Der Wettbewerb<strong>Die</strong> Aufgabe Das Preisgericht <strong>Die</strong> Wettbewerbsergebnisse Preise und Auszeichnungen <strong>Die</strong> Ausstellung<strong>Die</strong> Nachkriegszeit in Deutschland war geprägt<strong>von</strong> der Beseitigung eklatanter Versorgungsdefizite,der Reparatur umfassender Kriegszerstörungenund der Herausforderung des Wiederaufbaus. DasWirtschaftswunder – der nach wenigen Jahren einsetzendeAufschwung – hielt dann weitere Bauaufgabenbereit; in Form eines modernen Weiterbausder Städte, der Integration neuer Techniken, derBewältigung einer wachsenden Motorisierung undder Ausrichtung wettbewerbsfähiger GewerbeundProduktionsstandorte.<strong>Die</strong> gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technischenLeistungen, die in den Jahren 1945 bis 1979erbracht wurden, sind noch heute beeindruckend.Sie lieferten die Grundlage für den Aufbau einesmodernen Wohlfahrtsstaats, für leistungsfähigeStädte und Regionen, für ein modernes und sicheresWohnen, für den Aufstieg zu einer exportorientiertenWirtschaftsnation der ersten Kategorie.<strong>Die</strong> Wettbewerbsaufgabe zielte auf alle Formeneiner aktuellen substanziellen <strong>Erneuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong>dieser Baujahre, die sich aus Erweiterung,Neugestaltung, Umbau oder Umnutzung ergeben.Das Spektrum reichte vom Wohnungsbau über alleFormen <strong>von</strong> Büro- und Gewerbebauten, BildungsundKulturgebäude, Freizeit- und Sporteinrichtungenbis hin zu Sondernutzungen.Für die Beurteilung der eingereichten Arbeitenwaren folgende Kriterien maßgebend:• Qualität der Gestaltung• Funktionalität• Nachhaltigkeit• Einfügung in den städtebaulichen Kontext• Umgang mit historischer Bausubstanz• Nutzerakzeptanz und Partizipationsmöglichkeiten• Ökologie, Energieeffizienz, KlimaschutzProf. Max DudlerArchitekt, Berlin / Frankfurt am Main / ZürichStefan ForsterArchitekt, Frankfurt am MainStefanie FrenschArchitektin / Immobilienökonomin, BerlinPhilip KurzGeschäftsführer der Wüstenrot Stiftung,LudwigsburgVolker LindnerStadtbaurat, HertenProf. HG MerzArchitekt / Museumsplaner, Stuttgart / BerlinKarin RennerArchitektin, HamburgEingereicht werden konnten wegweisende, innovativeund nachhaltige, sowohl in der nutzerorientiertenwie auch in der ökologischen, wirtschaftlichenund sozialen Zielsetzung vorbildhaftrealisierte Baumaßnahmen, die nach dem 1. Januar2008 in Deutschland fertig gestellt wurden. Insgesamtwurden 474 Arbeiten aus dem gesamtenBundesgebiet zur Teilnahme eingesandt.Bei knapp der Hälfte der eingereichten Arbeiten(48 Prozent) handelt es sich um Solitärbauten;39 Prozent der Gebäude sind Teile eines Ensemblesund 8 Prozent stellen Sonderformen dar. Beiden Planungsaufgaben nahmen Umbauten mit47 Prozent der Einsendungen den größten Teil ein;Erweiterungen und Anbauten waren mit einemAnteil <strong>von</strong> knapp 28 Prozent vertreten; Umnutzungenmit etwa 15 Prozent und Sanierungen mit9 Prozent. Knapp zwei Drittel der Arbeiten wurden<strong>von</strong> privaten Bauherren initiiert, die übrigen Einsendungenseitens einer öffentlichen Bauherrschaft.Für die Prämierung standen als Gesamtpreissumme51 000 Euro zur Verfügung, deren Verteilungwie folgt vorgenommen wurde:• der Gestaltungspreis mit 15 000 Euro• vier Auszeichnungen mit je 6 500 Euro• vier Anerkennungen mit je 2 500 EuroAusgezeichnet wurden die Entwurfsverfasser miteiner Urkunde und einem Geldpreis sowie dieBauherren mit einer Urkunde.