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Sanierungskonzept Bergfried 2010 - Burgruine Ried

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Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergInhaltsverzeichnis1. AUSGANGSLAGE 42. EINFÜHRUNG 73. SPÄTROMANISCHER RUNDTURM(<strong>Bergfried</strong>) 83.1 BESCHREIBUNG 83.2 ZUSTAND/SCHADENSBILD 103.3 GEPLANTE MAßNAHMEN 123.3.1 Dokumentation 143.3.2 Bauplanung & Bauinstallation 163.3.3 Baumaterial 173.3.4 Sanierung des aufgehenden Mauerwerksund Rekonstruktion 193.3.5 Mauerkrone 203.3.6 Werksteinsicherung 213.3.7 Unterhalt und Pflege 214. VERWENDETE LITERATUR 223


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erberg1. AusgangslageEtwa 800 m südlich der Pfarrkirche von <strong>Ried</strong>am <strong>Ried</strong>erberg 1 , an den Abhängen des Wienerwaldes,befindet sich auf einer bewaldetenBergkuppe der Standort der ehemaligenBurg <strong>Ried</strong> 2 (Abb. 1).Abb. 1: Auszug aus der ÖK 50, mit Kennzeichnung des Standortes der <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am<strong>Ried</strong>erberg. – © BEV, <strong>2010</strong>.Die Burg – von deren Massivbebauung nurmehr spärliche Reste erhalten sind – zählte im13. Jahrhundert zu den bedeutendsten Anlagenim Land unter der Enns. Vor allem diebeeindruckenden Erdsubstruktionen, die vorgelegtenWälle und Gräben zeugen von dereinstigen Größe und Ausdehnung der Burg(Abb. 2 & 3).<strong>Ried</strong> und Umgebung befand sich nachweislich1033 im Besitz des Hochstiftes Freising. Die Burgselbst dürfte den keramischen Lesefundenzufolge erst zu Beginn des 12. Jh. entstandensein. Als Erbauer der Burg könnten die Hochfreienvon Lengenbach oder auch ein Zweigder Kuenringer in Frage kommen, welche dieHerrschaft <strong>Ried</strong> als Lehen von Freising erhaltenhatten. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts sind dieKuenringer als Besitzer der Burg nachweisbar.41KG <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg, MG Sieghartskirchen,VB Tulln.2Parzelle 311/1, EZ 141


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAbb. 2: Auf ALS-Daten basierendes Höhenmodell der <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg. Ansichtvon Nordwesten. Deutlich sind die vorgelagerten und teilweise umgebenden Wälleund Gräben zu erkennen. – © Land Niederösterreich.Abb. 3: Auf ALS-Daten basierendes Höhenmodell, der ehemaligen Buranlage. Ansicht vonOsten. – © Land Niederösterreich.Im Jahre 1280 tauschte Albero V. von Kuenringdie Burg gegen die Belehnung mit Rossatz.Als Besitzer der Burg folgte der LandschreiberKonrad von Tulln. Durch seine Tochter Adelheidkam die Burg und Herrschaft an Otto vonKahlenberg, dessen Nachkommen sich fortanSchenken von <strong>Ried</strong> nannten. Im Jahre 1457wird die Burg bereits als „öder Burgstall“ bezeichnet,was wohl das Ende als Ansitz kennzeichnet1 . Seither verfiel die Burg und wurde53Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser,zwischen Greifenstein und St.Pölten, Niederösterreich 6 [II/1],57f.


