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Coup de glotte - Halseband, Christian

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<strong>Coup</strong> <strong>de</strong> <strong>glotte</strong> 1Kirsten Flagstads und Manuel Garcias „<strong>Coup</strong> <strong>de</strong><strong>glotte</strong>“Ich wie<strong>de</strong>rhole meinen Dank an Alan Lindquest, dass mir geholfen hat, meinestimmliche Gesundheit wie<strong>de</strong>rzuerlangen, nach<strong>de</strong>m ich auf <strong>de</strong>r Universitätstimmschädigen<strong>de</strong>n Unterricht hatte. Meine Erholung verdanke ich unteran<strong>de</strong>rem Lindquests von Manuel Garcia übernommenen „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“,<strong>de</strong>m gesun<strong>de</strong>n Stimmbandschluss. Viele verstehen dieses Prinzip falsch. Eshat nichts mit einem „Glottisschlag“ zu tun. Lindquest erklärt dies 1949 ineinem Artikel für das NATS Journal. Der sanfte Stimmbandschluss, wieLindquest ihn <strong>de</strong>finiert hat, be<strong>de</strong>utet nichts weiter als es <strong>de</strong>n Stimmbän<strong>de</strong>rnnach <strong>de</strong>r Einatmung zu ermöglichen, sich sanft anzunähern und dann <strong>de</strong>nTon ohne das Herausdrücken von Atemluft dafür aber mit einer Dehnung<strong>de</strong>r unteren Rückenmuskulatur zu beginnen. Es ist <strong>de</strong>r Atemdruck, <strong>de</strong>r einenGlottisschlag erzeugt. Der Glottisschlag wie<strong>de</strong>rum ist ein Vorgang, bei<strong>de</strong>m die Stimmbän<strong>de</strong>r mit Gewalt auseinan<strong>de</strong>rgebracht wer<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>msie sich geschlossen hatten. Das ist extrem schädlich für die Stimmbän<strong>de</strong>rund sollte niemals praktiziert wer<strong>de</strong>n. Garcías Prinzip hingegen hat damitnichts zu tun und darf mit einer so zerstörerischen Technik auch nicht verwechseltwer<strong>de</strong>n.Als ich im Jahre 1979 Alan Lindquest traf, lässt sich meine stimmlicheSituation wie folgt beschreiben: Die Stimmbän<strong>de</strong>r näherten sich nach <strong>de</strong>rEinatmung nicht einan<strong>de</strong>r an. Dauernd „überblies“ ich die Stimmbän<strong>de</strong>r, daich nichts davon wusste, <strong>de</strong>n Atemdruck mit <strong>de</strong>m Körper zurückzuhalten.Als Resultat <strong>de</strong>s zu hohen Atemdrucks schob sich mein Unterkiefer vorne.Wegen <strong>de</strong>s sich daraus ergeben<strong>de</strong>n Würgereflexes war meine Zunge so verspannt,das sie die Form eines Löffels annahm. Beim vergeblichen Versuch<strong>de</strong>n Atem durch <strong>de</strong>n Kehlkopf zu führen (genau genommen drückte ich <strong>de</strong>nAtem durch <strong>de</strong>n Kehlkopf), viel mein Oberkörper zusammen. Das Herausdrücken<strong>de</strong>s Atems war <strong>de</strong>r Versuch, einen resonanten Klang zu erzeugen.In Wahrheit konnte ich wegen <strong>de</strong>r verschlossenen Kehle keinen resonantenKlang erzeugen. Der Kehlkopf wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n unglaublichen Atemdruck ineine hohe Position gedrückt. Mein Kehlkopf bewegte sich entsprechend <strong>de</strong>mVibrato nach oben und unten. Ich bekam ein weites Vibrato (Wackeln). Ichwar erst 28 Jahre alt und meine Stimme war bereits ruiniert hauptsächlichauf Grund <strong>de</strong>s schrecklichen Unterrichts, <strong>de</strong>n ich durch Lehrer bekommenhatte, die nichts von <strong>de</strong>r „alten Schule“ verstan<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r Ausbildung die zuBeginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts so viele Weltklasse-Sänger hervorgebrachthatte.Da ich im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vereinigten