Bodenentwicklungsreihen
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<strong>Bodenentwicklungsreihen</strong><br />
� Hydromorphe Böden<br />
� Redoxsysteme<br />
� Stauwasserböden<br />
� Grundwasserböden<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Hydromorphe Böden<br />
� Das Ausgangsgestein war bisher das<br />
wichtigste Kriterium für die Entwicklung<br />
der Bodenreihen<br />
� Neues Kriterium Hydromorphie:<br />
bedingt durch Stau‐ oder Grundwasser<br />
und damit gekoppelte Redox‐ und<br />
Verlagerungsprozesse von Eisen‐,<br />
Mangan‐ und Schwefelverbindungen<br />
→ spezifische Ausprägung von<br />
Bodenhorizonten<br />
� Stauwasserböden:<br />
terrestrische Böden<br />
� Grundwasserböden:<br />
semiterrestrische Böden<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Grund‐ und Stauwasser<br />
GWO<br />
Gleye<br />
Go<br />
Gr<br />
Grundwasser<br />
Grundwasser:<br />
� Grundwasser füllt alle Poren kohärent mit Wasser aus<br />
� permanent (ganzjährig) vorhanden<br />
� Grundwasserspiegel kann aber schwanken<br />
Stauwasser:<br />
� Stauung geschieht oberflächennah<br />
� wird durch Stauhorizont am Versickern gehindert<br />
� temporär (Schneeschmelze, hohe Niederschläge<br />
Aue‐<br />
böden<br />
Pseudogleye<br />
Stauwasser<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Sw<br />
Sd
Redoxreaktionen<br />
Oxidation:<br />
� Prozesse bei denen ein Teilchen Elektronen abgibt<br />
Reduktion:<br />
� Prozesse bei denen ein Teilchen Elektronen aufnimmt<br />
Fe2+ Fe3+ + e ‐<br />
Oxidation<br />
Reduktion<br />
Oxidation und Reduktion laufen immer gekoppelt ab → Redoxsystem<br />
� wenn ein Teilchen Elektronen abgibt, muss ein anderes Teilchen diese aufnehmen<br />
Bild: Thomas Seilnacht<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Redoxpotenzial<br />
Status der Oxidation und Reduktion kann als Redoxpotenzial E [V] angegeben<br />
Nernstsche Formel:<br />
Verhältnis zwischen Redoxpotenzial und Aktivität der Reaktionspartner<br />
0,<br />
059 a<br />
E � E0<br />
� �lg<br />
n a<br />
ox<br />
red<br />
E = Redoxpotenzial [V]<br />
E 0 = Standardpotenzial [V]<br />
n = Anzahl der Elektronen<br />
A ox = Aktivität der oxidierten Stufe<br />
A red = Aktivität der reduzierten Stufe<br />
An den meisten Redoxreaktionen im Boden ist außerdem ein Protonentransfer<br />
beteiligt, das heißt sie sind pH‐abhängig!<br />
0,<br />
059 a m<br />
E � E0<br />
� �lg<br />
� 0,<br />
059�<br />
n a n<br />
ox �<br />
red<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
pH<br />
m = Anzahl der Protonen
Redoxpotenzial<br />
Im Boden ist das Redoxpotenzial durch die Stabilität von Wasser begrenzt:<br />
O 2 + 4 e ‐ + 4 H + → 2 H 2 O E 0 = 1,23 V<br />
2 H + + 2 e ‐ → H 2 E 0 = 0 V<br />
Bereich der im Boden auftretenden<br />
Redoxpotenziale E als Funktion des<br />
pH‐Wertes<br />
Bild: nach Gisi (1997)<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Redoxsysteme in Böden<br />
� Eintretende Wassersättigung<br />
Wasser<br />
Luft<br />
Bodenteilchen<br />
Bodenteilchen<br />
� Sauerstoffdiffussion in wassergefüllte Poren ist bis zu 10.000 mal langsamer !<br />
