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CD-Booklet - Deutsche Welle Chor

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Liebe | Love | L‘ AmourLiebeslieder der Welt mit dem <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong>


Liebe | Love | L’ AmourNichts lässt sich schöner und inniger,zweifelnder und verzagter, bildhafterund phantasievoller besingen als dieLiebe! So empfinden es die Menschenin allen Ländern auf allen Kontinenten.Liebe und Musik, Liebe und Gesang gehöreneinfach zusammen. Es hat sichdaher wie von allein ergeben, dass dasRepertoire des <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong>svoller Liebeslieder ist.Die vorliegende <strong>CD</strong> bringt davon einecharakteristische Auswahl. Es werdendie Schönheit und die glänzenden Augender Liebsten besungen, der Flirtund die Ungewissheit, die unglücklicheLiebe und der Kampf sehr jungVerliebter gegen die erwachsenen Autoritäten.Liebe, die der Tod bedrohtund der ihr doch nichts anhaben kann.Die ewige Liebe wird besungen ebensowie der irdische Abschiedschmerz unddie Sehnsucht nach dem Wiedersehen.Die Natur, Berge und Flüsse spiegelndie Gefühle zweier Menschen wieder.Die Mutter liebt ihr Kind, das sie inden Schlaf singt. Auch die Liebe zumheimatlichen Dorf ist ein tiefes Gefühl,schmerzhaft berührend die Sehnsuchtnach einem Heimatland, in dem manfrei seine Meinung sagen darf. Andererseitslöst sich der verliebte Jubel vonder Erde und lässt den Wunsch entstehen,zusammen zum Mond und sogarzu Jupiter und Mars zu fliegen. Wirwünschen Ihnen viel Freude an dieserAuswahl!


Maja Braun<strong>Chor</strong>leiterinDie Redakteurin aus dem ProgrammbereichAfrika der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Welle</strong>leitet den <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong> seit Anfang2008. Sie ist Hobbymusikerin wiedie meisten <strong>Chor</strong>sänger auch. Ihrenersten <strong>Chor</strong> gründete Maja Braun mitStudenten des Afrikanistik-Instituts inLeipzig. Beruflich ist sie Afrika treu geblieben– als Redakteurin bei der <strong>Deutsche</strong>n<strong>Welle</strong>. Musikalisch hat sie mitdem <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong> den Schrittauf die anderen Kontinente gewagt.Christoph EhmOrganisatorische LeitungBei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Welle</strong> ist der Technikerfür die Computer-Netzwerkezuständig. Die Aufgabe, die ChristophEhm im <strong>Chor</strong> übernommen hat, ist damitdurchaus verwandt. Auch hier hältder „Tenor aus Passion“ die organisatorischenFäden zusammen und sorgtfür die richtigen Verbindungen zu Veranstaltern,Publikum und Förderern.


Hubert ArnoldKlavier und AkkordeonMit seinen Erfahrungen als Bandmusiker,seinem Können als Kirchenmusikerund seiner Einsatzbereitschaftals Ersatz-<strong>Chor</strong>leiter ist der Pianisteine wichtige Stütze für den DW-<strong>Chor</strong>geworden. Neben Klavier und Akkordeonbringt Hubert Arnold bei denKonzerten auch Orgel oder Harfe zumEinsatz und gibt so manchem Volkslieddamit erst einen authentischen Schliff.www.reel-bach-consort.deEskandar AbadiTrommel und GeigeDer Redakteur arbeitet in der Farsi-Redaktion der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Welle</strong>. Darüberhinaus ist er Vollblutmusiker.Sein erstes Instrument war eine Geige,den Umgang damit hat sich EskandarAbadi als Kind überwiegend selbstbeigebracht. Später kamen weitere Instrumentehinzu. Mit der iranischenTonbak-Trommel begleitet er den <strong>Deutsche</strong><strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong>, etwa bei afrikanischenLiedern.www.abadi-online.com