Staaten aufgewachsen bin, hatte ichmir die ungesun<strong>de</strong> Art <strong>de</strong>s verhauchten Sprechens angewöhnt, um „leisesprechend“zu sein. In <strong>de</strong>r Kultur <strong>de</strong>r Südstaaten gilt lautes Sprechen alsunhöflich. Somit ist das verhauchte Sprechen ein ungesun<strong>de</strong>r Versuch leiseund sanft zu sprechen. Präsi<strong>de</strong>nt Bill Clinton litt während seiner Wahlkampagnestark unter <strong>de</strong>m verhauchten Sprechen und sah ein, dass er einenStimmtrainer benötigen wür<strong>de</strong>, um nicht heiser zu wer<strong>de</strong>n. Meine Freundinund Kollegin Dr. Barbara Mathis hat vor Jahren bewiesen, dass sich die verhauchteKlangerzeugung schädlich auf die Stimme auswirkt. Wahrscheinlich


<strong>Coup</strong> <strong>de</strong> <strong>glotte</strong> 2hat sie die Stimme ausgiebiger wissenschaftlich erforscht als je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>reLehrer in <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten. Wenn ich ein junger Stu<strong>de</strong>nt wäre, gingeich zum Studieren zu ihr. Scheinbar bin ich nicht nur mit ungesun<strong>de</strong>nSprechgewohnheiten aufgewachsen, son<strong>de</strong>rn bin auch ein Opfer einer unverantwortlichenUnterweisung an <strong>de</strong>r Universität gewor<strong>de</strong>n. Durch diesekonfuse Art zu unterrichten war ich jahrelang stimmlichem Missbrauch ausgesetzt.Ebenso schädlich war, dass ich ein lyrischer Bariton war, <strong>de</strong>n je<strong>de</strong>rChorleiter zu einem Tenor machen wollte. Das ist <strong>de</strong>r Grund, warum ich <strong>de</strong>rfesten Überzeugung bin, dass das Singen im falschen Stimmfach schädlichfür die Stimme ist.Ich erinnere mich an eine lustige Geschichte, die Alan Lindquest mirerzählte. Das war seine Art ein schlagen<strong>de</strong>s Argument zu bringen. Im Jahre1929 arbeitete Lindquest mit einem italienischen Lehrer in New York. Nach<strong>de</strong>m<strong>de</strong>r Tonfilm nach Hollywood gekommen war, waren viele Karrierenaufgrund von Akzenten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tatsache, dass die Zuschauer <strong>de</strong>n Klangeiner Stimme nicht mochten, been<strong>de</strong>t. Auf je<strong>de</strong>n Fall hatte Lindquests LehrerCellini einen Klienten, <strong>de</strong>r ein Hollywood-Schauspieler war. Der Schauspielerhatte einen fremdartigen Klang in seiner Sprechstimme. Eine verhauchtequietschige Klangqualität, die seine Stimme eher wie eine Komödien-Stimmeals wie die eines Hauptrollendarstellers klingen ließen. DieserStu<strong>de</strong>nt kam dreimal am Tag für zwanzig Minuten, um an Garcías „coup <strong>de</strong><strong>glotte</strong>“ zu arbeiten. Innerhalb eines Monats bekam <strong>de</strong>r Schauspieler eineresonante und schöne Sprechstimme, die für die Hauptrollen geeignet war.Der Name <strong>de</strong>s Schauspielers war John Barrymore.Es war Lindquest, <strong>de</strong>r mir Garcías Konzept <strong>de</strong>s „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“ ohne<strong>de</strong>n Glottisschlag beibrachte. Es war ein sanftes Schließen <strong>de</strong>r Stimmbän<strong>de</strong>rnach <strong>de</strong>r Einatmung etwas, das ich vorher nie erfahren hatte. Zu Beginnwar es mir scheinbar unmöglich, einen vollen Klang zu erzeugen. MeineStimme stand an <strong>de</strong>r Schwelle zu permanenter Schädigung und meineStimmbän<strong>de</strong>r waren „verbogen“. So konnten sie nicht richtig schließen.Lindquest war ein extrem freundlicher und geduldiger Mensch. Er nutzteeinige wun<strong>de</strong>rbare Hilfsmittel, um mir zu helfen das Annähern <strong>de</strong>r Stimmbän<strong>de</strong>rauf gesun<strong>de</strong> Art und Weise zu erlernen. Er ließ mich einatmen, alsob ich vergessen hätte, was ich sagen wollte. Dann fragte er mich: „Hast Duin Deiner Kehle sich etwas sanft verschließen gefühlt, um <strong>de</strong>n Atem zurückzuhalten?