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Tipps und Infos für junge Eltern - Der Schlauberger

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WAS KINDER STÄRKER MACHTText: Defending Team, <strong>Der</strong> <strong>Schlauberger</strong> Illustrationen: Fotolia10LASSEN SIEMICH IN RUHE!FASSEN SIE MICHNICHT AN!!!Aus vollem Hals brüllt die acht Jahre alte Hannah den vermeintlichenAngreifer an. Wie ein beschwörendes „Stopp!“ hält sie ihm die ausgestreckteRechte entgegen. Zum Glück ist der Mann ihr gegenüber nurder Selbstbehauptungstrainer.Immer wieder liest man in den Medienschlimme Meldungen über Kindesmissbrauchoder es gehen Gerüchteum, dass ein Lieferwagen durch denStadtteil fährt, anhält <strong>und</strong> Kinder angesprochenwerden. Gerade zu Schulbeginnder Erstklässler sorgen sich viele<strong>Eltern</strong>, dabei sollen die Kinderdoch selbstständig werden <strong>und</strong>den Schulweg bald alleinemeistern. Wie kann ich meinKind stärker machen <strong>und</strong> aufdie Gefahren hinweisen, ohnees mit aufkommendenÄngsten alleine zu lassen?Kinder können lernen,sich selbst zu schützen.Auch wenn sie einem erwachsenenAngreifer körperlich unterlegen sind,gibt es Verhaltensweisen, die im Notfallhilfreich sein können. „Wichtig istuns, die Kindern bei dem Prozessder Selbstwirksamkeit zu unterstützen.Sie sollen lernen, aktiv zuwerden“, sagt André Schäfer vomDefending Team. „Zusammen mit unserenTrainern bieten wir Kurse an, dieden Kindern helfen sollen, in Gefahrensituationenrichtig zu reagieren.”Das Defending Team hat Programmeentwickelt, die mit Schule <strong>und</strong> <strong>Eltern</strong>inhaltlich festgelegt wurden. Die kostenfreienInformationsabende vorden eigentlichen Schulungen sind Voraussetzung,um mit den Kindern keinevorstellungsfremden Gefahren zubearbeiten oder gar entgegen der elterlichenErziehungsvorstellungen zuagieren. Unter anderem nehmen dieReferenten auf besagten AbendenStellung zu folgenden Themen:Sexueller Missbrauch an Kindern(Definitionen, Täterprofile, Mythen,tatsächliche Bedrohungslage, etc.)Gewalt unter Schüler/innen(Entstehung <strong>und</strong> Begünstigung vongewalttätigem Verhalten, etc.)Normverdeutlichung <strong>und</strong> Notwehrab Sek<strong>und</strong>arstufe IGenerelle Zielsetzung unserer Schulungenist die Vermittlung von Verhaltensstrategien,deren Einsatz davorbewahren soll, in eine Gefahr <strong>für</strong>die Ges<strong>und</strong>heit oder gar das Leben zukommen. Wir möchten den Schüler/innenvermitteln, dass sie bewusst <strong>und</strong>aktiv die Verantwortung <strong>für</strong> die eigeneSicherheit übernehmen können.Die Teilnehmenden sollen sich beiGefahrensituationen in zuvor gelerntenTIPPS FÜR KINDER• Du darfst Nein sagen!• Dein Körper gehört Dir,bestimmte Handlungen sindnicht erlaubt!• Du darfst Angst haben,Angst macht Dich vorsichtig!• Du darfst Dich wehren.• Fordere im Notfall Hilfe vonanderen, gehe dort hin, woandere Menschen sind,z.B. Läden, Firmen …• Du darfst Deinen <strong>Eltern</strong> alleserzählen.Prozessen wiederfinden. Kinder benötigenpositive Erfahrungen, diedas Vertrauen in die eigenen Fähigkeitenstärken. Deshalb zeigen wirden Teilnehmenden entsprechendeMittel <strong>und</strong> Wege. Diese sind leicht erlernbar,dem jeweiligen kindlichenEntwicklungsstand angepasst, effektiv<strong>und</strong> adäquat bezogen auf die Art desÜbergriffs.<strong>Der</strong> <strong>Schlauberger</strong>: Sorgen dieSicherheitsschulungen nicht da<strong>für</strong>,dass die Kinder nun Ängste bekommen,die sie vorher nicht hatten?Ein Kind, das von seinen <strong>Eltern</strong> vordem Kurs nicht auf mögliche Gefahrenhingewiesen wurde, würde durch denKurs einen äußeren Angstauslöser erfahren.