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Leseprobe I (PDF) - Michael Müller Verlag

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TyrrhenischesMeerÚsticaLiparischeGela 289LipariInselnStromboliCapo d’MilazzoSan VitoPALERMOOrlandoMes-lo CaposinaTrapaniScopelloMonrealeeSegestaTaor-EtnaCorleoneminaMarsalaAgira3340MazaraPrizziAcirealeEnnadel ValloCammarataRiberaCaltanissettaCataniaSciaccaVilla RomanaEraclea MinoaPiazzad. CasaleLentiniArmerinaAgrigentoAugustaValle dei TempliPantálicaSiracusaNotoLicata GelaRagusaPantelleriaMòdicaMarinadi RagusaPozzalloSelinunteTermini I.CefalùMadonieNbrdoiBus: Gute Anschlüsse zwischen den Städten über die Hauptstraße SS 115. Diekleineren Küstenorte an den Stichstraßen sind schwieriger zu erreichen, oft sind einigeKilometer Fußweg ab der nächsten Kreuzung nötig.GelaSüdküsteSchon weit vor der Stadt grüßen die stinkenden Schlote der Chemie-Industrieund die Fackeln der Raffinerien. Trotzdem ist Gela für manche TouristenPflichtprogramm: Archäologisch Interessierte locken die Ausgrabungenund das bedeutende Museum, Bus- und Bahnreisende die guten Verbindungenin alle Richtungen der Insel.Die Industriestadt am gleichnamigen Golf, größte und fast einzige Küstensiedlungder Provinz Caltanissetta, ist wirklich alles andere als anziehend. 1956 wurden imMeer vor Gela Ölfelder entdeckt, und der bis dato recht verschlafene Ort erlebte einenBoom ersten Ranges. Mit dem Aufschwung kam zweifelhafter Ruhm. Was Umweltverschmutzungbetrifft, braucht Gela sich kaum hinter Augusta zu verstecken,die Medienpräsenz in Sachen Mafia ist erheblich. Bauspekulanten erfreuten sicham neuen Reichtum Gelas und errichteten ausgedehnte Wohnviertel, die an Schäbigkeitkaum zu überbieten sind. Der schlechte Ruf in Sachen Kriminalität ist sizilienweitunübertroffen. Insgesamt also eine Stadt, die man gerne hinter sich lässt …Wer bleibt: Die Orientierung fällt in Gela nicht schwer. Das immer noch kleinstädtischwirkende Zentrum liegt etwas oberhalb der Küste auf einem Hügel; dieHauptachse Corso Vittorio Emanuele verläuft parallel zum Ufer. Am Corso liegtauch der Mittelpunkt der Stadt, die Piazza Umberto I. mit der Kathedrale. Von hierzum sehenswerten Museo Archeologico ist es nur ein kurzer Spaziergang.Südküste → Karte S. 290/291GeschichteDas Gebiet von Gela war schon in der Bronzezeit bewohnt. Der Aufschwung zurreichen Stadt kam mit den Griechen. 689 v. Chr. gegründet, war Gela ihre fünfteKolonie auf Sizilien, noch vor Agrigent und Selinunt. Die Siedlung nahm schnellen


290 SüdküsteAufschwung und war bald so mächtig, dass Gelon 485 v. Chr. Syrakus erobernkonnte, das zu seiner neuen Residenz wurde. Gela gedieh trotzdem prächtig weiter,bis es 405 v. Chr. von Karthago zerstört wurde. Der kluge syrakusische Import-Tyrann Timoleon belebte die Siedlung für kurze Zeit erneut; von der gegen Syrakusrebellierenden Söldnertruppe der Mamertiner wurde sie jedoch 282 v. Chr. Nachhaltigverwüstet. Von diesem Schlag erholte sich Gela so schnell nicht mehr, erst1230 n. Chr. wurde es von Friedrich II. unter dem Namen Terrannova di Sicilia reanimiert.1927, als Gela seinen alten Namen wiederbekam, war es immer noch eineunbedeutende Kleinstadt; erst die Ölfunde von 1956 schufen neue Dimensionen.Postleitzahl 93012Verbindungen Bahnhof und Busstationliegen einander direkt gegenüber, etwa1,5 km nordöstlich des Zentrums und jenseitsder Umgehungsstraße.Zug: Nach Ragusa 5-mal, Mòdica 3-mal, Siracusa1-mal und Catania 2-mal täglich,nach Agrigento via Canicattí (Umsteigen) 2-mal täglich.Bus: An dieser Stelle sei's noch einmal gesagt:Sonn- und Feiertags besteht auf Sizilienso gut wie kein Busverkehr! Mo–Sa bedientin Gela eine ganze Reihe von Busgesellschaftenden Markt; Anschlüsse nachRagusa–Noto–Siracusa, Agrigento, PiazzaArmerina–Enna–Palermo und Caltagironebestehen je 2- bis 4-mal täglich, nach Catania12-mal und Caltanissetta (z. T. via PiazzaArmerina) 7-mal täglich.