13.07.2015 Aufrufe

Noelle-Neumann im Dritten Reich - geringfügig ... - Christian Domnitz

Noelle-Neumann im Dritten Reich - geringfügig ... - Christian Domnitz

Noelle-Neumann im Dritten Reich - geringfügig ... - Christian Domnitz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

schiedene Wege möglich, wobei die Betrachtung trotzdem dadurch erschwertwird, daß auch über die Tätigkeit Emil Dovifats während derNazizeit die Bewertungen auseinandergehen 27 .Daß es trotzdem <strong>im</strong>mer wieder meist auch erfolgreiche Versuche politischerGruppen gab, in Entscheidungsfragen jeglicher Art Raum zu gewinnen,steht außer Frage: Elisabeth <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> gibt an, daß ein<strong>Reich</strong>sgauleiter aufgrund von bei einer Diskussion mit Studenten aufgetretenenMeinungsverschiedenheiten ihren Auslandsaufenthalt hätteverhindern wollen, was die University of Missouri nur aufgrund derfortgeschrittenen Vereinbarungen hätte ablehnen können 28 .1.3. ”Auswärtige Kulturpolitik” - Aufgaben und Selbstverständnis desDAAD <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>Der in Laitenbergers Dissertation zentrale, der Sache nach aber verschiedeninterpretierte Begriff einer ”auswärtigen Kulturpolitik” grenzt beiihm den Rahmen der Tätigkeit des DAAD ab. Die Frage, in welchemRahmen sich ”Kulturpolitik” bewegen darf, muß vor dem jeweiligenZeithorizont beantwortet werden.Bei der vom DAAD selbst formulierten Aufgabenstellung der Auslandsstudienaufenthaltefällt eine recht scharf gezogene Trennung auf, die dendamaligen Entscheidungsträgern des DAAD wohl als sehr wichtig erschien:Es ist die Unterscheidung zwischen ”Propaganda” und ”kulturpolitischerWirksamkeit” der Stipendiaten. Die negative Besetzung desersten Begriffs ist zweifellos auf die Abneigung des Auslands gegenüberallzu aktiven ”Propagandisten” 29 zurückzuführen. Dem DAAD kam eszu, dies zu berücksichtigen, schließlich wäre es einem Ausbau der Beziehungenzu ausländischen Universitäten wenig dienlich, wenn diese denDAAD als Vorposten nationalsozialistischer Agitation betrachtet hätten.Andererseits brauchte der DAAD eine Legit<strong>im</strong>ation <strong>im</strong> Inland, die einzigmit erhofftem Wissenszuwachs der Stipendiaten <strong>im</strong> Ausland nicht abgegoltenwäre.272829fessor Emil Dovifat.” (Commentary, Januar 1992, S. 10). Sie zitiert aus einem BriefDovifats an sie vom 7.9.1969: ”The one thing I know is that I certainly did not writeyou a reference based on your political achievement, as was commonly done lateron.” (Commentary, Januar 1992, S. 10). Bogart dazu: ”Pravda quoting Izvestia”(ebd., S. 17).Benedikt, Klaus-Ulrich: Emil Dovifat. Ein katholischer Hochschullehrer und Publizist,Mainz 1986, S. 237: ”Art und Umfang seiner Tarnung, seines ‘Widerstandes’oder seiner ‘Kollaboration’ mit dem Reg<strong>im</strong>e und deren Rechtfertigung sind umstrittenund kaum zu beurteilen.””Sie haben Ansichten, Sie!” - laut der Gegendarstellung <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>s in der”taz” vom 2.5.1986, S. 16 wurde sie mit diesen Worten 1937 ”vom Gauleiter Wagnerin München bei einer Diskussion mit Studenten angebrüllt”. Ebenso nachzulesenin <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>: Über den Fortschritt, S. 36 u. 40.Siehe ”1.4. Aversionen gegen nationalsozialistische ”Propagandisten” in den USA”,S. 12-13 dieser Arbeit.9


Deshalb erfolgte hier die Anwendung des Begriffs einer ”kulturpolitischenWirksamkeit”, wobei die Ursprünge einer einheitlichen, zielgerichtetendeutschen Kulturpolitik wiederum in der ”Propaganda” zu suchensind: Nach der von General Erich Ludendorff konstatierten ”propagandistischenNiederlage” Deutschlands <strong>im</strong> ersten Weltkrieg sollten deutscheRegierungsinstitutionen eine sich von der gegnerischen ”Propaganda”positiv abzeichnende ”Aufklärung”, u. a. auch <strong>im</strong> Bereich deutscherkultureller Auslandstätigkeit, forcieren. In der We<strong>im</strong>arer Zeit wurde diesedann von konservativ und national geprägten Vorstellungen deutscherPrestigepolitik dominiert, wobei der Begriff der Propaganda in der Wissenschaftbald wieder positiver akzentuiert wurde, was aber zunächst beiden für Kulturpolitik zuständigen Stellen wenig Beachtung fand 30 . AmAnfang der dreißiger Jahre waren das Auslandsschulwesen, Deutschtumsangelegenheitenund akademischer Austausch die zentralen Förderungsschwerpunktein der kulturpolitischen Tätigkeit des AuswärtigenAmts 31 .Wie sich der DAAD Mitte der dreißiger Jahre <strong>im</strong> ”kulturpolitischen”Spannungsfeld zwischen unpolitischer Wissenschaftsförderung unddeutschem Großmachtanspruch positioniert, liest sich in den Ausführungeneines Austauschstudenten wie folgt:”Irgendwie ”aufklärend” oder ”propagierend” wird man (...)nicht wirken können, und den einzigen Weg, die deutsche Sache(...) zu vertreten, sehe ich darin, p e r s ö n l i c h einenmöglichst guten und anständigen Eindruck zu machen.” 32Ein in Amerika studierender Jurist bemerkt in derselben Publikation desDAAD,”daß man sich nicht zu Interviews oder Vorträgen drängen,sondern abwarten soll, bis sie angetragen werden. (...) Andererseitsist es m. E. aber Pflicht, dort ehrlich Bescheid zu geben,wo wirkliches Aufklärungsinteresse besteht oder Aufklärunggeboten erscheint. Den richtigen Weg zwischen Rückhaltlosigkeitund Taktlosigkeit zu finden, ist dann Sache derAnlage und Erfahrung.” 33Für USA-Austauschstipendiaten ist belegt, daß es in Diskussionen mitamerikanischen Studenten oft zu deutschen Argumentationsengpässen30313233Schieder, Wolfgang/ Dipper, Christof: Propaganda, in: Geschichtliche Grundbegriffe.Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 5, Stuttgart1984, S. 104-112.Laitenberger, Akademischer Austausch, S. 36.Die kulturpolitische Wirksamkeit deutscher Austauschakademiker und Lehramtsassistenten<strong>im</strong> Ausland. Hg. vom DAAD. Als Manuskript gedruckt, Berlin 1933, S. 19;zit. nach ebd., S. 230Die kulturpolitische Wirksamkeit, S. 10; zit. nach ebd., S. 229.10


sichts der Ausstrahlung anderer geistiger Mächte der Welt beinahe inFrage stünde 38 . Eine Weltauffassung drohe, die die deutschen Ideen fürdas ”Bekenntnis einer gefährlichen Sekte” halte 39 . Eine derartige Sensibilisierungder bald in neuem Umfeld studierenden Stipendiaten kann auchals Aufruf zu Mäßigung und Vorsicht verstanden werden.1.4. Aversionen gegen nationalsozialistische ”Propagandisten” in denUSAGanz anders sieht das ein Reporter der ”New York T<strong>im</strong>es”, der ein Jahrspäter auf dem entsprechend gleichen Ausreisetreffen anwesend war.”German exchange students, (...) were mobilized here for aweek of final intensive training in National Socialism. Theyare now regarded as an <strong>im</strong>portant element in Germany’s foreignpropaganda. (...)Each is taught to be a ‘political soldier’ in the <strong>Reich</strong>’s serviceon foreign campuses.” 40Er zitiert Burmeister wie folgt:”It is necessary to learn about our opponent’s ideology andpoint of view so as to be able to oppose h<strong>im</strong>.There is no point in trying to force the German standpoint onthe foreign partner in discussion. On the contrary, clarity mustbe achieved and on the basis of clarity an understanding mustbe reached. The German spirit is mobilized and must remainmobilized to hold its ground in the world warfare of ideology.”41In eine ähnliche Richtung zielt ein Beitrag, der an gleicher Stelle ein Jahrvorher erschien. Ausgehend von den Auslandsarbeitsgemeinschaften undpolitischen Schulungen des NSDStB wird die These vertreten, Deutschlandwerde in nächster Zeit eine Schwemme propagandawilliger Studentenwerben und in die vereinigten Staaten schicken sowie ebenso versuchen,in Deutschland studierende US-Amerikaner ideologisch zu beeinflussen.”It is asserted that no government, least of all in the povertystrickenEurope of today, can be expected to subsidize foreign38394041Hochschule und Ausland, Monatsschrift für deutsche Kultur und zwischenvölkischegeistige Zusammenarbeit. Organ des Deutschen Akademischen Austauschdienstse.V., hg. von Wilhelm Burmeister und Dr. Herbert Scurla, 15/1937, S. 6.Ebd., S. 7.Nazi Students Drill on Converting World. Those Who Go Soon to Foreign CollegesAre Trained for Propaganda Abroad, in: The New York T<strong>im</strong>es, 27.8.1937, S. 4.Ebd.12