<strong>Eltern</strong> <strong>und</strong> Kinder müssen einenangemessenen Umgang mit derAngst lernen. Hilfreich ist dabei, dasSelbstvertrauen der Kinder zu stärken.Ferner muss Kindern Sicherheit vermitteltwerden, d.h. sie sollten wissen,dass ihnen Hilfe von anderenzusteht <strong>und</strong> sie diese deshalb aucheinfordern dürfen.Vor gewaltbereiten Tätern kannein Kursus nicht schützen, dochdie Mehrheit aller Täter versucht dieArglosigkeit <strong>und</strong> das Vertrauen derKinder auszunutzen. Deshalb stehenVerteidigungstechniken bei denSchulungen nicht im Vordergr<strong>und</strong>,vielmehr geht es um Verhaltensregeln:Wo stelle ich mich hin, wennein Autofahrer anhält <strong>und</strong> mich nachden Weg fragt? (An das Vorderrad;so muss ein Täter aussteigen, ummich zu greifen.) Was tue ich, wennmir Personen seltsam vorkommen?(Den Dialog mit den <strong>Eltern</strong> nutzen).Das Ziel ist nicht, dem Kind dieAngst zu nehmen, die könnte nämlichsein Leben retten. Im Gegenteil:Das Kind soll Vertrauen entwickeln indie eigenen Gefühle, auch in die unangenehmen,wie z.B. Ängste. In ca.80% der Fälle sexuellen Missbrauchsvon Kindern kommt der Täter aus demsozialen Umfeld. Besonders wichtig istdeshalb die Vermittlung von Gr<strong>und</strong>sätzenwie „Ich bestimme, wer michanfassen darf“, „Es gibt verboteneHandlungen, ich weiß um diese“ oder„Ich erzähle es, wenn ich traurig <strong>und</strong>unglücklich bin“.Daher ist der beste Schutz das Vertrauensverhältniszwischen <strong>Eltern</strong><strong>und</strong> Kind. Somit sollten sich <strong>Eltern</strong> irgendwanndazu entscheiden, ihre Kindernicht nur zu warnen, sondern dieses“Tabuthema“ mit dem Kind zubesprechen. Wann da<strong>für</strong> der richtigeZeitpunkt ist, müssen die <strong>Eltern</strong> selbstentscheiden. Die Schulungen könnenaber dazu genutzt werden, um einenentsprechenden Dialog anzustoßen<strong>und</strong> zu unterstützen.<strong>Der</strong> <strong>Schlauberger</strong>: Es gab bereitsetliche Zeitungs- <strong>und</strong> Fernsehbrichteüber das Defending-Team.Uns fiel bei der Recherche auf,dass Sie bei aller positiver Berichterstattungbislang nie danach gefragtwurden, weshalb Sie gernmit Kindern arbeiten.INFODas Defending – Team wurde 1992unter Beteiligung von Erziehern,Sportwissenschaftlern, Psychologen,Pädagogen <strong>und</strong> Budosportlern als interdisziplinäresProjekt gegründet.Die Trainings <strong>für</strong> Kinder entstanden1998 als <strong>Eltern</strong>initiative.Für weitere Fragen stehen wirgerne zur Verfügung:Defending TeamAndré SchäferKnorrestr. 5, 20099 HamburgTelefon: 040 - 644 284 11Fax: 040 - 644 284 12E-Mail: info@defending-team.dewww.defending-team.deSchäfer: Ich arbeitete auch gernemit Erwachsenen. Doch bei der Auseinandersetzungmit Kindern wirdmir meine immense Verantwortungdeutlich. Dies führe ich darauf zurück,dass Kinder bereit sind mir zuvertrauen. Anders als bei Erwachsenengeschieht dies völlig authentisch,ohne dem Wunsch nach Selbstoptimierung.Kinder haben einursprüngliches Interesse am Weltgeschehen<strong>und</strong> an der Welt der Erwachsenen.Ich darf, ohne selbst kindlichsein zu müssen, mit dem Status einesErwachsenen, Problemfelder erörtern.Kinder benötigen da<strong>für</strong> keineintellektuellen Gesprächspartner,sondern Gefährten, die Zuversichtvermitteln. Kinder sind dabei keineswegsunkritisch, jedoch haben sie einfeines Gespür <strong>für</strong> liebevolle Absichten.Dies wird von manchen Menschenerbarumgslos ausgenutzt. Beimir schärft es den Blick <strong>für</strong>s Wesentliche.Erwachsene nutzen in der Kommunikationhäufig eine Metaebene,Kinder sind direkter. Dadurch wird dieArbeit zum „Kinderspiel.“Wir danken <strong>für</strong> das nette Interview<strong>und</strong> wünschen viel Erfolg bei weiterenProjekten <strong>und</strong> Schulungen.Erziehung & Entwicklung11

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