> Bedürfnissen entsteht, das heißt,durch welche sozialen Prozesse oder Mechanismen hier ein Zusammenhang hergestelltwird, bleibt ebenso offen wie der Zusammenhang zur tatsächlichen Lebensführung(--7 Hradil, S. 293). Die Frage, welchen subjektiven Realitätsgehalt diesetypischen Handlungsbedingungen (soziale Lagenzugehörigkeiren) besitzen, ist fürHradil allein eine empirische Frage- ein Mechanismus der Verbindung <strong>von</strong> objektiverLage und subjektiver Interpretation und Nutzungwird nicht benannt. Damitliefert dieses Konzept zwar gegebenenfalls eine »realitätsnähere« Beschreibungsozialer <strong>Ungleichheit</strong> als Klassenkonzepte, jedoch enthält es keine umfassendeErklärung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> (ähnliches gilt für das soziale Lagenkonzept <strong>von</strong>Zapf 1989).Die »Nutzung« <strong>von</strong> (objektiven) Handlungsressourcen ist auch Gegenstand<strong>von</strong> Lebensstil- und Milieukonzepren. Lebensstile sind dabei, allgemein formuliert,ein Ensemble <strong>von</strong> Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen und Geschmacksdifferenzen,das in relativ stabile Muster der alltäglichen Lebensführungmündet (siehe oben die Definition <strong>von</strong> Sozialstruktur). Sie kennzeichnen zugleichdie kulturelle Vielfalt <strong>von</strong> Individuen. <strong>Soziale</strong> Milieus sind im Unterschieddazu eher Gruppen <strong>von</strong> Menschen, die ähnliche Lebensstile, -auffassungen und-ziele aufweisen und dadurch (subkulturelle) Einheiten innerhalb der Gesellschaftbilden. Zu betonen ist, dass die verschiedenen Lebensstil- und Milieutypologien-wie Klassen und Schichten- eine ausschnitthafte Abbildungder sozialenWirklichkeit darstellen. Im Unterschied zu Klassen werden sie meist empirisch-induktivdurch statistische Klassifikationsverfahren (zum Beispiel Clusreranalysen)ermittelt. Dabei werden Personen in (Lebensstil- oder Milieu-)Typen zusammengefasst,die sich innerhalb eines Clusters ähnlich sind und in ihren MerkmalskombinationenUnterschiede zu Personen anderer Cluster aufweisen. Diese Clusterwerden dann, wie bei Klassen- und Schichrkonzepren, durch Forscherinnen undForscher benannt. Für Lebensstiltypologien werden häufig Informationen zuFreizeit-, Musik- und Leseinteressen, Wohnsril, Kleidungssril, Konsumgewohnheitenund anderes mehr erhoben. Bei Milieus ist es ähnlich (--7 Vester). Inwieweitsich Personen selbst - subjektiv - diesen Clustern zuordnen würden, wird dabei inder Regel nicht erhoben. Im Unterschied zu Klassen- und Schichtkonzepten sinddie Konzepte Lebenslagen, Lebensstile und Milieus auf das Individuum bezogen,das heißt, die Zuordnung zu einzelnen Lagen (da Geschlecht und Alter zu ihrenDefinitionskriterien gehören), Lebensstilen (die stark altersabhängig sind) oderMilieus kann sich für die Mitglieder des gleichen Haushalts unterscheiden.Die empirische Forschung hat gezeigt, dass sowohl Lebensstile als auch Milieusnicht vollständig <strong>von</strong> objektiven Lebensbedingungen »entkoppelt« sind(--7 Orte). Lebensstile sind neben dem Alter, dem Gesundheitsstatus und demLebenszyklus klar <strong>von</strong> Bildung und Einkommen abhängig - auch in der viel


