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Nervensystem. - Biblioteca Digital de Obras Raras da USP

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Inhaltsverzeichniss.Einleitung . S. 1Entwicklungsgang <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie (S. 2).Aufbau <strong>de</strong>s Thierleibes aus Formelementen und Organen.Erster Abschnitt.Gewebe im Allgemeinen.Erstes Kapitel.Die Zelle und einzellige Thiere S. 11Begriff <strong>de</strong>r Zelle (S. 11). Zellsubstanz (S. 12). Kern (S. 14). Kernkörperchen(S. 15). Giebt es einzellige Thiere? (S. 15). Gregarinen und Amoeben (S. 18).Erklärung <strong>de</strong>r anscheinen<strong>de</strong>n Einzelligkeit <strong>de</strong>r Protozoen (S. 19).Zweites Kapitel.Metamorphosen <strong>de</strong>r Zelle S. 23Abän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gestalt (S. 23). Umän<strong>de</strong>rung im Innern <strong>de</strong>s Protoplasma(S. 23). Abscheidungen <strong>de</strong>s Protoplasma nach aussen (S. 24). Umwandlung<strong>de</strong>s Protoplasma in Muskel- und Nervensubstanz (S. 25).Drittes Kapitel.Gewebe S. 26Eintheilung <strong>de</strong>r Gewebe (S. 26).I. Bin<strong>de</strong>snbstanz (S. 28).1. Zellig-blasiges Bin<strong>de</strong>gewebe (S. 29). Verhalten zum Leibesraum(S. SO). Zellen (S. 30). Dir Zusammenschmelzen (S. 30). Intercellularsubstanz(S. 31). Die Zellen als Drüsenzellen (S. 31). Sog. Leber <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n(S. 32).2. Cuticulargewebe |(S. 34). Matrix (S. 34). Cuticula (S. 34). InnereSkelettheile <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n (S. 34). Aeussere Hautanhänge (S. 35). Schichtungund Porenkanäle (S. 35). Entstehung <strong>de</strong>r Porenkanäle (S. 35). Farbe<strong>de</strong>r Cuticularsubstanzen (S. 37). Sculptur <strong>de</strong>r Cuticula (S. 37). Chitinisirung,Verkalkung (S. 37). Historisches (S. 38). Innere Cuticularbildungen (S. 41).Hornlage im Magen <strong>de</strong>r Vögel (S. 44). Sarcolemm, Neurilemm (S. 44).3. Gallertiges Bin<strong>de</strong>gewebe (S. 45).4. Gewöhnliches o<strong>de</strong>r fibrilläres Bin<strong>de</strong>gewebe (S. 46). Histo-


IVInhaltsverzeichnis«.risches (S. 46). Zellen (S. 47). Intercellularsubstanz (S. 48). Elastisches Gewebe(S. 48). Hornfä<strong>de</strong>n (S. 48). Verwandtschaft mit Chitingewebe (S. 49).Verwandtschaft mit Knorpel (S. 49). Das Bin<strong>de</strong>gewebe Träger <strong>de</strong>r Blut- undLymphgefässe (S. 50). Bin<strong>de</strong>gewebe von ungewöhnlicher Art (S. 52).5. Knorpelgewebe (S. 53). Zellenknorpel (S. 53). Intercellularsubstanz(S. 53). Eigenschaften <strong>de</strong>r Zellen (S. 54). Echter Knorpel. Faserknorpel(S. 54). Uebergangsformen (S. 54). Knorpel <strong>de</strong>r Wirbellosen (S. 55).6. Knochengewebe (S. 56). Knochenkörperchen (S. 56). Intercellularsubstanz(S. 57). Zahnbein (S. 58). Schmelz <strong>de</strong>r Hautknochen (S. 58). Entstehung<strong>de</strong>s Knochengewebes (S. 59). Knochenharte Theile <strong>de</strong>r Wirbellosen(S. 60).II. Epithelien, Drüsenzellen, Horngewebe (S. 61). Arten <strong>de</strong>s Epithels (S. 62).Verästelte und compresse Epithelzellen (S. 62). Flimmercilien (S. 68). Unduliren<strong>de</strong>Membranen (S. 63). Unbewegliche Borsten (S. 64). Epithelzellenvon beson<strong>de</strong>rer Form (S. 64). Wimpern<strong>de</strong> Drüsenzellen (S. 64). Horngewebe(S. 65).III. Blut nnd Lymphe (S. 65).IT. Muskelgewebe (S. 68). Contractile Substanz, Sarco<strong>de</strong> (S. 68). Kugligbleiben<strong>de</strong> Muskelzellen (S. 69). Zur Faser gewor<strong>de</strong>ne Muskelzellen (S. 70).Matrix <strong>de</strong>r Primitivbün<strong>de</strong>l (S. 71). Muskelkerne (S. 73). Lückensystem imPrimitivbün<strong>de</strong>l (S. 74). Einfache und quergestreifte Muskelsubstanz (S. 76).Uebergangsformen- (S. 79). Verästigte Muskelfasern (S. 81). Sarcolemm (S. 82).Chitinisirte Muskeln (S. 82).V. Nervengewebe (S. 83). Ganglienkugeln (S. 83). Concentrische Streifungmancher Ganglienkugeln (S. 84). Färbungen <strong>de</strong>r Ganglienkugeln (S. 85).Kern (S. 85). Markschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ganglienkugeln (S. 86). Neurilemmscjiei<strong>de</strong><strong>de</strong>r Ganglienkugeln (S. 86). Entstehung <strong>de</strong>r Neurilemmschei<strong>de</strong> (S. 87). Beziehungen<strong>de</strong>r Ganglienkugeln zu <strong>de</strong>n Nervenfasern (S. 88). In peripherischenGanglien (S. 89). In <strong>de</strong>n Nervencentren (S. 86). Giebt es motorischeund sensible Ganglienkugeln (S.


Inhaltsverzeichniss. "ypensation (S. 112). Nie<strong>de</strong>re Organisation, höhere Organisation fS 112)Thiertypen (S. 114).Organsysteme im Einzelnen.Animale Organsysteme.Erstes Kapitel.Erster Abschnitt.<strong>Nervensystem</strong>.Thiere ohne o<strong>de</strong>r mit zweifelhaftem <strong>Nervensystem</strong> S. 117Protozoen (S. 117). Coelenteraten (S. 118). Nemato<strong>de</strong>n (S. 119).Historische und zootomische Zusätze S. 119Zweites Kapitel.Thiere mit strahligem <strong>Nervensystem</strong> S. 126Coelenteraten (S. 126). Echino<strong>de</strong>rmen (S. 127).Historische und zootomische Zusätze S. 129Drittes K a p i t e 1.Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong> S. 130I. Würmer (Vermes).1. Plattwürmer und Rundwürmer (S. 130).Historische und zootomische Zusätze S. 133Cesto<strong>de</strong>n, Acanthocephalen (S. 133);Sagitta (S. 134);Tremato<strong>de</strong>n (S. 134);Myzostomum (S. 135);Rhabdocoelen (S. 135);Dendrocoelen (S. 136);Nemertinen (S. 137).2. Anneli<strong>de</strong>n (S. 138). Gehirn und Bauchmark (S. 139). Peripherisches<strong>Nervensystem</strong> (S. 145).Histologisches im Allgemeinen. Neurilemm (S. 149). Nervöse Substanz (S. 152).Topographisch-histologisches (S. 156).Historische und zootomische Zusätze S. 162Hirudineen (S. 162).Lumbricinen (S. 168).Nerei<strong>de</strong>n (S. 174).Stern Würmer (S. 177).II. GUie<strong>de</strong>rfüssler (Arthropo<strong>da</strong>). Krebse. — Spinnen. — Insecten (S. 179).Grundzüge <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s (S. 179). Gestaltung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s abhängigvon <strong>de</strong>r Gesammtorganisation (S. 180). Zahl <strong>de</strong>r Bauchmarksgangliep(S. 181). Arthropo<strong>de</strong>n ohne oberes Schlundganglion (S. 182). Glie<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>s Gehirns (S. 182). Vergleichung <strong>de</strong>s Gehirns <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<strong>de</strong>r Wirbelthiere (S., 185). Hirncommissuren (S. 187). Untere Hirnportion(S. 188). Quercommissuren innerhalb <strong>de</strong>s Schlundringes (S. 188). Bauchmark(S. 190). Peripherisches <strong>Nervensystem</strong>. Gehirnnerven (S. 194). Nerven<strong>de</strong>s Bauchmarks (S. 194). Vergleichung mit <strong>de</strong>n Spinalnerven <strong>de</strong>r Wirbel-


2Einleitung.theilen. Den Einen fesselt mehr die geheimnissvolle Aehnlichkeit,welche trotz aller Verschie<strong>de</strong>nheit durch die einzelnen Gestalten <strong>de</strong>rThierwelt und ihre Organisation sich hindurch zieht; für ihn erhält<strong>da</strong>durch die organische Gestalt eine tiefere Be<strong>de</strong>utung, und in<strong>de</strong>mer <strong>de</strong>m inneren verknüpfen<strong>de</strong>n Ban<strong>de</strong> auf die Spur zu kommensucht, pflegt er die morphologische Richtung unserer Wissenschaft.Der An<strong>de</strong>re fühlt sich in höherem Gra<strong>de</strong> zum Studium <strong>de</strong>rreinen Lebensvorgänge hingezogen. Er geht <strong>de</strong>n im leben<strong>de</strong>n Organismusablaufen<strong>de</strong>n physikalischen und chemischen Prozessen nachund wird zum Physiologen.Freilich sollten, um irgend einen Organismus vollkommen zubegreifen, bei<strong>de</strong> Richtungen Hand in Hand gehen und nur die Unzulänglichkeit<strong>de</strong>r Kenntnisse und Fertigkeit <strong>de</strong>s Einzelnen for<strong>de</strong>rtdiese Theilung <strong>de</strong>r Arbeit. Wir haben es in diesen Blättern blosmit <strong>de</strong>r Morphologie zu thiun. Wenn <strong>de</strong>nnoch <strong>da</strong> und dort physiologischeBemerkungen sich einflechten, so geschieht diess, weil ebenhäufig die "Weise eines Thieres zu leben auf die Gestalt zurückwirktund umgekehrt die Gestalt <strong>de</strong>s Thiers, wie es leben soll, bestimmt.Morphologische und physiologische Betrachtungen sind <strong>da</strong>hermitunter kaum von einan<strong>de</strong>r zu trennen.Entwicklungsgang <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie. Die Wissenschaftvom Bau <strong>de</strong>s thierischen Organismus ist im Grossen undGanzen kaum <strong>de</strong>n Weg gegangen, <strong>de</strong>n ich vorhin als <strong>de</strong>n dosmo<strong>de</strong>rnen Beobachters bezeichnet. Das Studium <strong>de</strong>r Naturkörperum ihrer selbst willen, abgesehen von Nebenzwecken, setzt, schoneinen allgemeineren Bildungsgrad voraus; <strong>de</strong>r Ursprung <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>nAnatomie ist vielmehr, wie <strong>de</strong>r Naturwissenschaftenüberhaupt, in <strong>de</strong>in Bestreben <strong>de</strong>s Mensehen zu suchen, die Naturkörperauszunützen o<strong>de</strong>r etwa <strong>de</strong>n von ihnen kommen<strong>de</strong>n Naehtluilabzuwen<strong>de</strong>n. Dass Bei<strong>de</strong>s aber unmöglich sei, wenn man sichnicht mit <strong>de</strong>n Kennzeichen und Eigenschaften <strong>de</strong>r Naturkörper bekanntmache, lag nahe Und so meine ich <strong>de</strong>nn auch aus <strong>de</strong>rOesehichte <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie zu entnehmen, <strong>da</strong>ss dieAnsicht von <strong>de</strong>m wirklichen o<strong>de</strong>r vermeintlichen Nutzen, <strong>de</strong>r aussolchen Forschungen herfliessen müsse, die stärkere Triebfe<strong>de</strong>r gewesen6ei, <strong>de</strong>m Thierkörper eine nachhaltige Aufmerksamkeit zuzuwen<strong>de</strong>n.Sehen wir nämlich von Naturen, wie jene <strong>de</strong>s Aristoteles, ab,«leren „heiterer Geist sich froh intenssiit für Alles, was <strong>da</strong> ist," sohat sich in späterer Zeit die vergleichen<strong>de</strong> Anatomie im Dienste <strong>de</strong>rHeilkun<strong>de</strong> herangebil<strong>de</strong>t. Die Aerzte zerglie<strong>de</strong>rten viele, beson<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>in Menschen näher stehen<strong>de</strong> Thiere, um dunklere Punkte <strong>de</strong>rmenschlichen Anatomie zu erhellen, <strong>de</strong>n Schlüssel für die Be<strong>de</strong>utungdieses o<strong>de</strong>r jenes Organs zu fin<strong>de</strong>n.Wohl bis ins Ib. Jahrhun<strong>de</strong>rt herein erhielt »ich bei <strong>de</strong>r Mehrzahl


Entwicklungsgang <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie. 3die Anschauung, die vergleichen<strong>de</strong> Anatomie sei in erster Flame undvielleicht lediglich als Helferin für die Anatomie und Physiologie <strong>de</strong>sMenschen zu betrachten. AlbrechtHaller dringt auf <strong>da</strong>s Studiumunserer Wissenschaft von diesem Gesichtspunct aus. „ Die vergleichen<strong>de</strong>Anatomie," hatte noch Rudolphi gesagt, „ist die sicherste Stütze<strong>de</strong>r Physiologie, ja ohne dieselbe wäre kaum eine Physiologie<strong>de</strong>nkbar." Daher haben alle physiologischen Lehrbücher bis nochvor zwanzig Jahren, Johannes Müller's Handbuch an <strong>de</strong>r Spitze,die Erscheinungen von <strong>de</strong>n Organismen auf Basis morphologischerBetrachtungen behan<strong>de</strong>lt. Erst in neuerer Zeit verschwin<strong>de</strong>n sie<strong>da</strong>raus, seit die Physiologie eine exclusiv physicaliseh-cheniischeRichtung eingeschlagen hat.Die vergleichen<strong>de</strong> Anatomie wur<strong>de</strong> somit ursprünglich blos ausRücksicht für die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Medizin gepflegt. Zwar hat eswohl nie an Forschern gefehlt, bei <strong>de</strong>nen nicht auch nebenher,trotz<strong>de</strong>m <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Heilen <strong>de</strong>r eigentliche Zweck ihrer Zerglie<strong>de</strong>rungenwar, allgemeinere I<strong>de</strong>en über <strong>de</strong>n thierisehen Bau wären wach gerufenwor<strong>de</strong>n. Die verwandtschaftlichen Beziehungen von Organismuszu Organismus sind zu auffallend, als <strong>da</strong>ss diess nicht hätte geschehensollen. So spricht z. B. schon Severino (1580—1656) von <strong>de</strong>rUebereinstimmung <strong>de</strong>s Baues verschie<strong>de</strong>nartiger Thiere. Noch mehrwären als Männer dieser Art und von hohem Verdienst zu bezeichnen:Malpighi (1628—1692), Swammer<strong>da</strong>mm (1637—1680),Camper (1722—1787), u. A.Immerhin bleibt es beachtenswerth, <strong>da</strong>ss während bei Vielen über<strong>de</strong>r Lust <strong>da</strong>s Einzelne zu erforschen, allgemeinere I<strong>de</strong>en, Wenn zwargeweckt, doch nicht klar durchbrechen wollten, diess zuerst bei einemManne geschieht, <strong>de</strong>r sich eigentlich mit zootomischen Einzeluntersuchungenkaum selbstständig abgegeben, sich aber vielleicht gera<strong>de</strong>hiedurch eine freiere Uebersicht bewahrt hatte.Es ist Buffon (1707—1788). Die Ge<strong>da</strong>nken welche er inseiner „Histoire naturelle" über die Einheit im thierischen Bau äussert,sind höchst merkwürdig und auch von grosser Wirkung gewesen.In<strong>de</strong>m er hervorhebt, <strong>da</strong>ss es eine ursprüngliche und allgemeineVorzeichnung gebe, die man sehr weit verfolgen könne, eine verborgeneHarmonie, nach welcher <strong>de</strong>r Mensch und alle übrigen Thieregebil<strong>de</strong>t seien, so <strong>da</strong>ss bei<strong>de</strong> nur als Glie<strong>de</strong>r einer und <strong>de</strong>rselbenFamilie erscheinen, so hat er <strong>da</strong>mit die Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>F vergleichen<strong>de</strong>nAnatomie für immer ausgesprochen.Dieser Hauptge<strong>da</strong>nke ist jedoch keineswegs immer und überallwillig aufgenommen wor<strong>de</strong>n.Wer einen grössern Theil <strong>de</strong>r Thierwelt <strong>de</strong>m Scalpel o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rmikroskopischen Betrachtung unterwirft, stösst auf so viele Abweichungen<strong>de</strong>r organischen Gestaltung, auf so erhebliche Differenzen,<strong>da</strong>ss ihm die Vorstellung als ginge ein allgemeiner durch Me-1*


4Einleitung.tamorphose sich abän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Typus, durch sämmtliche thierischeGeschöpfe, unrichtig erscheint. Georg Cuvier (1769—1832), <strong>de</strong>runter seinen Zeitgenossen wie wohl kein Zweiter <strong>da</strong>s anatomischeDetail <strong>de</strong>s Thierreichs übersah, war aus diesem Grun<strong>de</strong> und vielleichtmehr noch, <strong>da</strong> seine ganze Denkweise und Thätigkeit auf<strong>da</strong>s scharfe Unterschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Einzeltheile gerichtet war, ein Hauptgegner<strong>de</strong>r Annahme Eines, aller thierischen Organisation zu Grun<strong>de</strong>hegen<strong>de</strong>n Bauplanes. Nach ihm giebt es mehre, min<strong>de</strong>stens vierGrundformen o<strong>de</strong>r Typen, nach <strong>de</strong>nen die Thiere gebil<strong>de</strong>t seien.Bei an<strong>de</strong>rn Forschern bleibt es Bedürfniss <strong>de</strong>s Geistes, diewun<strong>de</strong>rbare Mannigfaltigkeit thierischer Gestaltung als ein Ganzes zufassen, aus <strong>de</strong>m sich <strong>da</strong>s Einzelne entwickeln lasse. Und so hatEtienne Geoffroy Saint-Hilaire in Frankreich die I<strong>de</strong>e<strong>de</strong>s Urplanes thierischen Baues mit Nachdruck vertheidigt, und auchauf <strong>de</strong>utschem Bo<strong>de</strong>n hat es nicht an Männern gefehlt, welche sichzu ähnlichen Ge<strong>da</strong>nken zu bekennen keinen Anstand nahmen. Unterdiesen sei insbeson<strong>de</strong>re Göthe genannt, <strong>de</strong>r nach meinem Gefühlesich am klarsten und durch<strong>da</strong>chtesten über diese zwei auseinan<strong>de</strong>rgehen<strong>de</strong>nDenkweisen ausgesprochen hat.Von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Auffassungen hat in späterer Zeit die C u v i e r'-sche offenbar <strong>de</strong>n Sieg <strong>da</strong>von getragen. Man Hess gelten, <strong>da</strong>ss, <strong>da</strong>alle Thiere Nahrung aufnehmen, athmen, sieh bewegen, empfindon,auch die hiezu dienen<strong>de</strong>n Organisationen Vergleichungspunkte <strong>da</strong>rbieten,aber die Bauplane dieser Theile seien wesentlich verschie<strong>de</strong>n.Mit an<strong>de</strong>rn Worten: man gab zwar die physiologische Einheitzu, die morphologische wur<strong>de</strong> in Abre<strong>de</strong> gestellt. „Es istwirklich nicht zu läugnen," lesen wir z. B. bei unsrem Job. Müller,„<strong>da</strong>ss die Natur bei je<strong>de</strong>r grossen Abtheilung <strong>de</strong>s Thiorreichcs voneinem gewissen Plan <strong>de</strong>r Schöpfung nicht abweicht."Und welche Grün<strong>de</strong>, <strong>da</strong>rf man fragen, sind es <strong>de</strong>nn eigentlichgewesen, die dieser Auffassung so allgemeinen Beifall verschaffthaben, <strong>da</strong>ss die meisten Naturforscher unsrer Tage ihr zuneigen.Sind neue Thatsachen ans Licht geför<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n, die in entschie<strong>de</strong>nerWeise <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>s geson<strong>de</strong>rten Bauplanes <strong>da</strong>sWort gere<strong>de</strong>t hätten? Mit nichten. Mir will vielmehr scheinen, alsob durch alle neueren Forschungen die scharfen Gegensätze, welcheman früher zwischen <strong>de</strong>n mancherlei Organisationen aufstellte, sichnach und nach abstumpfen; es zeigen sich bei eingehen<strong>de</strong>rem Studium<strong>de</strong>r Organismen früher unbekannt gewesene Verknüpfungenund l'ebergänge nach <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Richtungen, kurz estauchen immer mehr Aehnlichkeiten und L'ebergänge als Verschie<strong>de</strong>nheitenauf!Es mag <strong>de</strong>r Grund, warum die Ansicht, als sei die Organisation<strong>de</strong>r Thiere einem allgemeinen und nur hie und <strong>da</strong> modificirten Planunterworfen, weniger Anhänger gefun<strong>de</strong>n hat, an<strong>de</strong>rswo liegen.


Entwicklungsgang <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie. 5Der Unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, wenn wir hierüber <strong>de</strong>n allzeit weisenGöthe hören, giebt sich mit <strong>de</strong>m Fasslichen ab, er bemerkt unddurchdringt gränzenlose Einzelheiten, vergleicht sie untereinan<strong>de</strong>r,weiss die Differenzen zu benennen und herauszuheben. Er for<strong>de</strong>rt<strong>da</strong>her keine ungewöhnlichen Ansichten, trägt auch niemals etwasvor, was paradox erscheinen möchte und muss sich so ein grösseresja allgemeineres Publicum erwerben; <strong>da</strong>gegen wird sich <strong>de</strong>r An<strong>de</strong>re,<strong>de</strong>r zwar ebenfalls <strong>da</strong>s grösste Gewicht auf <strong>da</strong>s unmittelbar strengeBeobachten <strong>de</strong>s Einzelnen legt, zugleich aber <strong>da</strong>s geistige Augeetwas weiter umherblicken lässt, mehr o<strong>de</strong>r weniger als Eremitenfin<strong>de</strong>n. Der Mensch hebt nicht die I<strong>de</strong>e, „er liebt nur <strong>da</strong>s Individuelle."In unseren Tagen droht aber die ganze Angelegenheit, nach<strong>de</strong>msie eigentlich lange geruht, eine unerwartete Wendung zu nehmen,und regt viele Naturforscher mächtig auf. Diess neue <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>evom allgemeinen Bauplane zu Hülfe kommen<strong>de</strong> Element ist dieTheorie Darwins l ) von <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Arten durch natürlicheZüchtung.Wie aus <strong>de</strong>n obigen An<strong>de</strong>utungen hervorgeht, hat schon langegera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Umstand die Beobachter angezogen, <strong>da</strong>ss bei aller Manchfaltigkeitthierischer Bildung, dieselbe doch gewissen Grundformentreu bleibt, die man <strong>da</strong>her wohl auch als „Typen" o<strong>de</strong>r „Uri<strong>de</strong>en" bezeichnete.Das Nach<strong>de</strong>nken hierüber hatte schon Manchen zu <strong>de</strong>rAnnahme geführt, <strong>da</strong>ss die ganze jetzt bestehen<strong>de</strong> Thierwelt unmittelbarauf <strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r Fortpflanzung von <strong>de</strong>r früheren abstamme.Solche Vermuthungen sind seit <strong>de</strong>n ältesten Zeiten ausgesprochen wor<strong>de</strong>n,alte griechische Philosophen haben schon behauptet: „die Menschensind ursprünglich Fische gewesen, <strong>da</strong>nn kriechen<strong>de</strong> Thiere, <strong>da</strong>rnachSäugethiere gewor<strong>de</strong>n und endlich <strong>da</strong>sjenige, was wir jetzt sind."Am Anfang dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts hat <strong>da</strong>nn zuerst Lamark <strong>de</strong>nVersuch gemacht, diese Hypothese in etwas modifizirter Form aufwissenschaftliche Grün<strong>de</strong> hin zu vertheidigen. Doch ist ihm solchesnicht so gelungen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nke eine concretere Gestalt angenommenund allgemeinen Eingang gefun<strong>de</strong>n hätte, obschon gar nichtzu verkennen ist, <strong>da</strong>ss die Vorstellung, es seien die jetzigen Lebensformendurch wirkliche Zeugung aus an<strong>de</strong>ren früher vorhan<strong>de</strong>nenFormen hervorgegangen, Manchem <strong>de</strong>r obengenannten Forscher, wennauch nur nebelhaft, vorgeschwebt hat. Es Hesse sich zeigen, wiediesen und jenen vergleichen<strong>de</strong>n Anatomen <strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nke nicht verlassenhabe, <strong>da</strong>ss die organischen Systeme, welche ein Geschöpf ausmachen,„aus einan<strong>de</strong>r entspringen, in einan<strong>de</strong>r folgen, sich in einan<strong>de</strong>rverwan<strong>de</strong>ln, einan<strong>de</strong>r verdrängen." O<strong>de</strong>r wurzelt nicht <strong>da</strong>s1) Charles Darwin, über die Entstehung <strong>de</strong>r Arten im Thier- und Pflanzenreichdurch natürliche Züchtung o<strong>de</strong>r Erhaltung <strong>de</strong>r vervollkommneten Rassen im Kampf umsDasein. Nach d. 8. Aufl. etc. übersetzt von Bronn, Stuttgart 1860.


6Einleitung.bekannte Dichterwort: „Alle Gestalten sind ähnlich und keinegleichet <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn, und so <strong>de</strong>utet <strong>de</strong>r Chor auf ein geheimes Gesetz,"in <strong>de</strong>r nämUchen Anschauung. Daher begrüsste <strong>de</strong>nn z. B.auch I s i d o r G e o f f r o v *), welcher die Lehre seines Vaters durchzuführensuchte, <strong>da</strong>s Werk <strong>de</strong>s englischen Forschers mit Freu<strong>de</strong>n.Das grosse Verdienst Darwin 's besteht <strong>da</strong>rin, <strong>de</strong>m Ge<strong>da</strong>nkenvom genealogischen Zusammenhang <strong>de</strong>r jetzigen und früheren Thierwelteine, greifbare Form gegeben zu haben. Ausgehend von <strong>de</strong>rSchwierigkeit Varietäten, Monstrositäten und Arten zu unterschei<strong>de</strong>n;<strong>da</strong>mi in Erwägimg <strong>de</strong>r fast ununterbrochenen Stufenreihe <strong>de</strong>r Formen,sowie <strong>de</strong>r Züchtungserzeugnisse; in Erwägung <strong>de</strong>r gegenseitigenVerwandtschaftsverhältnisse, ihrer embryonalen Beziehungen, ihrergeographischen Verbreitung, ihrer geologischen Aufeinan<strong>de</strong>rfolgtkommt er mcht nur zu <strong>de</strong>m Schlüsse, <strong>da</strong>ss die Arten nicht unabhängigvon an<strong>de</strong>ren erschaffen seien, son<strong>de</strong>rn er zeigt auch <strong>de</strong>n Wegauf <strong>de</strong>m die Umwandlung geschehen sein möge. Es ist <strong>da</strong>s „Ringenums Dasein" und „die natürliche Züchtung."Die Neigung aller Organismen geht <strong>da</strong>hin, sich in starkom Verhältnis*zu vermehren. Alle Wesen stehen aber in Mitbewerbungmit einan<strong>de</strong>r und alle sind abhängig von einan<strong>de</strong>r. Daraus folgtunvermeidlich ein Kampf ums Dasein, grosse Zerstörung ergehtüber Alt und Jung und viele Arten erlöschen. Arten, welche sich,erhalten und mit ihren Mitbewerbern gleichen Schritt halten wollen,müssen sich verän<strong>de</strong>rn und in ihrer Organisation sich verbessern.Diess wird bewirkt „durch natürliche Züchtung" (natural selection).Schon <strong>da</strong>s Studium <strong>de</strong>r Hausthiere und Culturpflanzen zeigtuns wie <strong>de</strong>r Mensch durch Auswahl zum Zwecke <strong>de</strong>r Nachzuchtgrosse Erfolge durch Häufung kleiner aber nüzlicher Abweichungenerzielt. Die natürliche Züchtung, unaufhörlich thätig die organischen\\ esen üireu Bedürfnissen anzupassen, lässt auf diese Weise undin<strong>de</strong>m die anfangs kaum bemerkbaren Verschie<strong>de</strong>nheiten in Folge<strong>de</strong>s „Divergenz-Principh" immer weiter unter sich und von <strong>de</strong>rStammform abweichen, neue Bansen und neue Arten entstehen.Vererbung ist somit di


Entwicklungsgang <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie. 7Wi<strong>de</strong>rspruch steht mit <strong>de</strong>r Analogie in <strong>de</strong>r allgemeinen Natur, son<strong>de</strong>rnsich mit ihr in Einklang setzt.Durch die Darwinsche Auffassung wäre die Entstehung <strong>de</strong>rOrganismen aus <strong>de</strong>r Sphäre <strong>de</strong>s Wun<strong>de</strong>rs in die <strong>de</strong>r allgemeinenNaturvorgänge gerückt — doch freüich nur <strong>da</strong>nn, wenn man überDarwin hinaus, <strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> doch noch einen persönlichenSchöpfungsact für seinen Urorganismus annimmt, auch diesen faUenund die organische mit <strong>de</strong>r unorganischen Natur ohne Unterbrechungin einan<strong>de</strong>r übergehen Hesse. Wer nicht von vorne herein von <strong>de</strong>rgänzlichen Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s Organischen vom Unorganischenüberzeugt ist, vielmehr die Ansicht für zulässig hält, <strong>da</strong>ss z. B. bei<strong>de</strong>r Krystallisation, bei <strong>de</strong>r Umwandlung <strong>de</strong>s Eisens zum Magneteisensteinsich in <strong>de</strong>m Unorganischen etwas regt, <strong>da</strong>s einem „Leben"gleicht, wird sich vielleicht in eine solche Anschauung fin<strong>de</strong>nkönnen.Das Werk Darwin's muss bei Je<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r sich für die <strong>da</strong>rinbehan<strong>de</strong>lten Fragen interessirt, einen tiefen Eindruck hinterlassen;auch ich kann mich <strong>de</strong>r Ansicht nicht erwehren, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r geistvolleengHsche Forscher in <strong>de</strong>r Hauptsache Recht habe. Es mag „natürlicheZüchtung" o<strong>de</strong>r ein ähnliches Moment zur Entstehung neuerArten mitgewirkt haben.Folgen wir in<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>m Ge<strong>da</strong>nkengang dieser Theorie aufconsequentem Wege, so fin<strong>de</strong>nwir schliesslich ein Resultat, <strong>da</strong>s wohlKeinem ganz zusagen kann. Alle Thierformen sind <strong>da</strong>nn doch eigentlich.durch Zufall entstan<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>s Lebendige war ein in gewissemSinne Indifferentes, zu <strong>de</strong>m sich die jeweilige Umgebung als Prägstockverhielt; ein zufälligesElementist offenbar herrschen<strong>de</strong>s Princip.Wir sind nun zwar, wie ich meine, kaum im Stan<strong>de</strong> diesen unsabstossen<strong>de</strong>n, düsteren Punct <strong>de</strong>r Darwinschen Theorie zu wi<strong>de</strong>rlegen,aber an<strong>de</strong>rerseits fühlt doch wohl Je<strong>de</strong>r in sich wenigstens<strong>da</strong>s Bedürfniss diesem En<strong>de</strong>rgebniss nicht zuzustimmen. Der mensch-• liehe Geist for<strong>de</strong>rt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Natur bei aller Beeinflussungund Abän<strong>de</strong>rung durch <strong>da</strong>s schon Vorhan<strong>de</strong>ne <strong>de</strong>nn dochim Grun<strong>de</strong> nach gewissen grossen feststehen<strong>de</strong>n Principiensich gestalte.Gelingt es uns jedoch diesen letzten Wi<strong>de</strong>rspruch, über <strong>de</strong>nwir unmöglich hinauskommen, auf sich beruhen zu lassen, so wirdman gerne einräumen^ <strong>da</strong>ss die Hypothese Darwin's, obschon sieimmerhin aus <strong>de</strong>r gegenwärtigen Schöpfung nicht streng bewiesenwer<strong>de</strong>n kann, eben<strong>de</strong>sshalb auch Hypothese bleiben wird, <strong>de</strong>n Vorzugvor <strong>de</strong>r Annahme verschie<strong>de</strong>ner Schöpfungsacte verdient: siebefriedigt <strong>de</strong>n Verstand noch am ehesten und erklärt am meisten.Ich wer<strong>de</strong> unten hierauf weiter zurückkommen.Die Lehre vom genealogischen Zusammenhang <strong>de</strong>r Thierwelt wird je<strong>de</strong>nfallseine anhalten<strong>de</strong> "Wirkung auf die Behandlung unserer Wissenschaft ausüben.Man wird sich gewöhnen müssen, <strong>da</strong>s geringe Interesse, was man


8 Einleitung.bisher <strong>de</strong>n Uebergangsformen <strong>de</strong>r Organe o<strong>de</strong>r ganzer Organismen, <strong>de</strong>n sogenanntenVarietäten, sowie <strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>r Zucht <strong>de</strong>s Menseheu stehen<strong>de</strong>nThieren geschenkt hat, zu erhöhen. Es wird diess freilich ein gewisses Opferfür <strong>de</strong>n Systematiker sein, <strong>de</strong>m es bisher fast immer <strong>da</strong>ran lag, die Unterschie<strong>de</strong>möglichst scharf herauszustellen; sowie gar Mancher auch die infreiem Zustan<strong>de</strong> leben<strong>de</strong>n Thiere als «rein aus <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>s Schöpfers»hervorgegangen, <strong>de</strong>n durch Zucht verän<strong>de</strong>rten vorzog und ihnen grössereNeigung zuwandte. Aber in <strong>de</strong>m Maasse muss auch die Systematik anhöherer Be<strong>de</strong>utung gewinnen. Schien es doch bisher mitunter ziemlichgleichgültig, ob man nach diesem o<strong>de</strong>r jenem Gesichtspunkt die Thieregruppiren wollte; an<strong>de</strong>rs wird die Sache, wenn durch die Systematik die geheimenGrundlinien <strong>de</strong>r Abstammung zum Ausdruck gebracht, somit im «natürlichenSystem» <strong>de</strong>r Stammbaum <strong>de</strong>r Thierwelt hergestellt wer<strong>de</strong>n könnte.Man hat früher öfters geklagt: <strong>da</strong>s Suchen und Streben <strong>de</strong>r Naturforschernach einer Eintheilung <strong>de</strong>r Thiere auf Grund ihrer natürlichen Verwandtschaftsei <strong>de</strong>m «Suchen nach <strong>de</strong>m Stein <strong>de</strong>r Weisen gleich zu setzen.» Solltenicht durch die Theorie <strong>de</strong>r «natürlichen Züchtung» die Aussicht <strong>de</strong>n Steinzu fin<strong>de</strong>n etwas näher gerückt sein?Auch <strong>da</strong>s Verhältniss in welchem nach <strong>de</strong>r Anschauung Einiger dieMorphologie und Physiologie zu einan<strong>de</strong>r stehen sollen, wür<strong>de</strong> sich An<strong>de</strong>rnmüssen. Die Morphologie, hört man von Physiologen unserer Zeit sagen l ),ist nicht Zweck <strong>de</strong>r Forschung, son<strong>de</strong>rn nur eine nothwendige Vorstufe, dieGrundlage aller Erkenntniss <strong>de</strong>s Lebens. Ich erkühne mich auszusprechen,<strong>da</strong>ss sobald man die organ^che Welt vom Gesichtspunkt <strong>de</strong>r «natürlichenZüchtung» aus betrachtet, <strong>da</strong>s Verhältniss <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wissenschaften zueinem gera<strong>de</strong>zu umgekehrten wird. Das Ziel <strong>de</strong>r Forschung ist <strong>da</strong>nn zuermitteln, durch welches Zusammenwirken von Umstän<strong>de</strong>n die Form ihr Geprägeerhalten hat. Die Physiologie nimmt <strong>da</strong>mit, insofern sie über <strong>da</strong>s«Muss <strong>de</strong>r Formen und ihrer Abän<strong>de</strong>rungen» Aufklärung geben soll, <strong>de</strong>nRang eines Hilfsmittels <strong>de</strong>r Morphologie ein.Noch eine an<strong>de</strong>re Frage, die in unserer Zeit erledigt zu sein schien,tritt von Neuem für Den auf, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Theorie Darwin's geneigt fin<strong>de</strong>t.Giebt es nicht doch für die am niedrigsten stehen<strong>de</strong>n Wesen eine Urzeugungo<strong>de</strong>r Generatio aequivoca? Wer die Ansicht vertritt, <strong>da</strong>ss ein ununterbrochenerZusammenhang zwischen unorganischer und organischer Welt bes-tiht,und <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>r gegenwärtigen Schöpfung dieselbe Kraft und in gleicher^yeise wirke, wie in <strong>de</strong>r Vorzeit, kann kaum an<strong>de</strong>rs, als auch jetzt nochdie Möglichkeit einer Gew ratio aequivoca anzuerkennen. Je<strong>de</strong>nfalls <strong>da</strong>rf dieFrage nicht mehr für eine abgethane Sache erklärt wer<strong>de</strong>n, die Forschunghat sich ihr von Neuem zuzuwen<strong>de</strong>n.Der Gang unserer Erörterungen wird jetzt folgen<strong>de</strong>r sein. Ichwer<strong>de</strong> <strong>da</strong>s allgemein Morphologische vorausschicken, wozu in gewissemSinne <strong>de</strong>nn doch auch die Gewebe gehören. In diesem Abschnittwer<strong>de</strong> ich einem frühern Werk von mir») manches wörtlich entnehmen.Dann sollen die einzelnen Organsysteme verfolgt wer<strong>de</strong>n, wobei ich eineGHe<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Weise durchzuführen ge<strong>de</strong>nke, <strong>da</strong>ss an die Besprechungeines Organsyhtcms vom vergleichend-anatomischen Standpunktaus noch Reihen zootomischer Angaben sich anzuschliesseuhaben. l) DuboU-Keymond, GedichtnUire<strong>de</strong> auf Jon. Müller. Berlin 185». - t) Leydi*Lehrbueh d. HJjtologie d. Menschen u. i.Thiere. 1857.' L,ejral,r '


Aufbau <strong>de</strong>s Thierleibes aus Formelementen undOrganen.


Erster Ab schnitt.Gewebe im Allgemeinen.Erstes Kapitel.Die Zelle und einzellige Thiere.Begriff <strong>de</strong>r Zelle. Der einfachste thierische Organismus istdie „Zelle", ein Name, <strong>de</strong>r zwar für <strong>da</strong>s, was <strong>da</strong>durch bezeichnetwer<strong>de</strong>n soll, wenig zutreffend ist, aber <strong>da</strong> er historisch gewor<strong>de</strong>n,beibehalten wer<strong>de</strong>n mag.Zellen, sagt man, sind Bläschen, welche von Haus weg eineZusammensetzung aus Membran, flüssigemInhalte, Kern und Kernkörperchenzeigen.Meine Beobachtungen gaben mir zum Theil schon früher Anlass,diese Auffassung zii berichtigen; ich *) hielt <strong>de</strong>r herkömmlichenDefinition entgegen, <strong>da</strong>ss nicht alle Zellen blasiger Natur seien, nichtimmer sei eine vom Inhalte ablösbare Membran zuunterschei<strong>de</strong>n.Die Grundlage für meine Ansicht bil<strong>de</strong>ten namentlich die sogenanntenFurchungskugeln, diese „Urbil<strong>de</strong>r von Zellen" an <strong>de</strong>nen ichmich 2 ) überzeugt hatte, <strong>da</strong>ss ihr „heller Rand erst nach und nachzu einer membranösen Hülle erhärtet"; ferner hatte ich mich bezüglich<strong>de</strong>r Ganglienkugeln, namentlich in <strong>de</strong>n Nervencentren vergewissert,<strong>da</strong>ss sie ohne membranöse Umhüllung seien s ), ebenso vonmancherlei zelligen Gebil<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Rotatorien 4 ). Dann hatte ichauch an Arthropo<strong>de</strong>n ganze Lagen nackter o<strong>de</strong>r membranloser Zellenkennen gelernt, die selbst zu Hautlagen zusammenschmelzen konnten,ohne je zuvor durch eine Membran sich abgegrenzt zu haben 5 ).Zahlreiche ähnliche Beobachtungen, sowie die Erscheinungen,welche die Zellen beim Zerquetschen, bei Zusatz von Flüssigkeiten1) Lehrb. d. Histol. d. Menschen u. d. Thiere 1857. S. 9. (Ich wer<strong>de</strong> <strong>da</strong>sselbe von jetzt»b nur als „Histelogie" citiren}. — 21 Die Dotterfurchung. Isis 1848. — 3) Histol. S. 49. —4) Zeitschrift f. wiss. Zool. 1854. z. B. S. 105. — 5) Z. feineren Bau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n. Archivf. Ana», n. Phys. 1855. S. 384, 389.


12 Die Zelle und einzellige Thiere.<strong>da</strong>rboten, hatten in mir <strong>de</strong>n Ge<strong>da</strong>nken zur Reife gebracht, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rgang und gäbe Begriff <strong>de</strong>ssen, was man eine Zelle zu nennen habe,nicht stichhaltig sei und ich stellte <strong>da</strong>her <strong>de</strong>n Satz auf:„Zum morphologischen Begriff <strong>de</strong>r Zelle gehört eine mehr o<strong>de</strong>rmin<strong>de</strong>r weiche Substanz, ursprünglich <strong>de</strong>r Kugelgestalt sich nähernd,die einen centralen Körper einschliesst, welcher Kern (Nucleus)heisst. Die Zellsubstanz erhärtet häufig zu einer mehro<strong>de</strong>r weniger selbstständigen Grenzschicht o<strong>de</strong>rMembran und als<strong>da</strong>nn glie<strong>de</strong>rt sich die Zelle nach<strong>de</strong>n Bezeichnungen <strong>de</strong>r Schule in Membran, Inhaltund Kern." Und zur Erläuterung dieses Vorgangs: „die Grenze<strong>de</strong>r Furchungskugel erstarrt o<strong>de</strong>r erhärtet nach aussen zur Membrannach <strong>de</strong>mselben Princip, als überhaupt die Grenze <strong>de</strong>r organischenSubstanz gewissermassen entfernter vom centralen Lebensheer<strong>de</strong> und<strong>da</strong>her in höherem Gra<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Aussenwelt beeinflusst, hart wird,man könnte sagen, abstirbt."Ich bin gegenwärtig von <strong>de</strong>r Richtigkeit dieser Auffassung noch ebensoüberzeugt, wie <strong>da</strong>mals, als ich diess nie<strong>de</strong>rschrieb, und be<strong>da</strong>urc, die gegenteiligeAnsicht uiehrer geachteter Forscher für irrig halten zu müssen. Allemeine sj.iittr» n Erfahrungen haben mir nur die Wahrheit meines obigenAusspruches <strong>da</strong>rgethan. Als ich z. B. die Bildung <strong>de</strong>s Eies von Daphni<strong>de</strong>nverfolgte *), ergab sich abermals, <strong>da</strong>ss die Eihaut <strong>da</strong>s Product einer Erhärtungjener Substanz sei, welche die Oelkugeln zusammenhielt. Ich habe<strong>da</strong>s Vergnügen zu sehen, <strong>da</strong>ss an<strong>de</strong>re Forscher, ich nenne Max Schultzc')und Hacke l 3 ), meine,'Ansicht thcilcn und weitere Belege beigebracht haben.Auch diese Beobachter sind <strong>da</strong>von überzeugt, <strong>da</strong>ss alle Zellen in ihrerJugend hüllenlose Ballen einer weichen, einen Nucleus umschliessendcn Substanzsind; wenn sich später, und diess geschieht häufig, eine beson<strong>de</strong>reHüllmembrau ausbil<strong>de</strong>t, so ist diess etwas seeundäres.Zellsubstanz (Protoplasma). Die eigentliche ZeÜBubstanz,für welche jetzt <strong>de</strong>r von M o h 1 herrühren<strong>de</strong> Ausdruck Protoplasmaimmer mehr in Aufnahme kommt, ist eine durchsichtigehomogene Masse, von einer Consistenz, die einerseits <strong>de</strong>m Festenund an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>m Flüssigen sich nähert; ihr Verhalten gegenAlkohol und Säuren, sowie gegen Jod zeigt, <strong>da</strong>ss sie stickstoffhaltigist. In dieser Grundmasse, die ich früher auch wohl als homogenesBin<strong>de</strong>mittel bezeichnet, sind mancherlei Körnchen eiweissartiger undfettiger Natur, auch Pigmentkörner eingebettet.An <strong>de</strong>m Protoplasma grössrer Zellen zeigen sich Erscheinungen, aus <strong>de</strong>nenzu MhliesMn, d;iss <strong>da</strong>sselbe nach aussen consistentcr ist, als nach innen,gegen <strong>de</strong>n Kern hin. So z. B. au Eiern aus <strong>de</strong>r Zwitterdrüse von I/elixpomatia. Drückt man methodisch ein solches i*-olirt vorliegen<strong>de</strong>s Ki, so ereignetes sich öfters, <strong>da</strong>ss plötzlich mitten durch <strong>da</strong>s Protoplasma eine Bahnentsteht ; durch welche die mehr central gelegenen Fettkügelchen, summtBin<strong>de</strong>mittel nach aussen strömen. Man kann dies nur so <strong>de</strong>uten, <strong>da</strong>ss die1) N»tor K e»ch. d. Dapbni<strong>de</strong>n, 1880. 8. 145. - » M. Sc hulLe, Über Mu.WclkorperehenAren. f. AMI. Q. Pbyi. IWI - sj Hacke 1, die UitdioUrien, eine Monographie, i»a*.


Begriff <strong>de</strong>r Zelle. 13Randzone <strong>de</strong>s Protoplasma, welche nicht in Fluss kommt, dichter ist un<strong>de</strong>inreisst, worauf durch <strong>de</strong>n so entstan<strong>de</strong>nen Weg <strong>de</strong>r innere noch eher <strong>de</strong>mFlüssigen sich nähern<strong>de</strong> Theil herausquilltAn <strong>de</strong>m Protoplasma lässt sich im Allgemeinen, abgesehen von<strong>de</strong>m zulezt erwähnten Verhalten, nichts von weiterer Differenzirungwahrnehmen. Doch kenne ich bis jetzt aus eigener Erfahrung bereitszwei Fälle von weiter gehen<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Protoplasma,nämhch einerseits einen gewissen tubulären Bau, an<strong>de</strong>rerseits eineschaalige o<strong>de</strong>r concentrisch geschichtete Structur.Das erstere habe ich seit längerer Zeit an <strong>de</strong>n Epithelzellfenim Darm von Oniscus und Porcellio, sowie in <strong>de</strong>n Kiemenblätternvon Asellus wahrgenommen und abgebil<strong>de</strong>t*). Unterhalb <strong>de</strong>r Zellenmembranmacht sich hier eine dicke granuläre Zone bemerkbar,welche radiärstreifig erscheint, „wie wenn sie von feinen Kanälchendurchsetzt wäre." Die Zone ist offenbar ein Theil <strong>de</strong>s Protoplasma,Die geschichtete Bildung <strong>de</strong>r Zellsubstanz kommt in Ganglienkugelngewisser Thiere vor, wovon unten <strong>da</strong>s Nähere.Die Zellsubstanz o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Protoplasma vieler, vielleicht allerthierischen Zellen ist contractu. Da die Zellen eine gewisseGlie<strong>de</strong>rung ihres Baues haben, so lag es nahe, die mancherlei Thätigkeitsäusserungen<strong>de</strong>rselben innerhalb <strong>de</strong>s Zellenorganismus sichlocalisirt zu <strong>de</strong>nken. Aus einigen Beobachtungen schien schon früherhervorzugehen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r Zellen von höherer Dignität seials die Membran und <strong>da</strong>ss beson<strong>de</strong>rs nur <strong>de</strong>r Zelleninhalt <strong>da</strong>s Substratfür die irritablen (und sensiblen) Processe bieten könne.Die Keim- o<strong>de</strong>r Eizelle ist, weil die erste so auch die wichtigste<strong>de</strong>r Zellen, und ein Nachweis von Contractilität an ihr um <strong>de</strong>swillenauch von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung.Ich erinnerte a ) von diesem Gesichtspunct aus an gewisse merkwürdigeBewegungen, welche am Dotter verschie<strong>de</strong>ner Thiere von <strong>de</strong>rjenigen hellenSubstanz ausgehen, welche die Dotterkörner und Kugeln zusammenhält. DieBewegungen mahnten an die Contractionen <strong>de</strong>r Amoeben. Dujardin beschriebsie von <strong>de</strong>n Eiern einer Limax, Ecker vom Froschei, ich kanntesie vom Ei eines Haifisches (Pristiurus). Die Bewegungen machten aufEcker und mich <strong>de</strong>n Eindruck eines vitalen Vorgangs. Remack hingegen,<strong>de</strong>r die Bewegungen auch an <strong>de</strong>r Dotterkugel <strong>de</strong>s Hühnereies sah, Hesssie von eindringen<strong>de</strong>m Wasser abhängen und fasste <strong>de</strong>mnach die Contractionenals ein physikalisches, von molekularen Strömungen bedingtes Phänomenauf. Gegenwärtig stimmen wohl Alle <strong>da</strong>rin überein, <strong>da</strong>ss diese BewegungenLebenserscheinungen sind, wie ich mich ausdrückte «ein sinnenfälligesBeispiel von <strong>de</strong>r Irritabilität <strong>de</strong>s Inhaltes <strong>de</strong>r primären Zelle-»Ferner habe ich auf contractile Bin<strong>de</strong>gewebskörper hingewiesen, in<strong>de</strong>mich die Chromatophoren <strong>de</strong>r Reptilien in dieser Eigenschaft auffasste. «Diedunkeln Pigmentfiguren in <strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhaut <strong>de</strong>s Frosches haben die Be<strong>de</strong>utungvon pigmenterfüllten Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen. Die Formverän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>rselben,<strong>da</strong>s Verschwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Ausläufer an <strong>de</strong>n verzweigten Pigmentzellen und ihr1) Arch. f. Anat. u. Phys. 1855, S. 445, S. 458, Taf. XV, fg. 10; Histol. fg. 177. — 2) Histolog.S. 15.


14 Die Zelle und einteilig« Thiere.Kugligwer<strong>de</strong>n ist <strong>da</strong>s Resultat einer Contraction <strong>de</strong>s hyalinen Inhaltes <strong>de</strong>rBin<strong>de</strong>gewebskörperchen, ähnlich wie am Körner <strong>de</strong>r Amoeben und Rhteopo<strong>de</strong>nFä<strong>de</strong>n ausniessen und wie<strong>de</strong>r zu einem Klümpchen zusammenmessen.Die Pigmentkörner, in/diese contractile Substanz eingebettet, machen <strong>da</strong>sganze Phänomen erst auffällig ').»Einige Jahre zuvor habe ich nachgewiesen*), <strong>da</strong>ss die contractile Substanz, «Sarco<strong>de</strong>, > aus <strong>de</strong>r man die Süsswasserpolypen besteheu Hess,Zelleninhalt sei. Weitere Belege für ein contractiles Protoplasma ergabensich aus <strong>de</strong>n Mittheilungen von Lieberkühn *), Häckel 4 ) über amoebcnartigeBewegungen <strong>de</strong>r Blutzelleu, nach<strong>de</strong>m ich früher schon hervorgehoben,<strong>da</strong>ss die verästelten Blutzellen von Würmern, Mollusken und Arthropo<strong>de</strong>nnicht erst durch äussere Einflüsse zu Stan<strong>de</strong> kommen, vielmehr schon imkreisen<strong>de</strong>n Blute sich mit dieser Form zeigen.Da, wie bereits bemerkt, Bewegungserscheinungen im Protoplasma <strong>de</strong>rEizelle immer beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>utsam bleiben wer<strong>de</strong>n, so glaube ich auf meinean Daphni<strong>de</strong>n 5 ) gemachte Beobachtung die Aufmerksamkeit lenken zudürfen. An Daphnia longispina war <strong>da</strong>s aus- <strong>de</strong>m Eierstock in <strong>de</strong>n Brutraumübergetretene Ei im ersten Augenblicke eiu wurstfönniger Körper, aus <strong>de</strong>mdrei grössere orangegelbe Oelkugeln hcrausschinnncrtcn. Bald aber tratenContractionserscheinungen in <strong>de</strong>r Dottennasse auf, in <strong>de</strong>ren Folge die lunggezogeneGestalt in eine ovale Eiform verkürzt wur<strong>de</strong>. Die drei orangegelbenOelkugeln schmelzen <strong>da</strong>bei zu einer einzigen grossen Kugel zusammenund nach einigen Minuten war die cylindrisclie Dottermasse in ein Ei umgeformt,wie sie gewöhnlieh im Brutraum angetroffen wer<strong>de</strong>n.Auch die Angaben Zad<strong>da</strong>ch's') über Zusammenziehung <strong>de</strong>r Keimhaut<strong>de</strong>s Eies \on Phryganeen sind wohl ebenfalls hieher zu stellen.Kern (Nucleus). Soweit meine Beobachtungen gehen, ist <strong>de</strong>rKern ein wesentlicher und notwendiger Bestandtheil <strong>de</strong>r Zelle, sogut wie <strong>da</strong>s Protoplasma. Er kann sieh wohl später zurückbil<strong>de</strong>n,aber in <strong>de</strong>r ersten Jugend haben alle Zellen einen Kern.,Der Kern <strong>de</strong>r Zelle hat entwe<strong>de</strong>r die gleiche Consistenz, wie <strong>da</strong>sProtoplasma o<strong>de</strong>r er erscheint etwas fester. Ist blos seine Kin<strong>de</strong>nschichtvon grösserer ('onsistenz, so spricht man auch wohl voneinem „bläschenförmigen Kern," nicht selten stellt er ein durch unddurch soli<strong>de</strong>s weiohes Korn <strong>da</strong>r, man nennt ihn <strong>da</strong>nn auch einenrmassiven Kern."Sehr grosse Kerne, z. B. in gewissen kolossalen Zellen <strong>de</strong>sFettkörpers {Phryganea) sah ich schon früher mit so eigenen Piinctchenund Strichen gezeichnet, <strong>da</strong>ss man an Porenkanäle <strong>de</strong>nkenkonnte. Ich fin<strong>de</strong> jetzt <strong>da</strong>s Gleiche an grossen Kernen <strong>de</strong>r Kettzellen,welche bei Triton eristatus (mas) im Unterhautbindogcwebe<strong>de</strong>s verdickten Schwanzes vorkommen, meine aber die Bildung jetztrichtiger zu <strong>de</strong>uten, wenn ich annehme, <strong>da</strong>ss die meist mehreckigenPuncte und die von ihnen ausgehen<strong>de</strong>n Striche, feinen Bülkehrn ent-1) lltttol 8. 105. — ») Einige Bemerkungen IIb. d. Bau <strong>de</strong>r Hydren, Arch. f. Anat. u.Phya. l"*54. — S) Llebtrkühn. Archiv f. Anal u. Phys. Iti4. vergl. auch Ecker, iconr»phyfiologira«- itti. Taf. III. - 4 HIckel, Oewebe <strong>de</strong>i KluMkrebHei, Arch. f. Anal uFhyi. i*i;. MW Radiolarien 186t. S. 103. - 5) Leydlg, Katurgeecb. <strong>de</strong>r Daphni<strong>de</strong>n, IMO.s. 145. -


(Hebt es einzellige Thiere?15sprechen, welche als festere Reste vorhan<strong>de</strong>nJbleiben, während dieübrige Innensubstanz <strong>de</strong>s Kernes sich verflüssigt hat.Pigmenthaltige Nuclei sind selten, doch habe ich einen Ort bezeichnet,wo in <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nsubstanz <strong>de</strong>s Kerns ein Ring stark dunkler Pigmentkörnerliegt 1 ). *An <strong>de</strong>n eigentümlichen, klaren Zellen im Auge <strong>de</strong>r Hirudineen habeich bemerkt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Kern, wie bei verschie<strong>de</strong>nartiger Einstellung <strong>de</strong>sMikroskops sicher ausgcmittelt wer<strong>de</strong>n kann, mit <strong>de</strong>r dicken Zellenwand incontinuir liebem Zusammenhang steht, <strong>de</strong>rart, <strong>da</strong>ss er eigentlicheinen kugeligen, ins Innere vorspringen<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>r Wurzel eingeschnürtenKörper vorstellt 2 ). Ob dieses Verhalten zu <strong>de</strong>n Seltenheiten gehöre o<strong>de</strong>rauch sonst noch vorkomme, bleibt zu untersuchen.KernJcörperchen. Wie ich schon an<strong>de</strong>rwärts hervorhob, ist <strong>da</strong>sKernkörperchen (Nucleolus) kein constanter Theil <strong>de</strong>r Zelle.In mahreren Fällen, wie z. B. an <strong>de</strong>n Kernen <strong>de</strong>r Linsenfasern <strong>de</strong>sFrosches, am Ei <strong>de</strong>r Ratte, Ganglienkugeln <strong>de</strong>r Blutegel, Ei von Synaptahabe ich mich überzeugt, <strong>da</strong>ss dieses Gebil<strong>de</strong> nur eine verdicktePartie <strong>de</strong>r Wand, ein Vorsprung <strong>de</strong>rselben nach innenist. Es scheint <strong>da</strong>sselbe nach Verflüssigung <strong>de</strong>r übrigen Kernsubstanzsich abzuzeichnen und macht sich häufig auch erst inspäteren Lebensperio<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zelle bemerklich. Auch seine chemischeBeschaffenheit scheint nicht überall ganz die gleichezu sein, wenigstens ist es bald mehr von blassem eiweissartigemAussehet, bald mehr wie ein Fetttropfen beran<strong>de</strong>t und beschattet.Zellen sind wie Eingangs gesagt wur<strong>de</strong>, die letzten organischenEinheiten o<strong>de</strong>r die einfachsten Organismen. Und insofern sie ein„Leben<strong>de</strong>s" vorstellen^ <strong>de</strong>ssen Zweck seine Erhaltung und Ausbildungist, besitzen sie eine wirksame Mitte, die alle Theile auf sich selberund ihr Bedürfniss bezieht.Die Zelle wächst und vermehrt sich; sie nimmt frem<strong>de</strong> Stoffeauf und schei<strong>de</strong>t an<strong>de</strong>re ab ; sie zeigt Erscheinungen <strong>de</strong>r Bewegungund Empfindung. Sie wie<strong>de</strong>rholt mit einem Worte dieselben Thätigkeiten,die wir von <strong>de</strong>n zusammengesetzten thierischen Organismenausgehen sehen. Die Zelle ist somit ein kleiner Thierleib.Giebt es Einzellige Thiere? Seit <strong>de</strong>n Schwann'schen Ent<strong>de</strong>ckungensteht es fest, <strong>da</strong>ss ein höherer o<strong>de</strong>r complicirter Thierkörperdurch Zusammenfügung und Umgestaltung <strong>de</strong>r „Zellen" entsteht,<strong>de</strong>rgestalt, <strong>da</strong>ss die Einzelzelle <strong>de</strong>m Dienst <strong>de</strong>s höheren Organismusihr individuelles Leben unterordnet.Begreiflich musste sich nach dieser Erkenntniss sofort <strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nkeeinstellen, ob es nicht auch einzellige Thiere geben, ob nichtein einzelner Ballen von Protoplasma ein Leben für sich führenkönne.1) Leydig, über d. äusseren Be<strong>de</strong>ckungen d. Sängeth. Arch. f. Auat. u. Physlol. 1859.g. 67g, _ 2) Uio Augen u. neue Sinnesorgane <strong>de</strong>r Egel, eben<strong>da</strong>s. 1861. Meine Tafelncur vergleichend. Anat. Taf. III, fg. l, Bg.


16 Die Zelle und einzellige Thiere.So hat <strong>de</strong>nn auch gleich nach <strong>de</strong>m Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r grossen -durch Schwann gefun<strong>de</strong>nen Thatsache sich M e y e n <strong>da</strong>hin ausgesprochen,<strong>da</strong>ss die Infusionsthiere einzellige Geschöpfe seien, im Gegensatzzu <strong>de</strong>n übrigen Thieren, die allein Zellencomplexe und Aggregatemehrer zu einem Ganzen zusammenwirken<strong>de</strong>r Zellen repräsentirten.An dieser Stelle <strong>da</strong>rf aber von Neuem <strong>da</strong>ran erinnertwer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss schon früher die Naturphilosophie auch nach ihrer Artdie Dinge zu betrachten, <strong>de</strong>n Ge<strong>da</strong>nken construirt hatte, <strong>da</strong>ss dieeinfachsten Organismen „Bläschen" seien, und die höheren Thiere undPflanzen durchaus nichts an<strong>de</strong>res als „ein vielfach verzweigtes o<strong>de</strong>rwie<strong>de</strong>rholtes Bläschen. a0 k e n , in<strong>de</strong>m er versuchte, die ganze Welt <strong>de</strong>r Erscheinungen nachEinem Priucip zu ordnen, musste bald inne wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss «je<strong>de</strong>s Existiren<strong>de</strong>ein Analogon alles Existiren<strong>de</strong>n ist», und erblickte er einmal in allen höherenGestalten nur Wie<strong>de</strong>rholungen <strong>de</strong>r einfacheren, so war es natürlich,<strong>da</strong>ss er. selbst in Ermangelung einer rechten anatomischen Grundlage zuSätzen kommen musste wie: <strong>de</strong>r Anfang alles Organischen sind Bläschen,die wenn sie sich ganz im Wasser befin<strong>de</strong>n, die Infusorien vorstellen un<strong>da</strong>us solchen Infusorien, als ihren Bestandteilen, bestehen alle Thiere. DieVerbindung <strong>de</strong>r Urthiere o<strong>de</strong>r Infusorien zu grösseren Thieren «ist nichtetwa als eine mechanische Aneinan<strong>de</strong>rklebung eines Thierchens an <strong>da</strong>s an<strong>de</strong>rezu <strong>de</strong>nken, — es ist wahre Durchdringung, Verwachsung, ein Einswer<strong>de</strong>naller dieser Thierchen, die von nun an kein eigenes Leben" führen,son<strong>de</strong>rn alle im Dienste <strong>de</strong>s höheren Organismus befangen, zu einer und<strong>de</strong>rselben gemeinschaftlichen Function hinarbeiten, o<strong>de</strong>r diese Function durchihr I<strong>de</strong>ntischwer<strong>de</strong>n selbst sind. Hier wird keiner Individualität geschont,diese geht für sich schlechthin zu Grun<strong>de</strong>».Wer wird es läugnen wollen, <strong>da</strong>ss die Anschauungen <strong>de</strong>r Gegenwartin diesen Sätzen sich wie<strong>de</strong>rspiegeln? Nur <strong>da</strong>ss sie jetzt wenigerin <strong>de</strong>r Luft schweben wie <strong>da</strong>zumal, als sie O k e n aufstellte, son<strong>de</strong>rneine thatsächliche Unterlage haben. Denn man muss sich immer<strong>da</strong>ran erinnern, <strong>da</strong>ss die „Kügelchen" aus <strong>de</strong>nen Oken thierischeHäute, Muskelfasern und Nervenmark bestehen lässt und die er später')auch <strong>de</strong>n Zellen vergleicht, nicht entfernt <strong>da</strong>s sind, was wir gegenwärtigmit diesem Namen belegen.Als ich an die Frage, ob es in <strong>de</strong>r That einzellige Thiere gebe,herantrat, hatten sich v. Siebold und Kölliker in bestimmterWeise für die Annahme erklärt, während An<strong>de</strong>re, wie Joh. Müller,Stein, (' 1 a p a r e d e auf Grund organischer Son<strong>de</strong>rungen, die dochunzweifelhaft <strong>da</strong> und dort vorhan<strong>de</strong>n waren, sich gegen eine solcheZusammenstellung aussprachen.Ich glaube <strong>de</strong>r erste gewesen zu sein, <strong>de</strong>r die vermeintliche„Einzelligkeit- <strong>de</strong>r Protozoen von <strong>de</strong>rjenigen Seite her bekämpfte,die alle in Aussicht auf Erledigung bot. Es wur<strong>de</strong> von mir *) <strong>de</strong>mnach1) Oken, Allgemeine Naturgeschichte 1833. — t) Histol. 8. is.


Erklärung <strong>de</strong>r anscheinen<strong>de</strong>n Einzelligkeit. \QKann. Eine solche Differenzirung verträgt sich mit <strong>de</strong>m Begriff einer Zelle,so lange nämlich Blase und Canäle innerhalb <strong>de</strong>r Zelle durch die Thätigkeiteines einheitlichen Protoplasma zu Stan<strong>de</strong> kommen. Ich glaube, <strong>da</strong>ssmeine Beobachtungen über die einzelligen Drüsen <strong>de</strong>r Insecten ') dieRichtigkeit dieser Ansicht bekräftigen. In zahlreichen Drüsen <strong>de</strong>r Insectenentsteht innerhalb <strong>de</strong>r secerniren<strong>de</strong>n Zelle ein allmählig sich chitinisiren<strong>de</strong>rGang; er beginnt als blassrandiges gera<strong>de</strong>s Rohr, o<strong>de</strong>r als blasser zu einemKnäuel zusammengewun<strong>de</strong>ner Canal, o<strong>de</strong>r als verzweigtes Wurzelwerk, o<strong>de</strong>rals lappiger, kolbiger Körper, auch wohl in Form einer dickwandigen Blasevon grossem Umfang. Aber alle diese so sehr in die Augen springen<strong>de</strong>nBildungen sind durch Abscheidung ins Innere <strong>de</strong>r Zelle entstan<strong>de</strong>n. Gleichwie<strong>da</strong>s Protoplasma an seiner Peripherie zur Herstellung einer Hüllmembranschreiten kann, so vermag es auch, in<strong>de</strong>m es nach innen chitinisiren<strong>de</strong>Stoffe absetzt, an diesem Orte festere Blasen und Canäle hervorzubringen.Es gibt somit Zellen, welche ausser <strong>de</strong>m Protoplasma und Kern nochbeson<strong>de</strong>re scharf abgegrenzte Blasen, sowie geschlängelte und verzweigteRöhren haben, wie etwa ein «einzelliges Infusorium», ohne jedoch aufzuhören,eine wirklich elementare Zelle zu sein.Erwägen wir dieses, so wer<strong>de</strong>n wir noch mehr in <strong>de</strong>r Annahme befestigt,<strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Angelpunct <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r bleibt, ob <strong>da</strong>s anscheinendhomogene einheitliche Protoplasma wirklich ein solches ist, o<strong>de</strong>r ob nicht; kleine Nuclei zugegen sind, die als die Centren jener kleinen Protoplasmaballenzurückbleiben, durch <strong>de</strong>ren Verschmelzung <strong>de</strong>r Gesammtballen <strong>de</strong>sProtoplasma hervorgegangen, o<strong>de</strong>r ob nicht schon weitere Differenzirungenim Protoplasma sichtbar sind, die nur auf Zellen<strong>de</strong>rivate bezogen wer<strong>de</strong>nkönnen.Erklärung <strong>de</strong>r anscheinen<strong>de</strong>n Einseitigkeit <strong>de</strong>r Protozoen. Wennman aber <strong>de</strong>m Allen entgegen etwa doch <strong>de</strong>n Einwurf machen wollte,<strong>da</strong>ss die einfache, unbefangene Betrachtung gewisser Infusorien sofort imGeiste <strong>de</strong>s Beschauers <strong>de</strong>n Vergleich mit Zellen hervorruft, so gebe ich<strong>da</strong>s vollkommen zu, glaube aber hiefür auch eine Art Erklärung aufstellenzu können. So wie ich die Dinge ansehe, steht bei einemInfusionsthier, z. B. einer Vorticelline, <strong>da</strong>s allgemeine Aussehen <strong>de</strong>sThieres und sein feinerer Bau zu einan<strong>de</strong>r in einem ähnlichen Verhältniss,wie etwa bei einer Drüse aus <strong>de</strong>m Vormagen <strong>de</strong>r Vögeldie äussere Gestalt zur inneren Zusammensetzung sich verhält. Diemakroskopischen Drüsensäckchen schienen einfache Drüsen zu sein,die sich von <strong>de</strong>n mikroskopischen nur durch ihre Grösse unterschei<strong>de</strong>n.Spätere Untersuchungen haben in<strong>de</strong>ssen gezeigt, <strong>da</strong>sshier eine Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Formen eintritt, <strong>de</strong>nn nichtnur, <strong>da</strong>ss eine Menge mikroskopischer Drüsenschläuche <strong>de</strong>n vermeintlicheinfachen makroskopischen Schlauch zusammensetzen, sieordnen sich auch so zusammen, <strong>da</strong>ss eben fürs freie Auge <strong>da</strong>sGanze dieselbe Form gewährt, wie ein einzelner mikroskopischerDrüsenschlauch.Ich habe schon früher auf diese mir sehr bemerkenswerth schei-D Zur Antit. d. Insecten, Archiv f. Anat. u. Phys. 1859.2*


20Die Zelle und einzellige Thiere. ,nen<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rholung makroskopischer Formen durch mikroskopischeund umgekehrt aufmerksam gemacht. So habe ich z. Aehnlichesvon <strong>de</strong>r Prostata <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>s abgebil<strong>de</strong>t *), <strong>da</strong>nn von diesem Gesichtspunctaus beson<strong>de</strong>rs auf die Magendrüsen <strong>de</strong>s Manatus hingewiesen*). Auch dort zeigt sich eine fortwähren<strong>de</strong> Abspiegelung<strong>de</strong>r Form. Man glaubt eine sehr grosse, zusammengesetztschlauchförmigeDrüse vor sich zu haben, durch die weitere Untersuchungaber stellt sich heraus, <strong>da</strong>ss die Wän<strong>de</strong> nicht sofort mitcylindrischen Secretionszellen besetzt sind, wie es zuerst <strong>de</strong>n Anscheinhatte, son<strong>de</strong>rn die vermeintlichen Secretionszellen sind vollkommendifferenzirte schmale, schlauchförmige Drüsen, an <strong>de</strong>nen man dieTunica propria und die Epithelzellen klar unterschei<strong>de</strong>t.Aehnlich ist nach meiner Meinung auch <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Protozoenzu <strong>de</strong>uten. Gleichwie bei <strong>de</strong>n namhaft gemachten Drüsen diewirklich einfachen Drüsenschläuche zu einem neuen Ganzen sich soverbin<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss doch wie<strong>de</strong>r dieselbe Drüsengestalt in die Erscheinungtritt, wodurch <strong>da</strong>s mikroskopische im makroskopischen Bild sichwie<strong>de</strong>rholt, so bauen bei vielen Protozoen die Ballen <strong>de</strong>s Protoplasma<strong>de</strong>n Thierleib <strong>de</strong>rartig auf, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Bild einer „Zelle'' vor die Augenkommt, aber <strong>da</strong>s Thier so wenig einzellig ist, als die vorhin angezogenenDrüsen, trotz aller Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>n mikroskopischeinfachenFormen, einfach sind.Es liessen sich noch an<strong>de</strong>re Beispiele aufführen. Die Hautoberfläche<strong>de</strong>r allermanchfaltigsten Geschöpfe hat ein gcfel<strong>de</strong>rtes, anein riesiges Epithel erinnern<strong>de</strong>s Aussehen, und so könnten z. B. dieRauten auf <strong>de</strong>r nackten Schnauze <strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>s mit Epithelzellen verglichenwer<strong>de</strong>n. Doch han<strong>de</strong>lt es Bich eben immer nur um einen Kreislauf<strong>de</strong>r Form. Die wirklichen Zellen ordnen sich zu solchen Gruppen,<strong>da</strong>ss in diesen die Zellengestalt sich wie<strong>de</strong>rspiegelt.Nach <strong>de</strong>m Vorgetragenen ist es somit sehr fraglich, ob wirklich einzelligeThiere existiren. An<strong>de</strong>rs verhält 6ich dieser Punct für <strong>da</strong>s Pflanzenreich.Es hat zwar <strong>de</strong>r Botaniker Link seiner Zeit gesagt: «Die Zellen<strong>de</strong>r Algen kann man nicht als Analogien <strong>de</strong>r Zellen ansehen, aus <strong>de</strong>nen diePhant rogamen entstehen. Die Zellen <strong>de</strong>r Algen sind eher mit <strong>de</strong>n Stengelglie<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Pbanerogamen zu vergleichen, als mit <strong>de</strong>n einzelnen Zellen,woraus <strong>de</strong>r Stengel besteht* '), und man könnte in diesem Ausspruch aucheinen Angriff gegen die Einzelligkeit <strong>de</strong>r Algen erblicken, aber wohl alleBotaniker <strong>de</strong>r Gegenwart sprechen von «einzelligen Pflanzen* als einerfeststehen<strong>de</strong>n Thatsache.Meine obigen Angaben über die in die Uin<strong>de</strong>nschicht <strong>de</strong>r Leibessubstanzgewisser Infusorien eingelagerten Nuclei sind von Frey 4 ) bezweifeltwor<strong>de</strong>n, «es sei <strong>da</strong>von nichts irgendwie sicheres zu ent<strong>de</strong>cken.» Es <strong>da</strong>rfdieser Wi<strong>de</strong>rspruch nicht befrem<strong>de</strong>n, <strong>da</strong> <strong>de</strong>rselbe Beobachter die gleicheHautlage bei <strong>de</strong>n Rotatorien, wo die Verhältnisse grösser und <strong>de</strong>utlicheri, Zeitschrift f. wiss. Zoologie. 1850. — t) Histol. 8. 816. - S) Ich kenne diese Bemerkungnur aus <strong>de</strong>m boe. Jahresbericht <strong>de</strong>s Archivs für Naturgesch. IM«. 8. w. —* Frey, Uas einfachste thierische Leben, Monatsschrift d.wissensch. Vereins in Zürich, U.'.H


Matrix <strong>de</strong>r Cuticula.21sind, nicht einmal dort wahrgenommen hat. Bestätigt wur<strong>de</strong>n meine Mittheilungendurch Engelmann l ). .,Auf die Erkenntniss <strong>de</strong>s eigentlichsten Baues dieser die Cuticula beiWirbellosen erzeugen<strong>de</strong>n Matrix lege ich einen beson<strong>de</strong>ren Werth <strong>de</strong>sshalb,weil gewisse Grundzüge <strong>de</strong>r Zusammensetzung und <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>r Zellean ihr zur Erscheinung kommen. Diese Hautlage hatte sich mir bei verschie<strong>de</strong>nenwirbellosen Thieren, so bei Ringelwürmern, Mollusken, manchenKrebsen, als ein aus selbständigen Zellen bestehen<strong>de</strong>s Gewebe <strong>da</strong>rgestellt,vom Eindruck eines Epithels. Ebenso sicher hatte ich aber auch beobachtet,<strong>da</strong>ss bei manchen Thiergruppen und an manchen Körperstellen diese Matrix<strong>de</strong>r Cuticula nicht aus selbständig gebliebenen Zellen zusammengesetztsei, so z. B. bei <strong>de</strong>n Rotatorien. Fragliche Hautlage erschien als einewelche Substanzschicht, in <strong>de</strong>r in Abstän<strong>de</strong>n echte Kerne lagen; an Stellen,wie unterhalb <strong>de</strong>s Rä<strong>de</strong>rorgans, wo diese Hautschicht sich verdickt undins Innere <strong>de</strong>s Körpers Vorsprünge von matt-körniger Grundsubstanz bil<strong>de</strong>t,wer<strong>de</strong>n auch die Nuclei grösser, von wasserklarem Aussehen und mit Kernkörperchenversehen. Das Bild <strong>de</strong>s Vorsprunges wird hier zellenähnlich, abernur insoferne als ein kolbiger Vorsprung mit Nucleus überhaupt an dieZellengestalt mahnt, <strong>de</strong>nn eine Umgrenzung <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Nuclei gehören<strong>de</strong>nProto^lasmaballen fehlt trotz <strong>de</strong>r grossen Kerne. Auch über <strong>de</strong>n ganzenKörper <strong>de</strong>s Thieres weg ist we<strong>de</strong>r im frischen Zustand noch nach Reagentiendie in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong> Hautlage von eigentlich zelligem Bau. Man ist vielmehr,was schon vorhin (S. 17) gesagt wur<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>r Annahme gezwungen,<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Protoplasma <strong>de</strong>r Zellen zu einer einzigen Lage zusammengeschmolzenist, in <strong>de</strong>r eben nur die Nuclei sich erhalten haben*).Wie richtig eine solche Auffassung sei, ergiebt sich weiter, wenn man,wie ich diess von verschie<strong>de</strong>nen Arthropo<strong>de</strong>n anzeigte *), sieht, <strong>da</strong>ss dieseMatrix <strong>de</strong>r Cuticula zwar auch wie<strong>de</strong>r aus Molekularmasse o<strong>de</strong>r zusammengeschmolzenemProtoplasma und Kernen besteht, jetzt aber <strong>da</strong> und dortkleine Bezirke <strong>de</strong>r Molekularmasse als zu <strong>de</strong>n Kernen gehörig sich abzeichnen,was noch <strong>de</strong>utlicher hervortritt, wenn Pigmentkörner in dieserSchicht abgelagert sind. Dann bil<strong>de</strong>n die gefärbten Kügelchen einen Hofum die Kerne und <strong>da</strong>ss jetzt nur noch ein Schritt zum Selbständigerwer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Zellen durch Erhärtung <strong>de</strong>r Ballen an ihrer Grenze uöthig sei,liegt auf <strong>de</strong>r Hand.Diese Angaben haben Wi<strong>de</strong>rspruch erfahren, es wur<strong>de</strong> von mehren Seitenbehauptet, bei Arthropo<strong>de</strong>n verbreite sich überall ein regelrechtes Epithel unter<strong>de</strong>m Hautpanzer. In fast komischer Weise hat man sich verwun<strong>de</strong>rt, <strong>da</strong>ssich «nicht auf <strong>de</strong>n Ge<strong>da</strong>nken gekommen sei», <strong>da</strong>ss in diesen Fällen immerwirkliche Zellen vorliegen. Wenn ich von ge<strong>da</strong>chter Hautlage hervorhob,<strong>da</strong>ss zu <strong>de</strong>m Kerne kleine Bezirke von Molekularmasse gehören, ferner <strong>da</strong>sPigment hofartig die Kerne umgebe, also die Haut wie aus Zellen zusammengesetzt1) Engelmann, sich ausnehme, Zur und Naturpresch, wenn ich d. Infusionsthiere. trotz<strong>de</strong>m nicht Zeitschrft sagte, f. es wiss. seien Zoologie, wirklicheZellen vorhan<strong>de</strong>n, so musste diess je<strong>de</strong>m Unterrichteten klärlich zeigen,•Bd. XI, 1862, S. 389. Freilich ist hier gesagt, die Kerne liegen in <strong>de</strong>r Cuticula <strong>de</strong>s Körpers,was aber in <strong>de</strong>m späteren Aufsntze: Die Vielzelligkeit von Noetiluca, ibid. Bd. XII, 1863verbessert erscheint. — 8) Man fin<strong>de</strong>tweitere Angaben und Abbildungen übeV diese von mirzuerst erkannte Hautlage <strong>de</strong>r Rotatorien in in. Aufsatz: t. Anat. u. Entwicklgsgesch. <strong>de</strong>rLacinularia locialis, Ztschrft f. wiss. Zool. 1851. S. 452. Taf. XVII. auf fg. 1. Üb. d. Bau u.d. syst Stellung <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rthiere, ibid. 1851, hier von zahlreichen Arten beschrieben, z. B.S. 7. S. 85. 8. 34; abgebil<strong>de</strong>t z. B. Taf. II, an fg. 18, 13, Taf. III. fg. 81, fg. 27. Noch einmalhabe ich in Wort u. Bild diese Hautlage hervorgehoben in <strong>de</strong>m Art.: über Uylatina tenta,Archiv f. Anat. u. Phys. 1857. 8. 407. Taf. XVI. fg. l u. 2. — 3) Zum feineren Bau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n,Aroh. f. Anat. u. Phys. 1855; z. B. S. 384, 8. 389, Taf. XV. fg. 6, 7, 9. etc.


00 Die Zelle und einzellige Thiere.<strong>da</strong>ss ich eben etwas vermisste,, was man, <strong>da</strong>zumal wenigstens, für einennotwendigen Theil <strong>de</strong>r Zelle hielt, die Membran nämlich.Und <strong>da</strong>ss ich ßecht habe mi* <strong>de</strong>r Behauptung: nicht bei allen Thierenund nicht an allen Körperstellen ist die Matrix <strong>de</strong>r Cuticula aus wirklichen,will heissen, mit Membran versehenen Zellen zusammengesetzt, habenmir auch spätere und vervielfältigte Untersuchungen gezeigt. Während bei<strong>de</strong>n Daphni<strong>de</strong>n fragliche Hautlage häufiger einen zelligen Bau von epithelialemCharakter hat, so fin<strong>de</strong>n wir bei Cyclopi<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r gleiohenSchicht seltener Zellenlinien, son<strong>de</strong>rn dieselben können völlig verschwun<strong>de</strong>nsein und durch Zusammenfliessen <strong>de</strong>r hüllenlosen Protoplasmabaileu (^Zellen)ist jetzt eine feinkörnige, continuirliche Lage entstan<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r die Nucleizerstreut liegen ').Ein an<strong>de</strong>res schlagen<strong>de</strong>s Beispiel sind die von mir näher untersuchteneinzelligen Drflsen aus <strong>de</strong>r Haut, Cloake und Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Käfer*). DieseOrgane stellen im Allgemeinen einen selbständigen Körper <strong>da</strong>r, in<strong>de</strong>m umihr Protoplasma eine Membran sich herumzieht s ). Hingegen giebt es Arten,wo an bestimmten Körperstellen (bei Dyticus tnarginalis z. B. am En<strong>de</strong><strong>de</strong>s Vor<strong>de</strong>rfusses) <strong>de</strong>r Drüsenkörper d. h. die Drüsenzelle einer scharf begrenztenContur nach aussen ermangelt, so <strong>da</strong>ss die Zellen zu einergranulären Masse zusammenschmelzen, aus welcher die Kerne und diean<strong>de</strong>ren uns hier nicht berühren<strong>de</strong>n Theile <strong>de</strong>r Drüse hervorstechen *).Weiter könnte ich anfuhren, <strong>da</strong>ss nach meiner 5 ) Erfahrung die Matrix<strong>de</strong>r Cuticula gewisser Nemato<strong>de</strong>n (Ascaris lumbricoidcs) ebenfalls ohneeigentlich zelligen Bau ist. son<strong>de</strong>rn aus einem feinen granulären Stoff bestellt,in welchem kleine Nuclei eingebettet liegen, die leicht zu unterschei<strong>de</strong>nsind von <strong>de</strong>n zahlreichen Fettkörnern und Fetttropfen, durch welchedie ganze Haut ein lebhaft weisses Aussehen erhält. Ebenso könnte ichnoch auf <strong>de</strong>n Fettkörper <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n und auf einschlägige BeobachtungenAn<strong>de</strong>rer hinweisen. Da ich aber unten bei Besprechung <strong>de</strong>r(hitinsubstanzen auf diese Theile zurückzukommen habe, so mag <strong>da</strong>s Angeführtegenügen, um von Neuem gezeigt zu haben, <strong>da</strong>ss es Ballen vonZellsubstanz mit Kern, in gewöhnlichem Sprachgebrauch «Zellen» gebe,welche nie an ihrer Grenze zu einer Membran erhärten, in diesem Zustan<strong>de</strong>verharren o<strong>de</strong>r mit ihrem Protoplasma sofort zu Gewebschichten zusammenschmelzen..IUIII_M hat noch Häckel überzeugend nachgewiesen, <strong>da</strong>ss die Blutzellen<strong>de</strong>r Wirbellosen «hüllenlose Protoplasmaklumpen» sind, die durchihre 1) Naturt,-


Zweites Kapitel.Metamorphosen <strong>de</strong>r Zelle. 'Metamorphosen <strong>de</strong>r Zelle. 23Wir schreiben je<strong>de</strong>r Zelle ein eigenthümliches, in gewissem Sinneindividuelles Leben zu; sie ist uns, wie bemerkt, ein kleiner Thierleibim Dienste eines grösseren Ganzen. Um aber <strong>de</strong>n Bedürfnissen<strong>de</strong>s Gesammtorganismus zu genügen, hat sie sich in mancherleiWeise verschie<strong>de</strong>nen Zwecken anzupassen, was durch kleinere o<strong>de</strong>rgrössere Abän<strong>de</strong>rungen aller o<strong>de</strong>r einzelner Theile <strong>de</strong>s Zellenkörperserreicht wird.Abän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gestalt. Ursprünglich von ktigliger Formkann die Zelle ihre Gestalt <strong>da</strong>hin än<strong>de</strong>rn, <strong>da</strong>ss sie sich abplattet,kegelförmig wird, o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Richtungen auswächst.Auch <strong>de</strong>r Kern kann aus seiner rundlichen Form in <strong>da</strong>s Ovaleund Stabförmige übergeben, er kann fadig auswachsen, wenn ersich zu Samenelementen umwan<strong>de</strong>lt; in seltenen Fällen verästelt ersich. Letzteres kommt vor bei Insecten: in <strong>de</strong>n Secretionszellen<strong>de</strong>r Speicheldrüsen o<strong>de</strong>r Spinngefässe, in <strong>de</strong>n Malpighischen Röhrengewisser Schmetterlinge. In allen diesen Fällen ist <strong>de</strong>r Uebergang<strong>de</strong>s Kerns in eine complicirte Form um so beachtenswerther, als<strong>de</strong>r Zellenkörper <strong>da</strong>bei in einfacher Gestalt verbleibt.Auch <strong>da</strong>s Kernkörperchen (Nucleolus) än<strong>de</strong>rt, obscbon seltner,seine ursprünglich run<strong>de</strong> Gestalt ins Längliohe um. Ich sah <strong>de</strong>rgleichenin <strong>de</strong>n Epi<strong>de</strong>rmiszellen <strong>de</strong>r Cobitis barbatula, R e m a kbil<strong>de</strong>t welche ab von <strong>de</strong>n grossen Randzellen <strong>de</strong>s Hornblattes in <strong>de</strong>msich entwickeln<strong>de</strong>n Hühnchen; endlich haben, wie ich beobachte, dieseForm auch die Nucleoli in <strong>de</strong>n Kernen <strong>de</strong>r Linsenfasern beim Frosch.Umän<strong>de</strong>rung im Innern <strong>de</strong>s Protoplasma. In <strong>de</strong>r Zellsubstanz(Protoplasma) treten mancherlei körperliche Theile auf, dieverschie<strong>de</strong>n sind von <strong>de</strong>n eiweissartigen und fettigen Körnchen,welche meist von Anfang an in <strong>de</strong>r zähflüssigen Grundmasse <strong>de</strong>sProtoplasma liegen. Zwar auch diese können zu grösseren Ei.weisskugeln und Fetttropfen heranwachsen, z. B. im Dottervieler Thiere, so <strong>da</strong>ss sie als Umwandlungen von Protoplasma, anzusehensind. Mehr aber noch gehören in diese Kategorie diemancherlei auftreten<strong>de</strong>n Pigmente, welche entwe<strong>de</strong>r einfach körnigsind, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Elemente sich krystallinisch gestalten. So habeich gezeigt, <strong>da</strong>ss die Flitterchen <strong>de</strong>s Metallglanzes bei nie<strong>de</strong>m Wirbelthieren„Zellinhalt" sein können. Die Kiesel- und Kalkna<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>rSpongien bil<strong>de</strong>n sich in Zellen (Lieb er kühn). Auch Chlorophyllkügelchenerscheinen in thierischen Zellen. So unter <strong>de</strong>nInfusorien ') bei Loxo<strong>de</strong>s, Stentor 2 ), <strong>da</strong>nn bei Hydra, Convoluta1) Uie Gattung Eu$ltna ist wühl richtiger zu <strong>de</strong>n Pflanzen zu stellen und <strong>da</strong>her hier nichtmehr aufzuführen. — i) Anch die Kttgelchen <strong>de</strong>r intensiv grünen Voriietlla chlorottifmm, vonmir in <strong>de</strong>n Seen <strong>de</strong>s bairischen Hochlan<strong>de</strong>s beobachtet, scheinen Chlorophyll zu sein. —


24Metamorphosen <strong>de</strong>r Zelle.Schultzii, Bonellia, ja ich möchte fragen, ob nicht auch bei einerKäfergattung, bei Cassi<strong>da</strong> nämlich die grüne Farbe von Chlorophyllherrührt? Die Art, wie hier <strong>da</strong>s lebhafte Grün am todten Insectin Braun übergeht, erinnert stark an die Entfärbung <strong>de</strong>r Blätter.Heinrich Meckel 1 ) hatte zuerst <strong>da</strong>rauf aufmerksam gemacht,<strong>da</strong>ss bei gewissen Umwandlungen <strong>de</strong>s Zelleninhaltes, insbeson<strong>de</strong>rebei <strong>de</strong>r Bildung gewisser Secrete dies in eigenen, innerhalb <strong>de</strong>r Zelleliegen<strong>de</strong>n Bläschen erfolge, die seit jener Zeit allgemein als „Socretbläschen"bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Genannter Autor that solches <strong>da</strong>rvon <strong>de</strong>n harnsauren Concrementen in <strong>de</strong>n Nierenzellen <strong>de</strong>r Mollusken,vom Bilin bei Mollusken und Krebsen.Ich konnte dies nicht bloss bestätigen '), son<strong>de</strong>rn wies auch die «Secretbläschen»noch in an<strong>de</strong>rn Organen nach, so in <strong>de</strong>n Speicheldrüsen vonLimax, ferner in <strong>de</strong>n von mir zuerst beobachteten und mit <strong>de</strong>m Namen«Schleimzellen» belegten Elementen aus <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis und <strong>de</strong>m Epithelmancher constant im Wasser leben<strong>de</strong>r Wirbelthiere (Fische, Balrachier) *).Ausser<strong>de</strong>m fand ich «Secretbläschen» aber noch an einem ungewöhnlicherenOrte, nämlich im Fettkörper <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n, wo 4 ) sowohl die harnsaurenConcremente (bei Lampyris) als auch von mir ent<strong>de</strong>ckte eiweissartigeKrystalle (bei Insecten und Scorpionen) in solchen Räumen liegen 6 ).Die „Secretbläschen" sind ihrer Entstehung nach wohl völliggleichzusetzen <strong>de</strong>n Yacuolen im Protoplasma; diese bil<strong>de</strong>n sich aberso, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r flüssige Theil <strong>de</strong>s Protoplasma sich innerhalb <strong>de</strong>s Zellkörpersausschei<strong>de</strong>t. Secretbläschen sind <strong>de</strong>mnach Hohlräume in<strong>de</strong>r Zellsubstanz, gefüllt mit einem mehr wässrigen Inhalt, und ausser<strong>de</strong>mmit diesem o<strong>de</strong>r jenem Producte <strong>de</strong>r abson<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Thätigkeit<strong>de</strong>s Protoplasma. — Auch im NueleoJxs treten zuweilen, wie z. B.im Keimfleck vieler Wirbellosen ähnliche kleine Hohlräume auf.Als eine <strong>de</strong>n „Secretbläschen" verwandte Bildung betrachte ichnicht bloss die Angelorgane in <strong>de</strong>r Haut <strong>de</strong>r Hydra, son<strong>de</strong>rnauch die von mir aus vielen Drüsen <strong>de</strong>r Insecten beschriebene Blase,mit <strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r Zelle <strong>de</strong>r AuBführungsgang beginnt 6 ). (S. ob.S. 19.) Nur ist hier vielleicht in Folge leicht beginnen<strong>de</strong>r Chitinisirung<strong>de</strong>r blasige Körper ein selbständigeres Gebil<strong>de</strong> gewor<strong>de</strong>n, als solchesmit <strong>de</strong>m völlig geschlossenen Secretbläschen <strong>de</strong>r Fall ist.Die Bildung <strong>de</strong>r Secretbläschen und verwandter Körper könnenals Abscheidungen angesehen wer<strong>de</strong>n, welche von Seite <strong>de</strong>s Protoplasmanach innen erfolgen.Abscheidungen <strong>de</strong>s Protoplasma nach aussen. Sehr eingreifendund umgestaltend wirkt nun ferner die Zellsubstanz <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ssD H. Meckel, Mlkrographle einiger Drusenapparate <strong>de</strong>r nledcrn Thiere, Archiv f. Anatu. PhytioL 1846. - f) Ueb. PmMinm wimimmrm, ZUchrft für wlsscnsch. Zoologie Bd. II.; HlMnl.f. «08 («»/•»). - t) Beitr. ». mikiusk. Anal. u. Entwiekl. d. Kochen u. Haie, 1851 8. M-Anat. bist. Untersuchungen üb. Vit he n. Reptilien. 185S, 8. 107. - 4) Histologie, H. 843. -5) Emixes üb. d. Kettkörper d. Arthropo<strong>de</strong>n. Archiv f. Anat. u. Phys. Ihr,». - 6) Zur Anat«. Insecten, Archiv f. Anat. n. Physiol. 185» (recht auffallend z. B. Taf. II. fg. 1», Taf. III.


Abscheiduogsprodncte <strong>de</strong>s Protoplasma. 25sie Substanzen von mancherlei chemischer Qualität, ceUulosehaltige,leim- chondrin- chitinhaltige nach aussen, also auf ihre Oberflächeabsetzt. Wir erinnern uns wie<strong>de</strong>r <strong>da</strong>ran, <strong>da</strong>ss die Zelle für unsdie Be<strong>de</strong>utung eines kleinen Thierkörpers hat, und gleichwie eingrösserer zusammengesetzter Thierleib nach aussen panzer- undsehalenartige Lagen um sich herstellt, so schei<strong>de</strong>t auch die EinzelzelleSubstanzen nach aussen ab, wodurch, wenn die Abscheidungringsum erfolgt, die Zelle eine Capsel erhält.Bei <strong>de</strong>r Pflanzenzelle wird, wie Alex. Braun 1 ) sich ausgedrückt hat,die von <strong>de</strong>r Zelle secernirte Cellulosemembran zum Kämmerlein, in welchessich <strong>da</strong>s Pnanzenleben • zurückzieht, später ihr Sarg. In <strong>de</strong>r thierischenZelle, wie uns die Beobachtung lehrt, <strong>da</strong>uert die Wechselwirkung zwischen<strong>de</strong>r Zellsubstanz (Protoplasma) und <strong>de</strong>n secernirten Lagen länger fort, häufigzeitlebens. Und nur bei manchen, z. B. gewissen Cuticularbildungen hört<strong>de</strong>r Stoffwechsel zwischen Cuticula und Zelle in bestimmter Zeit auf, dieHautlage wird <strong>da</strong>her abgestossen, um einer neuen Platz zu machen.Wie schon bemerkt, kann die Abscheidung entwe<strong>de</strong>r nur aneinem Theil <strong>de</strong>s Zellenkörpers vor sich gehen, o<strong>de</strong>r rings um dieganze Peripherie <strong>de</strong>r Zelle. Dadurch kommen wenn im ersten Falldie Zellen flächenartig gelagert sind, jene hautartigen Lagen zuStan<strong>de</strong>, welche man unter <strong>de</strong>r Bezeichnung Cuticularbildungenzusammenfasst. Im zweiten Falle entstehen durch Abscheidung <strong>de</strong>rZwischenmaterien die sog. Intercellular-Substanzen.Je<strong>de</strong> dieser Abscheidungen kann in mancherlei Abstufungen <strong>de</strong>sMengenverhältnisses erfolgen.Eine Cuticula in ihren Anfängen ist ein weicher, homogenerSaum, über die freie Fläche einer Zellenlage wegziehend, in manchenFällen kaum als geson<strong>de</strong>rte Lage <strong>da</strong>rstellbar; andrerseits kann siezu mächtigen sog. Hornlagen sich verdicken, so z. B. zum Panzergrössrer Arthropo<strong>de</strong>n, zur innren Haut im Muskelmagen <strong>de</strong>r Vögel.Die Intercellular-Substanz kann in so geringer Mengeabgesetzt sein, <strong>da</strong>ss sie für die gewöhnliche Beobachtung kaumnachweisbar ist und nur gleichsam zum Verkleben <strong>de</strong>r Zellen untereinan<strong>de</strong>rdient; hinwie<strong>de</strong>r sieht man sie als Verdickungsschichtenum die Zellen auftreten, als concentrisch-streifige Capsehi o<strong>de</strong>r Umhüllungsmembranen.Ein an<strong>de</strong>rmal geschieht die Ausscheidung inso reichlichem Masse, <strong>da</strong>ss die zelligen Theile allmählig weit, jaselbst sehr weit auseinan<strong>de</strong>r zu Hegen kommen (Bin<strong>de</strong>gewebe,Knochen, Knorpel). Solche Intercellular - Substanzen tragen durchdie Mächtigkeit ihrer Masse oft wesentlich zum Ausbau einesOrganismus bei.Umwandlung <strong>de</strong>s Protoplasma in Muskel- und Nervensubstanz.In sehr beachtenswerther Weise wan<strong>de</strong>lt sich die Zellsubstanz mjenen Zellen um, welche zu Muskelfasern wer<strong>de</strong>n.I) Braun, Verjüngung in <strong>de</strong>r Natur, 1850,


26 Gewebe.In manchen Muskelarten bleibt zwar die contractile Substanzvon gleicha*$gem homogenem Aussehen; in an<strong>de</strong>rn Muskeln tritteine DifferenUrung ein," zunächst <strong>de</strong>r Art, <strong>da</strong>ss die vorher gleichmassigeZellsÄibstanz sich in Rin<strong>de</strong> und Mark schei<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>nn <strong>da</strong>ssdie Zellsubstanz sich in kleine Stückchen von bestimmter Form undGruppirung son<strong>de</strong>rt Das Protoplasma ist jetzt zur sog. quergestreiftenMasse gewor<strong>de</strong>n.Während die Muskelzelle, wie Vorgesagtes zeigt, gewisse eigenartigeSon<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r contractilen Substanz an <strong>de</strong>n Tag legt, bekun<strong>de</strong>t<strong>da</strong>s Protoplasma <strong>de</strong>r N e r v e n z e 11 e n, also die empfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Substanz, für unsere jetzigen optischen Hilfsmittel nichts Spezifisches.Schwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Individualität <strong>de</strong>r Zelle. Endlich giebt es Metamorphosen,welche die Individualität <strong>de</strong>r Zellen gefähr<strong>de</strong>n, auch wohlganz vernichten: Zellen können miteinan<strong>de</strong>r verschmelzen. So z. B.in <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula (s. bereits S. 21) mancher Wirbellosen, bei<strong>de</strong>r Bildung <strong>de</strong>r Blut- und Lymphgefässe, <strong>de</strong>r Tracheen, <strong>de</strong>r Höhlenund Räume in Knorpel und Knochen; vielleicht verwachsen auchnoch <strong>da</strong> und dort zu Plättchen gewor<strong>de</strong>ne Zellen mit ihren Rän<strong>de</strong>rn,um dünne Häute zu erzeugen. Das Epithel im Herzen <strong>de</strong>r Wirbelthiereschien sich mir früher so zu verhalten.(J e webe.Drittes Kapitel.Die Ei- o<strong>de</strong>r Keimzelle liefert durch <strong>de</strong>n sog. r^urchungsprozess<strong>da</strong>s Material für die Gewebe, in<strong>de</strong>m dieser Vorgang <strong>da</strong>rauf beruht,<strong>de</strong>n Dotter in kleine Portionen zu schei<strong>de</strong>n, wovon eine je<strong>de</strong> <strong>de</strong>nWerth und die Be<strong>de</strong>utung einer Zelle hat. Ein Theil dieser Furchungskugelno<strong>de</strong>r Zellen gewinnt eine hautartige Begrenzung durch Verdichtungan <strong>de</strong>r Peripherie; an<strong>de</strong>re aber wer<strong>de</strong>n zur Herstellung vonGeweben verwen<strong>de</strong>t, ohne je zuvor es zu einer begrenzen<strong>de</strong>n Membrangebracht zu haben.l'nter „Geweben" begreift man die grosseren Massen, zuwelchen sich bestimmter Leistungen halber Zellen und Zcllenabkümmlingevereinigt haben.Eiutheilung <strong>de</strong>r Gewebe. Die Gewebe systematisch zu gruppirenwird immer seine eigenen Schwierigkeiten haben, <strong>da</strong> sie alle ausgleicher Wurzel, <strong>de</strong>n Furchungskugeln stammend, in ihren späterenVerschie<strong>de</strong>nheiten immer wie<strong>de</strong>r mehr o<strong>de</strong>r weniger auf diesen gemeinMimenl'rsprung hinweisen, <strong>de</strong>mnach eine strenge'Son<strong>de</strong>rungi-ben dieser I'ebergangsformen wegen kaum ausführbar ist.Es hat mir immer von beson<strong>de</strong>rem Interesse gewhieneu, kleine


Eintheilung <strong>de</strong>r Gewebe. 27Organismen, die aber trotz ihrer "geringen Grösse eine klare.Differenzirung<strong>de</strong>r Gewebe zeigen, ins Auge zu fassen, wenn, es sich umdie Auffindung <strong>de</strong>r Verwandtschaftslinien han<strong>de</strong>lt, nach' welchen mandie Gewebe gruppiren soll. So haben mir unter An<strong>de</strong>rem hierzudie Rotatorien gedient, um eine Classification <strong>de</strong>r Gewebe *) zu versuchen, nach<strong>de</strong>m ich schon früher 2 ), gestützt auf Erfahrungen anFischen und Reptilien die Grundzüge eines histologischen Systemsvorgelegt, wie <strong>da</strong>sselbe <strong>da</strong>nn auch in mein Lehrbuch <strong>de</strong>r Histologie s )übergegangen ist. „Ich habe <strong>da</strong>zumal vier Hauptgruppen aufgestellt:1) Gewebe <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz;2) Gewebe <strong>de</strong>r selbständig gebliebenen Zellen;3) Nervengewebe;4) Muskelgewebe.Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Systematiker scheint Werth <strong>da</strong>rauf zu legen,neue Formengruppen von schon bekannten durch beson<strong>de</strong>re Kennzeichenabzulösen, neue „Typen" aufzustellen. Ich bin in diesemPunct an<strong>de</strong>rer Meinung. Mir scheint es verdienstlicher, anschaulichmachen zu können, wie sogenannte verschie<strong>de</strong>ne Typen zusammenneigen, auseinan<strong>de</strong>r hervor- und ineinan<strong>de</strong>r übergehen.Und so haben mich unter<strong>de</strong>ssen fortgepflogene Untersuchungenzu <strong>de</strong>r Ansicht geführt, <strong>da</strong>ss man die Gewebe <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanzund diejenigen <strong>de</strong>r selbständigen Zellen, <strong>da</strong> sie durch mancherleiUebergänge verknüpft wer<strong>de</strong>n, in Eine Rubrik zu vereinigen habe,für welche ich jetzt die Bezeichnung: Vegetative Gewebe inAnwendung bringe.Das Gemeinsame aller dieser Gewebe ist die secretorische Thätigkeitihrer Zellen. Wie im Pflanzenkörper die einen <strong>de</strong>r Zellen inihrem Innern Säuren, die an<strong>de</strong>ren Zucker o<strong>de</strong>r Stärkmehl produziren,an<strong>de</strong>re Eiweiss, Oele, Farbstoffe etc.; während wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Zellen<strong>de</strong>n Holzstoff abschei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r nur zum festen Bo<strong>de</strong>n und zur Stütze<strong>de</strong>r übrigen Theile <strong>de</strong>s Gewächses dient, so verhält es sich auchmit <strong>de</strong>n von mir als vegetative Gewebe zusammengefassten Büdungen<strong>de</strong>s Thierleibes. Einerseits betheiligen sich ihre Zellen an <strong>de</strong>n Hergängen<strong>de</strong>r Secretion; die Zellen als kleine chemische Werkstättennehmen Stoffe auf, wan<strong>de</strong>ln sie um und geben sie ab; andrerseitsdienen ihre Abscheidungsproducte zum Aufbau <strong>de</strong>r Stützorgane o<strong>de</strong>rSkelete <strong>de</strong>s Thierkörpers. Und <strong>da</strong>[ bei<strong>de</strong>s in ähnlicher Weise imPflanzenkörper Bich fin<strong>de</strong>t, spreche ich von „vegetativen" Gewebenim Gegensatz zu Geweben, welche, in<strong>de</strong>m sie die Bewegung vermittelno<strong>de</strong>r die Unterlage für die Empfindung wie für die seelischenThätigkeiten geben, geringere Analogien im Pflanzenreich haben.1) Bau u. syst. Stellung d. Rä<strong>de</strong>rthiere, Ztschrft f. wiss. Zool. 1854, S. 104. — 2) Anat.hist. Untersuchungen üb. Fische u. Beptilien, 1853, S. ljl. — 3) S. 81.


28Gewebe.Meine jetzige Eintheilung <strong>de</strong>r Gewebe lautet <strong>da</strong>her:A. Vegetative Gewebe. B. Animale Gewebe.I. Bin<strong>de</strong>substanz. J. Muskelgewebe.H. Epithelien, Drüsenzellen und IL Nervengewebe.Horngewebe.IH. Blut und Lymphe.I. Bin<strong>de</strong>sabstanz.Der thierische Leib besteht einem guten Theil nach aus diesemStoff. Es ist <strong>da</strong>s stützen<strong>de</strong> Gewebe <strong>de</strong>s ganzen Körpers wie seiner Organe; diese Substanz erzeugt <strong>da</strong>s Skelet <strong>de</strong>r Wirbelthiere, sowie beiWirbellosen die ein Skelet vertreten<strong>de</strong>n Massen ; sie bil<strong>de</strong>t die Grundlagealler Häute, <strong>da</strong>s Gestell <strong>de</strong>r Drüsen und durch <strong>de</strong>n ganzenKörper im Continuitätsverhältniss stehend, verleiht sie ihm Haltund Zusammenhang.Die Gewebe <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz än<strong>de</strong>rn nach ihren physikalischenund wohl auch chemischen Eigenschaften sehr ab. Es muss vonvorneherein einleuchten, <strong>da</strong>ss im Körper einer weichen, gallertigenQualle <strong>da</strong>s gestaltgeben<strong>de</strong> und stützen<strong>de</strong> Gewebe verschie<strong>de</strong>n seinmüsse von <strong>de</strong>m Gewebe, welches z. B. bei einer Schildkröte o<strong>de</strong>rbei einem Krebs <strong>de</strong>n starren Panzer bil<strong>de</strong>t. Aehnliche Gegensätzetreffen wir beim Vergleichen einzelner Organe. Der Glaskörperim Auge eines Wirbelthieres und ein Knochenstück müssen bei<strong>de</strong>zu <strong>de</strong>n Geweben <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz gestellt wer<strong>de</strong>n und welch'grosser Unterschied ist in <strong>de</strong>r Consistenz zwischen bei<strong>de</strong>n.Diese An<strong>de</strong>utungen können genügen, um schon jetzt die Ueberzeugungzu haben, <strong>da</strong>ss die Gewebe <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz in ihrenphysikalischen Eigenschaften alle Gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Cohäsion repräsentirenmüssen, und <strong>da</strong>ss sie eine förmliche Stufenleiter vom Halbflüssigenbis zum ganz Festen und Starren zu durchlaufen haben.Aber auch nach andrer Richtung zeigen sich starke Unterschie<strong>de</strong>.Ich habe seiner Zeit gelegentlich schon <strong>de</strong>r „Nebenbeziehungen"ge<strong>da</strong>cht, welche die Gewebe <strong>de</strong>r liin<strong>de</strong>substanz, ausserihrer Eigenschaft zu stützen, noch an <strong>de</strong>n Tag legen, und möchteeinftweilen hier bemerken, <strong>da</strong>ss ihre zelligen Elemente, in<strong>de</strong>m siesich als Werkstatten mancherlei chemischer Producte kundgeben, mit<strong>de</strong>n Epithel- o<strong>de</strong>r Drüsenzellen auf Eine Stufe zu stehen kommen.Allgemeine Kennzeichen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substunz. Die wesentlichenMerkmale <strong>de</strong>r Gewebe <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz lassen sich in folgen<strong>de</strong>mübersichtlich zusammenfassen.Die unter dieser Reihe begriffenen Gewebe bestehen aus Z e 11 e nund aus einer von <strong>de</strong>n Zellen abgeschie<strong>de</strong>n en Materie.Das Protoplasma dieser Zellen erhärtet nicht immer zu einerGrenzschicht o<strong>de</strong>r Membran; was man gewöhnlich so nennt, ist


Zellig-blasiges Bin<strong>de</strong>gewebe. 29schon eine von <strong>de</strong>r Zellsubstanz abgeschie<strong>de</strong>ne Haut, also richtigereine vom Protoplasma her entstan<strong>de</strong>ne Capsel <strong>de</strong>r Zelle.Wegen <strong>de</strong>s Mangels und <strong>de</strong>s Nichtzustan<strong>de</strong>kommens einer Zellenmembrankönnen diese Zellen auch leicht mit ihren Rän<strong>de</strong>rn zugrössern Massen zusammenschmelzen, in <strong>de</strong>nen nur die Nuclei nochsichtbar bleiben.Die von <strong>de</strong>n Zellen abgeschie<strong>de</strong>nen Lagen sind zwar homogen,aber <strong>da</strong> sie schichtweise sich absetzen, erhalten sie als Ausdruck<strong>de</strong>r Schichtung ein streifiges Ansehen.Die Zellen schei<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r nur an einem Theil ihrer Oberflächehomogene Lagen ab, o<strong>de</strong>r rings um ihre Oberfläche. IhreAbscheidungsproducte bil<strong>de</strong>n somit entwe<strong>de</strong>r hautartig zusammenhängen<strong>de</strong>Schichten, o<strong>de</strong>r eine zwischen die einzelnen Zellen sichausbreiten<strong>de</strong> Substanz. Darnach lässt sich von ExtraceHular-Substanz wie von Intercellular-Substanz sprechen.Die Menge <strong>de</strong>r abgeschie<strong>de</strong>nen Stoffe ist sehr verschie<strong>de</strong>n. Baldbetheiligen sich an <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>s Gewebes Zellen unddie homogenen Lagen in gleichem Maasse, o<strong>de</strong>r es neigt sich einUebergewicht auf die eine o<strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>re Seite, so <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>mnachbald die Zellen vorherrschen und die Zwischensubstanz zurückgedrängtwird, ja sogar auf ein Minimum reduzirt sein kann, o<strong>de</strong>r umgekehrt;die Extra- und Intercellular-Substanz waltet vor o<strong>de</strong>r ist so massenhaftgewor<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die Zellen nur noch in Resten zugegen sind,auch wohl gänzlich in <strong>de</strong>n Hintergrund treten können.Die abgeschie<strong>de</strong>nen Lagen än<strong>de</strong>rn von halbflüssiger Substanzzu Gallerte, Schleim, Leim, Cellulose; sie können chitinisiren, siekönnen verkalken.1. Zellig-blasiges Bin<strong>de</strong>gewebe.Das mit diesem Namen zu bezeichnen<strong>de</strong> Gewebe spielt einegrosse Rolle im Bereiche <strong>de</strong>r wirbellosen Thiere, so bei Weichthieren,Arthropo<strong>de</strong>n, Würmern.Ich habe zuerst an Gasteropö<strong>de</strong>n gezeigt, <strong>da</strong>ss im Körper von Paludina,Arion, Helix, «überall <strong>da</strong>, wo bei höheren Thieren <strong>da</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebesich fin<strong>de</strong>t,helle grosse Zellen mit einem kleinen wandständigen Kernvorkommen.- Ich nannte sie <strong>de</strong>sshalb schon <strong>da</strong>mals Bin<strong>de</strong>substanzzellen'). Zwischen diesen Zellen kann sich eine homogene Substanz inverschie<strong>de</strong>n grosser Aus<strong>de</strong>hnung bil<strong>de</strong>n, wahrscheinlich als einfaches Abscheidungsproductdieser Zellen und <strong>da</strong>ss mit diesem zelligen Bin<strong>de</strong>gewebenoch eine an<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz, nämlich vollkommen homogeneHäute als Tunicae propriae vorkommen, wur<strong>de</strong> ausdrücklich erwähnt 2 ).Durch Gegenbaur*) wur<strong>de</strong> später bekannt, <strong>da</strong>ss in zwei an<strong>de</strong>renGruppen <strong>de</strong>r Weichthiere, bei <strong>de</strong>n Pteropo<strong>de</strong>n und Heteropo<strong>de</strong>n ein1) Ueber PtMina viwipar», Ztsohrft f. wiss. Zoologie, Bd. II., 1850, z. B. S. 151, 156,173, 188, 190. — JJ) a. a. O. S. 190. — S) Gegenbaur, Untersuchungen üb. Pteropo<strong>de</strong>n u.Heteropo<strong>de</strong>n 1855.


30 Gewebeaus Zellen mit keiner o<strong>de</strong>r nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Intercellular-Substanz zusammengesetztesBin<strong>de</strong>gewebe die verbreitetere Form sei.Eine schöne Darstellung dieser Bin<strong>de</strong>substanzzellen und ihres Inhaltesgab bald <strong>da</strong>rauf Semper').Häckel 1 ) hat <strong>da</strong>s Verdienst, nachgewiesen zu haben, <strong>da</strong>ss auch <strong>da</strong>sgleiche zellige Bin<strong>de</strong>gewebe bei <strong>de</strong>n höheren Krebsen (Decapo<strong>de</strong>n) vorhan<strong>de</strong>nsei. Ich hatte es dort verkannt, in<strong>de</strong>m ich es früher als aus verästigtenZellen mit <strong>da</strong>zwischen gelagerter Gallerte bestehend ansah.Zuerst habe Ich *) mich <strong>da</strong>nn an <strong>de</strong>m sog. Bauchgefäss <strong>de</strong>r Lepidopferen,<strong>da</strong>s ebenfalls aus <strong>de</strong>r gleichen zellig-blasigen Bin<strong>de</strong>substanz besteht,von <strong>de</strong>r Richtigkeit <strong>de</strong>r Häekel'sehen Auffassung überzeugt.Auch bei <strong>de</strong>n Lumbricinen sehe ich <strong>da</strong>s Vorkommen dieses Gewebes,sowie endlich bei <strong>de</strong>n Rotatorien.Verhalten zum Leibesraum und <strong>de</strong>n Organen <strong>da</strong>rinnen. Dielocalen Beziehungen dieses Gewebes zum Körper im Ganzensind wohl zu beachten. Es klei<strong>de</strong>t <strong>da</strong>sselbe eigentlich die Innenfläche<strong>de</strong>s Leibesraumes aus und überzieht die Aussenfläche <strong>de</strong>r inBolchen Höhlen verlaufen<strong>de</strong>n Organe: Gehirn und Nerven, Sinnesorgane(Ohrblase z. B. bei Paludina), Darm und seine Anhänge,Blutgefässe, sog. Wassergefässe, bei Insecten die Tracheen.In<strong>de</strong>m ich die Tracheen von unsrer zellig-blasigen Bin<strong>de</strong>substanzbegleitet sein lasse, ist auch ausgesprochen, wohin <strong>de</strong>r sog. Fettkörper<strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n gehört. Dieser ist i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m Gewebe,von <strong>de</strong>m hier die Re<strong>de</strong> ist, und stellt nur <strong>da</strong>sselbe in theilweisesehr mächtiger Entwicklung <strong>da</strong>r, eine Verwandtschaft, aufwelche ich schon längst aufmerksam gemacht habe.Zellen. Zunächst ist es eine bemerkonswerthe Erscheinung, <strong>da</strong>ssdie Zellen von gewöhnlichen Grössenverhiiltnissen ab-, in manchenThieren und au gewissen Stellen eine sehr beträchtliche Grösseannehmen können. Ich *) habe schon vor längerer Zeit am Fettkörperauf riesige Zellen mit entsprechend grossen Kernen s ) aufmerksamgemacht. Die von Semper aus Lymnaeus stugnalis abgebil<strong>de</strong>tenZellen sind ebenfalls von sehr grosser Art, nicht min<strong>de</strong>r weistHäekel auf die umfängliche Giösse <strong>de</strong>rselben beim Klusskrebs hin.Itir Zusammenschmelzen. Die Gestalt <strong>de</strong>r Zelle ist, so laugesie selbständig geblieben, im Allgemeinen kuglig. Aber es ist einsehr gewöhnliches Vorkommen, welches ich nachdrücklich hervorhebenmöchte, <strong>da</strong>ss die Zellsubstanz o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Protoplasma einerAnzahl von Zellen zusammenschmilzt und nur die; Kerne bleiben.Ich habe dieses Verwachsen <strong>de</strong>r Zellen zu einei Punktmasse, in <strong>de</strong>rdie ursprünglichen Kerne liegen bleiben, immer betont, auch nochjüngst besprochen und abgebil<strong>de</strong>t '•). Und ganz in gleicher Weine,1> s.niper, Beltr. ». Amt u Physiologie d. Pulmonalen, Ztschrft f. wiss. Zoologie,Bd. VIII, 1866. .Taf. XVI , fg. a , - «. IIa. kel, üb. d. (icwebti <strong>de</strong>s r'lusakreb«, Archivf. Anat. u. Phya. 1«67. — 3) Oa» »og. Uauchgefäss d. Hchmetterllnge, Archiv f. Anut. u.Phy«. ltxij, 8. SM. — 41 Zum frinrn-n Bau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n, Arch. f. Anat. u. I'liy». 1865,S. 463 von Isodt, ; Lehrt), d. HUtol. 8. 11, H. 340 fvun Phry t aHtu franäii). - ft, [%. ,||cs.Kerne a. ob. 8. 14. — 6) Naturgocb. d. Daphni<strong>de</strong>n i»«u; z. B. Taf. 11. fg. i«, Taf. VII. fg. :,.-.


Zellig-blasiges Bin<strong>de</strong>gewebe. 31wie an <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula <strong>de</strong>r äussern Haut, in<strong>de</strong>m Pigmentkörnersich um <strong>de</strong>n Kern gruppiren, die eigentlichen Zellenbezirkesich abmarken und die Matrix <strong>da</strong>durch ein epithelartiges Aussehen gewinnt, können auch hier die Zellenterritorien sichtbar bleiben *).Dann giebt es aber auch Partien, in welchen sich die Zellenrein und scharf von einan<strong>de</strong>r abgrenzen, ohne <strong>da</strong>ss man bereits vonAbscheidungen sprechen könnte. Auch <strong>da</strong>von habe ich Beispielenamhaft gemacht z ). Sobald sich freilich Hüllmembranen absetzen,<strong>da</strong>nn bekommen die Zellen sogar ein scharfrandiges Aussehen. Einesolche Membran ist aber um so bestimmter auf eine secundäre Abscheidungzurückzuführen, als auch, in <strong>de</strong>n Fällen, wie z. B. amFettkörper, wo die Zellen zusammenfliessen, die <strong>da</strong>raus hervorgegangenenStränge und Platten allzeit von einer gleich scharfen,homogenen Haut umgeben erscheinen, die gewissermassen die gemeinsameHüllmembran <strong>de</strong>r verschmolzenen Zellenbezirke vorstellt.Intercellularsubstanz. Grenzt sich, wie solches gerne z. B. an<strong>de</strong>m die Blutgefässe begleiten<strong>de</strong>n Gewebe <strong>de</strong>r Fall ist, je<strong>de</strong> rundlicheZelle für sich durch eine Hüllmembran ab, so wer<strong>de</strong>n <strong>da</strong>nn auchdie Zwischenräume, <strong>da</strong> wo die Zellen zusammenstossen, von einerdichten, homogenen Substanz, einem neuen Abscheidungsproductausgefüllt, welche die Zellen untereinan<strong>de</strong>r sehr innig verkittet.Diese Intercellularräume können durch <strong>de</strong>n Umstand, <strong>da</strong>ss sie häufigvon <strong>de</strong>utlicher Sternform sind, und die vollkommen wandständigenKerne scheinbar in ihnen liegen, zur Täuschung führen, man habees mit strahligen Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen und lacunalen Zwischenräumenzu thun.Die Zellen als Brüsenzellen. Es wur<strong>de</strong> oben gesagt, <strong>da</strong>ssgewisse zellige Elemente <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz wegen <strong>de</strong>r manchfachenchemischen Functionen <strong>de</strong>n Rang von Drüsenzellen beanspruchenkönnen. Mit dieser Bemerkung hatte ich vorzugsweise <strong>da</strong>s zelhgblasigeBin<strong>de</strong>gewebe im Auge. Das Protoplasma dieser Zellen istursprünglich eine trüb-moleculäre Substanz, welche sich auchnoch später, wenn an<strong>de</strong>re Stoffe aufgetreten sind, als Hof um <strong>de</strong>nKern erhalten kann 3 ).Gewöhnlich aber erscheint <strong>da</strong>s Protoplasma in eine eiweissartigeSubstanz umgewan<strong>de</strong>lt, wobei diese entwe<strong>de</strong>r häufig kleinerehellere Kugeln vorstellt, o<strong>de</strong>r einen grossen die Zelle ganz einnehmen<strong>de</strong>nGallertklumpen, was <strong>da</strong>nn <strong>de</strong>n Zellen die auffallen<strong>de</strong> Klarheitund Durchsichtigkeit verleiht, so z. B. bei höheren Krebsen, beiMollusken, <strong>da</strong> wo <strong>da</strong>s Gewebe Blutgefässe und an<strong>de</strong>re Organe umhüllt.Bei Insecten und Scorpionen habe ich 4 ) ent<strong>de</strong>ckt, <strong>da</strong>ss eineeiweissartige Substanz in Kry st all form, erinnernd an die Dotter-1) Man vergl. z. B. S. 388. in m. Histologie. — 2) Daphni<strong>de</strong>n, *. B. Taf. V. fg. 13,b. —3) Man vergl. 4. B. die citirte Figur bei Semper, o<strong>de</strong>r fg. 20 g bei Häckel. — 4) Einigesüb. d. i'ettkbrper <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n, Archiv f. Anat. u. Phys. 1863.


32Gewebe.plättchen <strong>de</strong>r Fische und Amphibien, sich im Fettkörper abschei<strong>de</strong>tund zwar in beson<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>n Secretbläschen (s. ob. S. 24) vergleichbarenRäumen. Das Letztere wäre übrigens auch von <strong>de</strong>rgewöhnlichen Gallerte zu bemerken, die mir zum Theil (Larve von 4,Aeshna grandis z. B.) in eben solchen Höhlen abgesetzt erscheint,..Fast gera<strong>de</strong> so verbreitet wie <strong>de</strong>r Eiweissgehalt ist die Ablagerungvon Fett. Es tritt auf in Form kleiner Körnchen und Tröpfchenbis zu sehr grossen Kugeln o<strong>de</strong>r auch wohl in klumpigen Massen.Die Fetttropfen mancher Wirbellosen, z. B. <strong>de</strong>s Flusskrebses, habeneinen geringern Glanz und schwächere Randbeschattung, als solchesvon <strong>de</strong>n Fetttropfen <strong>de</strong>r Wirbelthiere bekannt ist, während bereitsbei an<strong>de</strong>rn Krustenthieren (Daphni<strong>de</strong>n, Cyclopi<strong>de</strong>n), Mollusken,Würmern <strong>da</strong>s Fett schon völlig die breiten tiefschwarzen Umrisse<strong>da</strong>rbietet. Die Fettkugeln sind entwe<strong>de</strong>r farblos, o<strong>de</strong>r gelb, roth,blau gefärbt; letzteres kommt namentlich bei Krebsen vor. Eswur<strong>de</strong> in früherer Zeit öfters wie<strong>de</strong>rholt und auch Lehrbücher neuestenDatums begehen <strong>de</strong>n Fehler, <strong>da</strong>ss diese durch Grösse und Farbeso auffallen<strong>de</strong>n Oelkugeln bei nie<strong>de</strong>ren Krebsen frei im Leibesraumschwimmen sollen; ich habe gezeigt*), <strong>da</strong>ss sie in festsitzen<strong>de</strong>n Zellenkörpernhegen, wie bei an<strong>de</strong>rn Arthropo<strong>de</strong>n.Die stärkste, oft massenhafte Fettablagerung fin<strong>de</strong>t Statt bei<strong>de</strong>n luftathmen<strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n, also bei Myriapo<strong>de</strong>n, Arachni<strong>de</strong>nund Insecten. Dadurch erhält <strong>da</strong>s ganze Gewebe einenbestimmten Charakter und wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>sshalb von je als „Fettkörper"bezeichnet.Ausser Eiweiss und Fett kommen im zellig - blasigen Bin<strong>de</strong>gewebenoch an<strong>de</strong>re Stott'e und zum Theil ebenfalls sehr verbreitet vor.Einmal wird in die Zellen Kalk abgeschie<strong>de</strong>n, wie ich schonlängst von Palttdina mitgetheilt habe 2 ). Der Kalkklumpen kanndie Zelle so ausfüllen, <strong>da</strong>ss die Zellenmembran erst erkannt wird,wenn nach Anwendung von Säuren <strong>de</strong>r Kalk gelöst ist.Eine an<strong>de</strong>re gewöhnüche Ablagerung sind Pigment körn ermancherlei Art.Sehr beachtenswerth dürfte sein, <strong>da</strong>ss harn saure Concreme u t e und K r y s t a 11 e im Fettkörper verschie<strong>de</strong>ner Arthropo<strong>de</strong>nzum Theü in reichlichster Menge sich fin<strong>de</strong>n. Ich habe zuerst dieseSubstanzen als etwas beson<strong>de</strong>res im Fettkörper unterschie<strong>de</strong>n undspäter ihre grosse Verbreitung gezeigt s ).Sog. Leber dir Anneli<strong>de</strong>n. Schon früher ist von mir <strong>da</strong>rgethan wor<strong>de</strong>n,<strong>da</strong>ss die v.g. Leber <strong>de</strong>r Hii udineen ein <strong>de</strong>m Fettkör|»er <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>nverwandtes Gewebe s< i *). Den <strong>da</strong>mals mitgetheüten Thutsachen füge ichjetzt nach wie<strong>de</strong>rholter Untersuchung bei, <strong>da</strong>ss bei Sanguisuga medicinalis1) Bemerkungen üb. d. Bau <strong>de</strong>r Cyclopi<strong>de</strong>n, Archiv f. Naturgcsch. 18o», 8. »Ol; Naturgesetzd. Daphni<strong>de</strong>n , I*MI, 8. 61. - t> a. a. O. r. B. 8. 151. - ») Zum feineren Bau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n,Archiv f. Anat. u. Phys. üb',, 8. 464; Einiges Ob. d. rettkorper d. Arthropo<strong>de</strong>nebeu<strong>da</strong>celbst i^%. — 4 Histologie 8. MAi.


Zellig-blasiges Bin<strong>de</strong>gewebe.33und Saemopis vorax die rundlichen, mit braun-körnigem Inhalt erfüllten«Leberzellen* <strong>de</strong>n Blutgefäss-Verzweigungen auf weite Streckenhin ansitzen. Mit dieser Beobachtung bin ich im Stan<strong>de</strong>, folgen<strong>de</strong> mirerst später bekannt gewor<strong>de</strong>ne Angabe eines französischen Forschers zu erklären.Gratiolet 1 ) hatte nämlich ausgesagt, <strong>da</strong>ss beim medizinischen Blutegeldie aus <strong>de</strong>n Seitenstämmen hervorgegangenen Verästigungen ein reichesNetz erzeugen, <strong>de</strong>ssen Kanäle varicös seien, sich manchfach durchschlingenund so ein schwammiges Gewebe bil<strong>de</strong>ten, welches an<strong>de</strong>re Autoren fürGeflechte von Gallengefässen gehalten hätten. Diese Angaben kann ichvollkommen bestätigen, nur muss man eben beisetzen, <strong>da</strong>ss die vielfachverschlungenen Blutgefässe nach aussen mit <strong>de</strong>n sog. Leberzellen besetztsind und diese können auch <strong>de</strong>n Anschein geben, als ob die Blutgefässeblin<strong>de</strong> Aussackungen hätten *).Man kann diese die Blutgefässe begleiten<strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>substanzzellenvergleichen, welche bei Mollusken und <strong>de</strong>m Flusskrebs zur Umhüllung<strong>de</strong>r Blutgefässe dienen, von <strong>de</strong>nen sie sich aber durch ihren braunkörnigenInhalt unterschei<strong>de</strong>n.Aber auch die «Leberzellen» an<strong>de</strong>rer Anneli<strong>de</strong>n, ausser <strong>de</strong>n Hirudineen,müssen theilweise unter diesen Gesichtspunkt gestellt wer<strong>de</strong>n. Mannimmt allgemein an, die bei <strong>de</strong>n Lumbricinen <strong>da</strong>s Darmrohr von aussenbelegen<strong>de</strong>n braunkörnigen Zellen stellten eine zellig ausgebreitete Lebervor. Ich theilte früher diese herkömmliche Auffassung a ), musste <strong>da</strong>nn aber<strong>da</strong>bei <strong>de</strong>n Unterschied herausheben, <strong>da</strong>ss bei an<strong>de</strong>rn Thieren (z. B. <strong>de</strong>rLarve vom Ameisenlöwen und <strong>de</strong>n Rotatorien) die Leberzellen die Stelleeines Epithels vertreten, hingegen bei <strong>de</strong>n Lumbricinen aussen am Darmlägen.Wenn man in<strong>de</strong>ssen erwägt, <strong>da</strong>ss auch bei <strong>de</strong>n Lumbricinen, — ichhabe hierauf Lumbricus agricola und Lumbriculus variegatus *) von neuemnäher angesehen, .— diese «Leberzellen» nicht blos <strong>de</strong>n Darmkanal, son<strong>de</strong>rnauch <strong>da</strong>s Rückengefäss und über dieses weit hinaus auch die feineren Gefässebegleiten, ganz vergleichbar <strong>de</strong>n Verhältnissen bei <strong>de</strong>n Hirudineen,so <strong>da</strong>rf man die Ansicht aufstellen, <strong>da</strong>ss diese <strong>de</strong>n Blutgefässen anhaften<strong>de</strong>nZellen morphologisch hieher, d. h. zum zellig-blasigen Bin<strong>de</strong>gewebe, gehörenund nur durch ihre Füllung mit brauner Körnermasse einen beson<strong>de</strong>rnCharakter annehmen.Damit ist in<strong>de</strong>ssen noch keineswegs ausgeschlossen, <strong>da</strong>ss die Zellenphysiologisch nicht am En<strong>de</strong> doch durch ihre secretorische Thätigkeit die«Leber» ersetzen. Im Falle die Chemie nachzuweisen im Stan<strong>de</strong> sein wird,<strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r braunkörnige Stoff dieser Zellen mit <strong>de</strong>m Inhalt unbezweifelbarerLeberzellen 1) Gratiolet, übereinstimmt, Mim. sur 1'Organisation so wür<strong>de</strong> du sich tyttime vielleicht vateulaire eine <strong>de</strong> Aussicht la tangtue eröffnen,medicinal» etc.Ann. d. scienc. nat. 1850, T. XIV. — 2) Als beste Präparationsmetho<strong>de</strong> fin<strong>de</strong> ich, Blntegel ingera<strong>de</strong> ihre innige Beziehung zu <strong>de</strong>n Blutgefässen einigermassen zu be-Essig zu erweichen, <strong>da</strong>rauf Querschnitte zu machen und an solchen <strong>da</strong>s „Lebergewebe"auseinan<strong>de</strong>r zu zerren. — 3) Histologie S. 363. — 4) Mit Bezug auf die Abhandlung Clapare<strong>de</strong>'s,Reck. anat. tur let Otigochetes, Geneve 1862, in welcher die irrigen Angaben G ruhe'süber die blin<strong>de</strong>n Aussackungen <strong>de</strong>s Rückengefässes von Lumbriculut variegatut berichtigtwer<strong>de</strong>n, erlaube ich mir gelegentlich zu bemerken, <strong>da</strong>ss ich <strong>de</strong>n wahren Sachverhalt seitJahren kenne und auch in meiner Histologie S. 436 <strong>de</strong>utlich ausgesprochen habe. Es heisstdort: „Etwas eigenes sind bei I-vmbriculus variegatut die blin<strong>de</strong>ndigen<strong>de</strong>n, contractilen Aussackungen,welche <strong>da</strong>s Rückengefäss, je<strong>de</strong>m Leibessegment entsprechend, abgiebt. Nach<strong>de</strong>m Vor<strong>de</strong>rleibsen<strong>de</strong> zu wer<strong>de</strong>n diese Gefässfortsätze zahlreicher, länger und bil<strong>de</strong>n <strong>da</strong>mitganze Quasten. In ihrer Advtntitia liegen scharfconturirte Körperchen und <strong>da</strong>her sind sietheilweise auch ganz dunkel gefärbt. Sie haben die ttutcularit und alle Zotten einesQuastenpaares contrahiren sich gleichzeitig."Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 3


34Gewebe.greifen. Vor<strong>de</strong>rhand aber sind sie als Bin<strong>de</strong>substanzzellen aufzufassen undihr Inhalt nicht als Galle, son<strong>de</strong>rn als Pigment').Aus <strong>de</strong>m Körper <strong>de</strong>r W i r b e 11 h i e r e könnte zu <strong>de</strong>m zelligblasigenBin<strong>de</strong>gewebe die Substanz <strong>de</strong>r Clior<strong>da</strong> dorsalis gestelltwer<strong>de</strong>n.8. Cuticulargewebe.Dieses Gewebe gehört vorzugsweise <strong>de</strong>n Reihen wirbelloserThiere an; doch nicht ausschliesslich, in<strong>de</strong>m es auch gar mancheBildung bei Wirbelthieren giebt, die unter diesen Begriff zu stellenist. Es besteht aus zelliger Grundlage und <strong>de</strong>n Zellenausscheidungen»Matrix, Zusammensetzung, Verbindung mit an<strong>de</strong>rn Theüen.Die zellige Grundlage o<strong>de</strong>r die Matrix ist entwe<strong>de</strong>r vonepithelartigem Aussehen, auch ein wirkliches, aus geson<strong>de</strong>rten Zellenbestehen<strong>de</strong>s Epithel o<strong>de</strong>r, was ebenso häufig ist, die Zellenlinienverwischen sich, mit an<strong>de</strong>rn Worten, es mangeln die Zellenmembranenund die Matrix erscheint jetzt als weiche, feinkörnigeSubstanz, in <strong>de</strong>r die Zellenkerne liegen. Es giebt zahlreicheFälle, in <strong>de</strong>nen we<strong>de</strong>r im frischen Zustand, noch nach ReagentienZellen als solche isolirt wer<strong>de</strong>n können, vielmehr angenommenwer<strong>de</strong>n muss, die Zellen seien vor Erhärtung ihrer Grenzschicht miteinan<strong>de</strong>rverwachsen. (Sieh. ob. S. 21.)Ferner halte ich für wichtig, <strong>da</strong>ss die eben bezeichnete Matrixin unbestreitbarer Continuität mit <strong>de</strong>m vorhin abgehan<strong>de</strong>ltenzellig-blasigen Bin<strong>de</strong>gewebe steht. Der Fettkörper <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>nund die weichen Hautlagen ihrer Integumente stehen in unmittelbaremZusammenhang.Am Fettkörper eines Insectes o<strong>de</strong>r am zellig - blasigen Bin<strong>de</strong>gewebe,welches beim Flusskrebs ein Blutgefäss begleitet, schei<strong>de</strong>n,wie schon (S. 31) bemerkt, die zelligen Theile eine zarte homogeneUmhüllungsmembran aus, welche als scharfe Contour die mancherleiBalken und Ausläufer <strong>de</strong>s Fettkörpers begrenzt. Ganz so entwickeltdie Matrix an <strong>de</strong>r Körperoberlläche homogene. 11 autlagen.Cuticula. Die ersten Anfänge treten <strong>de</strong>rgestalt in die Erscheinung,<strong>da</strong>ss die freie Fläche <strong>de</strong>r nebeneinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n, epithclartig selbständigeno<strong>de</strong>r verschmolzenen Zellen einen homogenen hell e nSaum erzeugt, <strong>de</strong>r unter manchfacher Verdickung und Erhärtungvon einer weichen homogenen Haut zu einer festen Schale wer<strong>de</strong>nkann. Diese einseitig erfolgen<strong>de</strong>n Zellenabscheidungcn bil<strong>de</strong>n <strong>da</strong>s,was wir seit längerer Zeit Cuticula nennen. (S. ob. H. 2.'>.)Innere Skelettheile <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n. Zahlreiche Arthropo<strong>de</strong>nbesitzen innere Skelettheile unter <strong>de</strong>r Form von mancherleii Ich wur<strong>de</strong> diese Auffassung auch auf die eigentlichen <strong>de</strong>n Darm besetzen<strong>de</strong>n Leberidk'iiaus<strong>de</strong>hnen, wenn nicht hier nach meinen früheren Beobachtungen diese Zellen durchr*t rteuf •riniKe Gestalt an wirkliche einzellige Drüsen erinnerten. Histologie8. W4, fg. u».(Daiui Ton Mail im senkrechten Schnitt.)


Coticulargpwebe. 35Platten, Stäben und zusammengesetzten Gerüsten. Alle diese Bildungenentstehen auf gleiche Weise wie die Cuticula <strong>de</strong>r äussernHaut: als Abscheidungsproducte einer Matrix, die continuirlich mit<strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r äussern Haut und mit <strong>de</strong>m Fettkörper zusammenhängt.Daher erscheinen <strong>de</strong>nn auch schon für die oberflächlicheBesichtigung solche innere Skelettheile als Fortsätze, welche vomHautpanzer nach innen gehen.Aeussere Hautanhänge. Der Hautpanzer besitzt nach aussenmancherlei Anhangsgebil<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re Haare, Stacheln undSchuppen. Auch diese nehmen ihren Ursprung von <strong>de</strong>r Matrixher, in<strong>de</strong>m letztere entwe<strong>de</strong>r fadig auswächst, wobei <strong>de</strong>r fadige Ausläufer<strong>de</strong>m Territorium einer einzigen Zelle entsprechen kann, o<strong>de</strong>res erheben sich, wenn es sich um die Bildung eines starken Haareso<strong>de</strong>r Stachels han<strong>de</strong>lt, mehre Zellenbezirke zu einer Papille, durch<strong>de</strong>ren Abscheidung <strong>da</strong>s Haar o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stachel zu Stan<strong>de</strong> kommt 1 ).Schichtung, Porenkanäle. Die von <strong>de</strong>r Matrix gelieferte homogeneSubstanz o<strong>de</strong>r die Cuticula zeigt sehr allgemein, sobald sieeine gewisse Dicke erreicht hat, sehr regelmässige parallele Schichtungsstreifen,entwe<strong>de</strong>r rein wagrecht o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Rehef <strong>de</strong>r Cuticulaentsprechend in Wellenlinien.Ebenso ist es ein sehr allgemeiner Charakter <strong>de</strong>r Cuticularbildungen,<strong>da</strong>ss sie von senkrechten Kanälen durchsetzt wer<strong>de</strong>n,welche nach Grösse und Form sehr verschie<strong>de</strong>n sind. Die einenstellen die sog. Porenkanäle vor; sie sind in zahlloserMenge vorhan<strong>de</strong>n und so fein, <strong>da</strong>ss sie auch bei starker Vergrösserungnur als zarte Striche gesehen wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r Flächenansichtnehmen sie sich wie dunkle Punkte aus. Die an<strong>de</strong>re Sorte bestehtaus weiten die Cuticula durchdringen<strong>de</strong>n Hohlräumen, die entwe<strong>de</strong>reinfach gera<strong>de</strong> aufsteigen, o<strong>de</strong>r in manchfacher Weise sich krümmen jsie sind entwe<strong>de</strong>r ungetheilt o<strong>de</strong>r verästelt, sie haben ferner entwe<strong>de</strong>rein gleichmässiges Kaliber o<strong>de</strong>r ampullenartige Erweiterungen u. dgl.Je<strong>de</strong>s stärkere Haar sitzt über einem solchen Kanal. In diese Cuticularkanäleerhebt sich sehr allgemein ein Fortsatz <strong>de</strong>r Matrix, selbstwenn sie nicht mit Haaren zusammenhängen 2 ).Entstehung <strong>de</strong>r Porenkanäle. Wie mögen die Cuticularkanälesich bil<strong>de</strong>n? Wenn man sieht, wie noch von <strong>de</strong>n Kanälen <strong>de</strong>r fertigenCuticula fadige Fortsätze <strong>de</strong>r Matrix umschlossen wer<strong>de</strong>n, somuss man annehmen, <strong>da</strong>ss die Kanäle zunächst auf Lücken o<strong>de</strong>r1) Vergl. m. Naturgesch. d. Daphni<strong>de</strong>n, Taf. I, fg. 11; Häckel, Arch. f. Anat. u.Phys. Taf. XIX, fg. 22; Semper, Ztsohrft f. wiss. Zoologie Bd. VHI, Taf. XV. — 2) Valentinhat die Porenkanäle beim Flusskrebs zuerst gefun<strong>de</strong>n (Repertorium f. Anat. u. Pbys.1836): ich habe gezeigt, <strong>da</strong>ss sie bei Krebsen, Spinnen u. Insecten eine allgemeine Verbreitunghaben, Arch f. Anat. u. Phys. 1855, über die Fortsätze <strong>de</strong>r Matrix in die Kanäle sieheTaf. XV. i. B. fg. 9. Ueber beson<strong>de</strong>re Umbildungen dieser Kanäle in <strong>de</strong>n Antennen <strong>de</strong>r Insectejn.siehe m. Abhandlung: Geruchs- u. Gehörorgane <strong>de</strong>r Krebse u. Insecten, Arch. f. Anat.u. Phys. 1860. In meinem Aufsatz üb. Corethra, Ztsch. f. wiss. Zool. 1851 ist wohl <strong>da</strong>s vermeintliche„fe<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Bändchen" ebenfalls <strong>de</strong>r Hautkanal unterhalb <strong>de</strong>r Borsten.


36 Gewebe.Hohlräume zurückzufuhren sind, welche innerhalb <strong>de</strong>r geschichtetenCuticula zur Aufnahme eines solchen Fortsatzes <strong>de</strong>r Matrix bleiben.Und wenn ein solcher Fortsatz als Auswuchs nur einer einzigenZelle o<strong>de</strong>r eines Zellenbezirkes erscheint, so ist weiter zu schliessen,<strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Kanal unter Betheiligung einer Zelle in <strong>de</strong>r Weise entstan<strong>de</strong>nist, wie etwa die unter <strong>de</strong>m Namen Bin<strong>de</strong>gewebskörperchenbekannten Lücken <strong>de</strong>s gewöhnlichen Bin<strong>de</strong>gewebes.Es fragt sich, <strong>da</strong>rf man diese Entstehung auch für die „Porenkanäle"in Anspruch nehmen? Ich habe Grund, eine <strong>de</strong>rartigeGenese in manchen Fällen für wahrscheinlich zu halten. An <strong>de</strong>rCuticula im Darm <strong>de</strong>r Raupen fieles mir längst auf, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r von„Porenkanälen" durchsetzte Cuticularsaum nach Einwirkung vonWasser sich in einen anscheinen<strong>de</strong>n Haarbesatz umän<strong>de</strong>rt, ganzähnlich wie solches auch Brett au er und Steinach *) am Epithel<strong>de</strong>r Darmzotten beobachtet haben. Sic betrachten <strong>de</strong>n Cuticularsaumals ein Aggregat von Stäbchen und heben überdies noch hervor,<strong>da</strong>ss diese Stäbchen mit <strong>de</strong>m Zelleninhalte in näherer Verbindungstehen, als mit <strong>de</strong>r Zellenmembran.Nach <strong>de</strong>m Vorgesagten und zu <strong>de</strong>r Annahme neigend, <strong>da</strong>ss dieweiten Kanäle und die Porenkanäle zu verwandter Natur sind, als<strong>da</strong>ss sie einen wesentlich verschie<strong>de</strong>nen Ursprung haben wer<strong>de</strong>n,bin ich <strong>de</strong>r Ansicht, <strong>da</strong>ss die Zellen o<strong>de</strong>r Zellenbezirke (Protoplasmenohne Membran) in Härchen auswachsen, wie die Flimmerzellen. DieBich absetzen<strong>de</strong> Cuticularsubstanz kann nur zwischen <strong>de</strong>n HärchenPlatz nehmen und diese umschliessen. Da man aber später wenigstensmit unseren jetzigen Instrumenten an <strong>de</strong>m Hautpanzer <strong>de</strong>rArthropo<strong>de</strong>n keine Fortsätze <strong>de</strong>r Matrix in die Porenkanäle aufsteigensieht, was wie bemerkt, an <strong>de</strong>n grösseren <strong>de</strong>r Fall ist, sosind wahrscheinlich, nach<strong>de</strong>m einmal die Porenkanäle fertig waren,die ersteren eingegangen und <strong>de</strong>r Kanal erscheint blos mit Flüssigkeito<strong>de</strong>r, wozu ich Beispiele ent<strong>de</strong>ckte, mit Luft gefüllt.Nach dieser Auffassung wären somit auch die Porenkanäle unterBetheiligung von Zellen entstan<strong>de</strong>n, etwa in <strong>de</strong>r Weise wie dieRöhrcheu <strong>de</strong>s Zahnbeins o<strong>de</strong>r die feinen Ausläufer <strong>de</strong>r Knochenkörperchen.Andrerseits scheint es Fälle zu geben, wo die Porenkanäle <strong>de</strong>r Cuticulaschon in einem r ö h r i g e n Bau <strong>de</strong>s Protoplasma (S. 1!}) gewissermassenvorgebil<strong>de</strong>t sind. Ich verweise in dieser Beziehung auf dievon mir*) zuerst gemachte Wahrnehmung, <strong>da</strong>ss Epithelzellen vorkommen,<strong>de</strong>ren Protoplasma in breiter Zone fein radiär gestreiftist, in Linien, die man auf sehr feine Kanäle beziehen könnte. Hiern, Sittb., '*• »0}


Cnticolargewebe. 37liegt <strong>da</strong>nn nahe, die Kanäle <strong>de</strong>r Cuticula einfach als Fortsetzungen<strong>de</strong>r Kanäle <strong>de</strong>s Protoplasma zu betrachten.Farbe <strong>de</strong>r Cuticularsubstanzen. Intercellularsubstanzen sindfast immer (eine Ausnahme bil<strong>de</strong>n z. B. die grünen Knochen vonBelone *) farblos; auch die Extrac.ellularsubstanzen verhaltensich häufig so, namentlich wo sie weich sind und im Innern<strong>de</strong>s Körpers vorkommen. Sobald sie aber stark erhärten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>r Körperoberfläche mit Licht und Luft in Berührung treten, färbensie sich.oft gelb, roth, braun, grün, schwarz in verschie<strong>de</strong>nen Abstufungen.Auch die Intima <strong>de</strong>r Tracheen, ebenfalls hieher gehörig,nimmt unter <strong>de</strong>r erhärten<strong>de</strong>n Einwirkung <strong>de</strong>r Luft gelbliche undbräunliche Schattirungen an.Sculptur <strong>de</strong>r Cuticula. Die Aussenfläche <strong>de</strong>r Cuticularbildungenist entwe<strong>de</strong>r glatt o<strong>de</strong>r durch mancherlei Sculpturen ausgezeichnet.An <strong>de</strong>m Hautpanzer <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n sind am vorherrschendstenrautige Streifen und schuppenartige Figuren. In manchen, jedochentschie<strong>de</strong>n selteneren Fällen kann diese, einem Epithel ähnlicheTäfelung <strong>da</strong>rauf zurückgeführt wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die <strong>da</strong>runter liegen<strong>de</strong>nzelligen Elemente <strong>de</strong>r Matrix, während sie die Cuticula nach aussenabsetzen, auch noch ihre Umrisse in <strong>de</strong>r letzteren wie<strong>de</strong>rspiegeln.Meist in<strong>de</strong>ssen haben die fel<strong>de</strong>rartigen Zeichnungen <strong>de</strong>s Hautpanzersmit Zellen nichts zu schaffen, auch erlei<strong>de</strong>n die fel<strong>de</strong>rartigen Liniengar manche Abän<strong>de</strong>rungen, die sich nicht mehr ins Zellenschemaschicken 2 ).Betrachtet man die Plastik <strong>de</strong>r Hautoberfläche <strong>de</strong>r Thierweltvon einem allgemeineren Standpunkt, so fin<strong>de</strong>n wir, <strong>da</strong>ss die Naturan diesem Orte eine gefel<strong>de</strong>rte, oft an ein colossales Epithel erinnern<strong>de</strong>Sculptur häufig anzubringen hebt. Viele Hautstellen vonSäugern, Vögeln, Reptilien und Fischen, sowie zahlreiche Wirbellosezeigen eine Täfelung <strong>de</strong>r Hautoberfläche, die mit elementarenZellen nichts als die Umrisse gemein hat. (S. ob. S. 20.)Chitinisirung, Verkalkung. Die Cuticularbildungen erfahrenhäufig eine eigenthümliche Härtung, o<strong>de</strong>r wie man kurzweg sichausdrückt, die Substanz chitinisirt 9 ). Hat <strong>de</strong>r Härtungsprozesseinen gewissen höheren Grad erreicht, <strong>da</strong>nn legt die Cuticula einegrosse Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit gegen Kahlauge an <strong>de</strong>n Tag, in jüngerenZustän<strong>de</strong>n jedoch, wozu ich längst Belege geliefert 4 ), bleiben Cuticularsubstanzenselbst in kalter Kalilauge nicht unversehrt.In an<strong>de</strong>rer Weise steigert sich die Härtung <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>sskohlensaurer und phosphorsaurer Kalk in die Cuticulasich absetzt. Der Chitinpanzer vieler Krustenthiere Uefert hierzu1) Vergl. m. Beobachtungen hierüber im Arch. f. Anat. u. Phys. 1854, 8. 323. — ») Vergl.in. Histol. S. 112. — 3) Von /ITOIK Panzer, weil man zuerst an <strong>de</strong>n Hautbe<strong>de</strong>ckungen <strong>de</strong>rKäfer u. Krebse auf diese Härtungsproducte aufmerksam wur<strong>de</strong>. — 4) Rotatorien, Ztsch. f,wies. Zoologie 1851, s. BS. 65.


Gewebe.ein Beispiel. Die Kalkablagerung erfolgt in die homogeneGrundsubstanz, während die Kanäle <strong>da</strong>von frei bleiben. Der Ent<strong>de</strong>cker<strong>de</strong>r Porenkanäle beim Flusskrebs, Valentin, war freilich<strong>de</strong>r Ansicht, die feinen Porenkanäle erschienen <strong>de</strong>sshalb als dunkleStriche, weil <strong>de</strong>r kohlensaure Kalk in <strong>de</strong>n Röhrchen enthalten sei.Ein Andrer hatte anbei schon bemerkt, <strong>da</strong>ss es ihm nicht geglücktwäre, eine Ablagerung von kohlensaurem Kalk in <strong>de</strong>n Hautkanälenzu beobachten. Ich habe mich bei <strong>de</strong>r ersten Untersuchung überzeugt,<strong>da</strong>ss die Kanäle nicht <strong>de</strong>n Kalk enthalten, son<strong>de</strong>rn dieserlediglich mit <strong>de</strong>r Grundsubstanz verbun<strong>de</strong>n sei. Die schwarze Farbe<strong>de</strong>r Kanäle rühre von ihrer Enge (Beschattung) her l ).Historisches. Ich nehme mir die Freiheit, an dieser Stelle Einigesaus meinen eigenen Arbeiten auszuheben, um an <strong>de</strong>n Antheil, <strong>de</strong>n ich in<strong>de</strong>r behan<strong>de</strong>lten Frage beanspruchen kann, zu erinnern.In meinem Aufsatze über Piscicola '), welcher in einer Zeit erschien (1849),in <strong>de</strong>r die an<strong>de</strong>rn Beobachter <strong>de</strong>n Bau und <strong>da</strong>s Herkommen <strong>de</strong>r Cuticularbildungenentwe<strong>de</strong>r ganz unberücksichtigt gelassen, o<strong>de</strong>r wenn sie <strong>da</strong>raufeingegangen waren, völlig irrig aufgefasst hatten, beschrieb ich <strong>da</strong>s strueturloseOberhäutchen verschie<strong>de</strong>ner Anneli<strong>de</strong>n und die <strong>da</strong>runter gelegene Zellenschicht.Dann heisst es: -Was die Entwicklung dieses Häutchens betrifft,so halte ich es für ein einfaches Ausscheidungsprodukt <strong>de</strong>r <strong>da</strong>runter gelegenenZellenschicht. Man trifft nämlich ganz junge Clepsinen (noch amLeibe <strong>de</strong>r Mutter hängend), die eben im Begriff sind, sich zu häuten. Hatsich nun wirklich <strong>da</strong>s Oberhäutchen continuirlich abgeschält, so bil<strong>de</strong>t blossdie Zellenschicht die Begrenzung <strong>de</strong>s Thieres; <strong>da</strong>s homogene Oberhäutchen,welches bald nach dieser Häutung wie<strong>de</strong>r auftritt, muss domnach wohl von<strong>de</strong>r Zellenschicht abgeson<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n sein. Denn es etwa aus verschmolzenenZellen entstehen zu lassen, <strong>da</strong>zu ist kein sichtbarer Grund vorhan<strong>de</strong>n.»Bald <strong>da</strong>rauf komme ich in meiner Abhandlung über Paludina ") aufdie Intima <strong>de</strong>s Nahrungsrohrs zu sprechen. Dieselbe erscheine als «glashelledicke Schicht» und entstehe <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss «<strong>da</strong>s verdickte, <strong>da</strong>s Lichtstärker brechen<strong>de</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Cyliii<strong>de</strong>rzellen durch Aneinan<strong>de</strong>rlagerung <strong>de</strong>rverdickten Stellen <strong>da</strong>s Bild einer homogenen Membran» geben. Ich führedort weiter aus, wie die einer wirklichen Haut so ähnliche Schicht beilängerem Verweilen <strong>de</strong>s Präparates in Wasser und bei langsamer Einwirkungvon Essigsäure nach und nach schwin<strong>de</strong>t, in<strong>de</strong>m die Cylin<strong>de</strong>rzellen an ihremfreien En<strong>de</strong> sich aufblähen und auseinan<strong>de</strong>rweichen; die Flimmerhärchen,welche vorhin auf <strong>de</strong>r structurlosen Membran aufsassen, gehören jetzt <strong>de</strong>maufgeblähten En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Cylin<strong>de</strong>rzellen zu.In <strong>de</strong>mselben Jahre (1850) machte ich meine Untersuchungen über <strong>de</strong>nArgulus *) bekannt und hinsichtlich <strong>de</strong>r Cuticula <strong>de</strong>r äusseren Hautbe<strong>de</strong>ckungfasse ich, ohne mich nochmals auf eine umständliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzungeinzulassen, <strong>da</strong>s Ergebniss meiner Beobachtungen <strong>da</strong>hin zusammen: «unzweifelhaftbil<strong>de</strong>n diese Zellen (unterhalb <strong>de</strong>r Chitinlage) die Matrix für diehomogene Cuticula und letztere ist eben <strong>da</strong>s Abson<strong>de</strong>rungsproduct <strong>de</strong>r Zellen.»l) Arch. f. Anat. u. Phys. 1855. 8. 37». LVher die Kalkablagerung bei Daphni<strong>de</strong>n u.Ostraco<strong>de</strong>n In meiner s. m. Katurgesch. Arbeit: d. Kleinere Daphni<strong>de</strong>n Mittheilungen 8. 15, 8. 142, IM zur etc.; thierischen über Kalkablagirung üewebs-in<strong>de</strong>r Haut <strong>de</strong>r Iiisenon, m. Aufsats im Arch. f. Natnrgpschlehte IWfci, 8. 1&7. — t) Ztsclirftl wtss. Zool. Bd. I. 1»«. — 3 Eben<strong>da</strong>selbst, Bd. II, inj». 8. lflg, 103, 164. - i> lieber Aryuluefolimceut. Ein Beitrag zur AnaUimie, Histologie u. Kntwieklungsgeschirlite dieses Tbl'res.zuch.f. wiai. Zoologie, uw.


Cuticulargewebe. 39lehre '), äussere ich mich wie<strong>de</strong>r näher über <strong>de</strong>n Modus solcher Abscheidungen:«Man nimmt (am Sipho von Lithodomus) wahr, <strong>da</strong>ss im frischenZustan<strong>de</strong> eine dicke helle Cuticula mit klaren Wimpern die Grenze <strong>de</strong>sgenannten Organ es bil<strong>de</strong>t. Nach an<strong>de</strong>rwärts gemachten Erfahrungen liesssich vermuthen, <strong>da</strong>ss die Cuticula nur scheinbar eine selbstständige Hautsei und <strong>da</strong>ss sie nach Zusatz von Reagentien sich zusammengesetzt zeigenwer<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m freien homogenen verdickten En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r einzelnen Flimmerzellen.Bei Zusatz von Kalilauge aber hob sie sich als wirkliche glashelleMembran, die Flimmerhärchen tragend, in grosser Aus<strong>de</strong>hnung ab. Mirscheint die Sache so erklärt wer<strong>de</strong>n zu müssen, <strong>da</strong>ss man annimmt: dieverdickte helle Schicht, welche bei.Wirbelthieren und Wirbellosen häufigdie Cylin<strong>de</strong>r- und Flimmerzellen auszeichnet und durch die regelmässigeAneinan<strong>de</strong>rlagerung <strong>de</strong>r Zellen nicht selten eine homogene Haut, eine Cuticula,o<strong>de</strong>r im Innern <strong>de</strong>s Körpers eine Tunica intima nachahmt, kannwirklich an <strong>de</strong>n einzelnen Zellen miteinan<strong>de</strong>r verwachsen, so <strong>da</strong>ss nach Einwirkungvon Reagentien ein selbstständiges hautartiges Gebü<strong>de</strong> isolirtwer<strong>de</strong>n kann.»Hiermit ist bereits <strong>da</strong>rgethan, <strong>da</strong>ss ich schon zu einer Zeit, als nochNiemand sonst eine Erklärung über die Entstehung <strong>de</strong>r Cuticulae gegebenhatte, dies that und zwar ganz in <strong>de</strong>m Sinne, als es später und jetzt von<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Seiten her geschieht. Nicht Häckel o<strong>de</strong>r Köllikerson<strong>de</strong>rn ich habe zuerst gezeigt, <strong>da</strong>ss die Cuticula <strong>de</strong>r Würmer,, Weichthiereund Krebse eine Ausscheidung <strong>da</strong>runter gelegener Zellen sei 2 ).In meinen vorher erwähnten Arbeiten war die unter <strong>de</strong>r Cuticula gelegeneSchicht immer eine <strong>de</strong>utliche Zellenlage, ein Epithel gewesen 8 ). Alsich die Rotatorien studirte, ergab sich, <strong>da</strong>ss die unter <strong>de</strong>r Cuticula <strong>de</strong>räusseren Haut gelegene Matrix nicht aus eigentlichen Zellen bestand, son<strong>de</strong>rnaus einer weichen homogen-körnigen Grundmasse mit eingestreuten Nuclei.«Man <strong>da</strong>rf wohl annehmen, — bemerkte i'ch hiezu'), — <strong>da</strong>ss (die Matrix)aus <strong>de</strong>r miteinan<strong>de</strong>r verschmolzenen Masse <strong>de</strong>r Furchungskugeln hervorging,ehe dieselben zu Zellen wur<strong>de</strong>n; die Kerne <strong>de</strong>r Furchungskugeln bliebenzurück und <strong>da</strong> die homogene Masse mit <strong>de</strong>m allgemeinen Wachsen <strong>de</strong>sThieres an Aus<strong>de</strong>hnung zunimmt, die Kerne sich aber nicht vermehrten, sokommen sie in späterer Zeit ziemlich weit auseinan<strong>de</strong>r zu liegen.»Diese Beobachtung in Verbindung mit <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn von mir gefun<strong>de</strong>nenThatsache, <strong>da</strong>ss die gekennzeichnete Matrix nach innen in <strong>de</strong>n LeibesraumFiortsätze ab giebt, durch welche die Eingewei<strong>de</strong> zum Theil andie Haut befestigt, zum Theil untereinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, musste aufmerksammachen, <strong>da</strong>ss die Bezeichnung «Epithel» nicht als allgemein gültigfür die Matrix <strong>de</strong>r Cuticula <strong>de</strong>r äussern Haut anzusehen sei.Diese Auffassung gewann für mich an Bo<strong>de</strong>n, als ich <strong>da</strong>s Jahr <strong>da</strong>raufdie Haut verschie<strong>de</strong>ner Krebse, Spinnen und Insecten näher prüfte 6 ). Auchhier ergab sich, einmal <strong>da</strong>ss die Matrix <strong>de</strong>s Hautpanzers <strong>da</strong> und dort nichtaus einem eigentlichen Epithel, d. h. aus wohl begrenzten Zellen bestehe,son<strong>de</strong>rn aus nackten und zum Theil verschmolzenen Zellen, was ich immerso ausdrückte: «die Matrix <strong>de</strong>r Cuticula sei eine weiche körnige Lage mitKernen; die Körnchen können um die Kerne so gelagert sein, <strong>da</strong>ss die1) Archiv f. Anat. u. Fhysiol. 1854. S. 302. — 2) Kölliker hat in seiner Abhandlung:Haut Unters, wie z. vergleichen<strong>de</strong>n aus Zellen zusammengesetzt Gewebelehre, Würzb. sich Verhandlungen ausnehme», Bd. aber VIII, ich meine vermied Angaben mitignorirt, Absicht, so zu <strong>da</strong>ss sagen, es für Manche es seien <strong>de</strong>n Zellen. Anschein hat Warum? gewinnen Es können, fehlte als gehöre eben die eine Priorität abihmzu. — 8) Auch bei Artemia u. Branehiput. Ztschrft f. wiss. ZooL 1851. S. SOS. — 4) Bä<strong>de</strong>rthiere,Ztschrft f. wiss. Zool. 1854. S. 104. — 5) Archiv f. Anat. u. Phys. 1855, z. B. S. 384,389.


40 Gewebe.grenzen<strong>de</strong> Haut, die man <strong>da</strong>zumal für einen durchaus notwendigenBestandteil <strong>de</strong>r Zellen ansah; es mochte vielleicht An<strong>de</strong>rn geschraubt vorkommen,wenn ich von «Bezirken <strong>de</strong>r Molecularmasse um die Kerne» undnicht von «Zellen» sprach, aber die von mir gewählte Bezeichnung hält sichgenau an <strong>da</strong>s Thatsächliche. (S. bereits ob. S. 21.)Und warum umging ich zweitens <strong>de</strong>n Ausdruck «Epithel»? Unterdiesem Namen verstand man und versteht man jetzt noch hautartige Zellenlagen,die freie Körperflächen <strong>de</strong>cken und wenn man selbst von <strong>de</strong>n Zellenmembranenund <strong>de</strong>r Isolirbarkeit einzelner Zellen absieht, doch für sichbestehen, nicht aber mit unbezweifelbarer Bin<strong>de</strong>substanz continuirlichzusammenhängen dürfen.Nun hatte ich aber bereits bei <strong>de</strong>n Rotatorien hervorgehoben, <strong>da</strong>ss dortbestimmt zu beobachten sei. wie von <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula weg unter<strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong> verzweigter Zellen ein Netzwerk homogener Substanz mit Kernensich zwischen Haut und Eingewei<strong>de</strong> ausspanne '). Es ist dies <strong>da</strong>s Homologoneines Fettkörpers. Und bei Krebsen, Spinnen und Insecten ist es nicht an<strong>de</strong>rs.Auch bei ihnen hängt die Matrix <strong>de</strong>r Cuticula, wie ich in meiner Histologie ')ausdrücklich bemerkte, «mit <strong>de</strong>m weichen interstitiellen Bin<strong>de</strong>gewebe <strong>de</strong>sKörpers zusammen.» Noch näher habe ich meine Beobachtung über diesen Tunktbei <strong>de</strong>n Daphni<strong>de</strong>n vorgelegt und <strong>da</strong>s Ergebniss war: «Die Matrix <strong>de</strong>s Hautpanzers,<strong>de</strong>r Fettkürper, die äussere Haut (sog. Peritonealhülle) <strong>de</strong>r Tracheenstehen in innigem Continuitätsverhältniss und sind ursprünglich ein und <strong>da</strong>sselbe.»Wie verträgt sich <strong>da</strong>s Alles mit <strong>de</strong>m, was man hergebrachter Weiseein «Epithel» nennt?Fasse ich <strong>da</strong>s bis jetzt Vorgebrachte kurz zusammen, so war ich durchmeine Untersuchungen bis zum Jahr 1855 zu <strong>de</strong>n zwei Sätzen gelangt:1) Die Cuticularbildungen sind als Abscheidungen einerMatrix zu betrachten, welche entwe<strong>de</strong>r aus distincten Zellenbesteht, o<strong>de</strong>r aus verschmolzenen Zellen. 2) Die Matrix hängtmit echtem Bin<strong>de</strong>gewebe <strong>de</strong>s Körpers continuirlich zusammen.Es musste jetzt für mich die Frage entstehen, in welche grössere Gruppevon Geweben sind die Cuticularbildungen einzureihen. Die älteren Beobachterrechneten sie zum Epithelial- o<strong>de</strong>r Horngewebe. Man ging hiebei<strong>da</strong>von aus, <strong>da</strong>ss bei höheren Thieren die äusserste Hautlage o<strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmiseine Zusammensetzung aus Zellen zeigt. Nun sind an <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>rSchale vieler Glie<strong>de</strong>rfüssler ebenfalls zellige o<strong>de</strong>r gefel<strong>de</strong>rte Zeichnungenleicht zu erblicken und meine Vorgänger nahmen keinen Anstand, <strong>de</strong>mHautpanzer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r äusseren festen Hautlage <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n einen zelligenBau zuzuschreiben, somit dieselben <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis <strong>de</strong>r Wirbelthiere zu vergleichen.Dem entgegen habe ich zuerst*) gezeigt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Hautpanzer<strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n keineswegs aus Zellen zusammengesetzt sei, son<strong>de</strong>rn aushomogenen, geschichteten Massen bestehe, welche von feinern und stärkernPorenkanälen durchsetzt seien.Zwei Dinge, die untereinan<strong>de</strong>r im Bau so verschie<strong>de</strong>n sind, wie <strong>da</strong>sHorngewebe und <strong>de</strong>r Schalenpanzer, können nicht zusammengereiht wer<strong>de</strong>n.Ich brachte die Chitinhüllen unter die Gewebe <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz und, wioich glaube, mit gutem Grund.Erstens berief ich mich auf die Aehnlichkeit, welche bin<strong>de</strong>gewebigeHäute t) Daas und sich dickere auch Chintinlagen die Muskeln <strong>de</strong>« (von Körpers Insecten) an dieser auf Lage <strong>de</strong>m festheften, senkrechten habe SchnitteIch (sieb.zeigen, Rä<strong>de</strong>rthiere, namentlich ». B. 8. »5, wenn fg. 17e) letztere ebenfalls zuvor erwähnt mit und Kalilauge gezeichnet. behan<strong>de</strong>lt — *) 8. Hl wer<strong>de</strong>n. (Hautpanier;.- I) Archiv f. Anat. u. Phys. ifüS, z. B. 8. S77, S8S, 385; Histologie , g. im,Hier wie dort hat man regelmässig geschichtete homogene Massen, die


Cnticulargewebe. 41durchsetzt sind von Hohlräumen und die Lücken <strong>de</strong>r in Kalilauge macerirtenChitinhaut zeigen mitunter in <strong>de</strong>r Art ihrer Begrenzung eine lebhafte Uebereinstimmungmit <strong>de</strong>n sog. Bin<strong>de</strong>gewebskörpern <strong>de</strong>r Wirbelthiere. Durchihre zarten verästelten Ausläufer wird die homogene Grundsubstanz ebensoin cylindrische Massen abgesetzt, wie im Bin<strong>de</strong>gewebe <strong>de</strong>r Wirbelthiere diesog. Bin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>l entstehen ').Zweitens — und dieser Punkt hat mir von Anfang an für sehr be<strong>de</strong>utungsvollgegolten — die Substanz <strong>de</strong>s Hautpanzers und die manchfacheninneren Skelettheile, welche mitunter so entwickelt bei verschie<strong>de</strong>nenArthropo<strong>de</strong>n sich fin<strong>de</strong>n, stehen in unbezweifelbarer Continuität! Zuwelcher seltsamen Auffassung, um nur Eines zu erwähnen, wür<strong>de</strong> es führen,z. B. <strong>da</strong>s innere Skelet im Schä<strong>de</strong>l eines Dylicus marginalis, sammt Sklerotika,die ebenfalls ein Theil dieses inneren Gerüstes ist, zur Epithelialformationzu stellen.Häckel 2 ) macht freilich die Einre<strong>de</strong>, <strong>da</strong>ss dieser continuirliche Uebergang«wahrscheinlich nicht existirt.» Allein alle meine Beobachtungen überzeugenmich von <strong>de</strong>r Wirklichkeit dieses continuirlichen Zusammenhanges.Die innern Skelettheile <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Hautpanzer gehören histologischzusammen. Und wie unter <strong>de</strong>r Hautschale eine weiche, zellig-bin<strong>de</strong>gewebigeMatrix ruht, so umgiebt die innern Skelettheile eine äussere weichezellige Umhüllung, die in eben <strong>de</strong>r Continuität zu <strong>de</strong>r Matrix steht, wie<strong>de</strong>r innere Skeletfortsatz zu <strong>de</strong>m Hautpanzer s ).Somit bleibe ich bei <strong>de</strong>r Ansicht, <strong>da</strong>ss ein Gewebe, welches schon nach<strong>de</strong>m gewöhnlichen Sprachgebrauch <strong>da</strong>s Skelet <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rfüssler.bil<strong>de</strong>t, zurBin<strong>de</strong>substanz zu stellen sei.Von Beobachtern, welche sich unter<strong>de</strong>ssen mit <strong>de</strong>r hier verhan<strong>de</strong>lten Frageeinlässlicher beschäftigt haben, ist Gegenbaur 4 ) zu nennen, aus <strong>de</strong>ssen Arbeithervorgeht, <strong>da</strong>ss bereits einige <strong>de</strong>r von mir betonten Sätze Zustimmungerhalten. Er fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Vergleich <strong>de</strong>r Cuticularbildungen mit Bin<strong>de</strong>substanzvon gewisser Seite her für zulässig, doch will er kein völliges Aequivalent<strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes in <strong>de</strong>r Integumentbildung erkennen, namentlich nicht diePorenkanäle als <strong>da</strong>s Homologe <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen ansehen.Innre Cuticularbildungen. Im Vorausgegangenen war es vorzugsweisedie Cuticula <strong>de</strong>r äussern Haut, <strong>de</strong>r wir unsere Aufmerksamkeitzugewen<strong>de</strong>t haben. Eine an<strong>de</strong>re weit verbreitete Form ist dieIntima <strong>de</strong>r Tracheen 9 ).Dieselbe hat hier an dieser Stelle eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<strong>de</strong>sshalb für uns, weil sie wie<strong>de</strong>r als Abscheidung von „Zellen"auftritt, die Niemand ein „Epithel" heissen wird. Diese Haut, Peritonealhülle<strong>de</strong>r frühern Autoren, gehört zum Bin<strong>de</strong>gewebe, stehteinerseits mit <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>s Hautpanzers, andrerseits mit <strong>de</strong>m Fettkörperin unzweifelhafter Continuität und ist eben ein Theil von ihm;und wie an diesem die Zellen häufig miteinan<strong>de</strong>r verschmolzensind, so auch hier. An manchen Orten gewinnen zwar die Zellen<strong>da</strong>s Aussehen <strong>de</strong>s zellig-blasigen Bin<strong>de</strong>gewebes, sowie ein an<strong>de</strong>rmal,1) Oben S. 36 wur<strong>de</strong>n bereits die Kanäle <strong>de</strong>r Chitinhaut u. <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes wegen ihrerGenese zusammengestellt. — 2) Häckel, Gewebe <strong>de</strong>s Flusskrebses, Archiv f. Anat. u. Phys.1857. — 3) Vgl. m. Naturgesch. d. Daphni<strong>de</strong>n. S. 18, S.25. — 4) Gegenbaur, Anat. Unters.eines Limulut mit beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung <strong>de</strong>r Gewebe, (Abhandlungen- d. naturf. Gesellscb.in Halle 1858.) Vergl. auch Baur, Arch. f. Anat. u. Phys. 1860, <strong>de</strong>r wenigstens <strong>da</strong>s„Epithelium" bestreitet. — 5) Vergl. m. Beobachtungen über <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Tracheen im Arch.f. Anat. u. Phys. 1855, S. 458 «f.; Histologie S. 386.


