Seite 1 Was sind „Herzensangelegenheiten“? - FeG Castrop-Rauxel

Predigt: Klaus Kirsten Nehemia 1: Herzensangelegenheit 14.04.2013Offensichtlich ist ihm das gelungen, denn als der dieseHiobsbotschaft erhielt, schlug seine Grundüberzeugung sofortdurch und er fiel vor Gott auf die Knie, weil er von ihm allein Hilfeerwartete.1.2 Er liebte sein VolkSieh mich, deinen Diener, freundlich an und habe ein offenes Ohrfür mein Gebet! Tag und Nacht flehe ich zu dir für die Menschen,die dir dienen, dein Volk Israel!Ich bekenne dir die Sünden, die wir Israeliten gegen dich begangenhaben. Wir haben Unrecht getan; auch ich und meine Verwandtenhaben sich verfehlt. Neh 1,6Nehemia hätte auf Distanz gehen können: Was gehen mich dieZustände in Jerusalem an? Ich habe hier einen guten Job und mirgeht es gut. Er ging aber nicht auf Distanz sondern schloss sich eindas Sündenbekenntnis.Liest man das ganze Buch Nehemia, wird schnell klar: Nehemiahatte einen vorbildlichen Charakter. Zugunsten seines Volkesverzichtete er auf viele Privilegien und auf viel Geld. Er nahm esgenau mit den Geboten Gottes. Er war gar nicht der „großeSünder“, der auf Gottes Gebote pfiff und dessen Lebensführungextrem zu wünschen übrig ließ. Und doch stellte er sich in diesemGebet zusammen mit seinem Volk auf eine Stufe und bekannteseine Sünden. Warum?Dafür finde ich nur eine Erklärung: Er tat es aus Liebe zu seinemVolk. Er wollte nicht Distanz sondern Nähe, weil Liebe eben nichtDistanz sondern Nähe will. Er war nicht der große Sünder, aberohne Schuld war er auch nicht, denn kein Mensch in dieser Welt istohne Schuld vor Gott. Dies war ihm bewusst und damit fand erauch seinen Platz: Nicht auf der Seite Gottes sondern auf der Seiteder Menschen, die nun Mal trotz aller Mühe nie ohne Schuld sind.Wenn er sich auch in einigen Bereichen von anderen Israelitenunterschied, so gab es doch auch viele Gemeinsamkeiten unddiese überwogen. Und außerdem liebte er sein Volk. Daraus folgte:Seite 5

Predigt: Klaus Kirsten Nehemia 1: Herzensangelegenheit 14.04.20131.3 Er ließ die Not sein Herz treffenAls ich das hörte, setzte ich mich nieder und weinte. Tagelangtrauerte ich, fastete und flehte den Gott des Himmels an. Neh 1,4Manchmal konfrontiert uns eine einzige Nachrichtensendung mitmehr Not als wir tragen können. Wenn wir uns jede Not zu Herzennehmen, dann wird diese Not uns platt und arbeitsunfähig machen.Um überleben zu können, müssen wir uns von etlicher Notabschotten und tun das auch. In der Regel entscheiden wir sehrbewusst, was wir uns zu Herzen gehen lassen und was nicht.Vielleicht gibt es nur die einzige Ausnahme: Wenn Menschen, diewir lieben, in Not geraten, dann schlägt die Not sofort durch aufunser Herz und wir können uns dagegen nicht wehren. So geschahes bei Nehemia: Er liebte sein Volk und die Not seines Volkes trafsein Herz voll.Sicher, er hätte das verhindern können, er hätte sich distanzierenund sein eigenes Leben leben können. Aber distanziert man sichvon Menschen, die man liebt? Entweder Liebe oder Distanz. Beidesgeht nicht. Was uns zu der Frage führt: Welche Menschen liebenwir und welche Not lassen wir uns darum zu Herzen gehen? Oderanders ausgedrückt:2 Welche Not trifft unser Herz?Was den Familien – und Freundeskreis angeht, ist die Antwort klar.Aber unser Leben erschöpft sich ja nicht im Umgang mit Familieund Freunden. Wir haben ja einen Auftrag. Um es mit dem Themavom vergangenen Sonntag zu sagen: Wir haben den Auftrag, alleMenschen zur Freude des Lebens mit Gott einzuladen.Wenn wir „alle“ erreichen wollen werden wir „keinen“ erreichen,denn wir müssen auswählen. Nehemia hatte es da etwas leichterals wir, denn es ging um sein eigenes Volk und um dieGroßbaustelle Jerusalem. Wenn wir aber wie Nehemia dem großenund Ehrfurcht gebietenden Gott vertrauen, wird er uns schon klarmachen, welchen Menschen wir unsere Liebe in besonderer Weisezuwenden sollen. Für das, was Gott aussucht, werden wir genauSeite 6

