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Vorlesung: Germanistische Lexikologie

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<strong>Vorlesung</strong>: <strong>Germanistische</strong><strong>Lexikologie</strong>HD Dr. Christine RömerE-mail:christine.roemer@uni-jena.de13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/051


1. Objekt und Gegenstände der<strong>Lexikologie</strong><strong>Lexikologie</strong>: linguistische Teildisziplingriech. lexikós = sich auf das Wort beziehend,logos = die Lehre13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/052


Geflügelte Worte über Wörter● Der Worte sind genug gewechselt,Lasst mich auch endlich Taten sehn!● Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Wortehört,Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.Goethe: Faust● Die Worte und die KüsseSind wunderbar vermischt ...Heine: Neue Gedichte13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/053


Gliederung der <strong>Vorlesung</strong>• 1. Objekt und Gegenstände der <strong>Lexikologie</strong>• 2. Gegenstände der Wortschatzkunde• 2.1. Der Zeichencharakter von Wörtern• 2.2.Wissenschaftliche Wortdefinitionen• 2.3.Wörter als Wissensspeicher• 2.4.Wörter als soziale und kulturelle Phänomene• 2.5.Systemhafte Beziehungen zwischen Wörtern13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/054


-spezielle vs. allgemeine <strong>Lexikologie</strong>-historische <strong>Lexikologie</strong> (Etymologie)-kognitive <strong>Lexikologie</strong>-computerlinguistische <strong>Lexikologie</strong>13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/055


Spezielle <strong>Lexikologie</strong>TeildisziplinenLexikalische Semantik Wortbildung WortschatzkundeLexikographie Namenkunde Phraseologie13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/056


Die Entwicklung derWissenschaftsdisziplin• relativ junge Disziplin• wissenschaftliche Beschäftigung mitWortschätzen aber schon sehr alt(anwendungsorientiert und in Grammatik)• Semasiologie von Ch. Reisig alsSondergebiet der Grammatik um 1830eingeführt13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/057


Teildisziplinen der <strong>Lexikologie</strong>13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/058


WortbildungProzesse und Resultate der Bildung von Wörtern werdenuntersucht.Schröders Dreifarbenlehre (Süddeutsche Zeitung, 23.10.01)Drei -- farben lehreWortbildungsregel: (xy)Wortgruppe + Wort = Wort13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/059


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Lexikalische Semantik2.0 Allgemeines- Beschäftigt sich mit der Bedeutung- Schwierig: nur indirekter Zugang- Methodenvielfalt bei Beschreibung- Es besteht ein Zusammenhang zwischenWort-, Satz- und Diskurssemantik(Peter und Helga spielen Offiziersskat.)Sie muss geben.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0511


2.1. Semasiologie-Fragt u.a. Welche Bedeutung(en) hat ein Wort?Dame?1. Eine Dame trägt einen Hut. = erwachsene, weibliche Person[höfliche Bezeichnung]2. Die Dame schlägt den Springer. = Schachfigur3. Sie legt eine Dame an. = Spielkarte4. Wollen wir Dame spielen. = Spiel5. Mit diesem Zug erwerbe ich eine Dame. = Spielstein13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0512


-Fragt u.a.Welche Beziehungen bestehen zwischen den Bedeutungsvarianten?DAME(2) ähnlichDAME(1)= metaphorische RelationDAME(4)Teil vonDAME(3) = metonymische Relation-Fragt u.a.Welche Beziehungen bestehen zwischen den Bedeutungen von Wörtern?Mensch[Dame -- Frau] Herr -- MannHausfrau Ehefrau13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0513


2.2. Onomasiologie = BenennungslehreFragt, mit welchen Lexemen können Dinge, Eigenschaften, Vorgängeetc. in der deutschen Sprache bezeichnet werden?Geiger, Romantiker, Musiker, ...*Tisch, ? Schachspieler,...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0514


Gegenstand der <strong>Vorlesung</strong> im weiteren Verlauf.Wortbildung und lexikalische Semantik sind Gegenständeder Proseminare.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0515


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Eigenschaften vonPhraseologismen● Feste Wortverbindungen im LexikonHarald Burger: Phraseologie. Eine Einführung am Beispieldes Deutschen. Berlin 1998-Polylexikalizität (mindestens 2 Wörter),-Festigkeit (feste Einheit mental, grammatisch, semantisch),-Idiomatizität13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0517


Arten von Phraseologismenidiomatische nichtidiomatischeIdiome Teilidiome strukturelle Routinen Kollokationenmit der Zeit gehen unchristliche Zeitan der Stelle von_ Sehr geehrte, liebe... Zähneputzen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0518


Die bisherige Beschreibung informalisierten Grammatikmodellen●Beispiel generative GrammatikChomsky:Phraseologismen sind idiosynkratisch,nicht Rahmen der Kerngrammatik beschreibbar.Jackendoff:Phraseologismen sind normale, universelleBestandteile der Grammatik und im Rahmen derGrammatik regelhaft zu beschreiben.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0519


Morphologische und syntaktischeCharakteristik der IdiomeFestigkeit führt zu einer Reihe von grammatischenEinschränkungen.Vgl. zum Beispiel:Lorbeeren ernten vs. Äpfel ernten.*Die Lorbeeren wurden geerntet.*Die Lorbeeren, die er geerntet hat.*das Lorbeerenpflücken*Große, glänzende Lorbeeren pflückenDie Äpfel wurden geerntet.Die Äpfel, die er geerntet hat....*=Idiomatizität geht verloren.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0520


Morphologische Besonderheiten• Häufig unikale Lexeme) (Fersengeld geben)• Erstarrte morphologische Formen (auf gutGlück)• Eingeschränkte morphologischeFormenbildung:-Numerus (*das geht mir an die Niere),-Tempus, -Artikel, -keine Komparation13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0521


Informationen• Ersatzveranstaltung für Studierende, die beiFrau Dr. Matzke nicht untergekommen sind: ab24.11. 8:15-9:45 Uhr (CZ 3 SR 113) bei FrauDr. Schmidt (EinschreibungSekretariat Frau Mader (Fürstengraben 30)• <strong>Lexikologie</strong>buch wieder erhältlich (2. Auflage)• Modulprüfung in letzter Semesterwoche,Anmeldung in den Seminaren bis Januar13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0522


Semantische Charakteristik derIdiome-Idiomatizität als graduelle Erscheinung(Öl ins Feuer gießen vs. den Advocatus Diaboli spielen)-Bildlichkeit (Metaphern, Metonymien, ...)(auf die schiefe Bahn geraten, ein kluger Kopf )-Expressivität / Emotionalität(aufgetakelt wie eine Fregatte sein,dumm wie Bohnenstroh sein)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0523


Soziolinguistische Charakteristikder Idiome(i) Geschlechtsspezifische IVPs(jmd.)[+ MÄNNLICH] ist herausgeputzt wie ein Pfingstochse,(jmd.)[+ WEIBLICH] hat viel Holz vor der Hütte(ii) Regionalmarkierte IVPsjeden Schilling / Rappen / Pfennig zweimal umdrehen(iii) Berufsspezifische / fachsprachliche IVPseine Abseitsfalle stellen, eine Flanke schlagen, ...(iv) Ideologisch markierte IVPses geht (hier) zu wie in der Judenschule, wie Rothschild sein Hund leben,...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0524


Pragmatische (textuelle) Charakteristik derIdiome(Welche Textfunktionen können IVPs übernehmen?(Gib deinem Herzen einen Stoß Partnerorientierung)- Gibt es topologische Regeln für die Verwendung im Text?- (Grüß Gott!, ...)- Wie erfolgt die Kohäsionsrealisierung?(Du sollst die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. *Sie kann dir noch helfen.)- Welche textuellen Modifikationen treten auf?(Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie ... viel erleben) formale (? und inhaltliche Modifizierung))- Gibt es Textsortenspezifika?13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0525


