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"Tatort Ohr": Die Erzählung

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penbesuch, dann könne er die Worte seinesGesprächspartners so gut wie gar nichtmehr verstehen.Das waren erste Anhaltspunkte. Natürlichbrauchten wir mehr Informationen.Immerhin war seither fast eine Woche vergangenund es gab noch keine einzigeSpur der Vermissten. Auch die eingehendeBefragung von Mister X hatte sich alswenig ergiebig erwiesen. Mister X, ein jungerMann der Großstadt, schien sich vonanderen Männern seines Alters nicht zuunterscheiden. Er arbeitete als Schlosserund verbrachte den Feierabend mit seinenFreunden im Kino, in der Kneipe, beimFuß- oder Basketball und manchmal aucheinfach nur faul im Fernsehsessel. Seit 65Tagen war er in ein Mädchen mit demNamen Laura verliebt und verbrachte seitdemjedes Wochenende mit ihr. Meistensgingen sie in irgendeinen Club tanzen.Holmes und auch ich konnten an dieserBeschreibung nichts Außergewöhnlichesausmachen. Hatte Mister X auch wirklichkein Detail vergessen? Erzählte er überhauptdie ganze Wahrheit, steckte er vielleichtselbst hinter dem Verbrechen?Anscheinend gehörte Mister X zu denMenschen, denen das Wohlergehen ihrerArbeiter ziemlich gleichgültig war. Wederkannte er die Namen der Vermissten, nochkonnte er sich an ihr Aussehen erinnern,ja, er wusste noch nicht einmal, wie vieleZilien bei ihm überhaupt beschäftigtwaren. Nun jedoch, da mehr als Tausendvon ihnen fehlten, gab er den Auftrag, siezu suchen. Holmes gestand, dass ihnirgendetwas an der Geschichte störte. Warer etwa einem Betrüger auf den Leimgegangen? Er versuchte dieses Gefühl zuunterdrücken; vage Gefühle würden ihnnicht weiterbringen, er brauchte Fakten,nichts als Fakten.Hier unterbrach ich seine Überlegungenmit den Worten: „Alles schön und gut,Holmes, aber könnten Sie mir nun auchmitteilen, wohin wir eigentlich wollen?Was haben wir vor?“ Holmes zeigte aufein Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite.„Gleimstraße 23 – dort ist es. Wirsehen uns den <strong>Tatort</strong> an. Sie wissen, lieberWatson, die <strong>Tatort</strong>besichtigung ist das Aund O unserer Arbeit. Wir werden Spurensuchen, mögliche Zeugen befragen undvielleicht, ja warum nicht, vielleicht treffenwir sogar den Täter!” „<strong>Tatort</strong>besichtigung?”,wiederholte ich, wobei mirHolmes’ etwas mitleidiger Blick verriet,dass mein Gesichtsausdruck nicht geradeden Ausdruck überwältigender Intelligenzangenommen hatte. Mit den Worten „FolgenSie mir, Watson”, ging er die Treppendes Wohnblocks 23 hoch bis zur zweitenEtage. Vor der Wohnungstür mit Mister X’Namensschild blieb er stehen und wandtesich zu mir. „Heute ist Samstag, der 23.9. – lassen Sie uns einen Uhrenvergleichmachen – meine Uhr zeigt 17.30 Uhr“.„Meine auch!“ murmelte ich, immer nochim Unklaren darüber, was auf michzukommen sollte.

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