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„Einführung in die Kunst von Joseph Beuys und Joel-Peter Witkin“

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verstand sich auch als Methode oder als Forschung. <strong>Beuys</strong> orientierte sich an Ste<strong>in</strong>ers„Dreigliederung des sozialen Organismus“. Diese soziale Dreigliederung beschreibt <strong>die</strong>Gr<strong>und</strong>struktur e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>in</strong> der <strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>ation der gesamtgesellschaftlichenLebensprozesse nicht zentral durch den Staat oder e<strong>in</strong>e Führungselite erfolgt, sondern <strong>in</strong> der dreiselbst verwaltete <strong>und</strong> relativ autonome Subsysteme sich gegenseitig <strong>die</strong> Waage halten. Für <strong>Beuys</strong>hieß es, <strong>die</strong> <strong>Kunst</strong> als Gestaltungsdirektive für <strong>die</strong> gesamte Gesellschaft zu bestimmen. Se<strong>in</strong>erMe<strong>in</strong>ung nach, führte der traditionelle <strong>Kunst</strong>begriff nur noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Nischenexistenz . DerGestaltungsbegriff müsse sich auf den Menschen <strong>und</strong> erst recht auf <strong>die</strong> Probleme <strong>in</strong> derGesellschaft, <strong>die</strong> nach Gestaltung verlangen, beziehen. Se<strong>in</strong> Leitspruch: „Jeder Mensch ist e<strong>in</strong>Künstler!“ wurde zum Schlachtruf se<strong>in</strong>es Programms.Kommen wir zurück zum Wärmecharakter den <strong>Beuys</strong> als existenzielles Attribut ansieht. Denn erbildet auch den Schlüssel zu e<strong>in</strong>em weiteren Material, was <strong>Beuys</strong> nutzt: ℗ Filz. Es waren <strong>die</strong>tatarischen Filzdecken, <strong>in</strong> denen der verletzte <strong>Beuys</strong> nach se<strong>in</strong>er Bergung e<strong>in</strong>gewickelt wurde. Sieschützten gegen <strong>die</strong> Kälte <strong>und</strong> auch hier war es der Wärmecharakter, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>nerhalbdessen was im Filz e<strong>in</strong>gepackt war, bee<strong>in</strong>flusste. Und es ist e<strong>in</strong> Naturprodukt, welches dem Tierentnommen <strong>und</strong> mittels Bewegung <strong>und</strong> Wärme <strong>in</strong> Form gebracht wird, um se<strong>in</strong>erseits wieder<strong>die</strong>se gespeicherte Wärme abzugeben. Unter <strong>die</strong>sen Gesichtspunkten kann auch <strong>die</strong> Installation „9Filzblöcke“ eher verstanden werden. Dabei hat <strong>Beuys</strong> abwechselnd Filz,- Eisen- <strong>und</strong> Kupferplattenübere<strong>in</strong>ander geschichtet. Wir müssen phänomenologisch an <strong>die</strong> Plastik herantreten. Wenn Filz <strong>die</strong>Wärme repräsentiert, so haben wir mit Kupfer <strong>und</strong> Eisen nicht nur e<strong>in</strong> vollkommenentgegengesetztes Material, sondern zudem auch gr<strong>und</strong>verschiedene Eigenschaften. Kupfer <strong>und</strong>Eisen haben Leitcharakter. In Verb<strong>in</strong>dung mite<strong>in</strong>ander haben wir e<strong>in</strong>en regelrechten„Wärmespeicher“, e<strong>in</strong>e Form der natürlichen Batterie. Das Metall leitet <strong>die</strong> im Filz gespeicherteWärme an <strong>die</strong> nächste weiter <strong>und</strong> lädt den Block auf. Mit <strong>die</strong>ser Batterie hätten wir <strong>die</strong>notwendige Wärme <strong>und</strong> den Gestaltungsprozess weiterzuführen. Es könnten jetzt noch zig weiterWerke untersucht werden, doch das strapaziert den Vortrag. Die gr<strong>und</strong>legende Herangehensweisean <strong>Beuys</strong>sche Plastik, Zeichnung <strong>und</strong> Installation sollte hiermit dargelegt se<strong>in</strong>. Es geht immerdarum, was sich h<strong>in</strong>ter dem D<strong>in</strong>g bef<strong>in</strong>det <strong>und</strong> wie es sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Ontologie im Zusammenhangmit dem Material zeigt. Es ist nicht zbsp das Tier Hase, was bei <strong>Beuys</strong> e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en wird, sonderndas, wofür er steht <strong>und</strong> wie se<strong>in</strong> Wesen mit den D<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> dem Material <strong>in</strong>teragiert. Erst <strong>in</strong> derGesamtschau eröffnet sich das Verständnis. Was nicht unerwähnt bleiben darf, s<strong>in</strong>d <strong>die</strong><strong>Beuys</strong>schen Aktionen. Und auch hier soll zum Schluss nur e<strong>in</strong> Beispiel herausgegriffen <strong>und</strong>11

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