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Grenzgänge 21 - Juli 2010 - Zentrum Ökumene der EKHN

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PRO UND CONTRAFremdsprachige Gemeinden in <strong>der</strong> <strong>EKHN</strong>PROCONTRAFrank Madrikan ist Mitglied <strong>der</strong> IndonesischenKristusgemeinde Rhein-Main, DekanatssynodalvorstandFrankfurt Mitte-Ost undMitglied <strong>der</strong> Kirchensynode <strong>der</strong> <strong>EKHN</strong>Erinnern Sie sich noch an ihren letzten Auslandsurlaub?Sicher fällt Ihnen ein, dass Sie vieles als „fremd“ wahrgenommenhaben: angefangen von <strong>der</strong> Sprache über dasEssen bis hin zu Gesten. Migranten leben ständig in einem„fremden“ Kontext; Migration kann eine herausfor<strong>der</strong>ndeo<strong>der</strong> auch traumatische Erfahrung sein. Auch im kirchlichenBereich in Deutschland erleben christliche Migranten oft„Fremdheit“, fühlen sich nicht „wie zu Hause“ und gründendaher oft Gemeinden, in denen Sie in ihrer Sprache und Traditionden Glauben feiern können. Und das ist auch gut so.Warum? Zum einen hat Religiosität für Migranten oft einensehr hohen Stellenwert. In den „Gemeinden frem<strong>der</strong> Spracheund Herkunft“ finden Sie auch hier in Deutschland eine„Heimat fern <strong>der</strong> Heimat“, eine Möglichkeit ihre Religiositätso zu leben, wie sie es gewohnt sind, und dadurch wird das„Trauma“ <strong>der</strong> Migration gelin<strong>der</strong>t. Zum an<strong>der</strong>en kann diedeutsche Kirche vielen Christen aus <strong>der</strong> Migration nicht dasbieten, was sie aus <strong>der</strong> Heimat kennen: in Migrantengemeindenkann hingegen Tanzen im Gottesdienst ebenso möglichsein wie auch deutschen Christen fremde Glaubensformenwie „Geistliche Heilung“. Zudem treffen Migranten in denGemeinden auf Menschen, die in Deutschland leben, dieIhnen Hilfestellung leisten können und so die Integration indie deutsche Gesellschaft erleichtern. Schließlich könnenMigrantengemeinden Partner sein in ökumenischen Lernprozessen:Die Vielfalt <strong>der</strong> Weltchristenheit spiegelt sich inMigrantengemeinden wi<strong>der</strong>, dies ist ein Reichtum an Erfahrungen,den die <strong>EKHN</strong> stärker nutzen sollte.Friedhelm Pieper ist Beauftragter für Entwicklungund Partnerschaft Europa im <strong>Zentrum</strong><strong>Ökumene</strong> <strong>der</strong> <strong>EKHN</strong>Nach Paulus gilt für die Kirche: „Da ist nicht Jude, noch Grieche“.Die Taufe stiftet die Mitgliedschaft je<strong>der</strong> Christin undjedes Christen in <strong>der</strong> Gemeinde, unabhängig von Herkunftund Sprache. Die paulinische Vision von Kirche for<strong>der</strong>t unsheraus. Sie bedeutet: Eine christliche Gemeinde ist grundsätzlichoffen für Mitglie<strong>der</strong> aus unterschiedlichsten Kulturenund Sprachen. Alle Getauften sind eingeladen, nicht nur dasAbendmahl miteinan<strong>der</strong> zu feiern, son<strong>der</strong>n auch miteinan<strong>der</strong>das Gemeindeleben zu gestalten. Allerdings, je mehrChristen aus an<strong>der</strong>en Kulturen zu neuen Mitglie<strong>der</strong>n unsererGemeinden werden, desto mehr merken wir: ChristlicheGemeinschaft ist keine Einbahnstraße, die einfach nur dieAnpassung <strong>der</strong> Zugewan<strong>der</strong>ten zur bisherigen Kirchenkulturmit ihren Lie<strong>der</strong>n und Gottesdienstformen einfor<strong>der</strong>nkann. Das paulinische Gemeindemodell zielt auf Begegnungund Lernen. Wir gewinnen neue Einsichten, wenn uns <strong>der</strong>christliche Glaube in an<strong>der</strong>er Sprache und an<strong>der</strong>en Ausdrucksformenbegegnet – das ist nicht spannungsfrei, belebtaber. Natürlich können Migrantengemeinden in bestimmtenZeiten ein wichtiger Bezugspunkt für Neueinwan<strong>der</strong>er sein.Das Neue Testament aber will uns für eine weitergehendeGemeinschaft offenhalten. Kirchengemeinden, die sich aufdiese Herausfor<strong>der</strong>ung einlassen, können dabei auch zuModellen <strong>der</strong> Gemeinschaftsbildung inmitten unserer globalisiertenpluralen Welt werden.ZahlenBevölkerung in Hessen in Mio.:Davon Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Mio.:Quelle: Statistisches Landesamt Hessen. 2006Geschätzte Anzahl <strong>der</strong> christlichen Migrationsgemeindenim Rhein-Main-Gebiet:Ungefähre Zahl <strong>der</strong> <strong>EKHN</strong> Gemeinden, die einerMigrationsgemeinde Gastrecht gewähren:Ungefähre Zahl <strong>der</strong> Sprachen in Gottesdiensten:Quellen: <strong>Zentrum</strong> <strong>Ökumene</strong>, Erhebung <strong>2010</strong>; Kirchen und Gemeindenan<strong>der</strong>er Sprache und Herkunft im Rhein-Main-Gebiet, 2. Ausgabe 2006Linkswww.migration<strong>2010</strong>-ekhn.dewww.reformierte-gemeinde-frankfurt.dewww.internationaler-konvent-frankfurt.dewww.ekd.de/migrantengemeindenmehr Informationen: www.zentrum-oekumene-ekhn.de6,11,535010038LiteraturMatthias von Kriegstein: Migration und Integration. ZurBiographie einer Frankfurter Personalgemeinde.In: C. Burfeind u.a. (ed.) Religion und Urbanität. Herausfor<strong>der</strong>ungenfür Kirche und Gesellschaft, Münster u.a.2009. S. 29-39.Zu finden auf: www.zentrum-oekumene-ekhn.deInternationaler Konvent christlicher GemeindenRhein-Main e.V. (Hg.): Kirchen und Gemeinden an<strong>der</strong>erSprache und Herkunft im Rhein-Main-Gebiet: Gottesdienstorte,Gottesdienstzeiten, Adressen.Zu bestellen unter: info@zoe-ekhn.deClaudia Währisch-Oblau: Migrationskirchen in Deutschland.Überlegungen zur strukturierten Beschreibung eineskomplexen Phänomens. In: Zeitschrift für Mission 31/1-2,Frankfurt a.M. 2005. S. 19-39.<strong>Zentrum</strong> <strong>Ökumene</strong> <strong>der</strong> <strong>EKHN</strong>GRENZGÄNGE <strong>21</strong> │<strong>Juli</strong> <strong>2010</strong> 3

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