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Die Geschlechterunterschiede sind gering in Bezug auf Leistungen ...

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Euler: <strong>Die</strong> Belege f<strong>in</strong>den sich schon reichlich <strong>in</strong> den Fußnoten (z. B. Doris Bischof-Köhler),und ich denke, Sie wollen hier nicht e<strong>in</strong>e endlose Liste von Untersuchungen aus der Anthropologie,Psychologie und Biologie <strong>auf</strong>geführt haben. Das Suchstichwort ('sexdifference' or'genderdifference' or 'sexual dimorphism') liefert über 200000 Publikationen alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> englischsprachigenFachzeitschriften seit 1980. Ich verweise stattdessen <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>ige weitere empirisch<strong>in</strong>haltsvolle Bücher 5 .In der Tat, <strong>in</strong> vielen Lebensbereichen schließt sich die Geschlechterlücke zunehmend, dafürtauchen <strong>in</strong> anderen Bereichen neue Geschlechterlücken <strong>auf</strong>. Ob die Mädchen deswegenzunehmend Konkurrenz- und Risikoverhalten zeigen, weil sie diesbezüglich unterstützt werden,müsste empirisch belegt werden. Wir sehen aber über Jahrhunderte, dass es Männer<strong>s<strong>in</strong>d</strong>, die neuartige Verhaltensweisen <strong>auf</strong>greifen, die dann mit der Zeit auch von Mädchenund Frauen übernommen werden, wenn sie nicht mehr neuartig <strong>s<strong>in</strong>d</strong> (z. B. Hosen tragen,Kaffee tr<strong>in</strong>ken, Tabak rauchen, Fußball spielen, Fallschirm spr<strong>in</strong>gen). Männer wollen siche<strong>in</strong>fach hervortun, und das können sie mit irgendwelchen Aufsehen erregenden Tätigkeiten,selbst mit abwegigen oder mit frauentypischen Aktivitäten. <strong>Die</strong> übergroße Zahl der E<strong>in</strong>trägeim Gu<strong>in</strong>ness Book of Records stammt von Männern, selbst so "unmännliche" Verhaltensweisenwie den längsten Schal der Welt stricken; aber eben nicht bloß stricken, sondern denlängsten Schal 6 .Wenn e<strong>in</strong>zelne Mädchen maskul<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>zelne Jungen fem<strong>in</strong><strong>in</strong>e Verhaltensweisen zeigen,sagt dies nichts über die Verteilung von Geschlechtsdifferenzen aus. E<strong>in</strong>e 1,92 Metergroße Frau ist ja auch ke<strong>in</strong> Beleg dafür, dass heutzutage Frauen die gleiche Körpergrößehaben wie Männer.Redaktion: Welche für unsere Fragestellung relevanten empirischen Ergebnisse gibt es <strong>in</strong>der evolutionären Psychologie zu den geschlechtsspezifischen Lernleistungen und Leistungsniveausvon Jungen und Mädchen <strong>in</strong> verschiedenen Entwicklungsphasen?Euler: E<strong>in</strong> biologisch plausibel erklärbarer, grundlegender und me<strong>in</strong>es Erachtens auch fürdie Pädagogik wichtiger Befund ist, dass <strong>in</strong> sehr vielen Merkmalen, e<strong>in</strong>schließlich Leistungsmerkmalen,die Unterschiedlichkeit (Varianz) zwischen Jungen/Männern größer ist alszwischen Mädchen/Frauen 7 . Männer <strong>s<strong>in</strong>d</strong> stark überproportional vertreten unter Genies, Nobelpreisträgern,großen Künstlern und Workaholics, aber auch unter geistig Beh<strong>in</strong>derten,Junkies, Krim<strong>in</strong>ellen und Losern. Ohne belastbare Daten aus Deutschland 8 zu haben, vermuteich, dass auch <strong>in</strong> den Schulklassen unter den Jungen nach dem präpubertären Alter mehrextreme Ausprägungen (vorbildliche und leistungstragende Schüler hier, Störer (ADHS) undDurchhänger dort) zu f<strong>in</strong>den <strong>s<strong>in</strong>d</strong>, so dass sich die Aufmerksamkeit der Lehrer<strong>in</strong> schon alle<strong>in</strong>dadurch mehr <strong>auf</strong> Jungen konzentriert.5 Geary, D. C. (1998).Male, female: The evolution of human sex differences. Wash<strong>in</strong>gton, DC: American PsychologicalAssociation. Mealey, L. (2000). Sex differences: Development and evolutionary strategies. San <strong>Die</strong>go,CA: Academic Press. Archer, J., & Lloyd, B. (2002).Sex and gender, 2nd Ed. Cambridge, UK: Cambridge UniversityPress. Baron-Cohen, S. (2004). Vom ersten Tag an anders. Das weibliche und das männliche Gehirn.Düsseldorf: Walter. [orig.: The essential difference. Men, women and the extreme male bra<strong>in</strong>. Pengu<strong>in</strong>e Books,2003]6 Lange, B. P., Schwarz, S., & Euler, H. A. (2013). The sexual nature of culture. The Evolutionary Review: Art,Science, Culture, 4, 76 85.7 P<strong>in</strong>ker, Susan (2008). Das Geschlechter-Paradox. Über begabte Mädchen, schwierige Jungs und den wahrenUnterschied zwischen Männern und Frauen. München: Deutsche Verlags-Anstalt. [orig: The sexual paradox.Men, women, and the real gender gap. New York: Scribner, 2008]8 Nowell, A., &Hedges, L. V. (1998).Trends <strong>in</strong> gender differences <strong>in</strong> academic achievement from 1960 to 1994: ananalysis of differences <strong>in</strong> mean, variance, and extreme scores. Sex Roles, 39, 21-43. 4

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