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Nina Franoszek Deutsche in Amerika

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NINA FRANOSZEK www.n<strong>in</strong>afranoszek.com<br />

daran, dass Menschen sich verändern können und umlernen können und jeder e<strong>in</strong>e zweite<br />

Chance kriegt, falls er die braucht und es tatsächlich noch immer das Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten ist und jeder es schaffen kann. LA ist me<strong>in</strong>e Plattform, me<strong>in</strong>e Landefläche, me<strong>in</strong><br />

erweiterter Horizont, me<strong>in</strong> vergrößertes Spielfeld, me<strong>in</strong> Multikultureller Mikrokosmos, me<strong>in</strong><br />

Hollywood Mythos, me<strong>in</strong> Sodom und Gomorra, me<strong>in</strong>e größte Aversion, me<strong>in</strong>e große Liebe,<br />

me<strong>in</strong>e große Unbekannte, me<strong>in</strong> Rausch, me<strong>in</strong>e Nüchternheit, me<strong>in</strong>e Le<strong>in</strong>wand, me<strong>in</strong>e<br />

Projektionsfläche, me<strong>in</strong>e Illusion, me<strong>in</strong>e Realität, me<strong>in</strong>e Stadt der Engel, me<strong>in</strong> Spiritueller<br />

Rückzug, me<strong>in</strong> homöopathisches Mittel, me<strong>in</strong>e Läuterung, me<strong>in</strong> Venedig, me<strong>in</strong> Zuhause, me<strong>in</strong>e<br />

Nichtdef<strong>in</strong>ition. Ich schätze weniger: den Hang Schauspieler als M<strong>in</strong>isterpräsidenten oder gar<br />

zum Präsidenten zu wählen. Das Ego der amerikanischen Politiker und ihre Liebe zur<br />

Kolonialisierung und Bombardierung anderer Länder. Die Waffenliebe und die Angst; die Angst<br />

vorm Nachbarn und die Angst zu verlieren was man hat. Die re<strong>in</strong>e Profitorientierung der<br />

amerikanischen Wegwerfgesellschaft, ohne Empf<strong>in</strong>den für die Umwelt. Das offensichtlich<br />

momentane Des<strong>in</strong>teresse gegen die immer größer werdende Armut und die vielen anderen<br />

Missstände im eigenen Land vorzugehen, wie z. B., die Zustände <strong>in</strong> den amerikanischen<br />

Gefängnissen, <strong>in</strong> den Indianer Reservaten, die Atmosphäre erwärmenden Umweltbelastungen,<br />

die hohe Verschuldung und Abhängigkeit der amerikanischen Bürger von Kreditkarten, die von<br />

ke<strong>in</strong>em funktionierendes Sozialsystem aufgefangen werden. Die Ignoranz der <strong>Amerika</strong>ner, die<br />

nicht <strong>in</strong>formierenden bzw., selektiv <strong>in</strong>formierenden, aber dafür Angst schürenden Medien, die<br />

Bush Politik, Reality TV, Jerry Spr<strong>in</strong>ger. Silikontitten, die e<strong>in</strong>heitlich operierte Stupsnase, und<br />

das nicht mehr enden wollendes Bottox-Gr<strong>in</strong>sen aufgespritzter Lippen ohne Bekenntnisse. In<br />

<strong>Amerika</strong> wird leider grade Politik und Patriotismus durche<strong>in</strong>ander gebracht und es ist wichtig<br />

das wir nicht verlieren, was wir haben… Der <strong>Amerika</strong>ner liebt primitive Lösungen für komplexe<br />

Problemen, die er sich als Aufkleber an die Stossstange kleben kann, ohne tiefer reflektieren<br />

zu müssen.<br />

Als Künstler fühle ich mich verantwortlich und sehe es als me<strong>in</strong>e Aufgabe an, Schwarz-Weiß-<br />

Malerei oder Gut contra Böse-Weltanschauungen differenziert zu Betrachten, Nuancen sichtbar<br />

und Dogmen transparent zu machen, zur Debatte anzuregen und zur Reflektion zu verleiten.<br />

