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Von der Idee zum Film – vom Film zum Zuschauer - Ideen sind ...

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<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>c) Vom Dreh zur Post-ProduktionDie Produktionsfirma engagiert zunächst die notwendige Crew und die Darsteller. Ist diegesamte technische und kreative Crew vollständig, kann <strong>der</strong> <strong>Film</strong> gedreht werden. DerDreh kann an Originalschauplätzen stattfinden, aber auch im <strong>Film</strong>studio, weil dadurch dieUnwägbarkeiten eines Außendrehs (Wetter, Drehgenehmigungen, Verkehr, Lärm, etc.)minimiert werden können. Je<strong>der</strong> übernimmt nun die ihm zugedachte Funktion am arbeitsteiligenProzess. Der Produktionsleiter koordiniert alle Beteiligten während <strong>der</strong> Regisseurfür die künstlerische Umsetzung verantwortlich zeichnet. Der Kameramann ist für dieQualität <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> zuständig (obwohl er auf Anweisung des Regisseurs handelt, ist er fürdie Lichtsetzung und für viele Detailfragen zuständig). Der Tonmeister sorgt dafür, dassjedes kleine Nebengeräusch eliminiert wird und <strong>der</strong> Sound optimal passt. Die DepartmentsAusstattung, Maske und Kostüm versuchen, den <strong>Film</strong> möglichst gut aussehen zu lassen.Die Schauspieler proben meist mit dem Regisseur bevor die Kameras zu laufen beginnenund müssen innerhalb <strong>der</strong> wenigen Stunden „wirklicher Drehzeit“ (die meiste Zeit am Setvergeht mit Umbauten, Licht- und Kameraeinstellungen) ihre beste Leistung bringen. DieAufgabe <strong>der</strong> vielen Assistenten (Regie, Kamera, Aufbau usw.) ist es, den Ablauf zeitlich undqualitativ zu optimieren. Der Produktionsleiter überwacht den gesamten Ablauf, er kontrolliertvor allem die Einhaltung des Budgets. Oft ist natürlich auch <strong>der</strong> Produzent am Setanwesend, um sich über den Fortschritt <strong>der</strong> Arbeit vor Ort zu informieren.Nach Ende <strong>der</strong> Dreharbeiten folgt die dritte wichtige Phase: die Post-Produktion. In dieserPhase sucht <strong>der</strong> Regisseur mit dem Cutter die besten Einstellungen aus dem gedrehtenMaterial und „schneidet“ aus diesen die endgültige Form des <strong>Film</strong>s. Manchmalmerkt man erst am elektronischen Schnittplatz (die Zeit <strong>der</strong> Schneidetische ist vorbei,heute werden alle <strong>Film</strong>e am Computer geschnitten), dass Szenen nicht wie geplantfunktionieren o<strong>der</strong> wichtige Elemente für die Geschichte fehlen. Schlimmstenfalls müssenSzenen nachgedreht werden.Entwe<strong>der</strong> ist die <strong>Film</strong>musik aufgrund des Drehbuchs bereits vorbestimmt o<strong>der</strong> sie wirdanhand einer vorläufig erstellten Rohschnittfassung komponiert. Wird keine eigene<strong>Film</strong>musik komponiert, werden bereits existierende Musikstücke (z.B. Klassik, Pop-Hitsetc.) ausgesucht. Den letzten Schliff bekommt <strong>der</strong> <strong>Film</strong> schließlich in <strong>der</strong> digitalenNachbearbeitung. Jetzt werden Spezialeffekte hinzugefügt, die relativ aufwändigeTonspur erstellt (Originalgeräusch, Nachsynchronisation, Tonmischung) sowie dieFarbbestimmung <strong>der</strong> endgültigen Kopie vorgenommen. Dann muss nur noch die <strong>Film</strong>kopiehergestellt werden. Auch bei diesem technischen Prozess können <strong>–</strong> im Einvernehmenmit dem Regisseur, den entsprechenden Mitarbeitern (Tonmischmeister, ev.Sound Designer, Kopierwerksmeister, Kameramann) und dem Produzenten <strong>–</strong> nochkreative Än<strong>der</strong>ungen (z. B. die genauen Farbtöne) vorgenommen werden. In nicht allzuferner Zukunft werden die hohen Kosten für <strong>der</strong>artige Kopien wahrscheinlich entfallen,da <strong>Film</strong>e dann digital projiziert werden können.www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at03


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong><strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wertd) Die VerwertungDoch damit, dass <strong>der</strong> <strong>Film</strong> endlich fertiggestellt ist, ist es noch lange nicht getan. Nuntritt eine weitere große Gruppe von Menschen auf den Plan, die mit <strong>der</strong> Herstellung des<strong>Film</strong>s gar nichts o<strong>der</strong> nur wenig zu tun hatte: jene Menschen, die sich mit <strong>der</strong> Verwertungdes <strong>Film</strong>s beschäftigen. Der Begriff „Verwertung“ sagt schon, dass das etwas mitGeld zu tun hat. Der Produzent muss das in den <strong>Film</strong> investierte Geld durch die Verwertung(z.B. Kino, Video, Fernsehen) wie<strong>der</strong> zurückerhalten. Denn <strong>der</strong> Produzent trägtein hohes finanzielles Risiko und benötigt Kapital zur Entwicklung und Herstellung weiterer<strong>Film</strong>e.Zumindest auf dem internationalen Markt beginnt die Verwertungskette schon sehrfrüh: In Hollywood sowieso, denn die großen Hollywood-Studios (Universal, Paramount,Disney, Warner, Sony, 20th Century Fox) haben ihre Verleihfirmen in vielen Län<strong>der</strong>nund vertreiben auf diesem Weg ihre <strong>Film</strong>e direkt, ohne Zwischenhändler. Die neuesteEntwicklung geht dahin, dass Hollywood diesen Zweigstellen alles vorgibt <strong>–</strong> von <strong>der</strong>Werbelinie, die eingeschlagen wird, über das Werbebudget bis hin <strong>zum</strong> Starttermin,<strong>der</strong> in letzter Zeit immer öfter <strong>–</strong> als Reaktion auf die meist wenige Tage nach dem <strong>Film</strong>startin den USA von <strong>Film</strong>piraten veröffentlichten Raubkopien <strong>–</strong> weltweit am selben Tagerfolgt, ist alles reglementiert.e) Der WeltvertriebWo dieses Modell nicht angewandt wird <strong>–</strong> und das ist die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong><strong>Film</strong>e (vor allem die europäischen <strong>Film</strong>e) - befassen sich Weltvertriebe (World SalesAgents) mit <strong>der</strong> Erstverwertung. Sie zahlen an die Produktionsfirma so genannteMinimumgarantien (oft wird diese Summe zur Finanzierung des <strong>Film</strong>s verwendet), umsich Weltrechte für einen Erfolg versprechenden <strong>Film</strong> schon sehr früh zu sichern. Aufgroßen <strong>Film</strong>messen (etwa dem American <strong>Film</strong> Market in Santa Monica o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong>MIFED in Mailand), bei Festivals ( Cannes ), aber auch mit Hilfe einer Art„Stammkundensystem“ versucht nun <strong>der</strong> Weltvertrieb, den <strong>Film</strong> zu einem möglichstguten Preis an die Vertriebe in den einzelnen Län<strong>der</strong>n (bzw. „Territorien“ <strong>–</strong> Österreich,Deutschland und die Schweiz etwa bilden im Fachjargon ein „Territorium“) zu verkaufen.Österreich ist dabei meist <strong>vom</strong> deutschen Markt abhängig; <strong>Film</strong>e, die inDeutschland keinen Vertrieb finden, kommen in <strong>der</strong> Regel auch nicht nach Österreich.Man darf sich keineswegs <strong>der</strong> Illusion hingeben, ein <strong>Film</strong>, wenn er einmal fertig ist,würde auf jeden Fall ins Kino kommen <strong>–</strong> ganz im Gegenteil. Manche werden immerhinvon Fernsehstationen gekauft, die einen immer größeren Programmbedarf haben, abernur ein verschwinden<strong>der</strong> Bruchteil aller weltweit produzierten <strong>Film</strong>e schafft es überhauptauf die große Leinwand, und wenn, dann meist nur in ihrem Heimatland. In04 www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Europa verlässt ein hoher Prozentsatz (bis zu 80%) <strong>der</strong> <strong>Film</strong>e nicht den eigenen nationalenMarkt. Europäische <strong>Film</strong>e leiden <strong>–</strong> trotz verschiedener vertriebsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong>Maßnahmen seitens <strong>der</strong> EU <strong>–</strong> manchmal darunter, dass sie schon wenige Kilometerjenseits ihrer Grenzen nicht mehr interessant o<strong>der</strong> nicht mehr verständlich <strong>sind</strong>, z. B.weil sie von einer regionalen Art von Humor geprägt <strong>sind</strong>, die man an<strong>der</strong>swo in Europanicht zu teilen vermag. Dieses Schicksal teilt auch <strong>der</strong> österreichische <strong>Film</strong>, <strong>der</strong> in denseltensten Fällen über Deutschland bzw. die Schweiz hinauskommt <strong>–</strong> die wenigenAusnahmen bestätigen die Regel. Dokumentarfilme, beson<strong>der</strong>s solche, die ein globalesAnliegen haben, haben es da meist leichter.f) Die FestivalsVor allem in den letzten eineinhalb Jahrzehnten haben sich weltweit <strong>Film</strong>festivals alseine Art „Parallelmarkt“ für <strong>Film</strong>e aller Art entwickelt. Nicht nur die großen Festivals (z.B. Sundance im Jänner, Berlin im Februar, Cannes im Mai, Venedig im August/September),son<strong>der</strong>n vor allem die zahlreichen kleineren <strong>Film</strong>festivals (in Österreich z.B.Viennale, Diagonale) garantieren zwar keinen nachfolgenden „regulären“ Kinoeinsatzim jeweiligen Land, aber zusammengenommen (manche <strong>Film</strong>e bringen es auf über 40Festivaleinladungen pro Jahr o<strong>der</strong> sogar mehr) ergeben sie eine ansehnliche Plattformfür <strong>Film</strong>e, die im kommerziellen Kino- und Vetriebsgefüge gar keinen Platz hätten. VieleRegisseure, die heute auch <strong>–</strong> in ihrem Rahmen jedenfalls <strong>–</strong> kommerziell erfolgreich<strong>sind</strong>, <strong>sind</strong> durch <strong>Film</strong>festivals groß geworden und werden seither immer wie<strong>der</strong> eingeladen,ihre neuesten <strong>Film</strong>e zu zeigen. Zu den bekanntesten zählen Wong Kar-wai, Larsvon Trier, Aki Kaurismäki, Mike Leigh, Olivier Assayas, Takeshi Kitano, Ang Lee, um nureinige zu nennen, aber auch die Österreicher Michael Haneke und Ulrich Seidl. Vieleamerikanische Regisseure, die mit „unabhängigen“ <strong>Film</strong>en begonnen haben, mit kleinenBudgets außerhalb <strong>der</strong> großen Industrie gearbeitet haben, haben über ihreFestivalerfolge den Sprung nach Hollywood geschafft: dazu gehören Gus Van Sant,Steven So<strong>der</strong>bergh, James Mangold, Robert Rodriguez o<strong>der</strong> Spike Lee.g) Der KinostartDen internationalen <strong>Film</strong>markt dominieren die USA, also Hollywood. Im Durchschnitt(Österreich ist ein typisches Beispiel dafür) schöpfen amerikanische <strong>Film</strong>e (und von diesenwie<strong>der</strong> nur zehn bis zwölf pro Jahr, die so genannten Blockbuster) an die 90 Prozent<strong>der</strong> Einnahmen an den Kinokassen ab. Selten gelingt es einem europäischen o<strong>der</strong> österreichischen<strong>Film</strong>, sich unter den zehn kommerziell erfolgreichsten Produkten einesJahres zu etablieren. Im Regelfall <strong>sind</strong> neun von zehn Top-Ten-<strong>Film</strong>en eines Jahres amerikanischenUrsprungs, oft aber auch alle zehn.www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at05