40 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 41beachteten Beschreibung der westdeutschen Sozialstruktur als » Erlebnisgesellschaft«<strong>von</strong> Gerhard Schulze (1982) spielen Bildung und Alter eine zentrale Rolle.Gleiches gilt für soziale Milieus. Nach~ Michael Vester lokalisieren sich sozialeMilieus daher in einem Raum, der aufgespannt wird durch eine vertikale Schichtungsachseund eine horizontale Achse <strong>von</strong> Werthaltungen und Grundorientierungen,die zugleich eine Achse der Modernisierung darstellt. In seinen Arbeitenverbindet Vester zudem das Habituskonzept <strong>von</strong> ~ Bourdieu mit sozialen Milieus.» <strong>Soziale</strong> Milieus bezeichnen Gruppen mit ähnlichem Habitus, die durchVerwandtschaft oder Nachbarschaft, Arbeit oder Lernen zusammenkommenund eine ähnliche Alltagskultur entwickeln« (~ Vester, S. 314 ). Während bei~ Bourdieu der Habitus den Zusammenhang zwischen objektiver Klassenlageund alltäglicher Lebenspraxis herstellt und so der Klassenreproduktion dient(siehe oben), ist der Habitus bei Vester statt Vermittlungsmedium selbst Definitionskriterium<strong>von</strong> Milieus, und die Alltagskultur ist statt Konsequenz dieUrsache einer unterschiedlichen Ausbildung des Habitus. Daher bleibt aber auchunklar, was Milieus in Bezug auf soziale <strong>Ungleichheit</strong> sind: Sind sie Determinante,Ursache oder Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong>? Gleiches gilt für dieLebensstilforschung.Der Überblickstext <strong>von</strong> ~ Hans-Peter Müller behandelt dazu einerseits dieUnterschiedlichkeit <strong>von</strong> Lebensstil- und Milieukonzepten sowie deren Vor- undNachteile. Unter anderen stellt er auch den klassentheoretischen Ansatz <strong>von</strong>~ Bourdieu dar. Da Müller jedoch die Kapital» fähigkeit« <strong>von</strong> sozialem Kapitalin Frage stellt und den Habitus nicht als einen der entscheidenden Mechanismender Herstellung sozialer <strong>Ungleichheit</strong> fasst, sieht er in Bourdieu- im Unterschiedzu dessen Zuordnung in diesem Reader- einen Vertreter des Weber'schen Klasse­Stand-Paradigmas(~ Müller, S. 342).Mit dem Text <strong>von</strong>~ Gunnar Ottewird die Diskussion um die Erklärungskraft<strong>von</strong> Lebensstilkonzepten fortgesetzt. Er thematisiert systematisch und empirischfundiert die oben aufgeworfene Frage danach, auf welcher Strukturebene sozialer<strong>Ungleichheit</strong> Lebensstile zu lokalisieren sind. Dabei stellt er zugleich die Frage, obLebensstilkonzepte- wie mit der oben genannten Kritik an Klassenkonzepten versprochen- diese Probleme wirklich lösen konnten. Sein Resümee zeigt: Lebensstilesind ergänzende Konzepte der Sozialstruktur- und <strong>Ungleichheit</strong>sforschung, aberkein Ersatz. Gleiches gilt für soziale Milieus.Auf die mit der Diskussion um Individualisierung und mit dem verstärktenAuftreten <strong>von</strong> Lebensstil- und Milieuuntersuchungen verbundene » Unübersichtlichkeit«in der Sozial- und <strong>Ungleichheit</strong>sforschung hat~ Peter A. Berger bereitsEnde der 198oer Jahre mit der Unterscheidung zwischen einem » Differenzierungsparadigma«und einem » Konsistenz-« oder » Kohärenzparadigma« reagiert:Während aus dem Blickwinkel eines Differenzierungsparadigmas » neue«<strong>Ungleichheit</strong>en und die (möglicherweise wachsende) Vielfalt <strong>von</strong> Lebenslagenund Lebensstilen in den