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Santiago - Jakobusweg.ch

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1"1111'11,11'11'111'1'11I1111JI,IIII!I1/1/1;46471998 war der Weg von Alicante her an der Reihe. Der Weg dur<strong>ch</strong> die Man<strong>ch</strong>a,der Weg des Don Quijote, und so als irrender oder verirrter Ritter kam i<strong>ch</strong> mirau<strong>ch</strong> ab und zu vor, wenn i<strong>ch</strong> die im Führer von Jose Miguel Burgui bes<strong>ch</strong>riebenenWege ni<strong>ch</strong>t fand, da sie einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t existieren ....Do<strong>ch</strong> mit grosser Gelassenheit - erprobt auf so und so vielen Wegen in Spanien- gelangte i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Toledo. Ein grosser Wuns<strong>ch</strong> ging mir no<strong>ch</strong> in Erfüllung,als in Le6n meine Frau zu mir stiess und wir miteinander <strong>Santiago</strong> errei<strong>ch</strong>ten.1999 hatte i<strong>ch</strong> wegen einer grossen Arbeit nur 2 Wo<strong>ch</strong>en Zeit. So war nur derWeg Le6n - <strong>Santiago</strong> mögli<strong>ch</strong>. Do<strong>ch</strong> eine ganz wi<strong>ch</strong>tige Freunds<strong>ch</strong>aft begannin diesem Jahr mit meinem Freund Crist6bal - au<strong>ch</strong> er ein Pilger -, der mi<strong>ch</strong>seither mit allen mögli<strong>ch</strong>en Führern über unbekannte Wege na<strong>ch</strong> <strong>Santiago</strong>eindeckt.2000: Crist6bal und seinem Führer folgend der Weg von Madrid über Segoviaund Valladolid na<strong>ch</strong> Sahagun und weiter auf dem Camino Frances. Der Wegüber den Fuenfriapass im gut gangbaren S<strong>ch</strong>nee, alleine und begleitet nur vonRaben und Geiern während 8 Stunden.2001 war no<strong>ch</strong>mals ein Weg von der Levante her fällig. Von Valencia überAlbacete einmal mehr na<strong>ch</strong> Toledo. Die Man<strong>ch</strong>a im Vorfrühling: Die Rebenwerden ges<strong>ch</strong>nitten, arthesis<strong>ch</strong>e Brunnen gebohrt und Oliven geerntet. Wieimmer hatte i<strong>ch</strong> grosse Sehnsu<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> der mozarabis<strong>ch</strong>en Messe in der toledanis<strong>ch</strong>en Kathedrale; psalmodierend in Latein und Grie<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>. Da wird dirwieder einmal bewusst, dass "cat6Iicos" weltumspannend bedeutet.2002 wollte i<strong>ch</strong> den Weg der Levante zu einem guten Ende bringen. Toledo ­Avila - Toro - Zamoro - Leon und na<strong>ch</strong>her <strong>Santiago</strong>. Auf den Spuren der ReyesCat61icos dur<strong>ch</strong> Altkastilien auf Cafiadas und Weglein. Au<strong>ch</strong> wenn i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>onoftmals in Zamora war; dieses Freiluftmuseum der Romanik ist immer wiederpackend.2003: Crist6bal ma<strong>ch</strong>te mir ein Danaerges<strong>ch</strong>enk, den Führer für die "Ruta dela Lana" von Cuenca na<strong>ch</strong> Burgos. Wo immer i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> erkundigte, au<strong>ch</strong> beimVerfasser des Führers - die Antwort war: "Unmögli<strong>ch</strong>! Im Januar hat es zu vielS<strong>ch</strong>nee, du findest keine Unterkunft und keine Verpflegung, du wirst den Wegni<strong>ch</strong>t finden, da er ni<strong>ch</strong>t markiert ist, du hast keine Chance". Do<strong>ch</strong> wenn manmir sol<strong>ch</strong>es sagt, so wird mein Widerspru<strong>ch</strong>sgeist sehr lebendig!In 11 Tagen mars<strong>ch</strong>ierte i<strong>ch</strong> locker und glückli<strong>ch</strong> von Cuenca na<strong>ch</strong> Burgos.Der "Cafion de Caracena" allein wäre die Reise wert, und Santo Domingo deSilos ist ohnehin ein Ort meiner Sehnsu<strong>ch</strong>t.Zugegeben, ohne meinen Freund wäre der Weg s<strong>ch</strong>wieriger gewesen. Erorganisierte Unterkünfte beim turismo rural, begleitete mi<strong>ch</strong> im Geist und zweiTage au<strong>ch</strong> leibhaftig.15 Jahre lang bin i<strong>ch</strong> jetzt unterwegs na<strong>ch</strong> <strong>Santiago</strong>, zu Fuss und immer imWinter. 