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong><strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wertIm Idealfall erwirbt ein nationaler Vertrieb den <strong>Film</strong> <strong>vom</strong> Weltvertrieb: Diese nationalenVertriebe heißen <strong>Film</strong>verleiher, weil sie den <strong>Film</strong> <strong>–</strong> für einen prozentuellen Anteil amKinoumsatz <strong>–</strong> an die Kinos verleihen. Der Anteil ist abhängig <strong>vom</strong> erwarteten Erfolgdes <strong>Film</strong>s, von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Wochen, die <strong>der</strong> <strong>Film</strong> laufen soll etc. Übliche „Schlüssel“liegen <strong>zum</strong>eist zwischen 40 und 50% <strong>–</strong> das heißt, <strong>der</strong> Verleih bekommt etwa 40% <strong>der</strong>Kasseneinnahmen, dem Kino verbleibt <strong>der</strong> Rest.Nun steht dem Kinostart nichts mehr im Wege <strong>–</strong> sollte man glauben. Doch dieVorbereitungen eines solchen Starts <strong>sind</strong> erneut sehr aufwändig. Zunächst muss eingünstiger Termin gefunden werden <strong>–</strong> ein Termin, an dem nicht thematisch ähnlicheo<strong>der</strong> von <strong>der</strong> erwartbaren <strong>Zuschauer</strong>anzahl her übermächtige <strong>Film</strong>e starten. Dannmüssen natürlich die Kinos zu diesem Termin frei sein <strong>–</strong> gerade für <strong>Film</strong>e, die nicht ausHollywood stammen, ist es in Österreich gar nicht so leicht, Kinos zu finden. Der Verleihmuss sich überlegen, mit wie vielen Kopien, d. h. in wie vielen Kinos <strong>der</strong> <strong>Film</strong> startensoll, ob er einen (ausländischen) <strong>Film</strong> synchronisieren o<strong>der</strong> untertiteln lässt, usw.Danach beginnt die strategische Planung, mit welchen Slogans, mit welchen Motiven,mit welchen werbetechnischen Maßnahmen ein <strong>Film</strong> ins Bewusstsein <strong>der</strong> Öffentlichkeitgerückt wird. Diese Strategien setzen vor allem in Hollywood schon recht früh ein <strong>–</strong> mitso genannten Teasern o<strong>der</strong> Trailern, die im Internet bereitgestellt werden, um dieErwartungshaltung zu schüren. Für einen europäischen, asiatischen o<strong>der</strong> österreichischen<strong>Film</strong> ist das nicht ganz so leicht, da <strong>sind</strong> Kreativität und Überzeugungsarbeitgefragt. Man kann und muss versuchen, einen <strong>Film</strong> anhand seines Themas, anhand desRegisseurs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schauspieler interessant zu machen. O<strong>der</strong> aber mit Dingen, diezunächst mit dem <strong>Film</strong> gar nichts zu tun haben. Vor allem Hollywood bedient sich dazudes „Merchandising“, das heißt, Produkte mit <strong>Film</strong>motiven werden lanciert <strong>–</strong> <strong>vom</strong>Sticker über die Kaffeetasse bis hin <strong>zum</strong> Fe<strong>der</strong>pennal. Der Fantasie <strong>sind</strong> dabei kaumGrenzen gesetzt. Viele <strong>Film</strong>e werden auch durch Kooperationen beworben <strong>–</strong> mitAutofirmen (wie im Falle von King Kong), Herstellern von Frühstücksflocken,Schokoriegeln usw.Wenige Wochen vor dem Kinostart wird <strong>der</strong> <strong>Film</strong> den Journalisten (<strong>zum</strong>indest jenen,die ihn nicht ohnehin schon bei einem Festival gesehen haben) in Pressevorführungengezeigt <strong>–</strong> o<strong>der</strong> auch nicht. Wie oben erwähnt, werden die großen Blockbuster kaumnoch vor dem Start präsentiert, aus Angst, jemand könnte den <strong>Film</strong> bei einerVorpremiere o<strong>der</strong> Sneak Preview abfilmen und im Internet verbreiten. Wie wichtig diePresse für einen <strong>Film</strong> ist, hängt von <strong>der</strong>en Potenzial ab. Ob jemand gut o<strong>der</strong> schlechtüber Mission: Impossible 3 o<strong>der</strong> The Da Vinci Code schreibt, ist im Prinzip unerheblich<strong>–</strong> so sehr hat die Marketingmaschinerie schon im Vorfeld dafür gesorgt, dass dieMenschen in diese <strong>Film</strong>e strömen <strong>–</strong> und sei es nur, um mitreden zu können, wenn siebreit diskutiert werden.06 www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Bei kleineren <strong>Film</strong>en und natürlich bei österreichischen <strong>Film</strong>en ist es hingegen immernoch wichtig, was das Fernsehen berichtet o<strong>der</strong> die Zeitungen und Zeitschriften schreiben.Viele Leute lassen sich <strong>vom</strong> Medium ihrer Wahl