”Finally, National-Socialism is the reaction to the loss of nationalpride, to complete helplessness of a disarmed Germanyamidst feverlably rearming nations, to the disappearance ofnational self-preservation, to the rapidly decreasing birth rate,to overruling of the cultural and economical life through extendinginfluence of Jews, caused by the fact that in Germanyafter the war about 70-90 per cent of the key positions inmedicine, law, the press, the theatre and a large part of governmentpositions were in the hand of the Jews, although theyconstituted only one per cent of the population. This situationendangered German cultural life and national unity. (...)National-Socialism is opposed to the mixture of races becauseit sees herein a danger to the maintenance of nationalcharacter, since history shows sufficient examples that thedownfall of great nations has set in with the mixing of races.(...)Consequently it (National-Socialism) is subject to t<strong>im</strong>e andplace, i. e., it is created for German conditions and is not to be<strong>im</strong>ported to other countries. Every proposition of the movementsprings from the abnormal conditions of post-war Germany.”46Obwohl dieser Beitrag <strong>Noelle</strong>s Wertungen enthält, hat sie die vomDAAD gesetzten Ben<strong>im</strong>m-Regeln nicht verletzt. Sie erfüllte, ganz derAufgabenstellung Burmeisters entsprechend, die Funktion des von ihmgeforderten ”Repräsentanten der nationalsozialistischen Idee” 47 . Dasspricht sie allerdings nicht davon frei, eine antisemitische Grundhaltungvertreten zu haben.2. Meinungsforschung in den USA - <strong>Noelle</strong>s DissertationEigentlich wollte <strong>Noelle</strong> eine Dissertation zum Thema ”Was tun amerikanischeZeitungen, um Leserinnen zu locken?” schreiben, jedochbemerkte sie, daß George H. Gallup, der amerikanische Pionier der Meinungsforschung,bereits zu einem ähnlichen Thema promoviert hatte 48 .Seine Schriften und sein Institut gefielen ihr aber offensichtlich so sehr,daß sie 1939 beschloß, auf ein aktuelleres, aber auch politisch brisanteresThema zurückzugreifen: Meinungsforschung in den USA. Hauptsächlichbediente sie sich dabei der an der University of Chicago behe<strong>im</strong>ateten464748Elisabeth <strong>Noelle</strong>: Two Foreign Visitors Write of Nazi Rule. A Nazi Version, in: TheColumbia Missourian, 24.11.1937; zugänglich auf S<strong>im</strong>psons Website -http://gurukul.ucc.american.edu/radio-wave/noelle/nnmizza.htm, Zugriff am2.5.2013.Siehe S. 11.Elisabeth <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, in: Commentary, Januar 1992, S. 10.14


Zeitschrift ”Public Opinion Quarterly”. Inzwischen hatte sie dort eineGastprofessur und unterhält bis heute Verbindungen nach Amerika, diesie sich 1937/38 aufbaute.2.1. Inhaltliche SchwerpunkteIn ihrer Dissertation ”Amerikanische Massenbefragungen über Politikund Presse” 49 thematisierte Elisabeth <strong>Noelle</strong> die Entwicklung der Meinungsforschungin den USA als ein damals neues Phänomen, das trotzder in Deutschland herrschenden unterschiedlichen Staatsordnung auchdort beachtet werden müsse.Ausgehend von Modellen und Vorstellungen über Demokratie und dieBeschaffenheit von Öffentlichkeit, analysierte sie tiefgreifend und sachlichdie Prinzipien und die Methodik der Umfragen und widmete einengroßen Teil der Arbeit der konkreten Durchführung sowie exemplarischenErgebnissen amerikanischer Meinungsforschung.Dagegen fällt der Abschnitt ”Resultate der Massenbefragungen” völligaus dem Rahmen. Unter dem Gliederungspunkt ”Auswärtige Angelegenheiten”interpretierte <strong>Noelle</strong> Deutschland betreffende Gallup-Ergebnisse:”In Bezug auf alle Fragen, die das nationalsozialistischeDeutschland angehen, überschlägt sich die Presse geradezuvor Gehässigkeit. Sie kann dabei anknüpfen an die Weltkriegspropaganda,deren nachhaltige Wirkung durch folgendeAbst<strong>im</strong>mungsergebnisse dokumentiert wird.” 50Den Versailler Vertrag und die Schuldfrage am Zweiten Weltkrieg betreffendeErgebnisse schließen sich an. Darauf:”Seit 1933 konzentrieren die Juden, die einen großen Teil vonAmerikas geistigem Leben monopolisiert haben, ihre demagogischenFähigkeiten auf Deutschlandhetze. Der Erfolgzeichnet sich in Abst<strong>im</strong>mungsergebnissen ab (...)”.Anschließend zitierte sie Ergebnisse von 1938, nach denen 94% derAmerikaner die Behandlung der Juden und 97% die Behandlung derKatholiken in Deutschland mißbilligten. Vom Gallup-Institut formulierte,häufig genannte Begründungen folgen. Sie beanstanden Barbarei undreligiöse Intoleranz in Deutschland. <strong>Noelle</strong>: ”Diese Argumente werfenein bezeichnendes Licht auf den Stand der Verhetzung der amerikanischenöffentlichen Meinung.” 51Obwohl in andere Dinge betreffenden Ausführungen ein sich hiervonunterscheidender Grundtenor vorherrscht, war <strong>Noelle</strong> offensichtlich der495051<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Amerikanische Massenbefragungen über Politik und Presse,Dissertation, L<strong>im</strong>burg 1940.Ebd., S. 63.Ebd., S. 63, 64.15


Ansicht, daß bezüglich der amerikanischen Außenpolitik von Juden undFeinden Deutschlands betriebene Propaganda die öffentliche Meinungbest<strong>im</strong>men würde. Ebenso hob sie die Bedeutung der Umfrageergebnisseals Gradmesser des Erfolgs dieser Propaganda hervor.Zum Ende hin ging sie wieder zu neutraleren Betrachtungen über, diesich mit der Erforschung der Beziehung zwischen Zeitungsredaktionenund -lesern beschäftigen. Unter anderem stellte sie dabei den ”Dienst amLeser” der ”Meinungsführung durch die Zeitung” 52 gegenüber und bliebin ihren Ausführungen eng am Sujet. Dem eventuell an sie herangetragenen,ideologisch begründeten Wunsch, die amerikanischen Verhältnissevon den deutschen genau abzugrenzen, kam sie auf diese Art entgegen:Sie ging auf deutsche Verhältnisse erst gar nicht ein. Das bewirkte, daßihre Darlegungen zu diesem Aspekt auch aus heutiger Sicht einen für diedamaligen deutschen Verhältnisse völlig unpassenden theoretischenÜberbau haben.Trotzdem erwähnte <strong>Noelle</strong> in ihrem fünfseitigen Schlußwort nach einemlängeren Goebbels-Zitat über die Funktion des Propagandaministeriumsdie Möglichkeit, ein System der Massenbefragung nicht nur zur Einschätzungder Wirksamkeit getroffener Maßnahmen einzusetzen, ebensobetonte sie die Bedeutung der Massenbefragung als ”Hilfsmittel derEinfühlung in das wahre Wesen des Geführten”. 53Sie begründete Leserforschung mit der Notwendigkeit, ”dem publizistischenEinsatz der deutschen Zeitungen zu größerer Wirksamkeit zuverhelfen” 54 , allerdings mit dem Hinweis, daß es durch die ”besondereamerikanische Situation (...) abwegig ist, anzunehmen, daß die hier gegebeneDarstellung (...) als Vorlage für Untersuchungen der gleichen Art inDeutschland und Europa gedacht ist.” 552.2. Im Auftrag des Propagandaministeriums?Trotz dieser vorgenommenen Abgrenzung berührt die Thematik ”in einerZeit, da der Kampf um die öffentliche Meinung zu einem wesentlichenBestandteil der Kriegsführung geworden ist”, wie <strong>Noelle</strong> <strong>im</strong> Vorwortihrer Dissertation schreibt 56 , natürlich sehr eng die Interessen des Propagandaministeriums.”Jeder Fingerzeig, diese ausländische öffentlicheMeinung einzuschätzen, (ist) von Bedeutung.” 57525354555657Ebd., S. 92-102.Ebd., S. 134. <strong>Noelle</strong> verteidigt dies später: ”My adviser, Professor Dovifat, wasconcerned that this topic (Meinungsforschung in Amerika) might be politically unacceptable.Therefore, I resorted to a common practice in dictatorships in such case:including passages of propaganda in a book - especially in the first and last pages -which the author may then use to justify his work. (...) My dissertation does containsuch propaganda pieces, including passages how useful this method could be to theNazis.” (Commentary, Januar 1992, S. 10).Ebd., S. 135.<strong>Noelle</strong>, Massenbefragungen, S. 132.Ebd., S. 2.Ebd., vgl. aber auch Fußnote 54.16


