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15Merlot del TicinoPionierereloadedVor 27 Jahren hatte <strong>VINUM</strong>-Autor Martin Kilchmann eine klare Botschaft:«Ticinesi, mit euren biederen Weinen verschenkt ihr das Potenzial einer Sorte,die in Bordeaux bewiesen hat, dass sie zu mehr taugt!» Der Artikel schlugein, und das <strong>Tessin</strong> geriet in Bewegung. Da war sie, die Aufbruchstimmung!Und da waren sie, die rebellischen Winzer, die mehr wollten. Heute ist dienächste Generation von ambitionierten Topwinzern am Start und überzeugtmit erstklassigen Gewächsen. Wir stellen Ihnen die neue Winzerelite undihre besten Merlots vor.Text: Martin Kilchmann, Fotos: Hans-Peter Siffert/weinweltfoto.chEinstiegsfoto: Blick vom Hotel Serpiano auf Morcote und den Rebberg des Castello di Morcote.


16 vinummerlot del ticinoMüsste ich einen Wein nennen,der mich mein Schreib- undTrinkleben begleitet, wäre esder Merlot del Ticino. Aus seinem Stoffwar meine Weinsozialisierung geschnitten.Der Alba der Cantina Sociale Giubiasco,Matascis Selezione d’Ottobre oderdie Riserva Montalbano der Genossen inMendrisio stimulierten die Studentenjahre.Es waren runde, charmante, tanninarmeTropfen, von den Produzenten aufden Geschmack der DeutschschweizerKundschaft hin gekeltert, die zu jener Zeitschon die Hauptabnehmer waren. DieWeine versetzten mich gleichsam in mediterraneGefilde.1986 lernte ich dann als junger <strong>VINUM</strong>-Redaktor einen ernsthafteren Merlot-Stilkennen. Der Malanser Winzer ThomasDonatsch hatte uns auf Werner Stucky aufmerksamgemacht. Da würde ab und zuein junger Zürcher bei ihm vorbeischauen,der im <strong>Tessin</strong> zu winzern begonnen habeund Merlot mitbringe, der so ganz andersschmecke als die eher harmlosen Weineder bekannten <strong>Tessin</strong>er Produzenten.Merlot-RebellenStucky war der Mentor einer Gruppevon jungen Einwanderern mit Namenwie Daniel Huber, Adriano Kaufmann, EricKlausener, Christian Zündel. Alle warensie auf der Suche nach einem alternativenLebensentwurf und günstigem Reblandmit ihren jungen Familien ins <strong>Tessin</strong>übersiedelt und hatten bis auf Zündel, dersich noch als Traubenproduzent und Beerenzüchterbetätigte, gerade ihre erstenJahrgänge gekeltert. Die Chefredaktionbeschloss, der jungen Selbstkelterertruppeeine Reportage zu widmen. Auf derReise begegnete ich hart arbeitenden, entschlossenenjungen Männern und Frauen,die tanninbetontere, kräftiger strukturierteWeine kelterten als die meisten Merlotsder <strong>Tessin</strong>er Betriebe. Weine eben, die ihrVorbild dort suchten, wo die Sorte ihrenUrsprung hat: im Bordelais. Analog zumBordeaux verlängerten sie die Maischegärungund bauten den Jungwein im grossenund kleinen Holzfass aus. Ihre Inspirationund Bibel war das Standardwerk «Legoût du vin» von Émile Peynaud.Die Begegnung schlug sich in einemprovokativen Artikel mit dem Titel «Pioniereim <strong>Tessin</strong>» nieder. Auf dem Aufmacherbildsteht der bärtige Stucky, mit einerMistgabel bewehrt, in seinem steilen Reb-berg in Gudo – die Verkörperung des Merlot-Rebellen.Der mit Herzblut geschriebene,parteiische und viele wirtschaftlicheund strukturelle Sachzwänge nicht berücksichtigendeArtikel störte die Ruheim zufrieden vor sich hin dämmerndenWeinkanton und wurde auch von den <strong>Tessin</strong>ernbreit gelesen. Kritik wurde laut. Ichhätte frühere Pionierleistungen schnödausgeblendet, hiess es etwa. Cesare Valsangiacomoschimpfte, sein Roncobellohätte schon den robusten, reifebedürftigenStil verkörpert, als die hochgejubeltenRevoluzzer noch in den Kinderschuhensteckten. Die Grundaussage aber blieb unbestritten.Sie lautete: «Ticinesi, mit eurenbiederen Weinen verschenkt ihr das Potenzialeiner Sorte, die in Bordeaux bewiesenhat, dass sie zu mehr taugt!»Die Botschaft wurde gehört und lösteauch bei den grösseren Betrieben derWeinhändler – jene im <strong>Tessin</strong> mächtigeKategorie der Traubenzukäufer, die meistauch mit Importweinen handeln – eineproduktive Unruhe aus. Grosszügig undweitsichtig wurde in den folgenden Jahrenin Rebberge und Keller investiert.Weinhäuser wie Valsangiacomo und Tamboriniüberraschten mit markant verbessertenWeinen. Neue Betriebe wie Brivio,Delea, Gialdi und Vinattieri schufen sichmit dichten, seriösen Weinen rasch einenguten Namen. In einer zweiten Welle umdie Jahrtausendwende machten wiederWeingüter aus dem Mendrisotto – Koppvon der Crone, Tenimento dell’Ör, CastelloLuigi – mit aufsehenerregenden Gewächsenauf sich aufmerksam. Es verbreitetesich erfrischende Aufbruchstimmung.Was ist heute, 13 Jahre später, davonübrig