Was ist typisch amerikanisch?<br />

Das Gott permanent neu def<strong>in</strong>iert wird, denn Gott segnet <strong>Amerika</strong>. Überlegenheitskomplex, Big<br />

Brother-Syndrom, Hypokrisie, Kapitalismus und Globalisierung. Es geht nicht mehr um<br />

Nationen, sondern nur noch um Konzerne weltweit. Die Liebe zum Colt und weltweit der größte<br />

Waffenhersteller und Lieferant zu se<strong>in</strong>. Die amerikanische Gesellschaft, ist von so vielen<br />

Werten und Glaubenssätzen, von praktisch jedem Teil der Welt bee<strong>in</strong>flusst und so vielschichtig,<br />

das es für mich schwer ist die Grundwerte des <strong>Amerika</strong>nischen Systems auszumachen. Wie <strong>in</strong><br />

Europa ist auch jeder Staat verschieden. Allgeme<strong>in</strong> kann man vielleicht sagen, dass<br />

<strong>Amerika</strong>ner Angeber sentimental, omnipotent, größenwahns<strong>in</strong>nig, ignorant, vom Elend im<br />

eigenen Land wegschauend, ihre Geschichte verleugnend, sich überlegen fühlend und<br />

selbstbezogen s<strong>in</strong>d. Verallgeme<strong>in</strong>erungen s<strong>in</strong>d aber gefährlich. Sicher ist, dass wir e<strong>in</strong> Volk von<br />

E<strong>in</strong>wanderern s<strong>in</strong>d, multikulturell, aber auch ethno-zentrisch, widersprüchlich, im hier und<br />

jetzt. Wir s<strong>in</strong>d Freiheitsliebende Individualisten. Der <strong>Amerika</strong>ner wird von jung an ermutigt<br />

unabhängig zu se<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>e eigenen Ziele im Leben zu verwirklichen. <strong>Amerika</strong>ner werden<br />

belohnt, umso mehr sie sich anstrengen ihre Ziele zu erreichen. Es geht um die persönliche<br />

Leistung, Erfolg und Geld, nicht so sehr um die Pflege der persönlichen Beziehungen. Jeder ist<br />

für se<strong>in</strong> Leben selbst verantwortlich und se<strong>in</strong> vorankommen. Jeder kann es schaffen. Die Idee<br />

der richtigen Gelegenheit ist angesagt und Konkurrenzfähigkeit, um zu gew<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong>e bessere<br />

Zukunft wird jedem versprochen, der hart genug dafür arbeitet. Obsession mit Massenmedien,<br />

Konsum, Körperbild und die Liebe zum gefallen Sohn, der wieder auf die Be<strong>in</strong>e kommt prägen<br />

das Bild der <strong>Amerika</strong>nische Gesellschaft. Der Kapitalismus br<strong>in</strong>gt die Bombardierung mit<br />

Werbung und Produkten mit sich. So wird z.B. e<strong>in</strong> unerreichbares idealisiertes Frauenbild<br />

künstlich erschaffen, um tausende von Schönheitsprodukten und Operationen zu vermarkten<br />

etc. Der mittlere Westen ist weiß, religiös, Christlich, Protestantisch, Prüde, Familienorientiert,<br />

Männer und Frauen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihren geschlechtsspezifischen Rollen festgelegt. Baseball und<br />

Football. Ich spiele seit ich hier b<strong>in</strong> Softball– die sanftere Form des Baseballs. Der Sport gibt<br />

mir e<strong>in</strong> tieferes Verständnis für die Gesellschaft. Die Individualität ist wichtig, aber man muss<br />

auch e<strong>in</strong> Teamplayer se<strong>in</strong>. Es geht alles um das geme<strong>in</strong>same Spiel, da darf der e<strong>in</strong>zelne sich<br />

nicht zu wichtig oder ernst nehmen, sonst fliegt er raus. E<strong>in</strong>e arrogante Attitüde kreiert hier<br />

DEUTSCHE IN AMERIKA, 2005 4

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