Übernachten *** Hotel Sole, am Meersüdöstlich des Zentrums, Nähe Piazza Trento.Eine der ersten Adressen vor Ort – keinKunststück, die Auswahl ist gering. 28 Zimmermit Blick auf die brennenden Fackelnder Raffinerien und auf die Tanker, die weitdraußen auf das Laden warten. DZ/F etwa70–90 €. Via Mare 32, ¢/§ 0933 925292,www.hotelsolecl.it.CastelvetranoSelinunte,MarinellaPortoPaloMenfiN 115Sciacca188Sambucadi SiciliaBurgioCaltabellottaBorgo BonsignoreEraclea Minoa386Riserva di MontiPalazzo AdrianoRiberaPlatani115RiservaNaturaleOrientataTorreSalsaloMagazz oMagazzoCattolicaEracleaSiculianaMarinaPrizzi, CorleoneAlessandriadella RoccaSanBiagioPlataniRaffadali118AragonaAgrigentoPortoEmpedocle SanLeoneNaroPlatani Platani189MussomeliRacalmutoSalitoGalloOrod´CanicattìtìNaroPalma diMontechiaroCMarinadi Palma115Südküste10 kmLinosa, Lapedusa


Gela 291Essen & Trinken Ristorante Casanova,an der Umgehungsstraße, etwa auf Höhevon Bahnhof und Busbahnhof. Solides Restaurant,zu den Spezialitäten zählen mitFisch gefüllte Nudeln. Menü ab etwa 25 €.Via Venezia 89, ¢ 0933 918580. So Ruhetag,im August geschlossen.Die tödliche Schildkröte„Das Ende des Dichters Aischylos war zwar kein freiwilliges, dennoch ist eswegen seiner Besonderheit bemerkenswert. Er machte einen Spaziergangaußerhalb der sizilischen Stadt, in der er sich aufhielt, und setzte sich an einersonnigen Stelle nieder. Da flog über ihm ein Adler mit einer Schildkröte inden Klauen, wurde durch den Glanz seines Kopfes getäuscht – er war nämlichvon Haaren entblößt – und warf auf diesen, so als wäre er ein Stein, dasTier hinab, damit es zerschmettere und er seines Fleisches habhaft würde.Dieser Wurf tötete den Erfinder und Meister des höheren Trauerspiels.“Valerius Maximus, aus: „Sizilien“, Eckart Peterich. Geschehen im Jahr 456v. Chr. zu Gela. Von Aischylos stammt z.B. das Drama „Die Perser“.LagoNicoletti121121sse aPietraperziaSS 640626Riesi115Licata FalconaraCaltanissettaSalsooera MeI mri dion alePalermoB raem iGelaEnna Piazza ArmerinaCaltagirone, CataniaRagusa, Marinadi di RagusaSehenswertesMuseo e Parco Archeologico: Am östlichen Ende des Corso Vittorio Emanuele,zentrumsnah und nicht zu verfehlen. Das moderne, sehr gut bestückte Museumpräsentiert Funde aus Gela (im Erdgeschoss)und der Umgebung von Caltanissetta.Die Exponate bestehen hauptsächlichaus Keramik: Wasserspeier mitPferde- und Fratzenköpfen, Statuen undeine große Sammlung bemalter Vasen.Auf einem Terrakottafragment ist einepornographische Szene zu sehen, dieAkteure in ziemlich verrenkter Körperhaltungund mit entsprechend missvergnügtemGesichtsausdruck.An das Museum schließt sich ein großerarchäologischer Park an. Die Grundmauerneines antiken Stadtteils und dieTempelreste bilden einen seltsamenKontrast zu den Raffineriefackeln undBohrtürmen des modernen Gela, die imHintergrund sichtbar sind.Öffnungszeiten von Museum und Park:Täglich 9–18.30 Uhr, Eintritt 4 €, Ticket auchgültig für die Fortificazione di Capo Soprano.Bagni Greci: In der Nähe des Hospitals;an der Gabelung am westlichen Endedes Corsos links in die Via Manzoni,später rechts in die Via Europa. Die griechischeBadeanlage stammt aus demSüdküste → Karte S. 290/291