geblieben? Was treibt die <strong>Tessin</strong>erWinzer heute um? Gibt es eine Unité deDoctrin bezüglich des Merlots? Stehen dieLeute noch hinter ihm? Oder liebäugelnsie vermehrt mit anderen roten Sorten?Eine Reise ins <strong>Tessin</strong> sollte darauf Antwortgeben. Wir baten zunächst die AltmeisterHuber, Stucky, Zündel zu einem Gedankenaustauschim Rahmen einer freundschaftlichenCena. Alle drei Pioniere sindinzwischen grau geworden. Und habendoch ihren spezifischen Charakter bewahrt.Christian Zündel ist so agil, kritischund auf Widerspruchsgeist abonniert wieeh und je. «Ist der Merlot mit seiner etwaseindimensionalen Fülle in Zukunft wirklichnoch die richtige Sorte?», fragt er sich.Wird es im <strong>Tessin</strong> nicht langsam zu warmfür ihn? Verlangt seine sortentypische,durchs feuchtwarme <strong>Tessin</strong>er Klima nochverstärkte Anfälligkeit für den Mehltaunicht einen ökologisch nicht mehr zu verantwortendenmassiven Chemieeinsatz?Oder müsste ihm nicht vermehrt eineKomplementärsorte, wie zum Beispiel derstilistisch interessantere Cabernet Franc,zur Seite gestellt werden? Fragen überFragen, die seine Mitstreiter etwas ratloslassen. Daniel Huber ist sich des MerlotsAchillessehne bewusst, glaubt aber, diePilzkrankheiten mit einer pragmatischenStrategie zwischen biologischer und systemischerBekämpfung in Schach haltenzu können. Gar nicht anfreunden kann ersich mit der These der Klimaerwärmungals Feind des Merlots. «Im Gegenteil, sie istfür uns ein Vorteil.» Sie lasse den Merlot regelmässigausreifen und erzeuge mit Ausnahmedes Jahres 2003 keine Überreife.Dass verbreitete Praktiken wie der Fruchtrutenschnittoder das Traubentrockneneine <strong>Tessin</strong>er Spezialität seien, würdeauch dagegen sprechen. Etwas einsilbiggibt sich Werner Stucky. Ihm scheint dieDiskussion zu akademisch zu verlaufen.«Merlot gibt gute Weine, mit der Rebe istangenehm zu arbeiten. Die Trauben werdenzum richtigen Zeitpunkt reif. Ich liebeden Merlot», bringt er es trocken auf denPunkt. Sorgen bereiten ihm wie allen <strong>Tessin</strong>erProduzenten die Wildschäden, dieJahr für Jahr zunehmen. Rehe, Hirsche,Wildschweine, Dachse entwickeln sichzum Winzerschreck. Rund eine MillionKilo Trauben gehen durch Wildfrass jährlichverloren, lautet die Schätzung. Einhagenist teuer und erschwert das Arbeiten.Die Zusammenarbeit mit den Jägern istschwierig. Hier herrscht Handlungsbedarffür die <strong>Tessin</strong>er Offiziellen.Wer folgt auf die Altmeister?Unsere drei Altmeister bewegen sichauf das Pensionsalter zu. Da stellt sich natürlichdie Frage der Nachfolgeregelung.Bei Christian Zündel ist sie noch hängig,Werner Stucky arbeitet seit einigen Jahreneinvernehmlich mit Sohn Simon zusammen,und Daniel Huber bereitet seinenBetrieb auf die Übernahme durch SohnJonas vor. Verantwortungsbewusst, wie erist, hat er dafür in den letzten Jahren vorsichtigvergrössert. Jonas soll möglichstoptimal starten können.Andere bekannte <strong>Tessin</strong>er Kellereiensehen sich vor dieselbe Herausforderung«Die Klimaerwärmungist nicht unserFeind. Im Gegenteil,sie ist für uns vonVorteil: Sie lässt denMerlot regelmässigausreifen.»Daniel Huber«Merlot gibt guteWeine, mit der Rebeist angenehm zuarbeiten. Die Traubenwerden zum richtigenZeitpunkt reif. Ichliebe den Merlot.»Werner Stucky«Ist der Merlotmit seiner etwas eindimensionalenFülle inZukunft noch die richtigeSorte? Wird es im<strong>Tessin</strong> nicht langsamzu warm für ihn?»Christian Zündel


18 vinummerlot del ticinogestellt. Ja, es gilt in den kommenden Jahreneine ganze Generation zu ersetzen.Ausgerechnet jene, die für das <strong>Tessin</strong>erWeinwunder verantwortlich ist. Namen,die einem da spontan einfallen, sind AngeloDelea, Feliciano Gialdi, Adriano Kaufmann,Meinrad Perler, Claudio Tamborini.Letzterer hat seinen Rückzug um drei Jahreverschoben. Er ist zuversichtlich, dassseine Tochter Valentina zusammen mitdem Neffen Mattia Bernadoni dann dasSegel des stolzen Weinschiffs, das jüngstso manche Regatta gewann, im steifenWind halten kann.Eine andere Variante hat Feliciano Gialdigewählt. Oder besser gesagt: vorgespurt.Denn man kann sich nicht vorstellen, dassder temperamentvolle Mann sich einmalganz zurückziehen wird: Die Leitung überdie gesamte Produktion von Gialdi undBrivio will er seinem Önologen FredyDe Martin übergeben, während TochterRaffaella sich um Marketing und Verkaufkümmern soll. Fredy De Martin begleitetuns nach dem Kellereibesuch in Mendrisiozu Anna Barbara von der Crone undPaolo Visini auf ihr schönes Weingut inBarbengo. Auch sie brechen eine Lanzefür den Merlot. «Die