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Public Affairs als PR-Instrument - TU Ilmenau Blogs

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HAUSARBEIT<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Verfasser/in: Astrid Schneider (xxxxx), Dominik Jung (xxxxx)Fachsemester: 2, AMWLehrveranstaltung: KommunikatorforschungBetreuender Dozent: Marion HenselAbgabedatum: 14.07.2010


Inhaltsverzeichnis1. Einleitung ............................................................................................................ 12. <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> ..................................................................................................... 23. Geschichte und Entwicklung............................................................................... 44. Praktiken der PA ................................................................................................. 64.1 Intelligence und Monitoring ..................................................................... 75. <strong>Instrument</strong>e der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> ............................................................................ 85.1 Direktes Lobbying .................................................................................... 85.2 Grassroot Lobbying ................................................................................ 115.2.1 Externe Kommunikation ................................................................. 125.2.2 Interne Kommunikation .................................................................. 136. Verständnis, Notwendigkeit und Einfluss ......................................................... 147. <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> fünfte Gewalt? ...................................................................... 187.1 Aktuelle Diskussion ............................................................................... 187.2 Resümee ................................................................................................. 228. Kritik ................................................................................................................. 239. Ausblick ............................................................................................................ 24Anhang .................................................................................................................. 25Literaturverzeichnis............................................................................................... 28AbbildungsverzeichnisAbbildung 1: Intelligence und Monitoring (eigene Darstellung, angelehnt anLerbinger, 2006, sowie Köppl, 2000) ................................................................... 8


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jung1. Einleitung„Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen undEinstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischerGesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken diegesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unseremLand.“ (Bernays, 2009, p. 19)Mit diesen unverblümten Worten beginnt der „Vater der <strong>Public</strong> Relations“,Edward Bernays 1928, sein Buch „Propaganda“. Er ist der Meinung: bestimmteOrganisationen können, mit den richtigen kommunikativen Maßnahmen, gezieltdie Meinungen und Entscheidungen Vieler und Einzelner beeinflussen. Er wehrtsich gegen den schlechten Ruf dieser Arbeit und versucht den Begriff der„Propaganda“ zu rehabilitieren.Seit der Erscheinung dieses Buches, hat sich die „Propaganda“ zu „<strong>Public</strong>Relations“ (Öffentlichkeitsarbeit) weiter entwickelt. Die Kommunikation hat sichverändert, die Unterschiede von Politik, Wirtschaft und Journalismus sind kleiner,das Feld der <strong>Public</strong> Relations ist größer geworden (Schumacher, 2006, p. 79).Und Bernays` „Organisationen, die im Verborgenen arbeiten“, würde man heute<strong>als</strong> sogenannte „Lobbyisten“ bezeichnen, die sich unter dem Begriff „<strong>Public</strong><strong>Affairs</strong>“ wieder finden lassen.Zwar hat sich die Regierungs- und Unternehmenskommunikation geändert – dochdie damit verbundenen Assoziationen sind immer noch großteils negativ. Vorwürfeder Bestechung und Korruption werden immer wieder laut. Die Arbeit der„<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>“ und der Lobbyisten ist auch heute noch umstritten.Wer Klarheit in dieser andauernden Debatte haben möchte, muss sich fragen:Was versteht man heute unter <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>?Wie vertreten Organisationen mit Hilfe von <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> ihre Interessenbei politischen Stakeholdern?Sind die Lobbygruppen eine ernstzunehmende Konkurrenz zu derRegierung? Eine Art fünfte Gewalt?Sind sie nützlich oder schädlich? Und welche Bedeutung haben sie fürunsere moderne Demokratie?1


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungAuf diese Fragen soll im Folgenden weiter eingegangen werden.2. <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong><strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> ist kein neues Phänomen, dennoch ist man sich in der Wissenschaftnicht immer einig, was noch und was nicht mehr unter den Begriff der <strong>Public</strong><strong>Affairs</strong> fällt: "In der Alltagssprache geht es drunter und drüber, in der Wissenschaftgeht es hin und her. Kaum eine Bezeichnung ist eindeutig." (Arlt, 2004,p. 98).Gerade durch die Vielzahl der interdisziplinären Zugänge zu dem Gebiet der<strong>Public</strong> Relations ergaben sich mit der Zeit viele unterschiedliche Definitionen.Im Jahr 1976 fand Harlow bereits 472 Definitionen von <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> (as cited inKunczik, 2010, p. 24).Im Bereich der Verwendung von <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong> ist sicherlichdie Definition der Kommunikationswissenschaften relevant. Eine hier immerwieder genannte Definition, ist die der Deutschen <strong>Public</strong> Relations Gesellschaft:<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> sind das interessengeleitete, strategische Management vonEntscheidungs- und Kommunikationsprozessen im politischen und gesellschaftlichenUmfeld (D<strong>PR</strong>G, 2006, p. 1).Doch ist diese Definition manchen Wissenschaftlern nicht ausreichend. Vor allemaufgrund von zwei aktuellen Problemen, ist mittlerweile ein richtiger"Abgrenzungsstreit der Theoretiker" (Köppl, 2003, p. 31) ausgebrochen.a) So umfasst das Aufgabenfeld der PA mittlerweile mehr <strong>als</strong> nur „das interessengeleitete,strategische Management von Entscheidungs- und Kommunikationsprozessen“(D<strong>PR</strong>G, 2006, p. 1). Die Tätigkeiten von PA und <strong>PR</strong> wachsen immermehr zusammen, es „verwischen sich auch hier die Grenzen" (Leif & Speth,2006a, p. 29).b) Andererseits sind viele Wissenschaftler der Meinung, dass das Aufgabenfeldder <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> noch deutlicher von dem der <strong>Public</strong> Relations abgegrenztwerden muss: "Doch zwischen Lobbying und Öffentlichkeitsarbeit gibt es einefundamentale Differenz. Beide haben unterschiedliche Adressaten. Die <strong>PR</strong> richtetsich via Medien und Journalisten an die Öffentlichkeit, Lobbying dagegen an diepolitischen Entscheider." (Leif & Speth, 2006a, p. 29).2


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungUm <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> modernes Phänomen verstehen zu können, empfiehlt sichdaher eine etwas breitere Definition, die das Aufgabenfeld spezifischer festlegt.Marco Althaus, Mitglied des Deutschen Instituts für <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> (DIPA)schlägt daher vor:<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> ist das strategische Management von Entscheidungsprozessen an derSchnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>organisiert die externen Beziehungen einer Organisation, vor allem zu Regierungen,Parlamenten, Behörden, Gemeinden sowie Verbänden und Institutionen - und zuGesellschaft selbst. <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> heißt Vertretung und Vermittlung vonUnternehmens-, Mitarbeiter- und Mitglieder-Interessen im politischen Kontext,direkt durch Lobbying von Entscheidungsträgern und indirekt über Meinungsbildnerund Medien (Althaus, 2005, p. 7).Eine alternative Möglichkeit <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> zu definieren ist ein Blick auf dieTätigkeitsfelder zu werfen. Beispielsweise stellte Köppl eine kurze Übersicht derentsprechenden Bereiche vor (Köppl, 2003).Allen gemeinsam ist, dass <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> sich in zwei zentrale Aspekte aufteilenlässt:1. direkte Aspekte: Lobbying, d.h. „klassische“ Interessenvertretung.2. indirekte Aspekte: Gezielte Beeinflussung von anderen relevantenStakeholdern durch Teilgebiete der <strong>PR</strong> um die politischen Akteure durchsie zu erreichen.Zum Abgrenzungsstreit 1 fasst Köppl abschließend zusammen: "Es gibt bis heutekeine klare Definition, ob <strong>Public</strong> Relations ein Teil der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> ist, oder obes umgekehrt der Fall ist. Diese Kategorisierung ist für die Praxis weniger wichtig<strong>als</strong> die Beschreibung des reellen Tätigkeitsfeldes" (Köppl, 2000, p. 24).Diese aktuelle Schwierigkeit in der genauen Bestimmung des Einfluss- undArbeitgebietes der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> wird auch vermutlich weiter bestehen bleiben.1 Problematisch in der Begrifffindung ist sicher ebenfalls, dass es bis heute keinen anerkanntenwissenschaftlichen Rahmen zur Wechselwirkung von Gesellschaft und PA gibt: "There is no'grand' theory of public affairs - no integrative or overarching framework" (Harris, 2007, p. 401).3


