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ZUKUNFT DER VERGANGENHEIT Die Erneuerung von Gebäuden ...

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Gestaltungspreisder Wüstenrot Stiftung<strong>ZUKUNFT</strong> <strong>DER</strong><strong>VERGANGENHEIT</strong><strong>Die</strong> <strong>Erneuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong>der Baujahre 1945 bis 1979HerausgeberWüstenrot StiftungHohenzollernstraße 4571630 Ludwigsburgwww.wuestenrot-stiftung.deRedaktion und GestaltungKarl Krämer Verlag Stuttgart + ZürichDruckOffizin Ch. Scheufele, Stuttgart© Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg undKarl Krämer Verlag Stuttgart + Zürich 2012


Regionale Verteilung der zumWettbewerb eingereichten ArbeitenZukunft der Vergangenheit – <strong>Die</strong> <strong>Erneuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong> der Baujahre 1945 bis 197955175551055375Viele Städte in Deutschland befinden sich in einer Phase des Umbruchs. Siesind betroffen <strong>von</strong> vielfältigen Auswirkungen des demografischen Wandels,sie stehen im Zentrum wirtschaftsstruktureller Veränderungen, sie spiegelnkulturelle und wirtschaftliche Globalisierungsprozesse wider und sie sindeine zentrale Bezugsebene für neue Optionen und Strukturen, die sich ausdem technologischen Fortschritt und seinen Potenzialen für die räumlicheEntwicklung ergeben.Eine Phase des Umbruchs auch deshalb, weil nach langer Zeit stetigerExpansion, in der es durchgängig um die Steuerung <strong>von</strong> neuem, weiteremWachstum ging, nun in vielen Städten die Orientierung an einer nachhaltigenEntwicklung der bestehenden Strukturen im Vordergrund steht. Der BegriffNachhaltigkeit beschreibt den mit diesem Paradigmenwechsel verbundenen,veränderten Fokus so zutreffend, dass er seit einigen Jahren nahezu inflationärverwendet wird. Im Kern steht Nachhaltigkeit für ein Konzept, das nebendem schonenden Umgang mit begrenzten Ressourcen in einem übergreifendenAnsatz darauf ausgerichtet ist, zugleich ökologische, ökonomische undsoziale Ziele zu erreichen.In der Verbindung aus veränderten Rahmenbedingungen und einer Neubewertungder Entwicklungsoptionen, die auf der vorhandenen Substanz undderen Ertüchtigung beruhen, erhält der Gebäudebestand eine signifikanteBedeutung. In ökologischer Hinsicht geht es um eine umfassende energetischeOptimierung, ergänzt um die Anpassung an neue Nutzungen und Bedürfnisse,den Weiterbau kompakter Städte mit kurzen Wegen, die Schonungvorhandener Ressourcen sowie den Aufbau neuer Kreisläufe der Wiederverwertbarkeit.Unter ökonomischen Gesichtspunkten stehen die Werthaltigkeitder Vermögenswerte, die Einleitung neuer Lebenszyklen <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong> undQuartieren sowie die Stabilisierung der unter Wachstumsparametern ausgebildetenMarktprozesse bis hin zur Stärkung der Städte im interkommunalenWettbewerb um Arbeitsplätze und Steuereinnahmen im Vordergrund. Zursozialen Dimension gehören die Sicherstellung einer ausgewogenen sozialenMischung in den Städten, die Bereitstellung <strong>von</strong> Nischen und Freiräumenfür neue Entwicklungen und Nachfrage-Präferenzen, die Optimierung derEntwicklungspotenziale vorhandener Quartiere unter demografischen Gesichtspunktenund die Bewahrung der Lebensqualität, die in den vergangenenJahrzehnten geschaffen werden konnte.Der Gestaltungspreis „Zukunft der Vergangenheit – <strong>Die</strong> <strong>Erneuerung</strong> <strong>von</strong><strong>Gebäuden</strong> der Baujahre 1945 bis 1979“ zielt genau auf diese Aufgaben unddie herausragende Bedeutung, die der Gebäudebestand dieser Baujahrefür die zukünftige Entwicklung hat. <strong>Die</strong> Wüstenrot Stiftung freut sich, dassaufgrund der großen Zahl der Einsendungen und der beeindruckenden Vielfaltder Bauaufgaben aus dem Wettbewerb ein aktueller, umfassender Überblickentstanden ist. <strong>Die</strong> Dokumentation der wichtigsten Ergebnisse verdeutlichtdie damit verbundenen Herausforderungen und gibt zugleich Impulse für denUmgang mit den <strong>Gebäuden</strong> aus dieser Zeit unter dem Fokus des gebotenenRespekts vor der in dieser Zeit geschaffenen Baukultur.5167105136212 3


Der Wettbewerb<strong>Die</strong> Aufgabe Das Preisgericht <strong>Die</strong> Wettbewerbsergebnisse Preise und Auszeichnungen <strong>Die</strong> Ausstellung<strong>Die</strong> Nachkriegszeit in Deutschland war geprägt<strong>von</strong> der Beseitigung eklatanter Versorgungsdefizite,der Reparatur umfassender Kriegszerstörungenund der Herausforderung des Wiederaufbaus. DasWirtschaftswunder – der nach wenigen Jahren einsetzendeAufschwung – hielt dann weitere Bauaufgabenbereit; in Form eines modernen Weiterbausder Städte, der Integration neuer Techniken, derBewältigung einer wachsenden Motorisierung undder Ausrichtung wettbewerbsfähiger GewerbeundProduktionsstandorte.<strong>Die</strong> gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischenLeistungen, die in den Jahren 1945 bis 1979erbracht wurden, sind noch heute beeindruckend.Sie lieferten die Grundlage für den Aufbau einesmodernen Wohlfahrtsstaats, für leistungsfähigeStädte und Regionen, für ein modernes und sicheresWohnen, für den Aufstieg zu einer exportorientiertenWirtschaftsnation der ersten Kategorie.<strong>Die</strong> Wettbewerbsaufgabe zielte auf alle Formeneiner aktuellen substanziellen <strong>Erneuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong>dieser Baujahre, die sich aus Erweiterung,Neugestaltung, Umbau oder Umnutzung ergeben.Das Spektrum reichte vom Wohnungsbau über alleFormen <strong>von</strong> Büro- und Gewerbebauten, BildungsundKulturgebäude, Freizeit- und Sporteinrichtungenbis hin zu Sondernutzungen.Für die Beurteilung der eingereichten Arbeitenwaren folgende Kriterien maßgebend:• Qualität der Gestaltung• Funktionalität• Nachhaltigkeit• Einfügung in den städtebaulichen Kontext• Umgang mit historischer Bausubstanz• Nutzerakzeptanz und Partizipationsmöglichkeiten• Ökologie, Energieeffizienz, KlimaschutzProf. Max DudlerArchitekt, Berlin / Frankfurt am Main / ZürichStefan ForsterArchitekt, Frankfurt am MainStefanie FrenschArchitektin / Immobilienökonomin, BerlinPhilip KurzGeschäftsführer der Wüstenrot Stiftung,LudwigsburgVolker LindnerStadtbaurat, HertenProf. HG MerzArchitekt / Museumsplaner, Stuttgart / BerlinKarin RennerArchitektin, HamburgEingereicht werden konnten wegweisende, innovativeund nachhaltige, sowohl in der nutzerorientiertenwie auch in der ökologischen, wirtschaftlichenund sozialen Zielsetzung vorbildhaftrealisierte Baumaßnahmen, die nach dem 1. Januar2008 in Deutschland fertig gestellt wurden. Insgesamtwurden 474 Arbeiten aus dem gesamtenBundesgebiet zur Teilnahme eingesandt.Bei knapp der Hälfte der eingereichten Arbeiten(48 Prozent) handelt es sich um Solitärbauten;39 Prozent der Gebäude sind Teile eines Ensemblesund 8 Prozent stellen Sonderformen dar. Beiden Planungsaufgaben nahmen Umbauten mit47 Prozent der Einsendungen den größten Teil ein;Erweiterungen und Anbauten waren mit einemAnteil <strong>von</strong> knapp 28 Prozent vertreten; Umnutzungenmit etwa 15 Prozent und Sanierungen mit9 Prozent. Knapp zwei Drittel der Arbeiten wurden<strong>von</strong> privaten Bauherren initiiert, die übrigen Einsendungenseitens einer öffentlichen Bauherrschaft.Für die Prämierung standen als Gesamtpreissumme51 000 Euro zur Verfügung, deren Verteilungwie folgt vorgenommen wurde:• der Gestaltungspreis mit 15 000 Euro• vier Auszeichnungen mit je 6 500 Euro• vier Anerkennungen mit je 2 500 EuroAusgezeichnet wurden die Entwurfsverfasser miteiner Urkunde und einem Geldpreis sowie dieBauherren mit einer Urkunde.<strong>Die</strong> Ausstellung der Wüstenrot Stiftung gibt einenÜberblick zu den Ergebnissen des Wettbewerbs.<strong>Die</strong> nachfolgende Präsentation zeigt insgesamt22 Beispiele, bei denen das Wettbewerbsthemaganz unterschiedlich interpretiert wurde.Im ersten Teil der Ausstellung werden die neunGebäude ausführlich vorgestellt, die im Rahmendes Wettbewerbs durch das unabhängige Preisgerichtprämiert wurden. Auszüge aus dem Protokollder Preisgerichtssitzung erläutern die Entscheidungder Jury.Im zweiten Teil der Ausstellung werden 13 weiterebesonders bemerkenswerte Bauten gezeigt, diedie Vielfalt und Bandbreite der insgesamt imWettbewerb vorhandenen baulichen Lösungenabrunden.Angesichts der dabei vollbrachten quantitativenBauleistungen wird teilweise bis heute übersehen,dass auch die Baukultur in Deutschland in jenerZeit wichtige Impulse erhalten und gegeben hat.Viele Gebäude aus diesen Jahren sind aufgrundihrer funktionalen Qualität, ihrer anhaltenden Versorgungsfunktionoder ihrer baukulturellen Bedeutungauch für die Zukunft unverzichtbar. Sie stehenjedoch vor umfassenden und grundlegenden<strong>Erneuerung</strong>en. Sei es hinsichtlich eines erneuertenEnergiekonzepts, sei es in Bezug auf Anpassungenan veränderte Parameter ihrer bisherigen Nutzung(Grundrisse, Ausstattung, Wirtschaftlichkeit, innereStruktur) oder sei es, weil sie an ganz andere,neue Nutzungen angepasst werden müssen.Aufgrund der Aktualität und der Bedeutung dieserBauaufgabe hat die Wüstenrot Stiftung ihrenzehnten Gestaltungspreis dem Thema „Zukunftder Vergangenheit – <strong>Die</strong> <strong>Erneuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong>der Baujahre 1945 bis 1979“ gewidmet.Vorprüfung:Mark Arnold, Architekt, StuttgartArne Fentzloff, Architekt, StuttgartDr. Stefan Krämer, Wüstenrot Stiftung,LudwigsburgDr. Gerd Kuhn, Wohnsoziologe, TübingenAlle eingereichten Arbeiten wurden <strong>von</strong> der Jurybegutachtet. <strong>Die</strong> in der engeren Wahl verbliebenenBauten wurden darüber hinaus <strong>von</strong> denVorprüfern vor Ort besichtigt und erst danach,in einer zweiten Sitzungsphase, traf die Jury ihreendgültige Entscheidung.<strong>Die</strong> energetische Sanierung war bei den Einsendungenein durchgehender, selbstverständlicherStandard. Ein relativ hoher Anteil der Einsendungenwaren öffentliche Gebäude, insbesondereSchulen (Ganztagsschulen), Kindertagesstätten(Betreuung <strong>von</strong> Kindern unter drei Jahren),Hochschulgebäude, Schwimmbäder, Bürgerhäusersowie Kirchen (Rückbau der Sakralräume, jahreszeitlicheNutzungskonzepte).Beim Wohnungsbau waren, je nach Bauaufgabe,unterschiedliche Entwicklungen zu erkennen:Einfamilienhäuser wurden in der Regel für einegestiegene Zahl <strong>von</strong> Nutzern (Mehrgenerationen-Wohnen) oder zur Steigerung des Komfortserweitert. Bei Mehrfamilienhäusern, vor allemim Reihensiedlungsbau, wurden zunächst meistBalkone außen vorgestellt, Loggien geschlossenund neue Eingangssituationen geschaffen. Beiumfassenderen Sanierungen wurden zusätzlichdie Bäder erneuert, die Barrierefreiheit erhöht(Aufzug) sowie die Gebäude aufgestockt und/oderdie Grundrisse verändert.4 5