42 Gewebe.namentlich wenn Pigment zugegen ist, <strong>da</strong>s Bild sehr epithelähnlichwer<strong>de</strong>n kann, gera<strong>de</strong> wie an <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>s Hautpanzers; allermeistaber erhalten sich nur die Zellenkerne innerhalb einer körnigenMasse. Noch weniger wird man sieh versucht fühlen, solche verästelte,weit auseinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong> Zellen, wie sie z. B. bei Corethra*)vorkommen, o<strong>de</strong>r Netzwerke von Zellen, in <strong>de</strong>ren Innerm die Intiniasich abschei<strong>de</strong>t, Epithelzellen zu nennen.Die Intima <strong>de</strong>r Tracheen stellt somit ein Beispiel einer Cuticularbildung<strong>da</strong>r, bei welcher die zelligen Elemente, welche sie absetzen,continuirlich in unbestrittenes Bin<strong>de</strong>gewebe übergehen.Eine dritte Gruppe von Cuticularabscheiduugen fin<strong>de</strong>t sich auf<strong>de</strong>r Innenfläche <strong>de</strong>s Nahrungsrohres 2 ) zahlreicher Wirbellosenund <strong>de</strong>r Drüsen s ) vieler Arthropo<strong>de</strong>n; <strong>da</strong>sselbe steht an <strong>de</strong>nKörperöffnungen in continuirlichera Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Hautskeletund stellt wie<strong>de</strong>r alle Gra<strong>de</strong> von einer weichen, kaum selbständigenCuticula bis zu dicken Häuten, stark chitinisirten undselbst verkalkten Zähnen, „Magenskeleten" und <strong>de</strong>rgl. <strong>da</strong>r.Die Zellenschicht, welche hier die Cuticula erzeugt, ist in <strong>de</strong>nmeisten Fällen als ein typisches Epithel anzusehen, und es sträubensich <strong>da</strong>her alle Histologen, <strong>da</strong>s von diesen Zellen gelieferte Producff zurBin<strong>de</strong>substanz zu zählen. Ich fühle wohl, wie es unsrer herkömmlichenAuffassung schnurstraks entgegen läuft, die Innenfläche <strong>de</strong>sNahrungsschlauches von „Bin<strong>de</strong>substanz" begrenzt sein zu lassen.Allein ich gebe Folgen<strong>de</strong>s zu erwägen:Zwischen <strong>de</strong>r homogenen Membran, welche ;ils einfache Linie<strong>de</strong>n Balken eines Fettkörpers begrenzt (S. 31, S. 34), und <strong>de</strong>m Ilautpanzersowie <strong>de</strong>n harten innern Skeletstücken ist, was die Entstehungdieser Bildungen betrifft, kein Unterschied vorhan<strong>de</strong>n. Fasst man dieMatrix 'lieser. Theile als Epithclialformationen auf, so muss manallerdings, wie es von An<strong>de</strong>rn geschieht, sagen, die innern Skelettlieileentstehen in Duplicaturen <strong>de</strong>s Hautepitliels, aber <strong>da</strong>nn müsstcman folgerichtig auch sagen, <strong>de</strong>r Fettkörper und alles interstitielleC»ewebe <strong>de</strong>s Lcihcsr.uunes, so auch die Peritonealhülle <strong>de</strong>r Tracheen<strong>da</strong> alle diese Partien ein einziges, uutheilharcs (Ganzes bil<strong>de</strong>n, sind„Epithel". Wer wird sich aber zu einer so euriosen Ansicht bekennenwollen?Da ich nun aber an<strong>de</strong>rseits zuzugestehen habe, <strong>da</strong>ss dieZellen, welche die Cuticula <strong>de</strong>s Nahrungsrohres und <strong>de</strong>r Drüsenentstehen \n»


Cuticnlargewebe. 43po<strong>de</strong>n <strong>da</strong>s Epithel <strong>de</strong>r äussern Haut und die Bin<strong>de</strong>substanz<strong>de</strong>s Leibesraumes im Grun<strong>de</strong> eins und <strong>da</strong>sselbesind und nur local <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn Charakter, diesen o<strong>de</strong>rjenen Zug ihres Verhaltens, mehr entwickeln. (Vgl. auch S. 31.)Bei <strong>de</strong>n Wirbelthieren, wo ja <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s Epithels zuerstaufgekommen ist, herrscht allerdings zwischen ihm und <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanzein schärfer hervortreten<strong>de</strong>r Gegensatz, obschon es auchhier in neuerer Zeit nicht an Angaben fehlt, <strong>da</strong>ss ein Epithelialgewebezu Bin<strong>de</strong>substanz wer<strong>de</strong>n kann. Ich erinnere z. B. an <strong>da</strong>s,was über <strong>da</strong>s Gallertgewebe <strong>de</strong>s Schmelzorgans durch Huxleybekannt gewor<strong>de</strong>n ist.Dann möchte ich noch auf einen an<strong>de</strong>rn Umstand aufmerksammachen, welcher zeigt, wie immer weniger allgemein <strong>de</strong>r herkömmlicheBegriff <strong>de</strong>s „Epithels" anwendbar wird.Das Drüsenepithel bei Arthropo<strong>de</strong>n ist häufig nichts an<strong>de</strong>resals eine Ansammlung lauter dicht zusammengereihter, echt einzelligerDrüsen, wovon je<strong>de</strong> ihren beson<strong>de</strong>ren chitinisirten Ausführungsganghat. Wem dies 'etwas unglaublich dünkt erlaube ich mir aufmeine hierauf bezüglichen ins Einzelne gehen<strong>de</strong>n Darstellungen *) zuverweisen.Die Epi<strong>de</strong>rmiszellen <strong>de</strong>r Hydren mit <strong>de</strong>n Angelorganen kannman gleichfalls für einzellige Drüsen ansehen 2 ), nicht min<strong>de</strong>r dieHautzellen <strong>de</strong>r Turbellarien, insofern sie die Stäbchen erzeugen.Bei manchen im Wasser leben<strong>de</strong>n Wirbelthieren liegen, wieich 8 ) zuerst gefun<strong>de</strong>n, zwischen <strong>de</strong>n gewöhnlichen Zellen <strong>de</strong>s Epithelsund <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis Bildungen, welche ich „ Schleimzellen"genannt und schon früher <strong>de</strong>n einzelligen Drüsen gewisser Anneli<strong>de</strong>n•etc. verglichen habe.In <strong>de</strong>n grossen Hautdrüsen von Coecilia nehmen nach meinerBeobachtung 4 ) die Epithelzellen einen solchen Umfang an, <strong>da</strong>ss sienur <strong>de</strong>n Schleimzellen sehr glatter Fische (z. B. <strong>de</strong>r Schleihe) verglichenwer<strong>de</strong>n können.Diese Beispiele, <strong>da</strong>ss Epithelzellen einzeln o<strong>de</strong>r alle <strong>de</strong>n Charaktereinzelliger Drüsen annehmen, Hessen sich noch vermehren;aber schon <strong>da</strong>s Vorgebrachte scheint mir zur Genüge zu bekräftigen,<strong>da</strong>ss je<strong>de</strong> Epithelzelle als einzellige Drüse o<strong>de</strong>r als Drüsenkörperchen schlechthin aufgefasst wer<strong>de</strong>n kann. Eine ähnlichausgesprochene secretorische Thätigkeit zeigen aber auch, wieoben (S. 31) erörtert, hinwie<strong>de</strong>r die Zellen <strong>de</strong>s zellig-blasigen Bin<strong>de</strong>gewebesund <strong>de</strong>s Fettkörpers, so <strong>da</strong>ss die innere Verwandtschaft <strong>de</strong>rbei<strong>de</strong>n Zellenreihen auch von dieser Seite zu Tage tritt.1) a. a. O. Taf. II, Taf. III. (Analdrüsen, Giftdrüsen etc. von Insecten.) — 2) a. a. O.S. 76. — 3) Haut


44Gewebe,Man beachte ferner, <strong>da</strong>ss zwischen eigentlichen Drüsensecretendie nach ihrer Abscheidung aus <strong>de</strong>m schleimig-flüssigen Zustand zufesten chitinisirten Gebil<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n vom gewöhnlichen Epithelgelieferten und fest erstarrten Massen ein wirklicher Unterschied nichtnachzuweisen ist. Die Cocons <strong>de</strong>r Hirudineen z. B. sind Secrete <strong>de</strong>reinzelligen, mit langem Ausführungsgang versehenen Speicheldrüsen,<strong>de</strong>r Kütt hingegen mit welchem Insecten die gelegten Eier untereinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n und <strong>da</strong> und dort befestigen, ist Secret gewöhnlicherEpithelialzellen; ähnlich verhält es sich mit <strong>de</strong>m Stoffe, welcher zurKapsel <strong>de</strong>r Spermatophoren bei Krebsen, Insecten, Cephalopo<strong>de</strong>netc. wird. In gleiche Kategorie gehören die mancherlei Eihüllenund Eischalen bei Wirbelthieren und Wirbellosen, welche von <strong>de</strong>nEpithelien <strong>de</strong>s Eileiters o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rer drüsiger Verdickungen <strong>de</strong>rselbengeliefert wer<strong>de</strong>n.Solche chitinisirte Drüsensecrete können mit gewöhnlichen Cuticularbildungennicht bloss <strong>da</strong>rin übereinstimmen, <strong>da</strong>ss sie horizontalstreifig o<strong>de</strong>r geschichtet sind, son<strong>de</strong>rn sie besitzen Porenkanäle undihre freie Fläche kann ähnliche Sculpturen zeigen, wie ein Hautpanzer,z. B. in zellige Fel<strong>de</strong>r getheilt sein.Hornlage im Magen <strong>de</strong>r Vögel. Wie sehr gerechtfertigt es sei,die Entstehung <strong>de</strong>r festen Extracellularsubstanzen mit einer gewöhnlichendrüsigen Abscheidung auf eine Linie zu stellen, geht auchaus meiner Walirnehmung *) hervor, <strong>da</strong>ss die sog. Hornlage im Muskelmagen<strong>de</strong>r Vögel <strong>da</strong>s in Lagen erhärtete Secret <strong>de</strong>r <strong>da</strong>runterbefindlichen Drüsen ist. Bei manchen Vögeln, <strong>de</strong>mReiher z. B., bleibt <strong>da</strong>s Secret eine helle, gallertige Substanz, zumTheil in Folge <strong>de</strong>r Scliichtung von leichtstreifigem Aussehen, meistaber erhärtet <strong>da</strong>sselbe zu einer <strong>de</strong>utlich geschichteten <strong>de</strong>rben Kruste,welche man früher allgemein als „hornartiges Epithel" ansah.Eine an<strong>de</strong>re ähnliche Ausscheidung von Epithelzellen bei Wirbelthierenist z. B. die glashelle feste Gallertmasse, welche die. sog.Schleimkanäle <strong>de</strong>r Fische entwe<strong>de</strong>r völlig erfüllt, o<strong>de</strong>r nurmützenartig *) die dort befindlichen Nervenknöpfe be<strong>de</strong>ckt.Sarcolemm, Neurilemm. Zu <strong>de</strong>n Cuticularbildungen bringeich endlich auch <strong>da</strong>s Sarcolemma <strong>de</strong>r Muskelzellen (cylin<strong>de</strong>r) und<strong>de</strong>r sog. Muskelprimitivbün<strong>de</strong>l. Bei erstem ist <strong>da</strong>s Sarcolemma Abscheidungsprodueteiner einzelnen Zelle, die ringsum eine festereHülle sich bil<strong>de</strong>t; bei <strong>de</strong>n Primitivbün<strong>de</strong>ln ist <strong>da</strong>s Sarcolemma <strong>da</strong>sAbscheidungsproduct jener Zellen, welche an die Peripherie <strong>de</strong>sBün<strong>de</strong>ls zu liegen kommen und einseitig eine festere Grenzschichtentstehen lassen 8 ).l) Kleinere Mittheilongen s. thierUchen Geweblehre, Archiv f. Anat. u. Phys. 1854 8. »81Gans>, s 331 fTaubei. Histologie 8. 41 (fg. 23), 8. 309 (Beiher, fg. 165). - 2) Mein Aufsatzftt». d. NervenJtabpfe von UpitMtpnu etc., Arch. f. Anat. u. Phys. 1851. 8. 187. — « 8leheunten Mu«kelgewebe (Sarcolemma).


Gallertiges Bin<strong>de</strong>gewebe. 45Nicht min<strong>de</strong>r ist, soweit bis jetzt meine Erfahrung geht, <strong>da</strong>sinnere 1 ) Neurilemm <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n und Arthropo<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>nCuticularbildungen zu stellen. Wenn <strong>da</strong>gegen zu sprechen scheint,<strong>da</strong>ss z. B. bei Hirudo in diesem Neurilemm Längsspältchen mitFett und einem Kern vorkommen, also zellenartige Büdungen, somöchte ich erinnern, einerseits <strong>da</strong>ss in zweifellosen Cuticularbildungenganz ähnliches sich <strong>da</strong>rbietet, so z. B. in <strong>de</strong>r dicken Cuticula vonEchinococcusblasen 2 ) und <strong>da</strong>ss es an<strong>de</strong>rerseits vielleicht sogar Regelist, <strong>da</strong>ss einzelne Partien <strong>de</strong>r Matrix, o<strong>de</strong>r einzelne Zellenterritorienmit in die Abscheidung aufgenommen wer<strong>de</strong>n. So habe ich michüberzeugt, <strong>da</strong>ss im Kiefer von Helix, einer dickern Cuticularbildung,nach längerer Behandlung mit Kali, sich vereinzelte Zellen, namentlichgegen die Wurzel zu, erblicken lassen, sowie ich auch schonlängst angab, <strong>da</strong>ss sich in <strong>de</strong>r Cuticula (Hornlage) <strong>de</strong>s Muskelmagens<strong>de</strong>r Vögel einzelne Zellen zwischen <strong>de</strong>n Schichten eingeschlossenfin<strong>de</strong>n 8 ).Meinen im Bisherigen vorgetragenen Ansichten wäre es entsprechen<strong>de</strong>r,jetzt gleich vollends «<strong>da</strong>s Epithel» abzuhan<strong>de</strong>ln, doch will ich, um auf dieIntercellularsubstanzen zurückzukommen, die übrigen Arten <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebeseintreten lassen.3. Gallertiges Bin<strong>de</strong>gewebe.Dasselbe besteht einerseits aus einem Fachwerk, welchesdurch strahliges Auswachsen und Anastomosiren von Zellen entstan<strong>de</strong>nist und zweitens aus einem sulzigen Stoff, <strong>de</strong>r beimKochen nicht Leim giebt, son<strong>de</strong>rn Eiweiss und einen <strong>de</strong>m Schleimstoffähnlichen Körper enthält.Das zellig-blasige Bin<strong>de</strong>gewebe kann unter Umstän<strong>de</strong>n (S. 31) mit„gallertigem" Bin<strong>de</strong>gewebe verwechselt wer<strong>de</strong>n, je<strong>de</strong>nfalls kommt<strong>da</strong>sselbe bei Wirbellosen nicht so verbreitet vor, als es früher schien.Einstweilen können aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Wirbellosen nur die Heteropo<strong>de</strong>n,Tunicaten und Quallen als die Gruppen bezeichnetwer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen von Gegenbaur 4 ) und Schultze 5 ) besagtesGewebe beobachtet wur<strong>de</strong>.Häufiger tritt es bei Wirbelthieren auf, namentlich in <strong>de</strong>nEmbryonen als subcutanes Gewebe; im fertigen Körper bil<strong>de</strong>t ea<strong>de</strong>n Glaskörper, ferner bei Vögeln die weiche Substanz,welche <strong>de</strong>n Sinus rhomboi<strong>da</strong>lis <strong>de</strong>s Rückenmarkes ausfüllt 6 ). Inbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Anhäufung treffen wir <strong>da</strong>s Gewebe bei vielen Fischen 7 )unter <strong>de</strong>r äusseren Haut, ferner in <strong>de</strong>n wirklichen und pseudo-1) S. unten Nervensyst. d. Anneli<strong>de</strong>n, Arthropo<strong>de</strong>n. — 2) Vergl. Arch.f. Anat u. Phys.1662, Taf. XV. auf <strong>de</strong>r Abbildung bei Naunyn. —3) Hist.S.41. — 4) Gegenbaur, Unters.* üb. Pteropo<strong>de</strong>n u. Heteropo<strong>de</strong>n, 1855. — 5) Schnitze, Arch. f. Anat u. Phys. 1856. ÜberGasteropo<strong>de</strong>n n. Cephalopo<strong>de</strong>n vergl. meine Histologie S. 25 (Anmerk**- u. dieses Werk,oben 8. 29. — 6) Vergl. meine Beobachtgen, Arch. f. Anat u. Phys. 1854, S. 334 (Panerdomettieut). — 7) Sieh. m. Aufs. Ztsch. f. wiss. Zool. 1850. S. 5.


46 Gewebe.elektrischen Organen, sowie in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>r sog. Schleimkanäle.Beim männlichen Triton verdickt sich während <strong>de</strong>r Begattungszeit<strong>de</strong>r Schwanz, auch entwickelt sich ein flossenförmigerRückenkamm. Ich habe am T. cristatus gesehen, <strong>da</strong>ss bei<strong>de</strong>s durchgallertiges Bin<strong>de</strong>gewebe zu Wege kommt, welches nach <strong>de</strong>r Begattungszeitsich wie<strong>de</strong>r zurückbil<strong>de</strong>t.Man kann die Ansicht gelten lassen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s gallertige Bin<strong>de</strong>gewebekeine beson<strong>de</strong>re Species <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz ausmache, son<strong>de</strong>rn nur eineembryonale Form <strong>de</strong>sselben sei; nur bleibt <strong>da</strong>nn immer hervorzuheben, <strong>da</strong>sses in zahlreichen Fällen sich in dieser Gestalt durchs ganze Leben erhält.Wenn ich oben sagte, dieses Gewebe bestehe aus einem Fachwerk vonSternzellen und einer sulzigen Masse in <strong>de</strong>n Zwischenräumen, so ist diesdie einfachste o<strong>de</strong>r jüngste Form <strong>de</strong>sselben. In meinen früheren monographischenArbeiten habe ich es immer ein «gallertig-fasriges Bin<strong>de</strong>gewebe»genannt, welche Bezeichnung <strong>de</strong>n Thatsachen gut entspricht. Denn, wovonich mich gera<strong>de</strong> beim Triton abermals überzeugte, ausser <strong>de</strong>n Zellen istein fasrig-streifiges Balkenwerk vorhan<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>s durch Umwandlung einesTheiles <strong>de</strong>r Gallerte entstan<strong>de</strong>n ist *) und gewöhnlichem «fibrilliircni Bin<strong>de</strong>gewebe»entspricht. Ebenso lassen sich durch Aufhellung mit Kalilaugeelastische Fasern zu Gesicht bekommen, <strong>de</strong>ren Entstehung gleichfalls aufeine Dififerenzirung <strong>de</strong>r Intercellularsubstanz zurückgeführt wer<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rf.Die elastischen Fasern können selbst sehr zahlreich und in ihren Stämmensehr breit sein *).4. Gewöhnliches o<strong>de</strong>r flbrilläres Bin<strong>de</strong>gewebe.Es hiess früher zumeist Zellgewebe und erscheint im Körper<strong>de</strong>r Wirbelthiere bald in festerer Substanz, su z, 1!. in <strong>de</strong>n Sehnenund Bän<strong>de</strong>rn, sowie als Grundlage von mancherlei Häuten, o<strong>de</strong>rwir treffen <strong>da</strong>sselbe von mehr weicher, lockerer Art und <strong>da</strong>nnfungirt es als interstitielles Bin<strong>de</strong>gewebe.Historischi s. Ehe ich zur I Erstellung <strong>de</strong>s Baues dieses Gewebesmich wen<strong>de</strong>, erlaube ich mir einige historische Bemerkungenvoran zu stellen.Zur Zeit, als die histologischen Handbücher <strong>da</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebe entwe<strong>de</strong>rnach älterer Weise aus Fasern o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Aufklärung durch Reichert")aus einer homogenen aber vielfach gefalteten und gerunzelten Substanz bestehenHessen, ohne <strong>da</strong>ss irgendwo von zelligen Kl< nienlen und <strong>de</strong>renZwischenmasse die Re<strong>de</strong> gewesen wäre, unterschied ich bereits am Bin<strong>de</strong>gewebeeines Weichthieres *) in bestimmter Weise Zellen und Intcrcullularsubstanz.«Die Bin<strong>de</strong>substanz», erklärte ich schon <strong>da</strong>zumal, «ist ihrer Hauptmasse nachgebil<strong>de</strong>t aus hellen, grossen Zellen mit relativ kleinem, wandständigem Kern.Zwischen diesen Zellen kann sich eine homogene Substanz in verschie<strong>de</strong>ngrosser Aus<strong>de</strong>hnung bil<strong>de</strong>n, wahrscheinlich als einfaches Abscheidungsproductdieser Zellen.» Auch habe ich zuerst an gleichem Ort <strong>de</strong>n Ausdruck «Bin<strong>de</strong>substanzzelle»eingeführt, noch einige Jahre zuvor, ehe <strong>da</strong>s Wort«Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen» ausgesprochen war.1) Vergl. über die Wharton'ache Sülze <strong>de</strong>s Nabelstranges; Welsmann, Ztschrft f. rattenelle Medicin, dritte B. Bd. XI. - 2) M. Beiträge z. mikrosk. Anat. <strong>de</strong>r Botlicn u. HaieS W. — S> Ueitrfcert, Vergleichen<strong>de</strong> Beobachtgen üb. <strong>da</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebe u. die verwandtenticUld«, lsii. — 4) Sieh. in. Arbeit üb. Paludina riviparm, Ztschrft f. wl«s. Zool. 184V. Bd. IIa. B. 8. iso. '


Gewöhnliches o<strong>de</strong>r flbrilläres Bin<strong>de</strong>gewebe. 47Ebenso habe ich noch vor Virchow *) von diesen Gebil<strong>de</strong>n bei WirbelthierenKenntniss gehabt. In meinem Aufsatze über die Haut <strong>de</strong>r Süsswasserfischewird <strong>de</strong>rselben als «Lücken» im Bin<strong>de</strong>gewebe ge<strong>da</strong>cht 2 ). Auchnoch später machen die «Bin<strong>de</strong>gewebskörper» in <strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhaut <strong>de</strong>r Amphibienund Fische auf mich <strong>de</strong>n Eindruck von Lücken o<strong>de</strong>r «länglichen,oft mit gezackten Rän<strong>de</strong>rn versehenen, oft fadig ausgezogenen Hohlräumen» 3 ),und obschon ich später <strong>de</strong>n Anschauungen Virchow's mich anschloss, sohatte ich mich schon <strong>da</strong>zumal durch die Beobachtung überzeugt, <strong>da</strong>ss aus<strong>de</strong>n «Bin<strong>de</strong>gewebskörpern, in<strong>de</strong>m sie sich erweitern, vielleicht auch mehrezusammenschmelzen, die grösseren Lücken in <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz hervorgehen»4 ).Henle in seiner Befehdung <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen erklärte dieselbenfür eine «sehr gemischte Gesellschaft», in welcher sowohl verzweigteSpalten im Bin<strong>de</strong>gewebe, als auch Zellen, in solchen Lücken eingeschlossen,unterlaufen.Um <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rspruch zu beseitigen, <strong>de</strong>r allerdings <strong>da</strong>rin liegt, <strong>da</strong>ssdie Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen einmal Lücken, Hohlräume o<strong>de</strong>r Spältchen seien,ein an<strong>de</strong>rmal aber wirkliche verzweigte Zellen, stellte ich 6 ) auf Grund <strong>de</strong>rEntstehung <strong>de</strong>r sog. Spiralfasern einen Gesichtspunkt auf, <strong>de</strong>n ich jetzt nochfür <strong>de</strong>n richtigen halte. «Mir däucht, <strong>da</strong>ss um die Zellen <strong>de</strong>sBin<strong>de</strong>gewebes die Intercellularsubstanz sich in ähnlicherWeise verdichtet, wie die gleiche Materie um die Knorpelzellenherum die Knorpelkapseln bil<strong>de</strong>t.» Wenn <strong>da</strong>nn im weiterenVerlaufe die ursprüngliche Zelle schwin<strong>de</strong>t, so wird <strong>da</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebskörperchenbloss von <strong>de</strong>n verdichteten Contouren <strong>de</strong>r Intercellularsubstanzumrissen und ist zum «Hohlraum», zur «Lücke» gewor<strong>de</strong>n. Es reiht sichsomit die Bildung <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>gewebskörper, wie jener <strong>de</strong>r Knorpelkapseln ingewissem Sinne unter <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r oben abgehan<strong>de</strong>lten Cuticularbildung.Zellen. Die zelligen Elemente <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes bleibenentwe<strong>de</strong>r mehr rundlich, o<strong>de</strong>r sie sind strahlig ausgewachsen, verzweigtund hängen untereinan<strong>de</strong>r zusammen.Ihr Inhalt kann sehr variiren: die Zelle rundlich geblieben, fülltsich mit Fett, sie wird zur Fettzelle, wobei <strong>da</strong>s Fett entwe<strong>de</strong>rmehr in Tropfenform zugegen ist o<strong>de</strong>r in Gestalt festerer Ballen.So fiel mir namentlich bei Fischen (Stör z. B.) und Vögeln (z. B. bei <strong>de</strong>rTaube unter <strong>de</strong>r Zunge) auf, <strong>da</strong>ss die Fettzellen ein maulbeerförmiges Aussehenhatten, in<strong>de</strong>m nur einzelne, dicht gedrängte Fettklümpchen in <strong>de</strong>rZelle lagen und zwar von so selbständiger Natur, <strong>da</strong>ss selbst ein starkerDruck nicht vermag, sie aus dieser Form zu verdrängen und etwa zumZusammenfliessen zu bringen. Die Fettzellen beim Menschen und <strong>de</strong>nSäugern zeigen nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> beim Erkalten häufig Fett- (Margarin-)Krystalle, sternförmig gruppirt o<strong>de</strong>r auch wohl die Zelle grossentheils erfüllend.Nach einer Beobachtung von mir an Coccia 6 ) scheint auch beiWirbellosen Aehnliches vorzukommen.Ein an<strong>de</strong>rmal führen die Zellen körniges Pigment und wer<strong>de</strong>n<strong>da</strong>nn unter <strong>de</strong>m Namen „verzweigte o<strong>de</strong>r sternförmige Pigment-1) Virchow, Die I<strong>de</strong>ntität von Knochen-, Knorpel- u. Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen etc.,Würzburger Verb. 1851. — 2) Ztschrft f. wiss. Zool. 1850. „Durch die Einschnürungen vonSeite <strong>de</strong>r Spiralfasern entstehen Lücken zwischen <strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>ln, welche von hellem,scharfconturlrtem Aussehen sind und je nach<strong>de</strong>m man sie im Längen- o<strong>de</strong>r Querschnitt sieht,eine verän<strong>de</strong>rte Gestalt zeigen." — 3) Anatoiuisch-histol. Untersuchungen üb. Fische u. Reptilien1H53. S. 34, S. 108. — 4) a. a. 0. S. 112 u. m. Histologie fg. 14, S. 31. — 5) In m. Histol.8. SO. — 6) Ztschrft f. wiss. Zool. 1853, Taf. I, fg. 8. •


48 Gewebe.zellen" aufgeführt. Das Protoplasma *) dieser Zellen kann auchcontractiler Natur sein und ich habe längst <strong>da</strong>rauf hingewiesen, <strong>da</strong>ssin <strong>de</strong>n verästelten Pigmentfiguren (Chroinatophoren) <strong>de</strong>r Lo<strong>de</strong>rhaut<strong>de</strong>r Amphibien, es die hyaline, die Pigmentkömehen zusammenhalten<strong>de</strong>Substanz sei, welche die Contractionserscheinungen bewirke.Intercellularsubstanz. Die Grund- o<strong>de</strong>r Intercellularsubstanzerscheint als eine festere o<strong>de</strong>r auch nachgiebige Materie,die leimhaltig ist. Sie weist sehr allgemein eine streifige Zeichnungauf, die früher gemeinhin auf eine Zusammensetzung aus Fäserchenbezogen wur<strong>de</strong>, woher auch die Benennung „fibrilläres Bin<strong>de</strong>gewebe"stammt. Man hat sich jetzt überzeugt, <strong>da</strong>ss die Streifung <strong>de</strong>r Ausdruckvon Schichtenbildung ist, in<strong>de</strong>m die Grundsubstanz aus zartenLamellen sich zusammensetzt. Diese homogene geschichtete Grundsubstanzwird durch die Art und Weise, wie die Bin<strong>de</strong>gewebskörpersie durchsetzen, zu cylindrischen, bän<strong>de</strong>rartigen Strängen abgegrenzt,welche herkömmlich „Bin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>l" heissen. (S. 41.)Elastisches Gewebe. Die Intercellularmasse <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebeserfahrt häufig eine eigenthümliche Härtung und Verdichtung,eine Erscheinung, welche zum Verständniss <strong>de</strong>s sog. elastischenGewebes wichtig wird. Dies letztere ist nur in bezeichneter Artumgewan<strong>de</strong>lte Grundsubstanz <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes.Der Vorgang <strong>de</strong>r Verdichtung und Härtung kann entwe<strong>de</strong>r nurdie Grenzschichten treffen, <strong>da</strong>durch gewinnt z. B. <strong>da</strong>s Corium <strong>de</strong>räussern Haut, <strong>de</strong>r serösen und Schleimhäute einen hellen Grenzsaumo<strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong> und in <strong>de</strong>n Drüsenoinstülpungon wird die Schichtzu <strong>de</strong>n Membranae propriae. (ielit die Härtung in Streifen mittendurch <strong>da</strong>s Ganze, so <strong>da</strong>ss die Verdichtung <strong>de</strong>r Grundsubstanz innetzförmigen Zügen erfolgt, so entstehen die eigentlich elastischenFasern und Platten, wie ich schon seiner Zeit in Uebereinstimmungmit Henle und Reichert anzugeben hatte und was auch Andreunter<strong>de</strong>ssen bestätigt haben.Nicht min<strong>de</strong>r Hessen sich die Spiralfasern, obschon eigentlichKunstproducte, schon früher auf die elastisch verdickten Grenzsäume<strong>de</strong>r 8g. Bin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>l zurückführen. Dom ersten Eindrucknach sind es feine, elastische Fasern, welche die Bin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>lumspinnen. In Wirklichkeit existiren sie nicht als Fasern, son<strong>de</strong>rnsind Theile <strong>de</strong>r elastisch verdichteten Rin<strong>de</strong>nschicht, welche nachBehandlung mit Essigsäure durch Aufquellen <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>l stellenweiseeinreis»t und jetzt reifähnliche o<strong>de</strong>r spiralige Fasern vorstellt ').,.Horrtfa<strong>de</strong>H. k " Es können aber auch B ü n d c 1 <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebesnach ihrer ganzen Dicke in <strong>de</strong>r ange<strong>de</strong>uteten Weise metamorphosiren,so <strong>da</strong>ss sie schon fürs freie Auge eine gewisse härtliche ja hornartige1) Sieh, dieses Werk ob. b. 13. — 2) Vergl. m. Histologie 8. u.


Gewöhnliches o<strong>de</strong>r flbrilläres Bin<strong>de</strong>gewebe. 49Beschaffenheit gewinnen, eine Thatsache, die zuerst durch michbekannt gewor<strong>de</strong>n ist.Hieher gehören die Strahlen, welche die Haut <strong>de</strong>r Flossen beiSelachiern und an<strong>de</strong>ren Fischen ausgespannt erhalten und ihres Aussehenswegen in früheren Schriften „Hornfä<strong>de</strong>n" genannt wur<strong>de</strong>n.Diese hellen steifen Fä<strong>de</strong>n, die zwischen die Haut eingeschobenin dichter Reihe neben einan<strong>de</strong>r Hegen, oft ein wie geglie<strong>de</strong>rtesAussehen haben (Raja batis) und spitz o<strong>de</strong>r auch zerfasert auslaufen,sind von mir zuerst histologisch untersucht wor<strong>de</strong>n, wobei sichherausstellte, <strong>da</strong>ss es keine eigentlichen Hörn- (d. h. Epi<strong>de</strong>rmis-)Bildungen seien, son<strong>de</strong>rn erhärtete Bin<strong>de</strong>substanz *).Ein an<strong>de</strong>res hieher gehöriges Beispiel fand ich in <strong>de</strong>r dickenLe<strong>de</strong>rhaut <strong>de</strong>r Pachy<strong>de</strong>rmen 2 ). Dort gewahrt man, <strong>da</strong>ss dieBin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>l nicht alle <strong>de</strong>n gleichen Consistenzgrad haben,einzelne Balkenzüge vielmehr um vieles härter als die an<strong>de</strong>rn sindund schon durch ihre Farbe dies ankündigen. So schie<strong>de</strong>n sich aneinem Stück Gesichtshaut vom Nilpferd, an senkrechten Schnittenund fürs freie Auge, die manchfach durchflochtenen Bün<strong>de</strong>l insolche von hornbrauner Farbe und <strong>de</strong>r Festigkeit <strong>de</strong>s Knorpels undin an<strong>de</strong>re von gewöhnlicher Art, welche weissgrau geblieben waren.Verwandtschaft mit Chitingewebe. Ich habe bereits früher 3 ) <strong>da</strong>raufaufmerksam gemacht, <strong>da</strong>ss die Härtung <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebeszu elastischer Substanz, sowie die eben besprochene „Verhornung"<strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes <strong>de</strong>r Wirbelthiere mit <strong>de</strong>m Chitinisirungsprocess<strong>de</strong>r Wirbellosen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n,wodurch weiches Bin<strong>de</strong>gewebe zu inneren Skelettheilen erhärtet, zuvergleichen ist und mir erschien schon <strong>da</strong>zumal die Verwandtschaftzwischen bei<strong>de</strong>n eine unverkennbare. Ich halte diese Annahme jetztnoch aufrecht und verweise ausser <strong>de</strong>n genannten Beispielen abermalsauf die kleinen Sehnen im Hautmuskelnetz <strong>de</strong>r Vögel. Dieselbenlässt man gewöhnlich -aus „elastischem Gewebe" bestehen, siestimmen aber im morphologischen und chemischen Verhalten vollständigmit <strong>de</strong>n chitinisirten Sehnen <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n überein.Verwandtschaft mit Knorpel. Femer, in<strong>de</strong>m <strong>da</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebe<strong>de</strong>r Wirbelthiere erhärtet o<strong>de</strong>r „hornig" wird, kann es auch nacheiner an<strong>de</strong>rn Seite hin verwandtschaftliche Beziehungen zeigen, eskann sich nämlich <strong>de</strong>m Knorpel annähern. Hieher rechne ichdie bin<strong>de</strong>gewebige Wand <strong>de</strong>s Seitenkanals bei Rochen und Haien,welche, wie ich gezeigt, bei manchen Arten von knorpeliger Consistenz,in Weingeist ebenfalls eine gelbliche Farbe annimmt und so von<strong>de</strong>r gewöhnlichen bin<strong>de</strong>gewebigen, auch <strong>de</strong>sshalb weiss bleiben<strong>de</strong>nUmgebung in ähnlicher Weise absticht *). Eine weitere analoge1) Histolog. S. 30, S. 16». — 3) Üb. d. äussr. Be<strong>de</strong>ckgen d. Säugeth. Arch. f. Anat.u. Phys. 1859, 8. 689, S. 743. — 3) Histolog. S. 29. — 4) Meine Beitr. z. Anat. u. Entwickigd. Rochen u. Haie 1852, S. 40.Lr.vdlg, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 4


50Gewebe.Bildung sind die <strong>de</strong>rben, harten Haarbälge <strong>de</strong>r Seehun<strong>de</strong>, wegendieser Eigenschaften von An<strong>de</strong>rn auch wohl „Hornkapseln" genannt*).Bas Bin<strong>de</strong>gewebe Träger <strong>de</strong>r Blut- und Lymphgefässe. DieGefässanfange hegen immer im Bin<strong>de</strong>gewebe, bei<strong>de</strong> Bildungengehören häufig zusammen wie Berg und Thal.Schon vor längerer Zeit nahm ich die zelligen Elemente <strong>de</strong>sBin<strong>de</strong>gewebes für die Entstehung <strong>de</strong>r Gefässanfänge in Anspruch '),auch spätere Untersuchungen bestätigten inir dies und ich hielt michzu <strong>de</strong>m Satz, berechtigt, „<strong>da</strong>ss die verzweigten Zellen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanzsich unmittelbar zu <strong>de</strong>n Capülaren <strong>de</strong>r Blut- und Lymphgefässefortzubil<strong>de</strong>n vermögen" 8 ).In neuerer Zeit glauben einige Beobachter diese Auffassungverwerfen zu können, in<strong>de</strong>m sie behaupten, die Anfänge <strong>de</strong>r Lymphgefässe— um vorerst von diesen zu re<strong>de</strong>n — seien im Wesentlichennichts an<strong>de</strong>res, als präformirte vielfach {untereinan<strong>de</strong>r communiciren<strong>de</strong>Spalten und Lückenräume im Bin<strong>de</strong>gewebe.Darauf habe ich zu erwi<strong>de</strong>rn, <strong>da</strong>ss es doch wohl nur auf Missverständnissenberuhen kann, wenn man meint, <strong>da</strong>mit meine Ansicht beseitigt o<strong>de</strong>rgar etwas Neues vorgebracht zu haben. Dies wer<strong>de</strong> ich erst <strong>da</strong>nn zugebenmüssen, wenn die Gegner zu zeigen im Stan<strong>de</strong> sind, <strong>da</strong>ss die Dinge, welcheich zu <strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>gewebskörpern rechnete, verschie<strong>de</strong>n seien von <strong>de</strong>n vermeintlichneuen «Spalten und Lückenräumen.» Ich habe oben *) erwähnt,<strong>da</strong>^s ich die sog. Bin<strong>de</strong>gewebskörper im festen Bin<strong>de</strong>gewebe (Le<strong>de</strong>rhaut <strong>de</strong>rFische) vor Virchow gesehen und als Lücken zwischen <strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>ln»ge<strong>de</strong>utet. Als später Brücke die Anlange <strong>de</strong>r Chylusgefässe in<strong>de</strong>n Darmzotten geprüft hatte und entgegen <strong>de</strong>r früheren Annahme vonselbständigen CbyTuscapülaren im Zotteuparenchym «interstitielle Lücken»annahm, welche im Achsenkanal zusainmenfliessen, so gab ich meine Meinung<strong>da</strong>hin ab 8 ), <strong>da</strong>ss man theilweise mehr über Wörter, als über Sachen streite,<strong>de</strong>nn mit <strong>de</strong>m, was ich Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen genannt habe, seien ebendie Lücken gemeint, welche <strong>da</strong>s Stroma <strong>de</strong>r Zotten durchsetzen, und bemerkteausdrücklich hierzu, es sollen durch die angewendoto Bezeichnunglediglich die «interstitiellen Lücken» Brücke's unter einen genaueren histologischenGesichtspunkt gebracht wer<strong>de</strong>n.Ferner ermittelte ich, <strong>da</strong>ss im menschlichen wie thierischen Körperdie «Bin<strong>de</strong>gewebskörper» sich so erweitern können, <strong>da</strong>ss grössereLymph räume <strong>da</strong>raus hervorzugehen vermögen A ), insbeson<strong>de</strong>re wies ichauf die Räume in <strong>de</strong>r Arachnoidca hin, welche ich nach Genese und Be<strong>de</strong>utunggauz gleich setzte mit <strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>gewebskörpern o<strong>de</strong>r kleinen spaltförmigenBäumen <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes. Und um <strong>de</strong>m etwaigen Einwurf zubegegnen, <strong>da</strong>ss die grösseren und kleineren Räume <strong>de</strong>r Arachnoi<strong>de</strong>a nichtfür gleichwertig mit Lymphräumen zu halten seien, <strong>de</strong>utete ich auf von mirgemachte Beobachtungen hin, <strong>de</strong>nen zufolge beim Stör zwischen Pia materund Dura mater eine lympudrüsenähnliche Substanz <strong>de</strong>n vomGehirn freigelassenen Kaum <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls ausfüllt, ferner, <strong>da</strong>ss man beil) su-h. meinen vorhin citirt. Aufsatz im Arch. f. Anat. u. Phys. 1859, g. 714, g 744. _») Irygon Untersuchgen pastinaca flb. Mache an <strong>de</strong>n u. Amphibien, Gefässen 1853, <strong>de</strong>r Pia S. Uz. mater »Ich dieselben halte die Annahm« eigenthümüchennicht fürzu w.-it gegriffen, wenn Ich auch die Blut- und Lyii)phg«-l1U*ca|illlarcu nach Ihrer Oent-aehieb» ,,iu <strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen) rechne.* — S) Histologie h. 27. — 4) 0. 47 — ji m.•tUujfi« H. £,1. — C) a. a. O. S. 81.


Gewöhnliches o<strong>de</strong>r flbrilläres Bin<strong>de</strong>gewebe. 51von mir ent<strong>de</strong>ckten und «turbanähnliche Körper» genannten Glomeruli sieht,wie sie bei Selachiern sonst nur in die Lymphgefässe hineinragen J ).Bei meiner Besprechung <strong>de</strong>r Lymphgefässe <strong>de</strong>r Wirbelthiere überhauptkam ich a ) zu <strong>de</strong>m Ergebniss, «<strong>da</strong>ss die Lymphgefässe nie<strong>de</strong>rer Wirbelthierenichts an<strong>de</strong>res als Hohlgänge und Räume im Bin<strong>de</strong>gewebe» seien.Wenn man jetzt die Ansicht hört, die Anfänge <strong>de</strong>r Lymphgefässe seienkeine «Bin<strong>de</strong>gewebskörper» son<strong>de</strong>rn «präformirte» Lücken, so ist entgegenzu halten, <strong>da</strong>ss es jugendliche Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes giebt, in <strong>de</strong>nendiese «Lücken» noch nicht existiren. Sie entstehen erst später und zwarinsoweit ich eben zu sehen glaube, unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>r zelligen Elemente.Obschon ich nun gerne zugestehe, <strong>da</strong>ss gera<strong>de</strong> dieser Punkt, d. h. <strong>de</strong>rUebergang eines von hüllenlosem Protoplasma umgebenen Kerns in einspalt- o<strong>de</strong>r lückenförmiges Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen zur Zeit noch einen etwasnebulistischen Charakter hat, so scheint trotz<strong>de</strong>m die von mir aufgestellteErklärung immer noch die sachgemässeste zu sein. Darnach ist, wie obenschon bemerkt, die Wand <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>gewebskörper <strong>de</strong>n «Knorpelkapseln* zuvergleichen. Wie hier am Knorpel die Zwischensubstanz um die zelligenTheile herum sich zu <strong>de</strong>n «Kapseln» verdichtet, so mögen sich um dieBin<strong>de</strong>gewebszellen in <strong>de</strong>m vorhin bezeichneten Sinn elastisch verdichteteGrenzschichten bil<strong>de</strong>n, und in<strong>de</strong>m später <strong>de</strong>r eigentliche Zellkörper schwin<strong>de</strong>nkann, sind die «lttcken- o<strong>de</strong>r spaltförmigen Bin<strong>de</strong>gewebskörper», o<strong>de</strong>r die«präformirten Spalten im Bin<strong>de</strong>gewebe» <strong>da</strong>raus gewor<strong>de</strong>n. (S. 47.)Bezüglich <strong>de</strong>r Blutcapillaren scheint die Ansicht, <strong>da</strong>ss verästigte o<strong>de</strong>rSternzellen <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes sich zu Capillargefässen fortbil<strong>de</strong>n können,weniger beanstan<strong>de</strong>t zu wer<strong>de</strong>n. Ich bin nicht nur auch jet?t noch dieserMeinung, son<strong>de</strong>rn glaube <strong>de</strong>n Vorgang dieser Umbildung auch im Einzelnennäher bezeichnen zu können, in<strong>de</strong>m ich die Entstehung <strong>de</strong>r Blutgefässemit <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Tracheen <strong>de</strong>r Insecten vergleiche. Die Tracheenerinnern nicht bloss durch die Art ihrer Verästigung und ihr Verhaltenzu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Körperorganen lebhaft an die Blutgefässe <strong>de</strong>r Wirbelthiere,so <strong>da</strong>ss ältere Beobachter auch von «arteriellen Tracheen» sprachen,son<strong>de</strong>rn die Art ihrer Genese stimmt in <strong>de</strong>m uns hier berühren<strong>de</strong>n Momentvollkommen mit <strong>de</strong>rjenigen <strong>de</strong>r Blutgefässe überein. Anlangend zuerst diefeinsten aus Sternzellen hervorgehen<strong>de</strong>n Blutcapillaren, so zeigen dieselbennicht eine einfache, son<strong>de</strong>rn eine doppelte Contur und was zweitens sehrbeachtenswerth ist, die ursprünglichen Nuclei liegen bei genauer Besichtigungimmer zwischen bei<strong>de</strong>n Linien, wovon bald die äussere bald dieinnere durch <strong>de</strong>n Kern buchtig vorgetrieben sein kann. Die innere Conturist merklich schärfer als die äussere, welche weicher bleibt s ). Sobald dieseinnere Linie, offenbar <strong>de</strong>r Ausdruck einer ausklei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n homogenen Haut,auftritt, hat sich <strong>da</strong>s Protoplasma ausgehöhlt und die Zelle wird zur Gefässanlage.Die innere Linie ist, was schwerlich einen Wi<strong>de</strong>rspruch zu erfahrenhat, <strong>de</strong>r Intima einer capillaren Trachee gleichzusetzen, und wie diese zuStan<strong>de</strong> kommt, habe ich*) vor längerer Zeit nicht bloss im Allgemeinenveröffentlicht, son<strong>de</strong>rn auch eine ganz speziell hier anwendbare Thatsachemitgetheilt. Bei <strong>de</strong>r so äusserst durchsichtigen Zweiflüglerlarve Corethrastehen 1) a. die a. O. letzten S. 409. — En<strong>de</strong>n 2) a. a. <strong>de</strong>r O. Tracheenzweige S. 430. — 3) Weismann, mit stark Ztschrft verzweigten f. rationelle Zellen Medizin,in Verbindung, 3. R. IX. Bund, <strong>de</strong>rgestalt, Taf. IV. fg. <strong>da</strong>ss 1, b, die Taf. sog. V, fg. Peritohealhülle 10, hat die doppelten unmittelbar Conturen in schon dierichtig gesehen. — 4) Ztschrft f. wiss. Zool. 1851, S. 445, Taf. XVI, fg. 4, o<strong>de</strong>r Histolog.Sternzellen sich fortsetzt, nach<strong>de</strong>m die innere Haut (Intima) alhnähligS. 388, fg. 201'.4*


52Gewebe.zurückgeblieben ist. Die Intima entsteht als eine Abscheidung, als eineCuticularbildung nach innen und diese Aehnlichkeit im Bau zwischen Capülaren<strong>de</strong>r Tracheen und Blutcapillaren wächst noch, wenn wir solcheCapülaren berücksichtigen, zu <strong>de</strong>ren Entstehung mehre Zellen zusammengewirkthaben '). Die sog. Adventitia entspricht <strong>de</strong>r Umhüllungsmembran(Peritonealhülle) <strong>de</strong>r Trachee; wie diese besteht sie aus Zellen, <strong>de</strong>ren Protoplasmagewöhnlich zusammengeflossen ist und nur die Kerne bezeichnen dieursprünglichen Zellenterritorien. Von <strong>de</strong>r Adventitia mit ihren Kernen hebtsich die scharfgeran<strong>de</strong>te Intima ab, und diese ist als homogene kernlose,elastisch verdichtete Haut <strong>da</strong>s Abscheidungsproduct <strong>de</strong>r zelligen Elemente<strong>de</strong>r AdventitiaIch möchte die Beobachter, welche die Entwicklung <strong>de</strong>r Blutgefässesich zum Gegenstan<strong>de</strong> eiues beson<strong>de</strong>ren Studiums machen wollen, einla<strong>de</strong>n,zuvor die Genese <strong>de</strong>r Tracheen ins Auge zu fasseu. Vergleichung för<strong>de</strong>rtwie überall <strong>da</strong>s Verständniss, beson<strong>de</strong>rs wenn wie hier klarere und bestimmtere'Bü<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n weniger klaren vorausgehen. «Die Natur ist geizigin ihren Neuerungen» bestätigt sich auch hier, <strong>de</strong>nn die lirundzüge <strong>de</strong>rEntwicklung, natürlich abgesehen von <strong>de</strong>n musculösen Elementen, welche<strong>de</strong>n Tracheen abgehen, sind bei bei<strong>de</strong>n Röhrensystemen die gleichen.Bin<strong>de</strong>gewebe von ungewöhnlicher Art. Das Bin<strong>de</strong>gewebe, wie esim Vorangegangenen abgehan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>, behält bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nstenWirbelthieren seine wesentlichen Eigenschaften bei. Dochkommen <strong>da</strong> «nd dort Abweichungen vor.So habe ich 2 ) zuerst auf eine sehr merkwürdige modifizirteForm <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes bei Fischen aufmerksam gemacht, die nochnäher untersucht zu wer<strong>de</strong>n verdiente. Es ist jene w e i 8 s 1 i c h vFaser haut <strong>de</strong>r Schwimmblase, welche sich durch Atlasglanzauszeichnet. Schon bei <strong>de</strong>n Teleostiern (Barbus, Cobitis z. B.) löstsich dieses Bin<strong>de</strong>gewebe bei unsanfter Behandlung in eigenthümlichestarre, feine, zugespitzte, oft wie winkelig geknickte Fasern auseinan<strong>de</strong>r.Noch auffallen<strong>de</strong>r wird diese Erscheinung beim Stör.Hier ist an <strong>de</strong>r irischen Schwimmblase jene Haut mit Atlasglanz soweich, <strong>da</strong>ss sie sich beim Versuch, sie mit <strong>de</strong>r Pincette abzuziehen,in kleine, spin<strong>de</strong>lförmige o<strong>de</strong>r na<strong>de</strong>lähnliche Massen abblättert; leichternoch fällt sie in <strong>de</strong>rgleichen Trümmer auseinan<strong>de</strong>r, wenn man siemit Wasser befeuchtet. Wer<strong>de</strong>n solche na<strong>de</strong>iförmigen Thcilchenmikroskopirt, so erweisen sie sich zusammengesetzt aus ganz ähnlichenfaserartigen Massen, wie die, welche <strong>da</strong>s freie Auge unterschei<strong>de</strong>t.Sie sind hell, scharf conturirt und <strong>da</strong>bei starr, die einenkönnen mehr für wirkliche zugespitzte Fasern angesprochen wer<strong>de</strong>nan<strong>de</strong>re erinnern in ihrer Gestalt eher an Hobelspäne o<strong>de</strong>r spitz eingerolltePapierstreifen.Nach mir hat Baur 8 ) <strong>da</strong>s Gewebe untersucht und <strong>de</strong>utet diel) Zum Vergleich mögen z. B. die naturgetreuen Abbildungen von Blutcapillaren dienen,wie »ie <strong>de</strong>r Abhandlung von His: Bcitr. z. Kenntniss <strong>de</strong>r zum Lymphsystcin gehörigenDrusen, beigegeben sind. ZUch. f. wiss. Zool. Bd. X, JSM), Taf. XXVIII, fg. II, II u. a. -T- Anat. hlst. Unters, ül,. Fische u. Reptilien, 1853, 8. r.i; Arch. f. Anat. u. Phy». iw>»s. :; UUtol. S. 378. - 3) Baur, tntwickig <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz. luaugurulubh. 1858, 8. tu


Knorpelgewebe. 53Schuppen, Stäbe und Na<strong>de</strong>ln, in welche sich die Grundsubstanzzerlegen lässt, als krystallinische Bildungen, die Grundsubstanz seidurch eine Art organischer Krystallisation zu Büscheln feiner Na<strong>de</strong>lngewor<strong>de</strong>n.Obschon bei Wirbellosen <strong>da</strong>s zellig-blasige Bin<strong>de</strong>gewebe, sowie <strong>da</strong>sCuticulargewebe häufiger ist als die Form <strong>de</strong>s fibrillären,so kommt doch auch<strong>da</strong>s letztere <strong>da</strong> und dort vor').5. Knorpelgewebe.Der Knorpel, eine <strong>de</strong>r Unterabtheilungen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz,kann zwar bei bestimmter Ausbildung spezifische Kennzeichen ansich tragen, aber an<strong>de</strong>rerseits giebt es wie<strong>de</strong>r Zwischenglie<strong>de</strong>r, die<strong>de</strong>n Uebergang zu an<strong>de</strong>ren Bin<strong>de</strong>gewebsformen vermitteln.Die beson<strong>de</strong>rn physikalischen Eigenschaften <strong>de</strong>sKnorpelgewebes äussern sich <strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss es nicht bloss sehr biegsamund elastisch ' ist, son<strong>de</strong>rn auch einen hohen Grad von Festigkeitund Steifigkeit besitzt. Für <strong>da</strong>s freie Auge milchweiss, bläulich o<strong>de</strong>rgelblich, besteht es mikroskopisch aus Zellen und Grundsubstanz.Zellenknorpel. Ist die Grundsubstanz in verschwin<strong>de</strong>nd kleinerMenge zugegen, so <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Gewebe fast nur aus Zellen zu bestehenscheint, so nennt man diese Form <strong>de</strong>n „Zellenknorpel."Hieher gehört z. B. die eigentliche Substanz <strong>de</strong>r Chor<strong>da</strong> dorsalis,doch wie oben schon ange<strong>de</strong>utet wur<strong>de</strong>, man könnte <strong>da</strong>sselbe ebensogut als „zellig-blasiges Bin<strong>de</strong>gewebe" ansprechen. Aus einer ausgeprägtemForm <strong>de</strong>s Zellenknorpels ist <strong>da</strong>s Kiemeriskelet <strong>de</strong>r Kiemenwürmergebil<strong>de</strong>t. (S. 55.)Intercellularsubstanz. Im typischen Knorpel ist die Grundsubstanzin <strong>de</strong>utlich erkennbarer Menge zwischen <strong>de</strong>n zelligen Elementenvorhan<strong>de</strong>n und zwar nicht selten in solcher Anhäufung, <strong>da</strong>ss


54 Gewebe.Eigenschaften <strong>de</strong>r Zellen. Die Knorpelzellen varüren sehr inihrer Gestalt, sie sind bald rundlich, bald länglich, spin<strong>de</strong>lförmig etc.,mitunter sehr langgestreckt, auch können sie, wie zuerst durchmich J ) bekannt wur<strong>de</strong>, bei Fischen verästelt sein und durch ihreAusläufer <strong>de</strong>utlich zu einem Kanalnetz anastomosiren. Bemerkenswertherscheint auch, <strong>da</strong>ss, mag auch die Form <strong>de</strong>r Zellen im Innern<strong>de</strong>r Knorpeltheile noch so verschie<strong>de</strong>n sein, die <strong>de</strong>m freien Rand<strong>de</strong>s Knorpels zunächst hegen<strong>de</strong>n Zellen sich immer abplatten undmit ihrem Längendurchmesser <strong>de</strong>m Ran<strong>de</strong> parallel liegen.Auch <strong>da</strong>s Protoplasma (Inhalt) zeigt verschie<strong>de</strong>ne Zustän<strong>de</strong>.Bald ist <strong>da</strong>sselbe eine helle Substanz, ein an<strong>de</strong>rmal ist es von körnigkrümlicherBeschaffenheit, nicht selten ist es theilweise o<strong>de</strong>r ganz inFett umgewan<strong>de</strong>lt, was so weit gehen kann, <strong>da</strong>ss stark fetthaltigerKnorpel <strong>de</strong>n Fettzellen <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes aufs Haar ähnlich sieht.Es ist mir dieses zuerst an <strong>de</strong>r Ohrmuschel 8 ), so wie an <strong>de</strong>n Kehlkopfknorpeln<strong>de</strong>r Nagethiere aufgefallen, in<strong>de</strong>m man hier nichtKnorpel son<strong>de</strong>rn Fettgewebe vor sich zu haben glaubt. Erst genaueresZusehen belehrt, <strong>da</strong>ss man es mit einem Knorpel zu thunhabe, <strong>de</strong>ssen Zellen fast durch keine Zwischensubstanz geschie<strong>de</strong>nund prall mit Fett erfüllt sind.Während die Zellen <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes sehr häufig Pigmentkörner enthalten,ist solches bei <strong>de</strong>n Knorpelzellen eine seltene Erscheinung; ich habeauf die hyalin-knorpelige Sklerotika von Menopoma alleghanensis aufmerksamgemacht, welche hierzu ein Beispiel liefert. Dort sieht man klar und<strong>de</strong>utlich, <strong>da</strong>ss die meisten Zellen braune Pigmentkörner in verschie<strong>de</strong>nerMenge zum Inhalt besitzen.Echter Knorpel. Faserknorpel. Nach <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Beschaffenheit<strong>de</strong>r Grundsubstanz, wodurch schon fürs freie Auge <strong>de</strong>rKnorpel Abän<strong>de</strong>rungen zeigt, spricht man vom echten o<strong>de</strong>r.hyalinen Knorpel und zweitens vom gelben o<strong>de</strong>r Faserknorpel.Beim hyalinen Knorpel ist die Grundsubstanz o<strong>de</strong>r Intercellularmateriegleichförmig, homogen und verwan<strong>de</strong>lt sich gekochtin Chondrin.Beim gelben Knorpel hat sich ähnlich wie beim Bin<strong>de</strong>gewebedie Intercellularsubstanz zu elastischen Netzen verdichtet. DieseFasern verlaufen seltener einan<strong>de</strong>r einigermassen parallel, meist sindsie wie verfilzt, haben auch wohl ein rauhes o<strong>de</strong>r wie aus Körnchenzusammengesetztes Ansehen. In solcher Weise umgewan<strong>de</strong>lte Grundsubstanzzeigt grosse Resistenz gegen Kalilauge, giebt kein Chondrinu. dgl., mit einem Worte, verhält sich wie elastisches Gewebe.Uebergangsformen. Es wur<strong>de</strong> schon bemerkt, <strong>da</strong>ss es eineKnorpelart giebt, die <strong>de</strong>n Charakter von zellig-blasiger Bin<strong>de</strong>substanz.* vV B * itr " *• I ° ik f 0,k - **»'• u Entwickig d. Rochen u. Haie, 1861, S. 4, Histol. 8. 153. •-i) Kleinere Mntbe.lgen *. thierisch. Oewebslebrc, Arch. f. Anat. u. ftys. ihi4, s). 34«.


Knorpelgewebe. 55angenommen hat. Dann kommen auch wie<strong>de</strong>r sehr bestimmte Uebergangsformenzum festen Bin<strong>de</strong>gewebe vor. Es gehören <strong>da</strong>hinz. B. die Knorpelscheiben im unteren Lid <strong>de</strong>r Vögel und Saurier *),<strong>de</strong>r Knorpelrahmen in <strong>de</strong>r Schnecke <strong>de</strong>r Vögel 2 ), zum Theil dieWand <strong>de</strong>s Seitenkanalsystems bei Selachiern 3 ), alles Bildungen, <strong>de</strong>renhistologisches Verhalten ich zuerst beschrieben habe.Nach <strong>de</strong>m Anblick mit freiem Auge fühlt man sich mehr geneigt, genannteBildungen für Knorpel anzusprechen, während die mikroskopischeUntersuchung eher einer Einreihung in <strong>da</strong>s feste Bin<strong>de</strong>gewebe <strong>da</strong>s Wortre<strong>de</strong>t. Es sind, was ich schon an<strong>de</strong>rswo hervorhob *), Knorpel, in <strong>de</strong>nenverästelte, <strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>gewebskörpern durchaus ähnliche Zellen liegen, dieauch von <strong>de</strong>r Grundsubstanz nicht in <strong>de</strong>m Gra<strong>de</strong> abgeschie<strong>de</strong>n sind, als dieZellen im echten Knorpel.Knorpel <strong>de</strong>r Wirbellosen. Nach <strong>de</strong>m gewöhnlichen Sprachgebrauchwird auch <strong>de</strong>n wirbellosen Thieren sehr häufigKnorpel zugetheilt, in<strong>de</strong>m man Manches so nennt, weil es durchFarbe und Consistenz an Knorpel erinnert. Um so mehr <strong>da</strong>rf <strong>da</strong>raufhingewiesen wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss echtes Knorpelgewebe bei Wirbellosenseltener vorkommt.Seit Längerem ist <strong>da</strong>sselbe bei <strong>de</strong>n Cephalopo<strong>de</strong>n beobachtet wor<strong>de</strong>n;<strong>da</strong>nn ist zuerst durch mich B ) nachgewiesen wor<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>n Kiemenstämmengewisser Anneli<strong>de</strong>n ein inneres knorpeliges Skelet sich vorfin<strong>de</strong>t,welches zum Zellenknorpel gehörend aus Keihen viereckiger Zellen mit verdicktenWän<strong>de</strong>n besteht; die Zellen seien ausser<strong>de</strong>m hell und scharf conturirtund zeigten nach Essigsäure einen kleinen Kern. Früher schon hatteQuatrefages dieses Kiemenskelet erkannt, «ohne aber <strong>de</strong>m Gewebe seineeigentliche Be<strong>de</strong>utung zuzutheilen.»Dann ist bezüglich <strong>de</strong>s Zungenknorpels <strong>de</strong>r Schnecken von Lebert 8 ),Lacaze-Duthiers ') und Clapare<strong>de</strong> 8 ) gezeigt wor<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss hier echterKnorpel vorliege.Selbst bei Arthropo<strong>de</strong>n, wo bisher dieses Gewebe gänzlich vermisstwur<strong>de</strong>, ist es von Gegenbaur*) bei Limulus aufgefun<strong>de</strong>n und näher beschriebenwor<strong>de</strong>n.Die grosse Verwandtschaft zwischen Knorpel und Bin<strong>de</strong>gewebeäussert sich auch bei Wirbellosen <strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss z. B. bei <strong>de</strong>n sehrdurchscheinen<strong>de</strong>n Arten <strong>de</strong>r Cephalopo<strong>de</strong>n die Knorpelzellen sich anmanchen Stellen zu grossen Blasen, ganz ähnlich wie in <strong>de</strong>r Chor<strong>da</strong>dorsalis <strong>de</strong>r Fische, die wir mehrmals j<strong>de</strong>m zellig-blasigen Bin<strong>de</strong>gewebeverglichen, erweitern. Auch habe ich bezüglich <strong>de</strong>s Mantels<strong>de</strong>r Tunicaten schon an<strong>de</strong>rswo meine Meinung <strong>da</strong>hin ausgesprochen,<strong>da</strong>ss ich mit Nieman<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rüber rechten wür<strong>de</strong>, wenn er <strong>de</strong>nselben<strong>de</strong>m Knorpelgewebe und nicht etwa <strong>de</strong>m gallertigen Bin<strong>de</strong>gewebeeinreihen wollte.1) M. Hlst. 8. 243. — 2) a. a. O. 8. 272. — 3) Rochen u. Haie 8. 40. — 4) Histolog. S. 34.5) Ztschrft f. wiss. Zool. 1851, S. 328 (Ampkicora) • Arch. f. Anat u. Phys. 1851, S. 315(Strputa). Histolog. fg. 87. — 6) Lebert, Arch. f. Anat. u. Phys. 1846. — 7) Lacaze-Duthiers, Compt. rend. d» l'Acad. <strong>de</strong>t teienc. 1857. — 8) Clapare<strong>de</strong>, Arch. f. Anat. u.Phys. 1857, 8. 240. — 9) Gegenbaur, Anat. Untersuchg eines IAtnulut, Abhandlgen d.naturf. Geeellsch. in Halle, 1858. 8. 11.


5gGewebe.6. Knochengewebe.Unter <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Formen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz hat <strong>da</strong>sKnochengewebe <strong>de</strong>n höchsten Grad <strong>de</strong>r Festigkeit erreicht, was<strong>da</strong>durch geschieht, <strong>da</strong>ss die Intercellularmaterie sich mit anorganischenVerbindungen, insbeson<strong>de</strong>re mit phosphorsaurem und kohlensauremKalk gemengt hat.Knochenkörperchen. Die Gestalt und Grösse <strong>de</strong>r zelligen Elemente,<strong>de</strong>r sog. Knochenkörperchen ist sehr verschie<strong>de</strong>n. Alsdie gewissermassen typische Form ist die verästelte Zelle, anzusehen,überemstimmend mit <strong>de</strong>n Sternzellen <strong>de</strong>s gewöhnlichenBin<strong>de</strong>gewebes.Die Strahlen können selbst wie<strong>de</strong>r, wie ich z. B. bei Fischenbeobachtete, an <strong>de</strong>n Verästigungsstellen sinusartig erweitert sein.Die Oeffhungen <strong>de</strong>r Strahlen an freier Knochenfläche vermögen sichferner so zu vergrössern, <strong>da</strong>ss, wenn sie <strong>da</strong>bei dicht stehen, dieFläche ein wie gegittertes, von zahlreichen Spältchen durchbrochenesAnsehen gewinnt. Ich habe solches an <strong>de</strong>n platten Schä<strong>de</strong>lknöchen<strong>de</strong>s Proteus im unverletzten, nicht angeschliffenen Zustan<strong>de</strong> wahrgenommen*).Dann können zweitens die Strahlen fehlen. Bei höheren Wirbelthierenkommen solche strahlenlose Knochenkörperchen nur<strong>da</strong> und dort vor, bei manchen nie<strong>de</strong>ren Wirbelthieren hingegen, soz. B. bei <strong>de</strong>n Selachiern, wie zuerst Job. Müller ent<strong>de</strong>ckte undich *) bestätigt habe, sind sie allgemein von dieser Beschaffenheit.Eine beson<strong>de</strong>re schon hier zu erwähnen<strong>de</strong> Modifikation ist auchdie, <strong>da</strong>ss die Zellen zu langen Kanal chen auswachsen, dioselbst wie<strong>de</strong>r von einfacher o<strong>de</strong>r verästelter Form sein können.Einiger an<strong>de</strong>rer Abän<strong>de</strong>rungen soll nachher noch ge<strong>da</strong>cht wor<strong>de</strong>n.Bcinerkenswerth ist ferner die An- o<strong>de</strong>r Abwesenheit <strong>de</strong>s Kerns.Es ist noch neuerdings von gewisser Seite behauptet wor<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nKnochenkörperchen fehle ein Kern immer. Nun ist richtig, <strong>da</strong>ss invielen Fällen <strong>da</strong>s Knochenkörperchen keinen Kern mehr besitzt,son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>rselbe geschwun<strong>de</strong>n ist. In an<strong>de</strong>rn Fällen lassen sichaber die Kerne mit aller Sicherheit und sogar leicht sehen, in welcherBeziehung ich längst auf verschie<strong>de</strong>ne Gattungen unserer Süsswasserfifeln-aufmerksam machte, von <strong>de</strong>nen zahlreiche Knochenstücke,/. I>. <strong>de</strong>s Visceralskelets, so durchsichtig sind, <strong>da</strong>ss man ohne weiterePräparation <strong>de</strong>n frischen Knochen unter <strong>da</strong>s Mikroskop bringen und<strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>r Knochenkörperchen aufs Iwste erblicken kann. Dasgleiche hatte ich von <strong>de</strong>n frischen Knochen <strong>de</strong>s Landsalaman<strong>de</strong>rsund <strong>de</strong>s Proteus zu mel<strong>de</strong>n 8 ). Selbst bei Säugethicrcn bieten sichl Anat. hiat. Unters. ilb. Fische n. Reptilien 8. 106. - V M. Ueltr. z. mlkr. An;it u.Entw. d. Rochen u. Haie s e. — 8) Anat. bist. Unters, üb. Fische u.Bcptlllcu 1843, H. 10«.


Knochengewebe. 57dieselben Bil<strong>de</strong>r <strong>da</strong>r. Ich habe gefun<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss z. B. bei <strong>de</strong>r Hausmaus(Mus musculus) die dünnen Nasenmuseheln sich frisch, ebenfallsohne alle Vorbereitung mikroskopiren lassen, wobei sich zeigt,<strong>da</strong>ss in vielen Knochenkörperchen ein Kern <strong>de</strong>utlich vorhan<strong>de</strong>n ist *).Was <strong>de</strong>n Inhalt betrifft, so scheint auch dieser nicht überall<strong>de</strong>r gleiche zu sein. Die Ansicht zwar, <strong>da</strong>ss die Knochenkörperchendie Kalkbehälter (Sacculi chalicophori) seien, hat man längst fallenlassen; auch wäre diese Auffassung kaum entstan<strong>de</strong>n, wenn mangleich anfangs frische, durchsichtige Knochen, z. B. die vorhinbezeichneten Fischknochen, anstatt künstlicher Schliffe getrockneterKnochen sich vorgelegt hätte. Doch verdient es immer bemerkt zuwer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss, wie ich wie<strong>de</strong>r in Erinnerung brachte, Treviranusschon im Jahre 1835 die gegenwärtig allgemein gelten<strong>de</strong> Meinungvertrat, <strong>da</strong>ss die Knochenkörperchen mit Flüssigkeit gefüllt wären.Später ist es Bruns gewesen, welcher unabhängig hievon zueiner Zeit (1845), als man allgemein die Knochenkörperchen fürKalkbehälter hielt, die Ansicht wie<strong>de</strong>r aufnahm, sie seien diesesnicht, son<strong>de</strong>rn führten ein flüssigesErnährungsmaterial.Ob in<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r Inhalt immer rein flüssig ist, wird wohl Niemandgera<strong>de</strong> behaupten können, es lässt sich vielmehr annehmen,<strong>da</strong>ss, wenn noch ein Nucleus vorhan<strong>de</strong>n ist, auch noch ein Theil<strong>de</strong>s ursprünglichen Protoplasma zugegen sein möge.Am Skelet <strong>de</strong>r Vögel giebt es bekanntlich 1 u f t h o h 1 e Knochen,in<strong>de</strong>m die Markräume anstatt mit Mark mit Luft gefüllt sind. Nunist es mir nach früheren Beobachtungen vorgekommen, als ob auchmitunter in solchen pneumatischen Knochen bezirksweise die Knochenkörperchen<strong>de</strong>nselben Inhalt hätten wie die Markräume, d. h. schonwährend <strong>de</strong>s Lebens Luft enthalten. Ich glaube wenigstens amBrustbein <strong>de</strong>s Reihers so etwas wahrgenommen zu haben.Ich habe früher gezeigt, <strong>da</strong>ss durch Erweiterung und Verschmelzung<strong>de</strong>r «Bin<strong>de</strong>gewebskörper» grössere Lücken o<strong>de</strong>r Hohlräume im Bin<strong>de</strong>gewebeentstehen können. Die gleiche Metamorphose beobachte ich an Knochenkörperchen,z. B. in <strong>de</strong>n Hautknochen <strong>de</strong>s Polypterus, wo sich in je<strong>de</strong>rSchuppe solche Uebergänge <strong>de</strong>monstriren Hessen *). In <strong>de</strong>n Kopfknochenz. B. <strong>de</strong>r Leucisci trifft man unregelmässig gebuchtete und zusammenhängen<strong>de</strong>Räume, auch wohl grössere Höhlungen von manchfaltiger Gestalt, die nurals vergrösserte o<strong>de</strong>r verschmolzene Knochenkörperchen angesprochen wer<strong>de</strong>nkönnen 3 ). Etwas ähnliches beschrieb ich ferner vom Proteus *).Intercellularsubstanz. Die Intercellular- o<strong>de</strong>r Grundsubstanz<strong>de</strong>s Knochengewebes hat die gleiche geschichtete Natur,wie <strong>da</strong>s gewöhnliche Bin<strong>de</strong>gewebe, und die Lamellen sind in Folge<strong>de</strong>s härten<strong>de</strong>n und <strong>da</strong>mit schärfere Conturen geben<strong>de</strong>n Ossifikationsprozessesnoch klarer und markirter als bei jenem. In weitaus <strong>de</strong>n1) Kleinere Mittheilgen z. thierisch. Gewebslehre, Arch. f. Anat. u. Phys. 1854, 8. 340.— 8) Hist. Bemerkgen üb. Polupieru», Ztschrft f. wiss. Zool. 1854, 8. 46. — 3) Mein Lebrb.d. Histologie, 1S57, 8. 156, fg. 82. — 4) a. a. O. 8. 159.


58 Gewebe.meisten Fällen ohne beson<strong>de</strong>re Färbung erscheinen die Knocheneiniger Fische von grüner Farbe, so z. B. bei Betone. Man gabfrüher an, <strong>da</strong>ss erst nach <strong>de</strong>m Kochen <strong>da</strong>s Skelet die grasgrüneFarbe annehme. Nach Untersuchung frischer Thiere hatte ich x )dies <strong>da</strong>hin zu berichtigen, <strong>da</strong>ss die grüne Färbung <strong>de</strong>m leben<strong>de</strong>nThier angehört und nicht erst durch <strong>da</strong>s Kochen hervorgerufen wird.Das Pigment zeigte sich nicht als ein körniges, son<strong>de</strong>rn als eindiffuses. Es färbt lediglich die Grundsubstanz, während <strong>de</strong>r Inhalt<strong>de</strong>r Knochenkörperchen hell und farblos erscheint.Zahnbein. Es wur<strong>de</strong> oben schon vorgebracht, <strong>da</strong>ss die Knochenkörperchenzu langen Kanälchen auswachsen können, und es seijetzt im Beson<strong>de</strong>ren erwähnt, <strong>da</strong>ss durch diese Abän<strong>de</strong>rung <strong>da</strong>sKnochengewebe <strong>de</strong>m Zahnbein ähnlich, ja echtes Zahnbein (o<strong>de</strong>rDentine) wer<strong>de</strong>n kann.Die ersten hieher gehörigen Beobachtungen sind von mir veröffentlichtwor<strong>de</strong>n und betreffen Hautknochen von Amphibien und Fischen. Die grossekreuzförmige Knochenplatte auf <strong>de</strong>m Rücken <strong>de</strong>s Hornfroschcs (Ceralophrysdorsata) enthielt sehr lange und schmale, mit seitlichen Ausläufern verseheneKnochenkörperchen, so <strong>da</strong>ss sie sowohl <strong>da</strong>durch, als auch <strong>da</strong> sieziemlich dicht aufeinan<strong>de</strong>r folgten, «sowohl auf <strong>de</strong>m Längs- wie Querschnittan Zahnkanälchen erinnerten» 8 ).Wahrend <strong>de</strong>r erwähnte Hautknochen mehr nur als ein Uebergang zumZahnbein angesehen wer<strong>de</strong>n kann, so zeigte ich schon früher') von <strong>de</strong>nSchuppen und Hautstacheln <strong>de</strong>r Sclachier, <strong>da</strong>ss ihr feinerer Bau ganz <strong>de</strong>rL'leiche sei wie <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r Zähne <strong>de</strong>s Gebisses, und ich hob dieso «völligeI<strong>de</strong>ntität in <strong>de</strong>r Structur» zwischen <strong>de</strong>n Schuppen und <strong>de</strong>n Zähnen beson<strong>de</strong>rshervor.Nach<strong>de</strong>m auch Queckett 4 ) bekannt gemacht hatte, <strong>da</strong>ss bei Fistularia,Sphyraena Betone <strong>da</strong>s Knochengewebe einen <strong>de</strong>m Zahnbein ähnlichen Baubesitze, so untersuchte auf diesen Punkt Kölliker 8 ) eine grosse AnzahlFische und es stellte sich heraus, <strong>da</strong>ss bei zahlreichen Teleostiern anstatt<strong>de</strong>s gewöhnlichen Knochengewebes sich Zahnbein vorfin<strong>de</strong>.Schmelz <strong>de</strong>r Hautknochen. Eine Modifikation <strong>de</strong>s Zahnbeinsist <strong>de</strong>r „Schmelz" <strong>de</strong>r Hautknochen.Ich machte zuerst an <strong>de</strong>n Schuppen <strong>de</strong>r Sclachier <strong>da</strong>rauf aufmerksam,<strong>da</strong>ss die sog. Schmelzschicht nicht als eine histologischverschie<strong>de</strong>ne Lage existire, son<strong>de</strong>rn eben nur als Grenzschicht <strong>de</strong>rSchuppensubstanz zu betrachten sei. Näher ging ich bei meinerUntersuchung <strong>de</strong>s Polyptirits auf dies Verhalten ein, in<strong>de</strong>m ich nachwies,<strong>da</strong>ss auch hier <strong>de</strong>r Schmelz <strong>de</strong>r Schuppen keineswegs im Baumit <strong>de</strong>m Schmelz <strong>de</strong>r Zähne höherer Wirbelthiere Übereinstimme,vielmehr nur ,,die mehr homogene von äusserst feinen Hohlräumendurchbrochene oberste Lage <strong>de</strong>r Schuppe sei" ,; ).1) a. a. O. Arch, f. Anat, u. Phys. IHM. 8. S«8.) — t) Anat. bist. Untersgen üb. Klschon. Reptilien 1*53, 8. 109. - 3) Beltr. z. mikr. Anat. u. Entw. d. Ho.-ln-n u. Haie 1851, 8. 81.— 4. Qu. ckett. ButoiogUal Cmtatopu «f tat College of turgeont of England, lld. II, IHM,. —y Kölliker, Cb. verach. Typen i d. mikr. Struct. d. Hkulete« .1. Knochenfische, Wtlrzb.Vrrhandlgen 184». — 6) Histol. Uetnerkgen üb. d. Polupterut Hchir, Ztschr. f. wiss. Zool.1864, S. 47.


Knochengewebe. 59Wenn schon in <strong>de</strong>m Schmelz <strong>de</strong>s Hautskelets <strong>de</strong>r Fische dieKnochenkörperchen sehr klein wer<strong>de</strong>n, und <strong>da</strong>durch <strong>da</strong>s mehrhomogene Aussehen dieser Lage zu Wege kommt, so kann einähnlicher Mangel <strong>de</strong>r Knochenkörperchen auch im Gewebe<strong>de</strong>s inneren Skelets eintreten.So habe ich vor längerer Zeit l ) schon gezeigt, <strong>da</strong>ss z. B. bei Cyprinoi<strong>de</strong>nzwar in vielen Skelettheilen schöne wohl entwickelte Knochenkörperchenvorhan<strong>de</strong>n sind, mit zahlreichen, lange verzweigten Ausläufern,an<strong>de</strong>rerseits aber in ganzen Strecken <strong>de</strong>s Knochengewebes die Körperchenstrahlenlos wer<strong>de</strong>n, auch wohl — und <strong>da</strong>s ist für uns beson<strong>de</strong>rs wichtig —zu winzig kleinen, pur punktförmigen Räumen herabsinken o<strong>de</strong>r verkümmern.Das Knochengewebe ist <strong>da</strong>mit eine mehr homogene, streifige Substanz gewor<strong>de</strong>n.Durch Mittheilung An<strong>de</strong>rer 2 ) weiss man jetzt, <strong>da</strong>ss bei einergrossen Anzahl von Knochenfischen <strong>da</strong>s Knochengewebe von dieser Beschaffenheitist.Entstehung <strong>de</strong>s Knochengewebes. Aus <strong>de</strong>m Dargelegtenist ersichtlich, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Knochengewebe mehrfache Abän<strong>de</strong>rungenzeigt, worüber man sich schon <strong>de</strong>sshalb nicht wun<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>rf, wennman be<strong>de</strong>nkt, <strong>da</strong>ss verschie<strong>de</strong>ne Arten <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz,eigentliches Bin<strong>de</strong>gewebe und Knorpel, ossifiziren können.Der Knorpel wird zum Knochen <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss Kalk theilszunächst in Form von grösseren Kugeln und kleineren Krümelnsich in die Grundsubstanz absetzt und nach und nach mit letzterermorphologisch zu einer Masse verschmilzt. Bei dieser Ablagerung<strong>de</strong>r Kalksalze in die Grundsubstanz wan<strong>de</strong>ln sich die zelligen Elementein die Knochenkörperchen um, wobei entwe<strong>de</strong>r., wie ich esvon <strong>de</strong>n Selachiern beschrieben, die run<strong>de</strong> Zelle <strong>de</strong>s Hyalinknorpelsgera<strong>de</strong> so bleibt und ein rundliches o<strong>de</strong>r ovales, strahlenloses Knochenkörperchenwird, o<strong>de</strong>r, und dieses ist <strong>da</strong>s Gewöhnliche bei an<strong>de</strong>rnWirbelthieren, die rundlichen, strahlenlos gewesenen Knorpelzellengestalten sich zu verästelten Knochenkörperchen.Die letitere Formverän<strong>de</strong>rung erklärt man sich entwe<strong>de</strong>r so,<strong>da</strong>ss die Knorpelzelle während <strong>de</strong>r Verkalkung sternförmig auswächst,o<strong>de</strong>r man <strong>de</strong>utet die Erscheinungen nach <strong>de</strong>r Analogie <strong>de</strong>r Porenkanalbildungbei <strong>de</strong>n Pflanzen durch ungleichmässige Verdickung<strong>de</strong>r Wand <strong>de</strong>r Knorpelhöhle.Die Lehre, <strong>da</strong>ss echter Knorpel zu Knochen sich metamorphosirenkönne, ist in neuerer Zeit von Heinrich Müller 8 ) entschie<strong>de</strong>n bekämpftwor<strong>de</strong>n und auch Baur 4 ) hat unabhängig <strong>da</strong>von die Umwandlung <strong>de</strong>sKnorpels in Knochen geläugnet. Demnach sollten sternförmige Knochenkörperchenkeineswegs aus Knorpelzellen hervorgehen. Doch wird vonan<strong>de</strong>rer Seite 8 ) <strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rsprochen und die alte Auffassung als die richtigeerklärt.1) Ztschrft f. wiss. Zool. 1850, 8. 11; Lehrb. d. Hist. 8. 156. — 2) Queckett, a. a. O.;Mettenheimer, Abhandlgen d. Senkenberg'sehen Gesellsch. 1854. — 3) H. Müller, üb. d.Entwickl. d. Knochensubstanz etc. Ztschrft f. wiss. Zool. 1858. 8. 147. — 4) A. Baur, ZurLehre von d. Verknöcherg d. primordialen Knorpels, Arch. f. Anat. u.Phys. 1857.— 5) Arch.f. Anat. u. Phys. 1862, S. 702.


60Gewebe.Zweitens kann gewöhnliches Bin<strong>de</strong>gewebe ossifiziren. Hierwird beim Verknöcherungsprozess <strong>da</strong>s verästelte Bin<strong>de</strong>gewebskörpercheneinfach zum verästelten Knochenkörperchen, wie zuerstVirchow *) an pathologischen Bildungen nachgewiesen hat.In sehr <strong>de</strong>utlicher Weise stellte sich mir 8 ) dieser Vorgang anKnochen <strong>da</strong>r, welche auf Kosten <strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhaut entstehen, so z. B.an <strong>de</strong>r Rückenplatte <strong>de</strong>s Hornfrosches, am Hautskelet <strong>de</strong>s PolyptentS.Die Le<strong>de</strong>rhaut zeigt regelmässig gestellte Lücken mit Ausläufern(sog. Bin<strong>de</strong>gewebskörper) und die letzteren bleiben auch in dieserEigenschaft übrig, nach<strong>de</strong>m sich die Bin<strong>de</strong>substanz mit Kalk verbun<strong>de</strong>nhat. Wird umgekehrt durch Säure die Kalkmasse herausgezogen,so ist im mikroskopischen Verhalten kein Unterschiedzwischen <strong>de</strong>n Hautknochen und <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n Haut, in<strong>de</strong>m hierwie dort die helle Bin<strong>de</strong>substanz und die eigentümlichen verästeltenLücken sich <strong>de</strong>m Beschauer <strong>da</strong>rbieten.Sind die Bin<strong>de</strong>gewebskörper <strong>de</strong>s in Knochen sich umsetzen<strong>de</strong>nGewebes strahlenlose Gebil<strong>de</strong> (<strong>de</strong>m Aussehen nach Lücken), sobleiben sie auch, nach<strong>de</strong>m die Zwischensubstanz sich mit Kalksalzenimprägnirt hat, strahlenlose Knochenkörperchen von gleicher Form,wie sie zuvor waren. So habe ich im Anschluss an Joh. Müller 8 )von <strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Chor<strong>da</strong> bei Chimaera beschrieben, <strong>da</strong>ss dieeigentliche Substanz <strong>de</strong>rselben aus einem festen Bin<strong>de</strong>gewebe bestehe,in <strong>de</strong>m schmale, aber lange, circulär verlaufen<strong>de</strong> Lücken o<strong>de</strong>r Hohlräumesich zeigen. Bei <strong>de</strong>r Verkalkung dieser Bin<strong>de</strong>substanz wer<strong>de</strong>ndie schmalen Hohlräume „zu einer Art Knochenkörperchen" *).Knochenharte Theile <strong>de</strong>r Wirbellosen. Vorangegangenes hatzunächst lediglich auf die Wirbelthiere Bezug. Bekanntlich besitzenaber auch zahlreiche wirbellose Thiere knochenharte Theileund es ist die Frage, inwieweit <strong>de</strong>ren feinere Structur mit <strong>de</strong>mKnochengewebe <strong>de</strong>r Wirbelthiere übereinstimmt.Ob exquisites Knochengewebe, insofern wir <strong>da</strong>zu die Anwesenheitverästelter Knochenkörpertlicn für nothwendig halten, vorkomme,scheint zweifelhaft. Doch kann ich hiehei wie<strong>de</strong>r nicht unterlassen,auf meine Beobachtungen an <strong>de</strong>r Schale von Sphaeroma cinereahinzuweisen 5 ).l) Virchow, Arch. f. pathol. Anat. 1847. - 2) Amit. hlst. Unters, üb. Fische u. Hcpt.i«53 8. iw. llist Bemerkungen üb. Polypterut, Ztschrft I. wiss. Zool. 1834. (Ossifikationen<strong>de</strong>r Le<strong>de</strong>rhaut 8. 46 <strong>de</strong>r Schleimhaut 8. 53.) - 8) Job. Müller, Vergleichend. Anat. <strong>de</strong>rMyxinoi<strong>de</strong>n, Abhandlgen d. Berliner Akad. 1»38. - *, Z. Anat. u. Hlst. d. Chimaera monttroio,Arch. f. Anat. u. Phys. 1851 8. «3. - 5) Z. feiner. Bau .1 Arthropo<strong>de</strong>n, Arch. f. Anat. uPhys. i»5 8. 881; Histol. s IM. Die Schal.- besitzt „Kigcnthil.nliebkelten, dl« ich nichtauszugleichen vermochte. Die Terkalkte Haut ist sehr dünn, hell und bricht wie Glas, bei<strong>de</strong>r mikroskopischen Untersuchung überraschen vor Allem Bildungen, welche <strong>de</strong>nKnoehenkSrperehen <strong>de</strong>r Wl rbelt hl e re aufs Haar ähnlich sehen und nähere»J'; 1 "".," Vergleichen belehrt, <strong>da</strong>ss sie ihren Ursprung au« einer osslflelrten, epithelarUgenZellenUge genommen haben und <strong>da</strong>s« die Knochenkörperchen nur die übrig gebliebenenLttcken <strong>de</strong>r In grosserer o<strong>de</strong>r geringerer Aus<strong>de</strong>hnung verkalkten Zellen »Ind.» Ülodort auch erwähnten und seltsam aussehen<strong>de</strong>n Hohlräume, mit zahlreichen blind geendigten


Epithelien , Drüsenzelleo , Horngewebe. 61Dass aber zwischen an<strong>de</strong>rn oben erörterten Modifikationen <strong>de</strong>sKnochengewebes <strong>de</strong>r Wirbelthiere und <strong>de</strong>n verkalkten Geweben <strong>de</strong>rWirbellosen verwandtschaftliche Beziehungen sich erkennen lassen,halte ich auch jetzt noch für richtig.Die Skelettheile <strong>de</strong>r Echino<strong>de</strong>rmensind mit Kalk imprägnirtes Bin<strong>de</strong>gewebe; <strong>de</strong>r Panzer <strong>de</strong>rKrustenthiere und seine Fortsetzungen nach innen gehen aus homogenen,geschichteten Lagen hervor, die von Kalk durchdrungensind. Und was insbeson<strong>de</strong>re die knochenharten Theile <strong>de</strong>rArthropo<strong>de</strong>n betrifft, so ist die AehnUchkeit zwischen ihremGewebe und <strong>de</strong>mjenigen Knochengewebe vieler Fische, welches <strong>de</strong>rstrahligen Knochenkörperchen ermangelt, eine nicht geringe. Dennich lege immer noch eine gewisse Betonung <strong>da</strong>rauf, <strong>da</strong>ss die Lückeno<strong>de</strong>r Hohlräume, welche die Grundmasse einer verkalkten Chitinhautdurchsetzen, ganz <strong>da</strong>s Aussehen von verästelten Zahnröhrchenhaben können x ). Von gleicher Beschaffenheit ist aber auch, wieoben vorgebracht wur<strong>de</strong>, <strong>da</strong>s Knochengewebe vieler Fische.Etwas mehr entfernen sich vom eigentlichen Knochengewebedie Schalen <strong>de</strong>r Weich thiere, was schon die gewöhnliche Beschreibung<strong>da</strong>durch anerkennt, <strong>da</strong>ss sie sagt, bei <strong>de</strong>m Weichthierhänge die Schale mehr nur <strong>de</strong>m Thier an, bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>nhingegen sei die Haut selbst erstarrt. Man kann diesen Gegensatz,<strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>r Schale eines Mollusken und <strong>de</strong>r eines Echino<strong>de</strong>rmeno<strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n herrscht, wohl heraus heben und ihn auchdurch die mikroskopische Untersuchung stützen. Die Schale einerSchnecke, einer Muschel entsteht als verkalktes Secret z ): Zellenschei<strong>de</strong>n homogene Lagen ab, die mit Kalk imprägnirt wer<strong>de</strong>n.Es ist aber klar, <strong>da</strong>ss durch diese Art <strong>de</strong>r Genese auch MuschelundSchneckenschalen wie<strong>de</strong>r an die Keinen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanzenheranrücken.H. Epithelien, Drüsenzellen, Horngewebe.Man nennt herkömmlich Epithelien diejenigen Gewebe, welcheaus einzelnen selbständig gebliebenen Zellen bestehen, und zwar so,<strong>da</strong>ss durch die Aneinan<strong>de</strong>rreihung <strong>de</strong>r Zellen hautartige Lagen sichbil<strong>de</strong>n, welche freie Körperflächen <strong>de</strong>cken. Senken sich die Epithelienals ausklei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Membran in die Drüsenräume, so sprichtman von Drüsenzellen. Zwischen <strong>de</strong>n Epithelien und <strong>de</strong>n vorausgegangenenGeweben könnte man einen gewissen GegensatzAusläufern, nach <strong>de</strong>r Fläche verästelt, in Abstän<strong>de</strong>n stehend und oft durch grosse Streckenvon einan<strong>de</strong>r getrennt, mögen, wie ich Jetzt für sehr wahrscheinlich halte, zufalligerNatur sein und zu <strong>de</strong>n parasitischen Kanalbildungen gehören, auf <strong>de</strong>ren ausgebreitetesVorkommen in <strong>de</strong>n Hartgebil<strong>de</strong>n vieler Thiere man jetzt aufmerksam gewor<strong>de</strong>n ist. —1) Sieh. m. Angaben hierüber im Arch. f. Anat u. Phys. 1855, i. B. 8. 380 QJulut itrrettrü),8. 382 (Pkalangium, Ixodtt tettudinit). — 2) Vergl. m. Beobachtgen an Paludina, Ztschrftf. wiss. Zool. 1850, 8. 132, 134; über Cyclat, Arch. f. Anat. n. Phys. 1855, S. 62, üb. Solentitiqua, Histol. 8. 109.


62Gewebe.<strong>da</strong>rin erblicken, <strong>da</strong>ss dort die Intercellularsubstanz in vielen Fällen<strong>da</strong>s Hauptconstituens <strong>de</strong>s Gewebes ist, während in <strong>de</strong>m jetzt zubehan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n die Zellen die Oberhand behalten. Der Intercellularstoffist auf ein ganz Wenig beschränkt, gera<strong>de</strong> so viel, als ebenhinreicht, die Zellen untereinan<strong>de</strong>r zu verkleben.An<strong>de</strong>rerseits habe ich aber bereits oben *) zu begrün<strong>de</strong>n gesucht,<strong>da</strong>ss zwischen Epithelien und Drüsenzellen kein eigentlicher Unterschiedherrscht, ja <strong>da</strong>ss es richtiger sei, alle Epithelzeilen gera<strong>de</strong>zuDrüsenzellen zu nennen.Durch diese Auffassung wird aber auch <strong>de</strong>r Unterschied zwischenDrüsenzellen und gewissen Zellen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz, insbeson<strong>de</strong>re<strong>de</strong>r Cuticularbildungen sehr verringert, ja fast gera<strong>de</strong>zu aufgehoben.„Die Natur hat kein System, sie ist Leben und Folge"; an dieWahrheit dieses Satzes wird sich Je<strong>de</strong>r bei systematischen Aufstellungenüberhaupt, so auch hier erinnern müssen, sobald er Uebergangsbildungenin eben <strong>de</strong>m Gra<strong>de</strong> berücksichtigt, wie die schärfercharakterisirten Formen 2 ).Herkömmlich ist es auch zwischen Epithe 1 und Epi<strong>de</strong>rmiszu unterschei<strong>de</strong>n. Bei jenem bleiben die Zellen weiche, kernhaltigeBläschen; bei letzterer haben sie theilweise die blasige Natur aufgegeben,sind härtlich gewor<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sind, nach gewöhnlichem Ausdruck,verhornt.Arten <strong>de</strong>s Epithels. Epithelien zeigen ferner Abän<strong>de</strong>rungeninsofern, als sie aus einer einzigen Lage von Zellen zusammengesetztsein können, in welchem Falle man von einfachem Epithel spricht,o<strong>de</strong>r es häufen sich Zellenlagen übereinan<strong>de</strong>r, was <strong>da</strong>s geschichteteEpithel giebt. Bleiben die Zellen rundlich und än<strong>de</strong>rn bloss insPolygonale ab, so ist die Bezeichnung P1 a 11 e n e p i t h e 1 gebräuchlich;wachsen die Zellen ins Kegelförmige aus, Cy lin<strong>de</strong>r epithel;setzen sie sich endlich in Flimmerhärchen und unduliren<strong>de</strong> Membranenfort, Fl immer epithel.L'ebrigens <strong>da</strong>rf man nicht ausser Acht lassen, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenLagen <strong>de</strong>r geschichteten Epithelien sehr differenteZellenformen vorkommen können. Man beobachtet z. B. in<strong>de</strong>n untersten Schichten <strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis (Plattenepithel) <strong>de</strong>r Fische,o<strong>de</strong>r im Epithel <strong>de</strong>r Conjunctiva <strong>de</strong>r Säuger cylindrisclic Zellen vonbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Länge.Verästelte und compresse Epithels eilen. Noch auffallen<strong>de</strong>r sindverästigte Zellen zwischen gewöhnlichen Epithelzellen. Ich habezuerst <strong>da</strong>rauf aufmerksam gemacht, <strong>da</strong>ss nicht bloss bei Wirbellosen,z. B. in <strong>de</strong>r Oberhaut von Piscicola, son<strong>de</strong>rn auch bei Wirbelthieren,ich sah solches bei Fischen und Reptilien (Rana, Menopoma, Lacerta),verästigte Pigment figureu im Stratum mueosum <strong>de</strong>r Oberlj6. 4;.. — t, Vergl. ob. 8. .'«, 8. 31, 8. *2, 8. 43.


Epithelien, Drüsenzellen , Horngewebe. 63haut sich fin<strong>de</strong>n '). Später hat sich herausgestellt, <strong>da</strong>ss zackige undverästelte Zellen in <strong>de</strong>n untersten Lagen <strong>de</strong>r geschichteten Epithelien,mögen sie selbst Flimmerepithelien sein, wie z. B. von <strong>de</strong>r Nasenschleimhaut<strong>de</strong>r Wirbelthiere, zu <strong>de</strong>n gewöhnlichen Vorkommnissengehören und namentlich leicht durch Behandlung mit doppelt chromsauremKali erkannt wer<strong>de</strong>n. Damit verschwin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>nn auch <strong>da</strong>sEigenthümliche <strong>de</strong>r verzweigten Pigmentzellen am gleichen Orte.Mit Rücksicht auf die Gestaltverän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zellen durchAbplattung sei auch bemerkt, <strong>da</strong>ss die Zellen gewisser Cylin<strong>de</strong>repithelienunterhalb <strong>de</strong>r Gegend, wo <strong>de</strong>r Kern hegt, so comprimi r t sein können, <strong>da</strong>ss sie bei gewisser Einstellung in einen Fa<strong>de</strong>nauszulaufen scheinen. Ich habe zuerst dieses Verhalten beschriebenund abgebil<strong>de</strong>t und zwar aus <strong>de</strong>n unteren Epi<strong>de</strong>rmisschichten vomWassersalaman<strong>de</strong>r 2 ).Flimmercilien. An <strong>de</strong>n Flimmerzellen sind die sich bewegen<strong>de</strong>nHärchen o<strong>de</strong>r Cilien von sehr wechseln<strong>de</strong>r Länge. Zu <strong>de</strong>n allerfeinstenim Bereich <strong>de</strong>r Wirbelthiere gehören nach meiner Erfahrung dieWimperhärchen an <strong>de</strong>n äusseren Kiemen <strong>de</strong>r Batrachierlarven und <strong>de</strong>sProteus. Es hält <strong>de</strong>sshalb mitunter schwer, <strong>de</strong>r Ciliarbewegung an <strong>de</strong>nKiemen <strong>de</strong>r genannten Thiere ansichtig zu wer<strong>de</strong>n. Umgekehrt sindbei Wirbelthieren die dicksten Wimperhaare diejenigen, welcheE c k e r s ) im Gehörorgan von Petromyzon ent<strong>de</strong>ckte. Sie sind borstenähnlichund stellen eigentlich einen Bün<strong>de</strong>l von Härchen vor, <strong>de</strong>nn, wie<strong>de</strong>r genannte Beobachter ferner gefun<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>s dicke einzelne Flimmerhaarzerfallt, wenn man es nach vorhergegangener Aufbewahrung inChromsäure mit Natron behan<strong>de</strong>lt und presst, in steife Fasern. Vonähnlich zusammengesetzter Art sind auch, wie ich sehe, die grossenCilienborsten am Kopfen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rotatorien.Wimperhaare von solcher Stärke sitzen gewöhnlich je einHaar auf einer Zelle 4 ) und zwar gehen jene bei Petromyzonnach Ecker mit gabiig getheilter Wurzel hervor.Beson<strong>de</strong>rs bemerkt <strong>da</strong>rf vielleicht auch wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die Cilien an <strong>de</strong>neinzelnen Körpergegen<strong>de</strong>n eines Thieres von wechseln<strong>de</strong>r Länge und Stärkeund selbst an einem und <strong>de</strong>mselben Organ von verschie<strong>de</strong>ner Art seinkönnen. Bei Cyclas Cornea z. B. kommen nach meiner Beobachtung aufje einer Kiemenrinne Flimmercilien von dreifacher Sorte vor: an <strong>de</strong>n Seiten<strong>de</strong>r Rinne sitzen die starken, hackenförmig arbeiten<strong>de</strong>n Flimmerhaare, <strong>de</strong>nRaum zwischen zwei solchen Reihen dicker Cilien nehmen zarte Flimmerhärchenein und endlich <strong>de</strong>r freie Rand <strong>de</strong>r Kiemen ist von sehr langenund <strong>da</strong>bei zarten Cilien eingefasst 6 ).Unduliren<strong>de</strong> Membranen. Wie Büschel von feinen Flimmerhärchenso zu einer Einheit verbun<strong>de</strong>n sein können, <strong>da</strong>ss sie als1) Histologie. 8. 97. — 2) Histol. 8. 39, fg. 21,C. — 3) Ecker, Flimmerbewegung imGehörorgan von Petromynon marinut, Arch. f. Anat. u. Phys. 1844. — 4) Sieh. m. Angabebezüglich Cyolat im Arch. f. Anat. u. Phys. 1855, 8. 58. — 5) a. a. O. S. 58; vergl. fernerbeziigUch <strong>de</strong>r Kiemenbewimperung ui. Beobachtgen an Lithoäomui, ibid. 1854, 8. 301.


64Gewebe.homogene Einzelborsten gesehen wer<strong>de</strong>n, so scheinen auch ganzeReihen von Wimperhaaren zu hautförmigen Bildungen, <strong>de</strong>n sog.unduliren<strong>de</strong>n Membranen zusammenzuschmelzen,' wenigstensmachten die von mir an <strong>de</strong>n Kiemen von Amphicora mediterraneawahrgenommenen unduliren<strong>de</strong>n Hautsäume <strong>de</strong>n Eindruck, als ob sieauf verklebte Wimperhärchen zurückzuführen wären. Wenn, wieBusch 1 ) an <strong>de</strong>m lnfusorium Trichodina gefun<strong>de</strong>n hat, am freienRan<strong>de</strong> eines häutigen, unduliren<strong>de</strong>n Saumes noch Winiperhärcheneingefügt sind, so lässt sich annehmen, <strong>da</strong>ss es sich entwe<strong>de</strong>r nurum theilweise Zusammenschmelzung o<strong>de</strong>r um einzelne stärkere und<strong>de</strong>sshalb weiter hervorstehen<strong>de</strong> Härchen han<strong>de</strong>lt.Unbewegliche Borsten. Es giebt aber auch Epithelien, <strong>de</strong>renZellen <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss sie stachelartig auswachsen, an Flimmorzellenerinnern, ohne jedoch Bewegungserscheinungen kund zu geben.Die ersten hieher gehörigen Beobachtungen rühren von mir her. Bei<strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>s Seitenkanales frischer Haie ent<strong>de</strong>ckte ich s ) bei Noti<strong>da</strong>nus(Hexanchus). <strong>da</strong>ss die Epithelzellen in leichte, stachelartige, freihervorstehen<strong>de</strong> Fortsätze ausgehen. Dann fand ich innerhalb <strong>de</strong>r Ampullen<strong>de</strong>s Aales, «<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Epithel zunächst <strong>de</strong>r Nervenendigung in lange, haarähnlicheFortsätze ausgeht, gleichsam in kolossale Wimpern.» Auch hiersetzte sich je eine Zelle in ein Haar fort. Verwandte Stachelzellen wiesich aus <strong>de</strong>r Schnecke <strong>de</strong>r Vögel und Säuger nach 8 ). Später ge<strong>de</strong>nken MaxSchnitze 4 ) und Franz Schultze 8 ) aus <strong>de</strong>n Ampullen <strong>de</strong>s Gehörorgansvon Rochen, Haien, Barsch und Wassersalaman<strong>de</strong>r im Näheren dieserlangen, Starren Haare. — (Sich, auch Haut <strong>de</strong>r Mollusken •).Epithelzellen von beson<strong>de</strong>rer Form. Ich kann nicht umhin,hier an dieser Stelle an eine von mir beobachtete e i g o n t h ü m 1 i c h e(Jestaltung von Epithelzcllen zu erinnern. Das Epithel nämlich,welches die Innenhaut <strong>de</strong>s Penis unserer Luccrta ugilis über<strong>de</strong>ckt,besteht aus Zellen, von <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong> rtn <strong>de</strong>r freien Seite in eine- von<strong>de</strong>r Zelle abgesetzte knopfförmige Verdickung übergeht, die selbstwie<strong>de</strong>r eine Anzahl kleiner Höckcrclien hat. Die Knöpfe sindschärfer conturirt als die Zellen und halten sich in Kalilauge 7 ).Wimpern<strong>de</strong> Driisenzellen. Die Epithelzellen, welche Drüsenräumeausklei<strong>de</strong>n, sind meist rundlich o<strong>de</strong>r cylindrisch, auch trifftman auf FUmmerzellen. Doch sind letztere an diesen Orten seltener.Man kennt z. B. seit längerer Zeit Flimmerung in <strong>de</strong>n Nierenkanälchen<strong>de</strong>r Fische und Keptilien. Auch die Linieren <strong>de</strong>r Batrachierund Saurier wimpern, wovon ich mich an Larven vomFrosch und Salaman<strong>de</strong>r, sowie an Embryen <strong>de</strong>r Lacerta ugilis undAnguis fragdis überzeugt habe. Wenn ich ferner mitzutheilen hatte,<strong>da</strong>ss ich auch die Epithelzellen in <strong>de</strong>n Kanälen <strong>de</strong>s Nebenho<strong>de</strong>n beibeschuppten Reptilien (Lacerta agilis und Emys europaea) flimmernl) Busch, Zur Anat. d. Trichodina, Arch. f. Anat. u. Phys. i«56. — *j Bcltr. z. mikr.Anat. u. Entwlckl. d. Kochen u. Haie 1862, 8. 39; Histol. fg. 106. — 8) Histologie 8. 270,»73, fg. 14t.— l Max Schultze, Anh. f. Ann u. Phys. 1858. — 6) Kran» Schulze,eben<strong>da</strong>selbst luei. — 6) Hist. •- 106; Arch. f. Anat. u. Phys. usüo, 8. 268, Annierkg. — 7) Histol.8. 505, fg. «46.


Blut und Lymphe.65sah, so steht <strong>da</strong>s in Uebereinstimmung mit <strong>de</strong>r Thatsache, <strong>da</strong>ss dieNebenho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r höheren Wirbelthiere nur umgewan<strong>de</strong>lte Urnieren<strong>da</strong>rstellen *). Weiterhin habe ich wimpern<strong>de</strong> Drüsenzellen in <strong>de</strong>nZungendrüsen <strong>de</strong>s Triton igneus gefun<strong>de</strong>n, ferner in <strong>de</strong>n Uterindrüsen<strong>de</strong>s Schweins 2 ). Bei Wirbellosen kenne ich z. B. bei CyclasFlimmerzellen in <strong>de</strong>r Leber 3 ), <strong>da</strong>nn bei <strong>de</strong>r gleichen Muschel, sowieauch bei Unio, Anodonta Wimperzellen in <strong>de</strong>r Niere.Horngewebe. Wenn die Zellen <strong>de</strong>s Epithels o<strong>de</strong>r häufiger die<strong>de</strong>r Epi<strong>de</strong>rmis einen sehr hohen Grad <strong>de</strong>r Härtung und Abplattungerfahren, so spricht man vom Horngewebe.Die Zellen <strong>de</strong>s Horngewebes können ein so eigenthümliches,feinpunktirtes Aussehen haben, <strong>da</strong>ss man an <strong>da</strong>s Vorhan<strong>de</strong>nsein vonfeinen Porenkanälen <strong>de</strong>r Zellenmembran gemahnt wird. Ich habedieser Erscheinung schon an einem an<strong>de</strong>rn Ort ge<strong>da</strong>cht 4 ).Zum Horngewebe zählen z. B. Nägel, Krallen, Klauen, Hufe,Haare, Fe<strong>de</strong>rn und zahlreiche an<strong>de</strong>re compacte Horngebil<strong>de</strong> <strong>de</strong>rWirbelthiere, wie Hörnerschei<strong>de</strong>n, Kieferschei<strong>de</strong>n etc. 5 ). Doch gehörtnicht alles hieher, was man bei Wirbelthieren als „Horngewebe"bezeichnet. So habe ich z. B., was schon oben vorkam,nachgewiesen, <strong>da</strong>ss die sog. Hornlage im Muskelmagen <strong>de</strong>r Vögel<strong>da</strong>s in Lagen erhärtete Secret <strong>de</strong>r <strong>da</strong>runter befindlichen Secretionszellen, also eine Cuticularbildung ist 6 ).Hingegen ist die Krystalllinse <strong>de</strong>r Wirbelthiere, wie dieEntwicklungsgeschichte gelehrt hat, ein Stück umgewan<strong>de</strong>lte Epi<strong>de</strong>rmis, wobei je<strong>de</strong> Zelle zu einer röhrigen Faser sich auszog 7 ).HI. Blut und Lymphe.Bei <strong>de</strong>n höheren o<strong>de</strong>r Wirbelthieren sind Blut und Lymphe,wenn auch nah verwandte, doch verschie<strong>de</strong>ne Säfte; bei <strong>de</strong>n meisten<strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>ren o<strong>de</strong>r wirbellosen Thiere ist nur eine Ernährungsflüssigkeitvorhan<strong>de</strong>n, welche Blut und Lymphe zugleich vorstellt.Daher schei<strong>de</strong>t sich eigentlich auch nur bei <strong>de</strong>n Wirbelthieren <strong>de</strong>r Gefässapparat<strong>de</strong>utlich in ein beson<strong>de</strong>res Blutgefässsystem und in ein beson<strong>de</strong>resLymphgefässsystem. In<strong>de</strong>ssen habe ich bei gewissen Anneli<strong>de</strong>n 8 )1) Vergl. m. anat. hist. Unters, üb. Fische u. Reptilien, 1853, o<strong>de</strong>r Histol. 8. 457, 8. 495.— 2) Arch. f. Anat. u. Phys. 1852, 8. 375. — 3) ibid. 1855, S. 53; hier zuerst von HeinrichMeckel, ibid. 1846, 8. 20 gesehen. — 4) Histol. 8.310 (Hornpapillen <strong>de</strong>r Eehidna etc.); vgl.auch 8.13, Epi<strong>de</strong>rmiszellen von Reptilien). —5) Als verdickte Epi<strong>de</strong>rmisbildungen sind auchdie weissen Knötchen zu betrachten, welche man an <strong>de</strong>r Haut mancher unserer Süsswasserfisehezur Laichzeit wahrnimmt. An einem Chondrostoma natut, <strong>de</strong>n ich im April vormir hatte, waren nicht bloss am Kopf solche weissliche Höcker zu sehen, und unter ihnenmanche von beson<strong>de</strong>rer Grösse, son<strong>de</strong>rn auch je<strong>de</strong> Schuppe hatte am Hinterran<strong>de</strong> einenHalbring kleinerer Höcker. Uebrigens bemerke ich <strong>da</strong>zu, <strong>da</strong>ss auch an <strong>de</strong>r weiblichen Xanatemporaria etwas ähnliches vorkommt, in<strong>de</strong>m die Oberhaut durch Vermehrung ihrer Zellenan bestimmten Punkten kleine Höcker über die Rückenflächc entwickelt. Ich habe schonvor längerer Zeit dieser Erscheinung ge<strong>da</strong>cht. (Anat. hist. Unters, üb. Fische u. Reptilien,8. 108.) — 6) Histol. S. 41, fg. ä», 8. 309, fg. 165. - 7) Roch. u. Haie, S. 99. — 8) Ztscluftf. wiss. Zool. 1£49 (Aufs. üb. Piteieola); Bi r. v. d. zoot Anst. in Würzburg 1849, S. 17; Ztschrftf. wiss. Zool. 1851 QBrancheUion, Pontob<strong>de</strong>lla); Histol. 8. 443.Leydlg, Bau <strong>de</strong>s thieriscbeu Körpers. 5


66Gewebe.längst eine ähnliche Glie<strong>de</strong>rung nachgewiesen, sowie auch bezüglich <strong>de</strong>rCephalopo<strong>de</strong>n 1 ) Beobachtungen mitgetheilt, welche für diese Gruppe <strong>da</strong>sselbeannehmen lassen, endlich auch auf die Echino<strong>de</strong>rmen *) in diesemSinne hingewiesen-. Bei <strong>de</strong>n übrigen Wirbellosen hingegen scheint ein Lymphsystemnicht mehr vom Blutgefässsystem abgetrennt zu sein.In<strong>de</strong>m ich an diesem Orte nur auf <strong>da</strong>s allgemeinste in <strong>de</strong>r morphologischenZusammensetzung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Säfte eingehe, sei folgen<strong>de</strong>sbemerkt.Blut und Lymphe bestehen aus Zellen und Intercellularsubstanz.Die Zellen <strong>de</strong>s Blutes, sog. Blutkörperchen 3 ) zerfallen bei'Wirbelthieren in gefärbte o<strong>de</strong>r röthlich gelbe und in farblose o<strong>de</strong>rweisse. Die rotnen sind immer glattrandig und haben entwe<strong>de</strong>rdie Gestalt einer kreisrun<strong>de</strong>n Scheibe mit gelin<strong>de</strong>r mittlerer Eintiefung,o<strong>de</strong>r sie haben eine ovale Scheibenform mit mittlerer wennauch schwacher Wölbung. Der Kern <strong>de</strong>r Zelle erhält sich bei <strong>de</strong>ndrei unteren Klassen <strong>de</strong>r Wirbelthiere, während er bei <strong>de</strong>n Säugerneingeht. Ebenso unterliegt die Grösse <strong>de</strong>r Blutkügelchen bestimmtenAbän<strong>de</strong>rungen nach <strong>de</strong>n einzelnen Thiergruppen.Die farblosen o<strong>de</strong>r weissen Blutkörperchen sind rein kuglige,zarte Gebil<strong>de</strong>, hell o<strong>de</strong>r leicht gekörnelt, immer mit <strong>de</strong>utlichem Kern.Sie unterschei<strong>de</strong>n sich nicht wesentlich von an<strong>de</strong>rn jungen, nochindifferenten Zellen.An die farblosen Blutkörperchen <strong>de</strong>r Wirbelthiere schliessensich sowohl die Blutzellen <strong>de</strong>rjenigen Wirbellosen an, bei welcheneine Scheidung in Blut- und Lymphräume noch nicht vorkommt,als auch die, welche diese Trennung aufzeigen. So z. B. Hirudineen,Lumbricinen, Kiemenwürmer. Die Blutzellcn, meist mit <strong>de</strong>utlichemKern, sind vielleicht durchgängig farblos, bald hell, bald mehr o<strong>de</strong>rweniger körnig; die Grundgestalt ist rundlich, <strong>da</strong>nn spin<strong>de</strong>lförmig,ausgezackt, häufig Belbst in Fortsätze ausgezogen o<strong>de</strong>r verästelt.Die Lymphkörperchen <strong>de</strong>r Wirbelthiere stimmen in Grösse,Gestalt und sonstigen Merkmalen mit <strong>de</strong>n weissen Blutkörperchenüberein. Die letzteren sind eben nur aus <strong>de</strong>n Lymphbalinen in dieBlutgefässe herübergetretene Formelemente.Auch die Lymphkörperchen jener Wirbellosen, welche geson<strong>de</strong>rteLympliräume <strong>da</strong>rbieten, sind fast stets kugelrun<strong>de</strong> granuläre Zellen;um so mehr verdient es Beachtung, <strong>da</strong>ss ich bei einer Art Enchytraeusin <strong>de</strong>r einem Lymphraum entsprechen<strong>de</strong>n Leibeshöhle „sehrschöne und grosse, ovale, glattrandige Lymphkügelchen" beobachtethabe *).Leber die Vorgänge bei <strong>de</strong>r Vermehrung <strong>de</strong>r Blutkörperchen durchl) Arch. f. Anat. u. Phys. 1854, 8. 306; HistoL 8. 443. - I) a. zuletzt a. O. 8 443. -I) Leber die Zellennalur <strong>de</strong>r Blutkörperchen vergl. die oben (8. 22) erwähnte BeobachtungHäckel». Eine an<strong>de</strong>re Auffassung vertritt Henseu, Ztschrft f. wiss, Zool. Bd. XI, 8.233.— 4, llutol. •*. 451. leh habe unter<strong>de</strong>ssen diese (i. bil<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt vor Augen gehabt undJe<strong>de</strong>smal l»t mir ihre gro»»e Ähnlichkeit mit <strong>de</strong>n glattrandlgen Blutkügelchen nie<strong>de</strong>rerWirbelthiere aufgefallen.


Blut und Lymphe. 67Theilung vergleiche man meine Erfahrungen an <strong>de</strong>n farbigen und weissenblutkügelchen <strong>de</strong>s Proteus x ). Und <strong>da</strong> ich schon früher *) mich <strong>da</strong>hin ansprach,<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s sog. Gefässepithel ebenfalls durch Zellenwucherung dielahl <strong>de</strong>r Blutkügelchen zu vergrössern o<strong>de</strong>r die etwa untergegangenen eretzenzu können scheine, so bemerke ich, <strong>da</strong>ss ich bei durchsichtigenAnneli<strong>de</strong>n beobachtet zu haben glaube, wie jene oben (S. 30) als zellig-»lasiges Bin<strong>de</strong>gewebe erwähnten und, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n Leibesraum ausklei<strong>de</strong>n,jewissermassen ein Epithel vorstellen<strong>de</strong>n Zellen 3 ) gleichfalls durch Knospungmd <strong>da</strong>rauf erfolgen<strong>de</strong> Ablösung Lymphkügelchen entstehen lassen. — Der3ewegungserscheinungen an <strong>de</strong>n Blutzellen wur<strong>de</strong> schon oben (S. 14) gelacht.Die Intercellularsubstanz von Blut und Lymphe (Liquorsanguinis, liquor lymphae) ist bei Wirbelthieren eine helle, klare,farblose Flüssigkeit. Die rotte Farbe <strong>de</strong>s Blutes beruht lediglichluf <strong>de</strong>n gefärbten Blutkügelchen, die einzeln zwar nur schwachröthlichgelb aussehen, aber in Menge beisammenliegend kräftig roth«•scheinen.Auch bei zahlreichen Wirbellosen ist <strong>de</strong>r Liquor sanguinis'arblos; bei an<strong>de</strong>rn zeigt er jedoch einen Stich ins Blaue, Gelbe, Rothe,jrrüne o<strong>de</strong>r Violette. Hiebei stellt sich nun gegenüber von <strong>de</strong>nWirbelthieren <strong>de</strong>r wichtige Unterschied ein, <strong>da</strong>ss bezeichnete Blutfarbenallzeit von einem <strong>de</strong>m Liquor sanguinis beigegebenen Farbstoffherrühren und nicht wie dort von <strong>de</strong>r Färbung <strong>de</strong>r Blutzellen.Am intensivsten sehen wir <strong>da</strong>s Blut bei gewissen Hirudineen,Lumbricinen und Kiemenwürmern gefärbt; doch auch bei manchentnsecten nimmt sich <strong>da</strong>s Blut stark gelb o<strong>de</strong>r gelbroth aus. Sosveiss man längst, <strong>da</strong>ss die Larven <strong>de</strong>r Dipterengattung Chironomusrothes Blut besitzen; ich habe gezeigt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r bei einigen Käfer-Gattungen z. B. Coccinella, Timarcha, Meloe aus <strong>de</strong>n Gelenken vorquellen<strong>de</strong>,stark gelb o<strong>de</strong>r roth gefärbte Saft, <strong>de</strong>n man bisher fürein Drüsensecret hielt, <strong>da</strong>s Blut dieser Thiere sei 4 ).Quatrefages hat nachgewiesen, <strong>da</strong>ss bei verschie<strong>de</strong>nen rothblütigenAnneli<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Meers <strong>da</strong>s Blut vollkommen roth sei, wenn man es in Masse3ähe, <strong>da</strong>ss es aber gelb-grünlich sich ausnehme in dünner Schicht 8 ). Ohnevon dieser Mittheilung früher Kenntniss zu haben, bemerke ich seit längererZeit <strong>da</strong>sselbe an unserem Lumbriculus variegatus, bei Untersuchung <strong>de</strong>sganzen leben<strong>de</strong>n Thieres. Das in <strong>de</strong>n Hauptgefässen intensiv gelbrothe Blutaimmt in peripherischen Gefässen, namentlich wenn diese unter <strong>de</strong>m Druckies Deckglases etwas platt wer<strong>de</strong>n, einen unverkennbar grünlichenTon an.Die Globulinkrystalle, welche bei Wirbelthieren sowohl,als auch bei Wirbellosen im Blut anschiessen, habe ich und zwarbei Anneü<strong>de</strong>n nicht bloss zuerst gesehen, son<strong>de</strong>rn auch die erstenMittheilungen <strong>da</strong>rüber veröffentlicht 6 ). Bei meinen gegenwärtigen1) a. a. O. 8. 449. — 2) a. a. 0. 8. 446. — 3) Sieh, auch Tafeln z. vergl. Anat. Taf. IV,'g. 6 d (Lumbrieulut variegatuO. — 4) Sieh. Ausführliches Arch. f. Anat. n. Phys. 1859,i '45' 8 72 — 5) Quatrofages, Ann. d. tciene. nat. •>. Ser. tom. V. Vergl. auch Milnelad war ds, Lecont tur la phytiol. etc. Tom. I, p. 105. - 6) Vergl. Hist. S. 446, S. 452. üeb.Ulutkrystalle im Magen von Isodtt Arch. f. Anat. u. Phys. 1855, S. 446. ^


68Gewebe.Untersuchungen bin ich ferner auch bei Insecten auf Blutkrystallegestossen. (S. unten „Färbungen <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s.")Noch möchte ich nicht unerwähnt lassen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Liquor sanguinisbei zahlreichen" im Wasser o<strong>de</strong>r wenigstens im Feuchtenleben<strong>de</strong>n Wirbellosen nicht ganz Intercellularsubstanz in <strong>de</strong>m bisherigenSinne ist. Die Blutflüssigkeit ist nicht reines Abscheidungsproduct<strong>de</strong>r Zelle, sie besteht vielmehr einem guten Theil nachaus <strong>de</strong>m Wasser, welches direct von aussen aufgenommen, sich<strong>de</strong>m Brut beigemischt hat.Die Aufnahme von Wasser ins Innere <strong>de</strong>s Körpers haben schon infrüherer Zeit <strong>de</strong>lle Chiaje vou Weichthieren <strong>de</strong>s Meers, v. Bäran Unio und Anodonta gezeigt; aber es war zweifelhaft, ob <strong>da</strong>s "Wasserin ein beson<strong>de</strong>res Wassergefässsystem o<strong>de</strong>r ins Blutgefässsystem eindringe.Ich habe an Cyclas l ) nicht bloss die Hautkanäle nachgewiesen,durch welche <strong>da</strong>s Wasser von aussen nach innen dringt, son<strong>de</strong>rnauch <strong>da</strong>rgethan, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Wasser wirklich in die Bluträume und nichtin ein <strong>da</strong>von verschie<strong>de</strong>nes Kanalsystem geführt wer<strong>de</strong>. Früher sohou hatteich eine Vermischung <strong>de</strong>s Blutes mit von aussen eingedrungenem Wasseran Paludina *) im Näheren erörtert. Für die Würmer und Rotatoriensuchte ich <strong>da</strong>s gleiche wahrscheinlich zu machen, sowie auch die Ansicht,<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s durch die Hautkanäle eingesickerte Wasser, nach<strong>de</strong>m es <strong>de</strong>m Blutebeigemengt gewesen und <strong>de</strong>n Körper durclikreist hat, bei <strong>de</strong>n Würmernund Rotatorien durch die sog. schleifenförmigen Organe, bei <strong>de</strong>n Weichthierendurch die Nieren, unter Abscheidung <strong>de</strong>s Harns, sich wie<strong>de</strong>r nachaussen entleere*). Ich habe unter<strong>de</strong>ssen auch Beobachtungen an Landschneckengemacht, die mir dies bestätigten. Thiere (L'uuax agrestis),welche auf nassen Steinen herumkrochen, hatten soviel Wasser in ihreLeibeshöhle aufgenommen, <strong>da</strong>ss sie <strong>da</strong>von ganz prall erfüllt waren und,was sonst ja nie bei diesen Thieren <strong>de</strong>r Fall ist, die Eingewei<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlichdurchschimmerten, am Schild sogar die Umrisse <strong>de</strong>s Kalkschälchens klarerkennbar waren. In <strong>de</strong>m Augenblick aber, als ich die langsam einherkriechen<strong>de</strong>nThiere berührte, floss durch die Contraction <strong>de</strong>s Körpers inMenge ein helles Fluidum von ihnen ab, worauf die Thiere ihr gewöhnlichesAussehen erhielten. So oft ich nun auch <strong>da</strong>s Experiment wie<strong>de</strong>rholte,immer hatte ich <strong>de</strong>n Eindruck, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Wasser durch die Nicrcnöffnungnach aussen abfliesse.IV. Muskelgewebe.Wir haben als Grundsatz aufgestellt, <strong>da</strong>ss sehr vielen, vielleichtallen thierischen Zellen, ein gewisser Grad von Contractilität, o<strong>de</strong>r<strong>da</strong>s Vermögen eich auf Reize zusammenzuziehen, zukommt; aber<strong>da</strong>s Muskelgewebe ist es, an welchem diese Erscheinung zu einerbeson<strong>de</strong>rs ausgesprochenen wird. Nur <strong>de</strong>r Muskel zeigt eine „zucken<strong>de</strong>"Bewegung.Contractile Substanz, Sarco<strong>de</strong>. Die contractile Materieist Zellsubstanz o<strong>de</strong>r Protoplasma, und wenn sich später herausstellensollte, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>nn doch nicht alle Amöben Entwicklungsformen nie<strong>de</strong>rerl) Arch. f Anat. u. Pby«. 1855. - •>, Ztschrft f. wiss. Zool. Bd. II, H, 175. - 3) Histol.b. Jjl, 142.


Muskelgewebe. 69Pflanzen, son<strong>de</strong>rn zum Theil wirkliche, selbständige Thiere sind, sowäre ein solcher einzelliger Organismus im Hinblick auf sein contractilesProtoplasma einfach <strong>de</strong>r embryonalen Muskelzelle, in welcher<strong>da</strong>s Protoplasma sich noch nicht weiter dxfferenzirt hat, son<strong>de</strong>rnblos eine homogene o<strong>de</strong>r körnige Substanz ist, zu vergleichen.Für diese nicht weiter geson<strong>de</strong>rte contractile Substanz o<strong>de</strong>rbelebte Gallerte lässt sich die Bezeichnung Sarco<strong>de</strong> beibehalten,aber in <strong>de</strong>m Sinne, <strong>da</strong>ss dieselbe Zellsubstanz sei. Als Dujardin<strong>de</strong>n Ausdruck Sarco<strong>de</strong> einführte, war man einige Zeit <strong>de</strong>r Ansicht,die Sarco<strong>de</strong> habe nichts mit Zellen zu thun, sei vielmehr als „ungeformte,contractile Substanz" <strong>de</strong>n Muskeln als <strong>de</strong>r „geformtencontractilen Substanz" gegenüber zu stellen.Es lässt sich aber behaupten, <strong>da</strong>ss Sarco<strong>de</strong> und Muskelsubstanzkeinen Gegensatz zu einan<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n, vielmehr die Sarco<strong>de</strong>Muskelsubstanz in ihren Anfängen vorstellt, man könnte sagen, unreifeMuskelsubstanz sei.Man hatte eine Sarco<strong>de</strong> (nach <strong>de</strong>r Anschauung <strong>de</strong>s genannten französischenForschers) unseren Süsswasserpolypen, Rotatorien und zarten Arthropo<strong>de</strong>nlarvenzugeschrieben, und als von mir bezüglich dieser Gruppen dieUnhaltbarkeit <strong>de</strong>r neuen Lehre nachgewiesen war, so wollte man wenigstenslie Organisationsverhältnisse <strong>de</strong>r Infusorien als Stütze für die Sarco<strong>de</strong>theoriemfrufen. Allein auch bezüglich dieser Thiere gab ich Anhaltspunkte, <strong>da</strong>ssiie Sarco<strong>de</strong> aus Einheiten herkomme, welche <strong>de</strong>n Zellen äquivalent sind,sine Anschauung, die jetzt auch von mehren neuern Beobachtern geheiltwird. (Sieh. ob. S. 17.)Kuglig bleiben<strong>de</strong> Muskelzellen. Kehren wir zurück zur ursprüngichenMuskelzelle, so ist zu bemerken, <strong>da</strong>ss es nur wenigeThiere giebt, bei <strong>de</strong>nen bleibend die Muskelzellen <strong>de</strong>n ursprünglichencugligen Charakter beibehalten. Dies ist, wie ich nachgewiesen *),ler Fall z. B. bei unseren Süsswasserpolypen (Hydra). Hier hatmsser<strong>de</strong>m die Zellsubstanz (Protoplasma) an ihrer Peripherie einefestere Schicht o<strong>de</strong>r Membran entwickelt und in<strong>de</strong>m diese an ihrengegenseitigen Begrenzungsflächen mit einan<strong>de</strong>r verschmolzen sind,nl<strong>de</strong>n sie durch dieses Verwachsensein ein Fachwerk, <strong>de</strong>ssen vonsinan<strong>de</strong>r abgeschie<strong>de</strong>nen Räume von <strong>de</strong>r contractilen Zellsubstanzirfüllt wer<strong>de</strong>n. Sieht man auf die Bewegungserscheinungen <strong>de</strong>sThieres, so wollte es mir schon früher nach Beobachtungen ameben<strong>de</strong>n unverletzten Thier vorkommen, — und ich habe diese Anichtjetzt noch, — als ob sich Zellenmenfbran und Zellsubstanz (Protoilasma,Sarco<strong>de</strong>) in ihrer Thätigkeit einan<strong>de</strong>r gegenüberstehen. Dieiellenmembran und <strong>da</strong>s <strong>da</strong>raus hervorgegangene Fachwerk scheintjdiglich elastische Kräfte zu besitzen; somit mag <strong>da</strong>s Ausgestreckt-,'er<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Thieres von <strong>de</strong>m Netzwerk abhängen, während die Zuammenziehungen<strong>da</strong>s Ergebniss <strong>de</strong>r Zeilsubstanz sind.1) Einige Bemerkgen üb. d. Bau d. Hydren, Archiv f. Anat. u. Phys. 1854, 8. 270.


70Gewebe.Zur Faser gewor<strong>de</strong>ne Muskelzellen. Das contractile Gewebe<strong>de</strong>r Hydren kann annähernd <strong>de</strong>m embryonalen Muskelgewebe an<strong>de</strong>reiThiere verglichen wer<strong>de</strong>n. Von hier ab besteht <strong>da</strong>s Muskelgewebe<strong>de</strong>r Thierwelt aus Zelten, welche immer entwe<strong>de</strong>r zu einfachero<strong>de</strong>r ve rast igten, wenn auch oft sehr kurzen, je<strong>de</strong>nfalls selbständigen,Fasern ausgewachsen sind, o<strong>de</strong>r aus Zellen, welcheihre Selbständigkeit verloren und ihre Zellennatur ganz eingebüssihaben.Unter diesem Gesichtspunkt entwickeln sich von gemeinsämeiWurzel, <strong>de</strong>n Embryonalzellen aus, zwei Reihen <strong>de</strong>s Muskelgewebes1) Muskeln, welche aus Faserzellen bestehen. Dahirgehören die Muskeln <strong>de</strong>r Coelenteraten, Echino<strong>de</strong>rmen, Würmeiund Weichthiere, ferner die sog. glatten Muskel <strong>de</strong>r Wirbelthiereund die Herzmusculatur <strong>de</strong>r Amphibien und Fische.2) Muskeln, bei welchen die Zellen zu einer neuen Einheit verschmolzensind, die man herkömmlich Primitivbün<strong>de</strong>l nenntDa hier die Selbständigkeit <strong>de</strong>r Zellen untergegangen ist, so wirrzur Abgrenzimg einer solchen Gruppe verschmolzener Muskelzellereine beson<strong>de</strong>re Schei<strong>de</strong> nöthig, es tritt <strong>da</strong>s Sarcolemma auf. Hieheizählen die Muskeln <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n, die Stammmuskeln aller Wirbelthiere,bei höheren Wirbelthieren auch die Herzmusculatur.Ich habe schon längst, in<strong>de</strong>m ich meine über die Muskelstructur gewonnenenEinzelbeobachtungen zu einem Resultate formulirte, <strong>da</strong>s Muskelgewebein <strong>de</strong>r eben bezeichneten Weise gespaltet.So hob ich hervor, <strong>da</strong>ss die Muskelzelle entwe<strong>de</strong>r einfach in die Längewächst, o<strong>de</strong>r auch sich verästelt. Ferner machte ich ') bemerklich, <strong>da</strong>ssbei verschie<strong>de</strong>nen Wirbellosen die Muskelzellen zu einer langen Faser auswachsenkönnen, und wies unter An<strong>de</strong>rem auf die Schnecken hin, wo ictschon bei Paludimt gesehen zu haben glaubte, <strong>da</strong>ss diese Fasern sogainach <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>s Fusses sich erstrecken. In<strong>de</strong>m ich für solcheKäsern nicht immer die Bezeichnung « Muskelzelle», son<strong>de</strong>rn häufiger <strong>da</strong>fNYort . Muskelcylin<strong>de</strong>r» gebrauchte, erklärte ich doch ausdrücklich, <strong>da</strong>«mir die bei<strong>de</strong>n Benennungen i<strong>de</strong>ntisch seien, und um noch etwaige Zweifelzu zerstreuen, so gab ich Abbildungen solcher Muskelcylin<strong>de</strong>r, die klärlichzeigen, <strong>da</strong>ss dieser Ausdruck für mich eine in die Länge gewachsene einzigeZelle be<strong>de</strong>utet 2 ). Zum Ueberfluss sage ich noch wörtlich: «Eine Muskelfaser(also Muskelcylin<strong>de</strong>r) entspricht einer einzigen verlängertenZelle»'). Ich <strong>da</strong>rf mir um so eher erlauben, dieses Alles zuwie<strong>de</strong>rholen, als es An<strong>de</strong>rn gefällt, <strong>da</strong>von Umgang zu nehmen.Zweitens habe ich <strong>da</strong> und dort, <strong>da</strong>nn ganz beson<strong>de</strong>rs unter <strong>de</strong>r Aufschrift:- Muskelbün<strong>de</strong>l», und "später «Vereinigung <strong>de</strong>r Muskelcylin<strong>de</strong>r zugrößeren Massen- erörtert, <strong>da</strong>ss die sog. Primitivbün<strong>de</strong>l aus einer Aggregirung<strong>de</strong>r primitiven Cylin<strong>de</strong>r entstehen, eine Anzahl <strong>de</strong>rselben verschmelzezu l) einer Ztschrft «neuen f. wiss. histologischen Zool. Bd. I. (1850), Einheit* H. v.,1. und Histol. wer<strong>de</strong> 8. <strong>da</strong>nn 4t, 8. von 48. — einer 2) a. a. bin<strong>de</strong>-O. 8. 43fg. 24 D die Halft, einer solchen Muskelzelle einer Bebnecke, nach oben <strong>de</strong>r Kern <strong>de</strong>utlich)E verästelte Muskelzelle; 8. H4 fg. CM A von Nait 'vollständige Fascnolle), U, C, D Thrillsolcher Zellen. Sieh, auch s 132. — 8) a a. O. 8. IM. Die näheren Mittheilungen Über dliStructur <strong>de</strong>r Primi t.vbün<strong>de</strong>l hatte ich bereits 1852 in in. Beltr.i. mikr, Anat. elc. <strong>de</strong>r Bocbei0. Haie s. ;., gegeben. Vergl. auch m. bist. anat. Unters. IIb. Fische u. Bepi. 18.13, 8. 114


Muskelgewebe. 71gewebigen Schei<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m Sarcolemma umschlossen'). Gegenüber <strong>de</strong>r Ansicht,<strong>da</strong>ss ein Primitivbün<strong>de</strong>l aus einer einzigen Zelle entstehe, war <strong>de</strong>mnachfür mich <strong>de</strong>r Primitivbün<strong>de</strong>l eine Gruppe von zusammenschmelzen<strong>de</strong>nMuskelzellen, also ein aus vielen Zellen hervorgegangenes Gebü<strong>de</strong>.In jüngster Zeit hat auch Weismann *) in'mehren trefflichen Arbeitendie Muskeln, welche aus Faserzellen sich zusammensetzen, zu <strong>de</strong>nen, welcheaus Primitivbün<strong>de</strong>ln bestehen, nach ihrer Genese in einen scharfen Gegensatzgebracht; es steht aber dieser Beobachter trotz <strong>de</strong>s scheinbaren Einklangsmit meiner Auffassung doch in einem wesentlichen Wi<strong>de</strong>rspruchezu mir, wesshalb ich <strong>da</strong>rauf beson<strong>de</strong>rs hinweisen will.Zunächst hat unser Autor gezeigt, <strong>da</strong>ss die Muskelbalken <strong>de</strong>s Ventrikelsund <strong>de</strong>r Vorhöfe bei Fischen und Reptilien <strong>de</strong>nselben Bau haben, <strong>de</strong>n ichzuerst an einem an<strong>de</strong>rn Herztheil, <strong>de</strong>m Arterienstiel gewisser Batrachier undFische "(Landsalaman<strong>de</strong>r, Olm, Selachier) nachgewiesen 8 ). Sie bestehenaus einfach verlängerten Zellen mit quergestreiftem Inhalt. Auch von <strong>de</strong>rsog. Caroti<strong>de</strong>ndrüse <strong>de</strong>r Batrachier hatte ich gefun<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s MaschenundBalkenwerk <strong>de</strong>rselben aus eben solchen Elementen zusammengesetzt sei *).Bei höheren Wirbelthieren, <strong>de</strong>n Vögeln und Säugern, bestehen nachWeismann die Balken nicht mehr aus isolirbaren Zellen, son<strong>de</strong>rn diesesind vollständig zu Primitivbün<strong>de</strong>ln verschmolzen.Das bisherige lässt sich mit meinen früheren Angaben gut vereinen.Aber während ich bereits 8 ) nach meinen Studien an frischen Selachiern,namentlich <strong>de</strong>r Muskel von Scymnus lichia und Hexanchus griseus, sowieeinheimischer Süsswasserfische, endlich durch weitere vergleichend histologischeUntersuchungen von Hirudineen und Mollusken zu <strong>de</strong>m Resultat gelangtwar, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s, was man einen quergestreiften Primitivbün<strong>de</strong>l nennt,durchweg aus einer Verschmelzung von «Zellenreihen» entstan<strong>de</strong>n sei, sowill genannter Forscher dies für die Stammmuskeln <strong>de</strong>r Wirbelthiere nichtzugeben, hier sollen vielmehr, also entgegen <strong>de</strong>r Herzmusculatur, die Primitivbün<strong>de</strong>laus einer einzigen Zelle ihren Ursprung nehmen.Diese Ansicht ist um so auffallen<strong>de</strong>r, als <strong>de</strong>rselbe Schriftsteller von <strong>de</strong>nPrimitivbün<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rthut, <strong>da</strong>ss sie nicht durch Auswachseneiner Zelle entstan<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn zusammengesetzte Bildungen seien, hervorgegangenaus vielen Zellen. Ich glaube annehmen zu dürfen, <strong>da</strong>ss ein sosorgfältiger Beobachter, wie Weismann, bei Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r Untersuchung,ebenfalls fin<strong>de</strong>n wird, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Modus <strong>de</strong>r Muskelgenese bei Arthropo<strong>de</strong>nauch seine Geltung für die Wirbelthiere hat.Matrix <strong>de</strong>r Primitivbün<strong>de</strong>l. Jetzt aber möchte ich, in<strong>de</strong>m icheigene und frem<strong>de</strong> Beobachtungen zusammenfasse, auf einen an<strong>de</strong>rnUmstand hinweisen, von <strong>de</strong>m aus die Structur <strong>de</strong>r Primitivbün<strong>de</strong>leine, wie mir scheint, neue Beleuchtung erhält.Ich habe schon lange und zwar zuerst bei Argulus6 ) aufmerksamgemacht und auch abgebil<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>ss unter <strong>de</strong>m Sarcolemma, zwischendiesem und <strong>de</strong>r quergestreiften Substanz, eine feinkörnige Massesich befin<strong>de</strong>, in welcher zahlreiche bläschenförmige Kerne eingebettetseien. Die gleiche Erscheinung fiel mir an Muskeln <strong>de</strong>r Wirbel-1) n. a. O. 8. 186. — 2) Weismann, üb. d. zwei Typen contractilen tJewebes etc.Ztschrft für rationelle Medizin, 3. Reihe, Bd. XV. Über d. Musculatur <strong>de</strong>s Herzens beimMenschen etc., Arch. f. Anat. n. Phys. 1861. — 3) Anat. hist. Unters, üb. Fische u. Reptilien1858, 8. 53 u. Histol. fg. 26, A. - 4) a. a. O. S. 55; Hist. S. 417. - 5) Rochen u. Haie S. 76,77, 78. — 6) Ztschrft f. wiss. Zool. 1850, S. 5, Taf. XX, fg. 5 (o<strong>de</strong>r dies. Figur Histol.fg. 69 C). Vergl. auch Ztschrft etc. 1851, Taf. VHI, fg. 12; f ArtemiaJ.


72Gewebe.thiere *) auf, und zuletzt hatte ich bei <strong>de</strong>n Daphni<strong>de</strong>n ') zu bemerken,<strong>da</strong>ss diesem Bau eine allgemeinere Be<strong>de</strong>utung zukommt.Obschon ich nun <strong>da</strong>zumal die Beziehungen fraglicher Schichtnicht weiter zu bestimmen vermochte, so war es doch schon einrichtiger Vergleich, <strong>da</strong>ss ich diese, aus Molecularsubstanz und eingebettetenKernen bestehen<strong>de</strong> Lage unterhalb <strong>de</strong>s Sarcolemma, ineine Reihe zusammenstellte mit <strong>de</strong>r krümeligen und ebenfalls Nucleizeigen<strong>de</strong>n Zwischenmasse, welche in <strong>de</strong>n Thoraxmuskeln <strong>de</strong>r Insectendie Fibrillen in reicher Menge umgiebt; wobei ich nur auf<strong>de</strong>n Unterschied hinwies, <strong>da</strong>ss hier die Kügelchen <strong>de</strong>r Molecularsubstanzgrösser seien, als jene <strong>de</strong>r zunächst unterhalb <strong>de</strong>s Sarcolemma'shegen<strong>de</strong>n Schicht. Diese weiche, feinkörnige Masse, welchedie Thoraxmuskeln vieler Insecten so sehr auszeichnet, betrachteteich übrigens als eine, nicht hautartig consolidirte, Bin<strong>de</strong>substanz undbrachte <strong>da</strong>mit zusammen, <strong>da</strong>ss die quergestreiften Cylin<strong>de</strong>r hier sehrleicht in feinere Säulen auseinan<strong>de</strong>r fallen können 3 ).Bleiben wir zunächst bei <strong>de</strong>r fein granulären, <strong>de</strong>utliche Nucleienthalten<strong>de</strong>n, Schicht stehen, welche unter <strong>de</strong>m -Sarcolemma gewöhnlicherPrimitivbün<strong>de</strong>l sich hinzieht. Ich glaube <strong>de</strong>n Schlüssel zuihrer Be<strong>de</strong>utung jetzt gefun<strong>de</strong>n zu haben und zwar auf <strong>de</strong>m Wege,als ich die Nerven <strong>de</strong>r Insecten studirte. Dort ent<strong>de</strong>ckte ichunter <strong>de</strong>m hellen, homogenen Neurilemm eine feine granuläre Schicht,in <strong>de</strong>r Nuclei hegen. Die Schicht gehört <strong>de</strong>r Innenfläche <strong>de</strong>s Neurilemmsan und bleibt auch an ihr haften, nach<strong>de</strong>m die fibrilläreNervensubstanz etwa durch Reagentien sieh vom Neurilemm weggezogenhat *). Das Bild ist <strong>da</strong>s gleiche, wie <strong>da</strong>sjenige von <strong>de</strong>rCuticula <strong>de</strong>r äusseren Haut und ihrer Matrix an einem hellen durchsichtigenArthropo<strong>de</strong>n, und es lässt sich schwerlich etwas <strong>da</strong>gegeneinwen<strong>de</strong>n, wenn ich behaupte, <strong>da</strong>ss die aus glasholler Hautbestehen<strong>de</strong> Neurilemmhülle <strong>da</strong>s A b s c h e i d u n g s p r o d u e t <strong>de</strong>runter ihr gelegenen granulürnn, mit Nuclei v e r-scheuen, Se hiebt ebenso ist, wie die Cuticula <strong>de</strong>räusseren Haut aus <strong>de</strong>r unter ihr gelegenen Matrixhervorgeht. (S. 44.)Dass mit dieser Wahrnehmung aber auch sofort ein unerwartete«Licht über <strong>da</strong>s Sarcolemma <strong>de</strong>s Muskels sich verbreitet, wird je<strong>de</strong>rKundige zugestehen.Das homogene, glashelle Sarcolemma ist von jeher mit <strong>de</strong>m^lcichbeschaffenen Neurilemma <strong>de</strong>r Insecten zusammengestellt wor<strong>de</strong>n.1) Beitr. *. Anat. etc. <strong>de</strong>r Rochen u. Haie ». «8, Taf. I, fg. 12; Histol. fg. 71. — 2) Naturgeseh.d. Daphni<strong>de</strong>n S. S2. Wenn ich <strong>da</strong>bei zu bemerken hatte, <strong>da</strong>ss häufig erst am absterben<strong>de</strong>nMuskel die körnige Lage sichtbar wird, so erkläre Ich mir dies JeUt so, <strong>da</strong>ss im>olHg lebensthatigen Muskel ge<strong>da</strong>chte Schicht die Katur einer glelcbmiUsig glushellenSutstans besitzen mag. - 3, Histol. 8. 18». — 4) Näheres f. unten, wo von <strong>de</strong>r Struotur <strong>de</strong>sXervensysL d. Arthrop. die Re<strong>de</strong> ist. O<strong>de</strong>r m. Tafeln c. vergl. Anat. Taf. VII, fg. i,a,b;


Muskelgewebe. 73Fin<strong>de</strong>t sich nun unterhalb <strong>de</strong>s Sarcolemma's eine eben solche feingranuläreLage mit Kernen, so ist erlaubt, zu schliessen, <strong>da</strong>ss auchsie« Matrix einer homogenen Haut sei und somit rückt <strong>da</strong>s Sarcolemmaebenfalls in die Gruppe <strong>de</strong>r Cuticularbildungen.Muskelkerne. Es wird <strong>da</strong>nn ferner die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kerneklar, welche man von <strong>de</strong>n Muskeln <strong>de</strong>s Menschen und <strong>de</strong>r Säugethierelängst als Kerne <strong>de</strong>s Sarcolemma's kennt. Dass dieselbenan <strong>de</strong>r Innenseite dieser Haut liegen, nicht in <strong>de</strong>r Substanz <strong>de</strong>rselben,<strong>da</strong>von haben sich wohl alle neueren Beobachter überzeugt.„ Nach meiner jetzigen Auffassung müssen sie für die Kerne<strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>s Sarcolemma erklärt wer<strong>de</strong>n. Während aber in<strong>de</strong>n oben von mir namhaft gemachten Fällen, um die Kerne herum,noch eine reiche Menge <strong>de</strong>s zusammengeflossenen Protoplasma zugegenist, so ist an <strong>de</strong>n Muskeln <strong>de</strong>r höheren Wirbelthiere <strong>da</strong>sProtoplasma, wenigstens in Form einer zusammenhängen<strong>de</strong>nkörnigen Substanz, meistens fast ganz geschwun<strong>de</strong>n; man siehtnur um die in Abstän<strong>de</strong>n stehen<strong>de</strong>n Nuclei höchstens noch einenschwachen Hof körniger Zellsubstanz.Ich habe oben die granuläre mit Kernen versehene Substanz,welche ich jetzt als Matrix <strong>de</strong>s Sarcolemma's in Anspruch nehme,<strong>de</strong>r Zwischensubstanz verglichen, die zuerst Henle als zwischen<strong>de</strong>n Fibrillen befindlich erwähnt und die in so ungewöhnlicher Mengein <strong>de</strong>n Thoraxmuskeln mancher Insecten beobachtet wird.Dass dieser Vergleich ein völlig zulässiger sei, ergiebt sich auch aus<strong>de</strong>r Darstellung Weismann's über die Entstehung <strong>de</strong>r Primitivbün<strong>de</strong>l <strong>de</strong>rArthropo<strong>de</strong>n. Dort ist die erste Anlage eines Primitivbün<strong>de</strong>ls eine cylindrischgeformte Zellenmasse. Das Protoplasma dieser Zellen verschmilzt zu einerfein granulirten Substanz, in welcher die Kerne zurückbleiben. Durch Umwandlungdieser Grundsubstanz bil<strong>de</strong>t sich die eigentliche quergestreiftecontractile Materie, aber zwischen <strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>nen Abtheilungen <strong>de</strong>r letzterenerhält sich noch ein Theil <strong>de</strong>r feinkörnigen Grundmasse. In<strong>de</strong>m nun auchgenannter Forscher <strong>da</strong>s homogene Sarcolemma schon um die Zeit sah, wo<strong>de</strong>r Primitivbün<strong>de</strong>l lediglich aus Zellen bestand, so kann am fertigen Bün<strong>de</strong>ldie granuläre Substanz unter <strong>de</strong>m Sarcolemma, sowie die gleiche Massezwischen <strong>de</strong>n Fibrillen nur zusammengehören und eins und <strong>da</strong>sselbe sein.Auch Schultze '), öbschon er <strong>de</strong>n Primitivbün<strong>de</strong>l aus einer einzigenZelle entstehen lässt, führt doch auch die fragliche Zwischensubstanz auf<strong>da</strong>s Protoplasma <strong>de</strong>r embryonalen Muskelzellen zurück; sie ist ihm ein Rest<strong>de</strong>s unverän<strong>de</strong>rten Protoplasma, nach<strong>de</strong>m die Hauptmasse sich in Fibrillensubstanzmetamorphosirt hat.Nach meinem Dafürhalten ist nicht bloss die granuläre Schichtunter <strong>de</strong>m Sarcolemma mit <strong>de</strong>m Ausdruck Matrix zu bezeichnen,son<strong>de</strong>rn auch im recht eigentlichsten Sinn <strong>da</strong>rf auf diezwischen <strong>de</strong>n Fibrillen unverän<strong>de</strong>rt zurückgebliebene Materie,<strong>da</strong>s Protoplasma <strong>de</strong>r ursprünglichen Zellen, dieser Name angewen<strong>de</strong>twer<strong>de</strong>n. In dieser Substanz scheint auch im fertigen1) Max Schultze, üb. Muskelkörperchen u. <strong>da</strong>s, was man eine Zelle zu nennen habe,Archiv f. Anat. u. Phys. 1861.


74Gewebe.Muskel eine fortwähren<strong>de</strong> Umbildung und Neubildung <strong>de</strong>r querstreifigencontractilen Substanz statt zu fin<strong>de</strong>n.Auf diese Art lässt sich vielleicht die je<strong>de</strong>m erfahrenen Histologenbekannte Thatsache erklären, <strong>da</strong>ss oft die Bün<strong>de</strong>l eines und<strong>de</strong>sselben Muskels bald <strong>de</strong>n exquisit quer- und längsstreifigen Charakterhaben, ein an<strong>de</strong>rmal nur längsstreifig sind, ein drittesmal nur blossgranulär ohne Spur von Längs- und Querstreifung; häufig kommthiezu eine grössere o<strong>de</strong>r geringere Menge von Fetttröpfchen.Auf die Kerne dieser Matrix <strong>de</strong>r Muskelsubstanz habe ichjetzt noch einmal zurückzukommen.Oben wur<strong>de</strong> nur jener Kerne ge<strong>da</strong>cht, welche am Primitivbün<strong>de</strong>lperipherisch sich fin<strong>de</strong>n, d. h. dicht unter <strong>de</strong>m Sarcolemma.Aber auch durch die ganze Dicke <strong>de</strong>s Bün<strong>de</strong>ls sind sie vorhan<strong>de</strong>nund zwar entwe<strong>de</strong>r zerstreut, o<strong>de</strong>r sie bil<strong>de</strong>n förmliche Reihen o<strong>de</strong>rSäulen, so dicht, <strong>da</strong>ss man, wie ich mich früher l ) <strong>da</strong>rüber ausdrückte,an die Markzellen <strong>de</strong>s menschlichen Haares erinnert wird.Ich habe solche Kernreihen von Arthropo<strong>de</strong>n abgebil<strong>de</strong>t und jüngsthat namentlich W e i s m a n n *) sie auch beim Frosch sehr häufig aufgefun<strong>de</strong>n.Zunächst um die zerstreut zwischen <strong>de</strong>n Fibrillen liegen<strong>de</strong>n-.Kerne herum, aber auch um die säulenförmig geordneten Kernreihenzeigt sich <strong>da</strong>s Protoplasma o<strong>de</strong>r Matrix in grösserer Anhäufung undzwar um die zerstreut liegen<strong>de</strong>n Kerne am ehesten als spin<strong>de</strong>lförmigeAnhäufung. Einige Beobachter wen<strong>de</strong>n auf solche von Protoplasma-Resten umgebene Kerne <strong>de</strong>n Ausdruck „Muskelkörperchen" an.Lückensystem im Primitivbün<strong>de</strong>l. Dass <strong>de</strong>r Muskelprimitivbün<strong>de</strong>lvon zusammengesetzter Natur ist, erhellt schon aus<strong>de</strong>m Vorgetragenen zur Genüge. Es kommt aber zur weiterenStructur noch ein feines Lttckensystem hinzu, welches von mirzuerst aufgefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> 3 ). Dasselbe durchzieht die quergestreifteSubstanz <strong>de</strong>s Bün<strong>de</strong>ls nach <strong>de</strong>r Länge und erinnert in seinem optischenAussehen lebhaft an die sog. Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen etwaeiner Sehne.Meine neue Beobachtung hat zum Theil zu seltsamen MissverständnissenVeranlassung gegeben, namentlich von Seite W c 1 k c r 's 4 );auch Kölliker 5 ) meint behaupten zu können, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s von mir„beschriebene Lückensystem nicht existirt." Ich lasse <strong>da</strong>s gut sein.Man sieht diese!,, unter<strong>de</strong>ssen von Rollett, Häckel, Brücke, MaxSchultze u.A. bestätigte Lückensystem sowohl an Querschnitten erhärteterMuskeln, als auch ebenso gut an frischen Primitivbün<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Wirbelthierewie <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n. Doch ist es bei <strong>de</strong>r einen Thierart <strong>de</strong>utlicher alsbei einer an<strong>de</strong>rn. Ich habe mitgetheilt, <strong>da</strong>ss es z. B. bei <strong>de</strong>n Cyclopi<strong>de</strong>nl) Zum feineren Bau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n, Arch. f. Anat. u. Phys. 1855, 8. 896. — ü) Weltmann,üb. d. Wachsen <strong>de</strong>r quergestreift«» Muskeln. ZelUehrft f. rationelle Medizin. 3. B.Bd. X. — S) Art hiv f. Anat. u. Phys. 1856, 8. 156. - \, Ztschrft t. rationalle MadU. Bd. VIII.- 5) ZUchrft f. wlas. Zool. Bd. V1U.


Muskelgewebe. 75ausseror<strong>de</strong>ntlich klar hervortritt, während es bei <strong>de</strong>n Daphni<strong>de</strong>n, obschonebenfalls nicht fehlend, doch schwieriger gesehen wird ').Auf <strong>de</strong>m künstlichen, wie auf <strong>de</strong>m natürlichen Querschnitt erscheinendie Lücken als rundliche o<strong>de</strong>r feinzackige, lichte Figuren; von <strong>de</strong>r Oberfläche<strong>de</strong>s Bün<strong>de</strong>ls aus gesehen gewähren sie <strong>da</strong>s Aussehen feiner, einfachspin<strong>de</strong>lförmiger o<strong>de</strong>r sternförmig ausgezogener, Hohlräume *).Von meiner Ansicht über die Beziehung <strong>de</strong>s Lückensystems zur fibrillärenSubstanz abzugehen, habe ich bisher keinen Grund gefun<strong>de</strong>n. Ichhalte jetzt noch <strong>da</strong>für, <strong>da</strong>ss durch die Lücken, in<strong>de</strong>m sie unmittelbar von<strong>de</strong>n fibrillären Längsabtheilungen <strong>de</strong>s Bün<strong>de</strong>ls begrenzt wer<strong>de</strong>n, auf dieursprüngliche Entstehung o<strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>s Bün<strong>de</strong>ls ausPrimitivcvlin<strong>de</strong>rn zurückgewiesen wird.Einen neuen Beweis für die Richtigkeit dieser Anschauung erblickeich im Schliessmuskel <strong>de</strong>r Schale bei Muscheln. Ich habe längst") ausgesprochen,<strong>da</strong>ss eine «Muskelröhre» o<strong>de</strong>r, wie man jetzt sagen wird,Muskelzelle <strong>de</strong>r Mollusken <strong>de</strong>rjenigen Längsabtheilung <strong>de</strong>s quergestreiftenPrimitivbün<strong>de</strong>ls gleichkommt, welcne ich Primitivcyün<strong>de</strong>r nenne. Ist dies <strong>de</strong>rFall, so wird man auch ah <strong>de</strong>m Muskel eines Weichthieres zwischen <strong>de</strong>nMuskelzellen die Hohlräume erwarten dürfen. Nun habe ich schon an eineman<strong>de</strong>rn Orte *) auf ein äusserst günstiges und überall leicht sich <strong>da</strong>rbieten<strong>de</strong>sObject hingewiesen, auf die Embryonen von Cyclas. Die leben<strong>de</strong>n Thierchensind durchsichtig genug, um mikroskopisch ohne weiteres besehen zu wer<strong>de</strong>nund wenn man hier <strong>de</strong>n Focus auf <strong>de</strong>n Ansatzpunkt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Querschnitt<strong>de</strong>r unter diesen Umstän<strong>de</strong>n ganz unbehelligten und unverän<strong>de</strong>rten Schalenmuskelneinstellt, erblickt <strong>da</strong>s Auge ein scharfes Bild von verzweigten Hohlräumenund was eben hier zweifellos ist, die Lücken befin<strong>de</strong>n sich zwischen<strong>de</strong>n Primitivcvlin<strong>de</strong>rn (Muskelzellen) <strong>de</strong>s Schliessmuskels.Ich habe von Anfang an die Hohlräume <strong>de</strong>n verzweigten Bin<strong>de</strong>gewebskörpernverglichen und <strong>da</strong>ss die Gebü<strong>de</strong> eine solche Tracht haben, wirdJe<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>m sie aus eigener Anschauung bekannt sind, zugestehen. Dasssie aber eine beson<strong>de</strong>re Membran besässen, habe ich niemals wahrgenommen,<strong>da</strong>her ihre Gesammtheit auch immer als «Lückensystem innerhalb <strong>de</strong>rcontractilen Substanz» bezeichnet.Böttcher 8 ) und C. 0. Weber 6 ) wollen hingegen mit <strong>de</strong>utlichenWän<strong>de</strong>n versehene und durch Ausläufer anastomosiren<strong>de</strong> Zellen beobachtethaben. Wohl sah ich schon früher Kerne in <strong>de</strong>n spin<strong>de</strong>lförmigen Lücken,sowie ich ferner beobachtete, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r Lücken nicht immerwasserklar erschien, son<strong>de</strong>rn auch körnig getrübt, wie die Matrix zwischen<strong>de</strong>r fibrillären Substanz, endlich konnten auch die Lücken mit mehr o<strong>de</strong>rweniger Fetttröpfchen gefüllt sein. Durch diese Uebergangsformen nähernsich die Lücken <strong>de</strong>n Büdungen, welche oben «Muskelkörperchen» genanntwur<strong>de</strong>n und sie mögen sich auch zu diesen ganz analog verhalten, wie einfertiges Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen einer Sehne zu <strong>de</strong>r ursprünglichen Bin<strong>de</strong>gewebszelle; hier wie dort kann Kern und körniges Protoplasma so schwin<strong>de</strong>n,<strong>da</strong>ss eine Lücke <strong>da</strong>raus gewor<strong>de</strong>n ist, in <strong>de</strong>r Sehne begrenzt von <strong>de</strong>r streifigen1) Naturgeschichte Intercellularsubstanz, d. Daphni<strong>de</strong>n im S. Muskel 32. Sehr von bequem <strong>de</strong>n fibrillären kann man auch, Längsabtheüungenwie ich noch gelegentlich<strong>de</strong>r contractilen anmerken Materie. möchte, an durchsichtigen Dipterenlarven, also am leben<strong>de</strong>n, nicht imgeringsten alterirtrn Muskel aufs <strong>de</strong>utlichste diese hellen, spin<strong>de</strong>lförmigen und leicht gezacktenLücken sehen, sie erscheinen auch hier als Abgrenzungen zwischen <strong>de</strong>n Längs­Die quergestreiften Primitivbün<strong>de</strong>l sind von sehr verschie<strong>de</strong>nerabtheilungen <strong>de</strong>i „Prinütivbiin<strong>de</strong>ls". — 2) Histol. fg. 26, B, C. — 3) Rochen u. Haie S. 77. —4) Naturgesch. d. Daphni<strong>de</strong>n 8. 82. — 5) Im Archiv f. pathol. Anat. Bd. 13, 1858. — 6) Eben<strong>da</strong>selbstBd. 20. 1860.


76 Gewebe.Dicke, nicht bloss bei verschie<strong>de</strong>nen Thieren, son<strong>de</strong>rn auch innerhalbgewisser Muskelgruppen. So sind z. B. bei Wirbelthieren, ichsehe es so bei Säugern, Vögeln, Reptilien und Fischen, die Primitivbün<strong>de</strong>l<strong>de</strong>r Augenmuskeln schmäler als. die Muskeln <strong>de</strong>s Stammes.Auf Primitivbün<strong>de</strong>l sehr zusammengesetzter Art habe ich bei Spinnen *)aufmerksam gemacht. Auch die Musculatur unter <strong>de</strong>r Seitenlinievieler Fische möchte hier anzuziehen sein.Eine Frage von Belang scheint mir noch die zu sein, ob esnicht Uebergangsformen zwischen <strong>de</strong>n zwei oben aufgestelltenTypen <strong>de</strong>r Muskeln giebt. Wenn solche existiren, und es Tst mirdies wahrscheinlich, so wird man sie unter <strong>de</strong>n ganz schmalen„Primitivbün<strong>de</strong>ln" zu suchen haben.Einfache und quergestreifte Muskelsubstanz. Eine beson<strong>de</strong>reErörterung scheint mir weiterhin die morphologische Natur" <strong>de</strong>rcontractilen Materie zu verdienen. Es wur<strong>de</strong> schon vorgebracht,<strong>da</strong>ss dieselbe Zellsubstanz o<strong>de</strong>r Protoplasma sei und zwarin vielen Fällen von gleichartiger, homogener Beschaffenheit bleibe.Man hat solche Muskeln, <strong>de</strong>ren contractile Materie nicht weiterdifferenzirt erscheint, auch wohl glatte o<strong>de</strong>r einfache Muskelngenannt.Der nächste Schritt zu einer weiteren Differenzirung besteht<strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss eine Scheidung in eine helle Rin<strong>de</strong>n- und körnige Marksubstanzauftritt, wie ich seiner Zeit zuerst von Ilirudineen 2 ),später von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Thieren gezeigt. Ebenso habe. ichwie<strong>de</strong>rholt hervorgehoben, <strong>da</strong>ss eine solche Scheidung in Mark undRin<strong>de</strong> gerne mit <strong>de</strong>r Dicke <strong>de</strong>r Faser Hand in Hand geht. Beieinem und <strong>de</strong>mselben Thier können die feinen Primitivcylin<strong>de</strong>r reinhomogen sein, während in allmähliger Fortbildung die dicken <strong>de</strong>nGegensatz von Rin<strong>de</strong> und Mark entstehen lassen.Eine höhere Stufe <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rung erreichen die Muskeln, wenndie einfach homogene Faser o<strong>de</strong>r die in Rin<strong>de</strong> und Mark geschie<strong>de</strong>neFaser aus <strong>de</strong>m rein Homogenen und rein Körnigen in Zustän<strong>de</strong>übertritt, welche <strong>de</strong>r Faser eine bestimmte Quer- o<strong>de</strong>r Längszeichnungaufdrücken.Eine Son<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>r Länge zeigen z. B. die Muskeln<strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n s j. Die ban<strong>da</strong>rtig platten Muskeln sind <strong>de</strong>utlieh ineine helle Rin<strong>de</strong>n- und in eine körnige Aehsensubstanz differenzirtund die Rin<strong>de</strong>nsuljhtanz wird nach ihrer ganzen Dickt; in fibrilläreLängsabtheilungen geschie<strong>de</strong>n. Bei Hirudineen mag <strong>da</strong> und dortl) Arch. f. Anat. u. Phys. 1865, 8. 397. - 2) Ztschrft f. wiss. Zool. 1840, 8. 107 (lllrudlneenl.ibid. Bd. II, K. 191: Paludina, Helts, Carocolla, Butimut; Ibid. Bd. III, 8. 327 (Ca-"""*J, Arch. f Anat. u. Phys. 1865, 8. 50 (Cyelat), Histol 8.141 (Aleyontlla,Plumaloll*l.Anh. f. Anat. u. Phys. 1851, 8. 303 (Mepiola, Loligo); Ibid. 1852, 8. 509 f'tWji Aren. f.Naturgeach. 185$, 8. 221 'Bandwurm); ZUehrft f. wisa. Zool. 1854 u. Arch. f Anat u l'hys1857, S. 107 (Rä<strong>de</strong>rthlere.i; Ibid. lun, 8. *w (Turbellarlen). - 3) Vergl. m. Aufsatz: Habend. Nemato<strong>de</strong>n .-in <strong>Nervensystem</strong>, Arch. f. Anat. u Pbys. 1861, 8. 609; Schnei<strong>de</strong>r, Muskelnu. Nerren <strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n, Ibid. 1S60. Welimann, Ztschrft f. rat. Med. 3. B. Bd XV.


Muskelgewebe. 77Aehnliches vorkommen, wenigstens existiren Angaben, <strong>de</strong>nen zufolgehier die Rin<strong>de</strong>nsubstanz aus glatten, durchsichtigen Fä<strong>de</strong>n bestehe.Bezüglich <strong>de</strong>r Marksubstanz habe ich selbst mitgetheilt, <strong>da</strong>ss dieKörnchen <strong>de</strong>rselben nicht nur in Längsreihen hegen können, son<strong>de</strong>rnauch am abgerissenen Muskel die Längsreihen als Fasern vorstehen.Son<strong>de</strong>rungen nach <strong>de</strong>r Quere und zwar in Form keilartiger Stücke,die dicht ineinan<strong>de</strong>r geschoben sind, wodurch schon eine Annäherungan <strong>da</strong>s Bild echt quergestreifter Muskeln erwächst, habe ich z. B.von Holothuria, Echinus *) beschrieben. Beim Seeigel kamenMusMÄcylin<strong>de</strong>r zur Beobachtung, die zunächst <strong>de</strong>r Hülle aus <strong>de</strong>nkeilförmigen Stücken bestan<strong>de</strong>n, während sie in ihrer Achse einBün<strong>de</strong>l sehr feiner blasser Fasern einschlössen. Also hier Son<strong>de</strong>rungnach <strong>de</strong>r Quere und Länge zusammen. In an<strong>de</strong>rn Cylin<strong>de</strong>rn warRin<strong>de</strong> und Mark aus solchen Fibrillen zusammengesetzt.Eine Art Querstreifung entsteht ferner <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss dieKörnchen <strong>de</strong>r Muskelfaser sich in regelmässige Querreihen ordnen.Ich habe dies zuerst von <strong>de</strong>r Musculatur <strong>de</strong>s Schlundkopfes vonPaludina und Helix 2 ) gezeigt, wo die Körnchen <strong>de</strong>r Marksubstanz<strong>de</strong>rgestalt in Qüerreihen gelagert sind, <strong>da</strong>ss sie echt quergestreiftenMuskeln höherer Thiere täuschend ähnlich wer<strong>de</strong>n. Später ge<strong>da</strong>chteich <strong>de</strong>r gleichen Erscheinung von <strong>de</strong>n Muskeln <strong>de</strong>s Schlundkopfes<strong>de</strong>r Cephalopo<strong>de</strong>n 8 ). Schon in <strong>de</strong>r Classe <strong>de</strong>r Weichthiere könnenaus solchen Formen echt quergestreifte Muskeln hervorgehen;im Allgemeinen aber erlangen erst bei Arthropo<strong>de</strong>n und Wirbelthierendie quergestreiften Muskeln ihre Vollendung.Hier hat sich nämlich die contractile Substanz fast völlig inkleine helle Körperchen von bestimmter Gestalt — es sind anscheinendmeist würfelförmige Stückchen — umgewan<strong>de</strong>lt, welche sichabermals, wie in <strong>de</strong>n früheren Formen die Körnchen und keilförmigenPartikeln, regelmässig grüppiren und eine scharfe charakteristischeQuerzeichnung hervorrufen. Brücke hat gezeigt, <strong>da</strong>ss dieKörperchen <strong>da</strong>s Licht doppelt brechen, während eine weichere dieKörperchen verkitten<strong>de</strong> Masse nicht doppeltbrechend ist. Wennübrigens gegenwärtig <strong>de</strong>m Wiener Physiologen ausschliesslich dieUnterscheidung <strong>de</strong>r quergestreiften Masse in zweierlei Substanzen zugeschriebenwird, so erlaube ich mir in Erinnerung zu bringen, <strong>da</strong>ssdies lange zuvor von mir in bestimmter Weise geschehen ist. Inmeiner Abhandlung über <strong>de</strong>n feineren Bau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n hebeich hervor, einmal <strong>da</strong>ss „<strong>de</strong>r quergestreifte Inhalt <strong>de</strong>r Muskelbün<strong>de</strong>laus kleinen würfelförmigen o<strong>de</strong>r auch keilförmigen Körperchen zusammengesetztsei" und zweitens, die „Interstitien zwischen <strong>de</strong>nKörperchen seien mit halbflüssiger Substanz erfulit" *).1) Arch. f. Anat. u. Phys. 1854, 8. 305, S. 309. — 2) Ztschrft f. wiss. Zool. Bd. II, S. 159.— 8) Arch. f. Anat u. Phys. 1854, S. 303. - 4) Arch. f. Anat- u. Phys. lSöi, S. 395. Dann


78Gewebe.Auch hier wie<strong>de</strong>rholt sich in <strong>de</strong>r Anordnung und Verkittung<strong>de</strong>r quadratischen Stückchen, ob sie nämlich mehr in <strong>de</strong>r Längeo<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Quere <strong>de</strong>s Muskels geschieht, etwas Aehnhches, wiebei <strong>de</strong>n Muskeln vorhingenannter Wirbellosen, und scheint von beson<strong>de</strong>rn, im Allgemeinen noch nicht näher bekannten, Umstän<strong>de</strong>nabzuhängen. Ich habe von gewissen vielfach verästigten Muskelnam Eierbehälter <strong>de</strong>r Branchiopo<strong>de</strong>n *) gezeigt, <strong>da</strong>ss die feinerenZweige <strong>de</strong>s Muskelnetzes <strong>da</strong>, wo sie sich an die AVand <strong>de</strong>s Eierbehältersansetzen, homogene soli<strong>de</strong> Fä<strong>de</strong>n sind; rückwärts verfolgtzerfällt aber ein solcher Fa<strong>de</strong>n in eine einzige Reihe hintereinan<strong>de</strong>rgelagerter quadratischer Stückchen. Es wäre dies eine sog. Fibrillequergestreifter Substanz, hier in dieser Weise bedingt durch dieFeinheit <strong>de</strong>s sich differenziren<strong>de</strong>n Fa<strong>de</strong>ns. Geht man <strong>de</strong>m Muskelfa<strong>de</strong>n(Fibrille) nach bis zu <strong>de</strong>m Knotenpunkt, von wo er und nochan<strong>de</strong>re Aestchen von gleichem Durchmesser ausgehen, so kann mandie je<strong>de</strong>m Muskelfa<strong>de</strong>n (Fibrille) zugehörige Reihe von Stückchen nocheine Strecke für sich verfolgen, <strong>da</strong>nn aber wird die Querstreifungeine complizirtere, in<strong>de</strong>m die Partikeln sich auch seitlich ineinan<strong>de</strong>rschieben. Von Fibrillen lässt sich jetzt eigentlich nicht mehr sprechen.Man kann ebenso gut und noch mehr die Verklebung <strong>de</strong>r Sarcouselements in <strong>de</strong>r Querrichtung <strong>de</strong>s Bün<strong>de</strong>ls hervorheben; <strong>de</strong>r Muskelzerfallt auch wohl zum Theil schon frisch, häufiger nach Behandlungmit Reagentien in scheibenförmige Figuren (Discs <strong>de</strong>rAutoren).Solche und an<strong>de</strong>re Beobachtungen haben mich <strong>da</strong>her schonfrüher auf die Seite jener Forscher geführt, welche behaupten, diesog. Fibrillen seien nicht als die eigentlichen Elemente <strong>de</strong>r Muskelsubstanzzu betrachten; <strong>da</strong> die Partikeln <strong>de</strong>r contractilen Materieebenso gut in linearer o<strong>de</strong>r in scheibenförmiger, man könnte auchbeisetzen, in noch an<strong>de</strong>rer Form <strong>de</strong>r Gruppirung, eine festere Verbindunguntereinan<strong>de</strong>r erhalten.^Yenn ich früher <strong>de</strong>n Ausdruck „Kunstproduct" für die Fibrillengebrauchte, so gebe ich zu, <strong>da</strong>ss diese Bezeichnung nicht ganzpassend war, <strong>de</strong>nn eine fibrilläreo<strong>de</strong>r säulenförmige Aneinan<strong>de</strong>rreihung<strong>de</strong>r Sarcous elements ist in gar manchen frischen Muskelnschon innerhalb <strong>de</strong>s Muskels vorhan<strong>de</strong>n, bevor <strong>de</strong>rselbe einer weiterenZerlegung unterworfen wird. Auch habe ich schon <strong>da</strong>zumal an dieThoraxmuskeln <strong>de</strong>r Insecten erinnert, an <strong>de</strong>nen die Zusammensetzungaus Fibrillen eine sehr auffällige und leicht nachweisbare ist.Von Be<strong>de</strong>utung bleibt mir immer nur dies, <strong>da</strong>ss die Fibrilleeine Portion umgewan<strong>de</strong>lter Zellsubstanz o<strong>de</strong>r Protoplasmaiet, und nicht selbst Zelle. Man könnte zu weiterem Ver-Ut auch in m. HintoL fg. *'» Muskelprimitivbiin<strong>de</strong>l ron Porfieula) diese die Harrout elementererklebeu<strong>de</strong> Zwischenuuutc <strong>de</strong>utlich gezeichnet. — l; Ztschrft f. wiss. Zool. Bd. III ISMS. 301. ' '


Muskelgewebe. 79ständniss einen sog. Primitivbün<strong>de</strong>l etwa einer schlauchförmigen Drüsevergleichen; <strong>da</strong>nn entspricht <strong>da</strong>s Sarcolemma <strong>de</strong>s Muskelbün<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>rTunica propria <strong>de</strong>r Drüse, die <strong>de</strong>n Bün<strong>de</strong>l aufbauen<strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>nDrüsenzellen (Drüsenepithel), und die fibrilläre Substanz steht aufgleicher Stufe mit <strong>de</strong>n Inhaltskörnern <strong>de</strong>r Drüsenzellen.Ueber die eigentliche Gestalt und nähere Gruppirung <strong>de</strong>r als Sarcouselements, o<strong>de</strong>r als würfelförmige Körperchen, quadratische Stückchen, keilförmigeKörperchen, primitive Fleischtheilchen etc. bezeichneten Büdungenhalte ich neue Untersuchungen, aber unter Zuhülfenahme sehr starker Yergrösserungen,für nothwendig. Was man mit <strong>de</strong>n gewöhnlichen Linsenhinsichtlich ihrer Gestalt sieht, ist in <strong>de</strong>n eben aufgezählten Namen wie<strong>de</strong>rgegeben;<strong>da</strong>nn ist auch <strong>de</strong>utlich, <strong>da</strong>ss fragliche Elemente bei Arthropo<strong>de</strong>nnicht selten merklich grösser sind, als bei Wirbelthieren. Unter <strong>de</strong>n Thierenmeiner Erfahrung sind es z. B. die Cyclopi<strong>de</strong>n, welche ungewöhnlich grosseund scharf geran<strong>de</strong>te Sarcous elements besitzen und hierin zeichnen sichwie<strong>de</strong>r bestimmte Muskelgruppen vor an<strong>de</strong>rn aus. Aßer es kommen auffallen<strong>de</strong>Beson<strong>de</strong>rheiten vor, die weiter verfolgt sein wollen. An einemRüsselkäfer (es war <strong>de</strong>r leicht erkennbare Apo<strong>de</strong>res coryli), <strong>de</strong>r frisch inreinem Alkohol getödtet und <strong>da</strong>nn gleich untersucht wur<strong>de</strong>, sah <strong>de</strong>rInhalt <strong>de</strong>r Muskelprimitivbün<strong>de</strong>l sehr merkwürdig aus. Die Sarcous elementswaren hier keine distincten selbständigen Körperchen, son<strong>de</strong>rn ihre Linienverban<strong>de</strong>n sich so, <strong>da</strong>ss immer zwei quere Spiralen <strong>da</strong>raus entstan<strong>de</strong>n. Jezwei solcher Spirallinien erschienen <strong>da</strong>nn wie<strong>de</strong>r durch eine indifferentereZwischenmasse getrennt. In gewisser Weise erinnerten die Muskeln an diebekannten Bil<strong>de</strong>r, welche Barry über die Muskelstructur gegeben hat.Je<strong>de</strong>nfalls erhält man bei Besichtigung solcher Präparate <strong>de</strong>n Eindruck, <strong>da</strong>sses sich um eine bestimmte Organisation han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>ren Erkennung mit <strong>de</strong>mgewöhnlichen Mikroskop noch nicht gelingen will.Obschon es eigentlich selbstverständlich ist, so mag doch <strong>da</strong>rauf hinge<strong>de</strong>utetwer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss Querfaltenbildung mit <strong>de</strong>r besprochenen Querstreifungnichts zu thun hat. Querfalten können sowohl am Sarcolemma,als auch an <strong>de</strong>r ganzen Muskelfaser auftreten, stehen aber mit <strong>de</strong>r erörterten,vom Bau <strong>de</strong>r contractilen Substanz herrühren<strong>de</strong>n Querzeichnung inkeiner Beziehung, und können <strong>de</strong>sshalb auch an an<strong>de</strong>rn TheUen, z. B. an <strong>de</strong>nNerven ») in gleicher Weise sich einfin<strong>de</strong>n.Uebergangsformen. Es hat eine Zeit gegeben, in <strong>de</strong>r manzwischen glatten und quergestreiften Muskeln eine scharfeGrenze zog. Ich habe zuerst hervorgehoben, <strong>da</strong>ss eine solcheScheidung in zwei Gruppen nur für die Extreme ihre Berechtigunghabe und war im Stan<strong>de</strong> zu zeigen, <strong>da</strong>ss bei<strong>de</strong> Arten von Muskelnnach Entwicklung und Form ineinan<strong>de</strong>r übergehen 8 ).Es wur<strong>de</strong>n von mir Faserzellen (im Sinne Kölliker's) aufgefun<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>ren contractile Substanz nicht mehr homogen war, son<strong>de</strong>rn sich in einequergestreifte Masse fortgebil<strong>de</strong>t hatte; Gestalt <strong>de</strong>r Faser und ihr Kernwaren dieselben, wie bei <strong>de</strong>r genuinen glatten Faserzelle, aber <strong>de</strong>r Inhalt erschienquerstreitig. Solche Mittelglie<strong>de</strong>r zwischen glatten und quergestreiftenMuskeln ent<strong>de</strong>ckte ich im Truncus arteriosus <strong>de</strong>s Salaman<strong>de</strong>rs und Proteus,auch in <strong>de</strong>r sog. Caroti<strong>de</strong>ndrüse <strong>de</strong>s Frosches. In die gleiche Kategoriemögen auch die Muskelfasern gehören, welche an <strong>de</strong>n pulsiren<strong>de</strong>n Haut-1) Vergl. m. Aufsatz: üb. d.'Nervensyst. d. Anneli<strong>de</strong>n, Arch. f. A. u. Pbys. 1862, S. 22.— 2) Anat. hist Unters, üb. Fische n. Keptllien 1853, z. B. S. in.