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergnach derzeitigem Wissensstand nicht wiederaufgebaut. Sie diente nachweislich auch alsSteinbruch zum Bau des ehemaligen Franziskanerklosters„Santa Maria in Paradyso“ in <strong>Ried</strong>,sowie für die umliegende Bevölkerung für denBau von Wirtschafts- und Wohngebäuden.Die Windbrüche der Jahre 2007 und 2009, diedarauf folgende mechanische Beseitigungdes Bruchholzes, sowie Wind und Witterunghaben dazu beigetragen, dass die wenigenbaulichen Reste der Burg in ihrem Bestandstark gefährdet sind (Abb. 4).Abb. 4: <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg. Zustand der Rundturmruine(<strong>Bergfried</strong>) nach den Windbrüchen im Jahr 2009.– B. Arnold, Mai 2009.6


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAufgrund dieser Situation und durch Initiativeder lokalen Bevölkerung wurde der „Verein zurErhaltung und Erforschung der Burg <strong>Ried</strong> am<strong>Ried</strong>erberg“ gegründet 4 (Abb.5). Dieser hatsich zum Ziel gesetzt nicht nur die baulichenReste vor dem weiteren Verfall zu sichern, sondernauch das Ruinengelände zu erschließenund durch eine langfristig Pflege und Informationstafelnvor Ort ein attraktives Bau- und Bodendenkmalzu bieten.2. EinführungIm Hinblick auf eine öffentliche Zugänglichkeitmit Wirkung auf den Fremdenverkehr bzw. aufdie mögliche kulturelle Nutzung des Ruinengeländes,wurden verschiedene Erwägungengetroffen. So ist es unumgänglich, dem zukünftigenBesucher durch die Erhaltung wichtigerbauhistorischer Details, einem gefährdungsfreienUmfeld (Absicherung bzw. Sperrungbestimmter Zonen) und die Information (Beschilderungbezüglich des historischen Hintergrundesund der bauhistorischen Bedeutung)einen attraktiven Zugang und eine problemloseBegehung der Ruine zu gewährleisten.Anderseits müssen die Prinzipien der modernenDenkmalpflege berücksichtigt werden,ist doch von Anbeginn vorgesehen, währendund vor allem nach der archäologischen Untersuchungdes romanischen <strong>Bergfried</strong>s dievon Witterung und Frost besonders gefährdetenfreigelegten Mauerreste zu sichern. Dabeiwird angestrebt einer möglich „sanften“ Sanierungsmethodeden Vorzug zu geben 5 .Es ist geplant, zur Ergänzung und Schließungbestimmter Problemstellen ausschließlich diewährend der Ausgrabungen ausgesondertenoriginalen Materialien (Kalksteinquader, Bruchsteineund Ziegel) wieder zu verwenden unddie Einbeziehung moderner und ortsfremderBaustoffe (Beton, Stahlkonstruktionen, usw.)auszuschließen.Die Verwendung eines in der Baudenkmalpfle-Abb. 5: Logo des Vereins zurErhaltung und Erforschungder Burg <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg.– Entwurf und Ausführung:B. Arnold, <strong>2010</strong>.4Verein zur Erhaltung und Erforschungder Burg <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg,ZVR-Zahl 777590310,Fliedergasse 8, A-3443 Elsbach.www.burgried.at5Als Beispiele für eine über Jahrehinweg bewährte „sanfte“ Burgsanierungsollen hier Sachsendorf amManhartsberg (NÖ), Rehberg (NÖ)und Puchberg am Schneeberg(NÖ) angeführt werden.7