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jung3. Geschichte und EntwicklungManche sind der Meinung, die Idee des Lobbying sei schon so alt wie diemenschliche Gesellschaft 2 :"Obwohl das Wort Lobbying lediglich 150 Jahre alt ist, hat es die Tätigkeit immerund überall gegeben" (van Schendelen, 2006, p. 132).Der Ursprung der „<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>“ oder des organisierten „Lobbyings“ liegt abervermutlich später, d.h. ungefähr im Mittelalter 3 . Die Idee durch gemeines Handelnin einer „Organisation“ Einfluss und Macht zu gewinnen, entstand dort erstm<strong>als</strong>.Jedoch waren die Organisationen anders gestaltet <strong>als</strong> heute: Die "Zünfte, Gildenund Stände waren keine Verbände mit freier Mitgliedschaft, sondern Zwangsverbindungen,die ihre Mitglieder erst zu Bürgern mit eigenständigen Rechtenmachten" (Haacke, 2006, p. 169).Auch der Aspekt der professionellen Politikerberatung, der Beeinflussung undBeratung seitens einzelner Gruppen, ist nicht wirklich neu. So erschien bereits1532 eines der ersten Handbücher der Politikerberatung: Machiavellis „IlPrincipe“ – der Fürst (Machiavelli, Rehberg, & Münkler, 2009). Im deutschsprachigenRaum wären hier <strong>als</strong> vergleichbare Literatur die zahlreichen Fürstenspiegelzu nennen.Später entstehen „Cliquen“ und „Kamarillen“, die <strong>als</strong> Günstlingsparteien desKönigs und Bitsteller der Stände Macht aus üben. Diese Zustände an den Höfender absolutistischen Herrscher 4 entsprechen da sicherlich schon mehr demheutigen Bild des Lobbyismus.Der eigentliche Begriff des Lobbying, hat seinen sprachlichen Ursprung aus demLateinischen. „Lobia“, die Galerie wurde ab Mitte des 17 Jahrhunderts, bevorzugtim architektonischen Sinne, für spezielle Räume und Gänge im englischenParlamentsgebäude verwendet. In diesen Räumen konnten Mitglieder des2 Für eine ausführliche Geschichte des Lobbying vgl. König, 2007, pp. 94–2653 Wenn man unter Lobbying ganz allgemein das Durchsetzen von Kollektivinteresse versteht,sogar bis in das antike Rom im 2. Jahrhundert, vgl. Eschenburg, 1955, pp. 11.4 So soll Mönch Vater Joseph, <strong>als</strong> Lobbyist seines Ordens, geheime Informationen ausBeichtgesprächen an den Bischof Richelieu und Ludwig XIII übergeben haben. Alexandre Dumasverarbeitete diese unter anderen in seinem Buch „Die drei Musketiere“.4


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungUnterhauses mit Außenstehenden Gespräche führen (König, 2007, p. 12). AndereQuellen sehen den Ursprung im 19. Jahrhundert. Ausgangspunkt ist das ‚WillardHotel’ in Washington. Hier trafen sich Abgeordnete mit Vertretern der Wirtschaft.In der Hotellobby suchten die ersten „Lobbyisten“ nach ihren Kontakten (Köppl,2003, p. 86). Später sollen sie auch in der Vorhalle des Kongress gewartet habenund versucht haben die vorbeikommenden Abgeordneten bei der Stimmabgabe zubeeinflussen (van Schendelen, 2006, p. 132).Als Geburtsjahr des professionell ausgeübten, modernen Lobbyismus bezeichnetKöppl das Jahr 1789 (Köppl, 2000, p. 106). Das erste Zollgesetz desamerikanischen Kongress war dam<strong>als</strong> zahlreichen Einflüssen ausgesetzt. In derGeschichte der Vereinigten Staaten kam es zu immer mehr Einflussnahmen, bishin zu Korruption und Bestechung. 1876 erließ das Repräsentantenhaus eineResolution zur Einschreibung der Lobbyisten in eine Liste (Köppl, 2003, p. 87)um die negativen Auswucherungen in den Griff zu bekommen."Die Entstehung kapitalistischer Wirtschaftsstrukturen in den Staaten Europasförderte das Aufkommen des Verbandswesen und damit der Ausprägungunterschiedlicher Interessensverbände" (Köppl, 2003, p. 87). Anfang des 20. Jahrhundertskam es im deutschen Raum zu einem großen wirtschaftlichenAufschwung. Das Deutsche Reich wurde zweitgrößte Industrienation. Durch denAufschwung gefordert, entstanden so bis 1911 knapp 600 Kartelle (König, 2007,p. 133) wie beispielsweise das „Oberschlesische Roheisensyndikat“ oder das„Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat“. Seinen Höhepunkt erreichte die„Lobbyisierung“ kurz vor dem ersten Weltkrieg. Zur dieser Zeit beherrschtenfünft große Konzerne den deutschen Finanzmarkt.Nach dem ersten Weltkrieg, verabschiedeten die führenden Industrieverbände mitden Gewerkschaften die „Zentralarbeitsgemeinschaft“ (ZAG), und sicherten denArbeitnehmern erstm<strong>als</strong> umfangreiche Rechte zu. Kurz darauf wuchs der„Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund“ (ADGB) auf über 6.000.000Mitglieder (Köppl, 2003, p.150). Der Einfluss war aber nur von kurzer Dauer. DieMitsprache der Wirtschaftsverbände wurde durch die ZwangszentralisierungHitlers entschieden eingeschränkt, die Gewerkschaften zerschlagen.5


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jung, Astrid SchneiderKurz nach Ende des zweiten Weltkriegs, erlaubten die Alliierten den IndustrieundHandelskammern in der Westzone die Wiederaufnahme ihrer Arbeit. Dieanderen Verbände folgten kurze Zeit später. Parallel dazu fand in den USA dieEntwicklung des moderneren Verständnis von <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> statt: "Anfang der50er Jahre begann sich <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> in den Vereinigten Staaten von Amerika <strong>als</strong>Aufgabenfeld von Unternehmen zu entwickeln; primär mit der Zielsetzung, diepolitischen Aktivitäten der Unternehmen zu aktivieren und zu intensivieren"(Köppl, 2000, p. 25). Und 1954 wurde daraufhin die „<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> Council“gegründet. Eine Organisation der Unternehmer in den USA, <strong>als</strong> Gegenstück zurGewerkschaft.Bis in die 80er Jahre hinein war die Trennung der Aufgabenfelder von <strong>PR</strong> und PArelativ klar. Jedoch hat sich "Im Zuge der späten 90er Jahre […] ausgelöst vomwirtschaftlichen Erfolgsdruck die Integration beider Felder herauskristallisiert"(Köppl, 2000, p. 24). Diese Integration hat sich bis heute fortgesetzt. 1990 sprachsich James H. Dowling, Präsident der Agenturkette Burson-Marsteller, erstm<strong>als</strong>für eine nachhaltige Verschränkung beider Disziplinen aus (Köppl, 2000, p. 25).Die <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> haben <strong>als</strong>o eine lange Geschichte. Die Techniken und Arbeitsfeldersind jedoch bis heute in ständiger Veränderung. Eine Epoche, in der <strong>Public</strong><strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> Arbeitsfeld, absolut klar abgegrenzt, vorhanden war, hat es vermutlichnie gegeben und wird es vermutlich auch niem<strong>als</strong> geben 5 .4. Praktiken der PAUm die <strong>Instrument</strong>e eines <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> Mitarbeiters klar von denen eines <strong>PR</strong>Mitarbeiters abzugrenzen, müssen <strong>als</strong>o, wie in Kapitel 2 erwähnt, zunächst dieAufgaben klar definiert werden. Die „Confédération Européene des RelationsPubliques“ (CERP) äußerte sich 1991 wie folgt zum Thema <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>:<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> sind die geplanten und festgelegten Bemühungen einesUnternehmens, seine Rechte und Pflichten <strong>als</strong> Bürger eines Landes, einer Gemeindeoder einer Gesellschaft auszuüben bzw. wahrzunehmen sowie die Bemühung eines5 Allein in den USA gab und gibt es bis heute große Abgrenzungsschwierigkeiten. Siehe dazu:United States General Accounting Office, 1999, Report to Congressional Committees: FederalLobbying Differences in Lobbying Definitions and Their Impact. Retrieved June 14, 2010, fromhttp://www.gao.gov/archive/1999/gg99038.pdf.6