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•Darauf fahren wir voll ab. auf jmd. / etw. abfahrenSEHR BEGEISTERT SEIN•Wirkung: idiomatische Lesart (Headline) undwörtliche Lesart (Bild) interagieren•Idiomatizität der IVP: vollidiomatisch•Motivierung der IVP: semantische/ikonische Motivierung13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0527


Nachbardisziplinen der speziellen <strong>Lexikologie</strong>Die OnomastikKonrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- undFamiliennamen im deutschen Sprachgebiet.Dt. Taschenbuch Verlag 1998Die LexikographieMichael Schlaefer: <strong>Lexikologie</strong> und Lexikographie.Erich Schmidt Verlag, Berlin 2002Die MorphologiePeter Eisenberg: Grundriß der deutschen Grammatik. Bd.1:Das Wort. Verlag J.B. Metzler. Stuttgart, Weimar 199813.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0528


Erforscht:Onomastik (auch: Namenkunde,Namenforschung)‣Entstehung (Herkunft, Alter, Etymologie),‣Bedeutung,‣geographische Verbreitung vonEigennamen,‣Namengebung und –verwendung.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0529


Namen1. Formale Hüllen eines Begriffs / Konzepts= Gattungsnamen / Klassennamen (nomen appellativum):Benennen Tier(e), Mensch(en), laufen,...2. Benennung eines Individuums bzw. etwas Individuellem =Eigennamen (nomen proprium):Identifizieren Hadumod Bußmann, Saale,...Aber: Grenzen fließend (Eigennamen aus Gattungsnamenentstanden und Eigennamen können Gattungsnamenwerden)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0530


Onomasiologische Gruppen vonEigennamen• Namen für Personen (Einzelwesen undGruppen)• Namen für Sachen:- Örtlichkeiten- Gegenstände• Namen für Einrichtungen• Kennzeichnungen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0531


Beispiel 1 (soziolinguistische Fragestellung):Gründe für Vornamengebung• Umfrage:1. Wohlklang 26,9%2. Harmonie mit Familiennamen 11,63. Kürze 11,6...+ Erfahrungen mit eigenem Namen+ Anpassungs- und Profilierungsbedürfnisse13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0532


Beispiel 2 (historische Fragestellung):Entstehung der deutschen Familiennamen• seit Anfang des 12. Jh. Zunahme von Ruf- undBeinamen (Giselher genant Obst)• Beiname FamiliennameGründe für Zweinamigkeit:- Viele hatten denselben Rufnamen- Städte wuchsen an- Zunahme der schriftlichen VerwaltungGründe für Familiennamen:- Erbansprüche- Mode in Nachbarländern- genealogische Zusammenhänge durchschaubar machen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0533


Die LexikographieObjekt:- Sprachwörterbucher erstellen- kritische, historische und systematischeWörterbuchforschung (Metalexikographie)Wörterbuchtypen:- einsprachig vs. mehrsprachig- gesamtsprachbezogen vs. teilbereichsbezogenSynonymen-, Valenz-, …- synchron vs. diachron- alphabetisch vs. inhaltlich vs. rückläufig13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0534


Einführungswerke!Christine Römer / Brigitte Matzke (2003): <strong>Lexikologie</strong> des Deutschen.Narr: Tübingen (narr studienbücher); 2005 2. überarb. AuflageThea Schippan (1992): <strong>Lexikologie</strong> der deutschen Gegenwartssprache.Niemeyer: Tübingen.Peter Rolf Lutzeier (1995): <strong>Lexikologie</strong>. Stauffenberg: Tübingen.Christoph Schwarze / Dieter Wunderlich (1985): Handbuch der<strong>Lexikologie</strong>. Athenäum: Königstein /Ts.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0535


2. Wortschatzkunde2.1. Der Zeichencharakter von Wörtern (semiotischer Aspekt)2.2. Wissenschaftliche Wortdefinitionen (grammatischer Aspekt)2.3. Wörter als Wissensspeicher (kognitiver Aspekt)2.4. Wörter als soziale und kulturelle Phänomene2.5. Systemhafte Beziehungen zwischen Wörtern13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0536


2. Wortschatzkunde2.1. Der Zeichencharakter von Wörtern(der semiotische Aspekt)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0537


F. de Saussure (1857-1913)Grundfragen der Allgemeinen SprachwissenschaftDie Sprache „bildet ein System von Zeichen, in dem einzig dieVerbindung von Sinn und Lautzeichen wesentlich ist und in demdie beiden Seiten des Zeichens gleichermaßen psychisch sind.“VorstellungLautbildBezeichnetesBezeichnung= dyadisches (zweiseitiges) Zeichenmodell13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0538


Semiotik heute:Zeichen sind komplexe semiotische Einheiten von Zeichenträger,Bedeutung und Bezeichnung.Triadisches Zeichenmodell:Zeichenträger--Bezeichnung--BedeutungZeichenträger (Denotat): Dinge, Bilder, Wörter,...: z.B. der BaumBezeichnung (Extension): Referenzobjekt dieser Baum (stirbt)Bedeutung (Intension): Idee, Inhalt, Begriff BAUM [Stamm, Äste,...]13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0539


In Linguistik (vor allem Syntax) auch monadisches (unilaterales)/einteiliges/ Zeichenmodell, dass im Zeichen nur den physikalischen Teilsieht, dem jeweils eine Bedeutung zugeordnet sein muss:(Z=Zeichenträger(Bedeutung)ZeichenträgerEs wird nichts über die Zuordnung von Zeichenträger und Bedeutungausgesagt (Simplifizierung), dies bereitet bei nichteineindeutigenZuordnungen (wie Mehrdeutigkeiten beispielsweise) Probleme.durch die Finger sehen vs. Kopf´Nachsicht walten lassen‘ ´Körperteil‘ ´Person‘ ‚Teil‘13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0540


Semiotische Zeichenarten(Hauptarten von Pierce)ZeichenAnzeichenIndexikalisches Zeichen(Rauch für Feuer)BildzeichenIkonisches Zeichen(Piktogramme)Symbolesymbolische Zeichen(Wörter)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0541


Hierarchie der Referenzikonische Referenz = Wiedererkennen indexikalische Referenz = Interpretation symbolische Referenz = erlernen RAUCH -- FEUER „Brand“13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0542


Sprachursprungstheorie von TerrenceDeacon (1997)Unterschied zwischen Tier- und Menschensprache:Tiere sind unfähig, mit symbolischen Zeichen zukommunizieren. Sie können sich auch nicht mitZeichen auf Zeichen beziehen.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0543


Sind SZ indexikalischeZeichen?Jein.• deiktische Ausdrücke (dort, morgen, ich...)Der Hefter vor mir.= deiktische Orientierung.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0544


Grammatische Ikonizität:Ein Mehr an sprachlicher Form entspricht einem Mehr an Bedeutung.Ein Buch - zwei Büch-erEine Uhr - zwei Uhr-en(Ein Zettel - zwei Zettel)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0546


Kommunikative ZeichenVerbale ZeichenNichtverbale ZeichenParaverbale & nonverbaleParaverbal: im Sprachlichen verhaftetNonverbal: Gestik und Mimik13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0547


Sprachtheoretische SichtZeichenauffassunginstrumentalistischeZeichen = InstrumentrepräsentativeZeichen = Stellvertreter13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0548


Grundeigenschaften vonsprachlichen Zeichen (SZ)1. SZ sind strukturierte Gebilde.Die „Seiten“ sind aber nicht untrennbar verbunden,wie von de Saussure angenommen.Mehrdeutigkeit: 1 Zeichenkörper / 1 + n BedeutungenMehrwortlexeme: 1 + n Zeichenkörper / 1 Bedeutung13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0549