“.Ich lernte die geöffnete Kehle und das sanfte Schließen <strong>de</strong>rStimmbän<strong>de</strong>r wahrzunehmen; zwei gegensätzliche Sinneswahrnehmungen,die zusammenarbeiteten. Dann ließ er mich mit geschlossenen Stimmbän<strong>de</strong>r<strong>de</strong>n italienischen e-Vokal sprechen. Ein an<strong>de</strong>res Hilfsmittel, <strong>de</strong>ssen ersich bediente, war das Sprechen von „huh-oh“. Die Stimmbän<strong>de</strong>r verschließensich in <strong>de</strong>r Mitte eines solchen Lautes automatisch. (Möglicherweise istdiese Lautverbindung nur für Amerikaner nützlich.) Durch diese bei<strong>de</strong>n Lautelernten meine Stimmbän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n richtigen Stimmbandschluss.Kirsten Flagstad und Dr. Gillis Bratt1916 brachten Kirsten Flagstads Eltern sie nach Stockholm, um einen passen<strong>de</strong>nGesanglehrer für sie zu fin<strong>de</strong>n. Sie sang für <strong>de</strong>n berühmten Dr. GillisBratt, einen HNO-Arzt, Gesanglehrer und Opernbariton vor. (Ich habe ineinem vorigen Artikel bereits über Flagstads Erfahrungen berichtet.) Vogt


<strong>Coup</strong> <strong>de</strong> <strong>glotte</strong> 3spricht in seiner Flagstad-Biographie: „Flagstad – Singer of the Century“ aufSeite 48 über diese Erfahrung, als sie für Dr. Bratt vorsang. Eine <strong>de</strong>r erstenFragen, die er ihr stellte war: „Hast Du jemals in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit gesungen?“.Als sie diese Frage mit „Ja!“ beantwortet hatte, sagte er: „Ich binüberrascht, dass das Publikum Dich hören konnte. Du hast eine Kin<strong>de</strong>rstimme:sehr klein und verhaucht.“ Obwohl sie darauf bestand, dass sie exzellenteKritiken bekommen hatte, war er sicher, dass sie nur einen kleinenTeil ihrer Stimme zum Singen benutzte. Auch in meiner Situation war das<strong>de</strong>r Fall gewesen. Jetzt kann ich durch meine eigenen Erfahrungen bestätigen,dass Flagstad wahrscheinlich nur einen Teil ihrer Stimme genutzt hatte.Dr. Bratt arbeitete zweimal die Woche mit ihr und brachte sie oft zumHeulen, da er ein strenger Lehrmeister war. Später sagte sie, die Größe ihrerStimme habe sich innerhalb von nur drei Monaten verdoppelt. Dr. GillisBratt hatte bei García und Sigmund Freud studiert. 1938 studierte AlanLindquest bei Haldis Ingebjart, ebenfalls eine Schülerin Dr. Bratts. Dortlernte er die für die gesun<strong>de</strong> Stimmgebung richtige Anwendung dieses Prinzips.Bariton singen<strong>de</strong>r TenorIm Herbst 2000 unterrichtete ich in Belgien im Hause von Gilles Denizot.Dort unterrichtete ich junge professionelle Sänger aus ganz Europa und dieErgebnisse waren erstaunlich. Einer <strong>de</strong>r Sänger war ein junger Tenor, <strong>de</strong>rBariton sang. Das war das absolut falsche Stimmfach für ihn. Durch das Baritonsingenlitt er unter chronischer Heiserkeit. Häufig so schlimm, dass sichdie Stimme nach einer Aufführung zwei Tage lang erholen musste. SeinLehrer aber bestand darauf, dass er ein Bariton sei (falsches Ego). Es erstauntmich immer wie<strong>de</strong>r, dass einige Lehrer nicht einmal zur Vernunftkommen, wenn ein junger Sänger unter chronischer Heiserkeit lei<strong>de</strong>t. DieStimmbän<strong>de</strong>r dieses jungen Sängers schlossen nicht richtig. So brachte ersie mit Gewalt zusammen, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Kehlkopf mit <strong>de</strong>m Zungengrundherunterdrückte. Das ist extrem gefährlich, und ich muss gestehen, dassauch