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergge bereits bewährten Mörtelgemisch aus Kalk,Trass und Sand soll eine langfristige Haltbarkeitder sanierten Mauern gewährleisten. Das Mischungsverhältnismuss wohl in bestimmten Bereichengeringfügig modifiziert werden. Da besondererWert auf den Erhalt der bestehendenBausubstanz gelegt wird, müssen von Erdreichoder Wurzelwerk in Mitleidenschaft gezogeneMauerpartien, aber auch Mauerausbrücheund –breschen sowie offen liegende Mauerkerneund beschädigte Mauerschale dem jeweiligenZustand angemessen vorgesäubertund ausgelöst werden, bevor sie fachgerechtgeschlossen, aufgemauert bzw. ausgefugtwerden können.In der Folge sollen die für <strong>2010</strong>/11 geplanteneinzelnen Arbeitsschritte die vorerst die Restedes spätromanischen Rundturmes betreffenerläutert werden.3. spätromanischer Rundturm (<strong>Bergfried</strong>)3.1 BeschreibungAm südlichen Rand des Kernwerkes, gegenden Abschnittsgraben vorgeschoben befindensich die Reste des runden <strong>Bergfried</strong>es.Der Turm mit einem Durchmesser von ca. 10 mund einer Mauerstärke von 1,80 m ragt nochetwa 4 m hoch aus seinem Schuttkegel empor(Abb. 6).Die Mauertechnik der Außenschale – quaderhafteshammerrechtes Bruchsteinmauerwerk,aus Kalksteinblöcken versetzt in Einzellagenvon durchschnittlich 30 cm - legt eine Errichtungum 1200/40 nahe (Abb. 7). Der Rundturmist als Schalenmauerwerk ausgeführt, die Mauerfüllung(Mauerkern) besteht aus opus spicatum-artigversetztem plattigen bis blockigenBruchsteinen. Vergleichbare Mauerstrukturenfinden sich am <strong>Bergfried</strong> der <strong>Burgruine</strong> Puchbergam Schneeberg (NÖ) 6 (Abb. 8), dem Pallasder Burg Starhemberg (NÖ) 7 und am Beringder <strong>Burgruine</strong> Grossau bei Raabs 8 (Abb. 9).6dendrochronologisch um/nach1204/1205. vgl. Ronald Woldron,Artikel „Vordergrimmenstein“. In:Karin Kühtreiber/Thomas Kühtreiber/ChristinaMochty-Weltin/MaximilianWeltin/Ronald Woldron,Wehrbauten und Adelssitze Niederösterreichs.Viertel unter demWienerwald 2 (St. Pölten 2003), S.21–25.7historisch um 1236/40. vgl. ThomasKühtreiber, „...inexpugnabiliaad tempora longa munivit“.Skizzen zur hochmittelalterlichenBaugeschichte. In: Barbara Schedl(Hrsg.), Starkenberch urbs. Ein virtuellesModell der Burg Starhembergin Niederösterreich. Virtuelle Mediavistik®1 (Wien 2000) S. 8–21.8historisch um 1200/20. Oliver Fries,unpubliziert.8


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAbb. 6: <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg. Zustand der <strong>Burgruine</strong> im Juni, <strong>2010</strong>. –B. Arnold, <strong>2010</strong>.Abb. 7: <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am<strong>Ried</strong>erberg. Detail des spätromanischenMauerwerksder Außenschale des <strong>Bergfried</strong>s.– Oliver Fries, <strong>2010</strong>.Abb. 8: <strong>Burgruine</strong> Puchbergam Schneeberg. Detail desMauerwerks am <strong>Bergfried</strong>. –Oliver Fries, 2007.9


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAbb. 9: <strong>Burgruine</strong> Grossaubei Raabs. Detail des romanischenMauerwerks desBering. – Oliver Fries, 2009.Das Mauerwerk war steinsichtig gearbeitet –ohne flächigen Aussenputz – die Textur derOberfläche war nur durch das in den verpresstenFugenmörtel mit der Kelle geritzte Fugennetz(sogenannter Kellenstrich) bestimmt(Abb. 10). Gegen Nordwesten befand sich einHocheinstieg, der sich wohl in einer Höhe vonca. 4 m über ehem. Hofniveau befand. DieSchwelle, sowie die Laibung dieses Portals sindaus sauber gearbeiteten Flyschsandsteinquadernund Kellenstrich in den Lager- und Stoßfugengearbeitet (Abb. 11).3.2 Zustand/SchadensbildAus einem ca. 5 m hohen Schuttkegel ragendie wenigen obertägigen erhaltenen Restedes ehemaligen <strong>Bergfried</strong>es. Nach ihrem Verlassen,wurde die Burg als Steinbruch genutzt,um billiges Rohmaterial für jede Art von Bauvorhabenzu gewinnen. Dabei wurden vorwiegendnur die „guten“ Steine aus dem Mauermänteln(Mauerschale) gebrochen, so dassalleine der aus unbrauchbaren Steinen undMörtel bestehende Mauerkern überblieb. Indiesem Fall ist er höher erhalten als die Mauerschale.An der Außenseite wurde die Mauerschalebis auf das rezente Begehungsniveauabgebrochen. Die Innenschale ist im Gegensatzzur Außenschale noch viel höher erhalten.10