Grundeigenschaften vonsprachlichen Zeichen (SZ)2. Die Zuordnung von Formativ und Bedeutung ist ursprünglicharbiträr.Neubildungen sind aber in der Regel motiviert.Komposita z.B.:Flachbildschirm = Bildschirm, der flach ist.Infrarotschnittstelle = Schnittstelle, die Infrarotlicht aufnimmt.Derivationen z.B.:Hauptplatine = [ Präfix Haupt][Platine]drahtlos, schnurlos = [...] [ Suffix los]13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0550


Arten der MotivierungMotivierungphonetische(natürliche)morphematische semantische etymologischedeutlichmotiviertnocherkennbarmotiviertnichtmotiviert13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0551


Phonetische (natürlicheMotivierung)Die Lautgestalt bildet den Schall der bezeichneten DenotateNach (Schallwörter / Onomatopetica).Z.B. knarren, knurren, summen.Synästhesie: Wahrnehmungen anderer Sinnesorgane werdenin lautlich-akustische Einheiten überführt:Flittern, flattern, blinzeln,...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0552


Morphematische MotivierungMorphematische Motiviertheit liegt bei morphologischgegliederten Wörtern vor, wenn die Gesamtbedeutung ausden Teilbedeutungen ermittelt werden kann.Motiviertheitsgrade liegen vor:Wollkleid vollmotiviertHandtuch teilmotiviertBräutigam idiomatisch13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0553


Semantische oder figurative MotivierungEin vorhandener Lautkörper wurde zur Bezeichnung eines weiterenDenotats benutzt, um Ähnlichkeiten deutlich zu machen.metaphorische (Ähnlichkeit) und metonymische semantische Motivierungz.B. in Computerbranche Maus, Virus, Wurm,...WURMTIER --- zerstörerisches PC-PROGRAMM, das wie ein Wurm ...Fehlmotivierung: Nilpferd, Baumwolle (morphologischsemantischmotiviert)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0554


Etymologische MotivierungWörter waren in einer früheren Sprachepoche motiviert,sind es aber heute nicht mehr.Z.B. Bett < indogerm. *bhedh- (graben)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0555


Regel der politisch korrektenMotivierungVermeide Minderheiten und Randgruppen beleidigende Benennungen!(Neger) – Schwarzer(Krüppel) – Behinderter(Lehrer) – Lehrerinnen und Lehrer, Lehrer/innen, LehrerInnen,Lehrende(Buschmusik) – schlechte Musikaber nicht: Kosovo-Krieg vs. friedensstiftende Maßnahme13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0556


Sprachliche Diskriminierung(Markefka 1995)• Farbige, Ausländer,...: Dachpappe,Zonendödel,...• Religionsgemeinschaften: Kopftuchschrulle,...• Kranke: Schizo, Krüppel,...• Vorbestrafte: Knacki,...• Unterschichten: Buschklepper,...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0557


Regel der korrektenBezeichnungVermeide manipulatorische Benennungen!Raumpflegerin, Floristin gehobene Bezeichnungen fürgewöhnliche TätigkeitenNullwachstum, Gewinnwarnung13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0558


Grundeigenschaften vonsprachlichen Zeichen (SZ)3. SZ sind in Zeichensystemen angeordnet.Aber: Die Sprache ist nicht nur ein Zeichensystem.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0559


Grundeigenschaften vonsprachlichen Zeichen1. SZ sind strukturierte Gebilde.2. SZ sind arbiträr oder motiviert.3. SZ sind in Zeichensystemen angeordnet.4. SZ sind unveränderlich und veränderlich.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0560


Grundeigenschaften vonsprachlichen Zeichen (SZ)4. „Die Masse der Sprachgenossen wird in der Wahl der Bezeichnungnicht zu Rate gezogen, und die von der Sprache gewählteBezeichnung könnte nicht durch eine andere ersetzt werden.“„ Keine Sprache kann sich der Einflüsse erwehren, welche auf Schrittund Tritt das Verhältnis von Bezeichnetem und Bezeichnendemverrücken.“de Saussure: Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0561


Eugenio Coseriu: DreiSprachwandelprobleme• Warum wandelt sich Sprache überhaupt?• Welche Algemeinen Prinzipien gibt es fürden Sprachwandel?• Wie sehen die konkreten „Fälle“ aus?13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0562


19. JahrhundertW. v. Humboldt (1769-1835): Die Sprache ist ein OrganismusA. Schleicher (1821-1868):Die Sprache ist ein Naturorganismus.Die Sprache verändert sich auf der Basis vonNaturgesetzen.Sprachwissenschaft ist eine Naturwissenschaft.W. D. Whitney (1827-1894): Sprache ist eine soziale InstitutionHeute: Frage nach den internen und externen Faktoren von SW.Frage nach der Intentionalität / Kausalität vonWandelprozessen.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0563


• Rudi Keller / Ilja Kirschbaum:Bedeutungswandel. Eine Einführung. deGruyter Studienbuch 2003• „Theorie der unsichtbaren Hand“• These: Sprachwandel sei eine kollektivadaptierte Innovation ist eineÜbergeneralisierung.• „Trampelpfadtheorie“ (Ursache derTrampelpfade: Faulheit; Wege nicht intendiert)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0564


S. 135 Keller /Kirschbaum:Floskel: von x her gesehen von x her von x(1) Von der Farbe her gesehen finde ich denPullover gut, der Schnitt gefällt mir weniger.(2) Von der Farbe her finde ich den Pullover gut…(3) Von der Farbe finde ich den Pullover gut. Bequemlichkeit löst unbeabsichtigt eineBedeutungserweiterung der Präp. von aus:‚unter dem Aspekt von‘13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0565


Veränderungen bei sprachlichen Zeichen1.Veränderung des Lautkörpersz.B. ahd. thenken (8. Jh.) nhd. Denken (Ursache 1. GermanischeLautverschiebung)Familiennamen:Möller in Müller, Goyer in Gauger (niederdeutsche inhochdeutsche Form)Schwein in Klein, Dumjahn in Jahn13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0566


2. Veränderung der Bedeutung von WörternBei Bedeutungswandel kommt entweder eine Bedeutung zuden vorhandenen hinzu und wird lexikalisiert= innovativer BedeutungswandelZ.B. SchimpfwörterKamel oder Esel sind metaphorischeÜbertragungen. Die Bedeutung (das Semem) `dummerMensch‘ wird als Nebenbedeutung verstanden.oder eine der lexikalisierten Bedeutungen wird ungebräuchlichund fällt weg = reduktiver Bedeutungswandel.Z.B. schildern ursprünglich `Schilder bemalen‘13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0567


Beispiele für innovativen Bedeutungswandel1.Vergleich (Assoziation) zweier Konzepte führt zur Innovation undLexikalisierung (Polysemie)SZ[Formativ Maus ][ Bedeutung1 KLEINES NAGETIER] +[ Bedeutung2 GRAPHISCHESZEIGEGERÄT FÜRCOMPUTER](länglich-runde Form, ÄHNLICHKEIT (länglich-runde Form,langer Schwanz) = Metapherschmales, langes Kabel)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0568


SZ[ Formativ Flegel ][ Bedeutung1 BÄUERLICHES ARBEITSGERÄT ] Sachzusammenhang [ Bedeutung2 BAUER MIT... ] = MetonymieVergleich [ Bedeutung 3 GROBER MENSCH] = Metapher13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0569


(ii) Hinzukommen eines generalisierten Konzeptes:Z.B. ahd. giferto „Fahrtgenosse“>Gefährte „Freund“(iii) Hinzukommen eines spezielleren Konzeptes:Z.B. ahd., mhd. muot „Gesinnung, Stimmung“ (guten Mutes sein, >Sanftmut,...)Mut „furchtloses Verhalten“(iv) Hinzukommen eines Konzeptes durch elliptischen GebrauchZ.B. Fingerring > Ring; Fahrrad > Rad; im Gefängnis sitzen>sitzen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0570