� Vorhandener Restsauerstoff wird von den Mikroorganismen innerhalb weniger<br />
Stunden bis Tage für den oxidativen Abbau organischer Substanzen verbraucht<br />
Wasser<br />
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Redoxsysteme in Böden<br />
In Böden sind hauptsächlich folgende Elemente an Redoxreaktionen beteiligt:<br />
� Fe und Mn (treten in verschiedenen Wertigkeiten auf)<br />
� C, N und S (amphotere Eigenschaften: können Elektronen aufnehmen/abgeben)<br />
Viele Redoxreaktionen in Böden sind an biochemische Vorgänge gebunden!<br />
� organische Substanz ist der wichtigste Elektronendonator<br />
� bei aeroben Verhältnissen ist molekularer Sauerstoff der wichtigste Elektronenakzeptor<br />
Oxidation C 6 H 12 O 6 → 2CH 3 COCOOH + 4H + + 4e ‐<br />
Reduktion O 2 + 4H + + 4e ‐ → 2H 2 O<br />
� Bei Wassersättigung wird der gelöste Sauerstoff für diese Reaktion verbraucht<br />
das Redoxpotenzial sinkt ab und die Mikroorganismen benutzen andere Substanzen<br />
als Elektronenakzeptoren:<br />
O 2 > NO 3 > Mn 4+ > Fe 3+ > SO 4 2‐ > CO2 > H +<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Redoxsysteme in Böden<br />
Ausgangsprodukte<br />
Aerobe Atmung<br />
O2 + 4e- + 4H +<br />
NO -<br />
3 -Reduktion<br />
NO -<br />
3 + 2e- + 2H +<br />
Mn2+ -Bildung<br />
MnO2 + 2e- + 4H +<br />
Fe2+ -Bildung<br />
FeOOH + e- + 3H +<br />
HS--Bildung SO 2-<br />
4 + 8e- + 9H +<br />
H2-Bildung 2H + + 2e- Fermentation<br />
CH4-Bildung Endprodukte<br />
2H 2 O<br />
NO 2 - +H2 O<br />
Mn 2+ + 2H 2 O<br />
Fe 2+ + 2H 2 O<br />
HS - + 4H 2 O<br />
H 2<br />
E [V] bei pH 7<br />
0,30 – 0,10<br />
Tabelle: nach Gisi (1997)<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
0,82<br />
0,54<br />
0,40<br />
0,17<br />
-0,16<br />
-0,41<br />
Gemessenes E [V]<br />
0,60 – 0,40<br />
0,50 – 0,20<br />
0,40 – 0,20<br />
0,00 – -0,15<br />
-0,15 – -0,22<br />
-0,15 – -0,22
Redoxsysteme in Böden<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Stauwasserböden<br />
Großbuchstaben:<br />
A = Oberbodenhorizont<br />
C = Ausgangsgestein<br />
S = Stauwasser<br />
Pseudogleye<br />
Stauwasser<br />
Sw<br />
Sd<br />
Kleinbuchstabe nachgestellt:<br />
h = humos<br />
w = nassgebleicht<br />
d = hell, rostfleckig<br />
e = eluvial<br />
zeitweise vernässt: Pseudogley<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Ah<br />
Sw<br />
Sd<br />
C<br />
permanent vernässt: Stagnogley<br />
Ah<br />
Sew<br />
Sd<br />
C
Bodenentwicklung Pseudogley<br />
Primäre Pseudogleye<br />
(P)‐Ah<br />
P<br />
C<br />
Pelosol<br />
(z.B. Vertisol)<br />
Sekundäre Pseudogleye<br />
Ah<br />
Al<br />
Bt<br />
C<br />
Parabraunerde<br />
(Luvisol, Alisol)<br />
Ah<br />
Sw<br />
Sd<br />
C<br />
Pseudogley‐Pelosol<br />
(Stagnic Cambisol)<br />
Ah<br />
Sw<br />
Sd<br />
Pseudogley<br />
(z.B. Stagnosol)<br />
Großbuchstaben:<br />
A = Oberbodenhorizont<br />
B = Unterbodenhoizont<br />
C = Ausgangsgestein<br />
S = Stauwasser<br />
P = vertischer Unterbodenhorizont<br />
Kleinbuchstabe nachgestellt:<br />
h = humos<br />
t = tonakkumuliert<br />
l = lessiviert (tonverarmt)<br />
w = nassgebleicht<br />
r = reduziert<br />
