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Erwachsen werden im Glauben heißt glauben wie ein Kind Predigt ...

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<strong>Predigt</strong> für den ditteltzten Sonntag <strong>im</strong> Kirchenjahr zu Hiob 14, 1-6St. Trinitatis, Leipzig, 2012<strong>Erwachsen</strong> <strong>werden</strong> <strong>im</strong> <strong>Glauben</strong> – <strong>heißt</strong> <strong>glauben</strong> <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Kind</strong>1 Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist vollUnruhe, 2 geht auf <strong>wie</strong> <strong>ein</strong>e Blume und fällt ab, flieht <strong>wie</strong> <strong>ein</strong>Schatten und bleibt nicht. 3 Doch du tust d<strong>ein</strong>e Augen über <strong>ein</strong>ensolchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst. 4 Kann wohl<strong>ein</strong> R<strong>ein</strong>er kommen von Unr<strong>ein</strong>en? Auch nicht <strong>ein</strong>er! 5 Sind s<strong>ein</strong>eTage best<strong>im</strong>mt, steht die Zahl s<strong>ein</strong>er Monde bei dir und hast du <strong>ein</strong>Ziel gesetzt, das er nicht überschreiten kann: 6 so blicke doch wegvon ihm, damit er Ruhe hat, bis s<strong>ein</strong> Tag kommt, auf den er sich <strong>wie</strong><strong>ein</strong> Tagelöhner freut.„Lass mich in Ruhe! Ich will nicht aufstehen. Ich habe k<strong>ein</strong>enBock auf die Schule. M<strong>ein</strong> Lehrer ist zu streng und ungerecht,m<strong>ein</strong>e Freunde nerven mich. Ich will m<strong>ein</strong> Z<strong>im</strong>mer nicht schon<strong>wie</strong>der aufräumen. Es wird so<strong>wie</strong>so <strong>wie</strong>der unordentlich. Mama/Papa lasst mich in Ruhe!“ Eine bekannte Szene aus Familien in derganzen Welt. Besonders morgens früh. Dort wo junge Menschenlernen sich mit dem Leben - und zu aller erst mit dem Aufstehenabzufinden. Aus unserem <strong>Predigt</strong>-Wort haben wir Ähnlichesgehört. Auch Hiob hadert mit Gott. „Gott, lass mich in Ruhe!Ich bin vergänglich. Ich vergehe <strong>wie</strong> <strong>ein</strong>e Blume. Undtrotzdem lässt du mich nicht in Ruhe. Trotzdem ziehst du mitmir ins Gericht. K<strong>ein</strong>er kann das leisten, was du von ihmerwartest und trotzdem lässt du nicht locker. Du machst michunruhig und wühlst mich um. Lass mich in Ruhe, damit ichm<strong>ein</strong>e Tage friedlich ausleben kann!“Hiob wusste wovon er redete. Im Unterschied zu demTeenager, hatte er schon <strong>ein</strong> langes Leben hinter sich. Er hatteschon viel geleistet, viel erreicht. Er war reich geworden. Erbesaß viele Schafe, Rinder, Kamele und <strong>ein</strong>e hatte großeFamilie. Er war der reichste Mann in s<strong>ein</strong>er Gegend. Hiobwar auch fromm und gottesfürchtig. Und es wird noch besser.Er war großzügig und half den Bedürftigen. Doch nun musstedieser Hiob sich, <strong>wie</strong> <strong>ein</strong> Teenager, mit großen Einschnitten ins<strong>ein</strong>em Leben abfinden. Was war mit ihm passiert? Was hattesich so drastisch in s<strong>ein</strong>em Leben geändert?Diese biblische Geschichte ist zu interessant, um sie nichtausführlich zu erzählen. Sie fängt an mit <strong>ein</strong>er BemerkungGottes über diesen, s<strong>ein</strong>em Knecht, Hiob. Gott bemerkt, dasses k<strong>ein</strong>en auf der Welt gibt, der so gläubig und gerecht ist <strong>wie</strong>