Anfang 1942, zwei Jahre nach <strong>Noelle</strong>s Dissertation, n<strong>im</strong>mt das PropagandaministeriumKontakt zu ihr auf und legt ihr nahe, Umfragen inseinem Auftrag durchzuführen. Nach eigenen Angaben war <strong>Noelle</strong> derartschockiert darüber, daß sie, mehr oder weniger ernsthaft krank, 3 Monate<strong>im</strong> Krankenhaus verbrachte, bis das Ansinnen vergessen war 58 .Otto Köhler benutzt den Flirt des Ministeriums mit Frau <strong>Noelle</strong> als Aufmacherseiner Anklage gegen sie: Laut Kapitelüberschrift sei sie die”Wunschadjutantin des Propagandaministers” gewesen. Goebbels’ Pressereferenthabe ihr damals angeboten, einen von dessen drei Adjutantenpostenzu übernehmen 59 . Die Adjutantur eines hohen Funktionärs hatteBesprechungen zu organisieren, Post zu bearbeiten und ihn bei allenmöglichen anderen Angelegenheiten zu unterstützen. Sie organisiertesozusagen sein engstes Dienstumfeld. Für den Fall, daß die AngabeKöhlers zutrifft, leuchtet es ein, daß der Gedanke an eine derartige Tätigkeitselbst der einer schnellen Karriere sehr aufgeschlossenen <strong>Noelle</strong>mißfallen konnte.Einen weiteren Anhaltspunkt für enge Verbindungen zwischen <strong>Noelle</strong>und dem Propagandaministerium fand Otto Köhler in einem mit Briefkopfund Stempel der ”politischen Schriftleitung” der Wochenzeitung”Das <strong>Reich</strong>” verzierten Schriftstück <strong>Noelle</strong>s, in dem sie <strong>im</strong> April 1941dem Dekanat der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin kurzund frech mitteilt,”dass meine Arbeit ‘Amerikanische Massenbefragungen fürPolitik und Presse’ mit Unterstützung des Propaganda-Ministeriumsgeschrieben worden ist. Heil Hitler!” 60Das geschah vor einem Hintergrund, den Köhler nicht erwähnt: Am 17.April 1941 wandte sich die der NSDAP zugehörige ”ParteiamtlichePrüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums” an den Dekan:”Die obengenannte Dissertation liegt uns <strong>im</strong> Rahmen derDissertationsprüfung vor. Da die Schrift für eine Erwähnungin der NS-Bibliographie in Betracht kommt, bitten wir Sie umÜbersendung einer kurzen gutachtlichen Stellungnahme (...).Gleichzeitig bitten wir, uns mitzuteilen, ob die Arbeit in Verbindungmit amtlichen Stellen entstanden ist.” 6158596061<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, in: Commentary, Januar 1992, S. 10.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> in einem Fernsehgespräch mit Jutta Ehmke, NDR 3, 26. Mai 1981;zit. nach Köhler, Publizisten, S. 37, 38.Promotionsakten <strong>Noelle</strong>, nicht numerierte zusätzliche Schriftstücke; auch als Kopie<strong>im</strong> Anhang dieser Arbeit; interessant ist hier ein Fehler <strong>Noelle</strong>s, bei dem der Titel‘Massenbefragungen über Politik und Presse’ zu ‘Massenbefragungen für Politik undPresse’ variiert wird.Ebd., ebenso <strong>im</strong> Anhang dieser Arbeit.17


Aufgabe der ”Parteiamtlichen Prüfungskommission” war es, ”das nationalsozialistischeSchrifttum vor Mißbrauch, Verfälschung und dem Versuchder Zersetzung zu schützen”. Ganz besonders gehe es darum, ”festzustellen,ob eine Schrift zum nationalsozialistischen Schrifttum gerechnetwerden kann oder nicht” 62 . Als Ergebnis gab sie die ebenso anspruchslosenwie überschaubaren Monatshefte der ”NationalsozialistischenBibliographie” heraus 63 , die alle politisch einwandfreien Schriftenverzeichneten.So schrieb der Dekan am 18. April 1941 an Frau <strong>Noelle</strong>:”Auf Grund einer Anfrage der Parteiamtlichen Prüfungskommissionmöchte ich Sie um Mitteilung darüber bitten, obIhre Dissertation in Verbindung mit amtlichen Stellen entstandenist” 64 ,worauf Elisabeth <strong>Noelle</strong> am 30. April wie oben zitiert antwortete. In dieNS-Bibliographie wird ihre Schrift trotzdem nicht aufgenommen wordensein, dazu war sie gegenüber nationalsozialistischen Ideen zu unmotiviert65 .Es sieht so aus, als ob eine damals ebenso gern gesehene wie später alsdiskreditierend eingestufte Verbindung zum Propagandaministeriumkonstruiert werden sollte. Für den Fall, daß es keine weitere Zusammenarbeitgab, hätte <strong>Noelle</strong> eine für vor 1945 passende und sie dazu nachdem Zusammenbruch des <strong>Reich</strong>s nicht diskreditierende Begründung ihrerdamaligen Behauptung: In ihrer Dissertation dankt sie einem Referentendes Ministeriums, der ihr Einblick in Materialien über amerikanischeMeinungsforschung nach Kriegsausbruch genehmigte 66 .Ob eine auch anderweitig motivierte Verbindung zum Ministerium vorhandenwar und wie weit sie in diesem Fall ging, darüber sagt derSchriftwechsel leider nichts aus. Er weist weder auf weitere persönlicheKontakte und Termine hin, noch läßt er für den Fall der ZusammenarbeitIntentionen und Inhalte erahnen.Elisabeth <strong>Noelle</strong> sagte einst aus, sie hätte Goebbels nie gesehen und erhätte nur ihre Arbeiten <strong>im</strong> ”<strong>Reich</strong>” gekannt 67 . Es findet sich ebenso keineErwähnung <strong>Noelle</strong>s in den Goebbels-Tagebüchern der betreffendenZeit 68 . Doch die Behauptung, es hätten Beziehungen zum Propagandaministeriumbestanden, ist allein damit auch nicht zu widerlegen.62636465666768Organisationsbuch der NSDAP.Nationalsozialistische Bibliographie. Monatshefte der Parteiamtlichen Prüfungskommissionzum Schutze des NS-Schrifttums, 5/1940 - 8/1943.Promotionsakten <strong>Noelle</strong>, zusätzliche Schriftstücke.Leider ist kein vollständiger Jahresband zu 1942 an Berliner Bibliotheken vorhanden,alle anderen Ausgaben, das Beiheft zum ”Hochschulschrifttum” und dieMai/Juni-Ausgabe der Bibliographie verzeichnen <strong>Noelle</strong>s Dissertation nicht.<strong>Noelle</strong>, Massenbefragungen, S. 3.NDR 3, 1981; zit. nach Köhler, Publizisten, S. 38.Goebbels, Joseph: Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Hg. von Elke Fröhlich,Teil II, Diktate 1941-1945, München 1996.18


Daß das Feld der Meinungsforschung dem Propagandaminister als sehrinteressant erschienen sein mußte, beweist bereits eine stichprobenartigeLektüre in den Tagebüchern. Nach einem Bombardement auf Hamburgwar Goebbels positiv überrascht vom dem ihm gerade berichteten gewachsenenEnglandhaß der seiner Meinung nach sonst anglophilen HamburgerBevölkerung 69 . Wohlwollend an ihn gerichtete, die Situation <strong>im</strong>Land betreffende anonyme Schreiben wertete er sorgfältig aus 70 .Otto Ohlendorf, Chef der Nachrichtenabteilung des später dem <strong>Reich</strong>ssicherheitshauptamtuntergeordneten Sicherheitsdienstes (SD) war indieser Beziehung etwas weiter als Goebbels. Seine Abteilung überprüftenicht nur Beamte und politisch Unzuverlässige, sie erkundete ebenso dieVolksmeinung intensiv, erreichte jedoch nie das Ziel einer flächendeckendenÜberwachung der Bevölkerung. Trotzdem fanden die als ”Meldungenaus dem <strong>Reich</strong>” 71 bezeichneten Studien Beachtung innerhalb derNSDAP-Gremien. Weil diese <strong>im</strong> Krieg dann aber <strong>im</strong>mer mehr ins Negativeumschlugen, wurde Ohlendorf, der oft wegen seines ”ideologischenSendungsbewußtseins” aneckte, von anderen NS-Größen des ”Defaitismus”bezichtigt 72 .Anhand von Parallelen zwischen den Techniken Ohlendorfs und der von<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> in ihrer wichtigsten wissenschaftlichen Publikation, der”Schweigespirale” 73 , ausgeführten Methodik versucht Christopher S<strong>im</strong>pson,Rückschlüsse auf ihre von ihm angeprangerten Grundüberzeugungenzu tätigen. Es handelt sich dabei um die bei ihm ”train test” benannteTechnik, bei der ein geschulter Interviewer auf langen Zugfahrten einVertrauensverhältnis mit den Reisenden aufbaut, auf dessen Basis diesedann ausgehorcht werden können. Dadurch, daß der Interviewer seineAbsicht nicht preisgibt, sei es möglich, unvoreingenommene Urteile zusammeln. Auf diese Art soll Ohlendorfs Abteilung gearbeitet haben 74 .S<strong>im</strong>pson führt an, daß <strong>Noelle</strong> bereits in ihrer journalistischen Tätigkeitfür die Wochenzeitung ”Das <strong>Reich</strong>” Bezug auf diese Technik nahm 75 ,betreffende Passagen konnte ich jedoch nicht ausmachen. Im Hinblickauf <strong>Noelle</strong>s Beziehung zum Ministerium für Propaganda wäre dies sicherinteressant, allerdings läßt der Umstand, daß die Befragungsmethode69707172737475Goebbels-Tagebücher, Bd. 9, Juli - Sept. 1943, S. 277/ Z. 167, S. 309/ Z. 173.Ebd., S. 287/ Z. 139, hier den Luftkrieg und die Lage in Berlin betreffend.Boberach, Heinz (Hg.): Meldungen aus dem <strong>Reich</strong> 1938-1945. Die gehe<strong>im</strong>en Lageberichtedes Sicherheitsdienstes der SS, Herrsching 1984.Sowade, Hanno: Otto Ohlendorf - Nonkonformist, SS-Führer und Wirtschaftsfunktionär,in: Smelser, Ronald / Zitelmann, Rainer (Hg.): Die braune Elite. 22 biographischeSkizzen, Darmstadt 1989, S. 190-192.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Elisabeth: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung - unseresoziale Haut, München 1980.S<strong>im</strong>pson, S. 155, er verweist auf Boberach, Heinz: Chancen eines Umsturzes <strong>im</strong>Spiegel der Berichte des Sicherheitsdienstes, in: Schmädecke, Jürgen/ Steinbach, Peter(Hg.): Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus, München 1989 undStokes, Lawrence Duncan: The Sicherheitsdienst (SD) of the <strong>Reich</strong>sführer SS andGerman public opinion 1939 - June 1941, Unveröffentlichte Doktorarbeit, JohnHopkins University Balt<strong>im</strong>ore 1972.S<strong>im</strong>pson, S. 164.19