Sorte ist pflegeleicht.Der durchlässige, sandige Boden schlucktden vielen Regen und ergibt einen ganzeigenständigen Merlot», sagt De Martin.Und Visini setzt hinzu, dass der Wein dieBodenunterschiede beispielhaft spiegle,die gerade im Mendrisiotto auf kleinstemRaum festzustellen seien. Er spricht hieraus Erfahrung, unterscheiden sich dochAnna Barbaras Gota aus Gorla und seinTinello aus Pedrinate markant.Welche Sorten würden die drei demMerlot zumischen, um ihm mehr Biss undKomplexität zu verleihen? Petit Verdot seisicher ein guter Assemblagepartner, meintPaolo Visini. Anna Barbara von der Croneschwört auf Arinarnoa, eine in Bordeauxentwickelte Kreuzung von Merlot und PetitVerdot. Und Fredy De Martin bringt denCabernet Franc ins Spiel, der früher reiftals Cabernet Sauvignon und den er fürBrivios Vigna d’Antan verwendet.Auch Michele Conceprio hält vielvon der würzig-mineralischen Sorte. Sieschenkt dem Castello di Morcote jeneFinesse, die den Wein aus der Grand-Cru-Lage spätestens seit dem Jahrgang 2010so unwiderstehlich macht. Conceprio,ein feiner Önologe und Rebbauexperte,arbeitet zusammen mit Gaby Gianini ausder gleichnamigen Besitzerfamilie an derNeupositionierung der Weine des Castello.Die Idee eines einzigen Grand Vinhat drastisch an Attraktion verloren, seitsich die 30 000 Flaschen zum Preis von42 Franken nur noch stotternd verkaufenlassen. Conceprio will mindestens zweineue Linien einschieben, um den Absatzzu stimulieren.<strong>Tessin</strong> in der Krise?Klagen über Absatzprobleme bilden dieBegleitmelodie unserer Besuche. Das <strong>Tessin</strong>,vor allem der Tourismus, stecken tiefin der Krise, was sich über die eingebrochenenGastroumsätze auch schmerzhaftauf den Weinverkauf auswirkt. Den Vorwurfvon zu hohen Preisen kontern dieWinzer mit der Aufwändigkeit des Hügelrebbaus.Vielleicht haben sie sich auch aufden Lorbeeren ausgeruht, eingelullt vonder Tatsache, dass sich die Weine früherwie von selbst verkauften.Keine Probleme scheinen diesbezüglichVater und Sohn Zanini zu kennen. Ihreteuren Weine Castello Luigi (110 Franken)und Vinattieri Rosso (90 Franken) gingenauf Vorbestellung wie frische Weggli weg.Nur bilden die auch qualitativ singulärenWeine die Spitze ihrer Weinerzeugung. Obdie Zuversicht auf alle Flaschen ihrer Produktionzutrifft, die rund eine halbe Millionbeträgt, darf aber bezweifelt werden.Wie anders ist zu erklären, dass sich LuigiSenior beim Mittagessen darüber enerviert,dass die Walliser zunehmend Merlotzu Tiefpreisen im Denner verkaufen.«Lasst uns unseren Merlot!», schimpft er.«Wir bauen im <strong>Tessin</strong> auch nicht plötzlichChasselas und Pinot Noir an!»Die Zaninis verdichten einen Grossteilihrer Merlots durch angetrocknete Trauben.Roncaia und Ligornetto enthaltenTrauben aus der Trockenzelle. Beim Castellodi Luigi und Vinattieri Rosso schneidensie im Rebberg vor der Ernte dieFruchtrute durch, was den Konzentrationsprozessbegünstigt. Das passt zum Stilder Zanini-Weine, die auf Wucht, Opulenzund Würze, gepaart mit Finesse, aus sindund sich dadurch die grosszügige Holzimprägnierungwie von selbst einverleiben.Es kann aber auch aus dem Ruder laufen,wenn Nachahmer auf den Plan gerufenwerden, die nicht über die Erfahrung, diekellertechnischen Möglichkeiten und dasFingerspitzengefühl der Meister aus demMendrisiotto verfügen.Dieser Gedanke kommt mir bei unseremletzten Besuch in Biasca, als wir mitden Zwillingsbrüdern Meroni im ausgedientenZeughaus ihre Weine aus der BassaLeventina und dem Bleniotal degustieren.Die zwei Hobbywinzer betreibeneinen vorbildlichen, heroischen Rebbau.Teile ihrer Trauben lassen sie antrocknen,keltern sie gründlich und bauen sie in vielneuem Holz aus. Das schenkt ihren Gewächsendörrfruchtige Würze und eine etwasungehobelte Kraft, die die Feinheitendes quasi-alpinen Terroirs zudeckt.Ruhe vor dem SturmDer Halt in Biasca war der letzte vor derRückkehr über den Gotthard. Wie lautetdas Fazit? In Erinnerung geblieben sindspannende Visiten – wie etwa jene mit demliebenswürdigen Mauro Ortelli und seinenfadengeraden Tropfen oder mit Sacha Pelossi,dem stets gut gelaunten Selbstkelterer,der mit kernig-beschwingten Weinenaus Agra und Lamone den Spagat zwischenKraft und Eleganz schafft. Es bleibtauch der Eindruck – wie Anna Barbara vonder Crone es ausdrückt –, dass «die Szeneetwas eingeschlafen ist». Die Ruhe vielleichtvor dem Sturm des grossen Generationenwechsels?Tröstlich dagegen: Diebesten <strong>Tessin</strong>er Gewächse werden auchim Konzert der internationalen Topweinegehört. Uniforme Holzweine sind seltenergeworden. Die Erfahrungen mit den imMémoire des Vins