d = hell, rostfleckig<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Pseudogley<br />
Bild: Lernort Boden<br />
O<br />
Ah<br />
Sw<br />
Sd<br />
Entwicklung:<br />
� Auf grundwasserfernen Böden durch<br />
Staunässeeinfluss<br />
� Redoximorphose<br />
Merkmale:<br />
� durchlässiger Sw‐Horizont (Staukörper)<br />
fahlgrau, schwach rostfleckig,<br />
Konkretionen<br />
� darunter dichter Sd‐Horizont (Stauzone)<br />
fahlrau/rostbraun marmoriert<br />
Voraussetzungen:<br />
� oben: wasserdurchlässige Schicht<br />
� unten: tonreiche, wasserstauende Schicht<br />
� periodischer Wechsel zwischen Nass‐ und Trockenphasen<br />
� humides Klima, ebene Lage<br />
Name: Ähnlichkeit zum Gley, pseudo = gr. „falsch“<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Ah<br />
Sw<br />
Sd<br />
C<br />
Pseudogley<br />
(Stagnic Cambisol)
Pseudogley<br />
O<br />
Ah<br />
Sw<br />
Sd<br />
Ah<br />
Sw<br />
Sd<br />
Bild: Profilsammlung Bodenkunde Uni Hohenheim<br />
Eigenschaften:<br />
� Temporär luftarm<br />
� Durchwurzelung nur im oberen Bereich<br />
� Unterboden dicht und schlecht durchlüftet<br />
� Primäre Pseudogleye nährstoffreich<br />
� Sekundäre Pseudogleye an Nährstoffen verarmt<br />
Vorkommen:<br />
� auf tonreichen Mergel und Geschiebemergel<br />
� in Verebnungen und Geländemulden<br />
� häufig aber meist kleinflächig<br />
Nutzung:<br />
� Wiesen‐ und Waldstandorte<br />
� Häufig Windwurf besonders bei Fichten‐<br />
monokulturen aufgrund geringer Wurzeltiefe<br />
� Ackernutzung erschwert, wegen Vernässung im<br />
Frühjahr, die O 2 ‐Mangel hervorruft und Boden‐<br />
bearbeitung nicht zulässt<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Stagnogley<br />
Ah<br />
Sew<br />
Sd<br />
Entwicklung:<br />
� Stauwasserböden, permanent vernässt<br />
Merkmale:<br />
� Starke Bleichung des Oberbodens (Sew)<br />
� bis 30 cm mächtige Humusauflage<br />
Voraussetzungen:<br />
� kühlfeuchte Klimaverhältnisse<br />
� sandiges Material über dichtem Untergrund<br />
Eigenschaften:<br />
� Luftarm, häufig stark versauert, nährstoffarm<br />
Nutzung:<br />
� Ungeeignet für die Landwirtschaft<br />
� Geringes Pflanzenwachstum bei Wald<br />
Name: Kunstwort aus „stagnierend“ und „Gley“<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Ah<br />
Sew<br />
Sd<br />
C<br />
Stagnogley
Grundwasserböden<br />
GWO<br />
Gleye<br />
Go<br />
Gr<br />
Grundwasser<br />
Großbuchstaben:<br />
A = Oberbodenhorizont<br />
G = Grundwassereinfluss<br />
M = Material umgelagert<br />
Aue‐<br />
böden<br />
Kleinbuchstabe nachgestellt:<br />
h = humos<br />
o = oxidiert<br />
r = reduziert<br />
Grundwassereinfluss: Gleye<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Ah<br />
Go<br />
Gr<br />
Periodische Überflutung in der<br />
Flussaue: Aueböden<br />
Ah<br />
M<br />
Go
Gley<br />
Bild: Lernort Boden<br />
Ah<br />
Go<br />
Go‐Gr<br />
Gr<br />
Entwicklung:<br />
� Unter dem Einfluss sauerstoffarmen<br />
Grundwassers<br />
� Gr‐Horizont ständig nass,<br />
reduzierende Bedingungen:<br />
O 2 ‐Mangel führt zur Lösung der Fe‐ und Mn‐<br />
Verbindungen → kapillarer Aufstieg mit Grundwasser<br />
� Ausfällung als Oxide im Go‐Horizont, wo sie mit O 2<br />