nicht mehr funktionieren würde, sobald sie öffentlich bekannt wäre, einenFehler S<strong>im</strong>psons vermuten.3. Im Propagandaapparat: <strong>Noelle</strong>s publizistische Tätigkeit 1940-1945Ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch, <strong>Noelle</strong> hatte Dissertation und Prüfungenerfolgreich beendet, begann sie ein Volontariat bei der ”DeutschenAllgemeinen Zeitung” in Berlin 76 . Es ist wahrscheinlich, daß siedurch Vermittlung ihres Vaters bei dem Unternehmerkreisen nahestehendenBlatt einsteigen konnte. Schon als sie gerade fünfzehn war, hatte sieihr Vater, er war Generaldirektor des Filmunternehmens Tobis 77 , demVerleger Heinz Ullstein vorgestellt, worauf dieser zu ihr meinte: ”Siewerden best<strong>im</strong>mt eine erfolgreiche Journalistin!” 783.1. Eine kleine PressegeschichteDie ”Deutsche Allgemeine Zeitung” (DAZ) schwenkte früher als andereZeitungen auf den nationalsozialistischen Kurs ein. Ihr ChefredakteurFritz Klein betonte schon 1930, daß es gelte, die ”wertvollen Elementedes Faschismus in Bahnen zu lenken” 79 . Durch Zugeständnisse dieser Artverlor die DAZ zunehmend an offiziellem und seriösem Charakter, womitsie sich bald selbst ins politische Aus stellte. Zusammen mit derspäter zu besprechenden ”Frankfurter Zeitung” wurde sie <strong>im</strong> Zuge dernationalsozialistischen Gleichschaltung der Presse von Max Amannaufgekauft, der von Hitler beauftragt worden war, ein ”NS-Pressetrust”zu bilden 80 .Zum zweiten Betätungsfeld der Jungjournalistin <strong>Noelle</strong> wurde die Wochenzeitung”Das <strong>Reich</strong>”. Diese war 1939 nach Plänen des Propagandaministeriumsmit dem Ziel gegründet worden, eine Wochenzeitung mithohem Niveau zu schaffen. Unter anderem sollte sie einen außenpolitischenRepräsentationsauftrag erfüllen. Das ”Unikum in der nationalsozialistischenPresselandschaft” 81 erreichte bald eine Auflage von 1,4 Millionen.Die Zeitschrift war ”anspruchsvoll gestaltet und überragte das übrige767778798081<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Über den Fortschritt, S. 41.S<strong>im</strong>pson wirft ihm vor, sich an der ”Arisierung” jüdischen Eigentums bereichert zuhaben, ebenso soll er <strong>im</strong> Aufsichtsrat einer Firma gesessen haben, die Zwangsarbeiteraus dem KZ Groß Rosen beschäftigte (S<strong>im</strong>pson, S. 152).<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Über den Fortschritt, S. 38.Koszyk, Kurt: Deutsche Presse 1914-1945, Geschichte der deutschen Presse, TeilIII, Berlin 1972, S. 155.Fischer, Heinz-Dietrich: Handbuch der politischen Presse in Deutschland 1480-1980, Düsseldorf 1981, S. 523. Recht interessant auch Petersen, Jürgen: Journalist<strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>, in: Frankfurter Hefte, 36/1981, Nr. 3, 4.; ein Rückblick des”DAZ”- und ”Das <strong>Reich</strong>”-Journalisten, der in einem sich von <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>s ”Telegramm-Stil”wenig unterscheidenden Ton Einblicke in verschiedene NS-Presseorgane freigibt.Ebd.20


Pressewesen bei weitem” 82 . Sie enthielt neben der obligatorischenKriegsberichterstattung regelmäßige Leitartikel von Goebbels, Reportagen(”Briefe aus dem <strong>Reich</strong>”) und einen umfangreichen Kulturteil. Einsubtiler, nicht marktschreierischer, ”intellektueller” Nationalsozialismusbildete das Credo der Publikation. In der auf Hintergründigkeit ausgerichtetenBerichterstattung wirken einzig die Witze plakativ. Trotz dieserHintergründigkeit war das Blatt in allen Konsequenzen parteilich bis zumEnde. Eine klare, Abweichungen nicht duldende Linie wurde unmißverständlichherausgearbeitet.Bei der vorher schon erwähnten ”Frankfurter Zeitung” hatte Elisabeth<strong>Noelle</strong> ein nur kurzes Intermezzo, denn sie stieß erst kurz vor dem Verbotder von den Nazis als ”jüdisch” und ”liberal” angefeindeten Zeitung zurRedaktion. In der We<strong>im</strong>arer Zeit war die Zeitung eng mit der linksliberalenDVP verbunden. Die dort tätigen Journalisten nehmen nach demKrieg in Anspruch, daß ihre Zeitung dasjenige Blatt sei, das sich währenddes Nationalsozialismus am längsten eine gewisse journalistische Freiheiterhalten konnte. In den Fünfzigern und Sechzigern werden teilweiseprominente, wehmütige ”Erinnerungen” an diese Zeit publiziert 83 , die mitVergangenheitsbewältigung wenig gemein haben. Reflexionen über die”Frankfurter Zeitung” sind bisher nur von kompromittierten Personenund Institutionen verfaßt worden 84 . Das mag auch damit zu tun haben,daß sich die Redakteure der ”Frankfurter” nach dem Krieg in ein breitesSpektrum neu entstehender Zeitungsprojekte verstreuten. Ihre Wegeführten vor allem zur ”Frankfurter Allgemeinen”, zur ”Gegenwart”, zuden ”Frankfurter Heften” und zur ”Süddeutschen” 85 . Auch wenn sichviele dieser Journalisten sogar kritisch mit ihrer Zeit <strong>im</strong> Nationalsozialismusbeschäftigen, möchte ich keine endgültige Bewertung der in etabliertenKreisen zeitenübergreifend anerkannten Rolle der ”FrankfurterZeitung” abgeben. Doch wenigstens der Hinweis auf den AusspruchPastor Martin Niemöllers sei mir an dieser Stelle gestattet.3.2. Inhalte ihrer BeiträgeUm die Vorwürfe zu <strong>Noelle</strong>s journalistischer Tätigkeit zu überprüfen,habe ich mich vorwiegend mit ihren Beiträgen <strong>im</strong> ”<strong>Reich</strong>” beschäftigt.S<strong>im</strong>pson fügte seiner Untersuchung eine Bibliographie der Beiträge<strong>Noelle</strong>s in der DAZ und dem ”<strong>Reich</strong>” bei, wobei zwei mit ‘Nle’ gekenn-82838485Fischer, S. 304Heuss, Theodor: Erinnerungen, in: Die Gegenwart (Sonderheft), Ein JahrhundertFrankfurter Zeitung, Frankfurt/Main, 29.10.1956, siehe auch die anderen Beiträgedieses Sonderhefts.Der mit <strong>Noelle</strong> befreundete Publizist und Universitätsdozent Günther Gillessenverfaßte 1987 ein Buch zum Thema, ein Aufsatz von Arne Kapitza <strong>im</strong> ”Jahrbuch zurLiberalismus-Forschung” der Friedrich-Naumann-Stiftung kommt zu ähnlichen Ergebnissen.Schema, in: Gegenwart, S. 56, 57.21