GESTALTUNGSPREISWohnquartier Altenhagener WegHamburgWohnquartier Altenhagener WegArchitektenSpringer Architekten, BerlinBauherrHelvetia – Schweizerische VersicherungsgesellschaftAG, Direktion für Deutschland,Frankfurt am MainStandortAltenhagener Weg, Hamburg-WandsbekFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2009Architekt der UrsprungsgebäudeAdolph K. KruseBaujahr der Ursprungsgebäude1959© Bernd Hiepe, BerlinBegründung der Jury:„<strong>Die</strong> Sanierung und Erweiterung der Wohnsiedlung inHamburg-Wandsbek aus den späten 1950er Jahrenbesticht durch ihren vorbildlichen städtebaulichenAnsatz, die gelungene Reaktion auf die Straßensituationund ihre hohe architektonische Qualität in denBestands- und Neubauten. Durch die Ertüchtigungder Bestandsgebäude, das Hinzufügen <strong>von</strong> Loggienund die teilweise Aufstockung um ein Geschoss, waseine sinnvolle Höhenentwicklung ergibt, sowie dieErgänzung mit Neubauten verfolgt das Projekt einenweitergehenden Ansatz als die reine Bestandssicherungund ist damit zukunftsweisend für das ThemaNachverdichtung. Mit der Aufwertung der öffentlichenGrünräume und der gewünschten Mischung ausSozialwohnungen und hochwertigem Wohnungsbauübernimmt die Bauherrschaft eine gesellschaftlicheVerantwortung, die Vorbildcharakter hat. Sowohl diegroße Geste als auch die Ausführung im Detail –besonders bei den Klinkerfassaden – haben die Juryüberzeugt und sie vergibt deshalb einstimmig denGestaltungspreis ‚Zukunft der Vergangenheit‘ andiesen Wettbewerbsbeitrag.“Zustand vor der Sanierung<strong>Die</strong> Wohnanlage am Altenhagener Weg im Nordosten<strong>von</strong> Hamburg gehört zu einem Quartier,das in seinen wesentlichen Teilen in den 1950erund 1960er Jahren entstand. Trotz wachsenderVermietungsschwierigkeiten und häufigerMieterwechsel, bedingt vor allem durch eine sehreinseitige Wohnungsstruktur, machte die Siedlungvor der Sanierung einen recht gepflegten Eindruck.Hier kam die Identifikation der Bewohner, einigestammen noch aus der Erbauungszeit der Häuser,mit ihrer Nachbarschaft zum Ausdruck. Auchdeswegen wurde angestrebt, trotz der erheblichenUmbauten möglichst viele Mieter in der Anlagezu halten. Ziel der Baumaßnahmen war neben derenergetischen Sanierung der Bestandsgebäude,im Rahmen einer moderaten Nachverdichtungauch größere, familiengerechte Wohnungstypenanbieten zu können. <strong>Die</strong> Architektur der in denJahren 1958 bis 1960 errichteten Siedlung warnicht besonders bedeutend. Bemerkenswert warjedoch der sehr konsequente Städtebau mit denstrikt nach den Gesichtspunkten der optimalenBesonnung diagonal auf den Grundstückenangeordneten Gebäudezeilen. Ganz offensichtlichwaren Arne Jacobsens Wohnanlagen aus den späten1940er Jahren die Vorbilder für die etwa zehnJahre später entstandene Anlage in Hamburg.Indem sich die umgebauten Bestandsobjekte unddie Neubauten auf die gleichen architektonischenWurzeln berufen, gelang es, nicht nur innerhalbder Siedlung selbst eine Geschlossenheit herzustellen,sondern auch die Einbindung der Siedlungin den weiteren Kontext des Quartiers zu wahren.<strong>Die</strong> gestalterische Angleichung der Neu- und derBestandsbauten ist sehr weitgehend. Eine signifikanteUnterscheidung bleibt so fast nur noch inder unterschiedlichen städtebaulichen Dispositionder Baukörper erkennbar. Während die bestehendenGebäude als nach Südwesten orientierte Zeilendiagonal auf dem Grundstück angeordnet sind,besetzen die Neubauten auf nahezu quadratischenLageplan© Bernd Hiepe, Berlin© Bernd Hiepe, Berlin6 7


GESTALTUNGSPREISWohnquartier Altenhagener Weg© Bernd Hiepe, BerlinGrundflächen jene verbliebenen Dreiecksflächenan den Grundstücksrändern, die zuvor als Garagenhöfegenutzt worden waren. Im Unterschiedzu den bestehenden Häusern sind die Neubautenauch mit ihren Eingängen konsequent den öffentlichenStraßen zugeordnet. Als Vorteil erwies sich,dass die Bauherrschaft sehr langfristig kalkuliert.An Stelle der sonst bei Sanierungen üblichenWärmedämmverbundsysteme konnten bei diesemProjekt eine neue Ziegelfassade vor der Dämmungund Holz-Aluminium-Fenster ausgeführt werden.Mit der Sanierung wurde der Primärenergieverbrauchund damit die CO2-Emission der bestehendenWohngebäude um gut 70 Prozent gemindert.In Neubauten und in den Aufstockungen dersüdlichen Abschnitte der Bestandsbauten wurdeninsgesamt 48 neue Wohnungen mit drei bis viereinhalbZimmern geschaffen, die das bestehendeAngebot aus 108 Zwei- bis Zweieinhalbzimmerwohnungenergänzen. Das Ziel, die hohe Qualitätder Grünflächen zwischen den Wohngebäudenauch für die nachverdichtete Siedlung zu erhalten,führte zur Verlagerung nahezu aller Stellplätze inzwei Tiefgaragen unter den Neubauten.Tatsächlich wohnen auch nach den Umbaumaßnahmenetwa 70 Prozent der Bestandsmieterweiterhin in der Siedlung. Während viele Mieterin ihre „alte“, sanierte Wohnung zurückkehren,haben einige auch das Angebot der größerenWohnungen in den Neubauten angenommen. Mitder Umsetzung der Sanierung gelang es, die altenNachbarschaften zu erhalten und die in den letzten40 Jahren gewachsene Heimat der Menschenzu bewahren. Trotz der Berufung auf die Vorbilderaus den 1950er Jahren sind die gestalterischenEingriffe in den Bestand erheblich und berührendurchaus den Charakter der Siedlung. <strong>Die</strong> atmosphärischeVeränderung ist auf den Südwestseitenmit den neuen durchlaufenden Balkonplatten undden raumhohen Fenstern besonders augenfällig.Dennoch: auch im Bild der umgebauten Häuserschwingt die Erinnerung an die Siedlung aus derWiederaufbauzeit der frühen 1960er Jahre mit.© Bernd Hiepe, BerlinErdgeschoss- und Obergeschossgrundrisse der unterschiedlichen Haustypen8 9