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAbb. 10: <strong>Burgruine</strong> Rabenstein an der Pielach. Detail der pietra rasa-artigen Oberfläche imInneren des <strong>Bergfried</strong>es. Ein vergleichbarer Befund konnte auch in <strong>Ried</strong> festgestellt werden.– Oliver Fries, 2006.Besonders gefährdet erscheint derfreiliegende Mauerkern an der Westseite des<strong>Bergfried</strong>s. Hier wurde über die Kante desSchutthügels durch Jahrzehnte hinweg dasRegen- und Schmelzwasser nach unten abgeleitet.Das Mauerwerk wurde dadurch so hinterspült,sodass beträchtliche Teile des Mauerwerksüberhängen und vom Absturz bedrohtsind (Abb. 12).Der hier am häufigsten auftretende Schadenist die fortgeschrittene Mörtelerosion, die zwaram Reiz des Gesamteindruckes der Ruine wesentlichenAnteil hat, zugleich aber die größteGefahr für den Baubestand darstellt. Da jedochdas Kernmauerwerk standfest erscheint,11


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAbb. 11: <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg. Aufnahmedes Hocheinstieges nachdem derdarin befindliche Wurzelstock bei Waldarbeitenherausgegraben wurde.Oliver Fries, 2009.Abb. 12: <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg. VomAbsturz gefährdeter Mauerkern.Oliver Fries, 2009.besteht die Möglichkeit einer Teilweisen Rekonstruktionder Mauerschale.Der Fugenmörtel in den Lager- und Stoßfugender Schale ist größtenteils bis auf eine Tiefe von5 cm ausgewittert. Die Mauerkrone zeigt sichin einem überraschend guten Zustand, jedochist auch hier der Fugenmörtel stellenweise angewittert.Der Rundturm wurde vermutlich durch einenzeitlich unbestimmten Brand stark beschädigtbzw. zerstört. An der Innenschale sind Brandrötungund Abplatzungen infolge starker Hitzezu beobachten. Auch die Sandsteinquaderder Hocheinstiegslaibung sind bis zu 3 cm tiefbrandgeschädigt (Abb. 13).3.3 geplante MaßnahmenIm Zuge einer archäologischen Untersuchung 9soll das Innere des <strong>Bergfried</strong>es bis ca. 40 cmunter die Kante der Hocheinstiegsschwelle9Durchführung durch ARGIS ArchäologieService, A-8114 Kleinstübing56, Steierkark.www.argis.at12


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAbb. 13: <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg, rechte Portallaibung. Detail der brandgeschädigtenOberfläche der Gewändesteine. – Oliver Fries, 2009.freigelegt werden um den lastenden Druckvon den Turmmauern zu nehmen. Paralleldazu, soll der Schuttkegel um den Rundturmauf eine Tiefe von ca. 1,50 m abgegrabenwerden, um festzustellen, ob der Zustand desbestehenden Mauerwerks eine Rekonstruktionder Außenschale gestattet. In einem weiterenArbeitsschritt soll das Mauerwerk von lockeremSteinmaterial und Mörtel durch Auskratzen undAuslösen befreit werden, danach folgt die Aufmauerung/Rekonstruktionder Außenschale inromanischer Mauertechnik.Nach Beendigung der archäologischen Untersuchungenim Turminneren soll auf Schwellenhöhedes Hocheinstieges ein Lehmstapfbodenerstellt werden. Um den Wasserhaushalt vorallem seinen geregelten Abfluss zu gewährleisten,soll über ein Rüstloch das anfallendeWasser von Innen durch die Mauerstärke nachaußen geleitet werden.13


