6 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG HEFT 1/2, 1996e<strong>in</strong> Aktionsplan für den <strong>in</strong>ternationalenSchutz der Großtrappen, der während desWorkshops 1994 <strong>in</strong> Ungarn formuliertwurde, überarbeitet <strong>und</strong> verabschiedet.Außerdem wurde im Rahmen der Convention„On the Conservation of MigratorySpecies of Wild Animals“ (CMS) e<strong>in</strong> Dokumentzum Schutz wandernder Großtrappendiskutiert <strong>und</strong> dem Sekretariat für„United Nations Environment Programme“(UNEP) <strong>in</strong> Bonn zugeleitet.Die Fachleute aus Ungarn, Österreich, derSlowakei <strong>und</strong> Tschechien haben sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er„Pannonischen Gesellschaft Großtrappenschutz“zusammengef<strong>und</strong>en, umgrenzübergreifend Bestandserfassungen<strong>und</strong> Schutzmaßnahmen zu koord<strong>in</strong>ieren.In Spanien <strong>und</strong> Portugal konzentrieren sichdie Trappenexperten mit ihren Arbeitentrotz aktuell hoher Bestandszahlen zunehmendauf Probleme des Lebensraumschutzes,denn durch die von der EU geförderteIntensivierung der landwirtschaftlichenProduktion werden dort großräumigdie wertvollsten „Steppenhabitate“ Europas<strong>und</strong> damit die Lebensräume für dieTrappen zerstört. Hier ist <strong>in</strong> Brüssel im S<strong>in</strong>nee<strong>in</strong>er effektiveren Förderpolitik dr<strong>in</strong>gende<strong>in</strong>e sorgfältige Absprache zwischenden <strong>Naturschutz</strong>- <strong>und</strong> Landwirtschaftsprojektenerforderlich.In Rußland, wo unter den neuen politischen<strong>und</strong> wirtschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungender <strong>Naturschutz</strong> vor sehr ernsten Problemensteht, hat sich mit der Gründung derrussischen <strong>Naturschutz</strong>organisation „RussianBird Conservation Union (RBCU)“e<strong>in</strong>e neue Kraft herausgebildet, die sichauch auf den Schutz von Steppenvogelartenkonzentriert hat. Das erste Großtrappenschutzprogrammder RBCU wurde vonJULIA ANTONCHIKOVA (Saratov) erarbeitet.Der Ideenreichtum <strong>und</strong> Enthusiasmusdieser jungen Frau war e<strong>in</strong> wertvollesStartkapital für die Schutzbemühungender russischen Kollegen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e wichtigeHilfe bei der Entwicklung unserer Zusammenarbeitmit Osteuropa. Ihr plötzlicherUnfalltod hat uns persönlich <strong>und</strong> <strong>in</strong> unsererArbeit sehr getroffen. „Bird Life International“hat ihr den <strong>in</strong>ternationalen Aktionsplanfür den Schutz der Großtrappengewidmet. Die Teilnehmer des Workshops<strong>in</strong> Buckow waren sich e<strong>in</strong>ig im stillen Gedenkenan diese aktive Mitstreiter<strong>in</strong> für dieSicherung der letzten TrappenlebensräumeEuropas.Bestand der Großtrappe <strong>in</strong> Europa im Jahre 1980Stock of Great Bustards <strong>in</strong> Europe <strong>in</strong> 1980Dr. He<strong>in</strong>z LitzbarskiBestand der Großtrappe <strong>in</strong> Europa im Jahre 1995Stock of Great Bustards <strong>in</strong> Europe <strong>in</strong> 1995
NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG HEFT 1/2, 1996: 7-9 7HANS PETER KOLLAR, HANS WURMZur Bestandssituation der Großtrappe (Otis t. tarda L., 1758)<strong>in</strong> Österreich1. E<strong>in</strong>leitungVon den verbliebenen Verbreitungskernendes Großtrappenbestandes der Weltstrahlt jener des Donau-Karpatenbeckensauch <strong>in</strong> die östlichen Flachländer Österreichsaus. Die Populationsgruppe der ungarischenTiefebene hat sich allerd<strong>in</strong>gs,wie be<strong>in</strong>ahe alle Trappenbestände derWelt, während der letzten drei Jahrzehntestark verdünnt. Die Bestände verkle<strong>in</strong>ertensich fast ohne Ausnahme. An den Rändernder Verbreitungsgebiete erloschen e<strong>in</strong>igekle<strong>in</strong>ere Populationen; weitere, <strong>und</strong> zwarsolche, die <strong>in</strong>tensives Agrarland bewohnen,stehen kurz vor dem Verschw<strong>in</strong>den;nur e<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d zur Zeit stabil oder wachsen.Das betrifft stets solche, die <strong>in</strong> landwirtschaftlichweniger begünstigten Lagenmit hohem Bracheanteil leben.2. Überblick über dieGroßtrappenbestände<strong>in</strong> ÖsterreichIn Österreich s<strong>in</strong>d von den e<strong>in</strong>stmals ca.1 200 Großtrappen (1942, nach LUK-SCHANDERL 1971) <strong>in</strong>sgesamt noch etwa50 bis 60 Individuen übriggeblieben, diesich auf vier Restpopulationen aufteilen(Abb. 1).Im Seew<strong>in</strong>kel, Burgenland, angrenzend anUngarn, lebt e<strong>in</strong>e Population, derenganzjähriges E<strong>in</strong>standsgebiet Flächen beiderseitsder Staatsgrenze umfaßt: r<strong>und</strong> 40Individuen, davon etwa 18 im österreichischenSeew<strong>in</strong>kel, nördlich davon reicht dasE<strong>in</strong>standsgebiet e<strong>in</strong>es westungarischenBestandes von 50 Individuen (1995) aufösterreichisches (<strong>und</strong> slowakisches) Gebiet.E<strong>in</strong> ebenfalls zu den Trappen diesesburgenländisch-ungarischen Raumes gehörenderBestand von 4 bis 5 Hennen brütetetwas weiter nordwestlich davon, aufder Parndorfer Platte. Von den früherenBeständen ist der letzte (1 bis 3 Individuen)im pannonisch geprägten Ackerbaugebiet,im Wiener Becken südlich der Donau aufder Rauchenwarther Platte erst vor kurzem(1995) erloschen. Nördlich der Donau hältsich bis heute der Trappenbestand desMarchfeldes: 14 Individuen (Frühjahr1995). Räumlich isoliert von diesen Beständenzeigt e<strong>in</strong>e Population an der nördlichenStaatsgrenze, deren E<strong>in</strong>standsgebietauf österreichischem <strong>und</strong> tschechischemGebiet liegt, offenbar e<strong>in</strong>e stabile oderleicht steigende Bestandsentwicklung –r<strong>und</strong> 30 Individuen im W<strong>in</strong>ter 1994/95,ca. 24 davon halten sich überwiegend <strong>in</strong>Österreich auf (1995).Insgesamt kann die Zahl der österreichischenGroßtrappen, abzüglich der dem angrenzendenAusland zuzurechnenden Bestandesteile,derzeit (1995) mit 62 bis 65angegeben werden (18 im Seew<strong>in</strong>kel, 5auf der Parndorfer Platte, 14 bis 15 imMarchfeld, ca. 25 im We<strong>in</strong>viertel) (Tab. 1).LegendeVerbreitung der Großtrappe <strong>in</strong> Österreich 1995Spread<strong>in</strong>g of the Great Bustard <strong>in</strong> Austria <strong>in</strong> 1995Begrenzung des pannonischen KlimabezirksDemarcation of the pannonic climatic region3. Die Beständeim e<strong>in</strong>zelnenSeew<strong>in</strong>kelVon den <strong>in</strong>sgesamt 24 Hennen der PopulationMosonszolnok-Seew<strong>in</strong>kel waren imFrühjahr 1995 maximal 12 im österreichischenTeil des Hanság zu beobachten, 8davon brüteten hier (PATAK, mündl.). Diemeisten der Bruten liegen seit m<strong>in</strong>destense<strong>in</strong>em Jahrzehnt stets <strong>in</strong> dem als Kommassantenwiesenbenannten Teil des Nationalparksim österreichischen Seew<strong>in</strong>kel,