Vordergrund treten, wird unter dem Einfluss des Konsistenz-oder Kohärenzparadigmas (und ganz im Sinne der oben beschriebenen,» klassischen« Klassenkonzepte <strong>von</strong>~ Marx bis~ Bourdieu) an Vorstellungenklar » strukturierter« sozialer <strong>Ungleichheit</strong> festgehalten. Letztere betonen dienach wie vor engen Zusammenhänge zwischen » objektiven« <strong>Ungleichheit</strong>enund » subjektiven« Momenten der Lebensführung, der Lebensstilisierung oderauch des » Klassenbewusstseins« . Um die Spannung zwischen diesen Perspektiventheoretisch wie empirisch fruchtbar zu machen, schlägt er ein heuristischesModell der Klassenbildung vor, das einerseits zwischen » Herrschaft« , » Ökonomie«und » Kultur/ <strong>Soziale</strong>s


42 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 43Dynamische Ansätze der Sozialstrukturanalyse-Herstellung undReproduktion sozialer <strong>Ungleichheit</strong> im und durch den lebens(ver)laufDieletzte Gruppe<strong>von</strong> Texten (Abschnitt IV)- Lebenslauf(ver)laufsansätze- greifeninsbesondere den oben genannten vierten Kritikpunkt auf. Diese Ansätze hebenden statischen Charakter bisheriger Sozialstrukturansätze auf, indem sie sowohlDauer als auch Stabilität bzw. Kumulation <strong>von</strong> <strong>Ungleichheit</strong>slagen berücksichtigen.Damit stellen sie den prozessualen Charakter des » Einmündens« <strong>von</strong> Personenin ungleiche Positionen sowie des mehr oder weniger dauerhaften Verbleibens inungleich ausgestatteten Positionen in den Mittelpunkt der Erklärung sozialer <strong>Ungleichheit</strong>.Lebens(ver)läufe sind dabei auf folgenden Strukturebenen sozialer <strong>Ungleichheit</strong><strong>von</strong> Bedeutung:(a) Unterschiedliche Lebens(ver)laufsmuster - mit ungleichen Verweildauern insozialen Positionen (etwa in der Ausbildung, in Arbeitslosigkeit oder auf einemArbeitsplatz) oder unterschiedlichen Alterszeitpunkten <strong>von</strong> Übergängen (etwadem Verlassen der Schule im Alter <strong>von</strong> 16 oder 20 Jahren oder dem Heiratsalter)- stellen Determinanten sozialer <strong>Ungleichheit</strong> dar. Sie liefern zugleichWissensbestände über regelhafte Übergänge, Definitionen <strong>von</strong> Machbarkeieund Bilanzierungskriterien für die Leistungsbewertung des Einzelnen undsind damit ein Ausgangspunkt ungleicher Lebenschancen im weiteren Lebensverlauf( ~ Mayer/ Müller).(b) Lebens(ver)läufe sind als Resultat der Möglichkeiten, Anforderungen einergesellschaftlich definierten » Normalbiografie« (~ Kohli) erfüllen, Karriereambitionenverwirklichen oder Vor- und Nachteile im Leben aufschichten zukönnen(~ Mayer), auch eine Dimension sozialer <strong>Ungleichheit</strong>.(c) Schließlich bezeichnen Lebens(ver)läufe zugleich die Prozessebene, denn über dieAbfolge der Mirgliedschatten in unterschiedlichen sozialen Positionen werdensoziale <strong>Ungleichheit</strong>en überhaupt erst hergestellt (~ Mayer; ~ Krüger). Zeiterhält damit in mehrfacher Hinsicht eine besondere Bedeutung für die Sozialstruktur-und <strong>Ungleichheit</strong>sforschung: als Alter im Sinne <strong>von</strong> » benötigterLebenszeit« , um eine bestimmte soziale Position zu erreichen; als Verweildauer inbestimmten Positionen und den damit verbundenen Chancen der Akkumulationvorteilhafter Ressourcen (zum Beispiel <strong>von</strong> Wissen oder Berufserfahrungen) oderals Risiko eines Ausschlusses da<strong>von</strong> (zum Beispiel durch Langzeitarbeitslosigkeitoder chronische Krankheiten), und als historische Zeit im Sinne <strong>von</strong> jeweils vorhandenenGelegenheitsstrukturen, definiert über den Zeitpunkt der Geburt (Geburtskohorten,siehe unten) oder historische Ereignisse, wie den Zweiten Weltkriegoder den Fall der Mauer 1989, die das Leben aller zu dieser Zeit Lebendenbeeinflussen können (im Sinne <strong>von</strong> historischen Perioden).Die Begriffe Lebenslauf (Kohli) und Lebensverlauf (Mayer) stellen dabei nicht rhetorischeVorlieben der Autoren dar, sondern stehen für unterschiedliche Konzepte.Für ~ Martin Kohli ist der Lebenslauf selbst eine » soziale Institution« (im Sinneeiner » selbstverständlichen« , unhinterfragten Art und Weise, sein Leben zu organisieren).Der Lebenslauf basiert auf einem Regelsystem, in dem das Alter und dieLebenszeit für die Teilhabe an zentralen Dimensionen des Lebens eine strukturierendeBedeutung haben. Das zur Verfügung gestellte institutionalisierte Ablaufprogrammdes Lebens wird auch als normativ typischer und institutionell » gewo~~ter ~


44 SOZIALE UNGLEICHHEITEINE EINFÜHRUNG 45bunden ist, sei es in der Herkunfi:sfamilie, in der späteren eigenen Familie oder derArbeitswelt). Eingebettet ist dieser Prozess durch die historische Zeit der Geburt(Geburtskohorte) und die damit definierte sozialhistorische »Lagerung« in unterschiedlicheinstitutionelle Gelegenheitsstrukturen (vgl. Mannheim 1964 [ 1 928]).Wie ~ Kar! Ulrich Mayer und Walter Müller in ihrem Beitrag zeigen, definiertdas Geburtsjahr <strong>von</strong> Personen nicht nur ein unterschiedliches Alter zu einem gegebenenZeitpunkt (das heißt, ob Personen im Jahr 2000 beispielsweise 3o oder70 Jahre alt waren), sondern auch die altersspezifische Betroffenheit durch historischeEreignisse und institutionelle Konstellationen: Während zum Beispiel dieim Jahr 2000 30-Jährigen (bzw. 1970 Geborenen) die Schule in den 198oer Jahren,also nach der Bildungsexpansion, besucht haben, gingen die 70-Jährigen (bzw. r 93oGeborenen) während der 1940er Jahre in die Schule; und während Erstere ihrenArbeitsmarkteinstieg in den 199oer Jahren nach der Wiedervereinigung harren, begannenLetztere ihre Erwerbstätigkeit in der Nachkriegszeit in den Ost- oder Westzonen(bzw. in der DDR oder BRD). Angesichts solcher Kohortenunterschiedekann es nach dem Lebensverlaufsansatz die Normalbiografie gar nicht geben undPeriodisierungen <strong>von</strong> Lebenslaufregimen (wie bei ~ Kohli) erscheinen für dieUntersuchung<strong>von</strong> sozialem Wandel als wenig hilfreich.Ähnlich wie~ Klinger in Bezug auf Klassentheorien kritisiert~ Helga Krügerin ihrem Text die Geschlechterblindheit der <strong>Ungleichheit</strong>s- sowie der Lebenslauf-/Lebensverlaufsforschung. 