12'OOOkmund 1 Jahr meines Lebens habe i<strong>ch</strong> in Spanien verbra<strong>ch</strong>t.Was ist das Bleibende, was ist das Wi<strong>ch</strong>tigste?I<strong>ch</strong> denke, es sind die Begegnungen. Einige wenige Beispiele:- Zuerst die Leute links und re<strong>ch</strong>ts des Weges. Du bist klats<strong>ch</strong>nass in einerBar und der Wirt s<strong>ch</strong>iebt dir wortlos einen grossen Teller Migas neben deinWeinglas.Der Bauer in Galicia, der di<strong>ch</strong> anfleht, für seine krebskranke Frau zu beten.Im S<strong>ch</strong>neetreiben ein Mann, der di<strong>ch</strong> an sein offenes Feuer einlädt.Die Begegnung mit anderen Pilgern. Wir waren einmal 6 Pilger - Männerund Frauen aus 3 Ländern - und mars<strong>ch</strong>ierten auf der Etappe zumCebreiro. Es war ein veritabler S<strong>ch</strong>neesturm. In der Gralskir<strong>ch</strong>e desCebreiro standen wir um den Taufstein, bildeten einen Ring im Kreis unsererHände und sangen - das Salve Regina zum Beispiel. Na<strong>ch</strong> jedem lieds<strong>ch</strong>wiegen wir und hörten der Melodie na<strong>ch</strong>, die langsam verklang. Mittenin die Stille und in die Dunkelheit begann eine Frauenstimme: "Padrenuestro ... und wir fielen ein - notre Pere - Vater unser. Wir beteten das Gebet,jeder in seiner Spra<strong>ch</strong>e, und am S<strong>ch</strong>luss umarmten wir uns, Frauenund Männer. I<strong>ch</strong> habe erst da gemerkt, dass die meisten von uns nasseBacken hatten .,..Du erkennst in <strong>Santiago</strong> alle Pilger, die zu Fuss ankamen. Das sind die mitden grossen, strahlenden Augen.Sol<strong>ch</strong>e Augen hatte au<strong>ch</strong> eine junge Frau aus Argentinien, die i<strong>ch</strong> in der Pilgermesse traf. Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Beim Friedensgrussumarmten wir uns bereits, es ges<strong>ch</strong>ah eine grosse, zauberhafte und uns<strong>ch</strong>uldigeL;ebe. Es ereignete si<strong>ch</strong> weiter ni<strong>ch</strong>ts, als dass wir drei Stunden miteinanderspra<strong>ch</strong>en über die wi<strong>ch</strong>tigen Dinge im mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Leben: Träume,Tod und Leben, Ängste und vor allem über den Umstand, dass wir uns hierwunderbarerweise trafen und dass eine tiefe liebe entstand. E!:>war eine"amour fou", die Frau war so alt wie mein Sohn. Vor der nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Obradoiro-Fassadesagten wir uns dann adi6s, endgültig; wir wussten, dass. dieseine Sternstunde war ohne Fortsetzung, und uns beiden liefen die Tränen.I<strong>ch</strong> denke, bei vielen Pilgern öffnen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur die Augen, da tut si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>die Seele auf.Dieses Offen-Sein führt dann fast zwangsläufig zu einer weiteren Begegnung,zu der Begegnung mit si<strong>ch</strong> selbst. Das hat mit Esotherik gar ni<strong>ch</strong>ts zu tun.Do<strong>ch</strong> wenn du alleine und über eine längere Zeit unterwegs bist, so ist es fastsi<strong>ch</strong>er, dass du dir selbst über den Weg läufst. Jeder Mens<strong>ch</strong> trägt Hell und111'II!II",lllilIII.!. 11:''II,~IIJ11Ililll

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