13.07.2015 Aufrufe

ERLEBNISPÄDAGOGIK (FÜR KINDER) MIT PFERDEN

ERLEBNISPÄDAGOGIK (FÜR KINDER) MIT PFERDEN

ERLEBNISPÄDAGOGIK (FÜR KINDER) MIT PFERDEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3 Erlebnispädagogik (für Kinder) mit Pferden3.1 Darstellung der PraktikumssituationMomentan bestreite ich mein einjähriges Praktikum in der Kinderreitschule NICOLEin Albisrieden.Das Team besteht aus meiner Chefin, Frau Nicole Bollier, einer Pferdepflegerin namensMarianne und zwei Praktikantinnen (Tamara & ich).Auf dem Hof hat es sieben Ponys und neun Pferde. Um den Lesefluss nicht unnötigzu stören, werde ich im weiteren Text jedoch nur noch von Pferden sprechen undnicht von Pferden und/oder Ponys.Die Kinderreitschule NICOLE bietet Ausritte, Reitstunden im Rondell, Ponystundenund eine Ponygruppe an. Die Ausritte dauern in der Regel zwei Stunden samt Pferdeputzen und satteln. In der Reitstunde im Rondell lernen die Kinder das Traben, dasSteuern des Pferdes und ein wenig galoppieren. Manchmal dürfen die Kinder auchvoltigieren. Das bedeutet Turnen auf dem Pferderücken.Das Pferd putzen, satteln, ein geführter Ausritt und danach eine kurze Theorie gehörenmit zur Ponystunde. Diese dauert entsprechend ihrem Namen eine Stunde undbesteht normalerweise aus vier Teilnehmern, es haben aber auch schon bis zusechs Kinder daran teilgenommen.Die Ponygruppe ist ähnlich aufgebaut wie die Ponystunde, dauert aber insgesamtzwei Stunden und findet nur einmal pro Woche statt. Die Gruppe besteht aus fünf bisacht Kindern.(M)ein normaler Arbeitstag beginnt um 9.00Uhr. Zuerst führen meine zwei Arbeitskolleginnenund ich die Pferde und Ponys hinaus. Je nachdem, wie das Wetter ist,kommen die Tiere auf die Weiden oder Paddocks.Anschliessend füttern wir sie und füllen - falls nötig - die Wassereimer auf. Dannwerden die Boxen gemistet, neu eingestreut und Stroh und Kraftfutter bereitgestellt,der Stall gewischt und die Futtertonnen wieder mit Futter aufgefüllt. Nachdem wir umca. 11.45 Uhr die Pferde erneut füttern und die Pferdeäpfel zusammenrechen, sindwir um etwa 12.30 Uhr fertig und haben dann eine Stunde Mittagspause.Während des Mittagessens wird über Privates aber auch über alltägliche und wenigeralltägliche Situationen bei der Arbeit gesprochen. Bei diesem Austausch wird vielgelacht. Dieses Zusammensein hilft auch Frust abzubauen und andererseits schwierigeSituationen – zum Beispiel mit den Kindern – zu besprechen und so evtl. aufeinen neuen Lösungsansatz zu kommen.Nach der Mittagspause kommt die Chefin und es folgt die Besprechung für denNachmittag. So wird geklärt, wie viel Ponystunden an diesem Tag anstehen, welchesTier für welches Kind genommen wird und welche Zusatzaufgaben noch erledigtwerden müssen. Danach klären wir noch kurz, wer von uns welche Ponystundeübernimmt.Bevor die Ponystunden um 14.00 Uhr beginnen, rechen wir nochmals die Pferdeäpfelzusammen und holen dann die Pferde für den Unterricht. Als Praktikantin gebe ichnur Ponystunden bzw. führe zwischendurch auch eine Ponygruppe. Reitstunden imRondell und die zwei Stunden dauernden Ausritte für die Fortgeschrittenen liegennicht mehr in meinem Aufgabenbereich. Die teilnehmenden Kinder sind dabei im7


Schnitt zwischen 3 und 12 Jahre alt. Mit ihnen zusammen putze ich die Tiere underkläre ihnen dabei altersgerecht, weshalb wir welche Schritte genau vornehmen.Kinder, welche bereits mehrmals an den Stunden teilgenommen haben, putzen dieTiere unter unserer Aufsicht selbständig.Dann dürfen sich die Kinder auf die Pferde setzen und ich laufe zusammen mit ihnenund den Pferden am Strick spazieren. Dabei frage ich sie verschiedenes zum ThemaPferd. Die Kinder fragen auch mich, wenn sie etwas genauer wissen wollen odererzählen auch Persönliches, dass sie gerade bewegt, wie zum Beispiel, wo sie inden Ferien waren oder was sie in der Schule erlebt haben.Sobald sie ein gewisses Niveau im Reiten erreicht haben, dürfen sie auch einmalohne Strick reiten, wobei ich zu deren Sicherheit nebenan laufe. Sobald wir zurückim Stall sind, binden wir die Pferde an, satteln sie ab und gehen ins Theorieräumchen.Dort verteile ich ein Blatt mit verschiedenen Informationen und erkläre Ihnenmündlich noch mehr dazu. Das Blatt dürfen sie nachher in ihrem dafür bereitgestelltenOrdner ablegen.Wenn meine Kolleginnen oder ich nicht gerade Unterricht geben, verrichten wir kleinereArbeiten wie Wassereimer putzen usw. Gegen vier Uhr bringen wir die Pferdelangsam in die Boxen und wischen zum letzten Mal für diesen Tag die Paddocks.Um sechs Uhr, wenn die letzten Unterrichtsstunden fertig sind, putzen wir noch dasRondell, schliessen, falls kein Ausritt mehr stattfindet, die Tore und machen eineKontrollrunde in den Boxen. Dann nehmen wir die Pferdeäpfel zusammen, füllen dasWasser für die Tiere nach und decken die Pferde ab.Um 18.30 Uhr ist Feierabend. Manchmal sitzen wir dann noch ein paar Minuten zusammenund plaudern.Am Wochenende wird ebenfalls gearbeitet. Da an diesen Tagen aber meist kein Unterrichtstattfindet, schafft das eine Person problemlos alleine. Somit kommt am Wochenendeje eine von uns zum Einsatz. Das gleiche gilt für die Feiertage.Während den Schulferien finden auf der Reitschule statt der üblichen PonystundenKurse und/oder Lager für die Kinder statt. Das bedeutet für uns, dass wir unsere Arbeitdem Ferien- und Kursbetrieb anpassen und hier aktiv mithelfen.8