(v) Hinzukommen eines neuen Konzeptesdurch fremde BeeinflussungKammer: lat. camera ´gewölbte Deckeeines Zimmers` > ´kleiner Raum`franz. chambre / engl. Chamber ´Teil einer parlamentarischenEinrichtung`Zivil- und Strafkammer, Volkskammer13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0571


Metapher:Metapher vs. MetonymieWort a : Formativ a + Bedeutung aA verglichen mit B: A und B sind ähnlichWort a : Formativ a + Bedeutung a + Bedeutung bausspannen: `Pferde aus dem Geschirrnehmen` + ´ausruhen` (heuteHauptbedeutung) + `wegschnappen´tc (Tertium comparationis): ´lockern`13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0572


Synästhesie= Sonderart der Metapher„Bezeichnungsübertragung“ aus einemSinnesbereich oder Gefühlsempfindung ineinen anderen der Sinnesempfindung.laute, schreiende Farbenakustisch optischweiche Stimme, heiße Musiktaktil akustisch13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0573


MetonymieWort a : Formativ a + Bedeutung aA verglichen mit B:A und B haben SachzusammenhangWort a : Formativ a + Bedeutung a + Bedeutung bz.B.-Brot: `Laib Brot´ (ein Brot kaufen)´Scheibe Brot´(ein Brot schmieren`)Ganzes-Teil (totum pro parte)- Kopf: `Körperteil` `Mensch` (Er ist ein kluger Kopf.)Teil-Ganzes (pars pro toto)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0574


Tote Metaphern und MetonymienVerblassen der „Bildlichkeit“, Zusammenhangzur Ausgangsbedeutungist nicht mehr erkennbar bzw. wird nichtwahrgenommen.z. B. Mutter ´Schraubengewinde`ein leises, schleierhaftes Lachen …[Botho Strauss: Paare, Passanten. SZ-B., 21]expressive Wendung, nicht im Lexikon13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0575


Veränderungen bei sprachlichenZeichen• Veränderungen des Lautkörpers• Veränderung der Bedeutungen- Innovativer Bedeutungswandel. Hinzukommen von Konzepten13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0576


2. Gründe für f r reduktiven Bedeutungswandel(i) obsoletes Konzeptz.B. HDG Demokratie „aus der Diktatur des Proletariatserwachsender Typ des soz. Staats- und Gesellschaftsgefüges“(ii) Sozio-kultureller Wandelz.B. Kind, Sterne, Ihr(iii) Bedeutungsverengungz.B. billig < ahd. „angemessen, passend“billige Preise > „angemessene Preise“>“niedrige Preise“billige Schuhe >“Schuhe mit niedrigem Preis“billige Ausrede >“einfallslose Ausrede“ (Bedeutungsverengungmit Wertminderung)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0577


3. Veränderung von Formativ und BedeutungZ.B.Mhd. enboeren bis ins 19.Jh. „aufwiegeln“ empören „erregen, entrüsten“Ahd. sufan „schlürfen, in kleinen Schlucken trinken, nippen“saufen „trinken (vom Vieh), unmäßig (Alkohol) trinken“13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0578


Grundeigenschaften vonsprachlichen Zeichen5. SZ sind ein Typ (allgemein) und ein Token(speziell).-In Holland gibt es Tulpenfelder. Typ-Dieses Tulpenfeld gefällt mir. Token13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0579


2.2. Wissenschaftliche Wortdefinitionen2.2.1. ProblemstellungProbleme der wissenschaftlichen Wortdefinition?-keine eindeutige Isomorphie zwischen Formativ undBedeutung (Beispiel Dame)-keine direkte Zuordnung von Formativ und Bedeutung13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0580


Mehrebenenmodellsemantische EbeneBEDEUTUNGpragmatischeEbenemorphologische Ebenesyntaktische Ebenephonetisch-phonologische/graphische EbeneFORMATIV13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0581


U.a. bestätigen von der Norm abweichende Sätze die Ebenen:1. (i) Paltt is Weenachten.2. Weihnachten können man ausruht.3. Weihnachten man sich kann ausruhen.4. Weihnachten kauft sich viele Geschenke.5. Her mit dem Geschenk!13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0582


2.2.2. Das phonetisch-phonologische WortEinheiten der lautlichen Ebene:-Laute / Phoneme (Hut-Gut-Mut)bedeutungsdifferenzierende Laute=Phoneme-Silben, Wortakzente (Á-meise, Ho-lún-der)-Lautbild/Lautkörper (meist nicht ein Lautbild=eine Bedeutung,z.B. Bank: SITZGELEGENHEIT vs. GELDINSTITUT)-hat‘er! Wörter sind eine prosodische Einheit.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0583


2.2.3. Das graphische Wort! Wörter sind eine graphische Einheit, nach ihnen folgt eine Lücke.Einheiten: - Buchstaben / Grapheme (Halm-Salm; Schaum-Raum)Probleme:-Anordnung der Buchstaben nicht ausschließlich auf Laute bezogen(auch auf Silben und Morpheme. Z.B. Dehnungs-h wird morphologischübertragen: wohnen-wohnt-wohnlich)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0584


Prinzipien für die deutsche Schreibung1. Schreibung soll Lautung wiedergeben.2. Inhaltliche Grundeinheiten bilden eineWorteinheit3. Bedeutungsdifferenzierungen werdendurch unterschiedliche Schreibungmarkiert.4. Syntaktische Eigenschaften werden inSchreibung sichtbar.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0585


Ihnen allen ein erfolgreiches 2005!13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0586


2.3.4. Das morphologische Wort! Ein Wort besteht mindestens aus einem Basismorphem.(Morpheme sind die Wortbausteine.)! In der deutschen Sprache gibt es aus morphologischer Sichtverschiedene morphologische Wörter:(I)• Wurzelwörter• Wortbildungen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0587


(II)• Flektierende Wörter (schaffen Formenparadigmen)• Nichtflektierende WörterFlektierende Wortklassen im Deutschen:Substantive [+artikelfordernd][+deklinierend]Das/ein (Auto), des Autos (Farbe),...Adjektive [+deklinierend] [+komparierend]des schnellsten Autos (Preis)Pronomen [-artikelfordernd] [+deklinierend]dessen (Steuern)Verben [+konjugierend](Das schnellste Auto) wird (ein Traum) bleiben.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0588


Sprachtypen(A. W. Schlegel 1818)Analytischer vs. synthetischer Sprachbau:- analytisch: selbständige Formelemente drückendie grammatischen Beziehungen aus• Isolierende Sprachen (Chinesisch)2. Agglutinierende Sprachen (Türkisch)3. Flektierende Sprachen (Sanskrit)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0589


2.3.5. Das syntaktische WortDie syntaktische Grundeinheit ist nicht das Wort sondernvielmehr die Phrase (Wortgruppe). Nur ein Teil der phonetischorthographischenWörter kann allein eine Phrase repräsentieren.Beispiel:(Wieso reichte der Igel die Scheidung ein?)Er hatte die ewigen Sticheleien seiner Frau satt!Dass [ NP er] [ NP[NP die ewigen Sticheleien] [ NP seiner Frau]][ VP satt hatte]..*dass die er ewigen Sticheleien ...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0590


Unflektierbare Wortklassen• Adverbien [-flektierbar], [+phrasenfähig]z.B. Die <strong>Vorlesung</strong> findet donnerstags statt.[ AdvP Donnerstags ] findet die <strong>Vorlesung</strong> statt.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0591


Unflektierbare Wortklassen2. Partikel [-flektierbar], [-phrasenfähig]z.B. Die <strong>Vorlesung</strong> findet nur donnerstags statt.[ AdvP Nur donnerstags ] findet die <strong>Vorlesung</strong> statt.* Nur findet donnerstags die <strong>Vorlesung</strong> statt.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0592