1. Hymne à l‘AmourAls unsere <strong>Chor</strong>leiterin mich nacheinem französischen Chanson überdie Liebe gefragt hat, sind meine Gedankensofort in ihre Richtung geflogen:Edith Piaf zählt nicht nur in Frankreich,sondern auch in der ganzen Weltzu den berühmtesten Sängerinnen desfranzösischen Chansons. Ihre Hymneà l‘Amour hat sie im Jahr 1949 alsLiebeserklärung für ihren damaligenPartner, den Boxer Marcel Cerdan, geschrieben.Als der sie im selben Jahr inNew York besuchen wollte, kam er beieinem Flugzeugabsturz ums Leben.Der Legende nach hat Edith Piaf diesesLied zum ersten Mal öffentlich an demTag gesungen, als sie von seinem Toderfuhr.In dem Lied singt sie: „Wenn Du stirbst,werde ich auch sterben. Wir werden dieEwigkeit für uns haben. Im Himmel istalles gut. Gott versammelt die Leute,die sich lieben.“Es ist mir ein Trost zu glauben, dassEdith Piaf, die 1963 starb, heute wahrscheinlichglücklich ist.Lara Vincent (Frankreich)


2. Luci Care, Luci BelleIn seiner Zeit als freischaffender Komponistin Wien (1781–1791) war WolfgangAmadeus Mozart ab etwa 1783gern gesehener Gast bei den Hausmusikenim Elternhaus seines FreundesGottfried von Jacquin, die regelmäßigmittwochs für die Wiener Gesellschaftangeboten wurden. So manche Kostbarkeiterlebte im Hause Jacquin amBotanischen Garten in Wien ihre Uraufführung.„Luci care, luci belle“ (KV 346) zum Textdes italienischen Dichters Pietro Metastasioist eines von insgesamt sechsNotturni, die Mozart dort komponierte.Es war der schönen Gräfin MariaAnna Hortensia Hatzfeld gewidmetund besingt die geliebten Augensterne:„Ach, wie hab` ich euch so gerne, / gebtdoch Frieden meinem Herzen. / Wennfür euch ich Qualen leide, / ihr, meinLeben, meine Freude, / fühl ich tief derLiebe Schmerzen.“Susanne Kuni-Lummerich (Deutschland)3. Ah Ya SeenNeben Wein gibt es zwei Dinge, dieeinen Araber in Ekstase versetzenkönnen: Poesie und Musik. Dieses arabischeLied lebt nicht nur von der Melodie,sondern auch und vielleicht besondersvom Rhythmus der Verse undihrem Inhalt.Es gibt noch eine andere Eigenschaft,die die arabische Liebespoesie auszeichnet:dass der Dichter seine besungeneAngebetete oft in der männlichen undnicht in der weiblichen Form anspricht.„Ah Ya Seen“ ist ein sehr bekanntes undaltes Liebeslied. Es wird oft bei Feiernund auf Hochzeiten gesungen. Sein einfacherText besagt: „Oh Du Schöner, ohDu schönster aller Gläubigen (aller Betenden),oh Du geöffnete Rose inmittender Gärten!“Manche führen das Lied sogar auf denUrenkel des Propheten Muhammad zurück:Seen Il-Abidin Ibn Al-Hussein IbnAli Ibn Abi Taleb.George Khoury (Palästina)


4. Kampung Nan Jauh di Mato„Wenn ich meine Augen über das grüneGebirge streifen lasse, denke ich an meineKindheit und meine Freunde. An meineHeimat, wo meine Eltern und meineGeschwister sind. Da bin ich zu Hause.“Kampung Nan Jauh di Mato ist ein Volksliedaus West Sumatra. Die Worte diesesLiedes sang ich schon in der Schulzeit, sowie andere Kinder in Indonesien auch.Obwohl ich eher zwischen Beton undHochhäusern von Jakarta aufgewachsenbin und das grüne Gebirge von West-Sumatragar nicht kenne.Ich hörte manchmal Erzählungen vonFreunden, die aus der Gegend kommen.Es muss dort sehr schön sein. Wieschön? Wie in einem Traumland eben.Das Land, wohin mich die schöne, leichteMelodie immer entführt. Das Land,wo Sorgen und Traurigkeit scheinbarfern sind.Jetzt, viele Jahre danach, lebe ich ineinem anderen Land. Und ich singedieses Lied immer noch, im <strong>Chor</strong> der<strong>Deutsche</strong>n <strong>Welle</strong> zusammen mit anderen,die andere Sprachen sprechen undandere Kulturen kennen. Heimwehkennen sie wahrscheinlich auch, so wieich. Wir singen gemeinsam das Liedvon einem Zuhause. Wunderbar!Marjory Linardy (Indonesien)5. El Rossinyol„Nachtigall, die Du nach Frankreichfliegst, grüße meine Mutter, aber nichtmeinen Vater. Denn er hat mich an einenHirten verheiratet, dessen Herdeich hüten muss. Nun habe ich auchnoch den Leithammel verloren – ichhabe nichts, mit dem ich Dich belohnenkann, Nachtigall. Nur einen Kuss.“Dieses katalanische Lied ist mehr alsnur eine melancholische Volksweise.Es drückt das Lebensgefühl dieses seitJahrhunderten um Unabhängigkeit ringendenVolkes im Nordosten Spaniensaus und ist für viele Menschen in derRegion eine Art Hymne.Wir hatten das Stück für unsere <strong>Chor</strong>reisenach Barcelona im Oktober 2012