zeichnete Artikel stilistisch und thematisch nicht <strong>Noelle</strong> zuzuordnensind 86 .Die von ihr verfaßten Artikel folgen <strong>im</strong> wesentlichen zwei Grundschemata.Das erste besteht aus persönlichen, reportagenhaft gefühlsbetontenBildern von Menschen, zweiteres setzt sich aus mehr politischen, vonWissenschaftlichkeit 87 und propagandistischem Eifer gleichermaßendurchdrungenen Betrachtungen zusammen.Ihre frühen Reportagen entsprechen eher dem ersten Typ. <strong>Noelle</strong> greiftsich Menschen aus der großen, konformen Masse heraus, beleuchtet ihrLeben, ihre Träume, ihre Perspektiven. Sie widmet sich Frauenschicksalenund stellt deren einfache Bodenständigkeit der Aufgabe, an der”He<strong>im</strong>atfront” in schwierigen Kriegszeiten bestehen zu müssen, gegenüber.Daß die Beschriebenen sich diese Aufgabe nicht selbst gestellthaben, wird ebenso klar wie deren von <strong>Noelle</strong> als positiv herausgearbeitetesPflichtbewußtsein bei der Erfüllung dieser ”deutschen” Aufgabe.<strong>Noelle</strong> studiert Milieus, von denen der überall präsente Nationalsozialismus,der Krieg und die wachsende Armut Besitz ergreifen 88 .Eine Wertung ist in diesem journalistischen Genre schwer herauszulesen,hier wird niemand für die beschriebenen Schwierigkeiten haftbar gemacht.Es ist eher ein verklärter, klischeehafter Blick auf menschlicheDetails, auf die Politik nur von oben einwirkt.Journalismus dieser Art war zu dieser Zeit keine deutsche Eigenheit.Auch die amerikanische Journalistin Martha Gellhorn liebte den Blickauf die Menschen <strong>im</strong> Krieg, auf zivile Opfer anstelle bewaffneter Täter.Die Ehefrau Hemingways kam 1936 nach Europa, berichtete zuerst ausunzähligen Kriegsschauplätzen, dann von der Befreiung Dachaus undüber die Nürnberger Prozesse 89 .Der zweite Aspekt <strong>Noelle</strong>s Schaffens findet allerdings keine Entsprechungbei Martha Gellhorn. Besonders am Ende ihrer Tätigkeit für ”Das<strong>Reich</strong>” mehren sich Beiträge, die sich intensiv mit der ”gegnerischenPropaganda” auseinandersetzen; die die ”wahre Natur des englischenWesens” enthüllen sollen oder die mit Betrachtungen über amerikanischeMachtstrukturen versuchen, eine bürgerliche oder jüdische Oberschicht,wenn auch nicht der Anstiftung des Krieges, so doch dessen Forcierungzu beschuldigen. Bemerkenswert ist, daß dieses zweite Schema kauminhaltliche Überschneidungen mit dem ersten teilt 90 .8687888990Dies sind ”Verwandeltes Schuljahr”, in: Das <strong>Reich</strong>, 19.1.1941, S. 10 und ”Diezweite Klasse”, in: Das <strong>Reich</strong>, 18.5.1941, S. 2. In der Bibliographie dieser Arbeitsind diese Titel nicht aufgeführt.Man würde heute ”Pseudowissenschaftlichkeit” dazu sagen.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Polizeistunde 23 Uhr, 29.9.1940; Frau B. kommt nach Hause,22.12.1940; Hotel ”Märkischer Adler”, 9.3.1941; Die Straße der Studenten,23.3.1941; alle in: Das <strong>Reich</strong>.Gellhorn, Martha: Das Gesicht des Krieges. Reportagen 1937-1987, München 1998,siehe dazu taz, 24.2.1998.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Wer informiert Amerika?, 8.6.1941; Das Lächeln nach draußen,28.9.1941; Spinnen <strong>im</strong> goldenen Netz, 8.3.1942; alle in: Das <strong>Reich</strong>.22


Aus diesen Beiträgen stammen die Zitate plakativer antisemitischerÄußerungen <strong>Noelle</strong>s, die S<strong>im</strong>pson und Köhler erwähnen 91 . Allerdingssind solche direkten Züge eher die Ausnahme in <strong>Noelle</strong>s Artikeln, ihreRechtfertigung, das seien ”Bestellungen” des Propagandaministeriumsgewesen 92 , kann durchaus zutreffen, nur bleibt die Frage, ob dies überhaupteine Rechtfertigung ist.Diese eindeutigen Passagen sind oft in ein Umfeld eingebettet, das inForm von Zitaten zwar nicht soviel hergibt, in seinem Kontext und seinemargumentativen Muster den plakativen Äußerungen aber um nichtsnachsteht. Um dies zu beschreiben, wählte ich am Anfang das Bild der”von Wissenschaftlichkeit und propagandistischem Eifer gleichermaßendurchdrungenen Betrachtungen” 93 . Einerseits würzt <strong>Noelle</strong> ihre hauptsächlichdurch die Erfahrungen <strong>im</strong> Austausch mit Amerika geprägtenAusführungen mit Umfrageergebnissen amerikanischer Institute, die sie,je nach Inhalt, entweder positiv oder vor dem Hintergrund einer in denUSA betriebenen Meinungsmache beurteilt. Andererseits besitzen ihreBeiträge Subtilität, was zur Folge hat, daß das Verständnis des Gelesenenbei einem typischen, zeitgenössisch gebildeten ”Das <strong>Reich</strong>”-Leser wesentlichanders ausfallen wird als das von jedem zu einer anderen Zeitoder an einem anderen Ort Geprägten. Solche Texte zu lesen erforderteine umfangreiche Kenntnis der Zeitumstände, der sich von der heutigenSemantik unterscheidenden Bedeutung der Begriffe und der nationalsozialistischenIdeologie. Ich denke, die Gefährlichkeit <strong>Noelle</strong>s journalistischerTätigkeit ist in diesem Bereich zu suchen, wenn sie auch schwerherauszuarbeiten ist. Denn, vielmehr als das Schreiben einzelner Passagenfür das Ministerium, erforderte journalistische Tätigkeit auf dieserEbene ein ”Mitdenken” <strong>im</strong> Sinne der offiziellen Propaganda, deren Aufgabees war, ein Volk für den ”totalen Krieg” klarzumachen.3.3. Das Jahr 1943 - ein Bruch?Allzu gut hatte <strong>Noelle</strong> scheinbar doch nicht <strong>im</strong>mer mitgedacht, einigeMale gab es wohl politische Reibereien mit Vorgesetzten. Am häufigstenwerden diese natürlich von <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> selbst dokumentiert. Füreine ”Das <strong>Reich</strong>”-Reportage über zwangsverpflichtete deutsche Frauenwurde <strong>Noelle</strong> nach eigenen Angaben ein Pressegerichtsprozeß gemacht,der mit ihrer Verwarnung endete 94 . Im November 1942 soll Goebbelspersönlich einen ihrer Artikel beanstandet, aus der Ausgabe entfernt und<strong>Noelle</strong> dafür be<strong>im</strong> ”<strong>Reich</strong>” gekündigt haben. Die Redaktion der ”FrankfurterZeitung” rief sie zu sich 95 , und <strong>Noelle</strong> konnte noch ein Eleanor9192939495In erster Linie ist dies ein Abschnitt aus ”Wer informiert Amerika?”; S<strong>im</strong>pson, S.157; Köhler, Publizisten, S. 26.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, in: Commentary, Januar 1992, S. 14.S. 22 dieser Arbeit.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>: Gegendarstellung, taz, 2.5.1986; analog dazu <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> in:Commentary, S. 11 und <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Über den Fortschritt, S. 41.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>: Über den Fortschritt, S. 41, 42.23


Roosevelt in einem wohl zu guten Licht darstellendes Porträt verfassen,worüber es laut <strong>Noelle</strong> in der Berliner Redaktion der ”Frankfurter Zeitung”ein Gespräch zwischen einem Redakteur und einem für die ”Verfolgungvon Vergehen” zuständigen Ministerialrat gegeben haben soll 96 .Einige Wochen später wurde die ”Frankfurter Zeitung” von Hitler verboten97 .Die nächste Zeit arbeitete <strong>Noelle</strong> nach eigenen Angaben anonym, für ein”Illustriertes Blatt” und danach be<strong>im</strong> ”Frankfurter Anzeiger”. Sie schriebReportagen mit den Titeln ”Unser Kriegskinderwagen hat sich bewährt”,”Klatsch <strong>im</strong> Pazifik” und ”Man müßte Sänftenträger sein, sagt Herr Ho”.Zumindest die letzten beiden Titel lassen Zweifel aufkommen, ob es sichum Reportagen handelte. <strong>Noelle</strong> gibt das Druckdatum nicht an.Nach der Einstellung dieser beiden Blätter landete <strong>Noelle</strong> bei ”Tele”,einem eigentümlichen, in schwedischer Sprache erscheinenden Zeitschriftenprojekt.Es entstand 1944 unter Regie des Auswärtigen Amtsund hatte die Aufgabe, ”der Sowjetunion best<strong>im</strong>mte Friedenspläne zuunterbreiten und das Meinungskl<strong>im</strong>a in Schweden prodeutsch (zu) beeinflussen”,ohne daß die wahre Herausgeberschaft identifiziert werdenkönne, denn ”für den Inhalt zeichneten schwedische Bürger” 98 . WiltrudZiegler verfaßte 1989 eine Dissertation über diese Zeitschrift, aus derenVorwort die letzten beiden Zitate stammen. <strong>Noelle</strong> veröffentlichte bei”Tele” eine dreiteilige Serie über die Geschichte der Pan American Airways99 . Weiterhin erwähnt Zieglers Dissertation, daß viele der bei ”Tele”beschäftigten Journalisten ”laut Schriftleitergesetz für den deutschenJournalismus <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong> nicht mehr tragbar” 100 gewesen seien. Nurschleicht sich der Verdacht auf, daß dies nachzuweisen der eigentlicheSinn der Arbeit sei, denn Anregerin und Betreuerin der Arbeit war Elisabeth<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> selbst.Das verringert die Chancen einer ”Ehrenrettung” <strong>Noelle</strong>s für die letztenKriegsjahre. Abschließend muß auch gesagt werden, daß die Quellenlageeine Bewertung der Tätigkeit <strong>Noelle</strong>s ab Ende 1942 nicht zuläßt. Mit96Ebd., S. 42. <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> fügt als Beweis eine Briefabschrift Fritz Sängers (desbetreffenden Redakteurs) bei.97Ziegler, Wiltrud: Die Phantom-Zeitschrift Tele. Ein Beitrag zur Publizistik derletzten Jahre des <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>s, Dissertation, Altendorf 1989, S. 130, 131. Goebbelswollte demnach die ”Frankfurter Zeitung” wegen des Renommees <strong>im</strong> Ausland nocheine Weile behalten, als Hitler Ende April 1943 einen spontanen Befehl zur Einstellunggab. Deshalb erschien die Zeitung bis zu dem Tage, an dem der für die Zusammenstellungder Pressemappe Hitlers zuständige <strong>Reich</strong>spressechef Otto Dietrich seinenersten Urlaubstag seit Kriegsbeginn nahm. Die Vertretung fügte die ”FrankfurterZeitung” unwissend der Pressemappe bei, worauf Hitler ”einen Wutanfall” bekamund das ”unwiderrufliche Verbot” der Zeitung anordnete. Am 31.8. wurde es vollzogen.98Ebd., Inhaltsübersicht.99Ebd. S. 267. Laut Ziegler befinden sich die Abdrucke in ”Tele”, 2/1945, S. 38ff.;3/1945, S. 38ff.; 4/1945, S. 42ff. Siehe auch <strong>Noelle</strong>, Über den Fortschritt, S. 43.100 Ebd., Inhaltsübersicht.24