RSD8Stg.ET 217 STG176/ 29AUSZEICHNUNGTemporärer Amtssitz des BundesverfassungsgerichtsKarlsruheTemporärer Amtssitz des BundesverfassungsgerichtsArchitektenProf. Arno Lederer + Jórunn Ragnarsdóttir + MarcOei, Stuttgart in Zusammenarbeit mit demStaatlichen Hochbauamt Baden-BadenBauherrBundesrepublik Deutschland, vertreten durch dasBundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,vertreten durch die OberfinanzdirektionKarlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, StaatlichesHochbauamt Baden-BadenStandortRintheimer Querallee 11, Karlsruhe-WaldstadtFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekten des UrsprungsgebäudesDr. Backhaus / Dr. Brosinsky, KarlsruheBaujahr des Ursprungsgebäudes1959Zustand vor der Sanierung© Roland Halbe Fotografie, StuttgartDa im Zeitraum <strong>von</strong> 2011 bis 2014 der in den1960er Jahren erbaute Stammsitz des Bundesverfassungsgerichtsin Karlsruhe grundlegendsaniert werden muss, wurde die Einrichtungeines temporären Amtssitzes erforderlich. Für dieZwischenunterbringung wurden drei Stabsgebäudesowie das Lehrsaalgebäude der ehemaligenGeneral-Kammhuber-Kaserne in Karlsruhe-Waldstadtvorgesehen. Der vorhandene Lehrsaal wurdezu einem repräsentativen Sitzungssaal umgebautund auch der Foyerbereich und das Entreewurden im Zuge der Umnutzung neu gestaltet.Insgesamt sah die Planung für die Zwischennutzungnur minimale Eingriffe vor. Eine einfacheHolzkonstruktion, flächig beplankt, öffnet sich nuntrichterförmig, um aus Richtung des Eingangstorsden Zugang klar zu kennzeichnen. Im großen Saalwie auch im Plenarsaal des ersten Stockwerks findetsich eine Wandverkleidung in Birkenfurnier. Inden übrigen Bereichen wurden die Bestandswändevollflächig mit Gipskarton beplankt, um dahinterdie notwendige technische Ausrüstung (Kanäleund Leitungen) frei positionieren zu können. DerAbstand zur Wand wird auch für indirektes Lichtund für Nischen genutzt. Das Birkenfurnier sowieweiß lackierte Holzfaserplatten (MDF), die alsSchatullen ausgebildet sind, sorgen für eine angenehmeRaumatmosphäre.Begründung der Jury:„<strong>Die</strong> Umnutzung einer ehemaligen Kaserne zumvorübergehenden Amtssitz des Bundesverfassungsgerichtsin Karlsruhe stellt einen vorbildlichenUmgang mit der bestehenden Situation dar. Durchwenige, aber gezielte Eingriffe wurden funktional undgestalterisch hochwertige Innenräume geschaffen,die der neuen Nutzung zweifellos angemessen sind.<strong>Die</strong> umgebauten sowie neu hinzugefügten Baukörperfür den Sitzungssaal und das Empfangsgebäudebestechen durch ihre augenscheinliche Eleganz. Trotzder nur temporär vorgesehenen neuen Nutzungentstand aus Sicht des Preisgerichts eine dauerhaftanmutende Architektur. Der Nachhaltigkeitsgedankekommt bei diesem Beitrag deutlich zum Tragen.“Erdgeschoss178/274+ T 30© Roland Halbe Fotografie, Stuttgart © Roland Halbe Fotografie, Stuttgart1011


AUSZEICHNUNGReemtsma ParkHamburgReemtsma ParkArchitektenHelmut Riemann Architekten, LübeckLandschaftsarchitektenWES & Partner Schatz, Betz, Kaschke, Wehberg,Krafft Landschaftsarchitekten, HamburgBauherrGbR Reemtsma Park – Gator BeteiligungsgesellschaftmbH, HamburgStandortParkstraße 53, 55 und 57, Hamburg-OthmarschenFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2008Architekt der UrsprungsgebäudeGodber NissenBaujahre der Ursprungsgebäude1952–1954Zustand vor der Sanierung© Klaus Frahm / arturimages<strong>Die</strong> „Keimzelle“ auf dem Gelände bildet die <strong>von</strong>Martin Elsaesser 1932 errichtete Villa für den FabrikantenPhilipp F. Reemtsma und seine Familie.Nach dem Krieg wurde das avantgardistischeWohnhaus nicht wieder <strong>von</strong> der Familie bezogen,sondern <strong>von</strong> Godber Nissen umgebaut für die neueNutzung als Büro- und Casinogebäude der FirmaReemtsma. Ergänzend errichtete Nissen 1952 bis1954 auf dem Parkgrundstück den neuen Verwaltungskomplex.<strong>Die</strong> Baumasse gliederte er dabei indrei Einzelbaukörper, die mit gläsernen Verbindungsbautengekoppelt waren. Der Auftrag zumUmbau der Verwaltungsgebäude in Wohnhäuserging aus einem Wettbewerb im Jahr 2004 hervor.Haus A ist das einzige zweigeschossige Gebäudedes Nissen-Komplexes; seine schmalen Köpfe sindmit loggiaartigen Fassaden aufgelöst. In diesemHaus entstanden Maisonettes, kleine „Reihenhäuser“für Familien mit jeweils eigenem Eingang unddirekt angeschlossenen Kellerräumen. Haus B istzur Südseite durch eine gleichmäßig rhythmisierteFassade mit großen Öffnungen und ein nobles„Staffel“-Geschoss charakterisiert, während dieNordseite nach zahlreichen Umbauten wenigattraktiv wirkte. Hier wurden drei neue Treppenhäuserals vorspringende und die Länge brechendeBaukörper eingeschnitten. Nach außen zeigt sichdieser Eingriff nur bei genauerem Hinsehen, imInneren sind die Treppenhäuser mit verschiedenenFarbgebungen der Wände in Stucco-putz unterschieden.<strong>Die</strong> Geschosswohnungen orientierensich mit Wohnräumen und Essküchen nach Süden,mit Bädern und Schlafräumen nach Norden. <strong>Die</strong>besonders großzügigen Wohnungen im U-förmigenHaus C können mit benachbarten Appartementsgekoppelt werden, um Betreuung für Kinder (Aupair)oder ältere Menschen (Pflegekraft) zu ermöglichenoder auch als Mehrgenerationen-Wohnungzu dienen. Auch bei diesem Haus wurden die imOriginalentwurf enthaltenen loggiaartigen Kopfseitendurch Zurücksetzen der Fensterfassadenin den Obergeschossen zu großzügigen Loggienerweitert. <strong>Die</strong> Loggien der zum Innenhof orientiertenWohnungen hingegen treten hinter dieBestandsfassade zurück. Bei allen Häusern wurdeversucht, ein Höchstmaß an Sub stanz und der ihreigenen architektonischen Aussage – auch die infünfzig Jahren angesetzte Patina – zu erhalten undbehutsam an der Ursprungsidee Nissens orientiertweiterzuentwickeln. In diesem Sinne wurden Fensterund Türen, die Fenstereinrahmungen aus Natursteinund die Dachüberstände mit ihren grünenKupferblenden erhalten, so dass es einen genauen,oft zweiten Blick braucht, um die Veränderungenüberhaupt wahrzunehmen.© Klaus Frahm / arturimagesBegründung der Jury:„Der Reemtsma Park in Hamburg ist ein gelungenesBeispiel für den Umbau <strong>von</strong> Verwaltungsgebäudenin Wohnungen. <strong>Die</strong> vorgefundene historische Bausubstanzwurde trotz ihrer teilweisen Mängel ‚ernstgenommen‘, eine Überformung des Bestands fandnicht statt. Gut durchdacht sind die Wohnungsgrundrisseund die Neuordnung der Erschließung,durch die lange Flure vermieden werden. <strong>Die</strong> neu entstandenenWohnungen sind anspruchsvoll gestaltetund sehr gut nutzbar. <strong>Die</strong> im Zuge der Umbaumaßnahmeebenfalls neu gestalteten Freibereiche habeneine hohe Aufenthaltsqualität.“© Klaus Frahm / arturimagesGrundrisse der Häuser C, B und A12 13


AUSZEICHNUNGTageseinrichtung für KinderStuttgartTageseinrichtung für KinderArchitektenASS Planungs GmbH – Freie Architekten, StuttgartBauherrLandeshauptstadt Stuttgart, Referat WFB – Amtfür Liegenschaften und Wohnen, vertreten durchReferat T – Hochbauamt, Abteilung 65-6, StuttgartStandortFreibadstraße 86, Stuttgart-VaihingenFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekt des Ursprungsgebäudesnicht bekanntBaujahr des Ursprungsgebäudesca. 1971/72© Markus Bachmann, StuttgartBegründung der Jury:„<strong>Die</strong> Tageseinrichtung für Kinder in Stuttgart-Vaihingenist ein wichtiges und gelungenes Beispiel fürdiese Baukategorie. Das architektonische Konzept derneuen Anlage geht eine interessante Verbindungmit dem pädagogischen Konzept (‚Einstein-Konzept‘)der Kindertagesstätte ein. Mit der Fassade desBestandsgebäudes wurde sehr sensibel umgegangen,und durch den eingeschossigen Anbau RichtungSüden erfährt der Altbau eine spürbare Aufwertung.Besonders hervorzuheben sind aus der Sicht desPreisgerichts die anspruchsvolle innere Gestaltung,die vorbildliche Anbindung der Außenräume sowiedie in sich stimmigen, hervorragend gelösten Details.“© Markus Bachmann, StuttgartZustand vor der SanierungDurch veränderte Anforderungen an die Betreuungsmöglichkeitenwurden in der Tageseinrichtungfür Kinder in Stuttgart-Vaihingen zusätzlicheRäume erforderlich. Zudem entsprach das inden 1970er Jahren in Element-Systembauweiseerstellte Gebäude nicht mehr heutigen energetischenAnforderungen. Im Zuge der Sanierungwurde die Tageseinrichtung an der Südseite miteinem eingeschossigen Anbau erweitert, dereinen Mehrzweckraum, Aufenthaltsräume sowieSanitäreinrichtungen für das Personal beinhaltet.Der Bestand wurde vollständig erhalten und durchgezielte Eingriffe aufgewertet – zum einen durchLichtkuppeln für die innenliegenden Bereiche, zumanderen durch die Teilung <strong>von</strong> Räumen, um diesefunktional besser nutzen zu können. Zudem wurdenneue Möbel wie beispielsweise Garderoben,Einbauschränke und die Kücheneinrichtung eingefügt.<strong>Die</strong> Konstruktion der Erweiterung erfolgte imgleichen Raster wie der Bestand. Sie besteht auseiner massiven Bodenplatte, Stahlbetonstützenund einer massiven Decke mit Unterzügen. Au-ßen- und Innenwände wurden in Leichtbauweiseergänzt. <strong>Die</strong> Außenfassaden an der Nord- und Südseitewurden mit Putzträgerplatten verkleidet undals hinterlüftete Fassaden ausgebildet. <strong>Die</strong> OstundWestfassaden sowie die Fassade am Hof ander Nordseite wurden in Holz-Glas-Bauweise vorder bestehenden und der neuen Tragkonstruk tionausgeführt. Das Dach erhielt einen neuen Aufbauund wurde extensiv begrünt. Durch die neuenFassaden, den Dachaufbau und die Dämmmaßnahmenan der Bodenplatte konnten die Vorgaben derEnEV 2007 unterschritten werden. <strong>Die</strong> umgestaltetenFreiflächen und Terrassen verstärken dieräumlichen Bezüge <strong>von</strong> Innen und Außen. Derpädagogische Ansatz des Kindergartens („Einstein-Kita“) als ein Ort für frühe Bildung, Forschergeist,Sprachwelten und Kultur, der den Kindern eineeigenständige Entwicklung ermöglichen soll, wirdnach dem Umbau durch den reduzierten Einsatz<strong>von</strong> Materialien – weiße Gipskartonwände, Lärchenholzund Glas – zusätzlich gefördert.Erdgeschoss© Markus Bachmann, Stuttgart16 17