292 Südküste4. Jh. v. Chr. und war mit Heizung und Kanalisation ausgestattet. In dem halbrundenGebäude sind noch die Sitzwannen aus Terrakotta zu sehen.Fortificazione di Capo Soprano: Im Westen der Stadt am Meer; vom Zentrum zunächstwie zu den Griechischen Bädern, dann aber die Via Manzoni (später: ViaScavone) immer geradeaus, insgesamt etwa 45 Min. zu Fuß. Die ausgedehnte Verteidigungsanlagedes antiken Gela, eine der am besten erhaltenen der Griechenzeit,war schon im 5. Jh. v. Chr. entstanden, dann von Karthago zerstört und unterTimoleon neu errichtet worden. Den Dünen, die sie verschüttet hatten, verdanktdie Stadtmauer ihren teilweise noch guten Zustand. Erst 1954 fanden die Ausgrabungenstatt. An manchen Stellen ist die Mauer fast acht Meter hoch, eine Verkleidungaus lichtdämpfendem Plexiglas schützt die Ziegel vor der Sonne. Mit etwasPhantasie sind noch Zu- und Aufgänge zu erkennen, im Inneren der Anlage einigeGrundmauern von Militärgebäuden.Täglich 9 Uhr bis eine Stunde vor Sonnenuntergang, Eintritt mit Ticket des ArchäologischenMuseums und umgekehrt.Baden: Kaum zu glauben, aber wahr! Am Stadtstrand, der rein optisch auch garnicht übel aussieht, wagen sich tatsächlich Menschen in die Fluten – vielleicht sinddie Einwohner gegen Chemie ja mittlerweile resistent …LicataFalconaraEigentlich gar kein Ort, sondern eine verstreute Ansammlung von Ferienvillenrund um ein am Meer liegendes Kastell aus dem 14. Jh.Auch wenn das Kastell nicht zu besichtigen ist, wäre Falconara mit seinen von Felsenunterbrochenen, kilometerlangen Sandstränden doch immerhin ein guterBadeplatz. Leider steht es mit der Pflege jedoch nicht gerade zum Besten. An Sommerwochenendenund im August ist dennoch einiges los: Dann treten die Einwohnervon Gela denen von Licata auf die Füße und umgekehrt.Privatbesitz: Kastell Falconara


Licata 293Verbindungen Bahnstation an der LinieGela–Licata, Züge ab Gela 3-mal täglich.Zum Meer etwa ein Kilometer.Übernachten Schmale Möglichkeiten.Das Kastell (www.castellodifalconara.it)fungiert gelegentlich als Veranstaltungsrestaurantund bietet prinzipiell auch Zimmer,ist jedoch kaum auf Individualgäste eingestellt;die Zimmerpreise sind zudem wirklichgesalzen.**** Hotel Falconara Charming House Resort,über dem Meer und gleich nebendem Kastell. Noch recht junge, ausgedehnteund hübsch gestaltete Anlage, die sichauf zwei Gebäude verteilt. Prima ausgestatteteZimmer, sehr aufmerksamer undfreundlicher, teilweise deutschsprachigerService. Eigene Strandsektion, Pool undLicataSpa. Ganzjährig, „Classic“-DZ/F 120–180 €,auch Superiorzimmer und Suiten. Butera,Contrada Faino; SS 115, km 243, ¢ 0934349012, § 0934 1936610, www.hotelfalconararesort.com.Camping *** Eurocamping Due Rocche,am Meer, etwa 2 km westlich von Falconara.Moderner und komfortabler, etwas sterilwirkender Platz. Ordnungsbewusst in Reihenaufgeteilt, viele Dauercamper. Vielfältigbegrünt, Schatten trotzdem nur mittel.Schmaler, aber langer Sandstrand mit kleinemFelskap vor der Tür. Gute Ausstattungmit Restaurant, Bar und Geschäft; Warmduschengratis. Ganzjährig geöffnet. ZweiPersonen, Auto, Zelt zur HS etwa 32 €.¢ 0934 349006, § 0934 349007, www.duerocche.it.Früher verdiente das Städtchen, das bereits zur Provinz Agrigento zählt,sein Geld hauptsächlich mit dem Fischereihafen, heute dagegen vor allemmit Chemieanlagen, die rund um Licata vor sich hinkokeln.So heißt der Mittelpunkt der Stadt denn auch Piazza Progresso, Platz des Fortschritts.Gen Norden verläuft die geschäftige Hauptstraße Corso Umberto I., nachWesten, ebenso geschäftig, der Corso Roma. Das recht hübsche Zentrum von Licataist nicht ohne Charme, Sehenswertes allerdings gibt es kaum zu vermelden. Immerhinkann man zu dem auf einem Hügel gelegenen Kastell hochpilgern und vonoben Stadtlandschaft und Hafen betrachten.Verbindungen Bahn: Station nördlichdes Zentrums, jenseits der SS 115. NachAgrigento besser per Bus, der nicht dengroßen Bogen im Landesinneren fährt.