6 Zentraler Kritikpunkt ist dabei die Markt- und Erwerbszenrriertheitder Ansätze und damit die Unterbelichtung der »Analyse <strong>von</strong>Institutionen jenseits des Arbeitsmarktes« (~ Krüger, S. 447, Hervorhebung imOriginal). Zentral ist die Frage, inwieweit Geschlecht als Determinante sozialer<strong>Ungleichheit</strong> (beispielsweise bei Bildungs- und Berufschancen, bei Einkommen,Renten, Armursrisiken und anderem mehr) durch die Standardisierung <strong>von</strong> weiblichenund männlichen Lebens(ver)läufen als »strukturierte Wege durch die Sozialstruktur«(~Krüger, S. 448)- bzw. in den Worten <strong>von</strong> Mayer (~ S. 4n) als »Abfolge<strong>von</strong> Mitgliedschafren/Positionen in institutionellen Ordnungen« - relevantwird. Sie untersucht, ob bereits den institutionellen Regelungen eine Geschlechterdimensioninnewohnt, die unabhängig <strong>von</strong> individuellen Entscheidungen <strong>von</strong>Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern Gestaltungsmacht erlangt. Soist beispielsweise nicht die Ausbildung bzw. das Ausbildungsniveau oder die Entscheidung<strong>von</strong> jungen Frauen für einen bestimmten Beruf- zum Beispiel als Krankenschwester- dafür verantwortlich, dass sie weniger als Männer - zum Beispielals Schlosser- verdienen oder geringere Aufstiegsmöglichkeiten haben, sondern diesoziale Definition und Bewertung dieser Berufe als »weiblich« oder »männlich«und ihre dementsprechende Nähe oder Ferne zu einer » marktzentrierten oder fo-milienzentrierren Lebensführung« (~Krüger, S. 453). Ferner wird die Markt- oderErwerbszentrierrheit des einen (zumindest in Westdeutschland meist: männlichen)Lebensverlaufs unter anderem angesichrs der in sozialstaatliche und familienpolirischeRegelungen eingelassenen Geschlechterordnung erst in Komplementaritätmit einem familienzentrierten (»weiblichen« ) Lebensverlauf ermöglicht. So setztdie allseitige, kontinuierliche und flexible Verfügbarkeie der Arbeitskraft auf demArbeitsmarkt des einen die private bzw. unbezahlte Familienarbeit der anderenvoraus. »Geschlechtersegregierre Institutionen« (~Krüger, S. 457), wie Familie,Ausbildung und Arbeitsmarkt, stellen für sie daher den Mechanismus <strong>von</strong> Geschlechrerungleichheitenin der Erwerbsbeteiligung und in Arbeitsmarktgratifikationen(zum Beispiel Entlohnung und Beförderung) dar - und zugleich eine entscheidendeStellschraube, diese zu beseitigen (siehe dazu weiterführend Gortschall2000).Abschließende BemerkungNach dieser Einführung in die Thematik sozialer <strong>Ungleichheit</strong> und in zentraleBeiträge zur Beschreibung und Erklärung <strong>von</strong> sozialen <strong>Ungleichheit</strong>en bleibt derHerausgeberin und den beiden Herausgebern dieses Readers nur noch zu hoffen,bei den Leserinnen und Lesern das Interesse an den nachfolgenden Texten gewecktzu haben. Beim und nach dem Lesen der Texte wird es für deren Verständnissicherlich hilfreich sein, die eine oder andere Passage der Einleitung erneut heranzuziehen.Darüber hinaus können folgende Bücher für das Verständnis sozialer<strong>Ungleichheit</strong> hilfreich sein:- als Lehrbuch: Rössel, Jörg (2009). Einführung in die Sozialstrukturanalyse.Strukturierte <strong>Ungleichheit</strong>, Lebensstile und soziale Milieus. Wiesbaden: VSVerlag.und als englischsprachige Sammlung<strong>von</strong> gekürzten Originaltexten zahlreicherweiterer <strong>Ungleichheit</strong>sforscherinnen und -forscher: Grusky, David B. (Hg.)(woB). Social Stratijication: Class, Race, and Gender in Sociological Perspective.Boulder, CO: Wesrview Press.6 In ihrem Texr verwendet Helga Krüger die Begriffe Lebenslauf und Lebensverlauf synonym.


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