ANERKENNUNGPacelli Palais – AnbauMünchenPacelli Palais – AnbauArchitektenmeck architekten, Prof. Andreas Meck, OttobrunnBauherrprivatStandortGeorgenstraße 8, München-SchwabingFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekt des UrsprungsgebäudesFranz DüllBaujahr des Ursprungsgebäudes1961Begründung der Jury:„Da das Bestandsgebäude des Anbaus an das PacelliPalais aus den 1960er Jahren fast keine architektonischeQualitäten aufzuweisen hatte, wurde es bis aufden Rohbauzustand zurückgebaut und neu gestaltet.<strong>Die</strong> Materialität und Detaillierung der Fassade, dervergrößerte Eingangsbereich und die hellen Arbeitsräumeim Innern werten den Bau nun deutlich auf.Positiv im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens siehtdas Preisgericht die Tatsache, dass bei Bedarf einekomplette Wohnnutzung des Gebäudes möglich ist.Der Anschluss des neu gestalteten Baukörpers an dasneobarocke Palais ist aus Sicht der Jury nicht ganzgeglückt.“© Florian Holzherr, München© Florian Holzherr, MünchenZustand vor der SanierungDas sogenannte Pacelli Palais wurde 1880/81 <strong>von</strong>Josef Hölzle errichtet und 1900/01 im neobarockenStil umfassend umgebaut. Der straßenabgewandteGebäudetrakt wurde 1944/45 durch Bombenschwer beschädigt und in der Nachkriegszeit verändertwieder aufgebaut. 1961 wurde das Palaisauf der Nordseite um einen Anbau mit Tiefgarageerweitert. Der ursprünglich an dieser Stellegelegene historische Treppenturm wurde dabeiabgebrochen. Im Zuge einer umfassenden Sanierungdes Palais wurde auch der bislang einSchattendasein fristende rückwärtige Anbau soüberarbeitet, dass beide Gebäudeteile nun eineneue und spannungsvolle Verbindung eingehen.Der viergeschossige Anbau wurde komplett aufden Rohbauzustand zurückgeführt, statisch,brandschutztechnisch und energetisch ertüchtigtund um ein Geschoss aufgestockt. Dabei wurdezwischen dem Palais und dem Rückgebäudeein zentrales Treppenhaus mit einem Aufzugeingefügt. Als eingestellte Skulptur bindet dieneue Treppe sämtliche Geschosse des Alt- undAnbaus an. Der Innenausbau nutzt das Potenzialder Skelettbauweise und bietet Nutzungen vomEinzelbüro bis hin zum möglichen Großraum an.<strong>Die</strong> neue Fassade setzt sich in ihrer konsequentenFlächigkeit mit großflächigen Glaselementen <strong>von</strong>der plastisch gestalteten, neobarocken Altbaufassadeab. <strong>Die</strong> Materialien – dunkelgrauer Basalt,Bronze und Eiche – unterstreichen die Zurückhaltungund Eigenständigkeit des Anbaus, ohne mitdem Altbau zu konkurrieren.Längsschnitt© Florian Holzherr, München22 23


Spannseilfertigungslänge = 219440451015Pakethöhe = ca. 1741530Raffstorehöhe = 21775060Spannseilfertigungslänge = 219440451015Pakethöhe = ca. 1741530Raffstorehöhe = 21775060ANERKENNUNGWohnhaus dgj155BonnWohnhaus dgj155ArchitektenDrexler Guinand Jauslin Architekten,Frankfurt am MainBauherrenSibylle Feucht und Jürgen Starosta, BonnStandortMechenstraße 25, Bonn-KessenichFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekt der Ursprungsgebäudenicht bekanntBaujahr der Ursprungsgebäudeca. 1949, Halle: Anfang der 1950er Jahre,Lager: Mitte der 1970er JahreAus der Begründung der Jury:„Das Wohnhaus einer Künstlerin weist nach demUmbau sehr hohe innenräumliche Qualitätenauf – aus kleinteiligen Räumen ist ein großzügigerfließender und weitgehend nutzungsneutralerWohnraum geworden. Auch die Umsetzung desumfangreichen energetischen Konzepts scheint imZuge der Sanierung und des Umbaus gelungen zusein. Das Angebot der Bauherrin, den ‚Showroom‘im Erdgeschoss für interessierte Besucher zu öffnen,wird positiv beurteilt; die öffentliche Nutzung wertetdie Umgebung auf und trägt zur Akzeptanz des Projektsin der Nachbarschaft bei. <strong>Die</strong> architektonischeGestaltung der Fassaden wurde vom Preisgerichthingegen kontrovers beurteilt.“Das Mehrfamilienhaus in Bonn wurde in energetischer,funktionaler und gestalterischer Sichtkonsequent umgestaltet. Bewusst wurden jedochschützenswerte Teile der Baukonstruktion wiezum Beispiel die alte Holztreppe erhalten und indie Konzeption integriert. Zum Projektumfanggehörten Umbau und Erweiterung des Haupthauses,die Neugestaltung <strong>von</strong> Hof und Außenlagensowie der Umbau der vorhandenen Werkstatt zueinem Künstleratelier. <strong>Die</strong> Struktur des Gebäudeswurde seiner neuen Nutzung angepasst:Aus den kleinteiligen, abgeschlossenen Räumenentstand ein großzügiger fließender Wohnraum,der heutigen Ansprüchen genügt und langfristigauch für andere Wohnformen genutzt werdenkann. Hofseitig wurden Anbauten aus den 1960erJahren abgerissen, die Fassade begradigt und dieWohnfläche erweitert. <strong>Die</strong> Wohnraumerweiterungund die Dämmung der Fassade wurden durcheinen vorgefertigten Holzbau erstellt, was Vorteilefür die Bauzeit und die Präzision der Konstruktionhatte. <strong>Die</strong> Öffnungen in der Fassade berücksichtigendie solaren Einträge und die jeweiligen Raumnutzungen.So können auf der nach Südwestenorientierten Gartenseite durch große Fensterflächensolare Gewinne genutzt werden, währendsich straßenseitig die privaten Räume mit kleinerenFenstern befinden. <strong>Die</strong> Gebäudehülle wurdeumlaufend gedämmt und der Heizenergiebedarfauf 25 kWh/m 2 •a reduziert. Um die Lüftungsverlustezu verringern, den Komfort zu erhöhen undbauphysikalische Probleme zu vermeiden, wurdeeine kontrollierte Wohnungsbe- und -entlüftungeingebaut. <strong>Die</strong> Lüftungsleitungen wurden dabei indie Dämmschicht der Fassade integriert, um diestrukturellen Eingriffe in die Bausubstanz geringzu halten. Zur installierten Haustechnik gehöreneine Sole-Wasser-Wärmepumpe sowie eine solarthermischeAnlage auf dem Dach.Zustand vor der SanierungErdgeschoss und Schnitt24 25


ENGERE WAHLHörsaalgebäude der Universität Erlangen-NürnbergErlangenHörsaalgebäude der Universität Erlangen-NürnbergArchitektenSchulz & Schulz Architekten, LeipzigBauherrFreistaat Bayern, vertreten durch das StaatlicheBauamt Erlangen-Nürnberg, ErlangenStandortCauerstraße 7–9, ErlangenFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekten des UrsprungsgebäudesUniversitätsbauamt der Universität Erlangen-NürnbergBaujahr des Ursprungsgebäudes1972© Stefan Müller-Naumann, München© Stefan Müller-Naumann, München© Stefan Müller-Naumann, München© Stefan Müller-Naumann, MünchenDas Hörsaalgebäude der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wurde Anfangder 1970er Jahre in mehreren Bauabschnittenerrichtet. Der Gebäudekomplex besteht auszwei siebengeschossigen Büroriegeln und einemzweigeschossigen Versammlungsbau mit Hörsälenund Praktikumsräumen. Im Rahmen des Ausbauprogrammsfür die Technische Fakultät wurdenam Department Elektrotechnik, Elektronik undInformationstechnik (EEI) die beiden neuen StudiengängeEnergietechnik und Verkehrsleittechnikeingerichtet. Bauliche Eingriffe im Bereich derüberdeckten Erdgeschosszone schufen die hierfürerforderlichen Raumangebote und formten dieneue, identitätsstiftende Adresse des Departments.Der Umbau spiegelt die Auseinandersetzungmit dem Erbe der pragmatischen Architekturder 1970er Jahre wider, deren besondere undverborgene Qualität die strenge Ordnung und dieklare Struktur der Baukörper ist. <strong>Die</strong> Erweiterungbot die Chance, das Ensemble „weiterzubauen“und in einen zeitgemäßen Standard zu überführen.Aufgearbeitete Betonfertigteile, die freigestellteTreppe ins 1. Obergeschoss und behutsame Ausbautenschaffen zusammen mit den energetischanspruchsvollen Fassadenelementen ein zukunftsfähigesHochschulgebäude. Weithin sichtbaresZeichen ist die aus der Bestandsstruktur entwickelteFassade, die die Transformation des Departmentswiderspiegelt. Der Erschließungsflur wurdezu einem gemeinsamen, kommunikativen Foyer,das die räumlich getrennten Büroriegel miteinanderverbindet und übergreifende Synergien für dieForschung fördert.Bestand mit zwei EingängenZustand vor der SanierungEinfügen neuer Hörsäle und SeminarräumeErdgeschoss28 29


