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Thema: Mobilität - HeidelbergCement

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context 3/2008 <strong>Mobilität</strong><br />

Automobile Gesellschaft<br />

Verkehr im Jahr 2050<br />

12<br />

Viele Städte schrumpfen, andere wachsen. Die Bevölkerung altert. Wie<br />

wirkt sich das auf die <strong>Mobilität</strong> der Zukunft aus? Vor welchen Herausforderungen<br />

stehen Stadtentwickler und Verkehrsplaner? Das Deutsche Institut<br />

für Urbanistik hat anhand zweier Szenarien in die Zukunft geblickt.<br />

Was den Griechen und Römern das Orakel von<br />

Delphi ist heutigen Wissenschaftlern die Szenariotechnik<br />

– nur ist diese ungleich genauer als das<br />

kryptische Orakel. Das Prinzip: Expertenteams berechnen<br />

mit Hilfe vorhandener Daten, zum Beispiel<br />

vom statistischen Bundesamt, zukünftige Entwicklungen<br />

voraus und leiten daraus spezielle Szenarien ab.<br />

In einer Studie zur <strong>Mobilität</strong> im Jahr 2050 vom Deutschen<br />

Institut für Urbanistik (difu) entwickelte der<br />

Expertenkreis zum Beispiel zwei mögliche Zukunftsszenarien,<br />

die die Fachleute „gleitender Übergang“<br />

und „dynamische Anpassung“ nannten. Letzteres<br />

legt ein größeres Gewicht auf steigende Kosten für<br />

den Verkehr, zum Beispiel in Form von Spritpreisen,<br />

und eine schneller fortschreitende Reurbanisierung.<br />

Das Szenario des „gleitenden Übergangs“ geht hingegen<br />

von langsameren Veränderungen aus.<br />

Beiden Szenarien gemeinsam ist die Erkenntnis:<br />

Des Deutschen liebstes Kind ist und bleibt das Auto.<br />

Daran wird sich so schnell nichts ändern. Im Gegenteil:<br />

Im Jahr 2050 werden im Vergleich zu heute mehr<br />

über 65­Jährige einen Führerschein und damit ein<br />

Auto besitzen – ein Anstieg um 84 Prozent, prognostizieren<br />

die Forscher. Da jedoch insgesamt weniger<br />

Menschen in Deutschland leben als bisher, nimmt im<br />

Szenario „dynamische Anpassung“ der Gesamtbestand<br />

an Autos eher ab. Legt man dagegen den<br />

„gleitenden Übergang“ zugrunde, der von geringeren<br />

Verkehrspreisen ausgeht, wird der Pkw­Bestand<br />

sogar um satte zwölf Prozent steigen.<br />

Allerdings werden nicht alle Autos so regelmäßig<br />

und intensiv genutzt wie heute. Denn es wird in Zukunft<br />

weniger Schüler und weniger Berufstätige als<br />

bisher geben, die Verkehr verursachen. Hinzu kommt,<br />

dass alte Menschen ihr Auto nicht mehr für den täglichen<br />

Weg zur Arbeit brauchen und zudem gerne zu<br />

Fuß gehen. Das Auto bleibt folglich häufiger einfach<br />

stehen. Die Konsequenz: Der gefürchtete Verkehrskollaps<br />

in den Städten bleibt aus – denn nicht rollende,<br />

sondern stehende Autos werden zukünftig das<br />

Problem sein. „Für Stadtplaner werden die vielen<br />

parkenden Autos und der Umgang mit der veränderten<br />

Bevölkerungsstruktur die Herausforderungen<br />

der Zukunft sein“, bestätigt Tilman Bracher, Koordinator<br />

für Umwelt und Verkehr vom difu, der an<br />

der Studie beteiligt war. „Quartiersgaragen werden<br />

vermehrt nachgefragt. Da die Alten gerne zu Fuß gehen,<br />

werden der öffentliche Raum und die Straße<br />

vermehrt zum Aufenthaltsraum. Hier muss ein Paradigmenwechsel<br />

in der Gestaltung von Straße und<br />

öffentlichen Räumen stattfinden – mehr Flächen für<br />

Fußgänger und leichte, ebenerdige Querungsmöglichkeiten,<br />

auch in Bezug auf familien­ und damit<br />

kinderfreundliche Städte.“<br />

Ebenso wird sich das Verkehrsverhalten, zumindest<br />

im Individualverkehr, verändern. Denn nicht mehr<br />

flotte Jungspunde werden das Verkehrsgeschehen<br />

beherrschen, sondern Menschen fortgeschrittenen<br />

Alters – langsamere und auch manchmal unsicherere<br />

Verkehrsteilnehmer also. Das hat Folgen. Bracher:<br />

„Die noch gültigen Regeln für Heißsporne werden<br />

vermutlich nicht mehr so viel Rückhalt haben. Im<br />

Klartext: Es wird ein Tempolimit geben – auch aufgrund<br />

des zunehmenden Lkw­Verkehrs.“<br />

Denn der Güterverkehr auf der Straße wird sich<br />

mindestens verdoppeln. Eine Studie des Instituts für<br />

<strong>Mobilität</strong>sforschung (ifmo) geht in einem seiner Szenarien<br />

gar von einer Zunahme um achtzig Prozent in<br />

den kommenden zwanzig Jahren aus. Damit wird der<br />

geringere Individualverkehr mindestens kompensiert<br />

– und eine Entlastung der Fernstraßen und damit der<br />

Kosten für deren Erhalt unrealistisch. Das bestätigt<br />

auch Tilman Bracher: „Wir gehen davon aus, dass die<br />

Unterhaltung der vorhandenen Straßen sehr teuer

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