Unflektierbare Wortklassen3. Satzadverbien [-flektierbar], [+phrasenfähig][+satzwertig]z.B. Hoffentlich funktioniert heute der Laptop.Ich hoffe, der Laptop funktioniert heute.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0593


Unflektierbare Wortklassen4. Konjunktionen [-flektierbar], [-phrasenfähig][+/-phrasenteilig]z.B. Sie sagte, dass es koordinierende und subordinierendeKonjunktionen gibt.[ S Sie sagte], dass [ S‘ es koordinierende und subordinierendeKonjunktionen gibt].13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0594


Unflektierbare Wortklassen4. Konjunktionen [-flektierbar], [-phrasenfähig][+/- phrasenteilig]z.B. Hoffentlich funktionieren heute der Laptop undder Beamer.[ NP Der Laptop und der Beamer] funktionieren heute.*Und funktionieren heute der Laptop und der Beamer.(Und, funktionieren heute der Laptop und der Beamer?Und hier [+satzwertig])13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0595


Unflektierbare Wortklassen5. Präpositionen [-flektierbar], [-phrasenfähig][+ phrasenteilig] [+kasusfordernd]z.B. Aus wissenschaftlicher Sicht sind Präpositionenbesondere Wörter.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0596


Wissenschaftliche Wortdefinitionen• Wörter sind eine prosodische Einheit(phonetisch-phonologisches Wort).• Wörter sind eine graphische Einheit, nachihnen folgt eine Lücke (graphisches Wort).• Wörter besitzen eine Morphemstruktur.• Wörter können Phrasenkerne sein(syntaktisches Wort).13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0597


2.3.6.Das semantische Wort! Wörter sind die kleinsten selbständigen Bedeutungsträger.Beispielsweise bezeichnenTisch EIN KONKRETER GEGENSTAND,...Liebe EIN GEFÜHL,...grün EINE FARBEIGENSCHAFT EINES OBJEKTES,...oder EINE LOGISCHE BEZIEHUNG,...tauchen EINE TÄTIGKEIT,...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0598


Semantische Wortklassen:‣Wörter mit abgeschlossener BedeutungStefan (Eigenname), Fahrrad (Gattungsbezeichnung).‣Wörter mit relativer Bedeutungsparsam (ist jemand), sparen (jemand, etwas), Mistrauen(gegenüber jemanden/etwas).‣Wörter mit unvollständiger Bedeutung (Deixis)dort, sie,..‣Wörter ohne isolierbare Bedeutungetwas aus dem Effeff verstehen, Maulaffen feilhalten.‣Wörter ohne lexikalische BedeutungHilfswörter (Artikel, Hilfsverben).13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/0599


Einwort- und MehrwortlexemePhraseologismen wie- sich zu etwas hinreißen lassen ´etwas im Affekt tun‘„Sonst kann es ein sehr teueres Vergnügen werden, wenn man sich inUrlaubslaune vor Ort oder vom heimischen Sofa aus zum überstürztenKauf hinreißen lässt.“von Kopf bis Fuß `völlig‘„Er ist von Kopf bis Fuß ein Gentleman.“ Mehrwortlexeme: ein semantisches Wort?13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05100


2.3.7. Das pragmatische Wort! Wörter haben unterschiedliche pragmatische Funktionen.Sie werden in spezifischen situativen Kontexten verschiedenartigverwendet.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05101


Bühlers Organonmodell der SpracheGEGENSTÄNDE und SACHVERHALTE(Darstellungs-) SymbolfunktionZEICHEN(Ausdrucks-) Anzeichenf. (Appell-) SignalfunktionSENDER EMPFÄNGER13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05102


Mist! Lass dichdoch endlichblicken!13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05103


R. Jakobsons Funktionenmodellin: Poetik:Linguistik und Poetik (1960)Kontext (Referent)Sender Nachricht EmpfängerKontakt (Kanal)Kode13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05104


• ReferentielleFunktion (dominiert z.B. bei Nachrichtentexten)• Expressive oder emotive Funktion• Konative (=Bühlers Appellfunktion) Funktion• Phatische Funktion• Metalinguistische Funktion• Poetische Funktion13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05105


• Referentielle Funktion (dominiert z.B. bei Nachrichtentexten)Der Bundeskanzler übt uneingeschränkte Solidarität.• Expressive oder emotive Funktion•Wörter zur Bezeichnung von Emotionen und AffektenTrauer, Freude, Eifersucht,..•Wörter, die Emotionen und Affekte anzeigen-Interjektionen Juchhe! (Freude)Äks! (Ekel)Nanu! (Verwunderung)Ach! (mehrdeutig)Ach, du Armer! (Bedauern, Mitleid)Ach, wenn es doch immer so bliebe! (Sehnsucht)...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05106


•Kosenamen Mausi, Liebes,...•Schimpfwörter Esel, ...•Ethnische Schimpfwörter Saupreuße, Fischkopf, Löffelschnitzer,Bimbo,...•Affektive Adjektive, Substantive und Verben(Ist das aber) niedlich.(Dieser) Lügner.(Er) säuft.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05107


3. Die konative (anstrebende) Funktion•Vokative (Rufform, im deutschen durch Nominativabgedeckt. (Komm,) lieber Freund!)•Imperative Komm!4. Die phatische (kontaktknüpfende) FunktionGemeinschaft stiftende Wörter gell.5. Die metalinguistische FunktionTermini Extension, Intension6. Die poetische FunktionLeu13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05108


Prototypisches WortEin prototypisches Wort hat auf allen sechs EbenenWortcharakter:-es ist isolierbar in der Rede und Schrift,-es hat selbständige Bedeutung,-es hat eine Morphemstruktur,-es kann eine syntaktische Phrase repräsentieren,-es realisiert mindestens eine kommunikative Funktion.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05109


Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.• Keine sprachliche Einheit des geflügeltenWortes hat prototypischen Wortcharakter!13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05110


2.3. Wörter alsWissensspeicher:kognitiver AspektLinguistik: beschreibt sprachliche Objekte, die vorliegen (Wörter,Sätze, Texte,...).Kognitive Linguistik: fragt danach, was in unserem Geist / Kopfvorliegt und wie es verarbeitet wird. Sprache wird alsgeistiger Besitz angesehen.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05111


Literaturtipps zum mentalen Lexikon:‣Jean Aitchison: Wörter im Kopf. Niemeyer: Tübingen 1997‣George A. Miller: Streifzüge durch die Psycholinguistik.Zweitausendeins: Frankfurt a.M. 1996‣Steven Pinker: Wörter und Regeln. Spectrum: Heidelberg 200013.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05112


2.3.1. Eigenschaften der mentalenWörter‣Reflexhaftes Erkennen‣Ganzheitliches Erfassen(WNAEEMRUTWER NEU AMT)‣Vertrautheitseffekt (lernen)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05113


Unterschiede zwischen dem mentalenLexikon (ML) und dem Buchlexikon• ML nicht alphabetisch geordnet (zeigenVersprecher).• ML nicht begrenzt, ist ständig erweiterbar.• ML ist viel umfangreicher.• ML ist nicht statisch, sondern dynamisch.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05114


„Ein Wörterbuch verhält sich zum mentalenLexikon ungefähr so wie einUrlaubsprospekt, in dem ein Badeortbeschrieben wird, zu dem Badeort selbst.“Jean Aitchinson, a.a.O., S. 1813.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05115


2.3.2. Modulare Struktur des GeistesGrammatikPerzeptionMotorikSPRACHEWeltwissenHandlungswissen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05116


