Konfirmandenarbeit in Murg im UmbruchSeit dem letzten Konfirmandenjahrgangsetzen wir in Murg in der Konfirmandenarbeitein neues Konzept um, dasdie Jugendlichen aktiv herausfordert.Dass Jugendliche Spaß haben wollen,Talente haben und Gaben in ihnenschlummern, war uns klar. Aber wieschaffen wir es, all dies so zu aktivieren,dass uns die jungen Leute nachder Konfirmation nicht davonlaufen?Matthias Zeller hat uns dazu das Modellder Aktivgruppen vorgestellt, wasuns beeindruckt hat: Wir bieten denJugendlichen jetzt Spielräume, Freiräume,Gestaltungs- und Entfaltungsräume,geben so wenig wie möglichvor und lassen die Konfirmandenselbst gestalten. Damit haben sie dieMöglichkeit, ihren Platz zu finden – inihrem persönlichen Leben und auchin der Gemeinde.Solche Aktivgruppen haben drei Dimensionen:OUT, die 1. Dimension:Die Beziehung nach außen, zur Welt,zur Öffentlichkeit, zur Gemeinde hinOUT steht für konkrete Projektaufgaben.So fällten bei uns Konfirmandeneinen Baum, strichen einen Raumfrisch, dekorierten chic die Kirche,beteiligten sich aktiv am Gottesdienstu.a.m. Die Gruppe hatte dadurch eineAußenwirkung in die Gemeinde hinein.Die Konfirmanden wurden von denGemeindegliedern in Aktion gesehen,was auch zur Folge hatte, dass derKontakt zwischen Erwachsenen undJugendlichen intensiver gelebt wurde.Die Konfirmanden wurden wertgeschätzt,was ihnen sichtlich guttat.Sie hatten dadurch außerdem dieMöglichkeit, sich mit den Erwachsenenauszutauschen, Wünsche zu äußern10 4 | <strong>2010</strong> <strong>Streiflichter</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Baden</strong>INUPund Kritik loszuwerden. Ihnen wurdedabei klar, dass sie nicht nur für sichselbst leben, sondern es Spaß macht,für andere da zu sein, helfen zu können.Erfreulicher Nebeneffekt war zudemein tolles Gemeinschaftsgefühl,das von beiden Seiten als sehr positivempfunden wurde.IN, die 2. Dimension:Die Gemeinschaft,das „Leben“ in der GruppeOUTIn den Aktivgruppen ist es wichtig,aufeinander zu achten, sich zuzuhören,sich gegenseitig zu helfen, Gaben undFähigkeiten zu entwickeln, Konfliktemiteinander zu lösen. Highlights werdenmiteinander erlebt. Unsere Höhepunktewaren u.a. eine Wochenendfreizeitin Belchenhöfe zu Beginn derKonfizeit. Sie diente vor allem demKennenlernen und der Festigung derGemeinschaft. Wir besuchten die Bibelgaleriein Meersburg mit Schifffahrtund anschließendem Bummel inKonstanz. Zum Ende der Konfirmandenzeitgab esdann noch eineÜbernachtung imGemeindehausunter dem Motto„Hawaii“.UP, die 3.Dimension:Der GlaubeWir möchten, dass Jugendliche Jesuskennenlernen, dass sie eine Beziehungmit und zu IHM aufbauen können. Diesist in einem Konfirmandenjahr leidernicht immer ganz einfach. Wir durftenfeststellen, wenn wir von unsererBeziehung zu Gott redeten, unsere Erfahrungenmit IHM weitergaben, dannwurden die Jugendlichen neugierigund stellten Fragen. Die Themen, diefür ein Konfirmandenjahr von derLandeskirche vorgegeben sind, versuchtenwir, gemeinsam so aufzuarbeiten,dass auch dabei der Spaß nichtfehlte; z.B. war die Anspielgruppe oftsonntags aktiv an den Gottesdienstenbeteiligt.Nach diesem ersten Jahr mit