Der Mann und se<strong>in</strong>e ProstataVon der gutartigen Organvergrößerung bish<strong>in</strong> zu Heilungschancen beim ProstatakrebsReden wir über die Potenz!Sexuelle Funktionsstörungen haben vieleUrsachen – und Behandlungsmöglichkeiten<strong>Prim</strong>. <strong>Univ</strong>.-<strong>Prof</strong>.<strong>Dr</strong>. He<strong>in</strong>z PflügerSeit Jahrhunderten rankt sich vielMystik um die zu den männlichenGeschlechtsorganen zählende Prostata.Es ist Zeit, mit diesen Mystizismenund den damit verbundenenÄngsten für den älter werdendenMann endgültig aufzuräumen.Die Veränderungen der Prostatabetreffen sowohl die gutartige Veränderung,an der etwa 80 % aller65 jährigen mehr oder weniger leiden,als auch das Prostatakarz<strong>in</strong>om,welches se<strong>in</strong>en Häufigkeitsgipfel <strong>in</strong>der 6.–7. Lebensdekade erreicht,aber auch schon bei jüngerenMännern (ab dem 40. Lebensjahr)auftreten kann.Gutartige ProstatavergrößerungDie typischen Symptome für dievergrößerte Prostata s<strong>in</strong>d: Verzögerungbeim Beg<strong>in</strong>n des Wasserlassens,schwacher Strahl, vermehrterHarndrang und Nachträufeln.Die Basisuntersuchung umfasst e<strong>in</strong>enHarnbefund, e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>gertastbefundder Prostata durch den After,die Blutabnahme und PSA-Bestimmungsowie e<strong>in</strong>en Ultraschall vonBlase, Prostata und Niere. DieseUntersuchung sollte e<strong>in</strong>mal jährlichab dem 45. Lebensjahr durchgeführtwerden. Der PSA-Wert (ProstataspezifischesAntigen), der im Blutgemessen wird, ist altersabhängigund verändert sich auch mit demVolumen der Prostata sowie mitentzündlichen und bösartigen Prozessenim Organ.E<strong>in</strong>e nicht erkannte, gutartige Prostatavergrößerungführt zu e<strong>in</strong>er nichtkompletten Harnblasenentleerungund somit zu extrem häufigem Harndrangbis h<strong>in</strong> zur Aufstauung derNiere und zur Harnvergiftung. DieMethoden der Wahl s<strong>in</strong>d dieelektrochirurgische Entfernung e<strong>in</strong>esTeiles der Prostata durch die Harnröhreoder das Ausschälen derselbenmit dem F<strong>in</strong>ger über e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>enBauchschnitt. Die neuen Methoden(Mikrowellenthermotherapie und Lasertherapie)s<strong>in</strong>d möglich, stehen <strong>in</strong> ihrerWirksamkeit jedoch nicht über denvorher genannten Techniken.Vor der chirurgischen Therapie wird<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e medikamentöseTherapie mit Phytopräparaten, Alpha-Blockern oder Medikamenten, die<strong>in</strong> die hormonelle Steuerung e<strong>in</strong>greifen,durchgeführt.Prostatakarz<strong>in</strong>omDie Frühentdeckung des Prostatakarz<strong>in</strong>omsist der Schlüssel für denHeilungserfolg. Deshalb sollten dieKrebsvorsorgeuntersuchungen e<strong>in</strong>maljährlich durchgeführt werden,um schon vor e<strong>in</strong>er absoluten Erhöhungdes PSA-Wertes rascheSteigerungen der Absolutwerte zuerkennen. Die Therapie der Wahlfür das lokalisierte Prostatakarz<strong>in</strong>omist die Operation bzw. <strong>in</strong> ausgewähltenFällen die Strahlentherapieder Prostata durch Implantationvon radioaktiven Kapseln (Seedimplantation)oder Bestrahlung durchdie Haut. E<strong>in</strong> verspätetes Erkennendes Prostatakrebses führt zumDurchbruch des Tumors durch dieProstatakapsel und zur Metastasenbildung<strong>in</strong> Lymphknoten und imSkelettsystem, wobei dann nurmehr e<strong>in</strong>e Hormontherapie bzw.Hormon-Chemo-Strahlentherapiemöglich wird. E<strong>in</strong>e Heilungschanceliegt dabei nicht mehr vor.Grundsätzlich sollte der Besuchbeim Urologen nicht als negativesAuslesekriterium für jeden Manngesehen werden, sondern MANNsollte sich am Beispiel der Frauenorientieren, die es