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Anlageverhalten auf Finanzmärkten - Wirtschaftswunder

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Analysen und BerichteVerhaltensökonomiedings um einen einseitigen Verzicht, da das den Bankenund Finanzintermediären <strong>auf</strong> diese Weise zur Verfügunggestellte „geduldige Kapital“ <strong>auf</strong> eigene und höherverzinslicheRechnung für Kredite und/oder Wertpapiergeschäfteim eigenen Portfolio eingesetzt wird. Es sei in diesemZusammenhang nur erwähnt, dass Kritik am Investitionsverhaltender Banken oder Versicherungen z.B. in Bezug<strong>auf</strong> bestimmte Derivate <strong>auf</strong> Commodities im Nahrungsmittelbereichauch dar<strong>auf</strong> zurückzuführen sind, dass Anlageentscheidungenvon den Privatanlegern nicht selbstgetroffen werden und sie sich damit auch der Verantwortungfür die in ihren Augen ethisch verantwortungsvollerenAnlagen entziehen.Das Risikoverhalten privater Haushalte – eineSelbsteinschätzungWie aber kommt es zu diesem wenig renditeorientiertenund stark <strong>auf</strong> Sicherheit bedachten <strong>Anlageverhalten</strong> derprivaten Haushalte? Eine DIW-Studie <strong>auf</strong> Basis des soziooekonomischenPanels (SOEP) ist <strong>auf</strong> der Grundlage vonSelbstzuschreibungen dieser Frage nachgegangen. 16 DieErgebnisse sind nicht nur von theoretischem Interesse,weil z.B. die „Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente“der Europäischen Kommission ebenso wie das Wertpapierhandelsgesetzvon Finanzdienstleistern fordern,die Risikoeinstellungen ihrer Kunden zu ermitteln und eineentsprechende Kundenberatung durchzuführen.Bei der Studie des DIW konnte <strong>auf</strong> eine breite empirischeBasis mit mehr als 5000 Vorständen privater Haushaltezurückgegriffen werden, die in drei <strong>auf</strong>einanderfolgendenJahren von 2004 bis 2006 an den Befragungen des SOEPteilgenommen und die für die Studie relevanten Fragenzum Geldanlageverhalten beantwortet hatten. Bei rationalemEntscheidungsverhalten war gemäß der Portfoliotheorievon Markowitz von 1952, so die Ausgangshypothese,zu erwarten, dass risikoscheue Anleger breiter gestreutePortfolios bevorzugen. Hoch risikoaverse Personen müsstennach dieser Theorie also ein komplett diversifiziertesPortfolio attraktiver finden als weniger risikoscheue Personen.Um eine Einordnung der Risikoeinstellung zu ermöglichen,sollten die Befragten ihre eigene Risikobereitschaftbei Geldanlagen <strong>auf</strong> einer Skala von 0 (= sehr risikobereit)bis 10 (= nicht risikobereit) angeben. Wie die Abbildung 2zeigt, schätzte sich die weit überwiegende Mehrheit derHaushalte als wenig oder nicht risikobereit ein, währendgerade einmal 2% sich als sehr risikobereit (Kategorien 0-2) kennzeichnen.16 N. Barasinska, D. Schäfer, A. Stephan: Hohe Risikoaversion privaterHaushalte bei Geldanlagen, in: Wochenbericht des DIW Berlin, 75. Jg.(2008), H. 45, S. 704-710.Abbildung 2Haushaltsvorstände nach Stärke der RisikoaversionAnteile in %3025201510500,2 0,31,73,34,710,5Anmerkung: N = 5163 Vorstände privater Haushalte. Risikoaversion 0 =sehr niedrig; 10 = sehr hoch.Quelle: eigene Grafi k nach Wochenbericht des DIW Berlin, 75. Jg. (2008),Nr. 45, S. 708.Die zugrundeliegenden Risikoeinstellungen schlagen sichauch in den präferierten Anlageformen nieder: 2004 wardas als sicher geltende Sparbuch demnach von den imSOEP erfassten sechs verschiedenen Anlageformen mit74% die weitaus beliebteste Anlageform, gefolgt von Lebensversicherungenund Bausparverträgen. Aktien undselbst festverzinsliche Wertpapiere wurden als Anlageformweitaus seltener genutzt, ein vor dem Hintergrundder oben dargestellten makroökonomischen Daten nichtmehr überraschendes Ergebnis. Gleichwohl verifizierendiese Angaben die Richtigkeit der makroökonomischenBefunde auch in den Handlungen der Privathaushalte.Unter Berücksichtigung relevanter Faktoren von Alter, Geschlecht,Bildung, Einkommen, Wohnungseigentum undHaushaltsgröße wurde schließlich mithilfe eines Regressionsmodellsdie Auswirkung der Risikoeinstellungen <strong>auf</strong>die Diversifikation der Vermögenswerte geschätzt. Andersals in der Ausgangshypothese unterstellt, konnte jedochkein eindeutiger Zusammenhang zwischen Risikoaversionund der Zahl der Anlagen in einem Portfolio festgestelltwerden. Wenn überhaupt diversifiziert wird, dann werdenAufteilungen des Vermögens <strong>auf</strong> Wertanlagen vorgenommen,die traditionell ohnehin als relativ sicher betrachtetwerden (Sparanlagen, Bausparverträge und bei ganz Mutigennoch die Lebensversicherung), während Anlagen mithöherer Volatilität und höherem Risiko erst dann ins Depot<strong>auf</strong>genommen werden, wenn bereits ein Grundstock ansicheren Anlagen vorhanden ist.Höheres Einkommen und größeres Vermögen scheinendann auch die Risikobewertungen in besonderer Weisezu beeinflussen. Dies zeigen jedenfalls die Ergebnisse des8,613,316,212,828,20 1 2 3 4 5 6 7 8 9 106Wirtschaftsdienst 2013 | 5

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