70 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG HEFT 1/2, 1996: 70-75ASTRID EISENBERGZur Raum- <strong>und</strong> Habitatnutzung handaufgezogenerGroßtrappen (Otis t. tarda L., 1758)1. E<strong>in</strong>leitungIm Land <strong>Brandenburg</strong> eröffnete sich nachder politischen Wende 1989 im GroßtrappenschongebietBuckow (Kreis Havelland)die Möglichkeit, den schon zu DDR-Zeitenbestehenden Großtrappenschutz durchüberwiegend staatlich geförderte großflächigeExtensivierung landwirtschaftlicherNutzflächen auszubauen.Daher wurde e<strong>in</strong>e detaillierte Untersuchungüber Raum- <strong>und</strong> Habitatnutzungder Großtrappe als Gr<strong>und</strong>lage für Flächenkauf<strong>und</strong> -pacht sowie Flächenmanagementnotwendig.Die Untersuchung wurde mit jungenGroßtrappen, die vor ihrer Auswilderungmit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>iatursender versehen wurden,durchgeführt. Neben den für den Artenschutznotwendigen Untersuchungenüber Raum- <strong>und</strong> Habitatnutzung sollteauch die Auswilderung, die e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gliederungder jungen Großtrappen <strong>in</strong> den Wildbestandbe<strong>in</strong>haltet, dokumentiert werden.Da die Großtrappen den größten Teil desJahres <strong>in</strong> Trupps variierender Größe zusammenleben,flossen nach Anschluß derjungen Tiere an den Wildbestand auch Datendazu <strong>in</strong> die Auswertung e<strong>in</strong>.2. Tiere, Material <strong>und</strong>Methode2.1 UntersuchungszeitraumDer Untersuchungszeitraum erstrecktesich auf die Zeit vom 7.8.1992 bis31.1.1994. Er umfaßte zwei im Spätsommerstattf<strong>in</strong>dende Auswilderungen. Fürzwei besenderte Tiere des ersten Auswilderungstruppswurden während des gesamtenZeitraumes Daten gesammelt.2.2 Herkunft der Tiere1992 wurden <strong>in</strong> der <strong>Naturschutz</strong>station19, 1993 11 Großtrappenküken von denMitarbeitern der <strong>Naturschutz</strong>stationBuckow aufgezogen <strong>und</strong> ausgewildert.Auf die Auswilderungsmethode soll hiernicht e<strong>in</strong>gegangen werden, da sie bereitsvon LITZBARSKI et al. (1993) ausführlichbeschrieben wurde.2.3 Markierung der GroßtrappenDie telemetrische Untersuchung wurdemit Sendern vom Typ TW-2 (Gewichte:16 g <strong>und</strong> 21 g) der Firma BIOTRACK (England)durchgeführt. Die Maße der Senderbetrugen 45 x 18 x 15 mm bzw. 32 x 17 x15 mm (Länge x Breite x Höhe). Sie warenmit e<strong>in</strong>er 27 cm langen Antenne versehen.Die Sender wurden an Flügelmarken geb<strong>und</strong>en,die an den Großtrappen befestigtwurden.Als Empfänger diente e<strong>in</strong> tragbares Gerätder Firma Reichenbach, Entw.-Nr. 287078,mit 10 Festfrequenze<strong>in</strong>stellungen. ZumEmpfang wurde e<strong>in</strong>e 4-Element-Handantenne(Yagi) e<strong>in</strong>gesetzt.2.4 Telemetrie <strong>und</strong> Datenerfassung,weitereUntersuchungsmethodenMit Hilfe der radiotelemetrischen Markierungließ sich der Standort der besendertenGroßrappen ermitteln. Es wurde die Richtungdes Signals grob angepeilt, dann dervermutete Aufenthaltsort angefahren <strong>und</strong>Abb. 1Die Sender wurden bei den Großtrappen so <strong>in</strong> die seit Jahren bewährten Flügelmarken e<strong>in</strong>gebaut, daßsie nach dem Verrotten des Befestigungsmaterials problemlos von ihnen abfallen. Vor dem E<strong>in</strong>satz derSender im Freiland wurde