Suisses eingelagertenMerlots von Gialdi, Huber, Kaufmann,Kopp von der Crone Visini und Tenimentodell’Ör zeigen, dass hervorragende rote<strong>Tessin</strong>er die Zehnjahreshürde mit Bravournehmen.Nur, Grund zur Selbstzufriedenheit gibtes wie überall nicht. Noch finden sichauf der Jahrgangspräsentation von TicinoWine viele konstruierte, inszenierte Weine,die zu stark auf Extraktion und Konzentrationhin gekeltert werden. Die Methodeder Traubentrocknung ist meinerMeinung nach in Zeiten der Klimaerwärmungfragwürdig. Deshalb sind die <strong>Tessin</strong>erWinzer gut beraten, Weine zu erzeugen,die in Geruch und Geschmack ihresüdalpine Herkunft offenlegen. Weine auseinem Guss, einfach, aber nicht simpel,profiliert, aber nicht geltungssüchtig. Dieseerzählen dann vom <strong>Tessin</strong>, von seinenBergen, Tälern und Seen, von der üppigenVegetation, aber auch vom besonderenKlima zwischen Milde und Härte.<strong>VINUM</strong> ist Wellness fürGeist, Seele und Geldbeutel.Wir von <strong>VINUM</strong> bedanken uns bei den Abonnenten für die Treue.Mit einem Gutschein-Büchlein im Gesamtwert von CHF 1’250.– für dieschönsten Wellness-Hotels in der Schweiz und den Nachbarländern.Eine Auswahl übrigens, die wir exklusiv für Sie zusammengestellt haben.Gönnen Sie sich ein paar Tage Erholung, geniessen Sie kulinarischeKöstlichkeiten und edle Tropfen aus Weinkellern mit regionalen Perlen –mit 25 Gutscheinen im Wert von je CHF 50.–.Wir wünschen Ihnen genussvolle Tage.Ihr <strong>VINUM</strong>-TeamGutscheineim GesamtwertvonCHF 1250,-<strong>VINUM</strong>-Abonnenten profitieren hier von einemWellness Gutschein-Büchlein im Gesamtwert vonCHF 1’250.–. 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Luigi und Luigi Zanini, Zanini ViniDie Bordeaux-FansFredy De Martin, Gialdi Vini & Brivio ViniDer Terroir-KünstlerDie Zaninis, Vater und Sohn, bewegensich in einer anderen Welt als ihre <strong>Tessin</strong>erKollegen: Sie besitzen oder, wiesie sagen, kontrollieren im Sottoceneri98 Hektar Rebfläche und zählen damitlandesweit zur Spitze. Mit dem CastelloLuigi in Besazio, einem Weinschlösschenim Stil von Château Palmer, und demWeingut Vinattieri in Ligornetto, das aneine südamerikanische Finca erinnert,machen sie die Andersartigkeit auchsichtbar. Sie betreiben eine auf beste italienischeWeine spezialisierte Importfirmaund halten engen Kontakt zu den feinstenBordelaiser Schlossherren. Ihre Merlotslösen die höchsten Preise des <strong>Tessin</strong>sund scheinen, zumindest an der Spitze,keine Absatzkrise zu kennen. Und all daserreichte der aus einfachen BergamaskerVerhältnissen stammende Luigi Zanini inweniger als 50 Jahren. Zaninis bekanntesteMerlots – Castello Luigi, Vinattieri Rossound dessen Zweitwein Ligornetto – erinnernmit ihrer wuchtigen Komplexitätan Weine aus dem Napa Valley. Oder – dashören die beiden Bordeaux-Fans sicherlieber – auch an Gewächse aus dem Pomerol,schliesslich haben sich diese, derKlimaerwärmung sei Dank, stilistisch denKaliforniern angenähert. Und ein Letzteszum Thema «andere Welt»: Senior undJunior verstehen sich blind. «Meinungsunterschiedekennen wir nicht», sagensie. Jeden Freitagabend treffen sie sichim «Bottegone del Vino» in Lugano zumGedankenaustausch. Das beliebte Lokalmit einfacher Osterienküche und schönerWeinauswahl gehört ihnen. Beidenehmen dann jeweils ein paar besondereFlaschen mit, essen, trinken und diskutierenden Geschäftsgang. Zanini senior wirdnächstes Jahr 75 Jahre alt, aber: «Ich besitzeKopf und Herz eines 55-Jährigen.» Deshalbwill er sich zum Jubiläum den MountEverest schenken (oder den Versuch derBesteigung). Zumindest bei dieser Absichtserklärungscheint es, als ob ihn derJunior etwas verdutzt anschaut.Fredy De Martin, der vife und zugänglicheverantwortliche Önologe der Weinevon Gialdi und Guido Brivio, vinifiziertim neuen Keller in Mendrisio, einer bisins kleinste Detail perfekt konzipierten,funktionellen und leistungsfähigen Arbeitsstätteohne jeden architektonischästhetischenSchnickschnack, alljährlichbis zu eine Million Liter Wein. 700 000Einheiten entfallen auf 7,5-Deziliter-Flaschen,hälftig aufgeteilt auf die Gialdi-Gewächse aus dem oberen Sopraceneriund die Brivio-Weine aus dem unterenSottoceneri.Feliciano Gialdi, Besitzer der beiden Linien,hat keinen eigenen Rebbesitz. DieTrauben kommen von unzähligen Lieferanten,was den Önologen noch stärkerin die Pflicht nimmt. Fredy De Martin,in Frauenfeld aufgewachsener Italieneraus dem Veneto, meistert die Herausforderungglänzend und schafft es beeindruckend,den zahlreichen Weinen eineunverkennbare Terroirnote mitzugeben.Gäbe es analog