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Noelle-Neumann im Dritten Reich - geringfügig ... - Christian Domnitz

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Anfang 1942, zwei Jahre nach <strong>Noelle</strong>s Dissertation, n<strong>im</strong>mt das PropagandaministeriumKontakt zu ihr auf und legt ihr nahe, Umfragen inseinem Auftrag durchzuführen. Nach eigenen Angaben war <strong>Noelle</strong> derartschockiert darüber, daß sie, mehr oder weniger ernsthaft krank, 3 Monate<strong>im</strong> Krankenhaus verbrachte, bis das Ansinnen vergessen war 58 .Otto Köhler benutzt den Flirt des Ministeriums mit Frau <strong>Noelle</strong> als Aufmacherseiner Anklage gegen sie: Laut Kapitelüberschrift sei sie die”Wunschadjutantin des Propagandaministers” gewesen. Goebbels’ Pressereferenthabe ihr damals angeboten, einen von dessen drei Adjutantenpostenzu übernehmen 59 . Die Adjutantur eines hohen Funktionärs hatteBesprechungen zu organisieren, Post zu bearbeiten und ihn bei allenmöglichen anderen Angelegenheiten zu unterstützen. Sie organisiertesozusagen sein engstes Dienstumfeld. Für den Fall, daß die AngabeKöhlers zutrifft, leuchtet es ein, daß der Gedanke an eine derartige Tätigkeitselbst der einer schnellen Karriere sehr aufgeschlossenen <strong>Noelle</strong>mißfallen konnte.Einen weiteren Anhaltspunkt für enge Verbindungen zwischen <strong>Noelle</strong>und dem Propagandaministerium fand Otto Köhler in einem mit Briefkopfund Stempel der ”politischen Schriftleitung” der Wochenzeitung”Das <strong>Reich</strong>” verzierten Schriftstück <strong>Noelle</strong>s, in dem sie <strong>im</strong> April 1941dem Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin kurzund frech mitteilt,”dass meine Arbeit ‘Amerikanische Massenbefragungen fürPolitik und Presse’ mit Unterstützung des Propaganda-Ministeriumsgeschrieben worden ist. Heil Hitler!” 60Das geschah vor einem Hintergrund, den Köhler nicht erwähnt: Am 17.April 1941 wandte sich die der NSDAP zugehörige ”ParteiamtlichePrüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums” an den Dekan:”Die obengenannte Dissertation liegt uns <strong>im</strong> Rahmen derDissertationsprüfung vor. Da die Schrift für eine Erwähnungin der NS-Bibliographie in Betracht kommt, bitten wir Sie umÜbersendung einer kurzen gutachtlichen Stellungnahme (...).Gleichzeitig bitten wir, uns mitzuteilen, ob die Arbeit in Verbindungmit amtlichen Stellen entstanden ist.” 6158596061<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, in: Commentary, Januar 1992, S. 10.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> in einem Fernsehgespräch mit Jutta Ehmke, NDR 3, 26. Mai 1981;zit. nach Köhler, Publizisten, S. 37, 38.Promotionsakten <strong>Noelle</strong>, nicht numerierte zusätzliche Schriftstücke; auch als Kopie<strong>im</strong> Anhang dieser Arbeit; interessant ist hier ein Fehler <strong>Noelle</strong>s, bei dem der Titel‘Massenbefragungen über Politik und Presse’ zu ‘Massenbefragungen für Politik undPresse’ variiert wird.Ebd., ebenso <strong>im</strong> Anhang dieser Arbeit.17

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