einigen Ausnahmen 101 sind die Artikel <strong>Noelle</strong>s aus dieser Zeit nichtauffindbar. Erscheinungsorte und -zeiten sind an keiner Stelle aufgelistet.4. Zur Bewertung nationalsozialistisch geprägter BiographienAls sich die bereits oben erwähnte amerikanische Journalistin MarthaGellhorn 102 <strong>im</strong> April 1945 unter den Deutschen des frisch erobertenRheinlands umsah, stellte sie sarkastisch fest: ”Niemand ist ein Nazi.Niemand ist je einer gewesen...” Bei den ersten Begegnungen mit denBesatzern wollen alle Deutschen einen Juden bei sich versteckt haben,und der Bürgermeister sagt, er sei Kommunist. Gellhorn schreibt weiter:”Ein ganzes Volk, das sich vor der Verantwortung drückt, ist kein erbaulicherAnblick.” 103Ein Essay Richard Matthias Müllers 104 , der diese Eindrücke als Einstiegverwendet, setzt sich intensiv und tiefgründig, aber mit einer messerscharf-konsequenten,für Täter- und Opferseite gleichermaßen unbequemenLogik mit der Charakteristik der deutschen Schuld und deren Bewältigungauseinander.”Der Verdacht, daß es bei jeder Neuaufnahme der Diskussionauf der Täterseite um Schuldverminderung gehe, ist in der Tatberechtigt und sollte als Instrument systematischer deutscherSelbstkorrektur gepflegt werden. Das ändert aber nichts daran,daß Schuldverminderung geboten ist, wenn sie den Tatsachenentspricht - wie Schuldvermehrung <strong>im</strong> entgegengesetztenFall. Keine der beiden Korrekturrichtungen verdient eineÄchtung; auf jeden Fall verdienen sie Gleichbehandlung.Denn natürlich hegt die Täterseite ihrerseits den Verdacht,daß es der Anklage- und Opferseite um Max<strong>im</strong>ierung gehe,daß dort Schuldverminderung als skandalös, Schuldvergrößerunghingegen als verdienstlich gelte. (...) Beide Seiten neigendazu, bei den anderen nicht Wahrheitssuche, sondern Interessenam Werk zu sehen.” 105Da es selten eine Instanz gibt, die, anerkannt von beiden Seiten, in einerDiskussion um Schuldfragen als Vermittler auftreten kann, tendieren101 Im Anhang zu Zieglers Dissertation befindet sich ein Manuskript, das wahrscheinlichden <strong>im</strong> Frühjahr 1943 in der ”Frankfurter Zeitung” abgedruckten Artikel <strong>Noelle</strong>s ü-ber Eleanor Roosevelt darstellen soll, nur ist es leider nicht beschriftet. Zu der Serieüber die Panamerikanische Fluggesellschaft siehe Fußnote 99.102 Siehe S. 22 dieser Arbeit.103 Martha Gellhorn, in: Enzensberger, Hans Magnus (Hg.): Europa in Trümmern,Frankfurt 1990, S. 87-97.104 Müller, Richard Matthias: Normal-Null und die Zukunft der deutschen Vergangenheitsbewältigung,Schernfeld 1994.105 Ebd., S. 43.25


manche Dispute zur Bipolarität: Es gibt Kläger und Angeklagte, die sich,falls sich nach einem ersten Schlagabtausch niemand überzeugen ließ,prinzipiell ähnlich wie Gewerkschaften und Unternehmerverbände beiTarifverhandlungen be<strong>im</strong> Kampf um den ”Schuldkompromiß” mit gegenseitigenMax<strong>im</strong>alforderungen torpedieren. Bleibt eine tiefgründigeAuseinandersetzung mit dem Gegenstand aus, gewinnt diejenige Partei,die am lautesten schreit 106 .Müllers Essay versucht jedoch den Beweis anzutreten, daß auch ”dieWahrheit” <strong>im</strong> Interesse beider Parteien läge und es somit Mechanismengebe, die in einem öffentlich beachteten Disput zur Wahrheitsfindungführten 107 . Eine wichtige Rolle bei der Einschätzung der Schuld spieltdabei nicht das Ausmaß der von einer Schuld herbeigeführten Leiden,sondern vielmehr das Maß der persönlichen Unfreiheit des Täters, daseine Tat weniger oder mehr erzwang. Beide Seiten werden dieses unterschiedlichhoch ansetzen, womit ein neuer Streit entbrennt. Die Biographie<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>s zeigt, daß die zu einer Wahrheitsfindung führendenKräfte nicht <strong>im</strong>mer ausreichen, um selbst eine Einigung auf nurwissenschaftlicher Ebene zu finden. Dies zeigt, daß die <strong>im</strong> Historikerstreitdiskutierte Frage über die Zulässigkeit einer Historisierung desNationalsozialismus auf einer unteren Ebene nicht gestellt werden kann,solange es Interessen gibt, die dieser Historisierung, einem Zugriff vonoben, entgegenstehen.Was dabei näher liegt, ist eine Bearbeitung mit hoher Gegenstandsnähe,die auf die Ausarbeitung einer mit Subjektivität behafteten ”persönlichenWahrheit” hinausläuft. Die biographische Methode hat in der Geschichtsschreibungein wechselvolles Auf und Ab erlebt, das interessanterweisebevorzugt von der DDR-Historiographie diskutiert und reflektiert wurde108 . Während sich westliche Ansätze in dieser Richtung vorrangig aufSozial- und Alltagsgeschichte bezogen, ist in der letzten Zeit stärkereBeachtung der sozialgeschichtlichen Biographie festzustellen, womit fastfreudig ein Zusammengehen von Ost und West konstatiert werden könnte.Hans-Jörg von Berlepsch geht in seinem die ”Wiederentdeckung deswirklichen Menschen” behandelnden Text von einer neu zu bewertendenBiographik aus und erwähnt die kollektive Biographie als lohnende neue106 <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> hat das Prinzip dieses ”publizistischen Armdrückens” verinnerlicht.Dem ”Focus” sagt sie, angesprochen auf die amerikanische Kritik. ”Ziel einersolchen Kampagne ist es, die Identität zu zerstören. So eine Kampagne muß gebrochenwerden. Bricht man sie nicht (...), führt das dazu, daß sie ihr Ziel erreicht.” Danachkündigt sie ein Buch an, das einen Essay ”Öffentliche Meinung in der Diktatur”,einen Neudruck ihrer Dissertation und ein mit ”Anatomie einer Kampagne” betiteltesKapitel enthalten soll (”Focus” Nr. 39/1997, S. 130, 132).107 Müller, S. 44.108 Berlepsch, Hans-Jörg von: Die Wiederentdeckung des ”wirklichen Menschen” in derGeschichte. Neue biographische Literatur, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd.29/1989; Engelberg, Ernst/ Schleier, Hans: Zur Theorie und Geschichte der historischenBiographie, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Bd. 38/1990.26