ich beim Versuch einen Klang herauszubekommen diese Art <strong>de</strong>s Singenspraktiziert habe.Als <strong>de</strong>r Sänger Garcías „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“ sowohl auf die offenen alsauch die geschlossenen Vokale anwen<strong>de</strong>te, wollte seine Stimme immer höhersingen. (Dazu vergleiche man auch <strong>de</strong>n Artikel über Stimmfach.) Daswar <strong>de</strong>r Beweis für mich, dass Garcías „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“ nicht nur dabei half,die Stimmgesundheit wie<strong>de</strong>rherzustellen (die Stimme dieses Sängers entwickelteinnerhalb kürzester Zeit Resonanz), son<strong>de</strong>rn auch ein exzellentesHilfsmittel ist, um jeman<strong>de</strong>m zu helfen, seinen wirklichen Stimmumfang zufin<strong>de</strong>n. In diesem Fall wollte die Stimme mit einem gesun<strong>de</strong>n Tenorklangimmer höher und höher singen. Die positiven Ergebnisse <strong>de</strong>r korrekten Anwendungvon Garcías „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“ sind vielfältig: gesun<strong>de</strong> Resonanz alsein Ergebnis <strong>de</strong>r richtig zusammenkommen<strong>de</strong>n Stimmbän<strong>de</strong>r, eine geöffneteKehle als Ergebnis <strong>de</strong>s geringeren Atemdrucks, eine durch das leichterfallen<strong>de</strong> Singen entspanntere Körperhaltung.


<strong>Coup</strong> <strong>de</strong> <strong>glotte</strong> 4Schwedische SopranistinBereits in einem an<strong>de</strong>ren Artikel habe ich von <strong>de</strong>r schwedischen Sopranistinberichtet, die wegen <strong>de</strong>s Fehlens eines gesun<strong>de</strong>n Stimmbandschlusses dasSingen aufgeben musste. Ich möchte diese Erfahrung in diesem Artikel nocheinmal beschreiben, da ich glaube, dass das ein überzeugen<strong>de</strong>s Argumentist. Sie war eine hübsche junge Sopranistin (31 Jahre), die ihre Karriereaufgeben musste, weil sie begann zu tief zu singen. Fast je<strong>de</strong>r Ton aus ihremMund war zu tief. Sie wusste, dass sie das Singen aufgeben musste,um sich mit diesem chronischen Problem zu beschäftigen. Ihre Kehle wardurch eine sehr hohe Kehlkopfposition komplett verschlossen.Sechs Wochen lang haben wir je<strong>de</strong>n Tag gearbeitet. Nach <strong>de</strong>r zweitenWoche erreichten wir endlich die richtige Körperunterstützung, um eine tiefereKehlkopfposition zu erzielen. Zu meinem eigenen Entsetzen wur<strong>de</strong> dieStimme hauchig wie eine unentwickelte Kin<strong>de</strong>rstimme, als <strong>de</strong>r Kehlkopf sichnach unten bewegte und die Kehle sich zu öffnen begann. Es war offensichtlich,dass diese Sängerin <strong>de</strong>n Stimmbandschluss durch das Zusammenquetschen<strong>de</strong>r Kehle erreicht hatte. Die Zunge war extrem fest, und es gab keineUnabhängigkeit zwischen <strong>de</strong>m Zungengrund und <strong>de</strong>m Hyoid-Knochen.Eine weitere Woche arbeiteten wir am Prinzip <strong>de</strong>s „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“. Das Resultatwar eine unglaublich schöne Sopranstimme mit vollen Klang. Ich erinneremich, dass wir im Februar und in <strong>de</strong>n ersten zwei Wochen <strong>de</strong>s Märzarbeiteten. Im folgen<strong>de</strong>n Sommer sang diese Sängerin zwei Opern-Welt-Premieren auf einem Sommerfestival, und sie bekam begeisterte und hervorragen<strong>de</strong>Kritiken. So ist dieses ein weiteres Beispiel für einen Sänger,<strong>de</strong>r durch das wichtige Konzept <strong>de</strong>s gesun<strong>de</strong>n Stimmbandschlusses dieStimme zurückbekam.Britische SopranistinKürzlich kam eine britische Sängerin mit chronischen Stimmproblemen zumir. Sie hatte an einer Musikhochschule studiert und dort ihren Abschlussgemacht. Trotz<strong>de</strong>m <strong>de</strong>m litt sie unter einem weiten und ungleichmäßigenVibrato. Die Register mischten sich nicht richtig. Sie hatte große Angst vorhohen Tönen. Die Sängerin war kurz davor, das Singen aufzugeben, bis siemich auf eine Empfehlung hin im späten Juni in New York aufsuchte. Siehatte emotional unter Lehrern gelitten, die Dinge zu ihr sagten wie: „Ichweiß, dass da irgendwo eine Stimme drin sein muss!