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid SchneiderUnternehmens, seine Mitarbeiter ebenfalls dazu zu ermutigen, seine Rechteauszuüben und ihre Pflichten wahrzunehmen (CERP, 1991, übersetzt von Köppl,2003, p. 20).Somit legt CERP explizit fest, dass <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> ein legitimer und wichtigerBestandteil der Demokratie sei. Köppl geht in seinem Buch sogar so weit, dieUnternehmen damit <strong>als</strong> „gute Bürger eines Landes“ (2000, p. 23) darzustellen.Wie daraus zu erkennen ist, handelt es sich bei der Beziehungspflege zurÖffentlichkeit und vor allem zur Politik um die wichtigsten Merkmale der <strong>Public</strong><strong>Affairs</strong> Aufgaben.Bei den Behörden ist darauf zu achten, die Einflussnahme auf das Unternehmenzu kontrollieren und gegebenenfalls zu beeinflussen. Köppl verdeutlicht dieseThese indem er zu bedenken gibt, dass „der zentrale Stakeholder für jedeOrganisation (…) das politische System [ist], da es die Konditionen undBedingungen schafft, die die Existenz und das Wirtschaften jeder Organisationbestimmt“ (2000, p. 36). Nicht nur die lokale, sondern auch die nationale undinternationale Ebene ist hier zu beachten, denn sowohl Bund und Länder, aberauch die EU können Einfluss nehmen 6 .Abschließend sind noch andere interne Stakeholder wie Mitarbeiter oder Eigentümerund externe Stakeholder wie zum Beispiel die Gemeinde, in der das Unternehmenansässig ist und Kunden zu nennen, denn „kein Unternehmen agiert ineinem sozialen oder politischen Vakuum, das Stakeholder-Netzwek ist dasgesellschaftliche Netz, dass das Unternehmen trägt“ (Köppl, 2000, p. 37).Lerbinger fasst diese Aufzählung zusammen, indem er sagt: there are „four stagesof a live cycle used to analyse issues: (a) opinion leaders of interest groups, (b)media reporters, (c) government, lawmakers and administrators, (d) judicialbodies” (Lerbinger, 2006, 24).4.1 Intelligence und MonitoringEin wichtiger Aufgabenbereich der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> stellt das Intelligence undMonitoring dar. Dieser fortlaufende Prozess beschreibt die „Analyse derpolitischen Prozesse, legistischen und administrativen sowie die Formulierung6 Vgl. hierzu die Studie von Siedetropp (2007) in der die Häufigkeit von Aktivitäten auf denverschiedenen Politikebenen untersucht wurde.7


Pläne umsetzenKampagnen undProgrammeplanen<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Beobachtung dersozialpolitischenUmfelds/Feedback<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>Ziele undStrategienformulierenAstrid Schneidervon Optionen der Involvierung“ (Köppl, 2000, p. 23). In Abbildung 1 ist dieserProzess schematisch dargestellt: Die Beobachtung des sozialpolitischen Umfeldessteht an erster Stelle. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass diese Beobachtung inallen Stadien relevant ist, denn je nach Unternehmen können mehrere Themen imÖffentlicheMeinungen,Trends und IssuesanalysierenStrategischePlanung undRichtlinienfestlegenAbbildung 1: Intelligence und Monitoring (eigeneDarstellung, angelehnt an Lerbinger 2006, sowieKöppl 2000)Umfeld Einfluss auf dasUnternehmen und dessenWirtschaften haben. Immerauch zu beachten ist dieÖffentlichkeit und dessenThemen (siehe auch: IssuesManagement p. 11). Sobald einThema auf der Agenda steht,muss das Unternehmen dieweiteren Schritte festlegen,genaue Vorgehensweisen ausarbeitenund diese umsetzen.Köppl fasst diese Vorgehensweiseso zusammen: „durchgezielte, unterstützende Aktivitäten die Durchführung von geplanten operativenProjekten (…) ermöglichen und damit zum wirtschaftlichen Erfolg derAbteilungen und damit des Unternehmens [beitragen]“ (2003, p. 21).5. <strong>Instrument</strong>e der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>Die generelle Unterscheidung zwischen direktem und indirektem (Grassroot)Lobbying ist in vielen Büchern anzufinden (Köppl 2000, Köppl 2003, Lerbinger2006, Wehrmann 2007). Vor allem die Methoden und <strong>Instrument</strong>e mit denenvorgegangen wird, macht diese Unterscheidung sinnvoll. Daher wird imFolgenden differenziert darauf eingegangen:5.1 Direktes LobbyingDas direkte Lobbying beschreibt die klassische Form des Zusammenspiels vonWirtschaft und Politik. Hierbei geht es vorwiegend um die direkte Beeinflussungder Politik zu Gunsten des Unternehmens: „Lobby can be defined (…) as8


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid Schneiderpersuasive activity to change public policy in favour of an organisation by groupsof people who are not directly involved in the political process“ (Moloney 1999,p. 169). Die Ziele von Lobbying lassen sich grundsätzlich in zwei Hauptkategorien:das Beschaffungslobbying und das Gesetzeslobbying (Wehrmann,2007, p. 38).Beschaffungs- und Gesetzeslobbying: Das Beschaffungslobbying hat sich die„Auqirierung öffentlicher Aufträge“ (Wehrmann, 2007, p. 38) zum Ziel gesetztund ist vor allem im Bereich der Verteidigung anzutreffen. Beim Gesetzeslobbyinghingegen wird versucht „Einfluss auf die Ausgestaltung rechtlicherRahmenbedingungen zu nehmen“ (Wehrmann, 2007, p. 38). Die zentralenAnsprechpartner hierbei sind die Bundesregierung, die die Gesetzesentwürfeeinbringt und die Ministerialverwaltung, welche die Vorbereitungen durchführt(Wehrmann, 2007, p. 43). Hierbei ist es von zentraler Bedeutung, schon in denersten Phasen der Entstehung von Gesetzesentwürfen Einfluss zu nehmen, um dieEffizienz des Lobbying zu maximieren (Wehrmann, 2007, p. 43).Anstellungsformen von Lobbyisten: Um die Wirkungsweisen der <strong>Instrument</strong>eerklären zu können, müssen die verschiedenen Erscheinungsformen der <strong>Public</strong><strong>Affairs</strong> erläutert werden: Zum einen gibt es fest angestellte Mitarbeiter in einemUnternehmen, die man „in-house“-Lobbyisten (Moloney, 1999, p. 174) nennt.Moloney beschreibt ihre Tätigkeit wie folgt: „In-house lobbyists are most oftenknown as <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> or corporate communication managers and are in a staff,as opposed to line relationship with their representive boards” (1999, p. 174).Zum anderen gibt es externe Agenturen, die ihre Kommunikationsdienstleistungenanbieten. Diese beauftragten Lobbyisten, oder auch „hiredlobbyists“ (Moloney, 1999, p. 176) genannt, treten im Auftrag eines odermehrerer Unternehmen an bestimmte Politiker heran.Governmental Relations: Unter Governmental Relations versteht man lautKöppl „die Beziehungspflege zu Regierungseinrichtungen“ (2000, p. 28). Esumschließt <strong>als</strong>o alle Kommunikationselemente zur Beziehungsbildung zwischenPolitik und Wirtschaft.Entscheidende Voraussetzung für ein effektives Lobbying ist es, im Prozess derinformellen Willensbildung in einem frühen Stadium die so genannten9


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid SchneiderVorentscheider zu erkennen, zu ihnen Kontakt aufzubauen und deren Vertrauen zugewinnen (Wehrmann, 2007, p. 52).Noch wirkungsvoller sei dabei der permanente Dialog zwischen der Interessensvertretungund der Arbeitsebene in den Ministerien, da dies zu vertrauensvollenBeziehungen führt und somit die Chancen der Interessensvertretung rechtzeitigund erfolgreich intervenieren zu können erhöht (Wehrmann, 2007, p. 43).Eine mögliche Aufteilung der Aufgaben gibt Moloney:Als erstes muss ein Lobbyist für das Unternehmen den Zugang zur Politikherstellen. Er gibt zu bedenken, dass „lobbying can be viewed as a specialist formof networking in the field of public policy-making” (1999, p. 175).Als nächsten Hauptpunkt kann die Kontaktaufnahme gesehen werden: DerLobbyist muss sein Wissen über die Kontakte nutzen, um den richtigenEntscheidungsträger ausfindig zu machen. Dieser Kontakt kann persönlich undindividuell mit bestimmten Entscheidungsträgern erfolgen, oder auchunpersönlich über medial gesteuerten Kommunikationswegen (Lerbinger 2006,Moloney 1999). Köppl zeigt hier die Schwierigkeiten beim Nutzen dieserKontakte auf, indem er betont:Modernes <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> Management kombiniert die Fertigkeiten (…) sowie die<strong>Instrument</strong>e und Techniken, um die mitunter delikate Balance zwischen derAufrechterhaltung von exzellenten Arbeitsbeziehungen zu allen relevantenexternen Dialoggruppen und der Vertretung der Unternehmensinteressen bei undin diesen Gruppen zu erzielen (2000, p. 22).Drei Jahre später ergänzt er in seinem Praxishandbuch, dass die „Glaubwürdigkeit(…) dabei das vielleicht wichtigste Kapital im Lobbying [ist]“ (2003, p. 21).Als letzes müssen Lobbyisten immer auch <strong>als</strong> Ratgeber fungieren. Dabei könnenvor allem In-House Lobbyisten durch ihre oftm<strong>als</strong> langjährige Erfahrung in derFirma <strong>als</strong> Spezialisten ihres Faches punkten (Moloney, 1999, p. 176).Ob nun In-House Lobbyisten oder externe Agenturen, beide Formen vonLobbyisten sollten über „genaue Kenntnisse über die Zuständigkeiten, Prozesseund Handlungsspielräume des Gesprächspartners“ (Köppl, 2003, p. 21) verfügen.Die Kontakte sollten sowohl formeller <strong>als</strong> auch informeller Form sein, d.h.einerseits sollten die Lobbyisten Sitze in den Beiräte und Kommissionen derBundesministerien innehaben, welche „mit Interessenvertretern besetzt werden10