Methode gegenüber der klassischen Eliteforschung 109 , seine sich anschließendenRezensionen haben jedoch größtenteils Einzelbiographienund biographische Lexika zum Thema.Ernst Engelberg und Hans Schleier gehen dagegen weit in die Geschichteder biographischen Methode zurück, um daran anschließend neue Methodenzu bewerten. Demnach räumt bereits Droysen in der ”Historik”ausschließlich zweitrangigen Charakteren den Anspruch auf eine historischeBiographie ein, worauf trotzdem eine ”kritiklose, obrigkeitsstaatlicheHeldenverehrung” 110 des ”vornehmsten Gegenstandes biographischerBetrachtung” 111 , des Otto von Bismarck, einsetzte.Eine von der Schule der ”Annales” ausgehende, die Biographik in denHintergrund drängende sozialgeschichtliche Ausrichtung soll erst inletzter Zeit revidiert worden sein, worauf sich neue Formen der biographischenDarstellung entwickelten. Aus der von den Autoren angegebenenAufzählung scheinen mir dabei neben der traditionellen wissenschaftlich-kritischenBiographie die Kollektivbiographien, Oral Historyund psychoanalytisch motivierte Biographie die wichtigsten zu sein 112 .Bei der Erwähnung versäumen es die Autoren nicht, auf die Grenzendieser Arbeitsformen hinzuweisen. N<strong>im</strong>mt man die zu einer in begrenztemUmfang allgemeingültigen ”wissenschaftlichen Milieustudie” führendenKollektivbiographien aus der Betrachtung heraus, kann sich dieTiefe einer Biographie meist nur aus der subjektiven Kompensationvorhandener Ungenauigkeiten ergeben. Diese Flucht ins Detail kann zuargumentatorischen Kleinkriegen führen, die sich schnell um eine nunnicht mehr historische, sondern moralische Bewertung der Figur drehen.In einer Situation, in der jedes Argument eindeutig be- oder entlastendenCharakter hat und deshalb von zwei klar getrennten Diskussionsparteienentweder hervorgehoben oder relativiert wird, scheint es sinnvoll, biographischeBetrachtungen nicht nur auf das Ziel einer Bewertung der Personauszurichten. Doch auch der Versuch der Dokumentation anstelle einerArgumentation wird nicht in Objektivität münden, da durch das Weglassenoder Betonen best<strong>im</strong>mter Ereignisse und Umstände, deren Bedeutungshorizontschlecht quantifizierbar ist, Voreingenommenheit einfließt.5. FazitWährend die juristische Aufarbeitung nationalsozialistischer Vergangenheit<strong>im</strong>mer noch nicht zu Ende kam, befindet sich die historische sogarerst am Anfang. Immer wieder entfachen sich an Einzelpersonen festgemachteDispute, wobei an biographische Methoden regelmäßig zu hoheErwartungen gestellt werden.109 Berlepsch, S. 491.110 Engelberg/ Schleier, S. 200.111 Ebd., S. 199.112 Ebd., S. 207.27


Der hier unternommene Versuch, einzelne Lebensabschnitte der jungen<strong>Noelle</strong> tiefgründiger zu charakterisieren, ist wohl nicht <strong>im</strong>mer gelungen,was in dem für biographische Forschungen typischen Defizit aussagekräftigerQuellen begründet liegt. Trotzdem lassen die Betrachtungenzum Umfeld der Tätigkeit <strong>Noelle</strong>s Schlußfolgerungen zu.<strong>Noelle</strong>s frühe und steile Karriere wurde erst durch ein äußerst hohes Maßan Beteiligung <strong>im</strong> System nationalsozialistischer Propaganda möglich.Dieser Zusammenhang war <strong>Noelle</strong> damals durchaus bewußt. Die konsequenteEntscheidung <strong>Noelle</strong>s für eine Karriere ohne Rücksicht auf ideologischePervertierung ihres Inhalts best<strong>im</strong>mte einen langen Abschnittihres Lebens. Dabei ist nicht auszuschließen, daß sie Teile ihrer nationalsozialistischenZugeständnisse <strong>im</strong> Augenblick der größten Systemnähe,bei der Redaktionsarbeit in der Wochenzeitung ”Das <strong>Reich</strong>”, wiederrevidierte. Vor dem Hintergrund des frühen Ausscheidens aus dieserRedaktion kann der Vorwurf, sie wäre aus Überzeugung eine treibendeKraft in der nationalsozialistischen Agitation gewesen, nicht abgewiesen,aber relativiert werden. Gemäß der hohen Bereitschaft Konservativer zurKollaboration unternahm die einem derart eingestellten Elternhaus entspringende<strong>Noelle</strong> eine Reise in nationalsozialistische Strukturen, kehrtejedoch bald wieder in das ursprüngliche Umfeld zurück, ohne seineVertreter zwischenzeitlich verlassen haben zu müssen.Nach 1945 brachte das ihr und anderen massive Vorwürfe ein, jedochwird die publizistische Behandlung des ”Falles <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>” nichtganz den Tatsachen gerecht. Die große Diskrepanz zwischen der Schärfeder Angriffe und den Behauptungen der Verteidigung sind ein Indizdafür. Das von einigen Kritikern wütend und zusammenhanglos betriebeneDahinwerfen von Zitaten steht in eigentümlicher Korrespondenz mitteilweise jeder Grundlage entbehrenden Aussagen <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>s, dieden Eindruck erwecken, sie in die Widerstandsbewegung gegen denNationalsozialismus einreihen zu wollen 113 .Berücksichtigt man eine Trennung der Vorwürfe zur Rolle während desNationalsozialismus einerseits und zum Verständnis von Demokratie undGesellschaft andererseits, ergeben sich vielversprechende Perspektivenfür eine weitere, tiefgründigere Diskussion der Streitpunkte. Die Tätigkeit<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>s und des Allensbach-Instituts <strong>im</strong> politischen System derBundesrepublik könnte für politikwissenschaftliche Forschungen dernächsten Zeit ein interessanter Gegenstand sein.113 ”I had been identified as anti-Nazi.” (Commentary, Januar 1992, S. 11), ”the threatof being put in a concentration camp always hanging over my head” (ebd., S. 14).28


BibliographieHinweis: Aufgrund von Schwierigkeiten, die bei dieser Arbeit zu berücksichtigende Literatur inQuellen und Sekundärliteratur zu unterscheiden, wird hier 1945 als Grenze für den Zeitpunktder Publikation gewählt. Weiterhin wird nach Eigenpublikationen <strong>Noelle</strong>s und anderenPublikationen unterschieden. Zu Abschnitt ”4. Zur Bewertung nationalsozialistisch geprägterBiographien” gehörige Literatur wird ebenfalls gesondert aufgeführt.1. Publikationen vor 19451.1. Elisabeth <strong>Noelle</strong><strong>Noelle</strong>, Elisabeth: ”College girls” in Amerika, in: Deutsche Allgemeine Zeitung, 16.4.1939.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Als Vortrupp in Deutschland, in: Das <strong>Reich</strong>, 28.10.1940, S. 10.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Amerikanische Massenbefragungen über Politik und Presse, Dissertation,L<strong>im</strong>burg 1940.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Amerikanischer Sonntag, in: Das <strong>Reich</strong>, 21.7.1940, S. 27.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Das Lächeln nach draußen. Zur Psychologie der englischen Propaganda, in:Das <strong>Reich</strong>, 28.9.1941, S. 13.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Das Politische Plakat, in: Deutsche Allgemeine Zeitung, 8.9.1940.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Die Straße der Studenten, in: Das <strong>Reich</strong>, 23.3.1941, S. 19.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Frau B. kommt nach Hause, in: Das <strong>Reich</strong>, 22.12.1940.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Im Hotel ”Märkischer Adler”, in: Das <strong>Reich</strong>, 9.3.1941, S. 10.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Polizeistunde 23 Uhr, in: Das <strong>Reich</strong>, 28.9.1940.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Rüstungsarbeiterinnen, in: Deutsche Allgemeine Zeitung, 4.8.1939.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Spinnen <strong>im</strong> Goldenen Netz, in: Das <strong>Reich</strong>, 8.3.1942, S. 6.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Strohwahlen in USA, ”Amerika spricht” - Die Rolle des Instituts für öffentlicheMeinung, in: Deutsche Allgemeine Zeitung, 13.10.1940.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Two Foreign Visitors Write of Nazi Rule. A Nazi Version, in: The ColumbiaMissourian, 24.11.1937.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Wer informiert Amerika?, in: Das <strong>Reich</strong>, 8.6.1941, S. 6,7.1.2. AndereBurmeister, Wilhelm: Der deutsche Geist in der Welt der Gegenwart. Rede an die deutschenAustauschstudenten, in: Hochschule und Ausland, Zeitschrift des Deutschen AkademischenAustauschdiensts, hg. von Wilhelm Burmeister und Dr. Herbert Scurla, 15/1937, Nr. 1.Duggan, Stephen: Student Propaganda, in: The New York T<strong>im</strong>es, 4.5.1936, Letters to the Editor,S. 18.Geist der Zeit, siehe: Hochschule und Ausland.Hochschule und Ausland, Monatsschrift für deutsche Kultur und zwischenvölkische geistigeZusammenarbeit. Organ des Deutschen Akademischen Austauschdiensts e.V., hg. von WilhelmBurmeister und Dr. Herbert Scurla (ab April 1937 u.d.T. Geist der Zeit), Berlin1/1922 - 22/1944.Nationalsozialistische Bibliographie, 4. Beiheft. Hochschulschrifttum. Verzeichnis von Dissertationenund Habilitationsschriften, ausgewählt von der Parteiamtlichen Prüfungskommissionzum Schutze des NS-Schrifttums, Berlin 1942.Nationalsozialistische Bibliographie. Monatshefte der Parteiamtlichen Prüfungskommission zumSchutze des NS-Schrifttums, 5/1940 - 8/1943.Nazi Students Drill on Converting World. Those Who Go Soon to Foreign Colleges Are Trainedfor Propaganda Abroad, in: The New York T<strong>im</strong>es, 27.8.1937, S. 4.Nazis to Multiply Students Abroad. Special Training is Given for Spreading Pro-Hitler Views inForeign Universities, in: The New York T<strong>im</strong>es, 25.4.1936, S. 9.Organisationsbuch der NSDAP, Hg.: Der <strong>Reich</strong>sorganisationsleiter der NSDAP, München 1938.Promotionsakten Elisabeth Nölle, Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin, Phil. Fak. 915(neue Zählung), 708 (alte Zählung), Promotionen M-W, angelegt 17.9.1940.29