80Gewebe.venen <strong>de</strong>r Fle<strong>de</strong>rmäuse sich fin<strong>de</strong>n und unverkennbare Spuren von Querstreifungzeigen '). Noch habe ich im Hinblick auf die Wirbelthiere durchdie Untersuchung <strong>de</strong>s Fleischmagens <strong>de</strong>r Vögel gezeigt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>ssen leichtgelblich angeflogenen Faserzellen ebenfalls durch die Son<strong>de</strong>rung ihres Inhalteseine Uebergangsstufe von <strong>de</strong>n glatten zu <strong>de</strong>n quergestreiften Muskeln<strong>da</strong>rstellen *).Häufiger noch als bei Wirbelthieren sind bei Wirbellosen ganzaihnählige Uebergänge vom rein Homogenen bis zu querstreifigerSon<strong>de</strong>rung wahrzunehmen. So ist z. B. nach meiner Erfahrung <strong>de</strong>rStielmuskel <strong>de</strong>r Vorticellen sowohl, wie die Muskeln <strong>de</strong>s Hautnetzesbei Planarien im Allgemeinen homogen, aber unter gewissen Umstän<strong>de</strong>nund an einzelnen Fasern bemerke ich 3 ) eine Art quergestreifterZeichnung, bedingt durch die Son<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Muskels inkeilförmige, ineinan<strong>de</strong>r geschobene Stücke 4 ). So ist mir auch anfrisch untersuchten Synapten aufgefallen, wie an <strong>de</strong>n einen Muskelcylin<strong>de</strong>rndie Querstreifung <strong>da</strong> ist, in an<strong>de</strong>rn hingegen keine Spur<strong>da</strong>von zu Gesicht kommt 5 ). Hieraus erklärt sich auch theilweise,wie verschie<strong>de</strong>ne Beobachter die Querstreifung dort läugnen, wo sievon An<strong>de</strong>rn wahrgenommen wur<strong>de</strong> 6 ).Es ist mir im hohen Gra<strong>de</strong> wahrscheinlich, <strong>da</strong>ss bei gar vielenMuskelfasern, welche im leben<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r frischen Zustan<strong>de</strong> anscheinendrein homogen sind, doch schon die contractile Substanz in Theilchengeson<strong>de</strong>rt ist, die aber <strong>da</strong>s Licht sehr wenig brechen und <strong>de</strong>mnacherst in die Augen fallen, wenn durch Reagentien die Lichtbrechungsverhältnissesich geän<strong>de</strong>rt haben.Statt vieler will ich nur auf ein merkwürdiges Beispiel hinweisen. H.Meckel 7 ) und An<strong>de</strong>re hatten angegeben, <strong>da</strong>ss die Muskelbün<strong>de</strong>l, welchedie Giftdrüse <strong>de</strong>r Spinnen umwickeln, bei mancher Art glatt seien, ohneQuerstreifung, und obschon die Beobachter <strong>da</strong>rüber, wie aus ihren Mitteilungenerhellt, stutzig waren, mussten sie doch bei ihrer Angabe verbleiben.Dem gegenüber hatte ieh auf Grund meiner Studien über diese Thierklassezu behaupten, <strong>da</strong>ss man mitunter allerdings an <strong>de</strong>u frischen Muskeln <strong>de</strong>sGiftschlauches die Querstreifung vermisse, aber nach Anwendung von Alkoholüberall antreffe ").Niemand wird <strong>de</strong>r Ansicht sein wollen, als seien erst durch <strong>de</strong>n Alkoholdie Mu»kelwürfelchen entstan<strong>de</strong>n; näher liegt die Erklärung, <strong>da</strong>ss durchchemische Einwirkung die Lichtbrechungsverlmltnisse sich geän<strong>de</strong>rt und<strong>da</strong>mit die vorher als Einzelkörperchen nicht unterscheidbaren Sureoits elementsjetzt sichtbar gewor<strong>de</strong>n sind.Worauf <strong>de</strong>r Mangel scharfer Querstreifung an sonst exquisit quergel'iVergl. m. Aufsatz: üb. d. kussr. Be<strong>de</strong>ckgen d. Saugctb. Arch. f. Anat. u. Phys. 18511,h.


Muskelgewebe. 81streiften Bün<strong>de</strong>ln ausser<strong>de</strong>m noch beruhen könne, habe ich schon oben *)ange<strong>de</strong>utet.Verästigte Muskelfasern. In <strong>de</strong>m, was im Vorangegangenenüber Muskelstructur zur Erörterung kam, war immer die einfachverlängerte Muskelzelle als Ausgangspunkt genommen und nur gelegentlich<strong>de</strong>r verästigten Muskelzelle ge<strong>da</strong>cht. VerästigteFormen sind in<strong>de</strong>ssen sehr häufig, entwe<strong>de</strong>r so, <strong>da</strong>ss1) nur die En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Muskelzelle sich ein- o<strong>de</strong>r mehrmal hintereinan<strong>de</strong>rverästeln, wozu Weismann 2 ) ansprechen<strong>de</strong> Beispielegeliefert hat, nach<strong>de</strong>m ich früher ähnliche Muskeln, z. B. von Piscicolas ), Nais, Carinaria *•), Synapta 5 ) kennen gelehrt, o<strong>de</strong>r2) die Verästelung erfolgt nach verschie<strong>de</strong>nen Seiten; die Zellenimmt <strong>de</strong>n strahligen Typus überhaupt an. Solcher sternförmigerZellen ge<strong>da</strong>chte ich schon längst von Paludina 6 ), vom Fötus <strong>de</strong>rSelachier 7 ), von Rotatorien 8 ).An <strong>de</strong>n aus Muskelzellen entstan<strong>de</strong>nen neuen Einheiten, <strong>de</strong>nPrimitivbün<strong>de</strong>ln, kann ebenfalls Verästelung auftreten. Amallgemeinsten scheinen sich im Herzen <strong>de</strong>r Wirbelthiere und vielerWirbellosen die Primitivbün<strong>de</strong>l zu verzweigen; <strong>da</strong>nn spielen aberauch in manchen an<strong>de</strong>rn Organen <strong>de</strong>r Wirbelthiere (in <strong>de</strong>r Zunge<strong>de</strong>s Frosches z. B.), sowie namentlich in <strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong>n zahlreicherArthropo<strong>de</strong>n ramifizirte Muskelprimitivbün<strong>de</strong>l eine gewisseRolle.In die Reihe verästelter Muskelzellen mögen auch theilweise die Muskeln<strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n gereiht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren sonstige grosse Eigenthümlichkeitman unten («<strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n») nachsehen möge.Im Hinblick auf die Thätigkeitsäusserungen <strong>de</strong>rMuskeln bleibt es beachtenswerth und mag hier eingeschaltet sein,<strong>da</strong>ss die Schnelligkeit und Langsamkeit <strong>de</strong>r Bewegung von <strong>de</strong>mGra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r histologischen Son<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Muskelcylin<strong>de</strong>rs abhängt.Bei Wirbelthieren zieht sich <strong>de</strong>r sog. glatte Muskel langsam, allmähligzusammen und seine Zusammenziehung über<strong>da</strong>uert <strong>de</strong>n Reiz,<strong>de</strong>r quergestreifte Muskel hingegen antwortet auf die Erregung mitrascher Contraction, die nachlässt, sobald <strong>de</strong>r Reiz vorüber ist.Mollusken und überhaupt Thiere mit mehr homogenen Fasern bewegensich langsamer und nur . die Theile ihres Körpers, <strong>de</strong>ren.Muskeln sich <strong>de</strong>m quergestreiften Zustan<strong>de</strong> nähern, wie z. B. an<strong>de</strong>n Kauorganen, zeichnen sich durch kräftigere Contractionen aus.Man wird sich <strong>da</strong>her nicht wun<strong>de</strong>rn dürfen, <strong>da</strong>ss die mit echt quergestreifterMusculatur durchweg versehenen Arthropo<strong>de</strong>n die an<strong>de</strong>rnWirbellosen an Präcision und Energie <strong>de</strong>r Bewegungen übertreffen.Wie sehr ein' directer Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r Beschaffenheit•1) Sieh. 8. 71. — i) Weis mann, Ztschrft f. ration. Med. 3. E. Bd. XV. - S) Ztschrftf. wiss. Zool. Bd. I. — 4} Hist. fg. 68, A, fg.24,E. — 5) Arch.f. Anat. u. Phys. 1852. Taf. XIIIc.— 6) Ztschrft f. wiss. Zool. Bd. II. — 7) Kochen u. Haie S. 105. — 8) Ztschrft f. wiss. Zool.Bd. VI, Taf. II, fg. 18,c«.Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierisohen Körpers. 6


82Gewebe.<strong>de</strong>r Muskeln und <strong>de</strong>r Energie <strong>de</strong>r Bewegungen bestehe, wie<strong>de</strong>rholtsich auch innerhalb <strong>de</strong>s Kreises <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n, wenn wir kleinereGruppen von diesem Gesichtspunkt aus vergleichen. Daphni<strong>de</strong>nund Cyclopi<strong>de</strong>n haben bei<strong>de</strong> quergestreifte Muskeln, aber bei <strong>de</strong>nArten von Cyclops sind die Sarcous elements viel grösser undschärfer differenzirt, als bei <strong>de</strong>n Daphni<strong>de</strong>n; in Uebereinstimmung<strong>da</strong>mit zeichnen sich auch die Cyclopi<strong>de</strong>n durch ganz ungewöhnlichrasche und kräftige Bewegungen aus.Sarcolemm. Ich habe schon früher l ) ausdrücklich bemerkt,<strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Name Sarcolemma in doppelter Weise Anwendungfin<strong>de</strong>t. Einmal bezeichnet er <strong>da</strong>s bin<strong>de</strong>gewebige Rohr, o<strong>de</strong>r diejenigeCuticularbildung, welche die zum sog. Primitivbün<strong>de</strong>l vereinigtenMuskelzellen (Cylin<strong>de</strong>r) umschliesst. Behalten diese Zellenihre Selbständigkeit, wie solches in <strong>de</strong>r Musculatur <strong>de</strong>s Herzens beiAmphibien und Fischen <strong>de</strong>r Fall ist, so bil<strong>de</strong>t sich auch nichts voneiner gemeinsamen Umhüllungsmembran; es fehlt mit an<strong>de</strong>rn Worten<strong>de</strong>m Primitivbün<strong>de</strong>l <strong>da</strong>s Sarcolemma und wird durch die membranfb'rmigeAbgrenzung <strong>de</strong>r einzelnen Zellen ersetzt.Bei vielen Wirbellosen umgiebt <strong>de</strong>n einzelnen Muskelcylin<strong>de</strong>r(die oft lang ausgewachsene Muskelzelle) eine homogene zarte Hüll e,die man zweitens bisher ebenfalls als Sarcolemma bezeichnet hat. Ichhabe dieselbe z. B. vom Stielmuskel <strong>de</strong>r Vorticellen, <strong>de</strong>n Muskeln<strong>de</strong>r Hirudineen, <strong>de</strong>r Cephalopo<strong>de</strong>n, Echino<strong>de</strong>rmen beschrieben. IhrerEntstehung nach ist sie als Abscheidung <strong>de</strong>r Muskelzellen zu betrachten,als Cuticula <strong>de</strong>r Einzelzelle, wenn man will, als Membran<strong>de</strong>r Muskelzelle. Sie lässt sich leicht als geson<strong>de</strong>rte Schei<strong>de</strong> abheben,die im leeren Zustan<strong>de</strong> sieh gern in Längsfalten legt. Wennletztere zahlreich sich einstellen und geschwungen vorlaufen, kann<strong>da</strong>s Bild sogar stark an ein Bin<strong>de</strong>gewebsbün<strong>de</strong>l höherer Thiere erinnern.Am frischen Muskel schlägt die Hülle auch häufig Querfalten.(S. 76.)Chitinisirte Muskeln. Es wur<strong>de</strong> oben erörtert, <strong>da</strong>ss Cuticularbildungen,Drüsensecrete und gewöhnliches Bin<strong>de</strong>gewebe einen eigentümlichenHärtungsprooess erfahren, mit an<strong>de</strong>rn Worten c h i t i-nisiren können. (S. 37, S. 44, S. 49.)Hier an dieser Stelle verdient es nun'ihervorgehoben zu wer<strong>de</strong>n,<strong>da</strong>ss bei einigen Wirbellosen selbst die Muskelcylin<strong>de</strong>r chitinisiren,o<strong>de</strong>r nach gewöhnlicherem Ausdruck verhornen können.Von dieser Art sah ich 8 ) bei \Paludina vivipara die Endstückejener Muskelcylin<strong>de</strong>r, welche sich an <strong>da</strong>s gleichfalls chitinisirt«Operculum <strong>de</strong>r Rückenseite <strong>de</strong>« Fusses ansetzen. Ferner besteht<strong>de</strong>r sog. Bart o<strong>de</strong>r Byssus, mit welchem sich gewisse Muscheln anfeste Gegenstän<strong>de</strong> festspinnen, aus chitinisirten Muskelfasern.1) Histol. 0. 4». - -i ZUchrn f. wUs. Zool. Bd. I, Ö. li«.


Nervengewebe.83Schon ältere Naturforscher, insbeson<strong>de</strong>re Blainville, haben <strong>de</strong>njyssus als eine Masse vertrockneter Muskelfasern aufgefasst und so seltsamlies auch klingen mag, an Area, Pinna u. a. Bivalven glaube ich michlberzeugt zu haben, <strong>da</strong>s« die noch contractilen Muskelcylin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Fussesn die starren, chitinisirten Elemente <strong>de</strong>s Byssus continuirlich übergingen.Damit stimmen auch die Angaben R. Wagner's 1 ) überein, welcher erklärt,lie Fä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Byssus «scheinen nichts an<strong>de</strong>res als vertrocknete, wahrscheinlichHornstoff enthalten<strong>de</strong> Sehnenfasern zu sein, <strong>da</strong> sie unmittelbarIUS <strong>de</strong>n Sehnenfasern <strong>de</strong>s Fusses hervorgehen, mit ihnen mikroskopischverglichen, gleichen Durchmesser und ähnliches Aussehen haben.» Wobeizu bemerken, <strong>da</strong>ss genannter Forscher die Muskelfasern <strong>de</strong>s Fusses ausdrücklichals Sehnenfasern anspricht, wahre Muskeln, meint er, fehlendurchgängig <strong>de</strong>n Mollusken.Den Namen Byssus tragen aber auch noch an<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>m Fussemehrer Muscheln hervortreten<strong>de</strong> Fä<strong>de</strong>n, welche mit Muskelfasern nichts zutliun haben, son<strong>de</strong>rn Drüsenabscheidungen sind, die zum Theil chitinisiren.Dahin gehört z. B. <strong>de</strong>r Byssus, welchen die Brut <strong>de</strong>r Anodontenbesitzt, ferner <strong>de</strong>r Byssus von Cyclas.Von letzterer Art, sowie vonLithodomus habe ich die <strong>de</strong>n Byssus liefern<strong>de</strong>n Drüsen abgebil<strong>de</strong>t *) undnäher beschrieben.V. Nervengewebe.Das Nervengewebe vermittelt die Empfindung, Bewegung, dieSeelenthätigkeiten. Es besteht aus zelligen Gebil<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n sog.Ganglienkugeln und zweitens aus <strong>de</strong>n Nervenfasern.Ganglienkugeln. Dem feineren Bau <strong>de</strong>r Nervenzellen,<strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung als eigentlichste kleine Lebensher<strong>de</strong> wohl ausserZweifel steht, hat man seit Längerem beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeitgeschenkt, ohne <strong>da</strong>ss aber <strong>da</strong>durch eine vollkommene Harmonie<strong>de</strong>r jAnschauungen bis jetzt erzielt wor<strong>de</strong>n wäre. Die Grösse<strong>de</strong>r Ganglienkugelü, um <strong>da</strong>mit zu beginnen, ist sehr verschie<strong>de</strong>n.Während bei manchen Wirbellosen diese Elemente oft nicht umfänglichersind, als die Blutkörperchen <strong>de</strong>s Menschen, giebt esandrerseits solche, die man mit freiem Auge bequem als weissePunkte unterschei<strong>de</strong>n kann. Dergleichen riesige Ganglienkugeln #fin<strong>de</strong>n sich nicht bloss an gewissen Stellen <strong>de</strong>r Nervencentren vonWirbelthieren , son<strong>de</strong>rn auch bei Wirbellfllferi, z. B. ich Gehirn <strong>de</strong>rSchnecken. Hier können sie voll solchem Umfang sein, <strong>da</strong>ss sie sichzu <strong>de</strong>n kleinsten Ganglienkugeln verhalten'.**' wie etwa ein Froschei vzu <strong>de</strong>m Ei eines Säugethieres.«W*Von Gestalt sind die Ganglienzellen im Allgemeinen kuglig ?doch giebt es auch platte; häufig sind sie spin<strong>de</strong>lförmig o<strong>de</strong>r uriregelmässigmehreckig, womit sie zur Strahlenform übergehen.Was die Sonstige Natur <strong>de</strong>r GangUenkugeln betrifft, so habensie bei allen Thieren einen gewissen blassen, meist farblosen, zarten1) E. Wagner, Lehrb. d. vergl. Anat. 1834, S. 271. — 2) Vergl.üb. Cyelai oornta, Arch.f. Anat. u. Phys. 1855, S. 6», Taf. VI. fg. 18, e. Kleinere MittheUgen z.thlerisch. Geweblehre,eben<strong>da</strong>selbst 1854, Taf. XIII, fg. 14, fg. 15.


84 Gewebe.Habitus und sind leicht zerstörbar. Betrachtet man leben<strong>de</strong> Thiere,die wegen geringer Grösse ganz unter <strong>da</strong>s Mikroskop gelegt wer<strong>de</strong>nkönnen und durchsichtig genug sind, um etwa <strong>da</strong>s Gehirn beson<strong>de</strong>rsins Auge fassen zu können, so sind die Ganglienzellen, so langedieses Organ noch in voller Kraft thätig erscheint, hell; sobald sieanfangen, sich zu trüben, ist eine ersichtliche Abnahme <strong>de</strong>r Bewegung<strong>de</strong>s Thieres zu erkennen 1 ).Bereits vor längerer Zeit 2 ), als ich mir die Aufgabe gestellthatte, die beson<strong>de</strong>rn Charaktere <strong>de</strong>r Ganglienkugeln zu bezeichnen,habe ich hervorgehoben, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>nselben eine Zellenmembran häufigmangle, wesshalb ich dort auch Heber von einer Kugel bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nGrundmasse, als von einem „Zelleninhalt" sprach. Diese Ansichthat sich unter<strong>de</strong>ssen, gestützt auf neuere Wahrnehmungen, bei mirentschie<strong>de</strong>n festgesetzt.Die Ganglienkugeln sind nur Zellen in <strong>de</strong>m Sinne, wie <strong>de</strong>rBegriff Eingangs unserer histologischen Erörterungen aufgestellt wur<strong>de</strong>.Sie erscheinen alshüllenloseBallen einer weichen, homogenen,zahlreiche Körnchen zusammenhalten<strong>de</strong>n Substanz (Zellsubstanz). Esfehlt in <strong>de</strong>n meisten Fällen eine festere Rin<strong>de</strong> dieser Substanz, dieals Zellenmembran anzusprechen wäre. (S. 12.)Damit ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, <strong>da</strong>ss gewisse Ganglienkugelneine Membran besitzen. Ich habe selbst Fälle .beobachtet, wo dieZellsubstanz an <strong>de</strong>r Peripherie zu einer Rin<strong>de</strong>nschicht erhärtet war. Soz. B. bei Untersuchung <strong>de</strong>s Gehirns unserer Asseln. Nach<strong>de</strong>m die frischenThiere einen Tag lang in Essigsäure gelegen waren, hatten sich im Gehirngewisse Partien <strong>de</strong>r Ganglienkugeln mit so scharfen Rän<strong>de</strong>rn von einan<strong>de</strong>rabgesetzt, als wären es <strong>de</strong>rbhüutige Epithelzellen. Auch ist nicht zu läugnen,<strong>da</strong>ss es Ganglienkugeln giebt, die schon im Leben eine solche feste Rin<strong>de</strong>nschichtbesitzen, aber auch <strong>da</strong>nn, — und auf diesen Punkt möchte ichimmer wie<strong>de</strong>r zurückweisen — ist die Ganglienkugel keine Blase mit Inhalt,son<strong>de</strong>rn die Membran verhält sich zur Zellsubstanz ungefähr so, wie aneiner Pflaume die Oberhaut zum fleischigen Parenchym. Wesentlich verschie<strong>de</strong>nvon dieser, entwe<strong>de</strong>r schon frisch vorhan<strong>de</strong>nen o<strong>de</strong>r durch äussereEinflüsse erzeugten, Zellenmembran ist die Schei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Neurilemma<strong>de</strong>r Gangheukugeln, wovon nachher.Concentrische Streifung mancher Ganglienkugeln. Die Zellsubstanz(Inhalt) <strong>de</strong>f Ganglienkugeln — entwe<strong>de</strong>r, wie schon bemerkt,von rein gleichartigem Aussehen, o<strong>de</strong>r mit kleineren undgrösseren Körnern innerhalb <strong>de</strong>r Grundmasse —, hat man wie<strong>de</strong>rholtmit <strong>de</strong>r Absicht geprüft, weitere Differenzirungen in ihr zu erblicken.Hieher gehört eine Beobachtung Remak's, <strong>de</strong>r zufolge dieGanglienkörper <strong>de</strong>r Rqja batis nach 24stündiger Aufbewahrung inChromsäure ein faseriges Gefüge in zwei Schichten zeigten. Dieinnere Schichte von Fäserchen umlagert <strong>de</strong>n Kern, die äussere geht•i» Ich habe die* a. B. an kleinen Krebsen wahrgenommen- Vergl. m. Naturircscb. d.Daphni<strong>de</strong>n 8. 9«. _ t) HUtol. 8. 4».'


Nervengewebe. 85nach bei<strong>de</strong>n Seiten in <strong>de</strong>n Kanal <strong>de</strong>s „Achsenschlauches" über. Vondieser Art Son<strong>de</strong>rung kann ich nicht aus eigener Erfahrung berichten,wohl aber über eine an<strong>de</strong>re, die schon an frischen Ganglienkugelngewisser Thiere sehr <strong>de</strong>utlich und beachtenswerth ist.In <strong>de</strong>n Ganglienkugeln von verschie<strong>de</strong>nen Insecten, so z. B. an<strong>de</strong>n grossen Ganglienkörpern aus <strong>de</strong>n Thoraxknoten von Byticus,Locusta u. a., ferner bei Blutegeln, fin<strong>de</strong> ich nämlich, <strong>da</strong>ss die Zellsubstanzin bestimmter Lagerung zum Kern steht, <strong>de</strong>rart, <strong>da</strong>ss dieselbeeine zarte, aber vollkommen <strong>de</strong>utliche, <strong>de</strong>n Kern zum Mittelpunktnehmen<strong>de</strong>, also concentrische Streifung <strong>da</strong>rbietet.Das Protoplasma erscheint mithin in Schichten geson<strong>de</strong>rt, welcheschalig <strong>de</strong>n Kern umgeben. (S. 13.)Mir ist <strong>da</strong>s angegebene Verhalten <strong>de</strong>r Ganglienkugeln seit längerer Zeitbekannt. Walter hat jüngst ebenfalls diese Erscheinung bei verschie<strong>de</strong>nenWirbellosen beschrieben *).Färbungen <strong>de</strong>r Ganglienkugeln. Die Zellsubstanz <strong>de</strong>r Ganglienkugelnist meist farblos o<strong>de</strong>r schwach grau, häufig aber auchgelblich o<strong>de</strong>r bräunlich gefärbt.Diese Färbung kann doppelter Art sein. Einmal ist ein Theil<strong>de</strong>r in die Grundmasse eingestreuten Körner gefärbt und stellt <strong>da</strong>durchPigmentkörner vor; bei Wirbelthieren rühren Färbungen <strong>de</strong>r Ganglienkugelnim Allgemeinen nur von solchem körnigen Pigmenther. Bei Wirbellosen kommt <strong>da</strong>s gleiche vor,'aber ausser<strong>de</strong>m nochzweitens eine Pigmentirung diffuser Art, in<strong>de</strong>m eine gelbe o<strong>de</strong>rrothe Flüssigkeit die Ganglienkugeln durchtränkt, und nach<strong>de</strong>m <strong>da</strong>sNeurilemm <strong>de</strong>s Ganglions eingerissen ist, in Tropfen herausquillt.Ich habe dies zuerst an Paludina nachgewiesen 2 ). Aus <strong>de</strong>m Bereiche<strong>de</strong>r Wirbelthiere ist mir nur die gelbe Färbung <strong>de</strong>r Maculalutea <strong>de</strong>r Netzhaut bekannt, die, wie ich mich seiner Zeit bei Untersuchung<strong>de</strong>s frischen menschlichen Auges (an einem Hingerichteten)überzeugen konnte, gleichfalls diffuser Art ist.Noch wäre im Hinblick auf die Körnchen <strong>de</strong>r Zellsubstanz zubemerken, <strong>da</strong>ss dieselben, obschon auch bei Wirbellosen meist vonfein moleculärer Beschaffenheit, doch in manchen Fällen von'eigenthümlichgrobbröckeliger Form 3 ), o<strong>de</strong>r in? bestimmten Ganglieiakugelnvon fettiger Natur sind 4 ). **Kern. Der Kern <strong>de</strong>r Ganglienkugeln immer <strong>de</strong>tttliph aus <strong>de</strong>mkörnigen Inhalt herausscheinend, ist rund und entwe<strong>de</strong>r von mehrhellem bläschenartigem Aussehen, o<strong>de</strong>r von ähnlicher^ fein granulärerBeschaffenheit, wie die Zellsubstanz, nur dichter gefugt als jene.Bei Wirbelthieren fin<strong>de</strong>tsich in <strong>de</strong>r Regel nur Ein Kernkörperchenim Kern, doch sind in selteneren Fällen schon zwei zur Beobachtung*1) Walter, Mikrosk. Studien üb. d. Centralnervensystem Wirbelloser Thiere. Bonn,1S6S. — 2) Ztschrft f. wiss. Zool. Bd. I. S. 154. — S) S. m. Angaben bezüglich Pitcicola,Sanguituga, Haemopit, Ztsch. f. w. Z. 1849, 8. 130. — 4) 8. unten <strong>Nervensystem</strong> d. Anneli<strong>de</strong>n.


86 Gewebe.gekommen. Bei Wirbellosen, z. B. im Gehirn <strong>de</strong>r Schnecken, — ichsehe es so bei Lymnaeus stagnalis —, können bis zu acht Kernkörperchenvorhan<strong>de</strong>n sein. Sie zeigen oft in ihrem Innern sehr<strong>de</strong>utlich noch eine centrale, kuglige Abtheilung, wenn man will,einen Kern <strong>de</strong>s Kernkörperchens, was auch Walter richtig abbil<strong>de</strong>t *).Markschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ganglienkugeln. Die Ganglienkugeln entbehrenmeist, wie vorhin betont wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Zellenmcmbran. Bei verschie<strong>de</strong>nenWirbelthieren, so bei Fischen und Reptilien, zeigen aber gewisseGanglienkugeln eine beson<strong>de</strong>rs scharfe Contur und diese rührther von einer Markschei<strong>de</strong>, welche von <strong>de</strong>r Nervenfaser zurGanglienkugel übergehend sich um letztere, wenn auch dünner gewor<strong>de</strong>n,ausbreitet. Ich habe zuerst diese Structur <strong>de</strong>r Ganglienkugelnnachgewiesen und zwar vom Ganglion Trigemini mehrerSelachier *), <strong>da</strong>nn von Chimaera monstrosa 8 ). Auffallend stark fandich später diese Markschei<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Ganglienkugeln <strong>de</strong>s Nervusactisticus <strong>de</strong>r Knochenfische (Acerina cerntta z. B.) und <strong>de</strong>r Reptilien(Lacerta agilis). Die Ganglienkugel erscheint <strong>da</strong>durch auf ganzgleiche Weise wie die entsprechen<strong>de</strong> Nervenfaser dunkel geran<strong>de</strong>t.Max Schultze hat meine Angaben bestätigt *).Neurilemmschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ganglienkugeln. Zahlreiche Ganglienkugeln,bei Wirbelthieren namentlich alle peripherisch gelagerten,besitzen eine bin<strong>de</strong>gewebige Hülle o<strong>de</strong>r Neurilemmschei<strong>de</strong>.Dass diese Hülle nicht etwa als' ein Theil <strong>de</strong>r Ganglienkugel selberanzusehen sei, etwa als zur Membran verdichtete Rin<strong>de</strong>nschicht, lässtsich bestimmt nachweisen. Man trage von peripherischen Ganglienz. B. <strong>de</strong>r Säugethiore feine Scheiben ab und man wird fin<strong>de</strong>n,<strong>da</strong>ssein bin<strong>de</strong>gewebiges Fächerwerk <strong>da</strong>s ganze Gangliondurchzieht, in <strong>de</strong>ssen Maschen als<strong>da</strong>nn die nackten Ganglienkörperliegen. Durch Zerzupfen <strong>de</strong>r Ganglien kann man leicht die Bil<strong>de</strong>rerhalten, welche zur Stütze <strong>de</strong>r früheren Auffassung dienten, alsob nämlich die Hüllen für sich. abgegrenzte Kapseln <strong>de</strong>r Ganglienkugelnwären. Auch bei manchen Fischen, wie ich von Chimaeramitzutheilen hatte, lassen sich beson<strong>de</strong>rs leicht solche Präparate<strong>de</strong>sshalb gewinnen, weil dort wenig Bin<strong>de</strong>gewebe ins Ganglion eingemischtist, und die nervösen Elemente <strong>de</strong>s Ganglions <strong>da</strong>her beiAnwendung von Na<strong>de</strong>ln leicht, umgeben von ihren Schei<strong>de</strong>n, auseinan<strong>de</strong>rfaltest»yrEin gleiches bin<strong>de</strong>gewebiges Fachwerk zur Aufnahme <strong>de</strong>r einzelnenGanglienkugeln habe ich am Gehirn und <strong>de</strong>n Bauchganglienfhs Egel nachgewiesen und auch die Metho<strong>de</strong> näher bezeichnet,mit <strong>de</strong>ren Hülfe man sich <strong>da</strong>sselbe vorführen kann 6 ). Bei genannten1) Walter a. a O. — 2) Beitr. z. mikr. An. etc. <strong>de</strong>r Kochen u.Hale, 1852, 8.114. — 8) ZurAuat. u. Histol. <strong>de</strong>r Chtmtmtra monttr. Arch. f. Anat. u. Phys. 1851, H. «44, Taf. X, fgg. 3,4.- 4) M. 8r h .iltcr , Otter..!, d. retinae etruet. penit Bonn»«, 1859. - 6) Ob. d. NcrveiiSyst.o. Anneli<strong>de</strong>n, Arch. f. Anat. u. Phys. 1862, 8. 116,


Nervengewebe. 87nie<strong>de</strong>ren Thieren besässen somit auch die Ganglienkugeln <strong>de</strong>r Nervencentrendie bin<strong>de</strong>gewebige Schei<strong>de</strong>, während, wie ich'mit An<strong>de</strong>rnbehaupten muss, bei höheren Thieren im Gehirn und Rückenmarkdiese Neurilemmschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r einzelnen Ganglienkugel fehlte. HingegenGruppen von Ganglienkörpern mögen auch hier, wenn auchsehr zarte bin<strong>de</strong>gewebige Umhüllungen haben. Meine seiner Zeitüber die Anordnung <strong>de</strong>r die graue Hirnsubstanz zusammensetzen<strong>de</strong>nGanglienkugeln bezüglich <strong>de</strong>s Hammerhais *) (Sphyrna) und <strong>de</strong>sLandsalaman<strong>de</strong>rs 2 ) veröffentlichten Angaben lassen sich <strong>da</strong>hin<strong>de</strong>uten. Am frischen Gehirn <strong>de</strong>s genannten Fisches erschien durch zartebin<strong>de</strong>gewebige Umhüllungen die graue Substanz in einzelnen Balleno<strong>de</strong>r Klumpen geson<strong>de</strong>rt; bei <strong>de</strong>r lebend aus <strong>de</strong>m Uterus genommenenLarve eines Landsalaman<strong>de</strong>rs waren die Ganglienzellen in längliche,zur Höhle <strong>de</strong>r Hemisphäre «radiär gerichteten Massen geschie<strong>de</strong>n.Im Gehirn und <strong>de</strong>n Bauchganglien <strong>de</strong>r Insecten habe ichganz ähnliche Verhältnisse wahrgenommen. Auch dort mangeln <strong>de</strong>neinzelnen centralen Ganglienkugeln beson<strong>de</strong>re Kapseln, aber Gruppenvon Ganglienkugeln sind von zarter gemeinsamer Schei<strong>de</strong> umschlossen ').Und wie im Gehirn <strong>de</strong>s genannten Haifisches die Blutcapillargefässeinnerhalb <strong>de</strong>s Bin<strong>de</strong>gewebes so zahlreich sind, <strong>da</strong>ss es aussehen kann,als ob die Ballen <strong>de</strong>r Ganglienkugeln lediglich von <strong>de</strong>n Capillargefässenumzogen und von einan<strong>de</strong>r abgegrenzt wären, so tretenhier bei <strong>de</strong>n Insecten die Tracheen an die Stelle <strong>de</strong>r Blutgefässe.Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Paquets <strong>de</strong>r Ganglienkugeln scheint nur von<strong>de</strong>n umspinnen<strong>de</strong>n Tracheen bedingt zu sein.Entstehung <strong>de</strong>r Neurilemmschei<strong>de</strong>. Kehren wir zurück zurKapsel o<strong>de</strong>r Neurilemma <strong>de</strong>r einzelnen peripherischen Ganglienkugelund zwar <strong>de</strong>r Wirbelthiere. Wie entsteht dieselbe?Ich habe bereits oben vorgebracht, <strong>da</strong>ss ich <strong>da</strong>s innere o<strong>de</strong>reigentliche Neurilemm gewisser Wirbellosen so gut wie <strong>da</strong>s Sarcolemmazu jener Bin<strong>de</strong>gewebsform rechne, welche man Cuticularbildungennennt 4 ). Die Berechtigung, dieses zu thun, entnahmich <strong>de</strong>m von mir gelieferten Nachweis, <strong>da</strong>ss unterhalb dieser homogenenHäute eine Lage vorhan<strong>de</strong>n sei, welche in <strong>de</strong>n wesentlichenEigenschaften mit <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula <strong>de</strong>r äusseren Haut übereinstimmt.Das gleiche bin ich im Stan<strong>de</strong>, bezüglich <strong>de</strong>r neurilemmatischenSchei<strong>de</strong> peripherischer Ganglienkugeln <strong>de</strong>r Wirbelthierfczu zeigen.Einmal nämlich liegen die bekannten Kerne so wenig wie beim Sarcolemmain <strong>de</strong>r Substanz <strong>de</strong>r Hülle, son<strong>de</strong>rn allzeit an Üer inneren Seite,also zwischen <strong>de</strong>m Ganglienkörper und seiner Schei<strong>de</strong>. Dannhabe ich zweitens längst beschrieben und abgebil<strong>de</strong>t*), <strong>da</strong>ss diese Kerne1) Beitr. t. mikr. An. etc. d. Rochen u. Haie, 8. 12. — 2) Anat hist. Unters, üb. Fischeu. Reptilien 8. 93. — 3) Sieb. m. Tafeln & vergl. Anat z. B. Taf. IX, fg. l,b. — 4) Sieh*8. 44 u. 8. 72. — 5) Beitr. x. m. A. etc. d. Rochen n. Haie 1852, 8. 14, Tat I, fg. 9, od.Hist. 8. 55, fg. 29 C.


88 Gewebe.im Ganglion Trigemini von Scymnus lichia «so häufig sind, <strong>da</strong>ss man,wären sie noch von einer Zellenmembran, die aber durchaus fehlt, umgeben,an ein Epithel <strong>de</strong>nken könnte.» Ob nicht aber, wenn man jetzt die Untejsuchungdieses Gegenstan<strong>de</strong>s wie<strong>de</strong>r aufnehmen wür<strong>de</strong>, doch noch etwas granuläreSubstanz o<strong>de</strong>r Protoplasma um die Kerne zu erblicken ist, wird die Zukunftlehren. Je<strong>de</strong>nfalls genügt die Lage <strong>de</strong>r Kerne an <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>rhomogenen Hülle, sowie ihre epithelartige Gruppirung in Verbindung mit<strong>de</strong>m, was man z. B. am Neurilemm <strong>de</strong>r Insecten, sowie an an<strong>de</strong>rn Cuticularbildungenwahrnimmt, hier abermals von einer Matrix zu sprechen, als<strong>de</strong>ren Product die homogene Kapsel anzusehen wäre.Beziehungen <strong>de</strong>r Ganglienkugeln zu <strong>de</strong>n Nervenfasern. Als mandie Ganglienkugeln ent<strong>de</strong>ckt und gefun<strong>de</strong>n hatte, <strong>da</strong>ss sie einer <strong>de</strong>rwesentlichen Bestandtheile <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s seien, herrschte nochlängere Zeit die Meinung, dieselben lägen einfach neben <strong>de</strong>n Nervenfasern,bis allmählig ein tieferer Zusammenhang zwischen Ganglienkugelnund Nervenfasern nachgewiesen wur<strong>de</strong>. Man gewann dieUeberzeugung, <strong>da</strong>ss die Ganglienkugeln Fortsätze besitzen, die alsAnfange <strong>de</strong>r Nervenfasern zu betrachten seien.Ob alle Ganglienkugeln mit Nervenfasern in Verbindung stehen,ist schwer zu sagen. Mehre Forscher, wie z. B. R. Wagner,stellen die Existenz von Ganglienkugeln ohne Fortsätze, sog. apolareGanglienzellen in Abre<strong>de</strong>; die Fortsätze seien bei <strong>de</strong>r Präparationabgerissen, mithin wären die apolaren Kugeln nur verstümmelteObjecte. Dass' es für viele Fälle richtig ist, die apolaren Ganglienkugelnzu verwerfen, kann Je<strong>de</strong>r leicht erproben. Ob man aberausnahmslos apolare Ganglienkugeln läugnen dürfe, steht immernoch <strong>da</strong>hin.Verlängert sich eine Ganglienkugel nur nach einer Seite faserartig,so heisst sie unipolar, wfenn nach zwei Seiten bipolar,ist sie mit mehr als zwei Fortsätzen versehen, multipolar.Es muss jedoch ausdrücklich bemerkt wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss eine scharfeGrenze zwischen diesen verschie<strong>de</strong>nen Formen nicht immer zu ziehenist. Man trifft z. B. unipolare Kugeln, <strong>de</strong>ren Fortsatz bald sichtheilt, so <strong>da</strong>ss gleich mehre Wurzeln von Nervenfasern zugegen sind.Ja, eine solche anscheinend unipolare Ganglienkugel kann ganzwohl einer multipolaren o<strong>de</strong>r strahligen Form entsprechen. So beobachteich z. B. im Gehirn von Lymnaeus stagnalis sehr grosseGariglienkugeln, die nach einer Seite (gegen <strong>da</strong>s Centrum <strong>de</strong>s Gesammtganglionszu) in einen breiten, ban<strong>da</strong>rtig platten Fortsatz vonbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Länge ausgehen und somit als unipolar zu gelten hätten.Allein geht man <strong>de</strong>m Fortsatz weiter nach, so löst er sich zuletztin ein wahres Geflecht feiner Fasern auf.Aus solchen Beobachtungen und Vergleichungen suche ich. mir eine<strong>de</strong>m ersten Blick nach etwas befrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Thatsachc zu erklären. Währendnämlich, wie bekannt, in <strong>de</strong>n Nervencentren <strong>de</strong>r Wirbelthiere multipolareGanglienkugeln sehr häufig sind, so sieht man bei Wirbellosen (Anneli<strong>de</strong>n,Arthropo<strong>de</strong>n, Weichthieren) in <strong>de</strong>n centralen Ganglien fast nur die uni-


Nervengewebe. 89polare Form. Allein wenn solche Kugeln sich allgemeiner verhalten, weich vorhin von jenen <strong>de</strong>s Lymnaeus erwähnte, so entsprechen sie eigentlichmultipolaren o<strong>de</strong>r strahligen Zellen und <strong>de</strong>r grosse Unterschied, welcherscheinbar in dieser Organisation zwischen Wirbelthieren und Wirbellosenherrscht, ist <strong>da</strong>mit verschwun<strong>de</strong>n.In peripherischen Ganglien. Die Fortsätze <strong>de</strong>r Ganglienkugelnwur<strong>de</strong>n vorhin einfach als die Wurzeln o<strong>de</strong>r Ursprünge <strong>de</strong>r Nervenfasernbezeichnet Es verdient aber dieser Gegenstand noch einenähere Erörterung.Darüber, <strong>da</strong>ss von peripherischen Ganglienkugeln Nervenfasernin <strong>de</strong>r Weise entspringen, <strong>da</strong>ss die Ausläufer gera<strong>de</strong>zu zurganzen Nervenfaser o<strong>de</strong>r einem Theil <strong>de</strong>rselben wer<strong>de</strong>n, wird wohlNiemand mehr an<strong>de</strong>rer Ansicht sein. Sowohl an Wirbelthieren, alsauch bei Wirbellosen kann solches zweifellos gesehen wer<strong>de</strong>n, undwas gera<strong>de</strong> die Wirbellosen betrifft, so verweise ich auf meine Darstellungen*) über <strong>de</strong>n Sympathicus <strong>de</strong>r Hirudineen, wo überraschendklar dieses Verhältniss <strong>de</strong>r Ganglienkörper zu <strong>de</strong>n Nervenfasernsich herausstellt.In <strong>de</strong>n Nervencentren. An<strong>de</strong>rs sind die Dinge in <strong>de</strong>n Nerve n-centren. Ich möchte auch hier wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n Wirbellosenbeginnen, <strong>da</strong> es mir, wie ich glaube, gelungen ist, in dieser Fragebei Anneli<strong>de</strong>n, Arthropo<strong>de</strong>n und Mollusken bestimmtere Gesichtspunktezu erlangen.Im Gehirn und <strong>de</strong>n Bauchganglien <strong>de</strong>r Egel, Insecten, im Gehirn<strong>de</strong>r Schnecken beobachte ich, <strong>da</strong>ss die Stiele <strong>de</strong>r Ganglienzellenkeineswegs unmittelbar als Nervenfasern weiter gehen, son<strong>de</strong>rn in'eine im Centrum <strong>de</strong>r Ganglien gelegene Molecularmasse o<strong>de</strong>rPunktsubstanz einsetzen und mit dieser verschmelzen 2 ). Es erlei<strong>de</strong>tnach <strong>de</strong>m, was ich sehe, gar keinen Zweifel, <strong>da</strong>ss erst ausdieser centralen Punktsubstanz die Anfänge <strong>de</strong>rNervenfasern sich hervorbil<strong>de</strong>n s ).Dieses Verhalten ist die Regel. Aber es kommen auch in <strong>de</strong>nNervencentren <strong>de</strong>r Wirbellosen einzelne, bestimmt gelagerte Ganglienkugelnvor, <strong>de</strong>ren Fortsätze ohne Vermittelung von eingeschobenerPunktsubstanz gera<strong>de</strong>n Wegs als Nervenfasern weitergehen. Ichverweise z. B. auf die von mir zuerst nachgewiesene vereinzeltegrosse Ganglienkugel, welche in <strong>de</strong>n Bauchmarksganglien <strong>de</strong>s Blutegelssich fin<strong>de</strong>t,bipolar ist und zweien Nervenfasern zum ^Ursprungdient *).In <strong>de</strong>n Centraltheilen <strong>de</strong>r Wirbelthiere scheint nach allem,1) Meine Taf. z. vergl. Anat Taf. IV, fg. X. — 2) Sieh. m. Aufs.: „Üb. d. Nervensystd. Anneli<strong>de</strong>n", Arch..f. Anat u. Phys. 18U2, 8. 117. — 3) Wenn ich die Bezeichnung „Punktsubstanz"für diese von mir zuerst unterschie<strong>de</strong>nen Partien <strong>de</strong>r Nervencentren gewählt habe,so geschah es im Hinblick auf <strong>da</strong>s Aussehen, welches zunächst sich <strong>da</strong>rbietet; ich habein<strong>de</strong>ssen schon früher (z. B. Naturgesch. d. Daphni<strong>de</strong>n 8. 159) aufmerksam gemacht, <strong>da</strong>ssdie Punktmasse zum Theil eine „flbrillareAnordnung" habe. — 4) 8. unten, Nervensyst.d. Anneli<strong>de</strong>n, u. m. Taf. z. vergl. Anat. Taf. II, fg. 8,1.


90Gewebe.was man bis jetzt über die Beziehung <strong>de</strong>r multipolaren Ganglienkugelnzu Nervenfasern erforscht hat, <strong>da</strong>s gleiche stattzufin<strong>de</strong>n, wiebei <strong>de</strong>n bezeichneten Wirbellosen.Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Fortsätze geht nicht direct in Nervenfasernüber, son<strong>de</strong>rn die ramifizirten Ausläufer verschmelaen, in<strong>de</strong>m sie sichzuletzt in fibrilläre Punktmasse auflösen, mit <strong>de</strong>r molekularen grauenHirnsubstanz. Doch ist wie bei Wirbellosen unzweifelhaft, <strong>da</strong>sseinzelne Fortsätze von multipolaren Kugeln sich sofort zum Achsencylin<strong>de</strong>rvon markhaltigen Nervenfasern gestalten, wozu ich *) längstaus <strong>de</strong>m kleinen Gehirn <strong>de</strong>s Hammerhaies ein Beispiel näherbeschrieben und abgebil<strong>de</strong>t habe, nach<strong>de</strong>m zuvor R. Wagner einesolche Beobachtung an einer an<strong>de</strong>rn Stelle gemacht.Wie <strong>de</strong>r Uebergang <strong>de</strong>r Fortsätze in Nervenfasern stattfin<strong>de</strong>,habe ich am angeführten Ort ebenfalls nach meinen Beobachtungenam Hammerhai in <strong>de</strong>r Weise beschrieben, wie es jetzt von <strong>de</strong>nverschie<strong>de</strong>nsten Seiten her geschieht. Ich hebe dort hervor, <strong>da</strong>ss„die Ausläufer <strong>de</strong>r ästigen Ganglienkugeln" und, die „Achsencylin<strong>de</strong>r"<strong>de</strong>r Nervenfasern nach ihrem Aussehen i<strong>de</strong>ntisch seien. „Der Ausläufer<strong>de</strong>r Ganglienkugel setzt sich als Achsencylin<strong>de</strong>r fort, <strong>de</strong>r nach längeremVerlauf, nach<strong>de</strong>m eine Fettschei<strong>de</strong> mit aufgetreten war, sichals doppelt conturirte Nervenfibrille zeigte."Nur zwischen hinein möchte ich bemerken, <strong>da</strong>ss mir bisher niemalsBil<strong>de</strong>r vorgekommen sind, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Achsencylin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r entspringen<strong>de</strong>nNervenfaser direct mit <strong>de</strong>m Kern und <strong>de</strong>m Kernkörperchen <strong>de</strong>r Ganglienkugelzusammengehangen hätte. Ich bin weit entfernt, die Richtigkeit <strong>de</strong>rvon Lieberkühn und Wagener *) veröffentlichten Zeichnungen zu bezweifeln.Aber wenn <strong>de</strong>r eine <strong>de</strong>r Genannten selber erklärt, <strong>da</strong>ss «unterhun<strong>de</strong>rt Fröschen u. s. w. sich nur einer o<strong>de</strong>r zwei zur Untersuchung eignen,und selbst von diesen nur ein o<strong>de</strong>r zwei brauchbare Präparate gefertigtwer<strong>de</strong>n können», so han<strong>de</strong>lt es sich doch offenbar um keine normale Bildung.Nach meinen im Vorausgegangenen angeführten Wahrnehmungenüber <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>r Nervenfasern aus Ganglienkugeln stellt Bich,was mir nicht unwichtig zu sein scheint, ein doppeltes Vorhaltenheraus.In <strong>de</strong>m einen Falle — es sind die peripherischen Ganglien undgewisse Partien <strong>de</strong>r Centraltheile — kommt <strong>de</strong>r Achsencylin<strong>de</strong>r ausEiner Ganglienzelle, hingegen im an<strong>de</strong>rn Falle — es betrifft dieHauptmasse <strong>de</strong>r Ganglienkugeln in <strong>de</strong>n Nervencentren, — wozwischen <strong>de</strong>n sich auffasern<strong>de</strong>n Fortsätzen <strong>de</strong>r Ganglienkugeln und<strong>de</strong>n streifigen Anfängen <strong>de</strong>r Achsencylin<strong>de</strong>r eine Punktmasse eingeschobenist, lässt sich nicht mehr behaupten, <strong>da</strong>ss ein Achsencylin<strong>de</strong>rimmer in Einer Ganglienzelle wurzelt. Vielmehr ist mirim hohen Gra<strong>de</strong> wahrscheinlich, <strong>da</strong>ss die <strong>de</strong>n Achsencylin<strong>de</strong>r «u-1) Beitr. c mikr. A. et«, d. Rochen u. Haie, 8. 12, Taf, I, fg. », od. Histol. fg. M, B1) Guido Wagener, Hb. d. Zusammenhang d. Kerne« etc. mit d. Ncrrenfa<strong>de</strong>n, Ztschrft lwiss. ZooL Bd. YU1, 1858.


Nervengewebe. 91sammensetzen<strong>de</strong> fibrilläre Substanz aus mehren Ganglienkugelnabstammt.Zu dieser Annahme habe ich noch einen beson<strong>de</strong>rn Grund,welcher einer Eigenschaft <strong>de</strong>r eingeschalteten Punktsubstanz entnommenist. Ich glaube mich nämlich mehrmals und zwar amehesten an Glycerinpräparaten überzeugt zu haben, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Punktsubstanzinsofern eine gewisse Structur zukommt, <strong>da</strong>ss die sie zusammensetzen<strong>de</strong>nKörnchen zu netzförmig gestrickten Faserehen, mit an<strong>de</strong>rn Worten zu einem Gewirr feinster Fäserchengeordnet seien. Be<strong>de</strong>nkt man nun, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>m Uebertritt <strong>de</strong>rFortsätze <strong>de</strong>r Ganglienkugeln in die Punktsubstanz die Fortsätze ineben solche Fäserchen sich auflösen und jenseits <strong>de</strong>r Punktsubstanzdie gleiche fibrilläreSubstanz die Anfange <strong>de</strong>r sich parallel ordnen<strong>de</strong>nAchsencylin<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n, so ist so gut als gewiss, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r einzelneAchsencylin<strong>de</strong>r seine fibrilläre Substanz als einGemeng aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Ganglienkugelnerhält.Giebt es motorische und sensible Ganglienkugeln? Ehe wir zurStructur <strong>de</strong>r Nervenfasern uns wen<strong>de</strong>n, sei noch <strong>de</strong>r Frage ge<strong>da</strong>cht, obdie Ganglienkugeln <strong>de</strong>r Wirbelthiere nicht solche Verschie<strong>de</strong>nheiten erkennenlassen, um sie mit <strong>de</strong>n Hauptrichtungen <strong>de</strong>s Nervenlebens, mit <strong>de</strong>r Empfindung,Bewegung, psychischen Thätigkeiten in nähere Beziehung setzenzu können, sowie <strong>de</strong>nn auch mehre Beobachter bereits von motorischen,von sensitiven, auch wohl von sympathischen Ganglienkugeln <strong>de</strong>r Nervencentrenre<strong>de</strong>n.In wie weit bei Wirbelthieren <strong>da</strong>s, was im Vorausgegangenen überGrösse und Form, Mangel o<strong>de</strong>r Dasein von Markschei<strong>de</strong> und bin<strong>de</strong>gewebigerKapsel als Grundlage zu einer solchen Eintheilung dienen kann, ist einstweilennoch nicht zu übersehen. Von vorne herein hat es viel Wahrscheinliches,<strong>da</strong>ss Motilität, Sensibilität und psychische Thätigkeiten verschie<strong>de</strong>neGanglienzellen zur Grundlage haben, aber im Näheren mangelt noch dieBegründung.Bei manchen Wirbellosen ist es sehr in die Augen fallend, <strong>da</strong>ss imGehirn Gruppen o<strong>de</strong>r Paquete von Ganglienzellen sich vorfin<strong>de</strong>n, die abgesehenvon ihrer Form durch die Beschaffenheit <strong>de</strong>s Protoplasma sich vonan<strong>de</strong>rn Partien abheben. Ich liefere hiezu unten Belege von Anneli<strong>de</strong>n,Arthropo<strong>de</strong>n und Weichthieren. Es folgt <strong>da</strong>raus mit Bestimmtheit, <strong>da</strong>ss dieGanglienkugeln <strong>de</strong>r Nervencentren nach <strong>de</strong>r Natur ihrer Zellsubstanzverschie<strong>de</strong>ner Art sind; aber es scheint mir unmöglich, dieseVerschie<strong>de</strong>nheiten schon in obigem Sinne zu verwerthen. Wie soll man sichdie einzelnen Thätigkeiten <strong>de</strong>s Nervenlebens in beson<strong>de</strong>rn Ganglienkugelnlokalisirt <strong>de</strong>nken, wenn, wie es sehr wahrscheinlich ist, viele Achsencylin<strong>de</strong>rihre fibrilläreMasse aus mehren Ganglienkugeln erhalten!Die Nervenfasern <strong>de</strong>r Wirbelthiere zerfallen in Rücksichtihres Aussehens in zwei seit Langem unterschie<strong>de</strong>ne Gruppen, indie blassen und in die dunkelrandigen Fasern.Blasse Nervenfasern. Die blassen Nervenfibrillen, wegenMangels einer Fettschei<strong>de</strong> marklose, o<strong>de</strong>r nach ihrem Ent<strong>de</strong>ckerRemak'sche Fasern genannt, bestehen ihrem wesentlichen Theil


92Gewebe.nach aus einer eiweisshaltigen Substanz, welche mit <strong>de</strong>rjenigen, auswelcher die Fortsätze <strong>de</strong>r Ganglienkugeln gebil<strong>de</strong>t sind, völlig übereinstimmt.Die Fasern sind ebenso blass conturirt und von Farbegrau, wie die Ausläufer <strong>de</strong>r Ganglienzellen. Ihre granuläre Substanzzeigt öfters eine Längsstrichelung, wie wenn eine Zusammensetzungaus feinsten Fäserchen zu Grun<strong>de</strong> läge. Dazu gesellt sich häufigeine beson<strong>de</strong>re Hülle, hell und homogen von Aussehen und mitKernen, die <strong>de</strong>r inneren Fläche <strong>de</strong>r Hülle anliegen.Bunkelrandige Nervenfasern. Die dunkelrandige o<strong>de</strong>rmarkhaltdgeNervenfaser unterschei<strong>de</strong>t sich von <strong>de</strong>r vorausgegangenenFaserart durch <strong>da</strong>s Auftreten einer fettreichen Substanz, <strong>de</strong>rsog. Markschei<strong>de</strong>, welche die* blasse, granuläre Substanz von vorhin,peripherisch o<strong>de</strong>r als Rin<strong>de</strong> umgiebt. Diese Markschei<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>rGrund, warum jetzt die Nervenfaser bei durchgehen<strong>de</strong>m Lichtdunkle Rän<strong>de</strong>r zeigt; bei auffallen<strong>de</strong>m Licht verleiht sie <strong>de</strong>r Faser<strong>de</strong>n Silberglanz.An <strong>de</strong>r ganz frischen Nervenfaser lässt sich die Grenze zwischen<strong>de</strong>r blassen Achsensubstanz und <strong>de</strong>r fettigen Rin<strong>de</strong> nicht erkennen.Sobald aber Reagentien eingewirkt haben, wie z. B. Chromsäure,Sublimat, ferner, wenn <strong>de</strong>r Nerv erkaltet ist und Zersetzung beginnt,so trennt sich die Substanz scharf in eine körnig-krümliche Rin<strong>de</strong>nschicht,hervorgegangen durch Gerinnung <strong>de</strong>s fettigen Stoffes undin ein inneres drehrun<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r plattes, ban<strong>da</strong>rtiges Gebil<strong>de</strong>, <strong>da</strong>s nachHabitus und Verhalten gegen Reagentien mit <strong>de</strong>r Substanz <strong>de</strong>r blasseno<strong>de</strong>r marklosen Fasern übereinstimmt. Man hat diesem centralenTheil <strong>de</strong>n Namen Achsencylin<strong>de</strong>r gegeben.Als dritter Theil <strong>de</strong>r markhaltigen Nervenfaser kann abermalseine Hülle auftreten, in Form einer homogenen Haut, mit Kernenversehen, von <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>r hinsichtlich ihrer Lage zu bemerkenwäre, <strong>da</strong>ss sie <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> angehören. Diese Hülleist in<strong>de</strong>ssen kein nothwendiger Bestandtheil, vielmehr fehlt sie häufig.Achsencylin<strong>de</strong>r. Die Substanz <strong>de</strong>r marklosen Fasern und diejenige<strong>de</strong>s Achsencylin<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r markhaltigen sind, wie bemerkt, vongleicher Natur. Bei Wirbellosen entstehen die <strong>de</strong>m Achsencylin<strong>de</strong>rentsprechen<strong>de</strong>n Fasern in <strong>de</strong>n Nervencentren aus <strong>de</strong>r Vereinigungfeinster Fäserchen, wobei allerdings die Vereinigung nach<strong>de</strong>r Peripherie hin so innig wer<strong>de</strong>n kann, <strong>da</strong>ss die <strong>da</strong>raus hervorgegangeneEinheit, die marklose Nervenprimitivfaser, ein anscheinendrein homogenes Aussehen hat. Kis ist somit schon <strong>de</strong>r Analogienach wahrscheinlich, <strong>da</strong>ss auch <strong>de</strong>m Achsencylin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wirbelthiere,<strong>de</strong>r, obschon ebenfalls von meist homogener Beschaffenheit, dochauch nicht selten ein fein längsstreifiges Aussehen hat, eine gewisneZusammensetzung aus feinsten Fäserchen, wenigstens <strong>de</strong>m Ursprungnach, zukommen möge. Ich habe allerdings an <strong>de</strong>m Achsencylin<strong>de</strong>rmarkhaltiger Fasern nie ein eigentliches Zerfallen in solche Lüugo-


Nervengewebe. 93<strong>de</strong>mente wahrgenommen, allein an <strong>de</strong>n marklosen Riechnervenfasernhat Max Schultze im Näheren beschrieben nicht bloss, wie schonim Verlaufe <strong>de</strong>r Primitivfasern ein fibrülärer Bau an<strong>de</strong>utungsweisezu sehen sei, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>ss sich die Primitivfasern wirklich in feinsteFibrillen auflösen "•).Die Substanz markloser Nervenfasern, sowie <strong>de</strong>r Achsencylin<strong>de</strong>rmarkhaltiger Fasern stimmt in ihren Eigenschaften, wie schon obenerörtert wur<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>m Protoplasma (Zellsubstanz) <strong>de</strong>r Ganglienkugelnüberein. Ist <strong>da</strong>her z. B. eine bipolare Ganglienkugel peripherischeingeschoben, so gehen auch bei<strong>de</strong>, Achsencylin<strong>de</strong>r undProtoplasma, contmuirlich ineinan<strong>de</strong>r über. Die <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>rGanglienzelle umgeben<strong>de</strong> Substanz ist, wie ich schon früher michausdrückte, als ein angeschwollener Achsencylin<strong>de</strong>raufzufassen.Markschei<strong>de</strong>. Die Fett- o<strong>de</strong>r Markschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r dunkelrandigenNervenfasern zeigt auf Querschnitten hin und wie<strong>de</strong>r eine mehr o<strong>de</strong>rmin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utliche concentrische Streifung. Dass dieselbe wirklich<strong>de</strong>r Ausdruck concentrischer Schichtung sei, <strong>da</strong>von habe ich michan <strong>de</strong>n riesigen dunkelrandigen Fasern im Bauchmark <strong>de</strong>s Regenwurmesüberzeugt 2 ).An feinen Nervenfasern <strong>de</strong>r Wirbelthiere häuft sich in Folgeinnerer Verän<strong>de</strong>rungen die Markschei<strong>de</strong> stellenweise an, macht erstere<strong>da</strong>durch in Abstän<strong>de</strong>n knotig und wan<strong>de</strong>lt die geradlinig geweseneFaser zur sog. varikösen Nervenfaser um.An <strong>de</strong>n bipolaren Ganglienkugeln, welche die Nervenfaserauf ihrem Wege vom Centrum zur Peripherie gewissermassen unterbrechen,geht die Fettschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nervenfaser meist nicht über dieGanglienkugeln weg, o<strong>de</strong>r ist vielleicht so zart, <strong>da</strong>ss sie nicht zurErscheinung kommen will. Doch giebt es Fälle und ich habe <strong>de</strong>ivgleichen nachgewiesen s ), wo die Markschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nervenfaser ingleicher Stärke über die Ganglienkugel wegzieht, so <strong>da</strong>ss man .beimersten Anblick <strong>de</strong>s frischen Objectes einfach bauchige Erweiterungen<strong>de</strong>r Nervenfibrillen zu sehen meint.Hülle. Von <strong>de</strong>r Hülle <strong>de</strong>r Nervenfaser gilt <strong>da</strong>sselbe, wasoben von <strong>de</strong>r Hülle o<strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ganglienkugeln ausgesagtwur<strong>de</strong>. Sie ist eine homogene, bin<strong>de</strong>gewebige Haut, im näherenSinne eine Cuticularbildung, und ihre Kerne, welche ebenfalls wiean <strong>de</strong>r Hülle <strong>de</strong>r Ganglienkugeln o<strong>de</strong>r wie am Sarcolemma <strong>de</strong>rMuskeln immer nach innen 4 ) hegen, sind als Reste <strong>de</strong>r Matrixzellenzu betrachten, welche die homogene Haut hervorbrachte.Die letztere entspricht nach Bau und Herkommen völlig <strong>de</strong>m Sarco-•1) Max Schultze, Unters, üb. d. Bau d.Nasenschleimhaut etc. Abhandlgen d. naturf.Gesellsob. In Halle, Bd. VII, 1862. — 2) Sieh, unten Nervensyst. d. Anneli<strong>de</strong>n u. m. Tafelnz. vergl. Anat. Taf. IV, fg. 8,e; Taf. V, fg. 1, c. — 3) S. Seite 86. — 4) Diese Lage <strong>de</strong>rKcroo habe loh mehrmals an verschie<strong>de</strong>nen Orten meiner Publicationen bestimmt.bezeichnetund abgebil<strong>de</strong>t.


94Gewebe.lemma. Die Hülle <strong>de</strong>r Nervenfasern geht an <strong>de</strong>n zwischengeschobenenGanglienzellen continuirhch in diejenige <strong>de</strong>r Ganglienkugelnfort.Uebergangsformen. Im Bisherigen habe ich die marklosen unddie markhaltigen Nervenfasern <strong>de</strong>r Wirbelthiere wie zwei verschie<strong>de</strong>neSpezies auseinan<strong>de</strong>r gehalten, was auch für die ausgeprägteren Formenseine Richtigkeit hat.Jetzt aber wäre mit einigem Nachdruck hervorzuheben, <strong>da</strong>ssgleichwie die echt quergestreifte Muskelfaser und * die echt glatteMuskelfaser durch mannigfache Mittelstufen verbun<strong>de</strong>n erscheinen,so auch die dunkelrandige o<strong>de</strong>r markhaltige Nervenfaser mit <strong>de</strong>rblassrandigen o<strong>de</strong>r marklosen durch Bin<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r zusammenhängt.Ich habe auf solche Uebergangsstufen aus <strong>de</strong>m Grenzstrange<strong>de</strong>s Sympathicus vom erwachsenen Landsalaman<strong>de</strong>r aufmerksam gemachtund ihr Verhalten näher bezeichnet *). Die Markschei<strong>de</strong> istso dünn, <strong>da</strong>ss die Umrisse <strong>de</strong>r Fasern zwar echte blasse Fibrillenan Schärfe übertreffen, aber doch nicht die dunklen Linien <strong>de</strong>r exquisitmarkhaltigen erreichen. Etwas Aehnliches sah ich an <strong>de</strong>nAusläufern <strong>de</strong>r Nervenfasern im elektrischen Organ von Torpedo.Auch hier ist die Markschei<strong>de</strong> an vielen Stellen so zart, <strong>da</strong>ss manerst bei sehr starker Vergrösserung wahrnimmt, wie die anscheinendmarklose Faser <strong>de</strong>nnoch Spuren <strong>de</strong>r Markschei<strong>de</strong> besitzt.Für <strong>de</strong>n leichten Uebergang <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>rlei Faserarten ineinan<strong>de</strong>rspricht sowohl, <strong>da</strong>ss an gar manchen Orten, z. B. in <strong>de</strong>n Muskeln,in <strong>de</strong>r Hornhaut, die dunkelrandigen Fasern bei ihrer Endverbreitungzu blassen, <strong>de</strong>s Fettes entbehren<strong>de</strong>n Elementen wer<strong>de</strong>n, als auchdie bekannte Thatsache, <strong>da</strong>ss die später dunkelrandigen Nervenbeim Embryo eine Zeitlang echt blassrandig, mithin ohne Fettschei<strong>de</strong>sind und diese erst nachträglich auftritt.Vertheiluug <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>rlei Faserarten. Nicht be<strong>de</strong>utunglos wärees und liesse sich mit unseren allgemeinen Vorstellungen über höhereund nie<strong>de</strong>re Entwicklung <strong>de</strong>r Thiergruppen zusammenreimen, wennes tiefer stehen<strong>de</strong> Fische gäbe, bei <strong>de</strong>nen nur blasse o<strong>de</strong>r marklo6eNervenfasern vorkommen. Die Cyklostomen befin<strong>de</strong>n sichanscheinend in diesem Fall. Doch möchte <strong>da</strong>s hierüber Bekannte meinerMeinung nach einer erneuten Prüfung zu unterwerfen sein. Die Untersuchungwirbelloser Thiere zeigt mir nämlich, <strong>da</strong>ss die Markschei<strong>de</strong>in Consistenz und Aussehen <strong>de</strong>nn doch mancherlei Abstufungen erfährtund ich halte es für sehr möglich, <strong>da</strong>ss auch bei <strong>de</strong>n Cyklostomennoch eine Spur o<strong>de</strong>r eine Form von Markschei<strong>de</strong> aufgefun<strong>de</strong>nwird ').Sonst sind bei Wirbelthieren die bei<strong>de</strong>rlei Faserarten beiläufig1) Hist. anat. Unters, üb. lis. heu. Beptllien. S.ai. - ») Vergl. hierüber auchltelssner,vom Bau <strong>de</strong>» KUckenmarkes von Petromyzon fiutiatUit.Arch. f. Anat. u. Phys. 1800.


Nervengewebe. 95so vertheilt, <strong>da</strong>ss die dunkelrandigen Fasern <strong>de</strong>n cerebrospina 1 e n Partien angehören, die blassen in grösserer Menge imSympathicus sich fin<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>rnach auch wohl bei verschie<strong>de</strong>nenSchriftstellern <strong>de</strong>n Namen sympathische Fasern tragen. Endlichbesteht <strong>de</strong>r Geruchsnerv, wovon ich mich bei sämmthchen Klassen<strong>de</strong>r Wirbelthiere seit Langem überzeugt hatte, aus marklosen Fasern.Noch ist zu bemerken, <strong>da</strong>ss die Breite o<strong>de</strong>r Stärke <strong>de</strong>r Nervenfasernnicht bloss bei verschie<strong>de</strong>nen Wirbelthieren bestimmte Verschie<strong>de</strong>nheitenaarbietet, wie man <strong>de</strong>nn z. B. bei Fischen auf diebreitesten stösst, son<strong>de</strong>rn auch innerhalb verschie<strong>de</strong>ner Nervengruppensich Differenzen in dieser Richtung kundgeben.Nervenfasern <strong>de</strong>r Wirbellosen. Was die Nervenfasern <strong>de</strong>rWirbellosen betrifft, so habe ich schon früher an meine Untersuchungüber <strong>da</strong>s Gehirn von Coccus anknüpfend, die Gesichtspunkteaufgestellt, nach <strong>de</strong>nen man die Nervenprimitivfasern <strong>de</strong>r Vertebratenund Evertebraten mit einan<strong>de</strong>r zu vergleichen habe *).Meine Ansichten sind hierüber noch im Wesentlichen dieselben,namentlich was die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r fibrillären Substanz und ihre Verbindungzu „Primitivfasern" betrifft, ferner hinsichtlich <strong>de</strong>s Homologons<strong>de</strong>r Markschei<strong>de</strong>; ich verweise zur Erläuterung und Begründungdieser Momente, sowie über die verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong>de</strong>r Nervenfasern,wie sie auch bei Wirbellosen unzweifelhaft vorkommen, <strong>da</strong>nnbezüglich ihrer platten Form, auf <strong>da</strong>s, was ich unten bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenGruppen, z. B. <strong>de</strong>n Anneli<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n 'dort,wo <strong>da</strong>s Histologische zur Sprache kommt, hierüber vorzulegen habe.Verlauf und Endigung <strong>de</strong>r Nervenfasern. «Früher glaubte man <strong>de</strong>nSatz aufstellen zu können, <strong>da</strong>ss die Nervenprimitivfasern während ihresVerlaufes zur Peripherie sich nie theilen. Spätere Untersuchungen haben<strong>da</strong>s gera<strong>de</strong> Gegentheil hiervon <strong>da</strong>rgethan und man weiss jetzt, <strong>da</strong>ss Theilungenzu <strong>de</strong>n gewöhnlichen Eigenschaften <strong>de</strong>r Nervenfibrillen gehören, jaes scheint, als ob sämmtliche Nervenfasern von manchem Muskel o<strong>de</strong>r gewisserOrgane durch Verzweigung Einer einzigen centralen Stammfaser entstehen.So ist durch Reichert bekanntgewor<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss in einem Hautmuskel<strong>de</strong>s Frosches 8—10 Fibrillen <strong>de</strong>s Nervenstammes bei <strong>de</strong>r Insertion in <strong>de</strong>nMuskel durch weitere Vereinigung nach <strong>de</strong>m Bückenmark hin auf eine Zahlvon 5—6 Fasern sich verringerten. Ein an<strong>de</strong>res Beispiel von noch erhöhterVermehrung <strong>de</strong>r Nervenfasern durch Theilung kennen wir aus <strong>de</strong>n vonmehren Seiten bestätigten Mittheilungen Billharz's über <strong>da</strong>s elektrische Organvon Malapterurus electricus, wo sich ergeben hat, <strong>da</strong>ss alle Nervenzweigeund Fasern durch Verästelung aus einer einzigen im Stamm enthaltenenPrimitivfaser hervorgegangen sind.»^In<strong>de</strong>m ich diese meine Aeusserung hier wörtlich wie<strong>de</strong>rhole,möchte ich jetzt bemerklich machen, <strong>da</strong>ss man sich doch eigentlichvom morphologischen Standpunkt aus kaum über <strong>de</strong>rartige Verästelungen<strong>de</strong>r Nervenfasern wun<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>rf. Was wir eine Primitivfaserl) ZUohrft t wiss. Zool. Bd. V, 1853, 8. f.


96Gewebe.nennen, ist nach <strong>de</strong>m, was oben hinsichtlich <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>sAchsencylin<strong>de</strong>rs erörtert wur<strong>de</strong>, ein Aggregat feinster Fäserchen, inähnlicher Weise, wie ein Nerv eine Vereinigung von sog. Primitivfasernvorstellt. Es han<strong>de</strong>lt sich eben wie<strong>de</strong>r nur um eine Wie<strong>de</strong>rholung<strong>de</strong>r Formen: eine sich verzweigen<strong>de</strong> sog. Primitivfaser entsprichtihrem Baue nach einem sich theilen<strong>de</strong>n Nervenbün<strong>de</strong>l.Wie richtig dieser Ge<strong>da</strong>nke ist, ergiebt sich auch aus <strong>de</strong>n DarstellungenHäckel's über die Nerven <strong>de</strong>s Flusskrebses. Bei je<strong>de</strong>rGabelung eines Nervenstämmchens gehen fast die meisten <strong>da</strong>sStämmchen zusammensetzen<strong>de</strong>n Röhren, ebenso wie jenes selbst in jezwei divergiren<strong>de</strong> Aeste auseinan<strong>de</strong>r. Die Verästelung <strong>de</strong>s Nervenstämmchensspiegelt sich in <strong>de</strong>r Verästelung <strong>de</strong>r Primitivfasern wie<strong>de</strong>rund diese letzteren sind nach <strong>de</strong>m Obigen nicht wahre Einheiten,son<strong>de</strong>rn Bün<strong>de</strong>l fibrülärer Nervensubstanz.Das von <strong>de</strong>n Physiologen angenommene Gesetz <strong>de</strong>r «isolirten Leitung»ist <strong>da</strong>mit schwer zu vereinbaren und nebenbei gesagt, so dürfte <strong>da</strong>s, wasich über die Structur <strong>de</strong>r Punktsubstanz in <strong>de</strong>n Nervencentren Wirbelloserals eines Flechtwerks feinster Fäserchen gefun<strong>de</strong>n habe, noch weniger mitdiesem vermeintlichen Gesetz in Einklang zu bringen sein.Gangliöse Endplattcn. Die Frage, wie endigen die Nervenfasernan <strong>de</strong>r Peripherie, ist vielfach erörtert wor<strong>de</strong>n, und nochnicht für alle Organe befriedigend gelöst.Eine Zeit lang herrschte bezüglich <strong>de</strong>r Wirbelthiere die Ansichtvon <strong>de</strong>n Endschlingen: alle Nervenfasern sollten am En<strong>de</strong> ihrer Bahnbogenförmig umbiegen. Dass solche Schlingen vorkommen und selbstzahlreich existiren, wird man nicht in Abre<strong>de</strong> stellen wollen; aberdie Meinung, <strong>da</strong>ss es wirkliche Endschlingen <strong>de</strong>r Nervenfasern seien,wird gegenwärtig wohl nur von einzelnen Beobachtern festgehalteno<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r aufgenommen.Ich habe früher und später an verschie<strong>de</strong>nen Wirbellosen Beobachtungenüber <strong>da</strong>s En<strong>de</strong> von Nervenfasern gemacht, welche, sichmir nicht nur bei wie<strong>de</strong>rholter Prüfung bestätigt, son<strong>de</strong>rn eine allgemeinereGeltung zu haben scheinen. Ich ging von leben<strong>de</strong>n durchsichtigenKrebsen l ), Rotatorien 8 ) und Insecten 3 ) aus, und fandspäter die gleichen Verhältnisse bei an<strong>de</strong>rn Insecten *) und Krebsen 6 ).Es zeigte sich hier überall, <strong>da</strong>ss die Nerven ein gangliösesEn<strong>de</strong> haben, entwe<strong>de</strong>r so, <strong>da</strong>ss die Ganglienkugeln einzeln o<strong>de</strong>rin Gruppen <strong>da</strong>s eigentliche En<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r wenigstens in Ver-11) Ztschrft f. wiss. Zool. III. Bd. 18M. 8. »92, Taf. VIII, fg. 7 (Endigung <strong>de</strong>r Hautnervenron Br.ntkipmt). — 2) Eben<strong>da</strong>selbst Bd. VI, 1854. {Notommala myrmeleo 8. 23, Taf. IV, fg. SÄ,Kafmmata SieMdiiS.il, K. 31, Taf. II, fgg. 1t, 16, 17, Polyarthra 8.42, 8.84. Euehlanit 8. 5»,Taf 111. fg. 32. - S) Eben<strong>da</strong>selbst Bd. III, 1851, Taf. XVI, fg. l (Endigung <strong>de</strong>r Iluutnervenvon Carethr.;. — 4) Arch. f. Anat. u. Phys. 1858, 8. 61 (Lappen <strong>de</strong>r Tarsasglledcr von TelepkarutTaf. IV, fg. 37, Carabut, l*mia, Loeutla, Rüssel von Mutca fg. 3.'i, fg. 'Mi, Harcophaga,Tmbemme, Zunge von Bombue . - 5) Naturgescb. d Daphni<strong>de</strong>n. (Mi<strong>da</strong> H. BS, Tuf. V, fg. 44,«.jDapmmia s. 11, 8. 124, fg. 1, fg. 14, fg. ltf, fg. 13. fg. 27,e,f; Paeithea 8. 205, fg. 57.


Nervengewebe. 91bindung mit gleich näher anzugeben<strong>de</strong>n Theilen <strong>da</strong>s Nervenen<strong>de</strong>zusammensetzen.Bei dieser Endigungsweise kommen nämlich mehre wohl zubeachten<strong>de</strong> Abän<strong>de</strong>rungen vor.1) Es kann je<strong>de</strong>m En<strong>da</strong>ste <strong>de</strong>s Nerven ein Haufen terminalerGanglienzellen wie eine Gruppe von Beeren aufsitzen. Dieeinzelnen Ganglienkugeln sind von <strong>de</strong>r gewöhnlichen zarten Beschaffenheit,bleiben ziemlich geson<strong>de</strong>rt von einan<strong>de</strong>r und ihr Innresbietet nichts abweichen<strong>de</strong>s <strong>da</strong>r. Als Beispiel hierzu möge von Daphniapulex <strong>de</strong>r Nerv dienen, welcher aus <strong>de</strong>r Seitenfläche <strong>de</strong>r Hirnganglienseinen Ursprung nimmt und am Seitenrand <strong>de</strong>s Kopfschil<strong>de</strong>s unter<strong>de</strong>r Haut endigt, ohne <strong>da</strong>ss die äussere Haut an dieser Stelle eigensmarkirt wäre 1 ).2) Die terminalen Ganglienzellen verschmelzen so miteinan<strong>de</strong>r,<strong>da</strong>ss nur die Nuclei sich geson<strong>de</strong>rt erhalten; die Zellsubstanz aberzu einem gemeinsamen fein granulären Kolben, o<strong>de</strong>r auch Plattezusammenfliesst, welche ich in meinen früheren Beschreibungen als„zellige Platte" o<strong>de</strong>r kurzweg als „Endplatte" bezeichnet habe.Beispiel: <strong>de</strong>r gleiche Nerv von vorhin bei Pasithea. Als Beispielvon Endkolben möge man meine Darstellung <strong>de</strong>r Nervenen<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>r Aussenfläche <strong>de</strong>s Rüssels von Musca vomitoria vergleichen.3) Es treten in solchen gangliösen En<strong>da</strong>usbreitungen o<strong>de</strong>r Endplatteninnerhalb <strong>de</strong>r Zellsubstanz (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Protoplasma) Körperspezifischer Art auf. Bleiben wir zunächst wie<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>nDaphni<strong>de</strong>n stehen, so habe ich bei Si<strong>da</strong> in <strong>de</strong>m vorhin angezogenenNerven <strong>de</strong>rgleichen Bildungen ent<strong>de</strong>ckt und abgebil<strong>de</strong>t 2 ), ferner beiDaphnia longispina 3 ) und Lynceus lamellatus i ). Die Form dieserKörper ist nach <strong>de</strong>n Gattungen verschie<strong>de</strong>n, worüber man meineAbbildungen vergleichen möge. In ihren physikalischen Eigenschaftenstimmen sie alle <strong>da</strong>rin überein, <strong>da</strong>ss sie <strong>da</strong>s Licht stark brechen,mithin ein dunkelrandiges Aussehen haben.In die gleiche Reihe spezifischer Körper gehören unzweifelhaftdie Stäbchen o<strong>de</strong>r Stifte, welche man 5 ) zuerst bei Locusti<strong>de</strong>nund Acheti<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Organ auffand, welches seit<strong>de</strong>m als „Ohr"<strong>de</strong>r Orthopteren angesehen wird. Ich habe später nachgewiesen,<strong>da</strong>ss die gleichen Elemente in gangliösen Entfaltungen <strong>de</strong>r Flügelnervenbei Coleopteren, sowie in <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Schwingkolben beiDipteren zugegen seien 6 ). Dass sie selbst noch viel weiter verbreitetsind, ergiebt sich <strong>da</strong>raus, <strong>da</strong>ss ich sie jetzt auch aus <strong>de</strong>nExtremitäten, Antennen und Palpen einer Wasserkäferlarve, aus <strong>de</strong>n1) a. a. 0. Taf. I, fg. 1. — 2) a. a. O. fg. 44, c, (auch auf <strong>de</strong>n ganzen Figuren fg. 46,fg. 47 sichtbar). — 3) a. a. 0. S. 143. — 4) a. a. 0. 8. 213, fg. 53, d, c. Vergl. auch Arch. f.Anat. u. Phys. 1860, S. 310, wo ich diesen Nerven sammt Endplatte als „muthmasslichesGehörorgan" <strong>de</strong>r Daphni<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utete. — 5) Siebold, Arch. f. Naturgesch. 1844. Vergl. auchmeine nähere Beschreibung dieser Stifte im Arch. f. Anat. u. Phys. 1855. — 6) Archiv f.Anat. u. Phys. 1860, S. 299, Taf. IX, fgg. 18, 19, 80.Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 7


98Gewebe.Antennen eines Weichkäfers (Tclephorus), sowie in gangliösen Anschwellungengewisser Nerven <strong>de</strong>s Brustganglions von Musca anzeigenkonnte *).Hinsichtlich <strong>de</strong>s Näheren über die Form <strong>de</strong>r Stifte und ihre Einlagerungin die gangliösen En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nerven verweise ich auf meine unten angeführtenEinzelbeschreibungen und Abbildungen. Der Stoff, aus <strong>de</strong>m dieStäbchen gebil<strong>de</strong>t sind, zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit blassemNervenmark, etwa von <strong>de</strong>r Art, wie solches als Rin<strong>de</strong> <strong>de</strong>r breiten Nervenfasernbeim Flusskrebs vorkommt.Ich habe bereits an<strong>de</strong>rwärts die Ansicht ausgesprochen, <strong>da</strong>ssdie eben erwähnten Stäbe o<strong>de</strong>r Stifte mit keiner an<strong>de</strong>rn Bildungmorphologisch verglichen wer<strong>de</strong>n können, als mit <strong>de</strong>n Stäben undKrystallkegeln im Auge <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong> sind eigenthümlicheUmwandlungen <strong>de</strong>r Nervensubstanz. Dass sich eine solcheZusammenstellung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n genannten Elemente auch bis zu Einzelheitenrechtfertigen lasse, habe ich seiner Zeit schon erörtert 2 ).Ebenso habe ich längst schon <strong>da</strong>rgethan s ), <strong>da</strong>ss die von mir„Nervenstäbe" genannten Theile im Auge <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n, fernerdie sog. Krystallkegel als die beson<strong>de</strong>rs gearteten En<strong>da</strong>bschnittevon Nervenfasern anzusehen seien. Wer sich <strong>de</strong>r Mühe unterziehenwill, die von mir gegebenen bildlichen Darstellungen <strong>de</strong>r feinerenStructur <strong>de</strong>s Arthropo<strong>de</strong>nauges mit <strong>de</strong>n Figuren zu vergleichen,welche ich über <strong>da</strong>s En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Nerven für die Schwingkolben 4 ) undFlügelnerven veröffentlichte, wird beistimmen müssen, wenn ich behaupte,<strong>da</strong>ss von diesen complizirteren Bildungen aus bis zur gangliösenEndplatte etwa <strong>de</strong>s Lynceus lamellatus o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Si<strong>da</strong> crystallinaein inneres Band <strong>de</strong>s Zusammenhanges und <strong>de</strong>r Uebergänge sichhindurchzieht.In <strong>de</strong>n bisherigen Fällen lag <strong>da</strong>s Nervenen<strong>de</strong> unterhalb <strong>de</strong>räusseren Be<strong>de</strong>ckungen, wobei es allerdings nicht selten vorkommt,<strong>da</strong>ss die Cuticula <strong>de</strong>r äusseren Haut an <strong>de</strong>n Stellen, wo <strong>da</strong>s En<strong>de</strong><strong>de</strong>s Nerven sich ausbreitet, beson<strong>de</strong>rs markirt erscheint ö ). Es fin<strong>de</strong>nsich gerne ansehnliche Hautkanäle, <strong>de</strong>ren oberes En<strong>de</strong> nicht freigeöffnet, son<strong>de</strong>rn geschlossen ist und zwar auf einfachster Stufe voneiner winzigen Warze. Dieses Wärzchen kann durch Auswachsenzu kurzen Dornen, feinen und selbst zu sehr stattlichen Bo rstenvon manchfacher Gestalt wer<strong>de</strong>n, die aber alle <strong>da</strong>s Gemeinsamehaben, <strong>da</strong>ss sie Ausrüstungen <strong>de</strong>s Nervenen<strong>de</strong>s vorstellen.1) Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. X, fgg. 3, 4, 5; Taf. VIII, fg. l,D. Ich füge nochbei, du* ich ferner auch an durchsichtigen, im Wasser leben<strong>de</strong>n Dipterenlarven die gleichenspezifischen Elemente in <strong>de</strong>n Nerven dort erblicke, wo ieh seinerzeit bei Corethra iZtsulirftf. wiss. Zool. l*5li von einer „charakterisch-faserlgen Zeichnung'* sprach, die „Innerhalbeiner leichten Verdickung" an einem doit naher bezeichneten Nerven vorkomme. Ich musste<strong>da</strong>mals bekennen, „<strong>da</strong>ss ich nicht im Bun<strong>de</strong> sei, die Zeichnung auszulegen", Jetzt kann lebmittheilen, <strong>da</strong>ss es sich um eingelagerte „Hervenstifte" han<strong>de</strong>lt, die hier übrigens ziemlichblast sind. — t) Artb. f. Anat. u. Pbys. 1S«0, 8. 30». — 3^ Arch. f. Anat. U. Pbys. IM.',!,, 8. 40«.»sieh, auch meine Tafeln zur vergleichen<strong>de</strong>n Anal. Taf. X, Ig. 2. — 4) Arch. f. A. u. Pbys. I»6öTaf IX, fg. 18 (Uyticut marginalit), fg. 20 (Eritlalii Ina*), fg. 19 CBvca .omitoriaj. -5, Sieh, du Nähere In meinen citlrteu Abkündigen, Arch. t. Anat. u. Pbys. 1855, 1850, IMV.


Nervengewebe.99Hier an dieser Stelle <strong>da</strong>rf auch <strong>de</strong>r oben (S. 64) erwähnten «unbeweglichenBorsten> <strong>de</strong>r Epithelien ge<strong>da</strong>cht wer<strong>de</strong>n, sowie <strong>de</strong>r Tastborsten<strong>de</strong>r Würmer 1 ).Einigermassen verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n bezeichneten Tastborsten,doch vielleicht durch Uebergänge mit jenen verbun<strong>de</strong>n, sind dieeigenartigen Cy lind er, Kegel und Zapfen, welche ich an <strong>de</strong>nAntennen und Palpen <strong>de</strong>r Krebse und Insecten als Endorgane vonNerven nachgewiesen habe 2 ). Ja, insofern manche Formen <strong>de</strong>rselben8 ) eine entfernte Verwandtschaft mit <strong>de</strong>n vorhin ge<strong>da</strong>chtenStäbchen und Stiften <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>r Haut Hegen<strong>de</strong>n Endplatten haben,so Hesse sich auch sagen, es seien die gleichen Organe, aber herausgesetztan die Oberfläche und <strong>de</strong>sshalb mit beson<strong>de</strong>rer Chitinhülleumgeben 4 ).Treten wir an die Wirbelthiere heran, so wiU es mir vorkommen, als ob gar manche <strong>de</strong>r vorhin erörterten Verhältnissewenigstens <strong>de</strong>n Grundzügen nach wie<strong>de</strong>rkehren.Zunächst wären es die Stäbchen <strong>de</strong>r Retina, welche hierin Betracht kämen, und die man nicht erwähnen <strong>da</strong>rf, ohne <strong>de</strong>rbekannten schönen Arbeiten Heinrich Müllers und Kö 11 ikerszu ge<strong>de</strong>nken. Da ich in<strong>de</strong>ssen bereits an<strong>de</strong>rwärts über dieVerwandtschaft <strong>de</strong>rselben mit <strong>de</strong>n Nervenstäben im Auge <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>nmich ausgesprochen habe 5 ), gehe ich einstweilen nichtweiter <strong>da</strong>rauf ein.Dann sind es zweitens die unter <strong>de</strong>m Namen Vater' (Pacini')-sche Körperchen, Tastkörperchen und Endkolbenbekannt gewor<strong>de</strong>nen Nervenendigungen, welche uns zur Vergleichungaufrufen.Was die Vater'schen Körperchen betrifft, so habe ich auchjetzt noch keinen Grund, von meiner früheren Auffassung abzulassen.Ich halte auch jetzt noch <strong>da</strong>für, <strong>da</strong>ss sie als <strong>da</strong>s En<strong>de</strong> „einercyHndrisch verdickten Nervenfaser" mit verschie<strong>de</strong>ner neurilemmatischerUmhüllung anzusehen sind 6 ).Bei <strong>de</strong>n Endkolben 7 ) bleibt als wesentlich eine fein granulirteSubstanz übrig, in <strong>de</strong>r sich Nuclei fin<strong>de</strong>n können. Sie entsprichtnach meiner Meinung <strong>de</strong>r fein granulären Zellsubstanz <strong>de</strong>r Wirbel-1) Arch. f. Anat. u. Phys. 1860, 8. 268 Anmerkg. Sieh, ferner m. Tafeln z. vergl. AnatTaf. I, fgg. 1, 2 (Turbellarien), Taf. II, fg. 6 C^ranehiob<strong>de</strong>llaJ, Taf. III, fg. 6 (_Chaetogatter~),etc., — 2) a. a. 0. — 3) Es gilt dies namentlich von jenen <strong>de</strong>r Daphni<strong>de</strong>n u. Phyllopo<strong>de</strong>n.Vergl. m. Naturgesch. d. Daphni<strong>de</strong>n, etwa fg. 1, 26, 44, etc. — 4) Ich habe schon früher(Daphni<strong>de</strong>n 8.44) die durch von la Valette ent<strong>de</strong>ckten Anhänge <strong>de</strong>r Fühler bei Gammarutputeanue u. O. pulex in die Gruppe <strong>de</strong>r oben erwähnten spezifischen Körper gestellt und möchtejetzt noch beson<strong>de</strong>rs bemerken, <strong>da</strong>ss, wie ich unter<strong>de</strong>ssen zufällig wahrnehme, schon vorlängerer Zelt Milne-Edwards ähnliche Organe von viel stärkerer Entwicklung an <strong>de</strong>nFühlern von Gammarut ornatut als ,,cupules membraneutet" angezeigt und abgebil<strong>de</strong>t hat.Annal. d. fr. Ml. 1830, PI. X, fg. 8, b. — 5) Arch. f. Anat. u. Phys. 1855, z. B. S. 428, 429,4^0; Histol. S. 250. — 6) Histol. 8. ifls. Ich bezeichnete <strong>da</strong>mals schon diesen be<strong>de</strong>utsamstenTheil <strong>de</strong>s Vater'schen Körperchens als „Nervenkolben''. — 7) W. Krause, Die terminalenKörperchen <strong>de</strong>r einfach sensibeln Nerven, Hannover 1860. Mit vollständigem Literatur-Verselehniss.Uers. Anatomische Untersuchgen, Hannover 1861.


looGewebe.losen, welche durch Zusammenschmelzen <strong>de</strong>r terminalen Ganguenkugelnentstan<strong>de</strong>n ist.Die in neuerer Zeit von verschie<strong>de</strong>nen Seiten her beschriebenenEndplatten an <strong>de</strong>n Muskelnerven glaube ich, vorbereitetdurch meine Untersuchungen über <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Muskeln, an<strong>de</strong>rserklären zu müssen, als es bisher geschehen ist.So lange mir nur die Mittheilungen Krause's 1 ) bekannt waren,und ich noch keine Müsse gefun<strong>de</strong>n hatte, selbst nachzuprüfen, schienes mir, <strong>da</strong>ss diese Endplatten <strong>de</strong>r Säuger und Vögel einen gewissenspezifischen Charakter hätten, *und ich war geneigt, sie mit <strong>de</strong>n vonmir beschriebenen und abgebil<strong>de</strong>ten, sensiblen Endplatten etwa <strong>de</strong>sLynceus lamellatus zu vergleichen.Als <strong>da</strong>nn aber Engelmann 2 ) entgegen <strong>de</strong>r ausdrücklichenAngabe Krause's, wornach die Endplatten aussen auf <strong>de</strong>mSarcolemm lägen, geltend machte, <strong>da</strong>ss dieselben als plattenförmigeVerbreiterungen <strong>de</strong>r Nerven an<strong>de</strong>rlnnen fläche <strong>de</strong>s Sarcolemm's,zwischen diesem und <strong>de</strong>r quergestreiften Substanz sich befän<strong>de</strong>n,stieg bei mir <strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nke auf, ob <strong>de</strong>nn nicht diese sog.Endplatten <strong>de</strong>r Muskelnerven ein Theil <strong>de</strong>r vonmir unter <strong>de</strong>m Sarcolemma nachgewiesenen granulären,kernhaltigen Substanz seien.Ich untersuchte jetzt verschie<strong>de</strong>ne Arthropo<strong>de</strong>n (Käfer, Krebse)auf diesen Gegenstand, und muss, selbst auf die Gefahr hin einerzu grossen Verallgemeinerung beschuldigt zu wer<strong>de</strong>n, aussagen, <strong>da</strong>ssmeine Vermuthung sich bestätigt hat.Man beginne mit Muskeln, bei welchen fragliche Lage unter<strong>de</strong>m Sarcolemm, nach obiger Darstellung Matrix dieser Hülle,beson<strong>de</strong>rs entwickelt ist, wie man es bei manchen Crustaceen, auchbei Astacus fluviatilis antrifft. Ich glaube hier mit Bestimmtheit zusehen, <strong>da</strong>ss die Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Nerven continuirUch ins Sarcolemmaübergeht und die pulverförmige Auflösung seines En<strong>de</strong>s ebensocontinuirlich in die Matrix <strong>de</strong>s Sarcolemms sich fortsetzt. Die Nuclei<strong>de</strong>r sog. Endplatte und diejenigen <strong>de</strong>r Matrix sind von gleicherArt und <strong>da</strong>sselbe gilt bezüglich <strong>de</strong>r granulären Substanz. Hat manMuskeln vor sich, wo die Matrix <strong>de</strong>s Sarcolemms wenig stark o<strong>de</strong>rnur durch die Nuclei vertreten ist, <strong>da</strong>nn erhält die sog. Endplattemehr <strong>da</strong>s Aussehen einer Bildung eigner Art, so z. B. bei Käfern(Dyticus). In noch höherem Gra<strong>de</strong> ist wohl letzteres <strong>de</strong>r Fall beiWirbelthieren, auf welche ich bis jetzt die Untersuchung noch nichtselber ausge<strong>de</strong>hnt habe.Mit dieser Fassung <strong>de</strong>r Endplatten an <strong>de</strong>n Muskelnerven er-•».• I JT,\ « •,•,' ' $ Em V« UD *' <strong>de</strong>r Muskelnerven, Ztschrft f. rationelle Media, s. B.Bd. XVIII. - 1) Ib. W. Engelmann , Centralblattf. d. med. Wlasennch. 1868. No. I». HerZeit nach Ist Bouget <strong>de</strong>r erste Beobachter, Compt. rend. mt.


Nervengewebe. 101öffnet "sich mir auch die Aussicht, die von Max Schultze 1 ) sosorgfältig beschriebenen nervösen Endplatten im elektrischen Organ<strong>de</strong>r Fische zu <strong>de</strong>uten. In <strong>de</strong>n elektrischen Platten dieser Thiereliegt nämlich eine homogene Membran und eine fein granuläre miteingestreuten Kernen versehene Haut, in welche sich die Nervenfasernauflösen, so aneinan<strong>de</strong>r wie eine Cuticula und ihre Matrix,und ich nehme <strong>da</strong>her im HinbHck auf <strong>da</strong>s über die MuskelnervenGesehene an, <strong>da</strong>ss sich auch hier die Endnetze <strong>de</strong>r Nervenfasern in<strong>de</strong>r Matrix einer Cuticularbildung auflösen. Mit an<strong>de</strong>rn Worten,die granuläre Haut <strong>de</strong>r elektrischen Platten wäre ein Theil <strong>de</strong>rMatrix jenes homogenen Fächersystems, welches <strong>da</strong>s ganze Organdurchsetzt.Die Ansicht, welche ich hier über die Verwandtschaft <strong>de</strong>r nervösenEndplatten mit <strong>de</strong>r Matrix von Cuticularbildungen vorlege,lässt sich von einem allgemeineren Standpunkt aus selbst für diespezifischeren Nervenendigungen, wie sie durch mich von Arthropo<strong>de</strong>nbekannt gewor<strong>de</strong>n sind, aus<strong>de</strong>hnen. Man betrachte z. B. die Figur,welche ich, wie ich beisetzen <strong>da</strong>rf, getreu nach <strong>de</strong>r Natur, über<strong>da</strong>s En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Halterennerven von Eristalis tenax gegeben habe 2 ).Hier liegen unmittelbar hinter <strong>de</strong>r Cuticula, ohne Dazwischenkunfteiner beson<strong>de</strong>rn Matrix, die nervösen und Stäbchen einschUessen<strong>de</strong>nEndkolben. Man könnte <strong>de</strong>mnach auch hier sagen, die gangliösenEn<strong>de</strong>n seien eine umgewan<strong>de</strong>lte und beson<strong>de</strong>rs abgegrenzte Partie<strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula, o<strong>de</strong>r was <strong>da</strong>sselbe ist, <strong>da</strong>s gangUöse En<strong>de</strong>(die „Endplatte") liege innerhalb <strong>de</strong>r bezeichneten Matrix.Endigung <strong>de</strong>r Nerven in Epithelien. Diese Darlegung wäreVielleicht auch geeignet, nach einer an<strong>de</strong>rn Seite hin ein Licht zuwerfen. Man glaubt in neuerer Zeit gesehen zu haben, <strong>da</strong>ss beiWirbelthieren die Nervenfasern auch jenseits bin<strong>de</strong>gewebiger Straten,in <strong>de</strong>n Epithelien nämHch endigen. Ich habe eine <strong>de</strong>rartige Beobachtungschon längst an <strong>de</strong>n von mir ent<strong>de</strong>ckten Nervenknöpfen in, <strong>de</strong>n sog. Schleimkanälen <strong>de</strong>r Knochenfische gemacht, ferner amGeruchsorgan s ). In bei<strong>de</strong>n Fällen schien es mir, <strong>da</strong>ss die Nervenins Epithel hereintreten und zwischen <strong>de</strong>n Zellen aufhörten. Bestimmterhat sich hierüber Max Schultze 4 ) ausgesprochen; nachihm unterUegt es keinem Zweifel, <strong>da</strong>ss im Gehörorgan die Achsencylin<strong>de</strong>r<strong>de</strong>r Fasern <strong>de</strong>s Nervus acusticus an <strong>de</strong>r Grenze von Bin<strong>de</strong>gewebeund Epithel angekommen, ersteres verlassen und in letztereseindringen um hier als Fa<strong>de</strong>nzellen zu en<strong>de</strong>n. AehnHch lauten seineAngaben über die Endigung <strong>de</strong>r Fasern <strong>de</strong>s Geruchsnerven 5 ).1) M. 8ohultze, zur Kenntniss <strong>de</strong>r elektrischen Organe <strong>de</strong>r Fische. Erste Abth. (»«-lapttrurut, Gymnotue). Abhandlgen d. naturf. Ges. in Halle, 1858. 2. Abth. (Torpedo),ibid. 1859. — 2) Archiv f. Anat. u. Phys. 1860, Taf. IX, fg. 20. — 3) Vergl. meinen Berichtüb. d. Leistungen in d. Histologie für 1856, S. 32 u. Lehrb. d. Histol. 8. 57, fg. 31; 8. 219.— 4) Arohiv f. Anat. n. Physlol. 1858. — 5) M Schultze, Unters, üb. d. Bau d. Nasenschleimhautetc., aus d. Abhandlgen d. naturf. Ges. in Haue, Bd. VH, 1862.


102 Gewebe.So lange man <strong>da</strong>ran festhält, zwischen <strong>de</strong>n Epithelien und <strong>de</strong>m* Bin<strong>de</strong>gewebeeine scharfe Grenze überall zu erblicken, wird eine <strong>de</strong>rartige Endigungsweise<strong>de</strong>r Nerven von vornherein als unwahrscheinlich gelten müssen.Wenn man in<strong>de</strong>ssen überlegt, <strong>da</strong>ss bei Wirbellosen gewisse Nerven unzweifelhaftin <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula en<strong>de</strong>n, diese Matrix aber, wie. obenbegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m Epithel und <strong>de</strong>r <strong>da</strong>runter liegen<strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>gewebsschichtzusammen bei Wirbelthieren entspricht, so wer<strong>de</strong>n auchdie theoretischen Be<strong>de</strong>nken nicht mehr allzu hoch anzuschlagen sein.


ZweiterAbschnitt.Organe und Organsysteme im Allgemeinen.Erstes Kapitel.Die Organe im Hinblick auf <strong>de</strong>n Thierleib schlechthin.Es ist im gewöhnlichen Leben schon öfters sehr schwierig,sich mit An<strong>de</strong>rn über Dinge zu verständigen, die man in unmittelbarerNähe vor sich hat. Gera<strong>de</strong>zu unmöglich wird aber nichtselten dieses Bestreben <strong>da</strong>nn, wenn wir von <strong>de</strong>n Objecten zurücktretenund <strong>da</strong>mit einen entfernteren Standpunkt einnehmen; DerselbeFall tritt ein, sobald es sich um allgemeinere Anschauungenhan<strong>de</strong>lt, und ich glaubte diese Bemerkung vorausschicken zu sollen,<strong>da</strong> voraussichtlich nicht Je<strong>de</strong>r allen <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Sätzen zustimmenwird, ohne <strong>da</strong>ss ich mich versucht fühlte, <strong>da</strong>rüber zu rechten. AllgemeineWahrheiten sind häufig nur Halbwahrheiten, weil mehr o<strong>de</strong>rmin<strong>de</strong>r subjectiv.Die im Vorangegangenen abgehan<strong>de</strong>lten Gewebe vereinigen sichin bestimmter Weise zu neuen morphologischen Einheiten und erzeugenso <strong>da</strong>s, was man Organe o<strong>de</strong>r im gröberen Sinne Theile<strong>de</strong>s Organismus nennt, und in<strong>de</strong>m abermals Organe zu grösserenverwandtschaftHchen Gruppen zusammentreten, kommen die Organsystemezu Stan<strong>de</strong>.Organe wie Organsysteme haben gleich <strong>de</strong>n einzelnen Gewebenzum Zweck, gewisse physiologische Leistungen auszuüben. Eskommen an ihnen keine an<strong>de</strong>rn Lebensäusserungen zum Vorschein,als solche schon von <strong>de</strong>n Geweben ausgehen. Auch wie<strong>de</strong>rholt dieneue Einheit gerne die Form <strong>de</strong>r Gewebselemente, und so kehrt imMuskel die längsgestreckte Gestalt <strong>de</strong>r elementaren Muskelfaser, imNerv die Form <strong>de</strong>r Nervenprimitivfaser wie<strong>de</strong>r, im Ganglion dieGestalt <strong>de</strong>r Ganghenkugeln.Eintheilung <strong>de</strong>r Organe. Es giebt meiner Meinung nach nurdrei Haupt- o<strong>de</strong>r Grundorgane; diese sind 1) die Drüse, 2) <strong>de</strong>rMuskel, 3) <strong>de</strong>r Nerv sammt GangHon.


104Organe im Allgemeinen.Zur Erklärung, in welcher Be<strong>de</strong>utung ich <strong>da</strong>s Wort „Drüse"nehme, mag bemerkt sein, <strong>da</strong>ss es für mich <strong>de</strong>r Name für alle diehautförmig o<strong>de</strong>r sonstwie gruppirten Zellen ist, welche die ExtraundIntracellularsubstanzen von gas- und tropfbar-flüssiger, halbweicherbis ganz fester Beschaffenheit abschei<strong>de</strong>n. Die „Drüse"repräsentirt die vegetative Sphäre im thierischen Körper, Nervund Muskel die a n i m a 1 e.Die Organsysteme <strong>de</strong>s thierischen Körpers zerfallen somit ina) a n i m a 1 e:1) <strong>Nervensystem</strong>;. 2) Muskelsystem.b) vegetative:3) <strong>da</strong>s System <strong>de</strong>r äusseren Haut, <strong>de</strong>r sog. Schleim- und serösenHäute und ihre mancherlei Aus- und Einsackungen, o<strong>de</strong>rdie Drüsen im engeren Sinne; <strong>da</strong>s Blut- und Lymphgefässsystem;4) <strong>da</strong>s Skeletsystem.Eine ganz strenge Scheidung ist auch hier so wenig wie bei<strong>de</strong>n Geweben — und blicken wir weiter — so wenig als zwischenthierischem und pflanzHchem Leben überhaupt zu ziehen. In allenOrganen sind vegetative und animale Gewebe gemischt vorhan<strong>de</strong>n.Eines ist von <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn abhängig und ein Unterschied zeigt sicheigentHch nur <strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>in einen Organ <strong>da</strong>s animale, in <strong>de</strong>man<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>s vegetative Element vorwaltet.So gehen in die Bildung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s nicht blossdie «pazifischen nervösen Gewebstheile ein, als <strong>da</strong> sind Nervenfasernund Ganglienkugeln, son<strong>de</strong>rn zweitens auch Bin<strong>de</strong>gewebe zur Verknüpfungund Umhüllung <strong>de</strong>r nervösen Elemente. Das Bin<strong>de</strong>gewebeist auch <strong>de</strong>r Träger <strong>de</strong>r Blutgefässe. Das gleiche ist <strong>de</strong>r Fall mit<strong>de</strong>m M u s k e 1 s y s t e m o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Fleisch <strong>de</strong>s Thierkörpers. Es besteht<strong>da</strong>sselbe aus <strong>de</strong>n eigentlich contractilen Elementen, o<strong>de</strong>r ausanimaler Substanz und zweitens aus Bin<strong>de</strong>gewebe, welches zur Verknüpfungund Befestigung <strong>de</strong>r spezifischen Muskeltheile in Formvon Hüllen und mancherlei Hilfsorganen dient *).Wie die elementare Zelle sich mit einer schützen<strong>de</strong>n Membranumhiebt, so grenzt sich auch <strong>de</strong>r zusammengesetzte thifrische Leibdurch <strong>da</strong>s „Integument" o<strong>de</strong>r die äussere Haut ab. Ihr Bauist ein höchst manchfaltiger: von einem dünnen homogenen Häutchenan bis zu dicken aus bin<strong>de</strong>gewebigen und epithelialen Lagen bestehen<strong>de</strong>näusseren Be<strong>de</strong>ckungen giebt es zahlreiche. Mittelstufen.Nach <strong>de</strong>r «inen Seite hin wird die äussere Haut durch beson<strong>de</strong>reHärtung (Chitinisirung) o<strong>de</strong>r Ablagerung von Kalk zu einemäusseren .Skelet.i Mit <strong>de</strong>n Muskeln verwandte Organe sind die elektrischen Apparate <strong>de</strong>r Fische. Vgl.m. liistoL 8. 45.


Nahrnngskanal, Langen , etc. 105Andrerseits erscheint die äussere Haut als eine grosse, Stoffevon aussen aufnehmen<strong>de</strong> und Stoffe abgeben<strong>de</strong> Fläche, o<strong>de</strong>r alsDrüse. Sie concentrirt und modifizirt diese Thätigkeit <strong>da</strong>durch,<strong>da</strong>ss sie an vielen Stellen sich einstülpt und <strong>da</strong>mit Hautdrüsen erzeugt,wie solche in <strong>de</strong>r allermanchfaltigsten Weise sich fin<strong>de</strong>n.Sobald eine Thierform in <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rung ihrer Elemente etwasvorgeschritten ist, entstehen im Innern <strong>de</strong>s Leibes Höhlungen,die entwe<strong>de</strong>r geschlossen bleiben, o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Aussenwelt zusammenhängen.Durch grosse Hohlräume, welche nach aussen offen stehen,wird auch <strong>da</strong>s Innere <strong>de</strong>s Organismus befähigt, in lebhaftere Wechselwirkungmit <strong>de</strong>r Umgebung zu treten; die Luft, <strong>da</strong>s Wasser, festereStoffe wer<strong>de</strong>n in diesen Räumen seiner Einwirkung unterworfen, erbehält <strong>da</strong>von zu seinem Be<strong>da</strong>rf, gestaltet sie um, giebt dieselbenauch wie<strong>de</strong>r von sich. Die Vorgänge an <strong>de</strong>r äusseren Haut wie<strong>de</strong>rholensich auf diese Weise in erhöhterem Gra<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n innerenFlächen <strong>de</strong>s Organismus. So hat sich eine ver<strong>da</strong>uen<strong>de</strong> Höhleo<strong>de</strong>r ein Nahrungskanal angelegt zur Aufnahme und Verwendungfesterer Stoffe; athmen<strong>de</strong> Höhlen o<strong>de</strong>r Lungen zur Vermittelung<strong>de</strong>s Austausches von Gasen.Und wie abermals an <strong>de</strong>r ZeUe, wenn Hohlräume im Innernauftreten, solche durch festere Grenzen sich abzeichnen — man<strong>de</strong>nke z. B. an die von mir beschriebenen einzelligen Drüsen <strong>de</strong>rInsecten — so grenzen sich-alle die genannten Höhlungen im Thierleibdurch eine beson<strong>de</strong>re Haut ab, die mit <strong>de</strong>r äusseren Haut ununterbrochenzusammenhängend, als Schleimhaut <strong>de</strong>r ersterengegenübergesteUt wer<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rf. In ihr überwiegt <strong>da</strong>s „drüsige"Element. Nicht bloss <strong>da</strong>ss sie sich in zahlreiche kleinere und grössereDrüsenräume einstülpt, sie sackt sich zu grossen Drüsenmassen aus,die auf <strong>de</strong>n ersten Blick sehr selbständiger Art zu sein scheinen,nichts <strong>de</strong>sto weniger aber in unzweifelhafter Weise als Ausstülpungen<strong>de</strong>r Schleimhäute zu gelten haben. So erzeugt die Schleimhaut <strong>de</strong>rver<strong>da</strong>uen<strong>de</strong>n Höhle o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Nahrungsrohrs die sog. Speicheldrüsen,die Leber. Die Schleimhaut <strong>de</strong>r athmen<strong>de</strong>n Höhleno<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lungen gewährt bei höheren Thieren in ihrem Gesammtumrissgera<strong>de</strong>zu <strong>da</strong>s Bild einer grossen traubenförmigen Drüse.Wenn auch die Schleimhäute vorzugsweise drüsige Häute sind,so fehlt es andrerseits doch auch nicht an Beispielen, <strong>da</strong>ss Schleimhäuteskeletartige Bildungen durch theilweise Chitinisirungo<strong>de</strong>r durch Kalkablagerungen hervorbringen können. Dergleichensind die Zähne im Anfangsstück <strong>de</strong>r ver<strong>da</strong>uen<strong>de</strong>n Höhle, sowie diemancherlei festeren Gestelle im Kaumagen verschie<strong>de</strong>ner Thiere.Um die Zersetzungsproducte <strong>de</strong>s Stickstoffes organischer Theileaus <strong>de</strong>m Körper zu entfernen, dienen die Nieren. Sie sind z. B.bei <strong>de</strong>n Insecten und • Spinnen so gut, wie etwa die Leber, Aussackungen<strong>de</strong>s Darmrohres, und, wie wir durch Remak wissen,


106 Organe im Allgemeinen.auch bei Wirbelthieren nehmen sie ihre Entstehung vom Darmrohr her.Das Nahrungsrohr und seine Drüsen, die Lunge, die Integumentebestehen nun zwar in ihrer Grun<strong>da</strong>nlage aus Elementen, die- ichoben als vegetative Gewebe zusammenfasste; aber überall treten inihre Zusammensetzung auch Muskeln und Nerven, somit animaleGewebe ein, ja einzelne Stellen z. B. <strong>de</strong>r äusseren Haut können sonervenreich wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss man <strong>de</strong>nselben <strong>de</strong>n Charakter von animalenProvinzen beilegen könnte, was ich zur Bestätigung <strong>de</strong>s vorhin Bemerkten,<strong>da</strong>ss eigentliche Schei<strong>de</strong>wän<strong>de</strong> in solchen Eintheilungenkaum aufzurichten sind, jetzt schon anführe.Die im Innern <strong>de</strong>s thierischen Leibes vorkommen<strong>de</strong>n geschlossenenHöhlen sind die kleineren und grösseren Räuniofür Aufnahme <strong>de</strong>s durch die Ver<strong>da</strong>uung gewonnenen Nahrungssaftes,also für's Blut und Lymphe. Selbst die sog. serösen Höhlungen<strong>de</strong>r Wirbelthiere lassen sich vom vergleichend anatomischen Standpunktaus ohne Zwang unter diese Reihe bringen.Wem dies etwas befremdlich vorkommen sollte, bitte ich folgen<strong>de</strong>s zuerwägen. Bei zahlreichen wirbellosen Thieren, z. B. <strong>de</strong>n Schnecken istdie Leibeshöhle zugleich ein grosser Blutraum. Ich habe von Paludina gezeigt,wie <strong>da</strong>s Blut die im Abdominalraum liegen<strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong> unmittelbarumspült '). Man könnte <strong>de</strong>mnach ebenso gut sagen, <strong>da</strong>s Nahrungsrohr, <strong>da</strong>sGehirn etc. lägen in einem grossen Blutsinus. Verengt sich <strong>de</strong>r blutführen<strong>de</strong>Leibesraum be<strong>de</strong>utend, so kann er so gefässartig wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss manseine eigentliche Entstehung vergessend, nur von einem Blutraum spricht,<strong>de</strong>r ein bestimmtes Eingewei<strong>de</strong> umschliesst. Solches ist, wie ich <strong>da</strong>rgethan,<strong>de</strong>r Fall mit gewissen Hirudineen, allwo <strong>da</strong>s Gehirn und Bauchmarkinnerhalb eines Blutgefässes» liegen, <strong>da</strong>s eigentlich nur <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>r Bauchhöhleist'). Ferner habe ich an Stylaria probosci<strong>de</strong>a <strong>da</strong>rgestellt, wie dieLeibeshöhle in <strong>de</strong>r Oberlippe sich zu einem Netzwerk gefässartiger Räumeumgewan<strong>de</strong>lt hat'). Durch diese Thatsachen ist bewiesen, <strong>da</strong>ss die Abdominalhöhleund die Bluträume eine und dieselbe Wurzel haben, und <strong>da</strong> dieAbdominalhöhle eines Weichthieres für homolog <strong>de</strong>r Bauchhöhle eines Wirbelthieresgelten muss, so ist auch meine Ansicht von <strong>de</strong>r Zusammengehörigkeit<strong>de</strong>r serösen o<strong>de</strong>r geschlossenen Räume mit <strong>de</strong>n Bluträumen kaum verwerflich.Noch auf eines möchte ich hiebei aufmerksam machen. Beihöheren Thieren fin<strong>de</strong>t ein Sichöffnen <strong>de</strong>r serösen Höhlungen und <strong>de</strong>r Bluträumenach aussen, so viel bis jetzt bekannt, nirgends statt. Wohl aberkommt solches <strong>da</strong> und dort bei Wirbellosen vor. Ich habe z. B. von dyclusgezeigt, <strong>da</strong>ss die zwischen <strong>de</strong>r Musculatur <strong>de</strong>s Fusses befindlichen Lacunen<strong>de</strong>s Blutsystems durch Kanüle <strong>de</strong>r Haut nach aussen mün<strong>de</strong>n. Jüngst habeich 4 ) ent<strong>de</strong>ckt, <strong>da</strong>ss bei gewissen Ringelwürmern (Enchytraeus, Lumbricuhis)die Leibeshöhle durch eine Oeffnung am Kopf mit <strong>de</strong>r Aussenweltzusammenhangt. Wir ersehen <strong>da</strong>raus, <strong>da</strong>ss die Höhlen mit natürlicher Oeffnungan <strong>de</strong>r Körperoberfläche und die geschlossenen o<strong>de</strong>r serösen Räumedurch Zwischenglie<strong>de</strong>r sich verbin<strong>de</strong>n lassen.Das Skeletsystem umfasst nicht bloss <strong>da</strong>s sog. innereSkelet o<strong>de</strong>r die knöchernen und knorpeligen Theile, welche zuDZUchrft t wlas. Zool. Bd. II, 8.17*; lg. «0 auf Taf. XIIT.-2) Das Nervensyst. d. Anneli<strong>de</strong>n.Arch. f. Anat. u.Pbys. 186», 8. los. - 8) sieh. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf.IV, fg. 5,e. - «) Sieh. m. Tafeln u vergleich. Anat Taf. IV, fg. t,a; fg. 3,a, fg. e,e.


Im Hinblick auf die Thiergnippen. 107einem Ganzen verbun<strong>de</strong>n durch ihre Festigkeit und Härte <strong>de</strong>n eigentlichenStützapparat <strong>de</strong>s thierischen Leibes bil<strong>de</strong>n und ihm <strong>de</strong>n Hauptumrissund die Grundform geben, son<strong>de</strong>rn auch die schon ge<strong>da</strong>chtenSkeletbildungen <strong>de</strong>r äusseren Haut, sowie <strong>de</strong>r Schleimhäute.Aber <strong>de</strong>r Begriff von Skelet als <strong>de</strong>s Tragen<strong>de</strong>n und Gestaltgeben<strong>de</strong>nim Leibe lässt sich auch fügHch auf zahlreiche an<strong>de</strong>rebin<strong>de</strong>gewebige, wenn auch weichere Theile aus<strong>de</strong>hnen, insofern imKleinen die Organe durch fibröse Häute, Tunicae propriae u. <strong>de</strong>rgl.ebenso gestützt und in ihrer Form gewahrt wer<strong>de</strong>n, wie im Grossen<strong>de</strong>r ganze Körper durch die festeren Hartgebil<strong>de</strong>.Die vorausbezeichneten Organsysteme haben alle zum Zweck,<strong>da</strong>s individuelle thierische Leben zu erhalten. Die Thiere ernährensich und wachsen. Als eine Modifikation <strong>de</strong>s Wachsthumsprozessesist die Fortpflanzung anzusehen. Sie geschieht in nie<strong>de</strong>rerForm durch Theilung und Sproseenbildung, in höhererdurch geschlechtliche Vermehrung. Den Uebergangvon <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>ren zu <strong>de</strong>r höheren Art <strong>de</strong>r Fortpflanzung vermittelndie Erscheinungen vom Auftreten innerer Knospen o<strong>de</strong>r Keime.Bei <strong>de</strong>r geschlechtlichen Vermehrung kann nur durch Zusammenwirkenzweierlei Drüsenstoffe, <strong>de</strong>s Samens und <strong>de</strong>s Eies die Entstehungeines neuen Individuums eingeleitet wer<strong>de</strong>n.Zweites Kapitel.Die Organe im Hinblick anf die Thiergrnppen.Im Bisherigen wur<strong>de</strong> <strong>da</strong>s Thier einfach als ein Körper <strong>da</strong>rgestellt,<strong>de</strong>r einen „vorübergehen<strong>de</strong>n Hauch <strong>de</strong>r Schöpferkraft" insich hat, wodurch er lebt, wächst, seines Gleichen hervorbringt,<strong>da</strong>nn stirbt und verwest. Als Unterlage für <strong>da</strong>s „Leben" dientendie Organsysteme.Manchfaltigkeit und Abän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Organe. Aber wir vergleichenauch Thierform mit Thierform. Was uns nun hiebei auffällt,wenn wir einen Blick auf <strong>de</strong>n inneren Bau <strong>de</strong>r Thierweltwerfen, ist zuerst die grosse Manchfaltigkeit in <strong>de</strong>r Abän<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>r einzelnen .Organsysteme.Das <strong>Nervensystem</strong> zwar immer aus einem centralen Abschnittund peripherischen Theilen» bestehend, zeigt hier ein massigesGehirn und Rückenmark, dort ein durchbohrtes Gehirn und einBauchmark, bis es sich unter Dazwischentreten zahlreicher Mittelstufenauf ein GangUenpaar mit <strong>de</strong>n <strong>da</strong>von ausstrahlen<strong>de</strong>n Nervenzurückzieht.


i08Organe im Allgemeinen., Um die Eindrücke <strong>de</strong>r Aussenwelt zu erfassen, sind an <strong>de</strong>nperipherischen En<strong>de</strong>n gewisser Nerven bestimmte Apparate o<strong>de</strong>rSinnesorgane angebracht; es entstehen so Tast-, Geschmacks-,Geruchs-, Gesichts-, Gehörorgane, wobei die Vorrichtung bald sehreinfacher, bald sehr zusammengesetzter Art sein kann.Das Muskelsystem sehen wir in seiner Anordnung abhängigvon <strong>de</strong>r Weise und Stärke <strong>de</strong>r Bewegungen, welche <strong>da</strong>s Thier auszuführenhat Darnach wer<strong>de</strong>n die Muskelkörper hier grösser, dortschwächer, individuaHsiren .sich bald mehr, während sie in an<strong>de</strong>rnFäUen weniger scharf in beson<strong>de</strong>re Abtheilungen zerfallen.Der Ver<strong>da</strong>uungsapparat im engeren Sinn - kann ein einfacherSack sein., ohne <strong>da</strong>ss eine zweite Ö<strong>de</strong>r Analöffnung <strong>da</strong> wäre.Von dieser Form an giebt es zahlreiche Abän<strong>de</strong>rungen bis <strong>da</strong>hin,wo <strong>de</strong>r Darmkanal sich gHe<strong>de</strong>rt in Mundhöhle, Schlundkopf, Schlund,Kropf, Magen, Dünn<strong>da</strong>rm, Dick<strong>da</strong>rm, Mast<strong>da</strong>rm. Auch die abson<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>nNebenorgane <strong>de</strong>s Speisekanals, die Speicheldrüsen undLeber zeigen mancherlei Modifikationen.Der durch die Ver<strong>da</strong>uung <strong>de</strong>r Speisen gewonnene und zur Ernährung<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Körpertheile bestimmte Saft o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>sBlut wird entwe<strong>de</strong>r bloss in die Leibeshöhle und <strong>de</strong>ren Ausläuferaufgenommen, wo es durch Contractionen <strong>de</strong>s Leibes hin und herfluctuirt, o<strong>de</strong>r es wird in regelmässiger Weise im Körper herumgetrieben: <strong>da</strong>s Blut circulirt. Hierzu sind pulsiren<strong>de</strong> Centralorganeo<strong>de</strong>r Herzen nothwendig. Die Blutbahnen können sich durch beson<strong>de</strong>reHäute abgrenzen* es entstehen Gefässe: Arterien, Venen,Lymphgefässe.Eine grosse Manchfaltigkeit zeigen ferner die Respirationsorgane.Die Kiemen erscheinen als Körperanhänge o<strong>de</strong>r Fortsätze nachaussen, die Lungen lassen sich mit eingestülpten Kiemen vergleichen.Eine grosse Gruppe von Thieren athmet durch ein in alleKörpertheile dringen<strong>de</strong>s und Luft aufnehmen<strong>de</strong>s Röhrensystem, durchdie sog. Tracheen.Die Harnorgane scheinen bei manchen Thieren mit <strong>de</strong>n sog.Respirations- o<strong>de</strong>r Wasserkanälen in directer Verbindung zustehen und wären hier als Ein System zu betrachten. Häufigertreten die Harn Werkzeuge als geson<strong>de</strong>rte Drüsenapparate auf.Bei <strong>de</strong>r geschlechtHchen Vermehrung sehen wir die F o rtpflanzungsorgane,Eierstock und Ho<strong>de</strong>n sammt <strong>de</strong>n <strong>da</strong>zugehörigen Ausführungsgängen und Begattungsorgancn entwe<strong>de</strong>r inEinem Individuum vereinigt, Zwitterbildung, o<strong>de</strong>r auf verschie<strong>de</strong>neIndividuen vertheilt: es herrscht Trennung <strong>de</strong>r Geschlechter.Symmetrie <strong>de</strong>s Thierkörpers. Abgesehen von dieser hier nurkurz entwickelten Manchfaltigkeit, welche die OrganByaterae in ihrerAnordnung und Form <strong>da</strong>rbieten, giebt es ein zweites Moment, <strong>da</strong>sunser Interesse in Anspruch nimmt


Symmetrie, etc.109Wenn uns ein Kunstwerk aus Menschenhand erfreuen sofl, somuss es, in<strong>de</strong>m ich mich <strong>de</strong>r Worte eines An<strong>de</strong>rn bediene, „imhöheren Sinne gegHe<strong>de</strong>rt sein", d. h. es muss aus Theilen bestehen,die sich wechselsweise auf einan<strong>de</strong>r beziehen: Hierzu wird erfor<strong>de</strong>rt,<strong>da</strong>ss es eine Mitte habe, ein Oben und Unten, ein Hüben undDrüben, woraus zuerst Symmetrie entsteht.Der thierische Leib, dieses Kunstwerk höchster Art, zeigt unsebenfalls im äusseren und inneren Bau ein symmetrisches Verhalten.Im Allgemeinen entwe<strong>de</strong>r mehr von Kugelform o<strong>de</strong>r von cylindrischerAus<strong>de</strong>hnung, o<strong>de</strong>r von einer Gestalt, in welcher diese bei<strong>de</strong>nGrundgestalten sich verbin<strong>de</strong>n, stimmen die verschie<strong>de</strong>nen Thierformendoch <strong>da</strong>rin überein, <strong>da</strong>ss gewisse Theile gegen eine centraleLinie o<strong>de</strong>r Achse sich paarig o<strong>de</strong>r nach mehren Seiten in gleicherEntfernung stellen.Das paarige Ebenmass nennt man auch wohl die bilateraleSymmetrie; Thiere von dieser Form haben zwei gleiche abereinan<strong>de</strong>r entgegengesetzte Hälften, ein Links und ein Rechts, einOben und Unten, ein Vorn und Hinten.Lagern sich die Theile nach mehr als zwei Seiten, also strahlenförmigum eine centrale Achse, so entsteht die radiäre Symmetrie.Bei<strong>de</strong> Formen sind durch Zwischenstufen verbun<strong>de</strong>n; mantrifft auf Thiere von strahligem Typus, ich wähle als Beispiel dieHerzigel (Spatangi<strong>da</strong>), bei welchen einzelne Organsysteme (Generationsorgane)in <strong>de</strong>n bilateralen Typus sich hinüberbil<strong>de</strong>n und selbstschon äusserlich eine Hinneigung zur seitlichen Symmetrie sich ausdrückt;andrerseits lassen sich Fälle nachweisen, wo bei <strong>de</strong>utlichbilateralem Grundbau im Einzelnen eine radiäre Stellung <strong>de</strong>r Theileauftaucht.Zurückführung <strong>de</strong>s Manchfaltigen auf Wurzelpunkte. Währendnach <strong>de</strong>m Ange<strong>de</strong>uteten je<strong>de</strong>r Naturforscher bei seinen Untersuchungenfortwährend die Erfahrung macht, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheitenaller organischen Bildungen eine überaus grosse Manchfaltigkeitwaltet, steUt sich ihm doch auch wie<strong>de</strong>r die wun<strong>de</strong>rbare Thatsachefest, <strong>da</strong>ss immer und überaü die mancherlei Formen undBeson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>nn doch auf gewisse Mittelpunkte zurückführen,um welche herum sie sich gruppiren und von <strong>de</strong>nen siesich abstufen.Der Naturforscher musste „nicht sehr wissbegierig sein", welchersich nicht die Frage vorlegte: woher rührt die trotz aller Abän<strong>de</strong>rungengeheimnissvoüe Aehnhchkeit <strong>de</strong>r Thiere untereinan<strong>de</strong>r?Im Anschluss an <strong>da</strong>s hierüber schon in <strong>de</strong>r Einleitung (S. 5)Vorgebrachte sei hier noch folgen<strong>de</strong>s bemerktEs stehen sich in dieser alten, ernsten Frage zwei Ansichten


1.10Organe im Allgemeinen.gegenüber. Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Naturforscher hat bisher <strong>de</strong>r Ansichtvon einer selbständigen Schöpfung <strong>de</strong>r einzelnen Arten gehuldigtJe<strong>de</strong> Thierart sei für sich, die eine neben <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn, entstan<strong>de</strong>nund ein für sich abgeschlossenes unverän<strong>de</strong>rliches Ganzes; trotzallem Schwanken in Einzelheiten bestün<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenThierarten „unübersteigliche Grenzen", es herrsche ein- für allemalzwischen <strong>de</strong>n einzelnen Spezies eine „unerschütterliche Ordnung."und nie gehe eine Art in eine an<strong>de</strong>re über. Von Zeit zu Zeit seiensämmtHche Er<strong>de</strong>nbewohner weggefegt wor<strong>de</strong>n und durch abermaligeSchöpfungen in grossem Massstabe und plötzHcher Modifikation <strong>de</strong>rOrganisation seien neue Wesen schubweise in die AVeit gesetzt wor<strong>de</strong>n.Genau genommen giebt uns diese Lehre von <strong>de</strong>n selbständigenSchöpfungen <strong>de</strong>r Thierarten in <strong>de</strong>r uns hier berühren<strong>de</strong>nFrage keine Aufklärung; vielmehr können wir <strong>da</strong>nn bloss sagen,<strong>da</strong>ss es nun einmal <strong>de</strong>m Schöpfer gefallen hat, dieses und jenesThier so zu gestalten, wie es eben ist. Das Streben <strong>de</strong>s Naturforscherskann kein an<strong>de</strong>res Ziel haben, als „<strong>de</strong>n Ge<strong>da</strong>nken -dieserSchöpfungen nachzu<strong>de</strong>nken", o<strong>de</strong>r die I<strong>de</strong>en, welche in <strong>de</strong>r belebtenNatur ausgedrückt sind, zu erkennen.FassHcher für uns ist die von Darwin in unsern Tagen aufgesteUteTheorie von <strong>de</strong>r „natürlichen Züchtung". Sie ist es, welcheuns eine bis zu einem gewissen Gra<strong>de</strong> befriedigen<strong>de</strong> Erklärung andie Hand giebt. In<strong>de</strong>m die neue Lehre die Stabilität <strong>de</strong>r Artenbestreitet, sieht sie <strong>de</strong>n Organismus als etwas Bildsames, als etwasVerän<strong>de</strong>rUches an. Durch Abän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Einzelwesens entstehenVarietäten und Monstrositäten; durch Häufung aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>rAbän<strong>de</strong>rungen, <strong>da</strong>s was wir Spezies zu nennen gewohnt sind. DieSpezies sind nicht unabhängig von einan<strong>de</strong>r, nach „I<strong>de</strong>en o<strong>de</strong>r Typen"erschaffen, son<strong>de</strong>rn sind einerseits durch Häufung unendlich kleinervererbter Modifikationen, andrerseits durch Abän<strong>de</strong>rungen im Ringenums Dasein auseinan<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s gewor<strong>de</strong>n, was sie sind. Alle Thierestehen somit in Blutsverwandtschaft zu einan<strong>de</strong>r, o<strong>de</strong>r in einemgenealogischen Zusammenhang. Ihre Aehnlichkeiten rühren her von<strong>de</strong>r Einheit <strong>de</strong>r Abstammung, ihre Unähnlichkeiten sind Folge <strong>de</strong>rAnpassung an die Existenzbedingungen.Es liesse sich auch <strong>da</strong>ran erinnern, duss nicht zwei Individueneinan<strong>de</strong>r gleich sind, und <strong>da</strong>ss nicht zwei Partien eines und <strong>de</strong>sselbenIndividuums sich genau entsprechen. Kein Organ ist absolutsymmetrisch, zwei Organe sind nicht vollkommene Wie<strong>de</strong>rholungen<strong>de</strong>s eiueu vom an<strong>de</strong>rn und kein Organismus ist mit <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn „invollständigem Gleichgewicht"Die Darwin sehe Hypothese hat <strong>de</strong>n Vorzug, <strong>da</strong>ss sie. unsdie grossen und allgemeinen Züge in <strong>de</strong>r Verwandtschaft aller Thiereund ihre Sun<strong>de</strong>rung in Gruppen und Untergruppen einig«miauenbegreiflich macht. .Sie lässt uns ahnen, worauf die so ausseror<strong>de</strong>ntlich


Homologie. Analogie. 111verwickelten und» strahlenförmig auseinan<strong>de</strong>rgehen<strong>de</strong>n Verwandtschaftsverhältnisseberuhen mögen; Woher es komme, <strong>da</strong>ss es niehat gelingen wollen, die Gruppen <strong>de</strong>s Thierreiches, obschon <strong>da</strong>sselbeimmer als ein weit verzweigtes und tiefgeglie<strong>de</strong>rtes Ganzes erkanntwur<strong>de</strong>, im strengeren Sinne und durchweg übereinan<strong>de</strong>r zuordnen, son<strong>de</strong>rn sich häufig nur ein „nebeneinan<strong>de</strong>r" erzielenHess. Die zahllosen Modifikationen zwischen aUen Organisationen,die seltsame Erscheinung, <strong>da</strong>ss Organisation und Lebensweise öftersdurchaus nicht im Einklänge stehen, wer<strong>de</strong>n verständHch. Ebensowarum ein Organ zu einer ganz an<strong>de</strong>rn Verrichtung umgeän<strong>de</strong>rtwer<strong>de</strong>n kann, als es ursprünglich gebil<strong>de</strong>t ist Auch auf die rudimentärenOrgane fällt ein unerwartetes Licht.Wären die Organismen aus selbständigen unabhängigen Schöpfungenhervorgegangen, wären sie nach „Uri<strong>de</strong>en, o<strong>de</strong>r Typen"geformt, so musste, wie schon An<strong>de</strong>re bemerkt, z. B. <strong>da</strong>s VerfahrenJoh. Müllers, „absolute anatomische Merkmale" für die natürlicheVerwandtschaft <strong>de</strong>r »Thiere zu fin<strong>de</strong>n, bessere Früchte getragen.haben. Aber die Thiere scheinen eben nicht nach Typen, son<strong>de</strong>rndurch „natürHche Züchtung" und Anpassung an die verschie<strong>de</strong>nenund wechseln<strong>de</strong>n Verhältnisse sich gestaltet zu haben.Noch einmal: will man nicht von vorne herein auf die Mög-Hchkeit einer Erklärung <strong>de</strong>r thierischen Organisation verzichten, sogiebt nur die Darwin'sehe Hypothese wertbvolle Elemente für<strong>da</strong>s Verständniss an die Hand. AUes, was man sonst über die sog.Endursachen ' thierischer Bildung vorgebracht, sind hoffnungsloseVersuche gebheben.Homologie. Analogie. Man hat seit <strong>de</strong>r Zeit Cu vi er's imHinblick auf <strong>de</strong>n sog. Bauplan, welcher <strong>de</strong>n thierischen Organisationenzu Grun<strong>de</strong> liegen soll, auf <strong>de</strong>n grossen Unterschied zwischenhomologen und analogen Organen aufmerksam gemacht o<strong>de</strong>r,wie man auch sonst sagt, auf <strong>de</strong>n Unterschied zwischen morphologischerund physiologischer Verwandtschaft. Die Flügel <strong>de</strong>r Vögelund die Hand <strong>de</strong>r Affen sind einan<strong>de</strong>r homolog, trotz<strong>de</strong>m <strong>da</strong>ss sieverschie<strong>de</strong>nen Zwecken dienen; hingegen sind die Flügel <strong>de</strong>r Vögelund die Flügel <strong>de</strong>r Schmetterlinge einan<strong>de</strong>r bloss analog, insofernbei<strong>de</strong> Flugorgane sind. Die Schwimmblase <strong>de</strong>r Fische und dieLungen <strong>de</strong>r Reptilien sind sich morphologisch gleich, stehen aberphysiologisch weit auseinan<strong>de</strong>r. Die Homologie beruhe somit auf<strong>de</strong>r Einheit <strong>de</strong>s Typus, o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Uebereinstimmung im Grundplan;die Analogie auf <strong>de</strong>r Aehnlichkeit <strong>de</strong>r Verrichtungen <strong>de</strong>r Organe,auf <strong>de</strong>r Anpassung an die Lebensbedingungen. In <strong>de</strong>r concreterenSprache Darwin's fusst die Homologie <strong>de</strong>r Organeauf Einheit <strong>de</strong>r Abstammung und Vererbung, die Analogie auf<strong>de</strong>n Gebrauch und Nichtgebrauch <strong>de</strong>r Organe unter directer Einwirkungäusserer Lebensbedingungen.


112Organe im Allgemeinen.Uebergangsformen. Es giebt wohl kaum ein Organ, zu welchemnicht Uebergangsformen führten, eine Thatsache, die je<strong>de</strong>mNaturforscher von Erfahrung bekannt ist. „Natura non facit saltwn",und die geistreiche Bemerkung Milne Edward's: „die Natur istverschwen<strong>de</strong>risch in Abän<strong>de</strong>rungen, aber geizig in Neuerungen"drückt diese Wahrheit ebenfalls aus. Wie durch Umwandlung <strong>de</strong>rursprünglich gleichen Furchungszellen die verschie<strong>de</strong>nen Gewebeentstehen, so zeigt sich in <strong>de</strong>n Organen ein Streben nach Umbildimg.Die gleichartigen Leibesringel eines Glie<strong>de</strong>rthieres wer<strong>de</strong>ndurch Abän<strong>de</strong>rung und'Umbildung zu entwickelten Körperabschnitten.Die Mundtheile <strong>de</strong>r Insecten sind auf <strong>de</strong>n ersten Blick ganz ausseror<strong>de</strong>ntlichverschie<strong>de</strong>n von einan<strong>de</strong>r und doch wer<strong>de</strong>n sie alle durchzahlreiche Umbildungen einiger weniger Grundtheile gebil<strong>de</strong>t.„ Gesetz <strong>de</strong>r Compensation." Bei solchen Umän<strong>de</strong>rungen<strong>de</strong>r Organe machen sich gewisse, freiUch noch ganz dunkle, Wechselbeziehungenbemerklich, in<strong>de</strong>m die Entwicklung und <strong>da</strong>s Wachsthum<strong>de</strong>s einen Theiles sich mit Umbildung an<strong>de</strong>rer Theile verkettet zeigt.Die Naturforscher haben in diesem Sinne auch wohl von einemGesetz <strong>de</strong>r Compensation gesprochen: die Natur sei, wie Göthesich erklärt, genöthigt, auf <strong>de</strong>r einen Seite zu ersparen, was sie auf<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn mehr giebt. Darwin hingegen sucht <strong>da</strong>s allgemeinerePrincip zu begrün<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss natürliche Züchtung eigentlich fortwährendin je<strong>de</strong>m Theil <strong>de</strong>r Organisation spare; <strong>da</strong>ss sie verringere,wenn eine Bildung überflüssig gewor<strong>de</strong>n ist und nach Bedürfnissein Organ durch Erhaltung und Zusammensparung leichter ausbil<strong>de</strong>,ohne die Vermin<strong>de</strong>rung eines an<strong>de</strong>rn benachbarten Theiles als nothwendigeCompensation zu verlangen.Nie<strong>de</strong>re Organisation, höhere Organisation. Man gebraucht in<strong>de</strong>r Morphologie durchgängig die Bezeichnungen: unvollkoinmnereOrganisation, vollkommnere Organisation, nie<strong>de</strong>re Thiere, höhereThiere; es iet aber äusserst schwierig, diesen Benennungen eineallzeit sichere Be<strong>de</strong>utung zu geben.Man kann zwar sagen, ein Thier steht um so höher, je manchfaltigerseine Organe ausgebil<strong>de</strong>t sind und je zahlreicher <strong>da</strong>durchdie Berührungspunkte <strong>de</strong>sselben mit <strong>de</strong>r äussern Welt wer<strong>de</strong>n; ebenso,ein Organ sei um so vollkommner, je mehr es nur zu einem bestimmtenDienst eingerichtet ist und nicht vielorlei Verrichtungenzugleich auszuführen hat.Von diesem Gesichtskreis aus wäre somit <strong>de</strong>r Massstab zurBemessung, ob man eine vollkommnere o<strong>de</strong>r unvollkommnere Organisationanzunehmen habe, <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Differenzirung und Sprzialisirung<strong>de</strong>r Theile eines organischen Wesens. Wenn so z. B. imthierischen Körper mit einem und <strong>de</strong>mselben Organ die Speisever<strong>da</strong>uungund die Athmung besorgt wird, so ist die Organisation unvollkommnergegenüber von <strong>de</strong>rjenigen, wo für bei<strong>de</strong>- Thätigkeiten


Nie<strong>de</strong>re Thiere, höhere Thiere. 113geson<strong>de</strong>rte Einrichtungen vorhan<strong>de</strong>n sind. Je vollständiger <strong>de</strong>mnachin einem Organismus die Theilung in die physiologische Arbeit durchgeführtist, um so vollkommner wer<strong>de</strong>n wir ihn nennen.Dieses anscheinend recht brauchbare Kriterium lässt sich aberwenig anwen<strong>de</strong>n und passt nur für eine geringe Zahl von FäUen.Auch bei <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r sog. nie<strong>de</strong>ren Thiere steht die Organisationauf <strong>de</strong>r Stufe, <strong>da</strong>ss für die einzelnen Lebensverrichtungenschon beson<strong>de</strong>re Werkzeuge o<strong>de</strong>r Organe vorhan<strong>de</strong>n sind. Setzenwir z. B. Fische und Blutegel einan<strong>de</strong>r gegenüber, so zeigt diefeinere Anatomie, <strong>da</strong>ss beim Blutegel, <strong>de</strong>m man, vergHchen mit<strong>de</strong>m Fisch, eine unvollkommnere Organisation zuzuschreiben pflegt,eine ebenso hohe Differenzirung und Spezialisirung <strong>de</strong>r Organe zugegenist, wie beim Fisch. Ein Unterschied liegt nur <strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss bei<strong>de</strong>m Fisch einerseits eine massigere Entwicklung gewisser Organeauftritt, andrerseits auch neue Organe hinzukommen.Hätten wir noch bloss mit Hilfe <strong>de</strong>s freien unbewaffneten Augesdie Thierwelt zu mustern, so wür<strong>de</strong>n wir uns <strong>de</strong>n Begriff vonhöheren und nie<strong>de</strong>ren Thieren leichter aneignen können. Fast alle„kleinen" Thiere scheinen uns <strong>da</strong>nn von einfacher Organisation zusein, mithin nie<strong>de</strong>re Thiere vorzustellen. Aber „Mikroskope undFernröhren verwirren eigentlich <strong>de</strong>n reinen Menschensinn", wirwissen jetzt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s „Kleine" nicht zugleich <strong>da</strong>s Einfache ist undsind <strong>da</strong>durch fast rathlos gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Begriff, um <strong>de</strong>n sichs hierhan<strong>de</strong>lt, schärfer zu fassen.Es giebt k^ine höheren und nie<strong>de</strong>ren Thiere, sagen <strong>da</strong>her miteinem gewissen Recht auch Manche; je<strong>de</strong>s Geschöpf ist vollkommenin seiner Art. Und doch wird die thierische Morphologie <strong>de</strong>s Begriffesvon nie<strong>de</strong>ren und höheren Thieren, o<strong>de</strong>r die I<strong>de</strong>e vom AufundAbsteigen <strong>de</strong>r Organisation nicht entrathen können. Nach meinerMeinung wird man dieselbe vielleicht immer noch am besten von<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Einzelwesen und <strong>de</strong>r Thierwelt im Ganzenherleiten.Wie wir <strong>da</strong>s Ei für einfacher organisirt halten als die Larveund diese wie<strong>de</strong>r für einfacher als <strong>da</strong>s fertige Thier, so wer<strong>de</strong>n dieWesen, welche am frühesten, schon „in <strong>de</strong>r Morgenröthe <strong>de</strong>s Lebens",aufgetreten sind, für die unvollkommensten Thiere anzusehen sein,während die am grossen Baume <strong>de</strong>s Lebens nach und nach durchGeneration zum Vorschein gekommenen Geschöpfe als die immervollkommner gewor<strong>de</strong>nen zu gelten hätten.Somit wür<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Vollkommenheit eines Thieres<strong>da</strong>rnach bemessen, ob es näher o<strong>de</strong>r ferner <strong>de</strong>n embryonischenCharakteren steht, und zweitens nach <strong>de</strong>r Zeit seines Erscheinensauf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Namhafte Naturforscher, wie z. B. Agassiz, haben<strong>da</strong>her auch immer diese bei<strong>de</strong>n Momente als beson<strong>de</strong>rs wichtig fürdie Klassifikation hervorgehoben, ja <strong>de</strong>r genannte Forscher möchteLcydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. "


114 Organe im Allgemeinen.es sogar als Naturgesetz aussprechen, <strong>da</strong>ss alte und erloscheneLebensformen <strong>de</strong>n Embryonen ihrer jetzt leben<strong>de</strong>n Nachkommengleichen.Thiertypen. Mag man auch überzeugt sein, <strong>da</strong>ss die Thierenicht nach einer begrenzten Zahl von Grundformen o<strong>de</strong>r Typen geschaffenseien, son<strong>de</strong>rn in zusammenhängen<strong>de</strong>r Folge auseinan<strong>de</strong>rhervorgegangen sind, so bleibt es doch Erfahrungssatz, <strong>da</strong>ss, wieschon oben bemerkt, sich die mancherlei Gestalten um gewisseMittelpunkte gruppiren, die sich abermals in kleinereKreise auflösen. Es möge <strong>de</strong>nselben immerhin die herkömmlicheBezeichnung „Grundtypen" in völliger Ermanglung eines <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rnAnsicht Rechnung tragen<strong>de</strong>n Ausdruckes verbleiben.Pflanzenreich und Thierreich verhalten sich wie zwei Berge (die am Fusse zusammenstossen, während die Gipfel bei<strong>de</strong>r getrenntsind. Die Thiere, welche aus <strong>de</strong>m indifferenten Wurzelgebiete sichzu erheben beginnen, nennt man Protozoen. Die Bezeichnungpasst freilich keineswegs für alle <strong>de</strong>rzeit <strong>da</strong>runter begriffenen Formen,<strong>da</strong> ihre Organisationsverhälmisse schon zum Theil ganz complizirterNatur sind.Anschliessend an die Protozoen, doch als höher im Systemstehend gelten die Coelenteraten und Echino<strong>de</strong>rmen. Aberdie Protozoen schicken unverkennbar einzelne Zweige noch weiterherauf, bis zu <strong>de</strong>n Würmern und selbst bis zu <strong>de</strong>n Weichthieren,so <strong>da</strong>ss sie auch mit diesen bei<strong>de</strong>n Typen noch verwandtschaftlichzusammenhängen. Zwischen Echino<strong>de</strong>rmen undWunnern giebt es ebenfalls <strong>de</strong>utliche Bin<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r.Der Typus <strong>de</strong>r Würmer entwickelt sieh weiter zum Typus <strong>de</strong>rArthropo<strong>de</strong>n. Doch zweigen sieh einige Wurmformen ab, welchezu <strong>de</strong>n \\ eichthieren hinneigen.Als hervorgegangen aus <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r als umgewan<strong>de</strong>lteArüiropo<strong>de</strong>u sind die Wirbelthiere;, die höchststehen<strong>de</strong> Form<strong>de</strong>r Jetzwelt, zu betrachten. Doch ist auch hier eine theilweiseVerwandtschaft mit gewissen Wcichthieren nicht in Abre<strong>de</strong> zu stellen.Allgemeine Gesichtspunkte entwickeln sich nach und nach aufGrund <strong>de</strong>r Einzelerfahrungen, und so hätte gar Vieles von Dem,was hier vorangestellt wur<strong>de</strong>, eigentlich erst später zur Sprachekommen sollen. Da ich mich aber <strong>de</strong>m Herkömmlichen gefügt, sohabe ich, in<strong>de</strong>m wir jetzt zur Betrachtung <strong>de</strong>r Organsysteme imEinzelnen uns wen<strong>de</strong>n, wenigstens zu bemerken, <strong>da</strong>s« im Folgen<strong>de</strong>nwesentlich nur die Nachweise, Belege und erläutern<strong>de</strong>n Thatsachenzu wän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r obigen allgemeinen Sätze enthalten sein können.


Die Organsysteme im Einzelnen.Animale Organsysteme.8*


ErsterAbschnitt.<strong>Nervensystem</strong>.Erstes Kapitel.Thiere ohne o<strong>de</strong>r mit zweifelhaftem <strong>Nervensystem</strong>.Die Organe <strong>de</strong>s Empfin<strong>de</strong>ns und Wollens müssen gewissermassenals <strong>da</strong>s Centrum thierischen Lebens gelten; sie sind es,welche die übrigen Theile <strong>de</strong>s Körpers zum Zusammenwirken undErreichen eines gemeinsamen Zweckes aufrufen. Die nervöse Substanzist <strong>de</strong>r Stoff, an <strong>de</strong>m sich bei höheren Thieren die Erkenntniss,<strong>de</strong>r Intellect „anzün<strong>de</strong>t" und <strong>da</strong>s Wollen, die Bewegungen beleuchtet.Protozoen. Man wird es <strong>da</strong>her in <strong>de</strong>r Ordnung fin<strong>de</strong>n,<strong>da</strong>ss wie<strong>de</strong>rholt<strong>de</strong>r Satz aufgestellt wur<strong>de</strong>, je<strong>de</strong>s Thier müsse mit einem<strong>Nervensystem</strong> ausgerüstet sein. Aber, höre ich fragen, ist es <strong>de</strong>nn<strong>de</strong>r Wissenschaft gelungen, bei allen thierischen Geschöpfen die sichtbarenOrgane einer solchen centralen Thätigkeit nachzuweisen. Hieraufistzu antworten, <strong>da</strong>ss dies keineswegs <strong>de</strong>r Fall sei; die Beobachtungzwingt uns vielmehr anzunehmen, <strong>da</strong>ss es Thiere ohne ein solchessichtbares Centralorgan, mit an<strong>de</strong>rn Worten, <strong>da</strong>ss es nervenloseThiere gebe. Man <strong>da</strong>rf im Allgemeinen annehmen, <strong>da</strong>ss allen <strong>de</strong>nThiergruppen, welche wir gegenwärtig unter <strong>de</strong>m Namen Protozoenzusammenfassen (Poriferen, Rhizopo<strong>de</strong>n, Infusorien, Gregarinen *), eingeson<strong>de</strong>rtes <strong>Nervensystem</strong> mangelt. Bei diesen auch sonst sehr einfachgebauten Wesen hat sich eine nervöse Substanz von <strong>de</strong>r übrigenthierischen Materie noch nicht abgelöst; vielmehr ist annoch dieempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und die bewegen<strong>de</strong> Substanz in Eins verschmolzen undstellt morphologisch einen gleichmässigen Stoff <strong>da</strong>r von heUem Aussehenund weicher, gallertiger Beschaffenheit. Es ist die Grundmasse<strong>de</strong>s Körpers, von <strong>de</strong>r die Wirkungen, welche sonst aufNerven und Muskeln vertheilt sind, zugleich ausgehen.1) Die Gregarinen reiht man wohl richtiger <strong>de</strong>n»Pflanzenreicb an. Sieh, auch oh. S. 18.


H gThiere ohne o<strong>de</strong>r mit zweifelhaftem <strong>Nervensystem</strong>.Zu Cu vi er's ') Zeit langten die Hilfsmittel <strong>de</strong>r Untersuchung nochnicht zu, um Studien über <strong>da</strong>s Dasein o<strong>de</strong>r Fehlen <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>sanzustellen. «Wir brauchen wohl nicht zu sagen, bemerkt <strong>de</strong>r genanntegrosse Naturforscher, <strong>da</strong>ss wir auch nicht entfernt <strong>da</strong>ran ge<strong>da</strong>cht haben,uns zu überzeugen, ob die mikroskopischen Thierchen ein <strong>Nervensystem</strong>besitzen o<strong>de</strong>r nicht.» Ehrenberg s ) setzte zwar die Anwesenheit eines<strong>Nervensystem</strong>s bei seinen polygastrischen Infusorien voraus, weil er gewisserothe Flecken an mehren dieser Thiere für Sehorgane erklärt;manche ältere Lehrbücher <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie weisen auch bei<strong>de</strong>n ebenfalls <strong>de</strong>n Infusionsthieren früher zugerechneten Rotatorien aufein von Ehrenberg ent<strong>de</strong>cktes <strong>Nervensystem</strong> hin. Allein die Rä<strong>de</strong>rthieresind in dieser Frage ausser Betracht gekommen, <strong>da</strong> sie wegen verhultnissmässiggrosser Entwicklung ihrer Organsysteme, <strong>Nervensystem</strong> mit inbegriffen,einem höhern Thiertypus, <strong>de</strong>n Würmern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n, eingereihtwer<strong>de</strong>n müssen. Und was die eigentlichen Infusorien betrifft, sostimmen alle neueren Beobachter, welche auf die feinsten Structurverbältnisseihr Augenmerk zu richten gewohnt sind, <strong>da</strong>rin überein, <strong>da</strong>ss bei keiner<strong>de</strong>r oben genannten Gruppen irgend ein geweblich im Organismus geson<strong>de</strong>rtesnervöses Element wahrzunehmen sei, wie ich mich <strong>de</strong>nn auch selbst wie<strong>de</strong>rholtund immer erfolglos bei dieser o<strong>de</strong>r jener Gattung grösserer Infusoriennach einer An<strong>de</strong>utung fraglicher Organe umgesehen habe.Coelenteraten. Es giebt eine ziemlich grosse Anzahl von Thierenzu verzeichnen, bei welchen die Leibessubstanz in verschie<strong>de</strong>ne Gewebesich zwar geson<strong>de</strong>rt hat, bei welchen aber trotz<strong>de</strong>m ein <strong>Nervensystem</strong>nicht will aufgefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Einen solchen Mangel bietenunter <strong>de</strong>n Coelenteraten die eigentlichen Polypen, sowie die Hydroi d e n und Siphonophoren <strong>da</strong>r.Son<strong>de</strong>rbar genug, <strong>de</strong>r Körper <strong>de</strong>r genannten Thiere hat keineswegsdie Einfachheit und Gleichmässigkeit eines gallertigen Stoffesohne weitere Organisation, vielmehr zeigt sich die Substanz <strong>de</strong>sLeibes <strong>de</strong>utlich differenzirt in Zellen o<strong>de</strong>r Epithelien, in structurloBeHäute und bei vielen selbst in Muskelfasern! Nur die Nerven entiziehen sich <strong>de</strong>r Beobachtung o<strong>de</strong>r sind wirklich nicht vorhan<strong>de</strong>n.Insolange dieses negative Ergebniss bleibt, sind wir gezwungen,anzunehmen, <strong>da</strong>ss die Substanz, welche sich hier zu echten Muskeln; fortgebil<strong>de</strong>t hat, und zwar hie und <strong>da</strong> zu Muskelfasern von höchsterGlie<strong>de</strong>rung, zu quergestreiften Elementen nämlich, immerhin nochdie nervöse Materie mit in 6ich begreife. (Sieh. Zusatz: a.)Vielleicht liesse sich, um dieser Sache einen Theil ihrer Seltsamkeitzu nehmen. an ein an<strong>de</strong>res auffallen<strong>de</strong>s Factum erinnern. Gewiss je<strong>de</strong>mZiutuinen von Erfahrung ist bekannt, <strong>da</strong>ss häufig und insbeson<strong>de</strong>re beiwirbellosen Thieren, Mollusken z. B. die Zahl <strong>de</strong>r Nerven, welche gewisseMuskelpartien anregen sollen, ganz merkwürdig gering ist; ja man trifftwohl auf grössere Muskelabschnitte, in <strong>de</strong>nen wir vergeblich einen Nervenzu erblicken streben. Darf man <strong>da</strong> nicht die Frage aufwerfen, ob <strong>da</strong>s. wa«wir bei höheren Wirbellosen vor uns sehen, nicht ein Nachklang von <strong>de</strong>msei, was die Organisation <strong>de</strong>r Siphonophoren, Actinien etc. im Ganzen bietet,insofern dieselben zwar Muskeln, aber keine Nerven aufzeigen.•v A ° " V er ' Vo . rl " un K tn äb > »erziehen<strong>de</strong> Anat., Ucbereetzg von Meckel, 1809. 8. 344.J) inrenberg, Die Inftulonithierc »^ vollkommne Organlimen. Leipzig mse.


Nemato<strong>de</strong>n, Cesto<strong>de</strong>n. 119Nemato<strong>de</strong>n. Aber auch bei an<strong>de</strong>rn Gruppen, welche man im-System höher als die genannten Coelenteraten zu- steUen pflegt, willes nicht überall glücken, <strong>da</strong>s Dasein von Nerven zu beweisen. Vondieser Art mögen z. B. gewisse Nemato<strong>de</strong>n sein. Unter <strong>de</strong>nälteren Beobachtern läugneten die einen <strong>da</strong>s Dasein von Nerven,während An<strong>de</strong>re Nervenstämme mit zahlreichen Seitenästen beschrieben.Die gleiche Erscheinung wie<strong>de</strong>rholt sich in unsern Tagen.Nach Untersuchungen Meissners sollte <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>rNemato<strong>de</strong>n in hohem Gra<strong>de</strong> entwickelt sein, ja die Grösse <strong>de</strong>sselbenso be<strong>de</strong>utend, <strong>da</strong>ss diese Thiere hierin <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Klassen <strong>de</strong>rWürmer eher voran- als nachstehen. Bald folgten auch bestätigen<strong>de</strong>und ergänzen<strong>de</strong> Mittheilungen an<strong>de</strong>rer Beobachter, und man durftefüglich einigermassen erstaunt sein, wie man über <strong>de</strong>rartige, in sobestimmter Weise entwickelte Organsysteme so lange im Zweifelsein konnte. Musste es aber <strong>de</strong>m unbefangenen Beschauer <strong>de</strong>rans Licht gestellten Zeichnungen auffallen, <strong>da</strong>ss, wenn die Dinge inWirklichkeit sind, wie man sie abgebil<strong>de</strong>t sah, es <strong>da</strong>nn Thiere gäbe,bei <strong>de</strong>nen die Nervenmasse <strong>da</strong>s Muskelsystem an Aus<strong>de</strong>hnung überrage,so konnte es auch nur Be<strong>de</strong>nken erregen, .<strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>n nächstverwandtenThieren die ganze Gruppirung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>sso ungewöhnlich grosse Verschie<strong>de</strong>nheiten an sich tragen soUte. Als<strong>da</strong>her jüngst Schnei<strong>de</strong>r nachwies, <strong>da</strong>ss die mitunter so plastischgezeichneten Ganglien und Nervenstränge entwe<strong>de</strong>r gar nicht existiren,o<strong>de</strong>r wenn vorhan<strong>de</strong>n, nicht Nerven, son<strong>de</strong>rn Muskeln seien,so fühlte sich gewiss mancher Zootom, <strong>de</strong>n die vorhan<strong>de</strong>nen Bil<strong>de</strong>rgestört und beunruhigt hatten, etwas erleichtert. Ich selber unterzogjetzt einige Nemato<strong>de</strong>n und zwar <strong>de</strong>n Ascaris lumbrieoi<strong>de</strong>s <strong>de</strong>sMenschen und <strong>de</strong>n Gordius aquaticus einer Prüfung, wobei ich zu<strong>de</strong>m Resultate kam, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s angebliche <strong>Nervensystem</strong> dieser Thierekein solches sei, ja ich vermochte überhaupt bei genannten zweiWürmern kein <strong>Nervensystem</strong> aufzufin<strong>de</strong>n und musste sie <strong>da</strong>her fürnervenlose Thiere ansehen. Jüngst will in<strong>de</strong>ssen Schnei<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>rdiese Frage fortwährend im Auge behielt und durch neue Forschungenaufzuklären suchte, <strong>da</strong>rthun, <strong>da</strong>ss ein nervöser Ring um<strong>de</strong>n Schlund vorhan<strong>de</strong>n sei. (Sieh. Zusatz: b.)Thiere, <strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> ebenfalls immer noch zweifelhaftist, trotz<strong>de</strong>m <strong>da</strong>ss manche Forscher ein solches erkannt zu habenbehaupten, sind die Bandwürmer (Cesto<strong>de</strong>n). Davon unten bei<strong>de</strong>n „Würmern."Historische und zootomische Zusätze.Es wi<strong>de</strong>rstreitet unsern Vorstellungen über <strong>de</strong>n Bau eines histologischdifferenzirtenThieres allzusehr, <strong>de</strong>n Mangel eines <strong>Nervensystem</strong>s zuzugeben, als<strong>da</strong>ss wir uns nicht zu fortwähren<strong>de</strong>r Vorsicht ermuntert fühlen sollten. Haller*


120Thiere ohne o<strong>de</strong>r mit zweifelhaftem Nervensystiin.z. B. beruft sich zur Stütze seiner Irritabilitätslehre auf. die Nervenlosigkeit <strong>de</strong>rBlutegel, <strong>de</strong>r Regenwürmer, <strong>de</strong>r Schalthiere; K i e 1 m e y e r >) begrün<strong>de</strong>t mancheseiner biologischen »Gesetze« auf <strong>de</strong>mselben vermeintlichen Mangel au Nervenbei Würmern, Muscheln und Seeigeln. Vollständigere Untersuchungen <strong>de</strong>ckte»hier überall ein <strong>Nervensystem</strong> auf. Dies vorausgeschickt sei zur Erläuterung<strong>de</strong>ssen, was oben über nervenlose Thiere ausgesagt wur<strong>de</strong>, folgen<strong>de</strong>s bemerkt.a) Unsere Süsswasserpolypen (Hydro) bestehen, wie ich gezeigt'),aus Zellen und homogenen Häuten. Die <strong>da</strong>s eigentliche Leibesparenchym bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nZellen haben einen contractilen Inhalt. Von Zellen, welche sich zu Muskel- o<strong>de</strong>rNervenfasern fortgebil<strong>de</strong>t hätten, ist nichts vorhan<strong>de</strong>n. (S. 69.)Wesentlich an<strong>de</strong>rs sind die Verhältnisse bei <strong>de</strong>n Siphonophoren,A c t i n i e n und übrigen Polypen. Zwar wur<strong>de</strong> noch in neuester Zeit behauptet,<strong>de</strong>n Siphonophoren gehe eine Zusammensetzung aus Zellen ab, was abervon an<strong>de</strong>rn Beobachtern bestimmt in Abre<strong>de</strong> gestellt wur<strong>de</strong>; G e g e n b a u r u. A.unterschie<strong>de</strong>n Epithelien, Bin<strong>de</strong>substanz, evi<strong>de</strong>nte Muskeln, nur von Nervenkonnte keine Spur aufgefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, was um so unbequemer sein muss, alsdie so nahe vorwandten und ausser<strong>de</strong>m in entsprechen<strong>de</strong>r Weise histologischdifferenzirten Scheiben- und Rippenquallen ein <strong>Nervensystem</strong> besitzen sollen.b) Was die Nemato<strong>de</strong>n betrifft, so haben sich" die Untersuchungen <strong>de</strong>rNaturforscher, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>m Aufspüren <strong>de</strong>r Nerven zugewen<strong>de</strong>t waren, immerum die seit alter Zeit an diesen Thieren wahrgenommenen Längslinien gedreht,<strong>da</strong>nn auch noch namentlich in neuerer Zeit um einen <strong>de</strong>n Oesophagus umschliessen<strong>de</strong>nRing.Ascaris lumbricoi<strong>de</strong>s besitzt vier Längslinien, die hier, wie an <strong>de</strong>n grösseronArten überhaupt, schon <strong>de</strong>m unbewaffneten Auge zwischen <strong>de</strong>r Längsmusculaturauffallen. Abgesehen von <strong>de</strong>n älteren Beobachtern, Vallisneri, Wernerund Ze<strong>de</strong>r, welche sie für Nerven o<strong>de</strong>r Tracheen angesehen hatten, sprachC u v i e r und mit ihm C a r u s die bei<strong>de</strong>n (breiteren) Seitenlinien für Nerven an.Otto 8 ) hingegen <strong>de</strong>utet die Bauch- und Rückenlinie als »feine knotige Nervenstränge«und um <strong>da</strong>s Auffallen<strong>de</strong> zu beseitigen, <strong>da</strong>ss am Bauch und am Rückenein Nervenstrang verlaufe, vergleicht er <strong>de</strong>n Rückenstrang <strong>de</strong>m Nervus recurrens<strong>de</strong>r Insecten. Die breiteren Seitenlinien spricht er als Bän<strong>de</strong>r an, auf welchen«noch ein feiner Fa<strong>de</strong>n, ein Luftgefäss, locker liege.Am schärfsten für die <strong>da</strong>malige Zeit fasste <strong>de</strong>r auch sonst sehr genaueKojanus') <strong>de</strong>n Gegenstand ins Auge. Er stellt durch die mikroskopischeUntersuchung fest, <strong>da</strong>ss die Seitenlinien ein geschlängeltes Gefiiss enthalten undganz \erschie<strong>de</strong>n seien von <strong>de</strong>r Rücken- und Bauchlinie, an welche sich fa<strong>de</strong>nartipeStiele festsetzen, die hinwie<strong>de</strong>rum in nahe liegen<strong>de</strong> Bläschen führen. DieWaschen heften sich wie<strong>de</strong>r durch an<strong>de</strong>re Stiele theils an die Längcnmuskeln,theils an <strong>de</strong>n Darmkanal fest. Was dieses ganze System <strong>de</strong>r Bauch- und Rückenliniesummt Bläschen und Fä<strong>de</strong>n zu be<strong>de</strong>uten habe, spricht B. nicht entschie<strong>de</strong>naus, dich <strong>de</strong>nkt er an Athembläschen und Muskelbün<strong>de</strong>l. Aber ausdrücklichhebt er hervor, <strong>da</strong>ss keine <strong>de</strong>r vier Längslinien Nervenstränge Bein können, undwir seien <strong>da</strong>her <strong>de</strong>n Nerven <strong>de</strong>s Spulwurms noch gar nicht auf die Spur gekommen.C1 o q u e t 6 ) kennt ebenfalls <strong>de</strong>n Unterschied <strong>de</strong>s Baues zwischen <strong>de</strong>r BauchundRückenlinie einer- und <strong>de</strong>n Seitenlinien andrerseits. Doch hält er die ersterenfür Nerven, die an<strong>de</strong>rn für Organe <strong>de</strong>s Kreislaufes.Siebold 6 ), welcher die nervöse Natur <strong>de</strong>r Bauch- und Ruckenlinie <strong>de</strong>rNemato<strong>de</strong>n im Allgemeinen seiner Zeit nicht gelten Hess, betrachtet doch <strong>de</strong>nvon Otto (a. a. 0.) aus Strongyltu gigas beschriebenen und abgebil<strong>de</strong>ten Längsstranpals einen wahren Nervenstrang; er sei verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Längslinicn<strong>de</strong>r i) Spulwürmer. Kielmeyer, Trotz<strong>de</strong>m üb. d. Verhältnisse <strong>da</strong>ss ich <strong>de</strong>r nicht organischen selbst in Kräfte <strong>de</strong>r etc. Lage 1793. war, — 2) genanntenLeydig,Thier üb. d. Bau zu untersuchen, <strong>de</strong>r Hydren , Archiv möchte f. Anat. ich doch u. Pbys. einiges 1854. gegen - S) Otto diese Im Deutung Magazin einwen<strong>de</strong>n.d. Gesellscli.naturforsch. Freun<strong>de</strong> zu Berlin, 1S16. - 4) Bojanus, Bnthelminthiea, Isis, IUI. - 6) Cloquet,Anatomie 4et rtrt tntettinauM, Atearit lumbrieoi<strong>de</strong>t et Bchinorhynehut gigat. 18ü4. Vergl.auch die Zusjunmeiustellunj? <strong>de</strong>s Beobachteten und <strong>de</strong>r Deutungen sowohl


Nemato<strong>de</strong>n. 121Otto hebt nämlich hervor, <strong>da</strong>ss ge<strong>da</strong>chter Nervenstrang »im frischen Znstan<strong>de</strong>durch seine blen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Weisse« in die Augen falle. Nun zeigt aber, soweit meineErfahrung geht, bei keinem wirbellosen Thier <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> aus Mangelfetthaltiger Markschei<strong>de</strong>n frisch eine »blen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Weisse«, son<strong>de</strong>rn die constanteFarbe <strong>de</strong>r Nervensubstanz, abgesehen natürlich von stellenweise eingestreutenPigmentirungen ist im frischen Zustan<strong>de</strong> ein mattes Grau. Die Längslinien <strong>de</strong>rSpulwürmer besitzen, wie ich sehe, eine blen<strong>de</strong>nd weisse Farbe durch die dichteingestreuten Fettkörnchen und grössern Fetttröpfchen, und ebenso wird sichswohl auch mit <strong>de</strong>m vermeintlichen »Nervenstrang« <strong>de</strong>s Strongylus verhalten. DieKnoten, welche Otto gesehen haben wollte, hat schon Siebold berichtigt,und weDn man sich an die Abbildung ') wen<strong>de</strong>t, so wird man durch die Art, inwelcher <strong>de</strong>r Zeichner <strong>de</strong>r Figur die abgehen<strong>de</strong>n Aeste gehalten hat, durchausan die Quermuskeln <strong>de</strong>r Spulwürmer erinnert.Die Arbeit von Blanchard ') möchte die in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong> Angelegenheitkaum geför<strong>de</strong>rt haben. Auch B. sieht in <strong>de</strong>n Bauch- und Rückenlinien dieNervenstränge; ausser<strong>de</strong>m aber will er eine Art Schlundring mit gangliöser Anschwellungbeobachtet haben.Der Stand <strong>de</strong>r Frage war <strong>de</strong>mnach bis vor Kurzem <strong>de</strong>r. Durch die Untersuchungenvon B o j a n u s und C1 o q u e t erschien festgestellt, <strong>da</strong>ss die somanchfach ge<strong>de</strong>uteten vier Längslinien <strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n unter sich wesentlich verschie<strong>de</strong>nseien, was als ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Fortschritt in <strong>de</strong>r Kenntniss dieser Gebil<strong>de</strong>anzusehen war. Man hatte erkannt, <strong>da</strong>ss die Seitenlinien ein Gefässrohrenthalten, was nicht <strong>de</strong>r Fall sei mit <strong>de</strong>n Bauch- und Rückenlinien, welche hinwie<strong>de</strong>rum<strong>da</strong>durch ausgezeichnet erschienen, <strong>da</strong>ss unzählige Fä<strong>de</strong>n nach bei<strong>de</strong>nSeiten von ihnen abgingen. Sind nun diese Längslinien und ihre SeitenstrahlenNerven o<strong>de</strong>r nicht? Da man früher zu einer Zeit, in <strong>de</strong>r dieForscher mit <strong>de</strong>n Geweben nie<strong>de</strong>rer Organismen noch weniger vertraut waren, beiBeantwortung einer <strong>de</strong>rartigen Frage nur von gewissen allgemein morphologischenund physiologischen Gesichtspunkten sich leiten lassen konnte, so <strong>da</strong>rf man sichkaum wun<strong>de</strong>rn, <strong>da</strong>ss die Meinung, ob bestimmte Theile Nerven o<strong>de</strong>r etwas An<strong>de</strong>resseien, hin und her schwankte. Aber selbst neuere Beobachter, welche mit histologischemWissen und verbesserten Hülfsmitteln <strong>de</strong>r Untersuchung ausgerüstet,<strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n von Neuem prüften, scheinen trotz aller Kenntnisse, welche sie über die elementare Zusammensetzung <strong>de</strong>r Gewebe vor <strong>de</strong>nälteren voraushatten, <strong>de</strong>nnoch in die früheren Irrthümer zurückgefallen zusein. So insbeson<strong>de</strong>re Meissner, Walter, Wedl.Nach Meissner 8 ) besteht <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von Mermis albicans auseinem centralen Theil, einem peripherischen und <strong>de</strong>m Eingewei<strong>de</strong>nervensystem.Das erstere sei ein Schlundring, aus einem oberen und unteren Schlundgangliongebil<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>mit im Zusammenhang stehen noch vor<strong>de</strong>re und hintere Kopfganglien;ausser<strong>de</strong>m repräsentiren noch drei im äussersten En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schwanzes gelegeneGanglien eine centrale Partie <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s. Alle diese Ganglien bestehenaus charakteristischen Ganglienzellen. Das peripherische <strong>Nervensystem</strong> sei zusammengesetztaus vier längs <strong>de</strong>s Körpers herablaufen<strong>de</strong>n Strängen, wovon dreiHaut und Muskeln versorgen, <strong>de</strong>r vierte <strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong>nerven vorstellt; vonallen entspringen auf bei<strong>de</strong>n Seiten kleinere Aeste, die oft Plexus bil<strong>de</strong>n undsich an die Muskeln und Eingewei<strong>de</strong> ansetzen. Der histologische Bau erscheintetwas ungewöhnlich: we<strong>de</strong>r die Stämme noch die Aeste haben ein Neurilemm,zeigen auch keinen eigentlichen faserigen Bau; sind vielmehr homogene Stränge,von vielen grösseren und kleineren Oeffnungen durchbrochen, wodurch eine ArtFaserverlauf ange<strong>de</strong>utet erscheint. Die zu <strong>de</strong>n Muskeln gehen<strong>de</strong>n Nerven verschmelzen,nach<strong>de</strong>m sie sich an <strong>de</strong>r Ansatzstelle zu einem Dreieck verbreiterthaben, mit <strong>de</strong>m Rand <strong>de</strong>s Muskelbün<strong>de</strong>ls. — Mermis nigricans soll <strong>de</strong>r M. albicansin Form und Entwicklung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s kaum nachstehen, auch hier seienverschie<strong>de</strong>ne einen Schlundring bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kopfganglien vorhan<strong>de</strong>n, ebenso in <strong>de</strong>rSchwanzspitze 1) Otto a. a. zwei O. Taf. Ganglien; V, fg. 1. im — 2) Leibe Blanchard, herab, am Rech, Bauch tur l'organitation und Rücken <strong>de</strong>t zwei Vert,Nervenstränge Ann. d. te. natur. mit 18111. zahlreichen — 9) Meissner, Seitenästen. Beitr. m. Anat. u. Phys. von Mermit albicaut,Ztschrft f. wiss. Zool. Bd. V, 1S53.