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid Schneiderkönnen“ (Wehrmann, 2007, p. 50), andererseits aber auch „direkte, persönlicheKontakte (...) außerhalb formalisierter Abläufe des politischen Prozesses[pflegen]. Diese Kontakte (…) finden in Form von Schriftverkehr, Telefonatenoder persönlichen Gesprächen statt“ (Wehrmann, 2007, p. 51).Zusammenfassend kann man <strong>als</strong>o, dass Lobbying „heute weit mehr <strong>als</strong> die Pflegepersönlicher Kontakte [ist]. Es hat sich zu einer Dienstleistung entwickelt, dieprimär auf Informationsmanagement beruht und ein breites Leistungsspektrumumfasst“ (Wehrmann, 2007, p. 45 [Hervorhebung durch die Autorin]) 7 .Issues Management: Köppl gibt zu diesem Thema eine kurze Definition, die allewichtigen Bereiche umfasst: Issues Management ist die „aktive Steuerung vongesellschaftlichen, sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Themen, umdrohende Krisen abzuwenden oder Kapital aus diesen Strömungen zu schlagen“(2000, p. 28). Es geht hierbei <strong>als</strong>o zu erst einmal um die Umweltanalyse, wie sieschon u.a. Lerbinger in seinem Lebenszyklus-Modell darstellt (vgl. 4.1Intelligence und Monitoring)Somit nimmt es eine „Früherkennungs- und Frühwarnfunktion“ (Eisenegger,2005, p. 208) ein, bei der die Themen identifiziert werden sollen, die derReputation des Unternehmens schaden können und daraufhin eine geeigneteStrategie zur Beeinflussung ausgearbeitet werden soll. Des Weiteren übernimmtIssues Management eine „Gestaltungs- und Steuerungsfunktion“ (Eisenegger,2005, p. 208): „Über die Selektion von Kommunikationsereignissen“ regulierenUnternehmen „ihr Innen- und Außenverhältnis, ihre Systemgrenzen, ihre BinnenundAußenidentität, sowie ihre Handlungszwecke und -strategien“ (Eisenegger,2005, p. 208). Als letztes wird diesem <strong>Instrument</strong> noch eine „Übersetzungs- undVermittlungsfunktion“ (Eisenegger, 2005, p. 208) zugewiesen.5.2 Grassroot LobbyingGrassroots (englisch für „Bodenoberfläche, Graswurzeln“ (LEO), jedoch auch„Basis, Volk“ (Pons)) oder auch indirektes Lobbying genannt, beschreibt dieMöglichkeit, die Politik durch die Öffentlichkeit indirekt zu beeinflussen.Lerbinger formuliert dies so: „From a public affairs viewpoint, grassroots7 Vgl. dazu auch das Interview mit Bundestagsabgeordneten Schipanski im Anhang.Eine weiterführende Auseinandersetzung mit dem Thema auch im Zusammenhang mit Korruptiongibt Maras (2009, pp. 3).11


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid Schneiderlobbying is the mobilization of constituents to demonstrate public support for anorganization’s position” (2006, p. 253).Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen,denn je nachdem welche Teilöffentlichkeit man ansprechen will, gibt esverschiedene <strong>Instrument</strong>e, die man dazu verwenden kann. Im Folgenden wurdedaher eine Unterscheidung zwischen externer und interner Kommunikationgemacht.5.2.1 Externe KommunikationConstituency Building: Beim Constituency Building versucht das UnternehmenMenschen und/oder Organisationen zu finden, die für ähnliche Interesseneintreten wie das Unternehmen. Lerbinger betont: „Constituency building beginswhen an organization identifies those individu<strong>als</strong> or groups among itsstakeholders who are most likely to become politically active” (2006, p. 254).Natürlich ist darauf zu achten, dass verschieden Stakeholder auch verschiedeneInteressen verfolgen und sich dadurch für bestimmte Themen leichter rekrutierenlassen <strong>als</strong> für andere. Als Beispiel lassen sich dabei einerseits die Angestelltenanführen, welche sich leichter für Tarifverhandlungen begeistern lassen,wohingegen sich Aktionäre eher bei Besteuerungsdebatten engagieren (Lerbinger,2006, p. 254). Köppl erweitert diesen Ansatz noch um die Beziehungspflege mitNGO’s und nennt dies <strong>Public</strong> Interest Group Relations (2000, p. 28).Communication Relation: Unter Communication Relation versteht man die„Mitgestaltung und aktive Beteiligung in den sozialen, gesellschaftlichen,wirtschaftlichen und politischen Angelegenheit der Gemeinde, in der dasUnternehmen ansässig ist“ (Köppl, 2000, p. 28). Denn durch die Zusammenarbeitmit der Gemeinschaft wird mehr Verständnis für die ansässige Firma und derenHandlungsweisen aufgebaut. Die International Association for <strong>Public</strong>Participation 8 hat eine Liste von 7 Grundwerten festgelegt, die „Core Values forthe Practice of <strong>Public</strong> Participation“ (iap2 2007, Lerbinger 2006). Diese Strategieist ein zweiseitiger, symmetrischer Prozess, welcher die Entscheidungsfindungenbeeinflusst (Lerbinger, 2006, p. 53). Es geht vor allem darum, die Öffentlichkeitin Entscheidungen mit einzubeziehen, und durch viele exakte Informationen8 Die iap2 wurde 1990 gegründet und hat sich zur Aufgabe genommen die Praxis der <strong>Public</strong>Participation zu fördern und zu verbessern. Für mehr Informationen vgl. www.iap2.org12


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid SchneiderVertrauen zu schaffen. Durch dieses Vertrauen werden aber auch riskantereEntscheidungen toleriert (Lerbinger, 2006, pp. 53).Media Relations und Corporate Advertising:The three most important participant groups - interest groups, news media, andgovernment - comprise the major forces in a corporation's sociopoliticalenvironment (Lerbinger, 2006, p. 5).Da die Medien ein wichtiger Bestandteil der soziopolitischen Umwelt ist, gibt esverschiedene <strong>Instrument</strong>e die ähnlich wie das Issues Management versuchen, dieöffentlich diskutierten Themen zu beeinflussen. Jedoch geht es hierbei nicht umallgemeine Themen, sondern speziell um die Berichterstattung über dasUnternehmen selbst. Hierfür sind die Media Relations zuständig: Sie versucht die„Medienberichterstattung über das Unternehmen, seine Interessen und Anliegen“(Köppl, 2003, p. 36) zu steuern.Im Gegensatz dazu versucht die Corporate Advertising „klassische Werbeinstrumentezur Darstellung der Anliegen und Interessen des Unternehmens“(Köppl, 2000, p. 28) zu verwenden. Die Werbemittel werden <strong>als</strong>o nichtverwendet, um die Produkte zu vermarkten, sondern das Image des Unternehmensselbst aufzuwerten. Denn ein gutes Image steigert auch die Toleranz bei denKunden und bietet dem Unternehmen somit eine stärkere Verhandlungsbasisgegenüber der Politik.Weil Manager in marktwirtschaftlichen Systemen auch öffentliche Funktionenwahrnehmen, muß man folgern, daß die Arbeitsplätze, (…) das Wirtschaftswachstum,der Lebensstandard und die wirtschaftliche Sicherheit von uns allen inihren Händen liegen“ (Lindblom, 1980, 273). "Jeder leitende Beamte (…) wird denVertretern der Wirtschaft deswegen eine privilegierte Position einräumen. Um sichso zu verhalten, braucht er nicht bestochen, getäuscht oder gedrängt zu werden(Linblom, 1980, 277).Diese Form des Lobbying wird auch <strong>als</strong> „megaphone Lobbying” (Moloney, 1999,p. 176) bezeichnet.5.2.2 Interne KommunikationUnter interner Kommunikation sind alle Kommunikationsformen zusammengefasst,die sich auf die Mitarbeiter des Unternehmens beziehen.13