Hiob. Doch der Satan hört dieses und erhebt dagegen Anspruch:„Hiob ist nur so fromm ist, weil du ihn so reich gesegnet hast“ sagter, „es fällt leicht zu <strong>glauben</strong> und treu zu s<strong>ein</strong>, wenn man es <strong>im</strong>Leben leicht und gemütlich hat.“ Gott geht auf diese Provokation<strong>ein</strong>. Er gibt dem Satan Erlaubnis, Hiob zu prüfen. Und der Satanmacht sich an die Arbeit.Zuerst verliert Hiob s<strong>ein</strong>en Besitz. S<strong>ein</strong>e großen Herden Schafe<strong>werden</strong> zusammen mit den Hirten von Blitz vernichtet. S<strong>ein</strong>e Rinderund Kamele <strong>werden</strong> gestohlen und s<strong>ein</strong>e Knechte ermordet. Dannverliert er auch noch s<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>er. Sie hatten sich zu s<strong>ein</strong>emFamilienfest versammelt. Plötzlich krachte das Haus zusammen undsie wurden alle mitgerissen. All s<strong>ein</strong> Besitz weg, alle s<strong>ein</strong>e <strong>Kind</strong>ertot... und was macht Hiob als er dies hört? Er spricht den bekanntenSatz, „Der Herr hat's gegeben und der Herr hat's genommen; derName des Herrn s<strong>ein</strong> gelobt!“Der Satan erhält daraufhin die Erlaubnis noch weiter zu gehen. Ern<strong>im</strong>mt Hiob auch noch s<strong>ein</strong>e Gesundheit. Hiob wird mitGeschwüren überzogen. S<strong>ein</strong>e Haut wird viel schl<strong>im</strong>mer als die<strong>ein</strong>es von Akne he<strong>im</strong>gesuchten Teenagers. Schließlich sitzt auf<strong>ein</strong>em Aschenhaufen und kratzt s<strong>ein</strong>e Wunde mit <strong>ein</strong>er Tonscherbe.Er hat alles verloren. Nur s<strong>ein</strong>e Frau ist ihm erhalten geblieben. Unddiese ist auch eher <strong>ein</strong>e Anfechtung als <strong>ein</strong>e Hilfe. „Hältst du nochfest an d<strong>ein</strong>e Frömmigkeit?“ sagt sie, „Sage Gott ab undstirb!“ Doch Hiob tut so etwas nicht. Er gibt Gott nicht auf.Er verfluchte ihn nicht, sondern klagte ihn an. Er haderte mitihm. Er fängt an sich mit ihm zu streiten.Nun treten drei weitere Charaktere in unsere Geschichtehin<strong>ein</strong>. Drei von Hiobs alten Freunden. Sie setzen sich siebenTage zu ihm und schweigen. Sie wissen - das Leid das ererfahren hat, kann nicht gut-geredet <strong>werden</strong>. Deshalb setztensie sich still zu ihm. Nach den sieben Tagen fangen sie danndoch an zu sprechen und damit fangen auch die Probleme an.Hiobs Freunde versuchen s<strong>ein</strong> Leiden auf den Grund zugehen. Sie suchen die Ursache s<strong>ein</strong>es Leidens. Sie sind sichsicher, dass Hiob irgendwo etwas falsch gemacht hat und dasser jetzt dafür von Gott gestraft wird. „do et des“ oder Karma<strong>heißt</strong> so etwas. So <strong>wie</strong> man in den Wald hin<strong>ein</strong> schreit, sohallt es zurück. Sie philosophieren über Gott und die Art undWeise <strong>wie</strong> er in dieser Welt wirkt. Sie reden nicht mit Gott,sondern über Gott. Hiob macht das nicht. Trotz des Mahnenss<strong>ein</strong>er Freunde redet er weiter mit Gott. Und er redet nicht nurmit Gott, sondern streitet sich mit ihm. Er stellt ihm schwereFragen und erwartet von ihm Antworten.In unserem Bibelwort ist Hiob am Ende s<strong>ein</strong>er Kräfte. Es


sch<strong>ein</strong>t als hätte er aus-gekämpft - null Bock. Nun, s<strong>ein</strong>e Geschichtehört so nicht auf. Er gibt Gott nicht auf, und noch wichtiger, Gottgibt ihn nicht auf! Gott spricht am Ende zu Hiob, er gibt ihmAntworten auf s<strong>ein</strong>e Fragen. Doch die Antworten fallen ganz andersaus als Hiob sie erwartet hatte. Sie fallen sehr viel anders aus alsHiobs Freunde sie erwartet hatten und vielleicht auch als wir sieerwarten.Gibt Gott <strong>ein</strong>e Antwort auf die Frage nach dem Ursprung und Sinndes Leidens in der Welt? Finden wir hier endlich heraus <strong>wie</strong>so<strong>Kind</strong>er sterben müssen und weshalb es <strong>im</strong>mer <strong>wie</strong>der Streit undKrieg unter Leuten gibt? Begründet Gott Katastrophen <strong>wie</strong> denSturm Sandy an der Ostküste von Amerika, oder erklärt er unsvielleicht die Erderwärmung? Finden wir vielleicht hier den Grundfür Katastrophen in unserem Leben, den verlorenen Job, oder <strong>ein</strong>eschwere Krankheit? N<strong>ein</strong>! Gott antwortete Hiob indem er ihn daraufhinweist, dass er Gott ist und Hiob Mensch; dass er die Welt mitallen ihren Wundern erschaffen hat; dass er das Krokodil und dasNilpferd sich ausgedacht hat. Kann Hiob das? Können wir das?Kann das Max-Planck-Instituts für Kognitions- undNeurowissenschaften das? N<strong>ein</strong>! Gott ist Gott und wir sindMenschen.Hiob bekommt k<strong>ein</strong>e direkte Antwort auf s<strong>ein</strong>e Fragen, aber er istin s<strong>ein</strong>em <strong>Glauben</strong> gewachsen. Um <strong>glauben</strong> zu können, musser letztlich nicht alles verstehen und erklären können. Anerster Stelle steht s<strong>ein</strong> Gespräch, s<strong>ein</strong>e Beziehung zu Gott.Am Ende der Geschichte spricht er zu Gott: „2 Ich erkenne,dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen,ist dir zu schwer. 3 »Wer ist der, der den Ratschluss verhülltmit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich unweise geredet,was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. 4 »So höre nun,lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!« 5 Ich hattevon dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat m<strong>ein</strong>Auge dich gesehen. 6 Darum spreche ich mich schuldig undtue Buße in Staub und Asche.“ Hiobs Freunde hatten <strong>ein</strong>philosophische System zu dem inneren Wirken der Weltzusammengestellt. Das brachte sie in ihrer Erkenntnis vonGott nicht weiter. Und Gott macht es klar, dass ihm dieserZugang von Hiobs Freunden nicht gefällt. Hiob dagegen ist ins<strong>ein</strong>em <strong>Glauben</strong> an Gott erwachsen geworden, indem er<strong>wie</strong>der s<strong>ein</strong> <strong>Kind</strong> wurde.Dazu erzähle ich <strong>ein</strong>e kurze Beispielsgeschichte. Mit dem<strong>Glauben</strong> ist es <strong>wie</strong> mit dem Z<strong>wie</strong>bel-Schälen. Wenn man <strong>ein</strong>eZ<strong>wie</strong>bel in die Hand n<strong>im</strong>mt, ist sie groß und braun. In diesemZustand ist sie uns nicht sehr nützlich. Um sie zu gebrauchen,


fängt man an sie zu schälen. Mit jeder Lage die man abpult, wird dieZ<strong>wie</strong>bel zwar kl<strong>ein</strong>er, damit aber auch nutzbarer. Nun ist es auch so,dass uns be<strong>im</strong> Z<strong>wie</strong>belschälen oft die Tränen kommen. Es ist füruns nicht <strong>im</strong>mer <strong>ein</strong> angenehmer Prozess. So ist es auch mitunserem <strong>Glauben</strong>. Die Anfechtungen, die wir durchleben reduzierenunseren <strong>Glauben</strong> auf das Wesentliche. Wir kommen zum Kern derZ<strong>wie</strong>bel. Wir lernen worauf es ankommt. Dabei kann die GeschichteHiobs, aber auch die vielen Klagelieder in den Psalmen, für uns <strong>ein</strong>eArt Lehrbuch in Sachen <strong>Glauben</strong>sgrammatik s<strong>ein</strong>. Hiob und diePsalmbeter verfluchen Gott nicht. Sie werfen auch nicht fatalistischdie Flinte ins Korn und geben Gott und die Welt auf.Hiob ist auf den Kern der <strong>Glauben</strong>sz<strong>wie</strong>bel <strong>im</strong> Gespräch und in derBeziehung, auch in der Aus<strong>ein</strong>andersetzung, mit s<strong>ein</strong>em Gottgestoßen. Luther hat gesagt, „Wir sollen Gott die Ohren heiß redenindem wir ihn <strong>im</strong>mer <strong>wie</strong>der an s<strong>ein</strong>e Versprechen erinnern – indemwir ihn bei s<strong>ein</strong>em Wort nehmen. Zum Schluss hat Gott Hiob<strong>wie</strong>der gesegnet. Er wurde reicher als