RUF!Zeichen 6die Frage warum er so fröhlich und strahlendmit dem Priester sprach den ich auf diesem Besuchbegleiten durfte sagte er: Ich möchte Gottdanken das ich lebe….Dieser Mann war sicher ein Grund dafür, dassmein Mann und ich kurze Zeit später die Hilfsorganisation„Bauern helfen Bauern“ gegründethaben. Diese „Dienst“ dauert nun schon seit21 Jahren . Alles zu erzählen was wir in dieserZeit an Freud und Leid erlebt haben würde denRahmen der heutigen Veranstaltung sprengen.Mein Team und ich und 100te Menschen diemit uns nach Kroatien und Bosnierin gefahrensind , erlebten beide Seiten der Begleitung.Die Seite des Gebens, sowie die Seite desEmpfangens von Freude, Leid, Nächstenliebe,Gastfreundschaft in widrigsten Umständen,Leben und Tod, Liebe und Vergebung. DieFrucht, die wir heute ernten dürfen sind so unbeschreiblichgroß, sie sind jede einzelne Stundeder Begleitung wert.PolitikMit dieser Aufgabe bei „Bauern helfen Bauern“bekam ich den nächsten Grundstein gelegt, umals Politikerin für unser Land eine gesellschaftspolitischeBegleitung zu übernehmen.Die Erfahrung die ich bei BHB sammeln konntehalf mir enorm meine Tätigkeit als Politikerinverantwortungsbewusst aus zu führen. (Visionenzu haben, in Krisenzeiten zusammen zustehen, rechtschaffen mit Geldern umzugehen,Lösungen zu finden, begleiten und Treue halten…..)Als ich 2004 vom jetzigen LH. Wilfried Haslauerin dieses Amt berufen wurde, wusste ich nichtwas auf mich zukommt außer dass ich gebetenwurde die Politik menschlicher, weiblicher undfröhlicher zu machen…..In den Jahren der Politik ist für mich persönlich,aber auch für meine Familie und Freunde keinStein auf dem anderen geblieben.Die heutige Gesellschaft definiert sich über dasHABEN und nicht das SEIN, über das NEHMENund nicht das GEBEN. Begriffe wie Toleranz,Freiheit, Diskriminierung, Gleichbehandlungund Gleichberechtigung haben mehr Gewichtals Zusammenhalt, Demut, Solidaritätund Nächstenliebe.Ich setzte mich in all den Jahren in politischerVerantwortung immer FÜR etwas ein, FÜR dasLeben, FÜR die Familie und FÜR die Schwächeren….und nicht GEGEN etwas.Es waren schöne Jahre die ich nicht missenmöchte, mit einer unglaublichen Bereicherungdurch die Menschen, die ich kennen lernenkonnte.Wir sind begnadet und sollten uns das immerwieder bewusst machen anstatt zu jammernüber alles was wir nicht haben. Wenn man in soverschiedenen Welten zu Hause sein kann, wieich das durch „Bauern helfen Bauern“ und alsVorsitzende der ERSTE Stiftung bin, erkenntman sehr schnell wo Begleitung, Hilfe und Unterstützungnötig ist.Wenn es nicht mehr selbstverständlich ist, dasman täglich genügend zu essen hat, von einemÜberangebot der Lebensmittel wird dort nurgeträumt.Wenn der Arztbesuch einfach nicht möglichist, da kein Arztbesuch vom Staat übernommenwird, und wir zwischen den Ärzten wählen können,wenn uns einer nicht passt.Wenn Kinder keine warmen Schuhe im Winterhaben, nicht unter modischer Bekleidung auswählenoder ein Kino besuchen können und wirnach einem Jahr unserer Schuhe überdrüssiggeworden sind weil sie nicht mehr der neuestenMode entsprechen oder ein Kino nicht mehr dasbietet was wir wollen.Wenn die Witwen aus Srebrenica , die zum Teilan nur einem einzigen Tag (12.7.1995) 10-30Familienmit-glieder verloren haben, einschließlichihrer Kinder und Ehemänner und heute,18 Jahre danach, noch immer um ihr Rechtkämpfen müssen und wir unserer Familie oftso überdrüssig sind………….Viele solche Beispiele könnte ich noch nennen.Und dann kam 2010 wieder ein neuer Weg, eineneue Weichenstellung in mein Leben… ich habedie Politik nach 7 Jahren verlassen auch weil ichwieder an der Basis arbeiten wollte, begleiten,tragen, trösten, helfen, ermöglichen….. und allesim Leben seine Zeit hat.Kurz danach starb meine Mutter und meinejüngste Schwester – das war eine intensiveund traurige Zeit, in der man Begleitung imAbschiednehmen und Trauern zulassen durfte.Eine wichtige Zeit des Reflektierens, des Stehenbleibens,des Hörens – eine Zeit in der manwieder Kräfte sammeln konnte.StiftungVor 2 Jahre habe ich den Vorstandsvorsitz derERSTE Stiftung in Wien übernommen.Vor fast 200 Jahren hat Pfarrer Weber in WienLeopoldstadt die Wurzeln der ERSTE Stiftung