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jung, Astrid SchneiderEmployee Communications: Bei der Employee Communications geht esvorrangig darum, die interne Kommunikation aktiv mitzugestalten, um „durchArbeitszufriedenheit, Motivation und Engagement die Produktivität desUnternehmens zu steigern“ (Köppl, 2000, p. 28). Natürlich hat die Arbeitssteigerungnicht vorrangig etwas mit <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> zu tun, jedoch darf man dieWirkung von Vertrauen und Rückhalt der Mitarbeiter nicht unterschätzen. DennMitarbeiter sind gleichzeitig auch Wähler und Politiker sind auf die Wählerstimmenvieler Unternehmen angewiesen (Lindblom 1980, Köppl 2003). Ähnlichverhält es sich mit dem Volunteer Program. Hier versucht das Unternehmen „undseine Mitarbeiter bei gemeinnützigen, sozialen oder karitativen Organisationen“(Köppl, 2003, p. 36) mitzuarbeiten.Das Grassroots Lobbying wirkt <strong>als</strong>o oftm<strong>als</strong> unterstützend zu schon etabliertenAbteilungen wie u.a. dem Marketing, aber auch den Human Ressources 9 . Daherist es schwer, die <strong>Instrument</strong>e klar unter den <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> zu verorten. Doch daein gefestigtes Image und das Vertrauen aus der Öffentlichkeit sich immer positivfür ein Unternehmen auswirken, sind solche Maßnahmen auf jeden Fall imUnternehmensplan zu integrieren.6. Verständnis, Notwendigkeit und EinflussNachdem das Einflussgebiet der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> definiert worden ist, soll nun aufdie Beziehungen zwischen den gesellschaftlichen bzw. politischen Akteuren undden der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> näher eingegangen werden. Es soll die Frage nach derNotwendigkeit und Nützlichkeit von Lobbyarbeit gestellt und zuletzt die MachtundGefahrenpotentiale dieser Beziehung näher beleuchtet werden.In der wissenschaftlichen Diskussion über die Bedeutung von politischerKommunikation haben sich insgesamt drei Positionen verfestigt. So wird dieBeziehung hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Schädlichkeit, derNützlichkeit bzw. <strong>als</strong> Tauschbeziehung in der Demokratie beschrieben: Es magder Lobbyismus vielleicht eine gewisse Nützlichkeit haben, gerecht ist er nicht9 Für eine ausführliche Auflistung wie die PA die operativen Unternehmenseinheiten unterstütztvgl. Köppl, 2003, pp.3614


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jungimmer. Gerade die Zunahme des eigenständigen Lobbying kann „zu einerBenachteiligung der kleineren Unternehmen führen, die sich kein eigenes Lobbybüroleisten können." (Haacke, 2006, p. 182).Jedoch hatten früher auch kleinere Unternehmen in Verbänden keine Druckmittelgegenüber den anderen größeren Konzernen. Daher mag sich die Schädlichkeitrelativieren. Die Verstärkung bzw. die Verringerung des Einflusspotenti<strong>als</strong> vonkleineren Unternehmen ist noch nicht durch eine Studie geprüft worden.Maras geht aus ökonomischer Sicht an die Sachlage heran. Er hält den Begriff derKorruption, im Bezug auf die politische Korruption, für nicht mehr ausreichend.Zwar lassen sich viele Beamte nicht auf Korruption im engen Sinne ein. Der inden letzten Jahren aber immer intensiver gewordene Austausch von Wirtschaftund Politik sei die "Grundlage für die Beeinflussung öffentlicher Gesetzgebungsverfahrendurch private Interessenvertretungen" (Maras, 2009, p. 34). Damit istdieser "scheinhafte[r] Austauschprozess [...] in Wirklichkeit eine einseitige,illegitime Aneignung von öffentlichen Ressourcen" (Maras, 2009, p. 34,hervorgehoben vom Verfasser). Allein die Anwesenheit 1015von Lobbyistenermöglicht einen direkten Zugang zur Gestaltung eines Gesetzes. Eine indirekteEinflussnahme ist dann vielleicht sogar nicht mehr notwendig.Dies mag soweit den Tatsachen entsprechen, jedoch stellt sich auch hier die Fragenach der Größe des tatsächlichen Einflusses in der schlussendlichenGesetzgebung.Deutlich kritischer ist, dass große internationale Organisationen ein extremesKontrolldefizit aufweisen (Vaubel, 2003). Zwar trifft dies nicht auf den GesamtbereichLobbying zu, jedoch auf die großen und entscheidenden Akteure. Denn"Wo die demokratische Kontrolle versagt, haben die Interessengruppen leichtesSpiel" (Vaubel, 2003, p. 13). Problem sind hier nicht so sehr die Nebeneffekte,sondern vielmehr deren Ursache: "Eine auffällige Entwicklung des 20.Jahrhunderts […] ist die starke Expansion der internationalen Organisationen. Siewerden immer zahlreicher, sie erhalten immer mehr Kompetenzen und siebeschäftigen immer mehr Mitarbeiter" (Vaubel, 2003, p. 1).10 Manche kritisieren nicht nur die Anwesenheit sondern auch die Mitwirkung. Sie sind derMeinung "Lobbyisten sind eine systemimmanente Begleiterscheinung des wachstums- undproftigetriebenen kapitalistischen Wirtschaftsystems [...]" König, 2007, p. 15. Die Mächtigenbenutzen sie um Einzelinteressen durchzusetzen König, 2007, p. 15.


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungDem gegenüber stehen Meinungen, die den Lobbyismus eher positiv bewerten.Heins bietet eine relativ einfache Lösung des Problems an: Er trennt die negativenEffekte einfach ab und schiebt die Schuld der Politik zu.Lobbyismus sei demokratisch, denn dieser sollte „vom Klientelismus sowie vonPrivatregierungen" (Heins, 2006, p. 69) unterschieden werden. Klientelismusdefiniert er dabei wie folgt: "Klientelismus bedeutet, dass nicht Lobbyisten aktivwerden, [...] sondern umgekehrt eine unternehmerische Schicht von Politikern dieInitiative ergreift, um Beziehungen zu knüpfen und geschlossene Allianzen mitKräften der Wirtschaft zu schmieden" (Heins, 2006, p. 69)Jedoch muss gesagt werden, dass hier das Problem nur sprachlich und nichttatsächlich gelöst wird. Und sein „Klientelismus“ kann durchaus (un)beabsichtigteNebenwirkung von Lobbyarbeit sein.Auch vertreten manche die These, dass die schlechten Nebeneffekte nur vonlaienhaften, unprofessionellen Lobbyisten verursacht werden. Die eigentlicheLobbyarbeit gerate deswegen in ein f<strong>als</strong>ches Licht; so van Schendelen: "Dienegativen Nebeneffekte für die Demokratie werden zumeist von den passiven,zufällig agierenden und laienhaften Interessengruppen verursacht und nur seltenvon den aktiven, etablierten und professionellen Lobbyisten. Erstere überlassendie Arena anderen, agieren nach dem Motto 'Alles oder Nichts' und sind schlechtvorbereitet" (van Schendelen, 2006, p. 158).Kritisch hervorzuheben ist <strong>als</strong>o, dass auch „laienhafter“ Lobbyismus ein Teil vonLobbyismus ist und sich somit nicht so einfach voneinander abgrenzen lässt.Teilweise gegensätzlich steht dazu die Meinung von Kappeler: Er geht davon aus,dass die Politik nicht direkt dem Allgemeinwohl diene, "auch politisch Tätigehaben Eigeninteressen, wie Marktteilnehmer" (Kappeler, 2010, p. 2). Folglichgeht es hier stets um einen Interessensabgleich zwischen den einzelnen Akteuren.Gerade hier sei der Lobbyismus besonders nützlich, denn "Die Nützlichkeit derLobbyisten ist es, dieses Spiel nach außen zur 'zivilen Gesellschaft' hin zu öffnen"(Kappeler, 2010, p. 4). Er soll dafür sorgen, dass die Politiker den Kontakt zurGesellschaft nicht verlieren und ihm nicht "'holistisch'-ideologische Entwürfe"(Kappeler, 2010, p. 4) vorziehen. Die Politiker sollen sich <strong>als</strong>o nicht vonIdeologien, denen er Unbrauchbarkeit unterstellt, in ihrer Arbeit leiten lassen,16