eingeübt. Es war ergreifend, als wir esin der Kirche „Santa Maria del Mar“ –auch „Kathedrale des Volkes“ genannt– vortrugen: Viele im Publikum standenauf, legten die linke Hand auf ihrHerz und sangen mit.Franz Marré (Deutschland)6. Tis Agapis EmataDer Literaturnobelpreisträger OdysseasElytis (1911–1996) hat sein Hauptwerk „ToAxion Esti – Gepriesen sei“ 1959 geschrieben.Darin verschmelzen Menschen, Religionund die Geschichte Griechenlands.Mikis Theodorakis vertonte 1964 großeTeile aus diesem Zyklus, „der Bibel dergriechischen Nation“, wie er ihn nannte.„Tis agapis emata – Blutstrom der Liebe“beschreibt die Passion der Liebe für dieewig junge Frau, die zugleich Heimat,Mutter und Jungfrau Maria ist: eine „unverwelkbareRose“.Die Lieder von „Axion Esti“ sind abermehr als das: Sie sind zum Widerstandssymbolgegen die Militärdiktatur inGriechenland (1967–1974) geworden.Sie wurden heimlich gesungen, weildie Musik von Mikis Theodorakis vomdamaligen Obristen-Regime verbotenworden war. Nach dem Sturz der Militärjuntahaben diese Lieder ihren politischenCharakter behalten. Sie warenBegleitmusik bei fast jeder politischenVeranstaltung, wurden aber auch in denTavernen Griechenlands gesungen.Mich selbst haben die Lieder von „AxionEsti“ politisch sehr geprägt. „Tis AgapisEmata“, das melodischste Lied aus diesemZyklus, begleitet mich noch heute.Georgios Pappas (Griechenland)


7. Serenata Para la Tierra de Uno„Es schmerzt, wenn ich bleibe. Ich sterbe,wenn ich gehe. Trotz allem möchteich unter euch leben.“Dieses Lied hat die argentinische DichterinMaria Elena Walsh geschrieben.Die berühmte Sängerin Mercedes Sosahat es gesungen, auch sie stammt ausArgentinien. Das Thema des Liedes: dieNostalgie der Ferne, der Schmerz, weitweg zu sein und die Ungewissheit, ausdem Exil zurückkehren zu können. DieAutorin musste ihre Heimat für mehrereJahre verlassen – aus Angst vordem faschistischen Regime in Argentinien.Es ist ein Lied voller Symbolik:vom Jasmingeruch, dem Sommer, Gitarrenklängenund insbesondere derLiebe zur Heimat.Francisco Rilla (Uruguay)8. Das Heidenröslein„Sah ein Knab ein Röslein stehn“ – so beginntdas Lied, in dem ein junger, wilderKnabe ein wunderschönes, rotes Rösleinerblickt und es auf der Stelle brechen,also besitzen, nicht etwa lieben will. DasRöslein, eine leicht zu interpretierendeMetapher für eine junge Frau, wehrt sichgegen diese bedrohliche Annäherung.Es sticht und sagt ganz klar: „Ich will’snicht leiden.“ Das bringt den Knabenaber nicht von seinem Begehren ab: Ernimmt sich mit Gewalt, was ihm nichtfreiwillig gegeben wird. Das Röslein hatkeine Chance, dem zu entkommen. Eshilft ihm kein Stechen, kein „Weh undAch“, es „musst‘ es eben leiden“, wie derDichter lakonisch berichtet.