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erberg3.3.1 DokumentationIm Zuge der Freilegung und vor der Sanierungwird der Ist-Zustand von Archäologie und Bauforschungdokumentiert. Die Bestandsaufnahmedient nicht nur zum besseren Verständnisder Baugeschichte, sondern sie liefert auchdie nötigen Grundlagen, um den Rahmenund den Umfang der Sanierungsarbeiten abzustecken.Im Vorfeld der Arbeiten wurde bereits das Arealdurch 9 vermessene Fixpunkte in das Landeskoordinatensystemeingebunden. Darauffolgte eine erste Vermessung des Kernwerks(Abb. 14) und die Erstellung eines dadurch abgeleitetenHöhenmodells (Abb. 15). Weiters wurdeeine steingerechteOrthoaufnahme des<strong>Bergfried</strong>es im Maßstab1: 20 angefertigt(Abb. 16).Die weitere Dokumentationrichtet sich nachden verbindlichenRichtlinien für archäologischenAusgrabungenin Österreich (Stand:21. Dezember 2009) 10 .Abgesehen davonwird von der Bauforschungvor Beginn derArbeiten eine Fotodokumentationerstellt.Nach der Reinigungwerden die Mauernphotogrammetrischaufgenommen und inder Aufsicht im Maßstab1:20 steingerechtumzeichnet. Anhanddieser Grundlage werdeneine SchadensundBaualterkartierung,sowie eine petrographischeAufnahme desAbb. 14: Erste Planaufnahme nach Vermessung des Kernwerkes.– B. Arnold, Juni <strong>2010</strong>.1410http://www.bda.at/documents/261989514.pdfletzte Aufruf: 21: Juli <strong>2010</strong>.


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergAbb. 15: Von der Vermessung abgeleitetes Höhenmodel der obertägigen Reste des <strong>Bergfried</strong>s.– O. Fries und B. Arnold, Juni <strong>2010</strong>.Abb. 16: Steingerechte Aufnahme der Maueraufsicht des spätromanischen <strong>Bergfried</strong>s,nach erfolgten Waldarbeiten. – Oliver Fries, Bearbeitungsstand 11/ 2009.15


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergMaterialinventars angefertigt.Im Vorfeld der Mauerwerksanierung müssendrei wesentliche Fragen geklärt werden:Sind die Mauern tragfähig? Sind die Mauerngeschädigt?Welche Mauerpartien sind so stark zerstört,dass sie möglicherweise abgetragen werdenmüssen?Wie weit sollen die Mauern neu aufgeführtund ergänzt werden? Ist eine Rekonstruktionnotwendig und erwünscht?3.3.2 Bauplanung und BauinstallationAbb. 17: Beispiel für einenIBC-Container auf Holzpalettemit einem Fassungsvermögenvon 1000 l. – OliverFries, 2009.Um einen reibungslosen Arbeitsablauf zu gewährleistenwerden auf der Baustelle Wasserund Elektrizität zur Verfügung stehen.Zur Wasserversorgung vor Ort werden zweiIBC-Container auf Palette á 1000 l aufgestellt(Abb. 17). Diese werden freundlicherweise vonder FF <strong>Ried</strong> am <strong>Ried</strong>erberg und Privaten beiBedarf gefüllt.Zur Stromversorgung wird ein durch Vergaserkraftstoffbetriebener Generator aufgestellt.Im Zuge des laufenden Baufortschrittes wirdan der Außenseite des Bergrieds ein Baugerüstaufgestellt auf dem durch Plastikplanengedeckte Notdächer mit einer Neigung von35° montiert werden. Die Notdächer verbleibenwährend der gesamten Sanierungsphaseals Schutz vor direkter Nässe (Regen, Schnee)über dem Mauerwerk.Um eine gleich bleibende Mörtelqualität zugewährleisten wird der Einsatz einer elektrischbetriebenen Mörtelmischmaschine angestrebt.Das Abmischen des Fugenmörtels kannohne Bedenken auch in Wannen erfolgen.Alle Maurerarbeiten werden durch einenMaurermeister mit Erfahrung in der Baudenkmalpflegdurchgeführt, sowie durch einen16


