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Klaus Berger, Darf man an Wunder glauben? - Alternativ-Grammatik

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<strong>Alternativ</strong>-<strong>Grammatik</strong>,"bergerwunder" - 7 -An drei Stellen unserer Erzählung also, bei den Juden, beimHaupt<strong>m<strong>an</strong></strong>n und beim Vertrauen auf die Fernheilung, akzeptiertJesus abergläubische oder allzu naive Vorstellungen, die wirkaum Glauben zu nennen wagten.Wir können dar<strong>an</strong> erkennen: Glauben ist keine Leistung, auchkein besonders klares Denken, sondern Glaube ist eine Richtung,die wir unsere Not und Verzweiflung nehmen lassen.Eine Richtung unseres Schreiens. Wir heutigen Menschen abersind oft wie altkluge Kinder, die sich immer schon selbstdie Antwort geben. Wir <strong>an</strong>geln d<strong>an</strong>n nach Glaubensvorstellungen,statt die Antwort ihm zu überlassen. Lassen wir ihndoch einfach die Mauer sein, vor der wir klagen. Wir müssenuns nichts Kluges dazu einfallen lassen. Sollten wir demHerrn nicht auch einmal Grund geben, über unseren Glauben zustaunen?Und von da aus k<strong>an</strong>n <strong>m<strong>an</strong></strong> d<strong>an</strong>n die g<strong>an</strong>ze Geschichte noch einmallesen. D<strong>an</strong>n bemerken wir, daß der Haupt<strong>m<strong>an</strong></strong>n Jesus garnicht begegnet, nur über Mittelsmänner hat er Kontakt zuihm. So ist er in der gleichen Lage wie wir. Die Menschenbei Jesus, die in seiner Nähe sind, treten für den Haupt<strong>m<strong>an</strong></strong>nein, so wie Menschen für ein<strong>an</strong>der Fürbitte leisten. Wie derheidnische Haupt<strong>m<strong>an</strong></strong>n sind wir fernen Heidenchristen dar(55)auf <strong>an</strong>gewiesen, daß Menschen uns von Jesus erzählen. Wie ersind wir durch eine Menschenkette von Zeugen mit Jesus verbunden.Zwei Formen der Nächstenliebe, g<strong>an</strong>z unauffällig nebenbeigeübt: Zeugen vermitteln, Menschen treten für ein<strong>an</strong>derein.Und wir bemerken auch diese Abweichung von der Regel solcherErzählungen: Nicht die Leute staunen über Jesus, sondernJesus staunt über ihren Glauben. Denn, wie er selbst sagt,nicht Jesus wirkt das <strong>Wunder</strong>, sondern der Glaube. Der Glaube,zu dem Jesus den Anlaß gab, er ist das wahre <strong>Wunder</strong> unddie Kraft, aus der <strong>Wunder</strong> kommen. All die Erzählungen, nachdenen Jesus sagt »Dein Glaube hat dich gerettet«, könnenbesonders in den Zeiten, in denen Jesus nicht mehr selbstauf Erden <strong>Wunder</strong> wirken k<strong>an</strong>n, den Menschen sagen, daß sienicht auf die irdische Gegenwart Jesu <strong>an</strong>gewiesen sind, sonderndaß die Kraft ihres Glaubens genügt.Denn unser Glaube ist noch immer dem des Haupt<strong>m<strong>an</strong></strong>ns ähnlich.Wir wissen über Jesus nur von ferne her einiges, auch unsereNöte sind elementar, aber auch uns sagt der Herr: Wer nichtgegen mich ist, der ist für mich. Nur die Richtung muß stimmen,die aber g<strong>an</strong>z. Wenn wir nur eine Ahnung davon haben,daß durch ihn alles gut werden k<strong>an</strong>n, wenn wir nur, wie indirektauch und über tausend Ecken vermittelt, in Berührungkommen mit ihm, d<strong>an</strong>n wird er alle unseren naiven, falschenund abergläubischen Hoffnungen <strong>an</strong>nehmen, wie sie sind. Soermuntert er uns zu dem, was wir heimlich ersehnen und ebenso oft nicht wagen, uns nicht trauen zu tun, zu einem Lebenvor seinem AngesichtWenn nur die Richtung stimmt, wenn wir nur irgendwie ahnen,daß wir uns dem Gott Jesu Christi wie einer Klagemauer näherndürfen, d<strong>an</strong>n müssen wir keine Angst mehr haben vor den<strong>an</strong>geblichen Mängeln unseres Glaubens, als wäre er nicht salonfähigoder nicht kirchlich genug. Wenn nur die Richtungstimmt, d<strong>an</strong>n gilt auch dieser Satz: Wir werden uns noch wundern,wie barmherzig Gott ist.

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