der neuenKonzeption waren wir uns einig, dasswir diesen Weg weitergehen und ausbauenwollen. Es hatte Freude gemachtzu sehen, wie die Konfirmanden ihreGaben voller Elan einsetzten. Wir hattenauch viele gute Gespräche mitihnen, u.a. darüber, wie sie ihr Lebenmit Gott gestalten können und wollen.In einer Feedback-Runde erzähltenuns einige, dass sie sich während derKonfirmandenzeit sehr wohl und aufgehobengefühlt hatten. Und wirkonnten unsererseits feststellen:Die Konfirmanden waren wirklichein voller Gewinn für die gesamteGemeinde.Heike Bladt<strong>CVJM</strong> Murg
Jungschar in FriesenheimVor ungefähr 15 Jahren hatten wir –das sind Rosi Malutzki und Ruth Himmen– unabhängig voneinander denWunsch, in Friesenheim eine Jungscharzu gründen. Auf „sonderbare“ Weisefanden wir zwei Frauen uns –- obwohlwir uns vorher nicht kannten – (Dererste Satz bei unserer Begegnung kamvon Rosi: „Ich habe den Wunsch, inFriesenheim eine Jungschar anzufangen.Hättest du Lust, das mit mir zu tun?“).Schluck! War das die Antwort aufmeine Gebete? Fremde Frau, keineRäumlichkeiten, welche Kinder....Doch dann ging es Schlag auf Schlag!Auch die Gideon-Zweifel wurden ausdem Weg geräumt, indem alles wievon unsichtbarer Hand gelöst wurde.Innerhalb kurzer Zeit „stand“ unsereJungschar. Freitags von 17-19 Uhrwurde als Termin festgelegt; die Räumlichkeiten,die sogenannte „Teestube“,wurden uns von einem <strong>CVJM</strong>-Mitgliedzur Verfügung gestellt und die Kinderkamen aus den Reihen der <strong>CVJM</strong>-Eltern.Diese Kinder brachten noch ihre Schulfreundemit – und so wurden es mehrund mehr. Meine Bedenken vor demHerrn: „Herr, mir liegt es nicht, Werbungzu machen...“ wurden zerstreut,weil immer neue Kinder dazukamen.Bald mussten Überlegungen angestelltwerden, wer die älteren Jungen ab10 Jahre übernimmt, denn die Jüngerengingen inmitten der manchmalauftrumpfenden „Großen“ etwas unter.Aber auch das wurde gelöst. Der MitarbeiterWerner stellte sich zur Verfügungund gründete die entsprechendeBuben-Jungschar. Sein Ziel und„Steckenpferd“ war und ist es, eineFriesenheimer <strong>CVJM</strong>-Fußball-Mannschaftheranzubilden aus seiner Gruppeund den Jungen aus unserer gemischtenGruppe.Von Anfang an war es mein Wunsch,den Kindern die „Frohe Botschaft“von Jesus mitzuteilen, Gemeinschaftzu haben im Spiel und beim Basteln –und das verbunden mit einem gemeinsamenAbendessen. Diesesabendliche Essen ist bis heute für dieKids von großer Bedeutung. Schonzu Beginn, wenn sie in die Jungscharräumeströmen, wird oft gerufen: „Wasgibt‘s heute zu essen?“ oder „Wermacht heute das Essen?“ In den erstenbeiden Jahren übernahm ich den Partdes Abendessens und richtete es zuHause her, aber mit der steigendenZahl an Kindern mussten wir eine andereLösung finden. Doch dazu möchteich Lea, eine Mutter von vier Kindern,die alle die Jungschar besuchen, selbstzu Wort kommen lassen:„Ist es nicht so, dass Eltern immer dasBeste für ihre Kinder wünschen? Ist esnicht so, dass ein schönes Bild wirklichnur zur Geltung kommt, wenn es imrichtigen Rahmen platziert ist? Ichfühle mich heute als Teil eines solchenschönen Bildes in einem richtigenRahmen. Und