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergMaurergesellen und durch geschulte Laienunterstützt.3.3.3 Baumateriala) BausteineEin großes Problem bildet stets die Beschaffunggeeigneter Bausteine. In diesem Fallliegt zwar viel Material auf dem Mauerschutt,doch diese Steine sind in den seltensten Fällenfür die Mauerschale geeignet. Leider sinddie meisten Steine durch die verschiedenstenWitterungseinflüsse stark beschädigt und reichennur noch als Füllmaterial für den Mauerkern.Bisher konnten jedoch ca. 100 Stück Kalksteinquadergesammelt werden, die in ihrer Formund Größe – ohne geringer Nachbearbeitung– sowie ihres Materialzustandes für die Rekonstruktionder Außenschale des <strong>Bergfried</strong>s geeigneterscheinen. Sollte der Bedarf an weiteremQuadermaterial anfallen, so befindet sichca. 300 m südlich der Anlage ein Steinbruch,in dem noch ausreichend geeignetes Steinmaterialbereits gebrochen vorhanden ist.Vor der Vermauerung müssen die Steine saubersein, denn die Verbindung mit dem Mörtelwürde durch anhaftenden Schmutz beeinträchtigt.b) SandEine gute Sandmischung ist eine wichtige Vorraussetzungfür einen dauerhaften Mörtel. Diebesten Resultate – nicht nur in Hinblick auf Farbeund Annäherung an das Original - werdenerzielt, wenn er direkt über lokale Quellen bezogenwird. Der Sand sollte eine Körnung bis8 mm aufweisen, damit der Mörtel eine strukturierteOberfläche erhält. Größere Körnung(> 20mm) können für den Mauerkern verwen-17


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergdet werden, da im originalen Mörtel derartgrobe Komponenten auch vorhanden sind.c) Mörtel und BindemittelEs wird empfohlen, den Einsatz von Zementengrundsätzlich auszuschließen. Sicherlich kannKalkmörtel nicht die hohe Bindekraft wie Betonbieten, aber Ästhetik und Verträglichkeitvon neuem Kalkmörtel zu altem Mauerwerkist um vieles höher. Es fällt daher die Entscheidungauf eines in der österreichischen Baudenkmalpflegebewährtes Mörtelgemisch ausKalk : Trass : Sand.Folgende Baustoffe werden empfohlen:BAUMIT TrassitPlus, gemäß ÖNORM EN 459-1 HL 5 (mit 8% Zementanteil, in Säcken à 40 kg erhältlich)http://www.baumit.at/upload/pimdam/pdb/Baumit_TrassitPlus.pdfDULLINGER Ges.m.b.H. Trassmehl, gemäß ÖNORM EN459 (reiner Trass, ohne Zuschlagsstoffe, in Säcken à 25kg erhältlich)http://www.kalk.at/de/download/datenblatt_trass.pdfBAUMIT SumpfKalk, gemäß ÖNORM EN 459-1 & 2,(pastöser Kalkteig, abgelagert, in Kübeln á 20 kg undFässern á 250 kg erhältlich)http://www.baumit.at/upload/pimdam/pdb/Baumit_SumpfKalk.pdfBaumit SpeziKalk, Kalkhydrat CL 90-S, gemäß ÖNORMEN 459-1(sogenannter Luftkalk, in Säcken á 60 kg erhältlich)http://www.baumit.at/upload/pimdam/pdb/Baumit_SpeziKalk.pdfFür die Herstellung eines grobkörnigen Mörtelsfür den Mauerkern, der Lager- und Stoßfugenzur Rekonstruktion der Mauerschale und zurFüllung des Mauerkerns wird folgendes Mischverhältnisempfohlen:1 Teil Kalkhydrat : 1,5 Teile TrassitPlus : 6-8 TeileSand18