“. Diese Art Bemerkungensind emotional zerstörerisch und nutzlos für die stimmliche Entwicklung.Dadurch fühlte sie sich immer min<strong>de</strong>rwertiger und glaubte nicht mehrdaran, ihre Stimme zurückzuerlangen, als sie in mein Studio kam.Langsam zeigte ich ihr das Prinzip <strong>de</strong>s Stimmbandschlusses mit <strong>de</strong>mtiefen Kehlkopf. Es war für sie extrem ungewohnt. Sie fand das Gefühl zuBeginn sehr fremdartig. Wenn ich sie jedoch bat in ihrer unteren Lage zusprechen, war <strong>de</strong>r Klang nicht verhaucht. Nach nur 15 Minuten dieser Ü-bungen zeigte sich die Stimme als volle und resonante Sopranstimme miteinem wun<strong>de</strong>rschönen Klang. Die Sängerin wusste wirklich nicht, was siesagen sollte. Sie war absolut sprachlos wollte aber so schnell wie möglichwie<strong>de</strong>r in mein Studio kommen.


<strong>Coup</strong> <strong>de</strong> <strong>glotte</strong> 5Dieses ist ein weiteres Beispiel für eine Sängerin mit einem großartigenInstrument, <strong>de</strong>ren stimmliche Probleme nicht richtig diagnostiziert wor<strong>de</strong>nwaren. Die Lösung war einfach und ebenso einfach anzuwen<strong>de</strong>n.Zweite Stun<strong>de</strong>: Als sie in <strong>de</strong>r zweiten Woche zurück in mein Studiokam, hatte die Sopranistin ihre Stimme bereits zu einem weitaus größerenTeil entwickelt. Der Kehlkopf hatte gelernt, sich mit <strong>de</strong>r Einatmung ohne dasHerunterdrücken <strong>de</strong>s Zungengrun<strong>de</strong>s abzusenken. Innerhalb <strong>de</strong>r erstenpaar Minuten dieser zweiten Stun<strong>de</strong> war sie in <strong>de</strong>r Lage einen vollen Klangzu erzeugen. Dafür hatte sie in <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong> noch um die 45 Minutenbenötigt. Was mich beson<strong>de</strong>rs erstaunt hat war, dass sie zugeben musste,dass sich ihre Stimme vor <strong>de</strong>m Studium an <strong>de</strong>r Musikhochschule genausoangefühlt hatte, als wir mehr und mehr Klangreinheit und Resonanz erreichten.Diese Sängerin war ein Opfer <strong>de</strong>ssen, was ich das „Mach-Deine-Stimme-Heller-Syndrom“ nenne, wobei <strong>de</strong>r Lehrer durch eine große Stimmeverunsichert ist. Diese Sängerin war gelehrt wor<strong>de</strong>n, ihre Stimme durch dashochziehen <strong>de</strong>s Kehlkopfes leichter zu machen. Das spiegelt die britischeKultur und die Popularität <strong>de</strong>ssen wie<strong>de</strong>r, was ich <strong>de</strong>n „Knabenchor-Klang“nenne. Für eine erwachsene Stimme ist das extrem schädlich. Lehrer müssendarauf aufmerksam gemacht wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Kehlkopf für eine gesun<strong>de</strong>Klangerzeugung in einer tiefen Position sein muss. In je<strong>de</strong>r Schule gibtes alle Arten von Stimmen. Es wird Zeit, dass die Leute realisieren, dassman eine Stimme nicht dazu bringen kann, nach jemand an<strong>de</strong>rem zu klingen.Ich wer<strong>de</strong> extrem misstrauisch, sobald die Sänger irgen<strong>de</strong>ines Gesangstudiosähnlich klingen. Das be<strong>de</strong>utet, dass sie mit Gewalt in <strong>de</strong>r Kehle o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>m Kehlkopf einen falschen Klang erzeugen. Lindquest sagte einmal, dasseine