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Thomas Keindorf 10. Juni 2011 Mitglied der Arbeitsgruppe Bildung ...

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<strong>Thomas</strong> <strong>Keindorf</strong> <strong>10.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2011</strong><strong>Mitglied</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitsgruppe</strong> <strong>Bildung</strong> Kultur <strong>der</strong> CDU-Landtagsfraktion_________________________________________________________________________Gemeinsames Lernen von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen mit und ohneBehin<strong>der</strong>ungen/mit und ohne son<strong>der</strong>pädagogischen För<strong>der</strong>bedarfenerfolgreich gestaltenDr. 6/66Sehr geehrter Herr Präsident,liebe Kolleginnen und Kollegen,gestatten Sie mir, dass ich eine Bemerkung vorwegschicke: das Thema diesesDebattenpunktes gehört nicht zu meinen Spezialgebieten. Ich bin für denKollegen Bönisch eingesprungen, <strong>der</strong> heute lei<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>t ist.Es mutet schon ein wenig wie ein „Déjà vu“ an, wenn wir heute erneut über dieFrage des gemeinsamen Lernens von behin<strong>der</strong>ten und nicht behin<strong>der</strong>tenKin<strong>der</strong>n / von Kin<strong>der</strong>n mit und ohne son<strong>der</strong>pädagogischen För<strong>der</strong>bedarfenaufgrund eines Antrages <strong>der</strong> Fraktion DIE LINKE sprechen, denn wir hatten dasThema vor weniger als einem halben Jahr auf <strong>der</strong> Februar-Sitzung des Landtages<strong>2011</strong> bereits mit einer Beschlussempfehlung beschieden. Nun könnte ich es mirleicht machen, und mich auf den Standpunkt stellen, dass seitdem keinewesentlich neuen Aspekte zu berücksichtigen seien. Dies ist wahrscheinlich auchganz objektiv <strong>der</strong> Fall. Dennoch haben wir alle damals – fast alle jedenfalls, bisauf die FDP – unsere Absicht bekundet, <strong>der</strong> inklusiven Beschulung zumDurchbruch zu verhelfen.Die CDU-Fraktion will sich auch jetzt nicht vor <strong>der</strong> Verantwortung drücken undist bereit, die damals vorgestellte Konzeption <strong>der</strong> Landesregierung mitzutragen,die ihrerseits daran weiter arbeiten und sicherlich neue Aspekte aufnehmenwird. So jedenfalls sah und sieht es <strong>der</strong> Landtagsbeschluss von damals vor.Die damalige Kultusministerin, Frau Prof. Wolff, hat in <strong>der</strong> Debatte hinreichendZahlen vorgetragen, die ich nicht alle wie<strong>der</strong>holen will. Eine Zahl aberverdeutlicht, welche Fortschritte wir in den vergangenen Jahren gemacht haben:während wir im Jahre 2002 gerade einmal 1,8 % <strong>der</strong> Schülerinnen und Schülermit son<strong>der</strong>pädagogischem För<strong>der</strong>bedarf hatten, die den „gemeinsamenUnterricht“ besuchten, waren und sind es zur Zeit 16% . Dies kann als ein ersterErfolg gewertet werden, <strong>der</strong> mit dem „Gemeinsamen Unterricht“ verbunden ist.Allerdings möchte ich an dieser Stelle eines ganz klar sagen: Neben denzahlreichen Positiv-Beispielen belegen die Erfahrungen in <strong>der</strong> Praxis auch, dasswir noch ein gutes Stück Weg vor uns haben. Ein fiktives Beispiel: DieBeschulung einer Klasse mit zwei lernbehin<strong>der</strong>ten Schülern, zwei Kin<strong>der</strong>n mitADHS, einem Hörgeschädigten, einem sprachbehin<strong>der</strong>ten Kind, vierHauptschülern und acht Realschülern durch eine Lehrkraft an einer Regelschuleist zwar in dieser Form konstruiert, stellt aber mitnichten einen Einzelfall dar.