Mentales LexikonDas mentale Lexikon enthält das gesamte Wissen des Sprachbenutzendenhinsichtlich der Wörter seiner Sprache (= Sprachwissen).Ton Dijkstra/Gerard Kempen „Einführung in die Psycholinguistik“,Huber: Bern,...1993Lexikon habe zwei Hauptteile:Peripherer Teil: Wortformenlexikon (Hauses, Häuser,…),Zentraler Teil: Lemmalexikon (Haus, Tisch, rot, …).13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05117


Inhalt des mentalen Lexikons‣Orthographisches Wissen‣Phonologisches Wissen‣Syntaktisch-morphologisches Wissen‣Semantisches Wissen‣Motorisches Wissen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05118


Beispiel ModalwörterPhonetisches Wissen: ...Orthographisches Wissen: ...Syntaktisch-morphologisches Wissen:- meist von Adjektiven oder Partizipien abgeleitet- haben Phrasencharakter (vorfeldfähig)Dummerweise ist die Vase kaputtgegangen.- beziehen sich logisch-strukturell auf ganzen Satz (satzwertig)Fragetest: können nur durch Entscheidungsfragen erfragt werden:*Wie ist die Vase kaputtgegangen? Dummerweise...Ist die Vase kaputtgegangen? Dummerweise...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05119


Pronomentest:Modalwörter können im Gegensatz zu normalen Satzgliedernnicht durch ein Prowort substituiert werden.Sie (die Vase) ist ...*So (dummerweise) ist ...Semantisches Wissen:-Modalwörter haben keine begrifflich-denotative (extensionale)Bedeutung.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05120


Konzeptuelles Gedächtnis (= Weltwissen)- Skripts und Schemata- Bewertungen, Sprechereinstellungen- ...Modalwörter:- drücken Sprechereinstellungen ausBedauerlicherweise ist das Buch verschwunden.- oder schränken Geltungsgrad der Aussage ein.Möglicherweise ist das Buch gestohlen worden.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05121


Lexikalisches Handlungswissen-illokutiver Gehalt (Intention einer Äußerung in Hinsicht auf denHörer)- ...Modalwörter:Illokutionäre Indikatoren für Sprecherkommentare.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05122


Glücklicherweise sind wir versichert.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05123


Glücklicherweise sind wir versichert.HandlungswissenKommentar BehauptungGlücklicherweise sind wir versichert.WeltwissenGrammatischesWissen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05124


WorterkennungsprozessLexikalischer Zugriff erfolgt zur Worterkennung oder –produktion.Visuelle oder auditive Worterkennung besteht aus drei Hauptschritten:(Peter ) ist wütend / ist sauer / geht in die Luft ...‣Lexikalischer Zugriff (Liste von Wortkandidaten wird erstellt)‣Lexikalische Auswahl‣Lexikalische Integration in Satz13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05125


2.4. Wörter als soziale undkulturelle Phänomene2.4.1. Umfang des deutschen Wortschatzes2.4.2. Zeitliche Markierung des Wortschatzes2.4.3. Internationale Markierung des Wortschatzes2.4.4. Regionale Markierung des Wortschatzes2.4.5. Soziolektale Markierung des Wortschatzes13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05126


2.4.1. Umfang des deutschesWortschatzes• Umfang kann nur geschätzt werden.Warum?13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05127


2.4.1. Umfang des deutschesWortschatzes• Umfang kann nur geschätzt werden.Warum?- Lexikon offenes System.- Frage ob alle Wortbildungen, Wortformen undFachwörter einbezogen werden sollen.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05128


•Durchschnittsprecher/in: 6 000 – 10 000 aktiv beherrschte Wörter.•Theodor Storm: 22 500 Wörter im Gesamtwerk benutzt.•Insgesamt hat deutsche Sprache, wie andere entwickelte Kultursprachenauch, ihren Umfang im 19. Und 20. Jahrhundert starkvergrößert: 300 000 –500 000.•Unter Einbeziehung der Fachwörter5 – 10 Millionen Wörter.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05129


Wichtiger als Frage nach Menge ist Feststellung derBenutzungshäufigkeit.Grundwortschätze dienen verschiedenen Zwecken:‣dem Unterricht im Zweitspracherwerb‣der Grundschuldidaktik (Orthographie-, Grammatik- undAusdrucksunterricht)‣der WörterbuchherstellungEs sind deshalb auch kommunikativ-pragmatische Faktorenrelevant (Benutzer, Situation, Thema, ...).13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05130


Zentraler Wortschatz:‣der häufigste Wortschatz‣der Grundwortschatz‣das lexikalische Minimum13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05131


Statistische Erhebungen zu den am häufigsten verwendetenWörtern:-J.A. Pfeffer (1964) zur gesprochenen Sprache.-H. H. Wängler (1963) zur Zeitungssprache.-H. Meier (1964) zur Schriftsprache.- ...→ Schnörch (2002) www.idsmannheim.de/lexik/personal/schnoerch.html(wortartenspezifisch)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05132


Häufigste Verben• Hilfsverben• Modalverben• Vollverben.Wängler: kommen, lassen, stehen, machen, tun, gehen,..Verben mit breiten Einsatzmöglichkeiten dominieren.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05133


Am häufigsten verwendete Adjektiveganzdeutschgut...Am häufigsten verwendete SubstantiveZeitFrau / Mann...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05134


Insgesamt am häufigsten verwendet:Die am häufigsten benutzten Wörter gehören zu den Artikeln,Pronomen , Präpositionen, Partikeln und Pronominaladverbien.WänglerMeier Pfefferich diedas die der undist nicht in zu denja du der das nicht vonderund sein(V)ein ich habenin ja wir esDie 200 häufigsten Wortformen machen nach Meier ca. 54 % allerTextwörter aus!13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05135


2.4.2. Zeitliche Markierung+ neu+altKernbestand13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05136


NeuwörterNeologismenokkasionelle NeuwörterTragen für Sprechergemeinschaft Einmalbildungen, nicht(noch) das Merkmal [+ neu]. Bestandteil des usuellenLexikons.E-Learning, Pisa-Studie, wuschig,Flipflop, Billigflieger+ vorübergehende Neuwörter Starter-Kits+ temporäre Neuwörter Riester-Rentedauerdusternieselgrau,kuschelschnufelnEs kommen mehr neue Wörter hinzu als wieder verschwinden.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05137


Verschwindende WörterArchaismenHistorismenDenotate heute meist durch Denotate sind heuteandere Wörter bezeichnet. historisch.Lusthaus (Bordell), Polytechnische Oberschule,Ratschlagung (Ratschlag), Blockwart,Äfferei (Irreführung), Landgraf,Advokat (Rechtsanwalt)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05138


2.4.3. Internationale Markierung2.4.3.1. Ursachen für EntlehnungenEntlehnungen schon immer umstritten (Sprachgesellschaften).Heute Angst vor „Denglisch“ (Snack-point).• Kontakte der VölkerZ.B. HandelsbeziehungenZucker, Alkohol (arab.)Zobel, Zander (slaw.)...Dabei direkte (Haschisch) und indirekte (Cannabis) Entlehnungen.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05139


•“stärkere“ Völker beeinflussen „schwächere“.•Modeerscheinungen.Beispiele:Christianisierung verbreitete lateinische und griechische Lexik.Lat. Althochdt. scriban / schreiben...Kultur des Rittertums brachte französische Lexik.Amis / Geliebter, tanz / Tanz, schach / Schach,...Sport (1928 sport / Sport, to box / boxen),Wirtschaft (Jeep, Computer) und Wissenschaft (Bionik),Musik (Jazzband), Tanz (Rock and Roll) und Kleidung (Pullover)u.a. brachten im 20: Jahrhundert angloamerik. Lexeme.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05140


2.4.3.2. Arten von EntlehnungenDie meisten Klassifikationen gehen auf W. Betz 1974 zurück(Lehnwörter und Lehnprägungen im Vor- und Frühdeutschen).EntlehnungenFremdwörter Internationalismen LehnwörterLehnprägungenLehnbildungenLehnbedeutungen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05141