Übernachten *** Hotel Al Faro, kastenartigerBau, hafennah, vor ein paar Jahren renoviert.In erster Linie für Geschäftsreisendegedacht und leider hellhörig. Gutes,wenn auch teures Restaurant. DZ/F etwa80–100 €. Via Dogana 6, ¢ 0922 775503,§ 0922 773087, www.alfarohotel.it.Bed & Brakfast di Eugenio, etwa 5 km östlich,Zufahrt direkt von der SS 115. HübscheAnlage am Hang, einfach, sauber und nettgeführt. Fünf unterschiedlich eingerichteteZimmer, oben eine Gemeinschaftskücheund -terrasse, es gibt auch zwei Apartments.Ein Sandstrand liegt gleich unterhalb,für einen Restaurantbesuch mussman sich allerdings ins Auto setzen. DZ/F50–70 €. Auch Stellplätze für Camper. ContradaCanticaglione; SS 115, km 240, ¢ 0922800004, Mobil-¢ 329 6410630, www.casevacanzedieugenio.it.B&B Valoroso Village, direkt benachbartund mit ähnlichen Preisen. ¢ 0922 800034,Mobil-¢ 340 3091033, www.valorosovillage.com.Museo Archeologico della Badia: An der Via Dante 12, bei der Piazza S. Angelo.Untergebracht im ehemaligen Zisterzienserkloster Santa Maria del Soccorso, zeigtes archäologische Funde aus der Umgebung, darunter auch aus Phintias, das dieBewohner des zerstörten Gela im 3. Jh. v. Chr. auf dem Hügel des Kastells gegründethatten.Zuletzt war das Museum wegen Restaurierung geschlossen.Südküste → Karte S. 290/291


294 SüdküsteDas Mädchen und die HosenItalienweit bekannt wurde Licata Ende der Achtziger durch das Buch„Volevo i pantaloni“ – ein Bekanntheitsgrad, auf den man hier sicher gernverzichtet hätte. In dem 1989 erschienenen autobiographischen Roman(deutsch: „Ich wollte Hosen“) schilderte die damals 19-jährige Lara Cardelladie erdrückende Doppelmoral der tiefen sizilianischen Provinz. Dabei ginges nicht nur um das elterliche Verbot enger Hosen oder heimlicher Küsse aufder Parkbank, sondern auch um sexuelle Gewalt in der Familie. Lara Cardellawurde mit dem Buch berühmt in Italien, in Licata freilich konnte sie sichnicht mehr auf der Straße blicken lassen.Zwischen Licata und AgrigentoUm Licata erstreckt sich eine weite Ebene, genutzt insbesondere zum Wein- undKornanbau. Schafherden streifen durch die im Sommer teilweise versteppte Gegend.Am Meer westlich der Stadt liegen kleine Feriensiedlungen am langen Sandstrand,zu erreichen über die parallel zur SS 115 verlaufende Straße nach Torre diGaffe. Später wird die Landschaft rauer, karstige und verwitterte Hügel kommenins Blickfeld.Palma di MontechiaroAuf einem Höhenzug oberhalb der SS 115 liegt die Heimat von GiuseppeTomaso di Lampedusa, Autor des „Leoparden“.Einer seiner Ahnen gründete 1637 die Stadt, und hier wurden auch Szenen desgleichnamigen Films gedreht. Das kleine Zentrum von Palma trägt barocke Züge,schön ist besonders die Kirche Chiesa Madre mit ihrer weiten Freitreppe. DerGroßteil der Stadt zeigt allerdings die auf Sizilien fast schon allgegenwärtigen Spurender Bauspekulation, ist im Verfall begriffen oder seit Jahren unfertig. KeinWunder, dass die Mafia in Palma di Montechiaro regen Zulauf findet. Vor Jahrenschaffte es das ausgedehnte Landnest sogar in deutsche Schlagzeilen: zum einenwegen der offensichtlich sehr regen Kontakte der hiesigen Mafia nach Deutschland,zum anderen wegen einer extrem hohen Rate „unnatürlicher“ Todesfälle. BeiKriegen zwischen den verschiedenen Clans gab es ab Mitte der 80er-Jahre innerhalbvon sieben Jahren 58 Tote – kein einziger Mord wurde aufgeklärt.AgrigentoMarina di PalmaEbenfalls wild und hemmungslos verbaut, der typische kilometerlangeStrandort mit Ferienvillen und billigen Apartmenthäusern.Etwa zwei Kilometer westlich liegt hoch über dem Meer das Castello di Montechiaroaus dem 14. Jh.; unterhalb, aber nicht einfach zu erreichen, finden sich schöneStrandbuchten. Der in dieser Gegend mehrfach ausgeschilderte Camping „Gattopardo“existiert nicht mehr, die Anfahrt über den miserablen Feldweg kann mansich also sparen.