das kam so: Ich binhauptberuflich Mama von vier Kindern(14, 7, 6 und 4 1/2 Jahre alt) undentdeckte für meinen Sohn David –damals sechs Jahre alt – die Jungscharin Friesenheim. Doch David sondertesich oft ab. Er spielte nicht Fußball mitWerner und den anderen Jungs nachder biblischen Geschichte und nachdem Lobpreis, sondern entschied sich,bei Ruth und Rosi zu bleiben und mitden Mädchen zu basteln oder sogarmit ihnen zu spielen. Er durfte bleiben,wie er ist, in diesem Rahmen.Die Jahre vergingen, und die sehr alteKüche in unserem Jungschar-Fachwerkhausnahm Abschied, um nach einerkompletten Gebäudesanierung durcheine neue ersetzt zu werden. Währenddieser Umbauphase von einigen Monatenwar der Besuch der Jungscharlergesunken auf manchmal nur dreiKinder von sonst 20 bis 25. Könnt Ihreuch das vorstellen? Alles wird neuund schön gemacht – und keinerkommt mehr? Ruth, eine der langjährigenMitarbeiterinnen, aber glaubtefest, dass Gott seine Hand auch darüberhat. Diehat Nerven,dachte ich.Doch sie behielt recht! Kaumwar die Baustelle beendet, kamendie Kinder scharenweisewieder – und mehr als zuvor!Nun sind meine drei Mädchenauch in der Jungschar undDavid mit 14 1/2 Jahren ebenfallsnoch, allerdings als Mitarbeiter.Es wurden inzwischen soviele Kinder, dass eine neue Gruppefür die großen Mädchen gebildetwerden musste mit der neuen LeiterinMarion. Da die Teestube aber keineweiteren Räumlichkeiten mehr bot,konnten wir mit dieser Gruppe in denGemeinderaum der evang. Kirchengemeindeausweichen. Zum abendlichenAbschlussessen sind wir aberimmer alle wieder vereint.Ich blieb meistens in der Teestube,damit meine kleine Soraya an derJungschar teilnehmen konnte. Als dieAnzahl der Kinder stieg, half ich selbstverständlichauch mit, weil ich sowiesoanwesend war. Und wenn Daniela,unsere Küchenfee, berufsbedingt ausfiel,sprang ich für sie ein. Ich decktedie Tische im Raum der Fußballer undhalf bei der Zubereitung des Essens,das Eltern inzwischen als Spende mitbringenoder in der Teestuben-Kücheherrichten. Außerdem kam meineGeschicklichkeit und Liebe zu kreativenDingen wie z.B. dem Basteln petit apetit zum Einsatz. Ich wurde so Mitarbeiterin,ohne es zu merken!In unseren Jungscharen wirbelt es vonKindern: der eine schüchtern, der anderelebhaft, der eine groß, der nächsteklein, der eine aus einer wohlhabendenFamilie, sein Gegenüber aus einerweniger begüterten; dann gibt es denBlonden, den Brillenträger, die Stupsnase,die Neugierige, diejenige, diegut singt, diejenige, die alles sieht, denKämpfer, den Denker, die Prinzessin,den Starken, die Schnelle, die Langsame,die Macher, die Schreihälse usw.Wenn ich all diese Eigenschaften alsFarbe oder Farbton oder Nuancenansehe, kann ich sagen, dass unserBild – die Jungschar – eine großePalette an Farben bietet in einemwundervollen christlichen Rahmen.Jeder Farbtupfer ist am richtigenPlatz – und alle zusammen ergebenein wundervolles Bild.“Ruth Himmen, Mutter von 5 KindernLea Eckly, Mutter von 4 Kindern<strong>CVJM</strong> Friesenheim4 | <strong>2010</strong> <strong>Streiflichter</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Baden</strong> 11