zum absoluten Musikgehörden absoluten Weingeschmack, DeMartin wäre ein heisser Kandidat für dieseSegnung. Geht es beispielsweise umdie finale Assemblage der zwei Merlot-Flaggschiffe Sassi Grossi (Gialdi) und Riflessid’Epoca (Brivio), sieht er vor seinemgeistigen Auge zwei Fotos, nach denener die Weine bildet. «Dabei halte ich dieverschiedenen Partien rigoros separat.»Damit will er sagen: Er widersteht derVerlockung, eventuelle Defizite des Nordensmit Partien aus dem Süden wettzumachenoder umgekehrt. Das Resultat istdann der dichtere, mineralischere Sassiund der fülligere, wärmere Riflessi. Ähnlichverfährt er bei Gialdis Trentasei undBrivios Platinum, den zwei Megakonzentratender Weinhäuser. Nur muss erda noch präziser arbeiten, damit sie Frischeund Trinkigkeit bewahren, werdendoch beide aus angetrockneten Traubenvinifiziert und lagern bis zu 36 Monate(Trentasei) in neuem Holz.


24 vinummerlot del ticino 25Mike Rudolph, Tenuta San GiorgioDer SenkrechtstarterClaudio Tamborini, Tamborini Carlo erediDer ManagerDiesen Frühling machte die GemeindeAgno Mike Rudolph ein überraschendesGeschenk: Sie liess den Wald unterhalbseiner Rebterrassen roden, um die amLuganer See entlangführende, staugeplagteStrasse nach Ponte Tresa zu schützen.Seither hat der Winzer vom WeingutTenuta San Giorgio freien Blick über dieBucht von Agno.Mike Ru dolph hat sich das nette Präsentzweifellos redlich verdient. Der 48-jährigeZürcher, Unternehmensberater im früherenLeben, ist vielleicht der Senkrechtstarterder <strong>Tessin</strong>er Weinszene. Im Jahr2001 begann er mit der Bewirtschaftungdes wunderbar gelegenen Anwesens. Esgehörte einer Grosstante. Sein Vater hattees vorher auf Weinbau umgestellt. Schrittfür Schritt, intelligent und weitsichtigplanend, baute er den Betrieb aus. Rebbergein Vernate und Agno kamen dazu.Parallel zur steigenden Flaschenproduktionerweiterte er den Keller. Sachtesteigerte er die Flaschenproduktion.Jüngster Coup ist die Bepflanzung einerzwei Hektar grossen Ost-West-Lage inPura, im unteren Malcantone. Mike Rudolphsetzte dort neben weissen Sortenfür einen Spumante und Merlot auchMalbec und Marselan (Cabernet Sauvignonx Grenache). «Wir müssen Strategiengegen die Klimaerwärmung entwickeln.»Acht Hektar umfasst das Weingut jetzt.40 000 Flaschen dürften dereinst produziertwerden. Im Zentrum stehen die dreiRotweine auf Merlot-Basis: Sottoroccia,Crescendo und Arco Tondo. Sie unterscheidensich preislich und stilistisch,sind von eher moderner Machart, aberkeineswegs gekünstelt oder überladen.Rudolph besitzt ein ausgeprägtes Sensoriumfür Lagenunterschiede, arbeitetim Keller eher puristisch und erzeugtauthentische Terroirweine. Der Weinkanton<strong>Tessin</strong> braucht Leute wie ihn. Imbesten Alter, ehrgeizig und topmotiviert,leistet er einen wertvollen Beitrag zurÜberwindung der Stagnation.Nach einer kurzen Kellerbesichtigung inLamone, dem Hauptsitz der TamboriniCarlo eredi SA, geht es mit Claudio Tamboriniin den Malcantone – aus der sterilenAtmosphäre einer Weinproduktionsstättein die freie Natur. Nicht zur Rebbergsbesichtigungzwar. Denn obwohl Schweizer«Winzer des Jahres 2012», ist ClaudioTamborini kein waschechter Winzer mitschwieligen Händen und gebeugtem Rückenim Alter. Vielmehr ist er gewiefterGeschäftsmann, schlauer, vorausblickenderManager.Nein, wir fahren zum Essen zur «TenutaVallombrosa» in Castelrotto, wo Tamboriniein edles Bed & Breakfast mit permanenterKunstausstellung und einemdazugehörenden kleinen Restaurantbesitzt, in dem der frühere 17-Punkte-Koch Silvio Galizzi eine authentische,schmackhafte und nicht überteuerteSüdalpenküche anbietet. Das Anwesenist umgeben vom gleichnamigen Rebberg,in dem einst Ständerat Rossi mitdie ersten Merlot-Stöcke des Kantonspflanzte.Von den <strong>Tessin</strong>er Produzenten, die ihreWurzeln im Weinhandel haben, ist Tamborinizusammen mit Luigi Zanini jener,der die grösste Rebfläche sein Eigennennt. Je nach Lesart sind es 30 (Eigenbesitz)oder 50 Hektar (inklusive kontrollierterFlächen), zumeist auf kleinereParzellen aufgeteilt. Tamborini glaubt anden Merlot: «Wir <strong>Tessin</strong>er bilden dafür inder Welt eine Referenz.» Bestärkt in dieserÜberzeugung haben ihn sicher auchdie vielen persönlichen Wettbewerbserfolgeder letzten Jahre. Täuscht man sich,oder sind seine Merlots parallel dazuopulenter und alkoholreicher geworden?Es fällt manchmal schwer, darin die fürTamborini typische Eleganz und Kühleder früheren Jahre zu finden. Das FlaggschiffCostamagna Riserva oder der Comanohaben die Auszeichnungen wohlnicht ohne Konzession an das gängigeSchönheitsideal gewonnen.