gelegt, als er sich um diejenigen, die am Randeder Gesellschaft gelebt haben - gesorgt undgekümmert hat – und Ihnen – durch die Gründungder ersten österreichischen Sparkasse - dieMöglichkeit gab, an einem würdigeren Leben inder Gesellschaft teilzuhaben. Diesen Gedankenträgt die Stiftung bis heute weiter, indem sie sichim gesamt osteuropäischen Raum für Soziales,Kultur und Europa einsetzt und Projekte selbstdurchführt und Partner unterstützt.SchlussIch möchte Ihnen am Schluss einige kleineDinge sagen die mich geprägt haben in meinemDienst der Begleitung.Der Mann ohne Füße von dem ich zu Beginngesprochen habe…Dziza, eine Witwe aus Bosnien deren 20 männlichenFamilienmitglieder umgebracht wurden.Auf meine Frau wie sie denn überhaupt nochleben könne hat sie geantwortet: Weil ichvergeben habe….Vieles in meinem Leben hat mich an die körperlichenund seelischen Grenzen gebracht –– abernie habe ich meine Grenzen des Ertragbarenüberschritten, wenn ich im Dienst für den Nächstenunterwegs gewesen binOhne meinen Mann, meine Familie hätte ichnichts davon tun können. SIE haben mich begleitetund sind zu mir gestanden. Es ist ganzwichtig, denn oft helfen wir dem Übernächstenund übersehen dabei den der uns am Näherstensteht.Ich bin dankbar auf der Seite der Gebendensein zu dürfen und nicht auf der Seite der Nehmendensein zu müssen.Ein Bauern aus Bosnien schreib mir einmal:Wenn Gott ein Wunder bewirken will, ein wirklichesWunder, dann macht er dies nicht mitBlitz und Donner. Wenn er ein großes Wunderbewirken will dann schickt er uns ganz einfachEINEN MENSCHEN. Jeder von ihnen ist genauder Mensch den Gott geschickt hat….Zusammenfassend würde ich das Wort „Begleitung“so definieren wie Zoran Filipovic esin seinem „Tagebuch des Todes“ geschriebenhat: Geben sollten wir auf Knien, empfangenaufrecht stehend.DANKEHomepage der Ständigen <strong>Diakone</strong>:www.diakon.atRUF!Zeichen 7Glauben, Lieben und Hoffen in Stellvertretung.Diakonale Begleitungals Beitrag zur Menschwerdung inSolidaritätDiakon DDr. Klaus Kießing zum Thema:„Miteinander gehen, zueinander stehen – <strong>Diakone</strong>als Begleiter“Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Ehefrauender <strong>Diakone</strong>, liebe Mitbrüder, alleinschon der Titel Ihrer und unserer Veranstaltunglässt vieles anklingen, und dies sicher nicht nurin meinen Ohren. Denn was zu den Aufgabeneines Diakons zählt, der sich als Begleiter versteht,ist darin schon angekündigt: miteinandergehen, zueinander stehen. Dieser programmatischeTitel lässt aber auch noch Fragen offen,zum Glück, und diesen will ich mich stellen,zusammen mit Ihnen: Wem werden <strong>Diakone</strong>zu Begleitern? Mit wem gehen sie mit, zu wemstehen sie? Wer sucht, wer braucht ihre Begleitung?Weil es dabei sehr auf dieses Gegenüberankommt, auf Menschen und Prozesse, diebegleitet werden wollen, werden Sie am Nachmittagunterschiedlichen diakonalen Orten derBegleitung nachgehen. So will auch ich Ihre undmeine Aufmerksamkeit nicht allein auf uns <strong>Diakone</strong>richten, sondern zuerst auf jene Menschen,die möglicherweise Begleitung suchen. Wie Sieeinem Menschen begegnen, hängt von dem Bildab, das Sie von ihm gewinnen, von dem Bild, daser abgibt oder das Sie von ihm zeichnen. UndBilder entwickeln wir nicht nur von einzelnen