diese Art der Befestigung monatelang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Gehege getestet.Foto: H.LitzbarskiFor telemetric researches the transmitters were used with the w<strong>in</strong>g-markers. If these markers will berotten the transmitters also fall off. This k<strong>in</strong>d of fix<strong>in</strong>g was tested for months at a big enclosure before.Abb. 2Mit Antenne <strong>und</strong> speziellem Funkempfängerkönnen die Tiere mit Sender, <strong>und</strong> damit dieTrappengruppen, <strong>in</strong> die sie <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d, schnell<strong>und</strong> sicher gef<strong>und</strong>en werden. Genaue Kenntnisseüber den Aktionsraum der Tiere s<strong>in</strong>d für s<strong>in</strong>nvolleSchutzmaßnahme unerläßlich.Foto: H.LitzbarskiThe Great Bustards fitted out with transmitterscould be fo<strong>und</strong> easily with an antenna and aspecial receiver and thus also the group ofbustards <strong>in</strong> which they are <strong>in</strong>tegrated. Thedetailed knowledge of the bird´s radius are veryf<strong>und</strong>amental for useful protective measures.
ASTRID EISENBERG: ZUR RAUM- UND HABITATNUTZUNG HANDAUFGEZOGENER GROSSTRAPPEN (OTIS T. TARDA L., 1758) 71nach visuellem Auff<strong>in</strong>den des Tieres se<strong>in</strong>Aufenthaltsort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Meßtischbatt(Maßstab 1 : 10000) e<strong>in</strong>getragen, danachdie Koord<strong>in</strong>aten des Ortes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Protokollbogennotiert. Hatte sich das Tier e<strong>in</strong>emTrupp angeschlossen, wurde auchdessen Zusammensetzung (Anzahl derHähne <strong>und</strong> Hennen) vermerkt, ebenso diemomentane Nutzung des jeweiligen Habitattyps(z.B. Rapsacker, W<strong>in</strong>tergetreideoder Saatgrasland). Für jedes besenderteTier wurden über den Tag verteilt drei Peilungenvorgenommen. Die Berechnungder Aktionsraumgröße erfolgte als M<strong>in</strong>imumConvex Polygon.Das Arthropodenangebot <strong>in</strong> der Krautschichtauf e<strong>in</strong>igen von den Großtrappengenutzten Grünlandflächen wurde mit Hilfevon Kescherfängen ermittelt. Der verwendeteKescher hatte e<strong>in</strong>en Durchmesservon 30 cm.3. Ergebnisse3.1 Anschluß an den WildbestandJungtiere <strong>und</strong> Alttiere bilden jeweils e<strong>in</strong>e Gruppe, stehen weit vone<strong>in</strong>ander entferntYoung animals and older animals form a group respectively, there is a great distancebetween themJungtiere <strong>und</strong> Alttiere bilden jeweils e<strong>in</strong>e Gruppe, stehen nahe beie<strong>in</strong>anderYoung animals and older animals form a group respectively, they are close to each otherJungtiere <strong>und</strong> Alttiere bilden e<strong>in</strong>e Gruppe, nicht gemischtYoung animals and older animals form a group, not mixedJungtiere <strong>und</strong> Alttiere bilden jeweils e<strong>in</strong>e Gruppe, gemischtYoung animals and older animals form a group, mixede<strong>in</strong>ige Jungtiere bei AlttierenSome young animals are near the old animalsAbb. 3Art <strong>und</strong> Häufigkeit der Kontakte zwischen den Jungtieren <strong>und</strong> dem Wildbestand <strong>in</strong> der Zeit vom12.9.93 bis 2. 12. 