122 Thiere ohne o<strong>de</strong>r mit zweifelhaftem <strong>Nervensystem</strong>.Sehr abweichend von Mermis verhalte sich die Gattung Gordius '); es fin<strong>de</strong>sich nur ein einziger Nervenstrang auf <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s Bauches, <strong>de</strong>r im Kopfen<strong>de</strong>zu einer <strong>de</strong>n Schlund ringförmig umgeben<strong>de</strong>n centralen Partie sich gestalte.Im Anschluss an Meissner erklärte im Jahr <strong>da</strong>rauf Walter*) anOxyuris ornata, »nach langem und unermüdlichem Forschen«, ein <strong>Nervensystem</strong>ent<strong>de</strong>ckt zu haben, welches in seiner anatomischen Anordnung und in <strong>de</strong>n histologischenVerhältnissen die grösste Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>m von Mermis albicans<strong>da</strong>rbotWedl s ) in Wien wollte ein entwickeltes <strong>Nervensystem</strong> bei zahlreichenNemato<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gattungen Ascaris, Filaria, Physaloptera, Spiroptera, Hedrwris,Sirongylus gefun<strong>de</strong>n haben; er theilte solche umständliche und merkwürdigehistologische Daten mit. <strong>da</strong>ss ich »in <strong>de</strong>r Voraussetzung, <strong>da</strong>ss die MittheilungenWedl's auf richtigen Beobachtungen beruhen«, sie als einen wichtigen Beitragzur histologischen Kenntniss <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>r Evertebraten (in m. HistologieS. 185) begrüssen zu müssen glaubte, was wahrscheinlich unterblieben wäre,hätte ich gleich <strong>da</strong>mals eine Nachprüfung vorgenommen.Was ich <strong>da</strong>zumal unterlassen, geschah in<strong>de</strong>ssen von An<strong>de</strong>rn, Zuerstmachte Clapare<strong>de</strong> 4 ) gelegentlich seiner Untersuchungen über Form und Befruchtung<strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rauf aufmerksam, <strong>da</strong>ss die von Meissner an <strong>de</strong>nGordiaceen beschriebenen Nerven doch in <strong>de</strong>r That keine Nerven wären, son<strong>de</strong>rnQuermuskeln; ein <strong>Nervensystem</strong> habe er bei <strong>de</strong>n Nemato<strong>de</strong>n überhaupt nichtfin<strong>de</strong>n können. Das Jahr <strong>da</strong>rauf erschien <strong>da</strong>nn die im hohen Gra<strong>de</strong> wichtigeArbeit von A.Schnei<strong>de</strong>r 6 ), die offenbar auf sehr ausge<strong>de</strong>hnteroUntei suchungenfnsst und die Angaben von Meissner, Walter und Wedl kritisch beleuchtet.Es geht <strong>da</strong>raus hervor, <strong>da</strong>ss Meissner's an Mermis beschriebenesperipherisches <strong>Nervensystem</strong> in <strong>de</strong>r That, wie schon Clapare<strong>de</strong> gesagt hatte,Muskeln sind; <strong>da</strong>ss ferner die Gehirnganglien in ihrer Structur keine Aehnlichkeitmit <strong>de</strong>r eines Nervencentralorgans haben; ja die von Walter abgebil<strong>de</strong>tenHirn- und Afterganglienmassen konnte Schnei<strong>de</strong>r gar nicht, we<strong>de</strong>r an Oxyuris,noch bei an<strong>de</strong>rn Nemato<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n. Die drei Längsnervenstämme Waltersseien gewiss nicht vorhan<strong>de</strong>n. Die Längsnervenstämme Meissner's entsprechen<strong>de</strong>n Medianlinien <strong>de</strong>r übrigen Nemato<strong>de</strong>n und diese Linien für nervös zu erklären,liege kein Grund vor. Wedl's Ganglienzellenketten, welche auf <strong>de</strong>rBauch- und Rflckenfliiche verlaufen sollen, sind die Muskeldreiecke, welcheMeissner als terminale Nervondreiecke beschrieben hatte; die kettenartigeVerbindung dieser angeblichen Ganglien fällt von selbst weg. Dass <strong>de</strong>r vonWedl bei Hedrvris androphora abgebil<strong>de</strong>te Ring um <strong>de</strong>n Oesophagus, sowie<strong>de</strong>r gleiche von Lieberkühn •) <strong>da</strong>rgestellte Ring von einem Nemato<strong>de</strong>n aus<strong>de</strong>r Ente ein Nervencentraloreran sei, lasse sich einstweilen nicht beweisen.Eberth 7 ) in seinen Beiträgen zur Anatomie und Physiologie <strong>de</strong>s Trichocephalusdispar erklärt, <strong>da</strong>ss er von verschie<strong>de</strong>nen und <strong>da</strong>runter kleinen Nemato<strong>de</strong>nein hoch entwickeltes <strong>Nervensystem</strong> kennen gelernt habe, beim Peitscheuwnrmaber keine Spur von Nerven habe fin<strong>de</strong>n können. Weitere Be<strong>de</strong>nkenscheinen bei ihm rege gewor<strong>de</strong>n zu sein nach Untersuchung an Heterakis vesicularis,sowie von Strongylus tenuis.Um mir ein selbständiges Urtheil zu verschaffen, so habe ich •) AscarisJumhricoi<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Menschen und <strong>de</strong>n Gordius aquaticus auf <strong>da</strong>s angebliche <strong>Nervensystem</strong>zerglie<strong>de</strong>rt, wozu ich Thiere nahm, die frisch in Weingeist, an<strong>de</strong>re, diein Essig geworfen wor<strong>de</strong>n waren. Ausser <strong>de</strong>r gewöhnlichen Präparationsweisein es sehr för<strong>de</strong>rlieh. Längs- und Querschnitte durch <strong>da</strong>s Thier zu machen. Ansolchen Querschnitten lässt sich sofort feststellen, <strong>da</strong>ss die zwei Seitenlinien ineinem wichtigen Punkte von <strong>de</strong>n zwei Medianlinien verschie<strong>de</strong>n seien. Alle vierLinien entstehen zwar zunächst so, <strong>da</strong>ss die zwischen <strong>de</strong>r Cuticula und <strong>de</strong>r Längs-1) Meissner, Beitr. t. Anat. u. Pbys. d. Gordl:ic ceii, Ztai-hrft f. wiss. Zool. Bd. VII,!•>•*. — t) Walter, Zt» hrift f. wU* /.


Nemato<strong>de</strong>n. 123musculatur sich ausbreiten<strong>de</strong> Hautlage, ihrer Be<strong>de</strong>utung nach wohl die Matrix<strong>de</strong>r Cuticula, zwischen <strong>de</strong>n Muskeln hindurch nach innen dringt und hier einenverdickten Längsstreifen erzeugt; aber die Seitenlinien, schon fürs freie Augebreiter als die Medianlinien, schliessen noch ein eigenwandiges Rohr in sich, <strong>da</strong>s<strong>de</strong>n Medianlinien fehlt. An diese hingegen, also an die Bauch- und Rückenlinie,treten von <strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n vier Längslinien liegen<strong>de</strong>n Muskelfel<strong>de</strong>rn quereStreifen herüber, was nicht <strong>de</strong>r Fall ist mit <strong>de</strong>n Seitenlinien.Die letztern sammt ihrem innern Rohr, über <strong>de</strong>ssen Bau und Be<strong>de</strong>utung späterzu berichten sein wird, berühren uns in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Frage nach <strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong>nicht, wir haben jetzt nur die Medianlinien in Betracht zu ziehen. Im Hinblickauf ihre Form im Querschnitt habe ich schon ange<strong>de</strong>utet, <strong>da</strong>ss sie nach innenmerklich dicker sind als nach aussen, an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>s Ueberganges zur Matrix<strong>de</strong>r Cuticula. In <strong>de</strong>r feineren Structur stimmen sie im Wesentlichen mit <strong>de</strong>r Matrix<strong>de</strong>r Cuticula überein. Gleich dieser (S. 22) haben sie keinen eigentlich zelligenBau, son<strong>de</strong>rn bestehen aus einem fein granulären Stoff, in welchem kleine. Nucleizerstreut eingebettet liegen, die wohl zu unterschei<strong>de</strong>n sind von <strong>de</strong>n zahlreichenFettkörnern und Fetttropfen, die <strong>de</strong>m Ganzen <strong>da</strong>s intensiv weisse Aussehen verleihen.In <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula von Thieren, die wochenlang in Essigsäuregelegen hatten und <strong>de</strong>ren Haut gut abziehbar ist, bemerkt man ausser<strong>de</strong>m nochin grösseren Abstän<strong>de</strong>n helle zellige Gebil<strong>de</strong> von ziemlichem Umfang, die wahrscheinlichin die Reihe von Hautdrüsen gehören; sie fehlen in <strong>de</strong>n Medianlinien.Beachtenswerth <strong>da</strong>rf sein, <strong>da</strong>ss die Medianlinien nach <strong>de</strong>m Leibesraum hinsich etwas aufhellen und <strong>da</strong>bei eine an<strong>de</strong>re Structur annehmen. Durch <strong>da</strong>s an dieserStelle erfolgen<strong>de</strong> Auftreten kleiner zelliger Elemente bil<strong>de</strong>t sich gleichsam aus<strong>de</strong>m inneren En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Medianlinie ein beson<strong>de</strong>rer kleinzelliger Strang hervor.Derselbe entspricht wohl <strong>de</strong>n Längsstämmen, welche Me issn er bei an<strong>de</strong>rnNemato<strong>de</strong>n für Nerven erklärt; eine Be<strong>de</strong>utung, die sie in<strong>de</strong>ssen unmöglich habenkönnen, <strong>da</strong> sie zum Ansatz <strong>de</strong>r zweifellosen Quermuskeln dienen. Damit wärenwir bei <strong>de</strong>n Organen angelangt, welche durch ihre zum Theil eigenthümlichenVerhältnisse die Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>s vermeintlichen <strong>Nervensystem</strong>s irre geführt haben.Die unter <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula herabziehen<strong>de</strong> Leibesmusculatur bestehtnämlich aus Elementen, welche, allgemein gesagt, die Beschaffenheit breiter Bän<strong>de</strong>ran sich tragen, so gestellt, <strong>da</strong>ss ihre eine Kante gegen die Haut, die an<strong>de</strong>re gegendie Leibeshöhle gerichtet erscheint. Diese ban<strong>da</strong>rtig platten Muskeln ») sind, aufihren feineren Bau besehen, nicht homogen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>utlich in eine helle Rin<strong>de</strong>nun<strong>de</strong>ine körnige Achsensubstanz differenzirt. Die Rin<strong>de</strong>nsubstanz hat sich fernernach ihrer ganzen Dicke in fibrilläre Längsabtheilungen geson<strong>de</strong>rt, was die Ursacheist, <strong>da</strong>ss auf <strong>de</strong>m Querschnitt die Rin<strong>de</strong>nlage <strong>de</strong>s Muskels scharf quergestreiftsich zeigt. Wichtig wird jetzt für uns, <strong>da</strong>ss nach <strong>de</strong>r ganzen Länge<strong>de</strong>s Körpers diese Längsmuskeln quer verlaufen<strong>de</strong> Fortsätze zu <strong>de</strong>n Medianlinienentsen<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn die Stellen, wo die Fortsätze abgehen, sind die Meissner'-sehen terminalen Nervendreiecke und die Wedl'schen »Ganglienzellen.« MeineBeobachtungen stimmen <strong>da</strong>her, was die musculöse Natur <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Medianliniengehen<strong>de</strong>n Fortsätze betrifft, mit <strong>de</strong>nen von A. Schnei<strong>de</strong>r überein und möchtehierzu noch eines bemerken. Der eben genannte Forscher lässt die Quermuskelnnur aus <strong>de</strong>r Marksubstanz <strong>de</strong>r Längenmuskeln hervorgehen, was für Ascarislumbrieoi<strong>de</strong>s nicht durchweg richtig ist. Um sich hiervon zu überzeugen, trageman aus Thieren, die in Essig aufbewahrt waren und unter Wasser <strong>de</strong>r Längenach aufgeschnitten sind, mit <strong>de</strong>r Scheere scharfe Schnitte von <strong>de</strong>m Balkenwerk<strong>de</strong>r Muskeln ab, vermei<strong>de</strong> <strong>da</strong>nn je<strong>de</strong>n Druck und man wird sehen, <strong>da</strong>ss einzelneQuermuskeln auf ihrem Querschnitt dieselbe Son<strong>de</strong>rung, wenn auch viel zarter,wie die Längenmuskeln zeigen: nämlich eine Achsensubstanz, hier homogen, un<strong>de</strong>ine querstreifige Rin<strong>de</strong>. Solche Quermuskeln stellen <strong>de</strong>mnach Fortsätze o<strong>de</strong>rAusläufer <strong>de</strong>s ganzen Muskels <strong>da</strong>r, nicht bloss eines Theiles <strong>de</strong>sselben.Die merkwürdigen beuteiförmigen Organe hingegen, welche schon so oftdie Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r Beobachter erregten, sind, wie es von Schnei<strong>de</strong>rangegeben1) Auf diewird,grosseausEigenthümliclikeit<strong>de</strong>r Marksubstanzdieser<strong>de</strong>rMuskelnMuskelnwur<strong>de</strong>hervorgegangen.söhon oben S.Querschnitte81 hinge<strong>de</strong>utet.sind auch hiefür sehr belehrend, <strong>da</strong> sie zeigen, wie die quergestreifte Rin<strong>de</strong> <strong>de</strong>sMuskels noch e,ine Strecke weit die Wand <strong>de</strong>r Blase mitbil<strong>de</strong>n hilft, <strong>da</strong>nn aberunter allmähliger Verjüngung aufhört, während <strong>de</strong>r Blaseninhalt in Continuität


J24Thiere ohne o<strong>de</strong>r mit zweifelhaftem <strong>Nervensystem</strong>.zur Marksubstanz bleibt. Die Wand <strong>de</strong>r Beutel bietet jetzt zwei Conturen; dieäussere ist die Fortsetzung <strong>de</strong>s Sarcolemma's, die innere die Grenzlinie <strong>de</strong>r Marksubstanz.Das Sarcolemma <strong>de</strong>r Beutel spinnt sich noch innerhalb <strong>de</strong>s Leibesraumesin ein feines Maschenwerk aus zur Verbindung <strong>de</strong>r Beutel untereinan<strong>de</strong>r,sowie mit <strong>de</strong>r Tunica propria <strong>de</strong>r Eingewei<strong>de</strong>. Im vor<strong>de</strong>rsten Körperen<strong>de</strong>, allwodie Entwicklung solcher blasigen Anhängsel <strong>de</strong>r Muskeln noch unbe<strong>de</strong>utend ist,treten die Quermuskeln mit <strong>de</strong>m kernhaltigen »Dreieck« von <strong>de</strong>n Längsmuskelnab; sobald aber, wie dies ällmählig nach hinten zu geschieht, die Beutel grossund zahlreich gewor<strong>de</strong>n, kommen die Quermuskeln auch von <strong>de</strong>n Beuteln undwen<strong>de</strong>n sich nach <strong>de</strong>n Medianlinien hin. Auch ist es ein nicht seltenes Vorkommniss,<strong>da</strong>ss die Beutel verschie<strong>de</strong>ner Längsmuskeln unter sich durch quereMuskeln verbun<strong>de</strong>n sind. Fasst man ins Auge, wie die Muskeln sich an diezwei Längslinien ansetzen, so fin<strong>de</strong>t man, <strong>da</strong>ss sie dort wie geflechtartig sichineinan<strong>de</strong>r schieben und zuletzt in pinselförmiger Auflösung an <strong>de</strong>n oben bezeichnetenkleinzelligen Strang sich verlieren. Bei Betrachtung sorgfältig präpanrterMedianlinien und <strong>de</strong>r anhaften<strong>de</strong>n Quermuskeln; in <strong>de</strong>r Lage, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rLeibesraum <strong>de</strong>m Beschauer sich zukehrt, erblickt man noch über <strong>de</strong>n Muskeln,also zu innerst ein feines Wabenwerk aus Bin<strong>de</strong>gewebsstreifen, <strong>da</strong>s, wie schonvorhin gesagt, mit <strong>de</strong>n Muskelhüllen zusammenhängt, und wobei hier noch insbeson<strong>de</strong>rehervorgehoben zu wer<strong>de</strong>n verdient, <strong>da</strong>ss man in Glycerinpräparaten an<strong>de</strong>n Quermuskeln nicht bloss Rin<strong>de</strong> und Mark, son<strong>de</strong>rn auch die unter diesenUmstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich abstehen<strong>de</strong> Hülle unterschei<strong>de</strong>n kann. Weiterhin bietet sichan solchen Präparaten noch etwas <strong>da</strong>r, was vielleicht zu Irrungen Anlass gab.Man glaubt nämlich, zu bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Stranges, <strong>de</strong>m die Quermuskeln zustreben,zwischen <strong>de</strong>n Ansatzstellen <strong>de</strong>r letzteren, grosse Zellen zu sehen, diean manche <strong>de</strong>r Meissner' sehen Figuren erinnern, in <strong>de</strong>r That aber nurkleinere <strong>de</strong>r erwähnten Blasen im scheinbaren Querschnitt sind.Das Ergebniss meiner Untersuchung ist <strong>da</strong>her, <strong>da</strong>ss bei Ascaris lumbrieoi<strong>de</strong>sdie Bildungen, welche von An<strong>de</strong>rn als Nerven und Ganglienzellen beschriebenwur<strong>de</strong>n, nicht dieses, son<strong>de</strong>rn Muskeln sind und folglich habeman <strong>de</strong>n Theil <strong>de</strong>r Medianlinie, an welchen sich die Quermuskeln ansetzen, als<strong>de</strong>n festen Punkt zu betrachten, gegen <strong>de</strong>n die Muskeln wirken.Schnei<strong>de</strong>r macht in seiner Abhandlung bei Ascaris lumbrieoi<strong>de</strong>s nochauf »ein System von Fasern« aufmerksam, von <strong>de</strong>nen er unentschie<strong>de</strong>n lässt, obes Gefässe o<strong>de</strong>r Nerven o<strong>de</strong>r keines von bei<strong>de</strong>n seien, obschon er für sich einegewisse Geneigtheit zugesteht, die »Fasern« für Nerven zu halten. Ich möchtemit Rücksicht hierauf erklären, <strong>da</strong>ss ich dieselben durchaus nicht für Nervengelten lassen kann. Man führt sich fragliche Fasern am leichtesten an grössernHautstücken vor von Thieren, die einige Tage in Essig gelegen haben, wo mansie in <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula verlaufen sieht und zwar in ziemlich grossen Abstan<strong>de</strong>nquer o<strong>de</strong>r schräg zwischen <strong>de</strong>n Median- und Seitenlinien. In <strong>de</strong>r hinternKörperhälfte scheinen sie weniger zahlreich zu sein als in <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>m. Ihre•u l l e i Au^vhf ' n und Panzer Habitus erinnert mich an die »Wassergefässe« undich halte sie vor<strong>de</strong>rhand auch für Abzweigungen <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Seitenlinien eingeschlossenenLängskanäle.Was <strong>da</strong>s von Meissner an Gordius beschriebene <strong>Nervensystem</strong> anbelangt,so kann ich meinen Beobachtungen zufolge we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Thatsächlichen, nochin <strong>de</strong>r Deutung <strong>de</strong>s Gesehenen mit genanntem Autor übereinstimmen. Ich kannvor Allem die Bemerkung nicht unterdrücken, <strong>da</strong>ss M. selbst wohl kaum gewisselheile, wie er gethan. als <strong>Nervensystem</strong> ausgegeben hätte, wenn ihm nicht »einetraueren Mittlnilungen über ein so hoch or^inisirtes <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r MermigartengewisBermassen die Verpflichtung auferlegt hätten, auch bei <strong>de</strong>n so nahverwandten Gordien ein gleiches Organsystem nachzuweisen. Desshalb namentlichwie nur scheint — beschrieb M. als solches einen »ban<strong>da</strong>rtigen schmalenStrang« in .Irr Furche <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s Bauches und fest geheftet an die unterer loche <strong>de</strong>s Bauchstranges. Der Nervenstrang sei hell, glänzend, zeige keine Zusammensetzungaus Fibrillen, son<strong>de</strong>rn stelle ein homogenes Band vor, auch dievom btamm in kleinen Abstän<strong>de</strong>n entspringen<strong>de</strong>n Aeste seien homogen undglänzend Ich frage Je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> wirbelloser Thiere untersu.hthat. ob er ein zweites Beispiel kennt, <strong>da</strong>ss die nervösen Theile <strong>de</strong>rglei, hen Eigenschaftenan sich trapen. Schwerlich, doch könnte es a priori immerhin ein solche«<strong>Nervensystem</strong> geben.


Nemato<strong>de</strong>n.125Meine Beobachtungen lassen mich aber die Dinge an<strong>de</strong>rs sehen als Meissner.Zunächst habe ich zu bemerken, <strong>da</strong>ss ich <strong>de</strong>n ban<strong>da</strong>rtigen Nervenstrang nichtals etwas selbständiges anzuerkennen vermag, son<strong>de</strong>rn nur als einen integriren<strong>de</strong>nTheil <strong>de</strong>s sog. Bauchstranges <strong>de</strong>r Medianlinie, genauer gesagt, als einen Theil<strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bauchstranges. Wenn ich auch noch so viele Querschnitte anfertige,immer stellt er sich mir in <strong>de</strong>r angegebenen Weise <strong>da</strong>r-, während M.a. a. 0. Taf. HI. fg. 7 unter <strong>de</strong>m Bauchstrang g noch <strong>de</strong>n Nervenstrang f alsetwas von diesem verschie<strong>de</strong>nes zeichnet Ich sehe zwischen »Bauchstrang undNervenstrang« keine Grenzlinie, son<strong>de</strong>rn mir erscheint <strong>de</strong>r Nervenstrang alsdie zwischen die Muskelfurche <strong>de</strong>s Bauches sich einsenken<strong>de</strong>Hülle <strong>de</strong>s »Bauchstranges.« Der letztere wür<strong>de</strong> eben in seiner Ganzheiteinen rein cylindrischen Querschnitt haben, wenn nicht seine Hülle sich <strong>de</strong>r Bauchfurcheanzupassen hätte, mit an<strong>de</strong>rn Worten, die Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s rundlichen Bauchstrangserhebt sich nach unten in einen Längskamm, <strong>de</strong>r sich zwischen die Bauchfurche<strong>de</strong>r Muskeln eindrängt. Damit steht <strong>de</strong>nn auch ganz im Einklang, was manan <strong>de</strong>m leicht auf grössere Strecken <strong>de</strong>r Länge nach isolirbaren Bauchstrang wahrnimmt.Nie wird man auch unter diesen Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Mei ssner'schen Nervenstrangvon <strong>de</strong>m Bauchstrang abgelöst sich vorführen können, vielmehr sieht manjetzt ebenso <strong>de</strong>utlich, namentlich wenn <strong>de</strong>r Bauchstrang seine untere Fläche <strong>de</strong>mBeschauer zuwen<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r vermeintliche Nervenstrang die, jetzt gern etwas gekräuseltverlaufen<strong>de</strong>, kammartige Erhebung <strong>de</strong>s Bauchstranges ist. Diese Erhebunghat ein glänzen<strong>de</strong>s Aussehen, und von ihr weg gehen zahlreiche scharfe, divergiren<strong>de</strong>Querstreifen, abej: sie hat nicht die entfernteste Aehnlichkeit mit Nervensträngenan<strong>de</strong>rer Wirbellosen. Und welche Bewandtniss hat es mit <strong>de</strong>n Seitennerven,welche M. von <strong>de</strong>m centralen Strang entspringen lässt? Ich erkläre mir sie so,<strong>da</strong>ss die zahlreichen Querwülste, welche vom firstartigen Längskamm <strong>de</strong>s »Bauchstranges«nach bei<strong>de</strong>n Seiten abgehen und durch scharfe, an elastische Fasernerinnern<strong>de</strong> divergiren<strong>de</strong> Querstreifen mit bedingt sind, <strong>da</strong>für genommen wur<strong>de</strong>n;wobei ich auf meinen obigen Ausspruch zurückkommen möchte: ich glaube nicht,<strong>da</strong>ss ein Unbefangener die geringste Veranlassung hätte, an <strong>de</strong>m frei vor ihmliegen<strong>de</strong>n, die Bauchseite nach oben kehren<strong>de</strong>n Bauchstrang, die zahlreichen,lichten, hellglänzen<strong>de</strong>n, erhöhten Querstreifen, immer <strong>da</strong>neben die mit Schattengefüllten Furchen, für Nervenfä<strong>de</strong>n zu halten, ganz abgesehen <strong>da</strong>von, <strong>da</strong>ss keinerdieser »Nerven« über <strong>de</strong>n Contur <strong>de</strong>s Bauchstranges hinausragt, son<strong>de</strong>rn unterallmähliger Verbreiterung nach aussen und ohne abschliessen<strong>de</strong> Linie so in dieMembran <strong>de</strong>s Bauchstrangs sich verliert, wie es eben ein Querwulst thun muss.Noch will ich im Hinblick auf die Structur <strong>de</strong>s Bauchstranges, <strong>de</strong>ssen Be<strong>de</strong>utungnoch unbekannt ist, bemerken, <strong>da</strong>ss die ihn bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> feinfaserige Masse, zufolge<strong>de</strong>s Ansehens, welches Querschnitte haben, in einige bestimmte Längszüge geordnetsein muss, <strong>de</strong>nn die Fläche <strong>de</strong>s Querschnittes ist so beschaffen, <strong>da</strong>ss sienicht eine gleichmässige Punktirung hat, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>zwischen einige schei<strong>de</strong>wan<strong>da</strong>rtigeLinien erkennen lässt. Jener Theil <strong>de</strong>r Hülle, welcher kammartig in dieBauchfurche sich einsenkt, zeigt nach Behandlung mit Essigsäure sehr dicht sichfolgen<strong>de</strong> Querkerne; und endlich sei auch noch bemerkt, <strong>da</strong>ss einige Erscheinungen<strong>da</strong>für sprechen, <strong>da</strong>ss vielleicht innerhalb <strong>de</strong>s in die Bauchfurche sich einsenken<strong>de</strong>nLängskammes ein Hohlraum existirt, <strong>de</strong>ssen Wand eben die Schei<strong>de</strong><strong>de</strong>s Bauchstranges ist; so wenigstens will es mir sowohl an Querschnitten, alsauch an isolirten Längsstücken <strong>de</strong>s Bauchstranges <strong>da</strong> und dort vorkommen.1) Bei Lubbock, Sphaerularia Natur, bombi hittory sah Review Lubbock 1861. — *) 2) we<strong>de</strong>r Leuckart, Nerven Bericht noch üb. Muskeln. d. Leist. in d.Naturgesch. Dass die <strong>de</strong>r Frage nie<strong>de</strong>ren nach Thiere <strong>de</strong>m während <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Jahres <strong>de</strong>r 1860. Nemato<strong>de</strong>n — 8) Eberth, noch nicht Untersuchungen zum Abschlüssegelangt sei, ergiebt sich aus <strong>de</strong>n neueren und neuesten Mittheilungenüber Nemato<strong>de</strong>n, Würzb. naturwlss. Zeitschrft 1862.über diesen Gegenstand. Es wur<strong>de</strong> schon oben angeführt, <strong>da</strong>ss ausser <strong>de</strong>n Längslinienein <strong>de</strong>n Oesophagus umgeben<strong>de</strong>r Ring bei mehren Nemato<strong>de</strong>n als nervösbetrachtet wur<strong>de</strong>. Schnei<strong>de</strong>r erklärte früher, <strong>da</strong>ss sich <strong>de</strong>r Beweis nichtstreng führen lasse, ob <strong>de</strong>r Ring Nervencent.-alorgan sei. Leuckart 2 ) hält<strong>de</strong>n Ring für nervös und erklärt bei Oxyuris vermicularis in diesem Ringe dieschönsten Ganglienkugeln und sogar von ganz ansehnlicher Grösse gefun<strong>de</strong>n zuhaben. Die entgegengesetzte Ansicht spricht E b er th s ) aus, <strong>de</strong>r jetzt seine


126Thiere mit straliligem <strong>Nervensystem</strong>.Meinung über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n überhaupt <strong>da</strong>hin zusammenfasst,<strong>da</strong>ss ihm die Existenz eines solchen noch immer sehr in Frage gestellt sei undgegenüber seinem früheren Ausspruch: »ich habe in <strong>de</strong>r letzten Zeit von verschie<strong>de</strong>nenNemato<strong>de</strong>n ein hoch entwickeltes <strong>Nervensystem</strong> kennen gelernt«, erfahrenwir jetzt, »<strong>da</strong>ss es ihm trotz vielfacher Beschäftigung mit <strong>de</strong>n Nemato<strong>de</strong>nnie gelang, mit Sicherheit ein <strong>Nervensystem</strong> nachzuweisen«!Sowohl Schnei<strong>de</strong>r als auch Eberth 1 ) haben unter<strong>de</strong>ssen die Nemato<strong>de</strong>nferneren Studien unterworfen; aber ihre jüngst fast gleichzeitig erschienenen Mittheilungenstimmen in <strong>de</strong>r Deutung <strong>de</strong>s Beobachteten nicht miteinan<strong>de</strong>r überein.Schnei<strong>de</strong>r zufolge ist <strong>de</strong>r Ring um <strong>de</strong>n Oesophagus doch ein Centralorgan<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s, von welchem Nerven nach vorn und hinten gehen, <strong>de</strong>renspezielleren Verhältnisse zum Theil freilich wie<strong>de</strong>r höchst merkwürdig sind.Seitenfeld und Medianlinien springen gegen <strong>de</strong>n Nervenring vor und verschmelzenmit <strong>de</strong>m Gewebe <strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Nervenringes; aber auch ein unmittelbarerUebergang <strong>de</strong>s Muskelgewebes und <strong>de</strong>r Nervenschei<strong>de</strong> ist vorhan<strong>de</strong>n. Die zweinach hinten in <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>r Medianlinie gehen<strong>de</strong>n Nerven verschwin<strong>de</strong>n schonnach kurzem Verlauf, doch will es scheinen, als ob in <strong>de</strong>n Medianlinien nochNervenfasern verliefen*). Eberth hingegen, <strong>de</strong>ssen Arbeit ebenfalls von grosserSorgfalt zeugt, bleibt <strong>da</strong>bei, <strong>da</strong>ss es bis heute noch zweifelhaft sei, ob <strong>de</strong>r Ringum <strong>de</strong>n Oesophagus <strong>da</strong>s centrale <strong>Nervensystem</strong> vorstelle. Auch von <strong>de</strong>n freileben<strong>de</strong>n Nemato<strong>de</strong>n hat man noch ein <strong>Nervensystem</strong> nicht kennen gelernt, trotz<strong>de</strong>m<strong>da</strong>ss manche <strong>de</strong>rselben mit Augen ausgestattet erscheinen 8 ).Man hat auch noch in an<strong>de</strong>rn Gruppen wirbelloser Thiere öfters ein <strong>Nervensystem</strong>nicht fin<strong>de</strong>n können. Mit höchster Wahrscheinlichkeit <strong>da</strong>rf hier angenommenwer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Untersuchung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r gegenwärtige Standunserer optischen Hilfsmittel die Ursache sind, weshalb die Nerven nicht zur Ansichtkamen. Ich bin geneigt, hieher die Angabe Dufour's zu rechnen, <strong>da</strong>ssbei einem Insect, bei Nemoptera lusitanica <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> fehlen soll. Von<strong>de</strong>r Haarsackmilbe (Demo<strong>de</strong>x) habe ich ebenfalls die Existenz eines <strong>Nervensystem</strong>snicht nachweisen können *), sprach aber schon <strong>da</strong>mals meine Ueberzeugung <strong>da</strong>hinaus, <strong>da</strong>s» nur <strong>de</strong>r winzige Umfang <strong>de</strong>s Thieres und unsere Mikroskope es bedingen,warum wir we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Muskeln noch <strong>de</strong>r Nerven ansichtig wer<strong>de</strong>n. Beidiesen Thieren und <strong>de</strong>r Kleinheit <strong>de</strong>s Gegenstan<strong>de</strong>s ist es schon schwierig, überdie Mundtheile, Zahl und Beschaffenheit <strong>de</strong>r Fusskrallen, was doch alles verhältnissmässigscharf umrissene Zweites Theile <strong>de</strong>s Kapitel.Hautskelets sind, ins Reine zu kommen,so <strong>da</strong>ss man sich kaum wun<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>rf, wenn die Nerven sich nicht zeigen wollen.Thiere (S. unt. <strong>Nervensystem</strong> mit strahligem <strong>de</strong>r Acarinen <strong>Nervensystem</strong>.und Neuropteren.)Coelenteraten. Angenommen, <strong>de</strong>n Siphonophoren gehe wirklichein <strong>Nervensystem</strong> ab, su ist es um so merkwürdiger, <strong>da</strong>s» die naheverwandten .Scheibenquallen fragliches Organsystem besitzen undzwar gleich in \ erhältuissmassig hoher Ausbildung. A g a s u i z beschriebwenigstens von mehren Oattungen (Hippocrene superciliarii,Sarsia mirabilis, Tiaropsis dia<strong>de</strong>mata und Staurophora laciniata)ein Nervt-nsystcm, <strong>da</strong>s aus zwei Ringen besteht, einem obern un<strong>de</strong>inem untern, unter sich verbun<strong>de</strong>n durch vier senkrechte Fä<strong>de</strong>n.1, A. Schnei<strong>de</strong>r, Neue Beiträge zur Anatomie u. Morphologie <strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n, Archivi. Anat. it. Phys. IMS. Eberth, üntersuchgen üb. Nemato<strong>de</strong>n, 1883. — t) Vergl. dlo ebenerwähnte Munograplie 1. be rt h ' s. - S) liufo ur, Annal. d. er. nat 1H..&. - i) i.eydi«Archiv t. Naturgesetz 1S49, 8. 341.


Coelenteraten. Erhinodt-rmen. 127In<strong>de</strong>ssen kann doch selbst <strong>de</strong>r genannte Beobachter nicht alle Zweifelunterdrücken, ob die Gebil<strong>de</strong> auch wirklich nervöser Natur seien,<strong>da</strong> bei <strong>de</strong>? mikroskopischen Untersuchung die Elementartheile sichvon jenen <strong>de</strong>r Muskelzüge nicht allzusehr unterschie<strong>de</strong>n.Etwas fester lauten die Angaben über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>rKammquallen (Ctenophoren), obschon es auch hier an wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong>nStimmen nicht fehlt. Am Trichterpole, also an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mundöffhungentgegengesetzten Körperen<strong>de</strong> liegen bei Beroi<strong>de</strong>n, Cydippenund an<strong>de</strong>rn Gattungen ein o<strong>de</strong>r zwei Nervenknoten o<strong>de</strong>r Ganglienals Centralmasse <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s, und von diesen weg verlaufenin strahliger Weise die Nervenfä<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Magenwandungen und<strong>de</strong>n Reihen <strong>de</strong>r Schwimmplättchen, wobei <strong>de</strong>r Fa<strong>de</strong>n unter je<strong>de</strong>mPlättchen eine ganglienartige Anschwellung entwickelt. (Sieh. Zusatz: a.)Echino<strong>de</strong>rmen. Als ein unzweifelhaftes <strong>Nervensystem</strong> von strahligerGrundform erscheint <strong>da</strong>sjenige <strong>de</strong>r Echino<strong>de</strong>rmen. Esist bei fast allen Hauptgruppen, <strong>de</strong>n Holothurien, Echini<strong>de</strong>n,noch nicht vollständig bei <strong>de</strong>n C r i n o i d e n, ein Nervenring nachgewiesenwor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Eingang zur Schlundhöhle umschliesstund von welchem gewöhnlich fünf Hauptnervenstämme in'die Körperstrahleno<strong>de</strong>r diesen gleichwerthigen Körpertheilen auslaufen.Der Nervenring <strong>de</strong>r Holothurien liegt auf <strong>de</strong>r innern Fläche<strong>de</strong>r Mundhaut, dicht am vor<strong>de</strong>m Umkreise <strong>de</strong>s <strong>de</strong>n Längenmuskelnzur Insertion dienen<strong>de</strong>n harten Ringes. Bei <strong>de</strong>n Echini<strong>de</strong>n ruht erüber <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mundhöhle, zwischen <strong>de</strong>n Aussackungen <strong>de</strong>sselbenund <strong>de</strong>n Pyrami<strong>de</strong>nspitzen und wird in dieser Lage durchzehn zarte Querbändchen befestigt. Der Nervenring <strong>de</strong>r Ästen<strong>de</strong>n(Astropecten aurantiacus) zeigt sich dicht unter <strong>de</strong>r Haut am Munddiscus.— Die Form <strong>de</strong>s Nervenringes ist in <strong>de</strong>r Regel die einesFünfeckes, bei Spatangus bil<strong>de</strong>t er wegen <strong>de</strong>r nierenförmigen Mundöffnungein ungleichschenkliges Pentagon. Er ist bei Holothuriatubulosa weisslich, weich, halb durchscheinend, bei Hol. triquetralebhaft roth; bei Echinus edulis, häufig auch bei Eck. saxatilis spieltdie Farbe ins Violette, bei Ech. ci<strong>da</strong>ris erscheint er schmutzig dunkelgrün;bei <strong>de</strong>n Spatangen ist er ungefärbt, bei Astropecten auran--tiacus scheint er orangefarbig zu sein. Das Pigment <strong>de</strong>s Nervenringesgehört nicht zu <strong>de</strong>n diffusen Pigmenten, son<strong>de</strong>rn besteht aus<strong>de</strong>nselben Körnchen, welche auch an<strong>de</strong>re Theile, <strong>de</strong>n Schlund, Muskelpartienetc. färben.Die fünf Hauptnervenstämme, welche aus <strong>de</strong>m Nervenringentspringen und gleichfalls pigmentirt sein können, treten bei<strong>de</strong>n Holothurien gemeinschaftlich mit Gefässröhren durch Löcher <strong>de</strong>sKnochenkranzes, legen sich <strong>da</strong>rauf <strong>de</strong>n Längenmuskeln an und erstreckensich immer in Begleitung <strong>de</strong>r Gefässstämme bis an dieKloakenmündung. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r fünf Stämme <strong>de</strong>r Echini<strong>de</strong>n begiebt


128 Thiere mit strahligem <strong>Nervensystem</strong>..sich vom Nervenring weg in die Zwischenräume <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong>n,<strong>da</strong>rauf über <strong>da</strong>s vereinigen<strong>de</strong> Band, tritt <strong>da</strong>nn aus <strong>de</strong>m Zwischenraumheraus und unter <strong>de</strong>m Knochenbogen weg zur inneren Schalenwand,wo er längs <strong>de</strong>r Ambulacralfel<strong>de</strong>r bis dicht an die <strong>de</strong>n Afterumgeben<strong>de</strong>n Scheibchen verläuft. Bei <strong>de</strong>n Seesternen ist die Lage<strong>de</strong>r Xervenstämme nicht durchweg die gleiche, in<strong>de</strong>m bei <strong>de</strong>n Asten<strong>de</strong>n(Astropecten) je ein Stamm dicht unter <strong>de</strong>r Haut <strong>de</strong>r Tentakel-Furche hinzieht, während bei <strong>de</strong>n Ophiuri<strong>de</strong>n die Nerven von <strong>de</strong>nBauchschil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Arme ver<strong>de</strong>ckt verlaufen. Bei <strong>de</strong>n Crinoi<strong>de</strong>n(Pentacrinus, Comatula) ist zwar <strong>de</strong>r Nervenring noch nicht gesehenwor<strong>de</strong>n, wohl aber die Nervenstämme <strong>de</strong>r Strahlen, welchehier zwischen <strong>de</strong>m untern und obern Kanäle <strong>de</strong>s Armes durchziehen.Ein wie es scheint allgemeiner Charakter ist es, <strong>da</strong>ss je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rfünf Nervenstämme eigentlich aus zwei Seitenhälften besteht,was durch eine über <strong>de</strong>n Nervenstanini weglaufen<strong>de</strong> Furche schonange<strong>de</strong>utet wird. Die Beobachter ge<strong>de</strong>nken dieser Medianfurchesowohl von <strong>de</strong>n Seeigeln, als auch <strong>de</strong>n Seesternen und Holothurien.Nicht min<strong>de</strong>r scheint eine gewisse Verbreiterung dieser ban<strong>da</strong>rtigenNervenstämme inmitten ihres Verlaufes allen gemeinschaftlich zusein, so <strong>da</strong>ss sie bei <strong>de</strong>n Seeigeln am stärksten <strong>da</strong> sind, wo sie diegrösste Peripherie <strong>de</strong>r Schale erreicht haben, worauf ihre Stärke<strong>da</strong>nn wie<strong>de</strong>r abnimmt; bei <strong>de</strong>n Holothurien sind sie anfangs rund,verflachen sich <strong>da</strong>nn, bis von <strong>de</strong>r Oegend <strong>de</strong>r Kloake an ihre Breitebis gegen ihr En<strong>de</strong> allmählig abnimmt. Die Stämme <strong>de</strong>s Astropectenaurantiacus bil<strong>de</strong>n „ein in <strong>de</strong>r Mitte erhabenes breites Band." Hinsichtlich<strong>de</strong>r vom Nervenring und <strong>de</strong>n Radialnervcn sich abzweigen<strong>de</strong>nperipherischen Nerven hat man bisher nur vereinzelte Beobachtungengemacht. So sahen (irant, Juli. Müller bei <strong>de</strong>nHolothurien und <strong>de</strong>n Synapten Nerven, welche vom Nervenring zu<strong>de</strong>n Tentakeln gehen; bei Echinus bemerkte man Zweige, welchevon <strong>de</strong>n Stämmen je<strong>de</strong>rseits zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Ambulacralgebil<strong>de</strong>ntreten.Als man von <strong>de</strong>r Existenz <strong>de</strong>s Nervenringes Kenntniss erhaltenhatte, trug man, trotz<strong>de</strong>m <strong>da</strong>ss keine Anschwellungen an ihm nachweisbarwaren, kaum Be<strong>de</strong>nken, in ihm <strong>da</strong>s eigentliche Centralorganzu erblicken und <strong>de</strong>mgemäß <strong>de</strong>m Schlundringe <strong>de</strong>r Würmer Glio<strong>de</strong>rthiereund Weichthiere zu vergleichen. Gegenwärtig sind verschie<strong>de</strong>neForscher geneigt, die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Ringes niedriger anzuschlagen;er entspreche nur einem Commissuren.system und diewirklichen t'entren <strong>de</strong>s Nervensynteuies Mcien die erwähnten Anschwellungen<strong>de</strong>r Radialnerv.i.. Das* besagte Verdickungen dieRolle von „Gehirnen" haben können, geht <strong>da</strong>raus hervor, <strong>da</strong>ss inihnen reiche Gangüenzellenmassen erkannt wor<strong>de</strong>n sind; aber wie<strong>de</strong>r neueste Beobachter mel<strong>de</strong>t, fehlen die Zellen auch im Ringnicht Und <strong>da</strong> man bemerkt hat, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n Holothurien <strong>de</strong>r


Coelenteraten, Echino<strong>de</strong>rmen. 129Ring stärker ist, als die aus ihm hervorgehen<strong>de</strong>n Stämme, so stelltsich hiernach <strong>da</strong>s Verhältnis^ wohl so, <strong>da</strong>ss allerdings die Anschwellungen<strong>de</strong>r Radialnerven bei manchen Gruppen in höherem Gra<strong>de</strong>als <strong>de</strong>r Mundring Centralorgane <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s sein mögen,<strong>da</strong>ss es aber auch seine Berechtigung hat, <strong>de</strong>n Mundring mit <strong>de</strong>mSchlundring <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn Wirbellosen zu vergleichen. (Sieh. Zusatz: b.)Historische and zootomische Zusätze.a) Die über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Scheiben-(Schirm-)Quallen vonAgassiz 1 ) veröffentlichten Angaben hat kein andrer Zootom bisher zu bestätigenvermocht. Aehnlich verhält es sich mit <strong>de</strong>m gleichen Organsystem <strong>de</strong>rKammquallen. Grant gab 1835 Mittheilungen über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> vonCydippe pileus, die <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s nor<strong>da</strong>merikanischen Beobachters ähnlich lauten: esseien acht Ganglien durch einen doppelten Nervenfa<strong>de</strong>n zu einem um <strong>de</strong>n Mundverlaufen<strong>de</strong>n Bing verbun<strong>de</strong>n, aus welchem <strong>da</strong>nn meridional die Stämme abgehen.Die späteren Beobachter erhoben <strong>da</strong>gegen Einsprache.Milne Edwards sah bei Lesueuria und Beroe im Scheitel ganglienarrtigeOrgane, aus <strong>de</strong>nen Büschel von Nervenfä<strong>de</strong>n entsprangen; in gleicher Weisebemerkte Will bei Beroe, Cydippe und Eucharis Nervenfä<strong>de</strong>n, welche zahlreichaus <strong>de</strong>m Ganglion hervortraten, ähnliches sahen Frey und Leuckart. AuchGegenbaur 2 ) schliesst sich <strong>de</strong>n Untersuchungen <strong>de</strong>r Genannten an. Er fandbei Cydippen in <strong>de</strong>r Theilung <strong>de</strong>s Trichteren<strong>de</strong>s, bei Euramphaea um <strong>da</strong>s ungeteilteTrichteren<strong>de</strong> zwei gelbliche Knötchen, die im ersteren Falle dicht nebeneinan<strong>de</strong>rlagerten, im an<strong>de</strong>rn Falle durch Commissuren mit einan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n,so <strong>da</strong>ss eine Art Bing um <strong>de</strong>n Trichterkanal zuwege kam. Die von <strong>de</strong>n Ganglienabgehen<strong>de</strong>n Fä<strong>de</strong>n Hessen sich am <strong>de</strong>utlichsten bei Euramphaea' zu <strong>de</strong>n Beihen<strong>de</strong>r Schwimmplättchen verfolgen, sie halten sich genau in <strong>de</strong>r Mittellinie undzeigen für je<strong>de</strong>s Schwimmplättchen eine dreieckige Anschwellung. Wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>reBeobachter (Kölliker z. B.) sahen zwar auch dieselben Verhältnisse, wollenaber die Deutung dieser Fä<strong>de</strong>n als Nerven nicht zugeben.b) Gehören schon die Echino<strong>de</strong>rmen überhaupt zu.<strong>de</strong>n Thieren, welche<strong>de</strong>m auf ihren Bau gerichteten Studium die grössten Schwierigkeiten entgegenstellen,so ist <strong>da</strong>s in ganz beson<strong>de</strong>rem Gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fall mit <strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong> undman <strong>da</strong>rf sich kaum wun<strong>de</strong>rn, <strong>da</strong>ss die Erkenntniss <strong>de</strong>sselben nur langsam vorschreitet.S p i x s ) hatte von Asterias rubens Nerven beschrieben, von <strong>de</strong>nenaber bald Tie<strong>de</strong>inann 4 ) zeigte, <strong>da</strong>ss es keine Nerven, son<strong>de</strong>rn sehnenartigeFä<strong>de</strong>n seien, die von <strong>de</strong>n Körpern <strong>de</strong>r Wirbel je<strong>de</strong>s Strahles entspringen und andie Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Magens gehen. Nach Tie<strong>de</strong>mann besteht <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> beimpomeranzfarbigen Seestern aus einem »weisslichen Ring«, welcher die Mundöffnungumgiebt und in je<strong>de</strong>n Strahl einen zarten Fa<strong>de</strong>n abschickt. Der weissliche Ringsoll unter einem »mit oranggelber Flüssigkeit angefüllten Gefäss« liegen. Wennman 1) aber Agassiz <strong>da</strong>mit , Trantaet. die Angaben American. von Joh. Acad. of Müller artt a. te. 6 ) über 1850, (2.) <strong>de</strong>n III; gleichen o<strong>de</strong>r Silliman Gegen­Journstand1850, (2.) vergleicht X. — 2) Gegenbaur, und was jüngsthin Studien Häckel über Organisation 8 ) über u. die Systematik Nerven <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ctenophoren,SeesterneArohiv geäussert flir hat, Naturgeschichte berücksichtigt, 1856. so — ist 8) Spix es sehr , Annal. wahrscheinlich, d. Mut. d'hitt. <strong>da</strong>ss nat. <strong>de</strong>r Tom. von 13, Tie<strong>de</strong>mannSteinseolgels, orangfarbener Landshut Gefässring 1816. — 5) Joh. benannte Müller, Theil anat. <strong>de</strong>r Nervenring Studien üb.


130 Thiere mit seitlich symmetrischem -<strong>Nervensystem</strong>.färbt ist, welche Farbe in starkem Weingeist schwin<strong>de</strong>n mag, so <strong>da</strong>ss Joh.Müller, welcher grosse in starkem Spiritus aufbewahrt gewesene Exemplareauf <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> zerglie<strong>de</strong>rte, an <strong>de</strong>r Stelle, wo nach T. <strong>de</strong>r orangfarbeneGefässring liegen soll, »einen platten weichen Ring und seine Fortsetzungen zu<strong>de</strong>n Armen« fand. Von diesem Ring Hess sich nichts trennen, was nicht zum Gefässgehört; genannter Forscher thut <strong>da</strong>nn weiter die I<strong>de</strong>ndität <strong>de</strong>s Rings und seinerStränge mit <strong>de</strong>m bereits sicher gestellten <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Seeigels <strong>da</strong>r, so <strong>da</strong>ssalso eigentlich Joh. Müller die Nerven <strong>de</strong>r Seesterne zuerst nachgewiesen hat.Früher schon hatte Krohn 1 ) die Nerven <strong>de</strong>r Seeigel und Holothurien ent<strong>de</strong>ckt,und um abermals anzu<strong>de</strong>uten, wie wenig leicht die Ent<strong>de</strong>ckung war, sei <strong>da</strong>ranerinnert, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>lle Chiaje*) versichert, er habe einige Tausend Holothurienlebend und genau zerglie<strong>de</strong>rt, <strong>da</strong>bei auf nervenartige Gebil<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs Acht gegeben,ohne etwas über die Anwesenheit eines <strong>Nervensystem</strong>s in Erfahrung zubringen. In <strong>de</strong>r Arbeit von Krohn sind auch die Handgriffe angegeben, dieman zur Darstellung besagter Organe in Anwendung zu bringen hat.Eigentlich histologische L'ntersuchungen haben bisher nur Seh ultze 8 ) undHäckel angestellt, die jedoch in einem wichtigen Punkte nicht übereinstimmen.Der erstere Beobachter fand Ganglienzellen nur in <strong>de</strong>n Ambulacralstämmen; <strong>de</strong>rNervenring enthielt bloss faserige Elemente. Häckel hingegen bemerkt; <strong>da</strong>ssdie bei<strong>de</strong>rlei nervösen Elementartheile, also Ganglienzellen und Nervenfasern, in<strong>de</strong>r ganzen Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Radialstränge und <strong>de</strong>s Nervenringes vorzukommenscheinen und zwar in einer solchen Anordnung, <strong>da</strong>ss die Zellen in <strong>de</strong>r Peripherie,die Röhren in <strong>de</strong>r Achse <strong>de</strong>r Nervenstränge überwiegen mochten. Ueber dienähere Beschaffenheit <strong>de</strong>r Formelemente <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s (es bezieht sich allesauf die Seesterne) erfahren wir weiter, <strong>da</strong>ss dieselben höchst zart sind, in<strong>de</strong>m Einwirkung<strong>de</strong>s Wassers, leichte Zerrung mit <strong>de</strong>r Na<strong>de</strong>l, schwacher Druck <strong>de</strong>s Deckgläschenshinreichen, um sie in eine unkenntliche feinkörnige Trümmermasse zuverwan<strong>de</strong>ln. Die Ganglienzellen sind äusserst blasse helle Kugeln von tropfenähnlicbemHabitus, ohne beson<strong>de</strong>re wahrnehmbare Membran; zwischen ihnen einegleichartige verkitten<strong>de</strong> Substanz; <strong>de</strong>r Kern ebenso blass, homogen, excentrischgelagert Fortsätze <strong>de</strong>r Nervenzellen und Verbindungen mit Primitivrohren warennicht zu erkennen. Die letzteren selber anlangend, so sind sie eben so zart, blass,homogen und ohne sichtbare Scheidung in Hülle und Inhalt. Die allgemeineHülle <strong>de</strong>r Nerven (Neurilemm) ist ziemlich fest, homogen und quer gerunzelt;unter ihm sowie zwischen <strong>de</strong>n Drittes Primitivfasern Kapitel, liegen bei gefärbtem <strong>Nervensystem</strong>Langsreihen o<strong>de</strong>r klumpige Anhäufungen von Pigmentzellen.Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.I. Würmer (Vermes).1. Plattwürmer und Bandwürmer.Die Gesammtform <strong>de</strong>s Thiereg und die Gestalt <strong>de</strong>s NervenSystems stehen perne in einem gewiswn Einklang, und so fin<strong>de</strong>nwir, <strong>da</strong>ss zuerst bei Würmern mit <strong>de</strong>utlicher Ausprägung <strong>de</strong>s seitlichenEbcnmaase« <strong>da</strong>« <strong>Nervensystem</strong> ebenfalls einen bilateralenCharakter an sich trägt.l Krohn, Archiv f. Anat. u. Phys. I8ii, ». i. _ g, n«l| e CbUJ», Memoria tulla•turu e mwlomta d. MIM. e. .ertebr. Vol. I. — S) In G egen bu u r'n lirundzUgen <strong>de</strong>r wargU-il.eud. Ana'. S IM, Anmerkg.


Plattwürmer, Rundwürmer.131Zwar hat uns <strong>da</strong>s, was oben (S. 119, S. 120) hinsichtlich <strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>nauseinan<strong>de</strong>rgesetzt wur<strong>de</strong>, schon belehrt, <strong>da</strong>ss nicht alle Würmerunter diesen Gesichtspunkt zu bringen sind, auch möchte <strong>de</strong>r «Nervenring»<strong>de</strong>r Nemato<strong>de</strong>n vielleicht eher <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Echino<strong>de</strong>rmen, als <strong>de</strong>m Schlundring<strong>de</strong>r übrigen Würmer zu vergleichen sein; und auch jetzt i3t noch, ehe wiruns die rein typischen Formen vorführen können, auf einige Wurmgattungenhinzuweisen, die unserm Schema sich nicht fügen.Zunächst sind es wie<strong>de</strong>r gewisse Eingewei<strong>de</strong>würmer. So ist es von <strong>de</strong>nBandwürmern (Cesto<strong>de</strong>n), was schon oben (S. 119) erwähnt wur<strong>de</strong>, nochvöllig zweifelhaft, ob sie überhaupt ein <strong>Nervensystem</strong> besitzen. (Sieh. Zusatz:a.)Kaum von paarigem Charakter — nach <strong>de</strong>n vorüegen<strong>de</strong>n Mittheilungenzu schliessen — ist <strong>de</strong>r im Grun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rüsselschei<strong>de</strong> befindliche Ganglienknoten<strong>de</strong>r Kratzer (Acanthocephalus); er entsen<strong>de</strong>t eine Anzahl feinerNervenfä<strong>de</strong>n nach verschie<strong>de</strong>nen Richtungen, wovon die nach hinten treten<strong>de</strong>ndie Rüsselschei<strong>de</strong> durchbohren. In<strong>de</strong>ssen scheint es mir, wenn wir die vorhan<strong>de</strong>nenAbbildungen besehen, noch keineswegs über allen Zweifel erhabenzu sein, ob nicht am En<strong>de</strong> <strong>da</strong>s vermeintüche Ganglion doch nur eineDrüse sei! (Sieh. Zusatz: b.)Auch die Gattung Sagitta, ein Thier, über <strong>de</strong>ssen systematische Stellungman sich noch nicht hat einigen können, besitzt nur einen einzigenovalen Bauchknoten; von ihm begeben sich zwei Nervenstämme an <strong>de</strong>n Seiten<strong>de</strong>s Körpers nach hinten und zwei nach vorne. In<strong>de</strong>m diese letzteren imKopfe sich zu einer Schlinge vereinigen, entsteht eine Art Schlundring vonbeträchtlicher Weite; hiedurch und durch die erwähnten bei<strong>de</strong>n Seitennervenkommt eine gewisse Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>rjenigen Würmerzu Stan<strong>de</strong>, welche ein bestimmt paarig entwickeltes <strong>Nervensystem</strong> erkennenlassen. Noch mehr aber meine ich, nähert sich die Form <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s<strong>de</strong>r Sagitta <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mollusken, als <strong>de</strong>mjenigen <strong>de</strong>r Würmer. Doch lautendie Angaben <strong>de</strong>r Beobachter über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s genannten Thieresso verschie<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss man einstweilen nur mit allem Vorbehalt <strong>da</strong>raus eineallgemeinere Ansicht abzuleiten vermag. (Sieh. Zusatz: c.)Die Würmer, auf welche zuerst die Ueberschrift dieses Kapitelsin eigentlicherem Sinne ihre Anwendimg fin<strong>de</strong>t, sind die Saugwürmer(Tremato<strong>de</strong>n) und die Stru<strong>de</strong>lwürmer (Turbellarien).Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Tremato<strong>de</strong>n ist bilateral symmetrischund besteht aus Ganglien, die zur Seite <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s liegend durcheine auf <strong>de</strong>m Rücken <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s herübergehen<strong>de</strong> Quercommissurverbun<strong>de</strong>n sind, feine Fä<strong>de</strong>n nach vorne schicken und je<strong>de</strong>rseitsnach hinten einen stärkeren Fa<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Seitennerven abgeben.Ein eigentlicher „ Schlundring", obschon diese Bezeichnung vonmanchem Autor gebraucht wird, scheint, <strong>da</strong> nur eine Nackencommissurerwähnt wird, noch nicht aufzutreten.Trotz<strong>de</strong>m, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> aus einer ziemlichen Anzahl vonThieren dieser Gruppe beschrieben ist, muss ich doch als auffaUend bezeichnen,<strong>da</strong>ss wir manche Detailbeschreibungen und ins Einzelnste gehen<strong>de</strong>bildliche Darstellungen <strong>de</strong>s Baues <strong>de</strong>r Tremato<strong>de</strong>n besitzen, welche <strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s nicht ge<strong>de</strong>nken. Am bestimmtesten scheint es sich bei<strong>de</strong>r Gattung Amphistomwn erkennen zu lassen; hier wur<strong>de</strong> es von Bojanusent<strong>de</strong>ckt, von Laurer und Diesing nachgewiesen, in neuererZeit noch von <strong>de</strong> Filippi abgebil<strong>de</strong>t und durch Walter histologisch ge-


isnThiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.prüft. Dann sind es vorzüglich noch mehre Spezies <strong>de</strong>r Gattung Bistoni um,<strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> bekannt gewor<strong>de</strong>n ist. Warum aber sucht man vergeblichin <strong>de</strong>n meisterhaften Figuren, welche wir AVagener, z. B. überDistomum appendiculatum und Gyro<strong>da</strong>ctyhis elegans ver<strong>da</strong>nken, nach <strong>de</strong>nSpuren eines <strong>Nervensystem</strong>s, und warum berichtet dieser feine Beobachterbloss aus Bactylogyrus pe<strong>da</strong>lus von einem «nervensystemartigen Band unter<strong>de</strong>r Rückenseite über <strong>de</strong>m Anfange <strong>de</strong>s Darmes liegend»? Haben blossdie einen Gattungen dieses Organsystem, die an<strong>de</strong>rn nicht, o<strong>de</strong>r ist es<strong>de</strong>nnoch bloss übersehen wor<strong>de</strong>n? Mir scheint, <strong>da</strong>ss eine speziell hieraufgerichtete Untersuchung wohl am Platze wäre. (Sieh. Zusatz: d.)Was die Stru<strong>de</strong>lwürmer 1 ) o<strong>de</strong>r Turbellarien betrifft, so hat manzuerst die Süsswasserformen auf ihren Bau untersucht und hier konntenwe<strong>de</strong>r v. Bär noch Duges Ganglien o<strong>de</strong>r Nerven ent<strong>de</strong>cken. Die zunächstfolgen<strong>de</strong>n Beobachter sprechen, wenigstens für die <strong>de</strong>udrocoelen Stru<strong>de</strong>lwürmero<strong>de</strong>r Planarien von einem Ganglienpaar, <strong>de</strong>m die Augen aufsitzen,auch wohl von strahligen Nervenknoten. Gegenwärtig weiss man namentlichdurch 0. Schmidt, welcher diesen Thieren eine an<strong>da</strong>uern<strong>de</strong> Aufmerksamkeitzuwen<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>ss im Vor<strong>de</strong>ren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Planarien zwei ansehnliche Gehirnknotenhegen, welche abgesehen von kleineren Zweigen je einen starkenSeitennerven nach hinten schicken. Und was beson<strong>de</strong>rs hervorgehoben zuwer<strong>de</strong>n verdient, die Commissur, welche die Gehirnknoten verbin<strong>de</strong>t, scheintimmer unter <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>rsten Dannblindsack hinwegzugehen. Bei <strong>de</strong>nrhabdocoelen Stru<strong>de</strong>lwürmern hatte Max Schultze schon früher die gleicheGrundform <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s nachgewiesen, nämlich zwei durch eine einfacheBrücke verbun<strong>de</strong>ne Centralganglien, o<strong>de</strong>r durch fast völliges Schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Commissur, ein Doppelganglion.Ein eigentlicher Schlundring, d. h. eine zweite <strong>de</strong>n Blin<strong>da</strong>st <strong>de</strong>s Darmkanalsvom Rücken umgreifen<strong>de</strong> Quercommissur wur<strong>de</strong> für alle Turbellarienin Abre<strong>de</strong> gestellt. Nur die Nemertinen besitzen eine solche. Jüngsthat jedoch 0. Schmidt erklärt, er glaube bei Planarien einigemal mit <strong>de</strong>rLupe eine Doppelcommissur, <strong>de</strong>n Darmblindsack umschliessend, wahrge«nonimen zu haben.Um vieles leichter zu untersuchen sind die marinen Stru<strong>de</strong>lwürmer,und <strong>de</strong>sswegen sind von vielen Arten die 1 lirnganglien und<strong>de</strong>ren ausstrahlen<strong>de</strong> Nerven schon zu einer Zeit bekannt gewor<strong>de</strong>n,in <strong>de</strong>r man noch in sehr unsicherer Weise von <strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong><strong>de</strong>r Turbellarien überhaupt sprach. Das Gehirn liegt hier in einemHohlraum und von ihm gehen nach vorne strahlenförmig vier bissechs sehr durchsichtige Nerven weg; von <strong>de</strong>r Seite begiebt sichein stärkerer Ast zur vor<strong>de</strong>m Partie <strong>de</strong>s Körpers, endlich nachhinten die zwei dicken .Seitennerven. Zur Schlundröhre gehen nochsehr feine Fädchen. Es ist hier vorzugsweise Quatrefages zunennen, durch <strong>de</strong>hwn genaue Beschreibungen die Organisation vielerim Mittelmeer leben<strong>de</strong>r Planarien zuerst aufgehellt wur<strong>de</strong>.Während bei <strong>de</strong>n rhabdocoelen und <strong>de</strong>ndrocoebn Stru<strong>de</strong>lwürmernein eigentlicher Schlundring fehlt o<strong>de</strong>r wenigstens noch zweifelhaftist, so wird bei <strong>de</strong>n Nemertinen <strong>da</strong>s je<strong>de</strong>rseits zweilappige Gehirnnoch durch eine zweite Commissur verbun<strong>de</strong>n, so <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>ri sieh. in. Tafeln s. vergleichend. Anat. Tutel 1, lg. 1, d; U*, I


Plattwünner. Rundwürmer. 133Rüssel jetzt von einem Schlundring umfasst wird und somit in bestimmterWeise <strong>da</strong>s Gehirn jene Zusammensetzung erhält, die bei<strong>de</strong>n höheren Würmern o<strong>de</strong>r Annulaten wahrscheinlich ausnahmslosfortbesteht. Diese Annäherung <strong>de</strong>r Nemertinen an die Ringelwünnergiebt sich bekanntlich auch <strong>da</strong>durch «kund, <strong>da</strong>ss bei manchen <strong>de</strong>rKörper nicht flach, son<strong>de</strong>rn mehr drehrund ist. Und ferner, ob-•chon die vom Gehirn entspringen<strong>de</strong>n Nerven im Allgemeinen <strong>de</strong>mTypus <strong>de</strong>r Planarien folgen, so wer<strong>de</strong>n doch Arten aufgeführt, beiwelchen die nach hinten gerichteten und durch be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>re Dickesich auszeichnen<strong>de</strong>n Seitennerven sich stark nähern, und es soll sogar<strong>de</strong>n Anschein haben, als ob an diesen Längsstämmen eine Ganglienbildungfür die abtreten<strong>de</strong>n Verzweigungen auftrete, was sich gleichfallsin <strong>de</strong>m bezeichneten Sinne <strong>de</strong>uten Hesse. Auch <strong>da</strong>s, wasfrühere und neuere Beobachter über <strong>de</strong>n histologischen Bau <strong>de</strong>rSeitennerven veröffentlichen-, spricht <strong>da</strong>für, <strong>da</strong>ss sie ähnlich wie dieBauchstämme <strong>de</strong>r Ringelwürmer nicht blosse peripherische Nervensind, son<strong>de</strong>rn einen theilweise centralen Charakter haben. Vondieser Gruppe <strong>de</strong>r Stru<strong>de</strong>lwürmer hat ebenfalls Quatrefageszugleich mit R a t h k e <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> ent<strong>de</strong>ckt und ausführlichbehan<strong>de</strong>lt. (Sieh. Zusatz: e.)Historische und zootomische Zusätze.a) Bei Tetrarhynchus hat zuerst J. Müller ') eine mitten zwischen <strong>de</strong>nWurzeln <strong>de</strong>r vier Rüssel liegen<strong>de</strong> kleine platte Anschwellung angezeigt, mit abgehen<strong>de</strong>nzarten Fä<strong>de</strong>n. Es möge »wahrscheinliche ein <strong>Nervensystem</strong> sein; näherbeschrieben und abgebil<strong>de</strong>t, doch ebenfalls nur als »muthmaassliches Ganglion«durch Wagener '): <strong>da</strong>sselbe sei platt viereckig, von <strong>de</strong>n Ecken gehen Fä<strong>de</strong>nzu <strong>de</strong>n Rüsselschei<strong>de</strong>n und Kolben. Die Fasern dieser Fä<strong>de</strong>n sollen an die Nervenfasern<strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rn Thiere erinnern. Von Taenia serrata will Blanchard 8 )ein <strong>Nervensystem</strong> gesehen und isolirt haben: zwei kleine Knoten verbun<strong>de</strong>n durcheine Commissur schicken Nerven in die Seitentheile <strong>de</strong>s Kopfes, je<strong>de</strong>rseits einNerv nach hinten zu einem GangUon an <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r Saugnäpfe. Nach An<strong>de</strong>rnberuht diese Darstellung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s auf Täuschung. An Ligula möchteLereboullet 4 ) zwei auf <strong>de</strong>r Bauchseite herablaufen<strong>de</strong> Längsstreifen fürnervös halten, doch ist die Anerkennung <strong>de</strong>rselben als Nerven auch noch nichterfolgt.b) Die centrale Ganglienmasse <strong>de</strong>r Acanthocephalen unterschied zuerst Duja r l) d Job. i n Mü als Her *un Corps Im Archiv glanduleux f. Anat. n. ou Phys. ganglionaire* 1S3S (Jahresb: S. *); CVI). bestimmter Nach van sprach Bene<strong>de</strong>n(wie Ich nach Leuckarts „Menschliche Parasiten" citlre) soll eine ganze Gruppesichvon Ganglien sich hier lin<strong>de</strong>n. — 2) Wagener, Die Entwicklang <strong>de</strong>r Cesto<strong>de</strong>n In d. Verhnndlgend. kais. Leop. Carolin. Akad. 1854. 'Supplement zu Bd. 34. — 3) Blanohard,Ann. d. it. natur. T. X, 1S48. PI. 12, fg. 5. — 4) L er e bo n 11 et, VInttitut 1889, N. 8«. —6) Dujardin, Uittoirt naturelle <strong>de</strong>» Holminthet, Paris 1815.


134Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.T. S i e b o 1 d •) für ihre Deutung als Centralnervensystem aus. Eine neuereZeichnung dieses »Gehirnganglions« lieferte Stein*).ci Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Sagitta bipunctata beschrieb zuerst Krohn*).Kopfganglion platt, ungefähr sechseckig, von ihm weg zwei Paar Nerven Stämme,von <strong>de</strong>nen <strong>da</strong>s hintere zum Bauchganglion tritt. Eine eigentümliche Schlingevon Kopfnerven nach hinten hat X später zurückgenommen *). Das Rauchganglionzeigt eine intensiv weisse Marksubstanz und eine aus Ganglienkugelnbestehen<strong>de</strong> hellere Rin<strong>de</strong>. Leuckart konnte die Nervenschlinge ebenfalls nichtfin<strong>de</strong>n 5 ). In Sagitta germanica kommen nach W i 1 m s e ) im Kopf nach obenein mittleres Ganglion vor mit seitlichen Nerven, <strong>da</strong>nn zwei Seitenganglien, welchedie Augen tragen; auf <strong>de</strong>r Bauchseite <strong>de</strong>s Kopfes fan<strong>de</strong>n sich zwei Ganglien, einvor<strong>de</strong>res kleines, fast viereckiges, und ein hinteres grosses, ovales (<strong>da</strong>s vonKrohn gesehene). Von bei<strong>de</strong>n gingen Nerven aus. Die Existenz <strong>de</strong>s Bauchganglionsläugnete Busch 7 ). Meissner 8 ,, <strong>de</strong>ssen Aussage zufolge ebenfallsSagitta <strong>de</strong>s Bauchganglions entbehren soll, beschreibt von Sagitta helgolandkaein <strong>Nervensystem</strong>, <strong>da</strong>s aus Gehirn und Rückenmark bestehe, <strong>da</strong>s Thier sollnämlich, <strong>de</strong>m genannten Autor zufolge, ein Wirbelthier sein! Dagegen erklärensieh auf <strong>da</strong>s bestimmteste Leuckart und Pagenstecher 8 ). Vergl. auchdie Aeussernng Gege n bau r's 10 ). Das Krohn'sehe Bauchganglion wirdübrigens auch von Keferstein n ). <strong>de</strong>m neuesten Beobachter <strong>de</strong>r Sagitta, für <strong>de</strong>nsog. Bauchsattel erklärt. Dies Gebil<strong>de</strong> sei gewiss kein Nervenknoten, stehe auchin keinem Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Gehirn.d) Bojanus") untersuchte Amphistomum subtriquetrum und A. conicum.Ausser <strong>de</strong>n zur Seite <strong>de</strong>s Schlundkopfes liegen<strong>de</strong>n Ganglien und <strong>de</strong>n schon obenbezeichneten Nerven wäre noch eine beson<strong>de</strong>re von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Seitennerven entspringen<strong>de</strong>Schlinge vorhan<strong>de</strong>n, welche unter <strong>de</strong>m Darmkanal liegend durch ihreWeite fast an <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Muscheln erinnern wür<strong>de</strong>. Doch ge<strong>de</strong>nktkein Späterer mehr dieser Schlinge. L a u r e r 1S ) zerglie<strong>de</strong>rte Amph. conicum,D i e s i n g M ) Amphistomum giganteum, <strong>de</strong> F i 1 i p p i ,6 ) hatte Amph. subclavatum(Diphdiscus Diesingii) vor sich; über dieselbe Spezies hat am ausführlichstenWalter") gehan<strong>de</strong>lt. Er beschreibt zwar einen »Schlundring«, seine Abbildungenaber zeigen mir nur Ganglien zur Seite <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s und eine <strong>de</strong>r Ruckenfläche11 v. Siehold, vergleichen<strong>de</strong> Anat. 1848. Die Angaben von Ilenle über elnon Ganglienringum die Geschlechtsüft'nunK (Eehinorhynehut nodulotut) Im Arch. f. Anat. u. Phys.IM", sowie ein Nervenstrang, <strong>de</strong>n Burow als zarten Fa<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r untern Seite <strong>de</strong>sLeibe* mit fiint' bis sechs Knötchen beschrieb (Eehinorhynchi etrumoti anatome iSSüJ, wer<strong>de</strong>nschwerlich jemals Bestätigung fin<strong>de</strong>n. An Eehinorhynehut angutlatut erklilrt Stein (Carusleon. %uot., <strong>da</strong>s Ganglion für eine Drüse, welche eine klebrige Flüssigkeit ubsondort. —t) In <strong>de</strong>n Uonet noolomieae von Viot. Carus, Taf. VII, fg. 2g, fg. 4g. —8) Krohn,anat. phys. Beobachtungen üb. Sagitta bipunctata, 1K44. — 4) Krohn, Nachtrag!, Bemerk,üb. d. Bau d. Gattung Sagitta, Arch. f. Naturgesch. 1853. — 5) Leuckart, Zoolog.Untersuchungen 1854. — >') W11 ins, Okter.ationet <strong>de</strong> Sagitta. Dieter!. 1846. — 7) B u s cb,Beobachtgen üb. Anat. u. Entwicklg einiger wirbelloser Seothlere. 1851. — 8) Meissner,Verh. ndl. d. schwell, naturf. Gesellschaft zu Basel, 1857. — it) I.euokartu. Pagen-Stecher, Untersuchungen üb. nie<strong>de</strong>re Seethiere, Archiv f. Anat. u. Phys. 1858, Leuckart,Jahresb. 1856, 1858. — 10) (iegenbaur, (irundzüge <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie.185», 8 IH7 Anmerkg. — 11) Keferstein, Untersuchungen Uli. nie<strong>de</strong>re Seethlore,Ztschrft f. wiss. Zool. 1862. Ich möchte In<strong>de</strong>ssen noch beson<strong>de</strong>rs auf eine mir erst Jüngstzugänglich gewor<strong>de</strong>ne Abhandlung von Busk, Relation! of Sagitta bipunctata, Quart, journ.mierote. Me. Vol. 4,ih'.ti hinweisen, die mir, insoweit dies ohne eigene Anschauung möglichi»i. <strong>de</strong>n „Bauebsattel'' doch als ein erbtet Buuchganglion erscheinen lässt. B. bil<strong>de</strong>t <strong>da</strong>s-•eilte bei stärkerer Wrgrösseruug ab, wodurch man sieht, <strong>da</strong>xs nicht bloss die äussere Ge--t.,:t <strong>de</strong>s Gebil<strong>de</strong>s nnd die abgehen<strong>de</strong>n 8tränge recht wohl zu einem Ganglion stimmen,son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r feinere Bau. Der Körper besteht, abgesehen von <strong>de</strong>m hellen Neurilemm,su.- einer zelligen Rin<strong>de</strong>nschicht und einer welsslichen Centralsuhslant, aus welch letztererdie Nervenfasern zunächst hervorgehen. Ich meine <strong>da</strong>her, es habe <strong>de</strong>r nächste Beobachter\or allem festzustellen, inwieweit die Busk'sche Figur auf Wahrheit beruht, um die l'ragenach <strong>de</strong>r Fxistenz <strong>de</strong>» Krohn'scben Bauchganglions zu entschei<strong>de</strong>n. Auf mich macht dieAbbildung d. • Bauchganglions sowie <strong>de</strong>» Kopfganglions und seiner Aeste (an <strong>de</strong>n Sehnervenausser <strong>de</strong>n Sehganglien noch eine kleine gangllenförmlge Anschwellung!) <strong>de</strong>n Kliidnnk,als seien die Beobachtungen <strong>de</strong>s englischen Forscher's sorgfältiger Art. — IV) Bojanus,Isis Itetl. - 13) Laurer. <strong>de</strong> Amphitlom. ttnUe. — u) Annalen <strong>de</strong>s Wiener Museums. -15 De Filippi, DeuMtem, Memoire pour eer.tr a l'hheteire genetigue <strong>de</strong>e Tremaf<strong>de</strong>e. Mem.<strong>de</strong> r.c.d. d. u. <strong>de</strong> Turin, 18.15. -f. .Naturgocb. l»5».IÜ Walter, Beitr. z. Anat. einzelner Tremato<strong>de</strong>n, Arohl»


Plattwärmer. 135Angehörige Quercommissur. Die centralen Knoten bestehen bloss aus dicht gedrängtenGanglienzellen »ohne gemeinschaftliche Kapselmembran«. Von <strong>de</strong>nGanglien entspringen je zwei Nervenstämme, ein seitlicher schwächerer zur »Cuticula«und <strong>de</strong>n Muskeln <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rhälfte <strong>de</strong>s Thieres, ein stärkerer nach hintenverlaufen<strong>de</strong>r und bis zum hintern Saugnapf verfolgbarer Stamm; er schwillt<strong>da</strong>bei durch Einlagerung von Ganglienzellen nochmals an. — Ueber Distomumhepaticum vergleiche Bojanus 1 ), Mehlis*); über Distomum duplicatum, D.holostomum theilt von S i e b o 1 d s ) mit, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> ganz so angeordnetsei, wie bei Amphistomum conicum. Nach Walter 4 ) stimmt Distomumlanceolatum in Lage und Richtung <strong>de</strong>r Nervencentren und <strong>de</strong>r peripherischenNervenverzweigungen fast ganz mit Amph. subclavatum überein; eine »analogeAnordnung« zeigten Distomum cygnoi<strong>de</strong>s, D. clavigerum, D. variegatum, D. endolobum;Distomum hepaticum weicht, durch die Lage <strong>de</strong>s »Schlundringes« und <strong>da</strong>sFehlen <strong>de</strong>r »vor<strong>de</strong>m Ganglienmasse« etwas ab, auch mangelt die En<strong>da</strong>nschwellung<strong>de</strong>r Seitennerven. Gegen die oben erwähnte Beobachtung Wagener's 6 ) anDactylogyrus glaubt Leuckart 6 ) <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> in Form einer zweilappigenGanglienmasse unterhalb <strong>de</strong>r Augenflecke aufgefun<strong>de</strong>n zu haben. — Von Tristomumhat Kölliker 7 ) <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> beschrieben; von Polystomum van Bene<strong>de</strong>n.Endlich giebt es noch ein merkwürdiges parasitisches Thier, die GattungMyzostomum, <strong>da</strong>s man in die Nähe <strong>de</strong>r Tremato<strong>de</strong>n zu stellen pflegt, obschones durch manche Eigenthümlichkeiten seines Baues und ganz insbeson<strong>de</strong>redurch sein von LoT^n 1 ) zuerst erkanntes <strong>Nervensystem</strong> von diesen Würmern be<strong>de</strong>uten<strong>da</strong>bweicht. Ein grosses längliches Ganglion auf <strong>de</strong>r Bauchseite <strong>de</strong>s Thiereszwischen Magen und <strong>de</strong>r mittleren, viel strahligen Muskelmasse bil<strong>de</strong>t <strong>da</strong>s Nervencentrum,von welchem die grössern Nervenstämme seitlich ausstrahlen. HistologischeAngaben erhielten wir durch Semper 9 ;, die, wenn sie sich bewahrheiten,<strong>da</strong>s Bauchganglion <strong>de</strong>s Myzostomum als sehr eigentümlich gebaut erscheinenlassen. Es bestehe aus einer feinkörnigen dicken Rin<strong>de</strong> und einercentralen länglichen, anscheinend zelligen Masse. Dem nächsten Beobachtermöchte ich empfehlen, <strong>da</strong>rauf zu achten, ob nicht dieses Nervencentrum <strong>de</strong>nnochin seiner inneren Anlage eine gewisse Duplizität besitzt, ähnlich wie ich es untenvon <strong>de</strong>m unpaaren Bauchmarksganglion <strong>de</strong>r Dipteren u. s. w. auszusagen habe;<strong>da</strong>nn ferner auch nachzusehen, ob von <strong>de</strong>n am Vor<strong>de</strong>rrand <strong>de</strong>s Ganglions abgehen<strong>de</strong>nNerven, <strong>de</strong>ren weiterer Verlauf bis jetzt noch nicht erforscht ist, nichteine Schlinge zur Umfassung <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s entsteht, ähnlich wie bei manchennie<strong>de</strong>ren Krebsen. Ich vermuthe eine solche Organisation um so eher, als auchsonst <strong>da</strong>s bis jetzt bekannt gewor<strong>de</strong>ne <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Myzostomum noch amehesten an Arthropo<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re an Arachni<strong>de</strong>n erinnert, und ich wäre auchsonst geneigt, <strong>da</strong>s Thier eher in <strong>de</strong>n Kreis <strong>de</strong>r Schmarotzerkrebse, als in <strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Tremato<strong>de</strong>n aufzunehmen.e) Bei Pseudostomum faeroense erkannte 0. S c h m i d t 10 ) <strong>da</strong>s Centralnervensystem:1) B oj eine a n u viereckige s a. a. O. — Nervenmasse, 2) M e h 1 i s, Obtervationet auf ihr die anat. vier Augenflecken, d. Bittomate hepatico von ihr et zwei lanceolato, 1825.Er berichtet auch von Anschwellungen an <strong>de</strong>n Hauptstämmen. — 3) v.Fä<strong>de</strong>n längs <strong>de</strong>s Magens herabgehend. Frey und Leuckart u Siebold, vergleichen<strong>de</strong>Anat. 1848. — 4) Walter a. a. O. — 5) Wagener, Helminthologiscbe Bemer­) sahen beikungen Vortex , vittatus Ztschr. f. einen wiss. Zool. »qu 1858. eroblongen. — 6) Leuckart, zweilappigen Jahresb. Gehirnknoten.« üb. d. Leistgen in d. Max Naturgesch.Schultze d. nie<strong>de</strong>ren ") wies Thiere <strong>da</strong>s während <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Jahres in allen 1857. Familien — 7) Kölliker, dieser Berichte Ordnung von nach, <strong>de</strong>rso zootom. bei Opistomum Anstalt in pallidum, Würzburg, 1849. Vortex — 8) viridis, Loven, V. Myaottoma bdlticus, cirriferum, Derostomum ein parasitischerSchmidtianum,Wurm, Archiv f. Naturgesch. 1842. — 9) Semper, t. Anat. u. Entwicklgsgesch. d.GattungProstomum lineare, Mesostomum rostratum, M. tetragonum, M. pratense, Macrostomumhystrix. 0. Schmidt 13 — Max Schultze hatte <strong>da</strong>s von Loven beschrie­Mynottoma, -Ztschrft f. wiss. Zool. 1858.bene <strong>Nervensystem</strong> nicht fin<strong>de</strong>n können. ) ge<strong>de</strong>nkt Verhandigen später d. einer phys. <strong>de</strong>utlichen med. Gesellsch. Nervenmasse,in Würzburg,185S. — 10) O. Schmidt, Neue Beiträge zur Naturgeschichte <strong>de</strong>r Würmer, 1848. —11) Frey u. Leuckart, Beitr. *. Kenntnis* wirbelloser Thiere, 1847. — 12) Max Schultze,Beitr. t. Natunresch. d. Tnrbellarien, 1851. — 131 O. Schmidt. Nene Rhabdocoelen aus d.nordischen u. d. adriatisch. Meer, Sitzb. <strong>de</strong>r Wiener Akad. 1852.


136Thiere mit seiflich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.<strong>de</strong>r die Augen aufliegen von Prostomum Botterii, eines Doppelganglions bei VortexBene<strong>de</strong>ni. Genaue Mittheilung über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von Mesostomum Ehrenbergiigiebt Leuckart 1 ). (Scheint wegen »beispielloser Durchsichtigkeit« und<strong>da</strong> es eine <strong>de</strong>r grössten Mesostomen ist, am geeignetsten zu sein, um <strong>de</strong>n Bauerkennen zu lassen.) Zuletzt erwähnt 0. Schmidt») ein innig verwachsenesDoppelganglion bei Mesostomum fallax (Schieostomum), M. trunculum. Vonzahlreichen Rhabdocoelen. <strong>de</strong>ren Organisation von <strong>de</strong>m zuletzt genannten Forscherund An<strong>de</strong>rn erörtert wird, ist <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> übergangen, und es willscheinen, als ob es bei manchen Arten sehr schwer o<strong>de</strong>r gar nicht zu beobachtenwäre, sowie ich <strong>de</strong>nn auch an <strong>de</strong>n von mir 3 ) beschriebenen Arten nichts vonGanglien o<strong>de</strong>r Nerven zu berichten hatte.Dass v.Bär*) und D ug e s s ), <strong>de</strong>ren Abhandlungen über Planarien, obschonjetzt älteren Datums, man immer mit grossem Interesse lesen wird, bei <strong>de</strong>n imSüsswasser vorkommen<strong>de</strong>n Arten sich vom Dasein eines Neryensy6temes nichtüberzeugen konnten, wur<strong>de</strong> oben schon erwähnt; auch ist dies für die Untersuchungsmittelvon <strong>da</strong>mals und bei <strong>de</strong>r Schwierigkeit <strong>de</strong>s Gegenstan<strong>de</strong>s kaum möglichgewesen. Zuerst beobachtete Ehrenberg 0 ) bei Planaria lactea unterhalb <strong>de</strong>rzwei Augenpunkte je einen »drüsigen« Körper o<strong>de</strong>r ein Ganglion, bei Polycelisseien mehre strahlige Nervenknoten in <strong>de</strong>r Mitte vorhan<strong>de</strong>n. Der Augenganglienvon PI. lactea ge<strong>de</strong>nkt <strong>da</strong>nn auch F. F. Schultze 7 ), will aber ferner bei PJ.torva zwei feine Fä<strong>de</strong>n haben abgehen sehen, welche durch vier Knötchen verbun<strong>de</strong>n,die Mundöffnung unigeben sollten. Nach<strong>de</strong>m die Anatomie <strong>de</strong>r Sttsswasserplanarienlange Zeit geruht, veröffentlichte Max Schultze 8 ) eine Figur<strong>de</strong>r PI. torva mit <strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong>u; <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> ist als quergezogenesDoppelganglion, ähnlich <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Rhabdocoelen <strong>da</strong>rgestellt. Nach <strong>de</strong>m, was ichbei an<strong>de</strong>rn Planarien sehe, wovon gleich nachher, ist es mir auffallend., <strong>da</strong>ssgera<strong>de</strong> PI. torva eine <strong>de</strong>rartige Gehirnform haben soll, bei an<strong>de</strong>rn einheimischenPlanarien ist es wesentlich <strong>da</strong>von verschie<strong>de</strong>n. Jüngst hat 0. Schmidt 9 ) eineAbbildung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s von Polycelis cornuta erscheinen lassen.Ich habe mich ebenfalls bemüht, <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> unserer Süsswasserplanarienkennen zu lernen und muss vor Allem bemerken, <strong>da</strong>ss man hiebei mitganz ungewöhnlichen Hin<strong>de</strong>rnissen zu kämpfen hat. Es stan<strong>de</strong>n mir die GattungPolycelis nigra, ferner Planaria (Dendrocoelum) lactea, endlich die Planariagonocephala 10 ) zu Gebote. Noch am ehesten lässt sich unter Anwendung schwacherVergrösserung und bei methodischem Druck an Polycelis nigra, nach<strong>de</strong>m man<strong>da</strong>s Thier durch einen Tropfen Essigsäure getödtet hat, ein kolbiges Ganglipnpaarmit Querbrücke unterschei<strong>de</strong>n, sowie <strong>da</strong>von ausstrahlen<strong>de</strong> Linien nach <strong>de</strong>mKop|n<strong>de</strong>, ferner eine kurze Strecke weit eine Verlängerung <strong>de</strong>r Ganglien nachhinten, um die Seitennerven <strong>de</strong>s Körpers zu bil<strong>de</strong>n, alles ungefähr so, wie 0.Schmidt von Polycelis cornuta abbil<strong>de</strong>t, aber <strong>da</strong>s Ganze ausnehmend schwachconturirt; Polycelis cornuta muss ein ungleich günstigeres Object sein, <strong>da</strong> <strong>de</strong>rgenannte Beobachter mit so sicherer Hand <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> dieser Planarienzeichnen konnte.Von <strong>de</strong>r Planaria gonocephala, welche um vieles grösser und dicker ist, habeich viele Exemplare auf die verschie<strong>de</strong>nste Weise behan<strong>de</strong>lt, bis ich die Ucberzeugungzu haben glaubte, <strong>da</strong>ss je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Augenflecken auf einem birnfürmigen1 Leuckart, Ganglion Archiv ruht, <strong>de</strong>ssen f Naturgcsch. Stiel nach 1S52.— hinten 2) O. Schmidt, zum Seitenuerv die rhabdocoelen wird. Letzteren Stru<strong>de</strong>lwürmerich au* jedoch d. l'ingcbunircn mikroskopisch von Krakau, unmöglich Denkschrift, weiter d. Wiener verfolgen, Akad. wohl 1858. — aber 3) Leydlg, glaubtkonnteZoologisches (i. üb. .-inif-c Stru<strong>de</strong>lwürmer), Archiv f. Anat. u. Phys. 1854. — 1) v. Bär,Beitr. z. Kenntniss <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rn Thiere (VI. üb, Planarien), Verhandigen d. Leop. Carol,Akad. 1-26. — 5) Du Rfl, Rech, tur l'organitation tl let moeurt dtt Planarien, Ann. d. te.nalur. T. 15, Ix«; Apercu <strong>de</strong> fuelguet Obterraliont nouvellee eur lee Planairee, ibid. T. 21, 1K30.— 6 Khrenberg. Abhandluen .1. Wiss. in Berlin a. d. J.l«:i. r ,. — 7) I I'. Schultze, <strong>de</strong>Planariarum .i.endi ratione et elruelura, Berolini 18;«;. - 6) Max Schultze In <strong>de</strong>n leoneinaotomieae von V i c t. < ar u s, fg. 18,,,. 1857. - 9) O. B cb m I d t, die <strong>de</strong>ndrocoolen Stru<strong>de</strong>lwurm-raus <strong>de</strong>n Umgebungen von Gratz, Ztsch. f. wiss. Zool. 18U0. — tu) Khe leb die einheimischePI. gonocephala kennen gelernt hatte, hielt Ich eine bei Genua von mir beobachteteArt (Archiv für Anat. u. Phys. 1M4) für diese von Luge* aufgestellte Spezies. Allein lohtheile jetzt.die Ansieht von . S c hm idt (ZUch. f. will, Zool. 1860), <strong>da</strong>ss die GenueserPlanarie eine an<strong>de</strong>re, wahrscheinlich neue Art ist


Plattwüraner.137man mit Hülfe <strong>de</strong>r Lupe an <strong>de</strong>r Unterseite <strong>de</strong>s Thieres in Form von zwei hellerenStreifen die Spuren dieser Nerven zu erblicken. Diese zwei lichtem Linien mögenum so eher die Lage <strong>de</strong>r Seitennerven verrathen, als auch die Hautstellen, anwelchen die birnförmigen Hirnganglien liegen, ungefärbt sind; <strong>de</strong>nn die zweiweissen, so auffallen<strong>de</strong>n Flecken, welche halbmondförmig die schwarzen Augenumgeben, befin<strong>de</strong>n sich gera<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n Ganglien. Und es ist auch von an<strong>de</strong>rnTurbellarien bekannt, <strong>da</strong>ss, z. B. bei schwarz gefärbten Nemertinen, die Haut überund unter <strong>de</strong>m Gehirn gewöhnlich eine hellere Farbe hat als die Umgebung und<strong>da</strong>durch dieses Organ sich schon nach aussen markirt. Was die Hirncommissurbetrifft, so glaube ich sie als eine höchst blasse Querbrücke gesehen zu haben.Da die bei<strong>de</strong>n abgehan<strong>de</strong>lten Arten stark gefärbt sind, so meint man beson<strong>de</strong>reHoffnung auf die unpigmentirte Planaria lactea setzen zu können, dieaber, sobald man <strong>da</strong>s Thier unter <strong>de</strong>m Mikroskop hat, nicht in Erfüllung geht.Trotz aller Mühe habe ich nur die birnförmigen Ganglien gesehen, <strong>de</strong>nen je einAuge aufsitzt. Die Stiele <strong>de</strong>r Ganglien, welche gegen die Mittellinie <strong>de</strong>s Thieressich hinneigen, sind als Anfänge <strong>de</strong>r Seitennerven zu betrachten, über <strong>de</strong>renweiteren Verlauf ich aber auch nicht <strong>da</strong>s min<strong>de</strong>ste mir zur Anschauung bringenkonntey, ebenso habe ich ganz vergeblich nach einer die Ganglien verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nBrücke gespäht. Sowohl Ehrenberg als auch F. F. Schultze sprechen,wie schon vorgebracht wur<strong>de</strong>, von einem Ganglienpaar <strong>de</strong>r Planaria lactea, alleinman ist nicht sicher, ob <strong>da</strong>runter nicht <strong>de</strong>r später zu besprechen<strong>de</strong> helle Innenkörper<strong>de</strong>s Auges gemeint sei; wenigstens ist störend, <strong>da</strong>ss Ehrenberg anmerkt, <strong>da</strong>s von Schultze beschriebene Corpus vitreum scheine <strong>da</strong>s zu sein,was er Markknoten nenne.Soviel ist gewiss, <strong>da</strong>ss die Nervensubstanz <strong>de</strong>r Süsswasserplanarien ausseror<strong>de</strong>ntlichzart und weich sein muss, <strong>da</strong> sie so wenig anschaulich wer<strong>de</strong>nwill, während man doch die Verzweigungen <strong>de</strong>r sog. Wassergefässe, dieMuskeln <strong>de</strong>r Haut und an<strong>de</strong>re feinere Structurverhältnisse mit Bestimmtheit zusehen vermag! Niemals aber, und <strong>da</strong>s möchte ich nochmals hervorheben, sahich Nervencentren von <strong>de</strong>r querausgezogenen Form, wie M. Schultze von Planariatorva zeichnet; vielmehr stehen die bei<strong>de</strong>n birnförmigen Ganglien so, <strong>da</strong>ssihr Längendurchmesser <strong>de</strong>m gleichen Durchmesser <strong>de</strong>s Thieres entspricht, alsoschon eher an die Hirnhälften <strong>de</strong>r Nemertinen erinnern.Merklich consistenter müssen Ganglien und Nerven bei <strong>de</strong>n im salzigenWasser leben<strong>de</strong>n Planarien sein. Schon aus M e r t e n s Darstellung J ) ergiebtsich bei Planocera sargassicola und PI. pelluci<strong>da</strong> <strong>da</strong>s Vorhan<strong>de</strong>nsein eines doppelteno<strong>de</strong>r verschmolzenen Hirnganglions; später hat Quatrefages*) Gehirnund Nerven beschrieben von Polycelis laevigatus , P. pällidus, P. mo<strong>de</strong>stus,Eolidiceros Broschii, E. panormus, Stylochus palmula, St. maculatus, Prosthiostomumarctum, Proceros sanguinolentus. Zuletzt bil<strong>de</strong>t 0. Schmidt 3 ) <strong>da</strong>sGehirn ab von Polycelis laevigatus, Prosthiostomum hamatum, Gun<strong>da</strong> lobata (hiersei <strong>da</strong>s Gehirn »unregelmässig«-lappig).G eh im und Nerven gewisser Nemertinen wur<strong>de</strong>n zwar von <strong>de</strong>lleChiaje*'iund 1) Duges M ertens, B ) schon üb. d. Bau gesehen, verschie<strong>de</strong>ner aber für in Herzen <strong>de</strong>r See und leben<strong>de</strong>n Gefässe Planarien, gehalten, Mim. was <strong>de</strong> Vacad. sichimp. <strong>de</strong> St. Peterebourg, 1833. Freiliebauch noch später von an<strong>de</strong>rer Seite 6 wird dort <strong>da</strong>s Nackenganglion noch verkannt) wie<strong>de</strong>rholt hat. Zuerst war esRathke 7 und),für ein Herz angesprochen. — 2) Quatrefages, tur les Planairee, Ann. d. sc. natur. 1S45.—•welcher 3) O. Schmidt, bei Borlasia Bemerkgen striata üb. die Turbellarien Theile richtig von Corfu als Gehirnganglien, u. Cephalonia. Ztsch. Kopf- f. wiss. undSeitennerven <strong>de</strong>utete. Unabhängig von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Forscher ent<strong>de</strong>ckte auch<strong>de</strong>l regno di NapoliQ n a t r e f a g e s 8 l>S5. — 5t Duges, Ann. d. tc. natur. 1830. — 6) Oerstedt, Beschreibung<strong>de</strong>r Plattwiinner. ) <strong>da</strong>s isU. <strong>Nervensystem</strong> — 7) Rathke, und Neueste gab Schrift, <strong>da</strong>rüber d. naturf. später Gesellsch. sehr <strong>de</strong>taillirtein Danzig.Mittheilungen (Polia mandilla, P. bembix, P. humilis, Oerstedia macülata, Valenciniasplendi<strong>da</strong>, Borlasia camiUea, Nemertes peronea, Cerebratulus crassus). Be-Zool. 18C2. — 4) Delle Chiaje, Memerie lulle ttoria et notomia <strong>de</strong>gli animali eenaa vertebre1842. — 8) Quatrefages, Seanee d. I. Soe. philomatique d. Parit, 1841 (L'intlUut, nr. 416);leonngraphie du Regne animal <strong>de</strong> Cuvier, Zaophytet (JVentertet Camillae); Sur let Kemertei, Ann.d. tc. nat. 1846.


|38 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.stätigen<strong>de</strong> und erweitern<strong>de</strong> Beobachtungen lieferten Frey und Leuckart 1 ),sowie Max Schultze 3 ), welch letzterer zuerst <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Gehirns zu systematischerVerwendung vorschlägt Hierin folgt ihm <strong>de</strong>r neueste Untersucher <strong>de</strong>rNemertinen, Keferstein s ). welcher <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von Borlasia mandilla,B. splendi<strong>da</strong>, Prosorhochmus Claparedii, Cephaloihrix longissima, Ceph. ocellatanäher erforscht hat.Das Gehirn <strong>de</strong>r Nemertinen, im Verhältniss zum Thier oft sehr gross, bestehtaus zwei Doppelganglien, entwe<strong>de</strong>r so, <strong>da</strong>ss je<strong>de</strong> Hälfte <strong>de</strong>s Gehirns anszwei ovalen Ganglien zusammengesetzt ist, die, obschon mehr vor- als übereinan<strong>de</strong>rliegend, doch einem obern und untern Schlundganglion <strong>de</strong>r Ringelwürmerentsprechen und wobei <strong>da</strong>s obere Ganglion nur <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren Theil <strong>de</strong>s unterenbe<strong>de</strong>ckt (Familie <strong>de</strong>r Tremacephali<strong>de</strong>n); o<strong>de</strong>r zweitens, die oberen Ganglien verlängernsich weit nach hinten, so <strong>da</strong>ss man von oben die untern Ganglien garnicht sieht (Familie <strong>de</strong>r Rhochmocepbali<strong>de</strong>n). — Zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>renGanglien die Rücken commissur, zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hinteren die Bauchcommissur.— Von <strong>de</strong>m oberen Ganglion Nerven zu <strong>de</strong>n Augen und zu <strong>de</strong>n Seitenorganen;die untern verdünnen sich nach hinten zu <strong>de</strong>n Seitennerven. Letzterenähern sich bei <strong>de</strong>r Gattung Oerstedia <strong>de</strong>r Medianlinie <strong>de</strong>s Körpers; bei Cephaloihrixen<strong>de</strong>n sie, wie es scheint, mit einer länglichen Anschwellung. Spurenvon Anschwellungen an <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r abgeben<strong>de</strong>n feinen Nerven bei Borlasiacamiüea.Abgesehen vom Neurilemm zeigt <strong>da</strong>s Gehirn eine Zusammensetzung ansRin<strong>de</strong>n- und Marksubstanz. Erstere bestehe nur aus feinkörniger Masse, nichtaus Ganglienkugeln, letztere sei fibrillär. Auch die Seitennerven besitzen nichtbloss eine längsfaserige Innensubstanz, son<strong>de</strong>rn auch die feinkörnige Rin<strong>de</strong>. Beieiner grossen Anzahl von Nemertinen erscheint Gehirn und <strong>de</strong>r A nfang <strong>de</strong>r Seitennervenröthlich gefärbt, welches Pigment 2. Anneli<strong>de</strong>n. nicht <strong>de</strong>r Hülle, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r körnigenRin<strong>de</strong> angehört An Nemertes olivacea schimmert schon fürs freie Auge <strong>da</strong>s rotheBei Gehirn <strong>de</strong>r aus Familie <strong>de</strong>m Vor<strong>de</strong>ren<strong>de</strong> Nemertinen <strong>de</strong>s grüngefärbten waren die GehirnganglienThieres hervor.durch zwei die Schlundröhre zwischen sich nehmen<strong>de</strong> Commissurenverbun<strong>de</strong>n, somit zuerst ein unbczweifelbarer Schlundring entstan<strong>de</strong>n.Hiedurch, sowie durch <strong>de</strong>n Umstand, <strong>da</strong>ss beTmanchcnArten die vom Gehirn kommen<strong>de</strong>n zwei Bauchstränge allmählig sichvon <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Körpers entfernen, um sich <strong>de</strong>r Medianlinie zunähern, vermittelt ihr <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>n Uebergang von jenem <strong>de</strong>rübrigen Stru<strong>de</strong>lwürmer zu <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r R i n g e 1 w ü r m e r; eineAnsicht, welche auch noch weiter <strong>da</strong>durch gestützt wird, <strong>da</strong>ss diezwei Seitennerven o<strong>de</strong>r Bauchstränge <strong>de</strong>r Nemertinen nach <strong>de</strong>n <strong>da</strong>rübervorhan<strong>de</strong>nen Angaben mit <strong>de</strong>n Gehirnganglien die gleicht; histologischeDifferenzirung theilen 4 ).l> Frey u. Leuckart, Beitr. t. Kenntniss wirbellos. Thiere, 1847. — *) MaxSchult*«, ZUch. f. wiss. Zool. 1848, rergl. auch eine Abbildung <strong>de</strong>« Tetrattemma obeeurumin <strong>de</strong>n Ican. nool. von Vi< t. Carua, 1857. - 3, Kefer«tein, Unters, üb. nie<strong>de</strong>re Seuthlere,Ztsch. f. wis*. Zool. 1862. - 4) Ich glaube an dieser Stelle die Bemerkung einschieben zusollen, <strong>da</strong>** verschie<strong>de</strong>ne Kragen im allgemeineren Sinn, wie z.B. über Deutung <strong>de</strong>* erstenGanghenpaare» als Gehirn, Verhalten <strong>de</strong>* Nerven»y»tem» zur äusseren Gestalt und ähnliche*bei <strong>de</strong>m nächsten grosseren Thlerkreis, <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n, ausführlicher zur Sprachekommen wird, und twar verlebe ich solche Erörterungen <strong>de</strong>shalb dortbin, well <strong>de</strong>r Typu»<strong>de</strong>r Glle<strong>de</strong>rthlere, ab <strong>de</strong>uen Anlange die Blngelwürmer zu betrachten sein mögen, In <strong>de</strong>nArthropo<strong>de</strong>n zu weiterer Ausbildung gelangt.


Anneli<strong>de</strong>n. 139Gehirn und Bauchmark. Die Ringelwürmer haben nunnicht bloss mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn, niedriger stehen<strong>de</strong>n Gruppen die seitlicheSymmetrie und die gestreckte Körperform gemein, son<strong>de</strong>rn ihrKörper ist in fast gleichwerthige Segmente getheilt; er ist geringelt.Dieser höheren Entwickelung entsprechend, sehen wir <strong>de</strong>nn auch,nicht bloss <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Gehirn und Bauchmark aller echten Anneli<strong>de</strong>nbleibend einen paarigen Charakter hat, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>ss auch <strong>de</strong>rDoppelstrang <strong>de</strong>s Bauchmarks sich glie<strong>de</strong>rt, mit an<strong>de</strong>rn Worten, vonStelle zu Stelle knotig anschwillt.Ich habe schon früher an einem an<strong>de</strong>rn Orte es beson<strong>de</strong>rs herausgehoben,<strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n echten Anneli<strong>de</strong>n wohl niemals die zwei Längsstränge<strong>de</strong>s Bauchmarks zu einem einzigen zusammengeschmolzen sind, auch wennsie so dicht zusammenrücken, <strong>da</strong>ss fürs freie Auge <strong>de</strong>r Bauchstrang einfacherscheint. Nicht bloss ältere Zerglie<strong>de</strong>rer, wie Cuvier und G. Carus habenhierin gefehlt, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n Bauchstrang <strong>de</strong>s Blutegels, <strong>de</strong>s Regenwurmesfür einfach hielten, son<strong>de</strong>rn noch in <strong>de</strong>r jüngsten Zeit erschienen Abbildungenund Beschreibungen, als ob bei diesem o<strong>de</strong>r jenem Ringelwurm diezwei Stränge zusammen geschmolzen seien. Bei einer grössern Anzahl von"Würmern aus <strong>de</strong>n Gruppen <strong>de</strong>r Hirudineen und Lumbricinen habe ichmich aber überzeugt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Gedoppeltsein <strong>de</strong>r Längsstränge <strong>de</strong>s Bauchmarkseine durchgreifen<strong>de</strong> Organisation ist. Aus eigner Anschauung kenneich diesen Bau <strong>de</strong>s Bauchmarkes von <strong>de</strong>n Hirudineen: Sanguisuga, Haemopis,Nephelis, Branchiob<strong>de</strong>lla, Piscicola, Pontob<strong>de</strong>lla, Branchelliun,Clepsine. Die untersuchten Lumbricinen waren die Gattungen Lumbricus,Lunibriculus, Enchytraeus, Tubifex, Nais, Stylaria, Chaetogaster.Nur die Sternwürmer (Gephyrea), worauf ich ebenfallszuerst aufmerksam gemacht, unterschei<strong>de</strong>n sich in diesem wesentlichenPunkte von <strong>de</strong>m Typus <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n: bei ihnen besteht <strong>da</strong>sBauchmark nicht aus zwei, son<strong>de</strong>rn aus einem einzigen Strang.Es scheint mir dies in mehrfacher Beziehung heachtenswerth. DieSternwürmer hat man nämlich früher zu <strong>de</strong>n Strahlthieren, insbeson<strong>de</strong>re zu<strong>de</strong>n Echino<strong>de</strong>rmen gestellt und zwar in die Nähe <strong>de</strong>r Holothurien. Gegenwärtigreiht man sie <strong>de</strong>n Würmern ein, und betrachtet sie als ein Bin<strong>de</strong>gliedzwischen Holothurien und Anneli<strong>de</strong>n. Das <strong>Nervensystem</strong> fiel immer,wenn es sich um die Bezeichnung <strong>de</strong>r Organisationsstufe, auf <strong>de</strong>r ein Thiersteht, han<strong>de</strong>lte, stark ins Gewicht, und so sprach schon <strong>da</strong>s, was man überdie Anlage <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s dieser Thiere, über seine Zusammensetzungaus Schlundring und Bauchmark wusste, entschie<strong>de</strong>n <strong>da</strong>für in <strong>de</strong>n GephyreenWürmer zu erblicken. Meine Erfahrungen über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Sipunculus') beleuchten, wie ich glaube, die systematische Stellung dieserThiere noch schärfer, in<strong>de</strong>m sie zeigen, <strong>da</strong>ss die Gruppe <strong>de</strong>r Sternwürmerzwar <strong>de</strong>n Ringelwürmern im Bau ihres <strong>Nervensystem</strong>s nahe stehen, aberdoch durch ihren entschie<strong>de</strong>n einfachen Bauchstrang in einen gewissen Gegensatzzu <strong>de</strong>n wahren Anneli<strong>de</strong>n gebracht wer<strong>de</strong>n.Während auch bei <strong>de</strong>n Kiemenwürmern die zwei Längsstränge<strong>de</strong>s Bauchmarkes häufig sich so nahe gerückt sind, <strong>da</strong>ss anl)Sieh, unter <strong>de</strong>n Zusätzen „Sternwürmer 1 ", u. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. I.fg. 9.


140 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.scheinend ein einfacher, mehr o<strong>de</strong>r weniger <strong>de</strong>utlich geglie<strong>de</strong>rterNervenstrang in <strong>de</strong>r Medianlinie herabläuft, so giebt es Gattungen,bei welchen die bei<strong>de</strong>n Seitenhälften <strong>de</strong>s Bauchmarks soweit auseinan<strong>de</strong>rstehen, <strong>da</strong>ss nach <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>s Leibes <strong>da</strong>s Bauchmarkdie Form einer Strickleiter wie<strong>de</strong>rholt. So bei Serpula,Sabellu, Hermella; verbun<strong>de</strong>n sind diese bei<strong>de</strong>n Typen miteinan<strong>de</strong>rdurch die Gattung Terebella.Man <strong>da</strong>rf in diesem Verhalten <strong>de</strong>s Bauchmarks einen niedriger stehen<strong>de</strong>nRang in <strong>de</strong>r Ausbildung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s erblicken, welche Auffassungsich sowohl auf <strong>da</strong>s, was wir bei <strong>de</strong>n Nemertinen, als auch bei <strong>de</strong>n Embryonen<strong>de</strong>r Egel sehen, stützt. Dort rücken die bei<strong>de</strong>n Längsstränge von<strong>de</strong>r Seite nach <strong>de</strong>r Medianlinie; hier bei Embryonen und noch bei ganzjungen Egeln sind die bei<strong>de</strong>n Längsstränge verhältnissmässig weiter auseinan<strong>de</strong>r,als später, wovon ich mich sowohl an Emhryanen. von Nephelis,die aus <strong>de</strong>m Cocon genommen wur<strong>de</strong>n, als auch bei ganz jungen noch von<strong>de</strong>r Mutter herumgetragenen Clepsinen überzeugt. In<strong>de</strong>m wir aber diesenSchluss ziehen, müssten wir folgerecht in <strong>de</strong>m Bauchmark <strong>de</strong>r Gephyreendie höhere Form erblicken, vorausgesetzt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r im ausgewachsenenWurm einfache Strang in früherer Zeit paarig angelegt war, worüber nochkeiue Beobachtungen vorliegen.Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r e c h t e n Anneli<strong>de</strong>n, um auf diese zunächstzurückzukommen, besteht somit aus <strong>de</strong>m im Kopfsegment liegen<strong>de</strong>nund <strong>de</strong>n Oesophagus umfassen<strong>de</strong>n Schlundring mit paarigem Charakter,sowie aus <strong>de</strong>m gangliösen Doppelstrange <strong>de</strong>s Bauchmarkes, <strong>da</strong>sunterhalb <strong>de</strong>s Darmkanales gelegen, längs <strong>de</strong>r Bauchseite <strong>de</strong>s ganzenKörpers bis zu <strong>de</strong>ssen En<strong>de</strong> hinabläuft*). Der Schlundring wirdvon einer obern und untern gangliösen Portion und <strong>de</strong>n zugehörigenCommissuren gebil<strong>de</strong>t, welche Theile zusammen wir als „Gehirn"bezeichnen wollen, und verweise nach <strong>de</strong>r Bemerkung von vorhinhinsichtlich <strong>de</strong>r näheren Begründung dieses Ausdruckes auf <strong>da</strong>s, wasich unten bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n hierüber auszusagen habe.Ein numerisches Abhiingigkeitsverhältniss <strong>de</strong>r Ganglienzahl<strong>de</strong>s Bauchmarkes zu <strong>de</strong>n Körperringen, wie es in früherer Zeit (vonGall z. B.) behauptet wur<strong>de</strong>, ist nicht vorhan<strong>de</strong>n. Da und dortscheint allerdings die Zahl <strong>de</strong>r Ganglien <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Körperringezu entsprechen, noch häufiger aber pflegt die Zahl <strong>de</strong>r Gangliengeringer als die <strong>de</strong>r Leibesringe auszufallen ('Hirudineen z. B.);endlieh kommt es auch vor, <strong>da</strong>ss die Zahl rhu- Bauchganglien die<strong>de</strong>r Leibesabschnitte übersteigt (Aphrodite, Polynoe).Forin und Grösse <strong>de</strong>s Gehirns zeigen mancherlei Abän<strong>de</strong>rungen;am massigsten wird <strong>da</strong>s Gehirn bei gewissen frei leben<strong>de</strong>nAnneli<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Meere*, mit scharf geson<strong>de</strong>rtem Kopfe, ausgebil<strong>de</strong>tenAugen und Tentakeln. So nimmt <strong>da</strong>s Gehirn z. B. bei Nereis,Eunice, Phyllodoce einen ganz erheblichen Umfang an.Eine beson<strong>de</strong>re Eigenschaft <strong>de</strong>s Gehirn*, in welcher die Familiel >. m. l.ifelu t. terglelcbend. Anat. Taf. I. fg. 4, t K . i.


Anneli<strong>de</strong>n. 141<strong>de</strong>r Hirudineen und die <strong>de</strong>r Lumbricinen, sowie <strong>de</strong>r Branchiatenauseinan<strong>de</strong>rgehen, ist die, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Gehirn bei <strong>de</strong>n Hirudineeneinen folliculären Habitus hat, während es bei <strong>de</strong>n zwei an<strong>de</strong>rn genanntenAbtheilungen gleichmässig glatt erscheint. Alle vorhin aufgezähltenEgelgattungen, <strong>de</strong>ren Bau mir aus eigener Anschauungbekannt ist, haben <strong>de</strong>mnach miteinan<strong>de</strong>r gemeinsam, <strong>da</strong>ss die Nervenzelleno<strong>de</strong>r Ganglienkugeln, welche hauptsächlich die Anschwellungen<strong>de</strong>s Gehirns (und Bauchmarks) bewirken, in beson<strong>de</strong>re Paquets zusammengefassterscheinen. Denkt man sich <strong>da</strong>s Gehirn als schlingenförmigeVereinigung <strong>de</strong>r zwei Bauchstränge oberhalb <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s,so sitzen ferner die mit Ganglienzellen erfüllten Kapseln o<strong>de</strong>r Follikel<strong>de</strong>n einzelnen Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nervenkopfschlinge nach <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenGattungen und selbst Arten in vielerlei Weise an und ver.leihen <strong>da</strong>durch <strong>de</strong>m Gehirn ein typisch wechseln<strong>de</strong>s Aussehen*).Wir fin<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die Follikel sich entwe<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Seite her weitgegen die Mittellinie herauf erstrecken und somit wirklick dorsal stehen(Sanguisuga, Haemopis); o<strong>de</strong>r sie bleiben mehr seitwärts, also tiefer, und<strong>da</strong>nn hat es <strong>de</strong>n Anschein, wie wenn die obere Portion <strong>de</strong>s Schlundringesnur aus <strong>de</strong>r faserigen Nervenschlinge bestän<strong>de</strong>, was z. B. <strong>de</strong>r Fall ist beiClepsine, Piscicola.Ein allgemeiner Charakter im Lagerungsverhältniss ist weiterhin,<strong>da</strong>ss die Follikel immer <strong>de</strong>r Nervenschlinge an <strong>de</strong>r nach aussengewen<strong>de</strong>ten Fläche ansitzen. An <strong>de</strong>r unteren Hirnportion ordnenSich die Follikel zu mehren, gewöhnlich zu vier Längsreihen, wovonzwei in <strong>de</strong>r Mitte, die an<strong>de</strong>rn seitlich sich gruppiren (Ncphelis,Clepsine z. B.); die ersteren gehören ausschliesslich <strong>de</strong>r Ventralseite<strong>de</strong>s Ganglions an, die zwei an<strong>de</strong>rn ragen mehr o<strong>de</strong>r weniger vonunten und seitwärts herauf zur Dorsalfläche. Ueber die beson<strong>de</strong>reForm <strong>de</strong>r Kapseln <strong>de</strong>r Ganglienzellen wird weiter unten die Re<strong>de</strong> sein.Das Gehirn <strong>de</strong>r einheimischen LumbrLeinen ist nie vonfolliculärer Art und die bildlichen Darstellungen Quatrefages'über die Branchiaten lassen annehmen, <strong>da</strong>ss diese Gruppe hierinmit <strong>de</strong>n Lumbricinen übereinstimmt. An <strong>de</strong>n von mir untersuchtenund schon oben genannten Würmern erscheint die obere Portion<strong>de</strong>s Schlundringes als eine glattrandige, höchstens schwach höckerigeAnschwellung, fast immer die bilaterale Symmetrie wie<strong>de</strong>rholend,mit vor<strong>de</strong>rer und hinterer Einkerbung. Die gangliöse Substanz istan <strong>de</strong>r oberen Schlundringportion ebenfalls dorsal angehäuft; an<strong>de</strong>r unteren Portion liegt die Masse <strong>de</strong>r Ganglienkugeln immer an<strong>de</strong>r ventralen Seite <strong>de</strong>s Bauchstranges und greift nur etwas von <strong>de</strong>nSeiten herauf.Den Untersuchungen F a i v r e' s ver<strong>da</strong>nken wir die Kenntniss,<strong>da</strong>ss beim Blutegel <strong>da</strong>s Bauchmark nicht bloss aus zwei Längssträngen1) 8. m. Tafeln ». vergleichend. Anat. Taf. II, fg. 1, fg. 8, fg. 5, fg. 6; Taf. III, fg. 4.lg. b. - i) a. a. ü. Taf. III, fg.t>, fe.7; Taf. IV, fg. 8, fg. s, fg. 4, fg. 5, fg. 6, fg. 7, fg. 8-


142 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.besteht, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>ss zwischen bei<strong>de</strong>n ein dritter, wenn gleichschwacher Längsstrang in ebenso scharfer Son<strong>de</strong>rung, wie seinebei<strong>de</strong>n Begleiter herablaufe. Es ist wahrscheinlich, <strong>da</strong>ss dieser von<strong>de</strong>m Ent<strong>de</strong>cker als intermediärer Nerv bezeichnete Strang allen Hirudineeneigen ist. Ich kann <strong>de</strong>nselben wenigstens nicht bloss für San~guisuga medicinalis und Haemopis bestätigen, son<strong>de</strong>rn .kenne ihn auchbei Nephelis vulgaris, Piscicola respirans, Pontob<strong>de</strong>lla muricata,nicht min<strong>de</strong>r sehe ich ihn als ganz feinen Fa<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n zweiHauptsträngen bei Branchiob<strong>de</strong>lla *).An allen habe ich mich überzeugt, <strong>da</strong>ss er gleich von <strong>de</strong>r untern Portion<strong>de</strong>s Schlundringes beginnt und so von Ganglion zu Ganglion zieht. Alsrein medianes Gebil<strong>de</strong> wurzelt er in einer <strong>de</strong>r Querbrücken, welche in <strong>de</strong>runteren Schlundportion die Längsstränge verbin<strong>de</strong>n, und nimmt auch in <strong>de</strong>nübrigen Bauchknoten immer seine Richtung auf die Stellen zu, an <strong>de</strong>nendie zwei Längszüge zusammenfliessen. Hier und <strong>da</strong> steht, was schonFaivre abgebil<strong>de</strong>t hat, dieser intermediäre Strang während seines Verlaufeszwischen <strong>de</strong>n zwei Hauptsträngen, mit <strong>de</strong>m einen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rndurch einen kurzen Querbalken in Verbindung; doch möchte zu bemerkensein, <strong>da</strong>ss solche verknüpfen<strong>de</strong> Querbalken im Ganzen selten und immernur einseitig sind (Sangiiisnga ntcdiciualis). Gute senkrechte Schnittedurch die untere Leibesregion <strong>de</strong>s Blutegels belehren uns auch, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rintermediäre Strang innerhalb <strong>de</strong>s gemeinsamen Neurilemms tiefer liegt, alsdie bei<strong>de</strong>n Hauptstränge, also mehr <strong>de</strong>r Bauchseite angehört. Der Strangentspricht ohne Zweifel <strong>de</strong>m unpaaren, zwischen "zwei ^anglieiT verlaufen<strong>de</strong>nStamme, welchen Newport-bei Insecten ent<strong>de</strong>ckte und <strong>de</strong>r sich auch beizahlreichen an<strong>de</strong>rn Arthropo<strong>de</strong>n vorfin<strong>de</strong>t.Bei Lumbricinen konnte ich früher keine Spur dieses intermediärenNerven sehen, möchte aber neuerdings in höchst merkwürdigen medianenNervenzügen, die später zu besprechen sind, <strong>da</strong>s Analogon <strong>de</strong>s intermediäre»Nerven <strong>de</strong>r Hirudineen erblicken. (Sieh. S. 154.)Eine seltene Ausnahme ist es, <strong>da</strong>ss die obere Gehirnportionkeinen paarigen Charakter hat. Mir ist aus eigener Erfahrung bishereigentlich nur Eitchtjtraeus galba bekannt, wo <strong>da</strong>s Gehirn eine in<strong>de</strong>r Mittellinie liegen<strong>de</strong> rein ovale Anschwellung bil<strong>de</strong>t, ohne alle Spureiner Theüungsfurche 2 ).An <strong>de</strong>r untern Gehirnportion scheint auf <strong>de</strong>n ersten Blickeine völlige Verschmelzung <strong>de</strong>r paarigen Hälften stattgefun<strong>de</strong>n zuhaben, allein näheres Zusehen weist nach, <strong>da</strong>ss dieses keineswegs<strong>de</strong>r Fall ist.Man setze zu diesem Zwecke <strong>de</strong>n genannten Theil vom gemeinen Blutegel(Sanguisnyu medicinalis) einem schwachen Drucke aus, nach<strong>de</strong>m manihn isobrt und <strong>da</strong>bei zuvor gesorgt hat, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Ganglion seine Rückenseite<strong>de</strong>m Jkstbauer zukehrt. Es zeigt sich jetzt, <strong>da</strong>ss die von <strong>de</strong>r obernPortion herabgekommenen zwei Faserzüge o<strong>de</strong>r Commissuren zwar anschwellenund ziemlich nahe beisammen liegen, aber keineswegs mit einan<strong>de</strong>rverschmelzen; im Gegentheil, man fin<strong>de</strong>t jetzt, <strong>da</strong>ss die bei<strong>de</strong>n'. I, fg. 7.K; Taf. 11, fg. |,m; f«. 3,f, fg. 4, e, fg. (l.bjraf. IV, tg. 8, fg. 4.


Anneli<strong>de</strong>n. 143Längszüge sich nur durch eine Anzahl kurzer Querbrücken verbin<strong>de</strong>n, so<strong>da</strong>ss zwischen je zwei Brücken ein .querovaler Raum übrig bleibt, durchwelchen einige Muskeln hindurchtreten '). Solcher Zwischenräume zähle ichvier. Dasselbe sehe ich bei an<strong>de</strong>rn Hirudineen, und nicht min<strong>de</strong>r bewahrenbei <strong>de</strong>n Lumbricinen innerhalb <strong>de</strong>r untern Hirnportion die zwei Längssträngeihre Selbständigkeit. An Lumbricus agricola z. B. sah ich mit Sicherheit,<strong>da</strong>ss an genannter Stelle keineswegs eine völlige Zusammenschmelzung <strong>de</strong>r<strong>de</strong>n Schlund umfassen<strong>de</strong>n Commissuren statt hat, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>ss ebenfalls in<strong>de</strong>r Medianlinie <strong>de</strong>r untern Hirnportion eine Anzahl hintereinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>rLücken o<strong>de</strong>r Zwischenräume existirt und <strong>de</strong>mnach wie<strong>de</strong>r nur durch Substanzbrückeneine Verbindung <strong>de</strong>r zwei Längsstränge hergestellt wird. Sehrbelehrend ist auch im Hinblick auf <strong>de</strong>n hier in Anregung gebrachten Gegenstand<strong>de</strong>r einheimische Chaetogaster diaphanus, worüber man, sowie näheresüber Lumbricus unten die «zootomischen Zusätze» nachsehen möge.Zu <strong>de</strong>n Theilen <strong>de</strong>s Gehirns gehören auch die Commissuren,welche die obere und untere Portion miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n. Auchhier fällt mir eine Bildung auf, die von Nieman<strong>de</strong>n bisher bemerktwur<strong>de</strong>.Ich beobachte nämlich sowohl bei Lumbricus agricola als auch beiChaetogaster diaphanus an <strong>de</strong>r einzelnen Commissur Spuren einer gewissenDuplizität. Um sie beim Regenwurm zu erkennen, ist es nöthig, die Commissurenvon <strong>de</strong>r Seite her ansehen zu können. Man gewahrt <strong>da</strong>nn eineArt Längsspalte, welche die Commissur von <strong>de</strong>r oberen bis zur unteren Hirnportioninnerhalb <strong>de</strong>s gemeinsamen Neurilemms in zwei Hälften theilt. AnChaetogaster vermag man diese Doppelbildung noch leichter zur Ansicht zubringen <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss man mit Vorsicht ein dünnes Deckglas auf <strong>da</strong>s Thierwirken lässt. Ich glaubte früher nicht zu irren, wenn ich in dieser Organisation<strong>de</strong>n Vorläufer eines wirklichen Gedoppeltseins erblicke, wie solchesbei manchen Mollusken (Helicineen z. B.) eintritt, möchte jetzt aber, wovonspäter, die Erscheinung an<strong>de</strong>rs fassen.Aus <strong>de</strong>n ebenso geschmackvollen wie lehrreichen DarstellungenQuatrefages' über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Kiemenwürmergeht hervor, <strong>da</strong>ss die obere Portion <strong>de</strong>s Gehirns weitaus zwei symmetrischeAnschwellungen zeigt und in ebenfalls nur sehr seltenenFällen je<strong>de</strong> Theilungslinie verschwun<strong>de</strong>n ist, so <strong>da</strong>ss es wie beiArenicola als einfache Anschwellung erscheint. Ebenso selten ist es,<strong>da</strong>ss es aus mehr als zwei Ganglienanschwellungen besteht (Nephtys,Sabella). Die Hirncommissuren in <strong>de</strong>r grössten Mehrzahl <strong>de</strong>r Fälleeinfach, z. B. bei Aphrodite, Lysidice, Nephtys, Phyllodoce, Serpula,zeigen bei <strong>de</strong>n Nerei<strong>de</strong>n eine gewisse Duplizität, insofern je<strong>de</strong>rseitsdie Commissur aus zwei in gemeinsamer Schei<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Partienbesteht.Was die Abschnitte <strong>de</strong>s Bauchmarkes betrifft, insoweit nichtschon <strong>da</strong>von die Re<strong>de</strong> war, so bieten die Ganglien <strong>de</strong>sselben bei<strong>de</strong>n Hirudineen nach <strong>de</strong>n Gattungen kleinere o<strong>de</strong>r grössere Verschie<strong>de</strong>nheitenim Habitus <strong>da</strong>r, sind aber <strong>da</strong>nn unter sich bei einemund <strong>de</strong>mselben Thier so ziemlich von einerlei Grösse und Form; nurl) Tafeln c vergl. Anat. s. B. Taf. 11, fg. 1, C; fg. 5, fg. 6. Taf. III, fg. 4, fg. 5.


144Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.<strong>da</strong>s letzte o<strong>de</strong>r Analganglion übertrifft allgemein die übrigen durchseinen <strong>de</strong>m Gehirn oft wenig o<strong>de</strong>r gar nicht nachstehen<strong>de</strong>n Umfang,entwickelt auch öfters eine, eigentümliche Gestalt, ist z. B. sehrlänglich bei Clepsine, fingerförmig gelappt bei Branchellion. DieZahl <strong>de</strong>r Knoten, immer geringer als die <strong>de</strong>r Leibesringe, beträgt imAllgemeinen gegen zwanzig, bei <strong>de</strong>r kleinen Branchiob<strong>de</strong>lla nurhalbsoviel.Die Abstän<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>nen* sich die Ganglien folgen, sind sehrverschie<strong>de</strong>n, doch pflegen häufig <strong>da</strong>s o<strong>de</strong>r die ersten Paare <strong>de</strong>mSchlundring sehr nahe zu folgen, sowie an<strong>de</strong>rerseits gegen <strong>da</strong>s Analganglionzu die Knoten näher zusammenrücken. Zwischen <strong>de</strong>mletzten und. vorletzten Ganglion insbeson<strong>de</strong>re sind die Commissuren(Haemopis z. B.) sehr kurz.Es wur<strong>de</strong> oben hervorgehoben, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>r untern Hirnportion,obschon eine völlige Verschmelzung <strong>de</strong>r paarigen Hälften stattgefun<strong>de</strong>nzu haben scheint, dies keineswegs <strong>de</strong>r Fall sei, vielmehr die zweidurchsetzen<strong>de</strong>n und anschwellen<strong>de</strong>n Längsstränge auch nicht einmalhier ihre Selbständigkeit aufgegeben haben. Ganz <strong>da</strong>s (bleiche giltauch von <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks. Bei allen genannten 1 lirudineenerblickt man bei Betrachtung <strong>de</strong>r dorsalen Seite <strong>de</strong>r Bauchganglieneine Lücke, durch welche zwei Muskelcylin<strong>de</strong>r aufsteigen;auch in <strong>de</strong>n Bauchknoten nämlich verschmelzen nur an zwei Stellendie verdickten Längsstränge und lassen <strong>da</strong>durch in <strong>de</strong>r Mitte einenkleinen Raum frei, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Muskeln zum Wege dient.Auch <strong>de</strong>n folliculären Habitus, auf <strong>de</strong>n oben bezüglich <strong>de</strong>sGehirns <strong>de</strong>r Hirudineen hingewiesen wur<strong>de</strong>, treffen wir wie<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes *).Hier sehen wir, und zwar abermals in Uebereinstimmung mit <strong>de</strong>nVerhältnissen <strong>de</strong>r untern Hirnportion, an <strong>de</strong>r Ilauchseite <strong>de</strong>r Knoten je<strong>de</strong>rseiisein paar grosse Follikel, Hie verschie<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>n Arten bald mehrbald weniger von <strong>de</strong>r Seite herauf bis zur Rückenfläche sich erstreckenkönnen. Am Schwanzganglion endlich, <strong>da</strong>s entsprechend <strong>de</strong>m hinterennervenreichen Saugnapf sich, wie schon bemerkt, zu ähnlicher Grösse erhebt,wie <strong>da</strong>s Kopfganglion ist die Zahl <strong>de</strong>r mit Ganglienzellen erfülltenKapseln wie<strong>de</strong>r sehr vermehrt und sie gruppiren sich zu paarigen und unpaarigenReihen.Der Habitus <strong>de</strong>s Bauchstranges <strong>de</strong>r Lumbricinen ist einwesentlich an<strong>de</strong>rer. Wohl im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Körpergestaltsteht es, wenn hier (ich sehe es so bei Lumbricus agricola undLumbriculus variegatus) im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Hirudineen <strong>da</strong>s letzte,unmittelbar vor <strong>de</strong>r Afteröffnung liegen<strong>de</strong> Ganglion kleiner ist alsdie übrigen. Sonst sind auch bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n genannten Arten dieGanglien nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bauchmarkes zu viel näher zusammengerücktund treten <strong>da</strong>durch um vieles schärfer kuglig hervor, wo-D Tafeln *. vergl. Anat Taf. II, fg. 8, fg. 6, fg. 6, B.


Anneli<strong>de</strong>n. 145durch es kommt, <strong>da</strong>ss bei Lumbricus agricola die aus <strong>de</strong>n fünfzehnletzten Ganglien bestehen<strong>de</strong> Partie schon fürs freie Auge eine <strong>de</strong>utlichperlschnurartige Form gewinnt.Der übrige Bauchstrang zeigt bei <strong>de</strong>n Lumbricinen *) im engeren Sinn(Lumbricus, Lumbriculus) dieses Aussehen weniger, <strong>da</strong> hier die gangliösenAnschwellungen allmählig ineinan<strong>de</strong>r übergehen, weshalb auch ältere Beobachter,Cuvier und Carus, eigentliche Knoten in Abre<strong>de</strong> stellten. Genauergenommen ist <strong>da</strong>s Verhältniss aber t so, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r gangliöse Beleg, <strong>de</strong>rsich continuirlich längs <strong>de</strong>r ganzen unteren Fläche <strong>de</strong>s Bauchmarks erstreckt,bei Lumbricus stellenweise zu Knoten sich anhäuft, während bei <strong>de</strong>n Nai<strong>de</strong>n(Nais, Stylaria, Chaetogaster) die Gangliensubstanz sich schärfer zu einzelnenGruppen absetzt *), wodurch distinctere Knoten <strong>de</strong>s Bauchmarks entstehen.Doch kommt es wohl bei keiner Gattung <strong>de</strong>r Lumbricinen zur Bildungso scharf abgeschnürter Bauchknoten, wie bei <strong>de</strong>n Hirudineen, <strong>da</strong> <strong>de</strong>nersteren eben die folliculäre Zusammenfassung <strong>de</strong>r Ganglienkörper, so auszeichnendfür die Hirudineen, fehlt.Die Lumbricinen und Kiemenwürmer haben eine geräumigeLeibeshöhle und <strong>da</strong>s Bauchmark liegt innerhalb <strong>de</strong>rselben.Unter <strong>de</strong>n Hirudineen hat meiner Beobachtung zufolge nurBranchiob<strong>de</strong>lla eine eigentliche Leibeshöhle, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nn auch wiebei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn genannten Anneli<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nervenstrang sich befin<strong>de</strong>t.An<strong>de</strong>rs verhalten sich alle übrigen von mir untersuchten Egel, in<strong>de</strong>m<strong>de</strong>nselben eine Leibeshöhle mangelt und jetzt <strong>da</strong>s Bauchmark voneinem grossen, an <strong>de</strong>r Bauchseite liegen<strong>de</strong>n Blutgefässe umschlossenwird, also innerhalb eines Bauchgefässes verläuft •).Solches ist nicht bloss <strong>de</strong>r Fall z. B. bei Nephelis, Clepsine, Piscicola,Pontob<strong>de</strong>lla, son<strong>de</strong>rn auch bei Sanguisuga und Haemopis, bei welchen dielängst bekannte schwarzbraune Umhüllung <strong>de</strong>s Nervenstranges <strong>da</strong>s umschliessen<strong>de</strong>Gefäss ist. Auch <strong>da</strong>s Gehirn liegt innerhalb dieses Gefässraumes.Die vom Gehirn und <strong>de</strong>n Bauchganglien abgehen<strong>de</strong>n Nerven durchbohren<strong>da</strong>s Blutgefäss und ich sah bei Sanguisuga mehrmals, wie an dieser Stelle<strong>de</strong>r austreten<strong>de</strong> Nerv ringförmig umstrickt- war. Man <strong>da</strong>rf diesen Blutraumals <strong>de</strong>n Rest einer Leibeshöhle o<strong>de</strong>r als die zum Blutgefäss umgewan<strong>de</strong>lteLeibeshöhle ansehen. (Näheres in <strong>de</strong>n «Zusätzen»; vergl. auch S. 106, S. 149.)Peripherisches <strong>Nervensystem</strong>. Ein Blick auf <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>rperipherischen Nerven zeigt, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n Hirudineen aus <strong>de</strong>mGehirn und <strong>de</strong>m Schwanzganglion die meisten Nerven hervorgehen;doch ist es zum Theil schwierig, die Zald für je<strong>de</strong> Art genau festzusetzenund die Angaben <strong>de</strong>r Beobachter stimmen <strong>da</strong>her nicht immerüberein. Aus <strong>de</strong>m Gehirn, obere und untere Portion zusammengenommen, scheinen als höchste Zahl acht Nervenpaare zu entspringen.Sie verzweigen sich an die Augen und die von mir ent<strong>de</strong>cktenbecherförmigen Organe, sowie ferner an die Muskelnund Haut <strong>de</strong>r Kopfscheibe und Lippen. Die Zahl <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>mSchwanzknoten kommen<strong>de</strong>n Nerven beträgt fünf bis sieben Paar;sie vertheilen sich in die Fussscheibe.1) Taf. «. vergl. Anat. t. B. Taf. IV, fg. 6, fg. 7, fg. 8. — 2) a. a. O. Taf. III, fg fi,fg. 1\ Taf. IV, fg. 5. — 3) a. a. 0. Taf. I, fg. 6, o, fg. 7, B, fg. 8, A; Taf. II, fg. 1, a, lg. i. f.fg. 4, B.Leydlg. Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 10


146Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Die Zahl <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Hirudineen aus <strong>de</strong>n Bauchknotenkommen<strong>de</strong>n Nerven ist eine ziemlich constante, in<strong>de</strong>m von je<strong>de</strong>mGanghon je<strong>de</strong>rseits zwei Stämme ihren Ursprung nehmen, die unterweiterer Verästigung namentlich in die Musculatur <strong>de</strong>s Stammes ausstrahlen;<strong>da</strong>s vorletzte Ganglion bei Sanguisuga medicinalis entsen<strong>de</strong>t,was schon ältere Beobachter richtig angeben, und auch für Haemopisgilt, nur Einen Nerven je<strong>de</strong>rseits.Wenn aber mehre Autoren (Audouin, Fr. Müller, Blanchard)bezüglich <strong>de</strong>r Gattung Clepsine behaupten, <strong>da</strong>ss hier von allen Bauchknotenje<strong>de</strong>rseits nur Ein Nerv entspringe, so muss ich dieses bestreiten, in<strong>de</strong>mich bei Clepsine bioculata <strong>de</strong>utlich immer zwei Stämme je<strong>de</strong>rseits unterschei<strong>de</strong>nkann. Auch bei <strong>de</strong>r zarten Branehiobdclla parasita habe ich michvon <strong>de</strong>r Zweizahl überzeugt.Aber ganz beson<strong>de</strong>rs möchte ich hervorheben, <strong>da</strong>ss die zweiNerven eines Paares <strong>de</strong>r Bauchganglien übereinan<strong>de</strong>r nicht nebeneinan<strong>de</strong>rentspringen; also in einen dorsalen o<strong>de</strong>r obern und ventraleno<strong>de</strong>r untern Nerv zerfallen. Sie <strong>de</strong>cken sich <strong>de</strong>sshalb an ihrer Wurzeleine Strecke weit und dies kann auch <strong>de</strong>n Anschein geben, als obnur Ein Stamm je<strong>de</strong>rseits vorhan<strong>de</strong>n wäre. Die weitere Vertheilungdieser Nerven ist, wie sich erwarten lässt, in <strong>de</strong>n einzelnen Ganglienmancherlei Abän<strong>de</strong>rungen unterworfen. In <strong>de</strong>r Mehrzahl theilt sichsowohl <strong>de</strong>r obere wie untere Stamm bald gabelig und die Aestelösen sich in viele Zweige auf. Der eine Stamm wen<strong>de</strong>t sich meingegen die Musculatur <strong>de</strong>r Bauchseite; <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re vertheilt sich gegendie Rückenfläche. Auf <strong>de</strong>m grossen Rückenblutgefäss verbreitensich, was hier gleich bemerkt sein mag, verhältnissmässig sein- zahlreicheNerven, die <strong>de</strong>m spinalen System angehören, ohne Gangliensind, aber eine neurilemmatische Schei<strong>de</strong> haben. Vom drittenGanglion an besitzt <strong>de</strong>r untere (o<strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>re) Neryenstamm vorseiner Gabelung eine, ganglifse Einlagerung. Der einzige Nervenstamm,welcher von <strong>de</strong>m vorletzten Ganglion je<strong>de</strong>rseits kommt, zeigtebenfalls bald nach seinem Ursprung zwei grosse etwas weit auseinan<strong>de</strong>rstehen<strong>de</strong>Ganglienkugeln. Alle diese Angaben beziehen sichzunächst auf Sanguisuga und Haemopis.Aus <strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarks scheinen bei <strong>de</strong>uHirudineen niemals Nerven abzutreten.Was die Lumbricinen betrifft, so sehe ich bei Lumbricus ')vom Gehirn je<strong>de</strong>rseits vier Stämme entspringen. Der vor<strong>de</strong>rstekommt vom Seitenrand <strong>de</strong>r obern Hirnportion, ehe die Commissurenabbiegen und ist für die gewöhnliche Präparation so <strong>de</strong>utlich, <strong>da</strong>ssschon sehr frühe Zerglie<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>s Regenwurmes, wie Leo undRoth, diesen Nerven bereits <strong>da</strong>rstellten. Doch bemerkten sie nicht,<strong>da</strong>ss er sich hart über <strong>de</strong>r Wurzel in zwei gleich dicke Stämmetheilt, die <strong>da</strong>nn zusammen zu <strong>de</strong>r rüsselartig vortreten<strong>de</strong>n Oberlippe1) Tafeln i. vergleich. Anat. Taf. IV, fg. 7, fg. 8.


Anneli<strong>de</strong>n.147gehen, um dort unmittelbar unter <strong>de</strong>r Haut und zwar an <strong>de</strong>m unpigmentirtenEn<strong>de</strong> mit einer Art Endgeflecht aufzuhören. Die dreian<strong>de</strong>rn Nerven nehmen ihren Ursprung aus <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Schlün<strong>de</strong>hegen<strong>de</strong>n Hirnportion; <strong>de</strong>r mittlere <strong>de</strong>rselben ist <strong>de</strong>r stärkste, entspringtmit mehren Wurzeln und nimmt, sowie <strong>de</strong>r vor ihm abgehen<strong>de</strong>schwächere Nerv, seine Richtung zur Unterlippe, um hiernach vielfacher Verzweigung zu en<strong>de</strong>n. Der hinterste o<strong>de</strong>r vierteNerv tritt zur Seitenmusculatur <strong>de</strong>r Kopfringe. Ueber an<strong>de</strong>re einheimischeGattungen, <strong>de</strong>ren Kopfnerven ich näher untersucht, wiez. B. von Chaetogaster *), folgen die Einzelheiten unten.Aus <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes kommen bei Lumbricusje<strong>de</strong>rseits immer zwei Nerven, die, einan<strong>de</strong>r ziemlich parallel, nachaussen gehen und <strong>da</strong>bei ihre Richtung nach <strong>de</strong>n Borstenreihen nehmen,in <strong>de</strong>ren Nähe sie zwischen <strong>de</strong>n Muskelzügen verschwin<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>mzuvor <strong>de</strong>r hintere Stamm einen bogenförmigen Zweig rückwärtsabgegeben hat. Zwischen je zwei Ganglien entsen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Bauchstrangrechts und links einen Nerven in die Querschei<strong>de</strong>wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>rLeibeshöhle.Bei <strong>de</strong>n Kiemenwürmern sind im Allgemeinen die vomGehirn kommen<strong>de</strong>n Nerven zahlreich, beson<strong>de</strong>rs <strong>da</strong>, wo <strong>da</strong>s Kopfen<strong>de</strong>durch die Anwesenheit von Fühlern und Augen eine höhereAusbildung an <strong>de</strong>n Tag legt. (Näheres in <strong>de</strong>n „Zusätzen".)Inwiefern Aeste und Zweige von <strong>de</strong>n Stammnerven <strong>de</strong>s Kopfes und <strong>de</strong>sBauchmarks bei verschie<strong>de</strong>nen Anneli<strong>de</strong>n <strong>da</strong> und dort peripherische kleineGanglien entwickeln können, soll bei Besprechung <strong>de</strong>s feineren Baues erörtertwer<strong>de</strong>n. Hier sei nur erwähnt, <strong>da</strong>ss sie am längsten von <strong>de</strong>n Seitennerven<strong>de</strong>r Amphinomi<strong>de</strong>n bekannt sind, wo sie noch untereinan<strong>de</strong>r durchLängsstämmchen verbun<strong>de</strong>n erscheinen. Auch auf ähnliche grosse Seitenganglienist man bei Pontob<strong>de</strong>lla und Brancheüion bald aufmerksam gewor<strong>de</strong>n.Es <strong>de</strong>utet schon auf eine höhere Stufe in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s hin, <strong>da</strong>ss bei manchen Ringelwürmern innerhalb <strong>de</strong>speripherischen <strong>Nervensystem</strong>s beson<strong>de</strong>rs geartete Eingewei<strong>de</strong>nerveno<strong>de</strong>r sympathische Nerven zu unterschei<strong>de</strong>n sindund es möchte in dieser Beziehung bis jetzt <strong>de</strong>r gewöhnliche Blutegelam genauesten gekannt sein. Zwar bin ich nicht <strong>de</strong>r Ansicht,<strong>da</strong>ss die bei diesem Thier von Brandt ent<strong>de</strong>ckten vorn im Kopf,hinter <strong>de</strong>n Kiefern Hegen<strong>de</strong>n drei Knötchen sammt <strong>de</strong>n <strong>da</strong>von weggehen<strong>de</strong>nNerven ') <strong>de</strong>m Sympathicus zu vergleichen sind, son<strong>de</strong>rnmöchte dieselben entgegen <strong>de</strong>r bisherigen Auffassung als Anschwellungenvon Hirnnerven ansehen. (Sieh. S. 160.)Für diese morphologische Deutung lässt sich anführen, einmal <strong>da</strong>ss dieaus <strong>de</strong>n Ganglien kommen<strong>de</strong>n Nerven sich in die Kiefer und Mundtheile,l) Tafeln c. vergl. Anat. Taf. III, fg. 6, fg. 7. — 2) Ueber Form und Lage hei Sanguitugau. Haomopii näheres unten.10'


148Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.sowie in <strong>de</strong>n Schlundkopf verästigen, keineswegs aber auf <strong>de</strong>n Magen undDarm übergehen. Ferner stimmt zweitens <strong>de</strong>r histologische Bau <strong>de</strong>r Kopfganglienund <strong>de</strong>ren Nerven mit <strong>de</strong>n Anschwellungen <strong>de</strong>s Gehirns und Bauchmarkesund ihrer peripherischen Nerven überein. während drittens — unddiesen Punkt möchte ich beson<strong>de</strong>rer Beachtung unterbreiten — in Sanguisugaund Haemopis sich ein beson<strong>de</strong>rer Nerv <strong>de</strong>s Magen<strong>da</strong>rms fin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r nichtnur nach seiner Structur in ähnlicher Weise von <strong>de</strong>n Koptganglien und ihrenNervengeflechten abweicht, wie wir es vom Sympathicus <strong>de</strong>r Wirbelthierekennen, son<strong>de</strong>rn auch eine gewisse Selbständigkeit zu besitzen scheint. Ichvergleiche <strong>da</strong>her, ohne im Augenblick auf <strong>da</strong>s histologische einzugehen, diege<strong>da</strong>chten Kopfganglien *) und ihre Nerven <strong>de</strong>n Cerebralnerven und zumeist<strong>de</strong>m Vagus <strong>de</strong>r Wirbelthiere, in welcher Auffassung ich noch beson<strong>de</strong>rsdurch <strong>da</strong>s bestärkt wer<strong>de</strong>, was ich bei <strong>de</strong>n Gattungen Ncphelis und Piscicolahierüber beobachten konnte *).Als <strong>de</strong>n eigentlichen sympathischen Nerv <strong>de</strong>r Hirudineen sprecheich <strong>de</strong>n ebenfalls von Brandt entdockten unpaarcn Magen<strong>da</strong>rmnervenan. Derselbe läuft, wie ich sehe, über und neben<strong>de</strong>m Bauchmark herab, wobei er nach rechts und links an die sichausstülpen<strong>de</strong>n Magentaschen Aeste abschickt; <strong>da</strong>nn auch die zweilangen Blindsäcke <strong>de</strong>s Magens, sowie <strong>de</strong>n zwischen ihnen sich herabziehen<strong>de</strong>neigentlichen Darm bis ans En<strong>de</strong> mit zahlreichen Nervenausbreitungenversorgt 8 ). Ich wer<strong>de</strong> in ausführlicherer Weise aufdiesen Nerven zurückkommen. (Sieh. S. 160.)Bei <strong>de</strong>n Lumbricinen hat es <strong>de</strong>n Anschein, als ob <strong>de</strong>r ebenbezeichnete sympathische Nerv vollständig mangle. Ich möchte wenigstensausdrücklich hervorheben, <strong>da</strong>ss ich beim Regenwurm trotzaller Aufmerksamkeit mit Ausnahme <strong>de</strong>r gleich zu erwähnen<strong>de</strong>nPharyngealgeflechte am übrigen Nahrungskanal keine Spur einesNerven angetroffen habe.Hingegen ist entsprechend <strong>de</strong>n Kopfganglien <strong>de</strong>r Hirudineen beiLumbricus ein längliches Ganglion je<strong>de</strong>rseits vorhan<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>s nachinnen und vorne, längs <strong>de</strong>n Hirncommissuren herabzieht und miteinem dichten Nervengeflecht im Rüsseltheile <strong>de</strong>s Pharynx sich ausbreitet*).Bei Chaetogaster, wo durch Zusammenstossen <strong>de</strong>r seitlichen Elemente eingangliüser Bogen auf <strong>de</strong>r Rückenwand <strong>de</strong>s Schlundkopfes entsteht 8 ); istdieses sog. Eingewei<strong>de</strong>nervensystem am leichtesten zu beobachten.Auch bei <strong>de</strong>n Branchiaten, wie wir durch Quatrefagesbelehrt sind, giebt es zahlreiche Knoten und Nervengeflechte, welche<strong>de</strong>n Rüssel und <strong>de</strong>n Anfangstheil <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s versorgen und immermit <strong>de</strong>r oberen Portion <strong>de</strong>s Gehirns o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Commissuren durchFä<strong>de</strong>n in Verbindung stehen und bei vielen Gattungen eine beträchtlicheEntwicklung zeigen, z. B. bei <strong>de</strong>n Nerei<strong>de</strong>n. Doch auch hiererstrecken sich die Nerven nicht über <strong>de</strong>n Schlund hinaus und somitl) 1 aieln z. vergleich. Anat. Taf. I, fg. 4, Taf. II, fg. 2, h, i; fg. 5, f. - 1, a. a. O. Taf. 111,fg. 4, c; fg. 5,c. - %) ». .. O Taf. I, fg. 4, f. - 4) a a. O. Taf. IV, fg. 7, a; fg. 8, c. -b, -a. ü. Tat III, fg. «,g; fg. 7,e. ' * *


Anneli<strong>de</strong>n. 149ist auch bei dieser grossen Gruppe von Würmern ein Analogon <strong>de</strong>sbei <strong>de</strong>n Hirudineen <strong>de</strong>n übrigen Theil <strong>de</strong>s Nahrungsschlauches versorgen<strong>de</strong>neigentlichen Darmnerven noch nicht nachgewiesen.Histologisches im Allgemeinen. Das <strong>Nervensystem</strong> auf seinenfeineren Bau besehen zeigt sich zusammengesetzt aus stützen<strong>de</strong>mGewebe o<strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz und <strong>de</strong>n eigentlich nervösenElementen.Neurilemm. Die Autoren unterschie<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n grösseren Egeln,<strong>de</strong>r Gattung Sanguisuga und Haemopis, bisher ein äusseres un<strong>de</strong>in inneres Neurilemm.Dieses sog. äussere Neurilemm (Dura mater, Spix), locker <strong>de</strong>nNervenstrang umhüllend, ist, wie oben (S. 145) bereits ausgesagt wur<strong>de</strong>, <strong>da</strong>sBauchgefäss '), welches <strong>da</strong>s Bauchmark einschliesst und <strong>de</strong>m am frischenThier blossgelegten Nervenstrange <strong>da</strong>s bräunliche, dickliche Ansehen verleiht;auch leichter o<strong>de</strong>r schwerer von ihm abgestreift wer<strong>de</strong>n kann. Diebräunliche Farbe rührt her von verästigten Pigmenteinlagerungen. DiesePigmentfiguren nehmen an Thieren, welche einige Tage in Essigsäure lagen,ein so eigentümliches Aussehen an, <strong>da</strong>ss man in Zweifel geräth, ob esnicht Blutgefässnetze seien. Sie sind aufgequollen, haben eine durchausscharfe Abgrenzung und bil<strong>de</strong>n so zierliche Netze, <strong>da</strong>ss man fortwähren<strong>da</strong>n Btotcapillaren erinnert wird. Auch haben unter bezeichneten Umstän<strong>de</strong>ndie im übrigen Körper verbreiteten verästigten Pigmentfiguren <strong>da</strong>sselbenetzförmige und gefässartige Ansehen, wie jene <strong>de</strong>n Nervenstrang umspinnen<strong>de</strong>n.Und doch kann ich sie nicht für Gefässe halten, <strong>da</strong> auf Querschnittenkein Lumen in ihnen sichtbar wird, sie vielmehr auch <strong>da</strong>nn soli<strong>da</strong>ussehen. Nach meiner Meinung bleiben es verästigte, pigmenthaltige, untereinan<strong>de</strong>r zusammenhängen<strong>de</strong> Bin<strong>de</strong>gewebszellen. Bei Haemopis sind diesebraunen Pigmenteinlagerungen im vor<strong>de</strong>m Körperabschnitt schwächer, so<strong>da</strong>ss die eingeschlossenen Ganglien und Commissuren <strong>de</strong>s Bauchstranges amfrisch geöffneten Thier in dieser Leibesgegend sich <strong>de</strong>utlicher <strong>da</strong>rstellen;während jenseits <strong>de</strong>r Genitalien die Pigmentmasse zunimmt und <strong>da</strong>her vonjetzt an auch <strong>da</strong>s Bauchmark durch sein bräunliches dickliches Wesen etwasunkenntlich wird.Das «äussere Neurilemm» o<strong>de</strong>r Blutgefäss hat nach innen eine scharfe,glatte Grenzlinie, ohne <strong>da</strong>ss sich Balken von ihm zum eigentlichen o<strong>de</strong>rinneren Neurilemm herüberspannten, was <strong>de</strong>nn auch zum Theil <strong>de</strong>r Grundist, warum <strong>de</strong>r Nervenstrang so leicht, wie An<strong>de</strong>re sich ausgedrückt haben,«von <strong>de</strong>r äusseren braunen Hülle gereinigt» wer<strong>de</strong>n kann. Ein die Lichtungausklei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Epithel fehlt. An Querschnitten sieht man in <strong>de</strong>r Wand<strong>de</strong>s Bauchgefässes zerstreute Längsmuskeln; nach aussen hängt es mit <strong>de</strong>rBin<strong>de</strong>substanz <strong>de</strong>s Körpers continuirlich zusammen.Fasst man <strong>da</strong>s Gewebe <strong>de</strong>s eigentlichen o<strong>de</strong>r inneren Neurilemms(Pia n?ater <strong>de</strong>r Autoren) ins Auge, so fin<strong>de</strong>n wir, <strong>da</strong>ss esbei <strong>de</strong>n genannten Egeln aus einer <strong>de</strong>rben Bin<strong>de</strong>substanz besteht,vom Habitus einer Cuticula 2 ). In ihr sieht man schmale, bei<strong>de</strong>rendssich verjüngen<strong>de</strong> Streifen o<strong>de</strong>r Spältchen, in <strong>de</strong>nen ein Kern durchEssigsäure meist noch nachweisbar ist; häufiger liegt in <strong>de</strong>m engenRaum eine Reihe kleiner Fettpünktchen 8 ). An Thieren, die einige1) Tafeln t. vergleich. Anat. z. B. Taf. I, fg. 7, A. — 2) Vergl. oben S. 45. — S) a. a. O.Taf. II, fg. 3, o.


150 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Zeit in Essigsäure aufbewahrt wur<strong>de</strong>n, erscheinen die Spalträumein scharfe Längsstriche, von <strong>de</strong>r Tracht elastischer Fasern, ausgezogen.In diesem Neurilemm fin<strong>de</strong>t sich eine beson<strong>de</strong>re Musculatur 1 ).Vor bald zwanzig Jahren gab Man dl <strong>de</strong>r Pariser Aka<strong>de</strong>mie von einermerkwürdigen Beobachtung Nachricht, die er am Bauchstrang <strong>de</strong>s Blutegelsgemacht hatte. Ein Stück <strong>de</strong>s Nervenstranges, aus <strong>de</strong>m leben<strong>de</strong>n Thieregenommen und aus seiner braunen Hülle herausgeschält, zeigte <strong>de</strong>utlichevitale Contractionen, die durchaus'<strong>de</strong>n von Muskeln bewirkten Zusammenziehungenähnlich waren. In<strong>de</strong>ssen konnte keine Spur von Muskeln in <strong>de</strong>nNerven nachgewiesen wer<strong>de</strong>n und es blieb so, <strong>da</strong> über die Richtigkeit <strong>de</strong>rganzen Erscheinung kein Zweifel bestand, nichts übrig, als eine wirklicheContraction <strong>de</strong>r Nervensubstanz anzunehmen. Mir waren vor Jahren schondiese Bewegungen ebenfalls aufgefallen und ich glaubte bei Piscicola«Muskeln zwischen innerer und äusserer Nervenschei<strong>de</strong> gesehen zu haben».Später nach wie<strong>de</strong>r aufgenommener Untersuchung vermochte ich mich hierüberganz bestimmt zu äussern, <strong>da</strong> ich mich zunächst an feinen Querschnitten<strong>de</strong>s Blutegels, <strong>da</strong>nn aber auch ebenso <strong>de</strong>utlich am isolirten, vom Blutgefässebefreiten Nervenstrang vergewissert hatte, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>m eigentlichen (o<strong>de</strong>rinneren Neurilemm, wenn man <strong>da</strong>s umhüllen<strong>de</strong> Blutgefäss als äusseres Neurilemmbezeichnen wollte), bei Sanguisuga und Haemopis Muskeln undzwar Längsmuskeln verlaufen.Die Muskelcylin<strong>de</strong>r gehören zu <strong>de</strong>n schmalen, in<strong>de</strong>m sie hinsichtlichihres Dickendurehmessers im Allgemeinen <strong>de</strong>n Cylin<strong>de</strong>fn<strong>de</strong>r Stammmusculatur nachstehen; sie bil<strong>de</strong>n ferner keine zusammenhängen<strong>de</strong>Lage, son<strong>de</strong>rn ziehen in Abstän<strong>de</strong>n, und ich habe aneiner Stelle <strong>de</strong>s querdurchschnittenen Bauchmarks etwa ein Dutzendsolcher Muskelcylin<strong>de</strong>r gezählt und <strong>da</strong>bei bemerkt, <strong>da</strong>ss sie ziemlichunmittelbar <strong>de</strong>n Nervenbün<strong>de</strong>ln aufliegen. Nicht bloss im Neurilemm<strong>de</strong>s centralen Bauchstranges und <strong>de</strong>r Hirncommissuren sind Muskelnvorhan<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch noch im Neurilemm <strong>de</strong>r Seitennerven, wenigstensbevor sie sich theilen '). Wie weit sie sich von hier peripherischerstrecken, habe ich nicht verfolgt.Es ist selbstverständlich, <strong>da</strong>ss mit <strong>de</strong>m Nachweis solcher contractilerElemente im Neurilemm die Bewegungen <strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>m frischen Blutegelherausgenommenen Bauchstranges erklärt sind; man hat nicht mehr nötliig,<strong>de</strong>r nervösen Substanz selber die Contractilitätserscheinungen zuzuschreiben.Inwieweit ich auch noch bei an<strong>de</strong>rn Egelarten eine entsprechen<strong>de</strong> Organisationwahrgenommen habe, <strong>da</strong>rüber geben unten die Anmerkungen weitereAuskunft.Hat man sich mit <strong>de</strong>r Musculatur am Bauchmark <strong>de</strong>r Egel vertrautgemacht, su wird man sie noch leichter beim Regenwurmzu Gericht bekommen; <strong>de</strong>nn hier.erreicht dieselbe einen viel höherenGrad <strong>de</strong>r Entwicklung 8 ).Schon an frische^ Stücken <strong>de</strong>s Bauchmarkes von Lumbricus agrkolalassen sich die Längsmuskeln <strong>de</strong>s Neurilemms erkennen, aber noch besser1) Tafeln «. vergL Anat Taf. I, fg. 7,C, f; Taf. II, fg. 4,C,d. - *) a. a. (). Taf. II,fg. 3,b,C. - S) a. a. O. Taf. III, fg. »,f; Tai. IV, fg. 7,b; fg. 8,d,d',l; Taf. V, fg. l.b.f.


Anneli<strong>de</strong>n. 151zum Studium sind abermals mit Essigsäure behan<strong>de</strong>lte Querschnitte vonThieren, die in Alkohol erhärtet wur<strong>de</strong>n. Solche Präparate thun <strong>da</strong>r, <strong>da</strong>sssowohl an <strong>de</strong>r oberen, wie unteren Seite <strong>de</strong>s Bauchmarkes, zwischen <strong>de</strong>mäusseren mehr lockeren, zelligen Neurilemm und <strong>de</strong>m inneren <strong>de</strong>rberen,anscheinend mehr homogenen, eine dicke Längsmusculatur herabzieht, <strong>de</strong>renElemente wie<strong>de</strong>r zu einzelnen Bün<strong>de</strong>ln abgegrenzt erscheinen. Was die Verbreitungbetrifft, so habe ich die Muskeln an <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>m Schlün<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Hirnportion, sowie an <strong>de</strong>n Commissuren vermisst; sie beginnenerst an <strong>de</strong>r untern Hirnportion, erstrecken sich nach <strong>de</strong>r ganzen Länge<strong>de</strong>s Bauchmarkes bis ans hintere En<strong>de</strong>, wo die Bün<strong>de</strong>l, wenn auch be<strong>de</strong>utenddünner gewor<strong>de</strong>n, doch noch vorhan<strong>de</strong>n sich zeigen.Die Be<strong>de</strong>utung dieser Musculatur scheint <strong>da</strong>rin zu hegen, <strong>da</strong>ssmit ihr <strong>da</strong>s Bauchmark die Fähigkeit gewinnt, bei <strong>de</strong>n manchfachenund unter Umstän<strong>de</strong>n sehr heftigen Krümmungen <strong>de</strong>r Würmer sichdiesen Bewegungen anzupassen, ohne <strong>da</strong>durch einem Druck ausgesetztzu sein. Untersucht man wenigstens durchsichtige unverletzteLumbricinen, wie z. B. <strong>de</strong>n Chaetogaster diaphanus, so wird <strong>da</strong>s.Bauchmark bei <strong>de</strong>n Contractionen <strong>de</strong>s Thieres nicht einfach o<strong>de</strong>rpassiv zusammengeknickt, son<strong>de</strong>rn man sieht, <strong>da</strong>ss es sich selbständigzusammenzieht.Unter <strong>de</strong>n Sternwürmern habe ich auch bei Sipunculusnudus am Bauchmarke <strong>de</strong>utliche Züge von Längsmuskeln angetroffen.Um auf die Structur <strong>de</strong>s Neurilemms <strong>de</strong>r Lumbricinenzurückzukommen, so wur<strong>de</strong> bereits nebenbei gesagt, <strong>da</strong>ss es sichbei Lumbricus wirklich in ein äusseres und inneres schei<strong>de</strong>t. Erstereshat <strong>de</strong>n Charakter eines lockeren, zelligen Bin<strong>de</strong>gewebes; <strong>da</strong>sinnere ist um vieles <strong>de</strong>rber, und was seine anscheinend homogeneNatur betrifft, so wird dies nach Reagentien <strong>da</strong>hin berichtigt, <strong>da</strong>ssauch in ihm längliche, spaltförmige, .Kügelchen enthalten<strong>de</strong> Räume(Bin<strong>de</strong>gewebskörper), zugegen sind.Das äussere lockere Neurilemm ist ausschliesslich <strong>de</strong>r Träger<strong>de</strong>r Blutgefässe 1 ), welche <strong>de</strong>m Gehirn und Bauchmark <strong>de</strong>rgrossen Lumbricinen zukommen. Bei Lumbricus agricola erkenntman als die Hauptblutbahn ein Längsgefäss, <strong>da</strong>s an <strong>de</strong>r Bauchseite<strong>de</strong>s Nervenstranges verläuft; aus diesem medianen Längsgefäss tretenvon Stelle zu Stelle Queräste ab, die <strong>da</strong>nn durch Zusammenfliessenund in<strong>de</strong>m sie ebenfalls die Längsrichtung wie<strong>de</strong>r annehmen, seitliche,um vieles schwächere Längsgefässe bil<strong>de</strong>n. Aus diesen geht namentlichdie capillare Verzweigung hervor, welche mir insofern einenbeson<strong>de</strong>rn Charakter <strong>da</strong>rzubieten scheint, als nicht eigentlich eincapillarcs Netz zuwege kommt, ich vielmehr überall zu sehen glaube,<strong>da</strong>ss es sich nur um einfache o<strong>de</strong>r vervielfältigte Schlingenbildunghan<strong>de</strong>lt; etwa in <strong>de</strong>r Weise, wie wenn man sich die.Capillaren einerReihe von Hautpapillen höherer Thiere unmittelbar neben einan<strong>de</strong>rdächte.1) Tafeln •. vergleich. Anat. Taf. V, fg. 2.


152 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Beson<strong>de</strong>rs hervorzuheben bleibt aber, <strong>da</strong>ss beim Regenwurm keine dieserCapillarschlingen ins Innere <strong>de</strong>s Gehirns o<strong>de</strong>r Bauchmarkes eindringt, son<strong>de</strong>rnimmer an <strong>de</strong>r Oberfläche hinzieht, innerhalb <strong>de</strong>s äusseren lockeren Neurilemms;und zweitens, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n kleineren Lumbricinen, wie z. B. <strong>de</strong>nGattungen Lumbriculus, Stylaria, Chaetogaster u. a. <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> keineeigenen Blutgefässe besitzt.Nervöse Substanz. Die Ganglienkugeln <strong>de</strong>r Hirudineensind bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Gattungen immer ohne Mühe erkennbar;und was beson<strong>de</strong>rer Beachtung werth erscheint, die Ganglienkörpersind nach <strong>de</strong>r Natur ihres Inhalts, ganz abgesehen von ihrer Grösse,von mehrerlei Art. So besitzen, bei Piscicola z. B., die einen —und <strong>da</strong>s sind an Zahl die überwiegen<strong>de</strong>n — ausser einem hellenKern mit vielen Kernkörperchen einen feinkörnigen Inhalt; diean<strong>de</strong>rn, in nur geringer Zahl vorhan<strong>de</strong>n, haben eine grossbröckliche,wie geronnen aussehen<strong>de</strong>, leicht gelbliche Inhaltsmasse.Dergleichen eigenartige Ganglienkugeln scheinen nicht <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn eingemengtzu sein, vielmehr in beson<strong>de</strong>ren Paquets zusammen zu sitzen, so.bei Piscicola je<strong>de</strong>rseits unmittelbar hinter <strong>de</strong>m Querband <strong>de</strong>s Gehirns ineiner gestielten Kapsel; bei Sanguisuga ') und Haemopis machen sich amGehirn oben und seitlich etwa in <strong>de</strong>r Gegend, wo <strong>da</strong>s erste Nervenpaarentspringt, vier grosse solcher Kugeln bemerklich. Auch von je<strong>de</strong>m Bauchganglion<strong>de</strong>s gemeinen Blutegels habe ich mir zwei Partien solcher dunklerGanglienkugeln angemerkt *). (Vergl. hierzu ob. S. 91.)Die Ganglienkugeln sind membranlose Körper. Um sichdies recht klar zu machen, vergleiche man <strong>da</strong>mit z. B. die einebestimmte Membran besitzen<strong>de</strong>n einzelligen Drüsen, welche sonstGanglienkugeln so ähnlich sehen können, <strong>da</strong>ss sie ja in <strong>de</strong>r Thatschon <strong>da</strong>für genommen wor<strong>de</strong>n sind, und man wird <strong>de</strong>n Unterschiedgross genug fin<strong>de</strong>n. (Vergl. S. 84 u. unten „Hirudineen".)Dass die Ganglienkugeln die Ursprungsstätten <strong>de</strong>r Nervenfasern6ind, <strong>da</strong>rf als ausgemachte Thatsache betrachtet wer<strong>de</strong>n; doch scheintmir <strong>da</strong>s nähere Verhalten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Theile zu einan<strong>de</strong>r, wie ichnach meinen neueren Erfahrungen schliessen muss; etwas an<strong>de</strong>rs zu.sein, als die herkömmliche Annahme lautet. Ich fin<strong>de</strong> nämlich, <strong>da</strong>ssdie Ausläufer <strong>de</strong>r centralen Ganglienzellen nicht unmittelbar alsNervenfasern peripherisch gehen, son<strong>de</strong>rn sich zunächst gegen ebenfallscentral gelegene Anhäufungen einer feinkörnigen Substanzrichten. Ehe sie in dieselbe eintreten, lösen sie sich in sehr feineFibrillen auf, <strong>de</strong>r Art, <strong>da</strong>ss die breiten Stiele grosser Ganglienkugelnin eine Menge von Fäserchen zerfallen, die viel feiner alsdie Primitivfasern <strong>de</strong>r peripherischen Nerven sind. Diese Elementeentsteh, n erst jenseits <strong>de</strong>r moleculären Centralmasse und sind wahrscheinlichals neue Einheiten einer Anzahl <strong>de</strong>r verschmolzenenl) R. meine Tafeln zur vergleichend. Anat. Taf. II. fg. l. — 2) An Präparaten, welcheul.er Jahr und Tag in Glycerln liegen, »techen diene eigenartigen Ganglienkugeln gani beson<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>utlich von <strong>de</strong>n übrigen ab. Der Kern zeigt ein »charfc» Kernkörperchen; bei»miauen<strong>de</strong>m Licht sind die Kugeln weis«.


Anneli<strong>de</strong>n. 153Fäserchen zu betrachten. Die directe Beziehung, welche die sichauffasern<strong>de</strong>n Fortsätze <strong>de</strong>r Ganglienkugeln zu <strong>de</strong>r centralen Punktmassehaben, erklärt auch die Erscheinung, <strong>da</strong>ss man sich zwardie Stiele <strong>de</strong>r Ganglienkörper bei je<strong>de</strong>r Präparationsart ohne Mühezur Anschauung bringen kann, <strong>da</strong>ss sie aber, will man sie weiterverfolgen, immer abreissen, was eben <strong>da</strong> geschieht, wo sie in diePunktmasse einsetzen.Daraus ergiebt sich also, <strong>da</strong>ss ausser <strong>de</strong>n Ganglienkugeln und <strong>de</strong>nNervenfasern noch als drittes nervöses Element eine Punktsubstanz anzunehmenist, in welche die Fäserchen <strong>de</strong>r Stiele <strong>de</strong>r Ganglienkörper sichauflösen und aus welcher die eine Primitivfaser bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Fäserchen hervorgehen.Noch scheint mir bezüglich <strong>de</strong>r eigentlichsten Zusammensetzung <strong>de</strong>rPunktmasse durch Reagentien und starke gute Vergrösserungen ferner zu erforschen,ob nicht die Körnchen dieser Substanz durchweg linear geordnetsind. Je<strong>de</strong>nfalls Hess sich ein Uebergang <strong>de</strong>r die sog. Primitivfasern zusammensetzen<strong>de</strong>nStreifen in reine Punktmasse schon jetzt verfolgen. Dannwäre auch noch zweitens festzustellen, ob die durch Auflösung <strong>de</strong>rGanglienkörperstiele entstan<strong>de</strong>nen Fäserchen, wie mir scheint, theilweiseunter Verflechtung sich austauschen, o<strong>de</strong>r ob sie im Gegentheil durchausgeson<strong>de</strong>rt bleiben. (Vgl. ob. S. 91.)An peripherisch o<strong>de</strong>r isolirt gelagerten Ganglienkugeln fehltdiese vermitteln<strong>de</strong> Punktsubstanz <strong>de</strong>r Centren und es setzen sich<strong>da</strong>her jetzt die Stiele <strong>de</strong>r Ganglienkörper ohne weiteres als streifigeNervenfasern fort. So z. B. beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich am Magen<strong>da</strong>rmnerv.Die Ganglienzellen <strong>de</strong>r Lumbricinen — ich <strong>de</strong>nke hierbeizunächst an Lumbricus agricola — sind ebenfalls von verschie<strong>de</strong>nerGrösse; die Mehrzahl von einfach birnförmiger Gestalt, manche mitlangem Stiele; einzelne, namentlich solche von <strong>de</strong>r grössern Sorte,besitzen ausser <strong>de</strong>m gewöhnlichen blass granulären Inhalt noch einenFleck gelbkörniger Substanz. Der Nucleolus hat ein scharfes, fastglänzen<strong>de</strong>s Aussehen. Auch bei dieser Gruppe <strong>de</strong>r Würmer richtendie Ganglienzellen ihre Stiele immer gegen eine innere feinpulverigeSubstanz, zu <strong>de</strong>r sie sich als Rin<strong>de</strong> verhalten.Die Nerven wirbelloser Thiere zeigen häufig eine sehr geringeDifferenzirung zu faserigen Elementen, so <strong>da</strong>ss man für solche Fälleauch besser von einer fibrillären Punktsubstanz, anstatt voneigentlichen Nervenfasern spricht. Nerven von leben<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ebengetödteten Blutegeln genommen, erscheinen auch nicht viel an<strong>de</strong>rs,als es eben im Allgemeinen ange<strong>de</strong>utet wur<strong>de</strong>; Reagentien hingegenän<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>s Bild in überraschen<strong>de</strong>r Weise um. Die Nervenstämmevon Thieren, welche einen o<strong>de</strong>r mehre Tage in schwacher Essigsäuregelegen haben, bieten <strong>de</strong>m Blicke Nervenprimitivfasernvon ebenso bestimmten Umrissen <strong>da</strong>r, wie wir es von <strong>de</strong>n Nerven<strong>de</strong>r Wirbelthiere zu sehen gewohnt sind. Dabei ist nun die Thatsachevon beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung, <strong>da</strong>ss schon hier bei <strong>de</strong>n Hirudineen(Sanguisuga und Haemopis) die Nervenprimitivfasern von


1^4 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.doppelter Art sind 1 ), die man füglich als cerebrospinale un<strong>da</strong>ls sympathische Fasern unterschei<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rf.Die cerebro-spinalen Elemente ö<strong>de</strong>r sog. Primitivfasernhaben einen glattrandigen, kräftigen Habitus; sie sind von mehrhomogenem Aussehen, nicht eigentlich längs gestrichelt. Die sympathische n Primitivfasern sind von einer gewissen weicheren undhelleren Tracht; zeigen eine längsgranuläre Strichelung und ihr Randist feinzackig. Um es kurz auszudrücken, diese Fasern erinnernlebhaft an die freien Achsencylin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sympathischen Fasern <strong>de</strong>rWirbelthiere. Eine beson<strong>de</strong>re Hülle <strong>de</strong>r einzelnen Faser existirtwe<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n cerebrospinalen, noch bei <strong>de</strong>n sympathischen Fasern,aber — und hierin unterschei<strong>de</strong>n sich wie<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Nervenarten wesentlich— während die cerebrospinalen Nerven ein distinetes bin<strong>de</strong>gewebigesNeurilemm haben, <strong>da</strong>s selbst die einzeln ihren Weg fortsetzen<strong>de</strong>Faser bis fast ans En<strong>de</strong> begleitet, so mangelt <strong>de</strong>n sympathischenStämmen, Aesten und letzten peripherischen Ausbreijungeneine eigene bin<strong>de</strong>gewebige Hülle o<strong>de</strong>r ein Neurilemm. Andrerseitsstimmen bei<strong>de</strong>rlei Nervenfasern <strong>da</strong>rin überein, <strong>da</strong>ss sowohl die cerebrospinalenals auch die sympathischen Primitivfasern nicht blossin ihrer En<strong>da</strong>usbreitung, son<strong>de</strong>rn auch innerhalb <strong>de</strong>r Stämme vielfachenTheilungen unterliegen, wodurch anastomotische Verbindungen<strong>de</strong>r Fasern ausseror<strong>de</strong>ntlich häufig hervorgerufen wer<strong>de</strong>n.Hinsichtlich <strong>de</strong>r eigentlichen Gestalt <strong>de</strong>r Nervenprimitivfasernsei auch bemerkt, <strong>da</strong>ss dieselben nicht cylindrisch son<strong>de</strong>rn plattsind, was wenigstens an <strong>de</strong>n cerebrospinalen gut hervortritt, wennaus einem querdurchschnittenen Nervenstamm die Elemente eineStrecke weit hervorstehen 8 ).Bei <strong>de</strong>n Lumbricinen macht sich in Anbetracht <strong>de</strong>r Nervenfibrillenzunächst ein gewisser Gegensatz zu <strong>de</strong>n Egeln bemerkbar.Während, wie vorher erörtert wur<strong>de</strong>, die Primitivfasern <strong>de</strong>r Hirudineenbreit und wenigstens nach Anwendung von Reagentien soselbständig sind, wie die mittelstarken Nervenprimitivfasern <strong>de</strong>rWirbelthiere, so begegnet man bei <strong>de</strong>n Lumbricinen diesen scharfausgeprägten Fibrillen nicht, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>r peripherischenNerven besteht aus einer Mischung feiner Fäserchen und einer Punktsubstanz,die allerdings zum Theil wie<strong>de</strong>r fibrillär goordnet sein kann.Am Bauchmark mehrer Lumbricinen habe ich aber ferner nochhöchst auffallen<strong>de</strong> und unerwartete Elemente kennen gelernt, die,um gleich eine herkömmliche Bezeichnung anzuwen<strong>de</strong>n, als riesigedunkel randige Nervenfasern 8 ) anzusprechen wären.Sie liegen immer in <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s Bauchmarks, und zwar an <strong>de</strong>rRückenseite <strong>de</strong>sselben. Bei Lumbricus agricola sieht man drei dibtineteTasern dieser Art am Bauchmark herabziehen; alle von ziemlich gleichern Tafeln t vergleich.Anat.Taf. IV, fg. l,e,f. — t) a.a.O. Taf. II, fg. 8.C. — 8) a.a.O.Taf. III, fg. 8,i; Taf. IV, fg. 6,m; fg. 6,1; fg. 6,e; T»f. V, fg. l,c,c«,c».