Abbildung 1: Theorieräumchen / 08.04.11, MélanieHartungAbbildung 2: Boxen / 08.04.11, Mélanie HartungAbbildung 3: Heiri im Paddock / 08.04.11, MélanieHartungAbbildung 4: Weiden und Paddocks / 08.04.11,Mélanie HartungAbbildung 5: Sattelkammer / 08.04.11, Mélanie HartungAbbildung 6: Zagal auf dem Paddock / 08.04.11,Mélanie Hartung9


3.2 Theorie zur ErlebnispädagogikDie Erlebnispädagogik ist ein Teilgebiet der Pädagogik. Bei diesem Gebiet steht dasLernen durch Erleben im Zentrum.Die wichtigsten Vertreter und Vordenker der Erlebnispädagogik sind die HerrenJean-Jacques Rousseau, Henry David Thoreau, Lord Baden-Powell, Kurt Hahn undFranz Pöggeler.Jean-Jacques Rousseau hat von 1712 – 1778 gelebt und war ein Genfer Schriftsteller,Philosoph, Naturforscher und Pädagoge. In seinem Buch „Emile oder über dieErziehung“ plädierte er für eine natürliche Erziehung. Das Erlebnis und die Unmittelbarkeitwaren die beiden tragenden Säulen seines Erziehungsmodelles. Damit legteer die Grundlagen der Erlebnispädagogik.Henry David Thoreau war ein amerikanischer Schriftsteller und Philosoph und lebtevon 1817 bin 1862. Ähnlich wie auch Rousseau machte er den Luxus, die Bequemlichkeit,die Technik und Zivilisation für viele Probleme in der Erziehung verantwortlich.Während zweieinhalb Jahren versuchte er in einer Blockhütte ein bedürfnislosesLeben zu führen und so die eigentlichen Lebensbedürfnisse des Menschen zu finden.In seinem Werk Walden oder ein Leben mit der Natur beschrieb er diese Zeit.Er war aber überzeugt, dass man neben dem Lernen in der Natur auch Volkshochschulenerrichten sollte.Lord Baden-Powell war ein britischer Kavallerie-Offizier, welcher von 1857 bis 1941lebte. Kurz vor seiner Pension gründete er 1907 die erste Pfadfindergruppe. SeinMotto für die Gruppe war learning by doing und wurde später in die Erlebnispädagogikübernommen. Dass man den Kindern hier gezielt Verantwortung übertrug undihnen auch etwas zutraute, war in der damaligen Gesellschaft sehr neu. Inzwischenhat diese Methode die Sozial-, Reform- und Schulpädagogik beeinflusst und wirdauch in verschiedensten Managementtrainings eingesetzt.Kurt Hahn kam 1886 in Deutschland zur Welt und starb 1974 in Salem. Obwohl erkeine eigentliche Karriere als Erzieher vorweisen konnte, wird er oft als Vater derErlebnispädagogik bezeichnet. Und dies, obwohl er Pädagogik nicht studiert hat.1941 gründete er eine Kurzschule mit erlebnispädagogischem Modellcharakter. Dabeiwar er stets bemüht, möglichst viele Jugendliche zu erreichen.Die vier Elemente seiner Erlebnistherapie waren körperliches Training, der Dienst amNächsten, Projekte mit hoher, aber erreichbarer Zielsetzung und Expeditionen, beiwelchen es neben der sportlichen Aktivität auch um lebenspraktische Alltagserfahrungenging.Franz Pöggeler lebte von 1926 bis 2009 in Deutschland und war Professor der Pädagogikmit Schwerpunkt und besonderen Verdiensten auf dem Gebiet der Erwachsenen-/Freizeit-und Erlebnispädagogik.Schon früh erkannte er die Schullastigkeit in der Pädagogik und forschte deshalbverstärkt auf dem Gebiet der ausserschulischen Jugendhilfe. Seit den sechziger Jahrenengagierte er sich unter anderem verstärkt für Jugendherbergen und hatte dabeiimmer die pädagogische Funktion im Auge. Daraus ergab sich auch ein Brücken-10


schlag zur Freizeit- und Erlebnispädagogik sowohl für Jugendliche wie auch Erwachseneund ganze Familien.Seit ein paar Jahren hat die Erlebnispädagogik immer mehr Einzug gehalten in denvielen verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, vor allem in der Jugendarbeit(Freizeitbereich).Heutzutage können die Jugendlichen, aufgrund der fortwährenden Reizüberflutung,viele Erfahrungen im Naturbereich nicht mehr so erleben und erfahren, wie es gut fürihre Entwicklung wäre. Statt ihre eigenen Erfahrungen und Abenteuer in der Natur zumachen, verbringen die Kinder und Jugendlichen immer mehr ihrer Freizeit vor demFernseher und/oder Computer. Wichtige eigene Erfahrungen werden stattdessen voneinem der vielen Fernseh- oder Filmhelden „übernommen“.Plätze, auf welchen sich die Jugendlichen in ihrer Freizeit treffen können werdenebenfalls immer knapper. Es wird immer häufiger versucht, Kinder und Jugendlichevon öffentlichen Plätzen zu vertreiben, aber gerade solche Erfahrungsräume, welcheunmittelbare, alltagsrelevante Erfahrungen ermöglichen, brauchen diese - wie bereitserwähnt - dringend für ihre Entwicklung.In der Erlebnispädagogik ist das Lernen durch Erleben ein zentraler Bestandteil, wiedas eingangs zitierte Zitat beschreibt.http://de.wikipedia.org/wiki/Erlebnisp%C3%A4dagogikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseauhttp://de.wikipedia.org/wiki/Henry_David_Thoreauhttp://de.wikipedia.org/wiki/Franz_P%C3%B6ggelerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Hahn3.2.1 Was bedeutet Erlebnispädagogik mit Pferden?Ein Unterschied zwischen Erlebnispädagogik mit Pferden und anderen erlebnispädagogischenProjekten ist, das neben dem Mensch das Pferd im Mittelpunkt des Geschehenssteht.Wenn das Pferd dabei mindestens zwei Drittel der Zeit greif- oder fühlbar ist und dieTeilnehmer sich mit der Umgebung, also zum Beispiel den Weiden, Paddocks, demStall und dem Gelände befassen, darf sich ein Projekt den Namen Erlebnispädagogikmit Pferden geben.11