beeinflussen, sich einen <strong>Film</strong> anzuseheno<strong>der</strong> nicht. Darüber hinaus versucht <strong>der</strong> Verleih Journalisteninterviews mit demRegisseur, mit dem Produzenten o<strong>der</strong> mit den Schauspielern zu ermöglichen <strong>–</strong> in <strong>der</strong>Hoffnung, dass dann über den <strong>Film</strong> berichtet wird. Die meisten Zeitungen haben lei<strong>der</strong>wenig Platz für <strong>Film</strong>berichterstattung, daher ist es nicht immer leicht, eine Reportageüber einen „kleineren“ <strong>Film</strong> unterzubringen. Mit Kinospots, Fernsehspots und Anzeigenin den Printmedien versucht <strong>der</strong> Verleih <strong>–</strong> je nach verfügbarem Budget <strong>–</strong> weitereWerbung für seinen <strong>Film</strong> zu machen.Kommen österreichische o<strong>der</strong> deutsche <strong>Film</strong>e in die heimischen Kinos, dann wird ofteine Premiere, meist für geladene Gäste (För<strong>der</strong>er, Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Film</strong>branche,Politiker, so genannte VIPs) veranstaltet. Bei <strong>Film</strong>en, die aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n kommen,ist es natürlich eine Kostenfrage, eine Frage <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> Schauspieler undeine Frage, ob sich <strong>der</strong> Aufwand für den österreichischen Verleiher überhaupt lohnt.Nun also sollte <strong>der</strong> <strong>Film</strong> endlich im Kino sein <strong>–</strong> und ab jetzt entscheidet vor allemMundpropaganda darüber, ob <strong>der</strong> <strong>Film</strong> ein Erfolg wird. Aber das ist nicht alles: auchschönes Wetter z. B. kann ein „Störfaktor“ sein. Je schöner und heißer es draußen ist,desto weniger haben die Leute Lust, ins Kino zu gehen. All das muss man bei <strong>der</strong> strategischenPlanung eines Kinostarts mit überlegen.h) Die Kinostartför<strong>der</strong>ungBei österreichischen <strong>Film</strong>en, die es im Kino ohnehin schwer haben, kann <strong>der</strong> Verleiherdes <strong>Film</strong>s bei den großen För<strong>der</strong>institutionen (z.B. Österreichisches <strong>Film</strong>institut,<strong>Film</strong>fonds Wien) um eine finanzielle Starthilfe ansuchen, die in den allermeisten Fällenauch gewährt wird. Der Grund: Wie schon beschrieben, ist <strong>der</strong> Kinostart enormkostenintensiv und von einer kleineren Firma (die meisten österreichischen <strong>Film</strong>e werdenvon wenigen kleinen bis mittelgroßen Verleihfirmen vertrieben) kaum zu bewältigen.Auch europäische <strong>Film</strong>e haben die Chance auf Kinostartför<strong>der</strong>ung <strong>–</strong> die EU versucht,das europäische <strong>Film</strong>schaffen gegenüber dem amerikanischen zu stärken.Das Programm MEDIA <strong>der</strong> EU för<strong>der</strong>t den Verleih durch finanzielle Unterstützungen,wobei das Hauptaugenmerk auf einer Kinoveröffentlichung außerhalb des jeweiligenUrsprungslandes liegt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass <strong>Film</strong>e in möglichst vieleneuropäischen Län<strong>der</strong>n gezeigt werden können.www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at07


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong><strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wertVom Drehbuch <strong>zum</strong> <strong>Film</strong><strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Vorbestehende Werke (z.B. Bestseller Bücher, vorbestehende <strong>Film</strong>e wie Prequel o<strong>der</strong> dgl.)Expose <strong>–</strong> Treatment <strong>–</strong> Rohdrehbuch <strong>–</strong> Drehbuch<strong>Film</strong>produzent:• organisiert• trägt finanzielle Risiken• begleitet den kreativen Prozess• verwertet den <strong>Film</strong>Produzent verhandeltmit Verwertern und lizenziert anProjekt Vorbereitung:KalkulationFinanzierung durch• <strong>Film</strong>för<strong>der</strong>ung• Sponsoren• Eigenleistung• Mitfinanzierung von Koproduzenten• MinimumgarantienErwerb von Fim-, Musiklizenzen, Rechtevorbestehen<strong>der</strong> WerkeLocation (Drehort) SucheStabliste und Casting von SchauspielernAdministrative Vorbereitung(z.B. Organisieren von Drehgenehmigungen usw.)WeltvertriebNationalen KinoverleiherFernsehverwertung im In- undAusland und Pay TVDrehplan <strong>–</strong> Drehzeit:• im Freien o<strong>der</strong>• im <strong>Film</strong>atellier / Studio• Dauer in Österreich: von 1 bis 3 MonatenDVD / Video Verkauf und Vermietung?Neue Verwertungsarten:Ausschnittsrechte, Handyfernsehen,Video on Demand (VOP), <strong>Film</strong> Online,Merchandising etc.Postproduktion:• Bild- und Tonbearbeitung = Schnitt• Rohschnitt• Arbeitskopie• Feinschnitt• Zufügen komponierter o<strong>der</strong>arrangierter Musik• Tonmischung• Ziehen einer Masterkopie ineiner KopieranstaltQuelle: FAFTrotz <strong>der</strong> enormen technischen Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> letzten Zeit (Stichwort: Digitalisierung)ist <strong>Film</strong> noch immer ein extrem kostspieliges Medium. Die durchschnittlichenProduktionskosten eines österreichischen Spielfilms liegen bei ca. 1,5 - 2 Millionen