in Berührung kommen<br />
Merkmale:<br />
� Oxidationshorizont (Go) rostfarben<br />
� Reduktionshorizont (Gr) fahlgrau, graugrün, blauschwarz<br />
ständig nass<br />
Name: russ. „Lehm/Ton“<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Ah<br />
Go<br />
Gr<br />
Gley
Gley<br />
Bild: Hanggley Ebnit, Vorarlberg<br />
Ah<br />
Go<br />
Go‐Gr<br />
Gr<br />
� Unterschiedliche Ausprägung in Abhängigkeit<br />
von Ausgangsgestein und Grundwasser‐<br />
schwankung<br />
Eigenschaften:<br />
� im Unterboden O 2 ‐Mangel<br />
� ausreichend Wasser für Vegetation<br />
� Nährstoffreicher als benachbarte Landböden,<br />
→ Zufuhr gelöster Stoffe von den Landböden<br />
über das Grundwasser<br />
� Humusform: Feuchtmull, Feuchtmoder<br />
Vorkommen:<br />
� auf sehr unterschiedlichen Gesteinen<br />
� bei hoch stehendem Grundwasser<br />
� weit verbreitet, aber kleinflächig<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Nassgley / Anmoorgley / Moorgley<br />
Go‐<br />
Ah<br />
Gr<br />
Bild: www.bodeninfo.net<br />
� ganzjährig bis zur Oberfläche<br />
reichendes Grundwasser<br />
lässt nur Fe‐Akkumulation<br />
im Ah‐Horizont zu<br />
Nassgley:<br />
� < 15 % organische Substanz<br />
Anmoorgley:<br />
� 15 –30 % organische<br />
Substanz<br />
Moorgley:<br />
� > 30 % organische Substanz<br />
Go‐Ah<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Gr<br />
Nassgley
Bodengesellschaften<br />
Ah<br />
Go<br />
Gr<br />
Quelle: Scheffer/Schachtschabel (2008), Profile: LfL, Naturkundemuseum Kassel<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management<br />
Ah<br />
Bv<br />
Cv
Gley<br />
Nutzung:<br />
� Feuchteliebende Vegetation: z.B. Bruchwälder<br />
� Forstwirtschaft (z.B. Pappeln, Erlen, Eschen)<br />
� Grünland: bei nicht so hohem Grundwasser<br />
� Ackerbau: nach Drainage<br />
Drainagerohr<br />
Erlenbruchwald<br />
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Aueböden<br />
� Böden der Flussauen<br />
� entstehen aus den Sedimenten der Flussauen und Bäche durch tiefgreifende<br />
Verwitterung<br />
� geprägt durch starke Grundwasserschwankungen<br />
� periodische Überflutung bei unregulierten Fließgewässern: Erosion/Deposition<br />
Technische Universität München Department of Hydrology and River Basin Management
Vega (Aueboden)<br />
Ah<br />
M 1<br />
M 2<br />
Go<br />
Go‐Gr<br />
Bild: Lernort Boden<br />
Merkmale:<br />
� M‐Horizonte sind durch umgelagertes<br />
und verwittertes Bodenmaterial entstanden<br />
� keine ausgeprägten redoximorphen Merkmale<br />
� Go‐Horizont in größerer Tiefe<br />
� keine ausgeprägten Reduktionshorizonte<br />
Name: span. „Flachland, Aue, Ebene“<br />
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Ah<br />
M<br />
Go<br />
Vega
Vega (Aueboden)<br />
Ah<br />
Bild: trockengefallener Auboden, Orth an der Donau<br />
M<br />
C<br />
Eigenschaften:<br />
� stark humos<br />
� feinkörnig<br />
� nährstoffreich<br />
Nutzung:<br />
� Landwirtschaft: meist Grünland,<br />
weniger für Ackerbau geeignet<br />
aufgrund ihrer Lage im<br />
Überschwemmungsbereich<br />
� Brache<br />
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