NaroAgrigento 295Ein gefälliges mittelalterliches Städtchen im Hinterland von Palma di Montechiaro,etwa 15 Kilometer nördlich der Stadt.Über dem an einen Hügel gebauten Ort thront ein Kastell der Familie Chiaramonteaus dem 14. Jahrhundert. Schon unter den Arabern stand hier die Festung Nar, diedem Ort den Namen gab, und unter Friedrich II. war Naro Königsstadt. In der Altstadtunterhalb des Kastells wartet gleich eine ganze Reihe von Barockkirchen aufeinen Besuch, zu den schönsten gehört die Chiesa Sant’Agostino. Reizvoll auch dieAnfahrt beziehungsweise die Rückreise zur Küste, bei der sich schöne Ausblickeaufs Meer öffnen.AgrigentoDas berühmte Tal der Tempel, weit größer als die heutige Stadt und eineder interessantesten archäologischen Stätten der Insel. Als Kulisse eine Skylinevon Hochhäusern, die auf Sizilien ihresgleichen sucht. Unsichtbar dahinterdas reizvolle, mittelalterlich und barock geprägte Zentrum. Agrigentohat viele Gesichter.Die Busladungen von Touristen, die mal schnell die Tempel abhaken, bekommen„nur“ die antike Seite der Provinzhauptstadt zu Gesicht. Die Reste des mächtigengriechischen Akragas, die beeindruckende Reihe von Tempeln inmitten einer heiteren,lichten Landschaft sind auch völlig zu Recht der Hauptanziehungspunkt derStadt. So mancher Individualreisende lässt sich ebenfalls von dem modernen Betonwallim Hintergrund abschrecken und sucht am Ende seiner Tempeltour erschrockendas Weite. Dabei ist auch die malerische Altstadt mit ihren engen, steilSüdküste → Karte S. 290/29125 Säulen stehen noch: Tempio di Giunone


296 Südküsteansteigenden Treppengässchen, den überwölbten Gängen und kleinen Plätzen einenBesuch wert. In Agrigento kann man also durchaus ein, zwei angenehme Tageverbringen – und das Meer liegt gleich in der Nähe …Obwohl die Stadt nur etwa 60.000 Einwohner hat, wirkt sie durch ihre räumlicheAusdehnung viel größer. Bus- und Bahnreisende treffen am Rand der Altstadt ein,die im oberen Teil eines 350 Meter hohen Hügels liegt. Von hier sind es nur einpaar Schritte zur Via Atenea, der verkehrsberuhigten Haupt- und Promenierstraßevon Agrigento. Etwas südlich des Zentrums stehen die Hochhäuser der Neustadt.Zwar schon ein Stück tiefer, versperren sie aber trotzdem an vielen Stellen denBlick, wirken wie eine städteplanerische Schandtat erster Ordnung – wobei vonStadtplanung im eigentlichen Sinn aber keine Rede sein kann, ist Agrigento dochweithin durch die selbst für sizilianische Verhältnisse ungewöhnlich hohe Zahl(mehr als tausend sollen es sein) an Schwarzbauten berüchtigt. Eine ganze Ecke unterhalbder Stadt, für den Fußweg etwas weit und auf einem zum Meer hin abfallendenPlateau, erstreckt sich das weitläufige Valle dei Templi, das Tal der Tempel.Noch ein Stück weiter liegt San Leone, die langgestreckte Strandsiedlung vonAgrigento und sommerliches Zentrum des Abendvergnügens.GeschichteDas Gründungsjahr von Akragas wird auf etwa 580 v. Chr. datiert. Einwohner vonGela waren es, die sich auf dem Hügelrücken zwischen den Flüssen Akragas (daherder Name) und Hypsas niederließen. Bald stießen neue Kolonisten aus Kreta undRhodos zu der Siedlung. Um 570 v. Chr. riss ein gewisser Phalaris mit Gewalt dieHerrschaft an sich und wurde zum Tyrann (damals wertfrei: Alleinherrscher) vonAkragas. Er muss ein seltsam zwiespältiger Mensch gewesen sein, der sich gern mitDichtern und Philosophen umgab, seine Feinde aber in einem bronzenen Stier zuTode röstete. Nach einer flammenden Rede des angereisten Philosophen Pythagoras,des Herrn mit dem rechtwinkligen Dreieck, soll sein der Tyrannis überdrüssigesVolk ihn 555 