Die Ballade vom Heidenröslein isteines der bekanntesten und anrührendstenGedichte von Johann Wolfgangvon Goethe. Sie basiert auf einemVolkslied aus dem 16. Jahrhundert, dasaber bei weitem nicht so gewalttätigdaherkommt, sondern eher an erfüllte,romantische Liebe denken lässt. Goetheverfasste sein Gedicht währendeines Studienaufenthalts in Straßburgum 1770. Zu dieser Zeit hatte er einekurze, heftige Liebschaft mit der PfarrerstochterFriederike Brion, an dieauch das Gedicht gerichtet war.Das Heidenröslein hat viele Komponistenzur Vertonung angeregt. Diekunstvollste stammt von Franz Schubert;die populärste und als Volksliedsehr oft gesungene von HeinrichWerner, den man heute nur noch wegendieses „Heidenrösleins“ kennt.Die Vertonung als Solo-Duett, die wirhier vorstellen, stammt von SalomonJadassohn, einem ebenfalls heute –völlig zu unrecht – in Vergessenheitgeratenen Leipziger Komponisten des19. Jahrhunderts. Jadassohn war unteranderem Schüler von Franz Liszt inWeimar und arbeitete später selbst erfolgreichals Musikpädagoge. Einer seinerSchüler hieß Edward Grieg.Elisabeth Schüssler (Deutschland)


9. Come AgainDas englische Renaissance-Lied vonJohn Dowland bringt vor allem im Text,aber auch im <strong>Chor</strong>satz einen scharf gezeichnetenKontrast zum Ausdruck:Auf der einen Seite steht die äußersthöflich gehaltene, hintergründig aberdurchaus mit bitterer Ironie gespickteEinladung an die Geliebte, doch wiederzum verstoßenen Liebhaber zurückzukehrenund seine Liebe zu erwidern.Dem gegenüber wird diese Liebe in ihrerbrennenden Leidenschaft und völligenHingabe ausgemalt. Je tiefer mansich hineinhört, umso stärker fallendie Feinheiten dieser Kontrastierungauf. Neben der ausgefeilten Kompositionstechnikgefällt mir an diesemLied besonders, wie hier in einer sehrgewählten Ausdrucksweise die leidenschaftlichenEmpfindungen eines liebendenMannes beschrieben werden,der durch die Verschmähung seinerLiebe tief verletzt ist. – Wie aktuell!10. A-Li-Shan Zhi Ge…ist ein unter Chinesen beliebtesVolkslied. Es besingt die A-Li-Shan-Berge in Südtaiwan, ein Nationalparkmit 15 Bergen: Der höchste istder Datashan mit 2663 Metern. Indem Lied werden die schönen Ali-Mädchen mit dem im Gebirge malschwungvoll, mal anmutig fließendenklaren Wasser und den Seenverglichen.Für die starken Jungen wird dasBild der Berge besungen. Die beidensollen immer zusammenbleiben,heißt es. Der Nationalpark A Li Shanist heute mit seinen tausend Jahrealten hohen Zypressen, den Sonnenaufgängen,vielen Vogelarten,Kirschblüten und Teeplantagen einMagnet für Touristen aus dem InundAusland.Shingo Yoshida (Japan)Günther Heger (Deutschland)


In der Kathedrale „Santa Maria del Mar“,Barcelona, Oktober 2012


11. Thula S’Thandwa SamiDieses traditionelle Zulu-Lied ist inSüdafrika ein bekanntes Wiegenliedfür Kinder. Später hat der Musikstudentaus der Provinz Kwa-Zulu Natal,Taljaard Hannes, die Melodie geschriebenund damit den Weg bereitet, dasLied international bekannt zu machen.Der Text und die Melodie drückenRuhe, aber auch Melancholie aus: Seistill, sei ruhig, Liebling meines Herzens,heißt es im ersten Teil. Dann abergeht es weiter: Er ist ein Dieb, weil ermein von ganzen Herzen geliebtesKind gestohlen hat. Das Lied kann auchals Trauer über den Tod eines geliebtenMenschen interpretiert werden. Der<strong>Chor</strong>satz von Markus Detterbeck istvon einer Version des Soweto StringQuartetts inspiriert, ebenso unsere Begleitungmit Akkordeon.Eva Klaue-Machangu (Tansania)12. Sso Wjunom Ja ChashuLieder und Rituale waren schon immersehr wichtig in Russland. Es ist eineTradition, dass immer gesungen wurde:während der Arbeiten auf dem Feldoder zu Hause, ebenso zu Hochzeitenund Begräbnissen. Sso Wjunom ist eintypisch russisches Kanon-Lied, das dieMenschen an langen, kalten Abendenin russischen Dörfern sangen. Es istwie ein Spiel, bei dem die Mädchen in