26 vinummerlot del ticino27<strong>Tessin</strong>er Top-MerlotsStilprägendDie hier vorgestellten 16 Weine zählen zum Besten, was das<strong>Tessin</strong> heute hervorbringt. Dabei hat Martin Kilchmann nichteinzelne herausragende Jahrgänge ausgewählt, sondernMerlots, die ihre Topqualität Jahr für Jahr unter Beweis stellen.Luigi Zanini, Riva San VitaleVecchia Masseria RiservaUnterwegs auf ihrem mittlerweile 30 Jahre dauerndenFeldzug zum Weingut mit der grössten selbstbearbeiteten Rebfläche erweitern Vater und SohnLuigi Zanini (Vinattieri/Castello Luigi) ihr Portefeuillesukzessive: Jüngster Coup ist der Erwerb dersieben Hektar grossen Azienda Agricola VecchiaMasseria am Fusse des Monte San Giorgio in RivaSan Vitale. Eridano Luisoni kelterte dort seit 1983einen feinsinnigen, finessenreichen Merlot, der zwischender modernen und der traditionellen <strong>Tessin</strong>erRealität navigierte. Die Zaninis perfektionierten dieseneleganten Stil noch und überraschen mit einemduftigen, aromatischen Wein, zarter und delikaterals ihre monumentalen Spitzengewächse.Huber Vini, MonteggioMontagna Magica2014 wird Daniel Huber seinen 30. Jahrgang keltern.Der Winzer mit breitem Zürcher Dialekt und trockenemHumor kann das Jubiläum mit Stolz feiern:Sein Betrieb ist vorbildlich aufgestellt. Sohn Jonassteht in den Startlöchern. Hubers bekanntesterWein ist der Montagna Magica aus Merlot und einerPrise Cabernet Franc. Der charismatische Name, dieKünstler etiketten und vor allem die konstant hoheQualität begründen das Renommee. In seiner Jugendwird er mit seinen leisen Tönen, der beerigen Frucht,der Holzprägung, dem feinkörnigen Tannin und dersubtilen Säure gern unterschätzt. Seine «burgundische»Finesse und Eleganz sowie sein Reifepotenzialaber begeistern Menschen mit Weinempathie.Familie Klausener, PurascaGran RisavierMauro Ortelli, CortegliaI Trii PinGialdi Vini, MendrisioSassi GrossiCantina del Portico, RiveraConte di LunaEric Klausener, vor 30 Jahren mit seiner Frau Fabienneaus der Romandie ins <strong>Tessin</strong> übergesiedeltund einer der massgeblichen Selbstkelterer derersten Stunde, steckt mitten in der Betriebsübergabean seinen Sohn Sylvain. Mit dem reinsortigen MerlotGran Risavier – früher Gran Riserva – erzeugt er einender Ikonenweine des <strong>Tessin</strong>s. Die über 60-jährigenRebstöcke wachsen im historischen Rebberg Trevanoin Porza bei Lugano. Klausener arbeitet feinfühligund präzise, in den Reben wie im Keller. Der tiefgründigeWein gibt sich mit seinem ausgeprägtenTanningerüst und der markanten Holzprägung in derJugend streng und unnahbar, reift aber fabelhaft undbegeistert im Alter mit Frische und Komplexität.So zurückhaltend, still und bescheiden MauroOrtelli auftritt, so unspektakulär, aber authentischund geradlinig sind seine Weine. Ortelli sucht inihnen weniger Kraft, Struktur und einen auffallendenGerbstoffgehalt als vielmehr Anmut, Eleganzund Trinkigkeit. Sein ehrlichster und dadurch auchtypischster Wein ist der Merlot I Trii Pin. Die Traubenstammen aus verschiedenen, im ganzen Südtessinverstreuten Parzellen. Ortelli baut den nach Kirschenund Zwetschgen duftenden, runden, dezent pfeffrigenWein im Stahltank aus und offeriert 22 000Flaschen von stets gleichbleibender Güte. Währendman an anderen <strong>Tessin</strong>ern nippt, schluckt man denTrii Pin heiter und ungeniert.Die Gialdi-Weine stammen aus der Bassa Leventina,aus dem alpinen Dreieck Giornico, Biasca, Malvaglia.Feliciano Gialdi – temperamentvoll, hemdsärmelig,aber umgänglich – bezieht seine Trauben vonunzähligen Winzern, mit denen er vertrauensvoll zusammenarbeitet.Er selbst lebt in Mendrisio, wo sichBüros und Keller befinden und auch die SüdtessinerWeine des Brands Guido Brivio vinifiziert werden,die ebenfalls zum Besitz gehören. Stolz und Flaggschiffder Gialdi-Linie