2Es erfor<strong>der</strong>t von uns allen größte Anstrengungen, um hier den Bedürfnissenaller Schülerinnen und Schüler aber auch den Eltern, Pädagogen und denAnfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> mittelständischen Betriebe gerecht zu werden. Ich binüberzeugt, nur mit motivierten und gut ausgebildeten Schülerinnen undSchülern, die im "Gemeinsamen Unterricht" in verstärktem MaßeSozialkompetenzen erwerben können, wird die Sicherung von Fachkräften imLand gelingen. Die dazugehörige Debatte werden wir an an<strong>der</strong>er Stelleweiterführen. Dieses Versprechen kann ich Ihnen heute abgeben. Das sind dieaktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen, die wir gemeinsam anpacken müssen undanpacken werden. Doch unsere Erfolge mit dem „Gemeinsamen Unterricht“sollten wir nicht unter den Scheffel stellen.Sehr geehrte Herr Minister,ich möchte die Landesregierung deshalb freundlich auffor<strong>der</strong>n, deneingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten, um so, sofern die Praxis dieszulässt, noch mehr Schülerinnen und Schüler mit und ohneson<strong>der</strong>pädagogischem För<strong>der</strong>bedarf die Möglichkeit zu eröffnen, einenHauptschulabschluss o<strong>der</strong> sogar einen Realschulabschluss zu erlangen. Dies wäreschon ein schöner Erfolg. Wir alle sollten uns allerdings auch <strong>der</strong> Tatsachebewusst sein, dass ein solches Unterfangen nicht zum Nulltarif zu haben seinwird. Es verlangt insbeson<strong>der</strong>e von den Lehrkräften ein hohes Maß an guterAusbildung. Wir dürfen und wir werden sie dabei nicht im Stich lassen. Genausowerden wir es als CDU nicht zulassen, dass Eltern gezwungen werden, ihreKin<strong>der</strong> in den gemeinsamen Unterricht zu geben. Eltern wissen ihrerseits ambesten, was ihrem Kind gut tut. Dabei erfahren sie Unterstützung durch Lehrer,Schulleiter, Psychologen und an<strong>der</strong>en Fachkräften vor Ort. Wenn <strong>der</strong> Eltern-Wunsch besteht, das Kind zur För<strong>der</strong>schule zu schicken, dann darf niemand alsVormund auftreten, und etwas an<strong>der</strong>es erzwingen wollen.Der Elternwille korrespondiert mit unserer Vorstellung, dass die För<strong>der</strong>schulen inihrer Existenz nicht gefährdet werden dürfen. Wir müssen alle so ehrlich sein, zubekennen, dass eine individuelle Beschulung und För<strong>der</strong>ung jedes Kindes nichtzwangsläufig zu „gemeinsamem Unterricht“ führt. Individuelle För<strong>der</strong>ung jedesKindes bedeutet, dass ich auch das nicht-behin<strong>der</strong>te Kind mit <strong>der</strong> gleichzeitigenBeschulung von behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n überfor<strong>der</strong>n im Sinne von benachteiligenkann. Dies müssen wir durch verstärkte Qualifizierung des Lehrpersonals an denSchulen auszugleichen versuchen. Dies wird keine einfache Aufgabe sein. Aberwir sind auf dem richtigen Weg. Selbst <strong>der</strong> Beauftragte <strong>der</strong> Bundesregierung fürdie UN-Konvention für Kin<strong>der</strong>rechte hat in einer Lehrerfort- und -weiterbildunggesagt:Inklusion bedeutet nicht zwangsläufig die Auflösung vonFör<strong>der</strong>schulen.


3Wir müssen uns gut überlegen, wie weit wir die Gleichstellung von behin<strong>der</strong>tenund nicht-behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>n treiben wollen, um nicht das Ziel zukonterkarieren. Denn totale Gleichstellung bedeutet auch keine beson<strong>der</strong>eFör<strong>der</strong>ung für die behin<strong>der</strong>ten Kin<strong>der</strong>.Liebe Kolleginnen und Kollegen,mit dieser Mahnung möchte ich schließen und bitte um Zustimmung zumÄn<strong>der</strong>ungsantrag <strong>der</strong> Koalitionsfraktionen, <strong>der</strong> auf eine erneuteBerichterstattung <strong>der</strong> Landesregierung im Ausschuss für <strong>Bildung</strong> und Kulturhinausläuft, denn so halten wir den Prozess <strong>der</strong> Inklusion aufrecht, ohne ihndurch gleichlautende Beschlüsse des Landtages lediglich zu wie<strong>der</strong>holen. Dies istmeine ich Anliegen aller im Landtag vertretenen Fraktionen.

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