3.2.2 Welches sind die Ziele der Erlebnispädagogik mit Pferden?Durch ein Erfahrung (Was hat man erlebt? Wie hat man gehandelt? Wie hat mansich dabei verhalten?) zieht jeder Jugendliche mehr oder weniger unbewusst für sichselber Erkenntnisse. Aus diesen neuen Erkenntnissen und dem bereits vorhandenenWissen bilden sich dann das Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühl, die Selbständigkeitund eine entsprechend gute Handlungskompetenz.Eine weitere wichtige Erfahrung in der Erlebnispädagogik ist das Erleben in einerGruppe. Ohne Teamgeist, gegenseitiges Vertrauen und der Fähigkeit miteinander zukommunizieren wird das Zusammenleben schwierig. Erlebnispädagogik mit Pferdenist eine Möglichkeit, diese Fähigkeiten zu erlernen.Ein grosser Vorteil von Pferden ist, dass sie die Fähigkeit besitzen, die Menschen sozu akzeptieren, wie sie sind. Ob ein Mensch behindert, dick, dünn, gross oder klein,reich oder arm ist, ist für das Pferd unwichtig. Hauptsache die Person ist ein verlässlichesGegenüber. Die Fähigkeit der Pferde, einem Menschen bedingungslos anzunehmen,erleichtert es den Kindern und Jugendlichen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken.Während der Arbeit mit den Pferden fangen die Kinder an, eine Sensibilität für ihreUmwelt zu entwickeln und erlernen dabei beiläufig wichtige Verhaltensregeln. Dassoziale Verhalten der Kinder wird verbessert, indem sie zum Beispiel lernen richtigzuzuhören, Kontakt mit anderen aufzunehmen und besser mit Konflikten umzugehen.Im Umgang mit dem Pferd müssen sie verantwortungsvolles Denken und Handelnlernen und sich und ihre Grenzen besser einschätzen. Das heisst in der Praxis, sielernen, mögliche gefährliche Situationen richtig einschätzen zu können und dafürbesorgt zu sein, dass es dem Pferd während ihrer Anwesenheit gut geht.Die Kinder sollen merken, wo ihre Grenzen sind. So ist es beispielsweise wichtig,dass ein Kind selber spürt, wenn es sich an einem Tag unsicher fühlt und deshalbbeim Reiten lieber von einer Betreuerin geführt werden möchte. Diese Erfahrung istin vielerlei Hinsicht wichtig für das Kind.Einerseits, weil es überhaupt erkennt, dass es heute nicht dazu bereit ist, selbständigzu reiten. Dann, dass es dieses Gefühl genug ernst nimmt um es der Reitlehreringegenüber auch zu äussern. Und nicht zuletzt, weil es dabei auch lernt, sich einemgewissen Gruppenzwang („Selbständig reiten ist viel cooler“) zu entziehen und stattdessenbei seinem Gefühl und seiner Entscheidung zu bleiben.Während dem Reiten wird das Körpergefühl und die Wahrnehmung verbessert sowiedie Fein- und Grobmotorik gefördert. Das ist speziell für Menschen mit einer Behinderungförderlich, aber grundsätzlich für alle Menschen gut.Zusätzlich bringt der Umgang mit dem Pferd positive Erlebnisse mit sich, was abgesehenvom Selbstbewusstsein auch weitere positive Auswirkungen hat. So verbessertsich z. B. die Konzentrationsfähigkeit, weil ein Reiter jeweils ganz präsent seinmuss und sonst riskiert, vom Pferd abgeworfen zu werden, weil sich dieses beispielsweisedurch ein nahendes Auto erschreckt.Durch gegenseitiges Helfen in der Gruppe wird das Teamwork gestärkt. Die Kindersollen sich zum Beispiel gegenseitig helfen, die Pferdehufe auszukratzen, zu satteln,auf das Pferd aufzusteigen usw.Wegen der grossen Geduld der Pferde und dem wiederum liebevollen Umgang derKinder mit diesen, nimmt das Vertrauen zwischen Pferd und Mensch stetig zu.Manchmal ist es aber auch nötig, sich gegenüber dem Pferd energisch durchzuset-12


http://www.praxis-jugendarbeit.de/jugendleiter-schulung/schulung-kooperative-abenteuerspiele.html -Erlebnispaedagogikhttp://www.praxis-jugendarbeit.de/jugendleiter-schulung/erlebnis-p.htmhttp://www.stmelf.bayern.de/hausw/management/unternehmensfuehrung/27024/http://www.gewitterziegen-bremen.de/Erlebnispaedagogik.pdfhttp://de.wikipedia.org/wiki/Erlebnisp%C3%A4dagogikhttp://www.online-seilgarten.de/blog/erklare-mir-%e2%80%93-und-ich-vergesse-336.html14