Anneli<strong>de</strong>n. 155Breite, die Einzelfaser 6—lOmal breiter als die stärksten Nervenfasern <strong>de</strong>sFrosches; von hellem Aussehen, wie leer gewor<strong>de</strong>ne Blutgefässe; <strong>de</strong>r Randhingegen ganz von <strong>de</strong>m Habitus wie <strong>de</strong>rjenige ist, <strong>de</strong>n die dunkelrandigenNervenfasern <strong>de</strong>r Wirbelthiere an sich haben, nur etwas blasser. Dassletztrer Vergleich ein völlig zulässiger sei, ergiebt sich aus <strong>de</strong>n weiterenBeobachtungen. Die Fasern machen gegen Reagentien dieselben Verän<strong>de</strong>rungendurch, wie dunkelrandige Nervenfasern <strong>de</strong>r Wirbelthiere. MitSpeichel befeuchtet erhalten sie sich am besten, wirkt gewöhnliches Wasserein, so treten allmählig vom Ran<strong>de</strong> her Gerinnungserscheinungen auf; diefettige Rin<strong>de</strong>nsubstanz geht in Klumpen auseinan<strong>de</strong>r und an Durchschnittsstellenquillt sie in Tropfenform aus. Die innere helle o<strong>de</strong>r Achsensubstanztritt nach Reagentien leicht auf grössern Strecken hervor in Formeines überaus blassen Ban<strong>de</strong>s. Dass diese mittlere Substanz <strong>de</strong>m Achsencylin<strong>de</strong>rentspricht und die Rin<strong>de</strong>nsubstanz <strong>de</strong>r Markschei<strong>de</strong>, kann nicht inZweifel gezogen wer<strong>de</strong>n. Noch lässt sich bei <strong>de</strong>r Grösse <strong>de</strong>r Elemente, umwelche es sich hier han<strong>de</strong>lt, sehen, <strong>da</strong>ss die Fettschei<strong>de</strong> Schichtungsstreifenzeigt, die auch noch an <strong>de</strong>n frei vorgequollenen Fettkugeln erkennbar sind.(S. 93.) Nur in einem Punkt weichen diese riesigen «Primitivfasern» vonjenen <strong>de</strong>r Wirbelthiere ab, sie sind ohne die Schwann'sche Schei<strong>de</strong>; dieFettlage ist ihre einzige Begrenzung nach aussen.Der Achsencylin<strong>de</strong>r, obschon nach <strong>de</strong>r grössten Länge <strong>de</strong>s Bauchmarkesvon hellem homogenem Aussehen, bietet doch, nach <strong>de</strong>r untern Portion <strong>de</strong>sGehirns zu, an <strong>de</strong>n zwei äussern «Primitivfasern» ein ähnlich blassstreifigesAnsehen <strong>da</strong>r, wie <strong>da</strong>s ist, welches die fibrilläre Substanz <strong>de</strong>s Bauchmarkeszeigt. Dies scheint mir wohl zu beachten für die weitere Auffassung nicht bloss<strong>de</strong>r hier vorliegen<strong>de</strong>n riesigen «Primitivfasern*, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Achsencylin<strong>de</strong>r<strong>de</strong>r Wirbelthiere überhaupt. Der sog. Achsencylin<strong>de</strong>r ist seiner"Entstehung nach eine Partie fibrillärer Punktsubstanz, die von einer mehro<strong>de</strong>r weniger fetthaltigen Substanz umhüllt, sich abgrenzt und <strong>da</strong>durch zueiner neuen Einheit nervöser Elemente, <strong>de</strong>n sog. Primitivfasern, erhobenwird. Diese ursprüngliche Zusammensetzung <strong>de</strong>s Achsencylin<strong>de</strong>rs ist beiLumbricus im w'eitern Verlauf nicht mehr sichtbar, vielmehr scheint dieAchse <strong>de</strong>r riesigen «Primitivfasern»- völlig homogen; an <strong>de</strong>m durch Reagentienblossgelegten Achsencylin<strong>de</strong>r glaube ich jedoch ein feinstreifiges Aussehen alsSpur <strong>de</strong>r Zusammensetzung aus fibrillärer Substanz wahrzunehmen. (S. 92.)Der Ursprung dieser riesigen «Primitivfasern* ist in <strong>de</strong>r obern Portion<strong>de</strong>s Gehirns zu suchen. Ich habe, in<strong>de</strong>m ich mich hier zunächst immer nuran Lumbricus agricola halte, gesehen, <strong>da</strong>ss die mittlere <strong>de</strong>r drei «Fasern»vorne auf <strong>de</strong>r Dorsälseite <strong>de</strong>r untern Portion <strong>de</strong>s Gehirns sich gabiig theilt,hierauf je<strong>de</strong> Hälfte in die entsprechen<strong>de</strong> Commissur eintritt und innerhalb<strong>de</strong>rselben sich verjüngend in die Höhe steigt. Dieser Fortsetzung o<strong>de</strong>rrichtiger Ursprung <strong>de</strong>r mittleren Faser vermag man <strong>de</strong>sshalb weiter nachzugehen,weil die Fettschei<strong>de</strong> schon hier innerhalb <strong>de</strong>r Commissuren zu rgegen ist und die Substanz <strong>de</strong>s Achsencylin<strong>de</strong>rs rein homogen aussieht; diezwei an<strong>de</strong>rn Fasern scheinen zwar ebenfalls aus <strong>de</strong>n Commissuren herzukommen,aber <strong>da</strong>s streifige Wesen ihres Innern lässt sie von <strong>de</strong>r übrigenFasennasse <strong>de</strong>r Commissuren kaum weiter unterschei<strong>de</strong>n.Ausser <strong>de</strong>r schon bezeichneten Gabelung <strong>de</strong>r mittleren Faser und einerjetzt zu erwähnen<strong>de</strong>n Quercommissur zwischen <strong>de</strong>n zwei äussern Fasern,welche eine Strecke hinter <strong>de</strong>r unteren Hirnportion folgt, habe ich keineWeiteren Theilungen gesehen; vielmehr gehen die drei Fasern, ohne sichtbareAeste abzugeben, <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>s Bauchmarkes entlang, behauptensomit anscheinend eine seltsame Son<strong>de</strong>rstellung.Vielleicht können diese Fasern noch nach einer an<strong>de</strong>rn Seite hin inVergleich gezogen wer<strong>de</strong>n. Wäre es nicht möglich, worauf ich oben (S. 142)


156 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.bereits anspielte, <strong>da</strong>ss sie nach ihrer Lage zum Bauchmark <strong>de</strong>m intermediärenNerven <strong>de</strong>r Hirudineen entsprechen ? — In histologischer Beziehung— und <strong>da</strong>rüber wird man kaum an<strong>de</strong>rer Meinung sein können — sind sievollkommen <strong>de</strong>n eigentümlichen breiten Nervenfasern <strong>de</strong>r Krebse und Insectenanzureihen.Obschon mir bei Hirudineen bisher keine ähnlichen dunkelrandigen o<strong>de</strong>rmarkhaltigen Fasern aufgestossen sind, kann ich doch nicht unerwähntlassen, <strong>da</strong>ss ich an Querschnitten <strong>de</strong>s Bauchmarkes aus <strong>de</strong>r Nervenmassenach Behandlung mit Essigsäure eine Substanz in Wurst- o<strong>de</strong>r Schlangenformhervorquellen sah, die nach ihrer Lichtbrechung an Nervenmark erinnerte.Topographisch-histologisches. Vom Gehirn <strong>de</strong>r Hirudineenwur<strong>de</strong> oben gesagt, <strong>da</strong>ss es ein folliculäres Aussehen habe. Es geschiehtdies <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Neurilemm fachartige und beuteiförmigeAbgrenzungen zur Aufnahme grösserer o<strong>de</strong>r kleinerer Mengenvon Ganglienkugeln erzeugt. Diese Kapseln <strong>de</strong>r Ganglienzellenpflegen eine stark verengte Basis, ja selbst einen längeren Stiel, zuhaben; und was beson<strong>de</strong>re Beachtung verdient, die einzelne Kapselkann auch wohl durch mehre solcher Stiele o<strong>de</strong>r Wurzeln <strong>de</strong>r Kopfschlingeaufsitzen.Bei manchen Gattungen, Sanguisuga z. B., springt diese Organisationnicht sehr in die Augen, es gehört günstige Lagerung <strong>de</strong>s Objects undschärfere Besichtigung hiezu, um die ein- o<strong>de</strong>r mehrfachen kurzen Stielewahrzunehmen; hingegen tritt dies Verhalten bei an<strong>de</strong>rn Arten (Nephelis,Clepsine z. B.) und bei passen<strong>de</strong>r Präparationsweise leicht hervor. BeiNepMis z.B. reicht am frischen Gehirn ein leichter Druck aus, um klarzu sehen, <strong>da</strong>ss die Follikel <strong>de</strong>s Gehirns, in<strong>de</strong>m sie sich in lange Stieleausziehen, einen auffallend selbständigen Charakter angenommen haben 1 );Anwendung von Glycerin macht <strong>de</strong>n Druck überflüssig und lässt <strong>da</strong>s Bildnoch klarer hervortreten.Die höchste Entwicklung nach dieser Richtung hin zeigt, soweit meineErfahrung geht, die Gattung Branchioh<strong>de</strong>lla "), so <strong>da</strong>ss man bei <strong>de</strong>m erstenDurchmustern <strong>de</strong>s frischen Thieres sogar die Follikel übersehen und meinenkann, <strong>da</strong>s Gehirn dieses Egels sei durch einen Mangel <strong>de</strong>r Follikel ausgezeichnet;es sei gar nicht von traubiger Form, son<strong>de</strong>rn glatt und gleichmassig.In<strong>de</strong>m man aber eine solche .Meinung sich bil<strong>de</strong>t, hat man ebennur die Umrisse <strong>de</strong>s fibrillärenTheiles <strong>de</strong>s Schlundringes vor Augen gehabtund die zwischen die umliegen<strong>de</strong>n Muskeln sich eindrängen<strong>de</strong>n gestieltenGanglienpaquets unbemerkt gelassen. Um die Stiele <strong>de</strong>r letzterenwahrzunehmen, ist hier gar kein Druck nothwendig. Von <strong>de</strong>n zwei querliegen<strong>de</strong>nlänglichen Kapseln <strong>de</strong>r oberen Hirnportion wurzelt je<strong>de</strong> mit dreiStielen am Querband.Auch die Bauchganglien 8 ) besitzen nach <strong>de</strong>m, was früherschon über die Umrisse <strong>de</strong>rselben vorgebracht wur<strong>de</strong>, diese Schartigen,von früheren Forschern als „Dissepimente" bezeichnetenAbgrenzungen <strong>de</strong>s NeurUemms. Die Stiele <strong>de</strong>r Kapseln kann m&nan gelungenen senkrechten Schnitten sehon sehen; bei Piscicotdrespirans trafen die Schnitte zuweilen so, <strong>da</strong>ss man von <strong>de</strong>n un-1) Tafeln *. vergl. Anat Taf. III, tg. 5. - 2) a. a. O. Taf. 11, fg. e. - 8) a. a. O. z. II.


Anneli<strong>de</strong>n. 157paaren in <strong>de</strong>r Medianlinie hegen<strong>de</strong>n Follikeln zwei Stiele abgehensah, je einen für einen <strong>de</strong>r Bauchstränge. Diese Kapseln rufenimmer an <strong>de</strong>r Bauchfläche <strong>de</strong>r Ganglien eine bestimmte Figur hervorund bedingen die starke Wölbung <strong>de</strong>s Ganglions an dieser Seite.Während alle Ganglienkugeln innerhalb solcher Kapseln liegen,so machen sich bei mehren Hirudineen, z. B. bei Haemopis, Sanguisuga,Nephelis zwei freie grosse Ganglienkugeln sehr bemerklich*) und nehmen eine beson<strong>de</strong>re Stellung ein, in<strong>de</strong>m sie ausserhalb<strong>de</strong>r Kapseln je eine je<strong>de</strong>rseits zwischen <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r austreten<strong>de</strong>nSeitennerven hegen. Ihr Protoplasma hat ein gewissesgeschichtetes Ansehen, ist übrigens membranlos und geht nach <strong>de</strong>nbei<strong>de</strong>n Seitennerven in eine Primitivfaser fort, die sich <strong>de</strong>nen aus<strong>de</strong>m Innern <strong>de</strong>s Ganglions kommen<strong>de</strong>n beimischt. (Vergl. S. 89.)Ich hege die Vermuthung, <strong>da</strong>ss diese bipolaren Ganglienkugeln zumSympathicus in Beziehung stehen mögen.' Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Bauchganglien erblickt man zwei sich scharfabheben<strong>de</strong> helle Flecke, die ich für Lücken anspreche, welche <strong>de</strong>noptischen Querschnitt zweier Muskelcylin<strong>de</strong>r umschliessen 2 ).Ausser <strong>de</strong>n grösseren vom Neurilemm hervorgebrachten Abtheilungswän<strong>de</strong>nsehe ich noch ein zweites, ganz feines Fachwerk,welches nach innen von <strong>de</strong>r Wand <strong>de</strong>r Follikel ausgeht undsich durch die nervöse Substanz erstreckt. Um <strong>da</strong>sselbe uns vorzuführen,entnehmen wir <strong>de</strong>n Ganglien eines in doppelt chromsaurerKalilösung gelegnen Blutegels feine Schnitte und setzen sie, nach<strong>de</strong>mman zuvor Kahlauge hat einwirken lassen, einem Drucke aus. Eskommt jetzt ein feines, zierliches Schwammgewebe zur Ansicht, in<strong>de</strong>ssen Räumen offenbar die durch <strong>de</strong>n Druck entwichenen Ganglienkörperuntergebracht waren. (Vergl. S. 86.)Bei <strong>de</strong>n Lumbricinen umhüllt <strong>da</strong>s Neurilemm einfach dieGesammtmasse <strong>de</strong>r nervösen Elemente, ohne we<strong>de</strong>r grössere Dissepimente,noch ein feines Fachwerk nach innen auszubil<strong>de</strong>n; womit<strong>de</strong>nn auch wohl die Erscheinung zusammenhängt, <strong>da</strong>ss hier dieGanglienzellen einem auf sie wirken<strong>de</strong>n Druck eher ausweichen,also viel nachgiebiger gelagert sind, als bei <strong>de</strong>n Hirudineen. Bezüglich<strong>de</strong>r Lagerung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong>de</strong>r Ganglienzellensei auch zu <strong>de</strong>m, was schon früher <strong>da</strong>rüber im Allgemeinen (S. 145)bemerkt wur<strong>de</strong>, hier noch angefügt, <strong>da</strong>ss am Bauchmark die grösserenNervenzellen mehr die Mitte einnehmen, während die kleineren zurSeite rücken.Am Gehirn <strong>de</strong>r Lumbricinen zeigen sich Ganglienkugeln undNervenfasern so vertheilt, <strong>da</strong>ss, wie auch sonst, die obere Portionihre Anschwellung durch'Häufung <strong>de</strong>r Ganglienzellen erhält; <strong>da</strong>runterverläuft <strong>da</strong>s Band querer fibrillärerNervensubstanz. Die1) Tafeln s. vergleich. Anat. Taf. II, ig. 8,1. — »> a. a. O. fg. 3, f.


158Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Commissuren bestehen lediglich aus fibrillärer Materie. Sehr beachtenswerthscheint mir, <strong>da</strong>ss an <strong>de</strong>r untern Hirnportion, nahe d.emVor<strong>de</strong>rran<strong>de</strong>, ein starker Zug bogenförmiger Fasern sich abgrenzt; die Schenkel dieser Schlinge von Nervenfasern hegen in <strong>de</strong>nSeitencommissuren, und so tritt bei Betrachtung <strong>de</strong>s ganzen Gehirnsum <strong>de</strong>n Schlund ein ununterbrochener Ring von Fasern hervor. Auchbei <strong>de</strong>n Hirudineen fin<strong>de</strong>t sich diese Schlinge in <strong>de</strong>r untern Hirnportion1 ).Die Anschwellungen <strong>de</strong>s Gehirns und Bauchmarkes, insofernsie aus Ganglienkugeln, Punktsubstanz und <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r Nervenprimitivfasernbestehen, sind die vorzugsweisen Her<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Centren<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s; aber es scheint, als ob bei <strong>de</strong>n Hirudineen(Sanguisuga, Haemopis) die Commissuren <strong>de</strong>s Gehirns, sowiedie Verbindungsstränge <strong>de</strong>s Bauchmarkes, obschon sie <strong>de</strong>mersten flüchtigen Blicke nach wie Stämme peripherischer Nervensich verhalten, in ihrem Bau doch nicht ganz mit <strong>de</strong>n letzteren übereinstimmten.In <strong>de</strong>n Commissuren nämlich sind, worauf auch bereits Faivreaufmerksam gemacht hat, die Nervenprimitivfasern noch keineswegs so selbständiggewor<strong>de</strong>n, als solches in <strong>de</strong>n Gehirn- und Bauchgangliennerven vonihren Wurzeln an bis zu <strong>de</strong>n letzten Verbreitungen <strong>de</strong>r Fall ist. Die nervöseSubstanz <strong>de</strong>r Commissuren besteht weniger aus <strong>de</strong>utlichen Primitivfasern,als vielmehr aus Punktmasse, die allerdings in Längsztige, also inAnfänge von «Primitivfasern» geordnet sein kann. Um <strong>de</strong>n hier gemeintenUnterschied sich gut zur Anschauung zu bringen, wühle man nicht etwafrische Thiere, son<strong>de</strong>rn Exemplare, welche in einer Lösung von Kali Mehr.gelegen haben. Hier erscheinen in <strong>de</strong>n Seitennerven <strong>de</strong>s isolirten Bauchmarkesscharfe, <strong>de</strong>utliche Primitivfasern, ungefähr von <strong>de</strong>r Dicke mittelstarkerNervenfasern <strong>de</strong>s Frosches und ragen auch aus <strong>de</strong>m durchschnittenenNeurilemm in gleicher Selbständigkeit hervor, wie bei Wirbelthieren. Abweichendhievon ist <strong>da</strong>s Bild, welches die Commissuren geben. DieRöhre <strong>de</strong>s Neurilemms umschliesst hier eine streifig-pulverige Masse, dieauf <strong>de</strong>m Querschnitt auch als fein faserige und körnige Substanz hervorquillt.An Egeln, die einige Zeit in Essig aufbewahrt wur<strong>de</strong>n, haben sichLängszüge <strong>de</strong>r Punktsubstanz um vieles schärfer ausgeprägt. Dieses, sowiePräparate, die ich durch Querschnitte erhärteter Egel erhalten habe, lassenvermuthen, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>r Achse <strong>de</strong>r Commissuren reine Punktsubstanz vorherrsche,in <strong>de</strong>r Peripherie aber die Bildung zu streifigen Zügen vorgeschrittensei.Auch gangliöse Elemente scheinen in <strong>de</strong>n Commissuren nicht völligzu fehlen. Zwar bin ich nicht mehr so sicher wie früher, <strong>da</strong>s« eine kleinzelligeRin<strong>de</strong> unterhalb <strong>de</strong>s Neurilemms in <strong>de</strong>r die oberen Hirnhälften verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nBrücke gangliös sei, in<strong>de</strong>m dieselbe vielleicht richtiger d< r bei<strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n unterhalb <strong>de</strong>s Neurilemms sich fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n epithekirtigcnSchicht (s. unten) verglichen wird; aber es fallen mir an<strong>de</strong>rerseits innerhalb<strong>de</strong>r fibrillärenSubstanz <strong>de</strong>r Commissuren <strong>de</strong>s Bauchstranges Fleckenauf, fast wie kernige Einlagerungen. Mit Hilfe von Reagentien glaube ichgesehen zu haben, <strong>da</strong>ss es in <strong>de</strong>r That Nuclei sind, umgeben von einemI, Tafeln i. vergleichend. Anat. Taf. II, fg. 1, f.Hofe scharf geran<strong>de</strong>ter, an Fett erinnern<strong>de</strong>r Körnchen. Ausser<strong>de</strong>m erblickt


Anneli<strong>de</strong>n. 159man noch in <strong>de</strong>n Längscommissuren, ungefähr halbwegs zwischen je zweiGanglien, in je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Längsstränge einen sich von seiner Umgebungmerklich abheben<strong>de</strong>n Körper 1 ). Derselbe ist ziemlich gross, oval, heuund scharf geran<strong>de</strong>t, zeigt in seinem Innern nach <strong>de</strong>r einen Spitze zu eineabschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Querlinie, und obschon er wohl in die Reihe <strong>de</strong>r Nuclei gestelltwer<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rf, so hat er doch nicht <strong>da</strong>s Aussehen gewöhnlicher Kerne.Die Commissuren <strong>de</strong>s Bauchmarkes <strong>de</strong>r Blutegel verdicken sichgegen ihre Mitte zu, was in noch viel höherem Gra<strong>de</strong> bei Pontob<strong>de</strong>lla<strong>de</strong>r Fall ist, von welchem Egel Quatrefages sogar starkeAnschwellungen <strong>de</strong>r genannten Commissuren zeichnet.Das Bauchmark <strong>de</strong>r Lumbricinen bietet, wie aus <strong>de</strong>m, wasz. B. über Neurilemm und Lagerung <strong>de</strong>r gangliösen Substanz bereitsvorgelegt wur<strong>de</strong>, manche Verschie<strong>de</strong>nheiten von jenem <strong>de</strong>r Hirudineen<strong>da</strong>r. Hier sei noch bemerkt, <strong>da</strong>ss es sehr belehrend ist, sichbeim Regenwurm Querschnitte durch <strong>da</strong>s Bauchmark zu machen,was mit Hilfe eines scharfen Messers an Thieren, welche in Alkoholerhärtet wur<strong>de</strong>n, nicht gera<strong>de</strong> schwierig ist. An solchen als<strong>da</strong>nnmit Essigsäure behan<strong>de</strong>lten Scheiben sieht man gut nicht bloss <strong>da</strong>sVerhalten <strong>de</strong>s Neurilemms und seiner Musculatur, son<strong>de</strong>rn auch dieLagerung <strong>de</strong>r zelligen und fibrillären Nervenelemente; man unterschei<strong>de</strong>t<strong>de</strong>utlich, wie die obere Partie <strong>de</strong>s Bauchmarkes von <strong>de</strong>nzwei Längssträngen und <strong>de</strong>n drei riesigen dunkelrandigen „Primitivfasern"eingenommen wird, die Ganglienzellen aber an <strong>de</strong>r Bauchseitelagern und sich zur Seite heraufziehen. Was mir aber beson<strong>de</strong>rsmerkwürdig vorkam, war die Beobachtung, <strong>da</strong>ss diesebei<strong>de</strong>n nervösen Substanzen nicht in einfach gera<strong>de</strong>r Linie aneinan<strong>de</strong>rgrenzen, son<strong>de</strong>rn in symmetrischer Form tief ineinan<strong>de</strong>r greifen<strong>de</strong>ine gewisse Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>m Querschnitt <strong>de</strong>s Rückenmarkes<strong>de</strong>r Wirbelthiere hervorrufen 2 ).Von <strong>de</strong>m Neurilemm und Primitivfasern <strong>de</strong>r Stammnervenbei <strong>de</strong>n Hirudineen war schon (sieh. S. 154) die Re<strong>de</strong>.Die Seitennerven entspringen bei manchen Egeln <strong>de</strong>utlichmit mehren Faszikeln, und es sei <strong>da</strong>zu bemerkt, <strong>da</strong>ss auch dieLängscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarks in gleicher Weise in die Ganglienüber- und aus ihnen herausgehen s ).Ueber <strong>da</strong>s eigentliche En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Primitivfasern, jetzt abgesehenvon <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Sinnesorgane, habe ich soviel wahrgenommen, <strong>da</strong>sssie allmählig sich verjüngen, blasser wer<strong>de</strong>n und in feine Endspitzenausgehen; diese heften sich zum Theil an Muskelcylin<strong>de</strong>r an, theilsverlieren sie sich frei, nach<strong>de</strong>m sie zuvor auch wohl durch kleineGanglienkörper leicht angeschwollen waren.An diesem Orte mag insbeson<strong>de</strong>re auf die grösseren o<strong>de</strong>r kleinerenl) Tafeln z. vergl. Anat. Taf. II, fg. 8, e. — 2) a. a. O. Taf. III, fg. 8. — 3) a. a. O.Taf. II, fg. 8. Trifft <strong>da</strong>her ein Querschnitt <strong>de</strong>n Bauchstrang nach <strong>de</strong>m Ursprung <strong>de</strong>rLängscommissuren aus <strong>de</strong>m Ganglion, so erscheint eine scharfe Son<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nervensubstanzin Bün<strong>de</strong>l, was Im weiteren Verlauf wegfällt. Vergl. a. a. O. fg. 1,D.


160Thiere mit seitlich symmetrischem<strong>Nervensystem</strong>.gangliösen Anschwellungen hingewiesen wer<strong>de</strong>n, welche beiverschie<strong>de</strong>nen Egeln sowohl an <strong>de</strong>n Gehirn- als Bauchmarksnervenzur Beobachtung kommen. (S. 147.)Es gehören in diese Kategorie die seit langem bekannt gewor<strong>de</strong>nenSeitenganglien von Pontob<strong>de</strong>lla, sowie die von Quatrefages gefun<strong>de</strong>nenGanglien an <strong>de</strong>n Hirnnerven; ich sah ferner bei Nephelis und Piscicola,<strong>da</strong>ss gewisse Aeste von Hirnnerven vor <strong>de</strong>m Gehirn in Ganglien anschwellen.In allen diesen Fällen han<strong>de</strong>lt es sich um wohl hervortreten<strong>de</strong>, mehr o<strong>de</strong>rmin<strong>de</strong>r kuglige Verdickungen <strong>de</strong>r Nerven.Es können aber auch Ganglienkugeln in geringerer Zahl <strong>da</strong>und dort in die Stammnerven eingelagert sein, ohne <strong>da</strong>ss sie gera<strong>de</strong>eine eigenthche Volumenszunahme <strong>de</strong>s Nerven an dieser Stelle verursachen.In dieser Weise verhalten sich z. B. die oben *) ge<strong>da</strong>chtengangliösen Einlagerungen in einem <strong>de</strong>r Seitennerven <strong>de</strong>r Bauchmarksganglienvon Sanguisuga und Haemopis. Endlich sei in dieser Hinsichtabermals erwähnt, <strong>da</strong>ss sich selbst in <strong>de</strong>n letzten Entfaltungen<strong>de</strong>r Hautnerven noch zellige Elemente nachweisen lassen a ).Man ^gewahrt so an /einen mit Essigsäure behan<strong>de</strong>lten Hautschnitten vonEgeln, welche in Alkohol zuvor erhärtet wur<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss hier in einzelnenNerven noch kleine Ganglienkugeln eingeschoben sind; ganz ähnlich, wieich es früher aus <strong>de</strong>r glasartig hellen Haut <strong>de</strong>r Carinaria abbil<strong>de</strong>n konnte.Ich habe oben (S. 147) bereits erklärt, <strong>da</strong>ss ich die bisher zu <strong>de</strong>nsympathischen Nerven gerechneten Kopfgeflechte als Cerebralnervenanzusehen geneigt bin, <strong>da</strong> sie neben an<strong>de</strong>rn Grün<strong>de</strong>n im feinerenBau mit <strong>de</strong>n Stammnerven und <strong>de</strong>ren Ganglien übereinstimmen.Prüfen wir nämlich beim medizinischen Blutegel die Kopfganglienund die aus ihnen hervorgegangenen Geflechte auf ihrehistologische Beschaffenheit, so fin<strong>de</strong>n wir, <strong>da</strong>ss sie die Zusammensetzungeerebrospinaler Partien haben. Die Ganglien bestehen ausNeurilemm und Ganglienkugeln, wobei die letzteren im Allgemeinenetwas heller als jene <strong>de</strong>r Gehirnanschwellungen sind; nur die Partie<strong>de</strong>r Seitenganglien, welche hart an <strong>de</strong>r Gehirn Wurzel liegt, enthältnach <strong>de</strong>r Farbe gesättigtere Ganglienkörper, ungefähr so wie die<strong>de</strong>s Cehirns. Die aus <strong>de</strong>n Ganglien entstan<strong>de</strong>nen, die drei Kieferwülsteund <strong>de</strong>n Pharynx versorgen<strong>de</strong>n Geflechte, weisen Primitivfasernauf von ebenso scharfrandiger kräftiger Tracht, wie diejenigen<strong>de</strong>r eigentlichen Hirnnerven sind. Ueberall ist ein begleiten<strong>de</strong>sNeurilemm sichtbar, welches sowohl die an zahlreichen Knotenpunktenin grösserer o<strong>de</strong>r geringerer Menge eingestreuten Ganglienkugelnzusammenhält als auch, wie schon angegeben, die isolirt verlaufen<strong>de</strong>nFasern umhüllt. Es wie<strong>de</strong>rholt sich somit durchweg die Zusammensetzungeerebrospinaler Abschnitte.Der M a g e n d a r m n e r v *), <strong>de</strong>n ich für <strong>da</strong>s Aequivalent <strong>de</strong>sSympathicus <strong>de</strong>r Wirbelthiere halte, gewährt bei Sanguisuga und1) Seite ltf. - t) Tafeln z. vergl. Anat. Taf. III, fg. l. — 8) a. a. O. Taf. IV, fg. 1.


Anneli<strong>de</strong>n. 161Haemopis, bei welchen allein ich diesen Nerven untersuchte, einbeson<strong>de</strong>res Interesse, nicht nur wegen seines Baues, son<strong>de</strong>rn auchwegen seiner grossen, auffallen<strong>de</strong>n Selbständigkeit.Was <strong>de</strong>n Hauptstamm betrifft, von <strong>de</strong>ssen Lage und Vertheilungschon oben (S. 148) die Re<strong>de</strong> war, so ist er etwas dünnerals die Wurzel eines aus <strong>de</strong>n Bauchganghen kommen<strong>de</strong>n Seitennervenund besteht aus 10—12 Fasern, <strong>de</strong>ren Zahl aber nach <strong>de</strong>mvor<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> zu, wenn <strong>de</strong>r Stamm schon hoch hinauf zum Schlün<strong>de</strong>gelangt ist, auf fünf Fasern und weniger herabsinkt. Währendseines ganzen Verlaufes wird <strong>de</strong>r Abgang von Nervenfasern <strong>da</strong>durchersetzt, <strong>da</strong>ss immer wie<strong>de</strong>r neue Ganglienkörper an seiner Seite auftreten,<strong>de</strong>ren Stiele als Nervenfasern sich <strong>de</strong>m Stamme zugesellen.Das Gleiche wie<strong>de</strong>rholt sich an <strong>de</strong>n Seiten ästen. Auch die Endgeflechteenthalten noch zahlreiche Ganglienkörper von verschie<strong>de</strong>nerGrösse, aber immer von einem gewissen gelblichen Schimmer, <strong>de</strong>nalle Ganglienkugeln <strong>de</strong>s Magenflarmnerven an sich haben. Vondiesen Ganglienkörpern schliessen sich die einen mit ihrem Stieleeinfach <strong>de</strong>n Nerven an; an<strong>de</strong>re unterhalten durch mehrfache Ausläufernicht nur Verbindungen mit Nervenfasern, son<strong>de</strong>rn auch zugleichmit benachbarten Ganglienzellen.Die Ganglienkugeln liegen aber nie in Haufen beisammen, entbehreneiner gemeinsamen neurilemmatischen Umhüllung, sind vielmehrvollkommen frei in die weiche, gallertige Bin<strong>de</strong>substanz ausgestreut,wodurch <strong>de</strong>nn auch <strong>de</strong>m Beobachter <strong>de</strong>r Vortheil erwächst,<strong>da</strong>s Verhalten <strong>de</strong>r Ganglienkörper zu <strong>de</strong>r Nervenfaser in grössterSchönheit und Klarheit zu überblicken und es verlohnt sich <strong>de</strong>r Mühe,einen Abschnitt <strong>de</strong>s medianen Hauptstammes auf eine gewisse Streckeim Einzelnen zu verfolgen. Dass die Primitivfasern <strong>de</strong>s Sympathicusvon durchaus an<strong>de</strong>rem Habitus sind, als die gleichen Elemente <strong>de</strong>sspinalen Systems, wur<strong>de</strong> schon (Seite 154) <strong>de</strong>s näheren hervorgehoben,ebenso <strong>da</strong>ss we<strong>de</strong>r die Fasern <strong>de</strong>s Stammes noch die einzelnverlaufen<strong>de</strong> Faser so wenig wie die Ganglienkugeln ein Neurilemmbesitzen.Ich habe mir angelegen sein lassen, die etwaige Verbindung <strong>de</strong>sSympathicus mit <strong>de</strong>m Gehirn o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kopfganglien kennen zu lernen.Obschon ich nun zwar <strong>de</strong>m Nerven mit Sicherheit am Schlund hinauf bisin <strong>de</strong>n Verbreitungsbezirk <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Kopfganglien entstan<strong>de</strong>nen Nervengeflechtenachgehen konnte, so ist es mir doch nicht gelungen, einen Austauscho<strong>de</strong>r eine Verbindung <strong>de</strong>r Elemente <strong>de</strong>s Magen<strong>da</strong>rmnerven mit <strong>de</strong>nGeflechten <strong>de</strong>r Kopfganglien zu erblicken; auch habe ich bisher keine Verbindungmit Aesten <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Bauchmarksganglien entspringen<strong>de</strong>n Seitennervenwahrgenommen. Trotz all dieser immer nur negativen Befun<strong>de</strong> undobschon auch <strong>de</strong>r Stamm <strong>de</strong>s Sympathicus nach vorne zu, also nach <strong>de</strong>mSchlün<strong>de</strong> hin, sich auffallend verdünnt und auch <strong>da</strong>s bereits erwähnte histologischeVerhalten für eine hochgradige Selbständigkeit <strong>de</strong>s Sympathicusspricht, so bin ich doch <strong>de</strong>r Ansicht, <strong>da</strong>ss Verbindungen mit <strong>de</strong>m cerebrospinalenSystem <strong>da</strong> sein wer<strong>de</strong>n.Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 11


162 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Ich schliesse dieses namentlich in Anbetracht <strong>de</strong>r Dinge, wie sie sichbei <strong>de</strong>n Insecten gestalten. Einstweilen habe ich die Vermuthung, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r«intermediäre Nerv» <strong>de</strong>s Bauchmarks zum Sympathicus in Beziehungstehen möge; <strong>da</strong>nn auch, <strong>da</strong>ss die zwei eigentümlichen, schon frühererwähnten, grossen Ganglienkugeln, welche mau abgelöst von <strong>de</strong>n übrigenPaquets <strong>de</strong>r Ganglienkugeln zwischen <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r austreten<strong>de</strong>n Seitennervenfin<strong>de</strong>t'), ebenfalls sympathische Elemente sein mögen, etwa homolog<strong>de</strong>n sympathischen Seitenganglien <strong>de</strong>r Insecten.Endlich möchte auch <strong>de</strong>r nächste Beobachter, welcher ein spezielleresStudium <strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Blutegels zu widmen vorhat, <strong>da</strong>rauf achten, obnicht die oben *) angezogenen gangliösen Einlagerungen in <strong>de</strong>m einen<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Seitennerven als sympathische Centren zu betrachten sind. EsHesse sich nämlich annehmen, <strong>da</strong>ss dieselben noch mehr als die zwei grossenbipolaren Ganglienkugeln zwischen <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r Seitennerven <strong>de</strong>n sympathischenSeitenganglien <strong>de</strong>r Insecten entsprächen, in welcher Annahmeich jetzt schon einigermassen <strong>da</strong>durch bestärkt wer<strong>de</strong>, <strong>da</strong>ss ich (bei Hirudomediciualis) am vor<strong>de</strong>m Seitennerven <strong>de</strong>s vierten Bauchganglions, von <strong>de</strong>mvor<strong>de</strong>m Gabelaste jenseits <strong>de</strong>r gangliösen Einlagerung einen Nerven abgehensah, <strong>de</strong>r ebenfalls in seinen Theilunge» Ganglienkugeln enthielt. Zur Zeitals ich diese Beobachtung machte, waren mir die unten zu erörtern<strong>de</strong>nVerhältnisse <strong>de</strong>r Insecten, bei welchen unverkennbare sympathische Nervenvon <strong>de</strong>n Spinalnerven abgehen, noch unbekannt, wesshalb ich für jetzt esnur als Vermuthung aussprechen <strong>da</strong>rf, <strong>da</strong>ss vielleicht durch diese Zweige<strong>de</strong>r eigentliche Sympathicus <strong>de</strong>r genannten Egelgattungen mit <strong>de</strong>m spinalenSystem sich in Verbindung setzt.Hirudineen.Historische und zootomische Zusätze.Unter <strong>de</strong>n Würmern dieser Gruppe wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gemeine Blutegel(Sanguisuga medidnalis) am frühesten auf <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> untersucht. SeineGrösse, Häufigkeit, sowie <strong>da</strong>s Interesse, welches seit alter Zeit für ihn <strong>da</strong> ist,nnissten <strong>da</strong>rauf hinlenken. Auch ent<strong>de</strong>ckte schon vor mehr als hun<strong>de</strong>rt Jahren<strong>de</strong>r Franzose Poupart 3 ) <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> unseres Thieres, was aber <strong>de</strong>r Vergessenheitanheimfiel, so <strong>da</strong>ss später selbst von II aller die Nervenlosigkeit <strong>de</strong>rBlutegel behauptet wur<strong>de</strong>. Zum zweitenmal ent<strong>de</strong>ckte es M a n g i 1 i *) und bil<strong>de</strong>tes bereits gut ab, mit Ausnahme <strong>de</strong>s Gehirns, <strong>de</strong>ssen über <strong>de</strong>m Schlund liegen<strong>de</strong>Partie er nicht erkannt hatte. Cuvier 6 } beschreibt richtig <strong>da</strong>s »Halsband« umdie Speiseröhre und die Vereinigung <strong>de</strong>sselben zu <strong>de</strong>m ersten Gehirnknoten, sowie<strong>da</strong>s Verhalten <strong>de</strong>r übrigen Knoten nach Form und Lage; nur bezüglich <strong>de</strong>sLängsstrant:es, wie schon oben bemerkt (Seite 1:^9), ist er noch nicht über einenIrrtbum <strong>de</strong>r früheren Beobachter hinausgekommen, in<strong>de</strong>m er noch <strong>de</strong>n Längs-Hrang für einfach hält. Dass dieses nur scheinbar so sei, in Wahrheit aber <strong>de</strong>rStrang aus zweien dicht beisammen liegen<strong>de</strong>n Stämmen bestehe, hat zuerst1) a. a. O. Taf. II, tg. 3,1. - 8) Seite 148. - :i) Poupart, Journal d. tat. 1697. (istmir Spix*) nicht nachgewiesen. zugänglich; die Aus Angaben <strong>de</strong>n sollen älteren dürftig Arbeiten sein. sei Doch noch hatte die man von früher Bojanus dus An<strong>de</strong>nkenan <strong>de</strong>n Ent<strong>de</strong>cker <strong>da</strong>mit ireehrt, <strong>da</strong>*, man hin und wie<strong>de</strong>r anstiitt vom Nervenstrang7 ;von <strong>de</strong>r „Mark geknoteien Lime <strong>de</strong>s Poupart" sprach. - 4) Manglll, <strong>de</strong> eyet. nera. hirud.Immer \Tjl. 5) Ouvier, Vorles. üb. vergl. Anat. 1809. — 6) Spix, Darstellt, d. gesaiuiiitcnmnern Körperbaues <strong>de</strong>s gemeinen ülutigels, Denkschriften d. Mdnchener AkadIbis. Die Ahbildunjren sind von Chr. Koeck, <strong>de</strong>m bekannten Zeichner Hömmerlng's.Duch will es mir scheinen, als ob <strong>da</strong>s Auge dieses sonst tri .midien Künstlern an die AuffusuDfsolcher Objecte nicht ganz gewöhnt gewesen wäre. — 7) U ojauus, Isis 1817.


Anneli<strong>de</strong>n.163genannt, welcher von <strong>de</strong>r Nervenkette, wie sie sich für« freie Auge und geringvergrössert ausnimmt, eine schöne Zeichnung gegeben hat. Am genauesten hat<strong>da</strong>nn später Brandt 1 ) die Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s vom Blutegel <strong>da</strong>rgelegt;auch ist er <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>r sog. sympathischen Kopfganglien und <strong>de</strong>sMagen<strong>da</strong>rmnerven. Ein Jahr vorher hatte E. H. Weber*) seine Abhandlungüber <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Blutegelembryo veröffentlicht.Den Anstoss zu <strong>de</strong>n ersten histologischen Untersuchungen <strong>de</strong>s gemeinen Blutegelsgab Ehrenberg 8 ), worauf <strong>da</strong>nn die Arbeiten von Valentin 4 ), Helmholtz8 ), Hannover 6 ), Will 7 ), Bruch 8 ) und mir*) folgten.Nach einigem Stillstan<strong>de</strong> erschien die Abhandlung F a i v r e 's 10 ), welche beson<strong>de</strong>reErwähnung verdient. Ausser <strong>de</strong>n neuen Beobachtungen, <strong>de</strong>ren obenschon ge<strong>da</strong>cht wur<strong>de</strong>, sah er auch zuerst die Theilungen <strong>de</strong>r Fasern in <strong>de</strong>nStämmen, bestätigte ferner <strong>da</strong>s Dasein <strong>de</strong>s Brandt'sehen Magennerven, <strong>de</strong>nmerkwürdig genug we<strong>de</strong>r Moquin Tandon"), noch <strong>de</strong>r im Zerglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>rAnneli<strong>de</strong>n so geübte und erfahrene Quatrefages ") wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n konnten,obschon er meiner Erfahrung zufolge viel leichter zu präpariren ist, als die Kopfganglienund <strong>de</strong>ren Geflechte. Freilich scheint Faivre zuerst <strong>de</strong>r Meinunggewesen zu sein, <strong>de</strong>r von ihm gesehene Nerv sei ein völlig neu ent<strong>de</strong>ckter Nerv,verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>m Brandt' sehen, was aber in <strong>de</strong>r spätem Abhandlung nichtmehr hervortritt. Er beschreibt <strong>de</strong>nselben genau nach seinen histologischenEinzelheiten.Was meine eigenen ,8 ) neueren Untersuchungen über <strong>de</strong>n gemeinen Blutegelund <strong>de</strong>n Kossegel (Sanguisuga und Haemopis) betrifft, so habe ich die Befun<strong>de</strong>schon oben meist vorgelegt und hier nur noch einiges nachzutragen.Zunächst wäre hervorzuheben, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s centrale <strong>Nervensystem</strong> bei<strong>de</strong>r Egel,obschon in <strong>de</strong>n wesentlichen Zügen von übereinstimmen<strong>de</strong>m Bau, doch in <strong>de</strong>reinzelnen Gattung einen beson<strong>de</strong>rn Habitus an sich trage. Bei Sanguisuga sinddie Follikel <strong>de</strong>r oberen Portion <strong>de</strong>s Gehirns etwas kugliger als bei Haemopis;hiedurch und weil auch die zur unteren Portion herabgehen<strong>de</strong>n Commissurenkürzer sind, erhält <strong>da</strong>s ganze Gehirn von Sanguisuga einen gedrängteren undmassigeren Charakter als jenes von Haemopis, <strong>de</strong>m eine mehr schmächtige undgestreckte Tracht zukommt. Im Zusammenhange <strong>da</strong>mit erscheint bei <strong>de</strong>r erstenArt die Oeffnung für <strong>de</strong>n Durchtritt <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s erheblich enger als beiHaemopis.Mit <strong>de</strong>n Brandt'sehen Kopfganglien verhält es sich ähnlich, und <strong>da</strong> ichfrüher1) Brandteigentlichu. Ratzeburg,mehr die Structurmediz.Zoologie(Seite 160)1829.als—dieS wan'sübrigenIllustration!anatomischenofVerhältnisseanatomy berücksichtigt of the nerrout habe, so tyttem mag 1835 hier (auch etwas Hirudo näher medicinalii <strong>da</strong>rauf eingegangen enthaltend) wer<strong>de</strong>n. kenne Ichthe comparativeBr.nichtent<strong>de</strong>ckte,aus eigenerwieAnschauung.oben bemerkt,— 2) E.beimH. Weber,medizinischenArchivBlutegelfür Anat.vornn. Physiol.im Kopf1828.drei—3) Ehrenberg, Abhandlgen <strong>de</strong>r Berliner Akad. 1834. — 4) Valentin, üb. d. Verlauf u.kleine Knötchen, ein mittleres unpaares und zwei paarige. Ersteres erhalteje<strong>de</strong>rseits näheres über ein Ganglienkugeln Fädchen vom und vor<strong>de</strong>ren gelappten Ban<strong>de</strong> Bau <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ganglien, Hirns, ist während aber nicht die frei letzteren von wesentlichenIrrthümern; so z. B. ist die Zahl <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Ganglien abgehen<strong>de</strong>n Nerven un­mit <strong>de</strong>n Hirnschenkeln in Verbindung zu stehen scheinen. Ich habe mir die-d. letzten En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nerven, Nov. aet. acad. natur. curioe. 1836. (Die Abhandlung enthältrichtig angegeben, die Primitivfasern sollen nie sich miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n, etc.) — S) Helmholtz,<strong>de</strong> fabrica tytt. nerv, evert. Diu inaug. Berol. 1842. — 6) Hannover, Rechereh.microte. ». le tytt. nerv. 1844. — 7) Will, üb. d. Struct. d. Ganglien b. wirbell. Th. Archivfür Anat. u. Physiol. 1844. — 8) B r u c h, Ztschrft f. wiss. Zool. Bd. I. — 9) L e y d i g,Ztschrft f. wiss. Zool. 1849. — 10) Faivre, Etu<strong>de</strong>t t. l'hiitologie comparie du tytt. nerv, chenquelquet Anntli<strong>de</strong>t, Ann. d. tc. nat. Tom. VI, 1856. Vorausgegangen waren Obierv. hiltolog.i. le grand tympathiaut <strong>de</strong> la tangtut medicinale, Ann. d. tc. nat. T. IV, 1855. — 11) MoquinTandon, Monogr. <strong>de</strong> la fam. <strong>de</strong>t Hirudieet, 1846. — 12) Quatrefages, Etu<strong>de</strong>t e. I. tytt.ntrv. <strong>de</strong>i Sangtuet et du Lombricet, Ann. <strong>de</strong>t tc. nat. 1852. — 13) Leydig, üb. d. <strong>Nervensystem</strong><strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n, Archiv für Anat. u. Phys. 1862 u. meine Tafeln zur vergleichend.Anat. 1864 : Taf. I, fg. 4, fg. 6, fg. 7; Taf. II, fg. 1, fg. 3, fg. 5; Taf. III, fg. 1; Taf. IV,fg. 1 fSanguituga medicinalii). Taf. II, fg. 2, fg. 4 (Haomopit voraxj. Üb. die folgen<strong>de</strong>nGattungen sieh. Taf. I, fg. 8, Taf. 1U, fg. 4 (PUcicola retpirant). Taf. LU, fg. 5 (Xephelürulgarii). Taf. II,ff,'. 6 (Branchiob<strong>de</strong>tlaJ.


164 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.selben wie<strong>de</strong>rholt von Sanguisuga und Haemopis zur Ansicht gebracht, wo sie,obschon im Typus gleich, doch wie<strong>de</strong>r in bei<strong>de</strong>n Gattungen gewisse Unterschie<strong>de</strong>aufzeigen. Die seitlichen Knoten, dnrch eine kurze "Wurzel mit <strong>de</strong>r oberen Gehirnportionverbun<strong>de</strong>n, ziehen sich bei Haemopis mehr in die Länge aus, so <strong>da</strong>sssie <strong>de</strong>n Schlund an seinem Anfange halbringförmig umgeben; nach vorne trifftihr Ausläufer auf <strong>da</strong>s vor <strong>de</strong>m Gehirn ruhen<strong>de</strong> Ganglion, welches hier eigentlichaus zwei durch eine Brücke verbun<strong>de</strong>nen Hälften besteht Alle drei Ganglienzusammen und ihre Commissuren erzeugen somit eine Art Band, welches in Formeines Halbringes <strong>de</strong>n Schlund gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>n Gehirnportionen umspannt. BeiSanguisuga sind die Lateralganglien stärker und <strong>de</strong>r Wurzel zunächst kugligaufgetrieben; sie greifen ferner um <strong>de</strong>n Schlund nicht soweit als bei Haemopisherab, und endlich zeigt <strong>da</strong>s Stirnganglion keinen paarigen Charakter, son<strong>de</strong>rnerscheint mehr als einfach gangliös verdickter Gipfel eines Nervenbogens. Allediese Ganglien sind Ursprungsst&tten von Nervengeflechten, welche sich auf <strong>de</strong>nKieferwülsten und auf <strong>de</strong>r Anfangsgegend <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s ausbreiten.Es erfor<strong>de</strong>rt übrigens einige Mühe, die Ganglien sowohl wie die Nervengeflechte<strong>da</strong>rzustellen, <strong>da</strong> nicht nur bei Mangel einer Leibeshöhle Alles zwischenMuskeln, Drüsen, Bin<strong>de</strong>gewebe etc. vergraben steckt, son<strong>de</strong>rn auch Ganglien undNerven sehr blass und fürs freie Auge kaum erreichbar sind. Vielleicht mit einGrund, warum in neuerer Zeit diese Theile so wenig untersucht wur<strong>de</strong>n, selbstvon <strong>de</strong>nen nicht, welche sqnst die Structur <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s vom Blutegel ausführlichbehan<strong>de</strong>lten. Am zweckmässigsten hat es mir geschienen, die Thiere inWeingeist zu tödten und auf die herauspräparirten Theile Kalilauge wirken zulassen o<strong>de</strong>r, und diese letzte Metho<strong>de</strong> möchte noch mehr zu empfehlen sein, manlässt <strong>de</strong>n Egel einen Tag in schwacher Essigsäure liegen; <strong>da</strong>durch nehmen dieGanglien eine weisse Farbe an und heben sich von <strong>de</strong>n durchscheinend gewor<strong>de</strong>nenMuskeln besser ab.In <strong>de</strong>r Abbildung, welche Quatrefages 1 ) vom Kopftheil <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s<strong>de</strong>r Haemopis gegeben hat, verbin<strong>de</strong>n sich die Schlundganglien durchmehre Wurzeln mit <strong>de</strong>m Gehirn, während ich immer nur Eine Wurzel sah. Nochmöchte ich im Hinblick auf die Abbildung <strong>de</strong>s genannten Forschers im Vergleich zu<strong>de</strong>r von mir gelieferten Figur 2 ) bemerken, <strong>da</strong>ss die Schlundganglien bei meinerZeichnung durch leichten Druck <strong>de</strong>s Präparates nach aussen gelagert erscheinen,bei Quatrefages nach innen. Wenn in natürlicher Lage, so befin<strong>de</strong>n siesich vor <strong>de</strong>r Commissur, <strong>da</strong> sie, wie vorhin ausgesagt wur<strong>de</strong>, in Verbindung mit<strong>de</strong>m Stirnganglion gewissermassen einen Halbring vor <strong>de</strong>m Gehirn bil<strong>de</strong>n.Ueber mancherlei differente Punkte, welche in <strong>de</strong>n Angaben über die feinereBeschaffenheit <strong>de</strong>r Nerven zwischen Faivre und mir herrschen, gehe ich hierhinweg, nurjjezüglich <strong>de</strong>r eigentümlichen bipolaren Ganglienkugeln, welche an<strong>de</strong>n Bauchganglien je<strong>de</strong>rseits zwischen <strong>de</strong>n zwei austreten<strong>de</strong>n Seitennerven liegenund von mir in Beziehung zum Sympathicus gestellt wer<strong>de</strong>n, möchte ich entgegenFaivre, <strong>de</strong>r meint, <strong>da</strong>ss noch Niemand vor ihm dieselben gesehen habe, bemerken,<strong>da</strong>ss dieser Ganglienkörper bei Nephelis von mir schon lange angezeigtwar •). Vergl. üb. dieselben auch S. 157 u. 162.Was <strong>da</strong>s Verhältniss <strong>de</strong>s Gehirn- und Bauchmarkes zum Bauchgefässe betrifft(S. 145 u. S. 149), so ibt Johnson 4 ) <strong>de</strong>r erste gewesen, welcher die Beobachtungmachte, <strong>da</strong>ss beim medizinischen Blutegel die ganze Bauchnervenketteim BauchgefäsB eingeschlossen Hei. Später ent<strong>de</strong>ckte Joh. Müller 8 ) <strong>da</strong>sselbeVerhalten <strong>de</strong>s Markstran^es zum Gefähssystem bei Nephelis vulgaris, ohne von J.Kenutniss zu haben und ohne hinwie<strong>de</strong>rum von <strong>de</strong>r Müll e r'sehen Beobachtungzu wissen, theilte ich 6 ) <strong>da</strong>sselbe Faetum schon vor längerer Zeit bezüglich <strong>de</strong>rClepsine mit, in einer Anmerkung beifügend: »auch bei Nephelis habe ich michüberzeugt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Bauchmark im Bauchgefäss eingeschlossen liegt.c Später 7 )1) In t'nvi.r's Regne animal, o<strong>de</strong>r die Cople in V. Carus, Iconei toot. Taf. IX.—ü' Leydig. Tafeln z. vergleichend. Anat 1864, Taf. II, fg. 2. — 3) L cy (1 i g, Ztschrft f,«INS. Zool. IM'.', 8. 131. „Son<strong>de</strong>rbar ist es, <strong>da</strong>ss bei allen Bauchgangllcn (<strong>de</strong>r Nephrinimmer eine einzige giosse Ganglienkugel isollrt von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Ncrvenfasermassti<strong>de</strong>r noch verbun<strong>de</strong>nen austreten<strong>de</strong>n Nerven Hegt." — 4) Johnson, Treatite an the medUexnal Leaeh. Lond. 1816. — .'.) J o h. Müller, Archiv für Anat. u. Phys. 1*28. — 6) I.eydlf,Bericht d. rootoin. Anstalt in Würzburg, 1849. — 7j Leydlg, Histologie <strong>de</strong>s Menschen u.d. Thiere, 1857.


Anneli<strong>de</strong>n. 165sprach ich mich weiter <strong>da</strong>bin ans, <strong>da</strong>ss man an <strong>de</strong>r leben<strong>de</strong>n Nephelis sehe, wie<strong>de</strong>r Bauchstrang innerhalb <strong>de</strong>s Bauchgefässes bei <strong>de</strong>ssen Contractionen sich bewegeund die Ganglien etwas zusammengepresst wer<strong>de</strong>n; auch erkenne man beson<strong>de</strong>rs,wie <strong>da</strong>s Fussganglion innerhalb <strong>de</strong>s Gefässes hin- und hergeschobenwer<strong>de</strong>. Die fünf Aeste, welche je<strong>de</strong>rseits aus <strong>de</strong>m Ganglion abgehen, lägen ebenfallsnoch eine Strecke weit in Gefässen. Bezüglich <strong>de</strong>s medizinischen Blutegelsund <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>egels hatte J o h. M ü 11 e r ein Dmschlossensein <strong>de</strong>s Nervenstrangesvon Seiten <strong>de</strong>s Bauchgefässes gera<strong>de</strong>zu in Abre<strong>de</strong> gestellt: »es fin<strong>de</strong> bei Hirudomedicinalis und Sanguisuga gewiss nicht statt«, <strong>de</strong>nn hier befin<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r Markstrangausser <strong>de</strong>m mittleren Gefässe am Bauch in seiner eigenen schwarzen Hauteingeschlossen. Als ich dieses sog, äussere Neurilemm o<strong>de</strong>r Dura mater (<strong>de</strong>rAutoren) näher auf seine Structur zu prüfen begann, wusste ich noch nicht, <strong>da</strong>ss<strong>da</strong>sselbe ein Blutgefäss sei und es möchte auch überflüssig sein, die einzelnenWege aufzuzählen, die mich nach und nach auf Erkennung <strong>de</strong>s Sachverhältnisseszuführten. Die einfachste und am schnellsten zum Ziele bringen<strong>de</strong> Präparationsweisebesteht <strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss man von Thieren, die durch Liegen in Alkohol erhärtetwur<strong>de</strong>n, mit einem scharfen Messer Querschnitte behutsam abträgt. An solchenQuerscheiben sieht man überall, sowohl am Gehirn, wie am ganzen Bauchmark,<strong>da</strong>ss die braune Hülle mehr o<strong>de</strong>r weniger weit von <strong>de</strong>m Nervenstrange absteht,während <strong>de</strong>n Zwischenraum die rothe Blutmasse füllt. Vortrefflich zum Studiumeignen sich ferner Thiere, die einen Tag lang mit Essigsäure behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n,<strong>da</strong> man hier am Nervenstrange, in gewöhnlicher Art herauspräparirt, <strong>da</strong>s zwischenäusserem und innerem Neurilemm angehäufte Blut auf weite Strecken hin verfolgenkann ').Ueber die von mir ent<strong>de</strong>ckten Muskeln <strong>de</strong>s Neurilemms siehe S. 150. Die vonFaivre als cordons vasculavres bezeichneten und abgebil<strong>de</strong>ten Streifen a ) sindsicher nichts an<strong>de</strong>res als zwei solche Muskelcylin<strong>de</strong>r gewesen, <strong>de</strong>ren Natur verkanntwur<strong>de</strong>. Ich habe nie Blutgefässe im innern (o<strong>de</strong>r eigentlichen) Neurilemmwahrgenommen. Zu weiterer Nachforschung empfehle ich die Muskeln, welchean <strong>de</strong>r untern Portion <strong>de</strong>s Gehirns zwischen <strong>de</strong>n Querbrücken <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Fasersträngeherauskommen und nach oben gehen. Sie schienen mir zur Anheftungan die Innenfläche <strong>de</strong>s Blutgefässes zu dienen, in welchem <strong>de</strong>r ganze Bauchstrangliegt. Neuerdings, namentlich an Querschnitten <strong>de</strong>s Gehirns, ist es mir wahrscheinlichergewor<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss sie keineswegs über <strong>da</strong>s Neurilemm <strong>de</strong>s Gehirnsheraustreten, son<strong>de</strong>rn in diesem bleiben und <strong>da</strong>nn somit ganz in die Reihe <strong>de</strong>rübrigen Muskeln <strong>de</strong>s Neurilemms gehören. — In einer jüngst erschienenen Arbeitvon Walter 8 ) wird <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von Hirudo medicinalis beson<strong>de</strong>rs nachseinem feineren Bau behan<strong>de</strong>lt. Die Darstellungen <strong>de</strong>s Verfassers weichen zumTheil in nicht unwesentlichen Dingen von meinen Angaben ab, ohne <strong>da</strong>ss ich michhier weiter <strong>da</strong>rüber aussprechen möchte.Nephelis vulgaris habe ich sowohl früher wie gegenwärtig oftmals unter <strong>de</strong>nAugen gehabt. Ueber Form <strong>de</strong>s Gehirns im Allgemeinen sieh, oben S. 141 u.S. 156. An <strong>de</strong>r untern Portion lassen sich die in <strong>de</strong>r Mittellinie liegen<strong>de</strong>n Lücken<strong>de</strong>utlich sehen. Wegen <strong>de</strong>r stark abstehen<strong>de</strong>n Follikel <strong>de</strong>r Ganglienkugeln könntees <strong>de</strong>m Ungeübten scheinen, als ob <strong>de</strong>r oberhalb <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s befindliche Hirntheilbloss aus einem Querband von Nervenfasern gebil<strong>de</strong>t sei.Hinsichtlich <strong>de</strong>r Einzelheiten verweise ich auf die von mir veröffentlichteFigur 1) Vergl. und nuch möchte die jüngst jetzt erschienene nur mit Bezug Arbeit von auf Gratiolet, die oben Seite Rech, 148 tur I'Organisationangeführtedu tytt. vatcul. <strong>de</strong> la Sangtue medicinale etc., Ann. d. tcienc. natur. T. XVII, 1862. —2^ Beobachtung Faivre n. im a. 0. nähern PI. 1, bemerken, fg. i,x. (im Text <strong>da</strong>ss als die PI. verschie<strong>de</strong>nen 2, fg. 1 bezeichnet). von <strong>de</strong>r — oberen 3) Georg Hirnportionabgehen<strong>de</strong>n Mikroskopische Nerven Studien bald über nach <strong>da</strong>s Centralnervensystem ihrem Ursprung in wirbelloser Ganglien Thiere, anschwellen, BonnWalter,aus 1863. <strong>de</strong>nen Nerven hervorkommen, welche sich unter geflechtartiger Auflösungauf <strong>de</strong>n Anfang <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s verbreiten, namentlich in die Gegend <strong>de</strong>r dreiFalten, welche <strong>de</strong>n Kiefern <strong>de</strong>s medizinischen Egels und <strong>de</strong>s Pfer<strong>de</strong>egels entsprechen.Die sog. sympathischen Nerven sind sonach hier directe Aeste vonHirnnerven. An<strong>de</strong>re »sympathische Kopfganglien«, die, obschon im Gehirn


,166 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.wurzelnd, doch nicht gera<strong>de</strong> Abschnitte <strong>de</strong>r übrigen von <strong>de</strong>r oberen Hirnportionentspringen<strong>de</strong>s Nerven wären, aufzufin<strong>de</strong>n, ist mir bisher durch keine Pr&parationsweisegelungen. — Ueber <strong>da</strong>s Bauchmark, <strong>de</strong>n intermediären Nerven, s. obenSeite 139 u. 142. Lage <strong>de</strong>s Bauchmarkes im Bauchgefass sieh. S. 145, 164.Weiterer Prüfung möchte ich noch empfehlen, ob auch <strong>da</strong>s Gehirn im Blutgefässliege; nach meinen Aufzeichnungen bin ich <strong>da</strong>rüber nicht ganz im Klaren,bald schien mir <strong>da</strong>s erstere <strong>de</strong>r Fall zu sein, in<strong>de</strong>m nach angebrachtem Druckzur Seite <strong>de</strong>s Gehirns blutgefüllte Bäume sichtbar wur<strong>de</strong>n; <strong>da</strong>nn aber, namentlichwenn <strong>da</strong>s Thier auf <strong>de</strong>m Rücken liegt und keinem eigentlichen Druck ausgesetztwird, glaubte ich wie<strong>de</strong>r sehen zu können, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Gehirn nicht im Bauchgefassliege, letzteres vielmehr hinter <strong>de</strong>r unteren Hirnportion die zum nächsten Bauchganglionführen<strong>de</strong>n Längscommissuren ringförmig umschnüre. — Ueber Gehirn undBauchmark <strong>de</strong>r Nephelis siehe auch R a t h k e ').Ueber Pontob<strong>de</strong>lla vergl. die Abhandlung R. W a g n e r's'), wo insbeson<strong>de</strong>re<strong>de</strong>r von A u d o u i n ent<strong>de</strong>ckten seitlichen Ganglien, in welche die von <strong>de</strong>nmittleren Knoten kommen<strong>de</strong>n Quernerven anschwellen, ge<strong>da</strong>cht wird. Die Commissuren<strong>de</strong>s Bauchstranges wer<strong>de</strong>n irrig für einfach gehalten. Später untersuchteich 3 ) frische Exemplare und gab einige Mittheilungen über <strong>da</strong>s Gehirnund die Bauchmarksganglien. In meinen mir noch aus <strong>de</strong>m Winter 1850 vorliegen<strong>de</strong>nNotizen, wo ich P. verrucosa untersuchte, fin<strong>de</strong> ich auch schon gezeichnetund angemerkt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Bauchmark in einem grossen, mit eigenenWän<strong>de</strong>n versehenen Blutraum liege; <strong>da</strong>nn <strong>da</strong>ss eben dieser Blutraum oberhalb<strong>de</strong>s zweiten Bauchgauglions eine spbincterartige Oeffnung über <strong>de</strong>m Nervenstranghat. An Weingeistexemplaren von P. muricata habe ich mich vom Dasein <strong>de</strong>rMuskeln im Neurilemm auf Querschnitten überzeugt. — Eine vorzügliche Arbeitver<strong>da</strong>nken wir Quatrefages 4 ). Obere Gehirnportion klein, wenig gewölbt.Je<strong>de</strong>rseits nur Ein Nerv entspringend. Der nächste Nerv kommt aus <strong>de</strong>r Seitencommissur.Untere Hiinportion sehr gross und dick, herzförmig; aus ihr je<strong>de</strong>rseitsdrei Nerven hervorgehend. Alle diese Hirnnerven mit gangliöser Anschwellungin einiger Entfernung von ihrem Ursprung. Aus <strong>de</strong>n Bauchganglien kommtscheinbar je<strong>de</strong>rseits nur Ein Nerv, aber es sind bestimmt zwei, die nur dichtbeisammen liegen. Das 20. und 21. Ganglion entsen<strong>de</strong>n in<strong>de</strong>ssen wirklich nurEinen Seitenast. Ausser <strong>de</strong>r bekannten grössern gangliösen Anschwellung <strong>de</strong>svor<strong>de</strong>m Astes entwickeln die Zweige noch zahlreiche kleine Ganglien. Dag Analganglion,obschon grösser als die übrigen Bauchganglien, steht doch <strong>de</strong>r unternHirnportion nach. Aus ihm sieben Paar Nerven. Die Commissuren <strong>de</strong>r Bauchganglienmit Anschwellungen während ihres Verlaufes, am grössten in <strong>de</strong>r Gegend<strong>de</strong>s sechsten und siebenten Ganglions. Noch beschreibt Q. ein „Systeme nerveuxvisceral" in Form kleiner Ganglien, die an <strong>de</strong>r untern Fläche <strong>de</strong>r oberen Gehirnportionliegen, ihre Fä<strong>de</strong>n schwellen abermals an, und in<strong>de</strong>m sie einen Bogenvor <strong>de</strong>m Gehirn bil<strong>de</strong>n, verdicken sie sich wie<strong>de</strong>r zu einem medianen Ganglion.Ueber Branchellion vorgl. Quatrefages 6 ) und meinen Aufsatz"). Danach genanntem Beobachter an <strong>de</strong>n Bauchganglien nur Ein Seitennerv vorhan<strong>de</strong>nist, so entnehme ich aus meinen früheren Aufzeichnungen, <strong>da</strong>ss ich je<strong>de</strong>rseitgzwei solcher seitlichen Stränge (also wie bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Hirudineen) gesehenhabe. Form <strong>de</strong>s letzten Bauchganglions S. 144.Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Piscicola geometra haben Leo 7 ) und ich 8 ) beschrieben.Den oben eingestreuten neuen Beobachtungen hinsichtlich <strong>de</strong>s Vorkommens einesintermediären Nerven, Habitus vom Gehirn und <strong>de</strong>n Bauchganglien etc., hat diehier bei Tübingen sich fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> P. respirans zu Grun<strong>de</strong> gelegen. Es wur<strong>de</strong> auchoben S. 140 schon gesagt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Bauchmark ebenfalls in einem grösserenBlutraum liege; aber, was hier hervorgehoben seinjoll, man unterschei<strong>de</strong>t aufQuerschnitten noch <strong>de</strong>utlich von diesem umschliessen<strong>de</strong>n Blntraum ein an<strong>de</strong>re»,engeres, nicht contracting Bauchgefass. So mag es sich auch boi Clepsine undüberhaupt allen mit einer vorstreckbaren Schlundröhre versehenen Egeln veriHathke, Beitr. z. Entwicklguiresch. d. Hirudineen. Herausgegeben u. theilwuine bearbeitetvon E. Leuckart. 1882. - g) R. Wagner, Isis 1831. - 3) Leydig, ZL.I.rft t.wiss.verrue.ta Ztachrtt ZtschrftZool. f. wlas. n. wtsa.1861,A. murteata). Zool.Bd. III.1851, 184S.- Bd.4;5) III.Quatrefages,Quatrefages, - 7) Leo , Archiv Ann.Ann.d. für4.,c. Anat.te.nat.nat.u. Tom. Phys.Tom.1H, ln.'i».18,IHM. -1853-»> (Albiont0) Leydl». ' Lcydlg,


Anneli<strong>de</strong>n. 167halten, worauf ich beim Gefässsystem zurückkommen wer<strong>de</strong>. Was die Muskeln<strong>de</strong>s Neurilemms betrifft, so zeigten sich auf Querschnitten <strong>de</strong>s Bauchmarkes aneiner ganglienlosen Stelle etwa neun Muskelcylin<strong>de</strong>r; ein Ganglion auf <strong>de</strong>m senkrechtenSchnitte Hess ebenso viele erkennen, sie verliefen im Neurilemm zwischen<strong>de</strong>n zwei Längssträngen, <strong>de</strong>m intermediären Strang und <strong>de</strong>n Follikeln <strong>de</strong>r Ganglienzellen.Noch möchte ich <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s Gehirns im Näheren ge<strong>de</strong>nken. Dieuntere Portion um vieles grösser als die obere, besteht, abgesehen von <strong>de</strong>n zweiFaserzügen, die sich durch Quercommissuren verbin<strong>de</strong>n, zwischen <strong>de</strong>nen viermediane Lücken mit durchtreten<strong>de</strong>n Muskeln bleiben, aus drei Reihen von Ganglienzellenumschliessen<strong>de</strong>n Follikeln. Die mittlere o<strong>de</strong>r unpaare Reihe scheint auf<strong>de</strong>m senkrechten Schnitt allerdings wie<strong>de</strong>r aus zwei Reihen zusammengesetzt zusein. Die obere Portion <strong>de</strong>s Gehirns gewinnt, wie ähnlich schon bei Nephelisund noch mehr bei Clepsine, ein eigentümliches Aussehen <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss dieFollikel <strong>de</strong>r Ganglienkugeln mehr <strong>de</strong>n Seitenschenkeln (Seitencommissuren)als <strong>de</strong>m Gipfel <strong>de</strong>r Kopfschlinge aufsitzen. Betrachtet man <strong>da</strong>her am leben<strong>de</strong>nunverletzten Thier, <strong>da</strong>s seine Dorsalfläche nach oben wen<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>s Gehirn, soerhält man <strong>de</strong>n Eindruck, als ob die <strong>de</strong>n Schlund überbrücken<strong>de</strong> Portion blossein nervöses Band, ohne Ganglienanschwellung sei, was jedoch nach <strong>de</strong>m ebenBemerkten keineswegs <strong>de</strong>r Fall ist: die Follikel stehen mehr zur Seite <strong>de</strong>sSchlun<strong>de</strong>s und erscheinen in dieser Lage bloss als kuglige Vorsprünge. AnGlycerinpräparaten wird beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich, <strong>da</strong>ss die Follikel ein- o<strong>de</strong>r auchmehrfach gestielt sind. Durch die seitliche Lagerung dieser Follikel erwächst aberfür <strong>de</strong>n Beobachter die Gefahr, die obere Hirnportion entwe<strong>de</strong>r für bloss faserigzu halten, o<strong>de</strong>r sie auch ganz zu übersehen und wirklich istBudge hinsichtlich<strong>de</strong>r Clepsine in diesen Irrthum verfallen. Er lässt <strong>da</strong>s centrale <strong>Nervensystem</strong>dieses Egels mit <strong>de</strong>m Theil beginnen, <strong>de</strong>n wir bisher die untere Hirnportionnannten. Ich vermuthe, <strong>da</strong>ss Budge's »schlingenförmig sich umwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Fasern <strong>de</strong>s Gehirns« sich auf <strong>da</strong>s von ihm unvollständig beobachtete nervöseNackenband beziehen ').Die von <strong>de</strong>r obern Portion <strong>de</strong>s Gehirns abgehen<strong>de</strong>n Nerven schwellen alsbaldnach ihrem Ursprung in Ganglien an, von <strong>de</strong>nen zum Theil Fä<strong>de</strong>n entspringen,welche <strong>de</strong>n sog. sympathischen Kopfgeflechten <strong>de</strong>r vorausgegangenen Gattungenentsprechen mögen; doch ist die Präparation so schwierig, <strong>da</strong>ss ich bis jetztnichts näheres <strong>da</strong>rüber anzuführen vermag. Der innerste <strong>de</strong>r Kopfnerven, <strong>de</strong>ssenVertheilung hauptsächlich im Saugnapf erfolgt, zeigt weiter nach aussen nocheine zweite gangliöse Anschwellung; die Endvertheilung dieses Nerven geschiehtnach <strong>de</strong>r inneren Fläche <strong>de</strong>r Kopfscheibe (Oberlippe) zu, wesshalb man <strong>da</strong>s Thierauf <strong>de</strong>n Rücken legen muss, um die feinen letzten Verästelungen wahrzunehmen.Dass dies nur unter Mithülfe von Reagentien (Kalilauge, Glycerin etc.) möglichist, braucht kaum ausdrücklich gesagt zu wer<strong>de</strong>n. Die weiter nach aussen entspringen<strong>de</strong>nKopfnerven versorgen die Unterlippe; <strong>de</strong>r eine <strong>de</strong>rselben giebt auchdie Augennerven ab.1) Die In <strong>de</strong>r Bauchganglien jüngst erschienenen zeigen Schrift: ebenfalls Beitr. paarige z. Entwicklgsgeschichte und unpaarige, scharf d. Hirudineen abgesetzte vonRathke, Follikel <strong>de</strong>r herausgegeben Ganglienzellen. und theilweise Je<strong>de</strong>rseits bearbeitet zwei Seitennerven von B. Leuckart, und <strong>de</strong>r 1862, eine wird <strong>de</strong>rselben ebenfallsbemerkt, <strong>da</strong>ss Budge <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>r Clepsine in dieser Beziehung verkannt habe,besitzt in einiger Entfernung vom Bauchganglion eingelagerte Ganglienkugeln.<strong>da</strong>bei aber seltsam genug gesagt: „Denselben Irrthum hat Leydig bei Pitcicola begangen"-Das Schwanzganglion Diese Belehrung ist erlaube länglich, mir nach einfach hinten abzuweisen, zugespitzt in<strong>de</strong>m und meine entsen<strong>de</strong>t in 4- Ztsch. sieben f.wiss. Nervenpaare.Zoologie Bd. An I. verschie<strong>de</strong>nen gelieferte Abbildung dieser in Nerven naturgetreuer sieht man Art <strong>da</strong>s und Gehirn dort nach gangliöse seineroberen Einlagerungen. und unte ren Portion in natürlicher Lage, also nicht verschoben <strong>da</strong>rstellt. In<strong>de</strong>r jetzt (Tafeln z. vergleich. Anat.) von mir gegebenen Zeichnung (Taf. III, fg. 4) von P.Vom Gehirn <strong>de</strong>r Gattung Clepsine war schon vorhin die Re<strong>de</strong>, sowie obennipiram erscheint die obere Portion etwas nach vorne geneigt, um die Lagerung <strong>de</strong>rUanglienzellenl'ollikcl von <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Seitennerven anschaulicher zu S. machen. 146, <strong>de</strong>m Umschlossensein <strong>de</strong>s Bauchmarkes


JßgThiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.von einem Blutraum S. 164. Einen weiteren Irrthum Budge's l ) habe ich schonan einem an<strong>de</strong>rn Orte 9 ) berichtigt, <strong>de</strong>r <strong>da</strong>rin besteht, <strong>da</strong>ss B., vielleicht unter<strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> <strong>da</strong>mals über <strong>da</strong>s Verhältniss <strong>de</strong>r Ganglienkugeln zu <strong>de</strong>nNervenfasern in Schwung kommen<strong>de</strong>n Untersuchungen, einzellige Drüsen für grosseGanglienkörper und die Ausführungsgänge für abgehen<strong>de</strong> Nervenfasern genommenund <strong>da</strong>rauf hin ein eigentümliches <strong>Nervensystem</strong> aufgestellt hat. Man kannzwar zugeben, <strong>da</strong>ss eine gewisse Aehnlichkeit <strong>de</strong>r Drüsen und ihrer Gänge mitunipolaren Ganglienkörpern vorliegt; aber <strong>de</strong>nnoch lässt sich bestimmt festsetzen,<strong>da</strong>ss die fraglichen Bildungen einzellige Drüsen sind und nicht <strong>da</strong>s geringste mit<strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong> zu schaffen haben. Vergl. auch S. 152.Der Gattung Clepsine am nächsten steht <strong>da</strong>s von <strong>de</strong> F i 1 i p p i aufgestellteGenus Haementeria. Ueber <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> dieses Egels vergl. die Abhandlung<strong>de</strong>s genannten Forschers s ).Was unsern kleinsten einheimischen Egel, die auf <strong>de</strong>m Flusskrebs schmarotzen<strong>de</strong>Gattung Branchiöb<strong>de</strong>lla betrifft, so habe ich meine Beobachtungen überdie Form <strong>de</strong>s Gehirns oben Seite 156 erwähnt und füge hier bei, <strong>da</strong>ss auch an<strong>de</strong>n scharf abgesetzten Follikeln <strong>de</strong>r Bauchganglien ein kurzer Stiel nachgewiesenwer<strong>de</strong>n kann. Die medianen Spalten in <strong>de</strong>r unteren Hirnportion lassen sich hier,ebenso in <strong>de</strong>n Bauchknoten wegen <strong>de</strong>r Kleinheit <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>es, sobald maneinmal <strong>da</strong>rauf achtsam gewor<strong>de</strong>n ist, noch leichter erkennen, als bei <strong>de</strong>n grösserenEgeln; insbeson<strong>de</strong>re an Thieren, die einige Tage in Essigsäure und <strong>da</strong>rauf inGlycerin lagen. Im Neurilemm <strong>de</strong>r Längscommissuren Muskeln. Duplizität <strong>de</strong>sBauchstranges S. 139; intermediärer Nerv S. 142. Zahl <strong>de</strong>r Seitennerven S. 146.Nervenstrang nicht im Bauchgefass S. 145. Bauchganglien zähle ich — <strong>de</strong>nSchlundring abgerechnet — neun, wovon <strong>da</strong>s erste nicht so dicht <strong>de</strong>r unternPortion <strong>de</strong>s Schlundrings folgt, als dies sonst gern geschieht. Das Analganglionißt wie immer <strong>da</strong>s grösste <strong>de</strong>r eigentlichen Bauchganglien und von länglicherForm. Bei Br. parasita haben die Ganglien einen orangerothen Anflug, herrührendvon gelb gefärbten Körnern in <strong>de</strong>n Ganglienzellen.Eine ganz beson<strong>de</strong>re Stellung nimmt die Gattung Malacob<strong>de</strong>lla, von <strong>de</strong>r obenUmgang genommen wur<strong>de</strong>, nach <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s ein; wie man wenigstensnach <strong>de</strong>n Angaben Bl anchar d's *), <strong>de</strong>r meines Wissens bisher allein<strong>da</strong>s Thier zerglie<strong>de</strong>rte, annehmen muss. Der auf Seemuscheln leben<strong>de</strong> Egelnähert Malacob<strong>de</strong>lla sich nicht sein. bloss Dass durch dieses abgeplattete durchaus nicht Körpergestalt <strong>de</strong>r Fall ist, <strong>de</strong>n geht Tremato<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>m son<strong>de</strong>rn Obigenauch hervor, hinsichtlich wonach sich <strong>de</strong>s Branchiöb<strong>de</strong>lla <strong>Nervensystem</strong>s, wie in<strong>de</strong>m ein echter <strong>da</strong>s Bauchmark Egel verhält. hier vollständig inseine zwei Stränge zerspalten ist, welche weit auseinan<strong>de</strong>r auf bei<strong>de</strong>n SeitenLumbricinen.herablaufen; <strong>da</strong>bei aber regelmässig ganglionäre Anschwellungen haben, wovonAn die Untersuchung <strong>de</strong>s Regenwurms (Lumbricus terrestris) hat sich bekanntlichschon Willis 6 ) gewagt; er kennt Gehirn und Bauchmark, doch zeichneter <strong>da</strong>sselbe einfach geradlinig, ohne Unterscheidung <strong>de</strong>r Knoten; auch die abgehen<strong>de</strong>nNerven hat er nicht berücksichtigt.In <strong>de</strong>n zwanziger Jahren unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts gaben sich rasch hintereinan<strong>de</strong>rLeo 7 ), Home 8 ) und Roth») mit <strong>de</strong>r Anatomie <strong>de</strong>s Lumbricus ab.Bei Leo erscheint die knotige Beschaffenheit <strong>de</strong>s Bauchmarkes und <strong>de</strong>s Gehirnsausgedrückt, aber die sich vom Bauchstrang abzweigen<strong>de</strong>n Nerven (auf fig. 6)1)1Budge, Verhandigen d. naturhlst. Vereins d. preuss. Rheinlando, 1849. _ 2) LcydlgZU.hrft f. wlsa. fml. 1SW, H. i, Anmerkg. - 3) De Fllippi, ,opra un nuovo genereCHa,-VIZ?-* /Vi l"" '""*''" ""' "»#••'•»#»«. Mem. d.lla acad. d. ec. di Torino. Tom.t:l A 7 i- B >* n c»»'d, Ann. d. tc. nat. 184.'. o<strong>de</strong>r Frorlei.'s Notiz. Bd. 89, 1847. -5) Budge \erhaudlg. d. naturb. Ver. d. preus«. Bbelnlandc, ,849. - 6) Thomas Willi».• "'-• **'!?"' 167 * "" 7) L e ° ' * """'• """"•• " rr - ,h -°- ' nlr »•" »«» « AuszugIn d. l.,s 18S2 bekannt - 8, Home, PhU. Trans, im, 1824. -


Anneli<strong>de</strong>n. 169sind unrichtig'angegeben. Selbst die zum Theil sehr künstlerisch aufgefasstenFiguren bei Home (gezeichnet von Franz Bauer) sind in dieser Hinsichtnoch nicht genau. Auf fig.4, welche <strong>da</strong>s gesammte <strong>Nervensystem</strong> und die Stämme<strong>de</strong>r peripherischen Nerven veranschaulicht, sind allerdings sehr oft zwei Nerven,je<strong>de</strong>rseits aus <strong>de</strong>m Ganglion kommend, und einer aus <strong>de</strong>n Commissuren gezeichnet,was <strong>da</strong>s richtige ist; aber häufig ist es <strong>da</strong>mit auch an<strong>de</strong>rs gehalten, an <strong>de</strong>mhintern Abschnitt z. B. sind alle diese Nervi interannulares ganz weggelassen.Auch ist <strong>da</strong>s hintere En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bauchmarkes, was die Ganglien betrifft, incorrect,in<strong>de</strong>m diese hier wie oben (Seite 144) hervorgehoben wur<strong>de</strong>, sehr nahezusammenrücken. Bezüglich <strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong>s habe ich zu ta<strong>de</strong>ln, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>runtern Hirnportion die gleiche Form gegeben erscheint, wie <strong>de</strong>r obern, waskeineswegs mit <strong>de</strong>m wirklichen Verhalten stimmt. Dass auch bei H o m e dieGehirnnerven noch nicht alle erkannt wur<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>rf man sich nicht wun<strong>de</strong>rn, <strong>da</strong>auch Roth, <strong>de</strong>ssen Angaben am genauesten sind, in diesem Punkte unvollständigbleibt. Die umfängliche Abhandlung Morren's 1 ) habe ich noch nicht zu Gesichtbekommen.Mit <strong>de</strong>r von Quatrefages 2 ) gegebenen Darstellung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>skann ich mich wenig befreun<strong>de</strong>n s ), <strong>da</strong> sie aus <strong>de</strong>n Commissuren <strong>de</strong>s Schlundringesund <strong>de</strong>r untern Hirnportion zu viele Nerven abgehen lässt; auch entsprichtes nicht <strong>de</strong>r Natur, <strong>da</strong>ss die Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchmarkes sich so nahe ihrerWurzel in die Aeste theilen. Doch geschah durch genannten Forscher ein wichtigerFortschritt in <strong>de</strong>r Erkenntniss <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss die sog.sympathischen Kopfganglien aufgefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Q. zählt je<strong>de</strong>rseits sechs Wurzeln,die aus <strong>de</strong>m Gehirn kommen und eine beträchtliche Anzahl unregelmässigerGanglien bil<strong>de</strong>n. Näher auf <strong>de</strong>n Bau dieser Partie geht Faivre 4 ) ein, ernennt<strong>da</strong>s Ganglion cordon pharyngien lateral. Vergl. <strong>da</strong>rüber auch Clarke 5 ). Derletzte Autor will, wenn ich ihn recht verstehe, <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Seitenganglien entstan<strong>de</strong>nenNervenplexus über <strong>de</strong>n Pharynx hinaus nach <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>sverfolgt haben, während ich Falvre Recht geben muss, welcher behauptet,<strong>da</strong>ss die in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n Nervengeflechte <strong>de</strong>n Pharynx nicht überschreiten.Siehe oben S. 148. Auch von <strong>de</strong>n Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchmarkes kann ich keineFä<strong>de</strong>n zum Darmrohr treten sehen, an Querschnitten durch <strong>de</strong>n ganzen Wurmüberblickt man <strong>de</strong>n grossen freien Leibesraum zwischen <strong>de</strong>m Tractus, <strong>de</strong>r Ganglienketteund <strong>de</strong>ren Nerven; aber immer war <strong>da</strong>s Bild bezüglich <strong>de</strong>r Nerven so,<strong>da</strong>ss dieselben nur gera<strong>de</strong>nwegs die Leibeswandungen aufsuchen und sich in<strong>de</strong>ren Muskeln verlieren.Ueber Gestalt und Lage <strong>de</strong>r sog. sympathischen Kopfganglien sieh, obenS. 148. Hier sei noch bemerkt, <strong>da</strong>ss die Wurzeln dieser bei<strong>de</strong>n Seitenganglien,<strong>de</strong>ren Präparation einige Schwierigkeiten bietet, nur aus <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>m und innernFläche <strong>de</strong>r Hirncommissuren entspringen; die Wurzeln sind kurz und ihre Zahlbeträgt für je<strong>de</strong>s Ganglion 9 — 10. Da sowohl bei Sanguisuga und Haemopis, alsauch bei Chaetogaster durch Zusammenstossen <strong>de</strong>r seitlichen Elemente dieses sog.sympathischen Systems ein Bogen entsteht, so habe ich bei Lumbricus agricolaspeziell Acht gegeben, ob nicht auch hier <strong>da</strong>s gleiche geschehe, aber mit Sicherheiterkannt, <strong>da</strong>ss die Seitenganglien mit ihren oberen En<strong>de</strong>n sich nicht vereinigen,son<strong>de</strong>rn für sich bleiben. Im Hinblick auf <strong>de</strong>n feineren Bau habe ichvorzubringen, <strong>da</strong>ss bei Lumbricus agricola nicht bloss die Seitenganglien, dieeigentlichen Centren dieses Abschnittes <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s Ganglienzellen besitzenRegne animal, Anneli<strong>de</strong>i PI. 1«, fg. 2. (Das sog. System d. Eingewei<strong>de</strong>nerven geson<strong>de</strong>rt infg. und 2» zwar u. fg. zugleich 2>>.) Vergl. mit auch fibrillärer Compt. rend. Substanz, 1S;>2, 8. 469. wobei — 3) die Leydig, Zellen Tafeln nach z. unten vergleich. undAnat. vorn, 1864 die , Fasermasse Taf. I, fe. 5, nach Taf. III, oben fg. liegt, 8, Taf. son<strong>de</strong>rn IV, fg. 7. auch fg. 8, <strong>da</strong>s Taf. von V, fg. <strong>de</strong>n 1, fg. Ganglien 2 ^Lumbrieui ausstrahlen<strong>de</strong>,mehrmals erwähnte Geflecht enthält an vielen Stellen ausser <strong>de</strong>r feinfaserigenMasse noch Ganglienkugeln, die in grösseren o<strong>de</strong>r geringeren Haufenin die Knotenpunkte eingebettet sich zeigen.Was die oben S. 143 erwähnte Duplizität im Baue <strong>de</strong>r untern Hirnportionbetrifft, so sieht man die medianen Lücken und Quercommissuren nicht an frischen1) Morren, f. tumbr. terr. hilt. nat. 1829. Anch Swan'S Illuttrationt of the comparativoanatomy of the nervout tyitem (mit Lumbricut terrettrit) ist mir unbekannt. — 2) Imagricola). — 4) Faivre, Ann. d. le. nat. 185C. — 5) Clarke, Annal. of natur. history 1837.


170 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Objecten, in<strong>de</strong>m die Musculatur <strong>de</strong>s Neurilemms, die »dunkelrandigen Faserzüge«und an<strong>de</strong>res die Stelle ver<strong>de</strong>cken. Aber an Gehirnen, die einige Zeit in Glycerinlagen, tritt die bezeichnete Bildung klar hervor. Ich habe solche Präparatevor mir, die jetzt über ein Jahr alt sind, und sich so schön aufgehellt haben,<strong>da</strong>ss man nicht bloss die Spältchen in <strong>de</strong>r Medianlinie <strong>de</strong>r untern Hirnportion,son<strong>de</strong>rn auch die Grenzen <strong>de</strong>r Musculatur nach <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>s Bauchmarks<strong>de</strong>utlich verfolgen und ihre Dicke bemessen kann, wobei sich zeigt, <strong>da</strong>ss sichdie Muskeln nicht auf die vom Bauchmark abgehen<strong>de</strong>n Nerven erstrecken, <strong>da</strong>sVerhalten also hierin verschie<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>mjenigen <strong>de</strong>r Blutegel ist. Auch dieriesigen, dunkelrandigen »Primitivfasern« sind an <strong>de</strong>rgleichen Präparaten nochgut zu sehen, nur sind sie blasser gewor<strong>de</strong>n, und <strong>da</strong>s an <strong>de</strong>n Schnitträn<strong>de</strong>rnausgetretene Nervenmark hat sich in Ringeln zusammengehäuft. In <strong>de</strong>n Räumenhingegen glaube ich auch eine Anzahl von senkrecht aufsteigen<strong>de</strong>n Muskeln wahrzunehmen,ähnlich wie bei Sanguisuga. Noch einmal: nach <strong>de</strong>m äusseren Umrisserscheint die untere Gehirnportion als ungetheiltes Ganzes; die medianenLücken gehören <strong>de</strong>m inneren Bau an.Faivre ') hat in seiner Zeichnung <strong>de</strong>s Bauchmarks nicht bloss die Ganglienanschwellungen,als wären sie von einan<strong>de</strong>r abgesetzt, gehalten, son<strong>de</strong>rn lässtauch die zwei Längsstränge in Eine Masse zusammen geschmolzen sein; bei<strong>de</strong>sist (siehe S. 189, S. 145) irrthümlich. Ueber Ganglienkugeln, Nervenfasern; Neurilemms. S. 152,157,154,151,159. Blutgefässe <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s S. 151. Nur überdie riesigen »dunkelrandigen Primitivfasern« (siehe S. 154), welche an <strong>de</strong>r Rückenflache<strong>de</strong>s Bauchmarkes herablaufen, habe ich noch einiges nachzutragen. Ichhabe schon an einem Orte s ) bemerkt, <strong>da</strong>ss die Sorte <strong>de</strong>r breiten, hellejaX-dunkel;randigen Nervenfasern <strong>de</strong>r Insecten Blutgefässen sehr ähnlich sehen; <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>sgleiche mit <strong>de</strong>n fraglichen Fasern <strong>de</strong>s Regenwurmes <strong>de</strong>r Fall sei, wur<strong>de</strong> auchoben gesagt. Ich selber habe die .letztern früher. für_BJtjlg£fÄSse ausgegeben, <strong>de</strong>nnwas ich in meinen Mittheilungen über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Annelidon_^alaiängsblutgefäss<strong>de</strong>s Bauchmarkes bezeichnet, ist eine* solch®'»Faser«:"" Die Aehnlichkeitzwischen einem leeren Blutgefäss und diesen Nervenfasern Ist aber auch, was ichjetzt noch sehe, in <strong>de</strong>r That gross. Mäh präpärire z. B. die untere Portion <strong>de</strong>sGehirns so, <strong>da</strong>ss die Dorsalseite nach oben gekehrt bleibt und auch <strong>da</strong>s über <strong>de</strong>mBauchmark verlaufen<strong>de</strong> Blutgefäss in seiner Lage <strong>da</strong>ran haftet, man also Blutgefässund Nervenfasern übereinan<strong>de</strong>r zur Ansicht hat. Man muss hier förmlich <strong>da</strong>sBlutgefäss bis <strong>da</strong>hin verfolgen, wo es wie<strong>de</strong>r bluthaltig wird, um sich die Ueberzeugungzu verschaffen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s eine Gefäss, <strong>da</strong>s an<strong>de</strong>re »Nervenfaser« sei.Clapare<strong>de</strong>«) hat übrigens vor mir diese Fasern bei Clitellio und Pachydriluswahrgenommen und als einen centralen Kanal beschrieben, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nBauchstrang im Innern durchsetze. Keferstein 6 ), unter Bezugnahme aufdiese Beobachtung, theilt mit, <strong>da</strong>ss sich Capitella rubicun<strong>da</strong> ebenso verhalte. Ineiner neueren Arbeit hat sich aber <strong>de</strong>r erstgenannte Beobachter*) <strong>da</strong>hin ausgesprochen,<strong>da</strong>s Gebil<strong>de</strong> sei kein Kanal, son<strong>de</strong>rn ein aus Achsen- und Rin<strong>de</strong>nsubstanzbestehen<strong>de</strong>r Strang, <strong>de</strong>n er jetzt auch <strong>de</strong>n breiten Nervenfasern <strong>de</strong>s Flusskrebsesvergleicht. Als einen beson<strong>de</strong>rn Unterschied gegenüber <strong>de</strong>n Elementen<strong>de</strong>s Krebses giebt er an, <strong>da</strong>ss sich hier bei <strong>de</strong>n Lumbricinen diese Fasern nichttheilen, was ich im Allgemeinen zu bestätigen habe; am Vor<strong>de</strong>ren<strong>de</strong> jedoch, wiexchon oben (Seite 155) bemerkt, gabelt sich <strong>de</strong>utlich die mittlere Faser für diebei<strong>de</strong>n Commissuren. wobei sie sich unter <strong>de</strong>n Bogen von gewöhnlichen Nervenfasernverliert, welche die oben erwähnte <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Commissuren angehören<strong>de</strong>M-hhnge bil<strong>de</strong>n (Seite 158). Weiter nach rückwärts verbin<strong>de</strong>n sich die zweiäusseren Fasern durch eine Quercommissur. Ich wer<strong>de</strong> gleich bei einigen <strong>de</strong>rnächstfolgen<strong>de</strong>n Würmer diese Nervenzflge nochmals nennen, und bemerkehier noch , <strong>da</strong>ss ich die »Längsspalte«, <strong>de</strong>ren früher (S. 143) von lAimbricus (u.Chaetogaster) ge<strong>da</strong>cht wur<strong>de</strong>, jetzt, wie eigentlich schon aus <strong>de</strong>n Mitteilungenauf h. Uiö hervorgeht, für eine Partie <strong>de</strong>r eigenartigen Fasern halte.• h*rV« ,Tr V'**: M P e L 1' *?• ** L _ 2) Le y di «. Histologie d. Mensch, u. d. Thiere,äLts »••-« Arehlvt Anat u. Phys. IMt. - 4, Clapare<strong>de</strong>, Rech, anatom. .ur le.TJT\" *"•


Anneli<strong>de</strong>n.171Bei Lumbriculus variegatus l ), <strong>de</strong>r mir hier in Tübingen, wie früher inWüraburg, in beliebiger Menge zu Gebote steht, liegt die obere Hirnportiongera<strong>de</strong> über <strong>de</strong>r Mundöffnung und ihre bei<strong>de</strong>n Halbkugeln scheinen mir im Verhältnisszur Körpergrösse massiger zu sein, als bei Lumbricus agricola. AmBauchmark unterschei<strong>de</strong>t man die zwei Längsstränge und <strong>de</strong>n gangliösen Belegan <strong>de</strong>r Unterfläche. Der letztere zieht sich continuirlich am Bauchmark herab,in<strong>de</strong>m er <strong>da</strong>bei durch Häufung von Stelle zu Stelle Anschwellungen erzeugt, aberso schwach, <strong>da</strong>ss man bei geringer Vergrösserung fast an einen knotenlosenNervenstrang glauben möchte. Die Substanz <strong>de</strong>r Ganglienkugeln ist zwar diegewöhnliche graue Punktmasse, doch sind häufig sowohl am Gehirn als am Bauchstranggelbrothe Pigmentkörnchen und Klümpchen in <strong>de</strong>n Ganglienkugeln wahrzunehmen.An <strong>de</strong>r oberen Fläche <strong>de</strong>s Bauchmarkes in <strong>de</strong>r Mitte ziehenwie<strong>de</strong>r die merkwürdigen hellen Züge vom Charakter dunkelrandiger Nervenfasernherab. Es sind abermals drei, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r mittlere Zug die breitestenund glänzendsten Conturen hat; auch ist eigenthümlich, <strong>da</strong>ss die bei<strong>de</strong>n äusserenZüge nach innen keine beson<strong>de</strong>re Grenzschei<strong>de</strong> haben, son<strong>de</strong>rn hier unmittelbar andie Linie <strong>de</strong>r mittleren Faser anstossen. Diese letztere, am vor<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>sBauchmarkes angekommen, gabelt sich, und die zwei entstan<strong>de</strong>nen Aeste lassensich in <strong>de</strong>n Seitencommissuren <strong>de</strong>s Gehirns weit hinauf, bis zur Wurzel <strong>de</strong>robern Hirnportion verfolgen. An <strong>de</strong>r Theilungsstelle biegt die »Faser« wie beiLumbricus unter die Schlinge von Nervenfasern, welche allgemein an dieser Stellesich fin<strong>de</strong>t. Es scheint <strong>da</strong>her auch wohl, als ob »die Faser« hier plötzlich aufhöre,in Wirklichkeit aber ist sie nur durch die bogigen Querfasern ver<strong>de</strong>ckt.Die zwei seitlichen Züge geben nach vorne allmählig ihr rein helles Aussehen aufund in<strong>de</strong>m sie mehr zartfaserig wer<strong>de</strong>n, verlieren sie sich an <strong>de</strong>r Gabelstelle <strong>de</strong>smittleren rein hell bleiben<strong>de</strong>n Zuges, um sich <strong>de</strong>r übrigen fibrillären Substanz<strong>de</strong>r Hirncommissuren unvermerkt beizumischen.Noch sei bemerkt, <strong>da</strong>ss alle drei Züge schwach beginnen und nach <strong>de</strong>r Mitte<strong>de</strong>s Bauchmarks immer mehr sich verbreitern, worauf sie abermals nach hinten— man kann sie bis zum letzten Schwanzganglion verfolgen — sich verjüngenund zwar so, <strong>da</strong>ss wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mittlere Zug sein vollkommen helles Aussehenbehält und jetzt einer breiten dunkelrandigen Primitivfaser, etwa <strong>de</strong>s Frosches,täuschend ähnlich sieht; während die zwei Seitenzüge ihre reine Beschaffenheit<strong>da</strong>bei verlieren und blassstreifig wer<strong>de</strong>n wie gewöhnliche fibrilläre Nervensubstanz.Clapare<strong>de</strong> 3 ) ist in seiner Beschreibung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s in mehreFehler verfallen; einmal hat er <strong>de</strong>n Ganglienbeleg <strong>de</strong>s Bauchmarkes übersehen,obschon man sich vom Dasein <strong>de</strong>sselben schon im frischen Zustan<strong>de</strong>, besser nochdurch Essigsäure überzeugen kann. Er lässt <strong>da</strong>her <strong>de</strong>n Nervenstrang mit Ausnahme<strong>de</strong>s Gehirns ohne alle ganglionären Anschwellungen sein. Dann verlegter die eigentümlichen hellen Längszüge in die Achse <strong>de</strong>s Bauchmarkes, währendsie <strong>de</strong>r Rückenfläche entlang ziehen.Ueber die von mir beobachteten Hirnnerven, sowie über <strong>de</strong>n mit Flüssigkeitgefüllten (Lymph-) Raum vor <strong>de</strong>m Gehirn, welcher, wie ich gefun<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>rKopfspitze durch eine verschliessbare Oeffnung mit <strong>de</strong>r Aussenwelt communicirt,siehe die citirte Abbildung.Stylaria probosci<strong>de</strong>a. Die Anschwellungen <strong>de</strong>s Bauchmarks treten hier schärferhervor, als bei Lumbriculus variegatus. Auf <strong>de</strong>r Rückenfläche <strong>de</strong>s Bauchmarksverläuft abermals eine »dunkelrandige, helle Nervenfaser«; sie theilt sich nachvorne 1) L zu e y für d i g, die Tafeln bei<strong>de</strong>n z. vergleichend. Seitencommissuren Anat. 1864, <strong>de</strong>s Taf. Gehirns, IV, fg. 6. doch (Ueber wer<strong>de</strong>n Lumbricui die agricola zweivergl. Aeste auch vor ihrem nachträglich Eintritt W a in 11 e die r, mikrosk. Gehirncommissuren Studien üb. d. durch Centralnervensystem einen Querbogen wirbelloserThiere. Bonn 1863.) — 2) Clapare<strong>de</strong> a. a. O.verbun<strong>de</strong>n.Vergl. die Figur 5, Taf. IV. in meinen Tafeln zur vergl. Anatomie.Nur am leben<strong>de</strong>n Thier und nicht ganz ohne Mühe lassen sich diese Theile verfolgen,auch muss <strong>da</strong>s Auge sie schon von an<strong>de</strong>rs woher kennen. Die obereGehirnportion ist wohl entwickelt; je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Seitenhälften zieht sich nach hintenin einen Zipfel aus. Von je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Zipfel geht ein Strang weiter rückwärtsin die Musculatur <strong>de</strong>s Schlundkopfes. Um zu bestimmen, ob dieser Strang *ein Nerv, o<strong>de</strong>r ein Band, o<strong>de</strong>r ein Muskel sei, habe ich <strong>da</strong>s Gehirn unserese


172 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Wurmes wie<strong>de</strong>rholt angesehen nnd ich glaubte zuletzt mich überzeugt zu haben '),<strong>da</strong>ss es Muskeln seien, vergleichbar <strong>de</strong>n oben erwähnten Muskeln an <strong>de</strong>r unternHirnportion <strong>de</strong>r Hirudineen. Es spricht hiefür beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Umstand, <strong>da</strong>ssnach Essigsäurezusatz <strong>de</strong>r fragliche heller gewor<strong>de</strong>ne Strang sich scharf von <strong>de</strong>rgangliösen Hirnpartie absetzt. Allein ich möchte mich keineswegs mehr so sicher<strong>da</strong>rüber äussern, wie früher; es ist mir vielmehr <strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nke gekommen, obnicht die bei<strong>de</strong>n Stränge die Homologa jener Eingewei<strong>de</strong>nerven sind, welche beiChaetogaster diaphanus hinter <strong>de</strong>m Gehirn auf <strong>de</strong>r Rückenwand <strong>de</strong>s Schlundkopfeszu einem knotigen Bogen verschmelzen. (Bewährt sich diese Deutung, somüssen auch die zwei vom Hinterran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r obern Hirnportion bei Lumbriculusvariegatus beginnen<strong>de</strong>n Stränge hieher gezogen wer<strong>de</strong>n.) Vorne und seitlichvon <strong>de</strong>r oberen Hirnportion entspringt wie bei iMmbriculus und Lumbricus einstarker sich bald theilen<strong>de</strong>r Nerv. — Von Tubifex rivulorum (Saenuris variegata)hat d'U<strong>de</strong>kem*) richtig distincte Bauchknoten gezeichnet. Auch Nais elinguisverhält sich nach meiner Beobachtung so.Ein zum Studium sich sehr empfehlen<strong>de</strong>s Würmchen ist Chaetogaster diaphanus3 ). Während mau z. B. bei verschie<strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rn Lumbricinen mancherleiPräparationsweisen anwen<strong>de</strong>n muss, um sich von <strong>de</strong>r Duplizität <strong>de</strong>s Bauchstrangeszu vergewissern, so lässt sich dieses bei <strong>de</strong>r grossen Durchsichtigkeit <strong>de</strong>s genanntenWurmes ohne son<strong>de</strong>rliche Mühe erkennen, zumal auch die Stränge zumTheil hier weiter auseinan<strong>de</strong>rstehen. Insolange nämlich <strong>da</strong>s Bauchmark im Bereiche<strong>de</strong>s Kopfsegmentes liegt, sind die Zwischenräume zwischen <strong>de</strong>n LängsundQuercommissuren so umfänglich, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Bauchmark eine wenn auch entfernteAehnlichkeit mit einer Strickleiter gewinnt. Oskar Schmidt 4 ), welcherzuletzt unseren Anneli<strong>de</strong>n untersuchte, hat zwar eine Angabe bezüglich <strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s veröffentlicht, <strong>de</strong>r zufolge, wenn sie richtig wäre, Chaetogaster einemerkwürdige Ausnahme von seinen Verwandten machen wür<strong>de</strong>. Nach genanntemBeobachter wäre nämlich <strong>de</strong>r Bauchnervenstrang »ein breites, rechts und linksunregelmässig ausgeschnittenes und gezacktes Band«, und dieser Auffassungentsprechend ist auch <strong>de</strong>r Anfangstheil <strong>de</strong>s Bauchmarks von ihm bildlich <strong>da</strong>rgestelltwor<strong>de</strong>n. Ich will gern zugeben, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>m ersten Anschein nach und beson<strong>de</strong>rsbei Untersuchung <strong>de</strong>s leben<strong>de</strong>n und sich bewegen<strong>de</strong>n Thieres man <strong>de</strong>nEindruck erhalten mag, es sei <strong>de</strong>r Bauchstrang in seinen bei<strong>de</strong>n Seitenhälftenasymmetrisch gebaut; allein genaueres Zusehen thut doch <strong>da</strong>r, <strong>da</strong>ss auch hier<strong>de</strong>m Bauchmark <strong>da</strong>s Ebenmaass (die Symmetrie) nicht fehle, und <strong>da</strong>ss insbeson<strong>de</strong>re<strong>de</strong>r Anfangstheil, <strong>de</strong>n 0. Schmidt einfach ban<strong>da</strong>rtig zeichnet, eine strickleiterartigeNatur an sich trage. Durch die Zwischenräume sieht man abermals Muskelndurchtreten, die zum Pharynx gehen. Im weiteren Verlaufe liegen die Längssträngenahe" beisammen, bleiben aber <strong>de</strong>nnoch selbständig. Am Schwanzen<strong>de</strong>stehen die Ganglien wie bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Lumbricinen näher hintereinan<strong>de</strong>r.Die Zahl <strong>de</strong>r Kopfnerven ist grösser, als es nach <strong>de</strong>n bis jetzt vorliegen<strong>de</strong>nAngaben <strong>de</strong>r Fall ist. Ich kann je<strong>de</strong>rseits gegen sieben Stämme unterschei<strong>de</strong>n,von <strong>de</strong>nen die meisten in <strong>de</strong>n Seitencommissuren <strong>de</strong>s Gehirns wurzeln. Daserste Nervenpaar, zunächst <strong>de</strong>r mittleren Einkerbung <strong>de</strong>r oberen Schlundportionist dünn, aber seine Wurzel gangliös angeschwollen, von gleicher Art erscheintauch sein En<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Haut <strong>de</strong>r Stirn. Der nächstfolgen<strong>de</strong> Nerv entspricht nachseinem Abgangspunkt vom Gehirn und nach seiner Stärke <strong>de</strong>m Nerven <strong>de</strong>r Oberlippebei <strong>de</strong>n vorausgenannten Lumbricinen; er sowie die folgen<strong>de</strong>n treten zurHaut <strong>de</strong>r .Mundöffnung, sich <strong>da</strong>bei theilend, Geflechte und auch gangliöse Anschwellungenentwickelnd. Die En<strong>de</strong>n scheinen mit <strong>de</strong>n Borsten <strong>de</strong>r Mundöffnungin Beziehung zu stehen. — Die Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks geben je<strong>de</strong>rseitseinen ^e^ven ab, <strong>de</strong>r die Hauptrichtung nach <strong>de</strong>n die Leibesborsten einscnliessen<strong>de</strong>nSäckchen und <strong>de</strong>r Hautmusculatur nimmt. Man sieht zwar nochmehre feine Fä<strong>de</strong>n regelmässig von <strong>de</strong>n Ganglien abgehen, die ich aber nicht fürNerren, son<strong>de</strong>rn für Befestigungsbän<strong>de</strong>r ansprechen muss. Ich kann mich <strong>da</strong>hernicht mit O Schmidt einverstan<strong>de</strong>n erklären, wenn er sagt: »Der Bauchnervsen<strong>de</strong>t manchfache Fä<strong>de</strong>n aus, welche oft von <strong>de</strong>n Bauchwandungen quer durch»« .1 V,T^ "7 d ' **.?** B * ucn K'f»»» <strong>de</strong>r Schmetterlinge etc. Archiv f. Anat. u. Phys. 1*62. -- W l <strong>de</strong>kem *««• ««r. et M.m. d. eav. otrang. <strong>de</strong> l'acad. d. Belg. 1855. - 8} Leydlf,u Phv. Z 'Z e Ä C „ he "a w TV Taf »ü U ' * «• * 7 - ~ «> °- Schmidt, Beitr. x^natu. Fnys. d. Nal<strong>de</strong>n. Arch. I Anat. u. Pbys. 1846.


Anneli<strong>de</strong>n. 173<strong>de</strong>n Körper an <strong>da</strong>s Intestinum u. s. f. gehen.« Und <strong>da</strong>nn fortfährt: »Ich mussnämlich alle diejenigen <strong>de</strong>r feinen im Innern <strong>de</strong>r Nai<strong>de</strong>n wahrnehmbaren Fä<strong>de</strong>nfür Nerven halten, welche ganglienartige Anschwellungen zeigen und <strong>de</strong>ren Zahlist nicht gering.« Hiergegen erlaube ich mir zu bemerken, <strong>da</strong>ss S. offenbardie verschie<strong>de</strong>nen ligamentösen, die Leibeshöhle durchspannen<strong>de</strong>n Fä<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>renzellige Elemente er ohne weiteres für Ganglien erklärt, mit <strong>de</strong>n nicht, sehr zahlreichenNerven zusammenwirft. — Das sog. Eingewei<strong>de</strong>nervensystem ist beiChaetogaster diaphanus so leicht zu beobachten, <strong>da</strong>ss schon Gruithuisen')<strong>da</strong>sselbe erkannt und, wenn auch unter an<strong>de</strong>rem Namen, gezeichnet hat. Mangewahrt am leben<strong>de</strong>n Thier hinter <strong>de</strong>m Gehirn auf <strong>de</strong>r Rückenwand <strong>de</strong>s Schlundkopfeseinen knotigen (o<strong>de</strong>r gangliösen) Bogen, <strong>de</strong>ssen Schenkel in <strong>de</strong>n Seitencommissuren<strong>de</strong>s Gehirns wurzeln und bei <strong>de</strong>r Bauchlage zeigt sich weiter, <strong>da</strong>ssdie Anschwellungen eine symmetrische Vertheilung haben, <strong>de</strong>rart, <strong>da</strong>ss man eineglatte mittlere Brücke und seitliche Knoten unterschei<strong>de</strong>n kann. Unter günstigenVerhältnissen bemerkt man ferner, <strong>da</strong>ss zahlreiche Nerven, — es mögen je<strong>de</strong>rseitsgegen sechs sein — von <strong>de</strong>n knotigen Bogentheilen weg sich in die Wand <strong>de</strong>sSchlundkopfes vertheilen. — Ueber die wahrscheinliche Gegenwart von Muskelnim Neurilemm S. 151.Am leben<strong>de</strong>n Thier sieht man auch noch, <strong>da</strong>ss die <strong>de</strong>n Schlundkopf fixiren<strong>de</strong>nMuskeln einen eigenen Raum für <strong>da</strong>s Gehirn freilassen; ferner sei angeführt,<strong>da</strong>ss man an Thieren, welche in <strong>de</strong>r Fortpflanzung durch Theilung begriffen sind,in <strong>de</strong>n Tochterthieren, noch während sie im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Mutterthierstehen, schon einen ausgebil<strong>de</strong>ten Schlundring fin<strong>de</strong>t. An <strong>de</strong>r obern Gehirnportion,zwischen <strong>de</strong>r hintern Einkerbung trifft man noch einen anscheinendkugligen medianen Theil, gera<strong>de</strong> <strong>da</strong>, wo <strong>da</strong>s Rückengefäss unter <strong>da</strong>s Gehirnbiegt. Es wäre möglich, <strong>da</strong>ss er mit diesem zusammenhängt, ja vielleicht nur<strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>ite Querschnitt <strong>de</strong>sselben ist und die zerstreuten, Fettpünktchen ähnlichenKörner, welche <strong>da</strong>s Gebil<strong>de</strong> zu einem scheinbar soli<strong>de</strong>n machen, bloss <strong>de</strong>rWand <strong>de</strong>s Gefässes angehören.Ueber <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von Enchytraeus älbidus vergl. die AbhandlungHenle's 2 ). Ich fin<strong>de</strong> zu bemerken, <strong>da</strong>ss dort <strong>de</strong>r oberhalb <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>sliegen<strong>de</strong> Knoten übersehen ist, wesshalb nur <strong>da</strong>s erste Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarkesals Gehirn angesprochen wird. Der beträchtliche Ast, welcher von seinem vor<strong>de</strong>mRan<strong>de</strong> je<strong>de</strong>rseits abgeht und zusammen mit <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>m Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Knotens einehalbmondförmige Figur bil<strong>de</strong>n soll, ist offenbar auf die Seitencommissuren zubeziehen. Ich selber habe Enchytraeus galba Hofm. und E. latus spec. nov. untersucht8 ). Die Gattung ist wie<strong>de</strong>r ein <strong>de</strong>utliches Beispiel, wie die einzelnen Arteneines Genus im Umriss <strong>de</strong>r Nervencentren von einan<strong>de</strong>r abweichen können. WährendUämlich bei E. latus mit mehr kurzem und plattem Habitus die Anschwellungüber <strong>de</strong>m Schlün<strong>de</strong> einen <strong>de</strong>utlich paarigen Charakter hat, so sehen wir bei <strong>de</strong>rschlankeren walzigen Art E. galba (was schon oben S. 142 erwähnt wur<strong>de</strong>) eineunpaare, rein in <strong>de</strong>r Mittellinie liegen<strong>de</strong> ovale Anschwellung, ohne alle Spureiner Theilungsfurche. Auch die Knotenbildung <strong>de</strong>s Bauchmarkes ist bei bei<strong>de</strong>nArten verschie<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m bei E. galba zwischen je zwei <strong>de</strong>r länglichen Hauptgangliensich ein kurzes rundliches Ganglion absetzt.Am Gehirn ist <strong>de</strong>r Unterschied zwischen zelliger Rin<strong>de</strong>nlage und einer blassgranulären Centralsubstanz, namentlich bei E. galba, sehr merklich. Die1) Gruithuisen, üb. Nait diaphana u. Nait diattropha mit <strong>de</strong>m Nerven- u. Blutsystemobere <strong>de</strong>rselben, Portion Nov. <strong>de</strong>s Act. Gehirns, Aead. Leop. im Carol. Profil gesehen, T. 14. 1828. nimmt — 2) Henle, sich <strong>da</strong>her Arch. fast f. aus Anat. wie u. ein Phys.Drüsenfollikel, 1837. — S) Leydig, wobei üb. d. <strong>da</strong>s Nervensyst. Neurilemm d. Annelid., <strong>de</strong>r Drüsenhaut, Archiv f. Anat. die Ganglienkugeln u. Phys. 1862. Dort <strong>de</strong>nsind secerniren<strong>de</strong>n auch (S. 94) Zellen die Merkmale und die <strong>de</strong>r Centralsubstanz bei<strong>de</strong>n erwähnten abgeschie<strong>de</strong>nem Arten vergleichend Secret zusammengestellt.entspricht.Aus Sich, <strong>de</strong>r ferner Punktsubstanz m. Tafeln z. vergleichend. entsteht die Anat blass-fibrilläre 1864, Taf. IV, Masse tg. 2, <strong>de</strong>r fg. beträchtlich 3, fg. 4. langenSeitencommissuren <strong>de</strong>s Gehirns.Was die vom Gehirn abgehen<strong>de</strong>n Nerven betrifft, so habe ich bei E. latusvon <strong>de</strong>r eigentlichen gangliösen oberen Hirnpartie keinen Nerv entspringen sehen.Der erste Nerv vielmehr, welcher zunächst <strong>de</strong>r Medianlinie sichtbar ist und <strong>de</strong>m


174 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.starken oberen Gehirnnerven bei Lumbricus, iAimbriculus, Stylaria entspricht,kommt schon aus <strong>de</strong>r Seitencommissur. Weiter nach aussen bemerke ich einenzweiten schwächeren Nerven, <strong>da</strong>nn noch tieter an <strong>de</strong>r Commissur zwei Nerven,welche von <strong>de</strong>r inneren Seite <strong>de</strong>r Commissur kommen, ähnlich wie bei Lumbricusdie Wurzeln für <strong>da</strong>s sog. sympathische Kopfganglion, und sie mögen auchdiesen gleich sein, obschon ich <strong>da</strong>nn <strong>da</strong>s <strong>da</strong>zu gehörige Ganglion nicht gesehenhabe.An Thieren, welche- mit Essigsäure behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n, ist gut zu erkennen,wie die zellige Lage <strong>de</strong>s Bauchstranges continuirlich an <strong>de</strong>r unteren Seite herabläuft.Die Anhäufung <strong>de</strong>r Ganglienzellen zu Knoten ist zum Theil sehr schwach.Auf <strong>de</strong>r Rückenseite <strong>de</strong>s liauchstranges mangeln nicht die so eigenthümlichenhellen, dunkelrandigen Züge, die man auch hier sehr leicht für Kanäle haltenkann. — Bei E. galba gehen von <strong>de</strong>n länglichen Hauptanschwellungen <strong>de</strong>s Bauchmarkesje<strong>de</strong>rseits zwei Nerven ab; zwischen je zwei dieser Paare geht ein einzigerje<strong>de</strong>rseits weg, ähnlich wie bei Lumbricus; nur ist hier bei Enchytraeusgalba für diesen Nerven <strong>da</strong>s oben erwähnte kurze rundliche Ganglion gebil<strong>de</strong>t,welches sich immer zwischen zwei <strong>de</strong>r länglichen Hauptganglien einschiebt.Alle diese Nerven sind, was kaum beson<strong>de</strong>rs gesagt zu wer<strong>de</strong>n braucht, sehrblass. (Noch möchte ich schon an dieser Stelle eine die Gesammtanatomie dieserThiere betreffen<strong>de</strong> Beobachtung erwähnen, die ich an bei<strong>de</strong>n Arten gemacht undmir von Be<strong>de</strong>utung scheint. Ich habe sowohl bei E. galba als auch E. latusauf <strong>de</strong>r Rückenfläche <strong>de</strong>r Oberlippe, nahe <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>ren Ran<strong>de</strong> eine ganz <strong>de</strong>utlicheOeffnung <strong>de</strong>r Haut wahrgenommen, durch welche <strong>de</strong>r Innenraum <strong>de</strong>s Kopfesund folglich auch die Leibeshöhle mit <strong>de</strong>r Aussenwelt in Verbindung gesetztwer<strong>de</strong>n kann. Die Oeffnung ist median, am todten Thier gewöhnlich von länglicherForm, bei E. latus gern birnförmig, auch schon am frischen Thier unzweifelhaftzu sehen, wo <strong>da</strong>nn auch wohl Leibesinhalt hervorquillt. Dasselbehatte ich vorhin von LumftrtcuItM variegatus anzuführen.)Nerei<strong>de</strong>n.Bezüglich dieser grossen Gruppe gehen mir eigene Erfahrungen so gutals ganz ab und ich habe mich <strong>da</strong>her an die Arbeiten An<strong>de</strong>rer zu halten, namentlichsind es die überaus schönen Abhandlungen von Quatrefages '), aus<strong>de</strong>nen die folgen<strong>de</strong>n Einzelheiten entnommen sind. Im Hinblick auf die obenmehrmals betonte Duplicität <strong>de</strong>s Bauchstranges <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n lassen uns die Angaben<strong>de</strong>s genannten Forschers schliessen, <strong>da</strong>ss auch bei <strong>de</strong>n Kiemenwürmernkeine wirkliche Verschmelzung <strong>de</strong>r zwei Bauchstränge zu Einem statthat, vielmehr<strong>da</strong>ss ein Geson<strong>de</strong>rtbleiben auch hier gesetzlich sei, obschon z. B. bei <strong>de</strong>n Nerei<strong>de</strong>nin ähnlicher Weise wie bei Lumbricinen ein anscheinend einfacher Nervenstrangin <strong>de</strong>r Medianlinie herabläuft, wozu Q. mehrmals bemerkt, <strong>da</strong>ss auch beidieser Form <strong>de</strong>s Bauchstranges die scheinbar verschmolzenen Längsstränge durchausgeson<strong>de</strong>rt bleiben.Aphrodite aculeata ist es wohl gewesen, welche man aus dieser Abtheilungzuerst auf <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> untersucht hat'). Gehirn ungefähr vierseitig, mitleichter seitlicher Einbiegung, an <strong>de</strong>r hintern Partie je<strong>de</strong>rseits mit einem sehrkurz gestielten rundlichen Lappen. Drei Antennennerven, zwei sehr kurze Augenuerven.Gehirncomniissuren gleich nach ihrem Weggang vom Gehirn mit gangliöserAnschwellung, aus <strong>de</strong>r ein Nervenfa<strong>de</strong>n abgeht. Bauchmark mit distinetenGanglien, 1) Quatrefages, nach <strong>de</strong>m Annal. Kopf d. zu ecione. dick und natur. lang; 1844, drei 1849, seitliche 1850. (Nereie, Nervenpaare Eunice, zu Olycora, <strong>de</strong>nHermella, Chloraema , Johnttonia , Nephlye, Phyllodoee, Oonia<strong>da</strong>, Malaeocerot, Aonia, Lyeidice,Fusschen, <strong>de</strong>r Hautmusculatur und <strong>de</strong>r Haut. Die Fussnerven mit peripherischemAphrodite, Polynoe, Cirrhatulut, Arenicata, Clymene, Aricinelta, Terebella, Habella, Lecobranckue,Ganglion. Protula, Das Visceralsystem Vermilia.) — ü) bil<strong>de</strong>t Man vergl. mehre Pallas, Ganglien Miecell. mit ausstrahlen<strong>de</strong>n nool. 17(1«, tili). 7, Nerven fg.».an tu vier. <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Vorlesgeu üb. vergl. Partien Anat. <strong>de</strong>s 18oa; Rüssels Treviruuns, und steht Ztschrft mit <strong>de</strong>r f. l'hys. Hirncommissur lsa«. inVerbindung. Der Nervus recurrens Cuvier's ist <strong>da</strong>s erste Paar <strong>de</strong>r Fussnerven.Polynoe squamata. Gehirn vou dreieckiger Form; Spitze nach vorn, dieBasis stark angeschwollen und zweilappig, auf ihr die Augen. Drei Antennen-


Anneli<strong>de</strong>n. 175nerven. Hirncommissur mit kleinem Ganglion gleich nach <strong>de</strong>m Ursprung; ausihm ein Nerv zu <strong>de</strong>n Kopfcirrhen. Aus <strong>de</strong>n Anschwellungen <strong>de</strong>s Bauchmarkesentspringt je<strong>de</strong>rseits nur Ein Nerv l ).Nereis regia. Gehirn vierseitig, vom breiter als hinten, mit starker medianerEinkerbung, unten eben, oben gewölbt. Von ihm kommen die Nerven zu <strong>de</strong>nmittleren und äusseren Antennen, sowie zu <strong>de</strong>n Augen. Das erste Paar (zu<strong>de</strong>n mittleren Antennen) hat eine gangliöse Anschwellung. Augennerven sehrkurz. Hirncommissuren je<strong>de</strong>rseits doppelt, in einer gemeinsamen Schei<strong>de</strong> liegend.Die eigentliche Commissur mit einem Ganglion gleich nach ihrem Ursprung aus<strong>de</strong>m Gehirn; die Nerven <strong>de</strong>s Ganglions gehen zu <strong>de</strong>n innern Tastcirrhen. Ehedie Commissur die untere Hirnportion (erstes Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarkes) erreicht,gehen nach innen die zwei Wurzeln <strong>de</strong>s Visceralsystems ab. Die accessorischeCommissur hat halbwegs ein Ganglion und <strong>da</strong>von abgehen<strong>de</strong> Nerven und einzweites an ihrem oberen En<strong>de</strong>. — Bauchmark mit so viel Anschwellungen, alsLeibesringe <strong>da</strong> sind. Aus <strong>de</strong>n Ganglien selbst je<strong>de</strong>rseits ein Nerv zu <strong>de</strong>n Füsschenmit peripherischen Ganglien; aus <strong>de</strong>n Commissuren, die übrigens auch <strong>de</strong>n Belegvon Nervenzellen haben, je<strong>de</strong>rseits zwei Nerven vorzüglich in die Schei<strong>de</strong>wän<strong>de</strong><strong>de</strong>r Leibeshöhle. Das Visceralsystem bil<strong>de</strong>t ein sehr entwickeltes Nervennetz mitGanglien auf <strong>de</strong>r innern und äussern Fläche <strong>de</strong>r Mund-, Zahn- und Schlundregion<strong>de</strong>s Rüssels und erstreckt sich bis ans En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s und zu <strong>de</strong>nersten Ausbuchtungen <strong>de</strong>s Darmkanals.Johnstonia prolifera. <strong>Nervensystem</strong> vom Typus <strong>de</strong>r Nerei<strong>de</strong>n. Die äusserenAntennennerven mit Endganglion, aus <strong>de</strong>m feine Nerven ausstrahlen. Hirncommissurenje<strong>de</strong>rseits doppelt. Bauchmark ein etwas breites Band, die Anschwellungensehr nahe hintereinan<strong>de</strong>r. Je<strong>de</strong>rseits zwei Seitennerven.Nephtys bononiensis. Gehirn von seltener Form: es besteht aus zwei Gruppenvon hintereinan<strong>de</strong>r gelagerten Ganglien, d. h. aus <strong>de</strong>m eigentlichen in <strong>de</strong>r hinternKopfpartie sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gehirn und einzelnen nervösen Massen, welche <strong>da</strong>vorliegen und die Antennennerven abgeben. Hirncommissuren einfach mit Ganglion,aus <strong>de</strong>m die Nerven <strong>de</strong>s ersten Fusspaares kommen. Bauchmark breites Bandmit schwachen Einschnürungen; die Seitennerven zeigen hier die stärkste, einefast pinselförmige Zertheilung.Cirrhatulus fuscescens. Hirncommissuren sehr lang, so <strong>da</strong>ss verhältnissmässigdieser Wurm <strong>de</strong>n weitesten Schlundring hat. Bauchmark ganz eigenthümlich:im unverletzten Zustan<strong>de</strong> ein Band von gera<strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn und gleicher Dicke nachseiner ganzen Aus<strong>de</strong>hnung. Näher untersucht besteht es aus einer doppeltenGanglienkette (mit Quer- und Längscommissuren), eingebettet in eine beson<strong>de</strong>regelbliche Substanz und umschlossen von einer Schei<strong>de</strong>. Eine ähnliche Organisationhat auch Clymene truncata.Arenicola piscatorum. Eine erneute Untersuchung namentlich <strong>de</strong>s Gehirns<strong>de</strong>s Sandwurmes wäre sehr wünschenswerth, <strong>da</strong> die <strong>da</strong>rüber vorhan<strong>de</strong>nen Angabenauf ungewöhnliche Verhältnisse schliessen lassen. Die obere Portion <strong>de</strong>sGehirns wur<strong>de</strong> von mehren Beobachtern vermisst, hingegen von Rathke, Freyund Leuckart 2 ) gefun<strong>de</strong>n, ohne <strong>da</strong>ss sie aber die Gestalt näher bezeichneten.Quatrefages, welcher <strong>da</strong>s Gehirn ebenfalls sah, beschreibt es als eine einzige,ungetheilte 1) Quatrefages, Masse in a. <strong>de</strong>r a. Endspitze O. PI. 9, fg. <strong>de</strong>s 1. Kopfes. — 2) Frey Dem u. Leuckart, wi<strong>de</strong>rspricht Beitr. aber z. Mettenheime r 8 ): Thiere, es bestehe 1847. — vielmehr 3) Mettenheimer. aus zwei dicht Beobachtgen nebeneinan<strong>de</strong>r üb. nie<strong>de</strong>re liegen<strong>de</strong>n, Seethiere, blass Ab­Kenntnis«wirbelloserhandlgen d. Senkenberg'sohen naturf. Gesellsch. Bd. III, 1859-1861. Auf Taf. X. fg. 11bräunlich gelben, halbmondförmigen Körperchen. Die mikroskopische Analysestimmt die Zeichnung <strong>de</strong>s Gehirns übrigens wenig mit <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s Textes überein, <strong>de</strong>nn<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s dort Gehirns gelb colorirte wer<strong>de</strong> durch und mit die c bezeichnete Festigkeit Theil <strong>de</strong>s Gewebes (sollte nach sehr <strong>de</strong>m erschwert, Text a tragen) <strong>da</strong>s Gehirn bestehtje<strong>de</strong>rseits liege in die aus Hautmuskeln vier distineten eingesenkt Abtheilungen; und <strong>da</strong>s sei Gehirn mit <strong>de</strong>r hätte Haut somit fest eine verwachsen; sehr complicirte dieseForm. bil<strong>de</strong> über <strong>de</strong>m Gehirn nur eine dünne Schicht und <strong>da</strong>s Gehirn rage als Knötchenüber die äussere Körperoberfläche hervor. — Am Bauchmark stehen nach Quatrefagesdie länglichen Ganglienanschwellungen weit auseinan<strong>de</strong>r, je<strong>de</strong> mit zwei


176Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Paar Seitennerven. Einige histologische Notizen über <strong>de</strong>n Bauchstrang beiMettenheime r.Turbella conchilega. Die bei<strong>de</strong>n Gehirnganglien spin<strong>de</strong>lförmig; Gehirncommissurensehr kurz, <strong>da</strong>her <strong>de</strong>r ganze Schlundring eng. Das Bauchmark verschie<strong>de</strong>nin <strong>de</strong>r Thoracalabtheilung und in <strong>de</strong>r Bauchpartie: in ersterer einfach,wie bei <strong>de</strong>n Nerei<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r zweiten rücken die bei<strong>de</strong>n Längsstränge mit ihrenGanglien auseinan<strong>de</strong>r, so <strong>da</strong>ss die Längs- und Quercommissuren selbständigerwer<strong>de</strong>n.SabeUa flabellata. Gehirn von <strong>de</strong>r seltenen Form, <strong>da</strong>ss es aus vier Ganglienbesteht; Nerven zum Kopfsegel, zu <strong>de</strong>n Kiemen, zum Auge. HirncommissurSehr eng. Bauchmark von <strong>de</strong>r Strickleiter-Form durch <strong>de</strong>n ganzen Körper, dochso, <strong>da</strong>ss sich die Längsstränge nach hinten zu etwas mehr nähern.Serpula contortuplicata. Von <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Gehirns ein beträchtlicherNervenstamm in die Kiemen, ein Ast <strong>da</strong>von in <strong>da</strong>s Operculum. Am Bauchmarkdie Längsstränge im Thorax sehr weit auseinan<strong>de</strong>r, im Abdomen näher beisammen;ihre Ganglien im Thorax grösser als im Abdomen.Hermella. Gehirn zwei längliche Anschwellungen; vom vor<strong>de</strong>m Rand zweiNervenpaare; auf <strong>de</strong>m Gehirn zwei Augenpunkte. Von <strong>de</strong>r Hirncommissur und<strong>de</strong>m ersten Bauchganglion entspringen je<strong>de</strong>rseits fünf Nerven und von <strong>de</strong>r innernFläche fünf bis sechs Wurzeln <strong>de</strong>s visceralen Systems. Bauchmark durch <strong>de</strong>nganzen Körper doppelt; die Längsstränge ausser <strong>de</strong>n Hauptganglien noch je<strong>de</strong>smalmit einem accessorischen, kleineren Knoten. In <strong>de</strong>n drei ersten Ringen <strong>de</strong>sThorax <strong>da</strong>s Haupt- und Nebenganglion je<strong>de</strong>r Seite fast miteinan<strong>de</strong>r verschmolzen.Auf die histologischen Fragen haben sich die Zerglie<strong>de</strong>rer <strong>de</strong>r Kiemenwürmerwenig o<strong>de</strong>r gar nicht eingelassen, und es steht hier noch ein weites Feld für dieUntersuchung offen. Ich fin<strong>de</strong> z. B. bei Quatrefages nur bemerkt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>und dort die bei<strong>de</strong>n Substanzen <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s sich gut von einan<strong>de</strong>r absetzen,in<strong>de</strong>m die eine von ausgesprochen weisser Farbe sei, die an<strong>de</strong>re braunrüthlich,so z. B. am Gehirn von Aphrodite aculeata; <strong>da</strong>nn wird bemerkt, <strong>da</strong>ssbei <strong>de</strong>n Nerei<strong>de</strong>n die gangliöse Substanz <strong>de</strong>n Bauchstrang nach seiner ganzenLänge begleite, <strong>da</strong>ss aber die scheinbar verschmolzenen Längsstränge durchausgeson<strong>de</strong>rt bleiben. Gehirn und Ganglien seien öfter von einem sehr festen fibrösenGewebe umgeben und ich <strong>da</strong>rf wohl im Hinblick auf die Muskellagen, die ichim Neurilemm <strong>de</strong>r Hirudineen und Lumbricinen nachwies, die Vermuthung aussprechen,<strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>m »festen, fibrösen Cewebe« zum Theil solche contractileElemente sich ebenfalls fin<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Endlich möchte <strong>de</strong>r nächste Beobachtervon Cirrhatulus und Clymene die von Q. angezeigte eigentümliche Substanz insAuge zu lassen haben, welche in grösserer Menge sich zwischen Neurilemm und<strong>de</strong>r Nervensubstanz ausbreitet und vielleicht <strong>de</strong>r körnig-zelligen Masse zwischenäusserem und innerem Neurilemm bei Sipunculus (s. unten) entspricht.In einem jüngst erschienenen Werk macht Clapare<strong>de</strong> 1 ) auf <strong>da</strong>s son<strong>de</strong>rbargestaltete <strong>Nervensystem</strong> von Sphaerodorum Peripatus Gr. aufmerksam. Solltennicht die dort beschriebenen »merkwürdigen Anhänge« <strong>de</strong>r Nervencentra mit <strong>de</strong>nAnhängen am Gehirn <strong>de</strong>r Asseln vergleichbar sein, welche ich (s. unten) aufgefun<strong>de</strong>nhabe.Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r eigenthümlichen Gattung Peripatus kommt am meistenmit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Serpulen und Sabellen überein, in<strong>de</strong>m die zwei vom Gehirn entsprungenenLängsstränge etwa um <strong>da</strong>s fünffache ihrer Breite auseinan<strong>de</strong>r bleibend,aber unter sich durch Commissuren verbun<strong>de</strong>n, parallel bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Körpersziehen und dort durch einen Bogen ineinan<strong>de</strong>r übergehen. Sie sind auffallendglatt, ohue Anschwellungen und ihre Seitennerven sehr zahlreich. Vergl. dioAbhandlung Grube's 1 ).Ueber Tomopteris, die wohl ebenfalls <strong>de</strong>n Anneli<strong>de</strong>n zugehört, lauten die Angabenverschie<strong>de</strong>n. Busch») sah ein Gehirn in Form von zwei zusammenhängen<strong>de</strong>n,aus run<strong>de</strong>n Zellen bestehen<strong>de</strong>n Kugeln. Abgehen<strong>de</strong> Nerven wur<strong>de</strong>nnicht bemerkt. Ob ein Bauchmark <strong>da</strong> sei, blieb zweifelhaft. Grube hingegen 4 )will ein Bauchmark <strong>de</strong>utlich erkannt haben. Es seien zwei dicht nebeneinan<strong>de</strong>r1) hegen<strong>de</strong> Kflate Ibid. Clapar*<strong>de</strong> 1847, <strong>de</strong>r Stränge, Normandle S. 186. Beobachtgen - vorn 4) angeateUt, Grube, einen üb. Anat. Ibid. Schlundring ls6S.-2) 1848, u. Entwickle, Grube, 8. 467. bil<strong>de</strong>nd, Arch.f. wirbelloser ohne Anat. weitere n. Phys Thiere, Anschwellungen,1868. an - 8) <strong>de</strong>r Busch.


Anneli<strong>de</strong>n. 177doch durch Querstreifen in kurzen Abstän<strong>de</strong>n wie geglie<strong>de</strong>rt, nach rechts undlinks Nervenfä<strong>de</strong>n aussen<strong>de</strong>nd. Die neuesten Beobachter Lenckart undPagenstecher 1 ), endlich berichten, <strong>da</strong>ss sie von <strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong> mit Bestimmtheitnur einen zweilappigen Hirnknöten aufgefun<strong>de</strong>n haben. Derselbe entsen<strong>de</strong>ausser <strong>de</strong>n Commissuren <strong>de</strong>s Schlundringes je<strong>de</strong>rseits einen ansehnlichenStamm nach vom, in die Stirnlappen und •seitlich in die Borstencirren.Sternwürmer (Gephyrea).Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Sipuncülus hatte theilweise schon <strong>de</strong>lle Chiaje 2 )nachgewiesen, <strong>da</strong>nn wur<strong>de</strong> es später von Grube 8 ) wie<strong>de</strong>r verkannt und zumBlutgefässsystem gerechnet. Krohn*) stellte <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> dieses Thieresausser allen Zweifel. Blanchard 6 ) gab eine bildliche Darstellung, auf <strong>de</strong>rals Repräsentant eines Eingewei<strong>de</strong>nervensystems ein langer, <strong>de</strong>n Nahrungskanalbegleiten<strong>de</strong>r Fa<strong>de</strong>n zu sehen ist. Gegen die Existenz <strong>de</strong>sselben erhobQuatrefages 8 ) Einsprache: <strong>da</strong>s Eingewei<strong>de</strong>nervensystem bestehe aus einerReihe kleiner Knoten, in welche ein von <strong>de</strong>n Commissuren kommen<strong>de</strong>r Nervanschwillt, <strong>de</strong>ssen Fä<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Rüssel verlieren. Den Grube' sehenDarmnervenfa<strong>de</strong>n hatte Herrn. Meyer 7 ) als einen Musculus suspensoriusinlestini erkannt. In jüngster Zeit haben Keferstein und Ehlers 8 ) <strong>de</strong>nSipuncülus untersucht. Das Gehirn trägt an <strong>de</strong>r Hinterseite räthselhafte cylindrischeLäppchen. Von <strong>de</strong>n Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchstranges geht ausserzu <strong>de</strong>n Muskeln je ein Ast zu <strong>de</strong>n Hautdrüsen. Vom Bauchstrang mel<strong>de</strong>tKrohn, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rselbe nach seiner ganzen Länge von einer Schei<strong>de</strong>, die einBlutgefäss vorstelle, lose umgeben wer<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Nervenstrang also in ähnlicherWeise wie bei manchen Hirudineen von einem Blutgefäss eingehüllt sei. K. undE. stimmen dieser Auffassung nicht bei. Nach ihnen besteht <strong>de</strong>r Bauchstrangaus zwei ineinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Abtheilungen; die äussere ist nur aus dicht aneinan<strong>de</strong>rstossen<strong>de</strong>n klaren Zellen zusammengesetzt, bei <strong>de</strong>r innern kommenausser Körnchen auch noch einige faserige Elemente hinzu; die Hülle <strong>de</strong>s Ganzenbesteht aus platten Zellen und trägt aussen in geson<strong>de</strong>rten Haufen Büschel vonCilien. Ein Blutgefäss könne die äussere Abtheilung nicht sein, <strong>da</strong> zwischen ihrund <strong>de</strong>r inneren Abtheilung gar kein Hohlraum sich fin<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn die erwähntendicht gedrängten Zellen. Blutgefässe seien überhaupt nicht aufzufin<strong>de</strong>n gewesen.Ich habe an einem schon lange in Weingeist aufbewahrten Individuum <strong>de</strong>nBauchstrang und <strong>da</strong>s Schwanzganglion mit Hülfe von Essigsäure und Kalilaugeuntersucht und <strong>da</strong>bei die schon oben (S. 139) vorgebrachte Beobachtung gemacht,<strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Bauchstrang kein gedoppelter, son<strong>de</strong>rn ein einfacher sei. Krohn, <strong>de</strong>rfrische Thiere vor sich hatte, lässt <strong>da</strong>s Bauchmark aus zwei Seitenhälften bestehen,die durch eine seichte Furche von einan<strong>de</strong>r getrennt seien. Von dieser Furchekonnte ich nicht nur nichts bemerken, son<strong>de</strong>rn an Querschnitten dureh <strong>da</strong>s Bauchmarksah man bestimmt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s (innere) Neurilemm die nervöse Substanz keineswegsin zwei Züge son<strong>de</strong>rte, son<strong>de</strong>rn sie umschloss als einfaches Rohr die Nervenelemente.Mit an<strong>de</strong>rn Worten, es war kein gedoppelter, son<strong>de</strong>rn ein einfacherBauchstrang zugegen. Das äussere Neurilemm (Blutgefäss bei Krohn, äussereAbtheilung <strong>de</strong>s Bauchstranges bei Kefer-stein und Ehlers) bil<strong>de</strong>t ein geräumigesRohr, aus welchem d*s eigentliche Bauchmark an Querschnitten oftweit heraussteht. Zwischen innerem und äusserem Neurilemm lagerte eine körnigzellige1) Lenckart Masse. Im u. Hinblick Pagenstecher, auf <strong>de</strong>n ibid. feineren 1858, S. Bau 591. <strong>de</strong>r — 2) bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>lle Neurilemme Chiaje, Mem. wollen tu lastoria et notomia <strong>de</strong>gli animali tenna vertebre Vol. I, p. 15. - 3) Grube, Arcb. f. Anat. u.meine Phvs 1837 Beobachtungen — 4) Krohn, nicht ibid. mit 1839. <strong>de</strong>n — Angaben 5) Blanchard <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n im Regne zuletzt antmal genannten illustre, Autoren, Zoophytei.welche -6) Quatrefages, sie aus platten Ann. Zellen d. «c. zusammengesetztnat. 1850, p. 374, PI. beschreiben, 9, fg. 8e. - stimmen, 7) Herrn. vielmehr M ey er,sehe Ztsch ich, f wlss <strong>da</strong>ss Zool. bei<strong>de</strong> 1649. aus 8. fester 268. - homogen-streifiger 8) Keferstein u. Ehlers, Bin<strong>de</strong>substanz zoologische bestehen, Beitrage, unterhalbVergl". welcher hlezu Leydig, <strong>da</strong>s äussere Arch. Neurilemm f. Anat. n. Züge Pbys. von 1862, Längsmuskeln 8. 97, 105; Taf. (S. z. 151) vcrpl. aufweist, A. T. I, fg. die 9.1861.Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers.auf <strong>de</strong>m Schwanzganglion in Geflechte sich ausbreiten. Ich wie<strong>de</strong>rhole, nur <strong>da</strong>säussere Neurilemm hat Muskeln. Am Schwanzganglion nehme ich zwischen <strong>de</strong>n


178Thiere mit seitlieh symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Muskelgeflechten grosse helle Zellen wahr, <strong>de</strong>nen man wohl die Be<strong>de</strong>utung vonBin<strong>de</strong>substanzzellen zuschreiben <strong>da</strong>rf. Ob <strong>de</strong>r Raum zwischen äusserem undinnerem Neurilemm die Lichtung eines Blutgefässes ist, wie Krohn <strong>da</strong>fürhält,ist mir mehr als unwahrscheinlich, und ich möchte die Vermuthung aussprechen,<strong>da</strong>ss man es eher noch mit einem Bau <strong>de</strong>s Nervenstranges zu thun habe, wie er sichnach Quatrefages bei einigen Nerei<strong>de</strong>n (S. 176) vorfin<strong>de</strong>t, <strong>da</strong> auch dort eineeigenthümliche Materie zwischen Neurilemm (worunter wohl ebenfalls <strong>da</strong>s äussereNeurilemm gemeint ist) und <strong>de</strong>r Nervensubstanz in grösster Menge sich ausbreitet.Bei Sipuncülus bleibt die körnig-zellige Masse, welche zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Neurilemmenlagert und <strong>de</strong>m Bauchstrang im frischen Zustan<strong>de</strong> eine röthliche Farbegiebt, beim Abstreifen <strong>de</strong>s äussern Neurilemms ziemlich fest <strong>de</strong>m innern Neurilemmangeklebt; doch fällt sie auch wohl auf ganze Strecken vollständig aus, so <strong>da</strong>ssein scharf begrenzter Hohlraum rings um die eigentliche Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bauchmarkesvorliegt. — Die nervöse Substanz <strong>de</strong>s Bauchmarkes, insoweit sie an einem Weingeistexemplarbeurtheilt wer<strong>de</strong>n kann, ist von ähnlicher Art, wie bei <strong>de</strong>n Lumbricinen.— In <strong>de</strong>m dicken Neurilemm <strong>de</strong>r Seitennerven lassen sich ebenfalls Längsmuskelnnachweisen. Sie sind vom Aussehen heller Bän<strong>de</strong>r, wie die Muskeln <strong>de</strong>rRegenwürmer.Ueber Sternaspis thalassemoi<strong>de</strong>s vergl. Krohn 1 ).Ueber Echiurus s. Quatrefages 3 ). Dass auch hier <strong>de</strong>r Bauchstrangeinfach und nicht gedoppelt sein möge, lässt sich aus <strong>de</strong>n Angaben <strong>de</strong>s genanntenForschers ersehen. Er sagt, die Structur <strong>de</strong>s Bauchstranges scheine ihm beidiesem Thiere einige Aufmerksamkeit zu verdienen, <strong>da</strong>, im Falle seine Beobachtungenrichtig seien, hier die zwei Nervenfii<strong>de</strong>n, welche gewöhnlich dieBauchganglien <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere untereinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n, vollständig zusammengeschmolzenseien. Er habe niemals mehr als Einen Faserbün<strong>de</strong>l unterschie<strong>de</strong>nund Nichts gesehen, was an eine Trennungslinie erinnert hätte. Wenn man fernerliest, <strong>da</strong>ss bei Echiurus <strong>de</strong>r Bauchstrang und die abgehen<strong>de</strong>n Aeste von einerdicken, <strong>de</strong>rben weissen Hülle umgeben seien, so <strong>da</strong>rf man es für wahrscheinlichhalten, <strong>da</strong>ss Echiurus auch wie Sipuncülus ein musculöses Neurilemmhaben wird, was hiermit einer Untersuchung empfohlen sein mag.Ueber Boneliia viridis ver<strong>da</strong>nken wir Lacaze-Duthiers 0 ) eine vorzüglicheArbeit. Nach seiner Darstellung zu schliessen ist <strong>de</strong>r knotenlose reincylindrische Bauchstrang wie bei Sipuncülus und Echiurus einfach und nicht auszwei Längshälften zusammengesetzt. Derselbe erstreckt sich vom Mund bis zumAfter, giebt <strong>da</strong>bei rechts und links zahlreiche Seitennerven ab, die ziemlich untereinan<strong>de</strong>rparallel verlaufen und sich wenig zertheilen. Hinter <strong>de</strong>r Mundöffnungtheilt sich <strong>de</strong>r Strang, ohne aber sich vor <strong>de</strong>m Mund zu vereinigen und zu einemGehirn anzuschwellen, vielmehr tritt je<strong>de</strong>r für sich in <strong>de</strong>n Seitenrand <strong>de</strong>s Rüsselsein, <strong>de</strong>nselben nach seiner ganzen Länge durchlaufend, so <strong>da</strong>ss bei<strong>de</strong> Aeste zuletztschlingeaförmig ineinan<strong>de</strong>r übergehen. Es wäre <strong>de</strong>mnach hier <strong>de</strong>r ganglienloseSchlundring ungewöhnlich weit. Die zwei, <strong>de</strong>n Rüssel durchziehen<strong>de</strong>n Aestegeben, wie es <strong>de</strong>n Anschein hat, keine Nervenfä<strong>de</strong>n ab, bevor sie <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>mRand <strong>de</strong>r Russelhörner erreicht haben, wo sie <strong>da</strong>nn, um gleichsam diesen Theilzu unem Tastorgan zu erheben, sehr zahlreiche Aeste in <strong>de</strong>nselben ausstrahlen.Der Mund<strong>da</strong>rm und <strong>de</strong>r Fruchthälter bekommen mehre Nervenzweige von <strong>de</strong>rvor<strong>de</strong>m Partie <strong>de</strong>s Bauchmarkes.•l) Krohn, Ar. h. f. Anat. u. Phys. 1842, H. 428. - 2) Quatrefages, im Regne unimaliUuitro, Zoophytes, <strong>da</strong>nu Ann. d. te. nat. 1. VII, 1847. — 3) Lacasso- l)uth Iors Ann. d.•«. natur. Ton». X, 1858.


Arthropo<strong>de</strong>n.179II. Glie<strong>de</strong>rfüssler (Arthropo<strong>da</strong>).Krebse. — Spinnen. — Insecten.Man kann in <strong>de</strong>n Ringelwürmern zusammen mit <strong>de</strong>n Krebsen,»innen und Insecten nur Einen Typus erblicken, wie <strong>de</strong>nn auchuvier sie seiner Zeit unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>r thiere veraigthat.Wäre die äussere Haut <strong>de</strong>r Ringelwürmer in ähnlicher Weise erhärtet,e bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn genannten Gruppen, wodurch die Segmentbildung einehärtere, wenn man will, bleiben<strong>de</strong>re Ausprägung erlangt, so würfle wohle Verwandtschaft <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Thierkreise eine noch augenfälligere sein.ir können aber immerhin als Merkmale ihrer Zusammengehörigkeit beichten,einmal <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Körper <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n in Ringel zerfällt, <strong>da</strong>nnich <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> bei bei<strong>de</strong>n grossen Hauptabtheilungen sich inir Hauptsache gleicht.Grundzüge <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s. Sehen wir nämlich von <strong>de</strong>notatorien, über <strong>de</strong>ren Stellung im System man noch verschie<strong>de</strong>ner!einung ist, ab, so bleiben bei <strong>de</strong>n übrigen Arthropo<strong>de</strong>n die Grundüge<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s dieselben, wie bei <strong>de</strong>n Anne<strong>de</strong>n.In <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s bilateral angelegten Körpers, auf <strong>de</strong>rauchseite, zieht eine Ganglienkette hin, aus <strong>de</strong>ren Knoten die Nerveni <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Organen gehen *). In<strong>de</strong>ssen treten jetzt geisseAbän<strong>de</strong>rungen auf, die man theilweise auch wohl als einejhere Ausbildung ansehen <strong>da</strong>rf; wobei aber wohl zu beachten, <strong>da</strong>sse höhere Entwickelung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s nicht in durchaus gleichässigfortlaufen<strong>de</strong>r Weise geschieht, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong> und dort wie<strong>de</strong>rwas zurücksinkt. Für einen Fortschritt in <strong>de</strong>r Entwickelung diesesvstems müssen wir es halten, wenn eine Anzahl von Markknoteniehr o<strong>de</strong>r weniger untereinan<strong>de</strong>r verschmelzend, zusammenrückt,m grössere centrale Massen entstehen zu lassen.Will man bestimmter gefasst wissen, an welchem Theil <strong>de</strong>sentralen <strong>Nervensystem</strong>s diese gegenüber <strong>de</strong>n Anneli<strong>de</strong>n einen,ö he r en Grad <strong>de</strong>r Ausbildung bezeichnen<strong>de</strong> Consolidirung statthabe,) möchte anzugeben sein, <strong>da</strong>ss immer nur <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Darmegen<strong>de</strong> Abschnitt hier in Betracht komme, <strong>da</strong>s eigentliche Bauehtark,in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r über <strong>de</strong>m Schlund ruhen<strong>de</strong> Theil o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Gehirnjhon bei manchen Fühlerwürmern mit entwickelten Sinnesorganenem Gehirn <strong>de</strong>r meisten Arthropo<strong>de</strong>n an Umfang kaum nachsteht.In <strong>de</strong>m massig verkürzten Bauchmark fin<strong>de</strong>t<strong>de</strong>mnach die höhere Enti&dungsstufe<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n zunächst seinen Ausruck.Es ist eine gewisse Unterordnung verschie<strong>de</strong>ner Leibesringe unter'inige Hauptsegmente eingetreten; nicht je<strong>de</strong>r Ringel hat die Selbständigkeitiehr wie am Leibe <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m Abdomen haben die Ganglien1) Es giebt Arthropo<strong>de</strong>n, hei <strong>de</strong>nen man dieses Bauchmark schon äusserlich, durch die»utbe<strong>de</strong>ckungen hindurch mit freiem Auge unterschei<strong>de</strong>n kann. Sieh, unten „ Inscten."12 •


jgQThiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.sich selbst häufig zurückgezogen, so <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>nn nur Kopf und Thorax solchCentren umschliessen.Unter allen Arthropo<strong>de</strong>n haben, wie mir scheint, die langgeringelteTausendfüssler (Julus) die Tracht <strong>de</strong>r Ringelwürmer, namentlich <strong>de</strong>Lumbricinen am besten bewahrt und es spricht <strong>da</strong>her nicht wenig zu Gunste<strong>de</strong>s vorhin aufgestellten allgemeinen Satzes, <strong>da</strong>ss auch bei dieser Grupp<strong>da</strong>s centrale <strong>Nervensystem</strong> eine überraschen<strong>de</strong> Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>Regenwürmer aufweist. Um ferner noch einige an<strong>de</strong>re bestätigen<strong>de</strong> Beispiele hervorzuheben, so durchzieht <strong>de</strong>n Leib <strong>de</strong>r Scolopen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>Schmetterlingsraupen und Larven vieler an<strong>de</strong>rn Insecten ein langstreckiges Bauchmark, <strong>de</strong>ssen Knoten in Abstän<strong>de</strong>n sich folgen, und Niemand kann auch hiebei verkennen, <strong>da</strong>ss die Gestalt aller dieser Thiere lebhaft an <strong>de</strong>n Typus <strong>de</strong>r Würmer erinnert.Thiere hingegen wie <strong>de</strong>r Flusskrebs o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Scorpion, an <strong>de</strong>reiVor<strong>de</strong>rkörper die Ringe zu einem gemeinsamen Panzerschild, <strong>de</strong>m Cephalothorax sich verbun<strong>de</strong>n haben, während <strong>de</strong>r Hinterleib in <strong>de</strong>utliche Gürtegetheilt bleibt, zeigen innerhalb ihres Cephalothoraxes eine gewisse Centra^lisation <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s, während in <strong>de</strong>m frei beweglichen Abdomen eintrein geglie<strong>de</strong>rte Ganglienkette sich erhält. Nicht min<strong>de</strong>r können die Verän<strong>de</strong>rungen,welche <strong>da</strong>s Bauchmark vom Raupenstadium durch die Puppezum Schmetterling erfährt, hier angezogen wer<strong>de</strong>n.Endlich kommt <strong>de</strong>n kurz gebauten, gedrungenen Krabben, <strong>de</strong>n ächtenSpinnen, <strong>de</strong>n Phalangien, Zecken etc. ein Bauchmark zu, an <strong>de</strong>mCommissuren und Ganglien zu einer einzigen, rundlichen Markmasse verschmolzensind, aus <strong>de</strong>r strahlig die Nerven für Brust und Hinterleib entspringen.Gestaltung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s abhängig von <strong>de</strong>r Gesammtorganisation.Es ist somit in gewissem Sinne richtig, zu sagen, dieForm <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s hängt ab von <strong>de</strong>r Körpergestalt, aberrichtiger scheint es mir, sich so auszudrücken: die Gestaltung <strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s hängt ab von <strong>de</strong>r Gesammtorganisation <strong>de</strong>sThieres. Grosse sessile Augen bedingen (z. B. bei Hyperien *) eingrosses Gehirn, dieses zusammen einen grossen Kopf, aber <strong>de</strong>rletztere ißt doch nicht <strong>da</strong>s bedingen<strong>de</strong> gewesen für ein grosses Gehirn, son<strong>de</strong>rn umgekehrt. Mächtige Bewegungswerkzeuge auf eineKörpergegend, Brust z. B. concentrirt, verlangen für die starkeMusculatur starke Nerven, diese bedingen starke Her<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>nensie ausgehen, also eine grosse Nervenmasse im Thor,ax. Mithinbestimmt die Gesammtorganisation, wenn man will, die I<strong>de</strong>e, welchein je<strong>de</strong>r Thierform ausgedrückt ist, o<strong>de</strong>r mit Darwin zu re<strong>de</strong>n,die Abstammung, die Gestaltung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s.Recht schlagend ist hiefür z. B. Glomeris '). Dieser Vielfuss siehteiner Assel so ähnlich, <strong>da</strong>ss ihn viele ältere Systematik, r <strong>da</strong>mit zusammenwarfen.Er musste <strong>de</strong>mnach, wäre er <strong>de</strong>n Asseln so sehr verwandt, auchein ähnliches <strong>Nervensystem</strong> haben. Diessi.-t, obschon es von einem früherentrefflichen Untersucher <strong>de</strong>s Thieres (Brandt) behauptet ward, völlig unrichtig.Das Thier hat vielmehr <strong>da</strong>s eigentümliche von <strong>de</strong>m' <strong>de</strong>r Asselnso sehr verschie<strong>de</strong>nen <strong>Nervensystem</strong>e <strong>de</strong>r Juli<strong>de</strong>n. Insoferne seine ganzeübrige Organisation <strong>de</strong>m Baupläne dieser Gruppe folgt o<strong>de</strong>r mit ihr einen gemeinsamenStammvater hat, muss auch <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> diesem Plan sichi S. unten .Aniphipo<strong>de</strong>n.- - -i. Näheres s. .mteu bei „Myriapo<strong>de</strong>n."


Arthropo<strong>de</strong>n.181fügen, trotz<strong>de</strong>m <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>m flüchtigenBlick <strong>da</strong>s Thier gewiss eine Aehnlichkeitmit Asseln hat.Bestätigend für diese Ansicht sind auch viele Dipteren, Oestruslarveninsbeson<strong>de</strong>re, bei <strong>de</strong>nen für <strong>da</strong>s höchst concentrirte Bauchmark inJer äussern Körpergestalt kein bedingen<strong>de</strong>r Grund vorliegt. Noch vielein<strong>de</strong>re Insecten sind von gestreckter Körpergestalt und haben ein verkürztesBauchmark, während an<strong>de</strong>re kurzleibige Thiere, ja mitunter fast von Kugelorm,ein langgeglie<strong>de</strong>rtes Nervencentrum besitzen.Körpergestalt und ümriss <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s können somit zwar häufigtufeinan<strong>de</strong>r bezogen wer<strong>de</strong>n, aber in vielen Fällen hängt die Gestaltung <strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s offenbar von noch an<strong>de</strong>rn Einflüssen ab.Um <strong>da</strong>her noch einmal auf die Frage, worin <strong>da</strong>s eigentlichmterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Merkmal im <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n verglichenmit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bmgelwürmer Hege, zurückzukommen, so scheint5S mir gerechtfertigt, dies <strong>da</strong>rin zu fin<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>r ersterenrhiergruppe die Herrschaft <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s über <strong>de</strong>n Körper vonsinem entschie<strong>de</strong>nen Hauptcentrum, <strong>da</strong>s im Vor<strong>de</strong>rkörper seinen Sitzlat, ausgehe; die Selbständigkeit <strong>de</strong>r übrigen Ringe, welche bei <strong>de</strong>nAnneli<strong>de</strong>n noch gross ist, hingegen abgenommen hat.Wenn wir uns <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Schmarotzerkrebse'•. B. von Caligus, sowie <strong>de</strong>r Cyclopi<strong>de</strong>n und Sapphirinen betrachten,o könnte wohl vom Standpunkt <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie die''rage aufgeworfen wer<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Schlund gelegene un<strong>da</strong>s ganze Bauchmark vorstellen<strong>de</strong> Knoten <strong>de</strong>m zwar auch verkürzten,ber doch massig entwickelten Bauchmark, z. B. <strong>de</strong>r Spinnen, gleichustellensei, o<strong>de</strong>r ob man nicht vielmehr zugleich bei <strong>de</strong>n genanntenkrebsen ein Zurückgehen <strong>de</strong>r Nervenmasse, also eine V er kü Enterungzu erblicken habe?Es dürfte schwierig sein, hierauf bestimmt zu antworten. Ich wäreicht geneigt, mich zur letzteren Ansicht zu bekennen, beson<strong>de</strong>rs <strong>da</strong>nn nicht,enn ich die Gattung Argulus mit Caligus zusammenstelle. Bei bei<strong>de</strong>n;igt <strong>da</strong>s Gehirn verhältnissmässig so ziemlich gleiche Entwickelung, <strong>da</strong>sauchmark hingegen von Argulus ist ein <strong>de</strong>utlich geglie<strong>de</strong>rtes, aber schon)n so gedrängtem Habitus, <strong>da</strong>ss nur noch ein Schritt genügt, um zu <strong>de</strong>rorm <strong>de</strong>s Bauchmarks von Caligus zu gelangen. Noch mehr als die Schma-»tzerkrebse wür<strong>de</strong>n die eigentlichen Milben, bei <strong>de</strong>nen man zum Theil nurn Ganghon am Schlund als Inbegriff <strong>de</strong>s ganzen <strong>Nervensystem</strong>s sieht, zuilcher Betrachtung Anlass geben.Zahl <strong>de</strong>r Bauchmarksganglien. Man glaubte früher, als nochicht sehr viele Arthropo<strong>de</strong>n untersucht wor<strong>de</strong>n waren, <strong>de</strong>n Satzlfstellen zu können: die Zahl <strong>de</strong>r Ganglien und die Zahl <strong>de</strong>reibesringe stehen in Uebereinstimmung. Allein dieses vermeintlicheesetz musste im Laufe <strong>de</strong>r Zeit so erweitert wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss es seinee<strong>de</strong>utung völlig eingebüsst hat. Ja genau genommen möchte iche Frage, ob es <strong>de</strong>nn überhaupt einen Arthropo<strong>de</strong>n giebt, bei <strong>de</strong>me Anzahl <strong>de</strong>r Segmente und die Anzahl <strong>de</strong>r Knoten <strong>de</strong>s centralenervensystems zusammenfallen, gera<strong>de</strong>zu verneinen. Meines Wissens


182Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.ist die Zahl <strong>de</strong>r centralen Ganglien immer geringer, als die <strong>de</strong>r freibeweglichen Leibesringe. (Vergl. auch S. 140.)Arthropo<strong>de</strong>n mit beson<strong>de</strong>rs zahlreichen Ganglien sind die Tausendfüssler,bei <strong>de</strong>nen auch noch beobachtet wur<strong>de</strong>, <strong>da</strong>ss während<strong>de</strong>s Wachsthums<strong>de</strong>s Thieres und Zunahme <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Leibessegmente auch dieZahl <strong>de</strong>r Bauchmarkknoten sich vermehrt. Unter <strong>de</strong>n Krebsen zeichnet sichdie Gattung Apus durch ungewöhnlich hohe Zahl <strong>de</strong>r Bauchmarksknoten aus.Arthropo<strong>de</strong>n ohne oberes Schlundganglion. Eine Frage von allgemeinerBe<strong>de</strong>utung ist weiter die, ob es Arthropo<strong>de</strong>n giebt, diezwar ein Bauchmark, aber kein Gehirn, d. h. keine über <strong>de</strong>mSchlund gelagerte Nervenpartie haben. Gera<strong>de</strong> dieser Theil <strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s ist es, welcher mitunter etwas schwierig herauszusetzenist, wesshalb <strong>de</strong>nn auch selbst über grössere Arthropo<strong>de</strong>n, wie z. B.über Phasma. über die Scorpionen sich längere Zeit Angaben erhaltenkonnten, <strong>de</strong>nen zu Folge diese Nervenpartie fehlen sollte.Auch jetzt noch liegen über verschie<strong>de</strong>ne nie<strong>de</strong>re Krebse Angabenvor, welche einen solchen Mangel behaupten. Gleichwohl glaubeich die Ansicht aufstellen zu dürfen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rgleichen Ausnahmsfällekaum existiren.Nach meiner Meinung sind unvollständige Beobachtungen die Ursachegewesen, wenn z. B. manchen Schmarotzerkrebsen <strong>da</strong>s Gehirn (Markband)abgesprochen wird. Ich habe z. B. von einigen Arten Caligus schon vorlängerer Zeit ein <strong>de</strong>utliches Gehirn wahrgenommen J ). Wenn es Arthropo<strong>de</strong>nohne Gehirn geben sollte, so müssten diess die Tardigra<strong>de</strong>n ') unter<strong>de</strong>n Arachni<strong>de</strong>n sein, <strong>de</strong>nn die vorzügliche Darstellung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>sdieser Gruppe durch Doyere lässt nicht wohl <strong>de</strong>n Zweifel zu, <strong>da</strong>ss er <strong>da</strong>sBauchmark in allen seinen Theilen erkannt und doch <strong>da</strong>s Gehirn sollte übersehenhaben. Selbst bei <strong>de</strong>n eigentlichen Milben mit äusserster Reduetion<strong>de</strong>s Bauchmarke« hat man sich überzeugt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Schlund <strong>da</strong>s centraleGanglion durchbohrt, somit auch hier eine <strong>de</strong>m Gehirn entsprechen<strong>de</strong>.'odcrobere Partie keineswegs fehlt.Clie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gehirns. Die niedrigste Form <strong>de</strong>s Gehirnsstellt ein einfaches Markband vor, <strong>da</strong>s sich vom vor<strong>de</strong>renEn<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bauchmarks um <strong>de</strong>n Schlund herüberzieht. Häufiger erscheintdiese Nackenschlinge paarig verdickt und erhebt sich so zu<strong>de</strong>rjenigen höheren Stufe <strong>de</strong>r Ausbildung, welche wir als die weitausgewöhnlichste bei Krebsen, Spinnen und Insecten kennen. Das Gehirnbesteht jetzt aus zwei rundlichen o<strong>de</strong>r ovalen Anschwellungen,quer über <strong>de</strong>m Schlund gelagert.Dieser paarige Charakter <strong>de</strong>s Gehirns scheint sieh sehr beständig zuerhalten und ich möchte in Zweifel ziehen, ob es in <strong>de</strong>r That Fälle giebt,wo die bei<strong>de</strong>n Hälften so nahe zusammenrücken, <strong>da</strong>ss je<strong>de</strong> Spur <strong>de</strong>s Gedoppeltseins, mitbin je<strong>de</strong>r Rest von einer vor<strong>de</strong>ren o<strong>de</strong>r hinteren Einkerbungschwin<strong>de</strong>t und <strong>da</strong>s Gehirn eine einzige rundliche Wölbung gewor<strong>de</strong>n wäre.Früher konnte Pentatoma grisea nach <strong>de</strong>n Untersuchungen DufoursuN Beispiel aufgeführt wer<strong>de</strong>n, allein durch Blanchard ») wissen wir jetzt,1) t>. unten „Kutoinostacecn (Parasiten)". —2)8. unten -Tardigra<strong>de</strong>n". — 8) 8. unten„Heniipteren*.


Arthropo<strong>de</strong>n.183<strong>da</strong>ss genannte Wanzenart keineswegs diese, son<strong>de</strong>rn die gewöhnliche zweilappige,also paarige Gehirnform hat. Am ehesten kommt es vielleichtnoch bei <strong>de</strong>n Milben zur Bildung eines wirklich einfachen Hirnknotens.Unter <strong>de</strong>n Anneli<strong>de</strong>n ist, wie ich gezeigt habe, Enchytraeus galba 1 ) durchein solches Gehirn ausgezeichnet. 'Bei vielen Arthropo<strong>de</strong>n bleibt <strong>da</strong>s Gehirn nicht in <strong>de</strong>r vorhinerwähnten primären Form; es vergrössert sich nicht blos, son<strong>de</strong>rnvermannigfaltigt auch seine Gestalt.Zunächst geschieht diess <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss für die vom Gehirnausgehen<strong>de</strong>n Sinnesorgane Anschwellungen o<strong>de</strong>r Lappen sichhervorgebil<strong>de</strong>t haben. Die Antennen sind, was später erörtert wird,sehr wahrscheinlich <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>s Geruchsinnes und gleichwie bei <strong>de</strong>nWirbelthieren allgemein beson<strong>de</strong>re Riechlappen (Lobi olfactorii)zugegen sind, so kommen auch bei zahlreichen Arthropo<strong>de</strong>n dieNerven für die Antennen aus beson<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rfläche <strong>de</strong>s Gehirnsaufsitzen<strong>de</strong>n Verdickungen o<strong>de</strong>r zitzenförmigen Fortsätzen.Dieselben sind schon bei manchen Käfern (Bytiscus marginalis, Carabusauratus z. B.) sehr beträchtlich, in noch viel höherem Gra<strong>de</strong> aber,wie ich ebenfalls nach eigener Anschauung bezeugen kann, bei <strong>de</strong>n Bienen *),Wespen, Ameisen und verwandten Insecten.Ist die Abbildung, welche Newport vom Gehirn <strong>de</strong>r Scolopendramorsitans gegeben hat, ganz genau, so sind hier die Lappen für die Antennennervenfast stärker, als die Hauptanschwellungen <strong>de</strong>s Gehirns.In noch be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>rem Maasse als die letztgenannten Nervenkönnen die Ursprungsstätten <strong>de</strong>r Sehnervenbün<strong>de</strong>l umbil<strong>de</strong>nd aufdie Gestalt <strong>de</strong>s Gehirns einwirken, in<strong>de</strong>m sich die bei<strong>de</strong>n primärenKnoten nach vorausgegangener Einschnürung <strong>de</strong>s Gehirns seitlichin mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r grosse Sehlappen (Lobi optici) ausbreiten.Ihre Grösse steht in "gera<strong>de</strong>m Verhältniss zu <strong>de</strong>m Umfang <strong>de</strong>r Netzaugenund <strong>da</strong>her überragen sie bei vielen grossaugigen Insecten,z. B. bei <strong>de</strong>n Libellen 3 ), Fliegen, die primären Knoten <strong>de</strong>s Gehirnsan Masse.Die Lobi optici können aber nicht blos durch ihr Dasein, son<strong>de</strong>rnauch durch ihre beson<strong>de</strong>re Lage <strong>da</strong>s Aussehen <strong>de</strong>s Gehirns sehrverän<strong>de</strong>rn. So erheben sich bei <strong>de</strong>n Daphni<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r eigenthümlichenLage <strong>de</strong>r Augen die Stiele für die Bildung <strong>de</strong>r Sehlappennach oben und verschmelzen bei manchen Arten zu einem gemeinsamenSehlappen*). Bei Isopo<strong>de</strong>n (Oniscus, Porcellio) nehmen dieLobi optici ebenfalls einen sehr selbständigen Charakter an undkommen über <strong>de</strong>n eigentlichen Hirnlappen zu liegen 5 ).Es kann sich <strong>de</strong>r Zweifel regen, ob die Sehlappen auch wirklichunmittelbare Abschnitte <strong>de</strong>s Gehirns seien, o<strong>de</strong>r nicht viel mehr als gangliöseAnschwellungen <strong>de</strong>s Stieles für die Augennerven zu betrachten wären.Zur Beseitigung dieses Einwurfes möchte ich nach eigener Erfahrung, zu-1) S. oben „Lumbricinen". - 2) Vergl. Leydig, Tafeln zur vergleichen<strong>de</strong>n Anatomie,1864 Taf VIII fg. 3, fg. 4. - 3) Vergl. m. Tafeln z. vergl. Anatomie, Taf. V, fg. 6. - 4) 8.unten „Daphni<strong>de</strong>n". — o) S. unten „Isopo<strong>de</strong>n"it. Taf. z. vergl. Anat. T. VI, fg. 8,a.