v. Chr. gesteinigt haben. Das inzwischen zu Blüte und Wohlstandgekommene Akragas wurde nun demokratisch regiert, bis sich 488 v. Chr. Theronzum Tyrannen aufschwingen konnte. Anders als sein Vorgänger scheint er gerechtund weise regiert zu haben und war beim Volk beliebt. Geschickt knüpfte er familiäreBande zum wichtigsten politischen Faktor auf Sizilien, verheiratete seine Tochtermit Gelon von Syrakus. Gemeinsam schlugen sie 480 v. Chr. bei Himera dieKarthager. Akragas’ Reichtum und Einfluss waren gesichert, die Stadt erlebte denHöhepunkt ihrer Macht. Über 200.000 Menschen lebten hier, manch antiker Autorspricht gar von 800.000 Einwohnern. Und man lebte nicht schlecht, Luxus, Dekadenzund Prunksucht breiteten sich aus. Damals entstand auch die Mehrzahl derheute noch bewunderten Tempel. Empedokles beschreibt seine Zeitgenossen so: „Sieessen, als ob sie morgen sterben müssen, und sie bauen, als ob sie ewig leben sollten.“Gerade das prunkvolle Wohlleben seiner Einwohner führte am Ende zum Niedergangvon Akragas. 415 v. Chr. bewahrte man im Peloponnesischen Krieg zwischenAthen und Syrakus vorsichtige Neutralität. Als 406 v. Chr. Karthago erneut zuschlugund Akragas belagerte, hatte es Syrakus nicht eilig mit der Entsendung seinerHilfstruppen. Schließlich überließen die verweichlichten Städter Akragaskampflos dem Feind und zogen nach Gela ab. Zwar wurde unter Timoleon von Syrakusdie Stadt im 4. Jh. v. Chr. erneut besiedelt, aber die einstige Größe war unwiederbringlichverloren. Bald kamen die Römer, die die Stadt in Agrigentum um-


Agrigento 297benannten und zu einem ihrer Handelsplätze machten. Im 5. Jh. n. Chr. schlugendie Vandalen schnell und gründlich zu. Den Arabern, die 828 die verbliebene kleineSiedlung eroberten und ihr noch einmal zu bescheidenem Aufschwung verhalfen,folgten 1087 die Normannen. In den kommenden Jahrhunderten fristete das damalsGirgenti genannte Städtchen ein armseliges Dasein; erst in unserem Jahrhundertgelangte es wieder zu Wohlstand und ab 1927 auch zum heutigen Namen.Göttlicher EmpedoklesDer um 490 v. Chr. in Akragas geborene Empedokles war ein echtes Multitalent:Philosoph, demokratischer Politiker, Arzt und Dichter. Von ihm stammtdie These, die Welt bestehe aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser,Luft und Erde. Durch die Urkräfte Liebe und Hass auf ewig in Bewegung gehalten,vermischten sich diese Elemente beständig – es gebe also kein Werdenund Vergehen, sondern nur ständigen Wandel. Der Anhänger der Lehrevon der Seelenwanderung war auch ein glühender Verfechter der Gleichheitaller Geschöpfe. Als Konsequenz forderte er die Abschaffung der Sklavereiund der Tieropfer. Bei der Bevölkerung höchst beliebt war er hauptsächlichseiner praktischen Ideen wegen: Die kollabierende Kanalisation von Selinuntebrachte er durch Umleitung zweier Bäche in Schwung, und seine Heimatstadtbefreite er vom Gestank der Sümpfe, indem er als Luftschneiseeine künstliche Schlucht in den Hügel von Akragas schlagen ließ. Die Verehrung,die das Volk Empedokles entgegenbrachte, stellte ihn einem Gottgleich. Nicht gerade bescheiden sah er sich ebenso: „Nicht mehr als Mensch,als unsterblicher Gott wandle ich unter euch, von allen geehrt, wie es sich gebührt…“ heißt es in einem seiner Lieder. Um seinen Tod reihen sich verschiedeneLegenden; von Flammen umgeben soll er sich gen Himmel erhobenhaben, einer anderen Version zufolge selbstmörderisch in den Kraterdes Etna gesprungen sein. Nüchterne Historiker allerdings lassen sein Lebenum 430 v. Chr. im politischen Exil auf dem Peloponnes enden.Südküste → Karte S. 290/291ĒBasis-InfosPostleitzahl 