93, zusammengefaßt <strong>in</strong> DekadenType and frequency of the contact between the young animals and the stock of game <strong>in</strong> the period from12.9.93 till 2.12.93 summarized <strong>in</strong> decades.Bei der E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> den Wildbestandwaren zwischen den Jahren Unterschiedezu erkennen. Von der Auswilderungsgruppe1992 überlebten von 19 Tieren nur 4den ersten Auswilderungsprozeß (hier derZeitraum bis zum Verlassen des Auswilderungsgeländes)<strong>in</strong> Freiheit. 1 Hahn <strong>und</strong> 3Hennen entfernten sich Anfang Novembervom Auswilderungsgelände, stießen aufden wildlebenden Hahnentrupp <strong>und</strong> folgtenvon da ab im wesentlichen <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonatenden Hähnen. 1993 hielt siche<strong>in</strong> Hennentrupp <strong>in</strong> der Nähe des Auswilderungsplatzesauf. Zu den ersten Kontaktenkam es erst mit der Erweiterung desAktionsraumes der jungen Großtrappen ab12.9.93, ca. 1 Monat nach Beg<strong>in</strong>n derAuswilderung. Abb. 3 zeigt die Art derKontakte <strong>und</strong> deren Häufigkeit vom 12.9.bis zum 2.12.1993. Die drei täglichen Beobachtungenwurden <strong>in</strong> Dekaden zusammengefaßt.Der Auswilderungstrupp bestandaus 10 Jungtieren.Es zeigt sich, daß Häufigkeit <strong>und</strong> Intensitätder Kontakte im Laufe der Zeit zunahmen.Die Hennen <strong>und</strong> Jungtiere nutzten bis zur5. Dekade gleiche Flächen, hielten sich dabeiaber oft weit vone<strong>in</strong>ander entfernt auf.Befanden sich nur wenige Jungtiere beiden Hennen, schlossen sie sich zum<strong>in</strong>desttagsüber vorübergehend dieser Gruppean. Je mehr Jungtiere es waren, desto ehertrennten sie sich aber auch wieder von derGruppe. Suchten die alten Hennen abendse<strong>in</strong>e andere Fläche auf, folgten die Jungtierenicht. In der Regel wechselten diediesjährigen auch im Laufe des Tages wiederzu den anderen jungen Trappen.In der 5. Dekade suchten die Hähne dievon den Hennen <strong>und</strong> den Jungtieren genutztenFlächen auf. Als der Hahnentruppwieder zu se<strong>in</strong>em Hauptäsungsplatzzurückkehrte, folgten ihm die Jungtiere.Nun nahm die Anzahl der Kontakte zwischenAlttieren <strong>und</strong> Jungtieren stark zu. Siebildeten häufiger e<strong>in</strong>e Gruppe, wobei esallerd<strong>in</strong>gs nur selten zu e<strong>in</strong>er Durchmischungvon Jungtieren <strong>und</strong> älteren Hähnenkam. In der 6. Dekade wechselten dieJungtiere teilweise zusammen mit verschiedenenHennen zwischen dem vonden Hähnen bevorzugten W<strong>in</strong>teräsungsplatz<strong>und</strong> dem ca. 1,5 km östlich vonBuckow gelegenen Gehege, <strong>in</strong> dem sichdie Zuchtherde der <strong>Naturschutz</strong>stationBuckow bef<strong>in</strong>det. Es blieben aber auch immerwieder e<strong>in</strong>zelne Tiere bei den Hähnenzurück.In der 2. Dezemberhälfte zeigte der Trappenbestande<strong>in</strong>e größere Mobilität. Mitden häufigeren Ortswechseln war e<strong>in</strong>ewiederholte Änderung der Truppzusammensetzungverb<strong>und</strong>en. Auch die jungenTrappen wurden dabei häufig getrennt. Siehatten sich aber mit wenigen Ausnahmenimmer älteren Tieren angeschlossen.3.2 RaumnutzungDie Abb. 4 zeigt die Aktionsräume von 21992 besenderten Großtrappen, e<strong>in</strong>emHahn <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Henne (HA1 <strong>und</strong> HE1).Die Größe der Aktionsräume <strong>und</strong> dieZeiträume, <strong>in</strong> denen Daten für das ent-