2. Publikationen nach 19452.1. Elisabeth <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> (ausgewählt)Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1965-1967, hg. von Elisabeth <strong>Noelle</strong> und Erich Peter <strong>Neumann</strong>,Institut für Demoskopie Allensbach 1967.<strong>Neumann</strong>, Peter/ <strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Antworten, Allensbach 1954.<strong>Noelle</strong>, Elisabeth: Die Politiker und die Demoskopie. Vortrag, gehalten am 26. Oktober 1967 vorMitgliedern des Industrie-Clubs und der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf, Allensbach1968.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Elisabeth: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung - unsere soziale Haut,München 1980.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Elisabeth: Gegendarstellung, siehe: die tageszeitung, 2.5.1986.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Elisabeth: To the Editor of Commentary, in: Commentary, Januar 1992.<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, Elisabeth: Über den Fortschritt der Publizistikwissenschaft durch Anwendungempirischer Forschungsmethoden. Eine autobiographische Aufzeichnung, in: Kutsch, Arnulf/Pöttker, Horst: Kommunikationswissenschaft - autobiographisch. Zur Entwicklungeiner Wissenschaft in Deutschland, Opladen 1997.2.2. Wissenschaftliche Publikationen anderer AutorenAmerican Association for Public Opinion Research: AAPOR-Net, The ‘Journal of CommunicationDispute”, überliefert via http://dietramscheufele.com/aapor.html (Zugriff am 2.5.2013).Benedikt, Klaus-Ulrich: Emil Dovifat. Ein katholischer Hochschullehrer und Publizist, Mainz1986.Boberach, Heinz (Hg.): Meldungen aus dem <strong>Reich</strong> 1938-1945. Die gehe<strong>im</strong>en Lageberichte desSicherheitsdienstes der SS, Herrsching 1984.Bogart, Leo: The Pollster and the Nazis, in: Commentary, August 1991.Die Gegenwart (Sonderheft), Ein Jahrhundert Frankfurter Zeitung, Frankfurt/Main, 29.10.1956.Facs<strong>im</strong>ile-Querschnitt durch Das <strong>Reich</strong>, München 1964.Fischer, Heinz-Dietrich: Handbuch der politischen Presse in Deutschland 1480-1980, Düsseldorf1981.Frei, Norbert/ Schmitz, Johannes: Journalismus <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>, München 1989.Fröhlich, Elke (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil II, Diktate 1941-1945, München1996.Gellhorn, Martha: Das Gesicht des Krieges. Reportagen 1937-1987, München 1998.Gillessen, Günther: Auf verlorenem Posten. Die Frankfurter Zeitung <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>, Berlin1987.Heuss, Theodor: Erinnerungen, in: Die Gegenwart (Sonderheft), Ein Jahrhundert FrankfurterZeitung, Frankfurt/Main, 29.10.1956.Kapitza, Arne: Zwischen Anpassung und Opposition. Die ”Frankfurter Zeitung” und die nationalsozialistischeMachtergreifung, in: Jahrbuch zur Liberalismusforschung, 5/1993.Köhler, Otto: Unhe<strong>im</strong>liche Publizisten. Die verdrängte Vergangenheit der Medienmacher,München 1995.Köhler, Otto: Wir Schreibmaschinentäter. Journalisten unter Hitler - und danach, Köln 1989.Köpf, Peter: Schreiben nach jeder Richtung. Goebbels-Propagandisten in der deutschen Nachkriegspresse,Berlin 1995.Koszyk, Kurt: Deutsche Presse 1914-1945, Geschichte der deutschen Presse, Teil III, Berlin1972.Laitenberger, Volkhard: Akademischer Austausch und auswärtige Kulturpolitik. Der DeutscheAkademische Austauschdienst (DAAD) 1923-1945, Göttingen 1976.Martens, Erika: Zum Beispiel ”Das <strong>Reich</strong>”, Dissertation, Köln 1972.Möding, Nori, ”Ich muß irgendwo engagiert sein - fragen Sie mich bloß nicht, warum.” Überlegungenzu Sozialisationserfahrungen von Mädchen in NS-Organisationen, in: Niethammer,Lutz/ von Plato, Alexander: ”Wir kriegen jetzt andere Zeiten”. Auf der Suche nach der Erfahrungdes Volkes in nachfaschistischen Ländern, Lebensgeschichte und Sozialkultur <strong>im</strong>Ruhrgebiet 1930 bis 1960, Band 3, Berlin/Bonn 1985.Norden, Albert: Goebbels’ Journalisten in Bonner Diensten. Eine Dokumentation, Berlin 1962.Petersen, Jürgen: Journalist <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>, in: Frankfurter Hefte, 36/1981, Nr. 3, 4.Scherer, Helmut: Massenmedien, Meinungskl<strong>im</strong>a und Einstellung. Eine Untersuchung zurTheorie der Schweigespirale, Opladen 1990.30


Schieder, Wolfgang/ Dipper, Christof: Propaganda, in: Geschichtliche Grundbegriffe. HistorischesLexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 5, Stuttgart 1984.Schulz, Gisela: Die Entstehung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und seineEntwicklung bis 1945, in: Der Deutsche Akademische Austauschdienst 1925 bis 1975(DAAD-Forum, Bd. 7), Bonn-Bad Godesberg 1975.S<strong>im</strong>pson, Christopher: Elisabeth <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>’s ”Spiral of Silence” and the historical Contextof Communication Theory, in: Journal of Communication, Sommer 1996.Smith, Arthur: Life in wart<strong>im</strong>e Germany: Colonel Ohlendorf’s opinion service, in: Public OpinionQuarterly, 16/1972Sowade, Hanno: Otto Ohlendorf - Nonkonformist, SS-Führer und Wirtschaftsfunktionär, in:Smelser, Ronald /Zitelmann, Rainer (Hg.): Die braune Elite. 22 biographische Skizzen,Darmstadt 1989.Unger, Aryeh: The public opinion reports of the Nazi party, in: Public opinion quarterly, 29/1965.Verschiedene: The <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> case (letters to the editor), in: Commentary, April 1992.Wilke, Jürgen (Hg.): Öffentliche Meinung. Theorie, Methoden, Befunde, Beiträge zu Ehren vonElisabeth <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>, München 1992.Wulf, Joseph: Presse und Funk <strong>im</strong> <strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>. Eine Dokumentation, Gütersloh 1964.Ziegler, Wiltrud: Die Phantom-Zeitschrift Tele. Ein Beitrag zur Publizistik der letzten Jahre des<strong>Dritten</strong> <strong>Reich</strong>s, Dissertation, Altendorf 1989.2.3. ”Tertiärliteratur”: Publikationen in Tages- und Wochenzeitungen(unvollständig)Focus 39/1997, 22.9.1997: ”Meine Gegner treibt der Neid”. Die Meinungsforscherin Elisabeth<strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong> warnt vor Konflikten durch multikulturelle Vielfalt und wehrt US-Vorwürfe ab, Interview mit Heiner Emde, S. 130, 132.Frankfurter Rundschau, 6.11.1986, Rolf Dietrich Schwartz: ”Allensbacher überraschen Arbeitslose”.The New York T<strong>im</strong>es, 28.11.1991: ”Chicago professor linked to anti-Semitic past”, S. B-16.Römer, Monika: Eine deutsche Karriere, in: Sendeschluß - Zeitschrift für Publizistik, Medien undKultur am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der FU Berlin, 1/97.Der Spiegel, Nr. 10, 5.3.1990, S. 19.Der Tagesspiegel, 19.12.1996, Barbara Held: ”Der Mensch ist furchtsam und vorsichtig”.die tageszeitung, 12.4.1986: ”Problem der ‘Stern’-Studie sind die Fragen”; ebenso 2.5.1986,Elisabeth <strong>Noelle</strong>-<strong>Neumann</strong>: Gegendarstellung; 28.3.1996, Walter Jakobs: ”Meinungsforscherals Meinungsmacher” und 24.2.1998, Andrea Goldberg: ”Sie kam, sah und beschrieb.Die Kriegsberichterstatterin Martha Gellhorn”.Die Zeit, 16.9.1994, Christoph Bertram: ”Gut oder böse”; auch 15.1.1988; 12.1.1990.3. Zum Teil 4.: Bewertung nationalsozialistisch geprägter BiographienBerlepsch, Hans-Jörg von: Die Wiederentdeckung des ”wirklichen Menschen” in der Geschichte.Neue biographische Literatur, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. 29/1989.Broszat, Martin/ Graml: Nach Hitler. Oldenburg 1987.Engelberg, Ernst/ Schleier, Hans: Zur Theorie und Geschichte der historischen Biographie, in:Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Bd. 38/1990.Enzensberger, Hans Magnus (Hg.): Europa in Trümmern, Frankfurt 1990.Gestrich, Andreas (Hg.): Biographie - sozialgeschichtlich, Göttingen 1988.Giordano, Ralph: Die Zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein, Hamburg 1987.Gradmann, Christoph: Geschichte, Fiktion und Erfahrung - kritische Anmerkungen zur neuerlichenAktualität der historischen Biographie, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichteder deutschen Literatur, Bd. 17/1992.Kißener, Michael/ Scholtyseck, Joach<strong>im</strong> (Hg.): Die Führer der Provinz. NS-Biographien ausBaden und Württemberg, Konstanz 1997.Müller, Richard Matthias: Normal-Null und die Zukunft der deutschen Vergangenheitsbewältigung,Schernfeld 1994.31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!