ist der 1986 erstmals erzeugte,grösstenteils in neuen Barriques ausgebaute SassiGrossi: ein dichter, robuster, röstaromengeprägterMerlot mit einer mineralischen Prägung, die gut zuseinem Namen (grosse Steine) passt.Es ist in den letzten Jahren still geworden umWerner Stucky, so dass man ihn in Erinnerung rufensollte: Stucky war der Wortführer der jungen Selbstkelterer,die in den 80er Jahren mit einem neuenMerlot-Typus Massstäbe setzten. Stucky selberbewirtschaftet steile, steinige Reblagen in Gudo undSementina. Mittlerweile teilt er sich die Arbeit mitseinem Sohn Simon. Während der Jüngere sich mehrum den Merlot Tracce di Sassi kümmert, widmet sichder Ältere dem legendären Merlot-Cabernet Contedi Luna. Täuscht der Eindruck, oder tritt der früherkantig-herbe Wein heute etwas gezähmter auf? Diejüngsten Jahrgänge zeigen bei allem TanninreichtumFrische, Prägnanz und dezenten Schmelz.Sacha Pelossi, PazzalloLamone RiservaAzienda Mondò, SementinaRonco dei Ciliegi RiservaChristian Zündel, BerideOrizzonteTamborini Carlo eredi, LamoneVignaVecchiaSacha Pelossi gehört zur Gruppe der vorzüglichausgebildeten, in Changins diplomierten <strong>Tessin</strong>erÖnologen und Winzern, die – herausgefordert vonder Pionierarbeit der eingewanderten DeutschschweizerSelbstkelterer – mit eigenständigen Weinenantworteten, die den speziellen <strong>Tessin</strong>er Soundbesitzen, den die Kollegen aus dem Norden kraftihrer rigideren Mentalität weniger im Blut haben. SeinMerlot Lamone Riserva aus der Luganeser ToplageSan Zeno ist ein in seiner Jugend noch holzgeprägter,muskulöser, aber eleganter Wein mit schwarzbeerigenNoten, feinstem Tannin und einer lebendigenSäure. Noch gibt es wenige Jahrgänge davon –spannend zu verfolgen, wie er altern kann.Giorgio Rossi ist ein Rückkehrer: Während seinVater Reben und Gehöft über der Magadinoebeneauf der Suche nach einem besseren Leben verliess,knüpfte er wieder an die grossväterliche Traditionan und baute zusammen mit seinem Bruder Andreain 15 Jahren einen hochgeschätzten Winzerbetriebauf. Rossi gelingt es immer wieder staunenswert, dasheisse Klima der Sponda destra in feinen, frischenWeinen zu bündeln. Sein Merlot Ronco dei Ciliegi,dem zur Strukturverbesserung zehn Prozent Cabernetbeigegeben werden, zählt mit seiner intensivenKirsch- und Beerenfrucht, der reizvollen floralen Note,dem kraftvollen Körper und der saftigen Säure zuden charaktervollsten Gewächsen des Sopraceneri.Christian Zündel ist seit 1986, seinem ersten Jahrgang,auf der Suche nach der unprätentiösen, aberpräzisen Übersetzung der südalpinen Herkunft seinerTrauben in den Wein. Vor Irrtümern ist er dabeinicht immer gefeit. Übersetzungshilfen sind ihm einbiodynamisch inspirierter Rebbau und eine möglichsteinfache, handwerklich orientierte Kelterung,die resolut auf jedes Weindoping verzichtet. SeinSpitzenwein, der Orizzonte aus alten Merlotstöcken,assembliert mit wenig Cabernet Sauvignon, ist überdie Jahre immer feingliedriger geworden. Er besitztdezent schwarzbeerige Aromen, eine lebendige,saftige Säure, feinstes, reifeverlangendes Tannin undhat störenden Holzballast weitgehend abgeworfen.Claudio Tamborini wirkt mit zunehmendem Alterimmer entspannter. Die früher oftmals zu beobachtendeSelbstkontrolle wird von einer fast schonheiteren Lockerheit durchbrochen. Grund dafürdürfte sein, dass sich mit dem zukünftigen Eintrittseiner Tochter Valentina ins Geschäft eine Nachfolgeregelungabzeichnet. Ein zweiter Grund sindnatürlich die jüngsten Wettbewerbserfolge, die in derErnennung zum «Winzer des Jahres 2012» gipfelten.Nicht immer ganz vorne dabei ist der VignaVecchia.Zu Unrecht, denn der dichte, robuste Merlot aus altenStöcken des Luganese besitzt eine reife Eleganz undwürzige Geradlinigkeit, die den anderen, manchmaletwas opulenten Tamborini-Weinen abgeht.