92100Information Ein Infokiosk am südwestlichender beiden Parkplätze im Tal der Tempelist geplant.Ufficio Informazione Turistica, Infostelle imPalazzo der Provinzregierung östlich der Altstadt.Außer Stadtplänen ist leider nur weniggeboten. Geöffnet Mo–Fr 8–14, 14.30–19Uhr, Sa 8–13 Uhr. Piazza Aldo Moro 1,¢ 0922 59327, www.provincia.agrigento.it.Verbindungen Zug: Stazione Centrale,wirklich zentral an der Piazza Marconi, zurAltstadt links über die Treppen. Direktverbindungnach Palermo 11-mal, nach Caltanissetta(Umsteigen in den Osten) 3-mal,nach Catania 1-mal täglich.Bus: Autostazione an der Piazzale Rosseli,schräg hinter der Post. Mit CUFFARO undCAMILLERI zusammen 9-mal täglich nachPalermo, SAL nach Gela 4-mal, SAIS nachCatania (Anschluss Siracusa) via Airport Cataniatagsüber etwa stündlich. 3-mal täglichfährt die Agentur SALVATORE LUMIA dieKüste entlang der SS 115 westlich, also u. a.Sciacca, Castelvetrano, Mazara und Marsala,Endpunkt ist Trapani. Teilstrecken derLinie häufiger, z.B. Sciacca 10-mal täglich.Stadtbusse: Haltestellen u. a. beim Busbahnhofund vor dem Bahnhof; Ticketsnicht im Bus, sondern am Kiosk oder in denTabacchi (Vorrat günstig!). Wichtige Linien:Nr. 1, 1/ (durchgestrichen), 2, 2/, 3 und 3/zum Museo Archeologico im Valle dei


298 SüdküsteTempli; Nr. 2 und 2/ weiter zum BadevorortSan Leone. Am Busbahnhof auch Abfahrtder Busse nach Porto Empedocle, etwajede halbe Stunde.Auto: Parken am besten am Rand der Altstadt,innen ist garantiert nichts zu finden,die Hauptzufahrt Via Atenea ist zudem außerhalbder Siesta gesperrt. Es gibt vielenur für Anwohner geöffnete Straßen (mancheB&Bs verteilen Zufahrtsgenehmigungenund Parkscheine, doch sollte man dieLage besser vorher zu Fuß klären) sowieextrem enge und steile Gassen; Treppenwegeund Einbahnregelung nerven zusätzlich.Im Tal der Tempel liegen zwei gebührenpflichtige,bewachte Parkplätze mit offiziellenParkwächtern.Nachtleben Findet vornehmlich in SanLeone statt, wo es auch mehrere Discosgibt; deren Eintrittspreise allerdings sindrecht gesalzen. Beliebtester Treffpunkt istneben der Promenade das weiter östlichgelegene Gebiet an der Piazzale Aster. Hierliegen rund um die Kreuzung des Lungomare,des Viale Nettuno und des Viale deiēÜbernachtenPini eine Reihe von Gelaterias und Bars, diesich besonders abends an Sommerwochenendenfüllen. In der Altstadt von Agrigentoist der Mojo Pub an der Piazza SanFrancesco 11–15 eine angesagte Adresse:Wein, Cocktails, Jazz manchmal auch liveund WiFi-Zone, ¢ 0922 463013, www.mojo4music.it.Post Piazza Vittorio Emanuele, am östlichenRand der Altstadt. ÖffnungszeitenMo–Fr 8–18.30 Uhr, Sa 8–12.30 Uhr.Veranstaltungen La Sagra del Mandorlo,Mandelblütenfest mit internationalenFolkloregruppen, die vor den Tempeln auftreten,etwa in der ersten Februarhälfte.San Calogero, Fest des Stadtheiligen, vomersten bis zweiten Sonntag im Juli. Derdunkelhäutige Gottesmann hatte bei einerPestepidemie Brot für die Armen gesammelt.Aus Angst, sich anzustecken, warfendie Spender es ihm aus sicherer Distanz zu– folgerichtig wird bei den Prozessionenauch seine Statue mit Brot beworfen. Dieganze Woche über diverse Veranstaltungen,Tanz, Musik, Feuerwerk, etc.Die satten Zimmerpreise entsprechen dem Beliebtheitsgrad der Stadt und liegenetwa auf dem Niveau von Taormina. Wenigstens hat sich in den letzten Jahrendurch Renovierungen und durch Neueröffnungen von B&Bs die durchschnittlicheQualität der Quartiere etwas verbessert. Im August wird es eng, denn auch Italienerwollen ihre Kunstschätze entdecken – Reservierung ist dann sehr ratsam.In Agrigento und dem Tal der Tempel***** Hotel Villa Athena 5, berühmtestesHotel der Stadt, eine Villa aus dem 18. Jh.,von den Terrassen toller Blick, Swimmingpool.Traumlage im Tal der Tempel; oftausgebucht. 