3.3 Schaffen einer optimalen Beziehung zwischen allen BeteiligtenEine gute Beziehung zwischen den Beteiligten zu schaffen, so dass sich keiner benachteiligtfühlt, ist nicht immer einfach. Man muss den Spagat zwischen den Eltern,den Kindern und den Tieren machen.Wichtig ist, dass man höflich bleibt – auch wenn man sich auch mal ärgert – und sichtrotzdem nicht beirren oder gar umstimmen lässt. (Ausser ein Einwand ist berechtigt.)Jedes Kind braucht eine individuelle Betreuung und an anderer Stelle Hilfe. Man darfes nicht drängen, soll es dafür unterstützen, wenn es bereit dafür ist, eine neue Erfahrungzu machen. Wichtig ist, dass das Kind diese positiven oder manchmal auchnegativen Erfahrungen machen kann und darf, weil diese Erfahrungen wichtig fürihre Persönlichkeit sind.Es kommt schon mal vor, dass ein Kind nicht mithelfen will, motivationslos ist oderschlechte Laune hat. Möchte es zum Beispiel das Pony nicht putzen, kann man versuchen,die Beziehung zwischen dem Tier und dem Kind auf anderem Wege herzustellen.Zum Beispiel mit dem Kind das Pferd begrüssen und es streicheln undmanchmal fängt das Kind dann plötzlich an, das Pferd auch zu putzen.Oder ich spreche ein ganz anderes Thema an als Pferde. Während meiner Tätigkeitauf dem Pferdehof habe ich die Erfahrung gemacht, dass es manchmal Wunderwirkt, wenn ich in solchen Situationen einfach einmal weg vom Thema Ponystundezu alltäglichen Themen übergehe. Ein Kind kann danach plötzlich wieder ganz präsentsein und anfangen, sich mehr einzubringen, weil es vorher noch etwas Eigenesäussern konnte.Den respektvollen Umgang zwischen Pferd und Mensch lernen die Kinder ebenfalls.„So wie ich mich gegenüber dem Pferd verhalte, so verhaltet es sich auch mir gegenüber“lernen sie meist sehr schnell. Zum respektvollen Umgang gehört aberauch, dass die Kinder lernen, sich gegenüber dem Pferd durchzusetzen und ihm zeigen,wo die Grenzen sind.Ein weiterer, ganz wichtiger Punkt bei den Kindern ist die Gefahrenwahrnehmung.Kinder können meist noch nicht richtig einschätzen, wann eine Situation gefährlich istoder noch werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass man den Kindern gerade imUmgang mit Pferden erklärt, auf was sie achten müssen und wann man besondersaufpassen muss bzw. was an der Situation denn so gefährlich ist. Zum Beispiel, dassman sich nie hinter einem Pferd aufhalten darf, weil das Pferd plötzlich ausschlagenkann. Auch hier ist es ganz wichtig, dieses Wissen zwischendurch immer wiedereinmal zu repetieren, damit die Kinder dies verinnerlichen.Verschiedene BegegnungenSeit ich auf dem Hof arbeite, hatte ich bis anhin nur einmal ein Kind, welches„schwierig“ zu erfassen war. Zu Beginn habe ich wie immer versucht, mit dem Kindins Gespräch zu kommen. Da es aber nicht auf meine Kontaktversuche reagiert hat,habe ich mich später darauf beschränkt, ihm nur noch bei heiklen Situationen klarund deutlich zu erklären, was zu tun ist, ansonsten überliess ich es dem Kind, zuentscheiden, wann es den Kontakt zu der Gruppe intensivieren wollte.Inzwischen hat dieses Kind aufgehört zu reiten, ohne dass sich etwas in seinem Verhaltengegenüber uns merklich verändert hätte. Ich denke, dies war der richtige Entscheid.Vermutlich war es noch nicht bereit oder am Reiten grundsätzlich nicht interessiert.15


Manchmal verhalten sich aber auch einfach die begleitenden Erwachsenen schwierig.Hier gilt es ruhig, aber bestimmt zu bleiben.So kommt es in letzter Zeit häufiger vor, dass ein Erwachsener das Kind bereits vorder der Ponystunde auf ein Tier setzt ohne dass wir dabei sind. Wenn wir das sehen,bestehen wir sofort darauf, dass das Kind hinuntergenommen wird, da dies viel zugefährlich ist. Weder das Kind noch die Begleitperson können das Verhalten des Tieresgenug abschätzen.Ein ziemlich unangenehmes Problem auf der Erwachsenenebene, das zwischendurchvorkommt, ist, dass die Kinder zu spät gebracht oder von zu Hause losgeschicktwerden.Dann weisen wir die Betreuungspersonen höflich aber klar darauf hin, dass wir daraufangewiesen sind, dass die Reitstunde pünktlich beginnt, weil sich sonst die folgendenKurse ebenfalls verschieben würden. Das hat dementsprechend zur Folge,dass die Ponystunde des betroffenen Kindes entweder kürzer wird oder imschlimmsten Fall gar nicht mehr stattfindet. Selbstverständlich gilt dies nicht, wennein triftiger Grund für die Verspätung besteht.Auch für das Abholen der Kinder sind wir auf die Verlässlichkeit und Mitarbeit derverantwortlichen Begleitperson angewiesen. Um den aufwändigen Ablauf auf demHof nicht zu stören, können wir auf Kinder nach der Ponystunde nicht mehr aufpassen.In gewisser Weise „erziehen“ wir also nicht nur die Kinder zu einem verantwortungsvollenUmgang, sondern teilweise auch deren Begleitpersonen.3.3.1 Die verschiedenen Beziehungen untereinanderKind und PferdKinder können noch nicht wirklich gut abschätzen, wann es im Umgang mit demPferd gefährlich werden könnte. Sie verstehen erst mit der Zeit (auch durch Erfahrung),was es heisst, dass das Pferd ein Fluchttier ist. Entsprechend dem Typus desTieres ist es mehr oder weniger schreckhaft und manchmal hat es auch einfach einenschlechten Tag.Die Kinder lernen bei uns bzw. in der Erlebnispädagogik das Verhalten und die Körpersprachedes Pferdes richtig zu deuten und erlernen gleichzeitig den respektvollenUmgang mit diesem.Bedenkt man, welche Kraft in diesen Tieren steckt, kann man sich leicht vorstellen,wie einfach sie ein Kind verletzen könnten. Die Pferde treten den Kindern aber ganzunvoreingenommen und mit Neugier gegenüber und behandeln sie „mit Vorsicht“.Ähnlich wie bei Fohlen versuchen sie bei Kindern nicht, ihre Rangposition auszutesten.Bei uns Erwachsenen versuchen sie viel eher, dies mit Schnappen oder Stupsenzu tun. Trotzdem gibt es manchmal Situationen, in welchen es wichtig ist, dass auchdas Kind dem Pferd Grenzen setzt, damit dieses nicht zu übermütig wird.16