(a) FremdwörterHaben in Lautung und Schreibung noch deutlich fremdenCharakter.Aber schon Minimalanpassung:Die E-Mail, der Firewall, chatten (er chattet), anmailen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05142


(b) InternationalismenWerden weltweit in die verschiedensten Sprachen mit der gleichenBedeutung verwendet und/oder dienen der internationalenKommunikation.lat. cultura , engl./franz. culture, dt. Kultur, russ. ...Bar, Büro, Chef, Manager,...Exotismen: Dollar, Geisha, Kaviar, HalloweenModewörter: cool, Event, Hype13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05143


http://blogosfear.org/eintrag.php?id=73Hype! Hype?"Weblogs sind der neue Hype!""Alles nix neues, hier wird nur eine Sache gehyped!"das höre ich in letzter Zeit häufiger, gerne vonSelbst ernannten Internet-Usern der ersten Stunden.Hype künstlicheAufwertung bzw. übertriebene Präsentation einer Sacheod. eines Ereignisses in der Werbung, z.B. einesModetrends [engl.]13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05144


(c) LehnwörterLehnwörter im engeren Sinne sind der Lautung und Schreibungder aufnehmenden Sprache weitgehend angepasst.(Spaghetti) Spagetti(Telephon) Telefon(Portemonnaie) Portmonee (Geldtäschchen, Börse)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05145


(d)LehnprägungenLehnbildungenWortbildungen nach fremden Vorbildern.Lehnübersetzungen: (dies luane) MontagLehnübertragungen: (windsurfer) BrettseglerLehnschöpfungen: (Cognac) Weinbrand,(Universität) Hochschule13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05146


(e) LehnbedeutungenEin einheimisches Wort bekommt entsprechend einem fremdenVorbild eine Bedeutungsvariante hinzu.- ahd. heilant = „Heilender“bekommt von lat. salvator = „Heiland“ (Christus) hinzu.- ahd. riuwa = „Schmerz, Trauer“ bekommt von latein. contritio„Seelenschmerz“ (Schmerz auf Grund einer begangenen oderunterlassenen Handlung) hinzu.- feuern = „Feuer machen“ bekam von eng. fire „entlassen“ hinzu13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05147


2.4.4. Regionale Gliederung desWortschatzes• Standardvarietäten• Regionale VarietätenEinzelne Varietäten überdachen andere.L n (lingua) = {L a , L b , ... L n }13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05148


Deutsche Standardvarietäten:• Deutsches Standarddeutsch (Binnendeutsch): Teutonismen• Österreichisches Standarddeutsch: AustriazismenSchmäh, Schlawiner, Guckerln, Goschen• Schweizer Standarddeutsch: HelvetismenKasten, VeloZälti, Täfeli, Tröpsli, ZückerliLiteratur: Ulrich Ammon: Die deutsche Sprache inDeutschland, Österreich und der Schweiz. 199513.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05149


Dialekte (areale Varietäten)Standarddeutsch – Stadtsprachen – Dialekte[+ schriftlich] [+ mündlich][+ kodifiziert] [- kodifiziert]... ...Berliner StadtspracheHackepeter = ‚Gehacktes Schweinefleisch‘Schusterjungen = ‚Roggenmehlbrötchen‘Schrippe = ‚Weizenmehlbrötchen‘13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05150


Thüringischer SprachraumGehört zum Ostmitteldeutschen, ist in neun Dialekträume gegliedert,da Thüringen lange Zeit territorial zersplittert war, konnte sich keingesamtthüringischer Dialekt herausbilden.Jena: IlmhüringischZ.B.spricht man „ee“ statt „ei“ und „an“ ( Been, loofe)„j“ anstelle von „g“ vor Vokal (Jeld, jemacht)Dar hat awer ä altfrassen Gesechte! (Der sieht aber alt und müde aus!)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05151


2.4.5. Soziale Markierung des WortschatzesSoziolinguistische Sprachbeschreibung:Eine Sprache ist ein differenziertes Gebilde.Es besteht aus einer Menge von Varietäten.Varietäten / Lekte haben unterscheidende Sprachmerkmale,Die aus sozialen Konstellationen resultieren.Soziolekte sind gruppenspezifische Varietäten (Gruppensprachen).13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05152


(a) Transitorische Soziolekte= Lebensaltersprachen.• Kindersprachen• Schüler- und Jugendsprachen• (Erwachsenensprachen) wird als Norm angenommen.• Altensprachen• Soldatensprachen• Gefängnissprachen13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05153


JugendsprachenLexikalische Merkmale:-trotz ständigen Wandel und und regionalen sozialen Differenzierungengibt es Typisches:-Standardlexik wird schöpferisch abgewandelt:durch neue Bedeutungen jmdn. anbaggern, geil,...-benutzen provokanter Lexeme (Tabuwörter, Vulgarismen,Fäkalsprache) Wichser,...,-Intensitätsadverbien bzw. –adjektive cool, megacool, fett, ...,-Anglizismen high sein-Empfindungs- und Lautwörter ups, würg,...,-originelle Gruß- und Anredeformeln tschüssi-Wortspiele.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05154


„Altensprache“- bisher wenig erforscht.- verschiedene Forschungsstrategien:(i) age-marker erfassen (veraltete Lexeme, Idiome; besseresemantische Kompetenz,...)(ii) Ablehnen der Defizit- bzw. Regressionshypothese(iii) ...Jacob Grimm (1864) in „Rede über das Alter „:...“eigene macht“ mit „besonderen gesetzen und bedingungen“...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05155


(b) Temporäre Soziolekteρ Sportsprachenρ Hobbysprachenρ Berufssprachenρ...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05156


Berufs (Fach)sprachenResultieren aus der zunehmenden Spezialisierung und haben jeweilsspezifische Fachwortschätze.Fachwörter unterscheiden sich besonders in der Bedeutung von dengemeinsprachlichen Wörtern.Termini Halbtermini Fachwörter/-jargonismenExakt definiert, Nicht exakt definiert Arbeitswörter,nicht mehrdeutig und aber genau. ohne Anspruch aufnicht vage (Ideal!).GenauigkeitStrafstoß, abseits Ballspiele foulen, Blutgrätsche13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05157


Eigene Begrifflichkeit wird gebildet (Begriffsleitern):z.B. Hans-R. Fluck: Fachsprachen. Franke: Tübingen, Basel, S. 48-Lager Lager-Rollen -Kugel RollenlagerKugellagerKegel- Zylinder- Rillen- KegelrollenlagerZylinderrollenlager13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05158


(c) Habituelle Soziolekte•Standes-, Schichtensprachen•Frauen- vs. Männersprachen•...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05159


„Frauensprachen“Geschlechtsspezifische Sprachkompetenz resultiert aus densozialen Umständen (erwartetes Rollenverhalten, Erziehung,Berufstätigkeit).„Frauensprache“ gekennzeichnet durch:-mehr abschwächende Partikel, Adverbien, Modalverben,...(Nicht: Es ist so. Sondern: Es könnte so sein. Oder Möglicherweise...Ursache: Konfliktscheuheit).-weniger Vulgarismen-mehr Füllwörter-...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05160


2.5. Systemhafte Beziehungen zwischen Wörtern2.5.1. Sinnrelationen im Lexikon2.5.2. Wortfamilien2.5.3. Wortfelder13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05161


2.5.1. Sinnrelationen im Lexikon„Man kann die Sprache mit einem ungeheuren Gewebe vergleichen,in dem jeder Theil mit dem andren und alle mit dem ganzen in mehroder weniger deutlich erkennbaren Zusammenhange stehen.“Wilhelm von Humboldt (1876)Bedeutungen sindgleich ähnlich anders hierarchisch13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05162