durch Frühdiagnostikgeschafft haben, die Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungendramatisch zu verm<strong>in</strong>dern. E<strong>in</strong>eFrüherkennung des Prostatakarz<strong>in</strong>omssenkt die Todes- und Morbiditätsratefür den Patienten. DieFrauen als Partner<strong>in</strong>nen mögensich <strong>in</strong> die Organisation der Vorsorgeuntersuchungfür die Männer quasials Gesundheitsm<strong>in</strong>ister der Familiee<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.Sexuelle Funktionsstörungen s<strong>in</strong>dseit Jahrhunderten bekannt unddurch zahllose Naturpräparate wieG<strong>in</strong>seng, Nashornmehl etc. behandeltworden. Mit zunehmender Hilflosigkeitdem Problem der Erektionsstörunggegenüber konfrontiert, wurde dieöffentliche Diskussion beendet unddas Problem tabuisiert. Durch dieE<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er potenten medikamentösenTherapie durch Viagra,Levitra und Cialis (PDE 5-Inhibitoren)wurde das Thema aktualisiert,wenngleich sich das Schweigender Betroffenen nur ger<strong>in</strong>gfügig geänderthat.Stoffwechselstörungen undStress wiegen schwerer ...Die Ursachen der erektilen Funktionsstörungens<strong>in</strong>d meist gefäßbed<strong>in</strong>gt(vaskulärer Natur) bzw. morphochemischeVeränderungen imSchwellkörper selbst. Die Zunahmevon Stoffwechselstörungen (Diabetes,arteriosklerotische Veränderungen)und die zunehmende Lebenserwartunggepaart mit der gesellschaftlichenVorgabe des „Ewig-Jung-Se<strong>in</strong>s“bed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e erhöhte Leistungserwartungund e<strong>in</strong>en erhöhten sexuellenLeistungsdruck. Beide Phänomeneführen zu Stress und damit per sezu e<strong>in</strong>er Verschlechterung der erektilenFunktion.… als hormonelleVeränderungen!Die viel diskutierten hormonellenVeränderungen s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen nurbei etwa 10-15 % aller Männer Ursacheder Erektionsstörung. BeimMann tritt im Gegensatz zur Frauke<strong>in</strong> abrupter hormoneller Wechselauf (Wechseljahre der Frau) sonderne<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher hormonellerAbfall über die vierte, fünfte undsechste Lebensdekade h<strong>in</strong>weg. Diemedikamentöse hormonelle Ersatztherapiebewirkt die E<strong>in</strong>stellung derkörpereigenen Hormonproduktionund muss daher so dosiert werden,dass der gesamte Bedarf über dieZeit zugeführt wird. Zur hormonellenErsatztherapie stehen e<strong>in</strong>erseitsTabletten, andererseits e<strong>in</strong> Hautgelund e<strong>in</strong>e <strong>Dr</strong>eimonatsdepot<strong>in</strong>jektionzur Verfügung. Vor jeder hormonellenErsatztherapie muss e<strong>in</strong>e urologischeBasisdiagnostik die Prostata betreffenddurchgeführt werden.Die Vorsorgeuntersuchungen desMannes h<strong>in</strong>sichtlich der Prostataund se<strong>in</strong>er hormonellen Situation,s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der urologischen Vorsorgeuntersuchungebenso zusammengefasstwie die Ultraschalluntersuchungvon Niere und Blase, undsollten von <strong>jedem</strong> Mann ab dem45.–50. Lebensjahr wahrgenommenwerden. S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Familie direkteVerwandte durch e<strong>in</strong>e bösartige Erkrankungan der Prostata betroffenbzw. verstorben, so muss die Vorsorgeuntersuchung5–10 Jahre früherbeg<strong>in</strong>nen (mit Beg<strong>in</strong>n des 40. Lebensjahres).Service-Info für Sie:<strong>Prim</strong>. <strong>Univ</strong>.-<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. He<strong>in</strong>z PflügerFacharzt für UrologieOrd<strong>in</strong>ation:01/877 80 496Das Magaz<strong>in</strong> des Evangelischen Krankenhauses Wien Das Magaz<strong>in</strong> des Evangelischen Krankenhauses Wien 7