zuvor. Er bekam viele <strong>Kind</strong>erund starb alt und lebenssatt.Der Kern den Hiob von Gott bekommen hat war bereitsgeschmackvoll. Uns dagegen, dir und mir, hat Gott den Inbegriffaller Gourmet-Z<strong>wie</strong>beln geschenkt - das Leckerste was es inirgendwelcher F<strong>ein</strong>kost-Küche gibt! Hiob klagt in unserem<strong>Predigt</strong>wort über s<strong>ein</strong>e Vergänglichkeit und Unr<strong>ein</strong>heit. Er istsich unsicher und „satt an Unruhe“ unter dem richtendenBlick des allmächtigen Gottes – Der Blick vor dem Nichtsverborgen ist. Er hätte Nichts lieber als in Ruhe zu sterben.Wir dagegen kennen die Lösung für Hiobs und unsereProbleme. Wir kennen Gottes endgültige Antwort auf dieseFragen. Diese Antwort kommt nicht in der Form <strong>ein</strong>esphilosophischen oder ethischen Lehrbuches. Sie kommt nichtin <strong>ein</strong>em weltverbessernden politischen oder ideologischenSystem. Auch Hiob hatte es schon geahnt, er spricht inKapitel 19: „25 Aber ich weiß, dass m<strong>ein</strong> Erlöser lebt, undals der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. 26 Undist m<strong>ein</strong>e Haut noch so zerschlagen und m<strong>ein</strong> Fleischdahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. 27 Ichselbst werde ihn sehen, m<strong>ein</strong>e Augen <strong>werden</strong> ihn schauen undk<strong>ein</strong> Fremder. Danach sehnt sich m<strong>ein</strong> Herz in m<strong>ein</strong>er Brust.Die Antwort Sie kommt in der Person Jesus Christus, Gotteslebendigem Sohn. Er überwindet Sünde, Tod und den Teufel -den Satan, der Hiobs ganzes Unglück angezettelt hat. Erüberwindet für uns auch unsere Unr<strong>ein</strong>heit, unsereUngerechtigkeit, unsere Sünde. Am Kreuz trifft die Strafe des


ichtenden Gottes – vor dem Hiob so viel Angst haben musste – ihn,Christus. So lernen wir unseren Gott als liebenden und rettendenGott kennen.Es geht noch weiter. Erinnert ihr euch noch daran <strong>wie</strong> Hiob ans<strong>ein</strong>er Vergänglichkeit, s<strong>ein</strong>er Nichtigkeit zu verzweifeln drohte?Christus überwindet diese Vergänglichkeit, den Tod. In unsererTaufe hat er uns das ewige Leben geschenkt, so dass wir nicht anunserer irdischen Vergänglichkeit verzweifeln müssen. Auch dasAbendmahl wurde in der alten Kirche pharmakon athanasiasgenannt, <strong>ein</strong> Heilmittel für die Unsterblichkeit. Wir vergehen nicht<strong>wie</strong> <strong>ein</strong>e Blume wo der Wind drüber weht – oder die Blätter <strong>im</strong>Herbst. Unser Leben hat Ziel und Ende. Es hat <strong>ein</strong>en Sinn.Wenn wir irgendwann mal <strong>wie</strong>der denken „lass mich in Ruhe! Ichhabe k<strong>ein</strong>e Lust, k<strong>ein</strong>en Kraft, k<strong>ein</strong>en Bock mehr!“ stehen wir nichtall<strong>ein</strong>e da. Christus hat uns mit Gott unserem Vater versöhnt, indemer unser Bruder wurde. Durch s<strong>ein</strong>en Geist, in s<strong>ein</strong>em Wort sprichter zu uns - ist er bei uns. Wir sind nicht all<strong>ein</strong>. Wir haben <strong>ein</strong>enBruder, der uns Leben, der uns Wert, der uns Sinn schenkt. Das istdas Wesentliche. Das ist worauf es am Ende ankommt.Wir beten: Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, erhalte uns indiesem festen <strong>Glauben</strong>skern. Erhalte uns in herzlicher Liebeunter<strong>ein</strong>ander und in der lebendigen Hoffnung auf den Tag, an demwir das ewige Festmahl mit dir feiern <strong>werden</strong> in d<strong>ein</strong>emvollendeten Reich - wo es k<strong>ein</strong> Leid, k<strong>ein</strong>e Sünde und k<strong>ein</strong>enTod mehr geben wird. Das bitten wir in Jesu Namen,Amen.

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