Stimme ihren eigenen Fingerabdruck haben sollte. Mit an<strong>de</strong>ren Worten:keine Stimme sollte genauso wie eine an<strong>de</strong>re klingen. Unsere Stimmen sindgenauso individuell wie unsere Fingerabdrücke. Wir müssen lernen unsereIndividualität zu realisieren. Garcías „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“ hilft je<strong>de</strong>m Sänger,seinen individuellen Klang zu fin<strong>de</strong>n. Für gesun<strong>de</strong>s Singen ist das absolutnotwendig.Sorgfältige Beobachtung dieses PrinzipsEs ist sehr wichtig, dass dieses Prinzip Garcías sorgfältig beobachtet wird.Wird es übertrieben, kann es falsch angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und somit gefährlichfür die Stimmgesundheit sein. Denken Sie daran: García sagt nicht,dass man dieses Prinzip übertreiben soll. Der Sänger sollte <strong>de</strong>n Atemstromniemals an <strong>de</strong>r Stimmritze (Glottis) kontrollieren. Das ist eine schlechte Art<strong>de</strong>s Singens und extrem gefährlich. Denken Sie daran, dass <strong>de</strong>r Atem aufgesun<strong>de</strong> Art und Weise nur durch die Muskulatur <strong>de</strong>s unteren Körpers kontrolliertwer<strong>de</strong>n kann. Dazu vergleiche man die Artikel über Atmung undAtemführung. Es gibt mehrere Wege, um <strong>de</strong>n „coup <strong>de</strong> <strong>glotte</strong>“ auszubalancieren.Ich wer<strong>de</strong> jetzt diese Konzepte darlegen:1. Seufzen Sie durch die Nase. Behalten Sie das Gefühl <strong>de</strong>s Atemstromsdurch die Nase mit einer hohen Position <strong>de</strong>s weichen Gaumens.Dadurch wird das strömen einer gesun<strong>de</strong>n Luftmenge durchdie Stimmritze ermöglicht.


<strong>Coup</strong> <strong>de</strong> <strong>glotte</strong> 62. Behalten Sie Lindquests ng-Zungenposition. Die Zunge ist so naham Gaumen zu spüren. Das hilft die Kontrolle <strong>de</strong>s Atemstromsmittels <strong>de</strong>s Zungengrun<strong>de</strong>s zu vermei<strong>de</strong>n.3. Der Unterkiefer sollte in einer leicht nach unten und hinten gerichtetenPosition hängen, um die ng-Zungenposition zu erhalten.4. Der Kehlkopf sollte sich bei <strong>de</strong>r Einatmung leicht absenken, währendsich die Zunge nach oben, vorne bewegt.5. Körperunterstützung: Plazieren Sie die Zunge zwischen die Lippenund singen Sie so eine Fünftonskala in <strong>de</strong>r Mittellage. Sie wer<strong>de</strong>nin <strong>de</strong>r Nase einen leichten Atemstrom spüren. Wenn Sie <strong>de</strong>n Tonmit einem Schnäuzgefühl beginnen, wird die Muskulatur <strong>de</strong>s Unterkörpersin Aktion treten. Die Zunge wird frei sein, <strong>de</strong>r Unterkieferhinten und <strong>de</strong>r Kehlkopf unten und das alles gleichzeitig.Ich habe hier drei verschie<strong>de</strong>ne Erfahrungen mit Sängern beschrieben, diewegen <strong>de</strong>s Fehlens eines gesun<strong>de</strong>n Stimmbandschlusses unter großenStimmproblemen gelitten hatten. Zahllose Sänger sind auf <strong>de</strong>r Suche nach<strong>de</strong>m fehlen<strong>de</strong>n Stück Information, welches sie zurück zu gesun<strong>de</strong>m Singenführen kann. Es ist lebensnotwendig, dass <strong>de</strong>r richtige sanfte Stimmbandschlussbei einem je<strong>de</strong>n Sänger vorhan<strong>de</strong>n ist, um ein Singen in Balance zuermöglichen.Fragen richten Sie bitte an:info@voiceteacher.com (in englischer Sprache) o<strong>de</strong>r anmail@gesanglehrer.<strong>de</strong> (in <strong>de</strong>utscher o<strong>de</strong>r englischer Sprache).Text von David Jones ? 2002.Autorisierte Übersetzung von <strong>Christian</strong> <strong>Halseband</strong> ? 2003.

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