ENGERE WAHLKirche St. AugustinusHeilbronnKirche St. AugustinusArchitektenPfeifer Kuhn Architekten, FreiburgBauherrKatholische Kirchengemeinde St. Augustinus,HeilbronnStandortGoethestraße 75, HeilbronnFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2008Architekten des UrsprungsgebäudesHans und Jörg HerkommerBaujahr des Ursprungsgebäudes1957© Ruedi Walti, Basel© Ruedi Walti, BaselZustand vor der SanierungDer Längsraum der ursprünglichen, 1926 <strong>von</strong> HansHerkommer erbauten Kirche wurde <strong>von</strong> einereingestellten Zollinger Holzschale geprägt, die dietragenden Stahlbetonbinder im Dach verbarg. DenKrieg überlebte nur die Stahlbetonkonstruktion,die nach dem Wiederaufbau 1957 im Sinne einerkonstruktiven Ehrlichkeit sichtbar blieb. HansHerkommers Sohn Jörg, der schon am Wiederaufbaubeteiligt war, war in das Wettbewerbsverfahrenzum Umbau im Jahr 2008 eingebunden.Anlass war die notwendige Verkleinerung wegender weniger zahlreichen Besucher. Eine intimeWerktagskapelle wurde eingefügt, die bei Bedarfdem dadurch kleineren Hauptraum zugeschaltetwerden kann. <strong>Die</strong> liturgische Disposition wurdeerhalten, lediglich der alte Hochaltar wurde abgesenkt,um ihn näher an die Gemeinde zu rücken.Das zentrale Element des Umbaukonzepts waraber die Wiedereinführung der Raumschale – nichtaus Holz und nicht alleine aus raumbildendenGründen. <strong>Die</strong> Schale aus transluzenten Polycar-bonat-Stegplatten, die <strong>von</strong> einem minimiertengrazilen stählernen Raumfachwerk getragen wird,dient der raumklimatischen und energetischenVerbesserung. Der Raum zwischen Schale undBetondach wirkt als dämmender Puffer. <strong>Die</strong> Frischluftwird durch die solare Einstrahlung über dieKirchenfenster in dieser Pufferzone vorerwärmt,bevor sie in den Kirchraum gelangt. <strong>Die</strong> wegenÜberhitzung teilweise zugemauerten Fenster wurdenwieder geöffnet und die solare Wärme wirdheute dank der neuen Raumschale in vernünftigeBahnen gelenkt und energiesparend genutzt.Gleichzeitig streuen die Polycarbonatplatten dasnatürliche Licht zu einer gleichmäßigen Helligkeitund spiegeln das farbige Glas der bestehendenChorrosette kaleidoskopartig in den gesamtenKirchenraum. St. Augustinus in Heilbronn hat dieraumbildende Schale wieder bekommen, die ihreBaugeschichte reflektiert und heute zusätzlich fürLicht und Wärme sorgt.Grundriss, Längs- und Querschnitt© Ruedi Walti, Basel© Ruedi Walti, Basel30 31


ENGERE WAHLFinanzämter DresdenDresdenFinanzämter DresdenArchitektenARGE Rohdecan Architekten GmbH / ObermeyerAlbis-Bauplan GmbH, Dresden / ChemnitzBauherrFreistaat Sachsen, vertreten durch den StaatsbetriebSIB, Niederlassung Dresden I, DresdenStandortRabenerstraße / Gutzkowstraße, Dresden-SüdvorstadtFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekten der UrsprungsgebäudeVEB Wohnungsbaukombinat DresdenBaujahr der Ursprungsgebäude1968 / 1975Lageplan© Lothar Sprenger, Dresden© Lothar Sprenger, DresdenZustand vor der Sanierung<strong>Die</strong> Dresdner Finanzämter sollten umstrukturiertund an einem gemeinsamen Standort untergebrachtwerden. Dafür wurden zwei benachbartePlattenbauten – ein unsanierter Siebengeschosserdes Typs WBS 70 (Typ Dresden) sowie ein teilsanierterAchtgeschosser des Typs IW 67 – etappenweiseumgebaut, saniert und durch einen neuenVerbindungsbau, der auch als zentraler Eingangsbereichmit angeschlossener Informationsstelledient, zu einem Gebäudekomplex verbunden.<strong>Die</strong> Umgebung der beiden Bestandsbauten wirddurch große Freiflächen sowie sehr heterogeneStrukturen aus der DDR-Zeit (monumentale traditionalistischeHochschulbauten, Wohngebäudesowie flache Baracken) bestimmt. Eine neue, umdas gesamte Ensemble umlaufende Fassade fasstdie Einzelgebäude der Finanzämter zu einem gemeinsamenKomplex zusammen und transformiertihn so <strong>von</strong> einer Ansammlung austauschbarer Plattenbautenzu einer architektonischen Großskulptur.<strong>Die</strong> ungewöhnliche neue Fassadenstrukturüberträgt die Technik des Siebdrucks, bei der dieBildmotive durch unterschiedlich große Rasterpunkteerzeugt werden, in einen übergroßenMaßstab. <strong>Die</strong> regelmäßig angeordneten Fensterder Lochfassaden wirken dabei als Rasterpunkte.Unterschiedlich starke farbige Putzumrandungen,die mit Verglasung und Rahmen optisch zu einemPunkt verschmelzen, erzeugen verschiedeneFarbschattierungen und damit auch großflächigeCamouflage-Muster auf der Fassade. Durchzusätzliche Blindfenster an den Schmalseiten derBürogebäude entstand eine umlaufende wellenförmigeFarbstruktur. <strong>Die</strong>se wird zu einem bereits<strong>von</strong> weitem sichtbaren Erkennungszeichen fürden Komplex. Das gesamte Ensemble erhielt einWärmedämmverbundsystem und neue Fenster, inden Büro- und Archivbereichen mit integriertemBlend- und Sonnenschutz. <strong>Die</strong> beiden Plattenbautenwurden in der Grundstruktur der Räume kaumverändert, jedoch mit neuer Haus- und Datentechnikversehen. <strong>Die</strong> Innenausstattung entspricht dengängigen Behördenstandards, wurde aufgrund desknappen Budgets aber eher schlicht gehalten. Inder oberen Etage des Verbindungsbaus befindetsich eine Kantine für die etwa 850 Mitarbeiter.3. ObergeschossErdgeschoss© Lothar Sprenger, Dresden© Lothar Sprenger, Dresden34 35


BestandMüllpressanlagezu prüfen!T 123 STG16/31T 2Gebäudedehnfuge GebäudedehnfugeGebäudedehnfugeGebäudedehnfugeGebäudedehnfugeGebäudedehnfugeGebäudedehnfugeGebäudedehnfugeGebäudedehnfugeT 116/31ENGERE WAHLGemeinschaftszentrum „Alte-Mensa“ OberwiesenfeldMünchenGemeinschaftszentrum „Alte-Mensa“ OberwiesenfeldArchitektenMuck Petzet Architekten, MünchenBauherrStudentenwerk München, MünchenStandortHelene-Mayer-Ring 9, München-MilbertshofenFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2012Architekt des UrsprungsgebäudesGünther EckertBaujahr des Ursprungsgebäudes1971Das Gebäude wurde anlässlich der OlympischenSpiele 1972 als Verpflegungszentrum der Sportlererrichtet und im Anschluss an die Spiele – zusammenmit dem angrenzenden „Bungalowdorf“, dembenachbarten Hochhaus und den „Hangbauten“ –als Studentenwohnheim umgenutzt. Das Konzeptfür die Gesamtanlage stammt <strong>von</strong> den ArchitektenWerner Wirsing und Günther Eckert. Beide arbeitetenmit selbstentwickelten Bausystemen undindustriellen Fertigungsmethoden. In der altenMensa und im Hochhaus wurde eine außenliegendeTragstruktur aus Stahlbetonfertigteilenverwendet, die das Innere der Gebäude stützenfreiund flexibel nutzbar macht. Das Mensagebäudeentsprach hinsichtlich des Brandschutzes und desEnergieverbrauchs nicht mehr den geltenden Anforderungen;die technische Gebäudeausrüstungwar dringend sanierungsbedürftig. Das Gebäudewurde weitgehend entkernt, die Fassaden komplettgetauscht und der Beton der außenliegendenTragstruktur saniert. <strong>Die</strong> neue Fassade ist eineSonderkonstruktion in größtmöglicher Annäherungan die Originalprofile und Querschnitte. <strong>Die</strong>vorhandenen Nut zungen wurden geordnet unddurch neue Nutzungen ergänzt. Sie bilden jetztlogisch zusammenhängende Bereiche: Kindereinrichtungen,Beratungszentrum und studentischeSelbstverwaltung im Süden, Gastronomie,Diskothek, Veranstaltungs- und Lesesaal in derMitte und interne Einrichtungen des Studentenwerksim Norden. Zudem wurden verschiedeneWerkstattbereiche, ein Waschsalon und einePhysiotherapiepraxis integriert. <strong>Die</strong> Erschließungwurde durch neue Treppenhäuser und Aufzügebarrierefrei ertüchtigt. Gestalterisch verbindetsich die sorgfältige Rekonstruktion der Fassadenmit der Rückführung des Gebäudeinneren ineinen „idealisierten Originalzustand“: AbgehängteDecken und störende Einbauten wurden entfernt.<strong>Die</strong> Rohheit der industriellen Bauweise ist auch imInnern erfahrbar, Installationen bleiben sichtbar.Ebene 0HHKindereinrichtung1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29FBestandstreppe22 STG, 18/27C1 2 3 4 5 6 7 8 9 10BB10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23WerkstättenGastronomieA1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13FHWaschsalonC1 2 3 4 5 6 7 8 9 10VerwaltungBHBeratungszentrum14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 3010 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23LesesaalA24 25 26 27 28 29 3023 STGBZustand vor der Sanierung Ebene 0 Ebene 136 37


