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Nietzsche gegen Aristoteles mit Aristoteles - RUhosting

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62Glenn W. Most12345678910111213141516171819202122232425262728293031323334353637383940zentralen, ja strukturierenden Gedanken in der Geburt der Tragçdie, einerSchrift, in der die Verwendungen von „Entladung,“ „entladen,“ undverwandten Worten sich in Dutzenden zählen lassen. Nur einige wenigeBeispiele mçgen genügen: Die Erzeugung von Bildern durch die Musik,bei Beethoven und auch schon in Griechenland (§6: KSA 1.50); dieKunst, die die Griechen vor dem Ekel des Daseins rettete, das Erhabenedurch Bändigung und das Komische durch Entladung (§7: KSA 1.57);die Tragçdie, die die Griechen vor Mystik und Imperialismus rettete(§21: KSA 1.133 –34); das Wechselverhältnis zwischen Musik undMythos (§21: KSA 1.134 –35); der tragische Mythos als Verbildlichungdionysischer Weisheit, die an eine Grenze kommt und dann zurückfällt(§22: KSA 1.141) – an all diesen Stellen, wie an manch anderer, läßt sichder Gebrauch von „Entladung“ als Terminologie und Begrifflichkeitnachweisen. Auch später, namentlich in <strong>Nietzsche</strong>s Vorlesung zur Geschichteder griechischen Litteratur vom Wintersemester 1874/75 – Wintersemester1878/79, taucht dieselbe Begrifflichkeit immer noch auf, nunallerdings ohne den Terminus „Entladung“ oder j\haqsir und ohnejeglichen expliziten Hinweis darauf (KGW II.5.81–82). Vielleicht alsowar <strong>Nietzsche</strong>s Faszination an dem Wort und Begriff „Entladung“hauptsächlich auf sein erstes Buch beschränkt.Aber für die Geburt der Tragçdie liefert offenkundig <strong>Nietzsche</strong>s Beschäftigung<strong>mit</strong> Bernays’ <strong>Aristoteles</strong>-Interpretation mehr als nur wichtigeAnregungen: Man darf sogar so weit gehen zu behaupten, daß die wesentlicheGrundidee von <strong>Nietzsche</strong>s Buch nur aus Bernays’ Begriff der„Entladung“ heraus entstehen konnte und erst vor dessen Hintergrundvoll verständlich wird. 14 Bei <strong>Nietzsche</strong> wie bei Bernays entlädt sich eineemotionale Aufwühlung in einer dramatischen Vision – Dionysos entlädtsich in und als Apollo: oder aber, um den ursprünglichen vollen Titel zuzitieren, den <strong>Nietzsche</strong> letzten Endes Bernays und <strong>Aristoteles</strong> undankbarverdankt: Die Geburt der Tragçdie – aus dem Geiste der Musik.14 Dies hat wohl auch <strong>Nietzsche</strong>s bçsartigster aber scharfsinniger Kritiker Wilamowitzbemerkt: vgl. U. von Wilamowitz-Moellendorff: Zukunftsphilologie!eine erwidrung auf Friedrich <strong>Nietzsche</strong>s „geburt der tragçdie“ [Berlin 1872],S. 30 (= Der Streit um <strong>Nietzsche</strong>s „Geburt der Tragçdie“, hrsg. von K. Gründer,Hildesheim 1969, S. 53, Anm. 52).

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