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jungsondern von Lobbyisten, die ihnen direkte Interessen liefern. Die Lobbyarbeitliefert ihnen direkte Interessen.Ob die Lobbyarbeit hier jedoch immer eine Kontrollfunktion wahrnehmen kannist fragwürdig. Auch kann es passieren, dass Lobbygruppen auch einfach mit denideologischen Zielen gleichgeschaltet werden. Als Beispiel können hier dieGewerkschaften im dritten Reich genannt werden.Die Mehrheit der Wissenschaftler spricht sich jedoch für die These einer herausforderndenaber nützlichen Beziehung aus. "Verbände und Lobbying zeichnensich nämlich - verkürzt formuliert - durch zwei Seiten aus, eine positive und einenegative, eine die Demokratie befördernde, eine die Demokratie herausfordernde"(Lösche, 2006, p. 54).Lobbyismus ist in dem Sinne demokratiefördernd, da Lobbyisten im NormalfallExperten in ihrem Gebiet sind. "Ministerialbürokraten und Parlamentarierbrauchen ihren Sachverstand 11 , wenn sie ein vernünftiges Gesetz oder eineVerordnung entwerfen, beraten und verabschieden wollen" (Lösche, 2006, p. 54).Da die Lobbygruppen im Gegenzug, die Ansichten und Pläne der Politiker kennenlernen, kann man hier auch von einem "Tauschgeschäft" (Lösche, 2006, pp. "55")gesprochen werden. Auch bedarf die Teilhabe in der Politik Struktur undOrganisation um die Interessen zu kanalisieren. Da die Demokratie ihreLegitimation aus dem Volk erhält, und Lobbygruppen sich auch ausunterschiedlichen Schichten und Vertretern des Volkes zusammen setzten, wirddiese Legitimation gestärkt. Zusätzlich können Verbände in Kooperation mit demStaat, diesen Entlasten. Wie es das Deutsche Institut für Normung e.V. schonheute tut. Zu guter Letzt: "Und wer von uns hätte nicht ganz spezifischeInteressen, wer wäre nicht Mitglied in einem Verein, einer Bürgerinitiative odereben in einem Verband, um seine besonderen 'Anliegen', wie es so unschönkaschierend heißt, zu verfolgen. Also: Interessen und Interessenvertretunggehören zum Alltag" (Lösche, 2006, p. 59) 12 .11 Vgl. dazu auch das Interview mit Bundestagsabgeordneten Schipanski im Anhang.12 Zum Vergleich des Selbstbild und Alltag des Lobbyismus in anderen Ländern vgl. Köppl, 2000,pp. 108.17


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jung7. <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> fünfte Gewalt?Die Buchautoren Speth und Leif sehen in der aktuellen Machtbeziehung vonLobbyismus der Verbände, PA und Politik eine äußerst bedrohliche Entwicklung.Sie erklärten den Lobbyismus auf Grund seines starken Einflusses zu einer„stillen fünften Gewalt“ (neben der Legislative, der Exekutive, der Judikative undder Presse <strong>als</strong> „vierte“ Gewalt)(Leif & Speth, 2006b; Schumacher, 2006, p. 87).So Leif und Speth: "Das Beispiel der Strompreise 13 zeigt, dass die Interessengruppenmit ihrem Lobbying zur fünften Gewalt aufgestiegen sind. Sie haben eineMacht entwickelt, der sich auch die Regierung beugt" (Leif & Speth, 2006a,p. 29).Andere Wissenschaftler halten diese Behauptung für unbegründet: "PopuläreThesen, die etwa die Übermacht organisierter Interessen <strong>als</strong> '(heimliche) fünfteGewalt in Deutschland und Europa' anprangern, entbehren für gewöhnlich derempirischen Untermauerung oder der Beweise für spektakuläre Durchsetzungserfolgeoder illegitime Machenschaften, die den Prozess der politischen Willensbildungdauerhaft und systematisch verzerren könnten." (Schmedes, 2010, p. 25).Wie steht es <strong>als</strong>o um den Lobbyismus <strong>als</strong> fünfte Gewalt?7.1 Aktuelle DiskussionFür die Position einer „fünften Gewalt“ spricht, dass Verbände im Auftrag ihrerMitglieder handeln. Sie sind Teil des demokratischen Systems. Und treten <strong>als</strong>Mittler zwischen Wirtschaft, der Politik, anderen Verbänden und ihren eigenenMitgliedern auf. Da die Demokratie ihre Macht aus einer größt möglicherBeteiligung der gesellschaftlichen Gruppen nimmt, "[…] ist es durchaus nichtf<strong>als</strong>ch, von den Verbänden <strong>als</strong> einer fünften Gewalt zu sprechen." (Haacke, 2006,p. 164).Auch der Einfluss der Medien und damit auch die Möglichkeiten indirekterBeeinflussung, die sich die PA angeblich besonders zu Nutzen machen, mag13 Vgl. Vergleichender Strom-Testbericht der Stiftung Warentest 2005, Retrieved May 25, 2010,from http://www.test.de/themen/umwelt-energie/meldung/Strompreise-Hoechste-Zeit-fuer-Kontrolle-1234974-1237673 oder M. Bauchmüller, 2009, Überzogene Strompreise: Jetzt ist dieStunde des Kunden. Retrieved May 25, 2010, fromhttp://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/2.220/ueberzogene-strompreise-jetzt-ist-die-stunde-deskunden-1.128558.18


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jungindirekt für die Macht der Lobbyisten sprechen: "[…] erst in jüngster Zeit habensie durch ihre Präsenz und Performanz eine Rolle erobert, in der siegesellschaftliche Prozesse auf der individuellen wie gesamtgesellschaftlichenEbene so stark steuern, dass man von einer echten Gesellschaftstransformationsprechen kann" (Machnig, 2004, p. 19).Diesen Machtzuwachs nutzen, so die Vorwürfe, vor allem Wirtschaftsverbändeum von außen Druck auf die Politik auszuüben. Die im Auftrag von Wirtschaftsverbändenorganisierten Reform-Kampagnen werden hier <strong>als</strong> Beispiel genannt.Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ oder „Konvent für Deutschland“sind hauptsächlich von Seiten der Wirtschaft ins Leben gerufen, "Sie geben sich<strong>als</strong> Bürgerinitiativen aus und werden der Öffentlichkeit von prominenten'Botschaftern' aus Politik, Verbänden und Medien <strong>als</strong> überparteiliche undgemeinwohlfördernde Reformkräfte angepriesen" (König, 2007, p. 25).Auch wurde den Lobbygruppen schon immer ein gewisser Machteinflussunterstellt. Schon 1955 sorgte die Erscheinung des verbandskritischen Buches„Herrschaft der Verbände?“ (Eschenburg, 1955) für Diskussion 14 . Bereits dortwurden die heutigen problematischen Felder aufgezeigt. Mittlerweile hat sich derLobbyismus weiter professionalisiert und die Probleme dadurch verschärft. DazuLeif und Speth: "Die Macht der Interessengruppen war für Demokratien schonimmer eine Herausforderung. Das quantitativ zunehmende und qualitativprofessionalisierte Lobbying verschärft dieses Problem aber noch" (Leif & Speth,2006b, p. 3, hervorgehoben vom Verfasser).Ebenso halten viele Politiker und Wissenschaftler den Einfluss von Lobbyisten inder Gesetzgebung für groß genug um die These von der „fünften Gewalt“ zurechtfertigen. Denn immer wieder sollen die Verbände ihren Einfluss deutlichgemacht haben - von der Arbeit der Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände(Haacke, 2006, p. 164) bis heute. Und das komplizierte Feld der Gesundheitspolitiksoll zu bewusster Beeinflussung der Lobbyisten gerade zu einladen(Hinrichs, 2006, pp. 88–89).14 Als Überblick zur Debatte vgl. E. Grande, 2000, Verbände und Verbändeforschung inDeutschland. In W. Bührer & E. Grande (Eds.), Staatslehre und politische Verwaltung: Vol. 3.Unternehmerverbände und Staat in Deutschland (1st ed.). Baden-Baden: Nomos-Verlags-Gesellschaft.19