2009 endlich komplett renoviert,damit aber auch eine Kategorie aufgestiegenund seitdem deutlich teurer. 27Zimmer, DZ/F je nach Saison und Ausstattungetwa 170–350 €, es gibt auch Suiten.Via Passeggiata Archeologica 33, ¢ 0922596288, § 0922 402180, www.hotelvillaathena.it.*** Hotel Pirandello 1, in einem neuerenStadtteil östlich des Zentrums, durch diejüngeren Quartiere dort etwas ins Hintertreffengeraten. Mit schönem Blick aufs Talder Tempel, die 31 Zimmer eher Durchschnitt,aber für örtliche Verhältnisse in Ordnung.DZ/F etwa 90 €. Via Giovanni XXIII.5/7, ¢ 0922 595666, § 0922 402497, www.hotelpirandello.it.*** Hotel Amici 25, in der Nähe des Bahnhofs.Quartier mit ganz ordentlich ausgestattetenZimmern samt Klimaanlage undTV sowie einem bewachten Gratis-Parkplatz.19 Zimmer auf vier Etagen, Reservierungratsam. DZ 65–75 €, ein eher mäßigesFrühstück inklusive. Via Acrone 5, bei derPiazza Marconi, ¢/§ 0922 402831, www.hotelamici.com.*** Hotel L’Antica Foresteria Catalana 15,in der Altstadt. Neun hübsch dekorierte, ruhigeZimmer mit Klimaanlage und TV; fallsniemand anzutreffen ist, nebenan bei derRezeption im Hotel Bella Napoli fragen. Anfahrtvon der Piazza Aldo Moro über die ViaGioeni, später auf der Via Matteotti/Via BacBac bergab Ri. Via Atenea. DZ 75–85 €. PiazzaLena 5, ¢/§ 0922 20435, www.hotelbellanapoli.com.


Agrigento 299Porto Porto Empedocle,Eraclea Eraclea Minoa, Minoa,Sciacca SciaccaVia XXV AprileVi aDanteCorleone, SS SS 118 118ViaVia AteneaLercara, SS SS 189 189AgrigentoImeraPiazzaVittorioEmanueleCaltanissetta,Catania, SS SS 122 122V. Giovanni XXIII.Viale della Vittoriassen & Trinken2 Trattoria dei Templi3 Enoteca Rist. Spizzulìo4 Rist. La Promenade deiTempli6 Rist. Kokalos8 Rist.-Pizz. Il Capricciodi Mare10 Trattoria Caico12 Rist. Il Pescatore18 Ristorante TavernettaRuga Reali19 Rist. Vinoteca PerBacco20 Osteria Expanificio23 Trattoria Concordia24 Rist. Kalòs1Porto Porto Empedocle,Eraclea Eraclea Minoa, Minoa,Sciacca SciaccaPorto Porto Empedocle,Eraclea Eraclea Minoa, Minoa,Sciacca,Porto EmpedocleCasa Natale diLuigi Pirandello,SS 115Sciacca,Casa Natale diLuigi Pirandello,ViaViaV200 miaDanSS 115XXV AprileGaribalditeViadotto AkragasVia ManzoniII (Hochstraße)bernachten1 Hotel Pirandello5 Hotel Villa Athena7 Hotel Costazzurra9 B&B Villa Cetta11 Hotel Baia di Ulisse13 Hotel Dioscuri Bay Palace14 B&B L'Approdo15 Hotel L´AnticaForesteria CatalanaDuomoV i aVia GioeniViale EmporiumTempio diEsculapioViale dei PiniLungomareVia AteneaE m p e d o c l eVia Dante Via Manzoni13 1214Viai aFalcone ePetrarcata ArcheologicaSan LeoneVia ImeraViaVia GioeniBorseChiesaS. MariaPiazzaledei GreciChiesa eFosseleMonastero di15P. LenaSanto Spirito16 17P.P. Vittorio20 18 19Pirandello22 21Emanuele2324P. AldoMoroP. MarconiBahnhof4AltstadtllinoViale della Vittoria25Via F. CrispiEsseneto2 3StradaPanoramicaChiesaSan BiagioTempio diGiunone87Viale Nettuno400 m10 910Museo Archeologico,Tempio diChiesa San NicoloQuartiereVulcanoTempioEllenistico-deiPiazzaleRomanoTempioDioscuridei Templidi Giove5GesperrtOlimpicoGiardino dellaVia PassegKolymbetraVia SacraTempio diTomba diErcoleTempio dellaTeroneConcordiaAgrigento-San LeoneCaltanissetta,CataniaGela,Licata, Gela,SS SS 115 11516 Hotel Bella Napoliund B&B Terrazzedi Montelusa17 B&B I Tetti diGirgenti21 B&B Camere a Sudund B&BL'Antica Via22 B&B Atenea 19125 Hotel Amici611Südküste → Karte S. 290/291

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