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergFür den Mörtel des Mauerkerns wird zusätzlichdie Beimengung von Kalksteinsplitt angestrebt.Für die Herstellung eines feinkörnigen Fugenmörtels,zum Neuverfugen des bestehendenMauerwerks und zur Verfugung des rekonstruiertenMauerwerks, sowie als Verschleißschichtfür die Mauerkrone wird folgendes Mischverhältnisempfohlen:1 Teil Sumpfkalk : 1 Teil Trass : 5 Teile Sand ( > 4mm Korngröße)Dieses Mörtelgemisch eignet sich auch zumFestigen und Hinterfüllen von historischen Putzenund der Herstellung einer pietra rasa-artigenVerfugung.3.3.4 Sanierung des aufgehenden Mauerwerksund RekonstruktionVor Beginn der Konservierung und Rekonstruktionmuss alles lose Material entfernt werden.Wie weit dies geschehen soll, ist von Fall zu Fallzu entscheiden. Grundsätzlich sind diese Arbeitenmit einfachen Werkzeugen, wie Kellenund Kratzern auszuführen. Das Reinigen derFugen geschieht am besten mit Wasser undHandbesen.Es wird angestrebt die Rekonstruktion der originalenMauertechnik anzugleichen 11 .Auf eine gute Verbindung des originalen mitdem neuen Mauerwerk ist besonders zu achten.Normalerweise bildet die sauber geputzteOberfläche des originalen Mauerwerks durchihre rohe und zerklüftete Oberfläche, eineideale Haftbrücke für das neue Mauerwerk.Bei der Rekonstruktion ist besonders auf einegleich bleibende Mörtelqualität zu achten,sonst können Trennflächen entstehen. Parallelzum Aufmauern muss daher, dass Ausfugenund Schließen der Fugen geschehen.Um eine „Brücke“ zwischen originalem Bestandund der Rekonstruktion zu schaffen, wird dasZurücksetzen der rekonstruierten Außenschale10vgl. <strong>Burgruine</strong> Lichtenberg inSüdtirol.19


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergum einheitliche 5 cm vorgeschlagen. Von einer„Trennline“ durch Ziegellagen oder eingefärbtenMörtel wird aus ästhetischen Gründenabgeraten.Um ein Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern,soll die dadurch entstehende Kantedurch das schräge Verpressen des Fugenmörtelsin der Lagerfuge vermieden werden.3.3.5 MauerkroneDie Lebensdauer jeder Mauerwerkssanierungist direkt von der Qualität der Ausführung undder angewandten Methode im Bereich derMauerkrone abhängig. Eine „dichte“ Mauerkroneverhindert das Eindringen von Wasser inden Mauerkern und somit die daraus resultierendenFrostsprengungen. Sie muss so konstruiertsein, dass weder Regen noch Schmelzwasserliegen bleiben kann. Eine zu starkeDichtigkeit (reine Zementschicht) ist zu vermeiden,da das darunter liegende weichere Mauerwerksmaterialdurch Staunässe geschädigtwerden würde.Um der Ruine nicht ihr pittoreskes Aussehenzu nehmen muss unbedingt ein „gerades“Abmauern der Krone vermieden werden(Abb. 18). Vielmehr sollte die bestehende Silhouettebelassen werden und durch bombier-Abb. 18: <strong>Burgruine</strong> Rehberg,Südbering. Musterbeispielfür das Beibehalten der pittoreskenSilhouette. – OliverFries, 2006.Abb. 19: <strong>Burgruine</strong> Prandegg(OÖ). Beispiel für die Gestaltungeiner Mauerkronedurch Auftragen einer bombiertenVerschleißschicht. –BDA, 2008.Abb. 20: <strong>Burgruine</strong> Puchbergam Schneeberg. Aufsichtauf die Kronensicherung desZinnenkranzes. – Oliver Fries,2007.20