Euro.08 www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong><strong>Film</strong> für wenig Geld: No-(Low-)Budget-<strong>Film</strong>eDokumentarfilme können in <strong>der</strong> Regel mit geringerem Budget hergestellt werden. BeiDokumentarfilmen stehen die Chancen, auch als „Anfänger“ einen Produzenten unddamit Zugang zu einer Bezahlung für die Arbeitsleistung zu finden, wesentlich besserals beim ungleich teureren Spielfilm. Außerdem besteht die Möglichkeit, auch alsEinzelperson einen Antrag zur För<strong>der</strong>ung bei <strong>der</strong> Kunstsektion des Bundeskanzleramteseinzureichen. Dazu wird auch eine Arbeitsprobe, vergleichbar mit einem Trailer, verlangt.Darauf sollte man sich nur einlassen, wenn man die technischen Möglichkeitenhat, dass das Bild nicht immer verwackelt ist und <strong>der</strong> Ton einwandfrei zu verstehen ist,sonst nützt einem auch die beste <strong>Idee</strong> nichts. Ist das Material jedoch gut und die <strong>Idee</strong>dahinter interessant, gibt es gerade im Dokumentarfilmbereich engagierte und kreativeProduzenten, die dem Nachwuchs gerne eine Chance geben. Die weitere Entstehungdes <strong>Film</strong>s folgt den zuvor beschriebenen Schritten, normalerweise ist dieRecherchephase länger und aufwändiger als bei einem Spielfilm, und es gibt kein sodetailliertes Drehbuch, weil man klarerweise oft gar nicht voraussehen kann, was amDrehort genau passieren wird. Die meisten Dokumentationen werden heute schon aufallen möglichen Videoformaten wie HD o<strong>der</strong> auch DV gedreht und werden <strong>zum</strong>eist vordem Kinostart auf 35mm-<strong>Film</strong> umkopiert, eine kostspielige Angelegenheit. Einige Kinoskönnen bereits digitale Formate abspielen.Auch Spielfilme kann man mit wenig Geld produzieren. Der Ablauf von <strong>der</strong> Grundidee<strong>zum</strong> fertigen <strong>Film</strong> ist dem zuvor beschriebenen Weg prinzipiell sehr ähnlich, mit demgroßen Unterschied, dass das mangelnde Budget sich meist auf die technischen undhandwerklichen Vorraussetzungen, die Qualität <strong>der</strong> Schauspieler, <strong>der</strong> Schauplätze undauch auf das Durchhaltevermögen aller Beteiligten (womöglich auch auf die Qualitätdes Endprodukts) negativ auswirkt. Es werden aber immer wie<strong>der</strong> Spielfilme mit einemgeringen Budget in Österreich gedreht, die auch vereinzelt den Weg in auf„Nachwuchsfilme“ spezialisierte Kinos wie dem Schikane<strong>der</strong> in Wien finden, wenn sieauch fast ausnahmslos keinen Verleih finden. Trotz <strong>der</strong> ungünstigen Rahmenbedingungengibt es Beispiele, die belegen, dass man mit viel Talent, Einsatz und Engagementauch mit No-Budget-<strong>Film</strong>en internationalen Erfolg haben kann und sogar denDurchbruch in Hollywood schaffen kann. Die Billigproduktion „El Mariachi“ von RobertRodriguez´ („Sin City“) war von <strong>der</strong> Story und <strong>der</strong> filmischen Auflösung her so überzeugend,dass ihm danach viele Türen in Hollywood offen standen. Ähnliches gilt fürChristopher Nolan („Batman Begins“), <strong>der</strong> seinen ersten <strong>Film</strong> „Following“ über einen längerenZeitraum mit Freunden am Wochenende gedreht und mit einer außergewöhnlichen<strong>Idee</strong>, die er in ein gutes Drehbuch umsetzte, Aufsehen erregt hatte. Demgegenübersteht natürlich eine große Anzahl von <strong>Film</strong>en, die mit gutem Grund außer denunmittelbar Beteiligten niemand gesehen hat. Wer ernsthaft in <strong>der</strong> <strong>Film</strong>branche Fußfassen will, geht idealerweise einen <strong>der</strong> bewährten Ausbildungswege und versucht, z.B.an <strong>der</strong> <strong>Film</strong>akademie in Wien aufgenommen zu werden (siehe Kapitel 5).www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at09


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong><strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wertEinige Gedanken <strong>zum</strong> Thema <strong>Film</strong>kanon ...Immer wie<strong>der</strong> spricht man von <strong>Film</strong>en, die man gesehen haben „muss“: Was ist jedochunter dem Begriff „<strong>Film</strong>kanon“ zur verstehen <strong>–</strong> was müssen die dort enthaltenen <strong>Film</strong>ekönnen und vor allem wer bewertet und nach welchen Kriterien? Schließlich ist die Bewertung,was einen „guten“ <strong>Film</strong> ausmacht, zwischen <strong>Film</strong>kritiker, Cineast o<strong>der</strong> gewöhnlichemKinogeher oft sehr unterschiedlich.