Reitlehrerin und KindMeistens hören die Kinder zu und erledigen die Arbeiten rund um das Pferd ganzsorgfältig. Wichtig ist, dass niemand anfängt herumzualbern, sonst kann das Ganzeschnell ausser Kontrolle geraten und gefährlich werden.Während den diversen Ponystunden konnte ich bereits verschiedenste Kinder beobachten.So gibt es Kinder, die sehr schwatzhaft sind und andere kaum zu Wortkommen lassen. Andere wiederum erzählen gerne von zu Hause bzw. von Geschehnissenin ihrem Umfeld. Und dann gibt es noch die Kinder, die kaum sprechenoder sogar ganz schweigen. Falls sie sich trotzdem am Kurs beteiligen und auchsonst zufrieden wirken, geht dies in Ordnung und wir warten ab, bis das Kind sichauch verbal mehr beteiligen möchte.Durch das wir bereits Kinder ab vier Jahren in den Kursen haben, kommt es natürlichauch vor, das die ganz Kleinen ihre Eltern vermissen und während dem Kurs anfangenzu weinen. Hier ist ebenfalls Geduld gefragt. Ich versuche, das entsprechendeKind mit einer Frage/Aussage abzulenken oder aufzumuntern. Mit der Zeit wird dasWeinen aber meist weniger und hört dann irgendwann ganz auf, weil die Kinder zwischenzeitlichvertrauen gefasst haben und auch bereits ein bisschen selbständigergeworden sind.Natürlich gibt es auch noch die forscheren Kinder, die z. B. beim Putzen vor lauterTatendrang ganz vergessen, wichtige Sicherheitsregeln im Umgang mit den Pferdeneinzuhalten und so auch schon mal plötzlich hinter dem Pferd stehen.Diesen Kindern muss ich immer wieder mal ins Gedächtnis rufen, dass dies sehr gefährlichist. Denn auch wenn das Pferd nicht aus Bösartigkeit ausschlägt, kann einsolcher Schlag zu ernsthaften Verletzungen führen. Ist ein Kind zu fordernd, mussman es auch schon mal bremsen und erklären, wie genau die geplante Stunde abläuft.Grundsätzlich versuche ich, es den Kindern zu überlassen, ob sie zum Beispiel alleineReiten möchten oder nicht oder miteinander abzumachen, wer welches Pferd zurPonystunde nimmt. Dies ist manchmal umständlicher, andererseits lernen sie so, ihreeigenen Entscheidungen zu treffen und sich und ihre Gefühle ernst zu nehmen. Soentsteht mit der Zeit verantwortungsvolles Handeln und Denken.Eltern und KindWie bei den Kindern gibt es auch bei den Erwachsenen diejenigen, welche eherforsch oder dann ziemlich ruhig sind und die ganze Bandbreite dazwischen.Nach meinem Dafürhalten ist es für das Kind eher schlecht, wenn es von der begleitendenPerson ständig beobachtet wird und von Aussen immer wieder (zusätzliche)Anweisungen kommen, wie es sich „richtig“ verhalten soll.Das setzt das Kind unnötig unter Druck und meist kann es sich dann gar nicht mehrrichtig konzentrieren. Ich versuche dann, die Mutter zu ignorieren und das Kind mitpositiver Rückmeldung zu bestärken.Manchmal sind auch nur die Eltern begeisterte Reiter und entscheiden deshalb überdas Kind hinweg, dass dieses Reiten lernen „darf“. Das sind aber denkbar schlechte17


Voraussetzungen für einen erfolgreichen Kurs und kommt zum Glück auch eher seltenvor.Am meisten schätzen wir deshalb, wenn die Erwachsenen die Kinder pünktlich bringenund abholen und so für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Während der Reitstundedürfen sie uns die Kinder vertrauensvoll überlassen. Selbstverständlich sindsie als passive Zuschauer herzlich willkommen.Eltern und ReitlehrerinBei meiner Arbeit ist mir aufgefallen, dass es Eltern gibt, die sehr ungeduldig undschnell irritiert sind, wenn der Ablauf nicht peinlichst genau eingehalten wird.Anderen wiederum ist das nicht so wichtig. Sie vertrauen offensichtlich darauf, dasswir Mitarbeiter selber einschätzen können, wieso der Ablauf auch einmal leicht geändertfortgesetzt wird.Dann gibt es Begleitpersonen, die ihre Schützlinge meistens zu spät bringen oder zufrüh bereits wieder da stehen, um diese abzuholen. Zum Glück sind dies meist Anfangsprobleme,welche sich mit der Zeit auflösen.Am liebsten sind mir die Erwachsenen, die sich entweder die ganze Stunde Zeitnehmen um zuzuschauen ohne sich jedoch aktiv ins Geschehen einzumischen oderdann diejenigen, welche am Schluss der Stunde pünktlich bereitstehen, um ihreSchützlinge wieder zu übernehmen, gleichzeitig aber auch genug Zeit einrechnen,damit die Kinder den Kurs in Ruhe beenden können.Die meisten Eltern, die ich kennen gelernt habe, sind früher oder später recht freundlichund geben auch mal Komplimente, was mich natürlich sehr freut.18


