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Die Geschlechterunterschiede sind gering in Bezug auf Leistungen ...

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Ich komme aus e<strong>in</strong>er Lehrerfamilie, und me<strong>in</strong> Vater, me<strong>in</strong>e Frau, me<strong>in</strong>e Schwiegermutterund me<strong>in</strong>e Schwäger<strong>in</strong> stimmten <strong>auf</strong>grund ihrer eigenen Erfahrung als Lehrperson <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erAussage übere<strong>in</strong>: Mädchen <strong>s<strong>in</strong>d</strong> e<strong>in</strong>fach "anstelliger" als Jungen. Sie <strong>s<strong>in</strong>d</strong> im Allgeme<strong>in</strong>enfolgsamer, mitteilsamer, sozial <strong>in</strong>tegrierter und ausgleichender als Jungen. Sie ordnen sichbereitwilliger e<strong>in</strong>, woh<strong>in</strong>gegen mehr Jungen als Mädchen sich hervortun wollen, und zwarleider nicht nur mit schulischen <strong>Leistungen</strong>. <strong>Die</strong> evolutionäre Erklärung dafür hängt mit demgeschlechtsdifferentiellen Reproduktionspotential zusammen. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass diese <strong>Geschlechterunterschiede</strong>im reproduktionsfähigen Alter am deutlichsten hervortreten, also etwazwischen Pubertät und Mitte Dreißig. Im K<strong>in</strong>dergarten- und Seniorenalter sieht es andersaus.<strong>Die</strong> Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen betreffen also weniger die kognitivenLeistungsfähigkeiten selbst, sondern "Sekundärtugenden". Zwar tun sich Mädchen leichtermit sprachlichen Fächern und Jungen mit mathematischem und technischem Verständnis,aber was nützt den Jungen das mathematische Verständnis, wenn sie nicht an der Stangebleiben und ihnen die algebraischen Kenntnisse aus den vorhergehenden Schuljahren fürdie gestellten Probleme fehlen? Was nützt den Mädchen ihre höhere Wortflüssigkeit, wenndie Jungen sie nicht zu Wort kommen lassen und die Diskussionsrunde dom<strong>in</strong>ieren?<strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong>e grundlegende Erkenntnis: <strong>Die</strong> <strong>Geschlechterunterschiede</strong> <strong>s<strong>in</strong>d</strong> <strong>ger<strong>in</strong>g</strong> <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong><strong>auf</strong> <strong>Leistungen</strong> und Fähigkeiten, dafür größer <strong>in</strong> <strong>Bezug</strong> <strong>auf</strong> Vorlieben, Neigungen undLernbereitschaften.Redaktion: Sie stellen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen, Männern und Frauenh<strong>in</strong>sichtlich der „Sekundärtugenden“ fest. Sie sehen hier e<strong>in</strong>en Zusammenhang zu dem geschlechtsdifferentenReproduktionspotenzial. Trotz aller Konstanten <strong>in</strong> der Entwicklung derGeschlechterrollen hat es aber doch <strong>in</strong> den letzten hundert Jahren <strong>in</strong> den westlichen Industriegesellschaftendeutliche Entwicklungen gegeben. Der heutige Durchschnittsmann dürftenicht mehr <strong>in</strong> dem Ausmaß die autoritäre Persönlichkeit se<strong>in</strong>, wie sie beispielsweise <strong>in</strong> faschistischenSystemen erzeugt wurde. Auch gibt es Geschlechtsrollenideale, die androgyneZüge annehmen, für den Fall, dass überlegene Geschlechtsrollenelemente vom anderenGeschlecht übernommen werden können (der „neue Mann“ ist empathischer und teambezogenerals der autoritär-hierarchisch strukturierte Durchschnittsmann vor hundert Jahren).Also spielen hier doch also erheblich historische und soziologische Faktoren <strong>in</strong> die Def<strong>in</strong>itionendes Gender – neben biologischen Aspekten – h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Wie steht die Evolutionspsychologiehierzu?Euler: Ich stimme Ihnen voll zu, weil sie "neben biologischen Aspekten" gesagt haben. <strong>Die</strong>Evolutionspsychologie sagt ja, dass biologische Anlagen <strong>in</strong> dynamischer Wechselwirkung mitumweltlichen E<strong>in</strong>flüssen den Phänotyp ausformen. Da gibt es Bereiche, wo die biologischenAnteile völlig bedeutungslos oder abwesend <strong>s<strong>in</strong>d</strong>, und Bereiche, <strong>in</strong> denen sie e<strong>in</strong>e großeRolle spielen, und diese Bereiche <strong>s<strong>in</strong>d</strong> selbstverständlich auch kulturspezifisch. Hier helfenke<strong>in</strong>e ideologischen Pauschalurteile, sondern nur gut kontrollierte Studien. Jedenfalls stehtes außer Frage, dass mit veränderten gesellschaftlichen Normen auch geschlechtstypischeVerhaltensweisen sich <strong>in</strong> ihrer Häufigkeit verschieben. Bis etwa Mitte der 80er Jahre konntenwir feststellen, dass <strong>in</strong> westlichen <strong>in</strong>dustrialisierten Kulturen „gut kochen können“ e<strong>in</strong> Partnerwahlkriteriumwar, das Männer an Frauen anlegten. Seitdem wird es zunehmend e<strong>in</strong>Partnerwahlkriterium, das Frauen an Männer anlegen.5

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