13. Mbube ah Yimbubeeinem Kreis stehen und das Lied singen.Ein Mann steht in der Mitte desKreises und wählt seine Braut aus, indemer ein Tuch auf ihre Schulter legt.Im Lied wird dieses Tuch sinnbildlichals Ranke bezeichnet, die Wiederholungim Kanon zeigt, dass er nichtweiß, welches Mädchen er wählen soll.Helena Urmeew (Usbekistan)Das Lied über den Löwen – Mbube – isteiner der bekanntesten <strong>Chor</strong>-Klassikeraus Südafrika. Als erstes von den „EveningBirds“ gesungen, hat das Lied überdie „Wimoweh“-Version bis hin zu „TheLion Sleeps Tonight“ einen Siegeszugin der ganzen Welt angetreten. Inspiriertwurde der Komponist SolomonLinda dabei von einem alten Hochzeitsliedder Zulu in Südafrika – und so hat„Mbube“ Einzug in unser Liebeslieder-Repertoire gehalten. In den Original-Versionen der Zulu-Männerchöre gehörtnoch ein Ruf dazu, der etwas mehrText hergibt: Freu dich auf den Tag,er wird uns Glück bringen. Die rhythmischen<strong>Chor</strong>-Akkorde sind auf denLöwen getextet – Lindas großer Feind,als er in seiner Kindheit die Tiere seinerFamilie hüten musste.Maja Braun (Deutschland)


14. Siadoj Maryś Na Wóz„Siadoj Maryś na wóz“ ist ein Hochzeitsliedvon Tadeusz Paciorkiewicz(1916–1998), einem polnischen Komponisten,Musikpädagogen und <strong>Chor</strong>leiter.Das Lied aus der Kurpie-Regionin der nordpolnischen Tiefebene wurdeauch im Süden Polens, in der Tatra, populär.Die Bewohner der Tatra-Region,die Górale, haben von ihren Wanderungenoftmals Melodien und Textenachhause gebracht.In dem Lied bittet der Bräutigam Maryś(Maria), dass sie in den Wagen steigt:„Setz dir den Schleier auf. Ich bin gekommen,um dich abzuholen.“ Dochdas Mädchen scheint wankelmütig.„Willst du nicht mit, hast du etwa Kopfschmerzen?“Weiter rät er seiner Braut,dass sie aus ihren Zöpfen eine Haarkronemacht: „Du bist doch kein kleinesMädchen mehr“.Wona Metzner (Polen)15. Chehreh Be ChehrehBegleitet von meiner Geige, singe ichein Gedicht von Tahereh Ghurratol-eyn(1817–1852), das durch seine Wiederholungenden Liebesausdruck intensiviert.Mitte des 19. Jahrhunderts brannteim Iran in jeder Hinsicht das Feuerder Modernisierung. Das ganze Volkstand auf gegen Despotismus.Literatur und Literaten blieben davonnicht ausgenommen. Gedankenan Aufwiegelung dominierten ganzeGedichtbände. In einer solchen Atmosphärewuchs und lebte, litt und dichteteTahereh Ghorratol-eyn, die zurpolitisch-religiösen Bewegung Babihzählte. Sie ist die erste Frau, die öffentlichund offiziell im Iran den Schleierablegte und schließlich ihrem mutigenVerhalten zum Opfer fiel.Inspiriert von einer Melodie des zeitgenössischeniranischen KomponistenEmad Ram (1931–2004), interpretiereich dieses Stück, das mir besonders amHerzen liegt. Auf Deutsch klingt es inetwa so:


Ach, wenn ich nur vor Dir stünde, Aug‘in Aug‘ für eine Weile, Deinen Liebesgrambeschrieb ich, Punkt für Punktund Zeile für Zeile.Um Dich zu sehen, bin ich der Ostwind.Ich setze Dir nach ohne Gnad‘.Wohnhaus zu Wohnhaus, Tor zu Tor,Gasse zu Gasse, Pfad zu Pfad.In Deiner Trennung fließt das Herzblut,mir aus den Augen, schwer daher.<strong>Welle</strong> auf <strong>Welle</strong>, Fluss auf Fluss, Quelleauf Quelle, Meer auf Meer.Mein trübes Herz wob Deine Liebe,fest mit meiner Lebensspur, Fadenin Faden, Garn in Garn, Faser in FaserSchnur in Schnur.Dein schmaler Mund ist verziertdurch Dein Antlitz wie durch Weihrauch.Blüte durch Blüte, Laub durchLaub, Blume durch Blume, Hauchdurch Hauch.Es jagen nicht nur mich Deine Brauen,Aug‘ und Kinn. Wesen nach Wesen, Herznach Herz, Liebe nach Liebe, Sinn nachSinn. In ihrem Herzen grub Tahereh,


außer Dir brachte sie nichts ans Licht.Seite um Seite, Spalt um Spalt, Schaleum schale, Schicht um schicht.Eskandar Abadi (Iran)TV-Shows, sogar in Videospielen. Einwahrlich zeitloser US-amerikanischerKlassiker.Sara Wagner (USA)16. Fly Me to the MoonEin sehr beliebter US-amerikanischerSwing-Standard. Er wurde 1954 vonBart Howard komponiert und trug ursprünglichden Titel „In Other Words“.Zahlreiche großartige Künstler habenden Song aufgenommen, darunterJohnny Mathis, Eydie Gorme, Mel Torme,Sarah Vaughan, Nat King Cole undTony Bennett. Die bekannteste Versiondes Lieds stammt von Frank Sinatraaus dem Jahr 1964. Begleitet hat ihndabei Count Bassie, das Arrangementstammt von Quincy Jones.Ich habe dieses Lied schon gehört, alsich ein Kind war. Es ist bis heute einermeiner liebsten Songs und wurde fürdie Astronauten der Apollo 10- undApollo 11-Missionen gespielt. In Filmewar der Song ebenso zu hören wie bei17. Hey RomalenFür dieses traditionelle Lied hat unserRoma-Kollege aus der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Welle</strong>und Dichter Nedjo Osman dem <strong>Deutsche</strong><strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong> einen neuen Text geschrieben:ein fröhliches Liebeslied. Es


führt uns direkt hinein in die Klischeesder „Zigeunerlieder“ und fordert auf,diese zu überdenken. Sind doch Romaund Sinti, wo immer sie auch leben, dengleichen Ausgrenzungen ausgesetzt,die sich mit dem altbekannten Spruch„Nehmt die Wäsche ab, die Zigeunerkommen“ andeuten. Die Herzen öffnensich sofort, wenn „der Zigeuner“ sowunderbar auf der Geige spielt. UnsereMusik, sagt Nedjo Osman, war schonimmer auch eine Überlebensstrategie:„Wer in gefährlichen Situationenso mitreißende Musik macht, hat einegrößere Chance zu überleben. UnsereLieder“, so Nedjo, „sind immer melancholisch,sie bilden unser Leben invielen Metaphern ab. Dabei ist die Tragödienie tragisch: Wenn wir singen,weinen wir, sind aber auch glücklich.Dass wir leben, macht uns glücklich.Die Traurigkeit über das ‚wie wir leben’,schwingt dabei immer mit.“Bettina Burkart (Deutschland)18. Derf I’s Diandl Liab’n?Darf ich das Mädchen lieben? Das fragtein heranwachsender junger Mann indiesem Lied erst die Eltern und dannden Pfarrer – als oberste moralischeInstanz. Und stößt auf entsetzte Ablehnung.Prügel werden ihm angedroht,sogar die Hölle. Schließlich wendet sichder Mann an Gott: Ja, freilich darfst Du,antwortet der, er habe schließlich Jungenund Mädchen geschaffen, damit siezueinander finden.