28 vinumvinum29monat 2012 merlot del ticinoDIE FASZINIERENDEWELT DER SCHREIBGERÄTEwww.scriptura.ccTenimento dell’Ör, ArzoMerlot Riserva L’ÖrDie Tenimento dell’Ör thront herrschaftlich aufeiner Hügelkuppe bei Arzo mit Panoramablick insMendrisiotto. 1981 kaufte der ehemalige CS-BankerMeinrad Perler das verlassene Bauerngut, dessenName «L’Ör» in einem Dokument von 1710 erstmalsauftaucht, und restaurierte den Weinbau. Späterkommt noch das Weingut La Prella in Genestreriodazu. Als Bauernsohn aus Estavayer-le-Lac reizte ihndiese Herausforderung. Sein schönster Wein unterden vielen Weissen und Roten ist der Merlot RiservaL’Ör. 18 bis 24 Monate in neuen Barriques ausgebaut,hat er das Holz gut verdaut. Ein eleganter, nobler, jaaristokratischer Wein mit schwarzbeerigen Duftnoten,Röstaromen und einer faszinierenden Mineralität.Castello di Morcote, Vico MorcoteCastello di MorcoteDie Familie Gianini kann sich mit dem WeingutCastello di Morcote eines Bijous rühmen, wie es im<strong>Tessin</strong> kein zweites gibt. Die südlich und südöstlichgerichteten Rebberge fallen in Terrassen zumtemperaturregulierenden Lago di Lugano. Die Bödenbestehen aus Porphyr und Granit. Ausnahmsweise istder strapazierte Begriff Grand Cru angebracht. Seitder Önologe Michele Conceprio sich zusammen mitGaby Gianini um die Produktion kümmert, präsentiertsich der Castello di Morcote – 90 Prozent Merlotplus Cabernet Franc – immer köstlicher. Der finessenreicheWein besitzt ein umwerfendes Bouquetmit Noten von Amarenakirsche, Tabak, Lakritz, einenfeinziselierten Körper und eine frische Säure.Cantina Kopp von der Crone Visini,Barbengo ScalaAnna Barbara von der Crone und Paolo Visini habendie Zusammenlegung ihrer Betriebe mit dem Baueines neuen Kellers und Wohnhauses besiegelt. DasBauwerk setzt mit einer eleganten und funktionellenArchitektur aus Glas, Kastanienholz und Sichtbetonein starkes Zeichen. Die zwei komplexesten Weinesind der Balin und der Scala. Der Balin vereint Traubenaus dem Sopra- und Sottoceneri, der Scala stammtaus einem Rebberg in Pedrinate, dem südlichsten Ortdes <strong>Tessin</strong>s. Seine Trauben (80 Prozent Merlot plusCabernet Sauvignon und Petit Verdot) wachsen aufeiner Gletschermoräne, was dem eleganten, virilen,anfänglich etwas strengen Gewächs eine prägnanteSäure und Mineralität schenkt.Adriano Kaufmann, BeridePio della RoccaAdriano Kaufmann zog fast gleichzeitig mit seinenAlterskollegen Daniel Huber und Christian Zündel inden Malcantone. 1983 kelterte er seinen ersten Merlot.Von stetem Verbesserungsdrang beseelt, experimentierteer von Beginn an mit neuen Kellertechniken,was ihm den Ruf des Tüftlers einbrachte. Soweit esdas launische <strong>Tessin</strong>er Klima zulässt, bewirtschaftet erdie Reben biodynamisch. Sein schönster Rotwein istder Pio della Rocca, eine Assemblage von Merlot(85 Prozent), Cabernet Sauvignon und Petit Verdot.Der expressive, dicht strukturierte Wein durchläuftvor der Gärung eine Kaltmazeration, was ihn in seinerJugend unzugänglich macht, ihm aber die Frischeschenkt, die für ein langes Leben bürgt.Fratelli Meroni, BiascaBiasca Riserva P – Le PergoleDie Zwillingsbrüder Marco und Vincenzo Meroni bezeichnensich selber als «Hobbysten» und verweisendamit auf die <strong>Tessin</strong>er Realität der «appassionati»,wie die rund 4000 Hobbywinzer genannt werden.Tagsüber gehen sie dem Brotberuf nach, abendsund am Wochenende bearbeiten sie in der Leventinaund im Bleniotal ihre 26 steinigen Rebparzellen. Für«Feierabendwinzer» besitzen ihre sechs Rotweineeine erstaunlich hohe Qualität, was von der gewissenhaftenRebenpflege zeugt. Die Weine sind wieder «P», dessen Merlottrauben aus reinem Pergolaanbaustammen, grosszügig mit Holzaromengewürzt, dörrfruchtig, robust, besitzen viel kernigesTannin und eine prägnante, frische Säure.Tenuta San Giorgio, Cassina d’AgnoCrescendoDer Malcantone westlich von Lugano gilt als Refugiumder Selbstkelterer. Sie haben den Weinen dieserHügellandschaft einen eigenständigen Ausdruckgegeben. Mike Rudolph leistet dabei seit rund zehnJahren einen hervorragenden Beitrag. Sein WeingutTenuta San Giorgio liegt in spektakulärer Lageoberhalb der Bucht von Agno. Die Rotweine besitzeneine verbindliche, präzise Stilistik, die eine klarherausgearbeitete Frucht mit einer kräftigen Strukturverbindet. Der reinsortige Merlot Crescendo stammtaus einem gut durchlüfteten Rebberg in Vernate. Seinausdrucksstarkes Bouquet geizt nicht mit schwarzbeerigenNoten und einer dezenten Holzprägung. ImGeschmack ist er ausgewogen, saftig, langanhaltend.Hommage an die Kultur und Tradition der Handschrift.

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