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erbergtes Auftragen einer Verschleißschicht auf denFugen der Abfluss des Wassers gewährleistetwerden (Abb. 19 & 20).3.2.6 WerksteinsicherungBisher konnte nur an der Schwelle und der Laibungdes Hocheinstiegs die Verwendung vonsteinmetzmäßig bearbeiteten Werksteinen ausFlyschsandstein beobachtet werden. Da dieOberflächen dieser Werksteine durch Brandsehr stark beeinträchtigt sind muss eine Festigungdurch einen Sandsteinverfestiger – z.B.:Kieselsäureesther – erfolgen, um ihren zukünftigenFortbestand im Freien zu gewährleisten.3.3.7 Unterhalt und PflegeDa sich die <strong>Burgruine</strong> <strong>Ried</strong> im dichten Hochwaldbefindet, erfordert es künftig viel Aufmerksamkeit,da die Wurzeln der Bäume, Sträucherund Kletterpflanzen dem Mauerwerk auchin Zukunft zusetzen werden. Große Schädenkönnen auch in Zukunft durch die Hebelkräfte,welche die hohen Bäume auf das Mauerwerkübertragen angerichtet werden. Es ist daherunerlässlich, schädlichen Bewuchs regelmäßigzu entfernen. Ein bestimmter Pflanzenbewuchsgehört zum Bild jeder Ruine, doch ist er so inSchranken zu halten, dass er den Baubestandnicht schädigen kann.Ein besonderes Negativbeispiel bildet die von1979 bis 1983 archäologisch ergrabene <strong>Burgruine</strong>Imbach (NÖ), die sich ohne begleitendes<strong>Sanierungskonzept</strong> heute in einem problematischenZustand befindet. In ihrem Fall wärees erforderlich gewesen, wenn sie wieder vomschützenden Erdreich bedeckt worden wäre.Zur langfristigen Sicherung der Mauerkronenund der Verfugung muss besonders nach denjährlichen Frostperioden der Kalkmörtel aufmögliche Frostschäden untersucht werden.Eventuelle Rissbildungen oder Abplatzungenan besonders exponierten Bereichen müssen21


Te c h n i s c h e s Sa n i e r u n g s k o n z e pt <strong>Bergfried</strong> Bu r g r u i n e <strong>Ried</strong> a m <strong>Ried</strong>erberglaufend ergänzt werden. Die Mauerkronen sinddurch Techniken wie Bombierung mit zusätzlichenVerschleißschichten gegen Frost- undWitterungserosion zu sichern. Sich ansiedelnderWildwuchs an der Mauersubstanz mussschonend entfernt werden, um Humusbildungzu unterbinden und tiefwurzelnden Pflanzenkeinen Nährboden zu bieten.Der zukünftige Unterhalt der Anlage erfordertkeine großen finanziellen Mittel und wird künftigvom Verein besorgt.4. Verwendete LiteraturDie Burgenforschung und ihre Probleme. Ergraben – Konservieren – Restaurierung.Symposium in Krems an der Donau vom 3. bis 5. November1992. Fundberichte aus Österreich. Materialhefte A2, BundesdenkmalamtAbteilung für Bodendenkmale (Hrsg.), Horn 1994.G. St a n z l, Zur Instandsetzung von historischem Mauerwerk aus Naturstein,in: Das Baudenkmal. Nutzung und Unterhalt, Veröffentlichung derDeutschen Burgenvereinigung e.V., Bd. 8, Braubach 2001, 132 – 149.Wilfried Pfefferkorn, Stand der Dinge bei der baulichen Sicherung vonRuinen. In: ARX, Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und Südtirol,Heft 2/1984, Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.). 32 – 40.Markus Ei d e n, Vortragsmanuskript (I. Internationale Tagung der Institution„Restauratoren ohne Grenzen“zur Konservierung und Restaurierungvon Wandmalerei in Cordoba, 28.-31 März 2001). „Chemie (und Physik)rund um das Kalkbrennen (-löschen und Verarbeiten)“, Berlin 2001.P. Mi r w a l d, Th. Bi d n e r, A. Recheis, Die mineralogisch-materialwissenschaftlichenund geologischen Untersuchungen auf Schloss Tirol. in: Bauforschungauf Schloss Tirol/Studi di storia edilizia a Castel Tirolo, Heft 2/2002,10 – 42.Raimund Rh o m b e r g und Andreas Pi c h l e r, <strong>Burgruine</strong> Puchberg am Schneeberg,Bauhistorische Analyse und Sanierung, 2. Auflage, Puchberg2006.22

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