Bedeutungsgleichheit=totaleSynonymieSynonymieReferenzidentität[a ↔ b: wenn x ein a ist, ist es auch ein b und umgekehrt.]Synonyme sind Wörter,die in ihrer Bedeutung (Extensionund Intension) übereinstimmen ( Apfelsine / Orange,Samstag / Sonnabend, ledig / unverheiratet).Referenzidentisch sind Wörter, die im Rahmen eines Textes, in ihrerExtension übereinstimmen.„Diva, Göttin, Vamp am 27.12. wäre Marlene Dietrich 100 Jahrealt geworden.“13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05163


Bedeutungsähnlichkeit=partielleSynonymie3 Gruppen:-unterschiedliche Varietäten (Hund vs. Köter; Löwenzahn vs.Pusteblumen)-minimale semantische Differenz ((jmd) schlecht machen vs.(jmd) (etwas) anhängen)-unterschiedliche Selektionsbeschränkungen (kündigen vs. abmelden)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05164


Anderssein = KontrastKontradiktion Antonymie Konversion Inkompatibilität[ a ¬ b: wenn x ein a ist, ist es nicht ein b]Kontradiktion (auch Antonymie im weiteren Sinne,zwei Kontrastwörter bilden einen polaren Gegensatz):tot – lebendig, schlafen – wach sein.Antonymie (auch Antonymie im engeren Sinne, zwei Kontrastwörtersind über Zwischenglieder verbunden): heiß-warm-lauwarm-...kalt.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05165


Konversion („spiegelbildliche“ Aufeinanderbezogenheit zweierElemente): Herr-Knecht, kaufen-verkaufen,...Inkompatibilität (eine aufeinanderbezogene, geschlossene Wortreihe):Januar-Februar-...-Dezember, Norden-Süden-Osten-Westen,...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05166


BedeutungshierarchieHyponymie/Hyperonymie/Cohyponymie Meronymie13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05167


Oberbegriff-Unterbegriff[Hyponymie: a b: wenn x ein a ist, ist es auch ein b, aber nichtumgekehrt.]Ähnliche Dinge, die in der Realität nicht zusammen auftreten müssen,werden einander zugeordnet:Lebewesen Hyperonym = OberbegriffHyponym = UnterbegriffMenschen Tiere Pflanzen .... Cohyponym=gleichgeordneter B.Haustiere Raubtiere ....Löwen Tiger ...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05168


Meronymie= Teil-Ganzes-Beziehung zwischen Elementen, die in der Weltzusammengehörig sind.KörperKopf Hals Rumpf Arm Bein ...Oberarm Unterarm HandHandrücken Finger ...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05169


2.5.2. WortfamilienWortfamilien sind auf Grund einer gemeinsamen HerkunftWörter mit einer gemeinsamen Wortbasis (=Wurzelmorphem).Fahrtfahr-er-fahr-enVor-fahrt Erfahr-ung erfahrungs-gemäßVorfahrts-regelungErfahrungs-schatz13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05170


„Verdunkelter“ ZusammenhangWörter einer Familie lassen z.T. keinen semantischen Zusammenhangmehr erkennen,weil sie sich semantisch voneinander entfernt haben.fließen – Flut, Floß, Flosse;behände – Hand;Elend – Land;Eltern – alt;Geselle – Saal;-bar – Bahre;...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05171


VolksetymologieEin synchron isoliertes Wort wird durch Anlehnung an ein lautähnlichesbzw. lautgleiches Wort etymologisch nicht korrekt in eine bestehendeWortfamilie eingefügt = sekundäre Motivierung.Isolationsekundäre Motivation/Interpretation DeisolationLiteraturtipp:Heike Olschansky: Volksetymologie. Niemeyer: Tübingen 199613.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05172


2 Arten:-Volksetymologie ohne ausdrucksseitige Veränderung(Bedeutung wird verändert)Wahnsinn (Geistesgestörtheit) Wahnwan (fehlend, leer) Homonymes Substantiv Wahn (krankhafte Einbildung).-Volksetymolgie mit ausdrucksseitiger Veränderung(auch lautliche Veränderungen)ahd. Muwerf =mu Haufen(werfer) – Maulwurfahd. molta (Erde)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05173


Volksetymologie bei FremdwörternFremdwörter sind in der deutschen Sprache erst mal isoliert undunmotiviert.Lat. numerareital. Numero16. Jh. numerieren Numero18.Jh. numerierenNummer20.Jh. numerierenNummernummerieren13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05174


Fremdwort-Volksetymologien können auch Falschübersetzungenzurückgehen.Tollpatsch = ungeschickter MenschAus dem Ungarischen:talp-as = talp „Sohle“=breitfüßiger Soldat (abw.)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05175


2.5.3. WortfelderTerminus von G. Ipsen (1924) eingeführt:„...die Eigenwörter stehn in einer Sprache nie allein, sondern sindeingeordnet in Bedeutungsgruppen...“J. Trier (1931), L. Weisgerber (Neo-humboldtianer):Wortfelder spiegeln muttersprachliche geistige Gliederung der Weltund schaffen so die Wirklichkeiten. (! umstritten)Das Erfassen von Wortfeldern hilft bei der Beschreibung vonlexikalischen Bedeutungen.13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05176


Feldprinzipien nach P.R.Lutzeier1. Felder bilden einen Substitutionsrahmen.Die Elemente gehören deshalb der gleichen Wortart an.Z.B. Der Mann erweist sich als [+Adjektiv].{langweilig, geizig, lieb, großzügig, spießig, schön, sinnlich,...}2. Felder weisen eine Form- und Inhaltsseite auf.Die Elemente sind untereinander semantisch ähnlich.Beispiel:1. Aspekt: „Äußeres“: schön, gepflegt,...2. Aspekt: „Charaktereigenschaften“: langweilig, spießig,..3. Aspekt: ...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05177


3. Jedes Feldelement erhält seine Bestimmung in Auseinandersetzungmit anderen Feldelementen.Felder sind deshalb inhaltlich strukturiert in Teilmengen undhinsichtlich der Sinnrelationen.Beispiel:-Teilmengen nach genannten AspektenT1(Äußeres): schön, gepflegt,...T2(Charakter): langweilig, spießig,leidenschaftlich...-Sinnrelationen:z.B. in T2 (Charakter)langweilig vs. aufregend, spießig vs. offen = Gegensatzleidenschaftlich vs. wild = Gleichheit...13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05178


Feldmodelle(i) Onomasiologische FelderIm Zentrum steht ein Begriff/Konzept, zu dem die zugehörigen Wörteraufgeführt werden.Z.B. Wasserlauf„künstlich angelegt“„natürlich“Kanal„groß“Fluss„klein“Strom FlüsschenBach13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05179


(ii) Beziehungsfelder (syntagmatische und paradigmatischeRelationen)hell (nach Wahrig 1973)(1) Substantive (2) Verben (3)Klassifikatoren (4) Bedeutung_________________________________________________________(a) Feuer brennen LichtquelleFlamme leuchten„reich an Licht“(b) Blau leuchten FarbeRot scheinen...(e) Klang klingen Geräusch „klar sein“Ton tönen... syntaktische Felder13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05180


Semantische NetzeerntenBauer Agensrel. ernten Patiensrel. GetreideGärtnertemporale Rel. Hyponyme HyponymeHerbst mähen Kohyponyme: Korn, Gerste,lokale Rel. roden Kartoffeln,pflücken ObstFeldGartenHyponyme13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05181


Vielen Dank für IhreAufmerksamkeit und eine„sonnige“ Semesterpause!Kritische Kommentare –auch anonyme - sinderwünscht.(xcr@rz.uni-jena.de)13.02.2005 HD Römer: <strong>Vorlesung</strong> <strong>Lexikologie</strong>WS 2004/05182

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