3.3.2 Wie sieht ein Erlebnispädagogik-Tag mit Kindern aus?Auf keinem Hof werden die Reitlektionen mit den Kindern genau gleich abgehalten.Bei manchen bestehen die Gruppen aus vier und mehr Kindern, bei anderen nehmennur bis zu drei Kinder daran teil.Die Kinder lernen, wie man das Pony putzt und richtig mit ihm umgeht. Manche dürfendann auf einen geführten Ausritt und andere machen verschiedene Übungen aufdem Pferd. Zum Beispiel Führ-, Vertrauens- und Gleichgewichtsübungen oder sieüben kleine Kunststücke.Es wird auch vermittelt, was ein Pferd isst und wo es in der Nacht schläft und auch,was es mit den Begriffen Weiden und Paddocks etc. auf sich hat. Zusätzlich erfahrensie ebenfalls, was beispielsweise der Hufschmied genau mit den Pferden macht.Ganz wichtig ist es, sie möglichst schnell auf die Gefahren im Umgang mit den Pferdenzu sensibilisieren. Dass diese erschrecken können und das bei einer solchenGrössen und Gewicht für den Menschen sehr gefährlich sein kann. Und nicht zuletztlernen die Kinder, sich gegenüber dem Pferd auch durchzusetzen.Die grosse Gemeinsamkeit ist also, dass in den Kursen das Reiten und Reiten lernennicht im Vordergrund steht, sondern dass die Teilnehmer hauptsächlich alles rundum das Pferd und dessen Pflege erlernen - und dies möglichst altersgerecht.3.3.3 Eignet sich das reitpädagogische Reiten für alle Kinder?Die Erlebnispädagogik ist sowohl für Kinder, Jugendliche als auch für Erwachse geeignet,egal ob mit oder ohne Behinderung. Kurz gesagt, für alle, die gerne einenintensiven Kontakt zu und mit den Pferden haben möchten. In der Praxis sind esmeist Kinder im Alter bis höchstens 14 Jahren.3.3.4 Wie profitieren Kinder vom reitpädagogischen Reiten?Am meisten profitieren …- Kinder und Jugendliche, welche freiwillig und mit Interesse an einem Reitunterrichtteilnehmen möchten, mit dem Ziel, nicht nur Reiten zu lernen, sondernin erster Linie das Pferd und seine Bedürfnisse richtig kennen zu lernen.- Kinder mit Behinderungen. Egal ob schwer oder leicht behindert, der Zugangzum Pferd steht allen offen.- Kinder mit Ängsten den grossen Pferden gegenüber und/oder dem Reiten.Sobald sie einen kleinen Schritt Richtung Pferd gemacht haben – wie auchimmer dieser aussieht - folgt meist bald der nächste und so weiter.- Kinder, welche sich erst schwer von der Bezugsperson lösen können. DerUmgang mit dem Pferd erleichtert anfangs die kurze Trennung und durch diepositive Erfahrung geht es nachher meist viel einfacher.19


Am wenigsten profitieren …- Kinder, welche von ihren Betreuungspersonen zum Reiten überredet oder gedrängtwerden.- Kinder, die (noch) nicht dazu bereit sind, weil sie zum Beispiel noch zu jungsind.- Kinder, die keinen Bezug zu Natur und Pferden haben und stattdessen lieberam Computer oder vor dem Fernseher sitzen.20


3.3.5 Veränderungen im Verhalten der KinderIm folgenden Text vergleiche ich das Verhalten von drei Kindern. Wie haben sie sichverhalten, als ich ihnen das erste Mal eine Pferdstunde gegeben habe und wie siehtihr Verhalten heute - nach einem halben Jahr - aus.Kind A (Ich nenne es „Anna“)In der ersten Ponystunde …Anna startet zusammen mit einem sehr gesprächigen Mädchen die erste Ponystunde.Bei dieser Konstellation war es für sie vermutlich noch schwieriger, sich selbereinzubringen. Besonders, weil Anna selber eher ruhig und schüchtern war und nochsehr an seiner Mama hing.Für mich war es nicht leicht, mit Anna ein Gespräch zu führen, weil sie nur sehr einsilbiggeantwortet hat, meist nur mit ja oder nein. Ich habe verschiedentlich versucht,sie in ein Gespräch zu verwickeln und ein Thema zu finden, bei welchem Anna mehrInteresse zeigen könnte. Meine Bemühungen wurden aber kaum von Erfolg gekrönt.Sie war weiterhin ziemlich still und zurückhaltend mir und der Gruppe gegenüber.Eines Tages, nachdem es wieder einmal die Mutter auf Französisch etwas betreffenddem Pferd gefragt hat, habe ich einfach selber darauf geantwortet. Gleichzeitig hatdie Mutter gut reagiert, und sich ruhig verhalten.Dies scheint die richtige Kombination gewesen zu sein, denn seit diesem Vorfall hatsich Anna mir und der Gruppe gegenüber immer mehr geöffnet.Nach einem halben Jahr …Inzwischen ist Anna während den Ponystunden meist recht aufgeweckt, spricht mitallen aus der Gruppe und beteiligt sich auch sonst rege am Geschehen. Anna istjetzt viel selbstsicherer geworden und auch selbständiger. Kurz gesagt, es machteinfach Spass mit ihr.Kind B (Ich nenn es „Bettina“)In der ersten Ponystunde bei mirBettina war für mich von Anfang an eine grosse Herausforderung. Sie zeigte von Beginnan eine sehr verschlossene Haltung, fast schon trotzig.Bereits wenn die Eltern versuchten, Bettina den Helm und Rückenpanzer anzuziehen,ging das Geschrei los. Wollte ich oder eine meiner Kolleginnen sie in der Reitstundebegrüssen, stand sie mit verschränkten Armen da, denn Kopf gesenkt undden Reithelm tief ins Gesicht gezogen.Zwar beteiligte sie sich ein wenig mit beim Pferde putzen, sobald sie aber auf demPferd sass, zeigte sie wieder diese verschlossene und trotzige Haltung. So kam esvor, dass ich beim Spaziergang mit den Pferden kein einziges Wort mit ihr sprechenkonnte. Während der Theorie hörte sie zwar zu, beteiligte sich aber selber überhauptnicht aktiv daran.Weil ich vermutet habe, dass es Bettina an Vertrauen und vielleicht guten Erfahrungenmit Aussenstehenden gemangelt hat, habe ich immer wieder versucht, siefreundlich und offen anzusprechen und in die Gruppe zu integrieren und ihr so zuzeigen, dass ich mich für sie interessiere. Leider hat sich ihr Verhalten mir/uns gegenübernicht verändert. Obwohl ich immer wieder den Schritt auf Bettina zumachte,hat Bettina bis am Schluss höchstens mit dem Kopf genickt, ihre abweisende Haltungblieb aber bestehen.21