„A canon has the weight of impersonal, collective, institutional authority [...] A canonis always the result of a broad survey of serious opinions.”Adrian Martin, <strong>Film</strong>kritiker „the age“Die Beschäftigung mit <strong>Film</strong>geschichte kann immer als Versuch gewertet werden, Wichtiges,Typisches, Hervorragendes o<strong>der</strong> Relevantes zu bestimmen, um eine Ordnung undHierarchie zu schaffen. Nicht alles, was ein Kanon enthält, muss unbedingt relevante<strong>Film</strong>geschichte sein. Oftmals bevorzugen solche <strong>Film</strong>listen Spielfilme gegenüber Dokumentar-o<strong>der</strong> Avantgardefilmen. Die Differenzierung erfolgt entwe<strong>der</strong> nach wirtschaftlichenKriterien (z.B. nach Box Office Zahl und offiziellem Erfolg <strong>–</strong> <strong>der</strong> sog. „Star Wars-Kanon“) o<strong>der</strong> reflektiert bestimmte, historisch für bedeutsam gehaltene <strong>Film</strong>e (sogenannter „Citizen Kane-Kanon“). Im Juli 2003 wurde beispielsweise eine solche „verbindliche“Liste von 35 <strong>Film</strong>en von einer 19-köpfigen Expertenkommission für die Schulegeschaffen, um eine Basis für die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Medium Kino zu bieten(siehe auch: http://www.bpb.de/veranstaltungen/QUFU7Z,0,0,<strong>Film</strong>kanon.html).Diese Liste enthält <strong>–</strong> wenig überraschend <strong>–</strong> von Murnaus „Nosferatu“ , Chaplins „Goldrausch“, den russischen Klassikern wie Eisenstein, Orson Welles` „Citizen Kane“, Kurosawas„Rashomon“ usw. alles, was für den Cineasten audiovisuelle „Pflichtlektüre“ darstellt.Normalerweise werden folgende Kriterien für eine Auswahl herangezogen:1. technische Innovationen, die das Ausdruckspotenzial des <strong>Film</strong>s erweitert haben2. formale Innovationen, die als Beitrag zur Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Film</strong>sprache eingestuft werden3. wichtige Vertreter zur Konstitution und Weiterentwicklung eines Genres4. Werke, die ein charakteristisches Beispiel für Thema o<strong>der</strong> Stil eines bedeutsamenRegisseurs darstellen5. <strong>Film</strong>e, die zwar keine beson<strong>der</strong>en künstlerischen o<strong>der</strong> technischen Qualitäten aufweisen,jedoch ideologische o<strong>der</strong> kulturelle Relevanz besitzen10 www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>„In <strong>der</strong> Sehnsucht nach einem Kanon verbirgt sich die Angst vieler Zeitgenossen, überinformiertund dennoch unwissend zu sein, und daraus ergibt sich die Sehnsucht nacheiner Ordnung“, so Reich-Ranicki über das Zusammenspiel zwischen Kanon-„Hersteller“ und „Nutzer“.Verschiedentlich wurden Versuche gemacht, auch das „gewöhnliche“ Publikum bei <strong>der</strong>Wertung von <strong>Film</strong>en und ihrem Wissen zu evaluieren <strong>–</strong> beispielsweise bei <strong>der</strong> sogenannten „Citizen Kane“ Befragung, die das <strong>Film</strong>museum als jener Ort, dessenRetrospektiven bedeutenden <strong>Film</strong>künstlern und Epochen des <strong>Film</strong>es gewidmet <strong>sind</strong>,durchgeführt hat, sowie bei einer Befragung von etwa 300 Schüler/Innen 2005 . Wenigüberraschend war das Ergebnis von <strong>der</strong> oben genannten Cineastenliste weit entfernt:Aufgrund des offensichtlich fehlenden Basiswissens wurden nahezu ausschließlich<strong>Film</strong>e genannt, die dem aktuellen, <strong>vom</strong> US-<strong>Film</strong> dominierten Blockbusterkino entnommen<strong>sind</strong> („Lord of the Rings“, „Matrix“, „Pulp Fiction“, „Kill Bill“, „Sin City“ usw. ) <strong>–</strong> d.h.den meisten Jugendlichen <strong>sind</strong> Klassiker <strong>der</strong> <strong>Film</strong>geschichte tendenziell eher unbekannt,ein differenziertes Urteil dadurch kaum möglich.<strong>Film</strong>ische Urteile för<strong>der</strong>n nicht nur die geschichtliche Kenntnis, son<strong>der</strong>n entwickelnauch einen Sinn für Ästhetik und vermitteln visuelle Bildung. Beson<strong>der</strong>s heute, in einervon Medien dominierten Welt, ist das Medium <strong>Film</strong> ständig präsent. Gerade fürJugendliche ist ein bewusster Umgang mit <strong>Film</strong> unverzichtbar. Es sollte aber auch daraufgeachtet werden, dass die filmische Bildung nicht alleine darauf beruht, Klassikereinfach zu zeigen - ausschließlich programmatische Vermittlung ohne Begeisterung istZeitverschwendung. Die Schule könnte die Aufgabe übernehmen, Schülern beizubringennach welchen Gesetzmäßigkeiten und mit welchen Mitteln <strong>Film</strong>e gemacht undgelesen werden. (Vgl. dazu: http://www.lernortkino.de/)<strong>Film</strong>ästhetikDer <strong>Film</strong> ist 110 Jahre alt und gilt als die einflussreichste Kunstform des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts.Die digitale Revolution wird vieles verän<strong>der</strong>n, sowohl bei <strong>der</strong> Arbeit am <strong>Film</strong> alsauch bei <strong>der</strong> Auswertung. In vielen Län<strong>der</strong>n, sehr engagiert in den USA, werkt man heftigan <strong>der</strong> Umsetzung von <strong>Idee</strong>n zur digitalen Projektion, die neben vielen an<strong>der</strong>enVorteilen die Kosten für die <strong>Film</strong>kopien, die heutzutage hergestellt werden, einsparenhelfen soll. Aber abgesehen von technischen Neuerungen, die den <strong>Film</strong> seit seiner „Geburt“begleiten (<strong>vom</strong> Stummfilm <strong>zum</strong> Tonfilm, <strong>vom</strong> Schwarz-Weiß-<strong>Film</strong> <strong>zum</strong> Farbfilm,die Einführung von Cinemascope und ähnlichen Breitwand-Formaten, <strong>der</strong> massiveEinsatz von Video und Computereffekten) und ungeachtet aller künstlerischen „Erneuerungen“(Autorenfilm, Nouvelle Vague, New Hollywood) ist dies ein erstaunlich konservativesMedium, vor allem, wenn man den Spielfilm betrachtet, jene <strong>Film</strong>gattung also,die die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Kinobesucher (und DVD-Konsumenten) interessiert.www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at11