184 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.nächst ganz abgesehen von <strong>de</strong>n feineren Structurverhältnissen, auf solcheGehirnformen hinweisen, an <strong>de</strong>nen rieh äusserlich die Sehlappen kaum o<strong>de</strong>rgar nicht abgeschnürt haben, mithin die Bün<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Sehnerven aus <strong>de</strong>mprimären Knoten <strong>de</strong>s Gehirns zu kommen scheinen. Man betrachte zudiesem Behufe die so leicht ausschälbaren Gehirne von <strong>de</strong>n KäfergattungenTimarcha und Mel<strong>de</strong>.Bei Timarcha ienebricosa l ) scheint bei erster Besichtigung, o<strong>de</strong>r wenn<strong>da</strong>s Gehirn nicht sehr behutsam aus <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>lraum genommen- wur<strong>de</strong>, garkein Lobus opticus zugegen zu sein, und es sind auch die bisher vorhan<strong>de</strong>nenAbbüdungen in <strong>de</strong>r Weise gehalten, als ob die Sehlappen fehlten. NäheresBetrachten <strong>de</strong>s natürlich von allem Druck unbehelligten Gehirns lässt aberdoch wahrnehmen, <strong>da</strong>ss eine wenn auch schwache Einkerbung <strong>de</strong>n Theil,aus welchem die Bün<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Sehnerven entspringen, von <strong>de</strong>n primären Hirnanschwellungentrennt. Zwischen dieser seichten Furche, durch welcheauch äusserlich ein Sehlappen sich abzuheben beginnt, bis zu <strong>de</strong>m verhältnissmässiglangen Stiel, durch welchen z. B. hei Bytiscus margindlis *)die Sehlappen mit <strong>de</strong>m übrigen Gehirn zusammenhängen, lassen sich zahlreicheMittelstufen auffin<strong>de</strong>n.Die Gattung Meloe z. B. zeigt eine Weiterbildung <strong>de</strong>ssen, was bei Timarchanur ange<strong>de</strong>utet ist: es hat sich ein Lobus opticus je<strong>de</strong>rseits vomGehirn abgelöst, aber sein Stiel ist noch so kurz und massig, <strong>da</strong>ss Je<strong>de</strong>rmann<strong>de</strong>n Theil unbe<strong>de</strong>nklich als Hirnabschnitt auffassen wür<strong>de</strong>, ja die vorhan<strong>de</strong>nenAbbildungen <strong>de</strong>nselben noch im Gesammtgehirn inbegriffen <strong>da</strong>rstellenund somit die Züge <strong>de</strong>s Sehnerven unmittelbar aus <strong>de</strong>n Hauptanschwellungen<strong>de</strong>s Gehirns entstehen lassen.Die Nebenaugen o<strong>de</strong>r Larvenaugen <strong>de</strong>r Crustaceen bedingenhäufig ebenfalls ganz beson<strong>de</strong>re Hirnabtheilungen, so z. B. bei Copepo<strong>de</strong>n,Daphni<strong>de</strong>n, Argulinen, <strong>de</strong>n Branchiopo<strong>de</strong>n. Entwe<strong>de</strong>r sitzendie Lappen unmittelbar <strong>de</strong>m übrigen Gehirn auf, o<strong>de</strong>r sind durchdie Stiele mit ihm verbun<strong>de</strong>n. Man hat <strong>da</strong>her wohl auch solcheTheile mit <strong>de</strong>m Namen „Augengehirn" belegt.Ehe wir weiter gehen, mag es vielleicht nicht unpassend sein, andieser Stelle auf einen Fehler hinzuweisen, <strong>de</strong>n die iconographischen Darstellungen<strong>de</strong>s Gehirns öfters an sich haben und <strong>de</strong>r <strong>da</strong>rin besteht, <strong>da</strong>ssman <strong>de</strong>m Gesammtgehirn die Figur giebt, welche es ausserhalb <strong>de</strong>s Kopfraums,losgelöst von seinen natürlichen Verbindungen, durch Auseinan<strong>de</strong>rweichen<strong>de</strong>r Theile annimmt, wodurch ein Aussehen entsteht, welches nichtselten merklich verschie<strong>de</strong>n is-t von <strong>de</strong>r zusammengenommenen Haltung <strong>de</strong>sOrgane* innerhalb <strong>de</strong>s Kopfes.Noch durch eine an<strong>de</strong>re wichtige Abän<strong>de</strong>rung als die bishernamhaft gemachten erhält <strong>da</strong>s Gehirn gewisser Arthropo<strong>de</strong>n einen bestimmtenTypus. .Schon bei einfacher Vergleichung <strong>de</strong>s Gehirnseines Käfers, etwa eines Carabus auratus, einer MeloS viotaceummit <strong>de</strong>m Gehirn einer Ameise muss man inne wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss esbei <strong>de</strong>r Ameise im Verhältniss zur Körpergrösse viel massiger undkugeliger ist, als bei <strong>de</strong>n bezeichneten Käfern, wo CK <strong>de</strong>m Gcsammteindrucknach doch kaum an<strong>de</strong>r« als ein massig verdicktes, über<strong>de</strong>n Schlund herüberziehen<strong>de</strong>s Band erscheint. Diese Massenzunahme1) Vergl. meine Tafeln *. vergleichend. Anat. Taf, VI, fg. 5. — z> 8. Tafeln z vergleichend.Anat. Taf. VII, fg. 2; Taf. IX, fg. 1.


Arthropo<strong>de</strong>n.-IOKleroht aber bei <strong>de</strong>r Ameise unter An<strong>de</strong>rem auf <strong>de</strong>r Gegenwart^eier eigentümlichen Anschwellungen an <strong>de</strong>n primärenumknoten x r).Man hat diese Bildungen bisher nur bei solchen Insecten beobichtet,<strong>de</strong>ren Handlungen auf ein relativ sehr entwickeltes Seelenebenschlössen lassen. Es sind <strong>da</strong>s jene eigengearteten Theileler Bienen, Wespen und an<strong>de</strong>rn Hymenopteren, auf welche Duardinvor zehn Jahren die Aufmerksamkeit von neuem gelenkt,ind sie als radial gestreifte Scheiben, gleich einem Pilzhute <strong>de</strong>m oberenJchlundgftngliori aufsitzend, beschrieben hat. Da von diesen merkfrördigenPortionen <strong>de</strong>s Gehirns sich nur ein Verständniss durchlie Untersuchung <strong>de</strong>r feineren Structur <strong>de</strong>s Ganzen gewinnen lässt,vovon weiter unten die Re<strong>de</strong> sein wird, so sei in diesem AugenblickJos auf die Existenz <strong>de</strong>r TJieile hingewiesen.Vergleichung <strong>de</strong>s Gehirns <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Wirbelhiere.Aus <strong>de</strong>r Bezeichnung, welche ich schon im Vorhergehen<strong>de</strong>nür die vor<strong>de</strong>rsten Anschwellungen <strong>de</strong>s Bauchmarkes in Anwendung;ebracht habe, ist ersichtlich, <strong>da</strong>ss ich bei<strong>de</strong>, die obere und untere^rtie <strong>de</strong>m Gehirn <strong>de</strong>r höheren Thiere an die Seite stelle; dochind offenbar hierin die Zoologen nicht alle gleicher Meinung.Die einen enthalten sich freiliah je<strong>de</strong>r bestimmteren Deutungmd nennen einfach die über <strong>de</strong>m Schlund liegen<strong>de</strong> Masse <strong>da</strong>s Gangionsupra-oesophageum o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s erste Ganglienpaar, <strong>da</strong>nn die unterem Schlund o<strong>de</strong>r hinter <strong>de</strong>r Mundöffnung kommen<strong>de</strong> Anschwellungas zweite Ganglion (o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Ganglion infra-oesophageum). An<strong>de</strong>reezeichnen die obere Masse als Gehirn, die untere als Kehlknoten<strong>de</strong>r erstes Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarks 2 ).Meines Erachtens müssen wir uns aber eine bestimmte Ansichtarüber zu bil<strong>de</strong>n suchen, ob wir die über <strong>de</strong>m Schlund liegen<strong>de</strong>'artie und <strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>mselben befindlichen Knoten, sowie die verinigen<strong>de</strong>nCommissuren zusammen als Gehirn erklären o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>sianglion infra-oesophageum nicht mehr <strong>da</strong>zu zählen wollen. WeiterenIrörterungen vorgreifend erlaube ich mir gleich auszusprechen, <strong>da</strong>ssie morphologische und physiologische Betrachtungsweise uns berechgen,bei<strong>de</strong> genannte nervöse Massen zusammen als Gehirn und zwarls ein vom Schlund durchbohrtes Gehirn aufzufassen, wieenn etwa bei einem Wirbelthier <strong>da</strong>s Gehirn zwischen <strong>de</strong>n Hirnihenkeln(Crura cerebri) vom Schlund durchsetzt wäre.Zu <strong>de</strong>rartigen Vergleichen komme ich schon durch die Stellung, welcheh solchen allgemeineren Fragen gegenüber einnehme und bereits oben beihrthabe. Ich kann mich nicht <strong>da</strong>bei beruhigen, <strong>da</strong>ss die Arthropo<strong>de</strong>nich einemvon jenem <strong>de</strong>r Wirbelthiere verschie<strong>de</strong>nen Plane gebaut seien,1) S. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. VIII, fg. 3, c; fg. 4, B. — 2) Diese Verschienheit<strong>de</strong>r Ansichten bitte ich auch beson<strong>de</strong>rs für die unten zusammengestellten speziellerenichweise über die Zahl <strong>de</strong>r Ganglien im Auge zu behalten, <strong>da</strong> sich <strong>da</strong>raus abweichen<strong>de</strong>lgaben über solche Zahlenverhältnisse zum Theil verstehen lassen.


186 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.kann mich vielmehr <strong>de</strong>m Gefühl kaum entziehen, <strong>da</strong>ss die verschie<strong>de</strong>nenTypen, nach <strong>de</strong>nen Wirbelthiere und Arthropo<strong>de</strong>n gebaut sind, zuletzt ausEiner Wurzel kommen. Man mag nun sagen <strong>da</strong>ss sie auf Eine Grundi<strong>de</strong>e zurückführen,als <strong>de</strong>ren Modifikationen sie erscheinen, o<strong>de</strong>r man mag in concretererWeise an eine gemeinschaftliche Abstammung <strong>de</strong>nken.Ich möchte somit auf <strong>de</strong>m Wege weiter gehen, <strong>de</strong>n Männer, wie Treviranus,Newport und An<strong>de</strong>re betreten haben, wenn sie sich bestrebten,die näheren Aehnlichkeiten zwischen <strong>de</strong>m Gehirn <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere und <strong>de</strong>mjenigen<strong>de</strong>r Wirbelthiere aufzu<strong>de</strong>cken. Die Schwierigkeiten < <strong>de</strong>r Untersuchunggestatten freilich für <strong>de</strong>n Augenblick kaum mehr, als nur allgemeine Vergleichungen;aber man be<strong>de</strong>nke, wie unzulänglich und vereinzelt bisher dieauf diese Richtung abzielen<strong>de</strong>n Studien waren. Man hatte sich begnügt,vom Gehirn dieser Thiere einfach die äusseren Umrisse zu geben ohneweitere eingehen<strong>de</strong> Zerglie<strong>de</strong>rung, so <strong>da</strong>ss doch eigentlich abgesehen von<strong>de</strong>m, was durch die höchst interessante Arbeit Dujardins über <strong>da</strong>s Gehirnvon Hymenopteren gewonnen wur<strong>de</strong>, die übrige Morphologie <strong>de</strong>s Gehirns<strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n fast noch ganz unbekannt geblieben ist.Nur <strong>da</strong>durch lässt es sich erklären, <strong>da</strong>ss behauptet wer<strong>de</strong>n konnte,<strong>da</strong>s sogenannte Hirn <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n habe nicht die geringste Aehnlichkeitmit <strong>de</strong>n Hemisphären <strong>de</strong>r Wirbelthiere, es unterschei<strong>de</strong> sich in Nichts von<strong>de</strong>n übrigen Theilen <strong>de</strong>s centralen <strong>Nervensystem</strong>s, als durch seine Lage in<strong>de</strong>m Vor<strong>de</strong>ren<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Körpers. Ja nach» <strong>de</strong>r Meinung dieser Autoren ist dieAnsicht, als ob <strong>da</strong>s vor<strong>de</strong>re Schlundganglion als Gehirn zu <strong>de</strong>uten sei, soverwerflich, <strong>da</strong>ss eine weitere Wi<strong>de</strong>rlegung kaum nöthig sei ! ). Mir hateine längere Beschäftigung mit djesem Gegenstan<strong>de</strong> eine entgegengesetzteUeberzeugung aufgedrängt.Halten wir uns zuerst an die Insecten und zwar wegen beson<strong>de</strong>rerEntwickelung gewisser Theile an die Hymenopteren (Bienen,Wespen, Ameisen u. <strong>de</strong>rgl.), so besteht doch eigentlich <strong>da</strong>s Gehirndieser Thiere aus mehreren Reihen von Anschwellungen,was zwar bei <strong>de</strong>r gewöhnlichen Besichtigung <strong>de</strong>sshalb nicht so starkin die Augen fällt, weil die Anschwellungen nicht in gera<strong>de</strong>r Liniehintereinan<strong>de</strong>r liegen, son<strong>de</strong>rn in stark geknicktem Bogen, was abernichts <strong>de</strong>sto weniger unverkennbar ist, sobald man <strong>da</strong>s Gehirn einernäheren Besichtigung würdigt.Das vor<strong>de</strong>rste Paar sind die Lappen, aus <strong>de</strong>nen die Nerven<strong>de</strong>r Antennen kommen, und <strong>da</strong> ich auf frühere Untersuchungen gestützt,die letzteren als Riechnerven <strong>de</strong>ute, so wären auch die fraglichenAnschwellungen *) als Aequivalente <strong>de</strong>r Lobi olfactorii <strong>de</strong>rWirbelthiere zu nehmen und wie selbst in feinerem Bau gewisseAehnlichkeiten herrschen, soll später erörtert wer<strong>de</strong>n.Das folgen<strong>de</strong> Paar <strong>de</strong>r Anschwellungen 8 ) ist <strong>da</strong>sjenige, wasals Hauptganglienpaar die verschie<strong>de</strong>nen noch übrigen Elemente (hsgrossen Gehirns in sich fasst. Von ihm können als beson<strong>de</strong>re Lappen *)die Lobi optici sich ablösen.Dass ich die sogenanntenSeitencommißsuren 6 ) mit <strong>de</strong>nV Ansicht von Bergmann u. Leuckart, Verglelehcndc Anatomie u. Physiologie,1852. - 21 s. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf VIII, fg.S.a, fg.t.C —8) a u O tu 3 b:tg. i.A. - 4) .. a. O. fg. S,d; fg. 4,ü. _ 5) a. a, O. Ig. *,E.' ' ' * ' '


Arthropo<strong>de</strong>n. 187Hirnschenkeln <strong>de</strong>r Wirbelthiere zusammenbringe, ist schon ange<strong>de</strong>utetwor<strong>de</strong>n und <strong>da</strong>s sogenannte untere Schlundganglion *) möchte ichmit an<strong>de</strong>rn Naturforschern <strong>de</strong>m kleinen Gehirn und verlängertenMark <strong>de</strong>r Wirbelthiere an die Seite setzen. Während mit <strong>de</strong>mgrossen Gehirn vorzüglich die specifischen Sinnesorgane in Verbindungstehen, wurzeln in <strong>de</strong>m als verlängertes Mark bezeichnetenKnoten vor Allem die Nerven für die Mundtheile (Oberkiefer, Unterkiefer,Unterlippe).Was nun aber nebst <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r äussern Gestalt und <strong>de</strong>nNervenursprüngen Entnommenen noch beson<strong>de</strong>rs für unsere vergleichen<strong>de</strong>Betrachtungsweise spricht, ist <strong>de</strong>r Umstand, <strong>da</strong>ss ähnlichwie bei <strong>de</strong>n Wirbelthieren <strong>de</strong>r Centraltheil <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s, alsohier <strong>da</strong>s Bauchmark nach vorne zu, wo es in die vorhin als Gehirnge<strong>de</strong>uteten Abschnitte übergeht, in seinem Bau nicht nur complicirterwird, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>m als grosses Gehirn angesprochenen Theilgera<strong>de</strong>zu ganz beson<strong>de</strong>re, diesen Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s centralen <strong>Nervensystem</strong>sdurchaus eigene Structurverhältnisseauftreten können.Hier sei dies nur einstweilen^ngeführt; weiter unten wird <strong>de</strong>rGegenstand näher zur Sprache kommen.Und nicht blos die Morphologie und Structur re<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r vorgetragenenAnsicht <strong>da</strong>s Wort, son<strong>de</strong>rn auch die Erfahrung durch <strong>da</strong>s physiologische Experiment.Ich verweise in dieser Beziehung auf die Versuche, welche inneuester Zeit Faivre an Byiiscus angestellt hat und die bei <strong>de</strong>r Sorgfalt,mit welcher genannter Forscher zu Werk ging, die grösste Aufmerksamkeitverdienen. Ein Käfer, <strong>de</strong>m die über <strong>de</strong>m Schlund hegen<strong>de</strong>n Hirnlappenabgetragen wor<strong>de</strong>n sind, kann noch gehen und schwimmen, aber es fehlt<strong>da</strong>s'Wollen, <strong>de</strong>r innere Impuls sich zu bewegen und die Fähigkeit, dieRichtung zu bestimmen. Wird die unter <strong>de</strong>m Schlund liegen<strong>de</strong> Partie entfernt,so vermag zwar <strong>da</strong>s Thier noch alle Beine zu bewegen, aber es istausser Stand, die Bewegungen zu regeln o<strong>de</strong>r zu coordiniren, es kann somitkeine eigentlichen Geh- o<strong>de</strong>r Schwimmbewegungen mehr ausführen.Hirncommissuren. Diese <strong>de</strong>n Schlund von <strong>de</strong>r Seite umfassen<strong>de</strong>nFortsetzungen <strong>de</strong>s Gehirns (o<strong>de</strong>r Hirnschenkel) sind bald kürzerbald länger, und <strong>da</strong>durch kann <strong>da</strong>s ganze Gehirn o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sogenannteSchlundring abermals ein sehr verschie<strong>de</strong>nes Gepräge erhalten.Es gibt Fälle, wo die Commissuren so ausseror<strong>de</strong>ntlich kurzund <strong>da</strong>bei dick sind, <strong>da</strong>ss die obere und untere Hirnportion zusammensich fast wie eine Einzige von einer kleinen Oeffnung für<strong>de</strong>n Durchtritt <strong>de</strong>r Speiseröhre durchbohrte Masse <strong>da</strong>rstellt. Solcheserscheint als ein sehr allgemeines Merkmal bei <strong>de</strong>n Arachni<strong>de</strong>n(Milben, Spinnen, Afterspinnen, Scorpionen); auch bei Insektensind die Hirncommissuren nicht selten sehr kurz, so z. B. bei Ameisen,Bienen, Schmetterlingen (Sphinx convolvuli z. B.). Was hingegendie Klasse <strong>de</strong>r Krebse, Myriapo<strong>de</strong>n mitinbegriffen, anlangt, sol) a. a. O. fg. 3, e, fg. 4, g.


188 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.scheint es allgemein zu ihrer Organisation zu gehören, <strong>da</strong>ss ihreHirncommissuren lang, ja sehr lang sind, und bei <strong>de</strong>n zu oberst imSystem stehen<strong>de</strong>n Krebsen, <strong>de</strong>n Dekapo<strong>de</strong>n, erreicht die Verlängerung<strong>de</strong>r Commissuren auch <strong>de</strong>n höchsten Grad.Man könnte vielleicht auf <strong>de</strong>n Ge<strong>da</strong>nken kommen, <strong>da</strong>ss sich diese Bildung<strong>de</strong>s Schlundrings nach <strong>de</strong>r Art und Aufnahme <strong>de</strong>r Nahrung richte.Sollten nicht kauen<strong>de</strong> Arthropo<strong>de</strong>n zum Durchlass <strong>de</strong>r Bissen eines weiterenSchlundringes bedürfen, als die blos Flüssiges saugen<strong>de</strong>n Thiere? Dochwill es schon innerhalb <strong>de</strong>r Klasse <strong>de</strong>r Insecten scheinen, als ob noch an<strong>de</strong>reGrün<strong>de</strong> fragliche Organisation bedingten.Untere Hirnportion. Die untere Hirnportion o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rKnoten, in welchen die Hirncommissuren unterhalb <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>szusammentreten, ist bei Insecten wohl sehr allgemein kleiner als dieobere Hirnportion und häufig von dreieckig-birnförmiger, auch wohlvon mehr länglicher Gestalt. Bei Anwesenheit einer sehr massigenoberen Hirnportion, wie wir eine solche bei Ameisen, Bienen etc.sehen, steht sie dieser an Umfang nicht wenig nach. Auch bei Krebsen,Myriapo<strong>de</strong>n, insolange die ge<strong>da</strong>chte Hirnabtheilung eine vom übrigenBauchmark abgeson<strong>de</strong>rte bleibt und nicht die zunächst folgen<strong>de</strong>nKnoten in sich aufgenommen hat, behält wohl die obere Hirnportionein gewisses Uebergewicht.An<strong>de</strong>rs gestalten sich die Verhältnisse bei verkürztem o<strong>de</strong>r concentrirtemBauchmark: <strong>da</strong>nn erscheint <strong>da</strong>s obere Gehirn sehr kleingegenüber einem massigen Brustknoten, so bei Milben, Spinnen undScorpionen. Selbstverständlich ist <strong>da</strong>nn aber, <strong>da</strong>ss man jetzt diesenKnoten nicht blos <strong>de</strong>m verlängerten Mark <strong>de</strong>r Wirbelthiere, son<strong>de</strong>rnauch <strong>de</strong>ssen Fortsetzung nach hinten, <strong>de</strong>m gesammten Rückenmarkzu vergleichen hat.Zur weiteren Charakterisirung aer unteren Hirnportion (Kehlknoten)sei schon jetzt hervorgehoben, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rselbe, wo ich ihn bisjetzt auf dieses Verhalten untersuchte, in seinem inneren Bau <strong>de</strong>nbilateralen Charakter nicht verläugnet.Quercommissuren innerhalb <strong>de</strong>s Schlundringes. Innerhalb <strong>de</strong>sSchlundringes stossen wir bei verschie<strong>de</strong>nen Gattungen auf eigentbümlicheQuercommissuren, durch welche, abgesehen von <strong>de</strong>nqueren Faserzügen innerhalb <strong>de</strong>r Substanz <strong>de</strong>r oberen und unterenHirnportion, die Seitencommissuren (Hirnschenkel) selber verbun<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n.Dergleichen Querbrücken wer<strong>de</strong>n als «Queriiste» von verschie<strong>de</strong>nenBeobachtern bei Astaem. Homarus, Palaemon, Palmurus, Carduus, Squillaerwähnt, allwo sie in Form eines queren Fa<strong>de</strong>ns, hinter <strong>de</strong>m Oesophagusdie Mirnrommissuren in Verbindung setzen. Man könnte, <strong>da</strong> die genanntenKrebse sich durch einen sehr weiten Schlundring auszeichnen, geneigt Fein,die Länge <strong>de</strong>r Seitencommissuren als mitbedingend für <strong>da</strong>s Dasein <strong>de</strong>r Querbalkenanzusehen; <strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rspricht in<strong>de</strong>ssen, <strong>da</strong>ss ich bei Glomcris limbataLatr. ) bei massig weitem Schlundring ganz hart unter <strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>nr ß. m. Tafeln ». vergleichend. Anat. Taf. VII, fg. S.


Arthropo<strong>de</strong>n. 189oberen Hirnhälften verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Quercommissur ebenfalls eine zweite Commissurerblicke und zwar noch im Bereich <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n oberen Hirnhälften.Der Molukkenkrebs (Limukis) zeigt, wie man aus <strong>de</strong>r schönen Anatomie,welche van <strong>de</strong>r Hoeven über dieses Thier veröffentlicht hat, sieht, innerhalb<strong>de</strong>s Schlundrings sogar drei solcher Querbrücken.Ja es giebt eine Thiergruppe, die Tardigra<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Ganglienkette,wie wir durch Doyere wissen, die Querfä<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>sBaüchmarks besitzt, zwischen je zwei Ganglienpaaren.Aus <strong>de</strong>r Klasse <strong>de</strong>r Insecten ist man bis jetzt bei Bytiscus marginalis *)auf eine solche Quercommissur innerhalb <strong>de</strong>s Schlundringes aufmerksam gewor<strong>de</strong>n;sie spannt sich hier hart vor <strong>de</strong>m unteren Schlundknoten herüber.Auch bei Telephorus habe ich diese eigentümliche Bildung gefun<strong>de</strong>n. DieQuercommissur geht hier ziemlich hoch oben ab, umgibt <strong>de</strong>n Schlund nachunten, so <strong>da</strong>ss dieser wie in einer Schlinge ruht.Ich möchte auch die Frage aufwerfen, ob nicht die von Newport amLigusterschwärmer gesehenen kleinen Nerven ebenfalls hier einzureihen sind,welche von <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren, unteren Fläche <strong>de</strong>s Gehirns an <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>sOesophagus herabsteigen, um unter <strong>de</strong>mselben ringförmig zusammenzutreten.Unter welchen allgemein morphologischen Gesichtspunkt mandiese Querbrücken zu bringen hat, ist kaum zu sagen. Ueberlegtman, <strong>da</strong>ss bei Glomeris die Quercommissur bei<strong>de</strong>rseits ihren Ausgangvon gangliöser Substanz zu nehmen scheint, ferner <strong>da</strong>ss beiLimulus nur aus <strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>s Schlundrings peripherischeNerven in mehrfacher Anzahl entspringen, auch bei höheren Krebsenwenigstens Ein Nerv je<strong>de</strong>rseits aus entsprechen<strong>de</strong>r Stelle hervorkommt,endlich <strong>da</strong>ss peripherische Nerven immer nur aus einem gangliösenHer<strong>de</strong> wirklich entspringen können, so fühlt man sich versucht,die fraglichen Commissuren einfach mit allen übrigen Quercommissuren<strong>de</strong>r Nervencentren zusammenzustellen, welche diebilateralen Knoten auch sonst verknüpfen. Doch wären hiegegennoch einige Be<strong>de</strong>nken vorzubringen.Einmal hat bei Bytiscus die Querbrücke innerhalb <strong>de</strong>s Schlundringsgewiss nicht die zuletzt erwähnte Be<strong>de</strong>utung; ich sehe mit Bestimmtheit,<strong>da</strong>ss sie nicht wie die Quercommissuren z. B. innerhalb<strong>de</strong>r Bauchmarksknoten Her<strong>de</strong> von gangliöser Substanz in Verbindungsetzt, son<strong>de</strong>rn die Fasern <strong>de</strong>r Commissur sind von <strong>de</strong>n Hirnschenkeln(fjängscommissuren) sich abzweigen<strong>de</strong> Fä<strong>de</strong>n, welche eineSchlinge bil<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Gipfel nach unten und <strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong> Wurzelnim oberen Schlundganglion liegen. Was ferner <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>rNerven aus etwaigen gangliösen Einlagerungen in die Hirnschenkelbetrifft, so erlaube ich mir schon jetzt zu bemerken, <strong>da</strong>ss alleübrigen Seitennerven, welche aus <strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarkesabgehen, nimmermehr aus <strong>de</strong>n Längscommissuren selberklommen, <strong>da</strong>s soll heissen dort entspringen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Anfang ihrerFasern ist in <strong>de</strong>m zunächst oben und unten gelegenen Knoten zusuchen. Auch bei <strong>de</strong>n genannten Krebsen fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Längs-1) S. a. a. O. Taf. IX, fg. 1.


190 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.commissuren <strong>de</strong>s Gehirns keine centralen Her<strong>de</strong>, zu <strong>de</strong>ren gegenseitigerVerknüpfung <strong>de</strong>rgleichen Querbrücken nöthig sein könnten *).Nach allem Diesem will es mich eben bedünken, <strong>da</strong>ss die besprochenenQuercommissuren wirklich eigenartiger Natur sind undnicht mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn als gleichwerthig betrachtet wer<strong>de</strong>n können.Mögen sie <strong>de</strong>sshalb auch bei ferneren Untersuchungen mehr insAuge gefasst wer<strong>de</strong>n, als bisher geschehen ist.Bauchmark. In<strong>de</strong>m wir jetzt <strong>de</strong>m eigentlichen Bauch markunsere Aufmerksamkeit zuwen<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>rf vor Allem bemerkt sein,<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>sselbe in vielen Fällen, so namentlich bei zahlreichen Insectennicht einfach gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s Leibes herabzieht,son<strong>de</strong>rn einen gekrümmten und geschlängelten V erlauf zeigt.Mir ist dieses bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Orthopteren, Schmetterlingenund an<strong>de</strong>rn Insecten aufgefallen, und es <strong>de</strong>utet <strong>da</strong>rauf hin, <strong>da</strong>sssich <strong>de</strong>r Bauchstrang gewissen Bewegungen <strong>de</strong>s Körpers anzupassenhabe.Bei <strong>de</strong>m Bestreben, durch vergleichen<strong>de</strong> Betrachtung <strong>de</strong>r Einzelformendie wesentlichen Züge in <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Bauchmarkszu fin<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n wir bald inne, <strong>da</strong>ss die eigentliche Strickleiterform,weil auf Würmer und embryonale Zustän<strong>de</strong> hinweisend,eine nie<strong>de</strong>re Stufe <strong>de</strong>r Ausbildung anzeigt.Man hat immer jene Form <strong>de</strong>r Krebse, bei <strong>de</strong>nen nicht blos <strong>de</strong>rHinterleib, son<strong>de</strong>rn auch <strong>da</strong>s Bruchstück geglie<strong>de</strong>rt ist, als diejenigen Arthropo<strong>de</strong>nbetrachtet, bei welchen die ursprüngliche Configuration <strong>de</strong>s liauclimarkessich am schärfsten erhalte; namentlich ist es früher die GattungTalürus gewesen, später auch an<strong>de</strong>re Amphipo<strong>de</strong>n und Isopo<strong>de</strong>n, auf diemau in dieser Hinsicht hinwies.Gegenwärtig muss aber die Gruppe <strong>de</strong>r jMiyllopo<strong>de</strong>n an diese Stellarücken, <strong>da</strong> bei ihnen <strong>da</strong>s Bauchmark in ungleich reinerer und vollständigererWeise die Form einer Strickleiter bewahrt. Bei <strong>de</strong>n Gattungen Apus,Branchipus, Artemia, Thiere, bei welchen Bruststück und Hinterleib ebenfallsgeglie<strong>de</strong>rt sind, stehen nämlich nicht nur die bei<strong>de</strong>n Längssträngeweit auseinan<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn auch die Ganglien halten sich in gehöriger Entfernungvon einan<strong>de</strong>r, so <strong>da</strong>ss die sie verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Quercommissuren —und <strong>de</strong>ren sind, was wohl zu beachten — je<strong>de</strong>smal 'zwei, eine ""ziemlicheLänge haben *). —An die Phyllopo<strong>de</strong>n schliessen sich <strong>da</strong>nn allerdings zunächst'.die Amphipo<strong>de</strong>n,Isopo<strong>de</strong>n, Lämodipo<strong>de</strong>n, sowie unter <strong>de</strong>n Arachnidcn die Tardigra<strong>de</strong>nund einige Gattungen <strong>de</strong>r Pycnogoni<strong>de</strong>n (Nymphmi gracite, Pycnogonunilittorale) an.Doch sind jetzt schon die Ganglien zum Theil nach <strong>de</strong>r Quere1) leb kann jedoch nicht umhin, zu bemerken, <strong>da</strong>ss Dojrorc au/ <strong>de</strong>n mit Meisterschaftgehaltenen Figuren <strong>de</strong>r Tardigra<strong>de</strong>n (Ann. d. ee. natur. 1*40. PI. 17. p.) die istelle<strong>da</strong>r L&ufscommbauren, von <strong>de</strong>r die (Jaercummlssur abgebt (bei e" o" u. co"; cigcnthlimllongrmnulkrt aelchnet, was bei <strong>de</strong>r sonst unübertrefflich exaeten Ausführung <strong>de</strong>s Ganzen viel.leicht nicht als zufallig anzusehen ist und <strong>da</strong>nn zu Gunsten <strong>de</strong>r lin<strong>de</strong>ren Ansicht ausgelugtwor<strong>de</strong>n könnte. — *) H. Taf. >.. vergl. Anat. T;if. V, fg. 6. In die nächste Nahe <strong>de</strong>r genannte!!Kreiise L-elmrcn bekanntlich auch die uralten Trlloblten, und es scheint mir Im Zusammenhalt<strong>da</strong>mit be<strong>de</strong>utungsvoll zu sein, <strong>da</strong>ss die ursprünglichste Form <strong>de</strong>s BauchmarkesSK-B gera<strong>de</strong> In <strong>de</strong>n nächsten Verwandten dieser (iruppe <strong>da</strong>rbietet.


Arthropo<strong>de</strong>n.191innig verbun<strong>de</strong>n, Anfänge <strong>de</strong>ssen, was wir in weiterer Entwicklungin <strong>de</strong>n übrigen Reihen <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere antreffen, in<strong>de</strong>mwir auf mannigfache Verschmelzungen <strong>de</strong>r Ganglien und Commissurenstossen.Wir wer<strong>de</strong>n <strong>da</strong>bei gewahr, <strong>da</strong>ss am durchgreifendsten die Quercommissurenverschwin<strong>de</strong>n. Mag auch <strong>da</strong>s Bauchmark noch eineGanglienkette mit nahezu gleich grossen Knoten vorstellen, wiez. B. bei Scolopendra (unter <strong>de</strong>n Insecten bei Forficula und manchenLarven), so sind doch die Ganglienpaare zu Einem einzigen zusammengeschmolzen;mitunter anscheinend so vollkommen, <strong>da</strong>ssselbst vorne und hinten die Einkerbung als Spur <strong>de</strong>r paarigen Entstehungausgeglichen sein kann.Doch möchte auch hier, wie schon vorhin gelegentlich <strong>de</strong>sunteren Hirnknotens, <strong>da</strong>ran zu erinnern sein, <strong>da</strong>ss die Natur in <strong>de</strong>rscheinbar völligen seitlichen Verschmelzung <strong>de</strong>r Ganglien, ihren „Bauplan"nur verhüllt, aber keineswegs hat fallen lassen. Denn wir erfahrenbei einer näheren Prüfung <strong>de</strong>r anscheinend ganz gleichförmigenkugeligen Bauchknoten, <strong>da</strong>ss sie im Inneren noch dieQu er c o m m is sur, j a häuf i g so gar zwei, also ganzwie bei <strong>de</strong>n Phyllopo<strong>de</strong>n, bewahren 1 ), worüber unten<strong>da</strong>s Nähere berichtet wer<strong>de</strong>n wird.Nur in manchen sehr concentrirten Thoracalganglien, wie z. B. bei gewissenDipteren (Tabanus, Eristalis, Musca etc.) könnte es scheinen, alsob alle paarigen Elemente in <strong>de</strong>r Bildung zu einer einzigen einheitlichenMasse aufgegangen wären; allein ich habe mich selbst hier z. B. von Muscadomestica auf <strong>da</strong>s bestimmteste überzeugt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s grosse Thoracalganglionim Inneren einen entschie<strong>de</strong>n paarigen Charakter behält. Man unterschei<strong>de</strong>tin <strong>de</strong>mselben drei Hauptpaare centraler, nahe zusammenstossen<strong>de</strong>rHer<strong>de</strong>, von zelliger Rin<strong>de</strong> umgeben, und am hinteren En<strong>de</strong> noch einschwächeres Paar a ).Auch bei Hemipteren, <strong>de</strong>ren Bauchmark sich durch be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Centrahsationauszeichnet, habe ich an Nepa cinerea wahrgenommen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r grosserundliche Brustknoten in seinem Innern drei Paar dicht zusammenstossen<strong>de</strong>rCentren hat.Demzufolge lässt sich behaupten, <strong>da</strong>ss die gewöhnliche Darstellung,als. ob „eine einfache Reihe von Ganglien" in <strong>de</strong>r Mittellinie<strong>de</strong>s Leibes herablaufe, ungenau ist. Die <strong>de</strong>m Augenscheinnach einfachen Ganglien bewahren vielmehr in allen von mir untersuchtenFällen eine gewisse Duplicität ihres Baues.Die zwei eigentlichen Stränge <strong>de</strong>s Bauchmarks o<strong>de</strong>r die Länge n-commissuren <strong>de</strong>r Ganglien erhalten sich viel häufiger getrennt,als selbständige Züge und selbst <strong>da</strong>nn, wo sie für <strong>da</strong>s freie Augeo<strong>de</strong>r die flüchtige Besichtigung einen Einzigen Strang auszumachenscheinen, <strong>de</strong>ckt die nähere Prüfung auf, <strong>da</strong>ss sie häufig doppelt1) Sieh. a. a. O. Taf. VI, fg. 2,B,b; fg. 7; Taf. VII, fg. 1, C; Taf. IX, fg. i. - 2) 8.a. a. ü. Taf. VIII, fg. 1, B. üeb. die Piäparationsweise sieh, unten „Dipteren".


292 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.bleiben. Gleichwie eben <strong>de</strong>r Leib <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n vermittelst eines aufdie Mitte senkrecht geführten Schnittes in zwei äusserlich gleicheHälften sich theilen lässt, so wür<strong>de</strong> auch je<strong>de</strong>r dieser Hälften ein<strong>Nervensystem</strong> zufallen, was in bei<strong>de</strong>n Hälften gleich ist. Am ungeteiltenThiere haben die Quercommissuren, innerhalb o<strong>de</strong>r ausserhalb<strong>de</strong>r Ganglien, die Einheit <strong>de</strong>s Organs vermittelt.Auch dieses Moment dürfte man überhaupt bei künftigen Untersuchungenetwas scharfer ins Auge fassen, <strong>da</strong> man, wie mir scheint, viel zu freigebigeinen Einzigen Längsstrang <strong>de</strong>n Thieren beilegt.Man giebt die Fälle als häufig an, wo die zwei Längsstränge <strong>de</strong>scentralen Bauchmarkes zu einem Einzigen zusammengeschmolzen wären. Sohaben z. B. Audouin und Milne-Edwards <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r langschwänzigenDekapo<strong>de</strong>n (Astacus, Pataemon, Palinurus) in <strong>de</strong>r Weise <strong>da</strong>rgestellt,als seien am Abdominaltheil die zwei Längsstränge zu einem Einzigengewor<strong>de</strong>n. Allein man kann sich leicht überzeugen, <strong>da</strong>ss hier wirklichzwei Längsstränge, nur sehr dicht zusammenliegend, zugegen sind; ähnlichverhält es sich mit vielen an<strong>de</strong>rn Arthropo<strong>de</strong>n.Nach <strong>de</strong>m, was mich die eigene Beobachtung lehrt, ziehe ich stark inZweifel, ob es irgend ein Krebsthier o<strong>de</strong>r einen Myriapo<strong>de</strong>n giebt, bei<strong>de</strong>m die Längscommissuren zwischen <strong>de</strong>n Ganglien zu einer wahrhaft einheitlichen,d. h. innerhalb eines einzigen Neurilemmschlauches gelegenenNervenmasse aufgegangen sind. Bei Oniscus und Porcellio sehe ich zwar,<strong>da</strong>ss die bei<strong>de</strong>n Hirncommissuren, <strong>da</strong> wo sie zusammentreffen '), auch einekurze Strecke zusammenschmelzen, aber <strong>da</strong>s ist die Stelle, wo sonst einehier fehlen<strong>de</strong> gangliöse Anschwellung liegt.Nur die Klasse <strong>de</strong>r Insecten ist es, wo eine <strong>de</strong>rartige Verschmelzungdie bei<strong>de</strong>n Stränge auf eine längere Streike hin ergreifen kann. Aber imVergleich zu <strong>de</strong>m ungemeinen Keichthum an Gestalten in dieser Gruppe istdie Verschmelzung doch selten, je<strong>de</strong>nfalls <strong>da</strong>s Gedoppeltbleiben ungleichhäufiger.Die Insectenordnuug, welche sich hierin am meisten auszeichnet, sinddie Dipteren, doch ist es abermals unrichtig, wenn <strong>de</strong>r erfahrenste EntomotomLeon Dufour für die ganze Ordnung behauptet, <strong>da</strong>ss hier die Baucligangüenketteimmer nur einfache Längscommissuren besitze. Vielmehr, wasgar nicht zu verwun<strong>de</strong>rn ist, treten auch hier die von <strong>de</strong>r Natur einmalgezogenen Grundlinien <strong>da</strong> und dort wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich hervor.Ich sehe dieses z. B. an Tabanus Ixwhms, wo zwar die lange Commissur,welche <strong>da</strong>s grosse Thoracalganglion mit <strong>de</strong>m ersten Abdominalgangliouverbin<strong>de</strong>t, ohne Spur <strong>de</strong>s Gedoppeltseins ist, hingegen diejenigenCommissuren, welche die Abdominalganglie.n untereinan<strong>de</strong>r'' verknüpfen,<strong>de</strong>utlich doppelt sind.Bei Tipula gigantea mit ebenfalls einfachen Liingscommissurcn verläugnendiese, wo sie vom Ganglion ausgehen o<strong>de</strong>r auf <strong>da</strong>sselbe stossen,ihren eigentlich gedoppelten Charakter nicht, in<strong>de</strong>m sie ein längeres Spältcheuzwischen sich lassen. Wirklich doppelt hind die Längscommissuren bei<strong>de</strong>r so durchsichtigen Tipuli<strong>de</strong>nlarve von Corethra. Und an <strong>de</strong>r durchihre Lebensweise höchst merkwürdigen Chionea araneoi<strong>de</strong>s sind nach <strong>de</strong>rZeichnung Brauer's *) die Längscommissuren <strong>de</strong>s ausgebil<strong>de</strong>ten Insects vomersten bis zum letzten Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarks doppelt.l) Die Sieh. Bil<strong>de</strong>r, Taf. z. vergl. welche Anat. man Tat VI, bei fg. Schmetterlingen 7. - -2) Sieh, unten „Dipteren". und ihren Raupenerhalt, sind ähnlich <strong>de</strong>nen mancher Dipteren, in<strong>de</strong>m auch hier strecken-


Arthropo<strong>de</strong>n.weise einfache Längscommissuren zu <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>s Bauchmarksgehören Doch ist gera<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Raupen die Verschmelzung nureine scheinbare: an <strong>de</strong>r Raupe von Vanessa polychloros z. B. hat je<strong>de</strong>rStrang, wie ich sehe, innerhalb einer gemeinsamen Umhüllung noch seinbeson<strong>de</strong>res Neurilemm.Unter <strong>de</strong>nNeuropteren habe ich an <strong>de</strong>r Larve von Aeshna grandiswahrgenommen, <strong>da</strong>ss die bei<strong>de</strong>n Längsstränge ihre Trennungslinie auf einekurze Strecke *) aufgeben.Die beginnen<strong>de</strong> Verschmelzung <strong>de</strong>r Quer- und Längscommissurenhat man von jeher als einleiten<strong>de</strong>n Vorgang zurCentralisirung<strong>de</strong>s Bauchmarks angesehen.In<strong>de</strong>m nämlich die Verschmelzung <strong>de</strong>r Commissuren einen höherenGrad erreicht, so vereinigen sich ursprünglich hintereinan<strong>de</strong>rgelegene Ganglien zu grösseren Markknoten. Solche centralisirteNervenmassen stehen in gera<strong>de</strong>r Beziehung zum Thorax o<strong>de</strong>r Brustkasten,<strong>da</strong> <strong>de</strong>rselbe die hauptsächlichsten Bewegungsorgane trägt.Im Hinterleib, <strong>de</strong>r entwe<strong>de</strong>r ohne Bewegungsorgane ist, o<strong>de</strong>r wenigstensschwächere als <strong>de</strong>r Brustkasten führt, bil<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>rgleichencentralisirte Massen, ausgenommen etwa ein sehr verdicktes Endganglion,kaum aus.Dem Hinterleib können die Markknoten überhaupt fehlen, wobei<strong>da</strong>nn eine einzige im Thorax unterhalb <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s gelegeneMasse <strong>da</strong>s gesammte Bauchmark vorstellt. Dieser höchste Grad<strong>de</strong>r Centralisirung fin<strong>de</strong>t sich bei Krabben, Spinnen und Zecken(Ixodi<strong>da</strong>e). Auch <strong>de</strong>s seltsamen Pentastomum'yväre hier zu ge<strong>de</strong>nken,unter <strong>de</strong>n Insecten <strong>de</strong>r Gattung Oestrus. (S. 180, S. 181.).Da man die Krabben und Spinnen wegen ihres so sehr concentrirtenBauchmarks gerne zusammenzustellen pflegt, so sei an<strong>de</strong>rerseits doch nocheinmal auf <strong>de</strong>n schon oben (S. 187) ange<strong>de</strong>uteten Unterschied hinsichtlich <strong>de</strong>rHirncommissuren zurückgewiesen. Die letzteren sind nämlich bei <strong>de</strong>n Krabbenwie bei <strong>de</strong>n höheren Krebsen überhaupt von ausnehmen<strong>de</strong>r Länge, bei <strong>de</strong>nSpinnen im Gegentheil verschwin<strong>de</strong>nd kurz. Zwischen hinein mag auch bemerktwer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss es Fälle giebt, wo <strong>de</strong>m Abdomen die Knoten fehlen, ohne<strong>da</strong>ss die Ganglien im Thorax sich zu einer Masse zusammengezogen hätten,so z. B. bei Asseln (Oniscus, Porcellio).Dann möchte jetzt schon im Hinblick auf Krabben und Spinnen zu erwähnensein, <strong>da</strong>ss auch solche stark consolidirte Markmassen doch nochSpuren ihrer ursprünglichen Entstehungsweise an sich tragen und zwar inForm von Oeffnungen, durch welche stärkere Blutgefässe treten. Beispiel:Cancer maenas (nicht min<strong>de</strong>r bei Palimtrus~). Auch am Bauchknoten <strong>de</strong>rSpinnen lässt sich Aehnliches nachweisen.Zu untersuchen bleibt übrigens noch, ob alle grösseren Ganglien<strong>de</strong>s Bauchmarks nur aus <strong>de</strong>r Vereinigung mehrerer hervorgehen,o<strong>de</strong>r ob nicht <strong>de</strong>r Grund ihres grösseren Umfangs einfach in <strong>de</strong>nstarken Nerven zu suchen ist, die von ihnen auszugehen haben. EsHesse sich <strong>de</strong>nken, <strong>da</strong>ss gleichwie <strong>da</strong>s Gehirn durch entwickelte1931) Sieh, unten „Neuropteren".Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 13


194Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Sinnesorgane an Grösse wächst, so auch viele o<strong>de</strong>r dicke Nerven<strong>de</strong>s Stammes massige Markknoten erheischen.Unter diesen Gesichtspunkt hätten wir <strong>da</strong>nn auch zu bringen,wenn wir gewahren, <strong>da</strong>ss bei manchen Gruppen <strong>da</strong>s Bauchmarknach seinem hinteren En<strong>de</strong> sich zuspitzt, bei an<strong>de</strong>rn aber entschie<strong>de</strong>nanschwillt und so mit einem dicken Ganglion abschliesst. Das erstereist z. B. <strong>de</strong>r Fall bei <strong>de</strong>n Phyllopo<strong>de</strong>n (Apus, Branchipus, Artemia),<strong>de</strong>n Amphipo<strong>de</strong>n, wo die Ganglien nach hinten immermehr an Grösseabnehmen, während bei <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r übrigen Glie<strong>de</strong>rfüssler,so z. B. <strong>de</strong>n Myriapo<strong>de</strong>n, vielen Insecten, höheren Krebsen umgekehrt<strong>da</strong>s hinterste Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarks sich durch grösserenUmfang vor <strong>de</strong>n übrigen Abdominalganglien auszeichnet.Dieses Endganglion zählt übrigens bei Insecten öfters, wenn auch nichtimmer, zu <strong>de</strong>n verschmolzenen Ganglien. So mag einstweilen hier erwähntsein, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s grosse Schlussganglion <strong>de</strong>s Bauchmarks bei Bytiscus marginalemit Bestimmtheit zu <strong>de</strong>n Knoten gehört, welche aus <strong>de</strong>r Verschmelzungmehrerer hervorgegangen sind, und es sei in dieser Beziehung hierschon jetzt angeführt, <strong>da</strong>ss im Inneren <strong>de</strong>sselben sich wenigstens drei PaarCentren mit ihren Commissuren befin<strong>de</strong>n ').Peripherisches <strong>Nervensystem</strong>. Aus <strong>de</strong>n Nervencentren, Gehirnund Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes, entstehen die peripherisch zu<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Organen <strong>de</strong>s Körpers verlaufen<strong>de</strong>n Nerven.Gehirnnerven. Von <strong>de</strong>n oberen Gehirntheilen entspringen hauptsächlichspecifische Sinnesnerven, so für <strong>da</strong>s Auge und dieGeruchsorgane (Antennen) und für die Muskeln dieser Theile. Aus<strong>de</strong>r unteren Gehirnportion kommen Nerven, welche (wie Faivredurch <strong>da</strong>s Experiment festzustellen sucht) einfach sensibler undmotorischer Natur sind und zunächst die Mundtheile versorgen.In <strong>de</strong>m oberen Gehirnabschnitt wurzeln aber noch zwei an<strong>de</strong>reNervengruppen. Das eine <strong>de</strong>rselben wird vorgestellt von einem unpaarenNerven, <strong>de</strong>r aber paarige Anfänge hat; er läuft in <strong>de</strong>rMittellinie <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s herab und man <strong>da</strong>rf in ihm <strong>da</strong>s Analogon<strong>de</strong>s N. vagus erblicken. Während die Wurzeln <strong>de</strong>s unpaarigenNerven <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Fläche <strong>de</strong>s Gehirns angehören, so kommt diezweite Nervengruppe von <strong>de</strong>r hinteren Fläche, nahe <strong>de</strong>m Abgang<strong>de</strong>r Commissuren; selten (beim Flusskrebs z. B.) geht sie erst aus<strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Commissuren ab. Auch diese Nerven und ihre gangliösenGeflechte lagern zur Seite <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s und man kann inihnen entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kopftheil <strong>de</strong>s Sympathicus höherer Thiere erblicken,o<strong>de</strong>r sie mit <strong>de</strong>m unpaaren, <strong>de</strong>m N. vagus vergleichbarenNerven zusammen, als Eine Gruppe auffassen.Nerven <strong>de</strong>s Bauchmarks. Vom eigentlichen Bauchmark kommendie Nerven für die Muskeln <strong>de</strong>s Stammes und <strong>de</strong>r Körperanhänge,sowie für die Haut, und worauf schon hier hinge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n soll,1; Sieh, unten „Koleopteren".


Arthropo<strong>de</strong>n.195auch die Nerven für gewisse Eingewei<strong>de</strong> verlaufen theilweise in <strong>de</strong>nBahnen <strong>de</strong>r — um <strong>de</strong>n Ausdruck zu gebrauchen — spinalen Nerven.Die Stärke <strong>de</strong>rselben, auch die Zahl ihrer Aeste, richtet sich nach<strong>de</strong>m Bau und Umfang <strong>de</strong>r zu versorgen<strong>de</strong>n Körpertheile.Die Thoracalganglien <strong>de</strong>r geflügelten Insecten z. B. haben* nicht blosHaut und Muskeln <strong>de</strong>r Beine zu versorgen, son<strong>de</strong>rn schicken auch in dieFlügel und Flügel<strong>de</strong>cken Nerven, sowie selbstverständlich an die Flügelmuskeln,wobei oft zuvor diese Nerven zu mannichfachen Geflechten (Plexus)zusammentreten, aus <strong>de</strong>nen <strong>da</strong>nn erst die eigentlichen Flügelnerven entstehen.So nach Angabe An<strong>de</strong>rer namentlich bei Schmetterlingen. Bei <strong>de</strong>nKrebsen bedürfen die mancherlei Scheeren, Raub-, Schreit- und Schwimmfüssezahlreiche Nerven aus <strong>de</strong>n Thoraxganglien. Die Abdominalganglienentsen<strong>de</strong>n ihre Nerven zur Musculatur und Haut <strong>de</strong>r Hinterleibssegmenteund <strong>de</strong>ren Anhänge, aber auch zu <strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong>n, wenn ihre Stämmeo<strong>de</strong>r Zweige sympathische Elemente in sich aufgenommen haben.Vergleichung mit <strong>de</strong>n Spinalnerven <strong>de</strong>r Wirbelthiere. Ich habekeinen Anstand genommen, oben mich <strong>da</strong>hin auszusprechen, <strong>da</strong>sssich zwischen <strong>de</strong>n Nervencentren <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Centraltheilen<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>r Wirbelthiere morphologische Parallelenziehen lassen. Aber ich beschränke diese Betrachtungsweise nichtauf die Nervencentren, son<strong>de</strong>rn glaube, sie nicht min<strong>de</strong>r auf dievom Bauchmark entspringen<strong>de</strong>n peripherischen Nerven aus<strong>de</strong>hnenzu können.Bergmann und Leuckart sagen zwar abermals, <strong>da</strong>ss Versuche,die von <strong>de</strong>n Wirbelthieren her bekannten Verhältnisse aufdie Nerven <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n übertragen zu wollen, je<strong>de</strong>r empirischenBasis ermangeln. Ich zweifle, ob die genannten Forscher auch fürdie Zukunft diesen Ausspruch vertheidigen wer<strong>de</strong>n. Mir wenigstenszeigen die Seitennerven <strong>de</strong>r Bauchmarksganglien bei vielen Insectenan ihrem Ursprünge eine merkwürdige Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>mVerhalten <strong>de</strong>r Spinalnerven höherer Thiere.Voraus sei noch bemerkt, <strong>da</strong>ss aus <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Brustkastens, inUebereinstimmung mit <strong>de</strong>r grösseren Masse dieser Knoten und <strong>de</strong>r betrachtelieberen Entwicklung <strong>de</strong>s Thorax selber, sowie <strong>de</strong>r <strong>da</strong>ran befestigten Bewegungsorgane,die Zahl <strong>de</strong>r Nerven <strong>de</strong>r Brustknoten bei Insecten undhöheren Krebsen häufig eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>re ist, als jene <strong>de</strong>r Bauchknoten.Dort zählt man je<strong>de</strong>rseits bis acht und mehr Stämme, an <strong>de</strong>n Bauchknotenje einen je<strong>de</strong>rseits o<strong>de</strong>r zwei, drei bis vier. Der letzte Bauchknoten besitztmeist wie<strong>de</strong>r eine grössere Menge ausstrahlen<strong>de</strong>r Nerven, bedingt durch dieentwickelte Musculatur <strong>de</strong>s Gescblechtsapparates und <strong>de</strong>s Afters.Sobald nun an <strong>de</strong>m Bauchmark mehr als Ein Seitennerv aus<strong>de</strong>m Ganglion hervortritt, lässt sich mit aller Sicherheit wahrnehmen,<strong>da</strong>ss die Nerven nicht in gleicher Höhe, d. h. nebeneinan<strong>de</strong>rherauskommen; vielmehr kann man sich überzeugen, <strong>da</strong>ss sie übereinan<strong>de</strong>rentstehen, d. h. <strong>de</strong>r eine aus <strong>de</strong>r oberen o<strong>de</strong>r dorsalen,<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>r unteren o<strong>de</strong>r ventralen Partie <strong>de</strong>s Ganglions abgeht.Die zwei Seitennerven entsprechen somit, wie nur scheint,


196 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.einer vor<strong>de</strong>ren und hinteren Wurzel <strong>de</strong>r Spinalnerven im Typus <strong>de</strong>rWirbelthiere.Auch hege ich <strong>de</strong>n Glauben, <strong>da</strong>ss es auch bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>nrein sensible und rein motorische Nervenwurzeln giebt, und meineim Stan<strong>de</strong>, zu sein, diese Ansicht noch weiter zu begrün<strong>de</strong>n.Nicht blos aus verschie<strong>de</strong>n tiefen Regionen <strong>de</strong>r Bauchganglienkommen die Seitennerven hervor, noch ein an<strong>de</strong>rer Umstand beweist,<strong>da</strong>ss sie unter sich verschie<strong>de</strong>ner Natur sind. Im frischenZustan<strong>de</strong> und auch sonst hei sorgfältiger Behandlung besitzt <strong>de</strong>reine Nerv, und zwar ist es <strong>de</strong>r obere, ein weiches körniges Aussehen,während <strong>de</strong>r Inhalt <strong>de</strong>s unteren Nerven fester und fibrillärerbefun<strong>de</strong>n wird.Ich habe mich von diesem Unterschied im feineren Bau z. B. an <strong>de</strong>rLarve von Aeshna grandis überzeugt, sowohl am ersten und dritten Brustknoten, wie an allen Bauchganglien; ebenso an <strong>de</strong>n Brust- und Bauchganglienvon Procrustes coriaceits und an an<strong>de</strong>rn Oaraben. Bei <strong>de</strong>r Larvevon Locusta viridissima liegen die Wurzeln <strong>de</strong>r Seitennerven so nahe beisammen,<strong>da</strong>ss sie sich fast <strong>de</strong>cken, trotz<strong>de</strong>pi aber lässt sich mit Bestimmtheiterkennen, <strong>da</strong>ss die eine Wurzel höher, d. i. dorsal, die an<strong>de</strong>re tiefer,d. i. ventral, entspringt und <strong>da</strong>s bezeichnete verschie<strong>de</strong>ne Aussehen haben.Wenn, was zu <strong>de</strong>n sehr gewöhnlichen Vorkommnissen gehört,aus <strong>de</strong>n Bauchganglien ein gleich vom Beginn an einfacher Seitennerventspringt (z. B. Tipula gigantea, Tabänus bovinus, Silphathoracica, Cantharis fusca), so <strong>da</strong>rf man wohl schliessen, <strong>da</strong>ss inihm die Elemente <strong>de</strong>r in Wirklichkeit verschie<strong>de</strong>nen Wurzeln sichzu einem einzigen Nerven zusammengethan haben. Nicht seltenzerfällt aber gleich <strong>da</strong>rauf <strong>de</strong>r einzige Seitennerv wie<strong>de</strong>r in zweiNerven, z. B. bei Vespa crabro, bei <strong>de</strong>n Onisci<strong>de</strong>n.An <strong>de</strong>n Nerven <strong>de</strong>r massigen Thoracalganglien <strong>de</strong>r Dipteren,so bei <strong>de</strong>n eigentlichen Fliegen, wie<strong>de</strong>rholen sich abermals diezwei soeben von <strong>de</strong>n Nerven <strong>de</strong>r Bauchganglien hervorgehobenenMomente. Man sieht, <strong>da</strong>ss von <strong>de</strong>n Nerven die einen mehr von <strong>de</strong>rBauchseite ihren Ursprung nehmen, die an<strong>de</strong>rn mehr von <strong>de</strong>r Rückenfläche<strong>de</strong>s Ganglions; ferner ist hier <strong>de</strong>r Unterschied <strong>de</strong>r Nervenvoneinan<strong>de</strong>r in Kücksieht auf ihren feineren Bau sehr in die Augenfallend.Bei Tabanus bovinus, Kristalis tenax sind die einen Nerven <strong>de</strong>s grossenBrustknoteiis dunkel, doch ihr Inhalt ziemlich fest, die an<strong>de</strong>rn ebenfallsvon trüblicbem Aussehen, aber <strong>da</strong>bei von so weicher Beschaffenheit, <strong>da</strong>sdihr Inhalt leicht ausfällt; tudlich die dritte Art ist hell, bedingt durchbreite klare Primitivfasern. Es be<strong>da</strong>rf wohl kaum <strong>de</strong>r nochmaligen beson<strong>de</strong>renVersicherung, <strong>da</strong>ss nicht erst durch äussere Einwirkung dieseVerschie<strong>de</strong>nheit in <strong>de</strong>r inneren Natur <strong>de</strong>r Nerven zu Wege kommt, son<strong>de</strong>rnvon Anfang an <strong>da</strong> ist, was sich auch <strong>da</strong>rin weiter kuwlgiebl, <strong>da</strong>ss auf bei<strong>de</strong>nN itenbälften <strong>de</strong>s Ganglions die gleiche Nervenart sich symmetrischentspricht.Xcncn dtr Längscommissuren. Die spinalen Nerven wiedie cerebralen treten in <strong>de</strong>r weitaus grösseren Mehrzahl <strong>de</strong>r Fälle


Arthropo<strong>de</strong>n.von <strong>de</strong>n Ganglien ab; doch beobachtet man und zwar nicht sehrselten *), <strong>da</strong>ss auch die Längscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarkseinzelne Nerven entsen<strong>de</strong>n. Man hat in dieser Beziehung längsthervorgehoben, <strong>da</strong>ss bei vielen Krebsen, z. B. Astacus, Palaemon,Porcellio, nach <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>r Bauchkette aus je einerLängscommissur ein Seitennerv kommt. Auch die Klasse <strong>de</strong>r Insectenbietet hiezu viele Beispiele <strong>da</strong>r.Auf <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Abbildungen mancher Käfergattungen, wie vonUtytus, Scaphidium, entspringt aus <strong>de</strong>n Längscommissuren zwischen untererPortion <strong>de</strong>s Schlundringes und erstem Thoracalknoten je<strong>de</strong>rseits ein Nerv;ähnlich bei <strong>de</strong>n Dipteren: Tabanus, Tiputa, Calliphora.Es will überhaupt scheinen, als ob gera<strong>de</strong> die Längscommissuren <strong>de</strong>rbezeichneten Gegend in allgemeinerer Weise Ursprungsstätten von Nervensein können, <strong>de</strong>nn auch noch an<strong>de</strong>re als die genannten Ordnungen zeigendieses Verhalten.So sehe ich <strong>de</strong>utlich an <strong>de</strong>n Larven von Aeshna grandis aus ebendieser Commissur nach bei<strong>de</strong>n Seiten einen Nerven entspringen; und betrachtetman die Figur, welche Brauer a ) über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> einesan<strong>de</strong>rn Netzfltiglers, <strong>de</strong>s Ascalaphus macaronius, gegeben hat, und die <strong>de</strong>nEindruck grosser Zuverlässigkeit macht, so entstehen aus <strong>de</strong>n Längscommissurendieser Stelle sogar vier Nerven.Doch auch an<strong>de</strong>re Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Längscommissuren scheinen bei Insectensolche Ursprungsstätten von Nerven abgeben zu können, wenigstensliesse sich, abgesehen von verschie<strong>de</strong>nen Käfern, nach älteren und neuerenBeobachtern ") auf mehrere Hymenopteren (Apis mellifka, Sirex gigas)hinweisen.•In <strong>de</strong>m Voranstehen<strong>de</strong>n habe ich entsprechend <strong>de</strong>m Bild, welches<strong>da</strong>s freie Auge o<strong>de</strong>r geringe Vergrösserung erhält, mich immer soausgedrückt, als ob die Stelle <strong>de</strong>r Längscommissuren, wo <strong>de</strong>r Nerv<strong>da</strong>s Bäuchmark verlä'sst, auch wirklich die Ursprungsstätteseiner faserigen Elemente wäre. 'Eine solche Auffassung wäre aberentschie<strong>de</strong>n als eine unrichtige zu bezeichnen.Ich habe mich vielmehr bestimmt überzeugt, <strong>da</strong>ss die Seitennerven<strong>de</strong>r Längscommissuren ihre Fasern immer aus <strong>de</strong>n ober- undunterhalb zunächst folgen<strong>de</strong>n gangliösen Her<strong>de</strong>n, d. h. Knoten <strong>de</strong>sBauchmarks beziehen. (Sieh, auch S. 189.)Man kann sich hievon namentlich <strong>da</strong>nn bequem .vergewissern, wennsich die breite helle Sorte von Nervenfasern an <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>rSeitennerven betheiligt, in welcher Beziehung ich z. B. die leicht sich <strong>da</strong>rbieten<strong>de</strong>Gattung Tabanus empfehlen möchte. Mit aller Klarheit sieht man<strong>da</strong>, wie von bei<strong>de</strong>n Endpunkten <strong>de</strong>r Längscommissur die Nervenfasern herkommen,um in <strong>de</strong>r Bahn <strong>de</strong>r Seitennerven auszutreten, aber keineswegserst an dieser Stelle, innerhalb <strong>de</strong>r Substanz <strong>de</strong>r Längscommissuren ihrenAnfang nehmen.Und gera<strong>de</strong> die nähere Erwägung dieses Verhaltens kann uns1971) Es ist je<strong>de</strong>nfalls ein Versehen, wenn es bei Bergmann u. Leuckart (Vergleichen<strong>de</strong>-Anatomieund Physiologie 1852) heisst, die peripherischen Nerven kommen nur aus<strong>de</strong>n Ganglien, nicht aus <strong>de</strong>n Verbindungssträngen hervor. — 2) S. unten „Neuropteren"- —8) S. Unten „Hymenopteren".


198Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.einen Fingerzeig geben, warum diese Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchmarkesnicht aus <strong>de</strong>m Knoten unmittelbar, son<strong>de</strong>rn halbwegs zwischen zweiKnoten <strong>da</strong>s centrale <strong>Nervensystem</strong> verlassen. Wir sehen eben, <strong>da</strong>sses zum Charakter dieser Nerven gehört, ihre fibrillären Elementevon <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n gangliösen Endpunkten <strong>de</strong>r Längscommissuren zuerhalten. Manche <strong>da</strong>von sind aber auch noch in einer an<strong>de</strong>rn Beziehunggemischter Natur, insofern sie mir nicht blos spinale Fasernson<strong>de</strong>rn auch sympathische Elemente zu enthalten scheinen.v Ich möchte diese Meinung namentlich im Hinblick auf die Commissuren-Nerven <strong>de</strong>r Krebse aussprechen, <strong>da</strong> ich bei Porcellio scdber bemerke, wieein Faserbün<strong>de</strong>l sich <strong>de</strong>m Nerven beimischt, welches von <strong>de</strong>r Stelle herkommt,allwo <strong>de</strong>r nachher abzuhan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> mediane Sympathicus in <strong>de</strong>mKnoten <strong>de</strong>s Bauchmarks wurzelt').Die vorgeführten Thatsachen haben ferner eine gewisse Be<strong>de</strong>utungin <strong>de</strong>r Frage, ob die Längscommissuren einfach für verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Nervenzüge zu halten seien, o<strong>de</strong>r ob man <strong>de</strong>nselben,wenn auch selbstverständlich in geringerem Gra<strong>de</strong> als <strong>de</strong>ngangliösen Anschwellungen, <strong>de</strong>n Werth von wirklich centralenAbschnitten <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s zuzugestehen habe.Dem ersten Anblick nach wür<strong>de</strong>n die Seitennerven, welche aus<strong>de</strong>n Commissuren kommen, stark für die letztere Ansicht sprechen,was aber durch die nähere Prüfung über <strong>da</strong>s Herkommen <strong>de</strong>r Fasernvöllig abgeschwächt wird; und ich möchte nicht^ unterlassen, ausser<strong>de</strong>n schon vorhin (S. 197) bezeichneten Fällen auch noch hier <strong>de</strong>nwahren Ursprung <strong>de</strong>r Flügelnerven bei Schmetterlingen festzustellen.Betrachtet man z. B. die Abbildung, welche Newport über die Thoracalganglienvon Sphinx tigustri gegeben hat s ), so könnten wir in <strong>de</strong>rAuffassung, als seien die Längscommissuren echt centrale Partien, uns sehrbestärkt fühlen. Es entstehen dort nämlich die Flügelnerven anit zwei sehrdicken Wurzeln scheinbar wie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Commissuren, welche die bei<strong>de</strong>nThoracalknoten verbin<strong>de</strong>n. Ich habe nun aber <strong>da</strong>s Bauchmark vom Sphinxconvohuli untersucht und mich hiebei überzeugt, <strong>da</strong>ss auch hier die Fasern,welche die Wurzeln <strong>de</strong>r Flügelnerven bil<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>n Thoracalknoten entspringen.Gegen die Meinung, es seien die Längscommissuren mehr alsblos verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Nervenstränge, re<strong>de</strong>t auch <strong>de</strong>r Umstand, <strong>da</strong>ss amletzten Abdominalknoten die Aequivalente <strong>de</strong>r Längscommissurensofort sich als Stämme peripherisch verästeln<strong>de</strong>r Nerven erweisen.Trotz alle<strong>de</strong>m wird man <strong>de</strong>nn doch von <strong>de</strong>m Gesichtspunktaus, <strong>da</strong>ss wir <strong>de</strong>n gesammten Bauchstrang <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mRückenmark <strong>de</strong>r Wirbelthiere vergleichen, immerhin die Längscommissurenin einem gewissen Gra<strong>de</strong> für centrale Partieenund nicht für gewöhnliche Nervenstränge zu betrachtenhaben. Eine nicht unwesentliche Stütze für diese Ansicht1) 8. untrn .Isopo<strong>de</strong>n". — 2 Newport, Phil. Tramaet. 1884. PI. XIV. F. 8. Die LUngScommusurenselber acheinen mir In dieser Figur nach <strong>de</strong>m, was ich bei Sphinm convottmlisehe, su maasig gehalten.


Arthropo<strong>de</strong>n.199gewährt theilweise auch <strong>da</strong>s, was unten über <strong>de</strong>n feineren Bau <strong>de</strong>rCommissuren mitzutheilen sein wird.Eingewei<strong>de</strong>nerven. Die Frage, ob auch bei nie<strong>de</strong>ren ThierenNervenportionen bestehen, welche <strong>de</strong>m Sympathicus höhererGeschöpfe zu vergleichen seien, hat die Zoologen oft beschäftigtund "mancherlei Antworten sind gegeben wor<strong>de</strong>n. Vielleicht kommterst jetzt die Zeit, durch neue Untersuchungen die hierüber bestehen<strong>de</strong>nAnsichten abklären zu können. (Anneli<strong>de</strong>n, S. 147.)Man wird es ganz begreiflich fin<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss frühere Beobachter, <strong>da</strong> ebendie Hilfsmittel und die Metho<strong>de</strong> ihrer Untersuchungen mangelhafter waren,als diess gegenwärtig <strong>de</strong>r Fall ist, in diesem schwierigen Punkte zum Theilin sehr entgegengesetzter Weise sich äusserten.So sprach sich «Cu vi er <strong>da</strong>hin aus, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>ren Thieren sympathischeNerven völlig abgehen, nur <strong>de</strong>n rothblütigen Thieren (Wirbelthieren)komme ein Sympathicus zu.J. Fr. Meckel <strong>de</strong>n Mangel eines eigenen Eingewei<strong>de</strong>nervensystems zugebend,<strong>de</strong>utet die <strong>da</strong>mals bekannten morphologischen Daten in einem gewissenSinn bereits richtiger <strong>de</strong>rart, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>ren Thieren <strong>da</strong>sRückenmark und <strong>de</strong>r sympathische Nerv <strong>de</strong>r Wirbelthiere zu einem einzigenGanzen verschmolzen seien.Wie<strong>de</strong>r An<strong>de</strong>re, welche in <strong>de</strong>r knotigen Beschaffenheit <strong>de</strong>s Bauchmarkes<strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere und <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Sympathicus <strong>de</strong>r Wirbelthiere verwandtschaftlicheBeziehungen ahnten, stellten sofort <strong>de</strong>n Ganglienstrang <strong>de</strong>rEvertebraten und <strong>de</strong>n sympathischen Nerven <strong>de</strong>r höheren Thiere auf EineLinie. Nach dieser letzteren Ansicht sollten somit die nie<strong>de</strong>ren Thiere garkein Gehirn und Rückenmark haben, son<strong>de</strong>rn anstatt <strong>de</strong>m cerebrospinalenSystem vergleichbarer Bildungen ein nur <strong>de</strong>m Sympathicus höherer Thiereentsprechen<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>.Man sieht leicht, <strong>da</strong>ss alle diese Meinungen, wenn auch unter sich weitauseinan<strong>de</strong>rgehend, doch zuletzt <strong>da</strong>rin zusammentrafen, <strong>da</strong>ss sie, in<strong>de</strong>m ebendie directe Beobachtung die Forscher im Stiche liess, <strong>da</strong>s Dasein eines beson<strong>de</strong>renSystems von Eingewei<strong>de</strong>nerven verneinten.An<strong>de</strong>rs gestaltete sich die Frage, als vor ungefähr dreissig Jahrenmehre Autoren so glücklich waren, beson<strong>de</strong>re Nervengruppen aufzufin<strong>de</strong>n,welche gewisse Aehnlichkeiten mit <strong>de</strong>m Sympathicus <strong>de</strong>r höheren Thiere<strong>da</strong>rboten. Den Bemühungen namentlich von Joh. Müller und Brandtgelanges, in<strong>de</strong>m sie von einigen älteren durch Swammer<strong>da</strong>mmund Lyonetam Nashornkäfer und <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>nbohrerraupe gemachten Beobachtungen,sowie ähnlichen Erfahrungen von Treviranus und Suckow am'Flusskrebsund Fichtenspinner ausgiengen, bei vielen Glie<strong>de</strong>rthieren Nervenpartien aufzuzeigen,welche lediglich o<strong>de</strong>r wenigstens vorzugsweise für die Eingewei<strong>de</strong>bestimmt sind.Seit dieser Zeit hat sich die Anschauung ziemlich allgemeinbefestigt, <strong>da</strong>ss auch die Krebse, Spinnen und Insecten <strong>de</strong>m Sympathicusvergleichbare, vom Gehirn kommen<strong>de</strong> gangliöse Nervengeflechtebesitzen und zwar seien dieselben von doppeltem Charakter,entwe<strong>de</strong>r unpaarig in <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s Nahrungskanals befindlicho<strong>de</strong>r paariger Art, also bilateral. Bei<strong>de</strong> Gruppen wurzeln imGehirn und erzeugen beson<strong>de</strong>re Ganglien. In <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>spaarigen und unpaarigen Systems herrsche eine gewisse Wechsel-


200 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Wirkung, so <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s unpaarige bei starker Ausbildung <strong>de</strong>s paarigenoft wenig entwickelt sei, und umgekehrt.Schon aus mehren meiner früheren Angaben und Bezeichnungengeht hervor, <strong>da</strong>ss ich <strong>de</strong>r Ansicht, es seien die obigen Nerven undihre Geflechte die Analoga <strong>de</strong>s Sympathicus <strong>de</strong>r Wirbelthiere, nichtganz beipflichte, son<strong>de</strong>rn nur mit gewisser Einschränkung. Jlach<strong>de</strong>r Art und Weise, wie sich mancher Forscher über fragliche Nervenausdrückt, lässt sich auch kaum verkennen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s nicht völligZutreffen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vergleiches schon öfters gefühlt wor<strong>de</strong>n ist. Es musstedoch etwas stören, <strong>da</strong>ss die sogenannten Eingewei<strong>de</strong>nerven eigentlichnur die Mundtheile, die Speiseröhre und <strong>de</strong>n Magen versorgten; inErwägung <strong>de</strong>ssen vermied man auch wohl die Bezeichnung Sympathicusund sprach von <strong>de</strong>n „Mund-Magennerven", o<strong>de</strong>r selbst einfachvom „Schlundnervensystem".Auch an<strong>de</strong>re unmittelbare Beobachtungen waren nicht recht zuGunsten <strong>de</strong>r jetzt gelten<strong>de</strong>n Ansicht zu verwen<strong>de</strong>n.So hatte vor Jahren schon ein sehr sorgfältiger Forscher, Krohn,am Flusskrebs nachgewiesen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r eigentliche Darm, <strong>de</strong>ssen Functionendoch «zu <strong>de</strong>n unbewussten Lebenswirkungen gehören», zwei nach <strong>de</strong>r ganzenLänge <strong>de</strong>r Seitenwandung verlaufen<strong>de</strong> Nerven besitze, welche mit einemgemeinsamen Stämmeben vom letzten Knoten <strong>de</strong>s Bauchmarks entspringen.Nicht min<strong>de</strong>r mussten die Verhältnisse bei <strong>de</strong>n Spinnen <strong>de</strong>n Ge<strong>da</strong>nken entstehenlassen, <strong>da</strong>ss die vom Gehirn zum Magen treten<strong>de</strong>n Fä<strong>de</strong>n (Epeira,Mygalc), auch wenn man sie für sympathische Nerven erklärt, doch nicht<strong>da</strong>s Ganze <strong>de</strong>s Eingewei<strong>de</strong>nervensystems vorstellen können. Denn unbezweifelbarist ein guter Theil <strong>de</strong>r vom Brustknoten durch <strong>de</strong>n Bauchstielins Abdomen übertreten<strong>de</strong>n Nerven sympathischer Natur, und die z. B. beiPhdlangium ') an diesen Nerven befindlichen stark entwickelten Ganglien<strong>da</strong>rf man wohl füglicber zum Gebiete sympathischer als eerebrospinalerNerven rechnen. Bei Insecten wur<strong>de</strong> oftmals bemerkt, <strong>da</strong>ss die Fortpflanzungswerkzeugeihre Nerven vom letzten Abdominalganglion erhalten.Solche Beobachtungen müssen natürlich fortwährend <strong>de</strong>n Zweifelrege erhalten, ob <strong>da</strong>s vom Gehirn kommen<strong>de</strong> sympathische Systemauch wirklich mit <strong>de</strong>m gleichnamigen Nerven <strong>de</strong>r Wirbelthiere zusammenzustellensei; ob <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r That bei Arthropo<strong>de</strong>n ein sogenanntesvegetatives o<strong>de</strong>r automatisches <strong>Nervensystem</strong> im Gegensatzeeines animalen bestelle. O<strong>de</strong>r ob es nicht vielmehr wahrscheinlichsei, <strong>da</strong>ss. wie sich An<strong>de</strong>re ausdrückten, bei <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>renThieren die vegetativen Lebensvorgänge in grossem Umfange zurKenntniss kommen und in gleicher Weise wie die Verhältnisse <strong>de</strong>rAussenwelt; «lesshalb auch die sogenannten sympathischen Nerven<strong>de</strong>rselben nicht eben so selbständig, ebenso „verschwiegen" sind, wiebei <strong>de</strong>n höheren Thieren.Das Gebiet <strong>de</strong>r Thateachen wur<strong>de</strong> wesentlich erweitert durchNewport. Dieser treffliche Entomologe sprach nicht blos zuerstJ) Sieh m. Tafeln i. vergleichend. Anat. Taf. VIII, fg. »,g.


Arthropo<strong>de</strong>n.201bestimmter aus, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r unpaare Theil <strong>de</strong>s sogenannten Sympathicus<strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere nach seinem Ursprung und nach seiner Vertheilungim Schlund, Magen und Herz ungleich besser <strong>de</strong>m zehnten Hirnnervenpaare<strong>de</strong>r Wirbelthiere, <strong>de</strong>m Nervus vagus o<strong>de</strong>r pneumogastricuszu vergleichen sei, son<strong>de</strong>rn er lehrte auch eine neue Gruppevon.|ferven kennen, die vorzugsweise zu <strong>de</strong>n Respirationsorganengehen und gemischter Natur seien. Er nannte sie Nervi accessoriio<strong>de</strong>r Nervi transversi.Die erste Ent<strong>de</strong>ckung dieser Nerven an <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>nbohrerraupegehört Lyonet an. Newport zeigte, <strong>da</strong>ss sich'die Nerven anGebil<strong>de</strong> verbreiten, <strong>de</strong>ren Thätigkeit theilweise <strong>de</strong>r Willkür entzogenist, und obschon unser Autor unterlassen hat, fragliche Nervengera<strong>de</strong>zu einer bestimmten Abtheilung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s höhererThiere zu vergleichen, so giebt er doch mehrfache An<strong>de</strong>utungen,<strong>da</strong>ss sie ins Gebiet <strong>de</strong>s Sympathicus gehören mögen. Auch wer<strong>de</strong>nseit dieser Zeit die Nervi transversi in <strong>de</strong>n Hand- und Lehrbüchernimmer in Gemeinschaft mit <strong>de</strong>n Mundmagennerven genannt.Bevor ich meine eigenen Beobachtungsergebnisse und <strong>da</strong>raus gebil<strong>de</strong>tenAnsichten vorzulegen mir erlaube, möchte ich noch <strong>da</strong>rauf hinweisen, <strong>da</strong>ssselbst Joh. Müller, <strong>de</strong>r doch gewöhnlich als Hauptvertreter <strong>de</strong>r Meinung,es stellten die vom Gehirn kommen<strong>de</strong>n Mundmagennerven <strong>de</strong>n Sympathicusvor, gilt, keineswegs sehr stark an dieser Ansicht hieng.Es geht solches <strong>de</strong>utlich hervor aus <strong>de</strong>m Bericht, welchen er über dieNewport'schen Nervi respiratorii abstattete *). Er müsse sich selbst, sagter, <strong>de</strong>n Einwurf machen, ob die vom Gehirn kommen<strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong>nervenalle <strong>de</strong>m Sympathicus entsprechen und müsse als möglich anerkennen, <strong>da</strong>ssin ihnen sowohl Elemente <strong>de</strong>s Vagus als <strong>de</strong>s Sympathicus <strong>de</strong>r Wirbelthiereenthalten sein können. Der Grund aber, warum Joh. Müller sich nichtsofort zu einer bestimmten Abän<strong>de</strong>rung seiner Ansicht verstand, lag offenbarin <strong>de</strong>r <strong>da</strong>maligen noch viel geringeren Kenntniss <strong>de</strong>r Natur verschie<strong>de</strong>nerNervenfasern, als wir sie jetzt haben. Dazumal gelang es Nieman<strong>de</strong>n, beiGlie<strong>de</strong>rthieren Nervenfasern nachzuweisen, welche von <strong>de</strong>n cerebrospinalenverschie<strong>de</strong>n und etwa sympathischer Natur seien. Auch Joh! Müllerkennt bei Insecten solche Fasern noch nicht und spricht gera<strong>de</strong>zu aus, <strong>da</strong>sszu einem Nachweis <strong>de</strong>rselben noch wenig Hoffnung vorhan<strong>de</strong>n sei.Unpaarer Schlundnerv. Den unpaaren Schlundnerven habeich an verschie<strong>de</strong>nen Insecten näher geprüft. Ich habe mich zuerstan mehren Käfern, wie Bytiscus marginalis 2 ), Meloe rugosum,Telephorus und an<strong>de</strong>rn überzeugt, <strong>da</strong>ss seine bei<strong>de</strong>n Wurzeln von<strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>r fläche (nicht Vor<strong>de</strong>rran<strong>de</strong>, wie man <strong>da</strong> und "dort liest)<strong>de</strong>s Gehirns dicht neben <strong>de</strong>n Antennennerven, nach innen von diesenentspringen und zwar so nahe, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Anfang <strong>de</strong>s Antennennervenund jener <strong>de</strong>r Schlundnervenwurzel fast zusammenfällt. Die zweiWurzeln, in<strong>de</strong>m sie <strong>da</strong>nn nach vorne gehen, bil<strong>de</strong>n eine Schhnge,1) Joh. Müller, Archiv für Anatomie u. Physiologie. 1837. S. LXXXV. — 2) Sieh.meine Tafeln zur vergleichend. Anat. Taf. IX, fg. l, C, D.


202 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.<strong>de</strong>ren Gipfel von einem dreieckigen auf <strong>de</strong>m Schlund liegen<strong>de</strong>nGanglion (Ganglion frontale) eingenommen wird.Diess Ganglion stimmt in seinem feineren Bau, wie weiterunten zur Sprache kommen wird, in einer Eigenschaft mit <strong>de</strong>ncentralen Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks überein, und insoweit bis jetetmeine Erfahrungen reichen, will es mir scheinen, als ob die GflÄglien<strong>de</strong>s paarigen Abschnittes <strong>de</strong>r Mundmagennerven diess Merkmal —<strong>da</strong>s Vorhan<strong>de</strong>nsein einer centralen Punktsubstanz — nicht besässen.Ausser <strong>de</strong>m unpaaren Nerven, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>r oberen Hirnportionnach hinten auf. die Rückenfläche <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s sich wen<strong>de</strong>t, gehennoch häufig aus <strong>de</strong>m Ganglion selbst ein o<strong>de</strong>r mehre feine Aestenach vorn zu <strong>de</strong>n oberen Mundtheilen.Der unpaare Nerv, Nervus recurrens, entsen<strong>de</strong>t während seinesVerlaufes am Schlund, man könnte fast sagen, wie gefie<strong>de</strong>rt, eineMenge feiner Nerven in die Muskelhaut <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s, und durchdie Weitervertheilung <strong>de</strong>rselben kommen förmliche Geflechte mitabermaligen kleingangliösen Knotenpunkten zu Stan<strong>de</strong>.In ein grosses Ganglion schwillt <strong>de</strong>r Stammnerv selbst wie<strong>de</strong>r an,wenn er die Magengegend erreicht hat.Bei Bytiscus sowohl als auch bei Telephorus zeigt mir dieses Magenganglionnicht mehr <strong>de</strong>n centralen Charakter <strong>de</strong>s Ganglion frontale, son<strong>de</strong>rnstimmt durch <strong>de</strong>n Mangel einer molekularen Innensubstanz mit <strong>de</strong>n Ganglien<strong>de</strong>s paarigen Systems überein.Paarige Schlundnerven. Das paarige System selber beginnthinter <strong>de</strong>m,Gehirn und zwar kommt bei <strong>de</strong>n Insecten, wie ich eswenigstens bei Telephorus und Dytiscus wahrnehme, die Wurzelje<strong>de</strong>rseits gera<strong>de</strong> <strong>da</strong> aus <strong>de</strong>r Hinterfläche <strong>de</strong>s Gehirns, wo die verbreiterteBasis <strong>de</strong>r Hirncommissuren Bich befin<strong>de</strong>t, also eigentlichgenau entsprechend <strong>de</strong>r Stelle, wo von <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rfläche <strong>de</strong>s Gehirnsdie Wurzeln <strong>de</strong>s unpaaren Systems ausgehen. Die WurzelL>t in <strong>de</strong>n genannten Fällen ziemlich lang und steht mit gangliösenPartien zur Seite <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s in Verbindung.Diese letzteren sind als Ganzes betrachtet viel umfänglicher als<strong>de</strong>r Stirnknoten und zerfallen in mehre Abschnitte; bei Käfern, woich sie zunächst am be>ten kenne, in einen kleinen rundlichen undin einen grösseren länglichen Knoten, die durch einen o<strong>de</strong>r mehreNerven zusammenhängen. Die <strong>de</strong>n Ganglien entstammten Nervenverlieren sich auf <strong>de</strong>m Schlün<strong>de</strong>.Ich habe hier gewissermassen nur als Beispiel die Verhältnissebei Insecten auseinan<strong>de</strong>rzusetzen gesucht, ohne auf an<strong>de</strong>re Arthropo<strong>de</strong>neinzugehen, <strong>de</strong>ren Beson<strong>de</strong>rheiten unten aufgezählt wer<strong>de</strong>n.In diesem Augenblicke ist es mir wesentlich um die Deutungfraglicher Nerven zu thun, und in welcher Richtung ich diese suchenmöchte, ist schon aus <strong>de</strong>m, wa» ich früher von <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>nPartien <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n mitzutheihn hatte, abzunehmen.


Arthropo<strong>de</strong>n.203Gleichwie ich dort <strong>da</strong>s System <strong>de</strong>r Mundmagennerven wegenseiner Vertheilung und wegen seines histologischen Verhaltens und<strong>de</strong>m Dasein eines beson<strong>de</strong>ren von genanntem System verschie<strong>de</strong>nen„Magennerven" für Hirnnerven zu erklären hatte, so möchte ichbezüglich <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n und aus ähnlichen Grün<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n sogenanntenMundmagennerven Aequivalente von Cerebralnerven, amnächsten Elemente <strong>de</strong>s Vagus, erblicken. Und zwar gilt mir <strong>da</strong>spaarige und unpaarige System zusammen als Eine Nervengruppe,was zwar bei Hirudineen sinnenfälliger als bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n ist,aber doch auch bei Arthropo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Beobachter nicht entgehenkann. (Sieh, auch S. 194.)Obschon ich nun <strong>de</strong>n eigentlichen Sympathicus <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n anan<strong>de</strong>ren Stellen <strong>de</strong>s Bauchmarkes suche, so glaube ich doch gleich hier bemerkenzu können, <strong>da</strong>ss keineswegs die Mundmagennerven ausschliesslichcerebraler Natur sind, son<strong>de</strong>rn auch sympathische Fasern <strong>de</strong>nselben eingeflochtensein können. Einen bestimmteren Anhaltspunkt hiefür giebt mirdie Larve von* Aeshnq grandis. Dort hat zwar <strong>de</strong>r unpaare Schlundnervdie Tracht cerebraler Nerven, aber ein an<strong>de</strong>rer viel feinerer und bald sichverzweigen<strong>de</strong>r Nerv,, <strong>de</strong>r ebenfalls vom Ganglion frontale ausgeht, besitzt,in<strong>de</strong>m ich späteren Mittheilungen vorgreife, jenen eigenthümlichen hellenHabitus, <strong>de</strong>.r die rein sympathischen Nerven auszeichnet. Auch uas, wasich unten über <strong>de</strong>n feineren Bau <strong>de</strong>s unpaaren Schlundnerven selber vorzulegenhabe, weist auf eine gemischte Natur dieses Nerven hin.Der eigentliche Sympathicus. Den eigentlichen Sympathicus<strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere, wenn er eine gewisse Selbständigkeiterlangt hat, glaube ich in <strong>de</strong>n Newport'sehen Nervi respiratoriio<strong>de</strong>r Nervi transversi zu fin<strong>de</strong>n; und obschon sich bei mir während•<strong>de</strong>r Untersuchung dieser Ge<strong>da</strong>nke von selber entwickelt und festgesetzthat, so. habe ich doch hier <strong>de</strong>s französischen BeobachtersBlanchard zu ge<strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>r schon früher dieselbe Ansicht scharfund bestimmt aussprach, sich <strong>da</strong>bei freilich nur auf allgemeine morphologischeGrundsätze stützend *).Die Aehnlichkeiten zwischen <strong>de</strong>n Newport'sehen Nerven <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiereund <strong>de</strong>m Sympathicus lassen sich nach meiner Meinung weit verfolgen.Legen wir uns z. B. <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von Locusta viridissima *)vor Augen, ein Thier, an <strong>de</strong>m die Verhältnisse sehr <strong>de</strong>utlich sind, so sehenwir zunächst, <strong>da</strong>ss zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarkesein medianer Nerv herabzieht s ). Wir bemerken <strong>da</strong>nn bald weiter<strong>da</strong>ran, <strong>da</strong>ss eFTceuTe'SWegs'einen eigenen continuirlichen Fa<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>t un<strong>de</strong>twa ohne Unterbrechung vom ersten bis zum letzten Ganglion verläuft,son<strong>de</strong>rn es zeigt sich, <strong>da</strong>ss er immer wie<strong>de</strong>r zwischen je zwei Ganglienwurzelt, sich <strong>da</strong>nn aber je<strong>de</strong>smal auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Ganglien in zwei quereAeste theilt, die, nach<strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r in ein längliches Ganglion angeschwollen,mit <strong>de</strong>n Spinalnerven sich verbin<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>ren Bahn so lange verlaufen,bis sie zur Peripherie kommen.1) Ann. d. tc. nat. 1858. — 2) Sieh. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. VI, fg. 3, d. —3) Zur Zelt, als ich <strong>da</strong>s Thier zerglie<strong>de</strong>rte, waren nur ungeflügelte Exemplare (o<strong>de</strong>r Larven)zu haben. — Näheres sieh, unter „Orthopteren".


204 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Von beson<strong>de</strong>rer Wichtigkeit für unsere Deutung ist aber, <strong>da</strong>ss sich auf<strong>de</strong>n ersten Blick eine Verschie<strong>de</strong>nheit in <strong>de</strong>r inneren Natur dieserNerven gegenüber <strong>de</strong>n Spinalnerven kundgiebt.An frischen, sorgfältig behan<strong>de</strong>lten Präparaten kann es <strong>de</strong>m Beobachterkaum entgehen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r mediane Nerv und seine Gabelüste einen entschie<strong>de</strong>nhelleren und zarteren Habitus au sich haben, als die Längscommissurenund die Seitennerven <strong>de</strong>r Bauchmarksganglien; <strong>da</strong>nn auch zweitens,<strong>da</strong>ss die faserigen Elemente in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Nervenpartien sich etwas abweichendverhalten. Und diese, ich wie<strong>de</strong>rhole, innere Verschie<strong>de</strong>nheit bleibtauch <strong>da</strong>nn noch bestehen, wenn die Thiere einen Tag lang in Weingeistaufbewahrt waren; selbst <strong>da</strong>nn noch besitzen die medianen Nerven ein hellesAussehen, während die Spinalnerven einen stark gelben Ton angenommenhaben.Ein ebenfalls sehr gewöhnlich vorkommen<strong>de</strong>s Insect, <strong>da</strong>s Goldhähnchen(Cardbus auraius) weist in an<strong>de</strong>rer aber vielleicht noch bestimmterer Weiseauf <strong>de</strong>n histologisch verschie<strong>de</strong>nen Bau <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>rlei Nerven hin.Hier wird <strong>de</strong>r mediane Theil <strong>de</strong>s Sympathicus vertreten durch einenkurzen Nerven, <strong>de</strong>r vom oberen und vor<strong>de</strong>ren Theil <strong>de</strong>r Bauchknoten entspringtund <strong>da</strong>nn in ein rundliches Ganglion anschwillt '). Die vom Ganglionnach bei<strong>de</strong>n Seiten hin abgehen<strong>de</strong>n Nerven s ) mischen ihre Fasern <strong>de</strong>nSpinalnerven <strong>de</strong>s Bauchmarkes bei, stechen aber von <strong>de</strong>n Primitivfasern <strong>de</strong>rletzteren nicht blos durch helles Aussehen ab, sou<strong>de</strong>rn auch <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>sssie durch Theilung und Wie<strong>de</strong>rvereinigung ein förmliches Geflecht erzeugen,<strong>de</strong>ssen Elemente zunächst unterhalb <strong>de</strong>s Neurilemms, also zwischen Neurilemmund <strong>de</strong>r Fasermasse <strong>de</strong>r Seitennerven ihren Lauf fortsetzen.Noch interessanter sind die Verhältnisse bei <strong>de</strong>n Bienen und Hummeln,und namentlich zum ersten Studium empfehlen sich die grossenweiblichen Exemplare von Bombus.Man verfahre bei <strong>de</strong>r Präparation so, <strong>da</strong>ss man Thiere, die im Weingeistgetödtet wur<strong>de</strong>n und etwa eine Stun<strong>de</strong> <strong>da</strong>rin lagen, mittelst einerscharfen S ( heere etwa in <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Darms durchschnei<strong>de</strong>t, also in eineventrale und in eine dorsale Hälfte zerlegt. Nach<strong>de</strong>m man unter Wasserdie Eingewei<strong>de</strong> entfernt bat, durchschnei<strong>de</strong> man wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r ScheereMu-kelu und Haut je<strong>de</strong>rseits in einiger Entfernung vom Bauchmark undman kann jetzt von <strong>de</strong>m übriggebliebenen Mittelstück die Ganglionkctte abstreifenund leicht auf <strong>da</strong>s Glas auffangen, ohne <strong>da</strong>ss dieselbe wesentlichgelitten hätte.E« zeigt sich jetzt z. B. bei Bombus terrestris *) am Vor<strong>de</strong>rrand <strong>de</strong>r vierAbdominalknoten ein medianes, rundliches gestieltes Ganglion, ähnlich wie beiCarauus, wobei es auch als individuelle Bildung vorkommt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Stiel amersten Baucliknoten sich lang ausgezogen hat, so <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s sympathischeGanglion weit nach vorne an die eine <strong>de</strong>r Längscommissuren durch feine,Tracheen leiten<strong>de</strong> Fädchen befestigt ist, <strong>de</strong>r Stiel selber aber o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mediaueSympathicus als<strong>da</strong>nn auch etwas entfernt vom ersten Bauchknoten indie eine <strong>de</strong>r Längscommissuren, <strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Ganglion angeheftet ist, sich einsenkt.Wichtig wird <strong>da</strong>s, was man an <strong>de</strong>n spinalen Seitennerven <strong>de</strong>r Bauchknotenwahrnimmt. Aus <strong>de</strong>n Abdominalknoten geht je<strong>de</strong>rseits nur EinSeitennerv hervor, <strong>de</strong>r sich in einiger Entfernung vom Bauchganglion gabelt;unmittelbar i) sieh. m. an Tafeln seiner *. vergleichend. Abgangsstellc Anat vom Taf. spinalen IX, fg. », Knoten d. - 2) a. liegt a. 0. ein e. - im S) a. Allgemeinen" VII, fg. läriglicnes l, B, d, £, sympathisches m, n.Ganglion auf. Es schickt mehrea. O.zarte


Arthropo<strong>de</strong>n.Wurzeln in <strong>de</strong>n spinalen Knoten, seine Hauptausläufer gehen aber peripherisch,win<strong>de</strong>n sich anfänglich auf <strong>de</strong>m spinalen Seitennerven fort bis sievor seiner Gabelung ihre Elemente <strong>de</strong>n spinalen Primitivfasern beimischenDas ist <strong>da</strong>s typische Verhalten, im Einzelnen sieht man mancherlei wechseln<strong>de</strong>Verhaltnisse. So können die vom sympathischen Ganghon kommen<strong>de</strong>nNerven vor ihrer Einsenkung in <strong>de</strong>n spinalen Seitennerven abermals gangliösanschwellen, o<strong>de</strong>r sich während ihres Verlaufes geflechtartig verbin<strong>de</strong>n.Was nun aber ferner als sehr beachtenswert erscheinen muss, ist dieThatsache, <strong>da</strong>ss, nach<strong>de</strong>m die Ausläufer <strong>de</strong>s sympathischen Ganglion ihreFasern <strong>de</strong>n Fasern <strong>de</strong>r spinalen Seitennerven beigemischt haben, von letzterem<strong>da</strong>nn ein Nerv *) sich abzweigt, <strong>de</strong>r entschie<strong>de</strong>n nicht spinalerson<strong>de</strong>rn wie<strong>de</strong>r sympathischer Natur ist.Und worauf, könnte man fragen, stützt sich diese Behauptung? Sieist gegrün<strong>de</strong>t einmal <strong>da</strong>rauf, <strong>da</strong>ss ge<strong>da</strong>chter Nerv sich durch helles Aussehenebenso von <strong>de</strong>n übrigen Verzweigungen <strong>de</strong>s spinalen Nerven unterschei<strong>de</strong>t,wie schon die Wurzeln und Ausläufer <strong>de</strong>s sympathischen Ganglionssich hiedurch vor <strong>de</strong>n Seitennerven auszeichneten; <strong>da</strong>nn aber zweitens <strong>da</strong>durch,<strong>da</strong>ss dieser sympathische Nerv fortwährend kleinere und grössereperipherische Ganglien entwickelt, ja bei scharfem Zusehen stellt sich heraus,<strong>da</strong>ss selbst einzelne abgehen<strong>de</strong> Fasern von Stelle zu Stelle in ihrem Innerneinen Nucleus sammt körniger Umhüllungsmasse, gewissermassen bipolareGanglienkugeln in <strong>de</strong>r Anlage besitzen. Diese sympathischen Nerven tretennicht blos unter sich in geflechtartige Verbindung, son<strong>de</strong>rn legen sich auchim weiteren Verlaufe wie<strong>de</strong>r an spinale Zweige, um streckenweis mit ihnenzu verlaufen.Man sieht also bei Bombus nicht blos <strong>da</strong>s medianesympathische Ganglion, son<strong>de</strong>rn auch paarige Seitenganglien,und endlich durch Habitus und feineren Bauwohl geschie<strong>de</strong>ne sympathische Nerven als Zweigealler Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchmarkes.Es könnte bei Dem, welcher noch am Anfang <strong>de</strong>r Untersuchung steht,<strong>de</strong>r Ge<strong>da</strong>nke aufsteigen, ob diese <strong>de</strong>n Seitennerven anliegen<strong>de</strong>n Gangliennicht eher <strong>de</strong>n Spinalknoten <strong>de</strong>r Wirbelthiere vergleichbare Bildungen wären,wesshalb eigends noch bemerkt sein mag, <strong>da</strong>ss eine <strong>de</strong>rartige Ansicht nichtblos durch <strong>da</strong>s bereits Vorgetragene als unhaltbar sich erweist, son<strong>de</strong>rn auchdurch die Abän<strong>de</strong>rungen, welche man bei an<strong>de</strong>rn Hymenopteren sieht. BeiCimbex varidbilis z. B. treten aus <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes je<strong>de</strong>rseitszwei Seitennerven; <strong>da</strong>s fragliche sympathische Ganglion erscheint hier weitentfernt vom Abdominalknoten und zwar am vor<strong>de</strong>m Seitennerven, hat einecentral gehen<strong>de</strong> Wurzel, die sich <strong>de</strong>m Seitennerven einfügt, sowie einenperipherischen Strang, <strong>de</strong>r sich weiter nach aussen ebenfalls in <strong>de</strong>n Seitennerveneinsenkt.Aber die zuletzt mitgetheilten Fälle (Bombus, Cimbex) können uns aufetwas An<strong>de</strong>res noch aufmerksam machen.Wenn wir sehen, <strong>da</strong>ss ein Abdominalknoten vorne ein medianes Ganglionbesitzt, sowie seitlich nach hinten paarige Ganglien, so liegt es nahe,zu sagen, <strong>da</strong>ss sich hier an <strong>de</strong>n Abdominalknoten dieselbe Bildung wie<strong>de</strong>rholt,wie man sie seit Langem vom Gehirn kennt, <strong>da</strong>s heisst, es liesse sichin <strong>de</strong>m medianen Ganglion eines Abdominalknotens <strong>da</strong>s Homologon <strong>de</strong>s sogenannten1) Sieh. a. Stirnganglions a. O. n«. <strong>de</strong>s Gehirns, sowie in <strong>de</strong>n Seitenganglien die Homologa<strong>de</strong>r sogenannten .paarigen Eingewei<strong>de</strong>nerven, wie sie von <strong>de</strong>r Hinterfläche<strong>de</strong>s Gehirns entstehen, erblicken., Ich meine, man könne sich morpho-205


206 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.logischerseits mit einer solchen Auffassung einverstan<strong>de</strong>n erklären, ohne mit<strong>de</strong>r oben aufgestellten Ansicht über die physiologische Be<strong>de</strong>utung in Wi<strong>de</strong>rspruchzu gerathen.Ein geson<strong>de</strong>rtes sympathisches System, wie es im Voranstehen<strong>de</strong>nerörtert wur<strong>de</strong>, lässt sich in grösserer Verbreitung erkennen, alsbisher bekannt gewesen ist. Newport wiess <strong>da</strong>sselbe bei Lepidopteren,Koleopteren und Orthopteren nach; ich überzeugtemich vom Dasein <strong>de</strong>sselben nicht blos bei <strong>de</strong>n genanntenOrdnungen, son<strong>de</strong>rn auch bei Hymenopteren und N e u r o p-t e r e n *).Auch bei manchen Krebsen ist <strong>de</strong>r mediane Nerv <strong>de</strong>utlichvorhan<strong>de</strong>n *); ich sehe <strong>de</strong>nselben bei Lan<strong>da</strong>sseln (Oniscus, Porcellio),<strong>de</strong>r Wasserassel (Asellus) und ebenso klar auch bei <strong>de</strong>n Rollasseln(Armadillo). Die peripherischen Nerven, welche zu ihm gehören(Nervi transversi), sind zum Theil jene Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchmarkes, welche nicht von <strong>de</strong>n Ganglien, son<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>n Längscommissurenabgehen. Diesen scheinen, was schon oben 3 ) vorgebrachtwur<strong>de</strong>, die <strong>de</strong>m medianen Nerven entstammen<strong>de</strong>n Elementesich beizumischen. Dass auch <strong>da</strong>mit auf die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Seitennerven,welche von <strong>de</strong>n Längscommissuren kommen, ein neues Lichtgeworfen wird, braucht wohl kaum beson<strong>de</strong>rs hervorgehoben zuwer<strong>de</strong>n.Der Sympathicus <strong>de</strong>r Wirbelthiere hat durchweg einen paarigenCharakter. Vergleicht man <strong>de</strong>n medianen Nerven <strong>de</strong>s Bauchmarkesbei Artliropo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Sympathicus, so wür<strong>de</strong> er anscheinend durchseinen unpaaren Charakter sich von <strong>de</strong>mjenigen <strong>de</strong>r Wirbelthiereunterschei<strong>de</strong>n. Allein ich habe die Uebergänge zwischen <strong>de</strong>r paarigenund unpaarigen Form so bestimmt wahrgenommen, <strong>da</strong>ss diesemDifferenzpunkt keine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zukommen wür<strong>de</strong>.Ich empfehle zu dieser Untersuchung die Larven von Aeshna grandis *).Hier kann man -ich vergewissern, <strong>da</strong>ss an <strong>de</strong>m ersten Ganglion <strong>de</strong>s Brustkasten*,allwo <strong>de</strong>r Sunpathicus beginnt, zwei zwar kurze aber scharf gesondirtrmediane Stämmchen <strong>da</strong> sind, ebenso noch am folgen<strong>de</strong>n Knoten.Erst \om nächsten Ganglion an fin<strong>de</strong>t sich ein einfacher medianer sympathischerNerv, und es folgt <strong>da</strong>raus, <strong>da</strong>ss auch bei diesem Glie<strong>de</strong>rthier <strong>de</strong>rpaarige Charakter <strong>de</strong>s Sympathicus <strong>de</strong>r ursprüngliche ist.Endlich wäre aber noch ein Unterschied zu beachten, <strong>de</strong>r sichin <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Sympathicus zum Rückenmark bei Wirbelthierenund bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n zum Bauchmark, kundgiebt, ein Unterschied,<strong>de</strong>r 6ich aber vielleicht ebenfalls begreifen und ausgleichenlässt.Bei <strong>de</strong>n Wirbelthieren liegt <strong>de</strong>r Sympathicus unterhalb <strong>de</strong>sRückenmarks, bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n gehört er <strong>de</strong>r oberen Flächel, L'eber diese Gruppen vergl. die Einzelbeobachtungen unter „Insecten". - ») MulnuTafeln *. > .-rgl. Anat. Taf. VI, fg. 7, b. — 3) 6. Seit« 198. — i) Sieb. m. Tafeln *. vergleichend.A.-at. Taf. V. I„- 6, a.


Arthropo<strong>de</strong>n.207<strong>de</strong>s Bauchmarks an. Gera<strong>de</strong> dieses Lagenmgsverhältniss, in welchem<strong>de</strong>r fcJymp"ätEicus <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n zum Bauchmark steht, nöthigtuns fast, die Frage von <strong>de</strong>r „Einheit <strong>de</strong>s Bauplanes" hier wie<strong>de</strong>r zuberühren.Als mau sich nämlich überzeugt hatte, <strong>da</strong>ss die Ganglienkette <strong>de</strong>rArthropo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Rückenmark <strong>de</strong>r Wirbelthiere zu vergleichen sei, somusste man in Anbetracht <strong>de</strong>r in bei<strong>de</strong>n Thierkreisen so verschie<strong>de</strong>nen Lage<strong>de</strong>s Organs entwe<strong>de</strong>r mit Meckel sagen, <strong>da</strong>s Rückenmark wan<strong>de</strong>re bei"<strong>de</strong>nGlie<strong>de</strong>rthieren an die untere Fläche <strong>de</strong>s Körpers, tief unter <strong>de</strong>n Darmkanal,während es bei <strong>de</strong>n Wirbelthieren <strong>de</strong>nselben von oben be<strong>de</strong>cke, o<strong>de</strong>r manmusste — und Geoffroy Saint Hilaire hat diese I<strong>de</strong>e zuerst vorgetragen— annehmen, <strong>da</strong>ss die Lage <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Organsysteme zu einan<strong>de</strong>r auchbei <strong>de</strong>n Glie<strong>de</strong>rthieren sich nicht verän<strong>de</strong>rt habe, son<strong>de</strong>rn die gleiche gebliebensei, wohl aber habe <strong>da</strong>s ganze Thier seine Stellung zum Bo<strong>de</strong>ngeän<strong>de</strong>rt. Die Glie<strong>de</strong>rthiere seien auf <strong>de</strong>n Rücken gestellten Wirbelthierenzu vergleichen.Obschon ich nun <strong>de</strong>r Ansicht bin, <strong>da</strong>ss sich in solchen allgemeinerenAnschauungen nie eine Eintracht <strong>de</strong>r Beobachter bil<strong>de</strong>n wird, <strong>da</strong> sich <strong>de</strong>rgleichenI<strong>de</strong>en immer nur bis zu einem gewissen Gra<strong>de</strong> auf <strong>da</strong>s Thatsächlichestützen können, so ist doch kaum abzuweisen, <strong>da</strong>ss die Lage <strong>de</strong>sSympathicus nach oben vom Bauchmark, wie wir es bei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>ngewahren, in überraschen<strong>de</strong> Harmonie mit <strong>de</strong>m Ge<strong>da</strong>nkengang <strong>de</strong>s französischenForschers tritt. Wenn Glie<strong>de</strong>rthiere auf <strong>de</strong>n Rücken gestelltenWirbelthieren zu vergleichen sind, und die Organe dieselbe Lage zu einan<strong>de</strong>rbehaupten,so muss — könnte man von vorneherein sagen — <strong>de</strong>r Sympathicusbei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n die Lagerung annehmen, die er in Wirklichkeithat.Der im Vorausgegangenen abgehan<strong>de</strong>lte Sympathicus, insoferner gleich vom Bauchmark weg beson<strong>de</strong>re Wurzeln und Ganglienbesitzt, ist in<strong>de</strong>ssen bis jetzt nur bei gewissen Ordnungen <strong>de</strong>r Insectenund Krebse nachgewiesen wor<strong>de</strong>n, auch lässt sich schon jetzt behaupten,<strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rselbe in eben bezeichneter Form keineswegs beiallen Arthropo<strong>de</strong>n sich vorfin<strong>de</strong>t. Unter <strong>de</strong>n Insecten z. B. vermisseich ihn bei <strong>de</strong>n Dipteren. Allein seine Elemente fehlen auchhier nicht.Löse ich z. B. bei Musca domestica <strong>da</strong>s Brustganglion sammt Nervenmöglichst weit und behutsam heraus, so zeigt sich, <strong>da</strong>ss an <strong>de</strong>n Spinalnerven,in einiger Entfernung vom Brustknoten Nerven abgehen, welchedurch hellen Habitus, sowie durch allmählige Entwicklung peripherischerGanglien sich durchaus an die nicht bezweifelbaren sympathischen Nervenvon Bombus, Gryllotalpa anschliessen. Wenn also auch hier ein geson<strong>de</strong>rterSympathicus zu fehlen scheint, so fehlen doch nicht sympathischeNervenfasern.Mir scheinen eben auch hierin die Verhältnisse <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere<strong>de</strong>njenigen <strong>de</strong>r höheren Thiere ähnlich zu sein. Auch bei <strong>de</strong>nletzteren ist ja genauer genommen <strong>de</strong>r Sympathicus kein EinzigerNerv, son<strong>de</strong>rn kommt so zu Stan<strong>de</strong>, <strong>da</strong>ss Zweige von Spinal- o<strong>de</strong>rspinalartigen Hirnnerven zu <strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong>n gehen und <strong>da</strong>bei zuvorihre Fä<strong>de</strong>n austauschen, wobei als ganz beson<strong>de</strong>res wesentlichesMoment hinzukommt, <strong>da</strong>ss die Fä<strong>de</strong>n eine eigene Art Nerven-


208 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.fasern enthalten, die man eben als sympathische bezeichnet. Alsdrittes wichtiges Merkmal zur Bildung <strong>de</strong>s Sympathicus tritt hinzudie Einschaltung von Ganglien. Durch all' dies kann <strong>de</strong>r Sympathicus,in<strong>de</strong>m seine Eingewei<strong>de</strong>äste auch noch durch Längscommissurensich verbin<strong>de</strong>n, ein gewisses einheitliches Ganzes wer<strong>de</strong>n, inanatomischer Beziehung sowohl als in physiologischer.Aber auch bei Wirbelthieren sind die Fälle gar nicht selten,<strong>da</strong>ss solche Verbindungen <strong>da</strong> und dort eingehen, die Selbständigkeit<strong>de</strong>s Sympathicus somit schwin<strong>de</strong>t und die sympathischen Fasern fastdurchweg in <strong>de</strong>n cerebro-spinalen Bahnen verlaufen.Unter diese Anschauung bringe ich <strong>de</strong>nn auch die Gestaltungsverhältnisse<strong>de</strong>s Sympathicus <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere. Wo er anscheinendfehlt, mangeln doch nicht seine histologischen Elemente, d. h. dieorganischen o<strong>de</strong>r sympathischen Fasern; aber diese sind in <strong>da</strong>s System<strong>de</strong>r sensoriell-motorischen Nerven eingewebt und verlaufen somit ganzo<strong>de</strong>r theilweise in <strong>de</strong>r Bahn <strong>de</strong>r Spinalnerven zu <strong>de</strong>n Theilen, welchesie versorgen sollen.Fragt man aber nach <strong>de</strong>n Organen, für welche hauptsächlichdie bezeichneten sympathischen Nerven bestimmt sind, so scheinenes die Tracheen zu sein. Ich habe mehrmals <strong>de</strong>utlich gesehen, <strong>da</strong>sssich ihre En<strong>da</strong>usläufer an die Athemröhren verlieren.Nervenskelet. Bei vielen Arthropo<strong>de</strong>n treten mit <strong>de</strong>n Nervencentrennicht blos weiche Stränge und Bän<strong>de</strong>r als Befestigungsmittelauf, son<strong>de</strong>rn man bemerkt auch harte chitinisirte Fortsätze<strong>de</strong>s Hautskeletes nach innen, welche <strong>de</strong>m Gehirn und Bauchmarkzur Stütze dienen o<strong>de</strong>r dieselben schützend umgeben.Sie bestehen theils aus einfachen stab- und bogenförmigen Bildungen,theüs aus gegabelten Stücken, ein an<strong>de</strong>rmal verbin<strong>de</strong>n sichsolche Theile durch Querbalken, so <strong>da</strong>ss auf diese Weise mannigfaltigzusammengesetzte Gerüste zu Stan<strong>de</strong> kommen.Im Räume <strong>de</strong>s Kopfes z. B. von Bytiscus 1 ), llydrophüus, sieht mau<strong>de</strong>rgleichen complizirte Skeletformen, welche <strong>da</strong>s Gehirn tragen undschirmen. Nicht min<strong>de</strong>r sind die Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks innerhalb <strong>de</strong>sBrustkastens (nicht mehr im Abdomen) von solchen Hornleisten und Hornbögengestützt und überbrückt. Es sei erwähnt, <strong>da</strong>ss schon Cuvier zumTheil <strong>da</strong>von wusste, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>nn aber namentlich Carus d. ä. auf diese Bildungenaufmerksam gemacht hat').Ausser vielen Käfern, <strong>de</strong>n schon genannten Gattungen, ferner Lucanus,sind namentlich Orthopteren (Locttsla, JJcdictts, Acridium, Gryllotalpa)und Hymenopteren (Vespa crabro i. B.) als Insecten zu bezeichnen, <strong>de</strong>reninneres Skelet zum Schutze <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s stark entwickelt erscheint.Dies Ui auch <strong>de</strong>r Grund, warum beim Zerglie<strong>de</strong>rn dieser Thiere dieBaucbganglien mühdos zur Ansicht gebracht wer<strong>de</strong>n, hingegen <strong>da</strong>s Auf<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>r Brustknoten Schwierigkeiten setzt.Weiter wären auch zu nennen die lauj/schwänzigen höheren Krebse,in<strong>de</strong>m z. B. bei unserem Flusskrebs die ßrustganglieukette in einem fast1) Sieh. m. Tafeln s. vergleichend. Anat Taf. VII, fg. t. — ») Hieb, unten „Insecten".


Arthropo<strong>de</strong>n.wirbelartigen durch Fortsätze <strong>de</strong>s Hautskelets nach innen erzeugten Kanalhegt. Eine verwandte Erscheinung ist es, <strong>da</strong>ss bei Spinnen und Afterspinnen) <strong>da</strong>s grosse Thoracalganglion auf einer stützen<strong>de</strong>n und schützen<strong>de</strong>ninneren Skeletplatte ruht.Die Ganglien <strong>de</strong>s Hinterleibs scheinen niemals durch innere Skeletplattenin ihrer Lage erhalten zu wer<strong>de</strong>n; es gehen an sie bei <strong>de</strong>n InsectenTracheen führen<strong>de</strong> weiche Fortsätze <strong>de</strong>s Fettkörpers; bei Krebsen sehe ichz. B. an PorceUio scaber, wie von <strong>de</strong>r unteren Fläche <strong>de</strong>s Bauchmarksvon Stelle zu Stelle, <strong>de</strong>n Ganglienpaaren entsprechend, dreieckige Befestigungsbän<strong>de</strong>rzu <strong>de</strong>n Bauchschienen verlaufen, die man allerdings nur <strong>da</strong>nngewahr wird, wenn wir an einem Thier, <strong>da</strong>s etwa einen Tag lang in Essigsäuregelegen hat, <strong>de</strong>n Bauchstrang im Ganzen behutsam ausschnei<strong>de</strong>n und<strong>da</strong>nn die untere Seite nach oben kehren.Es liegt nahe, in solchen inneren Skelettheilen <strong>de</strong>sKopfes und <strong>de</strong>r Brustringe <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rthiere Organe zu erblickenwelche <strong>de</strong>n <strong>da</strong>s Gehirn und Rückenmark <strong>de</strong>r höheren Thiere umschliessen<strong>de</strong>nWirbeln vergleichbar wären. In physiologischer Hinsichtist ihre Be<strong>de</strong>utung offenbar eine ähnliche; wie weit man abermorphologisch <strong>de</strong>n Vergleich aus<strong>de</strong>hnen will, wird <strong>de</strong>r Denkweise<strong>de</strong>s Einzelnen überlassen bleiben. Meiner Meinung nach dienendiese inneren Skelettheile vor Allem als Muskelansätze, wesshalb sieauch zunächst nur im Kopfe und Brustkasten wegen <strong>de</strong>r dort vorkommen<strong>de</strong>nstarken und mannichfaltigen Musculatur sich fin<strong>de</strong>n.Ihre Beziehung 1 zu <strong>de</strong>n Nervencentren ist eine secundäre.Je<strong>de</strong>nfalls gehört die Entwicklung solcher inneren Skelettheile behufsUmschliessung von Nervenpartien nicht zu <strong>de</strong>n durchgreifen<strong>de</strong>n Merkmalenim Bau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n; es giebt Gattungen, bei <strong>de</strong>nen keine Spur <strong>da</strong>vonwahrzunehmen ist. Aus meiner Erfahrung nenne ich z. B. die Käfer Meloe,Timarcha, Telephorus, bei welchen allen <strong>da</strong>s Gehirn und Bauchmark wegenMangels umschliessen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r überbrücken<strong>de</strong>r Hornleisten so frei liegen,<strong>da</strong>ss sie mit leichter Mühe als ein Ganzes isolirt wer<strong>de</strong>n können.Muskeln, <strong>de</strong>r Nervencentren. Gegenüber von Vorrichtungen,durch welche gewissen Nervencentren eine, man möchte sagen, unverrückbareLagerung erwächst, ist andrerseits einiger Organisationenzu ge<strong>de</strong>nken, durch welche <strong>da</strong>s gesammte Bauchmark o<strong>de</strong>rwenigstens die Abdominalganglien etwas von <strong>de</strong>r Stelle sich hebenkönnen. Man hat früher .als „eine merkwürdige isolirt <strong>da</strong>stehen<strong>de</strong>Eigentümlichkeit" am <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s Phalangium beschrieben,<strong>da</strong>ss die Centralganglienmasse durch einen beson<strong>de</strong>ren Muskelapparathin und her bewegt wer<strong>de</strong>n könne. Nun ist zwar, wie ich gezeigthabe, unrichtig, <strong>da</strong>ss die von Treviranus und Tulk gesehenenstrahlenförmigen Muskeln sich an die Thoracalnervenmasse selberansetzen. Sie heften sich nicht an die Nervencentren, son<strong>de</strong>rn aneine innere Skeletplatte, welche unterhalb <strong>de</strong>s ThoracalganglionsHegt, wodurch <strong>de</strong>nn aber allerdings nebenbei eine Hebung und Senkung<strong>de</strong>s Bauchmarkes stattfin<strong>de</strong>n mag 2 ).2091) Sieh, unten „Arachni<strong>de</strong>n". — 2) Taf. *. vergl. Anat. T. VIII, fg. 2, h, i.Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 1*


210Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Wenn also auch die Verhältnisse von Phalanginm nicht hieheipassen, so lassen sich doch an<strong>de</strong>re Arthropo<strong>de</strong>n namhaft machenbei <strong>de</strong>nen quergestreifte Muskelbün<strong>de</strong>l sich am Gehirn ö<strong>de</strong>r Bauchmark ansetzen.Zuerst hat Treviranus gelegentlich *) bemerkt, <strong>da</strong>ss es ihm schiene,als ob bei einer Arbeitsbiene Muskelfasern sich am Gehirn inserirten,doch bedürfe dieser Punkt noch näherer Untersuchungen.. Dieser ZusaU<strong>de</strong>utet schon an, <strong>da</strong>ss die Beobachtung eine nicht ganz leichte sein müsse,und trotz wie<strong>de</strong>rholter Prüfung kann auch ich mich hierüber nur für einigeThiere bestimmter ausdrücken. So habe ich mich bei Bytiscus marginalisüberzeugt, <strong>da</strong>ss an die Oberseite <strong>de</strong>s Kehlknotens (untere Gehirnportion)sich eine Partie von Muskelbün<strong>de</strong>ln ansetzt '), welche von <strong>de</strong>r Musculatur<strong>de</strong>s Pharynx sich ablösend, unter <strong>de</strong>r oben bezeichneten Quercommissurinnerhalb <strong>de</strong>s Gehirnriuges durchgeht und auf <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>r unterenHirnportion sich anheftet. Auch bei Mel<strong>de</strong> rugositin sehe ich an gleicherStelle eine ganze Reihe von Muskelfä<strong>de</strong>n sich inscriren.Weniger klare Bil<strong>de</strong>r habe ich bezüglich <strong>de</strong>r oberen Hirnportion erhaltenkönnen; doch meine ich sowohl bei <strong>de</strong>n zwei genannten Käfern, alsauch bei Telephorus und Copris (C. lunaris) Muskeln, die <strong>de</strong>m Gehirnangehören, gesehen zu haben. Diese treten aber nicht an die Medianlinieheran, son<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>rseits an die Seitenhälften <strong>de</strong>r oberen Hirnportion, undzwar scheinen es mir bei Bytiscus je<strong>de</strong>rseits etwa drei sogenannte Primitiv«büu<strong>de</strong>l zu sein, welche zugespitzt am Neurilemm 8 ) endigten und festsassen.Beson<strong>de</strong>rs merkwürdig aber gestaltet sich die Musculatur <strong>de</strong>s Bauchmarkes.Früher schon haben Beobachter, z. B. Blanchard wahrgenommen,<strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n Heuschrecken über <strong>da</strong>s Bauchmark in sehr regelmässigerAnordnung Quermuskeln herüber ziehen, <strong>de</strong>ren Insertfonsstelle dieSeitenfläche <strong>de</strong>r Bauchschieuen ist. Ich kann dies bestätigen und sehe <strong>da</strong>sselbebei Grillen (Acheta campeslris); auch hier überbrücken zugleich mitLappen <strong>de</strong>s Fettkörpers abgegrenzte Muskelbün<strong>de</strong>l <strong>da</strong>s Bauchniark und vorzugsweisedie Längscommissuren.Aber schon jetzt tritt diese Musculatur wenigstens theilweise in nähereBeziehung zum Bauchniark; <strong>de</strong>nn .nach<strong>de</strong>m ich die Musculatur vorsichtigabgezogen, sehe ich an <strong>de</strong>r isolirten Bauchkette, wie sich Fragmente vonquergestreiften Muskelbün<strong>de</strong>ln mit verbreiterter Basis an <strong>da</strong>s Neurilemm <strong>de</strong>rLängscommissuren anheften, zwar nur <strong>da</strong> und dort, aber an <strong>de</strong>n Stellen,die diess zeigten, mit völliger Klarheit.Bei <strong>de</strong>r .Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris) kann <strong>da</strong>s freie Augenichts von überbrücken<strong>de</strong>n Muskeln wahrnelimen; bat man in<strong>de</strong>ssen <strong>da</strong>sBauchmark nach <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>, wie sie unten näher bezeichnet wer<strong>de</strong>n soll,isolirt, so gewinnt man zugleich <strong>da</strong>mit ein dünnes, weitmaschiges, hautartigausgebreitetes Muskelnetz, und ich glaube auch hier bemerkt zu haben,<strong>da</strong>s^ >ich *) sowohl au die Längscommissuren als auch an die Seitennerveneinzelne Ausläufer <strong>de</strong>s Muskelnetzes inseiiren.Hinwie<strong>de</strong>r sehe ich bei einer Hummel (Bombus terrestris) schon mitl Biologie, Bd. V. 8. 432. - t) Sieh. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. IX, fg. 1, o.— 3 ; Ich will ind. *»en nicht verhehlen, <strong>da</strong>ss ea mir bei bytiieut marginalis auch einigemalvorkam, aU ob die drei kegelförmig zugespitzten Muskeln sich an eine <strong>da</strong>s (ielilrn alsBlutrauu» umgeben<strong>de</strong> Membian ansetzten. — 4) Auch bei Carabut granutatui habe ich nachfraglichbeobachtet, <strong>da</strong>ss sieb an die Verästelungen <strong>de</strong>r Seitennerven, welche in <strong>de</strong>r Nahe<strong>da</strong>s OeachlechtMpparates sich verbreiten, quergestieilte Muskeln ansetzen.


Arthropo<strong>de</strong>n. 211freiem Auge eine dichte, aus Querbün<strong>de</strong>ln bestehen<strong>de</strong> Muskelhaut, die nurstellenweise netzförmig durchbrochen ist, über die Bauchganglienkette sichherüberspannen. Verbindungen mit <strong>de</strong>m Bauchmark selber kamen mir nichtzu Gesicht, nur an die vom letzten Ganglion weggehen<strong>de</strong>n Nerven schienenmir sich <strong>da</strong> und dort Muskeln anzusetzen; auch ist gera<strong>de</strong> in dieser Gegenddie Muskelhaut am meisten netzartig aufgelöst.Um anzu<strong>de</strong>uten, <strong>da</strong>ss bei Hymenopteren eine ähnliche Organisation wohlweiter verbreitet ist, bemerke ich, <strong>da</strong>ss ich auch bei unserer grossen Blattwespeffiimbex variabilis) <strong>da</strong>s Muskelnetz über <strong>de</strong>m Bauchmark gelegentlichgesehen habe.Geschah bei <strong>de</strong>n vorgenannten Insectenarten die Verbindung <strong>de</strong>r über<strong>da</strong>s Bauchmark sich spannen<strong>de</strong>n Muskelbrücken und Muskelhäute mit <strong>de</strong>mNeurilemm <strong>de</strong>s Bauchmarks nur stellenweise, <strong>da</strong> und dort, so tritt unter<strong>de</strong>n Dipteren bei <strong>de</strong>n Tipüli<strong>de</strong>n l ) <strong>da</strong>s Muskelnetz mit <strong>de</strong>r Ganglienkette,nach <strong>de</strong>r ganzen Länge und ohne Unterbrechung — blos <strong>da</strong>s letzte Ganglionscheint frei zu sein — in die innigste Beziehung; ja <strong>da</strong>s Muskelnetz hathier einen paarigen Charakter, und die bei<strong>de</strong>n Seitenhälften <strong>de</strong>r netzförmigdurchbrochenen Muskelhaut setzen sich zu bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Bauchmarkesan <strong>da</strong>s Neurilemm an. Dabei nimmt ausser<strong>de</strong>m die Muskelhaut in ihrenallgemeineren Umrissen ein Aussehen an, wie die sogenannten Flügelmuskeln<strong>de</strong>s Herzens, <strong>de</strong>mnach so, <strong>da</strong>ss ge<strong>da</strong>chte Haut aus dreieckigen Portionenbesteht, <strong>de</strong>ren Spitzen nach aussen gerichtet erscheinen, während die breiteBasis <strong>de</strong>m Neurilemm sich anheftet.Während man bei <strong>de</strong>r gewöhnlichen Präparation leicht sieht, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>sMuskelnetz sich an <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> befestigt, so kann man doch erstnach Querschnitten durch <strong>da</strong>s ganze, natürlich zuvor in Alkohol erhärteteTbier bestimmen, <strong>da</strong>ss die von <strong>de</strong>n Bauchschienen sich herüberspannen<strong>de</strong>nMuskeln zwar seitlich, doch genauer genommen mit <strong>de</strong>r Dorsalfläche <strong>de</strong>sBauchmarks verwachsen sind..Auch bei <strong>de</strong>n Schmetterlingen (Lepidoptera) hat <strong>de</strong>r Ganglienstrang<strong>de</strong>s Abdomens eine beson<strong>de</strong>re Musculatur. Da aber bei dieser Ordnung<strong>da</strong>s Neurilemm zur Anheftung <strong>de</strong>r Muskeln ein eigenthümliches Organentwickelt, so wur<strong>de</strong>n hier die Dinge sehr verkannt; durch <strong>da</strong>s Nächstfolgen<strong>de</strong>soll gezeigt wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss es sich in<strong>de</strong>ssen nur um eine Modification<strong>de</strong>r soeben erörterten Organisation han<strong>de</strong>lt.Vor längerer Zeit (1831) hat nämlich Treviranus bei Schmetterlingenein Gebil<strong>de</strong> angetroffen, <strong>da</strong>s auf <strong>de</strong>m Nervenstrang <strong>de</strong>s Bauches liege undmit <strong>de</strong>mselben verbun<strong>de</strong>n sei. Der Ent<strong>de</strong>cker rechnete es zum Circulationsapparatund sprach <strong>da</strong>s Organ für ein Bauchgefass an. Eine Menge feinerFä<strong>de</strong>n zu bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>s Organs sollten die Be<strong>de</strong>utung zarter Blutgefässehaben. ' ,Unabhängig von Treviranus ent<strong>de</strong>ckte zum zweitenmale Newport(1834) <strong>da</strong>s fragliche Gebil<strong>de</strong> und hielt es ebenfalls für ein Blutgefäss, welcheser <strong>de</strong>r Supraspinalarterie <strong>de</strong>r Myriapo<strong>de</strong>n verglich. R. Wagner (1834),Leuckart (1847), sind wenig geneigt, <strong>de</strong>n Strang für ein Blutgefäss geltenzu lasren, aber Keiner <strong>de</strong>r Genannten vermag anzugeben, was <strong>da</strong>s Organzu be<strong>de</strong>uten habe, wenn es kein Blutgefäss sei.•Zum drittenmal wird <strong>da</strong>s Organ «ent<strong>de</strong>ckt» von Dufour (1852), <strong>de</strong>raber hinsichtlich <strong>de</strong>r eigentlichen Be<strong>de</strong>utung sich je<strong>de</strong>r Aeusserung enthält.Zuletzt hat Gegenbaur (1857), wahrscheinlich ebenfalls blos nach Vorlage<strong>de</strong>r Angaben An<strong>de</strong>rer, jener Auffassung zugestimmt, welche 11* ein1) Sieh. m. Tafeln *. vergl. Anat. Taf. VI, fg. 8, A.wirk-


212 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.liches Blutgefäss in <strong>de</strong>m Organ erblickt, wodurch <strong>da</strong>nn die Circulation <strong>de</strong>Insecten mit jener <strong>de</strong>r Myriapo<strong>de</strong>n, wie Newport wollte, in grösseren Einklang käme. Meine eigenen Untersuchungen ergaben folgen<strong>de</strong>s.Das bei grösseren Schmetterlingen schon <strong>de</strong>m freien Auge wobsichtbare Gebil<strong>de</strong> stellt sich bei geringer Vergrösstfrung als eiiplatter, <strong>da</strong>s Bauchmark an bei<strong>de</strong>n Seiten überragen<strong>de</strong>]Strang <strong>da</strong>r 1 ), <strong>de</strong>ssen Farbe, Consistenz und nähere Form nacl<strong>de</strong>n einzelnen Arten etwas wechselt.Am häufigsten blass gelblich 2 ) gefärbt, zeigt er auch wohl ein«stark gelbe Farbe, so z. B. bei Argynnis Paphia; hie und <strong>da</strong> erscheint er auch ohne farbigen Anflug (z. B. Sphinx convolvuli). DeiStrang erstreckt sich nicht über <strong>de</strong>n im Abdomen verlaufen<strong>de</strong>n Theii<strong>de</strong>s Bauchmarks hinaus: er beginnt an <strong>de</strong>r Grenze zwischen Brustkastenund Hinterleib, doch so, <strong>da</strong>ss seine Spitze ein wenig in <strong>de</strong>nThorax hineingreift (Sphinx convolvuli, Smerinthus ocellatus); hintenhört er gemeinhin am letzten Abdominalganglion auf. Beim Win<strong>de</strong>nschwärmerhabe ich wahrgenommen, <strong>da</strong>ss sich <strong>de</strong>r Strang, wennauch etwas verschmälert, noch eine kurze Strecke weit übor diezwei hinteren, dicht beisammenliegen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>sübrigen Bauchmarks entsprechen<strong>de</strong>n Stammnerven erstreckt.An seinem Yor<strong>de</strong>ren<strong>de</strong> erscheint <strong>de</strong>r Strang entwe<strong>de</strong>r verdicktund hört plötzlich abgerun<strong>de</strong>t auf, so z. B. bei Vanessa urticae,o<strong>de</strong>r er zeigt hier eine entschie<strong>de</strong>n spitz zulaufen<strong>de</strong> und flache Gestalt,so bei Smerinthus ocellatus und Sphinx convolvuli.Was die eigentliche Lagerung <strong>de</strong>s Stranges zum Bauchmarkbetrifft, so umschliesst er we<strong>de</strong>r einen Theil <strong>de</strong>sselben, noch wir<strong>de</strong>r selber von irgend einem Theil <strong>de</strong>r Ganglienkette umhüllt, son<strong>de</strong>rnverläuft als ein in gewissem Sinne selbständiges Gebil<strong>de</strong> oberhalb<strong>de</strong>s Bauchmarkes.Schon aus <strong>de</strong>in Mitgetheilten erhellt, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Strang nichtentfernt „schlau cbärtig" ist und keine Spur von Lumen o<strong>de</strong>rOeffnungen besitzt, wovon ich mich leicht durch die gewöhnlicheUntersuchung an Zygaena, Argynnis, Vieris, Vanessa überzeugthabe. Es ist ein völlig soli<strong>de</strong>s und wie ich gleich beisetzen will,<strong>de</strong>r Bindcsubstanz zugehöriges Gebil<strong>de</strong>. Dass die zahlreichen Fä<strong>de</strong>n,welche rechts und links von <strong>de</strong>m Strange, weggehen, quergestreifteMuskelfasern 5 ) seien, lehrt <strong>de</strong>r erste 15liek. Die Muskeln, in<strong>de</strong>msie an <strong>de</strong>n Strang herantreten, bil<strong>de</strong>n häufig zipfelförmige Partien,ähnlich <strong>de</strong>n Flügelmuskeln <strong>de</strong>s Heizens.Somit ergiebt sich, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s fragliche Organ nicht mit einemBlutgefäss vorglichen wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn ein mit <strong>de</strong>m Bauchmarkverbun<strong>de</strong>ner bin<strong>de</strong>gewebiger Strang sei, an <strong>de</strong>n sich zahlreicheMuskeln festsetzen.1) Mab. in. Tafeln z. v, rgleicbend. Anat. Taf. V, fg. 7, a, b. s> Art <strong>de</strong>s i'arlisl.illc»S. *i i. - S) Leber die histologische beacliaueuheii <strong>de</strong>r Muskeln »leb. uuUn ». rto.


Arthropo<strong>de</strong>n. 213Noch bestimmtere Aufschlüsse gewähren Querdurchschnitte durch <strong>da</strong>sganze Thier sowohl, als durch die einzelnen uns hier berühren<strong>de</strong>n Theile.An Sphmx convolvuli l ) zeigten mir die Querschnitte, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Strang eineunmittelbare Fortsetzung <strong>de</strong>s Neurilemms sei, <strong>de</strong>rgestalt, <strong>da</strong>ss er wie einezweihörnige Figur <strong>de</strong>m Neurilemm aufsitzt und von ihm ausgeht. Wir erfahrenmit ari<strong>de</strong>m Worten, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rselbe die Gestalt eines dicklichenLängsban<strong>de</strong>s hat, <strong>da</strong>s nach unten zu einem medianen. Längskamm sich verjüngtund <strong>da</strong>mit zwischen die Commissuren sich eindrängend in unmittelbaremZusammenhang mit <strong>de</strong>m Neurilemm steht, man könnte sagen, eineWucherung, <strong>de</strong>sselben ist. Die sich inseriren<strong>de</strong>n Muskeln entspringen zubei<strong>de</strong>n Seiten von <strong>de</strong>r inneren Fläche <strong>de</strong>r Bauchwand,- gehen quer herüberund endigen auf <strong>de</strong>r Dorsalfläche <strong>de</strong>s Stranges. Ueber die eigentlichehistologische Beschaffenheit folgen gleich nachher einige nähere Angaben.(Vergl. 8.' 217.)Durch voranstehen<strong>de</strong> Darlegungen sind wir <strong>da</strong>her berechtigt,zu sagen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s sogenannte Bauchgefass <strong>de</strong>r Lepidopteren keinCirculationsapparat ist, son<strong>de</strong>rn zur Aufnahme <strong>de</strong>rjenigen Musculatur<strong>de</strong>s Bauchmarks dient, welche bei an<strong>de</strong>rn Insecten unmittelbar<strong>de</strong>m Neurilemm sich anheftet.Die Anwesenheit dieser auffallen<strong>de</strong>n Musculatur lässt sich vielleichteinigermassen begreifen, wenn wir <strong>de</strong>n Gesammtbau <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n berücksichtigen.Während bei <strong>de</strong>n Wirbelthieren die Nervencentren innerhalbeines eigenen, von festen Wän<strong>de</strong>n abgeschlossenen Kanales liegen, sind siebei <strong>de</strong>n Arthropo<strong>de</strong>n in einem und <strong>de</strong>mselben Raum zugleich mit <strong>de</strong>n übrigenEipgewei<strong>de</strong>n untergebracht.Man könnte sich nun vorstellen, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>r eigenthümlichen Lagerung<strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s zum Gehirn die Schlingacte es nothwendig machen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>sGehirn durch beson<strong>de</strong>re Muskeln mit,<strong>de</strong>n eintreten<strong>de</strong>n Bewegungen <strong>de</strong>rUmgebung sich in Einklang setze; und ebenso mögen in <strong>de</strong>r Bauchhöhlegewisse Bewegungen <strong>de</strong>s Körpers, namentlich beim Flug auf <strong>da</strong>s Daseinobiger Musculatur, von welcher man bei Wirbelthieren keine Spur kennt,bedingend eingewirkt haben.Uebrigens mag <strong>de</strong>nn doch im Hinblick <strong>da</strong>rauf, <strong>da</strong>ss Treviranusund Newport ein Bauchgefass zu erblicken glaubten, gleichan diesem Orte schicklich erwähnt wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss ich <strong>de</strong>m Bestreben<strong>de</strong>r oben genannten Forscher die Circulationsverhältnisse <strong>de</strong>r Myriapo<strong>de</strong>nmit <strong>de</strong>njenigen an<strong>de</strong>rer Arthropo<strong>de</strong>n in eine gewisse Uebereinstimmungzu bringen, <strong>de</strong>nn doch mit einer an<strong>de</strong>rn Thatsacheentgegenkommen kann.'< Bei manchen Arthropo<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong> ich nämlich, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>sBauchmarkund ein ebenfalls median am Bauche verlaufen<strong>de</strong>rBlutsinus in einer gewissen näheren Beziehungzueinan<strong>de</strong>rstehen.Es will mir vorkommen, wiewenn bei <strong>de</strong>n Asseln — es fiel mir diess namentlich bei Asellusaquaticus auf — die reichliche Fettkorpermasse um <strong>da</strong>s Bauchmarkherum zu einem Blutsinus gehöre, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Nervenstrang umhülle.Noch bestimmter glaube ich diess bei Glomeris limbata bemerkt1) Sieh. Tafeln «..vergleich. Anat. Taf. VI, fg. 1,0, d.


214Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.zu haben, allwo nach aussen von "<strong>de</strong>m Neurilemm <strong>de</strong>s Bauchstrangeebenfalls noch eine beson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n Fettkörper übergehen<strong>de</strong> Hüllezugegen war. Und endlich bei <strong>de</strong>r Gattung Julus nimmt die fraglicheOrganisation offenbar einen ausgeprägteren Charakter an.Schon Newport *) zeichnet ein Bauchgefass, welches die obereSeite <strong>de</strong>s Bauchmarkes be<strong>de</strong>ckt; ich selbst erkenne an dieser Stelleeine wie zu einem Gefäss gehörige, quergestreifte Bingmuskeln besitzen<strong>de</strong>Haut, an welche sich wie<strong>de</strong>r quergestreifte Muskeln vonbei<strong>de</strong>n Seiten her ansetzen 2 ). Nur ist es mir an <strong>de</strong>n einheimischenJuli<strong>de</strong>n bisher schlechterdings unmöglich gewesen, mit Sicherheit zusehen, ob <strong>da</strong>s am isolirten Bauchmark leicht zum Vorschein kommen<strong>de</strong>Organ blos <strong>de</strong>m Baucbmark innig anliegt, o<strong>de</strong>r was mirimmer wahrscheinlicher war, <strong>da</strong>s Bauchmark völlig in sich einschliesse.An Bruchstücken eines lange in Weingeist gelegenenriesigen Julus (Spirobolus) aus Sü<strong>da</strong>merika liessen sich hingegenQuerschnitte anfertigen und die Frage entschei<strong>de</strong>n. Zur Seite <strong>de</strong>sBauchmarkes, dieses einschliessend, ist ein geräumiger Blutraumvorhan<strong>de</strong>n, begrenzt vom Fettkörper und oben von <strong>de</strong>r Membran,welche die quergestreifte, sich ans Neurilemm <strong>de</strong>s Bauchmarkes anheften<strong>de</strong>Musculatur besitzt 8 ). Es herrscht somit zwischen dieserOrganisation <strong>de</strong>r Juli<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r oben von Hirudineen beschriebeneneine unverkennbare Verwandtschaft. Auch bei Insecten scheintAehnliches vorzukommen. An Exemplaren von Sphinx convolvuliz. B., welche längere Zeit in Weingeist gelegen hatten, erscheintbeim behutsamen Abheben <strong>de</strong>s Bauchmarks, unterhalb <strong>de</strong>sselbenund nach <strong>de</strong>r ganzen Länge ein grosser Raum, zwar nur begrenztvom Fettkörper aber von so glatter, bestimmter Flache, <strong>da</strong>ss manunwillkiihrlich zur Annahme eines unterhalb <strong>de</strong>s Bauchmarkes befindlichenBlutsinus sich geneigt fühlen muss.Histologie. Neurilemm. In allen Fällen, wo bei Arthropo<strong>de</strong>neine nähere Besichtigung möglich ist, zeigt sich, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Gehirnund Bauchmark sowohl, wie die von ihnen ausstrahlen<strong>de</strong>n Nerveneine doppelte Hülle besitzen, die, obschon bei<strong>de</strong> zur Bin<strong>de</strong>tsubstanz gehörig, in ihrer Structur von einan<strong>de</strong>r stark verschie<strong>de</strong>nsind. Man unterschei<strong>de</strong>t somit ein inneres und ein äusseresNeurilemm.Die innere <strong>da</strong>s Nervengewebe zunächst umgeben<strong>de</strong> Schei<strong>de</strong>ist eine mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rbe Haut, bei zarten kleinen Thierenoft nur eine glashelle Membran, in <strong>de</strong>r nach Reagentien kaum Spurenyiin zellipen Elementen in Form kurzer Längsstriehe erkannt wer<strong>de</strong>nkönnen. Dann aber wird sie dicker, <strong>de</strong>rber, erscheint stark streifig,1, Phil. Tram iM3. PI. XI. fg. 5, c. — 2; Sieh. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. V,fg. :, a. — », a. a. O. Ig. 4. Durch <strong>de</strong>n I.ängswulst d, welchen <strong>de</strong>r Fettkörper In <strong>de</strong>n Blutraumhinein bil<strong>de</strong>t, erteilt int lenterer in zwei Seltenhälften zerfallen; allein c» hat mir<strong>de</strong>nn doeh öfters vorkommen wollen, al« ob die bei<strong>de</strong>n Seitenraume unterhalb <strong>de</strong>» Hauchmarke»ineinan<strong>de</strong>r übergingen, mithin eigentlich ein einziger Hlnui vorhan<strong>de</strong>n »et


Arthropo<strong>de</strong>n. 215so <strong>da</strong>ss man wirkliche Fasern zu sehen glaubt; nach Behandlungmit Reagentien hat man schmale Bin<strong>de</strong>gewebskörperchen mit Kernenund eine homogene gestreifte Grundsubstanz zur Ansicht. Dieseinnere Hülle kann als <strong>da</strong>s eigentliche Neurilemm betrachtet wer<strong>de</strong>n.Unterhalb <strong>de</strong>s glashellen Neurilemms macht sich noch eineSchicht bemerklich, die bisher von Niemand unterschie<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>nzu sein scheint, und bezüglich welcher man auch anfänglich imZweifel sein kann, ob sie <strong>de</strong>m Neurilemm o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Nervensubstanzzuzurechnen'sei; doch habe ich nach näherer Prüfung an verschie<strong>de</strong>nenInsecten jetzt die feste Ueberzeugung, <strong>da</strong>ss sie zu <strong>de</strong>r Hüllegehört und namentlich zur glashellen Haut <strong>de</strong>rselben in beson<strong>de</strong>rerBeziehung steht.Man betrachte sich die Rän<strong>de</strong>r zunächst <strong>de</strong>s Gehirns, etwa vonBytiscus marginalis J ). Wenn vielleicht schon bei <strong>de</strong>r Herausnahme<strong>de</strong>s Organs <strong>da</strong>s Neurilemm an einer Stelle eingerissen ist, so wirdman gera<strong>de</strong> hier leicht wahrnehmen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r glashellen Schichtnach innen ein Stratum dicht feinkörniger Substanz angelagert ist,in <strong>de</strong>r klare, rundliche Nuclei eingebettet erscheinen. Zu eigentlichzelligen Abgrenzungen <strong>de</strong>r granulären Substanz um die Kerne herumkommt es nirgends.Diese Schicht, einmal erkannt, lässt sich nicht blos am ganzen Gehirn,son<strong>de</strong>rn auch an <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks, sowie an <strong>de</strong>n Commissurennachweisen, endlich auch an <strong>de</strong>n peripherischen Nerven, so lange sie nocheine gewisse Dicke haben.•Ich habe ausser <strong>de</strong>m genannten Käfer dieses Verhalten gesehen vonCarabus auratus, Locusta viridissima, Aeshna grandis, <strong>de</strong>r Raupe vonVanessa polychloros; an <strong>de</strong>r letzteren war die Zahl <strong>de</strong>r Kerne so gross,<strong>da</strong>ss die Lage ein nahezu epithelartiges Aussehen annimmt.Auch möchte ich, um nicht missverstan<strong>de</strong>n zu wer<strong>de</strong>n, bemerken,<strong>da</strong>ss man die Kerne <strong>de</strong>r uns hier beschäftigen<strong>de</strong>n Lage, sowohl durch ihrerundliche Gestalt, als auch mittelst <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Einstellung <strong>de</strong>sMikroskopes, selbst an <strong>de</strong>n Commissuren und <strong>de</strong>n Nervenstämmen, von <strong>de</strong>nlänglichen Kernen <strong>de</strong>r Nervenfasern ohne Mühe unterschei<strong>de</strong>n kann.In andrer Weise zweifellose Bil<strong>de</strong>r erhielt ich an <strong>de</strong>n Nervenstämmen einer,Timarcha tenebricosa, die einige Tage in doppelt chromsaurer Kalilösunggelegen war. Die Masse <strong>de</strong>r Nervenfasern hatte sich stellenweise vom Neurilemmrings herum weggezogen, wobei die Längskerne nur <strong>de</strong>n Nervenfibrillenangehörten, während die rundlichen Nuclei sammt <strong>de</strong>r granulärenLage durchweg <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>s Neurilemms fest anhingen. Zwischendieser Matrix <strong>de</strong>s Neurilemms und <strong>de</strong>r Masse <strong>de</strong>r Nervenfasern warein leerer Raum eingetreten.Wie ich schon an<strong>de</strong>utete, so kann man namentlich bei Besichtigung<strong>de</strong>r Commissuren sich versucht fühlen, zu fragen, ob es nicht eine zarte,gangliöse Rin<strong>de</strong> sei, die sich um die fibrilläre Masse herumziehe. Voneiner solchen Annahme kommt man in<strong>de</strong>ssen zurück, wenn man z. B. <strong>da</strong>sGehirn längere Zeit vor Augen gehabt hat. An Exemplaren von Bytiscusmarginalis, welche in doppelt chromsaurer Kalilösung getödtet waren, habeich 1) wie<strong>de</strong>rholt Sieh. m. Tafeln gesehen, z. vergleichend. nicht blos Anat. <strong>da</strong>ss Taf. IX, <strong>da</strong>s fg. Neurilemm 1, f,g. weit ab von <strong>de</strong>r


216 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.eigentlichen Hirnsubstanz stand und diese nur locker umgab, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>beiblieb allezeit die fragliche Lage <strong>de</strong>r Innenfläche <strong>de</strong>s Neurilemms und nicht<strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>r Hirnsubstanz verbun<strong>de</strong>n. Nicht min<strong>de</strong>r weicht an <strong>de</strong>nCommissuren, sowie an <strong>de</strong>n Nervenstämmen <strong>de</strong>r gesammte fibrilläreInhaltnach Reagentien von unserer Lage zurück, während diese <strong>de</strong>m Neurilemmenge anhaften bleibt, so <strong>da</strong>ss man <strong>da</strong>sselbe Bild hat, welches die Cuticula<strong>de</strong>r äusseren Haut sammt ihrer Matrix unter <strong>de</strong>nselben Umstän<strong>de</strong>n <strong>da</strong>rbietet.Und <strong>da</strong>s ist auch die Auffassung, unter welche ich die besprochenegranuläre Schichte mit ihren Kernen stelle. Sie entspricht nacliBau und physiologischem Verhalten <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>sHautpanzers. (Vergl. ob. S. 72.)Ausser<strong>de</strong>m zeigt sich jetzt auch noch, <strong>da</strong>ss eine feine hautartige Abgrenzung<strong>de</strong>r eigentlichen Hirnsubstanz zugegen ist, welche ähnlich wie diePia mater <strong>de</strong>r Wirbelthiere die Blutgefässe, so hier die feinen Tracheenleitet, wobei man <strong>da</strong>nn allerdings auch die Ansicht aufstellen kann, alsrühre die Begrenzung von <strong>de</strong>n Tracheen selbst her.(Tracheensäcke als Neurilemm.) Etwas eigenthümlich sind dieVerhältnisse <strong>de</strong>s Neurilemms am Gehirn mancher Hymeno pteren, vin<strong>de</strong>m es hier von umhüllen<strong>de</strong>n Tracheenblasen vertreten wird.Schnei<strong>de</strong>t man z. B. bei <strong>de</strong>r Honigbiene die Stirnwand <strong>de</strong>sSchä<strong>de</strong>ls weg, so fällt <strong>de</strong>r Blick in <strong>de</strong>n Raum einer grossen Tracheenblase,o<strong>de</strong>r richtiger in zwei in <strong>de</strong>r Mitte zusammenstossen<strong>de</strong>und hier zusammenfliessen<strong>de</strong> Tracheensäcke. Die äussere Wand<strong>de</strong>r Blasen liegt <strong>de</strong>r Innenfläche <strong>de</strong>r Stirn an, die innere überzieht<strong>da</strong>s Gehirn und zwar so, <strong>da</strong>ss auch die Stirnaugen rings herum von<strong>de</strong>m Tracheensack umfasst sind. Gera<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m mittleren Stirnauge,genau <strong>de</strong>r Mittellinie entsprechend, sieht man eine Lücke,kürzer bei <strong>de</strong>r Biene, weiter berabgebend z. B. bei Bombus lapi<strong>da</strong>rius,welche immer von <strong>de</strong>r Tracheenwand begrenzt wird. Mankönnte sagen, <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>r Biene sei von <strong>de</strong>r Tracheenblase nachArt und Weise <strong>de</strong>r serösen Säcke höherer Thiere umhüllt. Der <strong>de</strong>mYisceralblatte entsprechen<strong>de</strong> Theil <strong>de</strong>r Blase schickt eine Menge vonTracheenästen ins Innere <strong>de</strong>s Gehirns.Die Tracheensiicke haben an ihrer Innenfläche eine netzförmige Sculpturvon zweie'rlei Zügen, stärkere, und von diesen umschlossen, feinere («ModiricirterSpiralfa<strong>de</strong>n»). Bei Bombus lapi<strong>da</strong>rius hat die trachealc GehimhQlleeine gelbliche o<strong>de</strong>r «verhornte» Farbe; auch mit <strong>de</strong>r Blase zusammenhängen<strong>de</strong>Traebeen, die man in <strong>de</strong>r Bucht zwischen <strong>de</strong>n Schlappen und <strong>de</strong>nAnschwellungen <strong>de</strong>r Antennennerven unterschei<strong>de</strong>t, sind so stark chitinisirt,<strong>da</strong>^> sie tiefbraun aussehen.Das äussere Neurilemm steht mehr in Beziehung zu <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>nTheilen; es ist viel weicher, lockerer, als <strong>da</strong>s innere undbat einen /.elligen Bau. Die Zellen sind zum Theil von ansehnlicherGrösse, bleiben meist rundlich, ihr Inhalt ist hell, kurz es gehört<strong>da</strong>s äussere Neurilemm zum zellig-blasigen Bin<strong>de</strong>gewebe ').Es geht diese Hülle unmittelbar in <strong>de</strong>n Fettkörper über, ja ist1) Sieh, oben S. SO.


Arthropo<strong>de</strong>n. 217hie und <strong>da</strong> selbst schon echter Fettkörper, wie ich es z. B. beiGryttotalpa vulgaris, <strong>da</strong>nn auch bei Forficula auricularia sehe.Ich habe früher *) bei manchen Arthropo<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>mFlusskrebs, die Structur <strong>de</strong>r zelligen Hülle <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s verkannt,in<strong>de</strong>m ich <strong>da</strong>sselbe nicht in eine Reihe mit <strong>de</strong>r von mir lange zuvor beiMollusken beobachteten zelligen Bin<strong>de</strong>substanz setzte, son<strong>de</strong>rn als gallertigesBin<strong>de</strong>gewehe ansprach. (Vergl. oben S. 30.)Häckel hat diess unter<strong>de</strong>ssen berichtigt. Das Gewebe bestehe nichtaus einem die Gallerte einschliessen<strong>de</strong>n Maschenwerk mit Kernen in <strong>de</strong>nKnotenpunkten, son<strong>de</strong>rn die gallertige Substanz sei auch hier Zelleninhalt.Die Zellen sind zwar sehr nahe zusammengerückt und greifen ineinan<strong>de</strong>r ein, aber doch bleiben zwischen ihnen Räume übrig, die von eineretwas festeren Intercellularsubstanz eingenommen wer<strong>de</strong>n. Diese Intercellularräume,welche meistens eine <strong>de</strong>utliche Sternform haben, in Verbindung mit<strong>de</strong>r wandständigen Lage <strong>de</strong>r Kerne, sind es gewesen, welche mich früherbeim Flusskrebs irre geführt haben, während ich schon <strong>da</strong>mals, <strong>de</strong>r Weichthierenicht zu ge<strong>de</strong>nken, von manchen Insecten *) hervorhob, <strong>da</strong>ss die(Jallerte Zelleninhalt und nicht Intercellularsubstanz sei. Und wie ich beijener Gelegenheit beisetzte, <strong>da</strong>ss mir die Gallerte sogar in eigenen Bläschen<strong>de</strong>r Zellen enthalten zu sein scheine, so muss ich diess jetzt auch für dieFetttropfen behaupten, wenn sich solche bereits in <strong>de</strong>m zelligen Neurilemmabgelagert haben. Bei Forficula z. B. liegen die Fettkugeln in beson<strong>de</strong>renHohlräumen.Dergleichen fetthaltige Bin<strong>de</strong>substanz häuft sich bei manchenArthropo<strong>de</strong>n am Gehirn und Bauchmark so an, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>durch dieweitere Untersuchung oft wesentlich erschwert wird.Nicht blos am Gehirn <strong>de</strong>s Flusskrebses bil<strong>de</strong>t es Schichten von einigerMächtigkeit, ich sehe <strong>da</strong>s gleiche z. B. bei Porcellio, Oniscus, Asellus, undzwar nicht allein am Gehirn, son<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>s Bauchmarkes.Auch bei Julus verläuft gera<strong>de</strong> unterhalb <strong>de</strong>s. Bauchmarks einFettstreifen-hin. Derselbe steht in Beziehung zu <strong>de</strong>m oben (S. 213) erwähntenBlutsinus.Der (S. 213) abgehan<strong>de</strong>lte eigentümliche Strang an <strong>de</strong>rBauchganglienkette <strong>de</strong>r Schmetterlinge, welchen verschie<strong>de</strong>neForscher irrthümlich, für ein Blutgefäss erklärt hatten, besteht ebenfallsaus zellig-blasiger Bin<strong>de</strong>substanz.Schon hei <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>s Organs von <strong>de</strong>r Fläche macht sich eineScheidung in einen mehr inneren Theil und in eine äussere Schicht mitlänglichen Elementen sichtbar. So z. B. bei Vanessa urücae, Pieris rapae,Zygaena ßipendulae u. a. Auf Querschnitten <strong>de</strong>s Strangs bei Sphtnx convolvuli8 ) sieht man ebenso, <strong>da</strong>ss die Zellen an <strong>de</strong>r Peripherie länghch ovalsind und mit ihrem längeren Durchmesser nach <strong>de</strong>r Achse <strong>de</strong>s Gebil<strong>de</strong>sgerichtet; die innersten sind rundlich, ebenso die, welche unmittelbar <strong>de</strong>nRaum zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarks ausfüllen.Die Gallerte ist in <strong>de</strong>rselben Weise Zelleninhalt, wie es Vorhin vom Neurilemmim Allgemeinen ausgesagt wur<strong>de</strong>, also auch in <strong>de</strong>m Falle, wo sichuns <strong>de</strong>r Habitus <strong>de</strong>s gallertigen Bin<strong>de</strong>gewebes vorspiegelt. Zu äusserstgrenzt noch eine feste Membran, in Continuität mit <strong>de</strong>m inneren o<strong>de</strong>r eigentlichenNeurilemm stehend, <strong>da</strong>s Ganze ab und um diese sieht man, doch1) Histol. Seite 181. - 2) a. a. O. S. 25. - 3) Tafeln u vergl. Anat. Taf. VI, fg. 1.


1 *^f,218 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.fast nur spurweise, die zarte, lockere äussere Hülle <strong>de</strong>s Neurilemms herumziehen,auch noch kenntlich an einzelnen begleiten<strong>de</strong>n Fettkügelchen.Der ganze Strang erinnert auf seinem Durchschnitt lebhaft an dieChor<strong>da</strong> dorsalis <strong>de</strong>r Wirbelthiere. Bei manchen Arten gewinnt er gera<strong>de</strong>zuein Aussehen, wenn auch keineswegs ganz die Consistenz wie Zellenknorpel,in<strong>de</strong>m zwischen <strong>de</strong>n Zellen eine festere Zwischensubstanz in grösserer Mengesich hinzieht. So bei <strong>de</strong>n zuletzt genannten Tagfaltern.(Färbungen.) Das Neurilemm <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n kann Pigmenteenthalten, doch kommt dieses verhältnissmässig nicht gera<strong>de</strong> häufigvor. Scolopendra forficata z. B. zeigt, wie ich früher bereits mel<strong>de</strong>teund später wie<strong>de</strong>rholt gesehen habe, über <strong>da</strong>s Neurilemm weg violette,zerstreute Pigmenthaufen. Häckel bemerkte beim Flusskrebs „ausnahmsweise"Pigment in Form dunkelrother, schön verästelter Sternzellenund sah <strong>da</strong>s Neurilemm <strong>de</strong>r sympathischen Geflechte vonHomola Cuvieri mit vielgestaltigen weissen, gelben, orangefarbigenund purpurrothen Flecken überstreut. Auf eine oranggelbe Pigmentirung<strong>de</strong>s Gehirns mancher Daphni<strong>de</strong>n habe ich ebenfalls aufmerksamgemacht. Ziemlich stark gelb sind auch öfters die Ganglien <strong>de</strong>rSchmetterlingsraupen gefärbt; gelblichroth sehe ich sie bei PapilioMachaon, schwefelgelb bei <strong>de</strong>r Raupe von Smerinthus ocellatus.Es fallen <strong>de</strong>sshalb an frisch geöffneten Raupen die Ganglien vielschärfer in die Augen, als die farblosen, fast durchscheinen<strong>de</strong>n Längscommissuren.Der färben<strong>de</strong> Stoff sind Körner, bei durchfallen<strong>de</strong>mLicht von schmutziggelbem Aussehen; sie Hegen im Protoplasma<strong>de</strong>r Gangbenkugeln.Bei Insecten fiel mir ferner die Käfergattung Timarcha tenebricosa ')auf, an <strong>de</strong>ren Gehirn man nach aussen, sowie an <strong>de</strong>n Bün<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Sehnerveneinige grosse, dunkel violette, fast schwarze Pigmentflecken wahrnimmt.Docb habe ich mich bald überzeugt, <strong>da</strong>ss dieselben schon in nähererBeziehung zum Augenpigment stehen und also streng genommen nicht hiehergeboren, wesshalb <strong>da</strong>von auch erst später die Re<strong>de</strong> sein wird. Hier magnur einstweilen bemerkt sein, <strong>da</strong>ss man ähnliche Pigmentgruppen am Lobusoptici^ bei Mctoe, Telephorus und an<strong>de</strong>rn sehen kann.Was aber so recht eigentlich an dieser Stelle erwähnt wer<strong>de</strong>nmuss, ist die entschie<strong>de</strong>n röthlichgclbe Färbung, welche icham <strong>Nervensystem</strong> von Timarcha und Melo'e beobachte.Dieselbe zeigt sieh freilich nur an frischen Thieren; bei Individuen,welche z. B. in doppelt cbronisaurer Kalilösung gelegen hatten, ist sievöllig geschwun<strong>de</strong>n. Während aber sonst Gehirn und Bauchmark <strong>de</strong>r Insectenein inaltes Weissgrau zur Schau tragen, ist die intensiv gelbe Farbean genannten Käfern um so auffallen<strong>de</strong>r. Die Färbung ist diffuser Art undrührt her von <strong>de</strong>m auch die übrigen Eingewei<strong>de</strong> durchdringen<strong>de</strong>n Farbstoff<strong>de</strong>s stark röthlichgelben Blutes; am gefärbtesten sind Gehirn und Ganglien,weniger die Commissuren und Seitennerven.Wenn ich sagte, die Färbung sei diffuser Art, so Nt. doch auch zubemerken, <strong>da</strong>ss mau bei sehr intensivem Gelb z. B. an Timarcha im Neu-1} Steh. m. Tafeln z vergleich. Anat. Taf. VI, fg. o,e.


ijr-Arthropo<strong>de</strong>n. 219rilemm auch gelbe feine Körnchen beobachtet, und was mir noch wichtigerscheint, man sieht mit aller Deutlichkeit einzeln o<strong>de</strong>r in Gruppen und oftin grosser Menge feine gelbrotbe Plättchen, im Profil Stäbchen, die durchauswie Blutkrystalle sich ausnehmen und auch kaum etwas an<strong>de</strong>res seinkönnen. Ich fin<strong>de</strong> sie in grösster Menge bei Meloe und Timarcha »).Die gelbe diffuse Farbe <strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>m Bauchmark <strong>de</strong>r Schmetterlingeruhen<strong>de</strong>n Stranges rührt wohl ebenfalls von <strong>de</strong>m Blutfarbstoffdieser Thiere her; die eigentlich zelligen Theile <strong>de</strong>s Organs scheinenauch hier eine beson<strong>de</strong>re Anziehung auf <strong>de</strong>n Farbstoff auszuüben.(Blutgefässe und Tracheen.) Das äussere o<strong>de</strong>r zelUge Neurilemm<strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n steht in einer genauen Beziehung zu <strong>de</strong>n Blutgefässen,sowie zu <strong>de</strong>n Tracheen 2 ), ist mit an<strong>de</strong>ren Worten<strong>de</strong>r eigentliche Träger dieser Bildungen.Bei <strong>de</strong>n Insecten, <strong>de</strong>nen peripherische Blutgefässe im Allgemeinenabgehen, sieht man unschwer, <strong>da</strong>ss die an die Ganglienherantreten<strong>de</strong>n Tracheenstämme, <strong>de</strong>ren äussere zellige Hülle („Peritonealhülle")von <strong>de</strong>rselben Natur ist, wie <strong>da</strong>s zellige Neurilemm,in diesem zunächst verlaufen, <strong>da</strong>nn aber allerdings ihre feinereund feinste Verästelung nach und nach ins Innere <strong>de</strong>r Nervensubstanzverlegen. Auch die Blutgefässe <strong>de</strong>r höheren Krebse (Astacusfluviatilis z. B.) haben, wo sie frei verlaufen, als äusserste Schichteo<strong>de</strong>r Umhüllung <strong>da</strong>sselbe zellig - blasige Gewebe, und bei <strong>de</strong>nen,welche <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> versorgen, fin<strong>de</strong>t nicht min<strong>de</strong>r ein continuirlicherZusammenhang zwischen dieser Hülle und <strong>de</strong>m äusseren Neurilemmstatt.(Conträctilität.) Es liegen Angaben vor, <strong>de</strong>nen zufolge die Nervenschei<strong>de</strong><strong>de</strong>r Insecten Conträctilität besitzen solle. Ich vermag nicht dieseszu bestätigen; noch niemals bin ich musculöser Elemente ansichtig gewor<strong>de</strong>n,die lediglich <strong>de</strong>m Neurilemm angehört hätten, etwa in <strong>de</strong>r Weise, wie ichsolches von mehren Anneli<strong>de</strong>n (S. 150) nachgewiesen habe. Ich glaubeaber, Auf eine Quelle <strong>de</strong>r Täuschung näher aufmerksam machen zu können.Natürlich meine ich <strong>da</strong>mit nicht jene Fälle, wo durch Ringfalten <strong>de</strong>sNeurilemms <strong>da</strong>s Ansehen entstehen kann, als ob Muskeln zugegen seien.Dergleichen Bil<strong>de</strong>r, wenn sie auch auf <strong>de</strong>n ersten Blick an Muskeln glaubenmachen könnten, lassen sich <strong>de</strong>nn doch bald auf <strong>da</strong>s zurückführen, was siewirklich sind. An<strong>de</strong>rs ist es mit <strong>de</strong>n oben erörterten sympathischenNervenge flechten, welche an <strong>de</strong>n Seitennerven unterhalb <strong>de</strong>s Neurilemms<strong>da</strong> und dort verlaufen, <strong>de</strong>nn sie sind es, welche in <strong>de</strong>r That irreleitenkönnen.An einem <strong>de</strong>r vom Kehlknoten kommen<strong>de</strong>n starken Nerven <strong>de</strong>s Bombuslapi<strong>da</strong>rhts machten sich mir zuerst, wie es schien, etwas schräg verlaufen<strong>de</strong>Ringfasern bemerklich. Ihrer Breite, ihrem sonstigen Aussehen nach konnten1) Da mir <strong>da</strong>s Vorkommen dieser Blutkrystalle weiterer Untersuchung werth zu seinscheint, so erlaube ich mir hier noch einer an<strong>de</strong>rn Beobachtung zu ge<strong>de</strong>nken. An einergut erhaltenen, aber ein halbes Jahr im Weingeist gelegenen Timarcha tembricota warenalle inneren Theile, die im leben<strong>de</strong>n Thiere die gelbe, oben besprochene Farbe haben, jetztin gleicher Weise schwarz gefärbt, offenbar durch die umgewan<strong>de</strong>lte Blutflüssigkeit. Nurdie Fetttropfen waren gelb gefärbt geblieben. Auch die Blutkrystalle hatten sich überallerhalten. — 2) Ueber die Traeheen <strong>de</strong>s Bauchmarks sieh, auch noch Einiges, was hinter <strong>de</strong>m„Faserverlauf** hierüber bemerkt ist.


220 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.sie für Muskeln, welche <strong>de</strong>r Querstreifung entbehrten, gehalten wer<strong>de</strong>n.Auch die weitere Erkenntnis*, <strong>da</strong>ss sie nicht abgeschlossene Ringfasernseien, son<strong>de</strong>rn wie spiralig zwischen Neurilemm und <strong>de</strong>r Nervenfasermasseverliefen, konnte nicht gegen ihre musculöse Natur zeugen.Als aber die fortgesetzte Beobachtung <strong>da</strong>rthat, <strong>da</strong>ss diese hellen anscheinen<strong>de</strong>nMuskelfasern von Stelle zu Stelle <strong>de</strong>n Nerven verliessen, umdurch Theilung und Wie<strong>de</strong>rvereinigung Netze zu bil<strong>de</strong>n, <strong>da</strong> und dort mitzelliger Erweiterung an <strong>de</strong>n Knotenpuncten, und als sich weiterhin selbsterkennen liess, <strong>da</strong>ss sich einzelne Zweige an wirkliche ebenfalls aus <strong>de</strong>mStammnerven herausgetretene Zweige anlegten und weiter peripherisch verliefen,so konnte kein Zweifel <strong>da</strong>rüber mehr obwalten, <strong>da</strong>ss die fraglichenElemente sympathische Nerven seien.Es stellt sich somit heraus, <strong>da</strong>ss man es mit Nerven zu thun habe,welche, wie bereits (S. 204) gemel<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>n Nervenstämnien z. B. <strong>de</strong>s Bauchmarksvon Carabus zunächst» unter <strong>de</strong>m Neurilemm hinziehen und durchihre helle Beschaffenheit von <strong>de</strong>n übrigen Nervenfasern merklich sich abheben.Auf <strong>de</strong>n Beobachter aber, <strong>de</strong>r diese Verhältnisse noch nicht kennt,möchten sie <strong>de</strong>n Eindruck machen, als ob es Muskeln <strong>de</strong>s Neurilemms wären.Ich weiss <strong>de</strong>mnach nur von jenen Muskeln, welche von <strong>de</strong>n Abdominalringenentspringend, in grösserer o<strong>de</strong>r geringerer Aus<strong>de</strong>hnung an <strong>da</strong>s Bauchmarksich ansetzen. (S. 212.) Dieselben sind quergestreift, freilich mitunterso schwach, <strong>da</strong>ss diess schwierig zu sehen ist. Zahlreiche rundlicheKerne in <strong>de</strong>n Netzen <strong>de</strong>uten auf die Entstehung aus verzweigten Zellen hin.Bei <strong>de</strong>n Schmetterlingen, allwo die berührte Musculatur sich an <strong>de</strong>n eigenartigen,vom Neurilemm herstammen<strong>de</strong>n Längsstreifen ansetzt, geschiehtdies unter fortgehen<strong>de</strong>r feiner, pinselförmiger Vertheilung auf <strong>de</strong>r obernfreien Fläche <strong>de</strong>s Stranges, wie ich beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich z. B. von Arctiacajh sehe. Aehnlich doch nicht in diesem hohen Gra<strong>de</strong> ist <strong>da</strong>s Endnetzbei <strong>de</strong>n Tipuli<strong>de</strong>n *). (Die Muskeln, welche ich ans Gehirn sich anheftensah (S. 210), waren gewöhnliche quergestreifte, sog. Primitivbün<strong>de</strong>l, ohneTheilung.)Nervöse Substanz. Die Untersuchungen über <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>rNervensubstanz bei Wirbellosen gingen Hand in Hand mit <strong>de</strong>n Fortschritten,welche über die Structur <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s höherer Thierenach und nach gewonnen wur<strong>de</strong>n, wobei es <strong>da</strong>nn allerdings zuweilenvorkam, <strong>da</strong>ss man wegen grösserer Einfachheit <strong>de</strong>r Bildung bei <strong>de</strong>nWirbellosen in irgend einer Frage einen gewissen Vorsprung erlangthatte, bezüglich <strong>de</strong>ren man bei Wirbelthieren noch im Unklarensich befand.Als die Kenntnisse über <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Nervencentren noch in<strong>de</strong>m Stadium waren, <strong>da</strong>ss man lediglieh graue Materie und Markunterschied, forschten die Beobachter auch blos <strong>da</strong>rnach, ob beiWirbellosen diese zwei verschie<strong>de</strong>nen Substanzen ebenfalls vorhan<strong>de</strong>nseien. S warn m er dämm und Meckel hatten diess bejaht; Treviranushingegen erklärte, er habe am Gehirn <strong>de</strong>r Insecten undWürmer nie verschie<strong>de</strong>ne Substanzen bemerken können, ohne jedochgera<strong>de</strong> die entgegenstehen<strong>de</strong>n Angaben vom Dasein einer grauenund weissen Substanz für eine Täuschung halten zu wollen.1) Sieh, mein« Tafeln z. vergleich. Anat. Taf. VI, fg. *.