Nach einem halben Jahr …Eines Tages hat mir meine Chefin mitgeteilt, dass Bettina nicht mehr kommen wird.Vielleicht war sie mit ihren knapp fünf Jahren einfach noch nicht bereit dazu. Dasssie sich während der ganzen Zeit nicht wenigstens ein bisschen geöffnet hat, findeich sehr schade.Kind C (Ich nenne es „Carla“)In der ersten Ponystunde …Carla war ebenfalls knapp fünf Jahre alt und ein wirklicher Pferdefan. Von Anfang anwar sie allen gegenüber sehr offen und aufgeweckt. Carla war auch ziemlich hart imEinstecken. Einmal, als das Pferd – auf welchem sie sass – bockte, viel sie runterund ich konnte sie im letzten Moment noch auffangen. Sie verfing sich dabei jedochin den Steigbügeln. Das schien ihr aber keinen Eindruck zu machen. Sie ist gleichwieder aufgesessen und hat ohne mit der Wimper zu zucken weiter gemacht.Andererseits liess sie sich aber sehr schnell ablenken. So hörte sie oft, während demich etwas erklärte, nicht mehr richtig zu und fragte dann etwas ganz anderes. Sielöcherte mich regelrecht mit Fragen. Ich musste deshalb besonders aufpassen, dassich nicht allzu sehr von der geplanten Stunde abwich.Mit der Zeit realisierte ich, dass sich Carla am besten konzentrieren konnte, wenn ichnur einen Teil meiner Information während dem Laufen ausführlicher erklärte bzw.abfragte und Carla danach Raum gab, ihre eigenen, unzähligen Fragen zu stellen.Als sie merkte, dass nach dem „offiziellen Teil“ noch genug Zeit für sie und ihren ungestilltenWissensdurst war, konnte sie sich bald besser zurückhalten und konzentrieren.So war es mit der Zeit doch noch möglich, dass ich ihr einerseits Neues/Wichtigesüber das Pferd vermitteln konnte und sie mit ihren Fragen andererseits auch nicht zukurz kam.Nach einem halben Jahr …Mittlerweile habe ich angefangen mit ihr das selbständige Reiten zu üben. Auch hierist sie anfangs noch etwas unkonzentriert, aber sobald ich ihr wieder in Erinnerungrufe, dass wenn sie alleine Reiten will, sie sich auch auf das Pferd konzentrieren unddie Zügel richtig halten muss, klappt es mit der Konzentration gleich besser.Ich habe Carla von Anfang an als ein sehr offenes, selbstbewusstes Kind erlebt,dass überdurchschnittlich wissbegierig und neugierig ist. Das macht das Arbeiten mitihr spannend und gleichzeitig nicht immer einfach. Bei keinem anderen Kind mussich mein Verhalten so auf eine Person abstimmen wie bei ihr. Das Arbeiten mit ihr istaber nicht nur eine grosse Herausforderung sondern eine ebenso grosse Freude.22


3.4 Aufzeigen von möglichen Lösungen und ihre PraxistauglichkeitIn diesem Abschnitt möchte ich an Hand der drei oben erwähnten Kinder Anna, Bettinaund Carla mögliche Lösungsansätze aufzeigen und auf ihre Praxistauglichkeitüberprüfen.AnnaWie beschrieben, handelte es sich bei Anna um ein eher ruhiges und schüchternesKind, welches noch sehr auf seine Mutter fixiert war. Zusätzlich kommunizierte es mitseiner Mutter nur auf Französisch, obwohl beide gut deutsch sprachen. Erschwerendkam hinzu, dass das Kind, welches mit Anna in der Gruppe war, ausgesprochen lebhaftund redselig war.Mögliche Lösungsvorschläge:1. Mir und Anna hätte es sicherlich geholfen, wenn die Mutter, sobald sie mit Annain die Ponystunde gekommen ist, Deutsch gesprochen hätte. Durch das Sprecheneiner Fremdsprache separierten sie (Anna und ihre Mutter) sich zusätzlichvon der Gruppe.2. Durch das die Mutter die Ponystunde/Anna jedes Mal begleitet hat, war Annanicht “gezwungen“, mit mir und/oder dem anderen Kind in der Gruppe Kontaktaufzunehmen. Es wäre vermutlich besser gewesen, wenn die Mutter mit der Zeitdie Ponystunde nicht mehr begleitet hätte und dem Kind so auch signalisiert hätte:Ich traue dir das zu – du kannst das!3. Hätte das andere Kind durch seine lebendige Art nicht so viel Raum eingenommen,wäre der Einstig für Anna vermutlich einfacher gewesen. Eine Möglichkeitwäre gewesen Anna in eine andere Gruppe einzuteilen.BettinaWie beschrieben, war Bettina nicht nur schweigsam, sondern wirkte mit ihrer verschlossenenArt fast trotzig. Die Eltern beschränkten sich darauf, Bettina in die Ponystundenzu bringen, ihr den Helm und Rückenpanzer anzuziehen und sie amSchluss wieder abzuholen.Mögliche Lösungsvorschläge:1. Der Einstieg von Bettina in die Ponystunde wäre vermutlich besser verlaufen,wenn das begleitende Elternteil anfangs noch die Ponystunden/ihre Tochter begleitethätte. Dadurch hätten sie als Bindeglied zwischen Bettina und mir fungierenkönnen.2. Durch das Verhalten von Bettina konnte ich überhaupt nicht einschätzen, ob undwas ihr an der Ponystunde evtl. Freude bereitet. Eine entsprechende Rückmeldungder Eltern hätte mir sicherlich geholfen und mehr Sicherheit gegeben in derArbeit mit Bettina.23


CarlaWie beschrieben, bestand die Herausforderung bei Carla darin, dass sie sehr schnellablenkbar war und ich so immer wieder gezwungen war Carla in den Ablauf zurückzu holen.Durch ihren enormen Wissensdurst, der sich nicht nur auf das Thema Ponystunde/Pferdbeschränkt hat, bestand schnell die Gefahr, dass ich den geplanten Verlauf(Information, Theorie, Reitanweisungen) nicht richtig habe vermitteln können.Mögliche Lösungsvorschläge:Carla und mir hätte es sicherlich geholfen, wenn die Möglichkeit bestanden hätte,dass wir die Ponystunde hätten verlängern können. So wäre es möglich gewesen,den Ablauf einzuhalten und gleichzeitig auf ihre unzähligen Fragen einzugehen.Die Lösungsvorschläge und Ihre Praxistauglichkeit:Ich vermute, dass die oben erwähnten Lösungsvorschläge allesamt geholfen hätten.Dies ist mir jedoch erst mit genügender Praxiserfahrung und der eingehenden Reflexionbewusst geworden. Von Seiten der Eltern ist diesbezüglich nie ein Vorschlaggekommen.24