01 0ENGERE WAHLHeilig Geist Pullach, Pfarrzentrum, Rundweg und SebastianskapellePullachHeilig Geist Pullach, Pfarrzentrum, Rundweg und SebastianskapelleArchitektenSilvia Braun + Andreas Holzapfel uns Architekten,MünchenBauherrPfarrverband Pullach-Großhesselohe, PfarreiHeilig Geist, Pullach, vertreten durchErzbischöfliches Ordinariat München, BaureferatStandortParkstraße 9, PullachFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2008Architekt des UrsprungsgebäudesArchitekt Georg W. Buchner (Pfarrkirche),Architekt Rampl (Pfarrheim)Baujahr des Ursprungsgebäudes1956 (Pfarrkirche), 1960 (Pfarrheim)© Marianne Heil, München© Marianne Heil, München<strong>Die</strong> Pfarrkirche Heilig Geist in Pullach wurde1956 erbaut und in den 1960er Jahren durch einPfarrheim mit Werktagskapelle ergänzt. Beider notwendigen Sanierung und energetischenModernisierung der Gesamtanlage bestand derWunsch nach hellen, offenen Räumen, die barrierefreierreichbar sind, sowie einer funktionalenEntflechtung der Zugänge, die alle ausschließlichüber die gemeinsame Eingangshalle führten.Durch den Abbruch eines nicht mehr genutztenWohnhauses wurde der Baukörper des Pfarrheimsfreigestellt und der Raum zwischen Pfarrheim undKindergarten zur Straße geöffnet. Das freiwerdendeGelände wurde bis auf Pfarrsaalniveau abgesenkt.Eine künstliche Topografie als öffentlichzugängliches Forum mit Treppen, Sitzstufen undeiner Sommerbühne befreit den vorher dunklenPfarrsaal aus seinem Kellerdasein und ermöglichtdie Öffnung nach außen und eine natürliche Belichtungdes Innern. Der neu errichtete Gartensaalfür kleine Veranstaltungen mit dem auskragendenDach stellt eine räumliche Beziehung zurKirche und zur Wiese mit den drei großen Birkenher. Details, Oberflächen und Farben der Kirchewurden integriert, um das Pfarrzentrum zu einerwahrnehmbaren Einheit zu machen: das mitBiberschwanzziegeln gedeckte Walmdach, Kupferblechfür die Dachranddetails und Regenrinne,Stahlwinkel als Schneefang, die Lochfassade mitPutzoberflächen und die Farbe aus den Umrahmungender Kirchenfenster. Das Pfarrheim wurdeim Innern vollständig erneuert und nach modernenGesichtspunkten ausgebaut. Dabei konntenviele für das Gemeindeleben wichtige Aspekteverbessert werden: eine barrierefreie Nutzbarkeit,neue Sanitäranlagen, eine verbesserte Akustik imPfarrsaal, eine neue, große Küche. <strong>Die</strong> Werktagskapellewurde zur neuen Sebastianskapelle. Durchdie Verlegung einer Stufe vom Eingang zum Altarraumist sie barrierefrei erreichbar. Sie dient nunauch als Taufkapelle und für Kindergottesdienste.In Verbindung mit der vergrößerten Raumhöhe,der zurückhaltenden Materialwahl mit lebendigen,sinnlichen Oberflächen und der Betonung der Wirkungen<strong>von</strong> natürlichem und künstlichem Licht istein intimer, konzentrierter Sakralraum entstanden.© Elias Hassos, MünchenZustand vor der SanierungGrundriss38 39


ENGERE WAHLBibliotheks- und Seminargebäude der Evangelischen Hochschule BerlinBerlinBibliotheks- und Seminargebäude der Evangelischen Hochschule BerlinArchitektenLehrecke Gesellschaft <strong>von</strong> Architekten BDA mbH,BerlinBauherrEvangelische Hochschule, BerlinStandortTeltower Damm 118–122 , Berlin-ZehlendorfFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2008Architekt des UrsprungsgebäudesProf. Peter LehreckeBaujahr des Ursprungsgebäudes1962© Linus Lintner Fotografie, Berlin© Linus Lintner Fotografie, Berlin© Linus Lintner Fotografie, Berlin<strong>Die</strong> in den letzten Jahren stetig steigendenStudentenzahlen an der Evangelischen FachhochschuleBerlin erforderten eine Erweiterungder vorhandenen Gebäude. Aus Mitteln desHochschulbauförderungsgesetzes wurden neueSeminar- und Büroräume in einem Erweiterungsbaudes denkmalgeschützten Bibliotheks- undSeminargebäudes geschaffen und gleichzeitig dasbisher geschlossene Magazin der Bibliothek imUntergeschoss des Bestandsgebäudes in ein Freihandmagazinumgewandelt. Neben dem Einbaueiner Verbindungstreppe zwischen dem Lesesaalder Bibliothek im Erdgeschoss und dem offenenMagazin im Untergeschoss erhielt das Bestandsgebäudeeine denkmalgerechte Sanierung <strong>von</strong>Böden, Decken und allen technischen Anlagensowie eine neue Dämmung und Eindeckung derDachflächen. Bei einem äußerst knappen Budgetwurde versucht, durch die markante Treppe, dengroßzügigen, neu geschaffenen Vorbereich derMagazine und eine neue Beleuchtung der nun fürdie Studenten zugänglichen Bibliothek eine größtmöglicheAufenthaltsqualität zu verleihen.Aus denkmalrechtlichen Gründen und aus Respektvor der nahezu zeitlosen, höchst funktionalen Architekturdes Bestands wurde für die Erweiterungeine vergleichbar reduzierte Lösung gewählt. Sieist eine Fortschreibung der vorhandenen Strukturdes Gebäudes und nimmt seine klare Formenspracheauf, ohne es aber kopierend weiterzubauen.<strong>Die</strong> differenzierten Raumhöhen zwischenErschließungsflächen und Seminarräumen, dieProportionen zwischen Wand und Fensterflächen,die Materialien (Klinker, Asphaltplatten, Linoleum)und Farben des Bestandsgebäudes prägen auchden Erweiterungsbau, und lassen ihn dadurch wieeine selbstverständliche Ergänzung erscheinen.Nur der neue erdgeschossige Flur zwischen demBestand und dem Hauptbaukörper der Erweiterungspricht als „gläserne Fuge“ mit den links undrechts der Eingangstüren scheinbar in die Ziegelwändelaufenden Glasscheiben und der zu denGartenhöfen hinter der hochlaufenden Glasfassadeversteckten Deckenplatte bewusst eine andere,„neue“ Sprache.Zustand vor der Sanierung Erdgeschoss und Ansicht Obergeschoss und Querschnitt40 41


ENGERE WAHLBezirkszentralbibliothek Berlin-FriedrichshainBerlinBezirkszentralbibliothek Berlin-FriedrichshainArchitektPeter W. Schmidt Architekt BDA, BerlinBauherrBezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, FachbereichBaumanagement, BerlinStandortFrankfurter Allee 14a, Berlin-FriedrichshainFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2010Architekten des UrsprungsgebäudesVEB Berlin-Projekt der ehemaligen DDRBaujahr des Ursprungsgebäudes1969© Stefan Müller, BerlinZustand vor der SanierungAngesichts der demografischen Entwicklungwerden viele Schulen, die zu DDR-Zeiten errichtetwurden, heute nicht mehr benötigt. Auch derBerliner Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzbergschloss 2005 die Franz-Fühmann-Schule. Sie wareine <strong>von</strong> ungefähr 150 Schulen des Typs SK 66,der ab Mitte der 1960er Jahre im Ostteil der Stadterrichtet wurde. Da das leicht zurückgesetzteGrundstück zwischen den letzten Prachtbautender ehemaligen Stalinallee prominent gelegen ist,empfahl sich die Umnutzung des Gebäudes zumneuen Standort der Bezirkszentralbibliothek. Einegroßzügige Freitreppe mit einer behindertengerechtenRampenanlage führt vom Platzniveauauf die Eingangsebene. Der neu angeordnete,verglaste Haupteingang und der Eingang zumVeranstaltungssaal gewähren einen ersten Blick indas Gebäudeinnere mit seinem zweigeschossigenFoyer. Durch seine einheitliche Fassadenbekleidungaus geschosshohen Zedernholzlamellen hatdas Gebäude einen monolithischen Charakterund erscheint <strong>von</strong> der Frankfurter Allee her alsprägnanten Solitär. <strong>Die</strong> Gebäudehülle wird durchraumhohe Öffnungen durchbrochen, durch dieeine Dramaturgie <strong>von</strong> Aus- und Einblicken undeine besondere Belichtungssituation entsteht.<strong>Die</strong> vertikal angeordneten Lamellen dienengewissermaßen als Filter zwischen der Innenundder Außenwelt. Sie sind in unterschiedlicherSchrägstellung montiert, so dass ein changierendesFassadenbild entsteht. <strong>Die</strong> aus Stützen,Riegeln, eingelegten Decken und aussteifendenWandscheiben bestehende Tragstruktur bliebüberwiegend erhalten. Durch das Entfernen allerInnenausbauten entstanden fließende Raumfolgen.Deren Ausgestaltung folgt einem reduziertenFarb- und Materialkonzept. <strong>Die</strong> hellen Wand- undDeckenflächen kontrastieren mit dem dunklenBoden der Bibliotheksbereiche. Lediglich in derEingangsebene hebt das Eichen-Industrieparkettdie funktionale Besonderheit hervor. <strong>Die</strong> Einbautensind passgenau auf das Konstruktionsrasterdes Gebäudebestands abgestimmt. Sie setzensich mit den dunkel gebeizten Oberflächen <strong>von</strong>der Primärkonstruktion des Hauses ab und lassendiese unverändert in Erscheinung treten. Überhauptwird darauf verzichtet, den ursprünglichenZustand mit seiner Rauigkeit und Ungenauigkeitzu überformen. <strong>Die</strong> tragenden und aussteifendenElemente sind weiterhin ablesbar.Lageplan, Querschnitt und Grundrisse© Stefan Müller, Berlin© Stefan Müller, Berlin42 43