Arthropo<strong>de</strong>n.221Mit Bezug hierauf möchte ich gleich einschalten, <strong>da</strong>ss man bei manchenInsecten auch ohne Mikroskop die fragliche Son<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>sleicht und sicher sehen kann. Das Gehirn z. B. von <strong>de</strong>r Larve <strong>de</strong>rAeshna grandis, nach<strong>de</strong>m es einen Tag lang in Weingeist gelegen hat, zeigtmir an seinen bei<strong>de</strong>n Halbkugeln und in <strong>de</strong>ren seitlichen Verlängerungenzum Sehganglion eine rein graue Färbung, während nach aussen eine breiteZone von ausgesprochen weisser Farbe sich anschliesst, worauf wie<strong>de</strong>r,ehe <strong>da</strong>s Augenpigment beginnt, eine weissgraue Lage folgt. Am Gehirn^jgrschie<strong>de</strong>rier Käfer (Bytiscus z. B.) lässt sich eine ähnliche Scheidung inverschie<strong>de</strong>ne Substanzen wenigstens mit <strong>de</strong>r Loupe wahrnehmen.Es war eine folgenreiche Ent<strong>de</strong>ckung, als durch Hilfe <strong>de</strong>sMikroskops <strong>da</strong>rgethan wur<strong>de</strong>, <strong>da</strong>ss auch bei Arthropo<strong>de</strong>n die eine<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Substanzen aus bestimmt geformten zelligen Elementen,<strong>de</strong>n Ganglienkugeln, bestän<strong>de</strong>. Dass die an<strong>de</strong>re aus fibrillärenTheilen sich zusammensetze, war schon früher erkannt wor<strong>de</strong>n.Im Hinblick auf die vorbin angezogene Farbenverschie<strong>de</strong>nheitglaube ich beson<strong>de</strong>rs betonen zu dürfen, <strong>da</strong>ss man keineswegs nach<strong>de</strong>r Farbe die verschie<strong>de</strong>nen Nervensubstanzen <strong>de</strong>r Wirbelthiere undWirbellosen zusammenstellen kann. Bei <strong>de</strong>n Wirbelthieren ist imAllgemeinen die weisse Substanz, die aus Nervenfasern gebil<strong>de</strong>te,in<strong>de</strong>m die Fett- o<strong>de</strong>r Markschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Primitivfasern diese Farbe hervorruft;die graue Substanz ist die aus Ganglienkugeln o<strong>de</strong>r freienAxencylin<strong>de</strong>rn geformte Masse. Hingegen bei <strong>de</strong>n Wirbellosen istnicht blos die aus Ganglienkugeln zusammengesetzte Substanz grau,son<strong>de</strong>rn auch die Commissuren, die Nerven, haben die gleiche Farbe.Von wirklich weissem Aussehen sind nur die Centren eigenthümlicherPünktsubstanz im Inneren, wovon noch später die Re<strong>de</strong>sein wird.(Ganglienkugeln.) Nach<strong>de</strong>m Ehrenberg die Ganglienkugelnals „keulenartige, trüberfüllte Organe" von mehren Wirbellosen,unter An<strong>de</strong>rm von Geotrupes ent<strong>de</strong>ckt, kamen auch allespäteren Untergeber zu <strong>de</strong>m Ergebniss, <strong>da</strong>ss bei Insecten, Spinnenund Krebsen, die Nervensubstanz aus zelligen Gebil<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nsogenannten Ganglienkugeln und zweitens, aus fas eri g en Elementen,<strong>de</strong>n Nervenfibrillen zusammengesetzt sei.Auch sprach man bereits <strong>da</strong>mals die Ansicht aus, es möchtendie Ganglienkugeln die eigentlichen Her<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Nervenlebenssein, die Nervenfasern hingegen mehr zur Leitung dienen. Manwar ferner in <strong>de</strong>r Kenntniss <strong>de</strong>s anatomischen Verhaltens <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>nElemente zueinan<strong>de</strong>r bald <strong>da</strong>rauf um einen Schritt weiter gekommen,als <strong>de</strong>r Stand in <strong>de</strong>r Histologie <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s höherer Thierewar, in<strong>de</strong>m mehre Beobachter sich <strong>da</strong>von überzeugt hatten, <strong>da</strong>ssGanglienkugeln und Nervenfasern in directem Continuitätsverhältnissstehen, während man <strong>da</strong>zumal für die Wirbelthiere nur ein Nebeneinan<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Elemente für zulässig erklären wollte.Ueber Form, Grösse, Farbe, Structur <strong>de</strong>r Ganglienkugeln habe ich*


222 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.bereits oben *) gehan<strong>de</strong>lt, sowie über die Art und Weise, wie die Fortsätzedieser Gebil<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n Nervenfasern stehen. Hier möchte ich nur nocheinmal <strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ganglienkugeln ge<strong>de</strong>nken und »bemerken, <strong>da</strong>ss manauch bei Arthropo<strong>de</strong>n an peripherischen Ganglienkugeln sehr klar zu sehenvermag, wie eben diese Hülle nicht Zellmembran und nicht durch Verdichtung<strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nschicht entstan<strong>de</strong>n ist, son<strong>de</strong>rn zum Neurilemm gehörtund als bauchige Erweiterung von diesem <strong>de</strong>n an sich hüllenlosen Ballenvon Protoplasma umschliesst. Ich sehe dieses sehr schön z. B. an grossenGanglienkugeln <strong>de</strong>r Nervenverzweigungen, die bei Tabanus bovinus aus <strong>de</strong>rzwischen Gehirn und Thoracalknoten laufen<strong>de</strong>n Längscommissur entspringen,Aus <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n waren mir früher nebenGangbenkugeln mittlerer Grösse nur bei Krebsen auch solche vonbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m Umfang bekannt; aus <strong>de</strong>r Klasse <strong>de</strong>r Insecten hatteich blos die Horniss im Hinblick auf diesen Punkt angeführt.Spätere Erfahrungen haben mich belehrt, <strong>da</strong>ss im Gehirn und<strong>de</strong>n Bauchmarksganglien wohl aller Insecten (und wahrscheinlichauch <strong>de</strong>r Spinnen) zugleich mit kleinen und mittelgrossen auchsehr grosse Ganglienkugeln sich fin<strong>de</strong>n, die an bestimmten untennäher bezeichneten Orten sich zusammendrängend, Nester o<strong>de</strong>r bestimmtbegrenzte Paquete bil<strong>de</strong>n. Die Ganglienkugeln <strong>de</strong>r Nervencentrensind häufig von birnförmiger Gestalt o<strong>de</strong>r noch länger gestielt.Hat man hiebei Ganglienkugeln von be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Grösse vorsich, so lässt sich erkennen, <strong>da</strong>ss die Körnchen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>n Nucleusconcentrisch streifig umgeben<strong>de</strong>n Protoplasma nach <strong>de</strong>m Stiel hinlinear sich ordnen, um hier zu fibrillärer Substanz sich umzugestalten.Den Ganglienkugeln vielleicht verwandte, je<strong>de</strong>nfalls weiterer Nachforschungbedürftige Gebil<strong>de</strong> kommen in <strong>de</strong>n Nervencentren mancher Gattungenvor, von <strong>de</strong>nen ich allerdings nicht einmal zu entschei<strong>de</strong>n wage, ob sie in<strong>de</strong>n Kreis normaler Bildungen gehören, o<strong>de</strong>r nicht vielmehr pathologischerNatur sind.Betrachtet man nämlich <strong>da</strong>s Gehirn von Glomeris limbata *) bei geringerVergrößerung, so erblickt man (ob bei allen Individuen weiss ichnicht mehr zu sagen) in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Halbkugel!!, also in symmetrischer Aliordnung,je ein rundliches, scharf begrenztes, bläschenartiges Gebil<strong>de</strong> mitnoch duuklerem keruartigem Innenkörper, <strong>da</strong>s Ganze von <strong>de</strong>r übrigen Gehirusubstanzso stark abstechend, duss man unwillkürlich an die Ohrblasenmancher Weichthiere erinnert wird 8 ). Bei starker Vergrösserungzeigt sich aber sofort, <strong>da</strong>ss diese Aehnlichkeit eben nur eine zufälligeist; <strong>da</strong>s Gebil<strong>de</strong> erscheint jetzt als eine <strong>de</strong>rb streifige Kapsel, in <strong>de</strong>renHohlraum ein Körper ruht, <strong>de</strong>r abermals von einer concentrisch streifigen,gekernten Hülle umgeben ist. Er ist es, <strong>de</strong>r bei geringer Vergrösserungeinen rundlichen Otoiithen vorspiegelt. Das Ganze hat scharfe <strong>da</strong>s Lichtstark brechen<strong>de</strong> Rän<strong>de</strong>r.Ich habe keinen Zweifel, <strong>da</strong>ss die von Zenker bei <strong>de</strong>n i'ycnogöni<strong>de</strong>nbeschriebenen eigentümlichen Körper, die <strong>de</strong>rselbe <strong>de</strong>n Corpora amylacea<strong>de</strong>s menschlichen Gehirns verglichen hat mit <strong>de</strong>n von mir bei Glomeris gei*ieb. 8. 83. — t) Sieh. m. Tafeln ». vergleichend. Anat. Taf. VII, fg. 3, d' u. fg. 4. —S) Si. »ind vielleicht auch schon an einem an<strong>de</strong>ren Cruataerum für ein (ichörorgan ausgegebenwor<strong>de</strong>n. Ich venauthe dies* wenigsten« bezüglich <strong>de</strong>r „Horslelne" welehe im Gehirnvon PhyUotoma nach »ttikem Pressen mittelst <strong>de</strong>r Glasplatte nach Kroyer zum Vor-•Ciicin kunuaeu «ollen. QKossgeligt Itanike VUen k. Betsk. Mkri/ier. 1» ,ü.J


Arthropo<strong>de</strong>n. 223fun<strong>de</strong>nen, zusammengehören. Bei<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Nervencentren, bei<strong>de</strong>sind concentrisch gestreift und haben einen ungestreiften centralen Kern;nur besteht zwischen unseren Beobachtungen <strong>de</strong>r Unterschied, <strong>da</strong>ss beiPycnogonum die Körper ohne scharfe Umrisse sind und nur von gleicherlichtbrechen<strong>de</strong>r Kraft, wie die übrige Ganglienmasse, während sie bei Glomerisgera<strong>de</strong> durch ihre dunklen Rän<strong>de</strong>r sich als etwas beson<strong>de</strong>res von <strong>de</strong>rübrigen Hirnsubstanz abzeichnen.Für die Ansicht, <strong>da</strong>ss die fraglichen Gebü<strong>de</strong> zur normalen Organisationgehören, wür<strong>de</strong> sprechen, <strong>da</strong>ss sie bei Glomeris auf bei<strong>de</strong>n Hirnhälften eineebenmässige Lage haben; auf ein pathologisches Verhalten Hesse sich aberbeziehen, <strong>da</strong>ss" sich in <strong>de</strong>r Dicke <strong>de</strong>r Hülle, Grösse <strong>de</strong>r Innenkörper und<strong>de</strong>rgleichen kleine Unterschie<strong>de</strong> zeigen.Da ich <strong>de</strong>n Wunsch hege, <strong>da</strong>ss diese auffälligen Büdungen Gegenstandweiterer Prüfung wer<strong>de</strong>n möchten, so füge ich noch bei, <strong>da</strong>ss ich bei einemfrischen Exemplar von Acilius sulcatus an gleicher Stelle, nahe <strong>de</strong>m Vor<strong>de</strong>rrand<strong>de</strong>s Gehirns aber nur auf einer Seite einen eben solchen, ziemlichgrossen geschichteten Körper bemerkt habe. An<strong>de</strong>re zugleich untersuchteThiere <strong>de</strong>rselben Art Hessen <strong>da</strong>s Gebil<strong>de</strong> nicht sehen.Einen ferneren Anhaltspunkt zu einer etwaigen Aufklärung scheint mir<strong>da</strong>s Gehirn von Bytiscus marginalis zu gewähren. Hier zeichnet sich eines<strong>de</strong>r Paquets von Ganglienkugeln, welche die zellige Rin<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gehirns bil<strong>de</strong>nund es ist <strong>da</strong>s Paquet an <strong>de</strong>r Stelle, wo * die geschichteten Körper vorzukommenpflegen, durch mancherlei Eigenthümlichkeiten aus. Die Ganglienkugelnsind mittelgross, aber ihre verhältnissmässig sehr umfangreichenNuclei haben <strong>da</strong>s Aussehen, die Lichtbrechung <strong>de</strong>r «amyloi<strong>de</strong>n»Substanz. An einem Gehirn, <strong>da</strong>s in Alkohol gelegen und <strong>da</strong>rauf mit Kalilaugebehan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>, quoll aus diesem Paquet in grösserer Menge eine,kugelige geschichtete Substanz, die man wie<strong>de</strong>r nach Aussehen und Lichtbrechungentwe<strong>de</strong>r frei gewor<strong>de</strong>nem Nervenmark <strong>de</strong>r Wirbelthiere o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ramyloi<strong>de</strong>n Substanz vergleichen konnte. Aber und diess bleibt vor<strong>de</strong>rbandstörend genug — die ganze Erscheinung ist individuell: bei <strong>de</strong>m einenThier kommt sie zur Beobachtung, an zahlreichen an<strong>de</strong>rn sucht man vergebens<strong>da</strong>rnach.(Nervenfasern.) Auf je<strong>de</strong>n Beobachter machen die Nervenfasern<strong>de</strong>r Wirbellosen überhaupt und also auch diejenigen <strong>de</strong>rArthropo<strong>de</strong>n zunächst <strong>de</strong>nselben Eindruck, wie die sympathischeno<strong>de</strong>r grauen Nerven <strong>de</strong>r Wirbelthiere. Wie diese sind auch sieohne Markschei<strong>de</strong>, und <strong>da</strong>her auch ohne die so auszeichnen<strong>de</strong>n vomFett hervorgerufenen dunkeln Rän<strong>de</strong>r; die faserigen nervösen Elemente<strong>de</strong>r Wirbellosen sind mit einem Wort blass randig x ).Und gleichwie es eine Zeit gab, in <strong>de</strong>r manche Forscher <strong>da</strong>sgesammte <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Wirbellosen nur <strong>de</strong>m sympathischenSystem höherer Thiere an die Seite stellten, so kann man sich anfänglichbestimmen lassen, alle Nervenfasern <strong>de</strong>r Wirbellosen vommorphologischen,Standpunkt aus lediglich <strong>de</strong>n sympathischen Fasern'I) Etwas individuelles scheint es mir zu sein, wenn innerhalb <strong>de</strong>r Nervensubstanz mehro<strong>de</strong>r weniger zahlreiche kleine Fettpünktchen angetroffen wer<strong>de</strong>n, wesshalb ich nur imVorbeigehen dieses Vorkommnisses ge<strong>de</strong>nken möchte. An <strong>de</strong>m concentrirten Bauchmark<strong>de</strong>s Rüsselkäfers Molytet germanut fiel mir zuerst auf, <strong>da</strong>ss sehr zahlreiche Fettkügelchen,oft reihenweis geordnet in <strong>de</strong>n Nervenstämmen <strong>de</strong>s Bauchmarks zugegen seien. Ich möchtevermuthen, <strong>da</strong>ss dieses manchmal noch Reste <strong>de</strong>s Puppenzustan<strong>de</strong>s sind, <strong>da</strong> ich auch aneinem vor kurzem ausgeschlüpften Carabui auratut <strong>da</strong>sselbe sehe, während ältere Thiereein fettfreies <strong>Nervensystem</strong> besassen.


224 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.<strong>de</strong>r Wirbelthiere zu vergleichen; allein die tiefer gehen<strong>de</strong> Untersuchungzeigt, <strong>da</strong>ss ein solcher Vergleich ebenso irrthümlich ist,wie wenn man im gesammten <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Wirbellosen nur<strong>da</strong>s Analogon <strong>de</strong>s Sympathicus <strong>de</strong>r Wirbelthiere fin<strong>de</strong>n will.Es ist schon seit längerem bekannt, <strong>da</strong>ss beim Flusskrebs neben <strong>de</strong>mgewöhnlichen fibrillären Gontentum <strong>de</strong>r Nervenstämme noch an<strong>de</strong>re <strong>da</strong>vonsehr abstechen<strong>de</strong> fasrig-röhrige Gebil<strong>de</strong> vorkommen, die Ehrenberg undHannover bereits gekannt und die namentlich vonRemak zuerst genauerbeschrieben wor<strong>de</strong>n sind. Reichert hafte zwar diese «colossaleu» Nervenfasernbeanstan<strong>de</strong>t und einen Irrthum vermuthet, allein mit Unrecht: ichhabe sie am Flusskrebs sowohl früher als neuerdings wie<strong>de</strong>rholt gesehen.Auch kommen dieselben, was ich schon seiner Zeit anführte, nicht blosbeim Flusskrebs vor. Ich bezeichnete <strong>da</strong>mals die Nerven von Lampyrissplendidula als solche, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rgleichen Elemente zugegen sind und kannjetzt beifügen, <strong>da</strong>ss sie sich wahrscheinlich in allen Insectenordnungen vorfin<strong>de</strong>n,in<strong>de</strong>m ich nicht blos bei Käfern, son<strong>de</strong>rn auch bei Dipteren (Tabanus,Eristalis), Hymenopteren (Bombus), Orthopteren (Locusta, Acheta, Gryttotalpa),Lepidopteren (Sphinx convolvuli) diese eigenartigen, breiten undgleichniässig hell aussehen<strong>de</strong>n Nervenfasern angetroffen habe. Erwfthnenswertbscheint es mir auch zu sein, <strong>da</strong>ss diese auffallen<strong>de</strong>n Elemente nicht in <strong>de</strong>naus <strong>de</strong>r oberen Hirnportion kommen<strong>de</strong>n Nerven zugegen sind, son<strong>de</strong>rn nur in<strong>de</strong>n Nerven <strong>de</strong>r unteren Hirnportion und <strong>de</strong>r übrigen Bauchmarksganglien.So war es wenigstens bei Bytiscus marginalis, allwo ich hierauf im Näherengeachtet habe.Dem Voranstehen<strong>de</strong>n zufolge könnte man <strong>de</strong>mnach die Nervenfasern<strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n bereits eintheilen in belle, breite, anscheinendröhrige Elemente und zweitens in die grauen, blassgranulären vom Habitus <strong>de</strong>r sympathischen Fasern <strong>de</strong>r Wirbelthiere.Allein es giebt Arthropo<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>nen ein einlässlicberes Betrachtendieser zweiten Gruppe von Nervenfasern zu <strong>de</strong>r Erkenntnissführt, <strong>da</strong>ss auch sie wie<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>ner Art sind. Alle habenzwar, wie ange<strong>de</strong>utet, <strong>de</strong>n granulären Habitus, aber die einen sindnicht blos breiter, als die an<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn sie sind selbständiger, vonfesterer Natur, erscheinen als bestimmt gezeichnete, <strong>de</strong>n Keagentienauch einen gewissen Wi<strong>de</strong>rstand leisten<strong>de</strong> Faserzüge; während diean<strong>de</strong>rn granulären Fasern nicht <strong>de</strong>n scharf ausgeprägten individuellenCharakter haben, <strong>da</strong>her ihre granuläre Substanz unschwer auseinan<strong>de</strong>rweichtund die Faser als solche leicht zerstörbar ist.Endlich giebt es Fasern, bei <strong>de</strong>nen die granuläre Natur wie<strong>de</strong>rzurücktritt, wodurch sie heller wer<strong>de</strong>n, aber abstandsweise in ihremInneren kleine oft schwer zu beobachten<strong>de</strong> Nuclei mit umgeben<strong>de</strong>nKörnchenhaufen haben. Sie sind die eigentlich sympathischenFasern, mag nun <strong>de</strong>r Sympathicus von mehr selbständiger Formsein, o<strong>de</strong>r nur seine Elemente <strong>de</strong>n Spinalnerven beimischen. Gegendie Peripherie zu wer<strong>de</strong>n die vorhin ge<strong>da</strong>chten Nuclei an manchendieser sympathischen Nerven grösser, und <strong>da</strong>nn erinnert <strong>da</strong>s Bil<strong>da</strong>n die sogenannten Gangbenkugeln <strong>de</strong>r Wirbelthiere.Um <strong>de</strong>m Einwand zu begegnen, als ob die angeführten Merkmale theilweisenur Folge <strong>de</strong>r Präparatiousart sein könnten, tu mache ich gleich


Arthropo<strong>de</strong>n. 225bemerklich, <strong>da</strong>ss man an je<strong>de</strong>r Stubenfliege (Musca domestica) <strong>de</strong>n bezeichnetenUnterschied <strong>de</strong>r Fasern sehen kann. Man bringe <strong>de</strong>n Brustknoteu<strong>de</strong>r genannten o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>rn sich überall <strong>da</strong>rbieten<strong>de</strong>n Fliege, <strong>de</strong>rEristalis tenax, frisch und mit Zuckerwasser befeuchtet auf <strong>de</strong>n Objectträgerund man wird alsbald gewahr *), <strong>da</strong>ss selbst die vom Knoten abgehen<strong>de</strong>nStammnerven durch die verschie<strong>de</strong>ne Natur ihrer fibrillären Elemente undnach <strong>de</strong>ren vorwiegen<strong>de</strong>r Menge unter sich von verschie<strong>de</strong>nem Aussehen sind.So zeigt, sich bei Eristalis z. B. <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>rseits aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Ganglionskommen<strong>de</strong> Nerv hell, nicht granulär und bei näherem Zusehen bestehter aus <strong>de</strong>n breiten und hellen, röhrigen Elementen; die Mehrzahl <strong>de</strong>rübrigen Nervenstämme <strong>de</strong>s Knotens hat ein dunkel granuläres, doch festesAussehen, in<strong>de</strong>m die Faserelemente <strong>de</strong>n vorhin bezeichneten selbständigenCharakter an sich tragen; endlich aber wird man zwei Nervenstämme erblicken,die nach hinten, nahe <strong>de</strong>r Längscommissur abgehen, und obschonebenfalls granulär, doch mit <strong>de</strong>n vorigen nicht völlig übereinstimmen. Siehaben einen gewissen weichen Habitus, ein mehr trübes, zartes Aussehen,etwa wie die Faserzüge <strong>de</strong>s Riechnerven bei Wirbelthieren, und <strong>de</strong>r Inhaltfällt <strong>da</strong>her aus <strong>de</strong>m durchschnittenen Neurilemm als pulverige Masse aus.Um mit <strong>de</strong>n sympathischen Fasern bekannt zu wer<strong>de</strong>n, muss man beimHerauslösen <strong>de</strong>s Ganglions <strong>da</strong>rauf Rücksicht nehmen, die Nervenverzweigungenstreckenweise mit zu bekommen. Da sieht man <strong>da</strong>nn unschwer, beiMusca domestica z. B., <strong>da</strong>s allmählige Entstehen <strong>de</strong>r peripherischen Ganglienan jenen sympathischen Nerven, welche sich abgezweigt haben, und ebensowird man auch rückwärts <strong>de</strong>ren faserige Elemente zwischen die wenigerhellen spinalen Fasern <strong>de</strong>r vom Brustknoten kommen<strong>de</strong>n gemischten Nervenverfolgen können.Unser einstweiliges Ergebniss lautet <strong>da</strong>her so : auch bei <strong>de</strong>nArthropo<strong>de</strong>n son<strong>de</strong>rt sich die Masse <strong>de</strong>r Nervenfasern in mehre Arten.Ehe wir die weiteren Eigenschaften <strong>de</strong>rselben aufsuchen, wollen wirzuvor uns erinnern, <strong>da</strong>ss nicht bei allen Gruppen dieses Thierkreisesdie Nervensubstanz eine solche höhere Ausbildung erlangt hat. Ichhabe schon früher an einem an<strong>de</strong>rn Orte 2 ) bemerkt, <strong>da</strong>ss z. B. beimehren Spinnenarten die Nervensubstanz, zu Fasern von bestimmterenUmrissen sich differenzire, als bei manchen Insecten, undähnliche Erfahrungen wie<strong>de</strong>rholen sich, je mehr Thiere in <strong>de</strong>n Bereich<strong>de</strong>r Untersuchung gezogen wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n Juli<strong>de</strong>n z. B. hat<strong>da</strong>s Bauchmark nicht blos die mehrmals erwähnte Aehnlichkeit mit<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Lumbricinen, son<strong>de</strong>rn wie diese auch in <strong>de</strong>n Nerven keineeigentlichen Fibrillen, son<strong>de</strong>rn nur fibrilläre Punktsubstanz.Die eben genannte Substanz ist <strong>de</strong>r eigentliche Grundstoff <strong>de</strong>rNervenfasern, die wesentliche Nervenmaterie. Zwischen ihr und<strong>de</strong>n Nervenfasern besteht <strong>de</strong>r Unterschied, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n NervenfasernLängszüge <strong>de</strong>r fibrillären Punktsubstanz zu neuen Einheiten sichzusammenthun, wobei die Abgrenzung gegeneinan<strong>de</strong>r, ähnlich wieam Protoplasma <strong>de</strong>r Gangbenkugel nur durch festere Bin<strong>de</strong>nbüdungerfolgt, o<strong>de</strong>r durch Auftreten von Nervenschei<strong>de</strong>n, die aber<strong>de</strong>r Nervenmaterie frem<strong>de</strong> Theile und Bin<strong>de</strong>substanz sind.1) Was schon oben bereits S. lt>6 zum TheU erwähnt wur<strong>de</strong>. — 2) Histologie S. 59.l5Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpen.


226 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Am schärfsten ist die Hülle an <strong>de</strong>n bellen breiten Nervenfasern,<strong>de</strong>ren S. 224 von Krebsen und Insecten ge<strong>da</strong>cht wur<strong>de</strong> und mit zahlreichenKernen an <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> ausgestattet. Ebendiese Kerne <strong>de</strong>uten auch an an<strong>de</strong>rn Nerven <strong>de</strong>r Insecten die Existenzvon schwachen Hüllen <strong>de</strong>r Nervenfasern an, wenn die Linien <strong>de</strong>rselbennicht mehr in klarer Weise unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.Die riesigen hellen Nervenfasern <strong>de</strong>s Flusskrebses zeigen aberausser <strong>de</strong>r fibrillären Punktsubstanz und <strong>de</strong>r mit Kernen versehenenHülle noch einen beson<strong>de</strong>ren Stoff. Die fibrilläre Punktsubstanzbil<strong>de</strong>t nämlich die Achse <strong>de</strong>r Fibrille und hat, wie ich neuerdingsnach Behandlung mit Alkohol und Essigsäure sehe, eigentlich eineban<strong>da</strong>rtige, <strong>de</strong>mnach platte Gestalt; <strong>de</strong>n Raum zwischen ihr und<strong>de</strong>r Schei<strong>de</strong> nimmt eine dickliche, wasserklare, durch Zusatz frem<strong>de</strong>rStoffe leicht gerinnbare Flüssigkeit ein. An <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>nNervenfasern <strong>de</strong>r Insecten habe ich bisher nur diese zähe, schwachglänzen<strong>de</strong> Substanz, nicht aber eine aus fibrillärer Punktsubstanzbestehen<strong>de</strong> Achse unterschie<strong>de</strong>n. Be<strong>de</strong>nkt man jedoch, <strong>da</strong>ss selbstam Flusskrebs dieser Theil <strong>de</strong>r Nervenfaser keineswegs je<strong>de</strong>smalzur Ansicht kommt, so <strong>da</strong>ss ein Beobachter wie Reichert <strong>da</strong>sGebil<strong>de</strong> ganz läugnet und Häckel <strong>da</strong>sselbe „sehr lange vergeMichsuchte", so wird es sich auch bei Insecten wahrscheinlich noch nachweisenlassen.Was die Deutung dieser Substanz betrifft,, so habe ich keinenGrund, von <strong>de</strong>r von mir früher aufgestellten abzuweichen. Ich seheauch jetzt noch in ihr <strong>da</strong>s Analogon <strong>de</strong>r fettreichen Markschei<strong>de</strong>,welche <strong>de</strong>n <strong>da</strong>mit ausgestatteten Nervenfasern <strong>de</strong>r Wirbelthiere ihrenGlanz verleiht; selbstverständlich ist, <strong>da</strong>ss die fibrilläre Punktsubstanz,welche in <strong>de</strong>nselben Fasern die Achse und in <strong>de</strong>n granulärendie ganze Faser bil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r Substanz gleichzusetzen ist, welche beiWirbelthieren <strong>de</strong>n sogenannten Achsencylin<strong>de</strong>r erzeugt.Dem Gesagten zufolge unterschei<strong>de</strong>n wir cerebro-spinale Fasernvon dreierlei Art, sowie sympathische Fasern.(Punktsubstanz.) Ausser <strong>de</strong>n Ganglienkugeln, <strong>de</strong>r einfach fibrillärenMaterie und <strong>de</strong>n <strong>da</strong>raus zusammengesetzten Nervenfasern giebtes noch einen dritten elementaren Formbestaudtheil <strong>de</strong>r Nervenniasse:es ist Punktsubstanz von netz- o<strong>de</strong>r geflechtartig gestricktemCharakter 1 )- Dieselbe gehört <strong>de</strong>n Nervencentren,<strong>de</strong>m Gehirn und Bauchgangüen an. Sie nimmt die Mitte <strong>de</strong>r Gaugbenein; gegen diese centrale Punktsubstanz richten sich die Stiele<strong>de</strong>r Gangbenkugeln, um ihre fibrilläreMaterie dort beizumengenn Vergl. oben > r«, s. 91, g. u*.


Arthropo<strong>de</strong>n. 227und aus diesen centralen Her<strong>de</strong>n von Punktmasse geht erst die einfachstreifige Substanz <strong>de</strong>r peripherischen Nerven hervor *).Topographisch-histologisches. a) Bauchmarksganglien. Nach<strong>de</strong>mwir die Eigenschaften <strong>de</strong>s Nervengewebes im Allgemeinen uns vorgeführt,haben wir auch die aus solchen Elementen gebil<strong>de</strong>tengrössern Massen ins Auge zu fassen und zu sehen, wie an ihnendie Theile <strong>de</strong>s Nervengewebes räumlich geordnet sind.Wir wollen hiebei von einem rein medianen unpaaren und wegengeringer Grösse leicht zu untersuchen<strong>de</strong>n Theil, <strong>de</strong>m Gangbon frontaleausgehen.Dasselbe scheint überall, wo ich es von Käfern und an<strong>de</strong>rn Insectenpräparirte, <strong>de</strong>n gleichen Bau zu haben; doch habe ich gera<strong>de</strong> im Näherendie Larve von Aeshna grandis hierauf besehen. Dort besteht es,wenn wir von innen nach aussen gehen, erstens aus <strong>de</strong>r centralen Punktsubstanz,welche von ähnlich dreieckiger Form wie <strong>de</strong>r Umriss <strong>de</strong>s Ganglions selber,gewissermassen <strong>de</strong>n weissen o<strong>de</strong>r bei durchgehen<strong>de</strong>m Licht dunkeln Kern<strong>de</strong>s Ganglions bil<strong>de</strong>t; die drei Ecken dieser centralen Punktsubstanz lassenaus sich die zu <strong>de</strong>n Nervenfasern sich zusammenlegen<strong>de</strong> fibrilläreMateriehervorgehen. Um die centrale Punktsubstanz herum lagert sich zweitensdie Masse <strong>de</strong>r Ganglienkugeln, wobei <strong>de</strong>utlich zu sehen, <strong>da</strong>ss eine Gruppegrosser Ganglienkugeln nur an <strong>de</strong>r mittleren Wölbung <strong>de</strong>s Ganglions sichfin<strong>de</strong>t; während kleine Kugeln <strong>de</strong>n übrigen von <strong>de</strong>r Centralsubstanz und<strong>de</strong>n <strong>da</strong>raus entspringen<strong>de</strong>n Nerven freigelassenen Raum erfüllen.Endlich drittens umschliesst ein Längskerne besitzen<strong>de</strong>s Neurilemm<strong>da</strong>s Ganze. Unter diesem, also zwischen Neurilemm und Ganglienkugeln,hreitet sich die granuläre Lage aus, welche einzelne rundliche Keine eingebettetenthält und oben (S. 215) <strong>de</strong>r Matrix <strong>de</strong>r Cuticula <strong>de</strong>r äusserenHaut verglichen wur<strong>de</strong>.Was wir bezügbch <strong>de</strong>r Lagerung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Theile <strong>de</strong>rNervensubstanz in diesem unpaaren Ganglion sehen, kehrt in allenGangUen <strong>de</strong>s eigentlichen Bauchmarkes, Gehirn mit inbegriffen,wie<strong>de</strong>r, aber in p a a r i g e r Anordnung, entsprechend <strong>de</strong>r Entstehungdieser GangUen aus zwei Seitenhälften.Bei verschie<strong>de</strong>nen Arthropo<strong>de</strong>n, die an sich so durchsichtigsind <strong>da</strong>ss sie ohne weitere Präparation untersucht wer<strong>de</strong>n können,ist dieser Bau schon am leben<strong>de</strong>n Thier erkennbar.Ich habe in dieser Beziehung bereits früher auf die Daphni<strong>de</strong>n, sowieauf Insectenlarven, Corixa striata z. B., aufmerksam gemacht; möchte jetztauch ferner namentlich auf die Larven <strong>de</strong>r Wasserkäfer (Bytiscus im allgemeinenSinn), sowie auf jene Dipterenlarven, die im Wasser leben, alsauf sehr günstige Objecte hinweisen.Aber auch an herauspräparirten Ganglien <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nstenInsectenordnungen sind die Grundzüge <strong>de</strong>s Baues immer so, <strong>da</strong>ssin <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Seitenhälften <strong>de</strong>s Ganglions eine moleculare (genauernetzförmig gestrickte) Substanz in grösserer Anhäufung <strong>de</strong>n Kern1) Ueber die Endigungsweise <strong>de</strong>r Nerven In <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Organen wird bei diesengehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Oben (S. 97) wur<strong>de</strong> bereits in Kurzem <strong>de</strong>r Endigung <strong>de</strong>r Nerven in <strong>de</strong>rHaut, <strong>de</strong>n Sinnesorganen und Muskeln ge<strong>da</strong>cht.' In *


228 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.bil<strong>de</strong>t*). Dieselbe muss von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung sein, was abgesehenvon ihrer Lage sich aus <strong>de</strong>m Verhalten <strong>de</strong>r Tracheen zudieser Substanz folgern lässt. Ich sehe nämbcb immer, <strong>da</strong>ss unterallen <strong>da</strong>s Gehirn o<strong>de</strong>r die Bauchknoten zusammensetzen<strong>de</strong> Partiendie moleculare Kernsubstanz mit <strong>de</strong>r reichsten En<strong>da</strong>usbreitung vonTracheen versorgt wird 2 ). Die hiefür bestimmten Aeste lösen sichin äusserst dichte Endbüschel auf, die nach <strong>de</strong>r Art ihrer Vertheilungentlaubten Wei<strong>de</strong>nbäumen ähneln.Die Gegenwart dieser zwei Centren ist auf verschie<strong>de</strong>nen zum Theilschon älteren Abbildungen ange<strong>de</strong>utet; Newport kennt sie und vergleichtsie <strong>de</strong>r grauen Substanz, Blanchard bezeichnet sie als <strong>de</strong>ux no<strong>da</strong>les imCentrum <strong>de</strong>r Ganglien. Sie haben, was ich schon S. 2:21 erwähnte, bei auffallen<strong>de</strong>mLicht eine weisse Farbe.Wichtig ist ferner, worauf gleichfalls schon s ) hingewiesen wur<strong>de</strong>,<strong>da</strong>ss die bei<strong>de</strong>n Centren moleculärer Substanz sich innerhalb <strong>de</strong>sGangbons durch Quercommissuren verbin<strong>de</strong>n. Und ich habenirgends, wo ich <strong>da</strong>rauf achtete, diese Querbrücken vermisst. Amhäufigsten sah ich <strong>de</strong>ren zwei, in an<strong>de</strong>rn Fäljen schien nur Eine<strong>da</strong> zu sein. Sie entstehen aus <strong>de</strong>r Punktsubstanz ebenso, wie diestreifige Substanz <strong>de</strong>r Längscommissuren und die <strong>de</strong>r Seitennervenaus ihr hervorgehen.Die moleculare dunkle Kernmasse entspricht im Umriss immer<strong>de</strong>r bald mehr länglichen, bald mehr in die Breite gehen<strong>de</strong>n Grundgestalt<strong>de</strong>s Ganglions und zeigt öfters gegen die umlagern<strong>de</strong>n Gangbenkugelnhin sehr reine Umrisse, so <strong>da</strong>ss man selbst eine abschliessen<strong>de</strong>Haut vermuthen möchte.Ich habe solche Bil<strong>de</strong>r von Aeshna grandis, Schmetterlingsraupen undLaufkäfern vor Augen gehabt, mich aber überzeugt, <strong>da</strong>ss die Linie <strong>de</strong>rscheinbaren Umhüllungshaut von luftleer gewor<strong>de</strong>nen feinen Tracheen herrührt,Gebil<strong>de</strong>, die nebenbei gesagt, manche Täuschung veranlassen, un<strong>da</strong>uch hier zur Annahme einer Grenzhaut führen können. (Vgl. auch S. 216.)Bei längerer Beschäftigung mit diesem Gegenstand und in<strong>de</strong>mman die Untersuchungsmetho<strong>de</strong> vervielfältigt, lässt sich bezüglich<strong>de</strong>r kleinen Ganglienkugeln auch bei <strong>de</strong>n Insecten wahrnehmen, <strong>da</strong>sssie ebenso wie die grossen zu beson<strong>de</strong>rn Partien o<strong>de</strong>r Paquetssich zusammenhalten, die mit eigenem Stiel <strong>de</strong>r centralen Punktsubstauzaufsitzen. In<strong>de</strong>m ein Bauchmarksknoten auf diese Weisesein Inneres mannigfaltig gbe<strong>de</strong>rt, scheint er die verschie<strong>de</strong>nen Stationspunktefür Aufnahme und Abgabe <strong>de</strong>r Nervenleitungen sich zuschaffen.Solche Abgrenzungen zu beson<strong>de</strong>ren Paquets erfolgen namentlichdurch die Tracheen, welche sich zuletzt so über die Masse <strong>de</strong>rGangbenkugeln verbreiten, als ob sie gestielte Beeren zu umspinnenhätten.l) Sieh, in Tafeln s. vergl. Anat Taf. VI, fg. 2,a; f«;. S; fg. 8. Taf. VII fg lt- Taf IXlg. l, m, fg. », f. - l) Sieh. a. a. O. Tat VII, fg. 1, e. - 8) 8. m.


Arthropo<strong>de</strong>n. 229Ich hätte hier abermals Veranlassung, <strong>de</strong>s von mir zuerst ausgesprochenenund sich immer von Neuem bewahrheiten<strong>de</strong>n Satzes zu ge<strong>de</strong>nken,<strong>da</strong>ss es sich fortwährend bei organischen Gebil<strong>de</strong>n um Wie<strong>de</strong>rspiegelungen<strong>de</strong>r Formen han<strong>de</strong>lt. In<strong>de</strong>m mehre <strong>de</strong>r gestielten Ganglienkugeln sich zusammenlegenund als ein Ganzes von Tracheen umsponnen wer<strong>de</strong>n, entstehteirl gestielter Körper höherer Ordnung, o<strong>de</strong>r ein Paquet von Ganglienkugeln.Constante Stellen, wo man Gruppen grosser Ganghenkugelnantrifft, sind die Räume vorn und hinten am Gangbon, zwischen<strong>de</strong>n längsstreifigen Massen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n ins Ganglion eingetretenenLängscommissuren, also gera<strong>de</strong> <strong>da</strong>, wo <strong>de</strong>r unpaare Nerv, <strong>de</strong>n ichoben als Sympathicus bezeichnet, wurzelt.So fin<strong>de</strong> ich es an <strong>de</strong>n eigentlichen Abdominalganglien bei Käfern,bei Heuschrecken, Libellen und an<strong>de</strong>rn Insecten '). In <strong>de</strong>n massigeren Thoracalganglienunterschei<strong>de</strong>t man aber auch seitliche, <strong>de</strong>mnach paarigeAnsammlungen <strong>de</strong>r ge<strong>da</strong>chten grossen zelligen Elemente, und zwar bemerkeich z. B. in <strong>de</strong>r Larve von Aeshna grandis, in <strong>de</strong>n drei grösseren Brustknotenje ein vor<strong>de</strong>res und ein hinteres Paar solcher Nester grosser Ganglienkugeln.Es gehört wohl zu <strong>de</strong>n durchgreifend gesetzlichen Bildungen,<strong>da</strong>ss die Knoten <strong>de</strong>s Bauchmarkes nach <strong>de</strong>r-Bauchseitehinjihreeigentliche Wölbung haben. Man überzeugt sich hievon am bestimmtesten<strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss man die Gangben von <strong>de</strong>r Seitenlage betrachtet;sie sind als<strong>da</strong>nn nach oben ziemlich flach, hingegen starkconvex nach unten. Die Wölbung rührt <strong>da</strong>von her, <strong>da</strong>ss eben dieMasse <strong>de</strong>r Ganglienkugeln nach unten zu am beträchtbchsten, fernerauch die moleculare Centralsubstanz nach <strong>de</strong>r Bauchseite gewölbterund nach <strong>de</strong>m Rücken hin flacher ist.Wenn in <strong>de</strong>m Vorhergehen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bau eines einfachen Abdominälganglionsin seinen wesentlichen Momenten <strong>de</strong>rart gefasst wur<strong>de</strong>,<strong>da</strong>ss zwei durch Quercommissuren verbun<strong>de</strong>ne Her<strong>de</strong> von Punktsubstanzdie Centren bil<strong>de</strong>n, um welche sich die Paquete <strong>de</strong>r Ganglienkugelngruppiren und aus welchen die Nervenfasern kommen, solässt sich schon im Voraus vermuthen und es wur<strong>de</strong> bereits obenkurz erwähnt, was die grösseren z. B. die Thoracalgangben undsog. verschmolzenen Ganglien <strong>da</strong>rbieten wer<strong>de</strong>n. Es zeigensich im Inneren <strong>de</strong>rselben Wie<strong>de</strong>rholungen <strong>de</strong>ssen, was wir alsdie Grundzüge im Bau <strong>de</strong>r einfachen erkannt haben.Ich habe in dieser Beziehung <strong>da</strong>s hinterste stark verlängerte Abdominalganglionvon Bytiscus marginalis untersucht; wobei ich übrigens zuvorbemerken möchte, <strong>da</strong>ss hier wegen <strong>de</strong>r Menge <strong>de</strong>r Tracheen und <strong>de</strong>r beiReagentien bald eintreten<strong>de</strong>n Trübung die Beobachtung <strong>de</strong>r fraglichen Structurkeine ganz leichte ist, ja eigentlich nur an frischen Objecten ausführbarwird, o<strong>de</strong>r an solchen, die höchstens einige Stun<strong>de</strong>n in doppelt chromsaurerKalilösung gelegen haben.Nur an Ganglien von noch einigermassen durchscheinen<strong>de</strong>r Beschaffenheitlässt sich erkennen, <strong>da</strong>ss im Inneren drei Paar Her<strong>de</strong> centraler Punkt-1) Taf. *. vergl. Anat. z. B. Taf. IX, fg. 1, n, fg. 2, h.


230 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Substanz sich vorfin<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren entspringt die Fasermasse<strong>de</strong>r Seitennerven: aus <strong>de</strong>m hinteren, welches <strong>da</strong>s voluminöseste ist,kommt die Fasermasse <strong>de</strong>r hintersten Nerven, welche als die Aequivalente<strong>de</strong>r Längscommissuren die dicksten sind. Wie viele Quercommissuren diecentralen Her<strong>de</strong> im Inneren <strong>de</strong>s Ganglions verbin<strong>de</strong>n, konnte ich nicht mitvölliger Bestimmtheit sehen; es schienen mir für je<strong>de</strong>s Paar zwei <strong>da</strong> zu sein.Doch nicht immer ist <strong>da</strong>s verdickte Schlussganglion <strong>de</strong>s Bauchniarkesein aus mehreren verschmolzener Knoten l ). Ich nenne biezu aus meinerErfahrung <strong>de</strong>n Carabus auratus, <strong>de</strong>ssen hinterstes Abdominalganglion grösserist, als die vorausgehen<strong>de</strong>n, aber im Inneren nur Ein Paar <strong>de</strong>r centralenHer<strong>de</strong> aufweist, gleich <strong>de</strong>n übrigen Abdominalknoten.Es giebt mithin die Zahl <strong>de</strong>r im Inneren <strong>de</strong>r Ganglien befindlichenCentren weisser Substanz immer einen Anhaltspunkt für die Entscheidung<strong>de</strong>r Frage, ob ein massiger Knoten als ein einfach vergrösserter o<strong>de</strong>r alsein zusammengesetzter zu betrachten sei.Für die Thoracalganglien wählte ich als Beispiel <strong>de</strong>n Sphinx convolvuli2 ).Hier sieht man im Brustkasten ein vor<strong>de</strong>res kleines, rundliches Ganglionund ein hinteres grosses von birnförmiger Gestalt, ohne seitliche Einkerbungen.Aber im Inneren unterschei<strong>de</strong>t man nicht blos zwei Paar <strong>de</strong>rvielfach erwähnten Centren, wovon <strong>da</strong>s vor<strong>de</strong>re etwas stärker als <strong>da</strong>s hintereist, son<strong>de</strong>rn ausser<strong>de</strong>m noch ein kleines drittes o<strong>de</strong>r hinterstes Paar, <strong>de</strong>ssenSeitenhälften aber so verschmolzen sind, <strong>da</strong>ss es sich wie ein unpaaresCentrum ausnimmt.Ich hatte zu dieser Untersuchung Thiere genommen, welche längereZeit in Weingeist aufbewahrt waren und die jetzt nach Zusatz von Essigsäuredie centralen Her<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m erwähnten Brustganglion so scharf zeigten,<strong>da</strong>ss man dieselben schon mit freiem Auge als braune gelbliche Massen von<strong>de</strong>r übrigen grau gelblichen Substanz unterschied.b) Untere Hirnportion. Das erste Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarks o<strong>de</strong>rdie sogenannte untere Portion <strong>de</strong>s Schlundringes habe ichoben S. Ib.") zum eigentlichen Gehirn gerechnet und <strong>da</strong>durch vomübrigen Baucbmark in gewissem Sinne getrennt. Es <strong>da</strong>rf somitjetzt gefragt wer<strong>de</strong>n, ob auch im Bau Merkmale hervortreten, welchediese Auffassung rechtfertigen. Ich habe bisher blos an zwei Käfern,an Bytiscus 3 ) und Telephorus, <strong>da</strong>s fragliche Ganglion mit Rücksichtl<strong>de</strong>rauf näher betrachtet.Hier stimmt <strong>da</strong>sselbe mit <strong>de</strong>n gewöhnlichen Knoten insofernüberein, <strong>da</strong>ss es nur Ein Paar centraler Her<strong>de</strong> besitzt; weicht aber<strong>da</strong>rin ab, <strong>da</strong>ss die Zahl <strong>de</strong>r diese bei<strong>de</strong>n Gebil<strong>de</strong> verknüpfen<strong>de</strong>nQuercommissuren zahlreicher ist, als in <strong>de</strong>n einfachen Bauchknoten.In <strong>de</strong>n übrigen Verhältnissen herrscht, insoweit ich diess verfolgenkonnte, Uebereinstimmung mit <strong>de</strong>n letztern; namentlich liegen auchhier die Haufen o<strong>de</strong>r Nester <strong>de</strong>r grossen Ganglienkugeln in <strong>de</strong>rMittellinie, vorn und hinten zwischen <strong>de</strong>n aus- und eintreten<strong>de</strong>nLängscommissuren. An Bytiscus ist es mir mehrmals nach Einreissen<strong>de</strong>s Neurilemms gelungen, die <strong>de</strong>utlich gestielten Gangbenpaquetsl Vergl. oben 8. 19». — t) Sieh. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. V. fg. 7. —S) a. a. O. Taf. IX, fg. 1, B.


Arthropo<strong>de</strong>n.231TLorquellen zu sehen. Lbre Begrenzung geschah auch hier durch diezarte die Tracheen leiten<strong>de</strong> Bin<strong>de</strong>substanz.Somit ist <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r unteren Hirnportion im Wesentbchenrjenijenigen <strong>de</strong>r. einfachen Bauchknoten gleich, und nur durch diegrössere Zahl <strong>de</strong>r Quercommissuren im Inneren entwickeltsich ein gewisser complicirterer Charakter.c) Obere Hirnportion. In höherem Gra<strong>de</strong> zeigt sich die übe r<strong>de</strong>m Schlund liegen<strong>de</strong> Hirnpartie in ihrer inneren Zusammensetzungvon <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes verschie<strong>de</strong>n.An <strong>de</strong>n Anschwellungen unterschei<strong>de</strong>t man zwar wie<strong>de</strong>r einecentrale von <strong>de</strong>n Ganglienkugeln umhüllte Masse, aus <strong>de</strong>r dieNervenfasern ihren Ursprung nehmen; auch ist diese in manchenFällen, so im Gehirn von Onisci<strong>de</strong>n, Larven <strong>de</strong>r Dytisci<strong>de</strong>n von<strong>de</strong>rselben dunkel granulären Beschaffenheit, wie die Gangben <strong>de</strong>sBauchmarks.Nicht min<strong>de</strong>r gewahrt man, <strong>da</strong>ss die Ganglienkugeln anbestimmten Stellen verschie<strong>de</strong>ner Art sind; während z. B. bei Porcellioscaber die weitaus grösste Mehrzahl <strong>de</strong>r Gangbenkugeln imGehirn ein scharfrandiges Aussehen und selbst einen nicht zu verkennen<strong>de</strong>nröthlichen Schimmer besitzt, so bemerkt man in <strong>de</strong>rnach unten o<strong>de</strong>r rückwärts von <strong>de</strong>n Sehlappen folgen<strong>de</strong>n Anschwellungein Paquet ganz an<strong>de</strong>rer, nämlich zartrandiger, blasser, feingranulärerGanglienkugeln von grauer Farbe. In ähnlicher Weisemacht sich, wie ich ferner an Glomeris sehe, je<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>nHalbkugeln eine bestimmt unterschie<strong>de</strong>ne Gruppe grösserer Ganglienkugelnbemerklieb; namentlich gut, wenn passen<strong>de</strong> Reagentien undleichter Druck angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.Die nächste Haupteigenthümlichkeit im Baue <strong>de</strong>s Gehirns scheintmir aber <strong>da</strong>rin zu bestehen, <strong>da</strong>ss die moleculare Centralmasseihr Aussehen und ihre Beschaffenheit umgeän<strong>de</strong>rt hat.. In <strong>de</strong>n übrigen Bauchmarksknoten dunkel granulär, wird dieselbeim Gehirn eine helle und festere Substanz. * Während bei <strong>de</strong>rselbenBeleuchtung (durchfallen<strong>de</strong>s Licht) in einem Baucbknoten dieaus <strong>de</strong>n Ganglienkugeln zusammengesetzte Rin<strong>de</strong> sich hell und <strong>de</strong>rmoleculare Kern sich dunkel ausnahm, so sehe ich jetzt am Gehirn<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nsten Arthropo<strong>de</strong>n <strong>da</strong>s Umgekehrte. Die Innenmasseist in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Seitenhälften so hell gewor<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die Rin<strong>de</strong> alsdunkle Einfassung auftritt. So z. B. bei Glomeris marginata.Schon bei <strong>de</strong>r* eben genannten Myriapo<strong>de</strong>ngattung zeigt sichferner, <strong>da</strong>ss die helle Kernmasse in bei<strong>de</strong>n Hirnhälften nicht mehrwie in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Ganglienknoten nur einfach die Umrisslinien <strong>de</strong>rHirnhälften wie<strong>de</strong>rholt, son<strong>de</strong>rn eine <strong>da</strong>von verschie<strong>de</strong>ne, tief eingeschnittene,wie gelappte Figur bil<strong>de</strong>t. Dadurch nun, <strong>da</strong>ss beigewissen Insecten von <strong>de</strong>r hellen Central- o<strong>de</strong>r Markmasse sich Zügevon bestimmter Form erheben, auch wohl fast ganz von ihr sich


232 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.abschnüren, gewinnt <strong>da</strong>s Gehirn durch die jetzt mannigfaltige Vertheilungvon Rin<strong>de</strong> und Mark eine sehr differenzirte Beschaffenheit.Soweit bis jetzt die Untersuchungen gehen, zeigen mir diesenBau namentiich die geselbg leben<strong>de</strong>n Hymenopteren, von welchenich <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>r Biene, Hummel, Wespe, <strong>de</strong>r Horniss,sowie <strong>de</strong>r Ameise näher geprüft habe.Die Studien über <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>r Arthropo<strong>de</strong>n nach dieser Richtunghin haben noch kaum begonnen und es mögen <strong>da</strong>her hier bei <strong>de</strong>r Wichtigkeitund Neuheit <strong>de</strong>s Gegenstan<strong>de</strong>s vor Allem einige Winke über die Metho<strong>de</strong><strong>de</strong>r Untersuchung am Platze sein.Am frischen Gehirn lässt sich wenig sehen; <strong>da</strong>sselbe ist zu weich, als<strong>da</strong>ss man für unsern Zweck viel <strong>da</strong>mit anfangen könnte. Ich fin<strong>de</strong> amzweckmässigsten, leben<strong>de</strong> Thiere in Alkohol zu werfen, <strong>da</strong>nn <strong>da</strong>s erhärteteGehirn behutsam unter Wasser aus <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>lraum herauszulösen undmit (35procentiger) Kalilauge zu behan<strong>de</strong>ln. Das Gehirn wird jetzt starkdurchscheinend und in<strong>de</strong>m man ein Deckglas auflegt, lässt sich, zumal beikleineren Insecten, Ameisen z. B., mit geringer Vergrösserung schon einguter Ueberblick über die Zusammensetzung gewinnen. Dass man in an<strong>de</strong>rnFällen auch Essigsäure auf <strong>da</strong>s in Alkohol erhärtete Gehirn einwirken lässt,auch theilweisen Druck anwen<strong>de</strong>t, ist selbstverständlich.Die grosse Intelligenz, die sich im Thun und Treiben <strong>de</strong>r Bienen ausspricht,hat schon mehrmals die Beobachter, welche in <strong>da</strong>s Geheimniss von <strong>de</strong>rGrösse und Abnahme <strong>de</strong>r Geisteskräfte durch Entwickelung und Zurückschreiten<strong>de</strong>s Gehirns einzudringen versuchten, veranlasst <strong>da</strong>s Gehirn dieserThiere sich anzusehen.So hat schon Treviranus ') vom Gehirn <strong>de</strong>r Biene und einiger Hummelnvergrösserte Abbildungen gegeben, die für jene Zeit (1818) als sehrgenau bezeichnet wer<strong>de</strong>n müssen. Er fin<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>r Biene <strong>da</strong>s Gehirngegen die Nerven <strong>de</strong>r Baucheingewei<strong>de</strong> und gegen die Knoten dieserNerven weit grösser als bei irgend einem an<strong>de</strong>rn Insect, sei; hiebei hebt erhervor, <strong>da</strong>ss diese Massenzunahme lediglich auf beson<strong>de</strong>ren Anschwellungenfür die bei<strong>de</strong>n zusammengesetzten Augen, <strong>da</strong>nn für die drei einfachen Augenund für die Fühlhörner beruhe. — (Vergl. auch oben S. 185.)In unseren Tagen hat ein französischer Forscher, Dujardin, ohne wiees scheint von <strong>de</strong>n einschlägigen Arbeiten <strong>de</strong>s Treviranus etwas zu wissen,<strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>r Biene^ und an<strong>de</strong>rer Hymenopteren einer sorgfältigen Prüfungunterzogen *) und <strong>da</strong>rüber eine in hohem Gra<strong>de</strong> interessante Abhandlungveröffentlicht. Er kommt zu <strong>de</strong>m Ergebniss, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Gehirn jener Insecten,welche durch grosse Intelligenz sich auszeichnen, also <strong>de</strong>r Bienenund an<strong>de</strong>rer gesellig leben<strong>de</strong>n Hymenopteren, ausser <strong>de</strong>n gewöhnlichenMassen noch zwei symmetrisch gelagerte Bildungen von eigentümlicher.Form besitze, die er Lappen mit Windungen o<strong>de</strong>r radial gestreifte Scheibennennt: sie seien überlagert von einer pulpösen Rin<strong>de</strong>. Bei Insecten mitgeringer geistiger Entwickelung bekommt die letztere Substanz <strong>da</strong>s Uebergewichtund die gestielten Körper treten bis zum Verschwin<strong>de</strong>n zurück.Die Ganglien <strong>de</strong>s Thorax und Abdomens wür<strong>de</strong>n ausschliesslich von <strong>de</strong>rpulpösen o<strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nsubstanz gebil<strong>de</strong>t. Da <strong>de</strong>mnach die Leistungen dieserPortion <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s rein instinetiver Art seien, so müssen die gestieltenKörper <strong>de</strong>s Gehirns mit <strong>de</strong>n höheren geistigen Fähigkeiten in Beziehunggesetzt wer<strong>de</strong>n. So weit Dujardin.1) Biologie. Bd. V. — t) Anna! 4. tc. natur. 1850.Ich habe ebenfalls zuerst die Biene gewählt, obschon ich jetzt <strong>de</strong>nen,


Arthropo<strong>de</strong>n, 233welche <strong>de</strong>n Gegenstand nachprüfen wollen, die Wal<strong>da</strong>meise (Formicarufa) vor Allem vorzunehmen rathe.Wenn man <strong>da</strong>s sammt <strong>de</strong>n einfachen und zusammengesetzten Augen aus<strong>de</strong>m Kopf ausgeschnittene Gehirn <strong>de</strong>r Biene ') betrachtet, und zwar beigeringer Vergrösserung, so fällt zunächst auf, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Seitenhälftensich Figuren abheben, welche durch Farbe und sonstiges Aussehenziemlich bestimmte Umrisse haben. Liegt <strong>da</strong>s Gehirn so vor uns, <strong>da</strong>ss esdie Vor<strong>de</strong>rfläche <strong>de</strong>m Beschauer zukehrt, so sehen wir einmal innerhalb<strong>de</strong>r Anschwellungen für die Antennennerven eine helle homogeneSubstanz in Ballenform (wie ein gefurchtes Ei), <strong>da</strong>s Ganze umgeben voneiner granulären Rin<strong>de</strong>nsubstanz 2 ). Dujardin hat diese Eigenthümlichkeitbemerkt, aber die Ballen als Papillen aufgefasst *). Es sind in<strong>de</strong>ssen kugeligeAbtheilungen einer fein granulären Substanz, mit einem allerdingsschwer sichtbaren Nucleus, somit hüllenlose Ganglienkugeln nach herkömmlicherBezeichnung.Nicht min<strong>de</strong>r beachtenswerth verhält sich jener Theil <strong>de</strong>s Gehirns, <strong>de</strong>r<strong>de</strong>n primären Anschwellungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n eigentlichen Halbkugeln entspricht*). Auch an ihm ist vor Allem zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen einerdunkeln, granulären graufarbigen Rin<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r hellen homogenen Innensubstanzvon gelblichem Anflug, welch letztere wie<strong>de</strong>r an Masse die weitausüberwiegen<strong>de</strong> ist.Gar merkwürdig ist nun, <strong>da</strong>ss an <strong>de</strong>r Stelle, wo die bei<strong>de</strong>n eigentlichenCentren <strong>de</strong>s Gehirns zu suchen sind, <strong>de</strong>mnach gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>rprimären Anschwellungen, diese homogene Innensubstanz eine Differenzirungin <strong>de</strong>r Art an <strong>de</strong>n Tag legt, <strong>da</strong>ss ein grosser kernähnlicher, soli<strong>de</strong>rBallen von run<strong>de</strong>r Form sich abschei<strong>de</strong>t, um <strong>de</strong>n zunächst eine lichte Zonewie ein Hohlraum verläuft. Die nächst angrenzen<strong>de</strong> Substanz zeigt eine auf<strong>de</strong>n Ballen sich beziehen<strong>de</strong> concentrische Streifung. In einer an<strong>de</strong>rn Weisebetrachtet Hesse sich auch sagen, ein riesiger Nucleus 6 ) bil<strong>de</strong>t die eigentlichsteMitte, <strong>de</strong>n Herd, in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hirnhälften; und die vorhin erwähntehelle Innensubstanz gehört zu ihm als ein in gleichem Massstabentwickeltes Protoplasma. Dujardin hat auch diesen Nucleus <strong>da</strong>rgestellt,aber einfach als Höcker („tubercule' 1 ) bezeichnet.Da es bei einer nicht tiefer gehen<strong>de</strong>n Untersuchung scheinen kann, alsob die eben beschriebene Partie: die Scheidung in <strong>de</strong>n centralen Ballen,helle Ringzone und concentrische Schichtung <strong>de</strong>r Umgebung, durch eine hierbefindliche Oeffnung <strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Trachealhaut herrühre, sosei ausdrücklich erwähnt, <strong>da</strong>ss die Körper isolirbar sind.Die helle homogene Innensubstanz, die ich vorhin auch wohl einemProtoplasma im Hinblick auf <strong>de</strong>n grossen Centralballen verglichen habe,verlängert sich in <strong>de</strong>n sogenannten Sehlappen *) <strong>de</strong>s Gehirns und nach yorgängigerEinschnürung schwillt sie wie<strong>de</strong>r kolbig an. Es folgt jetzt weiternach aussen eine dunkel granuläre Rin<strong>de</strong>nschicht, <strong>da</strong>nn wie<strong>de</strong>r eine breitere,hellere Zone, in <strong>de</strong>r schon die Streifen <strong>de</strong>r sich herausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Sehnervenfasernsichtbar sind.1) Lassen Sieh. m. Tafeln wir aber z. vergleichend. einstweilen Anat. diese Taf. und vm, die fg. <strong>da</strong>rauf 3. — 2) a. sich a. O. anschliessen<strong>de</strong>nfg. 3, a. — S) „Untobe schon partieulier, <strong>de</strong>m Netzauge contenant angehörigen un petite masse Lagen <strong>de</strong> tubitance unberücksichtigt blanche <strong>de</strong> und forme wen<strong>de</strong>n bien <strong>de</strong>termine, unsere gui tetermino en aranl per un tubercule heritse <strong>de</strong> papillet divergentei." — 4j a. •» O. fg. S, b. —Aufmerksamkeit <strong>de</strong>m Theile zu, welchen Dujardin als Lappen mit Win-5) Ein ähnlicher colossaler Kern fin<strong>de</strong>t sich nach meiner weiteren Beobachtung (siehe unten„Isopo<strong>de</strong>n") in je einer Seitenhälfte <strong>de</strong>s Gehirns von Onitcut and Porcellio. Die von mir früherschon (Zeltschrift für wissenschaftl. Zool. 1853) in <strong>de</strong>n Gehirnlappen von Coccui angezeigtengrossen Nuclei mögen vielleicht verwandter Natur sein. — 6) a. a. O. fg. 3, d.


234 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.düngen o<strong>de</strong>r als radial gestreifte Scheiben, gleich einem Pilzhut <strong>de</strong>m Gehirnaufsitzend beschrieben, nach<strong>de</strong>m sie schon Treviranus als Hervorragungen,auf <strong>de</strong>nen die einfachen Augen ruhen, bezeichnet hatte.Auch sie lassen <strong>de</strong>n an an<strong>de</strong>rn Hirnpartieu hervorgehobenen Unterschiedihrer Substanz erkennen. Denn sie bestehen ebenfalls aus <strong>de</strong>r hellen, gelblichangeflogenen Masse und <strong>de</strong>r granulären grauen, bisher Rin<strong>de</strong>nsubstanz genanntenMaterie. Die -Scheiben» liegen auf <strong>de</strong>n primären Hirnanschwellungen,so <strong>da</strong>ss sie <strong>da</strong>s Gehirn nach oben in <strong>de</strong>r Mitte verdicken, zwarleicht als beson<strong>de</strong>re Bildungen sich auffällig machen, aber <strong>de</strong>m weiterenForschen nach ihrem Bau sich nicht ganz leicht erschliessen.Ist <strong>da</strong>s Gehirn durch die Herausnahme aus <strong>de</strong>m Schä<strong>de</strong>lraum in seinenTheilen noch wenig verschoben wor<strong>de</strong>n, so stellen sich ge<strong>da</strong>chte «Scheiben»wie paarige rundliche Hirnabtheihingen <strong>da</strong>r *), an <strong>de</strong>nen im Wi<strong>de</strong>rspruchmit <strong>de</strong>n Anschwellungen für die Antennennerven sowohl, als auch im Gegensatzzu <strong>de</strong>n primären Seitenhälften <strong>de</strong>s Gehirns die graue granuläre Rin<strong>de</strong>nsubstanznach innen, und die helle homogene, sonst nach innen liegen<strong>de</strong>Masse, hier die Rin<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>t, wie wenn <strong>de</strong>mnach die Lage völlig gewechselthabe. Allein diess ist Täuschung. .Sobald <strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Netzauge tragen<strong>de</strong> Lobusopticus sieh etwas nach unten senkt und <strong>da</strong>mit die Scheiben aus ihremfesteren Zustan<strong>de</strong> gelöst wer<strong>de</strong>n, zeigt sich, <strong>da</strong>ss die graue, granuläre Massein Continuität mit <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>nsubstanz geblieben und dieselbe vielmehr nursich zweimal eingestülpt bat. Die belle Substanz aber verhält sich zu ihrnicht wie eine die graue Masse völlig abschliessen<strong>de</strong> Blasenwand, son<strong>de</strong>rnwie eine ban<strong>da</strong>rtige Einfassung, <strong>de</strong>ren Rand auch wohl wie eine Krempenach innen gebogen ist. Dieser Theil ist es <strong>de</strong>nn auch, <strong>de</strong>r die «Windungenerzeugt, von <strong>de</strong>nen Dujardin spricht und die <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Sftugethierevergleichbar seien. Etwas isolirt ') und unter leichtem Druck erinnertauch, was nicht zu verkennen ist, <strong>da</strong>s Bild <strong>de</strong>r «Scheiben» angewun<strong>de</strong>ne Hirnpartien; nur möchte ich ausdrücklich bemerken, <strong>da</strong>ss die«Windungen» nicht nach aussen hervortreten, und somit auch nicht auf <strong>da</strong>sRelief <strong>de</strong>r Gehiruoberfläche einwirken.Unter <strong>de</strong>n eben ge<strong>da</strong>chten Bedingungen fühlt man sich auch zu <strong>de</strong>rFrage veranlasst, ob <strong>de</strong>nn diese hellen gewun<strong>de</strong>nen Züge für sich bestebon,o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r gleich hellen Masse, welche oben Centralsubstanz <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>nHimhälften genannt wur<strong>de</strong>, einen Zusammenhang unterhalten. Ich glaubeauch für die Biene <strong>da</strong>s letztere bejahen zu müssen. Je eine Scheibe, d. h.die helle, ban<strong>da</strong>rtige Einfassung <strong>de</strong>rselben steht durch eine kurze stielartigeVerlängerung mit ge<strong>da</strong>chter Ceutralmasse in Continuität.Will man übrigens die mannigfaltigen Bil<strong>de</strong>r, welche man bei Anwendungvon rNsigs-iure, Nolirmig <strong>de</strong>r Theile und methodischen Druck erhält,<strong>de</strong>uten und zu einem Ganzen vereinigen, so wird man erfahren, <strong>da</strong>ssdiess M-nr schwierig ist. Auch Dujardin behilft sich <strong>da</strong>mit, an einenPilzhut o<strong>de</strong>r an die Fruchtbildungen <strong>de</strong>r Flechten zu erinnern. Ich möchtevielmehr noch am ehesten die helle gewun<strong>de</strong>ne Substanz einem scharf begrenztenniedrigen Becher vergleichen. gefüllt mit eingedrungener Rin<strong>de</strong>nmasse,obgleich ich mir bewusst bin, <strong>da</strong>ss auch <strong>da</strong>durch <strong>da</strong>s Verhältnissnicht genau versinnlicbt wird.Anwendung starker Vergrösserung, wodurch <strong>de</strong>r histologische Charakterihr verschie<strong>de</strong>nen Substanzen hervortritt, bestätigt die obigen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen.Was bisher graue o<strong>de</strong>r granuläre Rin<strong>de</strong> genannt wur<strong>de</strong>,bestellt1) Sieh.ausa.kleinena. O. fg.Ganglienkugeln,J, C. — ») Sieb.diea. a.ausserO. Taf.<strong>de</strong>mVIII,Kernfg. 5.noch feine scharfeKörnchen (Fetttröpfeben) einschliessf n. Von <strong>de</strong>r gleichen Art erweist sich


Arthropo<strong>de</strong>n. 235jener Theil <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>, welcher in <strong>de</strong>n «Scheiben» central zu liegen scheint,während jetzt bei starker Vergrösserung sich unschwer sehen lässt, wieauch die «Windungen» von einer dünnen Lage <strong>de</strong>rselben Zellen über<strong>de</strong>ckt sind,die in zahlreicher Menge <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n gewun<strong>de</strong>nen Bandstreifen umfasstenKaum ausfüllen. Auch <strong>da</strong>s, was man jetzt über <strong>de</strong>n feineren Bau jenerMaterie sieht, die bisher als helle, gelblich angeflogene, homogene Innensubstanzbezeichnet wur<strong>de</strong>, scheint mir die Auffassung zu bestätigen, dieich oben im Allgemeinen über dieselbe hinstellte.Ich vergfich sie dort <strong>de</strong>r dunkel granulären, weichen Centralsubstanz<strong>de</strong>r Bauchganglien; sie sei nur eine höhere Stufe <strong>de</strong>r Ausbildung jener.Sie ist im Gehirn hell und dichter gewor<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>rs ist auch ihreStructur. In <strong>de</strong>n Bauchganglien besteht sie aus eigentlichster Punktsubstanz,im Gehirn hingegen haben ihre Elemente an Grösse zugenommen; die dortbei 400facher Vergrösserung als Molecularkörnchen erscheinen<strong>de</strong>n Kügelchenhaben sich hier unter <strong>de</strong>rselben Vergrösserung zu kleinen Ballen erhoben,allerdings nur von <strong>de</strong>r Grösse <strong>de</strong>s vierten bis fünften Theils eine <strong>de</strong>rGanglienkugeln <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>, aber doch schon von einer Differenzirung, <strong>da</strong>ssein genaues Zusehen auch einen nucleusartigen Fleck an ihnen wahrnimmt.Es lässt sich <strong>da</strong>her vielleicht die aus ihnen bestehen<strong>de</strong> Substanz strengegenommen nicht mehr homogen nennen.Ich komme <strong>da</strong>her schliesslich zu einem Resultat, welches mit <strong>de</strong>nDujardin'schen Ergebnissen zwar nicht in eigentlichem Wi<strong>de</strong>rspruchesteht, aber sie doch in etwas abän<strong>de</strong>rt. Nach <strong>de</strong>m französischen Beobachterbestehen die Ganglien <strong>de</strong>s Thorax und <strong>de</strong>s Abdomens, welche <strong>de</strong>rSitz von nur rein instinetiven Lebensactcn sind, ausschliesslich aus pulpöserRin<strong>de</strong>nsubstanz; es ist die Masse, von <strong>de</strong>r ich zeigte, <strong>da</strong>ss sie auskleinen ächten Ganglienkugeln zusammengesetzt sei. Im Gehirn von Insectenmit geringeren geistigen Fähigkeiten sei diese Masse ebenfalls <strong>da</strong>s alleinigeConstituens; während sie <strong>da</strong>nn bei intelligenteren Insecten alhnählig zurücktritt,um einer Substanz, die in Form <strong>de</strong>r «Corps pedoncules» erscheint,Platz zu machen, und endlich bei gesellig leben<strong>de</strong>n Hymenopteren, <strong>de</strong>renHandlungen auf eine relativ sehr entwickelte Intelligenz schliessen lassen,die Oberhand gewinne, so <strong>da</strong>ss die pulpöse Rin<strong>de</strong>nsubstanz nur alsschwacher Ueberzug zurückbleibt.Diesem Ge<strong>da</strong>nkengang Dujardin's möchte ich im Ganzen ebenfalls folgen,aber doch <strong>da</strong>bei angelegentlich noch hervorheben, <strong>da</strong>ss die Ganglien vomThorax und Abdomen, abgesehen von <strong>de</strong>n Nervenfasern, nicht allein auszelliger Rin<strong>de</strong> («substance corticale pulpeuse*), son<strong>de</strong>rn immer auch auseinem an<strong>de</strong>rn wesentlichen Theil, aus central gelagerter Punktsubstanznämlich zusammengesetzt sei; und <strong>da</strong>ss es <strong>da</strong>nn zweiten» doch nur ein an<strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>r Thatsachen hergehen<strong>de</strong>r Schluss ist, wenn ich die <strong>de</strong>n Herd<strong>de</strong>r Ganglien bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Punktsubstanz und jene die «Corps pedoncules» imGehirn erzeugen<strong>de</strong> Substanz nach ihrem Ausgangspunkt o<strong>de</strong>r ihrer erstenBe<strong>de</strong>utung nach, für ein und <strong>da</strong>sselbe ansehe. Später setzt sich die Substanz<strong>de</strong>r «Corps pedoncules» allerdings als höhere Stufe <strong>de</strong>r einfachenPunktsubstanz gegenüber; man möchte sagen in ähnlicher Weise, wie eben<strong>da</strong>s Gehirn einen höheren Rang über die übrigen Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes,welche man auch .wohl «untergeordnete Gehirne» seit <strong>de</strong>n Zeiten<strong>de</strong>s Malpighi genannt hat, überhaupt einnimmt.Die Scheiben mit ihren Windungen stehen, wie Dujardin will, ineiner gera<strong>de</strong>n Beziehung zu <strong>de</strong>r höheren Intelligenz, welche die <strong>da</strong>mit ausgerüstetenInsecten auszeichnet und nach <strong>de</strong>m, was ich selbst gesehen,pflichte ich dieser Ansicht vollkommen bei. Aber an<strong>de</strong>rerseits könnte sichauch die Meinung hören lassen, <strong>da</strong>ss die Scheiben in Beziehung zu <strong>de</strong>n dreiStirnaugen stehen und zwar in ähnbeher Weise, wie auch die bei<strong>de</strong>n Netz-


256 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.äugen einen so umfänglichen Hirntheil (die Sehlappen) zu ihrer Basis haben.Zu Gunsten einer solchen Deutung liesse sich ferner bemerklich machen,<strong>da</strong>ss die helle, gelblich angelaufene Substanz, welche in <strong>de</strong>r Scheibe diegewun<strong>de</strong>nen Streifen bil<strong>de</strong>t, völlig übereinstimmt, sowohl was die hellgelblicheFarbe, Structur und sonstige Eigenschaften betrifft, mit einem Streifen,<strong>de</strong>r im Sehlappen <strong>de</strong>r Netzaugen sich fin<strong>de</strong>t und zwar dort, wo in <strong>de</strong>r<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>nsubstanz die faserige Differenzirung für die Elemente <strong>de</strong>rSehnervenbün<strong>de</strong>l zu Tage kommt. Weiterhin könnte auch geltend gemachtwer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die Nebenaugen <strong>de</strong>r Krebse, so z. B. bei Argulus, Branchipus,Baphnia u. a. ihren beson<strong>de</strong>ren Hirntheil haben, <strong>de</strong>r als nervöse Unterlagedient und öfters vom übrigen Gehirn so stark abgeschnürt ist, <strong>da</strong>ss er nurdurch einen kurzen Stiel <strong>da</strong>mit zusammenhängt. («Augengehirn» S. 184.)Trotz alle<strong>de</strong>m bleibe ich aber einstweilen doch bei <strong>de</strong>r Ansicht, <strong>da</strong>ss diefraglichen Hirnportionen nicht sowohl Theile sind, welche auf die StirnaugenBeziehung haben, son<strong>de</strong>rn vielmehr als Sitz höheren Seelenlebens zu betrachtenseien, und ich wer<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m ich jetzt <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>r Wal<strong>da</strong>meisebeschreibe, einen mir beson<strong>de</strong>rs beachtenswerth scheinen<strong>de</strong>n Grundvorführen können.An <strong>de</strong>m mit Vorsicht isolirten Gehirn von -Formica rufa ') und nach<strong>de</strong>mman es von <strong>de</strong>n gelblichen, anhängen<strong>de</strong>n Speicheldrüsen <strong>de</strong>s Kopfesund <strong>de</strong>n <strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Fettkörperlappen gereinigt hat, lässt sich zunächst wahrnchmen,<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>sselbe im Verhältniss zur Körpergrösse von ansehnlichemUmfang ist; <strong>da</strong>nn zweitens, <strong>da</strong>ss die durch kurze Commissuren mit <strong>de</strong>moberen Gehirn verbun<strong>de</strong>ne untere Hirnportion <strong>de</strong>m ersteren an Masse weitnachsteht. Die obere Hirnportion zeigt ein solches Utbergewicht, <strong>da</strong>ss dieuntere Portion nur als ein kleiner Abschnitt <strong>de</strong>s Gesammtgehirns sich ausnimmt.(Sieh, auch S. 188.)Man kann an je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Seitenhälften <strong>de</strong>r oberen Gehirnportionvier Hauptgegen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Lappen unterschei<strong>de</strong>n. Erstens <strong>da</strong>s, wasich früher primäre Hirnlappen ') nannte: es ist gewissermasscn <strong>de</strong>r Stocko<strong>de</strong>rGrundtheil, von <strong>de</strong>m die drei an<strong>de</strong>ren Abschnitte ausgehen, nämlichnach oben und nach vorn die «gestielten Körper- *), nach unten und vorndie Lappen für die Antennennerven 4 ) und endlich seitwärts die Sehlappen 6 ).Bevor wir die vier genannten Theile näher ansehon, sei zuvor erwähnt,<strong>da</strong>ss auch hier am Gehirn eine zellige Rin<strong>de</strong> 8 ) vorhan<strong>de</strong>n ist, die bei auffallen<strong>de</strong>mLicht wcisslicb. bei durchgehen<strong>de</strong>m dunkel erscheint, während diehomogen körnige Innensubstanz 7 ) unter <strong>de</strong>n gleichen Umstän<strong>de</strong>n grau o<strong>de</strong>rhell durchscheinend sich <strong>da</strong>rstellt.Innerhalb je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n primären Hirnlappen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s eigentlichenGrundstocks <strong>de</strong>s Gehirns. erblickt man alsbald wie<strong>de</strong>r einen centralenrun<strong>de</strong>n, wohl begrenzten Körper, <strong>de</strong>n ich oben bei <strong>de</strong>r Biene einem riesigenNucleus verglichen habe. Auch bei <strong>de</strong>r Ameise zeigt er dieses Aussehen,namentlich bei Betrachtung <strong>de</strong>s Gehirns von <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rfläche; dreht manaber <strong>da</strong>s Gehirn um, so <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>ssen Hinterseite <strong>de</strong>m Beschauer *ich zuwen<strong>de</strong>t,so ist <strong>da</strong>s Aussehen <strong>de</strong>s scheinbaren Nucleus ein wesentlich an<strong>de</strong>res.Man bemerkt jetzt, <strong>da</strong>ss die Kugel aus zwei dicht zusammenliegen<strong>de</strong>n Hälftenbesteht: sie zeigt zwei Ran<strong>de</strong>inschnitte und zwischen bei<strong>de</strong>n eine durchgreifen<strong>de</strong>Theilungslinie *). Um <strong>da</strong>s Ganze zieht in gleicher Weise, wie bei<strong>de</strong>r Ansicht von vorne eine helle, lichte Zone, wie ein abschliessen<strong>de</strong>r Raum.Schon durch verschie<strong>de</strong>ne Focaleinstellung auf <strong>da</strong>s freiliegen<strong>de</strong> Gehirn, bessernoch nach leichtem Druck, wird man inne, <strong>da</strong>ss die Contouren <strong>de</strong>r die11 8 Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. VIII, fg. 4. - m a. a. O. fg. 4, A. - S) a. a. O.fg. 4. B. - 4) a. a. O. fg. 4, C. - 5 a. «. 0. fg. 4, I). - «i a. a. O. fg. 4, b. - 71 •>. a. O.fg. «, a. - - s m. a. O. fg. 4, E. * , , « . » . « .


Arthropo<strong>de</strong>n.237anscheinen<strong>de</strong> Kugel zusammensetzen<strong>de</strong>n Seitenhälften unter leichter Krümmungsich verlängern, mit an<strong>de</strong>rn Worten: man gewinnt die Ueberzeugung, <strong>da</strong>ssdie kugelförmigen Körper <strong>de</strong>r Querschnitt zweier dicht zusammenliegen<strong>de</strong>rund sich aneinan<strong>de</strong>r abflachen<strong>de</strong>r Cylin<strong>de</strong>r sind. Und wohin gehen diese?Sie sind die Anfänge <strong>de</strong>r Commissuren (Hirnschenkel) zur unteren Hirnportion.Dass dieselben je<strong>de</strong>rseits ursprünglich gedoppelt sind, stün<strong>de</strong> imEinklang mit <strong>de</strong>m, was man über die wirklich doppelten Commissurenmancher Schnecken weiss.Um <strong>de</strong>n ge<strong>da</strong>chten Körper herum, von ihm getrennt durch einenschmalen Raum, liegt die Substanz <strong>de</strong>s Grundstocks in Form einer querovalenMasse: aus hellem, homogen molecnlärem Stoffe bestehend und überzogenvon <strong>de</strong>r zelligen, hier dünnen Rin<strong>de</strong>.Was jene Hirnabtheilung betrifft, welche wir bisher <strong>de</strong>r BezeichnungDujardins folgend «gestielte Körper» nannten, so ist <strong>de</strong>ren Verhältnisszum Grundstock hier viel <strong>de</strong>utlicher, als bei <strong>de</strong>r Biene.Wird <strong>da</strong>s Gehirn sorgfältig behan<strong>de</strong>lt und je<strong>de</strong>r Druck abgehalten, soerblickt man innerhalb <strong>de</strong>r bei unserer Ameise sehr stark gewölbten oberenHimanschwellungen je<strong>de</strong>rseits vier keulenförmige, helle Körper. Nach Auflegeneines Deckglases vereinigen sich je zwei zur Bildung eines Halbringes,<strong>de</strong>ssen Oeffnung nach oben liegt. Es sind die Körper, welche früher «Hirnwindungen-genannt wur<strong>de</strong>n. Die zellige Rin<strong>de</strong>, welche sie von allen Seitenumgiebt, ist hier um vieles dicker als bei <strong>de</strong>r Biene. Was nun aber bei<strong>de</strong>r Biene schwieriger festzustellen war, nämlich <strong>da</strong>s Verhältniss dieser Halbringezum Hirnstock, ist jetzt leicht zu sehen. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Halbringe besitzteinen gegen die Medianlinie <strong>de</strong>s Gehirns schwach gekrümmten Stiel vongleicher Substanz, als wie diejenige <strong>de</strong>r Halbringe ist; bei<strong>de</strong> Stiele tretenzuletzt zu Einer kurzen Wurzel zusammen und diese endigt im Grundstock.Und zwar <strong>da</strong>, wo auch die Anfänge <strong>de</strong>r vorhin ge<strong>da</strong>chten Hirnschenkel(Commissuren zur untern Hirnportion) sich befin<strong>de</strong>n, nahe <strong>de</strong>r Medianlinie,an welcher bei<strong>de</strong> Grundstöcke <strong>de</strong>s ganzen Gehirns aneinan<strong>de</strong>r stossen, ohneaber, was schon jetzt bemerkt sein mag, in einan<strong>de</strong>r überzugehen.Die grosse Entwickelung <strong>de</strong>r gestielten Körper hier bei <strong>de</strong>r Ameise,während doch die Stirnaugen die gewöhnlichen Mißverhältnisse zeigen,spricht auch gegen die Ansicht, als seien bei<strong>de</strong> Organe in Beziehung undWechselwirkung zu setzen, obschon die Nerven <strong>de</strong>r Stirnaugen aus ihnenentspringen. An<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n Sehlappen, allwo dieses Wechselverhältniss<strong>de</strong>utlich erkennbar ist. Während die Ameise mit kleinen Netzaugen aucheinen kleinen Lobus opticus hat, sind bei <strong>de</strong>r Biene bei<strong>de</strong> Theile um vielesstärker; die Punktaugen sind bei bei<strong>de</strong>n Gattungen relativ gleich gross, diePartie <strong>de</strong>r gestielten Körper aber bei <strong>de</strong>r Ameise verhältnissmässig vielmassiger, als bei <strong>de</strong>r Biene.Die Lappen für die Antennennerven (Lobi olfactorii) sind ebenfallssehr ausgebil<strong>de</strong>t. Bei methodischem Druck lässt sich in Erfahrung bringen,<strong>da</strong>ss zwar auch in diesen Theil <strong>de</strong>r Hirnstock eine Verlängerung sen<strong>de</strong>t,die bis in <strong>de</strong>n abgehen<strong>de</strong>n Nerven verfolgbar ist, aber die Hauptmasse <strong>de</strong>sLobus besteht <strong>de</strong>nn doch aus zwei Anhäufungen grosser Ganglienkugeln *).Dieselben sind hüllenlose Ballen mit einem Nucleus, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Beobachtungleicht entzieht; die Ballen verlängern sich in zarte Streifenlinien, welchesich in die Wurzeln <strong>de</strong>s Antennennerven verlieren, <strong>de</strong>r somit Fasern auszwei t) S. Quellen Tafeln •. bezieht: vergleichend. aus Anat. <strong>de</strong>m fg. Hirnstock 4, C, d. und aas <strong>de</strong>n gangliösen Her<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Lobus olfactorius.Die Lobi optici,-seitliche Verlängerungen <strong>de</strong>s Hirnstockes, erscheinenauch bei <strong>de</strong>r Ameise, in<strong>de</strong>m ihre Basis nicht stielartig ausgezogen ist, als


238 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.wahre Hirnabschnitte. Abgesehen von <strong>de</strong>r zelligen Rin<strong>de</strong>nsubstanz, son<strong>de</strong>rtsich <strong>da</strong>s Innere in drei Partien.Zunächst <strong>de</strong>m Hirnstock lagert eine aus kleinen, hellen Ganglienkugelnbestehen<strong>de</strong>, rundlich umschriebene Masse l ); auf diese folgt <strong>de</strong>r Hauptkern<strong>de</strong>s Sehlappens *), in seiner homogen granulären Substanz von gleicher Naturwie <strong>de</strong>r Hirustock; nach aussen <strong>da</strong>von und getrennt durch eine sich einschieben<strong>de</strong>Lage von Rin<strong>de</strong>nsubstanz erblickt man als massig dielte Scheibe,in <strong>de</strong>r gewöhnlichen Ansicht als schwach gebogenes helles Band, die dritteund letzte Innenschicht 3 ). Denn jenseits <strong>de</strong>rselben erheben sich die Bün<strong>de</strong>l<strong>de</strong>r Sehnerven, <strong>de</strong>ren Streifenzüge übrigens schon von <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>s Hirnstockt-an, wenn auch zum Theil nur spurweise, erkennbar sind.Setzt man <strong>da</strong>s ganze Gehirn einem stärkeren Druck aus, so kommenausser <strong>de</strong>n aufgezahlten paarigen Elementen auch noch an<strong>de</strong>re wichtigeTheile zum Vorschein, die unpaar sind, in <strong>de</strong>r Mittellinie liegen und offenbarzum Commissurensystem gehören *). Man gewahrt über <strong>de</strong>r Stelle, <strong>da</strong>, wodie Trennungslinie <strong>de</strong>r von bei<strong>de</strong>n Seiten zusammenstossen<strong>de</strong>n Hirnstöcke sichbefin<strong>de</strong>t, genau in <strong>de</strong>r Mittellinie einen halbkugeligen Körper, <strong>de</strong>ssen Randzarte Einkerbungen hat und <strong>de</strong>r wie mit zwei seitlichen Stielen in <strong>de</strong>r Tiefewurzelt. Wie<strong>de</strong>r etwas in <strong>de</strong>r Höhe fin<strong>de</strong>t sich gewissermasseu die Wie<strong>de</strong>rholung<strong>de</strong>s eben bezeichneten Körpers: ein Bogen granulärer Substanzam Ran<strong>de</strong> gekerbt, <strong>de</strong>ssen Seitentheile, in<strong>de</strong>m sie streitig wer<strong>de</strong>n, sich abermalsnach aussen verlieren. Die bei<strong>de</strong>n Bildungen verhalten sich wie starkgebogene Brücken zwischen <strong>de</strong>n Hirnhäuten. Es scheint mir übrigens, wiewenn ihr granuläres Aussehen auf Durchschnitte von Fäserchen zu <strong>de</strong>utenwäre, und die Einkerbungen <strong>de</strong>s Ran<strong>de</strong>s als An<strong>de</strong>utungen von Bün<strong>de</strong>ln.Sie verdienen je<strong>de</strong>nfalls noch ganz beson<strong>de</strong>rer Untersuchungen.Eine leichter verständliche Commissur von bogigen Faserbün<strong>de</strong>ln erstrecktsich au <strong>de</strong>r Ilinternäche <strong>de</strong>s Gehirns herüber, wobei die Fasernhauptsächlich an die Hirnscheukel (Seitentheile <strong>de</strong>s Schlundringes) sich begeben.Diese Fasern begrenzen zum Theil auch unmittelbar die Oeffnungnach oben, welche für <strong>de</strong>n Durchtritt <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s dient.Das bis jetzt über <strong>de</strong>n Hirnbau Mitgetheilte zeigt, <strong>da</strong>ss diesesOrgan einen ziemlich complicirten Bau hat, und es eröffnet sich<strong>da</strong>mit <strong>de</strong>m Studium ein weites unangebautes Feld. Die Zukunftwird wahrscheinlich nachweisen, <strong>da</strong>ss innerhalb <strong>de</strong>s Kreises <strong>de</strong>rArthropo<strong>de</strong>n <strong>da</strong>s Gehirn ähnliche typische Fntwickelungen und Verschie<strong>de</strong>nheitenan sich trägt, wie vom Gehirn <strong>de</strong>r Wirbelthiere seitLangem bekannt ist.Als einen weiteren einstweibgen Beitrag hiezu erlaube ich mirnoch <strong>da</strong>s anzufügen, was ich hierüber bei Bytiscus marginalis un<strong>de</strong>inigen an<strong>de</strong>rn Käfern in Erfahrung gebracht habe.Das Gehirn <strong>de</strong>s Bytiscus trägt -rhon fürs freie Auge einen von <strong>de</strong>m<strong>de</strong>r abgehanddien Hymenopteren verschie<strong>de</strong>nen Hubitu». Zunächst bemerkenwir, wenn man von <strong>de</strong>n Schlappen absieht, <strong>da</strong>ss die obere und untere Portion<strong>de</strong>s Gehirns in einem gewissen Gleichgewicht zueinan<strong>de</strong>r stehen; die Lappenfür die Antenm nuerven sind nicht umfänglich, erscheinen vielmehr als kleinerundliche Hügel, <strong>da</strong>, wo die Commissuren (Hiniscbenkelj beginnen. Auchdie Wölbung <strong>de</strong>- Gehirns nach oben igt sehr massig; die Schlappen selberV Tafeln z. vergl. Anat. fg. 4, l>. f. — ») a. a. O. fg. 4, D, g. - :


Arthropo<strong>de</strong>n. 239haben sich vom übrigen Gehirn gleichsam losgelöst und bleiben nur durcheinen Stiel mit <strong>de</strong>mselben in Verbindung.Was <strong>de</strong>n inneren Bau *) betrifft, so sind die Schwierigkeiten <strong>de</strong>rUntersuchung hier grösser, als z. B. bei <strong>de</strong>r Ameise; nur die Sehlappensind leichter zu durchschauen, wesshalb auch zuerst auf diese Bezuggenommen wer<strong>de</strong>n soll. Der Stiel, natürlich abgerechnet <strong>da</strong>s Neurilemmund die granuläre Schichte unter <strong>de</strong>mselben, besteht aus Faserzügen, diedurch <strong>de</strong>n ganzen • Lobus opticus ziehend <strong>da</strong>bei eine strahlige Entfaltungannehmen, um zuletzt an <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>s Sehlappens als Bün<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Sehnervenabzutreten. Während ihres strahligen Verlaufes durch <strong>de</strong>n Sehlappengehen sie, ohne <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>durch die Hauptrichtung ihres Zuges gestört wird,mannigfache Verflechtungen ein, wovon man sich an je<strong>de</strong>r Stelle durch genauereBesichtigung überzeugen kann. Dann ist aber weiter ein wesentlicherPunkt im Bau <strong>de</strong>s Sehlappens, <strong>da</strong>ss die Faserzüge abermals (wie bei<strong>de</strong>r Ameise) drei centrale, scharf abgegrenzte Partien ') zu passiren haben,man könnte auch sagen, mehrmals unterbrochen wer<strong>de</strong>n. Das erste Centrumist hell, kleiner als <strong>da</strong>s nachfolgen<strong>de</strong> und aus Ganglienkugeln von geringerGrösse gebil<strong>de</strong>t; <strong>da</strong>s zweite ist mehr als doppelt so gross, dunkel bei durchgehen<strong>de</strong>mund weiss bei auffallen<strong>de</strong>m Licht und entspricht nicht blos hierin,son<strong>de</strong>rn auch in seiner fein granulären (nicht zelligen) Beschaffenheit <strong>de</strong>noft erwähnten Centren in <strong>de</strong>n Bauchganglien. Seine scharfe Abgrenzungrührt von umspinnen<strong>de</strong>n Tracheen her, die nach innen sehr dichte, feineBüschel absen<strong>de</strong>n. Ganz von gleicher Natur ist die dritte Abtheilung, diebei <strong>de</strong>r gewöhnlichen Lage die Gestalt eines gekrümmten Wulstes zeigt undnoch mehr Endbüschel von Tracheen erhält, als die vorhergehen<strong>de</strong> Partie.Alle diese Theile wer<strong>de</strong>n umhüllt von kleinzelliger Rin<strong>de</strong>nsubstanz, welcheauch <strong>de</strong>n Raum zwischen <strong>de</strong>m zweiten und dritten Herd ausfüllt.Die primären Hirnlappen anlangend, so bin ich durch meine bisherigenUntersuchungsmetho<strong>de</strong>n: behutsamen Druck und Anwendung vonReagentien zu Folgen<strong>de</strong>m gekommen. Im Inneren genannter Lappenliegt wie<strong>de</strong>r eine centrale, wohl umschriebene, fein granuläre Masse, dieich als Hirnstock bezeichne. In ihrer Mitte unterschei<strong>de</strong>t man <strong>de</strong>n anscheinendriesigen Nucleus, <strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>r Ameise, als in Beziehung zu <strong>de</strong>nWurzeln <strong>de</strong>r Hirn Schenkel stehend, erwies. Die granuläre Substanz wird<strong>da</strong>nn nach aussen echt faserig, und die zum Theil sehr scharfe Abgrenzung<strong>de</strong>r Masse wird durch die Tracheen tragen<strong>de</strong> Bin<strong>de</strong>substanz vermittelt.Nach aussen und seitlich geht sie in <strong>de</strong>n Faserstiel <strong>de</strong>s Sehlappens über;nach <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s Thieres zu verschmächtigt sie sich zu einem Fortsatz,<strong>de</strong>r <strong>da</strong>nn mit kolbiger Erweiterung abschliesst. Diese Endkolben vonbei<strong>de</strong>n Hirnhälften liegen hart an <strong>de</strong>r Mittellinie aneinan<strong>de</strong>r, gehen abernicht ineinan<strong>de</strong>r über. Nach oben schickt <strong>de</strong>r Hirnstock ebenfalls einen(o<strong>de</strong>r mehre ?) Fortsätze aus, welche sich theilen und als Stiele von Gruppen<strong>de</strong>r Ganglienkugeln sich ausweisen. Die eigentlichen Hirnwölbungenwer<strong>de</strong>n nämlich nicht mehr, wie bei <strong>de</strong>r Larve <strong>de</strong>r Fall ist, von einer gleichmassigenzelligen Rin<strong>de</strong>nsubstanz eingenommen, son<strong>de</strong>rn diese hat sich ineine grössere Zahl von Ganglienkugelnpaquets 8 ) geson<strong>de</strong>rt. Eines <strong>de</strong>rselbenwur<strong>de</strong> schon gelegentlich <strong>de</strong>r Amyloidkörperchen (S. 223) erwähnt;an<strong>de</strong>re Paquets haben grosse gelbliche Ganglienkugeln, wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re kleine,helle Zellen; und immer nehmen diese verschie<strong>de</strong>nen Gruppen bestimmteHirngegen<strong>de</strong>n ein. Bezüglich <strong>de</strong>r eigentlichen Substanz <strong>de</strong>s Hirnstockes istauch erwähnenswerth, <strong>da</strong>ss in Glycerinpräparaten die Punktmasse grösstentheilseine feinfaserige Beschaffenheit annimmt. Die bisher erwähnten Hirnpartiengehörten <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hirnhälften an, waren paariger Natur. Zur1) 8teh. Taf. IX, tg. U — 2) a. a. O. fg. 1, h, i, k. - 3) a. a. 0. fg. 1, b, b*.


240Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Verbindung dienen Commissurfasern und man sieht in dieser Beziehuugnach Druck mancherlei sich kreuzen<strong>de</strong>, von <strong>de</strong>r einen Hirnhälfte in diean<strong>de</strong>re übertreten<strong>de</strong> Bün<strong>de</strong>l. Ein beson<strong>de</strong>rer Bogen von einfach verknüpfen<strong>de</strong>nFasern fin<strong>de</strong>tsich zu unterst, seine Schenkel verlieren sich <strong>de</strong>r Hauptmassenach in die <strong>de</strong>n Schlund seitlich umfassen<strong>de</strong>n Commissuren. Ausser<strong>de</strong>maber macht sich ein ganz eigener centraler Knoten von ziemlicher Grössebemerklich, <strong>de</strong>r genau die Mittellinie einhält und oberhalb <strong>de</strong>r Stelle liegt,wo die bei<strong>de</strong>n erwähnten Kolben <strong>de</strong>s Hirnstocks zusammenstossen.Das über <strong>de</strong>n Gehn*nbau verschie<strong>de</strong>ner Wirbellosen bisher Ermitteltekönnte vielleicht schon hinreichen, um die eine und diean<strong>de</strong>re Partie vergleichungsweise aufeinan<strong>de</strong>r zurückzuführen. Ichmöchte jedoch einstweilen noch <strong>da</strong>von Umgang nehmen, um zuwarten, bis auch die Weichthiere in <strong>de</strong>n Kreis <strong>de</strong>r Betrachtung gezogenwer<strong>de</strong>n können.d) Längscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarks. Was <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r sogenanntenLängscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarks angeht, sohabe ich bei Insecten keine wesentlichen Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>nCommissuren und <strong>de</strong>n Nervenstämmen gefun<strong>de</strong>n. Unter <strong>de</strong>m Neurilemmbreitet sich als Matrix <strong>de</strong>sselben die granuläre, eingestreuteNuclei enthalten<strong>de</strong> Lage aus. Die Fasern trifft man bald schärferausgeprägt, bald von mehr verwaschenem Charakter, in Glycerinpräparatenwer<strong>de</strong>n sie aber auch in letzterem Falle sehr selbständigeElemente; selbst die auffallend breiten, hellen Nervenfasern habeich in <strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nsten Insecten (Heuschrecken,Grillen, Libellen' Hummeln u. a.) wahrgenommen.Trotz dieser Ueberemstimmung kann ich, was schon S. 198 geltendgemacht wur<strong>de</strong>, die Längscommissuren nicht einfach <strong>de</strong>n Nervensträngengleichstellen, son<strong>de</strong>rn erkenne ihnen bis zu einem gewissen(rra<strong>de</strong> einen centralen Charakter zu. Hiefür wür<strong>de</strong> aucheine Beobachtung sprechen, die ich mir von Porcellio scaber angemerkthabe. Bei dieser Assel zeigten die Längscommissuren einengewissen gangliösen Habitus in <strong>de</strong>r Art, <strong>da</strong>ss, während die nervösenFaserelemente auseinan<strong>de</strong>rweicben, in die <strong>da</strong>durch entstan<strong>de</strong>nenZwischenräume zellige Elemente o<strong>de</strong>r Ganglienkugeln sich einlagern.Zu Gunsten <strong>de</strong>r Ansicht, <strong>da</strong>ss ein gewisser innerer Unterschiedin <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r Commissuren und <strong>de</strong>r Stammnerven bestehe, sprichtvielleicht die von mir ferner gemachte Beobachtung, <strong>da</strong>ss (z. B. von<strong>de</strong>r Feldgrille, Acheta campestrts) nach eintägigem Liegen <strong>de</strong>s Bauchmarksin Weingeist, die Commissuren dunkler sind als die Stammnerven;wogegen man freüich einwen<strong>de</strong>n könnte, <strong>da</strong>ss dieses Verhaltenauch durch die grössere Dicke <strong>de</strong>r Commissuren sich erklärenbisse.Noch habe ich bei manchen Schmetterlingen, BO Z. B. bei Vanessaurticae nach Anwendung von Essigsäure zwischen <strong>de</strong>n Faserneigenthüraliche Stränge wahrgenommen, die nach bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n spitzausliefen, körniger Natur waren und in Abstän<strong>de</strong>n mehre Nuclei


Arthropo<strong>de</strong>n. 241. besassen. Wobei ich übrigens nicht unerwähnt lassen möchte, <strong>da</strong>sssie nicht blos in <strong>de</strong>n Commissuren, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>nGanglien abgehen<strong>de</strong>n Seitennerven sich fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>mnach nicht alsspecifiscbe Bildungen <strong>de</strong>r Commissuren angesehen wer<strong>de</strong>n können.e) Faserverlauf im Bauchmark. Hier ist auch <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>s Faserverlaufesam Bauchmarke zu ge<strong>de</strong>nken; über jenen <strong>de</strong>B Gehirns,insoweit ich <strong>da</strong>rüber mich unterrichten konnte, gab die obige Darstellung<strong>de</strong>r Structur dieses Organs Auskunft.Newport hatte zuerst <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Ganglienkette auf <strong>de</strong>n Verlauf<strong>de</strong>r Nervenfasern untersucht und glaubte bei <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Arthropo<strong>de</strong>nnachweisen zu können, <strong>da</strong>ss die Commissuren zwischen <strong>de</strong>n Ganglienje<strong>de</strong> aus zwei Säulen bestän<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Empfindungs- und Bewegungsnervenifmtsprächen. Auch in <strong>de</strong>n Ganglien sollen sich die motorischen undsensiblen Nervenstränge für sich erhalten, so <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r obere o<strong>de</strong>r motorischeStrang ununterbrochen über alle Bauchganglien wegginge, <strong>de</strong>r untereo<strong>de</strong>r sensible Strang sich hingegen in die Tiefe <strong>de</strong>s Ganglions erstreckeund in Verbindung mit <strong>de</strong>n zwischengelagerten Ganglienkugeln hauptsächlich<strong>da</strong>s Ganglion bil<strong>de</strong>, während <strong>de</strong>r obere o<strong>de</strong>r motorische Strang ohne merklicheVerdickung nur <strong>de</strong>m Ganglion aufliege. Ausser<strong>de</strong>m fän<strong>de</strong>n sich imGanglion noch Bün<strong>de</strong>l von Querfasern und endlich eine vierte Partie vonFasern, welche an <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r Längscommissuren von <strong>de</strong>m einen Ganglionzu <strong>de</strong>m nächstfolgen<strong>de</strong>n gehen. Je<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Bauchmark sich abzweigen<strong>de</strong>Nerv bestehe aus Fasern dieser vier Abtheilungen.Man hat bisher, wie es scheint, dieser Auffassung ziemlich allgemeinbeigepflichtet. Nach Newport hat Helmholtz <strong>de</strong>n Faserverlauf am Flusskrebsverfolgt und stimmt im Wesentlichen mit <strong>de</strong>m englischen Entomologenüberein. Auch Rob. Grant erklärt sich <strong>da</strong>mit einverstan<strong>de</strong>n und Hagenwill die geson<strong>de</strong>rten Stränge in Aeshna grandis und Gryllotalpa vulgarisbeobachtet haben. Nur hin und wie<strong>de</strong>r bemerkt ein Autor x ), <strong>da</strong>ss sicheine solche Zusammensetzung aus Bewegungs- und Empfindungsnerven nichtnächweisen lasse.Schon aus <strong>de</strong>m, was ich bis jetzt nach eigener Beobachtungüber die Structur <strong>de</strong>r Commissuren und Gangben <strong>de</strong>s Bauchmarkesvorlegte, geht hervor, <strong>da</strong>ss ich die Newport'sche Darstellungnicht vollständig gutheissen kann, vielmehr zum Theil abzuweichenmich veranlasst sehe.•».Zunächst sind es die Längscommissuren, bezügbch <strong>de</strong>rerich bestimmt bestreiten muss, <strong>da</strong>ss in ihnen obere und untereStränge getrennt vorban<strong>de</strong>n sein sollen. Ich gebe gerne zu, <strong>da</strong>ssin physiologischem Sinne beson<strong>de</strong>re mansche., und ..sensible JT-aserzüge.anzunehmen^ sind,^.EexIfiSIpS^II sichjurs Augejncht als"Besönaerheiten aus. Sowohl die einfache Beobachtung als auch angefertigteQuerschnitte bessen mich auch nicht einmal spurweiseeine <strong>de</strong>rartige Scheidung gewahren.Was <strong>da</strong>nn zweitens die Ganglien anbelangt, so wür<strong>de</strong> nachNewport ein Gangbon <strong>de</strong>s Bauchmarks ledighch aus Nervenfasernund <strong>da</strong>zwischen gelagerten Ganghenkugeln bestehen; während ich1) z. B. Tulk in s. Arbeit über Pkalangium onilio (Am*, of nat. hin. XII. 1843.)lbLeydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers.


242Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>..gezeigt habe, <strong>da</strong>ss die Gangbenkugeln, wenn auch nesterweise o<strong>de</strong>rpaquetartig gruppirt, nicht sowohl zwischen <strong>de</strong>n Fasern hegen, alsvielmehr die Rin<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ganglien erzeugen, und <strong>da</strong>ss die eigentlicheMitte von Punktsubstanz eingenommen wer<strong>de</strong>, welche in <strong>de</strong>n bilateralangelegten Knoten zwei Centren bil<strong>de</strong>, verbun<strong>de</strong>n durch Commissuren,welch letztere höchst wahrscheinbch <strong>de</strong>n Querfaserbün<strong>de</strong>ln N e w-p o r t s entsprechen. Gegen diese centrale Punktsubstanz richtensich die Stiele <strong>de</strong>r Ganglienkugeln und <strong>de</strong>r <strong>da</strong>raus bestehen<strong>de</strong>n Paquete,um sich in ihr granulär aufzulösen.Auch die aus <strong>de</strong>n Commissuren. ins Gangbon eingetretenenBün<strong>de</strong>l eigentlicher Fibrillen nehmen in.<strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Ganglions <strong>de</strong>nCharakter fibrillärer Substanz an und gehen zum Theil eine innigeVereinigimg mit <strong>de</strong>r Molecularmasse ein.Aber — und <strong>da</strong>s ist <strong>de</strong>r Punkt, in welchem ich mit Newportübereinstimme — es giebt Fasern, welche durch <strong>da</strong>s Ganglion hindurchtreten,o<strong>de</strong>r gewissermassen einfach über die Bauchganglienweggehen. Es ist übrigens nicht überall möglich, sich hiervon zuüberzeugen. Am bestimmtesten wird die Beobachtung, wenn mandie eigenthümbch breiten, hellen Nervenfasern, welche <strong>de</strong>n Commissurenvieler Insecten beigemischt sind, ins Auge fassen kann.So habe ich mich z. B. bei Locusta viridissima, Acheta campestris,Gryttotalpa vulgaris, an eben diesen Fasern vergewissert, <strong>da</strong>ss die zu oberst,also am meisten dorsal liegen<strong>de</strong>n Fasern <strong>da</strong>s Ganglion nur durchziehen,ohne weitere sichtbare Verbindungen einzugeben. Doch auch vou Partienfeiner Fasern lässt sich unter günstigen Umstän<strong>de</strong>n, z. B. an leben<strong>de</strong>ndurchsichtigen Larven (Corethra u. a.) <strong>da</strong>sselbe Verhalten erkennen. Selbstin Fällen, wo die Fasern nicht mehr rein unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können,<strong>de</strong>uten an<strong>de</strong>re Umstän<strong>de</strong> <strong>da</strong>rauf hin, <strong>da</strong>ss gewisse Partien <strong>de</strong>r ins Gangliongetretenen Commissuren eine etwelche Selbständigkeit behaupten. Ich sehez. B. au <strong>de</strong>n Ganglien einer Raupe (Noctua) nicht blos zunächst <strong>de</strong>r Rückenfläche<strong>de</strong>s Ganglions zwei seitliche scharfe Grenzlinien, son<strong>de</strong>rn auch einenhellen Zwischenraum zwischen <strong>de</strong>m Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ins Ganglion eingetretenenund angeschwollenen Commissurenmasse und <strong>de</strong>r zeitigen Rin<strong>de</strong>npartie, wasdoch ebenfalls kaum an<strong>de</strong>rs, als in <strong>de</strong>m bezeichneten Sinne ausgelegt wer<strong>de</strong>nkann.Durch methodischen Druck, am besten frischer Ganglien, könnenwir uns auch überzeugen, <strong>da</strong>ss ein an<strong>de</strong>rer Theil <strong>de</strong>r Commisiuren-Elemente nach <strong>de</strong>m Eintritt, ins Ganglion sofort seine Richtung zu<strong>de</strong>n austreten<strong>de</strong>n Seitennerven nimmt. Wobei nun aber beson<strong>de</strong>r*zu beachten, <strong>da</strong>ss nicht blos von <strong>de</strong>n nach vorne von <strong>de</strong>m Bauchknotengelegenen Längscommissuren, son<strong>de</strong>rn auch von <strong>de</strong>m hinterihm folgen<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>smal Fasern in die Seitennerven übertreten, wasich in <strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>nsten Falle bei Carabus, Bombus, Apis u. a.wahrgenommen habe.Es ergiebt sich sonach im Zusammenhalt mit <strong>de</strong>m Voranstehen<strong>de</strong>nein dreifaches Verhalten <strong>de</strong>r Fasern <strong>de</strong>r Längscommiflsuren innerhalb<strong>de</strong>n Ganglions: ein Theil geht einlach durch <strong>da</strong>» Gangbon durch


Arthropo<strong>de</strong>n. 243zur nächsten Längscommissur, ein an<strong>de</strong>rer geht ebenfalls blos durchtmd tritt in die Seitennerven ein, endlich eine dritte Partie löst sichin -die centrale Punktsubstanz auf.An <strong>de</strong>rgleichen Präparaten, — ich gebrauchte hiezu die Ganglien vonLocusta viridissima — kommt auch ziemlich <strong>de</strong>utlich zur Ansicht, von woherim Ganzen die Fasern <strong>de</strong>r Seitennerven abstammen. Dieselben wurzelneinerseits in <strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m Ganglion hegen<strong>de</strong>n Längscommissuren, andrerseitsin <strong>de</strong>n innerhalb <strong>de</strong>r Ganglien befindlichen Quercommissuren, sowieendlich in <strong>de</strong>r Centralsubstanz; letztere sind offenbar Züge, die in je<strong>de</strong>mGanglion neu entstehen.f) Sympathische Ganglien. Es wur<strong>de</strong> oben bereits als einerbeson<strong>de</strong>ren Eigenschaft <strong>de</strong>r sympathischen Ganglien ge<strong>da</strong>cht^<strong>da</strong>ss ihnen die centrale Punktsubstanz fehle. Ich habe dieselbewe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m medianen sympathischen Knoten <strong>de</strong>r Abdominalganglien,noch in <strong>de</strong>n Ganglien <strong>de</strong>r Seitennerven wahrgenommen: siebestan<strong>de</strong>n nur aus <strong>de</strong>n Ganglienkugeln und <strong>de</strong>n faserigen Elementen.Auch die sogenannten paarigen Eingewei<strong>de</strong>ganglien <strong>de</strong>s Kopfesstimmen hierin mit <strong>de</strong>n sympathischen Gangben <strong>de</strong>r Abdominalketteüberein, während <strong>da</strong>s Gangbon frontale die Punktsubstanz besitzt *)und sich hierin entschie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n spinalen Knoten annähert.g) Blidgefässe und Tracheen noch einmal. Bei <strong>de</strong>njenigenArthropo<strong>de</strong>n, welche wie die höheren Krebse peripherische Blutgefässebesitzen, haben auch die Nervencentren ihre eigenen Blutgefässe,wobei sich zeigt, <strong>da</strong>ss die gangliösen Anschwellungen mitzahlreicheren Netzen versorgt sind, als die Verbindungsstränge.So erhält beim Flusskrebs <strong>da</strong>s Bauchmark durch eine ziemlich ansehnlicheArterie, welche zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Längscommissuren verläuft, ihrBlut; die Capillarnetze in <strong>de</strong>m letzteren bil<strong>de</strong>n, nur spärliche, länglicheMaschen, die Ganglien aber sind von einem reicheren Netz umsponnen.Am schärfsten entwickelt ist <strong>da</strong>sselbe auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Gehirns, woes je<strong>de</strong>s einzelne Ganglion mit zahlreichen rundlich - polygonalen Maschenüberzieht (Häckel).Bei nie<strong>de</strong>ren Krebsen, z. B. <strong>de</strong>n Asseln, Daphni<strong>de</strong>n, Cyclopi<strong>de</strong>n, Artemia,Branchipus u. a., fehlen solche Blutcapillaren am <strong>Nervensystem</strong>. Ich nahmnur wahr, wie <strong>da</strong>s Gehirn von Oniscus und PorceUio genau in <strong>de</strong>r Mittellinievon einem Blutgefäss, welches wohl <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>re sich verengen<strong>de</strong> Ausläufer<strong>de</strong>s Rückengefässes o<strong>de</strong>r Aorta ist, durchbohrt wird; ebenso siehtman leicht, <strong>da</strong>ss bei Scolopen<strong>de</strong>rn auf <strong>de</strong>r Rückenseite <strong>de</strong>s Bauchmarkesnach <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>sselben ein Blutgefäss verläuft, aber ohne Capillarenzu entwickeln. Ich erkenne <strong>da</strong>s Gefäss bei unserem heimischenGeophilus electricus mit gleicher Deutlichkeit wie bei <strong>de</strong>r exotischen Scolopendramorsitans, wo insbeson<strong>de</strong>re die quergestreifte Musculatur <strong>de</strong>sselbenrecht in die Augen fällt.Gehirn und Bauchmark <strong>de</strong>r Insecten, Spinnen und Myriapo<strong>de</strong>nsind von Tracheen durchzogen.Im Hinblick auf diese Organe wur<strong>de</strong> schon <strong>de</strong>r eigentümlichenUmhüllung <strong>de</strong>s Gehirns gewisser Hymenopteren durch grosse Tra-1) Sieh. m. Tafeln z. vergleichend. Anat. Taf. H, fg. 1, C.


244 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.cheensäcke ge<strong>da</strong>cht, welche dort die Stelle eines Neurilemms (S. 216^vertreten; <strong>da</strong>nn wur<strong>de</strong> auch bereits <strong>da</strong>rauf hingewiesen, <strong>da</strong>ss anGehirn, an <strong>de</strong>n Gangben unterhalb <strong>de</strong>s eigentlichen Neurilemms,gewissermassen <strong>de</strong>r Dura mater sich noch eine Art Pia mater, gebil<strong>de</strong>tdurch die feinen Tracheenverästelungen unterschei<strong>de</strong>n lasse.Ferner wur<strong>de</strong> auch schon (S. 228) hervorgehoben, <strong>da</strong>ss untei<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Substanzen, welche die Nervencentren <strong>de</strong>r Insectenzusammensetzen, die aus <strong>de</strong>r Punktsubstanz bestehen<strong>de</strong>nKerne <strong>de</strong>r Ganglien und <strong>de</strong>s Gehirns die zahlreichste und fernsteEn<strong>da</strong>usbreitung <strong>de</strong>r Tracheen erhalten. Auch habe ich aufmerksamgemacht, <strong>da</strong>ss gera<strong>de</strong> durch die Endäste <strong>de</strong>r Tracheen die Paquete<strong>de</strong>r Gangbenkugeln ihre schärfere Abgrenzung erhalten, in<strong>de</strong>m sievon <strong>de</strong>n feinen und feinsten Endzweigen umsponnen wer<strong>de</strong>n.Jetzt möge nur noch angeführt wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss die Tracheenstämme,welche. für <strong>da</strong>s Bauchmark bestimmt'sind, immer ihre Richtungnach <strong>de</strong>n Ganglien nehmen, so <strong>da</strong>ss diese von rechts und links meisteinen Hauptstamm erhalten. Die weitere Verzweigung erlei<strong>de</strong>t vieleAbän<strong>de</strong>rungen nach <strong>de</strong>n einzelnen Arten *).Ich fin<strong>de</strong> nur erwähnenswerth, <strong>da</strong>ss mitunter <strong>de</strong>r Tracheenreichthuniso gross ist. <strong>da</strong>ss für <strong>da</strong>s freie Auge <strong>da</strong>s Bauclimark nicht mehr wie sonstweissgrau erscheint, son<strong>de</strong>rn wcissglänzend. Als ein Beispiel aus meinerErfahrung nenne ich die Raupe von Pygaera bucephala; hier geben dieStämme <strong>de</strong>r Tracheen nach ihrer ganzen Länge ein so dichtes Geflechtfeiner Zweige ab, <strong>da</strong>ss die Nervensubstanz fast ganz ver<strong>de</strong>ckt erscheint.Entsprechend <strong>de</strong>m eigentümlichen Habitus <strong>de</strong>s Bauchmarks von Julus,wo die Ganglienanscbwellungen fortwährend ineinan<strong>de</strong>r übergehen,_ tretendie von <strong>de</strong>r Seite an <strong>da</strong>s Bauchmark herangekommenen queren Tracheenstämniein ein dichtes Netz zusammen, <strong>de</strong>ssen Maschen durchaus die Längsrichtungeinhalten a ). Bei Glomeris limbuta entstehen nach <strong>de</strong>r Länge <strong>de</strong>sBauchmarks zwei Haupttracheenstämme, von einer Stärke, <strong>da</strong>ss man sie.schon mit <strong>de</strong>r Lupe bequem unterschei<strong>de</strong>t.A. Krebse.a. Rotatorien (Wimperkrebse).Historische und zootomische Zusätze.Da» <strong>Nervensystem</strong> dieser Thiere, die von An<strong>de</strong>rn auch nicht hieher, son<strong>de</strong>rnru <strong>de</strong>n Würmern gestellt wer<strong>de</strong>n, zeigt eine gewisse nie<strong>de</strong>re Form und ähnelt<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Turbellarien. Wir wissen jetzt"), <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s einzig vorhan<strong>de</strong>ne Nerven-1) Mit einer Abhandlung Lubbock 's, on the Distribution of the Trachiae in Intecls,Trane. I.tnn Bot. Vol. XXIII. 1W0, bin Ich erst jUnK»t bekannt gewor<strong>de</strong>n. Dieselbe beh»<strong>de</strong>lt auch die Tiacheen <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>* von zahlreichen Insecten. - z) Sieh. in. Taf*. vergl. Anat. Tat V, fg. 3, b. - ä, L eydig, über <strong>de</strong>n Hau und die systematische Stellung<strong>de</strong>r Ha<strong>de</strong>rthlere, Ztschrft i wiss. Zoologie ixv-t. Mit Abbildungen <strong>de</strong>s ganzen Nerven•y»len.» e ner sehr gru.sen Notommata Weibchen und Männchen), auch in Berücksichtigung


Arthropo<strong>de</strong>n. 245centrum, <strong>da</strong>s Gehirn, eine über <strong>de</strong>m Schlundkopf gelagerte zweilappige, gangliöseMasse ist 1 ). Ehrenberg^, 0. Schmidt 3 ) und Dalrymple*) sprechennoch von kleinen Ganglien, die zum Theil längs <strong>de</strong>s Rückens eine Reihe bil<strong>de</strong>n,zum Theil in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>r Eingewei<strong>de</strong> diese mit zarten Fädchen versorgensollen. Es kann bestimmt behauptet wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss diese vermeintlichenGanglien nichts an<strong>de</strong>res sind, als die Zellen <strong>de</strong>r Bin<strong>de</strong>substanz und ihre Ausläufer.Vom vor<strong>de</strong>ren und Seitenrand <strong>de</strong>s Gehirns, sowie vom Hinterrand gehen in symmetrischerAnordnung Nerven ab 5 ).b. Cirripedien.Das <strong>Nervensystem</strong> dieser Gruppe, obschon echte Arthropo<strong>de</strong>n, wür<strong>de</strong> zumTheil in manchen Gattungen, wenn die Beschreibung Cu vi er's 8 ) und MartinSt. Ange's 7 ) ganz richtig wäre, etwas sehr Abweichen<strong>de</strong>s haben. Es sollennämlich die bei<strong>de</strong>n Stränge <strong>de</strong>s Bauchmarkes, welche ziemlich weit auseinan<strong>de</strong>rbleiben, bei Lepas anatifera bloss vorne und hinten, durch ein Gehirn unddurch ein Schwanzganglion verbun<strong>de</strong>n sein, die übrigen Knoten wären ohne Quercommissuren.Allein dies beruht wahrscheinlich auf unvollkommner Beobachtung,<strong>de</strong>nn bei D a r w i n 8 ) (<strong>de</strong>ssen Figuren ich übrigens nur aus zweiter Hand kenne),steht die bildliche Darstellung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s von Lepas fascicularis im Einklangmit <strong>de</strong>m Typus an<strong>de</strong>rer Glie<strong>de</strong>rthiere. Das Gehirnganglion <strong>de</strong>r Lepadi d e n giebt Nerven zu <strong>de</strong>n Augen, zu <strong>de</strong>n Kauwerkzeugen, zu <strong>de</strong>n Eierstöcken,zum Mantel und Stiel; die Anschwellungen <strong>de</strong>r Bauchstränge versorgen die Rankeno<strong>de</strong>r Beine; vom hintersten Ganglion begiebt sich auch noch ein langer Ast in<strong>da</strong>s Schwanzen<strong>de</strong>. Bei <strong>de</strong>n Balani<strong>de</strong>n schwillt die <strong>de</strong>n Schlund umfassen<strong>de</strong>Commissur nicht zu einem Gehirn an.c. Entomostraceen.1. Parasiten.Man hat bis jetzt <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> nur von einigen Gattungen untersucht;so R a t h k e <strong>da</strong>s von Chondracanthus 9 ), wo sich noch ein Gehirn und geglie<strong>de</strong>rteshistologischer Verhältnisse; ausser<strong>de</strong>m Abschnitte <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s andrer Arten. (Auf<strong>de</strong>r^ ersten Tafel dieser Abhandlung ist C. Gegenbaur als Zeichner <strong>de</strong>r Figuren irrigerweisegenannt. Um weiteren Missverständnissen, die <strong>da</strong>raus erwachsen sind, zu begegnen,erlaube ich mir zu bemerken, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Leipziger Lithograph, welcher gera<strong>de</strong> eine Arbeit' 'meines Freun<strong>de</strong>s unter <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n hatte, auf meine Rotatorientafel nach Gutdünken <strong>de</strong>n NamenGegenbaur's setzte, <strong>da</strong> auf <strong>de</strong>n Handzeichnungen kein Name genannt war. Die Figurendieser Tafel wie aller übrigen rühren nur von mir her. G. hat, wie er selbst gerne bezeugenwird, an dieser Arbeit keinerlei Antheil.) — Vom Gehirn und <strong>de</strong>n <strong>da</strong>von ausstrahlen<strong>de</strong>n Nerven<strong>de</strong>r männlichen Hy<strong>da</strong>tina tenta (Enteroplea hy<strong>da</strong>tina} fin<strong>de</strong>tsich auch eine Abbildung vonmir in einem Aufsatz über dieses Thier im Archiv für Anatomie und Physiologie 1857. —Vergl. ferner H uxley, Quarterly Journ. of Microtc. Sc 1852. Cohn, Ztschrift f. wiss. Zool.Bd. XII. — l) Also kein Schlundring, wie ein solcher wohl aus Versehen in Burmeister'szoonomischen Briefen 1856, <strong>de</strong>n Rotatorien zugeschrieben wird. Ich habe früher (a. a. O.8. 108), als ich zu begrün<strong>de</strong>n suchte, <strong>da</strong>ss die Rotiferen <strong>de</strong>n Krebsen viel verwandter seien,als <strong>de</strong>n Würmern, mich unter An<strong>de</strong>rm auf <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s gestützt. Dazumalkannte man nämlich von <strong>de</strong>n Daphni<strong>de</strong>n, die ich in Betrachtung zog, ebenfalls blosein Gehirnganglion und <strong>da</strong>von ausstrahlen<strong>de</strong> Nerven. Durch meine späteren Untersuchungenüber <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> dieser Thiere hat sich aber herausgestellt (s. m. Naturgesch. <strong>de</strong>rDaphni<strong>de</strong>n 1860), <strong>da</strong>ss die Form <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>r Wasserflöhe eine viel höhere als die<strong>de</strong>r Rotatorien ist, so <strong>da</strong>ss gegenwärtig keineswegs mehr die Gestaltung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s<strong>de</strong>r Rotatorien zu Gunsten ihrer Stellung bei <strong>de</strong>n Krebsen verwerthet wer<strong>de</strong>n kann. —2) Ehrenberg, Infusionsthiere als vollkommene Organismen, 1838. — 3) O. Schmidt,Versuch einer Darstellung <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rthiere, Archiv für Naturgesch. 1846. — 4) Dalrymple,Beicription of an Infuiory Animalcute etc. Phil. Trantact. 1849. — 5) Das <strong>Nervensystem</strong>,welches Robert Grant (Umrisse <strong>de</strong>r vergleichen<strong>de</strong>n Anat. 1842, S. 223) von verschie<strong>de</strong>nenGattungen <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rthiere beschreibt und abbil<strong>de</strong>t, muss ich ebenfalls als auf Verwechslungenmit an<strong>de</strong>rn Theilen beruhend erklären. - 6) Cuvier, Memoire eur let Molluiauei,Paris 1817. — 7) Martin St. Ange, Mem. tur f Organisation <strong>de</strong>t cirripe<strong>de</strong>t. Paris 1835.—8) Darwin, A Monograph of the lubclast Cirripedia, 1851. 1853. Vergl. auch noch Wyman,In 8illlmans' Journ. of teiene. and arte, 1840; Burmeister, Beitr. z. Naturgesch. d. Bankeufüssler,1834. — 9) Rathke, Nov. Act. Nat. Cur. Vol. 20.


246Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Banchmark fin<strong>de</strong>t; während Dichelestium l ), Achtheres*) und Pemculus nach R.und Nordmann nur eine grössere Ganglienmasse unterhalb <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s,<strong>da</strong>her ein concentrirtes o<strong>de</strong>r sehr verkürztes Bauchmark besitzen sollen, von <strong>de</strong>mausser verschie<strong>de</strong>nen Nerven nach vorne, ein o<strong>de</strong>r zwei starke Nervensträngenach hinten gehen. Da die Mittheilungen <strong>de</strong>r genannten Forscher es zweifelhaftlassen, ob die drei letztgenannten Gattungen auch ein über <strong>de</strong>m Schlund gelegenesNervencentrum, ein Gehirn haben, welcher Mangel als ganz beson<strong>de</strong>re Abweichungvon <strong>de</strong>r typischen Gestaltung von vorne herein sehr unwahrscheinlich ist(ob. S. 182), so mache ich hier, um zu zeigen, wie die Grundzttge <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>sbei an<strong>de</strong>rn Schmarotzerkrebsen keineswegs gestört sind, von schriftlichenBemerkungen und Figuren Gebrauch, die ich aus <strong>de</strong>m Winter 1851 vor mir habe.Ich las mir <strong>da</strong>zumal an frisch aus <strong>de</strong>m Meere (im Golf von Cagliari) gezogenenFischen eine Anzahl Caligus ab, die ich aus Mangel literarischer Hilfsmittelnicht weiter bestimmen konnte. Die leben<strong>de</strong>n Thiere waren abgesehenvon braunen, <strong>de</strong>ndritischen Pigmentfiguren auf <strong>de</strong>r obern, und rundlichen schwarzblauenPigmentflecken auf <strong>de</strong>r untern Seite sehr hell und durchsichtig. Trotz<strong>de</strong>m<strong>da</strong>ss, wie meine Aufzeichnungen sagen, <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> schwierig zubeobachten war und namentlich an <strong>de</strong>r Bauchseite die vielen geglie<strong>de</strong>rten Anhängedie Aussicht versperrten, so Hess sich doch soviel erkennen, <strong>da</strong>ss über<strong>de</strong>m Schlund, <strong>de</strong>r eine ähnliche starke Biegung wie bei Argulus macht, einzweilappiges Gehirn vorhan<strong>de</strong>n ist, in <strong>de</strong>r Mittellinie mit beson<strong>de</strong>remFortsatz als Träger für die Augen. Unter <strong>de</strong>m Schlund, mit <strong>de</strong>m Gehirn verbun<strong>de</strong>n,zeigte sich ein grosses Bauchganglion, von fast dreieckiger Form.Die nach hinten gerichtete Spitze zertheilte sich in drei Nervenstämme, wovon<strong>de</strong>r mittlere als <strong>de</strong>r dickste gera<strong>de</strong> nach hinten verlief, die zwei an<strong>de</strong>rn divergirendnach aussen und hinten, worauf sie bald in mehre Zweige zerfielen '). —Ueber <strong>da</strong>s Bauchmark <strong>de</strong>r Schmarotzerkrebse vergl. auch oben 8. 181.2. Copepo<strong>de</strong>n.Zenker 4 ) beschrieb von Cyclops und Cyclopsine nicht bloss einen grossen,breiten Gehirnknoten, son<strong>de</strong>rn auch fünf <strong>de</strong>n Fusspaaren entsprechen<strong>de</strong> Bauchganglien,die durch dicht aneinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong> Stränge verbun<strong>de</strong>n sind. Darnachwür<strong>de</strong>n die Cyclopi<strong>de</strong>n wesentlich von <strong>de</strong>n Sapphirinen abweichen, bei<strong>de</strong>nen nach Gegenbaur»), Leuckart«), Claus 7 ) keine Abdominalgatiglienvorhan<strong>de</strong>n sind, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>s Nervencentrum einzig und allein von einer im Kopfbrustsegmentegelegenen längsovalen, vom Schlund durchbohrten GanglienmaBBevorgestellt wird. Allein dieser Unterschied zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Familien ist dochfraglich, <strong>da</strong> nach meiner 8 ) Erfahrung we<strong>de</strong>r Cyclops noch Cyclopsine eineBauchganglienkette besitzen, son<strong>de</strong>rn an dieser Stelle einen starken medianenNerven, <strong>de</strong>r nach rechts und links Aeste abgiebt; <strong>da</strong>s Gehirn liegt vor <strong>de</strong>mSchlund, und dieser wird zu bei<strong>de</strong>n Seiten eng von kurzen dicken Commissurenumgeben, so <strong>da</strong>ss man bei Vergleichung <strong>de</strong>r von mir gegebenen Allbildung mit<strong>de</strong>n Darstellungen über Sapphirina wohl annehmen <strong>da</strong>rf, <strong>da</strong>ss sie sich unter <strong>de</strong>mSchlund zu einem grösseren Knoten vereinigen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen Fortsetzung nachhinten <strong>de</strong>r erwähnte Nervenstamm ist. Nach vorn verlängert sich <strong>da</strong>s GehirnIU einen l) Rathke, unpaaren Ibid. starken VoL 19. — Schenkel, 2) v. Nordmann, <strong>de</strong>ssen Mikrographische En<strong>de</strong> <strong>da</strong>s Sehorgan Beiträge Heft sitzt. 2, Das 1832.<strong>Nervensystem</strong> s) Auili nach Claus <strong>de</strong>r Cyclopi<strong>de</strong>n soll bei Achtheret ist je<strong>de</strong>nfalls (ZUehrlft schwieriger f. wiss. Zool. zu XI. untersuchen, Bd. 1861) ein als Ganglion <strong>da</strong>soberhalb drs Schlün<strong>de</strong>« liegen. — 4) Zenker, Anat. syst. Studien üb.d. Krebsthlere, Archiv<strong>de</strong>r f. Natorgeach. durchsichtigen, 1854. Taf. zartbäutigen VI, fg. 13. - 5) Sapphirinen, Gegenbaur, woraus Mittheilgen sich üb. zum d.Organisation Theil die abweichen<strong>de</strong>nPhyllatoma und Angaben Sapphirina, erklären. ibid. 1858, Taf. V, fg. l. - (j) Leuckart, Carclnologlsches,vonibid Bei 1S59, Sapphirina mit bildlichen ftdgens DarateUungeu gehen von Nerven Calanui aus erylroehilui, <strong>de</strong>r centralen Copilia Ganglienmasse nieaeemit, Sapphirina xa<strong>de</strong>n etyhfera. Antennen. — 1> Claus, Mundtheilen, Beitr. z. Kenntnis» Kopfmuskeln d. Entomostraken, und erstem Thoracalring; Marburg 1860, Taf. ausser<strong>de</strong>m I, fg. 1. —8) Le > dlg, Bemerkgen üb. d. Bau d. Cyclopi<strong>de</strong>n, Arch. f. Naturgesch. 1869, Taf. IV.; Natuige&chtchte<strong>de</strong>r Daphni<strong>de</strong>n, 1W0, 8. 35.


Arthropo<strong>de</strong>n. 247sollen Nerven zarterer Beschaffenheit sich in immer feinere Aestchen auflösen,um, peripherisch unterhalb <strong>de</strong>r Körperbe<strong>de</strong>ckung mit eigentümlichen Kugeln inVerbindung zu treten. Die bei<strong>de</strong>n Nervenstämme nach hinten divergiren beträchtlich,theilen sich im ersten Thoracalsegment in vier Aeste, von <strong>de</strong>nen drei<strong>de</strong>n Tboracalsegmenten bestimmt sind, <strong>de</strong>r vierte durch <strong>de</strong>n ganzen Körper bisin die Schwanzplatten unter Abgabe von Zweigen sich erstreckt.3. Ostraco<strong>de</strong>n.Das <strong>Nervensystem</strong> dieser Gruppe ist bis jetzt einzig und allein von Zenker »)untersucht wor<strong>de</strong>n, und es scheint aus <strong>de</strong>n Mittheilungen <strong>de</strong>s Genannten hervorzugehen,<strong>da</strong>ss die Ostraco<strong>de</strong>n im Bau dieses Organsystems <strong>de</strong>n Branchiopo<strong>de</strong>nVerwandter sind, als <strong>de</strong>n Entomostraceen.Bei Cypris Hess sich nur <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>utlich sehen und un<strong>de</strong>utlich innerhalb»<strong>de</strong>s Brüstbeins« ein grosses Ganglion, welches wahrscheinlich aus dreikleineren zusammengesetzt war. Günstiger war Gythere lutea: vor <strong>de</strong>m Mun<strong>de</strong>ein grosses Gehirnganglion, mit Fä<strong>de</strong>n zum Auge und Bildung eines Ganglions;an<strong>de</strong>re Fä<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Antennenpaaren. Im Innern <strong>de</strong>s Brustbeins eine aus zweiGanglien bestehen<strong>de</strong> Nervenmasse, aus ihnen Nerven für die bei<strong>de</strong>n Kieferpaare.Hierauf wie<strong>de</strong>r drei herzförmige kleine Ganglien für die Fusspaare und endlichein halbmondförmiges, <strong>da</strong>s <strong>de</strong>n Schwanz und vielleicht auch <strong>de</strong>n Geschlechtsapparatversorgt.d. Branchiopo<strong>de</strong>n.1. Argulinen.An <strong>de</strong>m wegen seiner platten Körpergestalt und grossen Durchsichtigkeitverhältnissmässig leicht zu untersuchen<strong>de</strong>n Argulus foliaceus war lange nur eineüber <strong>de</strong>m Säugrüssel gelegene Hirnmasse durch J u r i n e bekannt *). Ich *) konntespäter zeigen, <strong>da</strong>ss dieses Thier ein sehr entwickeltes <strong>Nervensystem</strong> besitze.Gehirn birnförmig, auf ihm als Basis für <strong>da</strong>s Nebenauge (Gehirnfleck) einkleeblattartiger Abschnitt: »Augengehirn« (S. 184). Vom Gehirn entspringen dieNerven für die zusammengesetzten Augen und <strong>da</strong>hinter die Antennennerven.Das Bauchmark, sich durch kurze, <strong>de</strong>n Schlund enge umfassen<strong>de</strong> Commissurenmit <strong>de</strong>m Gehirn verbin<strong>de</strong>nd, hat ein gedrungenes Aussehen, besteht aussechs von vorne nach hinten an Grösse abnehmen<strong>de</strong>n, unmittelbar aneinan<strong>de</strong>rliegen<strong>de</strong>n Knoten; die fünf ersten annähernd viereckig, <strong>da</strong>s sechste herzförmig.Vom ersten Knoten ein Nerv zu <strong>de</strong>n Saugnapffüssen und zum ersten Fusspaar.Zweiter Knoten ohne Nerven. Dritter Knoten mit einem Nerven, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kopfschil<strong>da</strong>nzugehören scheint. Vierter und fünfter Knoten ohne Nerv. Vom sechsteno<strong>de</strong>r letzten ziehen sechs Hauptstränge ab für <strong>de</strong>n übrigen Körper.2. Daphni<strong>de</strong>n.Schon ältere Beobachter wussten vom Gehirn dieser Thiere, ohne jedochdie eigentliche Form und Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>sselben zu kennen 4 ). Dasselbe ist nieein, wie man früher meinte, »unpaares Ganglion«, son<strong>de</strong>rn besteht immer auseinem rechten und einem linken Lappen, die sich allerdings so nahe gerücktsind, 1) Zenker, <strong>da</strong>ss eine anat. nur syst. seichte Studien mittlere üb. d. Krebsthiere. Vertiefung Archiv die Grenze f. Naturgesch. ausdrückt. 1854, Taf. Nach IV,fg. oben 11. treten — 2) Jurine, constant Memoire zwei Schenkel eur l'Argule in foliace; die Höhe, in <strong>de</strong>n wovon Annal. entwe<strong>de</strong>r du Milium je<strong>de</strong>r d'hutotre für sich naturelle.Tom. 7.1806, PI. 26, fg. 11. — 3) L e y dlg, üb. Argulut foliaceus. Ein Beitrag zur Anatomie, Histologieund Entwicklungsfreschichte dieses Thieres. Ztschrft f. wiss. Zoologie 1850; Taf. XIX,fg. 1, Taf. XX, fg. 2. — 4) Vergl. Leydig, Naturgeschichte <strong>de</strong>r Daphni<strong>de</strong>n, 1860, wo <strong>da</strong>sGehirn und die abgehen<strong>de</strong>n Nerven von vielen Gattungen beschrieben sind. (Allgemeines8. 33, Einzelnes z. B. über Si<strong>da</strong> crystallina S. 92, Daphnia pule* S. 123, D. longitpina S. 14»,D. rinta S. 157, D\ brachiata S. 169, D. rtctirottrit S. 176, D. guadrangulm S. 181, D. mueronata8 189, Pasithea S. 204, Botmina 8. 208, iy»*«.« 8. 213, Polyphemui 8. 2S5.) Auch auf die einschlägigenArbeiten von Straus, Loven. Schödler, Liljeborg u. A. Ist manchfachBezuggenommen.


248Thiere mit seitlich Symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.abgerun<strong>de</strong>t aufhört, also selbständig bleibt (Lynceus lamellatus), o<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> zu einemgemeinsamen Lappen, <strong>de</strong>m Sehganglion s. ob. S. 183) verschmelzen (Daphttia,Si<strong>da</strong>, Polyphemus etc.). Dabei bleiben die Schenkel <strong>de</strong>s Sehganglions an ihrerWurzel für sich, so <strong>da</strong>ss durchweg zwischen <strong>de</strong>m Gehirn und <strong>de</strong>m Ganglionopticum ein verschie<strong>de</strong>n grosser Raum klafft. Das Gehirn umfasst mit Commissuren<strong>de</strong>n Schlund, die sich zu einem Ganglion vereinigen, was ich aber nur imProfil gesehen habe und <strong>de</strong>ssen eigentliche Gestalt mir unbekannt blieb. Auchist es mir unmöglich gewesen, trotz <strong>de</strong>r grossen Verwandtschaft <strong>de</strong>r Daphni<strong>de</strong>nmit Artemia, Branchipus eine Bauchganglienkette aufzufin<strong>de</strong>n. Esscheint, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s ganze Bauchmark, ähnlich wie bei <strong>de</strong>n Copepo<strong>de</strong>n, lediglichaus <strong>de</strong>m unter <strong>de</strong>m Schlund liegen<strong>de</strong>n Ganglion besteht. Peripherische Nerven,ausser <strong>de</strong>n zum Auge gehen<strong>de</strong>n sind: Nerven für die Augenmuskeln, für die Tastantennen,Ru<strong>de</strong>rarme, Hautnerven etc.S. Phyllopo<strong>de</strong>n.Diese Gruppe ist ausgezeichnet durch die Strickleiterform <strong>de</strong>s Bauchmarks,die sich hier am reinsten unter allen Arthropo<strong>de</strong>n erhält (s. obenS. 190). Bauchmark nach hinten verjüngt (S. 194).An <strong>de</strong>r grössten Gattung, an Apus, <strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> sich schon mitfreiem Auge zum Theil erforschen lässt, haben es Cuvier 1 ), Gä<strong>de</strong>'), Berthold"),am genauesten Zad<strong>da</strong>ch 4 ) beschrieben. Gehirn platt, viereckig,aus <strong>de</strong>n obern Winkeln die bei<strong>de</strong>n starken Sehnerven abgehend; die Schlundcommissurenlang, Btark gebogen. Hinter <strong>de</strong>m Schlund mit Quercommissur; hierAbgang eines starken Nervenpaares zur Speiseröhre (sog. sympathische Zweige).Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks sehr zahlreich (S. 182), 60 Anschwellungen; erstweit auseinan<strong>de</strong>r stehend, <strong>da</strong>nn allmählig sich näher rückend. Quercommissuren<strong>de</strong>r Ganglien doppelt. Nerven an die Fttsse und die Muskeln. Eigenthümlichein starker Nerv, vom Bauchmark entspringend, neben diesem nach hinten hinlaufend,mit einem Endganglion.Was die an<strong>de</strong>rn zarteren Phyllopo<strong>de</strong>n betrifft, <strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> blos mitHülfe <strong>de</strong>s Mikroskopes <strong>da</strong>rgestellt wer<strong>de</strong>n konnte, so war lange nur von Limnadiadurch Brongniart 6 ) ein plattes Kopfganglion bekannt, ebenso durchJ o 1 y •) an Isaura. Ich 7 ) habe <strong>da</strong>nn von Artemia, an welcher Gattung J. nichteinmal dieses Kopfganglion, son<strong>de</strong>rn nur die Augennerven ent<strong>de</strong>cken konnte,sowie bei Branchipus ein <strong>Nervensystem</strong> nachgewiesen, <strong>da</strong>s sich in seiner Glie<strong>de</strong>rungeng an <strong>da</strong>s von Apus anschliesst. Gehirn ein mehrfach eingekerbterHalbring, iu <strong>de</strong>r Mitte mit beson<strong>de</strong>rem, bald einfach dreieckigem, bald mehrfachgebuchtetem Lappen (»Augengehirn« S. 18 t) für <strong>de</strong>n rothbraunen Pigmentfleck(Nebenauge). Commissuren <strong>de</strong>s Gehirne in weitem Bogen um <strong>de</strong>n Schlund. Ganglionunter <strong>de</strong>m Schlund ansehnlicher als <strong>da</strong>s Gehirn, in <strong>de</strong>r Mitte eingeschnitten.Nerven <strong>de</strong>s Gehirns: zu <strong>de</strong>n Augen, in die männlichen Greiforgane, Kopfanhängebeim Weibchen, Antennen. Ganglienpaare <strong>de</strong>s Baue hm arkes 11—12. Längscommissurenweit auseinan<strong>de</strong>r; Quercommissur*n'immer doppelt, verkürzen sichnach hinten; Ganglien <strong>de</strong>s letzten Paares fast miteinan<strong>de</strong>r verschmolzen. Zahl<strong>de</strong>r Seitennerven aus je<strong>de</strong>m Ganglion 3; aus <strong>de</strong>m letzten nur 2. Von Limnetishat Grube 8 ) eine Beschreibung gegeben, aus <strong>de</strong>r hervorgeht, <strong>da</strong>ss die GrundzügeO Cuvier, Vorlesungen üb. vergl. Anatomie, 1809. 2)GK<strong>de</strong>, Monoeului aput In<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s dieselben sind, wie bei <strong>de</strong>n übrigen Phyllopo<strong>de</strong>n.Witdi-mann's zool. Magazin, Bd. 1. 1817. — 3) Berthold, Beiträge zur Anatomie <strong>de</strong>« Aput4. Poecilopo<strong>de</strong>n.Das 1841. <strong>Nervensystem</strong> — 5) Brongniart, von Limulus Möm. eur weicht le Limnmdia, von <strong>de</strong>m Mim. an<strong>de</strong>rer du Muieum. Krebse Tom. in 6. wesentlichenStücken ab. Nach v. d. Hoeven 9 ) besteht die Hauptmasse aus1820. — 6) Joly,einemeaucriformiii Isis 1880. — 4) Zad<strong>da</strong>ch, De apodie eaneriformil anatome et hiltoriaevolutlonit,Jt#c». mool. anat. ol pbye. eur fleaura eyeladoi<strong>de</strong>e , Ann d. tc. natur. 1818. — 7) Leydig, Hb.Artemia ealina u. Branehiput etagnalie. Beitr. z. anat. Kenntnis! dieser Thiere. ZtsOBrft f.wiss. Zool. 1851. — 8) Grube, Bemerkungen üb. d. Phyllopo<strong>de</strong>n. Arch. f. Naturgesch. n*M.P's Van <strong>de</strong>r Hweveu, Mecherch. eur l'hitl. natur. et t'anat. du lAmutei, 1838. — HlStO-


Arthropo<strong>de</strong>n. 249die Mundöfihung umgeben<strong>de</strong>n Markringe und einem ganglienlosen Centralstrang.Aus <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>m Partie <strong>de</strong>s Markringes, G e h fr n, mehre Nerven, namentlich zweilange Sehnerven entspringend; aus <strong>de</strong>n Seitentheilen <strong>de</strong>s Ringes sechs Nervenpaarefür die sechs Paar Scheerenfüsse, begleitet, mit Ausnahme <strong>de</strong>s ersten, voneinem dünnen Hilfsnerven. Hinter <strong>de</strong>m Schlund drei Quercommissuren (s. ob.S. 189); an dieser Stelle Zweige zum Schlund. Vom Ring ausser<strong>de</strong>m noch vierPaar starke Nerven zu <strong>de</strong>n Seitentheilen <strong>de</strong>s Körpers. Der Centralstrangdurch <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rleib und einen Theil <strong>de</strong>s Schwanzes verlaufend und <strong>da</strong>bei Aestezu <strong>de</strong>n Flossen und kiemenartigen Anhängen abgebend, besteht aus zwei miteinan<strong>de</strong>rverbun<strong>de</strong>nen Fä<strong>de</strong>n, die später weit auseinan<strong>de</strong>r treten, <strong>da</strong>nn sich wie<strong>de</strong>rnähern und je<strong>de</strong>rseits mit einem Ganglion en<strong>de</strong>n. Aus ihm ein langer Fa<strong>de</strong>nzum Schwanzstachel und mehre Fä<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n benachbarten Theilen.e. Halakostraceen.1. Isopo<strong>de</strong>n.Allgemeiner Charakter dieser, sowie <strong>de</strong>r zwei nächstfolgen<strong>de</strong>n Unterabtheilungen(Laemodipo<strong>de</strong>n, Amphipo<strong>de</strong>n) ist eine sehr gleichmässige Glie<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>s Bauchmarkes mit <strong>de</strong>utlichem Gedoppeltbleiben <strong>de</strong>r Längsstämme undgeringer Verschmelzung <strong>de</strong>r Ganglien. (Sieh. ob. S. 190.)Treviranus 1 ) ist <strong>de</strong>r erste, welcher <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Assel (Oniscus)genauer beschrieben und gezeichnet hat; <strong>da</strong>nn untersuchte <strong>da</strong>sselbe Brandt*)und zuletzt Lereb oullet 8 ). Ich 4 ) habe mir es ebenfalls von Porcellio undOniscus wie<strong>de</strong>rholt angesehen und bemerke vor Allem, <strong>da</strong>ss man an Thieren, die1—2 Tage in Essigsäure gelegen und <strong>de</strong>nen man die Beine nahe <strong>de</strong>r Wurzelabgeschnitten hat, schon mit freiem Auge, besser mit <strong>de</strong>r Lupe <strong>da</strong>s Bauchmarkdurch die Haut durchschimmern sieht, wodurch man in <strong>de</strong>n Stand gesetzt wird,<strong>da</strong>s Verhältniss zu <strong>de</strong>n einzelnen Körpersegmenten leicht zu bestimmen. Anebenso zubereiteten Thieren lässt sich <strong>da</strong>nn auch <strong>da</strong>s Bauchmark bequem alsGanzes herausschnei<strong>de</strong>n und von <strong>de</strong>m anhängen<strong>de</strong>n Fettkörper gereinigt auf dieGlasplatte auffangen. Viel mehr Schwierigkeiten macht es, <strong>da</strong>s Gehirn zu isoliren,was wohl auch <strong>de</strong>r Grund war, warum Treviranus <strong>da</strong>sselbe gar nicht gekannthat, Brandt es zwar kannte und abbil<strong>de</strong>te, aber keineswegs nach seiner;.richtigen Gestalt. Am besten hat es Lereboullet beschrieben, obschon ichim Einzelnen auch nicht ganz übereinstimmen kann.Das Gehirn <strong>de</strong>r Asseln bil<strong>de</strong>t nicht zwei einfache, über <strong>de</strong>m Schlundliegen<strong>de</strong> Anschwellungen, son<strong>de</strong>rn, was schon <strong>de</strong>r letztgenannte Forscher hervorhebt,man kann <strong>da</strong>sselbe als aus vier Hauptganglien zusammengesetzt betrachten.Das oberste Paar 1 vop länglich birnförmiger Gestalt sehe ich nicht als die eigentlichenHiroganglien an, son<strong>de</strong>rn als sehr entwickelte und selbständig gewor<strong>de</strong>neSehganglien (S. 183); aus ihnen kommen die Sehnerven, welche in einiger Entfernungvon ihrem Ursprung abermals eine schwache Anschwellung haben.Hinter <strong>de</strong>r letztern und bevor <strong>de</strong>r Sehnerv in seine zu <strong>de</strong>n Augen treten<strong>de</strong>nBün<strong>de</strong>l sich auflöst, fin<strong>de</strong>t sich, was ich gleich jetzt erwähnen will, ein merkwürdigerAnhang, in gera<strong>de</strong>m Zusammenhang mit <strong>de</strong>r nervösen Substanz.Derselbe hat im Allgemeinen <strong>da</strong>s Aussehen eines kurz gestielten Beutels, ist entwe<strong>de</strong>rganzrandig o<strong>de</strong>r er zeigt sich wie schwach gelappt; in manchen Fällenlogische scheint Mitthetlungen er auch eine üb. Art d. Lumen Nerven hat zu Gegenbaur haben (Porcellio (Anat. Unters, scaber). eines Histologisch Limului, Abhandlgener d. aus naturf. einer Ges. Tunica in Halle, propria, lSastf einer veröffenUicht. Fortsetzung — 1) <strong>de</strong>s Treviranus, Neurilemms und vermischte einerbestehtzelligen Schriften Auskleidung,anatom. u. physiol. o<strong>de</strong>r Inhalts, wenn 1816. kein Früher Lumen schon vorhan<strong>de</strong>n, hat Cuvier ist er, (Vorlesg. wie üb. bei vergl. PorcellioAnat. 1809) laevis, die Kellerassel erfüllt mit zerglie<strong>de</strong>rt. Zellen. — Der 2) Brandt Inhalt dieser u. Ratzebur;,-, Zellen ist Medizinische aber verschie<strong>de</strong>n Zoologie,1829. — 3) Lereboullet, Mim. tur let Cruitacet <strong>de</strong> la famille <strong>de</strong>e Cloporti<strong>de</strong>t, Mim.von 4. I. eoc. <strong>de</strong>m 4u <strong>de</strong>r Muieum gewöhnlichen d'hiit. natur. Ganglienkugeln <strong>de</strong>Straibourg, und 1850.-4^ giebt uns Meine vielleicht Tafeln einen z. vergleich. Fingerzeig,VI, als fg. was 7, fg. wir 8. <strong>de</strong>n Anhang aufzufassen haben. Dir Inhalt ist nämlichAnatTaf. von


250 Tbiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.<strong>de</strong>rselben eigenthümlich bräunlichen o<strong>de</strong>r schmutzig gelben Farbe, wie siedie nebennierenartigen Organe verschie<strong>de</strong>ner Wirbelthiere bei durchgehen<strong>de</strong>mLicht an sich haben. Das ganze Organ ist unter <strong>de</strong>n letztbezeichneten Umstän<strong>de</strong>nbraunlich und intensiv weiss bei auffallen<strong>de</strong>m LichtUm wie<strong>de</strong>r auf die Sehganglien zurückzukehren, so lässt sie Lerebo u 11 e t durch eine schwache Commissur miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sein. Ich sehenichts <strong>da</strong>von, son<strong>de</strong>rn die Ganglien stehen nur nach unten mit <strong>de</strong>m übrigen Gehirndurch einen kurzen, dicken Stiel in Verbindung, haben aber unter sichkeinen Zusammenhang; <strong>da</strong>s Gehirn erscheint <strong>da</strong>her, von oben betrachtet, tiefeingeschnitten. Im Innern Punktsubstanz als Kern, Ganglienkugeln als Rin<strong>de</strong>;aus ersterer Ursprung <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n Augen gehen<strong>de</strong>n Fasern.Unter <strong>de</strong>n Sehganglien liegen die Ganglien, welche Lereboullet »Ganglionsinferieurs* nennt und die ich <strong>de</strong>n primären Hirnanschwellungen(S. 182) vergleiche. Sie wölben sich unmittelbar über die aus <strong>de</strong>utlichen Bogenfasernbestehen<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n Schlund überbrücken<strong>de</strong> Commissur. Hinsichtlich ihrerStructur glaube ich etwas ähnliches, wie am Gehirn <strong>de</strong>r Biene beobachtet zuhaben, einen riesigen Nncleus nämlich, <strong>de</strong>r, umgeben von heller Zone und <strong>da</strong>rauffolgen<strong>de</strong>r Punktsubstanz, in bei<strong>de</strong>n Anschwellungen die eigentliche Mitte vorstellt.Zu äusserst wie<strong>de</strong>r die zellige Rin<strong>de</strong>. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Mittellinie zwischendiesen bei<strong>de</strong>n Hirnlappen ein stärkeres durchtreten<strong>de</strong>s Blutgefäss (Aorta). Von<strong>de</strong>n primären o<strong>de</strong>r eigentlichen Hirnanschwellungen entspringt je<strong>de</strong>rseits nachaussen ein neuer länglicher Lappen, von <strong>de</strong>m ausser mehren kleinen Nerven einsehr dicker Nerv abgeht und nach Lereboullet für die äusseren Antennenbestimmt ist, mir aber eigenthümliche Sinnesorgane zu versorgen scheint, wovonspäter <strong>da</strong>s Weitere mitgetheilt wer<strong>de</strong>n wird. — An <strong>de</strong>r Abbildung, welche L.vom Bauchmark giebt (a. a. 0. PI. X, fg. 174) ist <strong>de</strong>r Habitus <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>sser die bei<strong>de</strong>n Längsstämme fast durchweg wie verschmolzen zeichnet, sehr verfehlt;naturgetreuer war bezüglich dieses Punktes die Zeichnung von Brandt,und selbst die von Trevirauus traf bereits hierin <strong>de</strong>n Charakter besser, obschonsie fälschlich die Längscommissuren meist spin<strong>de</strong>lförmig hält.Die Zahl <strong>de</strong>r Bauchganglienpaare ist nach flüchtiger Besichtigungbei Porcellio scaber und Oniscus murorttts sieben. Prüft man aber genauer, sokommen noch zwei kleine zum Vorschein. Die <strong>de</strong>n Schlund umfassen<strong>de</strong>n Commissurenverschmelzen, ohne zunächst ein unteres Schlundganglion entwickeltzu haben zu einer ungeteilten Längscommissur von ziemlicher Länge (S. 192).Hierauf folgt <strong>da</strong>s erste Ganglion <strong>de</strong>B Bauchmarks, klein und leicht übersehbar;es entsen<strong>de</strong>t nach bei<strong>de</strong>n Seiten einen Nerven, <strong>de</strong>r entsprechend <strong>de</strong>r geringenGrösse <strong>de</strong>s Ganglions ebenfalls um vieles geringer ist, als die gleichwerthigenSeitennerven <strong>de</strong>r übrigen Bauchganglien. Von jetzt ab weichen die Längscommissurenauseinan<strong>de</strong>r, und erhalten sich so Ins ans En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ßauchmarkes. DieLängscommissuren zwischen <strong>de</strong>m erwähnten kleinen Ganglion und <strong>de</strong>m nächstfolgen<strong>de</strong>ngrossen Paar sehr kurz, doch mit <strong>de</strong>m aus allen Längscommissurenentspringen<strong>de</strong>n Nerven. Das zweite bis achte Paar <strong>de</strong>r Ganglien so ziemlich vongleicher Grösse. Rechts und links ein immer etwas nach vorn geneigter Seitennerv,<strong>de</strong>r sich bald gabelt. — Insofern die Ganglien von vorhin »Bauchganglien«genannt wur<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>rf wohl in Erinnerung gebracht wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss es eigentlich»Brustganglien« sind. Im eigentlichen Abdomen fehlen hier die Knoten. S. ob.Seit. 193.Bei histologischer Untersuchung innerhalb je eines zusammengeschmolzenenGanglienpaares zwei kurze Quercommissuren sichtbar; unter <strong>de</strong>n Ganglienkugeln<strong>de</strong>r Unterfläehe <strong>de</strong>r Knoten immer einige median gelagerte, die durch beson<strong>de</strong>reGrösse sich abheben. Das hinterste Ganglion - also <strong>da</strong>s neunte — viel kleinerals die vorhergehen<strong>de</strong>n; die »extremiti tnoussee <strong>de</strong>s Bauchmarks bei L. weistsich als selbständiges Glied <strong>da</strong>durch auR, <strong>da</strong>ss innerhalb seiner Substanz nocheinmal eine kurze Spalte, d. h. äusserst verkürzte Längscommissuren vorhan<strong>de</strong>nsind. — Ueber Ganglienkugeln <strong>de</strong>s Gehirns sieh, auch S. 84.Nach <strong>de</strong>r ganzen Lance <strong>de</strong>s Bauchmarks kommen, wie alle Autoren bemerken,ausser vor, hinten zeichnet je <strong>de</strong>n und einer nur Smtennerven scheinen zwei), aus einer wovon sich <strong>de</strong>r Commissur <strong>de</strong>r sehr Ganglien hinterste beständig (S. noch sich 197). in Seitennerven mit drei Sie einem (jenen A.-stc Aste alle <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>r etwas spalten Längscomminsumiaus <strong>de</strong>n schräg (Brandt Ganglien nach


zoiftS A S^tenDerve ? verbin<strong>de</strong>t. - Die von Brandt beschriebenen zweianötcnen <strong>de</strong>r »Eingewei<strong>de</strong>nerven« hinter <strong>de</strong>m Gehirn kann ich nicht fin<strong>de</strong>n, treffeaoer an dieser Stelle einige kleine Drüsen, <strong>de</strong>m Kaumagen angehörig, und ver-£m„r' t us v ie Y ermeiDtl Jchen Ganglien seien. Ein »sympathisches« Stirn-^ganglion glaube ich erkannt zu haben.i«L , e Tj ebou . 1 . 1 et hebt. nachdrücklich hervor, <strong>da</strong>ss bei <strong>de</strong>n Asseln nichts was<strong>de</strong>n »bn<strong>de</strong>s epvmeres* Lyonet's, also <strong>de</strong>n Newport'schen »Respiratkmsnewen«,<strong>de</strong>mnach kein Analogon <strong>de</strong>r oben für <strong>da</strong>s Aequivalent <strong>de</strong>s Sympathicuserklärten Nerven vorkomme. Der französische Forscher befin<strong>de</strong>t sich hierin imirrtnum. Nach <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>s Bauchmarks sieht man in <strong>de</strong>m Raum\^W\ ^ —afiKpmmjssuren <strong>de</strong>n_unpaaren Neuen (S. 206), durch die hierbennahche Fettmasse zwar öfters vera^T*r; äEer nach Entfernung <strong>de</strong>rselbenimmer <strong>de</strong>utlich; er geht nie über die Ganglien weg, son<strong>de</strong>rn beginnt an ihnenje<strong>de</strong>smal von neuem. Und an Thieren, die etwa eine Nacht <strong>de</strong>r Einwirkungvon lüssigsäure,ausgesetzt waren, zeigt sich, <strong>da</strong>ss von seinen Endpunkten aussich «aserzüge innerhalb <strong>de</strong>r Längscommissuren <strong>de</strong>s Bauchmarkes zum Seitennerven<strong>de</strong>r letzteren begeben. Doch ist dieser Seitennerv nicht reiner sympathischer,son<strong>de</strong>rn ein gemischter Nerv; es treten mit ihm auch Elemente aus,die nur <strong>de</strong>n Längscommissuren angehören, wobei noch zu bemerken, <strong>da</strong>ss dieseBün<strong>de</strong>l aus breiten, hingegen die schräg vom Anfang und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Medianneryenherkommen<strong>de</strong>n aus feinen Fasern bestehen. (Sieh, auch ob. S. 206.) —Dreieckige Befestigungsbän<strong>de</strong>r vom Neurilemm <strong>de</strong>s Bauchmarkes zu <strong>de</strong>n Bauchschienensiehe oben Seite 209.Aus Asellus aquaticus habe ich zwar nicht <strong>da</strong>s ganze Bauchmark vor mir gehabt,son<strong>de</strong>rn nur einzelne Abschnitte, an <strong>de</strong>nen sich aber doch die wesentlicheUebereinstimmung mit <strong>de</strong>n Lan<strong>da</strong>sseln sehen liess. Längsstränge weit auseinan<strong>de</strong>r,aus ihnen zwischen je zwei Ganglienpaaren ein Seitennerv; aus <strong>de</strong>n Ganglienselber je Ein Seitennerv. Der Commissuralnerv viel schmäler und blasser, als<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Ganglien entspringen<strong>de</strong> Mediannerv S. 206. Eine breite, viel Fettund braunkörniges Pigment in Netzform enthalten<strong>de</strong> Hülle um <strong>da</strong>s Bauchmark,über <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung ich bereits S. 213 meine Ansicht aussprach.Die Gattung Armadillo (Rollassel), welche ich ebenfalls untersuchte, hatbekanntlich im Aeussern eine gewisse Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>r Myriapo<strong>de</strong>ngattungGlomeris, und scheint <strong>de</strong>n Uebergang zum bezeichneten Rollvielfüssler zu bil<strong>de</strong>n.Aber im Bau <strong>de</strong>s Bauchmarkes ist Armadillo eine echte Assel und stimmt durchausmit Oniscus und Porcellio überein. Es fehlt auch, wie schon S. 206 erwähnt,<strong>de</strong>r mediane (sympathische) Nerv nicht. Das Bauchmark von Glomeris (sieheS. 256) ist wesentlich <strong>da</strong>von verschie<strong>de</strong>n.Es wur<strong>de</strong> schon bezüglich <strong>de</strong>s Oniscus und Porcellio gesagt, <strong>da</strong>ss alle Ganglien<strong>de</strong>s Bauchmarkes im Thoracaltheil liegen, während <strong>da</strong>s Abdomen bloss <strong>de</strong>n peripherischenEndbüschel erhält. Die Gattung Ligidia hingegen besitzt nach Lereboullet1 ) auch im Abdominalabschnitt vier Paar Ganglien.Ueber die Gattungen Bopyrus*), Cymothoa s ), Aega'), Idothea*) siehe dieunten aufgeführten Schriften. Ausser <strong>de</strong>n Hauptganglien im Thorax fin<strong>de</strong>n sichauch hier noch kleinere Ganglienpaare im Abdomen.2. Laemodipo<strong>de</strong>n.1) Lereboullet, Mim. tur la Ligidia Pertoonii Brdt.. Ann. d. tc. natur. Tum. M. 1S4S.Thiere — 2) Rathke, mit äusserst <strong>de</strong> Bopyro verkümmertem et Nerei<strong>de</strong>, 1837. Hinterleib — 3) Audouin o<strong>de</strong>r gänzlichem u. Milne Edwards, Mangel <strong>de</strong>s­Annselben. Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r breiten Formen (Cyamus) ist durch Trevi­4.le. nett. Tom. 11, 1828. — 4) Rathke, Nor. act. nat. Cur. Vol. 20. 1813. — 5) Derselbe,Neuesteranus 4 Schrift, d. naturf. Gesellseh. in Danzig,) und Roussel <strong>de</strong> Vauzeme 7 1820. Vergl. auch Frey u. Leuckart,Lehrbuch d. Zoot. 1847. 8. 195. — C) Treviranus, ), <strong>da</strong>s Vermischte <strong>de</strong>r langen, Schriften, Stab- o<strong>de</strong>r fa<strong>de</strong>nförmigenArten (Caprella) durch Frey und Leuckart 8 Bd. II, 1817. —7) Roussel <strong>de</strong> Vauzeme, Ann. 4. tc. natur. T. 1. 1834 (schöne Abbildung). ) bekannt — gewor<strong>de</strong>n.8) I'rey u."Leuckart, Bei bei<strong>de</strong>n, Beiträge <strong>da</strong>s Gehirn z. Kenntniss mitgerechnet, wirbellos. neun Thiere, Ganglienpaare, 1847. die drei vor<strong>de</strong>rsten imKopfsegment. Das erste und zweite eigentliche Bauchganglion nahe beisammen


252Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.und theilweise verschmolzen. Die Längscommissuren überall doppelt. Im stummeiförmigenPostabdomen keine Markmasse mehr.3. Amphipo<strong>de</strong>n.Von <strong>de</strong>n zahlreichen hieher gehörigen Gattungen sind bis jetzt nur einigeauf <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> untersucht wor<strong>de</strong>n. Ueber <strong>de</strong>n allgemeinen Charakter <strong>de</strong>sBauchmarks 8. ob. S. 190.Ueber Talitrus liegen die Beobachtungen von A u d o u i n und M i 1 n e E d-ward« 1 ) vor. Gehirn kaum grösser als die ersten Bauchganglien; Zah| <strong>de</strong>rBauchganglien zwölf, die <strong>de</strong>s Schwanztheiles kleiner als die an<strong>de</strong>rn. Längscommissurenvollkommen geson<strong>de</strong>rt. Zahl <strong>de</strong>r Seitennerven <strong>de</strong>r Ganglien je<strong>de</strong>rseitszwei. Die Gattung Gammarus, <strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> von 1 a V a 1 e tt e *) ge<strong>de</strong>nktund zeichnet, schliesst sich unmittelbar an. Gehirn mehrlappig, Zahl<strong>de</strong>r Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks zwölf. Dieselben haben <strong>de</strong>r Abbildung zufolgeeine eigentbümlich gelappte Form. Je<strong>de</strong>rseits aus <strong>de</strong>n Ganglien zwei Seitennerven,<strong>da</strong>nn auch (wie bei <strong>de</strong>n Asseln z. B.) ein Nerv aus <strong>de</strong>n Längscommissuren.Diese letzteren <strong>de</strong>utlich geson<strong>de</strong>rt. — Einen etwas höheren Rang nehmen diegrossköpfigen und grossäugigen Gattungen Hyperia und Phronima ein. NachStraus») sticht <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>r Hyperia durch seine Grösse von <strong>de</strong>n Bauchganglienab und besteht aus zwei hintereinan<strong>de</strong>r gelegenen Ganglienmassen. ZehnBauchganglien; <strong>da</strong>s erste durch Verschmelzung mehrer beson<strong>de</strong>rs gross. Längscommissurendicht beisammen. Phronima besitzt, wie wir durch Pagenstech er 4 ) wissen, ebenfalls ein grosses, in die Quere entwickeltes Gehirn.Schlundring zart, weit; <strong>da</strong>s Ganglienpaar unter <strong>de</strong>m Schlund gross, <strong>da</strong> es auchhier mehre Ganglien in sich aufgenommen hat. Das Gehirn abgerechnet elfGanglien <strong>de</strong>s Bauchmarks. Die sieben ersten Paare von mehr länglicher Formund weniger verschmolzen; die vier letzten mehr <strong>de</strong>m rundlichen sich nähernd,kleiner und inniger verschmolzen. Längscommissuren überall paarig. Seitennervenje<strong>de</strong>rseits je einer, aus <strong>de</strong>m ersten (grossen) Bauchganglion je zwei;kommen nur aus <strong>de</strong>n Ganglien.Die Hyperinen könnte man in gewissem Sinne als gutes Beispiel (S. 180) zumBelege <strong>de</strong>s Satzes aufstellen, <strong>da</strong>ss die äussere Thierform Ausdruck <strong>de</strong>r innernNervenanordnung sei, namentlich wenn man sie mit ihren nahen Verwandten, <strong>de</strong>nGammarinen, vergleicht. Bei <strong>de</strong>n Hyperinen ist <strong>de</strong>r Kopf <strong>da</strong>s grösste Körpersegment,von <strong>de</strong>m aus stetig <strong>de</strong>r Körper sich nach hinten verschmälert DieselbeAbstufung zeigt <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong>: grosses Gehirn, grosses erstes Bauchganglienpaar,gradweises Abnehmen <strong>de</strong>r übrigen bis zum letzten o<strong>de</strong>r kleinsten Ganglienpaar.4. Stomatopo<strong>de</strong>n.Die Gattung Squilla gehört zu <strong>de</strong>n Krebsen, <strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> schonC u vier 5 ) bekannt gemacht. Es nähert sich bereits <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r höheren Krebsean. Gehirn je<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>n Augen- und zwei Antennennerven abgebend. Schlundcomrnissursehr lang: in ihier Mitte eine Quercomniissur (S. 188). Zehn Bauchknoten.1) Audouin Der vor<strong>de</strong>rste u. Milne sehr Edwards, ansehnlich, Ann. d. aus tc. Verschmelzung nat. T. 14. 1828. mehrer — 2) De entstan<strong>de</strong>n,la Val ette,von<strong>de</strong> Gammaroihm Nervenpuleano.zuls57.<strong>de</strong>nVergl.Mundtheilen,auch Bruzelius,KieferfüssenBeitrag z.undKeiintnissGehfüssen.vom innerenDieHaudreid. Amphipo<strong>de</strong>n. Arch. f. Naturgesch. 1859. — Deb. <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von Gammarue ornatuinächstfolgen<strong>de</strong>n sieb, ferner Rentsch, Knoten, Homoiogenests. um vieles beitr. kleiner, z. Natur- gehören u. Heilkun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Brust 1860. und (Scha<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n drei <strong>da</strong>s«letzten in diesem Beinpaaren Buche manche ; richtig-« die sechs Ueobaehtuni; letzten <strong>de</strong>m durch Schwanz vorgefaßte und .Meinungen <strong>de</strong>ssen dicken verhüllt Muskeln; o<strong>de</strong>rdos hinterste etwas stärker als die vorhergehen<strong>de</strong>n, mit Nerven zum Mast<strong>da</strong>rmentstellt wird) — Sl HIrans, Mem. eur lee Biella, Mem. du Muiium d'hiet. nat. Tom. XVIIIIS». - 4) Pagenstecher, Phronima ee<strong>de</strong>ntaria. Kln Beitrat; *. Anal. u. I'hyslol. diesesKrebse.. Archiv f. Katurgesrh. iwil. - MCutier, Vorles. Uli. vergl. Anat. 180». Vergl.anch <strong>de</strong>lle Chiaje, Deeerimione e notomia <strong>de</strong>gli Animali invertebrali <strong>de</strong>lla Bicilia eilerture,NapoU 1841- «4.


n.j IUIUJJUUCIJ.und zur Schwanzflosse. (Hinsichtlich <strong>de</strong>r Mundmagennerven dieser Gattung sieh.die mehrfach citirte Schrift Brandt's.)Ueber Mysis vergl. die Mittheilungen Frey's 1 ). Ausser <strong>de</strong>m zweilappigen,quergelagerten Gehirn zehn o<strong>de</strong>r elf Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks. Die vor<strong>de</strong>m fünfbis sechs <strong>de</strong>s Vor<strong>de</strong>rleibes grösser und durch kürzere Längscommissuren verbun<strong>de</strong>n, als die <strong>de</strong>s Schwanzes.Die bisherige Stomatopo<strong>de</strong>ngattung PhyUosoma ist nach neueren Erfahrungen<strong>de</strong>r Jugendzustand von Palinurus vulgaris. Und betrachtet man die Figuren, welchefrüher Audouin und Milne Edwards 2 ), sowie jüngst Gegenbaur*)über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von PhyUosoma veröffentlicht haben, so wird man beimersten Blick zu <strong>de</strong>m Ausspruch kommen, <strong>da</strong>ss in <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>sselben sicheine viel höhere Form kundgiebt, als die <strong>de</strong>r bisher abgehan<strong>de</strong>lten Krebse war.Es ist <strong>de</strong>r Typus <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>r Dekapo<strong>de</strong>n. Gehirn sehr beträchtliche,aus zwei fast dreieckigen Seitenhälften bestehen<strong>de</strong> Masse. In je<strong>de</strong>r Hälfte vierGangliengruppen erkennbar. Nerven für die Augen und die Fühler. Commissurenum <strong>de</strong>n Schlund sehr lang, durch <strong>de</strong>n ganzen Brustschild und ein Theil <strong>de</strong>s Abdomensverlaufend. Bauchkette aus achtzehn Ganglienpaaren bestehend; <strong>de</strong>rBrusttheil eine aus sechs Paaren zusammengesetzte Masse. Aus <strong>de</strong>n drei vor<strong>de</strong>mdie Nerven zu <strong>de</strong>n Mundtheilen. Die nächstfolgen<strong>de</strong>n sechs Ganglienpaare diebe<strong>de</strong>utendste Portion <strong>de</strong>r ganzen Bauchkette; zwischen je zwei Ganglienpaareneine rundliche Oeffnung, durch die vierte <strong>de</strong>rselben biegt die grosse Baucharterie.Die Nerven dieser Abtheilung ausschliesslich zu <strong>de</strong>n Füssen. Die Fortsetzung<strong>de</strong>s Bauchmarkes in <strong>de</strong>n Schwanz besteht aus <strong>de</strong>n zwei dicht beisammen liegen<strong>de</strong>nLängssträngen, so <strong>da</strong>ss sie einen scheinbar einfachen Strang bil<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>m sechskleine Ganglienpaare von gleicher Grösse zu unterschei<strong>de</strong>n sind. Aus ihnen je<strong>de</strong>rseitszwei Nervenstämmchen. Noch wäre <strong>da</strong>rauf aufmerksam zu machen, <strong>da</strong>ss beiPhyUosoma <strong>da</strong>s Gehirn von zierlichen Blutgefässnetzen umsponnen ist, eine Eigenschaft,die ebenfalls nur <strong>de</strong>n höheren Krebsen zuzukommen scheint.5. Dekapo<strong>de</strong>n.Am <strong>Nervensystem</strong> dieser am höchsten stehen<strong>de</strong>n Krebse liegt ein Gehirn vonziemlicher Entwicklung weit vorne im Kopf (Schnautze); die <strong>de</strong>n Schlund umfassen<strong>de</strong>nCommissuren sind auffallend lang (S. 188); <strong>da</strong>s Bauchmark <strong>de</strong>r langschwänzigenDekapo<strong>de</strong>n (Makrouren) besteht in <strong>de</strong>r Regel aus zwölf Ganglienpaaren, wovon die sechs vor<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>r Brust und <strong>de</strong>m Abdomen angehörig, sichdurch Grösse auszeichnen (Astacus fluviatilis, Homarus vulgaris), auch wohl zugrösseren. Massen (Palaemon, Palinurus) zusammenschmelzen. Bei <strong>de</strong>n Brachyurenerreicht diese Centralisation ihren Gipfelpunkt (S. 193). Die Längscommissuren<strong>de</strong>r hintern Bauch ganglien sollen nur einen einzigen gemeinschaftlichen Strangvorstellen, was aber wohl durchweg blos scheinbar ist, <strong>de</strong>nn beim Flusskrebs bleibter nach meiner Erfahrung <strong>de</strong>utlich doppelt.Da viele dieser Thiere für die gewöhnliche Zerglie<strong>de</strong>rung gross genug sind,so haben auch schon Anatomen <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts, wie Willis am Hummer,Swammer<strong>da</strong>mm vom Eremitenkrebs <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> im Hauptumriss <strong>da</strong>rzustellenvermocht. Am öftesten wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r F1 u s s k r e b s (Astacus fluviatilis)zerglie<strong>de</strong>rt 1) Frey, und De Mytidit schon bei ßexuotae R ö s e anatome, 1 4 ) erscheint 1846, u. <strong>da</strong>s Frey Bauchmark u. Leuckart, abgebil<strong>de</strong>t, Beiträge obschon a.Kenntniss wirbellos. Thiere, 1847. — 2)Audonlnn. MilneEdwatds, Ann. d. ee. natur.<strong>de</strong>r Verfasser es für ein Blutgefäss hielt. Dann beschrieb und zeichnete Scarpa 6 )T. 14 1828. — S) Gegenbaur, Archiv f. Naturgesch. 1858. Auch mit histologischen Angäbenüber und <strong>de</strong>n <strong>de</strong>ssen Bau <strong>de</strong>r Nerven; peripherischen einige Nerven. Jahre später — 4) Rösel, C u v i Monatliche e r *) <strong>da</strong>s Insectenbelustigung.gesammte Nerven­GehirnS system Theil ;(1755). ebenso — 5) Suckow 8 cii r p 7 ). a , Anat. Eine ditquititionet sehr genaue Abbildung <strong>de</strong> anditu et <strong>de</strong>s olfactu. Gehirns Ticin. und 1789. <strong>de</strong>r — 6) C u-vler <strong>da</strong>von Vorles. 'ausstrahlen<strong>de</strong>n Üb. vergl. Anat. Nerven 1809. gab — 7) E. Suckow, H. W e b An»t. e r 8 ). physiol. Selbständige Unters, Darstellungd. Insect. uKrustenth 1818. — 8) E. H. Weber, X»« aura et<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s bei G u s t a v C a r u s 9 audUu hominii et animalium, 1820. — 9) G.). Die grösste Anerkennung und weitesteVerbreitung hat die Abbildung erhalten, welche Brandt 10 Brandt u. Ratze­Carus, Lehrbuch d. vergl. Zootomie, 1818. Zweite Aufl. 1834.- 10)burg/Medizinische Zoologie, 1829.) veröffentlichte.ÜOö


254 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Ueber die sog. Eingewei<strong>de</strong>nerven haben Joh. Müller 1 ), Brandt 2 ), Schlemm*),vorzüglich Krohn 4 ) Untersuchungen angestellt. Histologisches über Ganglienkugeln.Nervenfasern, Anordnung und Verlauf bei<strong>de</strong>r, über Neurilemm bei E h r e n-berg 8 ), Valentin«), Hannover 7 ), Will 8 ), Remak»), Leydig 10 ). Eineausführliche histologische Darstellung lieferte Häckel ").Das Gehirn <strong>de</strong>s Flusskrebses an seiner oberen Fläche ziemlich <strong>de</strong>utlich invier rundliche Lappen getheilt, besteht nach Valentin aus acht einzelnenKnötchen. Ganglienkugeln weichen von <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer Nervencentren ab, sinddurchschnittlich viel kleiner und zarter (Häckel). Aus <strong>de</strong>m Vor<strong>de</strong>rran<strong>de</strong> <strong>de</strong>sGehirns kommen die Sehnerven; von <strong>de</strong>r untern Fläche die Nerven zu <strong>de</strong>n grossenund kleinen Fühlern und benachbarten Theilen, wie z. B. zu <strong>de</strong>m früher für <strong>da</strong>sGehörorgan gehaltenen Kegel. Aus <strong>de</strong>m Hinterran<strong>de</strong> entstehen die langen Commissurenzum ersten Bauchganglion. Vorher Verbindung <strong>de</strong>r Commissuren durcheinen Querast (S. 188). Das erste Bauchganglion ist länglich und <strong>da</strong>s grösste <strong>de</strong>rBauchknoten; aus ihm namentlich Nerven zu <strong>de</strong>n Mundtheilen. Die fünf folgen<strong>de</strong>nKnoten, umschlossen von einem beson<strong>de</strong>rn Kanal <strong>de</strong>s Hautskelets (S. 208), sindkleiner, versorgen Füsse und Kiemen; <strong>de</strong>r fünfte und siebente auch die Geschlechtstheileund die obern Muskeln. Die Ganglien <strong>de</strong>s Schwanzes geben die Nervenzu <strong>de</strong>n starken Schwanzmuskeln und <strong>de</strong>n falschen Füssen. Der letzte Knotenwie<strong>de</strong>r von etwas ansehnlicherer Grösse giebt büschelförmig Nerven zur Schwanzflosse.Die Längscommissuren im Brustkasten ziemlich weit auseinan<strong>de</strong>r,liegen im Abdomen so dicht beisammen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Nervenstrang anscheinend eineinfacher gewor<strong>de</strong>n, doch bleibt die Tieunungslinie bestehen. Sieh, S. 192.Je<strong>de</strong>rseits ein Seitennerv aus <strong>de</strong>n Längscommissuren (S. 197),Das System <strong>de</strong>r Eingewei<strong>de</strong>ueiven besteht aus einem unpaaren Fa<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>r vom hintern Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gehirns kommt und zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Schlundcommissurenzur obern Fläche <strong>de</strong>s Magens tritt; dort Bildung von Ganglien undGeflechten. Dann besteht es zweitens aus paarigen Fä<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>r Mitte<strong>de</strong>s Schluudhalsban<strong>de</strong>s aus einer gangliösen Anschwellung ihren Ursprung nehmenund Geflechte entwickeln, aus <strong>de</strong>nen Oberlippe, Mandibeln, Speiseröhre, Magenund Leber ihre Nerven erhalten. — Der Darm erhält nach <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckungKrohn's seine Nerven aus <strong>de</strong>m Bauchstrang. (S. auch ob. S. 200.) Sie entspringennämlich aus einem Stamme, <strong>de</strong>r zuweilen doppelt ist und sich vom letztenBauchknoten gegen die untere Wand <strong>de</strong>s Darmes erstreckt. Er legt sich <strong>de</strong>rselben,einige Linien vom After entfernt, dicht an und spaltet sich sogleich inzwei ansehnliche Aeste. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rselben verläuft in <strong>de</strong>r ganzen Länge <strong>de</strong>r Seitenwandung<strong>de</strong>s Darmes nach vorn. Ein unpaarer Zweig <strong>de</strong>sselben Stammes ist vorzüglichfür die hinterste Portion <strong>de</strong>s Darmes bestimmtVom <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>s H u m in e r' s (Astacus marinus, Homarus vulgaris)1) Joh. Möller, Act. Aead. Cattareo-LaopoU. T. XIV. — x, A. a. O. — 3) SchlemmDe haben hepale bisher ae eile vorzugsweise crustaeeorvm englische , 1841. Naturforscher — 4) Krohn, gehan<strong>de</strong>lt. Zuerst zerglie<strong>de</strong>rte,wie erwähnt, <strong>da</strong>s Thier Thomas Willis 1 Isis 1834. — 5) E h r e n b e r g , Unerkannteßtractur <strong>de</strong>t Seelenorgans, 183«. — 6) Valentin, »): er weiss Nov. vom Act. Gehirn Nat. Cur. und T. Bauchmark,<strong>da</strong>s er medulla spinalis nennt. Dann erschien mehr als ein ganzes Jahr­18, 18S6.— 7 Hannover, Hechtreh. microicop. tur le eyet. nerveux, 1844. — 8) Will Archiv fürAnat. u. Phys. 18a. - 9) Remak, leb d. Inhalt d. Nervenprlmitlvröhren, l'bld. 1843. —io^ hun<strong>de</strong>rt Leydig, später Lehrb. eine d. ausführliche Hist. d. Mensch, Zeichnung u. d. Thiere, <strong>de</strong>s isolirt i«.',7. <strong>da</strong>rgestellten — llj Häckel, <strong>Nervensystem</strong>«Ueb. d. GewebeHome"). d. Flusskrebses, Einige Arch. Jahre f. Anat. nachher u. Phys. gabeu 1867. A udouin - Nachträglich und Milne fin<strong>de</strong> Ich Edwards noch Gelegen­u )vonkeit, anfeine Interessante Abhandlung vonOwsjannikow hinzuweisen: Rech, eur taetruet.gute Contourzeichnungen und die erste eingehen<strong>de</strong> Beschreibung. Zuletzt hatimtiane du Systeme nereeum <strong>de</strong>e Cruilaeil et prineipatement du Uomard, Ann. d. eo. nat. T. XVl«tii uns Newport Vergl. auch Walter, **) <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> Mikrosk. Studien <strong>de</strong>s üb. Hummers d. Centralnervensystem in bewun<strong>de</strong>rnswerter wirbellos.Thiere' WeiseBonn 18«3. — 1- Willis, De anima brutorum, 1674. — 13) Home, On the internal etructur'aaf the Bumaa Brain . waten ezamimad in the microeeape , ae eompared wilh that of flehet, Inlett!and Wtrmt. Pkü. Tram. 1**1, PI. II, fg. s. — 14 A u d 0 u l n u. M 11 n e E d w a r d » a. a.O. Ein UeberMhen Ut es wohl, <strong>da</strong>s* die Verfasser meinten, sie seien die ersten, welche4m .<strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>e Hummer» beschrieben. Eine «weite Abbildung, vermehrt und ver-*-e»s«rt, gieU Milne Edwards In <strong>de</strong>r illustrlrten Ausgabe von Cuvler 's Heyne animal.-14) Newport, Phil. Trane, im. - Vergl. auch Bwan, Comparativ Analomy of the Nor-


Arthropo<strong>de</strong>n. 255vorgeführt. Gestaltung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s im Wesentlichen wie beim nahe verwandtenFlusskrebs, doch im Einzelnen mit vielen Abän<strong>de</strong>rungen.Ueber Pdlaemon, <strong>de</strong>ssen Brustknoten zu einer einzigen länglichen, die Nerven<strong>de</strong>s Kopfbruststückes abgeben<strong>de</strong>n Masse verschmolzen sind, sowie über Palinurus,bei <strong>de</strong>m die Verschmelzung sämmtlicher Thoracalganglien zu einer einzigen spin<strong>de</strong>lförmigenMasse (sieh, hierzu S. 193) noch weiter gediehen ist, vergl. Audouinund Milne Edwards 1 ).Ueber Pagurus Bernhardus als Repräsentanten <strong>de</strong>r Halbschwänze (Anomuren)vergl. Swammer<strong>da</strong>mm 2 ), Cuvier 8 ), R. Owen 4 ). Mit <strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>nVerkümmerung <strong>de</strong>s Hinterleibes steht es in gera<strong>de</strong>m Verhältniss, <strong>da</strong>ssdie Zahl <strong>de</strong>r ganglionären Anschwellungen abgenommen hat. Vor<strong>de</strong>rer Theil <strong>de</strong>sBauchmarks auf drei Ganglien beschränkt; kurz vor <strong>de</strong>m After ein viertes undletztes.Die Gattung Homdla, <strong>de</strong>ren <strong>Nervensystem</strong> man durch <strong>de</strong>n oft genanntenfranzösischen Forscher 5 ) kennt, vermittelt <strong>de</strong>n Uebergang zu <strong>de</strong>n kurzschwänzigenDekapo<strong>de</strong>n (Brachyura). Alle Ganglien <strong>de</strong>s Vor<strong>de</strong>rleibes zu einer einzigen Masseverschmolzen. Nervenstrang <strong>de</strong>s Schwanzes ein einfacher Fa<strong>de</strong>n ohne Anschwellungen.Cancer maenas und Maja squinach, die bisher untersuchten ') Gattungen <strong>de</strong>rKurz schwänze o<strong>de</strong>r Krabben, besitzen ähnlich wie die Araneen und inUebereinstimmung mit <strong>de</strong>m gedrungenen Körperbau <strong>da</strong>s höchst concentrirte<strong>Nervensystem</strong>. Vom Gehirn laufen die Commissuren bis in die Mitte <strong>de</strong>s Thorax,hier durch einen queren Fa<strong>de</strong>n verbun<strong>de</strong>n (S. 188), und gehen <strong>da</strong>nn in eineeinzige grosse soli<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r von einer Oeffnung durchbrochene (S. 193) Markmasseüber, aus welcher strahlenförmig die Nerven für Brust und Hinterleib entspringen.Ein mittlerer unpaarer Nerv ohne Ganglien im Rudiment <strong>de</strong>s Hinterleibes. —Die Eingewei<strong>de</strong>nerven nach Ursprung und Vertheilung scheinen <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Makrouren(Langschwänze) zu gleichen.B. Myriapo<strong>de</strong>n.Das Bauchmark dieser langstreckigen, wohl zu einer beson<strong>de</strong>rn Klasse zuerheben<strong>de</strong>n Thiere hat in <strong>de</strong>r einen Abtheilung <strong>de</strong>rselben, <strong>de</strong>n Chilognathen(Juli<strong>da</strong>e) eine gewisse Aehnlichkeit mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Anneli<strong>de</strong>n, was wohl allenBeobachtern aufgefallen ist, und am meisten bei <strong>de</strong>n rein walzenförmigen Gattungenausgeprägt erscheint. Als allgemeiner Charakter wäre die sehr grosseZahl <strong>de</strong>r Bauchknoten (S. 182) in Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r zahlreichen Leibesringe,sowie ihre sich so ziemlich gleichbleiben<strong>de</strong> Grösse anzusehen. Ich hebe ausmeinen Beobachtungen heraus, <strong>da</strong>ss man bei Julus an <strong>de</strong>m im Ganzen sehr weichenBauchmark mit Sicherheit noch die bei<strong>de</strong>n Längszüge unterschei<strong>de</strong>n kann. Sieliegen zwar ganz dicht neben einan<strong>de</strong>r, sind aber nirgends verschmolzen, son<strong>de</strong>rnes bleibt eine scharfe Trennungslinie. Im feineren Bau bleibt auch mit <strong>de</strong>mBauchstrang <strong>de</strong>r Lumbricinen die Aehnlichkeit, <strong>da</strong>ss die Ganglienkugeln in ununterbrochenerLage herabziehen und nur, <strong>de</strong>n Seitennerven entsprechend, durchgrössere Anhäufung eine schwachknotige Form erzeugen. Das Neurilemm istbei Spirobolus dick und längsstreifig; die Zahl <strong>de</strong>r zum Bauchmark gehen<strong>de</strong>nTracheen voui Sytttm, ist 1835. eine - erstaunlich 1) a. a. O. u. abermals grosse und die illust. zwar Ausgabe scheinen von die Cnvier' Röhren s Hogno lange antmal, fortwo sich Abbildungen in weicherer Ausführung vorfin<strong>de</strong>n. — ») Swammer<strong>da</strong>mm, Bibelüngetheilt zu verlaufen. (Sieh, auch S. 244.) Ueber <strong>de</strong>n <strong>da</strong>s Bauchmark bei<strong>de</strong>r Natur, Leipzig 1752, Taf. XI, fg. IX. (Stimmt allerdings wenig zu <strong>de</strong>n Angaben <strong>de</strong>rJulus späteren und Beobachter!) Spirobolus - umfassen<strong>de</strong>n 3) Cnvier, Vorles. Blutsinus üb. vergl. und die Anat ans 1809. Neurilemm - 4) R.Owen, sich heften<strong>de</strong> LeeturciMusculatur on the comparative s. oben anatomy S. 214. and Von phytiology bei<strong>de</strong>n Gattungen of tht invertebrate habe ich animatt, in m. Tafeln 1843. z. - Vergl. vergl. auchAnat Swan Abbildungen a a 0 (Pagurut). <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s — 5) Milne Edwards, nach <strong>de</strong>r illustr. Fläche Ausgabe und von im Querschnitt Cuvier s Htgue gegeben.(Tafel V, fg. 3, fg. 4.)animal, in Cruttacit, PI. t, fg. 6. - 6) Vergl. Audouin u. M ilne Ed wa rds, Ann. 4.tc. na». T. XIV. od. <strong>de</strong>s letstern Biet, natur. d. Cruttacit, 1834, o<strong>de</strong>r Cuvier'S Magnoamimal PI. .', fg. 7, 8.