<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong><strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wertGenresDie großen und bedeutenden Genres des <strong>Film</strong>s haben sich mehr o<strong>der</strong> weniger unverän<strong>der</strong>tseit <strong>der</strong> Erfindung des <strong>Film</strong>s erhalten: Gangsterfilm, Western, Actionfilm,Komödie, Melodrama, Musical, Horrorfilm, Abenteuerfilm <strong>–</strong> und natürlich diverseMischformen und Varianten. Diese Genres waren und <strong>sind</strong> deshalb so erfolgreich, weilsie im Wesentlichen nach immer denselben Grundmustern funktionieren, entlang <strong>der</strong>ersich die <strong>Zuschauer</strong> orientieren und auf einen <strong>Film</strong> erst so richtig einlassen können.Genregesetze <strong>sind</strong> hartnäckig. Je<strong>der</strong> Versuch, sie zu sprengen, ist schwierig und musssich im Laufe des <strong>Film</strong>s gut begründen lassen. Man könnte es auch so ausdrücken: Umdie Genreregeln brechen zu können, muss man sie aus dem ff beherrschen. Die Mehrheit<strong>der</strong> (kommerziellen) <strong>Film</strong>emacher beherrscht sie wohl, umgeht sie aber eher ungernund selten. Der negative Effekt: <strong>Film</strong>e, vor allem aus Hollywood, unterliegen einergewissen Formelhaftigkeit. Man kann sich relativ leicht ausmalen, wie ein <strong>Film</strong> ausgeht,wenn man die Grundmuster kennt.ErzählweiseDer „klassische“ Spielfilm hollywoodscher Prägung hat eine streng reglementierteErzählweise, die sich über die Jahrzehnte bewährt hat und bis heute in Drehbuchseminarengelehrt wird. Im Wesentlichen handelt es sich um eine dreiaktige Struktur(ähnlich einem Drama): Etablierung <strong>der</strong> Personen, <strong>der</strong> Handlung und <strong>der</strong> Konflikte <strong>–</strong>„Haupthandlung“ <strong>–</strong> angestrebte Lösung und Ende. Mit Hilfe so genannter „plot points“kann man sogar anhand abgezählter Minuten nachvollziehen, wie die Handlung entwickeltwird. Der Spannungsbogen muss dabei stets erhalten bleiben, und die Lösungmuss plausibel sein. Ein letzter Moment <strong>der</strong> Spannung (in dem es plötzlich so aussieht,als könnte <strong>der</strong> Held/die Heldin „es nicht schaffen“) hilft, das Interesse <strong>der</strong> <strong>Zuschauer</strong>bis <strong>zum</strong> Schluss aufrechtzuerhalten, obwohl im Grunde alle wissen, dass <strong>der</strong> <strong>Film</strong> zurZufriedenheit <strong>der</strong> <strong>Zuschauer</strong> ausgehen wird: Liebende finden sich, verlorene Kin<strong>der</strong> kehrenzurück, Geiseln werden befreit, Katastrophen verhin<strong>der</strong>t, die Bösen bestraft.Viele erfolgreiche <strong>Film</strong>e, vor allem seit etwa Anfang <strong>der</strong> 60er-Jahre, haben dieseGrundmuster des Erzählens und damit die Erwartungshaltung des Publikums radikalunterlaufen: <strong>Film</strong>e werden von hinten nach vorne o<strong>der</strong> unter Zuhilfenahme zahlreicherRückblenden, Vorausblenden, Parallelhandlungen, Exkurse erzählt. Über die Jahre hatsich ein eigenes Publikum herausgebildet, das sich an solchen narrativen Herausfor<strong>der</strong>ungenerfreut <strong>–</strong> mit dem breiten Geschmack <strong>der</strong> Masse hat das wenig zu tun. In<strong>der</strong> <strong>Film</strong>wirtschaft, hat man dafür den schönen Ausdruck „Arthouse <strong>Film</strong>“ (Autorenfilm)gefunden.12 www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Kamera und SchnittSo konservativ wie die Erzählweise <strong>sind</strong> in <strong>der</strong> Regel auch Kamera- und Montagearbeit.Ein <strong>Film</strong> beginnt möglichst mit dem so genannten „establishing shot“: Wie <strong>der</strong> Nameschon sagt, wird damit <strong>der</strong> Schauplatz etabliert (Berge im wilden Westen, das Weltallim Science-Fiction-<strong>Film</strong>, die endlose Weite des Meeres im Abenteuerfilm, usw.). Wenndie historische Periode nicht unmittelbar klar wird, verwendet man ein Insert („Texas,1861“). Heute <strong>sind</strong> es oft aus <strong>der</strong> Hubschrauber-Perspektive aufgenommeneGroßstädte, die einen <strong>Film</strong> eröffnen, und von hier aus geht es weiter in die Handlungund ihren Kern hinein. Es gibt verschiedene Einstellungsgrößen und Auflösungsmöglichkeiten(Totale, Halbtotale, Schuss-Gegenschuss), die traditionell mit bestimmtenSituationen verbunden <strong>sind</strong>. Schuss-Gegenschuss wird etwa bei Dialogen verwendet,die man abwechselnd aus <strong>der</strong> Sicht des einen und des an<strong>der</strong>en Gesprächspartnerso<strong>der</strong> über die Schulter eines <strong>der</strong> beiden filmt. Großaufnahmen (Close-ups) <strong>sind</strong> üblicherweisefür beson<strong>der</strong>s dramatische Momente reserviert (jemand sitzt allein in einemZimmer, ist möglicherweise bedroht <strong>–</strong> das Telefon läutet o<strong>der</strong> es klopft an <strong>der</strong> Tür) - eineGroßaufnahme des Telefons o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tür o<strong>der</strong> des angsterfüllten Gesichts ist unausweichlich.In Sachen Schnitt wird immer noch weitgehend <strong>–</strong> wenn auch mit mo<strong>der</strong>nsten Methoden<strong>–</strong> den alten Regeln gehuldigt. Wenn sich auch Geschwindigkeit und Rhythmus desSchnitts vielfach beschleunigt haben, gelten Kontinuität und Anschlussgenauigkeitimmer noch als das Nonplusultra. Der berühmte „jump cut“, den vor allem Jean-LucGodard mit seinem bahnbrechenden <strong>Film</strong> „Außer Atem“ (1960) etabliert hat, ist fürden Großteil jener <strong>Film</strong>e, die in Hollywood hergestellt werden, unpassend <strong>–</strong> und konntesich demgemäß nicht durchsetzen. Ähnliches gilt für die 180-Grad-Regel (optischeAchse), die besagt, dass die Kamera <strong>der</strong> Handlungsachse (meist links-rechts) zu folgenhabe. Eine Überschreitung <strong>der</strong> Achse und die Rotation zur rechts-links-Bewegung bewirktIrritationen beim <strong>Zuschauer</strong> und war daher im klassischen Hollywoodkino verpönt.www.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at13


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>ArbeitsblätterKapitel 3:VON DER IDEE ZUM FILM <strong>–</strong> VOM FILM ZUM ZUSEHERLernziele:Die Schüler sollen:k erfahren, wie aus einer <strong>Idee</strong> ein fertiger <strong>Film</strong> gemacht wirdk die wirtschaftlichen und finanziellen Risken einer <strong>Film</strong>produktion verstehenk <strong>Film</strong>festivals kennen lernenwww.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at14


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Arbeitsblatt 1WIE EIN FILM ENTSTEHTArbeitsauftragDie Schüler sollen die angegebenen Schritte einer <strong>Film</strong>produktion in die richtigeReihenfolge bringen.LernzielkontrolleLösungsblatt als Foliewww.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at15


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Arbeitsblatt 1WIE EIN FILM ENTSTEHTArbeitsauftragBringt die angegebenen Schritte einer <strong>Film</strong>produktion in die richtige Reihenfolge.Schreibt jeweils vor den Satz die fortlaufenden Nummern, sodass dann eine richtigeChronologie entsteht.Produktionsplanung, Drehorte bestimmen, Schauspieler castenDrehplanerstellung, Lichttests durch den KameramannDrehbuchautor verfasst eine fiktive GeschichteTreatment wird nur einem Produzenten angebotenAnsuchen um Projektför<strong>der</strong>ungFertigstellung des visuellen Konzepts zur Drehbuchumsetzungdurch den RegisseurHinzufügung von Spezialeffekten durch digitale NachbearbeitungAutor verfasst ein mehrseitiges Exposé o<strong>der</strong> ein TreatmentHerstellung von <strong>Film</strong>kopienEinreichung um Herstellungsför<strong>der</strong>ungCutter wählt mit Regisseur die besten Einstellungen ausAufnahme von SzenenAutor überträgt Rechte an den Produzenten durch denOptionsvertragMusikalische Untermalung des <strong>Film</strong>sLektoren beurteilen die <strong>Film</strong>inhalte nach verschiedenenKriterienwww.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at16


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Arbeitsblatt 1 <strong>–</strong> LösungWIE EIN FILM ENTSTEHT710146914215812115133Produktionsplanung, Drehorte bestimmen, Schauspieler castenDrehplanerstellung, Lichttests durch den KameramannDrehbuchautor verfasst eine fiktive GeschichteTreatment wird nur einem Produzenten angebotenAnsuchen um Projektför<strong>der</strong>ungFertigstellung des visuellen Konzepts zur Drehbuchumsetzungdurch den RegisseurHinzufügung von Spezialeffekten durch digitale NachbearbeitungAutor verfasst ein mehrseitiges Exposé o<strong>der</strong> ein TreatmentHerstellung von <strong>Film</strong>kopienEinreichung um Herstellungsför<strong>der</strong>ungCutter wählt mit Regisseur die besten Einstellungen ausAufnahme von SzenenAutor überträgt Rechte an den Produzenten durch denOptionsvertragMusikalische Untermalung des <strong>Film</strong>sLektoren beurteilen die <strong>Film</strong>inhalte nach verschiedenenKriterienwww.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at17


<strong>Idee</strong>n <strong>sind</strong> etwas wert<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Idee</strong> <strong>zum</strong> <strong>Film</strong> <strong>–</strong> <strong>vom</strong> <strong>Film</strong> <strong>zum</strong> <strong>Zuschauer</strong>Arbeitsblatt 2WO BEDEUTENDE FILMFESTIVALS STATTFINDENArbeitsauftragSuche unter Verwendung des Internets Orte in Europa und den USA, wo bedeutende<strong>Film</strong>festivals stattfinden und benenne die Preise die dort verliehen werden.mögliche LösungenLos Angeles, Hollywood<strong>–</strong> OscarVenedig<strong>–</strong> LöwenBerlin<strong>–</strong> BärCannes<strong>–</strong> PalmeMontreux<strong>–</strong> RoseWien<strong>–</strong> Wiener <strong>Film</strong>preisMünchen<strong>–</strong> CineMeritRotterdam<strong>–</strong> VPRO TigerStockholm<strong>–</strong> PferdLocarno<strong>–</strong> Leopardwww.ideen<strong>sind</strong>etwaswert.at18

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