ENGERE WAHLRoselius-MuseumWorpswedeRoselius-MuseumArchitektenArchitektengruppe Rosengart + Partner, BremenBauherrKulturstiftung Landkreis Osterholz, WorpswedeStandortLindenallee 5, WorpswedeFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekt des UrsprungsgebäudesGerhard Müller-MenkensBaujahr des Ursprungsgebäudes1971© Paul Mahrt, Osterholz-Scharmbeck© Paul Mahrt, Osterholz-Scharmbeck© Paul Mahrt, Osterholz-Scharmbeck<strong>Die</strong> Sanierung und Erweiterung des Roselius-Museums als neuer Bestandteil der „GroßenKunstschau“ wurde im Rahmen des MasterplansWorpswede mit Mitteln des Europäischen Fondsfür regionale Entwicklung ermöglicht. Da das Bestandsgebäudeaus dem Jahr 1971 unter Denkmalschutzsteht, waren Änderungen an der äußerenHülle nur sehr eingeschränkt möglich. <strong>Die</strong>Hauptaufgabe bestand darin, den Gesamteindruckder Anlage zu erhalten. Neben der Sanierungdes Bestandsgebäudes wurden neue Depot- undAusstellungsflächen im ehemaligen Innenhof desMuseums geschaffen. Durch die Überdachung desHofs sowie die zusätzliche Unterkellerung diesesGebäudeteils konnte das bestehende Verhältniszwischen Innen- und Außenhülle optimiert werden.Zu den alten Hängehöhen <strong>von</strong> drei Meternkommen im Neubau nun fünf beziehungsweisesieben Meter hohe Wandflächen hinzu. Das Depoterhielt eine lichte Raumhöhe <strong>von</strong> drei Metern. Inden neuen Ausstellungshallen wurde eine Folien-Lichtdecke integriert, mit der unterschiedliche Beleuchtungsszenarienhergestellt werden können.<strong>Die</strong> vorhandenen Sheddach-Verglasungen wurdenerneuert und mit einem hochdiffusen Museumsglasausgestattet. Hierdurch bleibt das Haus auchweiterhin ein Tageslichtmuseum. <strong>Die</strong> gesamteAnlage wurde mit einer museumsgerechten Klimaanlageausgestattet. <strong>Die</strong> Dämmung der Fassadenwird durch innenliegende Vorsatzschalen gewährleistet,in denen auch die Technikleitungen geführtwerden. Durch den Einbau einer großzügigenGarderobenanlage, <strong>von</strong> Rollstuhlrampen, einesbehindertengerechten WC sowie einer Aufzugsanlageentsprach der Umbau den Anforderungen derFörderung. Im Zusammenhang mit den Räumender historischen „Großen Kunstschau“ entstandein Museum mit insgesamt 920 QuadratmeternAusstellungs- und Verkaufsfläche.HALLEDEPOTHALLEDEPOTVERBINDUNGSGANGGAR<strong>DER</strong>OBEHALLENAUSSTELLUNGAUSSTELLUNGAUSSTELLUNGAUSSTELLUNGAUSSTELLUNGZustand vor der Sanierung Querschnitte Grundriss44 45


UK Pi +7.33UK Pi +3.33BA1a K/W B0 00.2AulaBE <strong>von</strong> BA 1a-3Entfall <strong>von</strong> 8 StellplätzenErweiterung BEEntfall <strong>von</strong> 10 Stellplätzenin der Zeit <strong>von</strong> 11/2010 bis 6/2012BEISPIELBerufsschulzentrum NordStuttgartBerufsschulzentrum NordArchitektenwulf architekten, StuttgartBauherrSchulverwaltungsamt Stuttgart, vertreten durchdas Hochbauamt StuttgartStandortHeilbronner Straße 153 / 155, Stuttgart-NordFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011 / 2012 (1.–3. Bauabschnitt)Architekten des UrsprungsgebäudesHochbauamt StuttgartBaujahr des Ursprungsgebäudes1978© Archigraphie, Steffen Vogt, StuttgartLageplanDas Schulzentrum mit der Werner-Siemens-Schuleund der Kaufmännische Schule Stuttgart-Nordwurde in zwei Bauabschnitten <strong>von</strong> 1978 bis 1982erbaut und seitdem nicht wesentlich modernisiert.Es handelt sich mit circa 3 600 Schülern um diegrößte Schule Stuttgarts. Mit der vorhandenenGrundrissstruktur ließen sich zeitgemäße LernundAusbildungskonzepte nicht mehr verwirklichen.Ziel der Baumaßnahme war die umfassendeNeustrukturierung des gesamten Gebäudes mitbeiden Schulen zu einem baulich und strukturellmodernen Schulzentrum. <strong>Die</strong> Kubatur des Gebäudeswurde nur unwesentlich verändert, auch dieErschließungen wurden beibehalten. Das Gebäudewird im Wesentlichen über seine horizontaleGliederung inmitten einer natürlichen Geländemuldewahrgenommen. <strong>Die</strong>ser Ausdruck wurdenoch verstärkt, indem die Dachflächen wiederbegrünt und teilweise durch Terrassen aufgewertetwurden. <strong>Die</strong> Horizontalität der Fassaden wurdedurch die zurückgesetzten verglasten Flächen mitschwarzen Profilen und die Deckenrandbekleidungenaus gelochten Aluminiumplatten unterstrichen.Ausgehend vom pädagogischen Konzeptund den prognostizierten Schülerzahlen wurdenbereits im Vorfeld der Planungen Bedarfsanalysenund Machbarkeitsstudien erstellt, die in ihrer fortgeschriebenenFassung Grundlage der Planungenwaren. Nachfolgende Bestandsuntersuchungenverschiedener Bauteile (Decken, Trennwände,Brandschutzverglasungen, Dächer) und ein neues,den aktuellen Anforderungen entsprechendesBrandschutzkonzept ergaben einen erhöhtenSanierungs- und Austauschbedarf, <strong>von</strong> dem nebender Gebäudehülle nahezu alle Trennwände, abgehängteDecken sowie ein großer Teil der Bödenbetroffen waren. <strong>Die</strong> Trennwände wurden entsprechendden Schall- und Brandschutzanforderungenin Trockenbauweise ausgeführt. Aufgrund desAlters der Sanitäranlagen und der Zusammensetzungder Schülergruppen nach Geschlechternwurden die sanitären Anlagen vollständig zurückgebautund neu errichtet. Das gesamte Gebäudewurde energetisch saniert. <strong>Die</strong> Deckenstirnseitenwurden gedämmt und bekleidet, die zwischen denGeschossen stehenden Fassaden durch verglasteElemente ausgetauscht. <strong>Die</strong> Flachdächer wurdeneinschließlich der Entwässerung saniert beziehungsweiseerneuert.© Archigraphie, Steffen Vogt, StuttgartSchnittZustand vor der SanierungErdgeschoss46 47


BEISPIELWohnhaus MKödnitzWohnhaus MArchitektenH2M Architekten + Stadtplaner, KulmbachBauherrWolfram Müller, KödnitzStandortBurgstallweg, KödnitzFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2011Architekt des Ursprungsgebäudesnicht bekanntBaujahr des Ursprungsgebäudes1959Arbeit8,10Bad9,30<strong>Die</strong>le5,30Schlafen15,20Kind11,70© Johannes Kottjé, MarktredwitzTerrasse21,80Küche11,60Kamin<strong>Die</strong>le5,30WärmepumpeEingang2,80© Johannes Kottjé, MarktredwitzEssen22,90Wohnen15,00Zustand vor der SanierungDas anspruchslose Siedlungshaus aus dem Jahr1959 wurde mit den damals üblichen MaterialienBimssteinmauerwerk und Stahlbetonrippendeckensowie einem einfachen zimmermannsmäßigenHolzbalkendachstuhl errichtet. Es galtnun ein Konzept zu entwickeln, das die an sichguten Proportionen des Hauses nicht wesentlichverändert und die Substanz gestalterisch sowieenergetisch nachhaltig aufwertet. <strong>Die</strong> bestehendeForm des Satteldachs wurde aufgenommen und ineiner neuen, klaren Formensprache interpretiert.<strong>Die</strong> Vielzahl der bestehenden Fenstertypen undMaße wurde auf ein Minimum reduziert; großeLochfenster, die gezielte Blicke in die Umgebungfreigeben, wurden bodentief ausgeführt und miteinem umlaufenden Leibungsbrett nochmals imDetail herausgearbeitet.<strong>Die</strong> neue Technik und die Materialien, die fürdie energetische Sanierung zum Einsatz kamen,gewährleisten einen Ressourcen schonendenEnergieverbrauch. So wurde als neues Energiekonzeptfür das Wohnhaus eine Wärmepumpe(Heizung/Warmwasser) gewählt. <strong>Die</strong> Fassadewurde mit einem Wärmedämmverbundsystemaus ökologischen, diffusionsoffenen Holzfaserplattenüberformt und anschließend verputzt.Mit wenigen, sensiblen Eingriffen ist es gelungen,den Charakter des Gebäudes zu wahrenund an heutige energetische Bedürfnisse undWohnformen anzupassen. <strong>Die</strong> Energiekostenkonnten aufgrund der Maßnahmen um einVielfaches gesenkt werden; das Erscheinungsbilddes sanierten Wohngebäudes ist nun klar undminimalistisch.WerkstattVorräteAbstellerTechnik6,6010,305,004,00Flur8,60GarageSchlafen<strong>Die</strong>leWohnen14,0010,903,9014,70Bad3,70Kellergeschoss, Erdgeschoss und DachgeschossA-A© Johannes Kottjé, Marktredwitz48 49