war das natürlich beabsichtigt. AufHochdeutsch, selbst aus Roseggers Feder,verlöre das Gedicht wie auch derLiedtext seine Ursprünglichkeit undUnmittelbarkeit.Christoph Ehm (Deutschland)19. Ade Zur Guten NachtDas Lied ist ein typischer Landler ausÖsterreich, genauer: der Steiermark.Seine vier Strophen sind frei nacheinem Gedicht Peter Roseggers gestaltet,der als Schriftsteller, Journalist undkritischer Zeitgeist neben Jules Verneder meistgelesene Autor seiner Zeit(1843–1918) war. Als praktizierenderKatholik nahm er Missstände in derKirche wahr und kommentierte sie.Den Liedsatz schrieb der steirische LiedautorLorenz Maierhofer.Wenn Peter Rosegger sich seines heimischanheimelnden Dialekts bediente,Mit Gefühl und Leidenschaft erzähltder Text von einer traurigen, gar gequältenSeele, die vertraute und liebgewonnene Orte verlassen muss. Textund Melodie dieses „romantischenAbschiedslieds“ entstanden um 1850in Sachsen. Der Abschiedsgruß „Ade“stammt aus dem süddeutschen Raum.Durch die Jugendbewegung mit ihrerHinwendung zum Naturerleben unddem Rückgriff auf romantische Kulturelementewie das Volkslied fand dasLied schnell seinen Weg in alle RegionenDeutschlands – ein bis heute populäresVolkslied.


Seine Beliebtheit hatte es seinerzeitauch dem unpolitischen Charakter zuverdanken, der im Gegensatz zu denLiedern der Zeit vor der deutschen Revolution1848/1849 stand: Die damaligeHoffnung auf Liberalität wurde von derPolitik enttäuscht. Kleinbürgertum undArbeiter waren von der Möglichkeit politischerGestaltung ausgeschlossen,so dass sie sich genötigt sahen, ihrensozialen Forderungen in sogenanntenHassliedern Ausdruck zu verleihen.Christiane Goepel (Deutschland)20. Po AtarauDie Originalfassung dieses Lieds, derSwiss Cradle Song von Clement Scott,wurde 1913 erstmals in Australienvertont und kurze Zeit später von einerneuseeländischen Maori zu „PoAtarau“ umgetextet. Zunehmend bekanntund beliebt, nutzten Maori undNeuseeländer das Lied auch in der englischenFassung „This is the hour“ zurVerabschiedung ihrer Soldaten. Derweltweite Durchbruch gelang 1948 mitder Vertonung von „Now is the hour“durch Bing Crosby.„Po Atarau“ vereinigt Maori- und europäischeTraditionen und ermöglichtso, dass beide Kulturen sich gleichermaßenin ihrem Abschiedsschmerz


verstanden und gewürdigt fühlen. DasLied bringt zum Ausdruck, mit wieviel Ungewissheit und Trauer ein Abschiedvon lieben Angehörigen, Freundenund Bekannten insbesondere inKriegszeiten verbunden ist.Für mich und viele von uns im <strong>Chor</strong>wird „Po Atarau“ immer mit demschmerzvollen Abschiednehmen vonunserer Sopranistin Dewi Gunawan-Ladener verbunden bleiben. Sie warunerwartet einem Krebsleiden erlegenund viel zu früh aus dem Leben gerissenworden. Dewi hatte dieses Lied fürunser <strong>Chor</strong>-Repertoire vorgeschlagen.Erstmals sangen wir es bei ihrer Beerdigung.Pamela Baijal (Indien/Deutschland)


Der <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong> wurde vor 19 Jahren als Gemeinschaft sangesfreudigerMitarbeiter der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Welle</strong> gegründet. Inzwischen sind viele Sängerinnenund Sänger aus benachbarten Organisationen in Bonn, z.B. UN, Ministerien oderfreien Berufen hinzugekommen. So entstand eine Gemeinschaft von Menschenaus rund 20 Nationen ganz unterschiedlicher Prägung.http://singing.dwelle.de<strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> – Im Dialog mit der WeltDie <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> ist der Auslandsrundfunk Deutschlands. Sie hat den gesetzlichenAuftrag, das Verständnis und den Austausch zwischen den Kulturen undVölkern zu fördern, Ereignisse und Entwicklungen in Deutschland umfassenddarzustellen, deutsche und andere Sichtweisen aufzugreifen und die deutscheSprache zu fördern. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> erfüllt diesen Auftrag mit einem multimedialenInformationsangebot in 30 Sprachen.


<strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> – Im Dialog mit der WeltPublisher:<strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong>53110 BonnGermanySound Engineers: L. Jöde, C. Wurster, J. ZimmermannRecording Engineer: C. WursterPhotos: <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong> <strong>Chor</strong>Layout: M. Grob, N. AmirEditor & Production: M. BraunRecorded in November 2012Cover: C. ForkSpecial thanks to: Deutschlandfunk Köln© <strong>Deutsche</strong> <strong>Welle</strong>, Februar 2013All rights reserved. Printed in Germanywww.dw.de

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