4 Zusammenfassung4.1 Beantwortung meiner LeitfrageMit all den gesammelten Informationen und meinen entsprechenden Überlegungenversuche ich nun, meine anfangs gestellte Hauptfrage zu beantworten:Ist es möglich, mit Unterstützung von reitpädagogischen Kursen Kinder im Positivenzu fördern und zu beeinflussen?Bei jedem Kind sind die Veränderungen individuell. So habe ich die Erfahrung gemacht,dass Kinder, die anfangs eher scheu und zurückhaltend waren, mit der Zeitviel offener und selbstbewusster gegenüber der Reitlehrerin und der Gruppe aufgetretensind und sich auch zusehends besser gegenüber den Pferden durchsetzenkonnten.Ungeduldige Kinder hingegen wurden mit der Zeit geduldiger, ruhiger und lerntensich auch in der Gruppe besser einzuordnen.Unkonzentrierte Kinder lernten früher oder später, sich mehr auf das Tier und diemomentane Situation zu fokussieren.Kindern, welche sich anfangs kaum getrauten, sich den Pferden zu nähern, verlorenzusehends ihre Scheu gegenüber den Tieren.Ich bin aufgrund der oben aufgeführten Beispiele zur Überzeugung gelangt, dass esmit Unterstützung der reitpädagogischen Kurse unbedingt möglich ist, Kinder im Positivenzu fördern und zu beeinflussen.4.2 ReflexionJetzt, mit dem Ende meiner Arbeit, habe ich viel für eine weitere/nächste Arbeit gelernt.Ich bin nach wie vor zufrieden mit der Auswahl meines Themas.Leider habe ich bei meinen Recherchen im Internet und in den verschiedenen Bücherlädenfestgestellt, dass zwar für die Erlebnispädagogik viele Bücher und Informationenzur Verfügung stehen, jedoch wenig für das Teilgebiet Erlebnispädagogikmit Pferden. Das hat mich gezwungen, mir die Theorie der Erlebnispädagogik anzueignenund auf mein Thema anzupassen. Dies war sicherlich eine Erschwernis beimeiner Arbeit.Die Zusammenarbeit mit meiner Betreuungsperson war sehr positiv und Frau Bütlerkonnte mir wichtige Inputs und Anregungen für meine Arbeit gegeben.Meine Chefin konnte mir aus Zeitgründen zwar weniger bei der Theorie helfen. Durchdass sie mir aber ermöglicht hat, Ponystunden abzuhalten, konnte ich mir die ent-25


sprechende Praxis vor Ort aneignen und entsprechend mit meinem theoretischenWissen vergleichen.Für ein nächstes Mal würde ich versuchen, mir frühzeitig mehr Zeitfenster für meineArbeit zu setzen. Da ich abends nach der Arbeit meist erst um 20.10 Uhr zu Hausebin, musste ich vor allem an meinen freien Tagen an meiner Fachmaturitätsarbeitschreiben. Es war deshalb kaum möglich, die Arbeit einmal für längere Zeit (z. B.Ferien) beiseite zu legen.Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich bereits früher das Fach Pädagogik geliebthabe und die Kombination mit dem Thema Pferd, welche meine absoluten Lieblingstieresind, mir super gefallen hat. Schlussendlich war es ein körperlich und zeitlichintensives Jahr; während meinem Praktikum und der Fachmaturitätsarbeit konnte ichmir aber viel zusätzliches Wissen aneignen, für was ich sehr dankbar bin.26


5 Quellenverzeichnis5.1 Internetseitenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Erlebnisp%C3%A4dagogikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseauhttp://de.wikipedia.org/wiki/Henry_David_Thoreauhttp://de.wikipedia.org/wiki/Franz_P%C3%B6ggelerhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Hahnhttp://www.socialnet.de/rezensionen/3818.phphttp://www.reittherapeut.at/01angebote.phphttp://www.ulmehof.de/ErlebnispaedagogikmitIslandpferden.htmlhttp://user.phil-fak.uni-Duesseldorf.de/~wastl/Wastl/Erlebnispaedagogik/Prinzipien der EP.PDFhttp://www.praxis-jugendarbeit.de/jugendleiter-schulung/erlebnispaedagogik.htmlhttp://www.super-sozi.de/index.php?option=com_content&view=article&id=99&Itemid=103http://www.schumi-ak.de/Nimm_s_mit__/Erlebnispadagogik/erlebnispadagogik.htmlhttp://www.poito-online.de/?page_id=304http://www.new-institut.de/erlebnispaedagogik/definition-erlebnispaedagogik/http://www.erlebniscamp-annahuette.de/index.php/erlebnispaedagogik/definitionhttp://www.praxis-jugendarbeit.de/jugendleiter-schulung/schulung-kooperativeabenteuerspiele.html- Erlebnispaedagogikhttp://www.praxis-jugendarbeit.de/jugendleiter-schulung/erlebnis-p.htmhttp://www.stmelf.bayern.de/hausw/management/unternehmensfuehrung/27024/http://www.gewitterziegen-bremen.de/Erlebnispaedagogik.pdfhttp://de.wikipedia.org/wiki/Erlebnisp%C3%A4dagogikhttp://www.online-seilgarten.de/blog/erklare-mir-%e2%80%93-und-ich-vergesse-336.html5.2 BildquellenDie Titelbilder: www.google.chAndere Bilder: Selber gemacht am 8.04.201027


6 Urheber / Urheberin„Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur mit den aufgeführtenHilfsmittel und Personen verfasst bzw. gestaltet habe.“Mélanie Hartung28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!