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungDagegen spricht, dass man die verschiedenen Politikfelder nicht immer direktmiteinander vergleichen kann. Fragwürdig ist ob der Fall „Gesundheitssystem“oder „Strompreise“ auf die gesamte Politik übertragbar ist. So gilt das„Gesundheitssystem“ in Deutschland <strong>als</strong> ein Sonderfall: "Es gibt wohl wenigeBereiche des öffentlichen Lebens, die so sehr vom Einfluss großer Lobbygruppenbeeinflusst und gesteuert werden wie das Gesundheitswesen" (Pörtner, 2004,p. 114). Jantzer verdeutlicht: „Wir haben im Gesundheitssystem einen Staat imStaate." (Jantzer, 2006, p. 236).Außerdem soll es in den letzten Jahren immer weiter zu einer Zunahme derKomplexität der politischen Entscheidungen und des Drucks auf die Politikgekommen sein (Pörtner, 2004). Die Politik sei somit auf die Lobby angewiesen:"Die Politik, geprägt durch steigende Dynamik, Erfolgs- und Legimitationsdruckgegenüber Öffentlichkeit sowie exogene Kräfte wie globale Wirtschaftszyklen,braucht den Input der Unternehmen und Verbände" (Köppl, 2003, p. 83). DieProfessionalisierung nimmt weiter zu, die Informationen der Lobbyisten werdendankbar angenommen (Speth, 2006). Durch diesen Informationseinfluss haben dieLobbygruppen zwangsläufig auch einen politischen Einfluss gewonnen.Manchmal mangelt es den Politikern auch an tiefen Einblick in die Materie, sodass sie die Lobbysprecher ganz bewusst <strong>als</strong> „Leihbeamte“ in die Kommissionenholen. Ihre Fachkenntnisse und Erfahrung sind gefragt bzw. gebraucht. Manchesehen darin jedoch "eine Entmachtung des Parlaments - das allerdings dieserEntmachtung weitgehend tatenlos zusieht" (Pörtner, 2004, p. 116). Jedoch mussdiese Unterstützung nicht immer negative bewertet werden. Denn "governmentshave often enhanced their capacity to achieve policy go<strong>als</strong> by working inconjunction with non-state actors" (Bell & Hindmoor, 2009, p. 154).Doch haben die Lobbygruppen nicht nur einen Informationseinfluss, sie nehmenauch direkt Einfluss auf die Gesetzgeber. So gibt es die 2163 (Stand: 30.04.2010)beim Bundestag eingetragenen Lobbygruppen, die ihrerseits mit Ausweisen,freien Zugang zum Bundestag haben (Bundesministerium der Justiz, 2010). Undvermutlich auch starken Einfluss auf die Abgeordneten haben könnten. Jedochsind die Zahlen mittlerweile rückläufig und die Bundesregierung hat nach scharfer20


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungPressekritik im Juli 2008 15 reagiert. Dennoch: „Eine Prüfung durch den Bundesrechnungshofergab, dass die Lobbyisten an Gesetzen mitwirkten und sogar inFührungspositionen arbeiteten“ (Lobby Control, 2009).So mag zwar einiges für den Vergleich von Leif und Speth sprechen. Jedoch gibtes auch viele stichhaltige Gegenargumente:Es haben zwar die Lobbygruppen einen Informationseinfluss gewonnen (sieheoben). Jedoch sind durch die Komplexitätszunahme nicht nur die Umständesondern sie selbst auch heterogener geworden. So gibt auch Speth zu "Dies erhöhtdie Gefahr, dass auf der europäischen Ebene der Grat der Heterogenität innerhalbder Interessengruppen noch weiter zunimmt" (Speth, 2006, p. 45). Immer mehrMitglieder fühlen sich in ihren Verbänden nicht mehr vertreten. Manche sprechendeutlichere Worte: "Der Reformbedarf ist groß und reicht an den Rand einerLegimitationskrise" (Haacke, 2006, p. 166). Von einem einheitlichen, hochkonzentrieren Verband, der die Politik <strong>als</strong> Art „fünfte Gewalt“ beeinflussen kann,scheint nichts vorhanden.Außerdem kann ein Lobbyist <strong>als</strong> einzelner nichts erreichen. Eine Lobbydurchläuft erst eine schwierige Meinungsfindung mit den anderen Beteiligten. Eineinzelnes Firmeninteresse ist kaum durchzusetzen. "Vor diesem Hintergrund wirdein Lobbyist unter dem Motto ‚Getrennt marschieren, vereint schlagen’ nur imVerbund mit Verbänden erfolgreich sein" (Leif, 2006, p. 119). So scheint <strong>als</strong>oauch die „Allmacht“ der undurchsichtigen Lobbygruppen zumindestdemokratischen Entscheidungsfindungen zu unterliegen.Manche glauben zwar an den Einfluss der Lobbygruppen halten den Vergleichmit einer „Gewalt“ aber für überzogen. Der Einfluss der Lobbygruppen sei nichtmessbar und stütze sich oft auf Einzelfälle oder Anekdoten (Schmedes, 2010,p. 25). Und tatsächlich gibt es bisher keine belastbaren empirischen Studien füreinen tatsächlichen Machteinfluss, der einer fünften Gewalt gleich kommt.Auch wird "in zahlreichen Artikeln zum Lobbyismus auf europäischer Ebene […]allein aus der quantitativen Dominanz von Wirtschaftsinteressen sowie einer stark15 Über 8.000 Protest-Mails wurden auf Aufruf von Lobby Control und Campact- an dieBundestagsabgeordneten geschickt. Auch unter Druck der Medien beschloss das Bundeskabinettdaraufhin eine Verwaltungsvorschrift für externe Mitarbeiter Lobby Control, 2009.Außerdem findet sich auf der Webseite eine Liste der aktuell beschäftigten Leihbeamten.21


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik Jungungleichgewichtig verteilten Ressourcenausstattung unterschiedlicher Interesseartenhäufig implizit, gelegentlich auch explizit auf eine auch inhaltliche Einflussdominanzgeschlossen" (Schmedes, 2010, p. 25).7.2 ResümeeDie Dynamik und Vielfalt vor allem des europäischen Systems und die situationsbezogenenBesonderheiten machen eine allgemeine Wertung sehr schwer. Voneiner „fünften Gewalt“ des Lobbyismus, die absolut gleichwertig zu den anderenvier Gewalt ist, kann aber so nicht gesprochen werden.Alternativ zu Leif und Speth müssen hier die Autoren Stephen Bell und AndrewHindmoor genannt werden. Sie begreifen die Aufgabe der Regierung aus sehrpragmatischer Sicht: "governance is being used as an alternative term formanagement or leadership" (Bell & Hindmoor, 2009, p. 149). Die Neue Macht derLobbyarbeit ist für sie eine legitime neu entstehende Form der Regierungsbeteiligung."Governments are experimenting with new ways of governing thatrequire the involvement of non-state actors" (Bell & Hindmoor, 2009, p. 153).Diese Ansichten von Bell und Hindmoor erklären den gewonnenen Machtzuwachsneutraler, begreifen ihn <strong>als</strong> notwendigen, nicht ganz so großen Teil derPolitik. Somit bieten sie sicherlich eine weniger emotionsgeladene Alternative zuder These von Leif und Speth.Der mehr oder weniger berechtigte Eindruck einer „fünften Gewalt“ maghauptsächlich durch die Intransparenz und unregulierte Mitwirkung in der Politikentstehen.Dies erkannte auch der Europäische Rat und forderte in seinen Ausschussberichtenimmer wieder: "transparency in the field of lobbying should beenhanced" (Council of Europe, 2010, p. 1). So erarbeitete er immer wiederEmpfehlungsschreiben. In seinem aktuellen äußerte sich der Ausschuss derparlamentarischen Versammlung des Europarates folgendermaßen:The Assembly is convinced that, in a democratic society, citizens are entitled toknow the identity of the lobbying organisations which influence political andeconomical decision-making and voting by members of parliament. Therefore,greater transparency of lobbying activities can make political and economicalplayers even more accountable and restore public confidence in governmentauthorities' democratic functioning (Council of Europe, 2010, p. 1).22


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid SchneiderLobbying droht nur solange die Verteilung öffentlicher Gelder zu manipulierenund die Vorstellung von Demokratie zu verfälschen solange Unwissenheitherrscht. Solange keine Transparenz besteht ist kein Wissen über die Arbeit derLobby möglich.Dabei ist Transparenz mit Sicherheit eines der besten Kontrollinstrumente, dienebenbei die Vorurteile gegenüber Lobbying reduzieren würden. Eine These voneiner fünften Gewalt wäre dann nur noch schwer haltbar.8. KritikSowohl Wehrmann <strong>als</strong> auch Köppl kritisieren die mittlerweile zum Ritusgewordenen Pflege von informellen Kontakten, denn „unter dem Aspekt derTransparenz und der demokratischen Kontrolle ist diese Form des direktenLobbying eine prekäre Angelegenheit und gilt Kritikern <strong>als</strong> inakzeptabel, nichtzuletzt, da sie zumeist abseits der Öffentlichkeit erfolgt“ (Wehrmann, 2007, p. 52;siehe auch Köppl, 2000, p. 137). Andererseits betonen sie auch, dass dieseinformelle Form bei manchen Themen unabdingbar sei, denn diese könnten „unterAusschluss der Öffentlichkeit (…) unbefangen, unideologisch und weniger parteipolitisch“(Werhmann, 2007, p. 52) erörtert werden.Pörtner nimmt in seiner Abhandlung eine andere Sichtweise ein und kritisiert anden Politikern, sie hätten ihre Aufgabe „am Gemeinwohl orientiert Politik zumachen“ (2004, p. 117) aus den Augen verloren. „Sie sind nicht dazu da,Moderatoren von Interessengruppen zu sein“ (Pörtner, 2004, p. 117), sondernsollten dazu zurückkehren die Politik aktiv zu gestalten und mit ihrenEntscheidungen „vor den Wählern (…) gerade zu stehen“ (Pörtner, 2004, p. 117).Aber die vielleicht weitreichendste Kritik liegt darin, dass es „keine Strafbarkeitvon Unternehmen (<strong>als</strong> Juristische Personen) gibt. Gerade im Hinblick aufKorruptionsgeschäfte, die zugunsten von Unternehmen eingegangen werden, istdies 'inadäquat'“ (Hetzer, 2009, p. 12).23