<strong>Die</strong> Ausstellung der Wüstenrot Stiftung gibt einenÜberblick zu den Ergebnissen des Wettbewerbs.<strong>Die</strong> nachfolgende Präsentation zeigt insgesamt22 Beispiele, bei denen das Wettbewerbsthemaganz unterschiedlich interpretiert wurde.Im ersten Teil der Ausstellung werden die neunGebäude ausführlich vorgestellt, die im Rahmendes Wettbewerbs durch das unabhängige Preisgerichtprämiert wurden. Auszüge aus dem Protokollder Preisgerichtssitzung erläutern die Entscheidungder Jury.Im zweiten Teil der Ausstellung werden 13 weiterebesonders bemerkenswerte Bauten gezeigt, diedie Vielfalt und Bandbreite der insgesamt imWettbewerb vorhandenen baulichen Lösungenabrunden.Angesichts der dabei vollbrachten quantitativenBauleistungen wird teilweise bis heute übersehen,dass auch die Baukultur in Deutschland in jenerZeit wichtige Impulse erhalten und gegeben hat.Viele Gebäude aus diesen Jahren sind aufgrundihrer funktionalen Qualität, ihrer anhaltenden Versorgungsfunktionoder ihrer baukulturellen Bedeutungauch für die Zukunft unverzichtbar. Sie stehenjedoch vor umfassenden und grundlegenden<strong>Erneuerung</strong>en. Sei es hinsichtlich eines erneuertenEnergiekonzepts, sei es in Bezug auf Anpassungenan veränderte Parameter ihrer bisherigen Nutzung(Grundrisse, Ausstattung, Wirtschaftlichkeit, innereStruktur) oder sei es, weil sie an ganz andere,neue Nutzungen angepasst werden müssen.Aufgrund der Aktualität und der Bedeutung dieserBauaufgabe hat die Wüstenrot Stiftung ihrenzehnten Gestaltungspreis dem Thema „Zukunftder Vergangenheit – <strong>Die</strong> <strong>Erneuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong>der Baujahre 1945 bis 1979“ gewidmet.Vorprüfung:Mark Arnold, Architekt, StuttgartArne Fentzloff, Architekt, StuttgartDr. Stefan Krämer, Wüstenrot Stiftung,LudwigsburgDr. Gerd Kuhn, Wohnsoziologe, TübingenAlle eingereichten Arbeiten wurden <strong>von</strong> der Jurybegutachtet. <strong>Die</strong> in der engeren Wahl verbliebenenBauten wurden darüber hinaus <strong>von</strong> denVorprüfern vor Ort besichtigt und erst danach,in einer zweiten Sitzungsphase, traf die Jury ihreendgültige Entscheidung.<strong>Die</strong> energetische Sanierung war bei den Einsendungenein durchgehender, selbstverständlicherStandard. Ein relativ hoher Anteil der Einsendungenwaren öffentliche Gebäude, insbesondereSchulen (Ganztagsschulen), Kindertagesstätten(Betreuung <strong>von</strong> Kindern unter drei Jahren),Hochschulgebäude, Schwimmbäder, Bürgerhäusersowie Kirchen (Rückbau der Sakralräume, jahreszeitlicheNutzungskonzepte).Beim Wohnungsbau waren, je nach Bauaufgabe,unterschiedliche Entwicklungen zu erkennen:Einfamilienhäuser wurden in der Regel für einegestiegene Zahl <strong>von</strong> Nutzern (Mehrgenerationen-Wohnen) oder zur Steigerung des Komfortserweitert. Bei Mehrfamilienhäusern, vor allemim Reihensiedlungsbau, wurden zunächst meistBalkone außen vorgestellt, Loggien geschlossenund neue Eingangssituationen geschaffen. Beiumfassenderen Sanierungen wurden zusätzlichdie Bäder erneuert, die Barrierefreiheit erhöht(Aufzug) sowie die Gebäude aufgestockt und/oderdie Grundrisse verändert.4 5