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Noelle-Neumann im Dritten Reich - geringfügig ... - Christian Domnitz

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Methode gegenüber der klassischen Eliteforschung 109 , seine sich anschließendenRezensionen haben jedoch größtenteils Einzelbiographienund biographische Lexika zum Thema.Ernst Engelberg und Hans Schleier gehen dagegen weit in die Geschichteder biographischen Methode zurück, um daran anschließend neue Methodenzu bewerten. Demnach räumt bereits Droysen in der ”Historik”ausschließlich zweitrangigen Charakteren den Anspruch auf eine historischeBiographie ein, worauf trotzdem eine ”kritiklose, obrigkeitsstaatlicheHeldenverehrung” 110 des ”vornehmsten Gegenstandes biographischerBetrachtung” 111 , des Otto von Bismarck, einsetzte.Eine von der Schule der ”Annales” ausgehende, die Biographik in denHintergrund drängende sozialgeschichtliche Ausrichtung soll erst inletzter Zeit revidiert worden sein, worauf sich neue Formen der biographischenDarstellung entwickelten. Aus der von den Autoren angegebenenAufzählung scheinen mir dabei neben der traditionellen wissenschaftlich-kritischenBiographie die Kollektivbiographien, Oral Historyund psychoanalytisch motivierte Biographie die wichtigsten zu sein 112 .Bei der Erwähnung versäumen es die Autoren nicht, auf die Grenzendieser Arbeitsformen hinzuweisen. N<strong>im</strong>mt man die zu einer in begrenztemUmfang allgemeingültigen ”wissenschaftlichen Milieustudie” führendenKollektivbiographien aus der Betrachtung heraus, kann sich dieTiefe einer Biographie meist nur aus der subjektiven Kompensationvorhandener Ungenauigkeiten ergeben. Diese Flucht ins Detail kann zuargumentatorischen Kleinkriegen führen, die sich schnell um eine nunnicht mehr historische, sondern moralische Bewertung der Figur drehen.In einer Situation, in der jedes Argument eindeutig be- oder entlastendenCharakter hat und deshalb von zwei klar getrennten Diskussionsparteienentweder hervorgehoben oder relativiert wird, scheint es sinnvoll, biographischeBetrachtungen nicht nur auf das Ziel einer Bewertung der Personauszurichten. Doch auch der Versuch der Dokumentation anstelle einerArgumentation wird nicht in Objektivität münden, da durch das Weglassenoder Betonen best<strong>im</strong>mter Ereignisse und Umstände, deren Bedeutungshorizontschlecht quantifizierbar ist, Voreingenommenheit einfließt.5. FazitWährend die juristische Aufarbeitung nationalsozialistischer Vergangenheit<strong>im</strong>mer noch nicht zu Ende kam, befindet sich die historische sogarerst am Anfang. Immer wieder entfachen sich an Einzelpersonen festgemachteDispute, wobei an biographische Methoden regelmäßig zu hoheErwartungen gestellt werden.109 Berlepsch, S. 491.110 Engelberg/ Schleier, S. 200.111 Ebd., S. 199.112 Ebd., S. 207.27

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