23 854 76 9110BEISPIELCafé MoskauBerlinCafé MoskauArchitektenHSH Hoyer Schindele Hirschmüller ArchitekturBDA, BerlinBauherrNicolas Berggruen Berlin Three Properties, BerlinStandortKarl-Marx-Allee 34, Berlin-FriedrichshainFertigstellung der <strong>Erneuerung</strong>smaßnahme2009Architekt des UrsprungsgebäudesJosef Kaiser mit Horst BauerBaujahr des Ursprungsgebäudes1964neues Foyeraltes Foyer© Stefan Müller, Berlin© Stefan Müller, BerlinZustand vor der SanierungLageplanCafé Moskau 1Fernsehturm 2Haus des Lehrers 3Kongresshalle 4Karl-Marx Allee 5ehem. Blumensalon Interflor 6Kino International 7ehem. Hotel Berolina 8ehem. Mokka-Milch-Eisbar 9Strausberger Platz 10das Café Moskau kurz nach der Fertigstellung 1964Das Café Moskau war das Restaurant im ehemaligenOstberlin, seine Nachtbar legendär. AlsZeichen der engen Verbundenheit der DDR mitdem „großen Bruder“ Sowjetunion wurde das Gebäude1964 feierlich eröffnet, in den 1980er Jahrenim Inneren komplett umgestaltet und nach 1989unter Denkmalschutz gestellt. Mitte der 1990erJahre entdeckte die Berliner Clubszene den Ort.Um die heutige Nutzung als Konferenzzentrumfür bis zu 2 400 Personen zu ermöglichen, wurdeHSHHoyerSchindeleHirschmüllerBDAArchitekturwww.hsharchitektur.dedas Gebäude funktional neu gegliedert und diegesamte Gebäudetechnik modernisiert. An derStädtebauund historischer KontextOstseite wurde ein neuer, repräsentativer Einganghinzugefügt und dadurch die Nutzungsflexibilitätdes Gebäudes wesentlich erhöht. Es entstand einzweiter Vorplatz, der mit den im UrsprungskonzeptCafé Moskau, Kino angelegten International und Hotel Berolina bilden eine Hofsituationen Westeingang,städtebauliche Dominante, Foto: Bundesarchiv, J.SprembergAtrium und Rosengarten korrespondiert. Der neueEingang wird <strong>von</strong> einer anthrazitfarbenen, starkreflektierenden Glaswand begrenzt. Durch denEinbau <strong>von</strong> LEDs kann er sich zum digitalen Bild-„neuer gesellschaftlicher Bau“ im ersten sozialistischenWohnkomplex der DDR, Foto: Bundesarchiv, E.BrüggmannBaugeschichtlich ist das Café Moskau der Spätmodernezuzuordnen. Mit dem Kino Internationalund dem Hotel Berolina bildete es denstädtebaulichen Höhepunkt des zweiten Bauabschnittsder ehem. Stalinallee. <strong>Die</strong>ser Teil derPrachtstraße fungierte als Zentrum des erstensozialistischen Wohnkomplexes der DDR undsteht paradigmatisch für den Richtungswechselin der Architektur nach dem Tod Stalins, der Abkehrvom Neoklassizismus.träger wandeln und schafft damit einen Bezug zuder Bildsprache der 1960er Jahre, dem Wandmosaik<strong>von</strong> Bert Heller. Überdies wurden die Sichtachsenund die Transparenz des Gebäudes wiederhergestellt. <strong>Die</strong> aus dem Umbau in den 1980er Jahrenresultierende kleinteilige Raumstruktur wurderückgebaut, ehemalige Küchenbereiche sowie derAnbau im Rosengarten in hochwertige Veranstaltungsflächenumgewandelt und Nebenflächenminimiert. Unabhängig <strong>von</strong>einander erschlossen,können die einzelnen Veranstaltungsräume jetztseparat genutzt oder miteinander kombiniertwerden. Eines der charakteristischen Merkmaledes Café Moskau ist die überwiegend aus Glaselementenbestehende Gebäudehülle. Verwendetwurden raumhohe Scheiben in Aluminiumrahmenmit breiten Mittel- sowie schmalen Seitenfeldern.Um die bauzeitliche Raumwirkung zu bewahren,wurden die Aluminiumprofile erhalten und nureine neue isolierende, absturzsichernde, schallundsonnenschutztaugliche Verglasung eingebaut.Grundriss EG5mErdgeschoss, Obergeschoss und SchnittGrundriss OGGrundriss EG© Stefan Müller, Berlin5mGrundriss OG1982 wurde die Inneneinrichtung nach Plänen<strong>von</strong> G.Pieper umgebaut und dem neuen Zeitgeist50 angepasst. Raumgreifende Einbauten und stark51plastische Wand- und Deckenverkleidungen erzeugtennun eine geschlossenere, „heimeligere“Atmosphäre.


W Ü S T E N R O T S T I F T U N GWüstenrot Stiftung (Hrsg.)Neues Wohnen in der Stadt228 Seiten, viele farbige Abbildungenund zahlreiche Pläne und Skizzen,Format 22,5 x 28,5 cm,gebunden mit Schutzumschlag.ISBN 978-3-7828-1540-6EUR 24,50 [D]Waren die Städte noch bis vor einigen Jahren mitder Abwanderung ihrer Wohnbevölkerung undSuburbanisierungsprozessen konfrontiert, istinzwischen ein deutlicher Trend zur Rückkehr indie Stadt festzustellen. <strong>Die</strong> Wüstenrot Stiftunghat ihren neunten Gestaltungspreis dem Thema„Neues Wohnen in der Stadt“ gewidmet und legtmit dieser Dokumentation nicht nur eine breiteÜbersicht über diese aktuelle Bauaufgabe vor, sondernbeleuchtet in ergänzenden Beiträgen sowieeinem internationalen Überblick unterschiedlicheAspekte. Das reich bebilderte Buch bietet einenhervorragenden, abwechslungsreichen Überblickzu diesem spannenden Thema, das auch in dennächsten Jahren nichts an seiner Aktualität verlierenwird.Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)Energieeffiziente Architektur264 Seiten, viele farbige Abbildungenund zahlreiche Pläne und Skizzen,Format 22,5 x 28,5 cm,gebunden mit Schutzumschlag.ISBN 978-3-7828-1535-2EUR 28,50 [D]Sowohl beim Neubau, aber insbesondere imGebäudebestand gibt es ein großes Gestaltungspotenzialim intelligenten Umgang mit energieeffizientenLösungen, die auch den baukulturellenAnforderungen und Maßstäben einer dauerhaftenArchitektur gerecht werden. In diesem Buchwerden zahlreiche Beispiele für energieeffizientesund nachhaltiges Bauen vorgestellt. Dabei handeltes sich zum einen um die Ergebnisse des achtenGestaltungspreises der Wüstenrot Stiftung,zum anderen werden in Fachbeiträgen spezielleAspekte einer energetisch effizienten Architekturbeleuchtet. Planern und Bauherren liefert dasBuch viele wertvolle Anregungen für die praktischeUmsetzung dieses für unsere Zukunft sowichtigen Themas.Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)Umbau im Bestand272 Seiten, viele farbige Abbildungenund zahlreiche Pläne und Skizzen,Format 22,5 x 28,5 cm,gebunden mit Schutzumschlag.ISBN 978-3-7828-1531-4EUR 28,50 [D]<strong>Die</strong> Rhythmen globaler und individueller Veränderungenwerden immer schneller. Ein wichtigerIndikator dafür ist die Modernisierung desGebäudebestands, die heute zu den wichtigstenBauaufgaben Deutschlands gehört. Das Buch stelltdie elf im Rahmen des siebten Gestaltungspreisesder Wüstenrot Stiftung prämierten Gebäude vorsowie 23 Objekte, die in der engeren und engstenWahl des Preises waren. Ergänzt wird dieseZusammenstellung wichtiger baulicher Lösungendurch Fachbeiträge renommierter Autoren, diedem Überblick Beispiele aus dem europäischenAusland hinzufügen. Das Buch ist ein wichtigerLeitfaden für all diejenigen, die qualitativ hochwertigeund wirtschaftlich sowie ökologisch vorbildlicheUmbaumaßnahmen umsetzen möchten.Titelbild:Bernd Hiepe, BerlinBilder auf der Umschlagrückseite (<strong>von</strong> oben linksnach unten rechts):Bernd Hiepe, Berlin; Roland Halbe Fotografie,Stuttgart; Klaus Frahm / arturimages; JessicaSiegel, Kirchheim; Markus Bachmann, Stuttgart;Reinhard Feldrapp, Naila; Michael Heinrich,München; Florian Holzherr, München; HansDrexler; Brigida González, Stuttgart; StefanMüller-Naumann, München; Ruedi Walti, Basel;Werner Huthmacher, Berlin; Lothar Sprenger,Dresden; Muck Petzet Architekten, München;Marianne Heil, München; Linus Lintner Fotografie,Berlin; Stefan Müller, Berlin; Paul Mahrt,Osterholz-Scharmbeck; Archigraphie Steffen Vogt,Stuttgart; Johannes Kottjé, Marktredwitz; StefanMüller, BerlinSoweit nicht anders angegeben, stammen diePläne und Fotos im Innenteil der Broschüre <strong>von</strong>den jeweiligen Architekten.

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