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Astrid Schneider9. Ausblick<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> nehmen in Unternehmen eine immer tragendere Rolle ein, da ist esnicht verwunderlich, dass sogar Spiegel-Online schreibt: „Lobbyisten bekommendie Politik, die sie wollen, sei es durch eine Parteispende, durch beharrlicheFreundlichkeit oder durch Jobangebote für nebenbei und nachher“ (Precht, 2010p. 2). Das Berufsfeld formiert sich und so ziehen auch die Universitäten mit erstenMasterstudiengängen in <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> nach 16 . Und obwohl Experten wie Köpplganz klar festlegen: „Lobbying-<strong>Instrument</strong>e sind Kommunikations-<strong>Instrument</strong>e“(Köppl, 2003, p. 221), wird dieses Thema von der Kommunikationswissenschaftwenig bis gar nicht behandelt. Zusätzlich gibt es noch wenige praxisbezogeneStudien von Wirtschaftsunternehmen, wie zum Beispiel die „Person<strong>als</strong>tudien<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong>“ der BJP Personaldepesche, welche die Gehältern, Strukturen,Einstiegsvoraussetzungen u.a. untersucht – die aktuellste ist von 2007/2008(Pötter, 2008).Das Bild der <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> hat sich im Laufe der letzten Jahre gravierendgeändert. Von Kalt, der 1994 noch vom „schlechten Image“ (p. 161) schrieb, überKöppl, der die Lobbyisten 2000 <strong>als</strong> „Mediatoren“ (p. 137) bezeichnete und siedrei Jahre später <strong>als</strong> helfende Hand den Politikern zur Seite stellte (2003, p. 21),bis zu Wehrmann, die durch die immer komplexer werdenden Problemstellungendie Unverzichtbarkeit der Lobbyisten aufzeigt:An diesem Punkt können sie auf das Know-How von Lobbyisten zurückgreifen,die ihnen die benötigten Informationen verständlich aufbereitet zur Verfügungstellen. Abgeordnete bestätigen generell die Unverzichtbarkeit der Informationenvon Interessenvertretern sowie die Wichtigkeit des Lobbyings für dierepräsentative Demokratie (2007, p. 44) 17 .Somit kann man zusammenfassend festhalten, dass sich die <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> voneinem „highly specialist subdivision of public relations“ (Moloney, 1999, p. 182)allmählich zu einer eigenständigen und wichtigen Abteilung jedes größerenUnternehmens entwickelt, welche „ein zunehmendes Gewicht bei strategischenEntscheidungen im Unternehmen [bekommt]“ (Siedentropp, 2007, p. 33).16 Als Beispiel sind hier die deutsche Universität für Weiterbildung in Berlin (DUW) oder dieHochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ) zu nennen.17 Vgl. dazu auch das Interview mit Bundestagsabgeordneten Schipanski im Anhang.24


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungAnhangInterview mit Tankred SchipanskiDer CDU-Politiker spricht über seine Arbeit <strong>als</strong>Abgeordneter und die Rolle von <strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> inseinem politischen Alltag (02.06.2010, <strong>Ilmenau</strong>).Jung: Hallo Tankred! Vielen Dank, dass du dir sokurzfristig Zeit genommen hast.Schipanski: Kein Problem. Bei mir ist kurzfristigBild 1: Tankred Schipanski istseit 2009 Abgeordneter desBundestags. Er hat das Direktmandatfür den WahlkreisGotha und Ilm-Kreis inne.(Foto: www.tankred-schipanski.de)ein Termin frei geworden. Vielleicht hast du es jamitbekommen: Ursprünglich war heute der Besuchdes Bundespräsident in <strong>Ilmenau</strong> geplant. Aber wirwissen ja was vorgefallen ist.Jung: Und da hast du jetzt nicht alles Hände voll zu tun?Schipanski: (lacht) Nein! Das wird auf anderer Ebene entschieden.Jung: Horst Köhler wollte immer ein unbequemer Präsident sein. Jemand derunliebsame Dinge anspricht. Wie zum Beispiel die Macht der Bauernlobby inEuropa. Deswegen wurde er oft kritisiert.Schipanski: Jeder hat das Recht auf seine Meinung. Ein Bundespräsident solltezu jeder Thematik eine Meinung haben. So wie die meisten Bürger. Das ist auchseine Aufgabe.Jung: Wie wägst du denn deine Entscheidungen ab? Spielt da die Lobby aucheine Rolle?Schipanski: Mir ist es wichtig meine Entscheidungen nicht einseitig zu treffen.Ich wäge immer beide Seiten ab. Man sollte einen breiten Blick haben. Gerade beihochkomplizierten Themen, können Lobbyisten mit ihrem Sachverstand weiterhelfen.25


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungJung: Aber…Schipanski: Aber auch Sachverstand ist oft einseitig. Daher ist es mir auch immersehr wichtig, einen Vertreter der Gegenseite zu hören. Oft sind die Themen sokomplex da ist sehr viel recherchieren, arbeiten aber auch zuhören angesagt.Außerdem gibt es bei jedem Gesetz eine spezielle Sachverständigenanhörung.Jung: Horst Seehofer hat zu seiner Zeit <strong>als</strong> Bundesgesundheitsminister gesagt,dass Änderungen im Gesundheitswesen auf Grund der Lobby nicht möglich sind.Hat er Recht gehabt? Bist du der Ansicht, es gibt mittlerweile noch andereProblemfelder?Schipanski: Es gibt verschiedene Problemfelder. Immer dort wo der Staat großeMengen an Geld lenkt, ist die Lobbyarbeit am stärksten. Zum Beispiel im Bereichder Energie. Gerade in der Solarindustrie erleben wir dies in Thüringengegenwärtig besonders stark. Dort haben Lobbyisten massiv Druck ausgeübt. DieThüringer Landesregierung ist diesem Druck beispielsweise erlegen.Jung: Die Autoren Thomas Leif und Rudolf Speth haben den Lobbyismus <strong>als</strong>„fünfte Gewalt“ bezeichnet. Ist dieser Vergleich zutreffend oder überzogen?Schipanski: Natürlich wollen Lobbyisten Gesetze zu ihren Gunsten beeinflussen.Aber sie mit so etwas machtvollen wie der Presse gleichzusetzen halte ich fürüberzogen.Jung: Ist ihre Arbeit vielleicht sogar nützlich?Schipanski: Ich würde eher sagen, hilfreich. Mit ihrem Sachverstand könnenLobbyisten bei der Entscheidungsfindung weiterhelfen. Wichtig ist, dass man sichjedoch nicht einseitig darauf verlassen kann. Es ist immer vorsichtig geboten.Jung: Manche haben ja eine ganz partnerschaftliche Beziehung gepflegt. Wiestehst du denn zu unserem ehemaligen Bundeskanzler, der mittlerweile fürGazprom arbeitet?Schipanski: Diesen Wechsel halte ich für nicht gut. Aber dies ist kein Phänomen,welches es nur in der SPD gibt. In der Thüringen CDU haben wir das Beispiel von26


<strong>Public</strong> <strong>Affairs</strong> <strong>als</strong> <strong>PR</strong>-<strong>Instrument</strong>Dominik JungDieter Althaus der zu Magna wechselte. Natürlich sehe ich auch, dass solcheMenschen für die Unternehmen interessant sind, da sie sehr viele politischeKontakte mitbringen. Ich persönlich bin sehr froh, beruflich unabhängig zu sein.Jung: Hältst du die aktuellen Regelungen für ausreichend, dort Problemenvorzubeugen?Schipanski: (Schweigen) - Ja. Durchaus. Jedoch gibt es immer Abgeordnete diemitdenken und die Aussagen von Lobbyisten in einer Gesamtschau bewerten undsolche, die sich einseitig leiten lassen. Auch gibt es Unternehmen, die ihreAbgeordneten direkt in das Parlament senden.Jung: Das heißt?Schipanski: VW zum Beispiel. Wie viele VW-Mitarbeiter im Bundestag saßenoder wie viele Gewerkschaftsvertreter im Parlament sitzen finde ich nicht gut.Jung: Du bist ja schon etwas rumgekommen, hast auch in Kanada gearbeitet. Wiesteht Deutschland denn im Vergleich zu anderen Ländern?Schipanski: Vom Gefühl her würde ich sagen, ist es bei uns sehr gut. Gerade inden USA wird Lobbyarbeit viel offensiver betrieben. Bei uns ist es da durchaustransparenter und nicht so undurchsichtig.Jung: Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!27


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