256 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Ueber Julus vergl. ferner Treviranus 1 ), hauptsächlich aber die herrlichenArbeiten Newport's 8 ), die sich bis ins Einzelnste über Form und Structurvon Julus terrestris und Spirostreptus verbreiten. Die schon mehr abgeflachteGattung Poly<strong>de</strong>smus vermittelt auch durch ihr Bauchmark einigermassen <strong>de</strong>nUebergang zu <strong>de</strong>n Scolopendren, insofern bei ihr die Knoten etwas schärfersich absetzen. Hinsichtlich <strong>de</strong>r vom Gehirn kommen<strong>de</strong>n Mundmagennerven s.Newport Bei Julus bil<strong>de</strong>n die Knoten <strong>de</strong>s paarigen Systems merkwürdigdicke und lange Anschwellungen. Ueber Spirobolus {Julus) Olfersii s. Brandta. a. 0.).In mehrfacher Beziehung fin<strong>de</strong> ich die Angaben bezüglich <strong>de</strong>r Gattung Glomeriszu berichtigen. Zunächst ist es, worauf ich schon oben hin<strong>de</strong>utete,ganz irrig, wenn auf Grund <strong>de</strong>r Mittheilungen Brandt's 8 ) vorgetragen wird,<strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r dornen<strong>de</strong>n nähere sich in seiner Organisation <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rAsseln. Nach Untersuchungen, die ich an frischen Exemplaren von Glomerislimbata Latr. angestellt habe *), ist <strong>da</strong>s nicht im min<strong>de</strong>sten <strong>de</strong>r Fall, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>sBauchmark dieses Thieres hat <strong>de</strong>n Typus <strong>de</strong>s so eigenthümlieh geformten <strong>Nervensystem</strong>svon Julus (S. 180). Man unterschei<strong>de</strong>t die bei<strong>de</strong>n äusserst dicht beisammenliegen<strong>de</strong>n Längsstränge, sowie <strong>de</strong>n continuirlichen Beleg mit Ganglienkugeln,durch <strong>de</strong>ren vermehrte Anhäufung au <strong>de</strong>n Wurzelstellen <strong>de</strong>r Seitennervenschwache Ganglien entstehen. Das Gehirn besteht aus zwei fast kugligen, nicht»fast viereckigen« und ziemlich weit auseinan<strong>de</strong>r gerückten Seitenhälften, so <strong>da</strong>sssie mehr zur Seite <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s als über ihm liegen, die sie verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Quercommissur<strong>de</strong>mnach stark hervortritt. Gleich unterhalb <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s, gewissermassengegenüber <strong>de</strong>r obern Commissur, erkennt man eine zweite Quercommissur,<strong>de</strong>r ich bereits oben (S. 188) ge<strong>da</strong>cht und mit <strong>de</strong>m Querfa<strong>de</strong>n innerhalb <strong>de</strong>s Halsban<strong>de</strong>shöherer Krebse verglichen habe. Dieselbe ist auch von Brandt gesehenund gezeichnet wor<strong>de</strong>n, aber <strong>da</strong> er ihre Lage nach oben vom Schlundverlegt, so spricht er von einem »in <strong>de</strong>r Mitte durchbrochenen Hirn.« Die vomGehirn sich nach hinten wen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Längscommissuren erzeugen eine verhältnissmassigweite Schlinge. Histologisches über <strong>da</strong>s Gehirn s. oben S. 231; eigentümliche<strong>de</strong>n Ohrblasen ähnliche Bildungen S. 222; über Tracheen <strong>de</strong>s BauchmarkesS. 214; Blutsinus unter <strong>de</strong>m Bauchmark S. 213.Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r zweiten Hauptabtheilung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r stets platt gedrücktenCh ilopo<strong>de</strong>n (Scolopendri<strong>da</strong>e) stimmt am meisten mit <strong>de</strong>m vieler Insectenlarvenüberein. Ueber die Grösse <strong>de</strong>r Lappen für die Nerven <strong>de</strong>r Antennensieh. ob. S. 183. Bauchganglicn (S. 191) scharf abgesetzt und ziemlich weit auseinan<strong>de</strong>r.Verzweigung <strong>de</strong>r Tracheen in ihnen so, <strong>da</strong>ss ganz wie bei Insectendie feinste Endverbreitung in <strong>de</strong>n Kern <strong>de</strong>s Ganglions zu liegen kommt. (PigmenteS. 218.) Auch hier sind die Längscommissuren immer doppelt (S. 192)und wenn An<strong>de</strong>re sich speziell z. B. auf Geophilus beziehen, bei welchem dieLängscommissuren zu einem einfachen Strange verschmolzen sein sollen, sosehe ich an Geophilus electricus mit Bestimmtheit <strong>da</strong>s Gedoppeltbleiben <strong>de</strong>r Stränge,nur allerdings sind sie um vieles näher beisammen, als z. B. bei Lithobius forficatus.Einen medianen (o<strong>de</strong>r sympathischen Nerven) fin<strong>de</strong> ich nicht; an <strong>de</strong>rStelle, wo er von Newport hingezeichnet wird, mitten auf <strong>de</strong>r Dorsalfläche<strong>de</strong>s Bauchmarks, erblicke ich bei Scolopendra morsitans und Geophilus electricusdos Bauchgefass (S. 24 J >). Von Newport wird <strong>da</strong>s vierte Paar <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>nGanglien kommen<strong>de</strong>n Seitenneiven wegen seiner Verbreitung als Analogon <strong>de</strong>rNervi respiratorii <strong>de</strong>r Insecten betrachtet.Für diese Gruppe <strong>de</strong>r Myriapo<strong>de</strong>n bezüglich <strong>de</strong>r Einzelheiten sei ebenfallsauf die ganz vorzüglichen Dar Stellungen N e w p o r t' s 6 ) hingewiesen. Vorgängerwaren Treviranus a. a. 0. für Lithobius und Geophilus, Kutorga") fürScolopendra morsitans; eine schöne Abbildung auch bei R y m e r Jones 7 ). Vielleichtdie frühste Abbildung hat (i ä<strong>de</strong> 8 ) gegeben. Ueber die Mundmagennervenl) Treviranus, verm. Schriften (1817). Bd. n, 8. 39. — ä; Newport, Phil. Tram. 1848.— 8) Brandt. Mundmagennerven <strong>de</strong>r Evertebraten 1835, Taf. III , fg. 8, 0 u. Im Arch. fürAnat n. Phys. 1837. — 4 Leydig, Tafeln z. vergleichend. Anat. 1864, Taf. VII, fg. 8 f. —titane. Myriapa<strong>da</strong> 5) Magaiin, Newport — Bd. in 6) CyeJep Kutorga, 1. a. «. O. af u. analomy früher Hcetopeudrae and in Phil. physiol. mvriilantil Tram. 1817. ih$4, fg. anatome, 813. mit Abbildungen H 1834. G ä d — e In 7) von (Wle<strong>de</strong>iniinn's)' Rymer Scolopendra Jones aonl. mor-Art.


Arthropo<strong>de</strong>n. 257von Scolopendra morsitans vergl. noch Brandt.von Ranzani und Alessandrini.Dort auch die älteren AngabenC. Arachni<strong>de</strong>n.In dieser Klasse treffen wir wie<strong>de</strong>r sowohl auf Formen eines geglie<strong>de</strong>rten alsauch eines sehr centralisirten Bauchmarkes, andrerseits kommt aber auch ein höchstreduzirtes (S. 181) <strong>Nervensystem</strong> vor. Hirncommissuren meist sehr kurz (S. 187).1. Tardigra<strong>de</strong>n.Das <strong>Nervensystem</strong> wur<strong>de</strong> bis jetzt einzig und allein von Doyere 1 ) und«war in einer vorzüglichen Monographie dieser Thiere beschrieben. Es nähertsich im Typus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Isopo<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n Krebsen. Vier Ganglienpaare fürdie vier Leibessegmente; die Längscommissuren weit auseinan<strong>de</strong>r stehend und jemit einer feinen Quercommissur (s. ob. S. 189) ausser <strong>de</strong>r Verbindung durch dieGanglien. Der centrale Fleck in <strong>de</strong>n letzteren, über <strong>de</strong>n D. nicht ganz im Klarenist, <strong>da</strong>rf wohl als <strong>de</strong>r Raum zwischen <strong>de</strong>n zwei Quercommissuren, die sich ähnlichwie .bei vielen Arthropo<strong>de</strong>n innerhalb <strong>de</strong>r zusammengeschmolzenen Ganglien nocherhalten haben, angesehen wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>m ersten Ganglion vier starke Nervennach vorn zu <strong>de</strong>n Augen und Palpen; die aus <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Ganglien kommen<strong>de</strong>nNerven viel zarter und zu <strong>de</strong>n Muskeln tretend. Sehr auffallend, vorausgesetzt<strong>da</strong>ss Doyere auch hierin richtig sah, ist es, <strong>da</strong>ss kein Gehirn o<strong>de</strong>r Nackenbandvorhan<strong>de</strong>n wäre. Vergl. hierzu oben S. 182.2. Pycnogoni<strong>de</strong>n.Bei Ammothea pycnogonoi<strong>de</strong>s und Phozichitus spinosus besteht nach Quatrefages1 ) <strong>da</strong>s Bauchmark aus vier Ganglien, so dicht zusammengeschoben, <strong>da</strong>sssie sich innig berühren und ohne Commissuren sind. Je<strong>de</strong>rseits ein Nervenstammzu <strong>de</strong>n Fusspaaren. Gehirn unterhalb <strong>de</strong>s Augenhügels, durch Commissurenmit <strong>de</strong>m ersten Bauchganglion verbun<strong>de</strong>n. Verschie<strong>de</strong>n <strong>da</strong>von sind, wie Zenker 8 )mittheilt, die Gattungen Nymphon gracile und Pycnogonum littorale. Bauchganglienaus zwei' symmetrischen Lappen zusammengesetzt; bei Nymphon <strong>da</strong>sletzte noch mit einem dritten <strong>da</strong>zwischen. Zwischen <strong>de</strong>n Bauchganglien paarigeLängscommissuren; bei Pycnogonum entsprechend <strong>de</strong>r Körpergestalt kürzer, alsbei Nymphon. Gehirn <strong>de</strong>r letztern Gattung hat drei Abtheilungen: einen obernLappen für die Augen, einen vor<strong>de</strong>m Lappen für die Nerven <strong>de</strong>r Scheerenfühlerund Taster , einen hinteren für die Nerven <strong>de</strong>r accessorischen Füsse. Aus <strong>de</strong>mvor<strong>de</strong>ren vielleicht noch ein medianer Nerv zum Rüssel. Das Gehirn von Pycnogonumweniger ausgebil<strong>de</strong>t.3. Acarinen.Die Milbenarten sind zum Theil auf ihre innere Organisation weit schwierigerzu untersuchen, als gar manche an<strong>de</strong>re Arthropo<strong>de</strong>n, die eben so klein o<strong>de</strong>r nochkleiner sind. Daher kennt man bis jetzt von einigen nur höchstens ein Nervencentrum.Am Acarus folliculorum habe ich 4 ) we<strong>de</strong>r vom Nerven- (noch vomMuskel-)system eine Spur wahrnehmen können (sieh, bereits S. 126); hingegenbei 1) Sarcoptes Doyere, cati Mim. ein tur Nervenganglion let Tardigra<strong>de</strong>t, o<strong>de</strong>r Ann. Gehirn d. tc. nat. mit T. Sicherheit 14, 1840. — erkannt 2) Quatrefages,6 ). Dasselbed. Pycnogoni<strong>de</strong>n, rundlich von Arcb. Gestalt, f. Anat. am u. Hinterran<strong>de</strong> Phys. 1852. — etwas 4) Leydig, eingeschnitten, üeb. Haarsack- hell und u. Krätz­vonMim. tur I'Organisation <strong>de</strong>t Pycnogoni<strong>de</strong>t, Ann. d. tc. natur. 1845. — 3) Zenker, Unters, üb.kleinzelliger milben, Arch. Structur, f. Naturgesch. liegt 1859. in gleicher Landois Linie (üb. mit <strong>de</strong>n Haarbalgparasiten <strong>de</strong>m Schlund, ob <strong>de</strong>s unter Menschen, o<strong>de</strong>r1863) will die „obern Schlundganglien" erkannt haben. Da er aber dieselben als „zwei <strong>da</strong>sLicht stark brechen<strong>de</strong> Punkte" bezeichnet, so hat er wohl etwas an<strong>de</strong>res, wahrscheinlichChitinblldungen, für Nervencentren gehalten, wie er auch in ähnlicher Weise zwei Verdickungen<strong>de</strong>r Cuticula am Kopf irrthümllch für Augen ausgiebt. Richtiger vielleicht ist<strong>da</strong>s, was genannter Autor über einen „Hauptnervenstrang" mittheilt, <strong>de</strong>r aus „zwei sehrzarten Kiidchen" bestehen soll und an <strong>de</strong>r Brustfläche herabziehe. — 5) a. a. O. Auch. D u-jardin vermochte an grösseren Milbenarten nur einen einzigen Nervenknoten zu ent<strong>de</strong>cken,Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers. 1?


258Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.über <strong>de</strong>mselben, war nicht zu bestimmen. Wahrscheinlich aber verhält es sich<strong>da</strong>mit, wie bei <strong>de</strong>r Käsemilbe (Tyroglyphus siro) und einem neuen Milbengeschlecht,Listrophorus Leuckarii, an welchen bei<strong>de</strong>n jüngst Pagenstecber ')ein Gehirn an gleicher Stelle nicht nur aufgefun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch gezeigt bat,<strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Schlund <strong>da</strong>s Gehirn durchsetzt, also ein Theil über, ein an<strong>de</strong>rer Theilunter ihm hegt (s. ob. S. 182). Vom Gehirn abgehen<strong>de</strong> Nerven habe ich nichterblicken können.Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r grösseren Milben, die einer eigentlichen Zerglie<strong>de</strong>rungunterworfen wer<strong>de</strong>n können, ist schpn früher durch Treviranus 8 ) an Trombidiumund Acarus (Amblyomma) americantts, später von Gene 3 ) an Ixo<strong>de</strong>s,in neuester Zeit und am genauesten von Pageustecher 4 ) an TromWdt'ww,Ixo<strong>de</strong>s, Argas beschrieben wor<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r letzteren Gattung hat es auch.Heller 6 ) <strong>da</strong>rgestellt.Bei allen eine sehr concentrirte o<strong>de</strong>r verkürzte (S. 193) Form <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s.Rundlich ovale Ganglienmasse vorn in <strong>de</strong>r Rumpfhöhle, von <strong>de</strong>r Speiseröhreso durchbohrt, <strong>da</strong>ss sie in eine obere schwächere und untere stärkere Abtheilungzerfällt. Die Seitencommissuren verschwin<strong>de</strong>nd kurz. Bei Trombidium<strong>da</strong>s Centralganglion blassröthlich; bei Ixo<strong>de</strong>s farblos, massiger und gewölbter bei<strong>de</strong>r ersteren Gattung; kleiner weil weniger hoch bei letzterer. Bei Argas Form<strong>de</strong>s Ganglienknotens dreieckig, fast herzförmig. Bei Trombidium verlassen je<strong>de</strong>rseitszwölf Nerven in drei Gruppen <strong>da</strong>s Gehirn und treten zum Mun<strong>de</strong>, Mandibeln,Auge, Speicheldrüsen, Taster (dieser Nerv beson<strong>de</strong>rs dick und von etwas dunklemAussehen), zu <strong>de</strong>n Fusspaaren, zu <strong>de</strong>n Eingewei<strong>de</strong>n. Bei Trombidium an <strong>de</strong>mDarm und Geschlechtsorganen peripherische Ganglien, aus <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>r zahlreicheNerven kommen. Ixo<strong>de</strong>s ricinus mit elf Nervenpaaren je<strong>de</strong>rseits, ebensoviel bei Argas reflexus. Die Arbeiten <strong>de</strong>r zwei letztgenannten Autoren enthaltenauch Angaben über <strong>da</strong>s Neurilemm, Nervenfasern, Ganglienkugeln, Tracheen <strong>de</strong>sGehirns. Bei Argas reflexus unter <strong>de</strong>m Gehirn ein ausseror<strong>de</strong>ntlich reiches Polstervon Tracheen.Die bis in die neueste Zeit für Eingewei<strong>de</strong>würmer gehaltenen Pentastomen(Linguatulina) haben ein <strong>Nervensystem</strong>, <strong>da</strong>s mit <strong>de</strong>m Typus <strong>de</strong>r vorausgegangenenMilben insofern harmouirt, als auch hier ein sehr verkürzte» Bauchmark o<strong>de</strong>rdicker Brustknoten vorhan<strong>de</strong>n ist, aber entgegen <strong>de</strong>n übrigen Milben und entsprechend<strong>de</strong>m wurmförmigen Körper erscheinen noch zwei starke sog. Seitennervendie Käse- gewissermaßen u. Krätzmilbe als <strong>da</strong>s Fortsetzungen Uehirnganglion <strong>de</strong>s nicht Bauchmarkes.wahrgenommen Hinsichtlich 7.11 haben. Würz­<strong>de</strong>rAna. d. ic. nat. 3. Ser. III. 1845. — (J u d d e n scheint in seiner Könnt sehr sorgfältigen Arbeltüberburger reichen medlz. Literatur Ztschrift verweise ISIÜ. Auch ich auf in <strong>de</strong>r die r/.weit«n treffliche vermehrten Monographie Aufluve" Leuckart's dieser Abhandlung8 ), woerklärt er, <strong>da</strong>s« es ihm nicht eindie Angaben von Cuvier 7 einziges Mal), M i r am 8 gelungen sei, sieh Canglien und), D iesing •), Blanchard 10 Nerven zurAnschauung), vonBene<strong>de</strong>n 11 zu bringen.;, Owen 1 — Die in <strong>de</strong>m Werk über die „Kiiitznillbcn <strong>de</strong>r Menschen" vonFürstenberg 1861 Begebene *), Harley") Darstellung <strong>de</strong>s berücksichtigt <strong>Nervensystem</strong>s wer<strong>de</strong>n. Ist ein Phantiislegebil<strong>de</strong>. — Centrale rundliche—etwas zweilappige Ganglieumasse in <strong>de</strong>r Mittellinie <strong>de</strong>s Vor<strong>de</strong>rkörpers;Zisch, f. wiss Zoologie, Bd. XL — -') Treviianui, vermischt Schrift. IM«. Bd. I. (Diebrückenartiges Nackenband über <strong>de</strong>m Schlund. Bei jungen Thieren An<strong>de</strong>utungen1) Pagensteeher, i.ittraphorui I.euckarti: Einiges zur Anatomie von Tyroglyphui liro,milbenanigen Inseiten.) L'eb. d. Bau <strong>de</strong>r N guu (Acorus americanul). Ztschrft f. l'hysiologie,1»J2. — Vergl. auch Dujardin In d. Ana. d. sc nat. T. :'., IUI.. — 3) (iene, Memoria pereerrire allo storia naturale <strong>de</strong>gli Issodi (Mem. <strong>de</strong>lla H. Aca<strong>de</strong>mia <strong>de</strong>lle ecienxe di TorinO, Ser. lt.Tom. IX, W». iKenarataDdr. S. :,«.) — 4) Pagensteeher, Beitrag« z. Anat. d. Milben,llr.l I, Trombidium koloeericrum, Tr. tinetorium. litjn; Hell II, Ixo<strong>de</strong>s ricinus IHiil ; zurAnatomie von Argas reflexus, Ztselnft f. wisg. Zool. 18(11. — 5) Heller, (.Anatomie vonArgae ptrsieus, Sitzg.ber. d. k. Akad. d. Win. zu Wien lx.'.ts. — 1; \, »uckart, Bau u.Eutwi klguresch. <strong>de</strong>r Pentanmien, i»M. In<strong>de</strong>m in diesem Werk« die bisher nicht Im Näherenbekannt gewesenen Untersuchungen <strong>de</strong>s 1832 verstorbenen Melius veröffentlichtwer<strong>de</strong>n, »o ersieht man <strong>da</strong>raus, <strong>da</strong>ss bereits dieser Forscher <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> Im Wesentlichenf\< btlg erkannt hat. 7 Cuvier, Regne animal IM7. „C'est le ver intestin ou Vonreit le mieux le noeud cerebral et les <strong>de</strong>ux filete nrreeux." — ») Miram, Nur act. I.eop. Carot.Tom. 17, 1»SV — '.". D iesing, Ann. Wiener M11-. lld. 1, 18:;5. — lüj B la11 eh a ril , Campt.read. Arad. Sc. l'ar.*. Tom So, lttVi. — 11 Van Benc<strong>de</strong>n. Ann. d. sc nat. 3. 8


Arthropo<strong>de</strong>n. 259<strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Bauchmarks durch eine gewisse strickleiterähnliche Zeichnungim Inneren. Von <strong>de</strong>n zahlreichen Nervenstämmen bleiben alle mit Ausnahme<strong>de</strong>r mächtigen Seitennerven auf <strong>da</strong>s vor<strong>de</strong>re Körperen<strong>de</strong> beschränkt. Das Nackenbandohne abgehen<strong>de</strong> Nerven. (Nach einigen Autoren wür<strong>de</strong> ein unpaarer Pharyngealnerv<strong>da</strong>raus entspringen.) Aus <strong>de</strong>m Vor<strong>de</strong>rrand <strong>de</strong>s Ganglions kommenals erster Nerv ein Fa<strong>de</strong>n zur Rückenfläche <strong>de</strong>s Pharynx und Oesophagus; weitmaschigeNervenplexus. (»Sympathischer Nerv.«) Zweiter Nerv zu <strong>de</strong>n Antennen,<strong>de</strong>r einzige spezifische Sinnesnerv. Hierauf zwei Nerven zu <strong>de</strong>n Muskeln <strong>de</strong>sCephalothorax und <strong>de</strong>s Hackenapparates. (Extremitätennerven.) Jetzt Gruppevon vier Nervenstämmen; sind Muskelnerven <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Cephalothorax folgen<strong>de</strong>nSegmente. Nerven zum Geschlechtsapparat (Samentaschen). Die hintersten undstärksten sind die ban<strong>da</strong>rtig platten Seitennerven; sie gehen bis an <strong>da</strong>s hintereKörperen<strong>de</strong>, je<strong>de</strong>n Körperring (vom sechszehnten an) mit einem Ast versorgend.4. Araneen.Hier <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von höchster Concentration, ähnlich <strong>de</strong>m<strong>de</strong>r Krabben, doch verschie<strong>de</strong>n durch die Kürze <strong>de</strong>r Hirncommissuren (S. 193).Vergl. als frühste Arbeit die von Meckel 1 ), <strong>da</strong>nn die Schrift von Trevi r a n u s 2 ), <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Schwierigkeit <strong>de</strong>s Gegenstan<strong>de</strong>s eine für die <strong>da</strong>maligeZeit schon sehr gelungene Beschreibung und Abbildung gab; besser, weil auch umzwanzig Jahre später die Zerglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kreuzspinne durch Brandt'); nochhöher steht Duges 4 ), <strong>de</strong>r nicht nur richtige, son<strong>de</strong>rn auch sehr geschmackvolleFiguren veröffentlichte. Eine sehr vollständige Darstellung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>rMygale Blondii, künstlerisch gehalten, bei Blanchard 6 ). Einige Bemerkungengab Grube 6 ), sowie ich ') selber über <strong>da</strong>s histologische mehres berichtete.Gehirn klein, zweigelappt, sehr weit nach hinten im Cephalothorax liegend,in <strong>de</strong>r Breite <strong>de</strong>s zweiten Fusspaares. Aus ihm die Nerven für die Augen undMandibeln. Vom Hinterrand je<strong>de</strong>rseits ein feines Fädchen, <strong>da</strong>s durch Vereinigungmit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn Seite einen gemeinsamen Fa<strong>de</strong>n zum Nahrungskanal schickt(sympathischer Nerv). Bei Mygale anstatt <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Fä<strong>de</strong>n ein plattes, zartesNervengeflecht, ^aus <strong>de</strong>m zahlreiche Fä<strong>de</strong>n zum Magen gehen. (Sieh, auch S. 200.)Das Gehirn verbin<strong>de</strong>t sich durch sehr kurze, dicke Commissuren mit <strong>de</strong>m <strong>da</strong>sBauenmark vorstellen<strong>de</strong>n grossen, häufig sternförmigen im Cephalothorax gelegenenGanglion, <strong>da</strong>s als aus sechs zusammengeschmolzenen Ganglienpaaren entstan<strong>de</strong>nzu betrachten ist. Das erste Nervenpaar versorgt die Maxillen, <strong>da</strong>s zweite,dritte, vierte und fünfte die Extremitäten. Das sechste, aus <strong>de</strong>m Hinterrandkommend, giebt zwei Stränge in's Abdomen, wo sie entwe<strong>de</strong>r ohne einen eigentlichenKnoten zu bil<strong>de</strong>n an die Eingewei<strong>de</strong> treten (Epeira), o<strong>de</strong>r noch im Abdomenvorher ein kleines Ganglion erzeugen (Mygale).Ueber die Afterspinne (Phalangium) vergl. Treviranus 8 ), <strong>de</strong>r zuerst <strong>da</strong>s<strong>Nervensystem</strong> dieses Thieres kennen lehrte, ferner die mehr als zwanzig Jahrespäter erschienene Abhandlung von Tulk'), endlich meinen Aufsatz und bildlicheDarstellung 10 ). Obere Gehirnportion eine paarige, nahezu stumpf konischeGanglienmasse; aus ihr die Augennerven. Oeffnung für <strong>de</strong>n Durchgang1) J. F. Meckel in <strong>de</strong>r Ueberseruung von Cuvier's Vorlesungen üb. vergl. Anat. 1809,<strong>de</strong>s 8. 308 Schlun<strong>de</strong>s Anmerkung. sehr — eng. 2) Treviranus, Thoracalknoten üb. d. innern von Bau ansehnlicher <strong>de</strong>r Arachni<strong>de</strong>n, Grösse 1812. und Zeitschr. rundlichemf. Physiol. Umriss. 1831. — Aus 3) Brau ihm dt, die Mediz. Nerven Zoologie, für die 1833; Beine Mundmagennerven vorne für <strong>de</strong>r die Mundtheile,Evertebraten,vom 1835. hinteren l) Duges, Ran<strong>de</strong> Ann. die d. Eingewei<strong>de</strong>nerven.le. nat. 1836; die Figuren Unterhalb in Nouv. <strong>de</strong>s idition Thoracalknotens du Regne animal eine <strong>de</strong>Cuvier, Arachni<strong>de</strong>t. Vergl. auch Owen Comparative Anatomy. — 5) Blanchard, forganitationdu regne animal. Arachni<strong>de</strong>t, Livr. llo, PI. 13, 13 bi«. — 6) Grube, Archiv f.Hförmige Chitinplatte (s. ob. S. 209), an welche sich strahlig zahlreiche Muskelnanheften. Anat. u. Phys. An 1842. <strong>de</strong>n — Eingewei<strong>de</strong>nerven 7^ Leydig, Arch. birnförmige, f. Anat. u. Phys. schon 1855. mit (Zum freiem feineren Auge erkennbareArthropo<strong>de</strong>n, Ganglien S. (S. 398.) 200). Vergl. auch Hannover, Rech, microie. 1814 ete. u. HelmholzBau <strong>de</strong>ra. a. O. — 8) Treviranus, Vermischte Schriften anat. u. physiol. Inhalts Bd. I, 1816. —91 Tulk Ann. of natur. History, lS4:i. — 10) I.eydig, üb. <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r AftersplnnefPhalangium J Archiv f. Auat. u. Phys. 1862; Tafeln z. vergl. Anat. Taf. VIII, lg. 2.17 *


260Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.5. Phryni<strong>de</strong>n.Ueber die Spinnenscorpione vergl. eine von Blanchard 1 ) gelieferte Figur<strong>de</strong>s Thelyphonus cau<strong>da</strong>tus von elegantester Ausführung. Wir wer<strong>de</strong>n durch siebelehrt, <strong>da</strong>ss hier Gehirn und Brustganglion nach ihrer Grösse keineswegs in sostarkem Gegensatz stehen, wie bei <strong>de</strong>n übrigen Arachni<strong>de</strong>n. Das Gehirn ist vielmehrkaum kleiner, als die Thoracalganglienmasse. Sonst <strong>de</strong>r Typus im Ursprungand Vertheilung <strong>de</strong>r Nervenstämme <strong>de</strong>r gleiche wie bei <strong>de</strong>n Spinnen und Afterspinnen(Phalangi<strong>da</strong>e). Die Augennerven auch hier wegen <strong>de</strong>r weit nach hintengerückten Lage <strong>de</strong>s Gehirns sehr lang. An <strong>de</strong>n Bauchnerven im hinteren Theil<strong>de</strong>s Abdomens ein medianes Ganglion.Hinsichtlich <strong>de</strong>r Solpugen vergl. Blanchard 1 ) über Gdleo<strong>de</strong>s.6. Scorpione.Nach<strong>de</strong>m Meckel 3 ), Treviranus 4 ), Joh. Müller 5 ) <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong><strong>de</strong>r Scorpione untersucht hatten, wobei es einige Zeit <strong>da</strong>uerte, bis mau sich über<strong>da</strong>s Verhältniss <strong>de</strong>s Hirnknotens zum Schlund (8. ISL') geeinigt hatte, erschiendie bewun<strong>de</strong>rnswerthe Darstellung von Newport 6 ). welche unter<strong>de</strong>ssen in dieverschie<strong>de</strong>nsten Schriften aufgenommen wur<strong>de</strong>. Sie giebt <strong>da</strong>s Ganze <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>sbis in die feineren Zertheilungen, eingezeichnet in die Umrisse <strong>de</strong>s Thieres.Das jüngst von Bla nchar d 7 ) veröffentlichte Bild rivalisirt mit <strong>de</strong>rNewportschenDarstellung, unterschei<strong>de</strong>t sich aber <strong>da</strong>rin, <strong>da</strong>ss sie ohne schematischenCharakter ist. Auch Dufour 8 ) hat Beiträge geliefert, die, wie sich von einemMann von solcher Erfahrung erwarten lässt, ebenfalls <strong>de</strong>s Neuen und WichtigenManches enthalten.Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Scorpione nähert sich einerseits durch ein massigesBauchmark im Vor<strong>de</strong>rkörper <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Araneen und andrerseits <strong>de</strong>mjenigen <strong>de</strong>rlangschwänzigen Krebse durch eine geglie<strong>de</strong>rte, die hintere Körperpartie durchziehen<strong>de</strong>Ganglienkette.Gehirn klein, zweilappig. Aus ihm die Nerven für die grösseren undkleineren Augen, sowie zu <strong>de</strong>n Kieferfühlern. Commissuren kurz und dick. Daserste Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarks eine ovale grosse Markmasse (Thoracalganglion);in jungen Thieren mit einer mittleren Längslinie (Spalte?). Aus ihrdie Nerven zu <strong>de</strong>n Mundtheilen und zu <strong>de</strong>n Beinpaaren. Auf diese grosse Anschwellungfolgen im Abdomen drei (nach Dut'our vier) kleinere Ganglien,durch lauge dicht zusammenliegen<strong>de</strong> Doppelcommissuren verbun<strong>de</strong>n. Im Schwanztheil<strong>de</strong>s Abdomens nur vier Ganglien, obschon <strong>de</strong>rselbe sechs Glie<strong>de</strong>r hat. DasBauchmark <strong>de</strong>r Scorpione bestün<strong>de</strong> <strong>da</strong>her, entgegen <strong>de</strong>r allgemeinen Annahme,nicht aus sieben (abgesehen von <strong>de</strong>r grossen Thoracalmasse) Knoten, son<strong>de</strong>rn ausacht. Als Eingewei<strong>de</strong>nervensystem ein kleines Ganglion am Anfang<strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s durch Fä<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Hirnganglion verbun<strong>de</strong>n; giebt Nerven zumVer<strong>da</strong>uungskanal.Ich bin bisher bloss <strong>da</strong>zu gekommen, die zwei letzten Schwanzganglien eineBButhm mikroskopisch anzusehen. Die Duplizität <strong>de</strong>r Längscommissuren ist<strong>de</strong>utlich; zwischen ihnen verläuft ein Blutgefäss. Vom letzten Ganglion wegwer<strong>de</strong>n die bci<strong>de</strong>u Längscommissuren zu peripherischen Nerven. An je<strong>de</strong>mKnoten war sehr bestimmt zu sehen (Deckglas zu vermei<strong>de</strong>n I), <strong>da</strong>ss die bei<strong>de</strong>nSeitennerven nicht in Einer Höhe aus <strong>de</strong>n Ganglien kommen, son<strong>de</strong>rn eigentlichein oberer und ein unterer sind. (Vergl. S. lüä.) Neurilemm <strong>de</strong>r Commissurenl) Blani hard, VOrganisation du regne animal. Arachni<strong>de</strong>o IHM. Vergl. auch van <strong>de</strong>rHoevin, Hu zenawstelsel van Thelyphonus, Tljdschr. voor natuuil. (iesehied. 1843. *»t) Blanchard, Campt, rendut. Tum. XXI, 1M5; und Ann. d. sc natur. 1S47; I'Organisationdu eigne animal. Arachni<strong>de</strong>e, I.ivr. 13,^, PI. V, - 1, 3. 3. M ec k 61 in d. Uebers von Cuvier'sVorles üb. vergl. Anat. 1809, s »07 Anmeikg; und Beitr. t. vergleichend. Anatom.l-.j, Brurhotiicke aus <strong>de</strong>r Insectenanatomic. (Tunesischer u. europül-elier 8cor|ilon.) —4) Treviranus, inni Bau d. Arachni<strong>de</strong>n IM* ; und Ztseh. f. Phys. Bd. 4. 1831. (Heorpioeuropaeus.) — i) J o h. M ü 11 e r, Beitr. z. Anat. <strong>de</strong>s Seorplons, im Archiv f. Anat. u. Phys.li>*e (grosse Arten aus Afrika u. Java). -6) Newport, Phil. Trantocl. I M (Bulbus, An-4raetouue). — 7) UOrganisation du regne animal. Arachni<strong>de</strong>e l


Arthropo<strong>de</strong>n. 261sehr dick und <strong>de</strong>rb. Nervenprimitivfasern von scharfem, selbständigem Habitus.Im Innern <strong>de</strong>r Ganglien Anhäufung centraler Punktsubstanz.D. Insecten.Anordnung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s, entsprechend <strong>de</strong>r beträchtlichen Verschie<strong>de</strong>nheitin <strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>r Insecten von sehr grosser Manchfaltigkeit; es fin<strong>de</strong>nsich alle Uebergangsformen von einer langgestreckten Ganglienkette bis zu einemeinzigen Bauchmarksknoten. Im Kopfsegment liegt <strong>da</strong>s Gehirn, obere und unterePortion; im Thorax häufig, aber keineswegs immer, drei Knoten; Zahl <strong>de</strong>r Abdominalknotenverschie<strong>de</strong>n. Letzter Bauchknoten gewöhnlich verdickt (S. 194).Da die Bezeichnung »Gehirn« von <strong>de</strong>n einen Autoren nur für die über <strong>de</strong>mSchlund liegen<strong>de</strong> Partie angewen<strong>de</strong>t, von an<strong>de</strong>rn aber auch die unter <strong>de</strong>m Schlundruhen<strong>de</strong> Portion <strong>da</strong>zu gerechnet wird, so erklären sich zum Theil <strong>da</strong>raus die abweichen<strong>de</strong>nAngaben über die Gesammtzahl <strong>de</strong>r Ganglien. (Vergl. ob. S. 185.)1. Hemipteren.In dieser Ordnung <strong>da</strong>s Bauchmark vielleicht durchweg von concentrirtemCharakter. Längscommissuren;, wenn vorhan<strong>de</strong>n sind, doppelt.Das zweilappige Gehirn und <strong>da</strong>s aus drei dicht sich folgen<strong>de</strong>n Ganglien bestehen<strong>de</strong>Bauchmark <strong>de</strong>r menschlichen Kopflaus [Pediculus capitis L.) mit <strong>de</strong>nNerven hat bereits Swammer<strong>da</strong>mm 1 ) kennen gelehrt.Ueber Coccus vergl. meine 2 ) Mittheilungen. Das Bauchmark scheint eineeinzige, traubig-gelappte grössere Masse zu sein, von <strong>de</strong>r mehre starke Nervenstämmenach hinten ausstrahlen. Gehirn ein Querband über <strong>de</strong>m Schlund, mitmittlerer seichter Vertiefung, nach bei<strong>de</strong>n Seiten ein wenig angeschwollen. Je<strong>de</strong>rLappen <strong>de</strong>s Bauchmarks mit sehr grossem, wasserklarem Kern im Innern, um <strong>de</strong>nsich eine Zone von feinpulveriger blasser Substanz zieht. Die Molecüle <strong>de</strong>rselbenordnen 6ich nach aussen so zueinan<strong>de</strong>r, <strong>da</strong>ss von <strong>de</strong>r Zone weg ein feinstreifigerZug abgeht, <strong>de</strong>r als Bün<strong>de</strong>l von Nervenfibrillen angesprochen wer<strong>de</strong>n kann.Bei Pentatoma besteht <strong>da</strong>s Bauchmark aus einem vor<strong>de</strong>m kleineren undhintern grösseren Brustganglion. Das Gehirn wür<strong>de</strong>, wenigstens nach D u f o u r')bei Pentatoma grisea, die seltene Erscheinung bieten, <strong>da</strong>ss die bei<strong>de</strong>n Hirnlappenzu einem einzigen rundlichen Knoten verschmolzen wären. Allein die Abbildung<strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>rselben Spezies durch Blanchard 4 ) zeigt die gewöhnlicheaus zwei Hemisphären bestehen<strong>de</strong> Hirnform. (Vergl. auch ob. S. 182.)Auch möchte überhaupt die Figur, welche wir <strong>de</strong>m letztgenannten Forscher ver<strong>da</strong>nken,noch in an<strong>de</strong>rn Stücken, wie in Zahl und Richtung <strong>de</strong>r abgehen<strong>de</strong>nNerven um vieles naturgetreuer sein, als die allerdings einer viel früheren Zeitangehören<strong>de</strong> Zeichnung Dufour's.Das Gehirn <strong>de</strong>r Tettigonia wird wahrscheinlich bei erneuter Untersuchungebenfalls eine an<strong>de</strong>re Form <strong>da</strong>rbieten, als Treviranus B ) gezeichnet hat; hierinscheint die Dufour'sche Figur richtiger zu sein.l) Was Swammer<strong>da</strong>mm, ich über <strong>de</strong>n paarigen Bibel d. Charakter Natur, Uebersetzg. im Bau <strong>de</strong>s 1732. grossen Fast um Brustknotens dieselbe Zeit von mitSwammer<strong>da</strong>mm (1637—1685) veröffentlichte in <strong>de</strong>n Ephem. Acad. nat. Curiotorum. Muralt(1615—1733),Nepa cinerea,zahlreiche<strong>de</strong>n manAnatomienübrigensüberganzInsectenfrisch(auchun<strong>de</strong>inebevorAnalomiaer sichpediculi),trübt, untersuchenin <strong>de</strong>nen hinund muss, wie<strong>de</strong>r beobachtete, auch vom Gehirn sieh. S. und 191. Nerven In diesem Re<strong>de</strong> Ganglion ist. Die Arbeiten kommen sind ferner aber in bestimmt meinenAugen so unbe<strong>de</strong>utend, <strong>da</strong>ss ich weiter keinen Bezug <strong>da</strong>rauf nehme. — 2) Leydig, z.gelagerte Gruppen so scharfrandiger Ganglienkugeln vor, <strong>da</strong>ss sie unter die schonAnat. v. Coccut hetperidum, Ztsch. f. wiss. Zool. V. Bd., 185:;. Vergl. auch Lubbock, onim Leben mit Membran versehenen zu stellen wären. Vergl. oben S. 84.the digestive and nervous System of Coccut http., Ann. of natur. hilf. 3. Ser. Vol. 3, 1359. —3) DufOUr, Rech, analom. et physiol. tur In Himipleret, Mem. pretenl. par direri tavanlt ul'Acad. roy. d. le. d. I'Institut dl France. (Ausser von Pentatoma grisea igt <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong>noch von Nepa cinerea und Cica<strong>da</strong> orni <strong>da</strong>rgestellt.) — Ueber Leptopue s. <strong>de</strong>sselben ForsebersRech, analomiauet etc. in Ann. d. tc. natur. 4. Ser. T. X. 1858. Ueber Nepa s. auch Cuvier,Voiles, üb. vergl. Anatomie, ISO!). — 4) Blanchard, in Cuvier's Regne animal. Editionaccompagnie <strong>de</strong> planchei yraptet. Lei Iniectee. — 5) Treviranus, Beiträge t. Anatomie U.


262Thiere mit seitlich symmetrischem<strong>Nervensystem</strong>.2. Orthopteren.<strong>Nervensystem</strong> im Allgemeinen von geringer Concentration, langgestreckt; in <strong>de</strong>r Brust für die drei Abschnitte <strong>de</strong>s Pro-, Meso- und Metathoraxdrei grössere Ganglien; im Bauch fünf, sechs o<strong>de</strong>r sieben kleinere. Längscommissurenimmer doppelt. — Geschlängeiter Verlauf <strong>de</strong>s Bauchmarks S. 190. —Breite Nervenfasern S. 224.Lepüma saccharinum hat nach Treviranus 1 ) ausser <strong>de</strong>m Gehirn elfKnoten. Die drei vor<strong>de</strong>rsten und <strong>de</strong>r hinterste fast eben so gross wie <strong>da</strong>s Gehirn.Ueber Smynthurus vergl. N i c o 1 e t *).Von <strong>de</strong>n grösseren Orthopteren hat bereits Cuvier') die Gattungen undArten Blatta americana, Locusta viridissima und Acheta gryllotalpa untersucht.Von Locusta wird auch berichtet, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r erste Knoten <strong>de</strong>s Bauchmarks durcheine Brücke (sieb. ob. S. 208) be<strong>de</strong>ckt und geschützt sei, die aus einer Art vonhörnerner Substanz bestehe: zwischen <strong>de</strong>n Commissuren zum dritten Knoten gehenstarke Anhänge <strong>de</strong>r Hüften hindurch. Auch mehre <strong>de</strong>r weiter unten genanntenForscher ge<strong>de</strong>nken von an<strong>de</strong>rn Orthopteren nebenbei dieser Beziehungen vonSkcletstücken zum Bauchmark. Doch hat <strong>da</strong>s ganze innere Skelet einer Heuschrecke,Decticus verrucivorus, D i 11 m a r s c h 4 ) mit Rücksicht auf <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong>am eingehendsten beschrieben und abgebil<strong>de</strong>t.Das <strong>Nervensystem</strong> von Locusta viridissima haben ferner abgebil<strong>de</strong>t Newport6 ) und Blanchard 8 ); <strong>de</strong>r erstere Ganglien und Nerven rein für sich,<strong>de</strong>r letztere Gehirn und Bauchmark in <strong>de</strong>m von oben geöffneten Thier mit <strong>de</strong>nübrigen Eingewei<strong>de</strong>n. Ausser<strong>de</strong>m noch geson<strong>de</strong>rt Gehirn und erstes Bauchganglionsamrat <strong>de</strong>n sympathischen Kopfganglien und <strong>de</strong>ren Nerven, im Urariss <strong>de</strong>s Kopfesund <strong>de</strong>r Mundtheile. Obschon die Blan char d'sehen Figuren durch grössereNaturtreue und hohe künstlerische Vollendung unsere Bewun<strong>de</strong>rung erregen, soist doch <strong>da</strong>rauf <strong>de</strong>r eigentliche Sympathicus, die Nervi transversi Newports,übersehen wor<strong>de</strong>n.Ich 7 ; habe diese Nerven näher untersucht und <strong>da</strong>rüber bereits oben zumTheil berichtet (S. 203\ In <strong>de</strong>r Art, wie <strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Längscommissuren<strong>de</strong>s Bauchmarkes herablaufen<strong>de</strong> Nerv an seiner je<strong>de</strong>smaligen Ursprungsstelleund <strong>da</strong>nn auch während seines Verlaufes oberhalb <strong>de</strong>r Ganglien sich verhält,weichen meine an noch ungeflügelten Thieren angestellten Beobachtungen vonNewport wesentlich ab. Der letztere lässt <strong>de</strong>n Nerven (vergl. d. Figur 39a. a. 0.) mit zwei Wurzeln entspringen, so <strong>da</strong>ss genau symmetrisch je eine <strong>de</strong>rLängscommissuren einen Fa<strong>de</strong>n abgiebt; die bei<strong>de</strong>n Fä<strong>de</strong>n, die durch noch feinereWürzelchen ein wie gefie<strong>de</strong>rtes Aussehen haben, vereinigen sieb zu <strong>de</strong>m medianenNerven. Ich fin<strong>de</strong> <strong>da</strong>s nicht, son<strong>de</strong>rn sehe und zwar mit aller Deutlichkeit, wie<strong>de</strong>r mediane Nerv, <strong>de</strong>r immer <strong>de</strong>r Rückenseite (vergl. S. 206) <strong>de</strong>s Bauchstrangesangehört, nur mit Einer Wurzel entspringt. Bald etwas näher, bald etwas entfernterhinter <strong>de</strong>m Ganglion entsteht <strong>de</strong>r mediane Nerv unmittelbar aus einer <strong>de</strong>rbei<strong>de</strong>n Commissuren und was ebenfalls beaebtenswerth erscheint, bald ist es dierechte, bald ist es die linke Commissur, aus <strong>de</strong>r er hervortritt. Er verläuft jetztzwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Commissuren und gelangt zum nächsten (ianglion. Ueber<strong>da</strong>sselbe geht er nun nicht einfach hinweg, um jenseits <strong>de</strong>sselben, nicht ferne wo<strong>de</strong>r neue Mediannerv entstellt, sich zu gabeln, son<strong>de</strong>rn ich erkenne mit Bestimmtheit,<strong>da</strong>ss er während seines Verlaufes auf <strong>de</strong>r Rückenseite <strong>de</strong>s Ganglions mitdiesem sich durch einen kurzen Nerven verbin<strong>de</strong>t. Nach <strong>de</strong>r Gabelung zeigtje<strong>de</strong>r Ast eine spin<strong>de</strong>lförmige Anschwellung und weiter nach aussen geht er in<strong>de</strong>n v m Ganglion kommen<strong>de</strong>n Seitennerven über, d. h. er mischt seine eigenthümlichblassen Fasern <strong>de</strong>n cerebrospinalen bei, um mit diesen peripherisch zuverlaufen Am letzten Ganglion bemerke ich anstatt <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n spin<strong>de</strong>lförmigenPhysiol. <strong>de</strong>r Mnneswerkzeuge, 1828. - Vergl. auch Meckel, Beiträge z. vergl. Anat. 1809,Bd I. Anatomie <strong>de</strong>r Cigale (Tetiigonia plebejaj. - l) Tre vlran us, vermischte SchriftenBd. II, IM;. — t) Nicolet, Neue Denkschrift, d. allg. schweizerischen Gesellschaft etc. 1841.- () Cuvier, Vorle* üb. vergl. A. IKO». — 4) Dittmarsch, üb. Wirbelbildung im Weibchen»on Gryltus eerrucitorui L., Isis 18*1 . Taf. 6. — ä) Newport, Phil. Tram. 1834, Taf.XVI, fg. SD. u. Cyclopaedia of anatamy and phyi. Art. Imeeta 183». — 6) Blanchard InCuvier's Regn. animal. Edition aeeompagme <strong>de</strong> planehee. I.ee Ineeetet IM. 76, fg. I, S. —•


Arthropo<strong>de</strong>n.263Ganglien <strong>de</strong>r Gabeläste ein mehr rundliches und grössres Ganglion, in <strong>da</strong>s <strong>de</strong>rmediane, noch ungetheilte Nerv, unmittelbar nach<strong>de</strong>m er <strong>da</strong>s letzte Bauchganglionhinter sich hat, anschwillt. Dieses Ganglion sieht man auch auf <strong>de</strong>r Newport'-schen Figur; die bei<strong>de</strong>n Gabeläste <strong>de</strong>s medianen Nerven gehen abermals nachaussen, bis sie auf die nach hinten gerichteten Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchmarkestreffen und sich <strong>da</strong>nn in diese einsenken. — Neurilemm <strong>de</strong>r sympathischen Nervenmit zahlreichen rundlichen Kernen; die blasse fibrilläreSubstanz weniger scharfzu Streifen geson<strong>de</strong>rt, als in <strong>de</strong>n Seitennerven <strong>de</strong>s Bauchmarks. — Ueber die Wurzeln<strong>de</strong>r Seitennerven sieh. S. 196. — Musculatur <strong>de</strong>s Bauchmarks S. 210.Ueber an<strong>de</strong>re Orthopteren s. Marcel <strong>de</strong> Ser res 1 ), Dufour*), Joh.Müller 8 ), Burmeister 4 ). Ein beson<strong>de</strong>rs häufig untersuchtes Insect ist dieMaulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris); ausser Cuvier und Dufour vergl.z.B. Kidd 6 ), Brandt 6 ). Die Mundmagennerven hier ganz beson<strong>de</strong>rs entwickelt.Das paarige System mit vor<strong>de</strong>m und hintern Knötchen; <strong>da</strong>s unpaarigeausser <strong>de</strong>m Stirnknoten hat noch Ganglien vor <strong>de</strong>m Muskelmagen. Zahl <strong>de</strong>rGanglien <strong>de</strong>s Bauchmarks, -ausser <strong>de</strong>m Gehirn neun. Die Feldgrille (Acheta campestris)besitzt acht; ebenso viele Mantis. Von Forficula gigantea hat Dufour 7 )und von Forficula auricularia Newport 8 ) <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>da</strong>rgestellt. Form<strong>de</strong>r Ganglien nach eigener Beobachtung s. ob. S. 191. Ich füge hinzu, <strong>da</strong>ss manin <strong>de</strong>n Bauchganglien zwei Quercommissuren, welche die bei<strong>de</strong>n eingetretenenund durchsetzen<strong>de</strong>n Längsstränge verbin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>utlich sehen kann. Ferner gewahreich einen zwar blassen, aber vollkommen klaren medianen o<strong>de</strong>r sympathischenNerven zwischen <strong>de</strong>n Längssträngen. Das ganze Bauchmark ist, wasdie Untersuchung einigermassen erschwert, stark vom Fettkörper umhüllt, und<strong>da</strong>s äussere Neurilemm verhält sich schon wie echter Fettkörper. Ueber <strong>de</strong>nOrt, wo eigentlich die Fetttropfen untergebracht sind, s. oben S. 217.Bei Acheta campestris habe ich einen medianen Sympathicus nebst Seitenästen<strong>de</strong>utlich gesehen. Er entspringt vom hinteren Einschnitt je eines Abdominalganglions,giebt bald <strong>da</strong>rauf rechts und links einen quer verlaufen<strong>de</strong>n Nervenab, läuft <strong>da</strong>nn zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Längscommissuren eine Strecke herab undtritt etwas entfernt noch vom nächsten Ganglion in eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Commissurenein. — Ausser an<strong>de</strong>rn oben eingestreuten Bemerkungen habe ich insbeson<strong>de</strong>re<strong>de</strong>r Musculatur <strong>de</strong>s Bauchmarks S. 210 ge<strong>da</strong>cht.Manches Eigenthümliche sehe ich an <strong>de</strong>m stark gekrümmt verlaufen<strong>de</strong>n Bauchmark<strong>de</strong>r Gryllotalpa- vulgaris. Ausser <strong>de</strong>m bereits oben erwähnten sehr entwickeltenäusseren Neurilemm, <strong>da</strong>s, von zelligem Bau, mit <strong>de</strong>m Fettkörper zusammenhängt,1) Marcel <strong>de</strong> fällt Serres, mir auf, Mim. <strong>da</strong>ss du Museum ein medianerT. IV. 181S. (Acrydium sympathischer lineola Nerv , Manlit fehlt, religiosa.J— 2) Dufour, Rech, tur In Orthopteret etc. 1841. Oedipo<strong>da</strong> coeruleecene (ausser <strong>de</strong>mGehirn hingegen drei seitliche Thoraealgangllcn sympathische und fünf Bauchganglien), Ganglien, wie Truxalit ich sie nasuta oben , Acheta (S. 204) eampeurii von fGryllotalpa Bombus und vulgaris, Cimbex beschrieben Manlit. — ») habe, Joh. Müller, sehr entwickelt Nov. Act. sind. Aal. Cur. Es T. treten XIV. aus 1828. <strong>de</strong>n (Acrydium,Bacleria.) — 4) Burmeister, Entomologie I, (Gryllut migratoriue}. Ueber Faserverlaufvergl. die unrichtigen (s. oben S. 241) Angaben von Hagen, Stettiner entomolog.Abdominalknoten je<strong>de</strong>rseits zwei Stammnerven ab; <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>m liegt ein längliches,Zeitg 1841. doch — 6) einigemal Kid d, on eingeschnürtes the anatomy of Ganglion the mole an, ericket, welches, Phil. sobald Traut. man 1825. mit (Mit <strong>de</strong>m etwasharten Gegenstan<strong>de</strong> Abbildungen vertraut <strong>de</strong>s Gehirns gewor<strong>de</strong>n, und schon <strong>de</strong>r Bauchkette. <strong>de</strong>m freien Dieser Auge Autor erkennbar nennt, was ist ungewöhnlichEs schicktist, <strong>da</strong>s letzte Abdomlnalgangllon <strong>da</strong>s erste Ganglion. und somit wird bei ihm die unterePortion mehre Wurzeln <strong>de</strong>s Schlundrings zu <strong>de</strong>m <strong>da</strong>s Abdominalknoten neunte Ganglion. hin; Die Mundmagennerven sein an<strong>de</strong>res En<strong>de</strong> sind verlängert übersehen, sich sowiedie übrigen symp. Ganglien. Die frühste Zerglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Maulwurfsgrille scheintdie von Jacobaeus zu sein: Analome gryllotalpae, Bartholini Act. Bafniem. Vol. 4. 1677.Ich kann zwar diese Arbeit nicht selber ansehen, glaube aber, <strong>da</strong>ss unser Autor bereits <strong>da</strong>sBauchmark zum Theil bemerkt und abgebil<strong>de</strong>t, aber für <strong>da</strong>s Herz, die Ganglien für lubereutaseu noduti <strong>de</strong>sselben, und die Seitennerven für Vatorum e tuberculii produetionet gehaltenhat. Vergl. Valentin!, Amphitheatrum aootom. Tab. 88, fg. 5. — 6) Brandt, Magen-Mundnerven <strong>de</strong>r Evcrtebraten, 1835. Ausführliches nicht bloss über genannte Grille, son<strong>de</strong>rnauch über Bacteria ferula, Acridium migratorium und Blatla Orientalis. — 7) Dufour,Ann. 4. sc. nat. Tom. XIII, 1828. — 8) Newport, Cyctopaedia of anatomy and phytiology.Artikel Imecta, 1839.


264Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.in einen Nerven, <strong>de</strong>r lange ganz geson<strong>de</strong>rt fortgeht, <strong>da</strong>nn sich an <strong>de</strong>n spinalenvor<strong>de</strong>m Seitennerven anlegt, um nach einer Strecke sich wie<strong>de</strong>r von ihm abzulösenund abermals selbständig seinen Weg fortzusetzen. — Ueber Muskeln,welche sich ans <strong>Nervensystem</strong> anheften, S. 210.8. Neuropteren.1) Dufour, eur l'abience <strong>da</strong>m le Nemoptera lusitanica d'un lyilime nerveux apprieiable.Ann. d. ee. natur. 1S56. — 2> Lespes, Organisation tt moruri du Termite luoifuge, Ann. d.«c. nat. 1856. Man ei fährt dort auch, <strong>da</strong>ss Joly-in <strong>de</strong>n Mim. Aead. eo. inte, it bellee-leltreeAns vorliegen<strong>de</strong>r Ordnung hat Dufour 1 ) auf ein Insect, es ist Nemopteralusitanica, aufmerksam gemacht, <strong>de</strong>m bei sonstiger Entwicklung <strong>de</strong>r innern Organeein <strong>Nervensystem</strong> fehlen soll. Diese Angabe wird wohl allen Entomotomenetwas fraglich und unhaltbar (sieh, bereits oben s. 126) erscheinen; aber es istimmerhin auffallend, <strong>da</strong>ss sie von einem Manne herrührt, <strong>de</strong>r wohl mehr Insectenals irgend ein An<strong>de</strong>rer und zwar mit grösstem Erfolg für die Wissenschaft zerglie<strong>de</strong>rt,und <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> nicht blos bei verwandten Netzflüglern, son<strong>de</strong>rnauch viel kleineren Insecten als Nemoptera lusitanica beschrieben hat. Je<strong>de</strong>nfallssollten Entomologen, <strong>de</strong>nen <strong>da</strong>s frische Insect zur Hand ist, diesen Wi<strong>de</strong>rspruchaufklären.Das <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r übrigen Neuropteren. insoweit es bekannt gewor<strong>de</strong>n,hat immer eine gestreckte Form; es besteht aus <strong>de</strong>m Gehirn, ans einerAnzahl grösserer Thoracalganglien (meist drei) und einer Anzahl (sechs bis neun)kleinerer Abdominalganglien. Längscommissuren immer doppelt.Aus <strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r Termiten hat Lespes 3 ) an <strong>de</strong>m in Sü<strong>de</strong>uropa einheimischgewor<strong>de</strong>nen Termes lucifugum Gehirn, Bauchmark und die ausstrahlen<strong>de</strong>nNerven an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen eine Colonie zusammensetzen<strong>de</strong>n Individuen (Larven,Nymphen, Männchen, Weibchen) beschrieben. Gehirn zweilappig, untere Portion<strong>de</strong>s ijchlundrings sehr umfänglich, so <strong>da</strong>ss es, was an <strong>de</strong>r Abbildung mir auffällt,<strong>da</strong>s Gehirn, namentlich beim Arbeiter, weniger beim Sol<strong>da</strong>ten vorne überragt.Commissuren zwischen Gehirn und unterer Schlundportion kurz. Drei starkeGangUen für Vor<strong>de</strong>r-, Mittel- und Hinterbrust; aus ihnen Fä<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Muskeln,zu <strong>de</strong>n Beinen. Im Abdomen sechs kleinere Ganglien.Ueber Myrmeleon vergl. Cuvier 3 ); die Larven mit zwei Ganglien in <strong>de</strong>rBrust und acht dicht zusammengedrängten Hinterleibsganglien. Von Ascalaphusmacaronius (hungaricus) hat Brauer 4 ) <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> beschrieben und abgebil<strong>de</strong>t.Kopfganglion (Gehirn) gross; vor ihm ein dreieckiges Stirnganglion.Die zur untern Schlundriugportion gehen<strong>de</strong>n Commissuren kurz. Die Längscommissurenzwischen diesem und <strong>de</strong>m ersten Thoracalganglion rechts und linkB mitvier Nervenpaaren. Drei ziemlich grosse Thoraxganglien; acht Abdominalganglien,weit auseinan<strong>de</strong>r, nur <strong>da</strong>s zweite, dritte und vierte näher verbun<strong>de</strong>n. Ueber4a dieselbe Toulouse, Gattung, IM!', wenn aber auch eine unvolikommen an<strong>de</strong>re Art, schon sowie <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> über Osmylus <strong>de</strong>r hat Termiten Dufour* behan<strong>de</strong>lthabe. Nachträglich fin<strong>de</strong> noch, <strong>da</strong>ss Hagen In Peter's Heise nach Mossumblque,spezielle Arbeiten veröffentlicht, welche als Nachtrag zu seinen UntersuchungenBerlin 1862, V. eine Anatomie von Termee bellicoeui giebt und auch <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> beschreibt.Gehirn und Bauchniark durch die Haut<strong>de</strong>cken sichtbar. II. /.iihlt ausser <strong>de</strong>m Gehirn(oben- und untere Portion) und drei ßruxtknoten noch sieben Bauchgangllen. Bei <strong>de</strong>rKönigin die llinterleibsganglien so entwiekelt, <strong>da</strong>s« sie <strong>da</strong>s Gehirn und die Brustknoten anGrüst-e be<strong>de</strong>utend übertreffen. (An <strong>de</strong>r Hagen'sehen Figur II auf Taf. III ist wohl, wieich vennuthe. <strong>de</strong>r paarige Charakter <strong>de</strong>s Bauchmarkes an <strong>de</strong>n Ganglien zu scharf ausgedrückt. <strong>de</strong>nn VH sind dort nicht blos« zwei geson<strong>de</strong>rte Lilngsstränge, son<strong>de</strong>rn Immer zweidicht zusammenliegen<strong>de</strong>, aber <strong>de</strong>utlich geson<strong>de</strong>rte Bauchgangllen gezeichnet!). Zwischenje swii Bauchknoten gehen von <strong>de</strong>n Verbindungssträngen einzelne feinere Fä<strong>de</strong>n ab. Entwickeltesrespiratorisches <strong>Nervensystem</strong> In Form eines lilngs <strong>de</strong>r Stigmen laufen<strong>de</strong>n Stianges.Eingewei<strong>de</strong>uerv am Darm, Nervenzweige am HückcngefaVs vom letzten llnuchganglion. —3^ Cuvier, Lecone d'analomie eomparie. See. edilion. Tom. IS. — 1, Brauer, Beitr. s.Kenntntss d. Inneren Baues <strong>de</strong>r Neuropteren , Verhandlgn d. zool. botan. Vereins In Wien.1854. — S) Dufour, Rech, eur fanatomieelc.<strong>de</strong> Oemylue maeulatut. d. tc. Ann.natur. 1H1H. (vergl.auuh Uagen, Stettin, entomol. Ztschr. IM»; Dufour, Rech, anatomiguoi tur l'Aieataphutmeridianatie, ibid. 1H60. (Soll wirklich <strong>da</strong>« Gehirn vun Aec. meridionalie und Ate. maearoniutso verschie<strong>de</strong>n sein, wie es nach <strong>de</strong>n Figuren von Dufour und Brauer <strong>de</strong>r Fall wäre?)


Arthropo<strong>de</strong>n. 2651) Dufour, Rech, turlee Orlhopteret, lei Hymenoptrree et In Neuropterei. 1841. Vergl. auch2) Pictet, Rech, pour I ervir n Vhi-über die Familien 1 ) <strong>de</strong>r Phrygani<strong>de</strong>n, Perli<strong>de</strong>n, Ephemeri<strong>de</strong>n nnd Libelluli<strong>de</strong>nzu betrachten sind. Abweichen<strong>de</strong> Angaben hinsichtlich <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Gangliens. bei Pictet 2 ) und Bur meister 8 ). Vergl. auch S wammer <strong>da</strong>mm's 4 )»Geschichte <strong>de</strong>s einen Tag leben<strong>de</strong>n Haffts o<strong>de</strong>r Uferaases«. — Von Baphidiaophiopsis und Sialis lutaria, Panorpa communis gab L o e w e ) schöne Zeichnungenbei auffallen<strong>de</strong>m Licht.Ich •) habe <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Larve von Aeshna grandis genauer betrachtet.Man kann bei diesem Insect <strong>da</strong>s Bauchmark <strong>de</strong>s Bruststückes mitfreiem Auge <strong>de</strong>utlich durch die Hautbe<strong>de</strong>ckung hindurchschimmern sehen un<strong>da</strong>uch die untere Portion <strong>de</strong>s Schlundringes, sobald man die sog. Maske vorstreckt,wird sichtbar. Zur weiteren Untersuchung fin<strong>de</strong> ich am besten, <strong>da</strong>s Thier vonunten zu öffnen, <strong>da</strong>rauf <strong>da</strong>s Bauchmark durch seitliche Schnitte zu isoliren undunter Wasser auf <strong>da</strong>s Objectglas aufzufangen, ähnlich wie man die Keimscheibe<strong>de</strong>r Eier zu behan<strong>de</strong>ln pflegt.Das Gehirn ist zweilappig und kleiner als die sehr grossen Augenganglien(8. 183); über die Farben <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Hirnpartien sieh, oben S. 221. Dieuntere Portion <strong>de</strong>s Gehirns o<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s erste noch im Kopf gelegene Ganglion <strong>de</strong>sBauchmarks ist um vieles kleiner als die obere Portion und die Commissurenzwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Theilen sind kurz. Die Längscommissuren, welchedie untere Schlundringportion mit <strong>de</strong>m ersten im Prothorax gelegenen Thoracalganglionverknüpfen, zeigen <strong>da</strong>s eigenthümliche, <strong>da</strong>ss, während die Längscommissurennach <strong>de</strong>r ganzen übrigen Länge <strong>de</strong>s Bauchmarkes <strong>de</strong>utlich auseinan<strong>de</strong>rliegen, auf bezeichneter Strecke hart zusammenrücken, so <strong>da</strong>ss nur eine zarteTrennungslinie bleibt, ja etwa in <strong>de</strong>r Mitte auch diese Linie nicht mehr <strong>da</strong> ist,son<strong>de</strong>rn bei<strong>de</strong> Hälften völlig verschmolzen erscheinen. (S. 193.) An dieser Stelleentspringt je<strong>de</strong>rseits ein Nerv, <strong>de</strong>r zu nächstgelegenen Muskeln geht. (Sieh, obenSeite 197.) Jenseits dieser Nerven tritt wie<strong>de</strong>r die Trennungslinie auf und erhältsich bis zum ersten Thoracalganglion.Die drei Thoracalganglien in <strong>de</strong>n drei Abschnitten <strong>de</strong>s Brustkastensgelegen, nehmen von vorne nach hinten an Grösse zu, so <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>mnach <strong>da</strong>s dritte<strong>da</strong>s umfänglichste ist, wobei wohl zu bemerken, <strong>da</strong>ss an diesem noch ein kleineresetwas längliches Ganglion eng anliegt, man somit eigentlich ausser <strong>de</strong>n dreirundlich breiten Hauptknoten <strong>de</strong>s Bruststückes noch ein viertes zu unterschei<strong>de</strong>nhat 7 ). Aus <strong>de</strong>m ersten entspringen je<strong>de</strong>rseits zwei Nerven, aus <strong>de</strong>m zweitenje<strong>de</strong>rseits drei, aus <strong>de</strong>m dritten zwei, aus <strong>de</strong>m vierten einer. Der Bauchgangliensind es sieben, je<strong>de</strong>s mit zwei Seitennerven rechts und links, nur<strong>da</strong>s letzte ausser<strong>de</strong>m noch mit zwei nach hinten gerichteten Paaren, in<strong>de</strong>m dieRepräsentanten <strong>de</strong>r Längscommissuren sich innerlich gleich in zwei Nerven theilen.Längscommissuren 8 ) überall doppelt.Ueber die Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Seitennerven >bezüglich <strong>de</strong>s Ursprungesaus <strong>de</strong>n Ganglien, sowie hinsichtlich ihrer histologischen Verschie<strong>de</strong>nheit verweisetur ich l'analomio auf <strong>da</strong>s, was etc. du <strong>da</strong>rüber Sialit lulariut, bereits oben Ann. S. d. 195, tc. nat. S. IS 19618. mitgetheilt —wur<strong>de</strong>, sowiettoire etl'anatomie <strong>de</strong>t Phrygani<strong>de</strong>t. 1834; über die Phrygani<strong>de</strong>nlarve Bydroplyche s. Dufour,Seite 229 über <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes. Der am Schlund herabgehen<strong>de</strong>Nerv Bibel entsen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Natur, auf Uebersetz. diesem Wege 1752. eine Mit Menge zwei Figuren feiner A estchen über <strong>da</strong>s zur <strong>Nervensystem</strong>,MuskelhautAnn. d. tc. nat. 1847. — :i) Burmeister, Handbuch <strong>de</strong>r Eutomologie. — 4) Swammer<strong>da</strong>mm,Taf. <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s XIV, fg. 1, und Taf. sieht XV, man fg. 6. <strong>de</strong>n — 5) Stammnerven L o e w, Stettiner genauer Entomol. an, so Ztschrft. bemerkt 1848? man, — 61 <strong>da</strong>ss M.Tafeln z. vergl. Anat. Taf. V, fg. 6. — 71 Bei <strong>de</strong>r fertigen Libelle (Imago) scheint diesesvierte, seine Primitivfasern sammt <strong>de</strong>m dritten Stellenweise und zweiten erweitert zu einer sind einzigen und hier grössern einen Masse von verschmolzen Fettpünktchen ausein umgebenen , so <strong>da</strong>ss rundlichen <strong>da</strong>nn auf <strong>de</strong>n Nucleus ganzen besitzen, Thorax o<strong>de</strong>r nur zwei an<strong>de</strong>rs Ganglien ausgedrückt, kommen. <strong>da</strong>ss Ich zahlreichemuss diesannnehincn, wenn Ich meine Beobachtungen mit <strong>de</strong>r höchst eleganten Darstellung <strong>de</strong>sbipolare Ganglienkugeln eingeschaltet sind.<strong>Nervensystem</strong>s von Attchna foreipata durch Blanchard in <strong>de</strong>r Nouv. Edition du Regneanimal par Cuvier, In tnttctee PI. 100) vergleiche. — \) Sollen unrichtigerweise nach H a-gen (Stettiner Entomol. Zeitung 1844) aus vier Strängen zusammengesetzt sein. (Vergl.oben S. 241.)


266 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Ich habe bereits S. 206 vorgebracht, <strong>da</strong>ss ich bei Neuropteren ebenfalls <strong>de</strong>nmedianen Nerven <strong>de</strong>s Bauchmarkes, <strong>da</strong>s Analogon <strong>de</strong>s Sympathicus, gefun<strong>de</strong>nhabe. Derselbe beginnt am ersten Thoracalganglion und ist hier sowienoch am zweiten Brustknoten <strong>de</strong>utlich von paarigem Charakter. (Dass von <strong>de</strong>runteren gangliösen Portion <strong>de</strong>s Schlundrings noch kein solcher Nerv hervorkommt,glaube ich bestimmt gesehen zu haben.) Es entspringen von <strong>de</strong>r hinteren,oberen Fläche <strong>de</strong>s ersten Thoracalknotens, in <strong>de</strong>m Raum zwischen <strong>de</strong>n Längscommissurenzwei Nerven von blassem, hellem Habitus, ziehen eine kurze Streckegera<strong>de</strong> nach hinten und biegen plötzlich wagrecht nach aussen, in<strong>de</strong>m sie sichbald <strong>da</strong>rauf in drei Aeste theilen, wovon <strong>de</strong>r mittlere wagreiht fortgeht, diebei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn aber nach vorne und hinten sich wen<strong>de</strong>n und sich mit Zweigen,welche aus <strong>de</strong>n Seitennerven <strong>de</strong>r Ganglien kommen, verbin<strong>de</strong>n. Am dritten Brustknotensieht man bei älteren Larven (Puppen) nur Einen Stamm <strong>de</strong>r Nervitransversi; in frühem Stadien sind auch noch hier <strong>de</strong>utlich zwei Stämme wahrzunehmen.Wir sehen <strong>da</strong>raus unwi<strong>de</strong>rsprechlich, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>r Nerv wenigstens imThorax ursprünglich paarig angelegt ist (S. 206).Zwischen <strong>de</strong>n Commissuren <strong>de</strong>r Abdominalknoten ist <strong>de</strong>r Nerv in <strong>de</strong>n Larvenstadien,welche ich zerglie<strong>de</strong>rte, durchweg unpaar; <strong>da</strong>bei ist er so blass, <strong>da</strong>ssman bei geringer Vergrösserung ihn kaum, bei starker Vergrösserung hingegenvollkommen <strong>de</strong>utlich bemerkt. Sein Ursprung liegt, wie ich es auch von Locustaanzugeben hatte, nicht genau in <strong>de</strong>r Mittellinie, son<strong>de</strong>rn etwas entfernt vomGanglion im Anfang einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Längscommissuren; er zieht <strong>da</strong>nn in <strong>de</strong>mRaum zwischen bei<strong>de</strong>n herab und pflanzt sich wie<strong>de</strong>r in <strong>da</strong>s nächstfolgen<strong>de</strong> Ganglionein; bevor er dieses thut, giebt er nach links und rechts <strong>de</strong>n Nervus transversusab. Der mediane Nerv geht also nicht über die Ganglien weg, son<strong>de</strong>rnentspringt immer wie<strong>de</strong>r von Neuem. Wo er sich in die Nervi transversi theilt,glaubt man ein kleines Ganglion zu sehen, allein dieses scheinbare Ganglion istvielmehr eine Oeffnung, <strong>da</strong>durch gebil<strong>de</strong>t, <strong>da</strong>ss aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Qneruerveu miteiner kurzen Wurzel die zum nächsten Ganglion treten<strong>de</strong> mediane Fortsetzung<strong>de</strong>s Stammnerven sich wie<strong>de</strong>r herstellt. Wohl aber sieht man z. B. vor <strong>de</strong>mletzten Abdominalganglion gera<strong>de</strong> an <strong>de</strong>m zuletzt bezeichneten Abschnitt <strong>de</strong>smedianen Nerven eine wirkliche, wenn auch schwache,"gangliöse Anschwellungvon länglicher Gestalt. Die Nervi transversi <strong>de</strong>s Abdomens sind im Allgemeinennach vorn gerichtet und nur die <strong>de</strong>s letzten Abdominalganglions wen<strong>de</strong>nsich entschie<strong>de</strong>n nach hinten. Vom Stammnerven dieser letztem wäre auchnoch zu berichten, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rselbe aus <strong>de</strong>m letzten Ganglion selbst und nicht aus<strong>de</strong>n Aequivalenten <strong>de</strong>r Längscommissuren <strong>de</strong>n Ursprung nimmt und zwar aus<strong>de</strong>m medianen Herd sehr grosser Ganglienkugeln, <strong>de</strong>r sich an gleicher Stellebei allen Ganglien vorfin<strong>de</strong>t. — Das Stirnknött lien (Ganglion frontale) ist leichtzu fin<strong>de</strong>n, über seinen Bau s. oben S. 227; über die vom Ganglion kommen<strong>de</strong>nNerven s. S. 203 '). Ueber die Mund-Magen nerven <strong>de</strong>r Libellula <strong>de</strong>pressa vergl.Brandt*).Auch bei Panorpa (P. communis) habe ich <strong>de</strong>n Sympathicus als zarten medianenNerven zwischen <strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>r Bauchganglien erkannt.4. Dipteren.Diese Insectcnordnung zeichnet sich aus sowohl durch eine sehr starkeCe n tralisation <strong>de</strong>s Bauclimarks in einzelnen Familien bis zu (lern Grad, <strong>da</strong>ssnur eine einzige, vom Schlund durchbohrte (langlienmasse <strong>da</strong>s ganze Nervencentrumvorstellt, als auch <strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss hier nirlit selten die bei<strong>de</strong>n Längscommissuren<strong>de</strong>s Bauchmarkes zu einem Einzigen Strang verschmolzen sind (S. 192).Gehirn häufig mit sehr grossen Sehlappen.Ueber die Pupipareu vergl. Leuckart»). In <strong>de</strong>n frühern Larvenstadien<strong>da</strong>s Bauchmark langgestreckt, aus eilf Paar Ganglien zusammengesetzt; letzteredicht genähert, s« <strong>da</strong>ss man kaum von eigentlichen Commissuren sprechen kann.11 ll^t.logisehes über Ganglienkugeln und Nerv.-nfaseru <strong>de</strong>r „Libellula grandii" beiHannover*««*, mitrale, sur i, ,y.t nerreux 1844 - t', Brandt, Bemerkungen üb. d.Mundmagen o<strong>de</strong>r Eingewei<strong>de</strong>nerven <strong>de</strong>r Everieb.uten, 1835. — 3) Leu. Wart die Korlpflanrangu. Entwicklung <strong>de</strong>r PupiuaMsn. Abbandigen d. Naturf. Gesell». I.. in ifulle. IHM, -Vgl auch Dufour, Ann. d. sc. nat. Tom. III, 1846


Arthropo<strong>de</strong>n. 267Je<strong>de</strong>s Ganglienpaar bloss mit einem Nervenpaar; die drei letzten lassen zusammennur ein Paar entspringen. Um die Zeit <strong>de</strong>r Geburt hat sich <strong>da</strong>s Bauchmarkverkürzt, ist keulenförmig gewor<strong>de</strong>n, <strong>da</strong> die Ganglien <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rhälftejetzt beträchtlich breiter sind. Mit <strong>de</strong>m Gehirn räthselhafte Gebil<strong>de</strong> in Verbindung,von L. vorläufig als »Zellenkörper« bezeichnet.Bei <strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r Oestri<strong>de</strong>n (Dasselfliegen) <strong>da</strong>s Bauchmark von höchsterConcentration (ein einziges grosses Ganglion im Vor<strong>de</strong>rleibsen<strong>de</strong>) und wenn Allesrichtig ist, was <strong>de</strong>r jüngste Untersucher dieser Thiere,,Scheiber '), mittheilt,so wür<strong>de</strong> <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> dieser Thiere Eigenthümlichkeiten haben, wie keinan<strong>de</strong>res Insect. Ausser <strong>de</strong>m vom Schlün<strong>de</strong> durchbohrten Hauptganglion sollennoch verschie<strong>de</strong>ne appendiculäre Ganglien vorhan<strong>de</strong>n sein, wie z. B. Herzganglien, Trachealganglien.Die Musci<strong>da</strong>e calypterae (Schwingkolben mit einer Deckschuppe versehen)ebenfalls mit nur Einem in <strong>de</strong>r Brust gelegenen Ganglion; in allen an<strong>de</strong>rn Familienist die Zahl vermehrt, so haben die Musci<strong>da</strong>e acalypterae (Schwingkolbenohne Deckschuppe) ausser <strong>de</strong>m einfachen Brustganglion noch ein bis zwei Abdominalganglien.Desgleichen die Syrphi<strong>da</strong>e und Conopi<strong>da</strong>e. Scenopinus hat fünf(<strong>da</strong>s Brustganglion mitgerechnet); Tabani<strong>da</strong>e, Stratiomy<strong>da</strong>e, Therevi<strong>da</strong>e, Septi<strong>da</strong>e,Asili<strong>da</strong>e, Bombyli<strong>da</strong>e haben sechs (und ein Brustganglion), Empi<strong>da</strong>e mit dreiThoracalganglien und fünf Abdominalganglien; Culici<strong>da</strong>e und Tipuli<strong>da</strong>e drei Brustundsechs Bauchganglien. Die Eenntniss dieser Zahlenverhältnisse ver<strong>da</strong>nkenwir wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n umfänglichen Untersuchungen Dufour's *). Eine sorgfältigeanatomische Arbeit über Chionea araneoi<strong>de</strong>s hat Brauer 3 ) geliefert. Hier <strong>de</strong>utlichdoppelte Längscommissuren. Vergl. ob. S. 192.Die Larven von Dipteren mit Ausnahme <strong>de</strong>r Oestri<strong>de</strong>n haben ein langgestrecktes,geglie<strong>de</strong>rtes Bauchmark. Meist elf Ganglienpaare, durch lange, vollständigo<strong>de</strong>r theilweise doppelte Längscommissuren verbun<strong>de</strong>n. Larven von Stratiomysnach Swammer<strong>da</strong>mm 4 ) mit zehn dicht zusammengeschobenen Ganglien.Noch mehr verschmolzen sind sie nach <strong>de</strong>mselben Autor in <strong>de</strong>n Larven <strong>de</strong>r Käsefliegen(Piophila) und Eristalis b ). Auch an <strong>de</strong>r Larve von Xiphura atrata sindbei D u f o u r die vier ersten Ganglien dicht zusammengedrängt; die übrigen habenlange Commissuren zwischen sich.Unter <strong>de</strong>n Larven <strong>de</strong>r Dipteren fällt jene <strong>de</strong>r Corethra plumicorms durchihre ganz ausnehmend grosse, krystallhelle Durchsichtigkeit auf und hat wohl<strong>da</strong>durch, sowie durch ihre etwas seltsame Gestalt und wun<strong>de</strong>rlichen Bewegungen1) Scheiber, vergleichen<strong>de</strong> Anatomie u. Physiologie <strong>de</strong>r Oestri<strong>de</strong>nlarven, Sitzb. <strong>de</strong>rWienermanchenkais.BeobachterAkad. d. Wiss.schonBd.verleitet,XL1, 1860.beim(Larvenerstenvon Gaitrut,An sichtigwer<strong>de</strong>nBypo<strong>de</strong>rma,zuCephenomgia,glauben,Cephalomyia.) man habe ein Wenn neues man merkwürdiges in dieser grossen Wasserinsect Eifer und Fleiss ent<strong>de</strong>ckt. verrathen<strong>de</strong>n Je<strong>de</strong>nfalls Abhandlung ist von es ein „kolossalen"zum nähernNebenganglienStudium sehrliest,einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>sdie „nirgendsGeschöpfeigentlicheundNervenichabgeben",habe <strong>de</strong>sshalbvon Trachealganglien, die „ganz unabhängig vom Centralnervensystem" <strong>de</strong>n Tracheen in Menge auf­frühersitzen unter d. An<strong>de</strong>rm s. w., so <strong>da</strong>s möchte <strong>Nervensystem</strong>: <strong>de</strong>nn doch eine Gehirn, Nachuntersuchung, Bauchmark, zu abgehen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ich freilich Nerven bis jetzt beschrieben,nicht selber mich auch gekommen über bin, histologische kaum überflüssig Verhältnisse, erscheinen. Nervenendigung — Von frühern insbeson­Arbeitennoch<strong>de</strong>re , verbreitet e ).vergl. Schrö<strong>de</strong>r van <strong>de</strong>r Kolk. Mem. tur l'anatomie et Phyeiologie <strong>de</strong> Gattrui equi. 184f.. —I) Dufour, Ann. d. le. natur. IS 14. und <strong>de</strong>sscin Rech, anatomiques et physiol. tur lel Dip-.teret, Mim. par dir. tav. ä l'acad. d. tc. Paris. T. XI. 1S51. Mit Abbildgn <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>svon Tipula oleracea, Larve von Xiphura atrata , Tabanui bovinul, Volucella nonaria , Conoptruflpn (<strong>da</strong>s Weibchen mit ganz beson<strong>de</strong>i n Nervenfä<strong>de</strong>n!), Caltiphora romitoria. — 3) Brauer,Verhdlgen d. zool. botanisch. Vereins in Wien, 1854. — 41 Swammer<strong>da</strong>mm, Bibel d.Natur. 1752. (Auch mit Abbild, <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>r Image) — 5) Burmeister, Handbuchd. Entomologie. — 6) Leydig, Anatomisches und Histologisch» s üb. die Larve von Corethraplumicornie. Ztschr. f. wiss. Zool. 1851. Zu <strong>de</strong>r dort citirten Literatur mag hier nachgetragenwer<strong>de</strong>n: Lichtenstein, Beschreibung e. neuent<strong>de</strong>ckten Wasserinseets (Chaoborut antiiepticutj,Anh. f. Zool. Ü. Zoot. 1800. (Mit recht kennbarer Abbildung <strong>de</strong>s Thiersi. Götze. Be-•chreibg e. höchst seltenen, wo nicht gar noch ganz unbekannten Wasserthierchens. Besohüftiggend. Berliner Ges. naturf. Freun<strong>de</strong>, 177... Ergänzung, 1776. Dass bei bei<strong>de</strong>n Autorenvom <strong>Nervensystem</strong> noch keine Be<strong>de</strong> ist. wird man begreiflich fin<strong>de</strong>n,aber von Interesseist, von <strong>de</strong>m Eindruck zu hören, <strong>de</strong>n <strong>da</strong>s Thierchen auf die Beobachter machte.


268 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Ich habe auch jetzt wie<strong>de</strong>r <strong>da</strong>s überall häufige Thierchen angesehen. Wohlunter allen bekannten Insecten kann hier am leben<strong>de</strong>n Thier die Structur <strong>de</strong>rGanglien am leichtesten wahrgenommen wer<strong>de</strong>n. Man sieht, wie die Fasern <strong>de</strong>rLängscommissuren hereintreten und <strong>de</strong>utlich bis zur paarigen Mitte <strong>de</strong>s Ganglionsziehen; dort ist ein doppeltes Centrum von Punktsubstanz, und mit Sicherheiterkennt man zwei Quercommissuren innerhalb <strong>de</strong>s Ganglions, welche diebei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Seitenhälften <strong>de</strong>s Ganglions angehörigen Her<strong>de</strong> verbin<strong>de</strong>n. Die übrigeWölbung <strong>de</strong>s Ganglions wird von <strong>de</strong>n klaren Ganglienkugeln eingenommen, von<strong>de</strong>nen ich schon bezüglich ihrer verschie<strong>de</strong>nen Grösse u. <strong>de</strong>rgl. in meinem frühernAufsatz berichtet habe. Ueber die ins Ganglion eingetretenen und bis zurMitte bestimmt verfolgbaren fasrigen Elemente giebt R. Wagner 1 ) an, <strong>da</strong>sses ihm geschienen habe, als ob die »Nervenröhren immer durch <strong>de</strong>n Knotengera<strong>de</strong> durchtretenc; ich glaube an dieser Stelle, allwo die Her<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Punktsubstanzliegen, ein wenigstens theilweises Aufgehen <strong>de</strong>r Fasern in Punktsubstanzbeobachtet zu haben.Von ausgebil<strong>de</strong>ten Dipteren habe ich einzelne Abschnitte <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>suntersucht von Tabanus bovinus, Eristalis tenax, Musca domestica, Tipula giganteaund pratensis.Von Tabanus*) möchte ich gegenüber von Dufour namentlich herausheben,was schon oben S 102 zur Erwähnung kam, <strong>da</strong>ss zwar die Längscommissur zwischen<strong>de</strong>m dicken Brustganglion und <strong>de</strong>m ersten Bauchganglion entschie<strong>de</strong>n einfachist und nebenbei bemerkt, dünner als die vom Thoracalganglion zu <strong>de</strong>nHalteren abgehen<strong>de</strong>n Nervenstämme, <strong>da</strong>ss aber zwischen <strong>de</strong>n Bauchganglien selberdie Duplizität <strong>de</strong>r Längscommissuren wie<strong>de</strong>r auftritt. Zwischen <strong>de</strong>n drei erstenGanglien, die noch etwas weiter auseinan<strong>de</strong>r liegen, sind die zwei Längscommissurenäusserst klar; die drei hintersten Ganglien folgen sich so dicht, <strong>da</strong>ss dieLängscommissuren fast verschwin<strong>de</strong>n, aber eine längliche Spalte weist immer noch<strong>da</strong>s Gedoppeltsein auf, und selbst zwischen <strong>de</strong>m fast verschmolzenen letzten undvorletzten Knoten bleibt wenigstens noch ein run<strong>de</strong>s Loch als Spur <strong>de</strong>s paarigenCharakters <strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Theile übrig. — Paariger Charakter im innern Bau<strong>de</strong>s Thoracalganglions s. ob. S. 191. —Ueber die histologische Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m grossen Brustganglionhervorkommen<strong>de</strong>n Nerven habe ich mich schon oben S. 196, S. 225 ausgesprochen;von <strong>de</strong>m dicksten Paar, <strong>da</strong>s aus <strong>de</strong>m Brustknoten entspringt, es ist <strong>da</strong>s vorletzte,sei hier noch bemerkt, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>sselbe zwar <strong>de</strong>r Hauptmasse nach zu <strong>de</strong>r Basis<strong>de</strong>r Halteren (Schwingkolben) geht (und schon mit freiem Auge lässt sich dieswahrnehmen), <strong>da</strong>ss aber diese Organe nicht ausschliesslich von ihm versorgtwer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>ss vorher noch einige schwache Aestchen sich abzweigen. DieLängscommissur, welche vom Thoracalganglion zur untern Hirnportion zieht, zeigtnach vorne eine Spur von Duplizität. Dufour lässt aus dieser Längscommissurje<strong>de</strong>rseits drei Nerven hervorgehen, meine Zeichnungen und Notizen bemerkennur Einen <strong>de</strong>r mir in doppelter Hinsicht merkwürdig war. Einmal sah man<strong>de</strong>utlich , wie er seine breiten Fax rn von zwei entgegengesetzten Punkten herbezon, von <strong>de</strong>r untern Portion <strong>de</strong>s Gehirns und vom Thoracalganglion (was schonoben S. 180, näher S. 107 ange<strong>de</strong>utet wur<strong>de</strong>); <strong>da</strong>nn zweitens erweiterten sicheinzelne Aeste <strong>de</strong>r breiten Fasern (S. 224) und nahmen in die AusbuchtungengrosM- peripherische Ganglienkugeln auf. Auf diese bezieht sich die Angabeoben S 222. Die Nerven <strong>de</strong>r vier hintersten Abdominalganglien legen sichnach hinten zu einem Bün<strong>de</strong>l zusammen, vergleichbar <strong>de</strong>r Cau<strong>da</strong> equina amRuckenmarksen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wirbelthiere. Au <strong>de</strong>r weiteren peripherischen Verästelung<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>m zweiten Abdominalganglion kommen<strong>de</strong>n Seitennerven bemerke ichzahlreiche kleine gangliöse Anschwellungen. Im Brustganglion, in <strong>de</strong>n Bauchganglien(wahrscheinlich auch im Gehirn, <strong>da</strong>s ich auf diesen Punkt nicht untersucht)ausser <strong>de</strong>n kleinen, die Hauptmasse bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ganglienzellen noch Gruppenkehr grosser im isolirten Zustan<strong>de</strong> birnförmiger Ganglienzellen.Erutahs tenax wur<strong>de</strong> bereits von Cuvier«) zerglie<strong>de</strong>rt. Ueber die histologische11 R. Beschaffenheit Wagner, vergleichen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Anatomie. 1844. aus —tiS <strong>de</strong>m Brustknoten meine Tafeln z. abgehen<strong>de</strong>n vergleich. A mit. Nerven Tsf.V.s. fg-8.-S) oben S. C'uvien 196, S. V-rle»ge 225. n über vergLAuat. leua. 'Bienenähnliche Fliege, Hyrphui tonnet).


Arthropo<strong>de</strong>n. 269Ueber <strong>de</strong>n paarigen Bau <strong>de</strong>s ziemlich walzenförmigen, vom gera<strong>de</strong> abgeschnittenenBrustknotens') von Eristalis und Musca domestica vergl. S. 191.Doch kann man allerdings dies Verhalten nur so lange gut sehen, als <strong>da</strong>s Ganglionseine natürliche Helligkeit hat. Daher ist es nothwendig, <strong>de</strong>n Brustknotenaus <strong>de</strong>m leben<strong>de</strong>n Thier zu nehmen und mit Zuckerwasser zu befeuchten. Sobald<strong>da</strong>s Ganglion sich trübt, was bald geschieht, ist die bezeichnete Son<strong>de</strong>rungseines Innern kaum mehr erkennbar. Die Längscommissur zwischen <strong>de</strong>m Brustknotenund <strong>de</strong>m Gehirn ebenfalls scheinbar einfach, hat eine <strong>de</strong>utliche Theilungslinie.Wie an <strong>de</strong>n mit Zuckerwasser benetzten, aus <strong>de</strong>m leben<strong>de</strong>n Thier genommenenKnoten zu sehen ist, zieht ein Theil <strong>de</strong>r Fasern <strong>de</strong>r Längscommissuren an<strong>de</strong>r Dorsalfläche <strong>de</strong>s Knotens oberflächlich hin und scheint erst gegen die Mittesich in die Tiefe zu verlieren. Ueb. sympathische Elemente S. 207, S. 225.Tipula gigantea *) hat verschmolzene Längscommissuren, doch oberhalb undunterhalb treten sie etwas von einan<strong>de</strong>r und erzeugen einen Längsspalt. S. obenS. 192. Aus <strong>de</strong>n Ganglien je<strong>de</strong>rseits Ein Seitennerv, <strong>de</strong>r nach einiger Entfernungsich gabelt. Hier im Innern eine grosse Ganglienkugel, weiter nach aussenan <strong>de</strong>r Theilungsstelle treten abermals nur entsprechend kleinere Ganglienkugelnauf. — Die Tipulae gehören zu jenen Insecten, bei <strong>de</strong>nen eine quergestreifte netzförmigeMusculatur sich unmittelbar an's Neurilemm ansetzt. Vergl. oben S. 211;sieh, auch Frey und Leuckart 8 ). Für solche Präparationen schnei<strong>de</strong> ich miteiner scharfen Scheere <strong>da</strong>s Mittelstück <strong>de</strong>s Thorax und Abdomens aus, von welchemals<strong>da</strong>nn leicht unter Wasser <strong>da</strong>s gesammte Bauchmark sich als Ganzes gewinnenund auf <strong>da</strong>s Objectglas auffangen lässt.5. Hymenopteren.Hier hat <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> ein gewisses Ebenmaass in seiner Entwicklung:es folgt auf ein bei manchen Arten sehr umfängliches Gehirn, ein gestrecktesBauchmark, <strong>de</strong>ssen Thoracalganglien grösser sind als die Abdominalganglien.Längscommissuren immer <strong>de</strong>utlich doppelt. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Brustknotenwäre hervorzuheben, <strong>da</strong>ss es seltener drei sind, son<strong>de</strong>rn wegen geringerAusbildung <strong>de</strong>s Prothorax nur zwei, die auf <strong>de</strong>n Meso- und Metathorax vertheilterscheinen. Das zweite Ganglion ist <strong>da</strong>nn beson<strong>de</strong>rs stark »ein grosser, sonnenhafterKnoten« wie Carus d. Aelt. sich ausdrückt. Zahl <strong>de</strong>r Bauchknoten fünf,sechs, seltener (Sirex z. B.) sieben 4 ).Das Gehirn <strong>de</strong>r gesellig leben<strong>de</strong>n Hymenopteren zeigt eigentümlich entwickelteHimpartien, welche Dujardin 8 ) zuerst näher beschrieben hat. Meineeigenen hierüber an Apis mellifica, Bombus lapi<strong>da</strong>rius, Vespa rufa, Vespa crabround Formica rufa (m. Tafeln z. vergl. Anat. Taf. VIII, fg. 3, fg. 4, fg. 5)angestellten Beobachtungen habe ich bereits S. 232 vorgelegt und bemerke hiernur noch, <strong>da</strong>ss man die »Scheiben« o<strong>de</strong>r »Hirnwindungen« schon mit <strong>de</strong>r Lupesehr 1) gut, Tafeln namentlich z. vergleich. bei Anat. Vespa Taf. VIII. und fg. Bombus, 1. — 2) A. als a. beson<strong>de</strong>re O. Taf. VI, Hirnpartien fg. 2. - 3) Frey unterschei<strong>de</strong>nkann; ferner <strong>da</strong>ss diese Scheiben in ihren Umrissen nach <strong>de</strong>n Gattun­u.Leuckart, Lehrbuch d. Zootomie, S. 37. „Bei vielen Dipteren {Tipula, Empit a. a.) und<strong>de</strong>n Lepidopteren scheint Muskelgewebe mit <strong>de</strong>m Neurilemm <strong>de</strong>s Bauchstranges verbun<strong>de</strong>nzu gen sein." und — selbst 4) Dufour, Arten Verschie<strong>de</strong>nheiten Jl«e». «tir In Orlh., <strong>da</strong>rbieten, let Hymenoptercs namentlich et let Neuropt. in <strong>de</strong>r Zahl 1841. und Veipaerabro Gruppirung als typische <strong>de</strong>r scheinbaren Form beschrieben. Wülste, Dann <strong>de</strong>r Angaben hellen, ban<strong>da</strong>rtigen über Zahleuverhältnisse Substanz, bei wie Seolia, ichApil, sie oben Andre bezeichnet na , Sphex , habe. Pompilui Auf , Chrytil, <strong>de</strong>r Figur, Ichneumon, welche Odynerui, Brandt Bembex 6 ) vom , Larra Gehirn , Tiplica. <strong>de</strong>r —Wie mag sich wohl die Zahl <strong>de</strong>r Ganglien in <strong>de</strong>m so verkümmerten Abdomen von EvaniaBiene gegeben hat, sind die fraglichen Hirnabschnitte entwe<strong>de</strong>r übersehen, o<strong>de</strong>rappendigattir verhalten? — 51 Duj ftr d 1 n , Mim. tur la Systeme nerveux <strong>de</strong>s intecte. Ann- d. tc.natur. 3. Ser. Zool. T. 14,1850. — Von altern Arbeiten vergl. Swammer<strong>da</strong>mm „Bibel <strong>de</strong>r Natur",(die bekannte und berühmte Anatomie <strong>de</strong>r Biene, für jene Zeit auch wahrhaft bewnn<strong>de</strong>rnswcrtli).Dann vorzüglich Treviranu s in 8. Biologie, Bd. V , 1818; mit Abbildungenvon Apii (Bombui) mutcorum u. Apis mellifica, namentlich vergrößerte Ansichten<strong>de</strong>s Gehirns. „Es fällt gleich <strong>de</strong>r weit zusammengesetztere Bau <strong>de</strong>s Gehirns <strong>de</strong>r Bienenund die Kleinheit <strong>de</strong>r Brustknoten dieser wun<strong>de</strong>rbaren Thiere gegen <strong>da</strong>s Gehirn <strong>de</strong>rselbenauf." — 6, Brandt, Medlz. Zoologie. 2. Bd. 1883. Auch Cuv 1 er (a. a. O.) ge<strong>de</strong>nkt<strong>de</strong>s Gehirns und Bauchmarkes <strong>de</strong>r Biene.


270 Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>man musste geneigt sein, sie in <strong>de</strong>nselben Ringen zu suchen, welche die einzelnenStirnaugen umgeben. Im Text wird nicht Bezug <strong>da</strong>rauf genommen. Auchdie von Blanchard l ) mit gewohnter Eleganz ausgeführte Zeichnung über <strong>da</strong>s<strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Honigbiene (»tres grossi«) enthält keine Spur dieser merkwürdigenBildungen. Ueber die Gehirnhüllen sieh. S. 216. Schon Dufourglaubte bei <strong>de</strong>r Horniss zu bemerken, <strong>da</strong>ss Tracheenblasen die Rolle <strong>de</strong>r Meningenspielen möchten. Ueber <strong>da</strong>s Grössenverhältniss vom Gehirn- und unteren Schlundganglion,Länge <strong>de</strong>r Commissuren war bereits (S. 188) die Re<strong>de</strong>. Die Ganglien <strong>de</strong>rMund-Magennerven hat zuerst Brandt 2 ) näher beschrieben; <strong>de</strong>r grossenGanglienzellen vom Sti'rnganglion <strong>de</strong>r Horniss habe ich 3 ) früher ge<strong>da</strong>cht.M e i n e r t *) zeichnet am \ nfang <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s von Formica rufa , diesemhart anliegend, zwei rundliche Körper als »corpora incerta«; ich glaube mit grosserWahrscheinlichkeit annehmen zu können, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>mit die zwei Seitenganglien<strong>de</strong>r Mundmagennerven vorgestellt sind. Bei verschie<strong>de</strong>nen Insecten, z. B. an <strong>de</strong>mRüsselkäfer Apo<strong>de</strong>res coryli habe ich gesehen, <strong>da</strong>ss sie nach Lage und Formganz <strong>da</strong>s Bild geben, wie es genannter Autor von <strong>de</strong>r Ameise gezeichnet hat.Aus <strong>de</strong>n Ab dominalganglien scheint häufig nur Ein Seitennerv, <strong>de</strong>r sichbald theilt, je<strong>de</strong>rseits zu entspringen. So ist es nicht nur bei <strong>de</strong>n von mir untersuchtenGattungen, son<strong>de</strong>rn auch z. B. bei Sir et gigas 6 ); bei Ctmoea: variabilissehe ich zwei Seitennerven. Auf <strong>de</strong>n Zeichnungen S warn m er d amm's sowohlals auch auf <strong>de</strong>nen von Brandt entspringt von <strong>de</strong>n Längscommissuren zwischenerstem und zweitem Thoracalganglion je<strong>de</strong>rseits ein Nerv (nicht bei Blanchard);und die Dufour' sehe Zeichnung <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s von Sirex gigaslässt diesen Nerven nicht blos an genannter Commissur sehen, son<strong>de</strong>rn auch zwischen<strong>de</strong>m dritten Thoracalganglion und <strong>de</strong>m ersten Abdominalknoten. (Sieh.oben S. 107).Bei Vespa crabro habe ich auch mediane o<strong>de</strong>r sympathische Ganglienzwischen <strong>de</strong>n Längscommissuren <strong>de</strong>r Bauchganglien bemerkt. Sie liegen etwasasymmetrisch, <strong>de</strong>r einen Längscommissur näher als <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn und zwar ist esdiejenige, aus welcher <strong>de</strong>r <strong>da</strong>s Ganglion erzeugen<strong>de</strong> Nerv herauskommt und wie<strong>de</strong>rzurückführt. — Nervenskelet <strong>de</strong>r Horniss S. 208.Näher habe ich die sympathischen Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarkes von BombusTafeln z. vergl. Anat. Taf. VII, fg. 1) studirt, worüber oben S. 20t nachzusehen.Hier nur noch einmal die schon an<strong>de</strong>rwärts (S. 205) vorgebrachte Bemerkung,<strong>da</strong>^s die sympathischen Ganglien in <strong>de</strong>r Länge ihrer Wurzeln und abgehen<strong>de</strong>nZweige mancherlei individuelle kleine Abweichungen zeigen. So kann auch<strong>de</strong>r Stiel <strong>de</strong>s medianen Ganglions bald mehr sich in die Mittellinie <strong>de</strong>r Bauchknoteneinpflanzen, bald mehr seitwärts in eine <strong>de</strong>r Commissuren. Ueber Cimbex variabiliss. S. 205. Ausser <strong>de</strong>n dort erwähnten Seitenganglien ist auch <strong>da</strong>s medianezwischen <strong>de</strong>n Längscommissuren liegen<strong>de</strong> gestielte Ganglion sehr <strong>de</strong>utlich.Ich möchte jetzt noch einmal auf <strong>da</strong>s Gesammtnervensystem <strong>de</strong>r Honigbienezurückkommen, <strong>da</strong> die von Brandt und Blanchard gelieferten Zeichnungendoch Manches \ermisseu lassen. Ich fin<strong>de</strong> nämlich auch bei Apis mellificaganz ähnlich wie bei Bombus sowohl ein gestieltes medianes sympathischesGanglion an <strong>de</strong>n Bauchkimten, vorne zwischen <strong>de</strong>n Längscommissuren,als auch sehr <strong>de</strong>utliehe sympathische Seitenganglien, welche <strong>de</strong>rDorsalfläche <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Baucbknoten kommen<strong>de</strong>n Seitennerven aufsitzen. Dieselbenschicken eine o<strong>de</strong>r mehie Wurzeln zum Bauchknoten und gegen vier Nervenin die rasermasse <strong>de</strong>s Seitennerven. Weiter naeb aussen tritt vom Seitennervenein unmittelbar in zahlreiche Zweige sieh auflösen<strong>de</strong>r Nerv ab, <strong>de</strong>r entschie<strong>de</strong>nsympathischer Natur ist. Derselbe cbarakterisitt sich nicht nur durchhelles Aussehen, son<strong>de</strong>rn durch Ganglienbildung, in<strong>de</strong>m er nicht nur gleich an1) Blanchard, Ann. d. tc. natur. 184», o<strong>de</strong>r Nouv. Edition du Regne animal perCuvier, Imectes. PI. 107, fg. 4.-2) Uran dt (a. a. (>., und Bemerkungen Über dieMundmagennerven <strong>de</strong>r Evertebraten. - 3) Leydig, Zum feinere,, Bau dor Arthropo<strong>de</strong>n.Archiv für Anatomie und Physiologie 1855. - 4, Meine rt, Bldrag tll <strong>de</strong> <strong>da</strong>nsl.eMyrirs Naturhist..rie. Danake Vl<strong>de</strong>nskaberne» Selskal,» Skritti r , 18.10. - 5) Dufour Rech.anal, eur let Hymeswpleres <strong>de</strong> la famille <strong>de</strong>s Lrocerates, Ann. d. sc. nat. (4 (er Zool T l') 18MDa«gewisser primären<strong>Nervensystem</strong>Bez Anschwellungen ebuugvon>nBirex<strong>da</strong>s zu von liefengigaeOniscus scheinen.abgebil<strong>de</strong>t;o<strong>de</strong>r Porcellio,die Zeichnungin<strong>de</strong>m<strong>de</strong>dieGellini»Hehlapr.enerinnertoberhalb'mich In<strong>de</strong>r


Arthropo<strong>de</strong>n. 271<strong>de</strong>r Stelle seiner Hauptvertheilung ein grösseres Ganglion entwickelt, son<strong>de</strong>rn diefeinern Verzweigungen ebenfalls häufig gangliös anschwellen. Die vorhin genanntenAutoren kennen we<strong>de</strong>r die medianen, noch die paarigen Seitenganglien!Die Blanchard'sche Figur giebt fünf distincte Bauchknoten, während man mitBrandt doch eigentlich nur vier zählt. Das letzte ist übrigens wie ich sehe einaus zwei Knoten entstan<strong>de</strong>nes, die aber so dicht zusammenliegen, <strong>da</strong>ss sie fürdie gewöhnliche Untersuchung <strong>de</strong>n Eindruck eines Einzigen machen. In<strong>de</strong>ssenlässt sich eine Lücke zwischen ihnen und kurze Längscommissuren nachweisen.In<strong>de</strong>m Bl. diese ungebührlich in seiner Zeichnung verlängert hat, bekommt erein fünftes distinctes Ganglion. Dann hat Bl. ferner an <strong>de</strong>m letzten Gangliondie hinteren zwei Hauptnervenstämme übersehen, <strong>de</strong>nn mit diesen ist die Zahl<strong>de</strong>r Nervenpaare drei, wie Brandt dies richtig gezeichnet hat. Auch fin<strong>de</strong> ich,<strong>da</strong>ss die Bauchganglien nicht von länglichem Habitus sind, son<strong>de</strong>rn eher in dieBreite gehen. Die Längscommissuren zwischen <strong>de</strong>m dritten und vierten Abdominalknotensind bei Br. zu kurz gehalten '). — Muskelhaut, welche sich über <strong>da</strong>sBauchmark herüberspannt und Ausläufer zum <strong>Nervensystem</strong> giebt, s. oben S. 210.Nerven, welche Muskeln <strong>de</strong>s Neurilemms vorspiegeln können S. 219. — BreiteNervenfasern S. 221.Kleine höchst merkwürdige Insecten, welche am Hinterleib <strong>de</strong>r Bienen undWespen schmarotzen und einerseits sowohl mit <strong>de</strong>n Hymenopteren als auch mit<strong>de</strong>n Käfern Verwandtschaft zeigen, so <strong>da</strong>ss sie auch wohl <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rnOrdnung beigesellt wer<strong>de</strong>n, die Strepsiptera (Ehipiptera), sind auf ihr <strong>Nervensystem</strong>bisher meines Wissens nur einmal 2 ) untersucht wor<strong>de</strong>n. Man fand eineneinzigen ansehnlichen Ganglienknoten im Thorax, von <strong>de</strong>m nach <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenSeiten hin die Nervenstämme ausstrahlen. Ein <strong>de</strong>n Schlund umfassen<strong>de</strong>rAbschnitt, von <strong>de</strong>m nicht die Re<strong>de</strong> ist. ist wohl nur übersehen wor<strong>de</strong>n und wirdsich bei einer Nachprüfung doch fin<strong>de</strong>n lassen. (Vergl. oben S. 182).6. Lepidopteren.Gehirn zweilappig, mit starken Sehlappen, entsen<strong>de</strong>t von seinen obern Partienaus beson<strong>de</strong>m Anschwellungen noch die Antennennerven; von <strong>de</strong>r unternum vieles kleinern Hirnportion kommen die Nerven <strong>de</strong>r Mundtheile. Die Commissurenzwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Massen kurz und dick (S. 187), so <strong>da</strong>ss nur ein engerdreieckiger Raum zum Durchtritt für <strong>de</strong>n Schlund bleibt.Zahl <strong>de</strong>r Brustganglien bei <strong>de</strong>n Abendfaltern (Crepuscularia) und <strong>de</strong>rMehrheit <strong>de</strong>r Nachtfalter (Nocturna) eigentlich drei, aber <strong>da</strong>s <strong>de</strong>s Mesothoraxist mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Metathorax zu Einem Knoten mit bleiben<strong>de</strong>r seitlicher Einschnürungverschmolzen. Letzteres doppelt so gross als <strong>da</strong>s <strong>de</strong>s Prothorax;<strong>da</strong>her auch gemeinhin nur zwei Brustknoten <strong>de</strong>n Schmetterlingen zugeschriebenwer<strong>de</strong>n. Aus ihnen die Nerven für die Beine und die Flügel. Ueber Ursprung<strong>de</strong>r Flügelnerven sieh, oben S. 198, Plexus <strong>de</strong>r Flügelnerven S. 195. NachDufour 8 ) giebt es einige Phalaeni<strong>da</strong>e (Ascitis z.B.), bei <strong>de</strong>nen nur Ein Knotenfür <strong>de</strong>n ganzen Thorax vorhan<strong>de</strong>n ist.Die Zahl <strong>de</strong>r Bauchknoten soll sehr constant, vier, sein. Allein be--trachtet man die Abbildung <strong>de</strong>s gesammten <strong>Nervensystem</strong>s, welche Newportvom Sphinx nerii und C o r n a 1 i a vom Bombyx mori gegeben haben, so ist beiletzten m zwischen <strong>de</strong>m hintern grossen Thoracalknoten und <strong>de</strong>m sonst als erstenAbdominalknoten gelten<strong>de</strong>n Ganglion noch ein <strong>de</strong>utlicher Knoten vorhan<strong>de</strong>n, undbei Sphinx wenigstens Seitennerven, die vielleicht ebenfalls auf ein kleines Ganglionschliessen lassen.Letztes Bauchganglion öfters um vieles grösser als die drei übrigen; dochauch Fälle nicht selten, wo <strong>da</strong>sselbe wenig o<strong>de</strong>r kaum stärker ist (Zygaena filipendulaez. B.). Längscommissuren doppelt, im Thoraxabschnitt weit auseinan<strong>de</strong>rbogig gekrümmt,namentlich bei Raupen, im Abdomen dicht zusammenliegend,1) Ob und inwiefern Newports folgen<strong>de</strong> Abhandinngen auch <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> berücksichtigen,ist mir unbekannt, <strong>da</strong> ich dieser Sehriften nicht habhaft wer<strong>de</strong>n kann. 04-lervalione OB the anatomy, habiti and economy of Alhalia centifotiae. London 1838, und On theanatomy and <strong>de</strong>vatopmenl of certain Chalcidi<strong>da</strong>e and Ichneumoni<strong>da</strong>e. Proceed. Linn. Soc. II, 1849;Trans. Linn. Soc. Vol. 21, 1851. — 2) Siebold, Vergleich. Anatomie <strong>de</strong>r wirbellosen Thiere184S. — S) Dufour, Apercu analomiaue tur let Innolet Lepidopterci. Compt. rend. XXXIV, 1852.


272Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.auch wohl mit einan<strong>de</strong>r eine Strecke verschmolzen *). Vergl. hierzu meine an Vanessagemachte Beobachtung S. 193. Bei <strong>de</strong>n Raupen beträgt die Zahl <strong>de</strong>iBauchmarksganglien elf bis zwölf. Die Umwandlungen <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>rRaupe in <strong>da</strong>s <strong>de</strong>s Schmetterlings durch Zusammenrücken mehrer Knoten undVerschwin<strong>de</strong>n einzelner haben Her o 1 d 2 ) an Pontia brassicae, Newport anSphinx ligustri und Vanessa urticge, C o r n a 1 i a an Bombyx mori im EinMinengezeigt Die sog. Mund-Magennerven sind so gut entwickelt, <strong>da</strong>ss schondie ältesten Beobachter, Swammer<strong>da</strong>mm 3 ), Lyonet*}, <strong>de</strong>n Nervus recurrens,die Stirnganglien (es sind gewöhnlich mehre), sowie die paarigen Gangliengekannt haben. Die letzteren sind manchmal je<strong>de</strong>rseits zu einer länglichen Masseverschmolzen. Auf die Nerven, welche man als zum eigentlichen Sympathicusgehörig anzusehen hat, wur<strong>de</strong> schon von L y o n e t unter <strong>de</strong>r Bezeichnung»bri<strong>de</strong>s dpinieres, qui peuvent etre consi<strong>de</strong>rees comme autant <strong>de</strong>paires <strong>de</strong> Nerfs« von <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>nbohrer Raupe beschrieben. Hier möchte ichdoch nicht unerwähnt lassen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s dreieckige Ganglion <strong>de</strong>s medianen Nervenvor seiner Theilung in die Nervi transversi mitunter kein eigentliches Ganglionist. An <strong>de</strong>r Raupe von Pygaera bucephala z. B. sehe ich, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s anscheinen<strong>de</strong>Ganglion <strong>da</strong>durch zu Stan<strong>de</strong> kommt, <strong>da</strong>ss sich die bei<strong>de</strong>n Gabeläste nach ihrerTheilung durch einen Zug bogiger Fasern wie<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n. Die Stelle, welchedie Ganglienkugeln einnehmen sollten, ist eine dreieckige Lücke. Ueber <strong>da</strong>s sog.von Treviranus 5 ) und Newport 6 ) ent<strong>de</strong>ckte Bauchgefass vergleicheausser oben S. 211 meinen Aufsatz 7 ), in welchem die Beobachtungen ausführlichermitgetheilt sind, sowie auch auf die Angaben und Arbeiten von Leuckart8 ), Dufour 9 ) Bezug genommen wird. Hier mag in historischer Beziehungnoch nachgetragen wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss es mir scheint, als ob auch Cuvier 10 )bereits auf dieses Gebil<strong>de</strong> bei Liparis dispar gestossen sei. Es will mich bedttnl)Vergl. über Sphinx ligustri die Newport'sehe über alles Lob erhabeneDarstellung'<strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>r Raupe, Puppe und dos Schmetterlings, Phil, tränt. 1832, 1834; auchCyeltpaedia etc. Intecta. Zu <strong>de</strong>n Schmetterlingen, die um oltesten zerglie<strong>de</strong>rt und <strong>de</strong>ren<strong>Nervensystem</strong> <strong>da</strong>her auch mit am häufigsten untersucht wur<strong>de</strong>, gehört <strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>nspinner,Bombyx mori. Schon Malpighi in seiner berühmten Abhandlung: De Bombyce, 1686,bil<strong>de</strong>t <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> im Ganzen ab und ein Ganglion mit seinen Tracheen noch mehrvergrössert; noch vollständiger hat S wammc r uamm Gehirn, Bauchmark und die abgeben<strong>de</strong>nNerven erkannt. Blan« hard giebt <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von <strong>de</strong>r Kaupe und <strong>de</strong>mvollkommenen Insect in l'uviers Regne animal; nouvette Edition, PI. ISO. (Ausser vonBombyx mori ist auf <strong>de</strong>rselben Tafel noch ein Theil <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s <strong>de</strong>r Raupe vonAttacus pavonia major namentlich mit Bezug auf die Nervi respiraturii zu sehen.) Zulotzthat Cornalia etue sehr ausführliche Darstellung <strong>de</strong>m <strong>Nervensystem</strong> von Raupe, Puppeund Schmetterling gewidmet: Monografia <strong>de</strong>l Bombice <strong>de</strong>t Gelen, Mem. <strong>de</strong>ll' Itlitulo Lombardo,VoL VI, ls..6. Die Abbildungen <strong>de</strong>s <strong>Nervensystem</strong>s bei auffallen<strong>de</strong>m Licht auf schwarzemGrund. Merkwürdig, <strong>da</strong>ss dort zwischen <strong>de</strong>m 6. und 7. Ganglion <strong>de</strong>s Bauchmarks , abgesehenvon <strong>de</strong>n Nervi transversi noch zahlreiche Seitennerven von <strong>de</strong>r Längscommissur entspringen,auch zwischen <strong>de</strong>m 7. und 8. Ganglion sind einige solcher Nerven gezeichnet.Sollte nicht unser Verfasser, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r eigentümlichen Musculatur <strong>de</strong>s Bauchstranges(sieh, oben S. 211 nichts zu kennen scheint, solche quer abgehen<strong>de</strong>n Muskclfä<strong>de</strong>n für Nervengehalten haben/ — Ueber die Mundmagennervcu <strong>de</strong>r Itaupc vergl. ausser Brandt(a. a. O.) auch De Fllippl, Breve rianunlo di aleune ricerche anatomico - fitiologiehe tutbaco <strong>da</strong> seia , eommunitale alla sacieta <strong>de</strong>lle ecienxe biologighe di Torino, 1853. Ueber Verkeilung<strong>de</strong>r Tracheen am Bauchniark, Platner, Arch. f. Anat. u. Phys. 1844. — Ueber Liparüdispar vergl. Cuvier, Vorlesgen über vergleichen<strong>de</strong> Anat. 1809; über Gaitropaeha piniKuckow, anat. physiol. Untersuchgen <strong>de</strong>r Insecti n und Krustenthlero, 1818.— Ob Holando'sObeerratione anatomigueo tur la tlruclure du Sphinx nerii , Mim. Acad. Turin 1805—08auch über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> Auskunft geben? Mir ist <strong>da</strong>s Werk nicht zugänglich. —if, Herold, Kniwicklungsgesch. <strong>de</strong>r Schmetterlinge, 1815. — 3) Swammer<strong>da</strong>mm, Bibel<strong>de</strong>r Natur, Nemn»> stein <strong>de</strong>r Nessel- und Sei<strong>de</strong>nraupe; Nervus recurrens <strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>nraupe. —4) L y o n e t, Traue analomigue <strong>de</strong> la ehenille , gui ronge le boie <strong>de</strong> taute , 17(12 , und Mim. duMniaum. Tom. XVIII—XI 1**9—33. <strong>Nervensystem</strong> <strong>de</strong>r Raupe und <strong>de</strong>r luiago <strong>de</strong>s Cotsuitianiper<strong>da</strong>; unpaariges und paariges System <strong>de</strong>r Mundmagennerven. Den Nervus recurrenseiner Sphinxraupe hat auch Joh. Müller gezeichnet. Nov. Act. Nat. Cur. 1828. - li) T r e-viranus, Zeitschrift für Physiologie. Bd. 4. 1832. — 6) Newport, PA«. Tram.lSät, p. 095, fg. 9; Artikel „Imecta" In d. Cyclop. of Anat. and Phyi. 1839. 8. 780. — 7) Leydig,<strong>da</strong>s sog. Baochgefass <strong>de</strong>r Schmetterlinge, und die Musculatur <strong>de</strong>r Nervencentren beilasteten, Archiv für Anal und Phys. 1862. S. ferner m. Tafeln ».. vergl. Anat. Taf. V, fg. 7,Taf. VI, fg. I. — s Frey und Leuckart, Lehrbuch <strong>de</strong>r Anat. d. wirbellosen Thiere!1847, S. 83. - 9, Dufour, a.a.O. 185*. — 10; Cuvier, Vorlesungen üb. vurgl. Anat 1809.


Arthropo<strong>de</strong>n. 273ken, als ob <strong>da</strong>s, was^er dort über die mehr o<strong>de</strong>r weniger dunkelrothe Farbe <strong>de</strong>rAbdominaljfangfien sagt, während Gehirn und Brustknoten weiss seien, auf unsernGegenstand sich beziehe. Ueber <strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Bauchmark befindlichenBhitsiaus s. oben S. 213. Ueber Färbung <strong>de</strong>m Ganglien bei Raupen und wo <strong>da</strong>sPigment untergebracht ist, siehe S. 218; Matrix <strong>de</strong>s Neurilemms S. 215. Breitehelle Nervenfasern S. 224. Histologisches über <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> von „PapiMoWfassicae" sieh, auch bei Hannover 1 ).7. Eoleopteren.Die Thiere dieser Ordnung gehen nach <strong>de</strong>r Gestaltung ihres <strong>Nervensystem</strong>ssehr auseinan<strong>de</strong>r. Die einen haben wegen Mangels <strong>de</strong>r Längscommissuren zwischen<strong>de</strong>n Ganglien ein sehr concentrirtes Bauchmark. So die meisten Lamellicornier,Cur culi oni<strong>de</strong> n und Scolyten. Bei an<strong>de</strong>rn zieht auch nochdurch die ganze Länge <strong>de</strong>s Abdomens eine knotige Bauchkette: C i s t e 1 i d e n,Oe<strong>de</strong>meri<strong>de</strong>n, Cerambyci<strong>de</strong>n. Man kann zwei <strong>de</strong>r gewöhnlichstenKäfer, Melolontha vulgaris nemlich und Carabus auratus als Repräsentanten dieserzwei Bildungsreihen aufstellen. Dass Zwischenstufen vorhan<strong>de</strong>n sind, brauchtwohl kaum beson<strong>de</strong>rs bemerkt zu wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n Käferlarven sind bereits diesebei<strong>de</strong>n Typen ausgeprägt, in<strong>de</strong>m die einen ein knotiges, die an<strong>de</strong>rn ein langstreckigesBauchmark besitzen, <strong>de</strong>ssen elf Knoten <strong>de</strong>utliche Doppelcommissurenhaben. So bemerkte schon Swammer<strong>da</strong>mm 2 ), als er die Larven von Oryctesnasicornis zerglie<strong>de</strong>rte, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s »Rückenmark in diesem Wurme nicht alleinvon an<strong>de</strong>ren Insecten ihrem, son<strong>de</strong>rn auch von <strong>de</strong>s Sei<strong>de</strong>nwurmes seinem ab<strong>de</strong>iche.«Es sei sehr kurz, erstrecke sich bloss bis zum dritten o<strong>de</strong>r viertenJügfpersegment; in die übrigen Ringe verbreiten sich »artig wie die Sonnenljffiahlen«die Nerven.^^iDenselben Käfer untersuchte auch Cuvier") und hebt namentlich die Unterschie<strong>de</strong>im <strong>Nervensystem</strong> zwischen Larve und vollkommenem Insect hervor. Diean<strong>de</strong>rn von ihm berücksichtigten Käfer sind Lucanus cervus, Dyticus, Carabus,Ijfl&jßrophilus piceus. C. kennt bereits auch hier die mancherlei Skelettheile (»hörnernenBogen«), welche im Kopf und Thorax zum <strong>Nervensystem</strong> in Beziehungtreten. (Sieh. ob. S. 208). Der Zeit nach folgen jetzt Zerglie<strong>de</strong>rungen verschie<strong>de</strong>nerGattungen durch Audouin 4 ), Dufour 6 ), <strong>da</strong>nn Straus's 6 ) berühmtemönographie <strong>de</strong>s Maikäfer's; die Mittheifungen von Brandt 7 ), Burm•« ei '< 1) s Hannover, t"e r 8 ), Newport Rech, microte. 9 ), J o tur 1 yle 10 ). eyst.nerv.%atur 17S2 Ausser <strong>de</strong>r bildlichen Darstellung vom Gehirn und Bauchmark zeichnet erauch Nach<strong>de</strong>m von <strong>de</strong>mselben durch Thier alle <strong>de</strong>n diese Nervus Arbeiten recurrens. <strong>da</strong>s Ergebniss - 3) Cuvier, gewonnen Vorlesgen war, üb. welches vergLAnat obenals 1809. allgemeiner — 4) Audouin, Charakter Ann. d. im tc. <strong>Nervensystem</strong>nat. Tom. 9, 1826 <strong>de</strong>r (LyttaJ. Käfer hingestellt - 5) Dufour, wur<strong>de</strong>, Ann. d. unter­tc. nat.1844. —2) Swammer<strong>da</strong>mm, Bibel <strong>de</strong>rTom 8 1826 (Carabut'), und um gleich spätere Artikel zu nennen: ibid. Tom. 13, 1840 (Larvenahm Blanchard "), welcher schon früher über einige Käfer und Käferlaronund imago von Pyrochroa); ibid. T. 18, 1842 (Larve von Cetonia , Lucanut parallelipedm). -61 S t r a u s - D ü r c k h e i m , Contidiraliont gineralet tur let animaux arttculet. 1828. —7) Brandt und Ratzeburg, mediz. Zoologie, 1833. (Larve und Käfer von Meloe undLytta • <strong>da</strong>s paarige System <strong>de</strong>r Mundmagennerven hier zuerst naher erkannt.) — 8) B u r-meister-aEfandbuch <strong>de</strong>r Entomologie, 1832. (Dyticut); Trantact of the entomological tociety,18S6 (Larvevon Calotoma tycophanta); zur Naturgeschichte <strong>de</strong>r Gattung Calandra, 1837.fCalandra Sommert). - 9) Newport, PA«. Tram. 1834, (Carabut snonUi., Ganglien <strong>de</strong>rNervi 't&liwversi; Cyclop. of anat. and phyt. 1839. Intecta. (Timarcha tenebneota, Larve undKäfer): Carabut monilit; Lucanut cervut; von allen <strong>da</strong>s gesammte <strong>Nervensystem</strong> I*«»«,obschon Lamellicornter, hat doch sechs Abdominalknoten. Ausser<strong>de</strong>m von <strong>de</strong>mselben Thiersowie von Meloo cicatricotut sehr <strong>de</strong>talllirte Abbildungen <strong>de</strong>s Gehirns (**«««» von obenund unten) und <strong>de</strong>r Mundmagennerven. - 10) Joly, Ann. d. tc. nat T. Ii 1844 (Larveund Imago von Colaipi, atra). - 11) Blanchard, nouvell. EdU. du Regne ansmatlmecte.(Melolonfha vulgarie, Käfer und Larve; Carabut auratu,; Ctytu, arcualut, Käfer und Larve,AHarhunehut liauttici 1 — Sur le Systeme nerveux <strong>de</strong>t Inteclet, Ann. d. le.nat. Tom. V, 1846. —SÄJManÄ^erren'ut in diesen und verschie<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Vorhergehen<strong>de</strong>n AbhandlungenvicWltlg Bezug genommen. Vom Lucanut und Dyticu. hat auch Joh. Mul ler(Zr«T.X.l828) <strong>de</strong>n Nervus recurrens abgebil<strong>de</strong>t; die paarigen Knoten kennt er<strong>da</strong>zumal noch nicht. Als speziell hieher gehörig wäre noch zu nennen Schi od te, Jagt-Leydig, Bau <strong>de</strong>s thierischen Körpers.


274Thiere mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.schöne Abbildungen veröffentlicht hatte, fast sämmtliche Familien auf die Formihres <strong>Nervensystem</strong>s zu vergleichen, namentlich um für die natürliche Verwandtschaftneue Anhaltspunkte zu gewinnen. Die Abhandlung ist vorrseiner Mengevon Figuren (gegen 40 Käferarten und 8 Larven) begleitet.Dass in<strong>de</strong>ssen auch hier noch viele Beson<strong>de</strong>rheiten an <strong>de</strong>n Tag kommenwer<strong>de</strong>n, zeigt schon <strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> eines Rüsselkäfers (Brachy<strong>de</strong>res lusitanicus),wie es jüngst Dufour 1 ) beschrieben hat Ganglien <strong>de</strong>s Bauchmarks nurin <strong>de</strong>r Brust; zweites Thoracalganglion eigenthümlieh gelappt, was mich in <strong>de</strong>rD.'schen Zeichnung an die Form bei Porcellio erinnert.Als Arbeiten von ganz beson<strong>de</strong>rem Werthe sind zu bezeichnen die experimental-physiologischenUntersuchungen, welche Faivre am Dyticus angestelltund wobei er, um eine sichre Grundlage für seine Versuche zu haben, Form undLage <strong>de</strong>r einzelnen Nervenpartien sehr genau zuvor ertVrtert. Der Resultate überdie Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r obern und untern Schlundportion, sowie <strong>de</strong>r Kopfnerven», <strong>da</strong>nninsbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Stirnganglions, <strong>da</strong>s <strong>de</strong>n Schlingbewegungen vorsteht und seinesauf <strong>de</strong>n Schlund und Magen abgehen<strong>de</strong>n Nerven wur<strong>de</strong> zum Theil oben (S. 187)erwähnt. Zuletzt hat <strong>de</strong>rselbe Forscher seine Erfahrungen über <strong>da</strong>s Verhältniss<strong>de</strong>r Bauchmarksganglien zu <strong>de</strong>n Respirationsbewegungen veröffentlicht').Was meine eigenen Untersuchungen betrifft, so habe ich ausser <strong>de</strong>n schonoben eingeflochtenen Beobachtungen noch Folgen<strong>de</strong>s vorzulegen.^4Üen Dyticus marginalis habe ich wie verschie<strong>de</strong>ne meiner Vorgänger unter<strong>de</strong>n Augen gehabt, und möchte beistimmen, <strong>da</strong>ss an diesem Käfer, nach<strong>de</strong>m mandie.Xopfplatte, sowie <strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Fettkörperlappen, starke Tracheennetze und Muskelnweggenommen, leichter als an vielen an<strong>de</strong>rn <strong>da</strong>s Gehirn und <strong>de</strong>ssen aceessorischeGanglien bloss zu legen sind; doch geschieht nach meiner Erfahrung.dies noch bequemer und sicherer an Käfern, die ohne Spur eines innern Kopfskeletessind, wie z. B. an Timarcha und Meloe. Im Innern <strong>de</strong>s Sehä<strong>de</strong>lranmesbefin<strong>de</strong>t sich (sieh, auch ob. S. 208) ein Gestell 3 ), bestehend <strong>de</strong>r HauptÄchenach aus zwei von unten sich erheben<strong>de</strong>n, gebogenen Leisten, die sich durchzwei Querbrücken verbin<strong>de</strong>n. Den ganzen Innenraum <strong>de</strong>s Kopfes kann man.wie Faivre thut, als in drei Kanrmem (loges), in eine mittlere und zweiseitliche abgetheilt betrachten. Der untere Querbalken überbrückt die unterePortion <strong>de</strong>s Gehirns, während <strong>de</strong>r obere die zwei Wölbungen <strong>de</strong>r obern Hirnportionvon unten stützt; die Hirncommissuren lehnen sich an die Seitenleistenan. Welche Weichtheile. sonst noch in <strong>de</strong>n drei Abtheilungen untergebrachtsind, ist bei zuletzt genanntem Autor <strong>de</strong>taillirt beschrieben, sowie auchdort <strong>de</strong>m Gehirn und <strong>de</strong>n abgehen<strong>de</strong>n Nerven eine genauere Darstellung als estagelser froher Lirschali, «*n gewidmet ist. Ueber <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Gehirns habe ich mich obenTidsskr. IM* I — 1) Dufour, Iragmenls d'anatomie entomotogique , Ann. d. sc. nat. T. VIUS..183, s. 221, S. 238 verbreitet; über die Matrix <strong>de</strong>s Neurilemms sieh. 8. 216;amyloi<strong>de</strong> Substanz S. 228; Muskeln <strong>de</strong>s Kehlknotens S. 210. Ich habe hierzuIbid. T. IX. 1M>8 ; De I'influenee du Systeme mrreuxT.sowohlX1U ,ganzlt»». —frischeS) AusserGehirne<strong>de</strong>m Dylicueverwen<strong>de</strong>t,marginalisals auchhabeundIchnamentlichoin getrocknetessolche,Exemplarwelche<strong>de</strong>swel einige grosser Minuten D. latissimus <strong>de</strong>r Kinwirkung mit Hülfe von von Weingeist Kalilauge ausgesetzt untersucht, waren. liier sind, Methodischernach<strong>de</strong>m manallebehutsamerWeichgebil<strong>de</strong>Druckweggespült<strong>da</strong>nn nothwendig.hat. die Theile— Die<strong>de</strong>s GestellsQuercommissurtu, stark, <strong>da</strong>ss maninnerhalbdie Glie<strong>de</strong>reng <strong>de</strong>sselben schon mit freiem Auge ziemlich gut sehen kann. Die zwei Bogenlelsten<strong>de</strong>sSchlundringes (s. ob. S 189) auch von Faivre angezeigt, ist bereits bei Blan-<strong>de</strong>t upnrre<strong>de</strong> Svael^ncrvesystem hos Acilius tuleattti; Kröyer's naturh.1S6J. — *) Faivre, Du eerreau <strong>de</strong>s Dytisquee, contidiri <strong>da</strong>ne ees rapporli utoo la looomotlon,Ann. d. ec. natur T. VIII.1*.".7 ; Etu<strong>de</strong>t sur la Physiologie <strong>de</strong>s nerfs eraniene che* le Dytisque,eur la reepiralion <strong>de</strong>s Dytisquee, ibid.«ind hohe Wän<strong>de</strong>. welehe sich vom Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Schädclraumes erheben durohschclnen<strong>da</strong>ber an <strong>de</strong>n obern Verbreiterungen dicker und brauner gefärbt. Bio Kammer «Ir <strong>de</strong>n Kehlkaotenhat unten und seitlieh abgeschlossene Wän<strong>de</strong>, nach oben Ist sio unvollständig in<strong>de</strong>mhier nur die yuerbrücke zugegen ist. Kin Theil dieses Innern Kopfskclets kommtauf Rechnung von cl.muisirten Sehnen; so gestaltet sich z. B. die Sehne <strong>de</strong>s grossen Kaumuskel»für <strong>de</strong>n Oberkiefer zu einer starken Skeletplatte. Auch für die bei<strong>de</strong>n Netzaugensind ähnliche cbitloislrte feste Umhüllungen zugegen, welche <strong>de</strong>r Sklcrotlfe» entsprechen•und zum Eintritt <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Ganglion opticum kommen<strong>de</strong>n Nerven nureine rundliche Oeffnung bissen. Vergl. die Abblldg. in m. Tafeln z. vergl. Anat. Taf. VII


Arthropo<strong>de</strong>n. 275chard zu sehen. Die Nerven, welche aus <strong>de</strong>m annähernd herzförmigen Kehlknotenentspringen, gehen alle von <strong>de</strong>ssen unterer Fläche, keiner von <strong>de</strong>r obernab. Der hinterste <strong>de</strong>rselben empfängt, wie <strong>de</strong>utlich zu unterschei<strong>de</strong>n, seine Fasernnicht bloss aus <strong>de</strong>m Kehlknoten, son<strong>de</strong>rn auch einen Theil aus <strong>de</strong>r Längscommissur,also eigentlich aus <strong>de</strong>m ersten Thoracalknoten. Dieser Nerv löst sichbald vielfach in Netze auf. (Mitten im Keblknoten habe ich einmal ein eingekapseltesDistom beobachtet, ohne <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s leben<strong>de</strong> Thier etwas von gestörten^Bewegungen gezeigt hätte.) — Von <strong>de</strong>n drei massigen Ganglien <strong>de</strong>s Brustkastenssind <strong>da</strong>s Ganglion <strong>de</strong>s Prothorax und <strong>da</strong>s vom Mesothorax entschie<strong>de</strong>nbreiter als lang; die Längscommissuren ansehnlich, zwischen <strong>de</strong>m Ganglionmesothoracicum und <strong>de</strong>m Ganglion metathoracicum sehr kurz, zwischen diesemund'<strong>de</strong>m ersten Abdominalganglion sind sie rerschwun<strong>de</strong>n , so <strong>da</strong>ss letzteres unmittelbaraufsitzt. Die Thoracalganglien enthalten wie gewöhnlich ausser <strong>de</strong>nkleinern Kugeln Gruppen sehr grosser Ganglienkugeln, <strong>de</strong>ren Substanz um <strong>de</strong>nKern jjge3chichiät (s. ob. S. 84) erscheint. Das Ganglion metathoracicum ist nachFaivre <strong>da</strong>s Centrum <strong>de</strong>r Respirationsbewegungen, obschon die Respirationsnerveifeigentlich von <strong>de</strong>n Abdominalganglien entspringen. Letztere haben nur dieBe<strong>de</strong>utung von Leitern. Ueber <strong>de</strong>n zusammengesetzten innern Bau <strong>de</strong>s hinterstenAbäöminalganglion's sieh. S. 194, S. 229. Es gehen je<strong>de</strong>rseits zwei Nerven, ab,und <strong>da</strong>zwischen treten von bei<strong>de</strong>n Seiten drei Haupttracheen ins Ganglion herein.Am Hinterran<strong>de</strong> die zwei starken Nerven, welche <strong>de</strong>n Längscommissurfn <strong>de</strong>sBauchmarkes entsprechen. Das vorletzte Bauchganglion scheint <strong>de</strong>m hinterstenunmittelbar aufzusitzen; nach Drück kommen aber doch sehr kurze Längscommissurenund eine rundliche Lücke zur Ansicht.Das Ganglion frontale (Ursprung <strong>de</strong>r Wurzeln sieh, oben S. 201) hat inneneinen dreieckigen Herd von Punktsubstanz; aussen herum die Ganglienzellen.Ganglion auf <strong>de</strong>m Magen ohne innere Punktsubstanz S. 202. An <strong>de</strong>n Seitenganglien<strong>de</strong>s Gehirns, <strong>de</strong>r Wand <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s anliegend nichts von einersolchen Punktsubstanz sichtbar; sind vielmehr nur aus Ganglienzellen zusammengesetzt,welche in <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>m Abtheilung <strong>de</strong>r Ganglien einen gelblichen (mehrdiffusen, als körnigen) Anflug haben. Was Form und Umfang <strong>de</strong>r Seitenganglien(Ursprung s. oben S. 202) betrifft, so sind dieselben sehr massig und zerfallenj&<strong>de</strong>rseits in einen vor<strong>de</strong>m und hintern Abschnitt. Die vor<strong>de</strong>re Portion ist stärkerals die hintere und von gefärbterem Aussehen, <strong>da</strong>bei paarig gelappt; zwischenihr und <strong>de</strong>r hintern Portion mehre Yerbindungswurzeln; die hintere Portion<strong>de</strong>r Seitenganglien ist heller, länglich, doch <strong>da</strong>bei gegen die vor<strong>de</strong>re zulappig verjüngt.Das sympathische Ganglion <strong>de</strong>r Abdominalknoten haben we<strong>de</strong>rFaivre noch Blanchard wahrgenommen. Es ist ein kurzgestieltee medianesGanglion am Vor<strong>de</strong>rrand zwischen <strong>de</strong>n Längscommissuren; ob es auchvor <strong>de</strong>m letzten Abdominalknoten sich fin<strong>de</strong>t, ist mir zweifelhalt geblieben. Dieselbensind überhaupt nicht ganz leicht zu sehen; man muss vor Allem sieschon von an<strong>de</strong>rswoher kennen, <strong>da</strong>nn <strong>da</strong>s Bauchmark sehr sorgsam ausschnei<strong>de</strong>n,auf <strong>da</strong>s Objectglas auffangen und so legen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>ssen dorsale Seite sich unsernAugen zuwen<strong>de</strong>t. Zugesetzte Essigsäure verbessert die Ansicht, aber immerbleiben die zahlreichen Tracheen <strong>de</strong>r bequemeren Beobachtung hin<strong>de</strong>rlich : amleichtesten stellt sich <strong>da</strong>s Ganglion <strong>da</strong>r an <strong>de</strong>m zweiten durch lange Commissurenmit <strong>de</strong>m ersten verbun<strong>de</strong>nen Abdominalganglion, allwo es in <strong>de</strong>r Spaltezwischen <strong>de</strong>n Längscommissuren hart am Abdominalganghon sitzt, mit diesemdurch einen kurzen medianen Nerven verbun<strong>de</strong>n, während nach rechts undlinks ein <strong>de</strong>utlicher Fa<strong>de</strong>n abgeht, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m kaum entsprungenen Seitennerven<strong>de</strong>s Afeiominalganglions zusammenfliesst, um mit diesem zur Peripherie zugehen. —"Ueber <strong>da</strong>s Vorkommen <strong>de</strong>r eigenthümlichen breiten Nervenfasern s.S. 224. Ueber scheinbare Gehörblasen bei Acilius sieh. S. 223.Die sympathischen Ganglien will ich ferner auch an Caraomtauratus (sieh, auch ob. S. 204) näher beleuchten 1 ), <strong>da</strong> sie von Blanchardnirgends <strong>da</strong>rgestellt sind, obschon er von diesem Käfer und so vielen an<strong>de</strong>rn1) 8. m. Tafeln z. vergl. Anat Taf. IX. fg. 2, d, ..<strong>da</strong>s <strong>Nervensystem</strong> anscheinend bis ins feinste gezeichnet hat. Am frisch herauspräparirtenBauchmark (an <strong>de</strong>m ich sechs Abdominalknoten zahle) fallen sieallerdings nicht so unmittelbar für Den, <strong>de</strong>r sie noch nicht kennt, in die Augen


276Thiere mit seitlich symmetrischem<strong>Nervensystem</strong>.und es ist Zusatz von Essigsäure sehr zu empfehlen. Sie liegen, an allen Abdominalganglienoben und vorne genau in <strong>de</strong>r Mitte, <strong>da</strong> wo diejfaulen Längscommissurenherantreten. Die Gestalt <strong>de</strong>r Ganglien ist rundlich und aus je<strong>de</strong>mtreten drei Nerven ab, ein unpaarer medianer und zwei seitliche. Der unpaaregeht nach unten und hinten in <strong>de</strong>n AbdominaBmoten, die zwei Seitennervenmischen sich <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren Seitennerven <strong>de</strong>s Abdominalknotens bei, doch än<strong>de</strong>rt dieArt und Weise, wie diess geschieht, nach <strong>de</strong>n einzelnen Ganglien ab. An <strong>de</strong>nersteren Abdominalknoten nämlich entspringt aus <strong>de</strong>n Längscommissuren vor <strong>de</strong>mKnoten, etwa aus <strong>de</strong>m unteren Viertheil <strong>de</strong>r Commissuren, an <strong>de</strong>ren Aussenran<strong>de</strong>,je<strong>de</strong>rseits ein Nerv, <strong>de</strong>r schräg nach hinten herab geht zur Wurzel <strong>de</strong>r aus<strong>de</strong>m Bauchknoten treten<strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren Seitennerven; ihm mengt sich <strong>de</strong>r Seitennerv<strong>de</strong>s sympathischen Ganglions bei und gelangt mit <strong>de</strong>mselben zum Seitennerv<strong>de</strong>s Bauchknoten. Weiter nach hinten am Bauchmark entspringt dieserNerv immer näher <strong>de</strong>m Bauchknoten, so <strong>da</strong>ss zuletzt <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Commissurenentspringen<strong>de</strong> (man könnte vielleicht auch sagen, zu <strong>de</strong>n Commissuren gehen<strong>de</strong>)Nerv gewissermaassen fehlt und als<strong>da</strong>nn <strong>de</strong>r Seitennerv <strong>de</strong>s sympathischen Ganglionsunmittelbar zu <strong>de</strong>m vor<strong>de</strong>ren Seitennerv <strong>de</strong>s Bauchganglions gelangt. Ein<strong>de</strong>utlicher sympathischer Nervenfa<strong>de</strong>n entspringt auch noch aus <strong>de</strong>m Bauchknotenselber zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Seitennerven, tritt nach vorne zum vor<strong>de</strong>renSeitennerven und entwickelt <strong>da</strong>nn unter <strong>de</strong>m Neurilemm <strong>de</strong>sselben in Verbindungmit <strong>de</strong>m Seitennerven <strong>de</strong>s sympathischen Ganglions ein Geflecht, <strong>da</strong>s sich durchsein helles Aussehen wesentlich von <strong>de</strong>m geradlinig verlaufen<strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s (spinal-fasrigen)Seitennerven unterschei<strong>de</strong>t. Noch möchte ich im Hinblick auf dieaus <strong>de</strong>n Längscommissuren kommen<strong>de</strong>n sympathischen Nerven bemerken, . <strong>da</strong>ssich (bei einem männlichen Individuum) anstatt zweier solcher Fä<strong>de</strong>n mit Bestimmtheitimmer nur Einen sah und es <strong>da</strong>rf <strong>da</strong>her vermuthet wer<strong>de</strong>n, <strong>da</strong>ss dieseElemente <strong>de</strong>s Sympathicus <strong>de</strong>m unpaaren medianen Fa<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>ssen z. B. vonLocusta und Aeshna oben im Nähern ge<strong>da</strong>cht wur<strong>de</strong>, gleichzusetzen seien. Aneiner <strong>de</strong>r Abbildungen, welche Newport 1 ) von ge<strong>da</strong>chtem Ganglion giebt, — es,betrifft Carabus monilis — erscheint in <strong>de</strong>r That auch ein solcher medianer Nervoberhalb <strong>de</strong>s Ganglions.Bei Carabus granulatus Fabr. zähle ich ebenfalls sechs Abdominalknoten:die vier hintersten sind ziemlich nahe beisammen, die zwei an<strong>de</strong>rn stehenweiter auseinan<strong>de</strong>r. Uebrigens könnte man noch von einem siebenten Abdominalknotensprechen, <strong>de</strong>nn an <strong>de</strong>m hintersten (d. h. dritten Thoracalknoten) sitzt einweiteres Ganglion an, <strong>de</strong>m ersten Blick nach zwar nur eine Verlängerung <strong>de</strong>sgenannten Brustknotens nach hinten, durch Einwirkung von Reagentien kommenaber zwei kurze Liingscommissuren zwischen ihm und <strong>de</strong>m Thoracalknoten zumVorschein. Das mediane sympathische bimförmige Ganglion ist an allenAbdominalkiioten <strong>de</strong>utlich; die von Carabus auratus beschriebenen seitlichenGeflechte entziehen sich <strong>de</strong>m Blick und haben je<strong>de</strong>nfalls hier eine an<strong>de</strong>re Anordnung.Was mir aber beson<strong>de</strong>rs wichtig scheint und wohl auch bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rngenannten Käfern in gleicher Weise <strong>de</strong>r Fall sein wird: man unterschei<strong>de</strong>tan <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n Abdominalknoten entspringen<strong>de</strong>n (spinalen) Seitennerven, in ziemlich!r Entfernung vom Bauchknoten einen o<strong>de</strong>r mehrere abgehen<strong>de</strong> Zweige, welchesympathischer Natur sind, was sich durch ihre Helle, sowie in ihren Lauf eingeschobeneGanglienkugeln ankündigt — Ueber Muskeln, welche an Nerven sichansetzen, sieh, oben S. 210, Anmerkung.Auch die Gattung Telephorus habe ich untersucht. Blanchard hat <strong>da</strong>sganze Ner\ensy.-tem von Telephorus melanurus abgebil<strong>de</strong>t, aber wie<strong>de</strong>r ohne alleSpur von sympathischen Ganglien. Und doch sind sie hier abermals(ich hatte T.fuscus vor mir) sehr klar; sie haben allerdings ein Aussehen, <strong>da</strong>ss,wer mit <strong>de</strong>m Objecte überhaupt noch nicht vertraut ist, sie schwerlich sofortfür <strong>da</strong>s erkennen wird, was sie eigentlich sind. Man erblickt nämlich vor <strong>de</strong>nGanglien <strong>de</strong>s Abdomens in <strong>de</strong>m Räume zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Längscommissureneinen länglichen ^»stielten Beutel, gebil<strong>de</strong>t von zarter Umhüllungshaut und zelliggranulärem Inh.ilt; <strong>da</strong>s Ganze eher einem Drüsensäckchen als einem Ganglionähnlich. Der Stiel entspricht <strong>de</strong>m Nervenfädchen, durch welches diese sympathischenGanglien auch sonst <strong>de</strong>m Bauchknoten sich einpflanzen, und an dieser1» Sewpurt, Cyehp of anat. and phys. Intacta fg. tu. (A portion of the ganglialed ••-duminat aard of l'arabus monilis )


Arthropo<strong>de</strong>n. 277Stelle erzeugt die Tunica propria (Neurilemm) einen scharfen kreisrun<strong>de</strong>n Ring.Ausser diesem Nerven o<strong>de</strong>r Stiel <strong>de</strong>s Beutelchens habe ich aber keinen an<strong>de</strong>rnFa<strong>de</strong>n erblicken können, <strong>de</strong>r <strong>da</strong>s sympathische Ganglion sonst mit <strong>de</strong>m Bauchknoteno<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen Seitennerven verknüpft hätte. — Was die sog. sympathischenKopfganglien betrifft, so zeigt <strong>da</strong>s Stirnganglion (üb. Ursprung seiner Wurzelns. oben S. 201) die bekannte dreieckige Form; im Innern ebenfalls dreieckigeMasse von Punktsubstanz und als Rin<strong>de</strong> Ganglienkugeln. Der aus ihm nachrückwärts gehen<strong>de</strong> Schlundnerv giebt zahlreiche Zweige in die Muskelhaut <strong>de</strong>sSchlun<strong>de</strong>s, wobei zu bemerken, <strong>da</strong>ss sich die Nervenzweige auf <strong>de</strong>n Muskeln oftzu dichten Geflechten verbin<strong>de</strong>n und <strong>da</strong>ss die Nerven <strong>da</strong> und dort kleine gangliöseVerdickungen haben, offenbar in dieselbe Kategorie gehörend, wie <strong>da</strong>sgrosse Ganglion (S. 202), in welches <strong>de</strong>r N. recurrens am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s,bevor er sich gabelt, anschwillt. Die seitlichen »sympathischen« Ganglien<strong>de</strong>s Gehirns bestehen je<strong>de</strong>rseits aus zwei Abtheilungen. Jene mit <strong>de</strong>m Gehirndurch langen Stiel verbun<strong>de</strong>ne ist hier die grössre Portion, die hintere die kleinere; durch die vor<strong>de</strong>re Masse namentlich sieht man als hellen Strang <strong>de</strong>n Nervendurchziehen. Ueber die Ursprungsstelle s. oben S. 202. — Was die Form<strong>de</strong>s Gehirns betrifft, so sind die Sehlappen nur durch eine seichte Einbiegungvom übrigen Gehirn getrennt. Muskeln (?) <strong>de</strong>s Gehirns S. 210. Hirncommissurenziemlich kurz. Von <strong>de</strong>r eigenthümlichen innerhalb <strong>de</strong>s Schlundringes befindlichenQuercommissur, sowie vom Bau <strong>de</strong>r untern, birnförmigen Schlundportionwar bereits S. 189, S. 230 die Re<strong>de</strong>. Um <strong>de</strong>r Quercommissur unterhalb <strong>de</strong>sSchlun<strong>de</strong>s ansichtig zu wer<strong>de</strong>n, muss man <strong>da</strong>s Präparat so fertigen, <strong>da</strong>ss <strong>de</strong>rSchlund <strong>da</strong>bei bleibt. Mangel eines Nervenskelets S. 209. Hinter <strong>de</strong>m letztenThoracalknoten ein diesem eng verbun<strong>de</strong>nes Ganglion; aber auch hier <strong>de</strong>nnochkurze Längscommissuren und eine Spalte <strong>da</strong>zwischen nachweisbar. Zahl <strong>de</strong>rAbdominalknoten abgesehen von <strong>de</strong>m eben genannten: sechs, ziemlich gleichweit auseinan<strong>de</strong>rstehend.Wie<strong>de</strong>rholt habe ich auch die Timarcha tenebricosa zerglie<strong>de</strong>rt und hinsichtlich<strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Ganglien, Farbe <strong>de</strong>s Bauchmarks S. 218, Matrix <strong>de</strong>s NeurilemmsS. 215, (Blutkrystalle S. 218), Pjgmentüecken am Lobus opticus S. 218,- Mangel eines Nervenskelets S. 209 und über manches An<strong>de</strong>re bereits oben michausgesprochen. Newport hat eine Darstellung <strong>de</strong>s Gesammtnervensystems diesesKäfers gegeben ] ). Ich möchte noch Folgen<strong>de</strong>s bemerken.Am Gehirn*) fehlt, wie schon oben (S. 184) bemerkt wur<strong>de</strong>, anscheinen<strong>de</strong>in Lobus opticus; die Sehnerven — ich zähle je<strong>de</strong>rseits drei — scheinenvom Seitenrand <strong>de</strong>r eigentlichen Hirnlappen zu kommen. Allein bei weitererPrüfung namentlich <strong>de</strong>s Innern stellt sich heraus, <strong>da</strong>ss ein solcher auch hiervorhan<strong>de</strong>n, nur gewissermaassen ohne Stiel <strong>de</strong>m übrigen Gehirn verbun<strong>de</strong>n ist.Im Innern ist die Son<strong>de</strong>rung zwischen Hirnlappen und Sehlappen unverkennbarausgesprochen. Ein etwaiges Analogon für die »scheibenförmigen Körper« <strong>de</strong>rHymenopteren habe ich hier im Gehirn nicht zu erkennen vermocht; ich sehenur, beson<strong>de</strong>rs nach Einwirkung von Kalilauge, im eigentlichen Hirnlappen einenscharf abgegrenzten Innenkörper und einen ebensolchen kleinen für <strong>de</strong>n Lobusopticus und zwischen bei<strong>de</strong>n nach leichtem Druck einen kurzen Stiel. Die zelligeRin<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Gehirns, welche nicht bloss diffus gefärbt ist, son<strong>de</strong>rn auch gelbePigmentkörnchen enthält, schien sich hier kaum in beson<strong>de</strong>re Portionen gruppirtzu haben, son<strong>de</strong>rn mehr nach <strong>de</strong>r Art, wie wir es bei Larven sehen, in gleichmassigerVertheilung die hellen Centren <strong>de</strong>r Gehirnlappen zu umgeben. An <strong>de</strong>rVor<strong>de</strong>rfiäche <strong>de</strong>s Gehirns massig grosse Hügel für <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>r Antennennerven.Die Seitencommissuren (Hirnschenkel) zur untern Hirnportionlänger, als man sie sonst bei Käfern zu sehen gewohnt ist. Untere Hirnportionbimförmig und kleiner als die stark in die Breite gehen<strong>de</strong>n dreiThoracalganglien. An <strong>da</strong>s letzte Thoracalganglion schliesst <strong>da</strong>s ersteA b d o m i n a 1 g a n g 1 i o n so an, als ob es nur eine Art Verlängerung <strong>de</strong>sselbenwäre, allein man kann eine <strong>de</strong>utliche Lücke zwischen bei<strong>de</strong>n sehen,1) letzte ihm d. feln a. h. z. a. entspringen<strong>de</strong>n zwei Ganglion vergl. 0. S. kurze, Anat. 950, ist Taf. gestreckt dicke fg. Seitennerven 408. VI, Commissuren fg. (Imago), birnförmig 6. zu von fin<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r verschmolzenen gehört Larve sich auch wohl S. 943, nach hier. Ganglien. fgg. <strong>de</strong>r Das 404, Zahl vierte Zahl 405. <strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r — von2) S. m. Ta­


27STbiete mit seitlich symmetrischem <strong>Nervensystem</strong>.Seitennerven <strong>de</strong>r Bauchgangllen je<strong>de</strong>rseits: 1; <strong>de</strong>s letzten Knotens je<strong>de</strong>rseits: 4,ausser<strong>de</strong>m noch <strong>da</strong>s Paar, welches <strong>de</strong>n Längscommissuren entspricht. Das Ganglionfrontale giebt ausser <strong>de</strong>m Nervus recurrens noch drei feinere Nerven ab.(Newport zeichnet bei <strong>de</strong>r Larve mehr als drei.) Sympathische medianeGanglien nicht vorhan<strong>de</strong>n, aber an <strong>de</strong>n Stammnerven sympathische Zweige unterscheidbar;solche schon an <strong>de</strong>m* vor<strong>de</strong>rsten aus <strong>de</strong>m Kehlknoten entspringen<strong>de</strong>nNerven in Form von umspinnen<strong>de</strong>n hellfaserigen Elementen zu erkennen, ähnlichwie oben S. 219 von Bombus erörtert wur<strong>de</strong>.Auch die von Brandt und Ratzeburg schon näher untersuchte GattungMeloe (M. violaceum und M. rugosum) habe ich besehen, kann aber <strong>de</strong>nBrandt' sehen Figuren *) meinen Beifall nicht in Allem zollen. Die obereHirnportion ist dort viel zu massig <strong>da</strong>rgestellt, auch was die Glie<strong>de</strong>rungbetrifft, unrichtig gehalten. Wie ich sehe, sind ausser <strong>de</strong>n schmalen eigentlichenHirnlappen seitwärts kleine Lobi optici vorhan<strong>de</strong>n, wenig abgeschnürt^doch immerhin so viel, <strong>da</strong>ss bei unverletztem Gehirn und richtiger Lage einkurzer Stiel zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n genannten Hirnportionen sichtbar wird. Vergl.ob. S. 184. (Pigmentflecken S. 218.) Auch die Newport'sche Figur*), obschonsonst um vieles naturgetreuer als die Brandt*sehe ist doch auch indiesem Puncte zu indifferent. — An <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rflöahe <strong>de</strong>r eigentlichen Hirnlappenzwei <strong>de</strong>utliche zitzenförmige Hügel für die Antennennerven, ebenso je<strong>de</strong>rseitseine bestimmte Anschwellung nach unten, aus <strong>de</strong>r die Seitencommissuren<strong>de</strong>s Gehirns kommen. Diese letztern ziemlich lang. Von <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rfläche <strong>de</strong>sGehirns entspringt ausser <strong>de</strong>n Antennennerven und <strong>de</strong>n Wurzeln zur Bildung<strong>de</strong>s Stirnganglions, noch weiter nach einwärts gegen die Mitte zu, bei<strong>de</strong>rseitsein feiner Nerv. Untere Gehirnportion hirnförmig. Aus <strong>de</strong>r untern undvor<strong>de</strong>m Fläche <strong>de</strong>rselben, nach innen von <strong>de</strong>n Hirncommissuren entsteht <strong>de</strong>rstärkste, sich bald gabeln<strong>de</strong> Nerv; Richtung nach vors und aussen. Das zweiteNervenpaar, mehr aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Knotens kommend, geht quer nach aussen.Das dritte Paar, nahe <strong>de</strong>r Wurzel <strong>de</strong>r Ljkngscommissuren zum ersten Thoracalganglionentspringend, wen<strong>de</strong>t sich nach hinten. Stirnganglion, seineWurzeln (S. 201), <strong>de</strong>r N. recurrens, <strong>de</strong>ssen zahlreiche Zweige zum Oesophagusleicht zu beobachten. Die »sympathischen« Seitenganglien nicht von <strong>de</strong>rgelben Farbe <strong>de</strong>s Gehirns, son<strong>de</strong>rn weissgrau, zerfallen je<strong>de</strong>rseits in zwei Abtheilungen,wovon die vor<strong>de</strong>re durch einen Stiel mit <strong>de</strong>r Hinterfläche <strong>de</strong>s Gehirnszusammenhängend kuglig ist, die hintere länglich und mehr als doppeltso gross als die vor<strong>de</strong>re; bei<strong>de</strong> Abtheilungen durch mehre Nervenwurzeln verbun<strong>de</strong>n.(Bei Brandt ist <strong>da</strong>s Grössenverhältniss gera<strong>de</strong> umgekehrt gezeichnet.)Die drei Thoracalganglien haben einen grössern Breiten- als Längendurchmesser.Aus <strong>de</strong>n Längscommissuren zwischen <strong>de</strong>m ersten und zweiten Brustknotenje<strong>de</strong>rseits ein Seitennerv. Vom dritten Knoten habe ich mir angemerkt,<strong>da</strong>ss ausser einem Paar sehr starker Seitennerven und vier Paar schwächererSeitennerven noch ein Nervengeflecht abgeht, <strong>da</strong>s nach <strong>de</strong>n oben entwickeltenGesichtspunkten als ein sympathisches aufgefasst wer<strong>de</strong>n muss. B a u c h g a n g-lien in <strong>de</strong>r Zahl vier, Form längsoval, letztes grösser als die an<strong>de</strong>rn, länglich,hinten abgerun<strong>de</strong>t. Die Commissuren zwischen <strong>de</strong>n Abdominalganglien sehr lang.Brandt hat die Abdominalganglien in einer Art massig gehalten, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>durch<strong>de</strong>r li Habitus ;». a. O. <strong>de</strong>s Tab. Bauchmarkes VII, fgg. *, 3, 4. ganz — i) verfehlt a. a. O. 8. ist !)58, Aus fg. 416 <strong>de</strong>n (Brain Bauchgangllenand vagui nerve abge­osehenvom hintersten je<strong>de</strong>rseits anscheinend nur Ein Seitennerv; es sind aborMJaiur eicatricotut).bestimmt zwei, die sich <strong>de</strong>ckend über einan<strong>de</strong>r entspringen, Ein sympathischesmedianes Ganglion in Form eines gestielten Beutelchens (wie bei Telephorus)<strong>de</strong>utlich am Vor<strong>de</strong>rrand <strong>de</strong>s zweiten Bauchganglions zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>nLängscommissuren; ob an allen übrigen, weiss ich nicht zu sagen. — Farbe <strong>de</strong>s<strong>Nervensystem</strong>s S. 218, Form <strong>de</strong>s Gehirns im Allgemeinen s. 184, Ursprung<strong>de</strong>r Wurzeln <strong>de</strong>s Stiraganglions S. 201, Muskeln <strong>de</strong>s Gehirns 8. 210, Mangeleines Nervenskelets S. 209.


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