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Bruch einer Ferngasleitung infolge ... - Martin-moeser.de

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<strong>Bruch</strong> <strong>einer</strong> <strong>Ferngasleitung</strong> <strong>infolge</strong> Wasserstoffversprödung<strong>Martin</strong> Möser, 08_2008Im September 1989 beschwerten sich die Einwohner eines Dorfes bei Jena über Gasgeruch. Eine<strong>Ferngasleitung</strong> (Stadtgas) führte am Dorf vorbei; sie war erst 2 Jahre vorher verlegt wor<strong>de</strong>n. Eshan<strong>de</strong>lte sich um eine Ausgleichsleitung, welche zwei größere Systeme verband.Abmessungen: 620 x 10 mm, spiralgeschweißt aus Stahl RSt 52-3,Betriebsdruck 4 MPa.Man erzählte, dass ein Mann beauftragt wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Gasaustrittes zu besichtigen. Dieser Mannsah, dass <strong>de</strong>r Ackerbo<strong>de</strong>n leicht bro<strong>de</strong>lte, behielt aber sein Wissen für sich, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Feierabend warnahe und das Telefon fern. Gegen Abend <strong>de</strong>s nächsten Tages hatte sich die Leitung frei geblasen.Der Schadbereich lag in <strong>einer</strong> Gelän<strong>de</strong>senke. Das Gas hatte beträchtlich Erdreich bewegt. DerBlasbereich war entsprechend an s<strong>einer</strong> glatten Wandung zu erkennen (Bild 1).Die Risse klafften (Bild 2).Bild 1aufgerissenes Rohr,Blastrichter an glatter Wandausbildung undWurfrichtung <strong>de</strong>s Erdgutes zu erkennen


Bild 2Teilbereich <strong>de</strong>s LecksDie Naht war auf <strong>einer</strong> Länge von 2,8 Metern aufgerissen. Zur näheren Untersuchung kam einNahtabschnitt aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Schadbereichs. Dieser Abschnitt lag auf <strong>de</strong>r Unterseite <strong>de</strong>s Rohres(Bereich 6.1 in Bild 3).Der Riss hatte vorwiegend die Mitte <strong>de</strong>r Naht erfasst, wechselte aber gelegentlich auch in <strong>de</strong>nFlankenbereich. Der Grundwerkstoff war großflächig von (kürzeren) Nebenrissen durchsetzt (Bil<strong>de</strong>r 4und 5).Bild 3Länge <strong>de</strong>s geschädigtenBereiches 2,8 m


Bild 4Schadbereich 6.1 – Blickauf die Innenwand;Riss verläuft etwa in <strong>de</strong>rMitte <strong>de</strong>s Schweißgutes,rechts Wechsel in dieFlanke,dort Probennahme für dieUntersuchung mit <strong>de</strong>mREMBild 5Makroschliff;Durchbruch imNahtbereich, Rissegroßflächig imGrundwerkstoffFraktographische Untersuchungen im Bereich <strong>de</strong>s SchweißgutesDie Stängelstruktur ist mäßig stark heraus gearbeitet wor<strong>de</strong>n. Der Gewaltbruch beschränkte sich aufeine Breite von etwa 1,5 mm (Bild 6).Einzelne Stängelkörner wur<strong>de</strong>n relativ glatt aufgespalten. Das restliche <strong>Bruch</strong>gefüge <strong>de</strong>s Anrisseszeigte sich extrem feinfacettiert (Bil<strong>de</strong>r 7 und 8).Bild 6Schweißnahtbereich,Übersichtsaufnahme mit <strong>de</strong>mREM – Stängelkorn, Bereich <strong>de</strong>sRestbruches als Scherlippe nurca. 1,5 mm breit (rechts)


Bild 7:gespaltenes Stängelkorn im sonstextrem feinfacettiertem Gefüge(Ausschnitt aus Bild 6)Bild 8:Spaltflächen <strong>de</strong>s Stängelkornsrelativ gut erhalten(Ausschnitt aus Bild 7)Betrachtet wird noch <strong>de</strong>r direkte Übergang zum Gewaltbruch. Die Facetten fächern hier etwas stärkerauf. Weiterhin tragen sie einige Ätzgrübchen. Der Gewaltbruch zeigt Wabenstruktur (Bild 9).Bild 9:Übergang zur Scherlippe – feineFacetten mit quadratischenÄtzgrübchenScherlippe mit Wabenstruktur,verätzt


Fraktographische Untersuchung im Bereich <strong>de</strong>s GrundwerkstoffesDer Rissbereich wur<strong>de</strong> aufgebrochen; die Tiefe <strong>de</strong>r freigelegten Risse betrug ca. 2 mm (Bild 10).Es fin<strong>de</strong>t sich durchgehend eine feine Facettenstruktur (Bil<strong>de</strong>r 11-13).Bild 10aufgebrochene Risse etwa 2 mmtief(helle Bereiche),Restbruch faserig;zahlreiche Risse unterhalb <strong>de</strong>r<strong>Bruch</strong>flächeBild 11Übergang vom Anriss (oben)zum Restbuch mitWabenstruktur


Bild 12<strong>Bruch</strong>gefüge feinfacettierttranskristallin(Ausschnitt aus Bild 11)Bild 13Facetten gut erhalten(Ausschnitt aus Bild 12)DiskussionMit transkristallinem, feinfacettiertem <strong>Bruch</strong>gefüge zeigt sich das übliche Bild <strong>de</strong>s Wasserstoffbruchesmäßig fester Stähle.Schä<strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>r Art stellen sich ein, wenn– ständig Feuchtigkeit anliegt– die Eigenspannungen hoch sind.Auch bei Normaltemperatur laufen im Stahl, <strong>de</strong>r vorgespannt ist, Erholungsvorgänge ab. Anaustreten<strong>de</strong>n Gleitlinien kann durch mechanische Aktivierung Wasserstoff direkt aus <strong>de</strong>m Wassersabgespalten wer<strong>de</strong>n („Tribosorption“).Für Leitungen, die nicht ständig durchströmt wer<strong>de</strong>n, besteht in Senkungsgebieten die Gefahr, dasssich Wasser ansammelt. Deshalb sollten die Rohre spannungsarm geglüht wer<strong>de</strong>n.


Anmerkung: Die Bil<strong>de</strong>r 1-5 entstammen einem Bericht <strong>de</strong>s Staatlichen Amtes für Technische Überwachung <strong>de</strong>r DDR,Wissenschaftlich-Technische Leitstelle, Abt. Labor, in Halle/Saale vom 29.09.1989. Der eigene Bericht vom 02.10.1989diente dazu als Ergänzung.Ansatzweise wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fall behan<strong>de</strong>lt in: Schmidt, V.; Möser, M.: Rissbildung durch innere und äußere Medien. in:Umgebungsabhängiges <strong>Bruch</strong>verhalten. 17. Metallkonferenz Dres<strong>de</strong>n 1990, Hrsg.: M. Schaper, J. Barthel, DGM-Verlag,S. 152-172Die reparierte Leitung wur<strong>de</strong> später einem sogenannten Stresstest unterworfen; insofern wird die Havarie erwähnt in:Busack, V. u. a.: Beispiel <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>s Stresstestes bei <strong>einer</strong> durch Spannungsrisskorrosion geschädigten Leitung.GWF Gas Erdgas 139 (1998) Nr. 2., S. 75-83

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