Predigt: Klaus Kirsten Nehemia 1: Herzensangelegenheit 14.04.2013die richtigen Menschen sein wie Nehemia genau der richtige Mannwar, um die Lage der Menschen in Jerusalem zu ändern.Aktionen, Veränderungen, Hilfen für Menschen entstehen fastimmer dadurch, dass Gott Menschen mit einer Not konfrontiert unddiese Menschen sich diese Not aufs Herz legen lassen. Nur ein Bspaus CH 3/2013 von Bettina Becker.Seit 2001 arbeitete sie mit ihrem Mann als Evangelistin bei NeuesLeben und in diesem Zusammenhang haben wir sie bei den „Tagender Hoffnung“ kennen gelernt. Nach 6 Jahren wurde den beidenklar, dass sie nicht länger nur auf Veranstaltungen predigen sollten.Gott hatte es ihnen nachdrücklich aufs Herz gelegt mit Menschenzu leben, die Jesus nicht kennen. Aber Gott hatte in ihrem Fall keinZiel mitgeliefert. So gingen sie nach Magdeburg, weil dort einbefreundetes Ehepaar lebte. Daraus entstand inzwischen einvielfältige Tätigkeit, unter anderem auch ein Fußballclub mit dembezeichnenden Namen „1.FC Knast 09“ weil er 2009 gegründetwurde und weil die Spieler aus dem Gefängnis kommen.So war es bei den Beckers, wie wird es bei uns werden? Ich bingespannt und voller Zuversicht. Denn genau wie Nehemia und wiedie Beckers glauben auch wir an den großen und Ehrfurchtgebietenden Gott. Wie bei allen Christen, so hat Gottes Geist auchbei uns Gottes Liebe in unsere Herzen ausgegossen. Dann geht esalso „nur noch“ um drei Dinge: Um offene Ohren, um offene Augenund um den Mut, zu scheitern.2.1 Um offene Augen.Kennen Sie das: Sie haben Ihre Wohnung verlassen und fragensich zwei Blocks weiter: Habe ich abgeschlossen? Sie waren jadabei, sie hätten den Schlüssel sehen müssen. Aber Sie wissen esnicht mehr. Wir sehen viel am Tag, nehmen aber nicht alles wirklichwahr.Vielleicht nehmen Sie noch heute auf dem Nachhauseweg einenMenschen wahr, den Sie zwar schon öfter gesehen, aber niewirklich wahrgenommen haben. Vielleicht sehen Sie eine vertrauteSeite 7

Predigt: Klaus Kirsten Nehemia 1: Herzensangelegenheit 14.04.2013Situation mit neuem Blick und fragen sich: Soll ich mich an dieserStelle engagieren?2.2 Um offene Ohren.Ich meine „offene Ohren“ in dem Sinn, in dem Jesus zum Hörenaufrief: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!Mit dieser Art Ohren kann es geschehen, dass wir altbekannte undsehr vertraute Bibelworte auf einmal ganz neu hören. Oder ein Wort„krallt“ sich in unserem Kopf fest. Es kann aus der Bibel sein oderaus der Predigt oder aus einem Gespräch oder aus einem Buch.Oder es kann eine Notsituation sein, von der wir den Eindruckhaben: Sie will in unser Herz.2.3 Um Mut zum Scheitern.Den hatte Nehemia. Er hatte Mut, den König um einen Gefallen zubitten. Das hätte ihn den Kopf kosten können – wir hören amnächsten Sonntag davon. Er hätte beim Aufbau Jerusalemsscheitern können wie viele vor ihm seit 90 Jahren gescheitertwaren. Beckers hätten scheitern können oder können immer nochscheitern. Von dem Artikel über ihre Arbeit habe ich die Überschriftgeklaut „Mut zum Scheitern“.Damit ich richtig verstanden werde, betone ich: Ich rede nicht demLeichtsinn das Wort sondern dem Wagnis im Vertrauen auf dengroßen und Ehrfurcht gebietende Gott. Darum sind offene Augenund offene Ohren ein Wagnis. Wir könnten etwas sehen undkönnten etwas hören, das uns herausfordert.SchlussLassen wir uns herausfordern. Finden wir unsereHerzensangelegenheit wie Nehemia seine fand. Gehen wir es an.Seite 8